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Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
WS 2010/11
f(k)
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y,s.y
s.f(k)
(n+)k
s.y*
c*
k*
y*9. Außenbeitrag und Kapitalimporte
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Pflichtlektüre:
Frenkel, M. und K.D. John (2006), Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, 6. Aufl. S. 27-29, 45-49, 53-54, 56.
McDowell, M. et al. (2006), Principles of Economics, S. 729-730.
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• Eine geschlossene Volkswirtschaft ist dadurch gekennzeichnet, dass sie keine Interaktion mit anderen Volkswirtschaften aufweist.
• Dies beinhaltet insbesondere das Fehlen von Exporten und Importen.
• Das beinhaltet das Fehlen von Einkommensströmen (Faktorströmen) über Landesgrenzen hinweg.
• Auch fehlen Kapitalströme mit dem Ausland.
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• Für viele makroökonomische Fragestellungen wird vereinfachend die Interaktion mit dem Ausland vernachlässigt.
• Empirische Beispiele für geschlossene Volkswirtschaften sind dagegen seltener.
• Nordkorea ist ein Beispiel einer geschlossenen Volkswirtschaft.
• Daneben ist aber insbesondere die globale Wirtschaft selbst als geschlossene Volkswirtschaft zu verstehen.
• Für alle anderen Fälle sind die vielfältigen Ströme von Leistungen und Zahlungen mit dem Ausland zu berücksichtigen.
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Die Bedeutung des Außenhandels für die USA
USA, Handels- und Dienstleistungsbilanz
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2000
2002
2004
2006
Pro
zen
t d
es B
IP
Importe
Exporte
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• Die Bedeutung der außenwirtschaftlichen Öffnung hat in den letzten fünf Jahrzehnten deutlich zugenommen.
• Weltweit steigt der Handel stärker als die Produktion.
• Dies ist ein Indikator einer zunehmenden „Globalisierung“ der Weltwirtschaft.
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2001
2003
2005
Exporte (%vom BIP),Deutschland,WDI
Importe (%vom BIP),Deutschland,WDI
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• Die Exporte setzen sich zusammen aus den Exporten von Gütern und Diensten (X‘) und den Exporten von Faktorleistungen (FAI).
• Faktorleistungen werden exportiert, wenn ein Inländer ein Einkommen im Ausland erzielt, z.B. indem er als Grenzgänger im Ausland arbeitet oder Zins- oder Mieteinnahmen im Ausland erzielt.
• Die Importe setzen sich zusammen aus den Importen von Gütern und Diensten (J‘) und den Importen von Faktorleistungen (FIA).
• Inländische Produktionsbetriebe importieren solche Faktorleistungen, indem sie im Ausland wohnende Arbeitskräfte oder Zinsen für ausländisches Kapital bezahlen.
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• Die jährlichen Überschüsse und/oder Defizite, X‘-J‘, werden in der Handels- und Dienstleistungsbilanz eines Landes erfasst.
• Dieser Wert wird auch als „Außenbeitrag“ bezeichnet.
• Werden noch Faktorexporte und –importe berücksichtigt, so resultieren die gesamten Netto-Exporte (X-J=X‘+ FAI -J‘- FIA), die auch als Leistungsbilanzsaldo bezeichnet werden.
• Falls X>J, erwirtschaftet ein Land einen Überschuss und baut dadurch Nettoforderungen gegenüber dem Ausland auf.
• Sind die Importe hingegen größer als die Exporte, so akkumuliert ein Land Schulden oder verliert Vermögensobjekte an das Ausland.
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• Der Außenbeitrag bzw. die Leistungsbilanz werden von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst:
- Den Konsumpräferenzen bezüglich inländischer und ausländischer Produkte.
- Den Preisen der inländischen und ausländischen Produktion.
- Dem Wechselkurs, also dem Preis der ausländischen Währung in Einheiten der inländischen Währung.
- Dem Einkommen von Inländern und Ausländern.
- Transportkosten.
- Handelspolitik und Handelsbeschränkungen.
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• Kapitalexporte kennzeichnen den von Inländern getätigten Kauf ausländischer Vermögensobjekte (z.B. Aktien, Anleihen oder Bauten) oder die Vergabe von Krediten an das Ausland.
• Kapitalimporte entsprechen dem Verkauf inländischer Vermögensobjekte an Ausländer oder der Aufnahme von Krediten aus dem Ausland.
• Nettokapitalexporte sind Kapitalexporte abzüglich der Kapitalimporte. Sie entsprechen dem Saldo der Kapitalbilanz.
• So erhöht ein Kauf von US-Anleihen durch einen EU-Inländer die Nettokapitalexporte der EU.
• Kaufen Japaner Aktien in Deutschland, so verringern sich die Nettokapitalexporte der EU.
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• Nettokapitalexporte werden von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst:
- Den Realzinsen, welche für ausländische Vermögensobjekte bezahlt werden.
- Den Realzinsen, welche für inländische Vermögensobjekte bezahlt werden.
- Der erwarteten Entwicklung des Wechselkurses.
- Den wahrgenommenen ökonomischen und politischen Risiken einer Anlage von Vermögen im Ausland.
- Den politischen Rahmenbedingungen, welche einen Transfer von Vermögen ins Ausland ermöglichen oder behindern.
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• Die Nettoexporte und der Saldo der Kapitalbilanz stehen in einem engen Verhältnis zueinander.
• Beide Bilanzen sind ein Teil der „Zahlungsbilanz“ eines Landes, also einer Zusammenstellung aller Transaktionen mit dem Ausland.
• Ein Land verliert dadurch Vermögen oder akkumuliert Schulden, dass die Importe an Gütern, Diensten und Faktoren größer sind als die Exporte.
• Im Gegenzug müssen in gleichem Ausmaß Nettokapitalimporte vorhanden sein.
• Diese spezifizieren, in welcher Form Kapital in das Land fließt, als Kredit oder durch den Verkauf von Vermögensobjekten.
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• Es gilt also, dass die Nettoexporte von Gütern, Diensten und Faktoren (X-J) den Nettokapitalexporten (NKE) entsprechen müssen:
X-J =NKE.
• Einem Verkauf von Gütern und Diensten an die USA (X-J>0) steht zunächst die Entgegennahme von US-$ gegenüber, also einem Vermögensobjekt (NKE).
• Dieses Vermögensobjekt kann getauscht werden gegen andere Vermögensobjekte, oder aber es kann für den Import von Gütern aus den USA verwendet werden.
• In jedem Fall behält die obige Gleichung ihre Gültigkeit.
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• Transaktionen mit dem Ausland sind in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zu berücksichtigen.
• Dort werden folgende Wirtschaftssubjekte als „Inländer“ bezeichnet:
- natürliche Personen mit ständigem (mindestens ein Jahr) Wohnsitz im Inland und
- alle anderen Wirtschaftssubjekte einschließlich rechtlich unselbständiger Produktionsstätten und Zweigniederlassungen, soweit der Schwerpunkt ihrer wirtschaftlichen Aktivität im Inland liegt.
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Inlands-konzeptInländer-
konzept
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• Daneben können Transferzahlungen stattfinden, also Übertragungen ohne entgeltliche Gegenleistung wie z.B. Entwicklungshilfe, Wiedergutmachungsleistungen, Beiträge an internationale Organisationen (Tr).
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Flussdiagramm für die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung mit Ausland
Einkommens-konto
Auslandskonto(aus Sicht des
Inlands)
Vermögens-änderungskonto
Produktions--konto
S 110
FI945
C700
Ti-Z100
Ib 250
D 160
X ́ 350J´300
FIA20
Tr (netto)
IA
20
FAI10
KE (netto) 20
G225
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• Aus der Graphik lässt sich das Nettoinlandsprodukt (NIP) zu Marktpreisen herleiten:
YnM=C+G+In +X– J=1065
• Durch Zusammenfassung ergibt sich gemäß Produktionskonto:
FI+FIA+(Ti – Z) = C+G+In+X– J.
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Deutschland 2008
Staatskonsum
Investitionen
KonsumExporte minus
Importe
18%19%
57 % 6 %
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USA 2008
Staatskonsum
Investitionen
Konsum
Exporte minus Importe
17%18%
70 % -5 %
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Staatskonsum
Investitionen
KonsumExporte minus
Importe
USA 2008China 2008
14%42%
36 % 8 %
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• Werden auf beiden Seiten der oben formulierten Gleichung die netto aus dem Ausland zugeflossenen Primäreinkommen hinzugezählt (FAI-FIA=-13 Mrd €), dann
erhält man:
FI+FAI+(Ti–Z) = C+G+In+(X’+FAI) – (J’+FIA).
Volkseinkommen
Nettonationaleinkommen zu Marktpreisen (NNP)
X J
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• Das durch Umformung aus dem gesamtwirtschaftlichen Produktionskonto hergeleitete Nettonationaleinkommen zu Marktpreisen lässt sich auch aus dem gesamtwirtschaftlichen Einkommenskonto ermitteln. Eine Erfassung aller eingehenden und ausgehenden Buchungen erbringt:
FI+FAI+(Ti – Z)=C +G+ S + TrIA=1055
Es folgt:
C + G + In + (X – J) = C + G + S + TrIA
S=In + (X – J – TrIA).
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• Auf der rechten Seite steht in Klammern der Leistungsbilanzsaldo. Dieser entspricht den Kapitalexporten.
• Die Gleichung bringt zum Ausdruck, dass die heimische Ersparnis entweder in heimische Investitionen fließt oder in Kapitalexporte.
• Ein positiver Leistungsbilanzsaldo setzt voraus, dass im Inland mehr gespart als investiert wird.
• Eine Verbesserung der Leistungsbilanz ist nur möglich, wenn die Ersparnis ansteigt oder die Investitionen sinken.
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• Die Ersparnis kann somit für inländische Investitionen verwendet oder im Ausland angelegt werden.
• Ein hohes Leistungsbilanzdefizit (X-J-TrIA=NKE<0) impliziert dabei, dass das Ausland für das Inland spart.
• Dies könnte Symptom eines Problems sein: Ein Land spart nicht hinreichend, um für die Zukunft gewappnet zu sein.
• Als Reaktion auf eine niedrige Sparquote ist es aber eventuell besser, mit hohen Kapitalimporten Investitionen durchzuführen als sinkende Investitionen in Kauf zu nehmen.
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• Ersparnis und Investitionen lassen sich in einen privaten und einen staatlichen Anteil zerlegen:
Spr+ Sst – Inpr
– Inst = (X – J – TrIA).
• Da gilt Sst – Inst = – BD,
folgt Spr – Inpr – BD = (X – J – TrIA) = NKE.
• Dies illustriert das, was als twin-deficit bezeichnet wird: Ein erhöhtes Budgetdefizit geht bei konstantem Verhalten inländischer Haushalte und Investoren mit Kapitalimporten einher, also einem Saldo in der Leistungsbilanz.
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• Durch die Berücksichtigung des Auslands verändern sich auch die anderen Konten der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung.
• Alle drei Konten lassen sich nun vollständig darstellen.
Gesamtwirtschaftliches Produktionskonto, Deutschland 2008
Verwendung
Aufkommen
Importe, J‘
1033
Abschreibungen
364
Indir. Steuern ./. Subventionen
286
Faktorentlohnung An Inländer
1634
An Ausländer
207
Privater Konsum
1404
Staatskonsum
453
(Brutto-) Investitionen477
Exporte, X‘
1190
Quelle: Stat. Bundesamt und Bundesbank, Januar 2009, Angaben in Mrd. €, gerundet.
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• Die Faktorentlohnung im Produktionskonto unterscheidet sich nun von der im Einkommenskonto aufgrund internationaler Faktorströme.
Gesamtwirtschaftliches Einkommenskonto, Deutschland 2008Verwendung Aufkommen
Nettotransferzahlungen an das Ausland 30Privater Konsum
1404
Staatskonsum
453
Ersparnis
281
Faktorentlohnung aus dem Inland
1634
Faktorentlohnung aus dem Ausland
248
Indir. Steuern ./. Subventionen 286
Quelle: Stat. Bundesamt und Bundesbank, Januar 2009, Angaben in Mrd. €, gerundet.
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• Das Vermögensänderungskonto weist einen Finanzierungsüberschuss aus, also Kapitalexporte.
Gesamtwirtschaftliches Vermögensänderungskonto,
Deutschland 2008Verwendung Aufkommen
(Brutto-) Investitionen477
Finanzierungsüberschuss168
Ersparnis
281
Abschreibungen
364
Quelle: Stat. Bundesamt und Bundesbank, Januar 2009, Angaben in Mrd. €, gerundet.