88 Jahre Firma Zerlaut – Bad Heizung Spenglerei -in Dritter Generation: „Vom Leibwärmer zum Solarspeicher“ Im Jahr 1924 erfolgte – wohl eher schleichend – die Gründung des Betriebs durch den Urgroßvater des heutigen Inhabers. Über die Jahrzehnte hinweg entwickelt sich aus den Auftragstätigkeiten, die für Adolf Zerlaut in der Anfangszeit eher ein Notnagel waren, ein innovativer Betrieb, der sich mit 14 Mitarbeitern im Zukunftsmarkt der regenerativen Energien einen Namen gemacht hat.
Adolf Zerlaut (1896-1953)– Kupferschmiedmeister und Flaschner (1. Generation)
Adolf Zerlaut wurde am 17.10.1896 als Bauernsohn in Kluftern als zweitältestes von fünf Kindern
geboren. Er ging nach der Schule zur Kupferschmiede König in Friedrichshafen in die Lehre. Er wollte
wohl die Luft der großen, weiten Welt schnuppern – so wurde er in Kiel 19jährig für den Kriegsdienst
im I. Weltkrieg gemustert. Warum ihm die Schützengräben erspart blieben, ist nicht bekannt.
Überliefert ist, dass er nach 1915 im Schiffsbau bei einer größeren Werft in Kiel arbeitete.
Aus dem Jahr 1924 gibt es ein Dokument einer
Grundstücksvererbung, die seine Rückkehr an den Bodensee belegen. Eventuell hängt dies mit dem Tod des
Vaters, Josef Zerlaut, und dem damit verbundenen Erbe
zusammen. Vielleicht wurde hier schon der Grundstein für
den späteren Grundstückskauf an der Ecke Bahnhofs-
Markdorferstraße gemeinsam mit seinem Bruder
Fritzgelegt. Gemäß einer Postkarte von 1924 „machte
Adolf Zerlaut mit“ als Mitarbeiter der Luftschiffbau
Zeppelin G.m.b.H. beim Bau des ZR III (LZ 126), der als
Reparationszahlung an die USA abgegeben wurde. Dieses Luftschiff machte unversichert im Jahre 1924 die erste
Atlantik-Überquerung eines Zeppelin-Luftschiffes. Dieses
riskante Geschäft rettete damals die Zeppelinwerke – und
machte die Mitarbeiter nicht zu Unrecht stolz.
Ab 1924 führte Adolf Zerlaut auch bereits als
Kupferschmied zuerst gemeinsam mit einem Mann
namens Walser selbständige Aufträge aus.
Parallel arbeitete er immer wieder bei verschiedenen
Betrieben. Von 22.02.1926 bis 14.08.1926 hatte die
Maybach-Moterenbau G.m.b.H. für ihn 53,30 Reichsmark Reichseinkommenssteuer an das Finanzamt Tettnang
überwiesen. Für die erste Dezemberwoche 1926 lieg eine
Lohntüte der Dornier-Metallbauten G.m.b.H. vor. Vom
09.12.-09.01.1927 ist auf der Karte der Vereinigte
Zeppelin-Krankenkassen eine Krankheit bescheinigt.
Ein ab September 1924 anfänglich penibel geführtes
Einnahmen- und Ausgabenbuch belegt die „schleichende“
Firmengründung. Diese selbständigen Arbeiten umfassten eine sehr breite Palette: häufige
Lötreparaturen von Schiffen aus Küchenherden, Vertrieb von Haushaltsgeräten vom Gurkenhobel
über Nachttöpfe bis hin zum Leibwärmer, landwirtschaftliches Zubehör wie Sensen, Jaucheschöpfer und Melkeimer, Reparatur von Autokühlern, Anbringen von Dachrinnen, Einbau von Schüttsteinen,
Adolf Zerlaut 1916 bei der Musterung in Kiel
Badöfen und Rohrleitungen aller Art. Dieses Heft enthält außerdem eine Liste der damals
vorhandenen Betriebsausstattung.
Die Buchführung war offenbar nicht den heutigen strengen Regeln unterworfen und die Stärken von
Adolf Zerlaut lagen wohl auch eher im Handwerklichen. Jedenfalls verschwimmt in dem Büchlein die
zeitliche Zuordnung der Positionen immer mehr. Es tauchen im Verlauf Zwischenkalkulationen zu
einzelnen Aufträgen auf, um sich gegen Ende in ein Skizzen- und Notizbuch mit Bestelllisten zu
verwandeln.
Ein wichtiger Auftrag war 1926 die Sanierung des Kirchturmdaches in Kluftern (siehe hierzu extra
Kasten). 1927 mussten an die Berufsgenossenschaft Beiträge für 2000 Reichsmark umlagepflichtigen Lohn bezahlt werden – der Schritt in die Selbständigkeit wurde also in dieser Zeit endgültig vollzogen.
Als Mitglied der Feuerwehr und aktiver Sänger sowie
Gründungsmitglied des Gesangvereins Kluftern nahm der
offenbar recht lebenslustige Adolf rege am Dorfleben teil.
Für damalige Verhältnisse recht spät entschloss sich Adolf
Zerlaut im Alter von 36 Jahren zur Familiengründung und
heiratete am 20.03.1933 Sofia Lohr aus Oberraderach, die
damals bereits einen 13 jährigen Sohn, Eugen, hatte.
Zwei Jahre nach der Heirat kam Konrad, nach seinem Onkel
und Paten Konrad getauft, auf die Welt. Die Familie lebte damals in einem kleinen Bauernhaus (Hof Büchele), das
gegenüber der Einmündung des Traubenwegs in die
Hauptstraße stand. Im selben Jahr erfolgte vermutlich
bereits der Werkstattbau gegenüber an der Abzweigung
Markdorfer Straße in die Bahnhofstraße. Davor war die
Werkstatt im elterlichen Hof in der Markdorfer Straße
gegenüber dem heutigen Lebensmittelgeschäft
(Bossenmeier/Barbknecht) untergebracht.
In der Zeit produzierte Adolf Zerlaut Brennereien, was eine
aufwändige Arbeit war. Während der Nazizeit entwickelte und verkaufte er in Kooperation mit seinem Schwager
Baptist Arnold, Handspritzen für Obstbäume. Diese wurden
regelrecht in Serie hergestellt. Hierzu ließ er
geschäftstüchtig bereits Werbeblätter drucken.
Die Geschäfte liefen offenbar gut und so konnte die Familie
um 1938 ins neu erbaute Haus neben der Werkstatt
einziehen. Beim Ausheben des Kellers von Hand musste
Sofia Zerlaut kräftig mitschaufeln. Sie trug später auch
durch Gemüseverkauf auf dem Markt zum Lebensunterhalt
bei. Jahrelang wurden auch Zimmer an „Hausherren“ und Feriengäste untervermietet.
Zu Kriegsbeginn des II. Weltkriegs war Adolf Zerlaut nur kurz in Lahr stationiert und kehrte schon
nach kurzer Zeit zu Fuß wieder heim. Vermutlich war er durch seine Verantwortung als
Wassermeister im Ort so unentbehrlich, dass ihm und seiner Familie dadurch weiterer Kriegseinsatz
erspart blieb.
Aufgrund der Verwendung von Metallen zu Kriegszwecken war das Arbeiten jedoch sicher deutlich
erschwert. Für jedes Vorhaben musste ein Antrag mit Begründung und Mengen gestellt werden
(Metalldeckungsschein), um nach umständlichem Verfahren ans Material zu kommen.
Bis 1949 dauerte es noch, bis mit der wirtschaftlichen Erholung auch für die Kupferschmiede Zerlaut
ein regelrechter Boom einsetzte. Die Haushalte rüsteten auf mit Klosetts, Heißwasserspeichern,
Adolf Zerlaut mit Frau Sofia und Sohn Konrad
vor Brennerei für Reuther
Adolf Zerlaut 1931-1932 mit selbst
entwickelten Baumspritzen vor der eigenen
Werkstatt
Öfen; die Bauernhöfe mit Tränkebecken, Melkküchen …. All dies benötigte Rohre, Dichtungen,
Flansche, Schellen, Ventile und Hahnen.
Überraschend starb Adolf Zerlaut am 17.05.1953 im Alter von 56 Jahren an Nierenversagen.
Kirchturmspitze – zweimal neu eingekleidet durch Zerlauts
Die geschweiften Balken, die unter der Spitze den Bogen der Zwiebelform gestalten, waren 1926 verfault. So wurden einfach zusätzliche gerade Balken eingezogen, die jedoch die Form des Dachs
komplett veränderten (zur sog. „Birnenform“). Verkleidet wurde die Turmspitze damals mit
verzinktem Blech, das Adolf Zerlaut verkupferte.
Bei der Renovierung 1975 durch Konrad Zerlaut forderte das kirchliche Bauamt aus Konstanz die
Wiederherstellung der ursprünglichen Zwiebelform. Die Zimmerei Looser tauschte die Balken
denkmalgerecht aus. Es erfolgte eine Verkleidung der Turmspitze mit hochwertigem und langlebigem
Kupferblech. In den Biegungen mussten die Bleche für den Doppelfalz von Hand in Form gehämmert
werden – eine „Heidenarbeit“. Ohne Vorlage von Plänen wurde das Aufmaß für die Arbeit vor Ort
gemacht.
Auch die vergoldete Kupferkugel, die einen Durchmesser von ca. 70 cm hat und eine Kapsel mit alten
Dokumenten enthält, erfuhr einer Generalüberholung. Es hatte sich jemand zum Spaß gemacht, mit
dem Gewehr Löcher in die goldene Kugel zu jagen. Konrad Zerlaut lötete die Einschusslöcher zu und
ein Malerbetrieb in Markdorf trug an diesen Stellen neues Blattgold auf.
Ein paar Jahre später setzte ein Sturm der Wetterfahne, dem Mond als Mariensymbol, zu. In einem
Korb an einem Autokran fuhr Konrad Zerlaut nochmals in die Höhe, um die Befestigung durch eine
verstärkte Ausführung in Edelstahl zu ersetzen.
Da hochwertige Kupferdächer bis zu 500 Jahre halten können, ist wohl unwahrscheinlich, dass der
nächste Austausch auch wieder durch einen Zerlaut stattfindet.
Postkarte anlässlich der Neuabdeckung 1926
Neuabdeckung 1975
Anbringen der restaurierten, vergoldeten
Kugel und Einbringen der Kapsel 1975
Konrad Zerlaut (geb. 1935) – Kupferschmied und Meister im Gas-, Wasser- und Installateurhandwerk (2. Generation)
Gerade einmal vier Wochen
nach dem Abschluss seiner
Gesellenprüfung als Kupfer-
schmied in Offenburg
musste Konrad 18jährig den
Betrieb seines Vaters über-
nehmen. Die Existenz-sicherung für die Mutter
und der Erhalt von Haus und
Werkstatt ließen die Frage
nach einer alternativen
Lebensplanung gar nicht
aufkommen. „Do hot mr
halt it g´froget.“ Sofie
Zerlaut hatte von der Hand-
werkskammer eine Aus-
nahmeregelung zur Weiter-führung des Betriebs be-
kommen. Schließlich war
Konrad noch nicht volljährig und hatte noch keinen Meisterabschluß.
In Büro- und Steuerangelegenheiten unterstützte ihn anfangs noch der Schwager der Mutter, Baptist
Arnold, Bürgermeister in Oberraderach. Eine wichtige und tatkräftige Hilfe ab dem Tod des Vaters
war auch der 15 Jahre ältere Halbbruder, Eugen Lohr. Dieser hatte eine Spengler- und
Installateurlehre abgeschlossen und arbeitet trotz seiner Kriegsverletzung als guter Handwerker an
den Wochenenden häufig mit.
Mit dem Bauboom der Nachkriegszeit wurde der Bereich
Sanitär immer wichtiger. Meist war bei Konrad Zerlaut noch ein Geselle, zeitweise auch noch ein Lehrling beschäftigt.
Für größere Vorhaben, wie z.B. den Bau der Firma Braun
wurde zeitweise Personal aufgestockt. 1960/1961 besuchte
Konrad Zerlaut fünf Monate lang die Meisterschule in
Konstanz und fuhr jeweils an den Wochenden heim, um den
Betrieb fortzuführen.
Auch Konrad war wie sein Vater aktiv im Männerchor. Er
leistet Dienst in der freiwilligen Feuerwehr und war
Gründungsmitglied des Schützenvereins. Zudem hatte er
auch die Aufgaben des Wassermeisters geerbt – nicht immer zu seiner Freude. Hatte der Bagger den Graben
gezogen, mussten schnell die Rohre gelegt werden, damit
z.B. bei Regen nicht die Böschung ins Rutschen kam.
Während der Zeit hatte Privatkundschaft zu warten, was
nicht immer auf Verständnis stieß. Die Verantwortung
erforderte auch stets eine gewisse Erreichbarkeit.
Er heiratete 36-jährig Ingrid Kopp aus Frankfurt, deren Vater
aus Kluftern stammte. 1971 wurde der Sohn Thomas, 1974
Tochter Christine geboren.
Ingrid Zerlaut, ausgebildete Einzelhandelskauffrau, übernahm dann auch die Bürotätigkeiten. Eine für das Familienleben nicht immer zuträgliche Lage. Außerdem fungierte sie immer wieder als
Konrad Zerlaut mit Vorlage, Skizze und
fertiggestellter Sonne aus Kupferblech
Konrad Zerlaut ca. 3-jährig mit seinen Eltern vor dem Geburtshaus Hof Büchele
Materialkurier, Vesperbote und Blechbiege-Assistentin an der inzwischen angeschafften Abkantbank
(Gerät zum Biegen größerer Bleche). Durch die Tatsache, dass Großmutter Sophie mit unterm Dach
wohnte und bei Kindern und Haushalt einspringen konnte, war dieser Einsatz möglich.
Im Jahr 1975 wurde die Kirchturmspitze wieder ein wichtiges Projekt – diesmal in der Originalform
ein sehr schöner, aber auch sehr aufwändiger Auftrag (siehe Kasten oben).
Brunnen-, später Wassermeister – hohe Verantwortung 39 Jahre in Hand der Familie
Sowohl Adolf als auch Konrad Zerlaut waren von der Wasserversorungsgruppe Kluftern, Immenstaad,
Riedheim als Wassermeister für Kluftern, Efrizweiler, Lipbach und Riedheim berufen.
In dieser wichtigen Position war man für die gesamte Infrastruktur der Wasserversorgung zuständig –
von der Quellfassung der zentralen Versorgung, über Pumpen und Leitungen bis hin zu den
Hausbrunnen. Heute sind dieses Aufgaben in Händen der Technischen Werke Friedrichshafen.
Die Wasserversorgung von Kluftern erfolgte über eine gefasste Quelle, die zwischen Oberteuringen
und Stadel in der Nähe der Brunnisachquelle lag. Sie lieferte ab 1906 bis in die 1970er Jahre ein recht
kalkhaltiges Wasser nach Kluftern. Bis zum Bau des Hochbehälters in Efrizweiler auf der Anhöhe im Hugenloh 1962/1963 gab es nach längeren Hitzeperioden in höheren Wohnlagen Kluftern häufig
gegen abend zu wenig Druck in den Leitungen.
Zur Funktion des Wassermeisters gehörte auch das Verlegen von Rohrleitungen, z.B. in neu
erschlossene Wohngebiete. In die gebaggerten Gräben mussten in 1,30 Tiefe mit Muskelkraft
Gussrohre gelegt werden, von denen eines 3-5 Zentner wog. Laut Konrad eine sehr harte Arbeit. „Do
hosch am Obet g´wißt, was da g´schaffet hosch.“
Bei Stromausfällen, die es früher nach Gewittern häufig gab, musste der Wassermeister schnellstens
zum Pumpwerk, um mit dem Aktivieren der Sicherungen wieder Druck in die Leitungen zu bringen.
Konrad Zerlaut erinnert sich an einen Unfall, bei dem ein Lastwagen einen Hydranten in Lipbach
überfuhr. Bis er als Wassermeister informiert war und bei der Hauptleitung den Zufluss abstellen konnte, gab es eine gewaltige Fontäne in Lipbach. Bis der Schaden behoben war, hatte das ganze
Dorf für einige Zeit kein flüssiges Naß!
An der Klufterner Trinkwasserquelle 1949 mit
Oberinspektor Kramer r (Adolf Zerlaut vorne)
Wasserleitungsbau neben Bachmann bei Roth (Konrad Zerlaut)
Auch wenn die Sanitärarbeiten immer mehr zum Hauptstandbein des Betriebs wurden, so waren die
Kupferarbeiten doch stets der Bereich, der Konrad Zerlaut am Herzen lag. Schon die Auswahl des
Begriffs „Spenglerei“ im Firmenname zeugt davon. Im seealemannischen Sprachraum ist dieses Wort
für „Flaschnerei“ eher unbekannt. Insbesondere im kunsthandwerklichen Bereich zeigte Konrad
Zerlaut gern sein Können. So wurden Kaminverwahrungen und Gauben nicht einfach gebogen und
angebracht – in Kluftern zieren Baubleche, die mit Rauten und Mustern verziert sind, viele Häuser.
Gar manche Eule oder anderes Kupfergetier hat sich an Dachrinnen und Fassaden niedergelassen. So
können aufmerksame Spaziergänger im ganzen Dorf unverkennbar die Handschrift von Konrad
Zerlaut an den Häusern erkennen und eine Handwerkskunst, die wohl vergehen wird.
Im Jahr 2000 übergab Konrad den Betrieb an seinen damals 29-jährigen Sohn Thomas Zerlaut, blieb
jedoch bis 2007 verantwortlich für den Bereich Baubleche und Kupferarbeiten aktiv dabei.
Thomas Zerlaut (geb. 1971) Meister im Gas- und Wasserinstallateurhandwerk und Klempnerhandwerk – (3. Generation)
Wohlvorbereitet durch eine Lehre im väterlichen Betrieb
und im Sanitärbetrieb Hans Wurtz in Friedrichshafen und
Meistertiteln im Gas- und Wasserinstallateurhandwerk
und Klempnerhandwerk konnte Thomas Zerlaut im Jahr
2000 in den Betrieb einsteigen.
Um für Kundengespräche nicht mehr auf den mütterlichen
Küchentisch angewiesen zu sein, ergänzte er vorerst die
Werkstattgebäude und Lagerschuppen durch zwei
vorzüglich ausgebaute Blechcontainer. Hier war
konzentriertes Arbeiten möglich und man konnte den
wachsenden Anforderungen an den Kundenservice
gerecht werden.
Der Schwerpunkt verschob sich unter Thomas Zerlaut
immer mehr auf Sanitärarbeiten und Komplettbadbau. Im
Jahr 2003 kam der Bereich Heizungsbau hinzu mit einer klaren Ausrichtung auf regenerative Systeme
(Solarthermie, Pelletheizungen). Dieser entwickelte sich in
kurzer Zeit zum Hauptstandbein. Ein Monteur verrichtet
seit etwa 2005 ausschließlich Kundendienstaufträge.
Da die alte Werkstatt den neuen Anforderungen in punkto
Arbeitsabläufen, Lagerhaltung und Präsentation längst
nicht mehr gewachsen war, entschloss sich Thomas
Zerlaut 2006 zum Neubau. Er nutzte die Chance der
Neuausweisung von Gewerbeflächen in unmittelbarer
Nähe hinterm Bahnhof und erwarb hier das erste Grundstück. Die bisher genutzte Fläche angrenzend an das
elterliche Wohnhaus wurde verkauft und nach Abriss der
alten Werkstatt neuer Wohnnutzung zugeführt.
Im Jahr 2007 konnte das neue Werkstatt-, Büro- und
Ausstellungsgebäude im neu ausgewiesenen
Gewerbegebiet am Bahnhof bezogen werden. Das Dach
der holzverkleideten Halle trägt neben
Solarthermiekollektoren zur Heizungsunterstützung eine
Photovoltaikanlage mit 527 m², die etwa 15 Familien mit
Strom versorgen kann.
Thomas Zerlaut (3J.) vor der alten Werkstatt
Thomas Zerlaut im Werkunterricht – auch mit
etwa 11 vertiefte er sich lieber in Lötarbeit, als
in den Genuss von modischen Kaltgetränken
Thomas Zerlaut 2010 mit Vater Konrad und
den Kindern vor der neuen Halle
Die Firma beschäftigte 2012 im Schnitt 14 Personen und bildet jährlich einen Lehrling zum
Anlagenmechaniker Sanitär- und Heizung aus.
Bereits 2005 war Thomas Zerlaut ins frisch renovierte Bahnwärterhaus zu seiner Lebensgefährtin
Sigrid Merz gezogen. Im Februar 2007 kam dann der Sohn Jakob Zerlaut zur Welt. Gefolgt von Sofia
Zerlaut knapp zwei Jahre später an Weihnachten 2008.
Auch Jakob war von klein auf kaum ohne Meterstab oder Zange in der Hand anzutreffen … es wird
spannend bleiben, ob er oder seine Schwester beruflich dereinst die Fußstapfen der Vorväter treten
oder eigene Wege gehen werden….
Persönliche Anmerkung
Drei Kisten mit alten Papieren, persönlich gerettet beim Abriss der alten Werkstatt und durchsetzt mit
viel Staub, haben sich unerwartet als wahre Fundgrube für die Rekonstruktion der Zeit von Adolf
Zerlaut herausgestellt. Unscheinbare Notizbüchlein - statt Serverlandschaft damals das
Handwerkszeug für die Organisation des Betriebs- waren zusammen mit der Fotosammlung der
Familie und den Gesprächen mit Konrad und Ingrid Zerlaut spannende Quellen.
Das Befassen mit dieser auch sehr zeittypischen Firmengeschichte hat mir ein paar ganz persönliche
Erkenntnisse gebracht, die mir vorher nicht in der Form bewusst waren und im stets arbeitsamen
Alltag leicht untergehen:
Handwerk hinterlässt Spuren.
Handwerk schafft Lebenswerk.
Handwerkliches Talent scheint genetisch verankert zu sein.
Und schließlich der Blick auf die Veränderungen.
Die Bestands- und Werkzeugliste von Adolf Zerlaut umfasste vor 88 Jahren gerade einmal zwei
Handvoll Positionen. Heutige Inventarisierung hat quantitativ und vom Technisierungsgrad ganz
andere Dimensionen. Dieser Vergleich steht für den Wandel des Berufsbildes und der Anforderungen
– was die Arbeit vor Ort aber auch das „Management“ eines solchen Betriebs betrifft.
Betrachtet man den heutigen Aufwand für Verwaltung, Kommunikation, Dokumentation, Mobilität,
Risikoabsicherung, Vertrieb etc. – so kommen angesichts der alten Bleistiftaufschriebe und wenigen
Dokumente gelegentlich leichte Neidgefühle auf.
In allen drei Generationen Zerlauts zeigen sich wie der berühmte rote Faden ein paar persönliche
Eigenschaften, denen es der Betrieb verdankt, dass er heute noch erfolgreich existiert: große
Innovations- und Entscheidungsfreude, die Liebe zum Handwerksberuf, eine gewisser Hang zur
Perfektion und sehr, sehr viel Fleiß.
Danke für die tolle Unterstützung durch den Geschichtsvereins, insbesondere Herrn Bernd Caesar, der
den Stein für die Aufarbeitung unserer Firmengeschichte ins Rollen brachte und sein Wissen und seine
Zeit beisteuert.
Sigrid Merz
Im September 2012