Dr. med. Nadja Becker
Abdominelle Beschwerden in der
Hausarztpraxis
mit Handlungsempfehlung „Akuter Durchfall“
und Leitlinie „Brennen beim Wasserlassen“
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Lerninhalte
Anamnese und Untersuchung bei Bauchschmerzen
Beratungsanlässe in der Hausarztpraxis
Handlungsempfehlung „Akuter Durchfall“
Leitlinie „Brennen beim Wasserlassen“
Abwendbar gefährliche Verläufe – „Red flags“
Funktionelle Darmbeschwerden
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Anamnese 1
Schmerzanamnese:
- Dauer
- Lokalisation
- Charakter
Stuhlgewohnheiten/Miktion
Appetit/Gewichtsverlust
Fieber
Nachtschweiß
Erbrechen
Vorerkrankungen
Schwangerschaft, gynäkologische Anamnese
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Anamnese 2
Medikamente (Dauermedikation?)
Alkohol/Nikotin/Drogenkonsum
Allergien
Auslandsaufenthalte
Familienanamnese
Psychosoziale Aspekte
Erklärung des Patienten für die Beschwerden
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Untersuchung 1
Inspektion
Narben
Bruchpforten
Gefäßzeichnung
Striae
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Untersuchung 2
Auskultation
Darmgeräusche:
Verstärkte Peristaltik
Metallisch/hochgestellt
Fehlende Darmgeräusche
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Untersuchung 3
Perkussion
Tympanitisch
Gedämpft
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Untersuchung 4
Beispiel: Aszites
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Untersuchung 5
Palpation
Druckschmerz
Appendizitiszeichen
Abwehrspannung
Resistenzen
Bruchpforten
Leber, Milz, Gallenblase, Nierenlager, Aorta
Rektale Untersuchung
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Normalbefund Abdomen
Heller tympanitischer Klopfschall, gedämpfter Klopfschall über
Organen; intermittierende gurgelnde Geräusche über allen
vier Quadranten; weiche Bauchdecke
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Apparative Diagnostik Hausarztpraxis
Labor
Urinuntersuchung
Sonographie
EKG
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Fall 1
Patient in der Sprechstunde:
Herr Meyer, 45 J., keine Vorerkrankungen, seit gestern Durchfall
und Erbrechen
Befund:
guter AZ, normale Darmgeräusche, Abdomen weich, kein
Druckschmerz, keine Resistenz, kein Fieber, keine Schmerzen
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Fall 1
Patient in der Sprechstunde:
Herr Meyer, 45 J., keine Vorerkrankungen, seit gestern Durchfall
und Erbrechen
Befund:
guter AZ, normale Darmgeräusche, Abdomen weich, kein
Druckschmerz, keine Resistenz, kein Fieber, keine Schmerzen
V. a. Gastroenteritis
Flüssigkeitszufuhr, Hygienemaßnahmen,
bei selbstlimitierendem Verlauf keine weitere Diagnostik
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am MainAkuter Durchfall - Behandlungsalgorithmus [4-9]
AnamneseDauer, Stuhlbeschaffenheit (Konsistenz, Farbe, Frequenz, Blut-/Schleimauflagerung), Begleitsymptome (Erbrechen, Bauchschmerzen,
Fieber), Alter, Komorbiditäten (Malignome, Immunsuppression, aktive Infektion)
Nahrungsmittel, Umgebung (Meldepflicht?), Medikamente ( Antibiotika, Laxantien), Ausland (Malariagebiet?), Allergien,
Beruf (AU- Notwendigkeit/Isolationsnotwendigkeit?)
symptomorientierte klinische Untersuchung
Stuhlkultur/Nachweis v. Enterotoxinen
(ggf. wiederholen)
Labor(kleines Blutbild, Natrium, Kalium, Creatinin,
CRP)
bei Symptompersistenz z. A. von u.a.:
Malignom
CED
HIV
Sprue
stationäre Einweisung
blandesymptomatische
Therapie
mittlerer - hoher Schweregrad
positive Auslandsanamnese
Verzehr von (rohen) Meerestieren
Bauchschmerzen/Pseudoappendizitis-Symptome
stattgehabte Antibiose (< 2 Monate)
Erbrechen + Nahrungsmittelabhängigkeit
blutige Stühle
Überweisung zur weiteren
ambulanten Abklärung
positiv erregergerechte Therapie
negativ+ Symptompersistenz
ambulant therapierbar
stationäre Therapienotwendigkeit
symptomatischeTherapie
Therapie:
• symptomatisch- Ausgleich des Flüssigkeitsdefizits oral (TM mind. 2l/d), ggf. i.v. Infusion
- diätetische Ernährung/Stopfkost✓Reis, Banane, Zwieback, Tee, Brühe
✗ Kaffee, Säfte, Limonaden, Alkohol,
fettige Speisen
- Hygienemaßnahmen (Händewaschen, Toilettentrennung, Händedesinfektion, Isolation)
- körperliche Schonung - AU-Notwendigkeit?
- medikamentös: b. B. Antiemetika (z. B. MCP 3-4 x 10 mg/d), b. B. Antidiarrhoika (z. B.
Loperamid 2 mg – max. 6 mg/d – nur bei unkompliziertem Verlauf und stark erhöhter
Stuhlfrequenz - CAVE: NW + KI beachten!)
• supportiv – Probiotika• Meidung von Noxen
• kausal
CAVE!
ambulant keine Antibiotika ohne
Keimnachweis (Toxinbildung↑)
bei vitaler Gefährdung oder fehlender
ambulanter Therapiemöglichkeit
sofortige stationäre Einweisung
ambulant therapierbar
stationäre Therapienotwendigkeit
Meldepflicht nach IfSG ?
Re-Evaluation
Re-Evaluation
Re-Evaluation
Symptom-persistenz
Re-Evaluation
Quelle: DEGAM S1-
Handlungsempfehlung: Akuter
Durchfall
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Fall 2
Ruf ins Altenheim:
86-jährige Frau Schmitt, seit Vortag Diarrhö und Erbrechen, kein
Fieber, kompensierte Nieren- und globale Herzinsuffizienz,
Hypertonie, sofortiger Besuch wegen zunehmender Somnolenz
und Verwirrung.
Befund:
Schlechter AZ, RR 100/60, Puls 100/min., stehende Hautfalten,
trockene Zunge, Temperatur 38,9°C, verwaschene und wirre
Sprache
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Fall 2
Ruf ins Altenheim:
86-jährige Frau Schmitt, seit Vortag Diarrhoe und Erbrechen, kein
Fieber, kompensierte Nieren- und globale Herzinsuffizienz,
Hypertonie, sofortiger Besuch wegen zunehmender Somnolenz
und Verwirrung.
Befund:
schlechter AZ, RR 100/60, Puls 100/min., stehende Hautfalten,
trockene Zunge, Temperatur 38,9°C, verwaschene und wirre
Sprache
V. a. Gastroenteritis mit Exsikkose
Rehydrieren, Dauermedikation anpassen (z. B. Diuretika),
Hygienemaßnahmen im Altersheim
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Fall 3
Patientin in der Sprechstunde:
Frau Schneider, 37 Jahre, Schmerzen im Unterbauch, Pollakisurie
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Fall 3
Patientin in der Sprechstunde:
Frau Schneider, 37 Jahre, Schmerzen im Unterbauch, Pollakisurie
V. a. Harnwegsinfekt
Typische Klinik und körperliche Untersuchung sind für die
Diagnosestellung ausreichend!
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Fall 3
Patientin in der Sprechstunde:
Frau Schneider, 37 Jahre, Schmerzen im Unterbauch, Pollakisurie
V. a. Harnwegsinfekt
Antibiotische Therapie mit Trimethoprim 150 mg
(2 x 1 Tbl. für 3 Tage), Nitrofurantoin oder Fosfomycin
alternativ: Symptomatische Behandlung / pflanzliche
Wirkstoffe und ggf. Analgetika
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
S3-Leitlinie Harnwegsinfekte
- Unterscheidung Zystitis vs. Pyelonephritis
Eine untere HWI (Zystitis) wird angenommen, wenn sich die
Symptome nur auf den unteren Harntrakt begrenzen, z. B.
Schmerzen beim Wasserlassen (Dysurie), imperativer Harndrang,
Pollakisurie, Schmerzen oberhalb der Symphyse.
Eine obere HWI (Pyelonephritis) wird dann angenommen, wenn
sich bei den Symptomen z. B. auch ein Flankenschmerz, ein
klopfschmerzhaftes Nierenlager und/oder Fieber (>38 °C) finden.
http://www.degam.de/files/Inhalte/Leitlinien-Inhalte/Dokumente/DEGAM-S3-Leitlinien/LL-01_Langfassung_mit_KV_ZD.pdf
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
DEGAM-Leitlinie „Brennen beim Wasserlassen“
- abwendbar gefährliche Verläufe
Entstehung einer Pyelonephritis/Sepsis insbesondere bei
geriatrischen Patienten, gleichzeitig bestehender Obstruktion
Schwangere: bereits bei asymptomatischer Bakteriurie erhöhte
Gefahr einer Pyelonephritis
Kinder: Bei fieberhaften Harnwegsinfekten Gefahr von bleibenden
Nierenparenchymschäden
Fertilitätstörung bei:
- Frauen durch Urethritis (Chlamydieninfektion), Kolpitis mit
stummer Adnexitis
- Männern durch chronische Prostatitis
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
DEGAM-Leitlinie „Brennen beim Wasserlassen“
- komplizierende Faktoren
Kinder, Schwangere, Männer
Harnabflussstörungen
Z. n. OP an den Harnwegen
Dauerkatheter
Fieber/Flankenschmerz
Chronische renale Erkrankung
Immunsuppression
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
DEGAM-Leitlinie „Brennen beim Wasserlassen“
- Diagnostik/Überweisung
Urinstix:
- Bei nicht eindeutiger Klinik
- Als Vorsorgeuntersuchung bei Schwangeren (-> antibiotische
Behandlung einer asymptomatischen Bakteriurie)
Sonographie:
- Im Einzelfall sinnvoll zum Ausschluss einer Obstruktion,
Urolithiasis, Restharnnachweis
Überweisung:
- Männer mit rezidivierenden Infekten / V. a. Pyelonephritis
- Kleinkinder/Säuglinge mit fieberhaften HWI
- Unklare Diagnose
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
DEGAM-Leitlinie „Brennen beim Wasserlassen“
- Therapie des unkomplizierten HWI
Rezidivierender unkomplizierter HWI
= innerhalb von 14 Tagen
Wechsel auf ein anderes
Erstwahlantibiotikum
Anlegen einer Urinkultur und danach
gezielter Wechsel des Antibiotikums
Wechsel auf ein Reserveantibiotikum
(Option abhängig von der Klinik)
Neuinfektion (>14 Tage) wie
Erstinfektion behandeln, ggf. Wechsel
auf ein anderes Erstwahlantibiotikum
>2 HWI/Jahr ggf. Langzeitprophylaxe
Unkomplizierter HWI
Antibiotische Behandlung
anbieten:
- TMP 2 x 100-200 mg für 3
Tage
- Nitrofurantoin ret 2 x 100 mg
für 3 (-5) Tage (off-label)
- alternativ auch Fosfomycin 1 x
3000 mg
Alternativ: symptomatische
Therapie
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
DEGAM-Leitlinie „Brennen beim Wasserlassen“
- Therapie des komplizierten HWI
SchwangereAsymptomatische Bakteriurie und HWI: Behandlung nach Kulturergebnis
z.B. TMP, Nitrofurantoin, alternativ: Amoxicillin,Fosfomycin, Ceftibuten,
KEINE Chinolone Therapiedauer: 5-7 Tage, Therapieerfolg kontrollieren
MännerBehandlung nach Kulturergebnis, z.B. TMP 2 x 100-200 mg oder
Ciprofloxacin 2 x 500 mg für 7-14 Tage, weitere (urologische) Diagnostik
KinderWeitere Abklärung/Diagnostik
Behandlung nach Kulturergebnis (z.B. TMP/ Nitrofurantoin 5-7 Tage)
Patienten mit Dauerkatheter7 Tage TMP 2 x 100-200 mg oder Nitrofurantoin 2 x 100 mg
keine Behandlung einer asymptomatischen Bakteriurie
PyelonephritisAnlegen einer Kultur, Ciprofloxacin 2 x 500 mg für 7 Tage
Schwangere, Kinder: ggf. Einweisung
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Fall 4
Patient in der Sprechstunde:
Herr Damast, 48 J., Rechtsanwalt, 178 cm, 110 Kg, art.
Hypertonie, Bewegungsmangel, chronisch überarbeitet,
Medikation: Ramipril plus HCT 5/25 1-0-0, klagt über
Bauchschmerzen
Befund:
Linksseitiger, leistennaher, tiefer Unterbauchschmerz, diffuse
Abwehrspannung, Darmgeräusche spärlich
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Fall 4
Patient in der Sprechstunde:
Herr Damast, 48 J., Rechtsanwalt, 178 cm, 110 Kg, art.
Hypertonie, Bewegungsmangel, chronisch überarbeitet,
Medikation: Ramipril plus HCT 5/25 1-0-0, klagt über
Bauchschmerzen
Befund:
Linksseitiger, leistennaher, tiefer Unterbauchschmerz, diffuse
Abwehrspannung, Darmgeräusche spärlich
V. a. Sigmadivertikulitis
KH-Einweisung
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
„Red flags“ bei Divertikulitis
Akutes Abdomen
SIRSKörpertemperatur > 38 °C oder < 36 °C
Herzfrequenz > 90/min
Tachypnoe > 20/min oder Hypokapnie mit pCO2 < 33 mmHg
Leukozyten >12.000/μl oder <4.000/μl o. Stabkernige/unreife Neutrophile >10 %
Sepsis
Stationäre Einweisung des Patienten
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Fall 5
Patientin in der Sprechstunde:
Frau Kiefer, 42 J., leichte Bauchschmerzen
Befund:
Guter AZ, lokaler Druckschmerz rechter Oberbauch
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Fall 5
Patientin in der Sprechstunde:
Frau Kiefer, 42 J., leichte Bauchschmerzen
Befund:
guter AZ, lokaler Druckschmerz rechter Oberbauch
Cholezystolithiasis
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
„Red Flags“ bei Cholezystolithiasis
Cholezystitis, Cholangitis
Pankreatitis
Ileus
SIRS
Sepsis
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Fall 6
Patientin in der Sprechstunde:
Frau Atta, 22 J., Kauffrau, seit Monaten immer wieder
Unterbauchschmerzen, kürzlich Endometriose laparoskopisch
diagnostiziert und behandelt. Aktueller Anlass: Erneute
Unterbauchschmerzen
Befund:
38,3°C, spärliche Darmgeräusche,
lokaler Druckschmerz über Lanz und McBurney, kontralateraler
Loslassschmerz negativ, Rovsing Zeichen negativ, rektale
Untersuchung wünscht sie nicht
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Fall 6
Patientin in der Sprechstunde:
Frau Atta, 22 J., Kauffrau, seit Monaten immer wieder
Unterbauchschmerzen, kürzlich Endometriose laparoskopisch
diagnostiziert und behandelt. Aktueller Anlass: Erneute
Unterbauchschmerzen
Befund:
38,3°C, spärliche Darmgeräusche,
lokaler Druckschmerz über Lanz und Mc Burney, kontralateraler
Loslassschmerz negativ, Rovsig Zeichen negativ, rektale
Untersuchung wünscht sie nicht
V. a. Appendizitis
Einweisung ins Krankenhaus
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Abwendbar gefährliche Verläufe
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Abwendbar gefährliche Verläufe
Magen-/Darm-Ulcus
Cholezystitis
Pankreatitis
Appendizitis
Divertikulitis
Ileus
Mesenterialinfarkt
Pyelonephritis
Nephrolithiasis
Gynäkologische Ursachen (z. B. Extrauteringravidität, Adnexitis)
Myokardinfarkt
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Fall 7
Patientin in der Sprechstunde:
Frau Ott, 67 J., Hausfrau, 154 cm, 78 Kg, Gonarthrose, Hüft-TEP links, hat seit Jahren immer wieder Bauchschmerzen
Befund:
Adipositas, diffuser Druckschmerz im linken Ober- und Unterbauch, Darmgeräusche spärlich, keine Abwehrspannung.
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Fall 7
Patientin in der Sprechstunde:
Frau Ott, 67 J., Hausfrau, 154 cm, 78 Kg, Gonarthrose, Hüft TEP links, hat seit Jahren immer wieder Bauchschmerzen
Befund:
Adipositas, diffuser Druckschmerz im linken Ober- und Unterbauch, Darmgeräusche spärlich, keine Abwehrspannung.
- V. a. Obstipation
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Allgemeine Maßnahmen bei Obstipation
Ballaststoffreiche Nahrung, Trockenobst
Viel trinken
Viel bewegen
Defäkationsreiz nicht unterdrücken
Osmotische Laxantien (Macrogol/Laktulose)
Komedikation (Prophylaxe) bei Opiattherapie (z.B. Macrogol)
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Fall 8
Patient in der Sprechstunde:
Herr Friedrich, 48 Jahre alt, seit Jahren Beschwerden mit dem
Stuhlgang, manchmal Bauchschmerzen, keine Vorerkrankung.
Beruf: Banker in Frankfurt.
Ängstlich vorsichtiger Typ, Furcht vor Krebs, überfordert auf der
Arbeit. Im Urlaub keine Probleme.
Befund:
Abdomen weich, Peristaltik regelrecht, keine Resistenzen.
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Fall 8
Patient in der Sprechstunde:
Herr Friedrich, 48 Jahre alt, seit Jahren Beschwerden mit dem
Stuhlgang, manchmal Bauchschmerzen, keine Vorerkrankung.
Beruf: Banker in Frankfurt.
Ängstlich vorsichtiger Typ, Furcht vor Krebs, überfordert auf der
Arbeit. Im Urlaub keine Probleme.
Befund:
Abdomen weich, Peristaltik regelrecht, keine Resistenzen.
V. a. funktionelle Darmbeschwerden
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Funktionelle Darmbeschwerden - Krankheitsbild
Diagnosekriterien
- Beschwerden im mittleren und unteren Gastrointestinaltrakt
(Bauchschmerzen, Blähungen, Stuhlunregelmäßigkeiten,
Durchfall, Verstopfung)
- Erstmaliges Auftreten vor mind. sechs Monaten, Beschwerden
an mind. drei Tagen während der letzten drei Monate
Häufigkeit
- Chron. Bauchschmerzen und Stuhlunregelmäßigkeiten sind bei
der Hälfte der betroffenen Erwachsenen durch funktionelle
Darmstörungen bedingt
Häuser W, Layer P, Henningsen P, Kruis W: Functional bowel disorders in adults. Dtsch Arztebl Int 2012; 109(5): 83–94.
DOI: 10.3238/arztebl.2012.0083
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Funktionelle Darmbeschwerden
- Basisdiagnostik (1)
Ausführliche Anamnese :
- Beschwerdeschilderung
- Gezielte Fragen nach somatischen und psychosozialen
Krankheitsfaktoren
Körperliche Untersuchung (inkl. rektaler Untersuchung)
Häuser W, Layer P, Henningsen P, Kruis W: Functional bowel disorders in adults. Dtsch Arztebl Int 2012; 109(5): 83–94.
DOI: 10.3238/arztebl.2012.0083
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Funktionelle Darmbeschwerden
- Basisdiagnostik (2)
Basislabor:
- Blutbild
- Blutsenkungsgeschwindigkeit, CRP
- Urinstatus
Ultraschall des Abdomens
Gynäkologische Untersuchung bei Frauen
Häuser W, Layer P, Henningsen P, Kruis W: Functional bowel disorders in adults. Dtsch Arztebl Int 2012; 109(5): 83–94.
DOI: 10.3238/arztebl.2012.0083
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Funktionelle Darmbeschwerden
- „Red flags“ (1)
Leitsymptom Durchfall
Fieber
Blut im Stuhl
Gewichtsverlust
Nächtliche Symptome
Häuser W, Layer P, Henningsen P, Kruis W: Functional bowel disorders in adults. Dtsch Arztebl Int 2012; 109(5): 83–94.
DOI: 10.3238/arztebl.2012.0083
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Funktionelle Darmbeschwerden
- „Red flags“ (2)
Kolonkarzinom in der Familie
Erstmanifestation nach dem 50. Lebensjahr
Kurze (<6 bis 12 Monate) Anamnese und/oder progrediente
Symptomatik
Im Basislabor: Anämie, Entzündungszeichen
Häuser W, Layer P, Henningsen P, Kruis W: Functional bowel disorders in adults. Dtsch Arztebl Int 2012; 109(5): 83–94.
DOI: 10.3238/arztebl.2012.0083
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Funktionelle Darmbeschwerden - Therapie
Diagnoseübermittlung:
- Legitimität der Beschwerden
- positive Beschreibung (funktionelle Darmbeschwerden,
Reizdarm)
Vermittlung eines biopsychosozialen Modells der
Beschwerden
Maßvolle körperliche Aktivierung beziehungsweise Stärkung
der Ressourcen
Erarbeiten realistischer Therapieziele:
- Verbesserung der Lebensqualität
- Symptomreduktion statt Beschwerdefreiheit
Häuser W, Layer P, Henningsen P, Kruis W: Functional bowel disorders in adults. Dtsch Arztebl Int 2012; 109(5): 83–94.
DOI: 10.3238/arztebl.2012.0083
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Fall 9
Hausbesuch:
Frau Meyer, 80 J., alleinstehend, seit dem Morgen Druck und
leichte Schmerzen im Oberbauch, fühlt sich müder und erschöpfter
als sonst. Eine Nachbarin hat Sie zum Hausbesuch gerufen.
Befund:
Leicht reduzierter AZ, Hf 90/min, RR 140/90, normale
Darmgeräusche, Abdomen weich, kein Druckschmerz, keine
Resistenz, kein Fieber
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Fall 9
Dr. med. Nadja Becker
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Fall 9
Hausbesuch:
Frau Meyer, 80 J., alleinstehend, seit dem Morgen Druck und
leichte Schmerzen im Oberbauch, fühlt sich müder und erschöpfter
als sonst. Eine Nachbarin hat Sie zum Hausbesuch gerufen.
Befund:
Leicht reduzierter AZ, Hf 90/min, RR 140/90, normale
Darmgeräusche, Abdomen weich, kein Druckschmerz, keine
Resistenz, kein Fieber
Hinterwandinfarkt
Notfallmaßnahmen und mit Notarzt ins KH
Dr. med. Nadja Becker
Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!