Hilfe – Asthma!Patienten-Handbuch
für unbeschwertes Atmen
Hilfe – Asthma!Patienten-Handbuch
für unbeschwertes Atmen
Hilfe – Asthma!Das Patienten-Handbuch
2Inhalt
Hilfe – Asthma!Das Patienten-Handbuch
Inhalt
VorworteSie stehen im Mittelpunkt _______________________________________________Seite 5Unbeschwert atmen ___________________________________________________Seite 6
Worauf sollten Sie achten?Ursachen, Symptome, Einteilung ________________________________________Seite 7Asthma bronchiale – was ist das? ________________________________________Seite 8Ursachen: Was passiert im Körper? ______________________________________Seite 10Wann zum Arzt? ______________________________________________________Seite 12Schwere der Asthma-Erkrankung________________________________________Seite 13
Worauf achtet Ihr Arzt?Der Weg zur richtigen Diagnose _________________________________________Seite 16Der Untersuchungstermin _____________________________________________Seite 17Das ärztliche Gespräch ________________________________________________Seite 17Die körperliche Untersuchung __________________________________________Seite 19Die Lungenfunktionsprüfung ____________________________________________Seite 19Zusätzliche Untersuchungsmethoden ____________________________________Seite 20Das Allergie-Screening _________________________________________________Seite 24Die Laboruntersuchungen ______________________________________________Seite 25Die Röntgenuntersuchung ______________________________________________Seite 26
Kapitel 1
Kapitel 2
3Inhalt
Hilfe – Asthma!Das Patienten-Handbuch
Was kann Ihr Arzt tun?Behandlung, Medikamente, begleitende Therapie _________________________Seite 28Die Asthma-Therapie ist immer individuell _______________________________Seite 29Die Kontrolle des Asthmas _____________________________________________Seite 30Medikamenteninfo____________________________________________________Seite 34 Beta-2-Sympathomimetika _________________________________________Seite 35 Anticholinergika __________________________________________________Seite 37 Glukokortikoide ___________________________________________________Seite 39 Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten___________________________________Seite 43 Theophyllin ______________________________________________________Seite 45Anwendungsinfo ______________________________________________________Seite 48 Pulverinhalatoren _________________________________________________Seite 48 Dosiersprays ______________________________________________________Seite 50 Düsenvernebler ___________________________________________________Seite 52 Ultraschallvernebler _______________________________________________Seite 53Leichtes, nur ab und zu auftretendes Asthma ______________________________Seite 54Leichtes, regelmäßig auftretendes Asthma ________________________________Seite 54Anhaltendes mittelschweres Asthma _____________________________________Seite 56Anhaltendes schweres Asthma __________________________________________Seite 56Die medikamentöse Behandlung eines Asthma-Anfalls _____________________Seite 58
Asthma bei Kindern und Jugendlichen Hinweise auf ein kindliches Asthma _____________________________________Seite 63Die kinderärztliche Untersuchung _______________________________________Seite 64Medikamentöse Therapie bei Kindern ____________________________________Seite 67Die Kontrolle des kindlichen Asthmas ___________________________________Seite 69Inhalationssysteme für Kinder __________________________________________Seite 70
Kapitel 3
Kapitel 4
4Inhalt
Hilfe – Asthma!Das Patienten-Handbuch
Was können Sie selbst tun?Asthma-Therapie – viel mehr als „nur“ Medikamente _______________________Seite 73Die Peakflow-Messung – das A und O ______________________________________Seite 75Das Asthma-Tagebuch _________________________________________________Seite 78Die Atemgymnastik – atmen Sie konzentrierter ___________________________Seite 81
Asthma und der Alltag – Auslöser meiden, aktiv seinAllergene – häufige Auslöser ___________________________________________Seite 85Sport und Asthma ____________________________________________________Seite 92
Das Behandlungsteam – Sie und Ihr ArztDMP – Vorteile für Arzt und Patient ______________________________________Seite 99Teilnahmebedingungen _______________________________________________Seite 101Dokumentation des Krankheitsverlaufs __________________________________Seite 102Ihr Behandlungsplan __________________________________________________Seite 106
Glossar – die wichtigsten Fachausdrücke __________________________Seite 110Stichwortverzeichnis ______________________________________________Seite 113Impressum ________________________________________________________Seite 115
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
ie strukturierten Behandlungspro-
gramme „AOK-Curaplan“ für Pa-
tienten mit Asthma laufen nun schon seit
dem Jahr 2006. Teilnehmen können nicht
nur Erwachsene, sondern auch Kinder ab
fünf Jahren und Jugendliche. Auswertun-
gen von Patientendaten und Begleitstudien
zeigen, dass sich die Programme in der Pra-
xis bewährt haben. So hat eine Befragung
der AOK beispielsweise ergeben, dass die
an diesem Programm teilnehmenden Ärz-
te bei ihren Patienten häufiger die richtige
Anwendung der Inhalationsmedikamente
überprüften. Die Patienten im Programm
und die Eltern der teilnehmenden Kin-
der und Jugendlichen schätzen vor allem
die intensivere Kontrolle der Erkrankung
durch die regelmäßigen Untersuchungen.
Es gibt also viele gute Gründe, an „AOK
Curaplan“ für Patienten mit Asthma bron-
chiale teilzunehmen. Doch der Erfolg Ihrer
Behandlung hängt vor allem von Ihnen
selbst ab. Ihre Mitarbeit ist gefordert – zum
Beispiel bei der gemeinsamen Planung Ih-
rer Behandlungsziele mit dem Arzt. Scheu-
en Sie sich nicht, Ihre eigenen Wünsche
und Vorstellungen zu formulieren und
dann mit Ihrem Arzt zusammen die pas-
sende Strategie zu finden, um diese Ziele
zu erreichen. Informieren Sie sich über
Hilfe – Asthma!Sie stehen im MIttelpunkt
5Vorwort 1
Geschäftsführender
Vorstand des AOK-
Bundesverbandes
D Ihre Asthma-Erkrankung und achten Sie auf
Warnsignale, die eventuell eine Verschlech-
terung Ihres Zustandes ankündigen können.
Die AOK unterstützt Sie dabei, beispielswei-
se mit diesem Patienten-Handbuch. Es gibt
Ihnen einen Überblick über die Erkrankung
und ihre Behandlung. Eltern von erkrankten
Kindern finden in einem gesonderten Kapitel
wertvolle Hinweise zum richtigen Umgang
mit Asthma bei Kindern und Jugendlichen.
Doch das ist nicht alles: Wir schaffen die
Rahmenbedingungen bei den Ärzten, damit
Sie optimal betreut werden. In Schulungen
erfahren Sie in kleinen Gruppen, wie Sie
aktiv an der Behandlung Ihrer Erkrankung
mitwirken können. Dabei haben Sie die Ge-
legenheit, sich nicht nur mit den Kursleitern
auszutauschen, sondern auch persönliche
Gespräche mit anderen Betroffenen zu füh-
ren. Welches Schulungsprogramm geeignet
ist, entscheidet Ihr Arzt gemeinsam mit Ih-
nen.
Wir hoffen sehr, dass Ihnen dieses Buch hilft,
gut mit Ihrer Asthma-Erkrankung oder der
Ihres Kindes umzugehen!
Ihr
Martin Litsch
Martin Litsch
Vorstandsvor-sitzender des AOK-Bundes-verbandes
ie Diagnose Asthma hat heute ihren
Schrecken verloren. Das ist ein ein-
drucksvolles Beispiel dafür, wie neue The-
rapien den Alltag von Kranken erleichtern
können. Ja, sogar der Begriff „Krankheit“
mag dafür schon beinahe zu schwerwiegend
erscheinen. Gutes Wissen über die Krank-
heit, entsprechende eigene Handlungsmög-
lichkeiten und die moderne medikamentöse
Therapie haben das Bild gewandelt.
Asthma war noch vor 25 Jahren ein häufiger
Anlass, den ärztlichen Notdienst zu rufen,
meist mitten in der Nacht, wenn man eigent-
lich niemanden behelligen will. Das ist selten
geworden. Durch die richtig gehandhabten
und regelmäßig angewandten Asthma-Sprays
kann Asthma heute gut behandelt werden, es
kann kontrolliert werden. Die Notfallspritze
ist nur noch selten notwendig.
Aber neben dieser Behandlung ist der eigene
Beitrag zur Gesundheit nicht zu vernachläs-
sigen und vor allen Dingen nicht zu unter-
schätzen. Vom rauchfreien Leben über die
Vermeidung der eventuellen Asthma-Aus-
löser bis zur ausreichenden Bewegung und
zweckmäßigen Lebensgestaltung hat jeder
Betroffene Einfluss auf den Verlauf seiner
Erkrankung, auf die Schwere und eventuelle
Komplikationen.
Dr. Diethard SturmFacharzt für
Allgemeinmedizin,
Patientenbeauf-
tragter des
Deutschen Haus-
ärzteverbandes
Hilfe – Asthma!Unbeschwert atmen
6Vorwort 2
D Verstehen Sie Asthma? Wie weit soll die
Diagnostik gehen? Kann ich geheilt wer-
den und mein Asthma wieder verlieren
oder bleibe ich auf ewig Patient? Und wie
gefährdet sind meine Kinder, ebenfalls die-
se Krankheit zu bekommen? Was sind die
ersten Anzeichen eines Asthma-Anfalls,
wann schrillen die Alarmglocken?
Antworten darauf finden Sie natürlich im
Gespräch mit Ihrem behandelnden Arzt,
aber auch in diesem Buch. Es nützt Ihnen
und Ihrer gesamten Familie. Zwar kann
es den Dialog in einer strukturierten Schu-
lung nicht ersetzen, wohl aber unterstüt-
zen. Ebenso Ihr Gespräch mit den behan-
delnden Ärzten, den Physiotherapeuten
und Ihrer Selbsthilfegruppe.
Damit Sie unbeschwert atmen können –
trotz Asthma.
Ihr
Dr. Diethard Sturm
7
Worauf sollten Sie achten?Ursachen, Symptome, Einteilung
1. Kapitel
I
Asthma kann unterschiedliche Auslöser haben. >>
Asthmaist die häufi gste chronische Erkrankung im Kindesalter!
n diesem Kapitel möchten wir Ihnen ei-
nige wichtige Hintergründe über asthma-
tische Erkrankungen nahebringen: Was ist
eigentlich Asthma bronchiale, wie sehen die
häufi gsten Symptome aus, wie fi ndet man die
individuell am besten geeignete Behandlung?
Vielleicht sind es für Sie ein paar Augenbli-
cke, die Ihnen helfen, Ihre Krankheit oder die
Ihrer Angehörigen besser zu verstehen und
leichter damit umzugehen. Denn als Asthma-
tiker ist man nicht allein. Asthma bronchiale
ist eine sehr häufi ge chronische Erkrankung,
die bei rund fünf Prozent der Erwachsenen
in Deutschland auftritt. Bei Kindern ist sogar
rund jedes zehnte davon betroffen. Damit ist
Asthma die häufi gste chronische Erkrankung
im Kindesalter.
Asthma bronchiale – was ist das?Unter Asthma bronchiale versteht man eine
chronische Entzündung der Atemwege. Diese
äußert sich in einer Schwellung der Schleim-
häute, die alle Atemwege auskleidet, in einer
vermehrten Schleimbildung und in einer
Verkrampfung der Bronchialmuskulatur.
Dieses alles führt zusammen zu einer Ver-
engung der Atemwege. Die Atemluft kann
nur noch schwer in die Bronchien hinein-
fl ießen und noch schwerer wieder hinaus –
es kommt zur Atemnot. Diese Entzündung
der Atemwege kann durch unterschiedliche
Reize ausgelöst werden und es kommt dabei
zu einer dauerhaften, also chronischen Ent-
zündung in den Bronchien. Dies kann dazu
führen, dass die Bronchialschleimhaut im
Laufe der Zeit überempfi ndlich wird und auf
immer mehr Einfl üsse von außen mit eben
1. Worauf sollten Sie achten? Ursachen, Symptome, Einteilung
8Kapitel 1
dieser Atemnot reagiert. Leider bleibt diese
Überempfindlichkeit oft ein Leben lang be-
stehen, auch wenn man keine Beschwerden
mehr hat. Der Arzt spricht dann von einem
hyperreagiblen Bronchialsystem.
Je nach auslösenden Situationen wird Asth-
ma in verschiedene Formen bzw. Zusatzva-
rianten eingeteilt. Doch diese Einteilung ist
nicht starr, meist überwiegen Mischformen.
Das bedeutet, dass sowohl der eine als auch
der andere Auslöser einen asthmatischen
Anfall provozieren kann. Beim kindlichen
Asthma ist häufig vorher bereits eine Allergie
vorhanden, entweder beim betroffenen Kind
selbst oder in der Familie.
9Kapitel 1
Wenn wir atmen, strömt mit jedem einzelnen Atemzug Luft durch Nase, Mund und Rachen-raum. Weiter fließt sie in die Luftröhre und dann in die großen Bronchien, die Luftleitungen der Lunge. Auf diesem Weg wird die Atemluft von Schmutz und Staubpartikeln befreit, sie wird angefeuchtet und angewärmt. Von den Bronchien aus gelangt die Luft in der Lunge in ein schier unendliches Geflecht immer kleiner werdender Verzweigungen. Diese luftleitenden Lungenästchen werden Bronchiolen genannt. Am Ende der Bron-chiolen liegen die Lungenbläschen. Diese haben eine sehr dünne Hülle, eine sogenannte Membran. Der Sauerstoff aus der Atemluft durchdringt diese nun und gelangt von dort aus zu den roten Blut-körperchen, die für den Transport des Sauerstoffs
zu allen Zellen des Körpers verantwortlich sind. Im Gegenzug geben die roten Blutkörperchen die verbrauchte Luft des Körpers in Form seines Ab-bauprodukts Kohlendioxid (CO2) an die Lunge ab. Wir atmen es einfach wieder aus. Dieser Vorgang geschieht völlig automatisch, wir bemerken ihn meist gar nicht. Gesteuert wird dieser Vorgang durch unser Atemzentrum im Gehirn. Im Körper wird permanent der Sauerstoff- und CO2-Gehalt im Blut gemessen. Diese Werte werden vom Atem-zentrum verarbeitet und in Aktion umgesetzt. Wenn es signalisiert „zu wenig Sauerstoff und zu viel Kohlendioxid“, dann wird die Atembewegung angepasst, wir holen dann zum Beispiel tiefer und schneller Luft und atmen kräftiger aus. Das ist ein perfekt eingespielter Ablauf.
Hintergrundwissen kompakt: die Atmung
Allergien bilden häufig die Basis für einen Asthma-Anfall. Blühende Gräser, die beispielsweise einen Heuschnupfen verursachen, können im Extremfall auch zum Auslöser für die gefährliche Atemnot werden.
>>
Das allergische AsthmaUrsächlich für die asthmatischen Beschwer-
den sind hier Allergien auslösende Substan-
zen, die sogenannten Allergene. Hierzu zäh-
len beispielsweise Gräserpollen, Hausstaub
und Tierhaare. Oft sind beim Patienten oder
in der Familie bereits andere Allergien wie
Heuschnupfen oder Nahrungsmittelallergi-
en aufgetreten. Geht dann die Allergie in eine
Asthma-Erkrankung über, spricht man von
einem „Etagenwechsel“. Wenn das Asthma
bei Kindern und jungen Erwachsenen auf-
tritt, handelt es sich meist um die allergische
Form.
Das nichtallergische AsthmaHierbei spricht man auch von einem „in-
trinsischen“ Asthma. Allergene sind hier
nicht der Auslöser, die Betroffenen leiden
insgesamt nur sehr selten unter Allergien.
Ein Asthma-Anfall dieser Kategorie beginnt
häufig nach einer Virusinfektion, wie etwa
einer Grippe. Nach der Entzündung bleiben
die Bronchien überempfi ndlich und reagie-
ren dann auch auf andere Reize wie etwa
kalte Luft, Rauch oder Anstrengung. Bei Kin-
dern tritt diese Variante sehr selten auf, nur
etwa fünf Prozent der Fälle sind rein intrinsi-
scher Art. Wenn dagegen aber im Erwachse-
nenalter zum ersten Mal ein Anfall auftaucht,
handelt es sich eher um diese Form.
Ursachen: Was passiert im Körper?Die Bronchien sind bei Asthmatikern die
Schwachstelle bei der Atmung. Am Anfang
steht immer eine Entzündung der die Bron-
chien auskleidenden Schleimhaut. Warum sie
auftritt, chronisch wird und die Bronchien
10Kapitel 1
Das Schmerzmittel-Asthma Diese Asthma-Form wird vor allem durch Acetylsalicyl-säure (ASS) und verwandte Substanzen wie Anti-Rheumatika ausgelöst. Betroffen sind davon in der Regel Erwachsene. Das Anstrengungsasthma Dieses ist im engeren Sinne keine eigene Asthma-Form, sondern wird ausgelöst durch die gesteigerte Atmung bei körperlicher Anstrengung. Der damit verbundene Wärme- und Wasserverlust führt zu Irritationen in den Bronchien und in der Folge zu einer Entzün-
dungsreaktion. Je trockener und kälter die eingeat-mete Luft ist, desto stärker fallen diese Reaktionen aus. Deswegen tritt diese Variante vor allem im Winter auf. Das gemischtförmige Asthma Die meisten Asthma-Betroffenen haben eine Mischform aus allergischem und nichtallergischem Asthma. Das heißt, dass ihre Anfälle sowohl durch Allerge-ne als auch durch intrinsische Faktoren ausgelöst werden können.
Zusatzvarianten des Asthma bronchiale
11Kapitel 1
„Giemen und Brummen“Das typische Asth-ma-Geräusch kann man sogar ohne Stethoskop hören. Wenn sich die Luft durch die vereng-ten Bronchien in Richtung Lungen-bläschen quetscht, kommt es zu einem hohen Pfeifton, die Ärzte bezeichnen ihn als Giemen. Der Schleim, der den Luftstrom behindert, vibriert und äußert sich als brummendes Geräusch.
lich noch von außen zusammen. Diese mas-
sive Verengung nennt sich Obstruktion.
Die Atemluft muss sich jetzt durch immer
schmaler werdende Bronchien zwängen, die
bei der Ausatmung sogar noch enger werden
als bei der Einatmung. Luft kommt rein, aber
nur sehr schwer wieder heraus. Die Betroffe-
nen haben das Gefühl, an ihrer eingeatmeten
Luft zu ersticken. Oft kommt es dann zu ei-
ner Panikreaktion mit der Folge, dass der Pa-
tient versucht, noch schneller zu atmen und
damit die Symptome verstärkt. Der Anfall ist
in vollem Gange. Zwar kann er je nach Stär-
ke der Atemwegsverengung auch von alleine
wieder verschwinden, doch mit der richtigen
Atemtechnik oder dem richtigen Medika-
ment hat man die Situation besser im Griff.
dann überempfindlich macht, wissen wir
heute nur zum Teil. Eine große Rolle spielen
Allergien. So ist bei Allergikern gegenüber
Nichtallergikern die Wahrscheinlichkeit
erhöht, dass sie im Laufe ihres Lebens ein
Asthma bronchiale entwickeln. Die Allergie-
bereitschaft wird den Betroffenen oft mit in
die Wiege gelegt – und dann fehlt häufig nur
noch ein winzig kleiner Auslöser, um das
Bronchialsystem durcheinanderzubringen:
ein kalter Luftzug, ein allergischer Reiz, ein
kurzer Spurt. Schon schwellen die Bronchial-
schleimhäute stark an und sondern jede
Menge zählen, klebrigen Schleims ab, der
die Durchgängigkeit der Bronchien zusätz-
lich erschwert. Doch damit nicht genug. Die
Muskulatur, die sie umschließt, verkrampft
sich und drückt die feinen Luftwege zusätz-
Ein gesunder Bronchus hat eine weite Öffnung, die umgebende Muskulatur ist entspannt, die Bronchialschleimhaut zart und rosig, die Luft kann ungehindert durch den Bronchus fließen.Bei einem asthmatischen Bronchus sind die umge-benden Muskeln verkrampft, die Schleimhaut ist rötlich verdickt und sondert einen zähen Schleim ab, wodurch die Öffnung eng wird und die Luft nur schwer hindurchfließen kann. >>
Gesunder Bronchus
Bronchus bei Asthma
Die Vorgeschichte: Wenn die Bronchien Gewichte stemmenEin solch dramatischer Asthma-Anfall ist
meist nur der Endpunkt einer bereits jah-
relangen Entwicklung, die aber häufig gar
nicht als solche wahrgenommen wird. Das
erste asthmatische Anzeichen ist ein trocke-
ner Reizhusten, der auch nachts auftritt. Das
Atmen fällt zunehmend schwerer und viele
Betroffene haben das Gefühl, ihnen würden
kiloschwere Gewichte auf dem Brustkorb lie-
gen. Die Beschreibung dieser Symptome gibt
bereits den ausschlaggebenden Hinweis auf
die Diagnose „Asthma bronchiale“ – es sollte
erst gar nicht zu einem bedrohlichen Anfall
von Atemnot kommen.
Wann zum Arzt?Kurzzeitiger Husten ist in der Regel auf einen
harmlosen Infekt mit Viren oder Bakterien
zurückzuführen. Doch hält der Husten länger
als drei Wochen an, dann sollte der Hausarzt
aufgesucht werden, denn dieser Husten kann
durchaus ernsthafte Ursachen haben. Eine
davon ist das Asthma bronchiale, das sich vor
allem durch einen regelmäßig wiederkehren-
den trockenen Husten bemerkbar macht. Be-
sonders nachts kommt es zu Hustenattacken
mit Luftnot.
Bei Kindern sollte man ausgesprochen acht-
sam sein, wenn sie bei Erkältungen immer
wieder eine ausgeprägte Bronchitis entwi-
ckeln. Viele Kinder, die immer wieder unter
Entzündungen und gleichzeitig Verengungen
der Bronchien leiden, entwickeln in späteren
Jahren ein Asthma bronchiale. Doch es gibt
auch das genaue Gegenteil: Im Erwachsenen-
alter lassen bei vielen betroffenen Kindern
die asthmatischen Beschwerden nach, ver-
schwinden teilweise sogar ganz. Neuere Un-
tersuchungen haben allerdings gezeigt, dass
die Überempfi ndlichkeit des Bronchialsys-
tems in den meisten Fällen bestehen bleibt,
auch wenn es zu keinen asthmatischen Sym-
ptomen mehr kommt.
Bei entsprechenden Anzeichen, die auf einen
ungewöhnlichen Husten hindeuten, sollte
12Kapitel 1
Worauf sollten Sie besonders achten?
13Kapitel 1
erhöhte Wahrscheinlichkeit hat, später eine
asthmatische Erkrankung zu entwickeln oder
gar schon ein Asthma bronchiale hat.
Schwere der Asthma-ErkrankungDie Beschwerden beim Asthma bronchiale
sind immer gleich: Husten, Engegefühl, Luft-
not. Doch je nachdem, wie ausgeprägt diese
regelmäßig wiederkehrenden Beschwer-
den sind, wird die Erkrankung von leicht
bis schwer eingeteilt. Der Patient mit einer
immer direkt der Kinderarzt aufgesucht wer-
den. Er wird entsprechende Untersuchungen
veranlassen. Für den Arzt ist Husten bei Kin-
dern etwas sehr Alltägliches. Für die richtige
Diagnosestellung ist er deshalb auch auf die
Angaben der Eltern angewiesen. Er möchte
erfahren, in welchen Situationen der Husten
auftritt, wie er sich anhört, ob er regelmäßig
wiederkehrt und ob das Kind auch schon mal
wenn auch nur kurze Anfälle von Atemnot
gehabt hat. Das liefert ihm wertvolle Hinwei-
se darauf, ob das Kind möglicherweise eine
Ist Asthma heilbar?Asthma ist eine chronische Er-krankung, die zwar nicht geheilt werden kann, aber die Behandlungs-möglichkeiten sind heutzutage sehr gut. Wenn ein Asthma unter Kon-trolle und gut be-handelt ist, besteht volle körperliche Leistungsfähigkeit. Die Lebensqualität eines Patienten muss also keines-wegs eingeschränkt sein.
1 regelmäßig wiederkehrender trockener Husten, vor allem wenn er immer wieder in gleichartigen Situationen (z. B. nachts, bei Tierkontakt, bei Pollenfl ug) auftritt
2 Infekte, die regelmäßig zur Bronchitis führen
3 Engegefühl im Brustkorb beim Atmen
4 anfallsartige Atemnot bei Anstrengung
5 auffällige Atemgeräusche wie Giemen und Brummen
14Kapitel 1
leichten Form des Asthmas hat regelmäßig
mindestens zweimal pro Woche tagsüber Be-
schwerden und nachts mehrmals im Monat.
Ein Patient mit einer mittelschweren Asth-
ma-Form hat mit täglichen Symptomen zu
kämpfen. Patienten mit einer schweren Form
haben anhaltende tägliche Beschwerden mit
plötzlichen Verschlechterungen und häufi gen
nächtlichen Anfällen.
Einige Betroffene haben nur unregelmäßige
Symptome, die maximal einmal pro Woche
tagsüber auftreten und nachts nur zweimal
pro Monat Beschwerden bereiten.
Zusammen-fassung
Asthma bronchiale entsteht durch eine chronische Entzündung in den Bronchien, die zu einer Überempfi ndlichkeit der Atemwege führt. Durch verschiedene allergische und nichtallergische Auslöser verengen sich die Bronchien und die Schleimhaut schwillt stark an. Außerdem sondert sie einen zähen Schleim ab. Die Luft gelangt immer schwerer durch die Bronchien in die Lunge hinein und noch schwerer wieder heraus. Ein Druckgefühl auf dem Brustkorb entsteht, das bis zu einer plötzlichen Atemnot, einem Asthma-Anfall, führen kann. Zwischen den einzelnen Episoden von Luftnot spüren die Betroffenen oft gar nichts. Eines der wichtigsten Symptome des Asthmas ist regelmäßig wiederkehrender trockener Husten. Die Häufi gkeit der Sym-ptome gibt Auskunft über die Schwere des Asthmas und hilft dem Arzt, die Erkran-kung bei der Diagnose richtig einzuordnen und die individuell geeignete Therapie auszuwählen.
15
Worauf achtet Ihr Arzt?Der Weg zur richtigen Diagnose
2. Kapitel
A
Das Gespräch mit dem Arzt liefert Hinweise auf die Ursachen des Asthmas. >>
n dieser Stelle möchten wir Ihnen die
Untersuchungsmethoden bei Asth-
ma bronchiale näher erklären, damit Sie die
einzelnen Schritte Ihres Arztes, die zu einer
Diagnose führen, besser verstehen können.
Bitte bedenken Sie aber, dass Ihr Arzt je nach
Krankheitsbild und dessen Ausprägung un-
terschiedliche Diagnoseverfahren anwenden
kann.
Vielleicht fragen Sie sich, ob eine ausführli-
che ärztliche Untersuchung wirklich nötig ist,
um hinter eine Asthma-Erkrankung zu kom-
men. Die Antwort lautet ganz klar: Ja! Denn
eines der Hauptsymptome des Asthmas ist
der Husten. Und dieser ist ein sehr häufi-
ges Erkrankungsbild, das oft eben nicht mit
Asthma in Verbindung gebracht wird. Des-
wegen bedarf es genauer Fragen des Arztes
und weiterer körperlicher Untersuchungen,
um hinter die Ursache zu kommen.
Eine optimale Therapie wird dazu beitragen,
dass Ihre Beschwerden im Laufe der Zeit ab-
klingen oder sogar komplett verschwinden.
Die „Schwachstelle Bronchien“ wird aber le-
benslang bestehen bleiben und sollte darum
auch regelmäßig untersucht werden.
Oft stellt sich auch die Frage, ob der Haus-
bzw. Kinderarzt die Untersuchung und die
sich möglicherweise anschließende Behand-
lung durchführen kann oder ob vielleicht
doch besser ein Lungenfacharzt, ein Pneu-
mologe, dieses tun sollte. Zunächst sind Sie
bei Ihrem Haus- oder Kinderarzt gut auf-
gehoben. Er kennt die entsprechenden dia-
gnostischen Schritte und auch die aktuellen
Behandlungsmöglichkeiten. Bleiben aber
während der Diagnose bestimmte Fragen
offen oder schlägt die Therapie nicht wie
erwartet an, dann wird Ihr Haus- bzw. Kin-
derarzt Sie an einen Spezialisten überweisen.
2. Worauf achtet Ihr Arzt? Der Weg zur richtigen Diagnose
16Kapitel 2
17Kapitel 2
Der UntersuchungsterminDen meisten Betroffenen ist es besonders
wichtig zu wissen, was beim Arzttermin auf
sie zukommt und auf welche Fragen und
Untersuchungen sie sich einstellen müssen.
Deshalb haben wir für Sie auf den folgenden
Seiten ausführlich die einzelnen Diagno-
seschritte zusammengestellt, die bei einem
Beschwerdebild von Husten und Atemnot
durchgeführt werden und zur Erkennung
eines Asthmas führen können.
Eventuell haben Sie bereits einen Teil der hier
aufgeführten Diagnoseschritte hinter sich
gebracht. Dann können Sie an dieser Stelle
nachlesen, welche Informationen Ihr Arzt
daraus ableiten kann, um Ihnen optimal zu
helfen.
Wenn Fragen offenbleibenHäufi g erinnert man sich erst nach einem Arzt-besuch, dass einem noch einige Punkte unklar sind. Nutzen Sie dieses Buch auch als Gedächtnisstütze! Markieren Sie sich entsprechende Passagen und nehmen das Buch beim nächsten Termin mit in die Sprechstunde. Ihr Arzt wird Ihren Fragen mit Sicher-heit aufgeschlossen gegenüberstehen. Denn auch für ihn ist es wichtig, dass seine Patienten gut informiert sind. Das ist eine wich-tige Voraussetzung für eine erfolgrei-che Therapie.
Das ärztliche GesprächAm Beginn jeder Untersuchung steht das
ärztliche Gespräch und damit die Erhebung
der Krankengeschichte. Mediziner sprechen
hierbei von der sogenannten Anamnese. Die-
ses Gespräch liefert erste Hinweise auf die
Ursache der bestehenden Beschwerden, es
kann also bereits direkt in die Richtung einer
asthmatischen Erkrankung weisen. Die Fra-
gen, auf die Sie sich einstellen sollten, haben
wir auf der folgenden Seite in einer Diagnose-
Checkliste für Sie zusammengestellt:
Asthma bronchiale hat viele verschiedene
Gesichter. Angefangen von „nur“ trocke-
nem Husten über die Brustenge bis hin zur
Luftnot. Darum ist es sehr wichtig, dass Sie
Ihrem Arzt Ihre Beschwerden möglichst ge-
Ein Asthma-Tagebuch kann helfen, die persönlichen Asthma-Aus-löser zu er-kennen und den eigenen Gesundheits-zustand besser einzuschätzen. >>
Fragen des Arztes
Seit wann besteht der Husten?
Bestanden in der letzten Zeit Fieber und Auswurf?
Rauchen Sie?
Welche Medika-mente nehmen Sie ein?
Bestehen bei Ihnen oder in Ihrer Fami-lie Allergien?
Tritt Ihr Husten oder die Atemnot in bestimmten Situationen auf?
Haben Sie Prob-leme, wenn Sie durch die Nase atmen?
Welchen Beruf üben Sie aus?
18Kapitel 2
Diagnose-Checkliste
Warum fragt der Arzt das?
Husten, der länger als drei Wochen besteht, muss unbedingt weiter abgeklärt werden.
Fieber und Auswurf sind typischen Zeichen eines Infekts, der wiederum Auslöser einer Asthma-Erkrankung sein kann.
Tabakrauch ist sehr schädlich für die Lunge und kann Asthma-Anfälle auslösen.
Bestimmte Medikamente wie Schmerzmittel oder Rheumamedikamente können einen Asthma-Anfall auslösen oder die Beschwerden verschlimmern.
Das allergische Asthma ist im Kindesalter und bei jungen Erwachsenen häufi g und wird durch vielfältige Stoffe ausgelöst.
Asthma kann durch Anstrengung, aber auch durch Kältereize ausgelöst werden. Ebenso liefert ein vorwiegend nächtlicher Husten Hinweise auf eine Asthma-Erkrankung.
Ein allergischer Schnupfen oder eine chronische Nasenneben-höhlenentzündung können asthmatische Beschwerden auslösen.
Bestimmte Berufsgruppen, die einer hohen Staubbelastung ausgesetzt sind wie z. B. Bäcker, können ein berufsbedingtes Asthma entwickeln.
Dafür nutzt er verschiedene Untersuchungs-
möglichkeiten.
Das AbhörenDas haben Sie sicherlich schon oft beim Arzt
erlebt. Er legt Ihnen das Bruststück seines
Stethoskops auf den Rücken und bittet Sie,
mit offenem Mund tief ein- und auszuat-
men. Der Mediziner nennt dieses Verfahren
Auskultation. Der Arzt hört dabei durch das
Stethoskop verschiedene Geräusche, die beim
Ein- und Ausatmen im Brustraum entstehen.
Typisch für das Asthma sind Geräusche wie
das „Giemen“ und „Brummen“. Sie entste-
hen, wenn die Luft nicht ungehindert durch
die Bronchien strömen kann. Das Brummen
wird durch zähen Schleim verursacht, das
Giemen, ein pfeifendes Geräusch, durch die
Verengung der Luftwege. Das kann man sich
vorstellen wie beim Ausatmen durch den
Mund. Sind die Lippen weit, dann hört man
kaum etwas. Spitzt man hingegen die Lippen,
dann pfeift‘s.
Die LungenfunktionsprüfungIm Rahmen einer Asthma-Diagnose ist die
Lungenfunktionsprüfung die wichtigste Un-
tersuchungsmethode. Denn sie ermöglicht
die Abgrenzung zu anderen Lungenerkran-
kungen. Damit erfolgt schlussendlich die
Sicherung der Diagnose Asthma bronchiale,
die in den meisten Fällen mit der sogenann-
ten Spirometrie durchgeführt werden kann.
nau beschreiben können. Es kann durchaus
hilfreich sein, wenn Sie sich schon vorher
Notizen machen. Überlegen Sie sich, wann
Ihre Beschwerden auftreten. Vielleicht nur
im Frühling, vielleicht nur bei Nebel, wenn
Sie sich draußen bewegen? Möglicherweise
hauptsächlich dann, wenn Sie sich an Ihrem
Arbeitsplatz befinden oder Tiere in der Nähe
sind? Oder meist nachts? Es gilt die Devise:
Nur wenn man die Asthma-Auslöser kennt,
kann man sie meiden.
Damit Ihr Arzt Ihre Beschwerden korrekt be-
urteilen kann, muss er neben einer Asthma-
Erkrankung auch andere Ursachen in Erwä-
gung ziehen. Das kann dazu führen, dass für
Sie unerwartete Fragen auftreten. Wundern
Sie sich nicht. Aber wenn es Sie interessiert,
fragen Sie ruhig nach, warum er jetzt genau
diese Frage stellt.
Die körperliche UntersuchungSelbstverständlich müssen Ihre Beschwer-
den auch körperlich abgeklärt werden. Da-
für braucht der Arzt zunächst einmal seine
Beobachtungsgabe, seine Hände und sein
Stethoskop. Zuerst wird er Sie genau an-
schauen. Dabei achtet er auf die Form Ihres
Brustkorbs und Ihre Haltung. Er hört auf die
Geräusche, die Sie beim Atmen machen. Nun
muss er die einzelnen Informationen zuord-
nen. Denn Ihr Arzt untersucht Sie nicht nur
auf eine Asthma-Erkrankung hin, sondern
muss auch andere Krankheiten abklären, die
mit ähnlichen Beschwerden einhergehen.
19Kapitel 2
<< Mit einem Spirometer wird die Funk-tionalität Ihrer Lunge bestimmt. Es wird sowohl zur Diagnostik Ihrer Erkrankung als auch zur Verlaufskontrolle eingesetzt.
Daten, die diese Untersuchung liefert, sind
einfach zu erheben und sofort miteinander
vergleichbar. So kann Ihr Arzt ganz schnell
feststellen, ob sich Ihre Lungenfunktion seit
Ihrem letzten Untersuchungstermin verbes-
sert oder verschlechtert hat.
BodyplethysmographieBei schwierigeren Fragestellungen kommen
für die Lungenfunktionsprüfung auch auf-
wendigere Untersuchungstechniken infrage.
Eine ist die Bodyplethysmographie. Bei dieser
Methode ist ebenfalls Ihre Mithilfe gefragt,
denn auch hierbei müssen Sie auf Komman-
dos reagieren. Der Bodyplethysmograph er-
innert an die guten alten Telefonzellen. Der
Patient steht oder sitzt in dieser kleinen Zelle,
die komplett gegenüber der Außenluft abge-
riegelt ist. Der Ablauf der Untersuchung ent-
spricht in etwa der der Spirometrie.
Aus den Ergebnissen der Lungenfunktions-
messung lassen sich durch Berechnungen
noch weitere Werte ermitteln, etwa wenn ein
gemessener Wert zu einem anderen ins Ver-
hältnis gesetzt wird. Grundsätzlich sind diese
Befunde abhängig von Alter und Geschlecht
des Patienten. Da die Werte bestimmten
Standards zugeordnet sind, ermöglichen sie
SpirometrieDie Spirometrie dient als Standarduntersu-
chung, die einfach durchzuführen ist. Mit
einer Nasenklammer wird die Nasenatmung
des Patienten ausgeschaltet. Das dient dazu,
dass keine Luft ungemessen entweder in die
Lunge hineingelangen oder aus ihr entwei-
chen kann. Dann atmet der Patient so fest wie
möglich durch den Mund in ein Gerät hinein
und bläst damit die Luft wieder hinaus. Die-
ses Gerät zeigt an, wie schnell man ein- und
ausatmet und wie viel Luft man insgesamt in
das Gerät zu pusten imstande ist. Das setzt
Ihre Mitarbeit voraus. Sie müssen aktiv den
Anweisungen einer Fachkraft folgen und im
richtigen Moment entweder ein- oder ausat-
men. Das Ziel der Untersuchung ist es, die
wichtigsten Daten über die Funktion der
Lunge zu sammeln. Mit der Spirometrie wer-
den auch der Verlauf der Erkrankung sowie
der Therapieverlauf kontrolliert. Denn die
20Kapitel 2
Hinter-grund-wissen
Die wichtigsten Lungen-messwerte
21Kapitel 2
zeichnet den sogenannten Tiffeneau-Index,
die relative Einsekundenkapazität. Dieser
sagt etwas aus über den Grad der Verengung
der Bronchien. Zeigen sich niedrige Werte, so
deutet das auf einen behinderten Ausstrom
der Atemluft aus der Lunge hin. Der Arzt
schließt dann in den meisten Fällen noch
einen weiteren Test an: den Bronchospasmo-
lyse-Test. Werden beim Tiffeneau-Index Nor-
malwerte erreicht, ist allerdings eine Asthma-
Erkrankung noch nicht ausgeschlossen.
eine Unterscheidung zwischen verschiedenen
Lungenerkrankungen. Ihr Arzt vergleicht die
gewonnenen Ergebnisse und interpretiert sie
entsprechend. Dann wird er die für Sie geeig-
nete Therapie empfehlen.
Für die Diagnostik des Asthmas werden vor
allem der FEV1-Wert und der VC-Wert her-
angezogen. Die Werte für sich alleine genom-
men haben für den Arzt schon eine große
Aussagekraft. Noch eindeutiger wird diese,
wenn die beiden Zahlen ins Verhältnis gesetzt
werden, also FEV1/VC. Das Ergebnis be-
Abkürzung
TLC
FVC
VC
FEV1
Peakfl ow (PEF)
Bedeutung der Abkürzung
totale Lungenkapazität
forcierte inspiratorische Vitalkapazität
Vitalkapazität
forciertes exspiratorisches Ein-sekundenvolumen oder auch bezeichnet als Einsekunden-volumen oder als Atemstoßtest
maximaler exspiratorischer Fluss oder auch bezeichnet als Spitzen-fl uss
Was heißt das?
wie viel Luft in die Lunge passt
wie viel Luft maximal eingeat-met werden kann
wie viel Luft nach maximaler Einatmung maximal ausgeat-met werden kann
wie viel Luft nach maximaler Einatmung in einer Sekunde maximal ausgeatmet werden kann
wie groß der maximale Luftfl uss beim Ausatmen in Litern pro Minute ist
Der Tiffeneau-IndexBeim Tiffeneau- Index geht es um die Menge an Luft, welche maximal innerhalb einer Sekunde ausgeat-met werden kann, im Verhältnis zu der Luftmenge, die insgesamt ohne Zeitbegrenzung ausgeatmet werden kann. Damit Ihr Arzt diesen Wert er-mitteln kann, müs-sen Sie zunächst so tief wie möglich einatmen und anschließend so stark wie möglich in das Spirometer ausatmen.
22Kapitel 2
Broncho-spasmolyse-TestVerkrampfungen werden me-
dizinisch Spasmus genannt
und Lyse heißt lösen. Bei die-
sem Test geht es also darum
herauszufinden, ob sich die
verkrampfte Muskulatur in
Ihren Bronchien durch Medi-
kamente lösen lässt.
Für diesen Test bestimmt Ihr
Arzt zunächst Ihren FEV1-Wert. Fällt er nied-
riger als normal aus, so ist das ein Zeichen
dafür, dass die Luft nicht ausreichend schnell
ausgeatmet werden kann. Die Bronchien sind
zu eng, der Arzt spricht von einer Obstruk-
tion. Nun möchte Ihr Arzt wissen, was die
Ursache für die Enge der Bronchien ist. Ist
eine verkrampfte Bronchialmuskulatur dafür
verantwortlich, dann können die Verkramp-
fungen mit bestimmten Medikamenten soge-
nannten Beta-2-Sympathomimetika, gelöst
werden. Der Arzt wird Ihnen dieses Präparat
als Spray verabreichen und nach circa 20 Mi-
nuten erneut Ihren FEV1-Wert bestimmen.
Ist er besser als zuvor, ist das der Beleg dafür,
dass man die Engstellung der Bronchien auf
diese Weise behandeln kann. Das macht die
Diagnose Asthma bronchiale – zusammen
mit den anderen Diagnosebausteinen – mehr
als wahrscheinlich.
In Einzelfällen wird dieser Test auch mit ei-
nem Kortisonpräparat durchgeführt, dann
dauert die Wartezeit bis zur erneuten FEV1-
Messung deutlich länger.
ProvokationstestTreten bei Ihnen die Beschwerden nur in be-
stimmten Situationen wie etwa beim Joggen
in kalter Luft oder beim Kontakt mit Tierhaa-
ren auf, wird Ihr Arzt möglicherweise auch
einen Provokationstest durchführen. Das
bedeutet, die asthmatischen Beschwerden
werden bewusst hervorgerufen – natürlich
nur unter ständiger ärztlicher Beobachtung.
Dafür stehen unterschiedliche Methoden zur
Verfügung. Einmal die Gabe bestimmter Me-
dikamente wie Histamin oder Methacholin,
die eine entsprechende Überreaktion in der
Lunge provozieren. Zum anderen kann aber
auch die auslösende Situation selbst zur Di-
agnose genutzt werden. Beispielsweise kann
ein Belastungsasthma auch durch Laufen
auf einem Laufband oder freies Rennen und
Treppensteigen provoziert werden. Ebenso
können bestimmte Allergien auslösende Subs-
tanzen eingeatmet und damit eine Reaktion
hervorgerufen werden. Diese Art der Provo-
kation wird aber nur bei speziellen Fragestel-
lungen angewandt.
<< Bei schwie-rigen Fragestel-lungen führt Ihr Arzt eine Lun-genfunktionsprü-fung mittels der Bodyplethysmo-graphie durch.
23Kapitel 2
ist der Nachweis einer Überempfi ndlichkeit
der Atemwege erbracht.
In sehr seltenen Fällen können die Patienten
bei diesem Test mit starker Luftnot reagieren,
dann wird der Arzt sofort die erforderlichen
Medikamente verabreichen, um die Atmung
wieder zu normalisieren. Zum Glück ist das
nur äußerst selten der Fall und der Nutzen
des Tests ist weit größer als das eventuelle
Risiko. Dieser Provokationstest hilft, die Di-
agnose zu sichern und in der späteren Thera-
piephase unnötige Medikamenteneinnahme
zu vermeiden.
Damit ein unverfälschtes Ergebnis erzielt
werden kann, müssen die Probanden vorher
einige Stunden auf alle bronchialerweitern-
den Medikamente verzichten. Als Diagnose-
instrument dient entweder die Spirometrie
oder die Bodyplethysmographie. Die Lun-
genfunktion des Patienten wird dauernd
überwacht. Dann werden die entsprechen-
den Substanzen der Einatemluft zugegeben
und gelangen so direkt in die Bronchien.
Kommt es zu einer Reaktion, so äußert sich
dies in einem zunehmenden Atemwegswi-
derstand, der sofort gemessen wird. Damit
Der Peakfl ow-Wert, auch Spitzenfl uss genannt, ist für Sie wichtig, wenn Ihr Arzt bei Ihnen ein Asthma bronchiale festge-stellt hat. Denn er dient dazu, den Verlauf Ihrer Asthma-Erkrankung zu kontrollieren und damit die Wirksamkeit einer The-rapie unabhängig von Ihren subjektiven Beschwerden zu dokumentieren. Der Spitzenfl uss kann im Gegensatz zu den meisten anderen Lungenfunktionsdaten von Ihnen selbst gemessen werden. Dazu benötigen Sie ein kleines, einfach zu handhabendes Gerät, das Peakfl ow-Meter. Je nach Hersteller ähnelt es meist einer etwas zu klein und zu kurz geratenen Blockfl öte, auf deren Vorderseite eine Skala aufgedruckt ist. Ein kräftiger Aus-atemstoß in das Mundstück des Geräts, etwa wie beim Ausblasen einer Kerze,
bewegt einen kleinen Plastikpfeil, der an der Skala entlangrutscht. Je nach Aus-atemdruck kommt er früher oder später zum Stillstand und zeigt dann die maxi-male Geschwindigkeit an, mit der die Luft ausgeatmet wurde. Das ist der Spitzen-fl uss. Er wird in „Litern pro Minute“ ange-geben. Je weiter die Bronchien sind, desto schneller kann die Luft strömen und desto höher ist der Spitzenfl uss. Natürlich gibt es nach Geschlecht und Alter geordnete Richtwerte, wie hoch der Spitzenfl uss nor-malerweise sein sollte. Jedoch sind Ihre individuellen Werte im Verhältnis zu Ihrem persönlichen „Bestwert“ viel wichtiger. Im Verlauf Ihrer Erkrankung werden diese Werte miteinander verglichen und eine Verbesserung oder auch Verschlechterung Ihrer Lungenfunktion erkannt.
Die Messung des Peak-fl ow-Werts
Die übliche Untersuchung auf eine mögliche
Allergie ist ein Hauttest, der auch als Prick-
Test bezeichnet wird. Allerdings bedeutet
eine Hautreaktion nur, dass der Körper eine
Empfindlichkeit gegen dieses Allergen hat.
Der Auslöser muss nicht zwangsläufig auch
Ihre Atembeschwerden im Alltag hervorru-
fen.
Eine weitere Möglichkeit, Allergien zu er-
kennen, ist der Nachweis von spezifischen
Allergie-Antikörpern im Blut. Diese Me-
thode wendet der Arzt vor allem dann an,
wenn ein Allergie-Hauttest wegen mangeln-
der Mitarbeit nicht möglich ist. Für diesen
Test wird dem Betroffenen zunächst Blut
abgenommen. Diese Blutprobe wird dann
gezielt mit typischen Allergien auslösenden
Substanzen zusammengebracht. Im Labor
kann dann sichtbar gemacht werden, ob sich
entsprechende Allergie-Antikörper an die-
se Stoffe binden. Allergie-Antikörper bildet
Die Tagesform der BronchienBei manchen Patienten ändert sich die Enge der Bronchien während des Tages. Bei der Untersuchung in der Praxis ist dann möglicherweise die Lungenfunktion ganz normal, obwohl sonst entsprechende Beschwerden bestehen. Um das herauszufinden, wird Ihnen Ihr Arzt ein Gerät mit nach Hause geben, welches sich Peakflow-Meter nennt und in das Sie mehrfach am Tag kräftig hineinpusten müssen. Es funktioniert ähnlich wie die FEV1-Messung. Erst die Beobachtung des Peakflow-Werts im häuslichen Umfeld über den Tag verteilt und an mehreren Tagen hintereinander kann in einem solchen Fall den entscheidenden Hinweis auf ein bestehendes Asthma geben.
24Kapitel 2
Zusätzliche UntersuchungsmethodenEventuell empfiehlt Ihnen Ihr Arzt bei Ihrem
Termin, weitere Untersuchungen anzuschlie-
ßen, um Ihre Asthma-Diagnose zu sichern
bzw. hinter die Ursachen Ihrer Beschwerden
zu kommen. Denn je klarer Ihrem Arzt Ihr
Krankheitsbild ist, desto besser kann er Sie
behandeln.
Das Allergie-ScreeningBei Verdacht auf ein allergisches Asthma
bronchiale wird Ihr Arzt einen entsprechen-
den Allergietest durchführen oder bei einem
Kollegen veranlassen. Auf welche Allergien
auslösenden Substanzen Sie getestet werden
sollten, leitet der Arzt aus einem ausführli-
chen Gespräch mit Ihnen ab. Außerdem gibt
es Standardkombinationen der häufigsten
Allergene, welche beim Testverfahren haupt-
sächlich Verwendung finden.
Der Prick-TestDieser Test wird meist am Unterarm oder auf dem Rücken durch-geführt. Die infrage kommenden Allergien auslösenden Substan-zen werden in einer wässerigen Lösung als Tropfen auf die Haut aufgetragen. Dann wird mit einer winzi-gen Lanzette in die Haut gepikst. Dadurch gelangt die wässeri-ge Lösung unter die Haut. So kommt das Allergen in unmit-telbaren Kontakt mit den Abwehrzellen des Körpers. Besteht eine Allergie auf eine oder mehrere dieser aufge-tragenen Substanzen, so entsteht an der jeweiligen Stelle ein juckender, geschwol-lener Bereich, eine sogenannte Quaddel.
und Anzahl der Blutzellen untersucht. Dabei
geht es um die Frage, ob sich vermehrt aller-
gietypische Zellen des körpereigenen Ab-
wehrsystems finden lassen, der Arzt spricht
dann von einer Eosinophilie. Auch wird
untersucht, ob sich Anzeichen einer Entzün-
dungsreaktion im Blut finden lassen. Dieses
erkennt der Arzt beispielsweise an typischen
Entzündungswerten im Blut. Zusätzlich kann
bestimmt werden, wie viele Allergie-Antikör-
per insgesamt im Blut vorhanden sind, auf
dem Laborbefund werden diese als „Gesamt-
IgE“ ausgewiesen.
der Körper nur, wenn tatsächlich eine All-
ergie vorliegt. Allerdings bringt auch diese
Untersuchung nicht unbedingt den Beweis,
dass Ihre asthmatischen Beschwerden durch
diese Substanzen auch tatsächlich ausgelöst
werden.
In Einzelfällen kommt für den Nachweis ei-
ner Allergie auch der bereits beschriebene
Provokationstest zum Einsatz.
Die LaboruntersuchungHierfür wird Ihnen Ihr Arzt zunächst Blut
abnehmen. Dieses wird im Labor auf Art
25Kapitel 2
Bei einem Allergie-Test auf der Haut, dem sogenannten Prick-Test werden verschiedene Substanzen in wässeriger Lösung so unter Ihre Haut eingebracht, dass sich eine allergische Reaktion in Form eines jucken-den, geschwollenen Bereichs (Quaddel) bilden kann.
>>
Wenn darüber hinaus weitere technische Un-
tersuchungen notwendig sind, wird Ihr Arzt
ausführlich mit Ihnen darüber sprechen und
sie Ihnen erklären. Wenn bei Ihnen trotzdem
Unklarheiten bestehen, dann scheuen Sie sich
nicht, ruhig noch einmal genauer nachzufra-
gen.
Die RöntgenuntersuchungEin Asthma bronchiale kann man nicht auf
einer Röntgenaufnahme erkennen. Aber
manchmal ist eine Röntgenuntersuchung der
Lunge notwendig, um andere Erkrankungen
auszuschließen, die ähnliche Beschwerden
verursachen. Die Strahlenbelastung ist dabei
nicht höher als bei einem Transatlantikfl ug.
26Kapitel 2
Eine Blutunter-suchung oder ein Röntgenbild kann bei Unklarheiten
Ihrer Beschwerden hilfreich sein. >>
Die Diagnose Asthma bronchiale wird aufgrund der Schilderungen des Patienten und der Untersuchung durch den Arzt gestellt. Die sorgfältige körperliche Untersuchung sowie die anschließende Lungenfunktionsprüfung stehen im Mittelpunkt der Be-funderhebung. So können Erkrankungen ausgeschlossen werden, die zwar ähnliche Beschwerden machen, aber gänzlich anders behandelt werden müssen.
Weiterführende Untersuchungen wie der Prick-Test oder Blutuntersuchungen werden durchgeführt, um mögliche allergische Auslöser ausfi ndig zu machen. Hinweise auf die Asthma-Auslöser erhält der Arzt aus dem Gespräch mit Ihnen als Patienten und aufgrund gezielter Fragen nach den Situationen, in denen Ihre Beschwerden auf-treten. Eine aufwendige Apparatediagnostik ist nur in begründeten Ausnahmefällen erforderlich.
Zusammen-fassung
27
Was kann Ihr Arzt tun?Behandlung, Medikamente, begleitende Therapie
3. Kapitel
D
Die Kindheit unbe-schwert genießen – mit der richtigen Therapie ist das auch für Kinder mit Asthma möglich. >>
ieses Kapitel ist für Sie vielleicht der
zentrale Abschnitt dieses Buchs. Denn
hier finden Sie die am häufigsten gestell-
ten Fragen zu Ihrer Erkrankung. Auf Basis
des aktuellen medizinischen Wissensstands
möchten wir Ihnen diese Fragen beantwor-
ten und Ihnen außerdem weiterführende Er-
läuterungen zu den entsprechenden Themen
geben.
Gerade beim Asthma gehören Medikamente
unabdingbar zum Konzept einer umfassen-
den, ganzheitlichen Therapie. Sie werden
zum ständigen Begleiter und natürlich ma-
chen sich die Betroffenen oder – wenn es sich
bei den Patienten um Kinder handelt – ihre
Eltern entsprechende Gedanken darüber.
Ist ein dauerhafter Einsatz der Medika-
mente gefährlich?
Kann ich die Medikamente irgendwann
wieder absetzen?
Reicht nicht vielleicht auch nur eine Be-
handlung direkt nach dem Anfall aus?
Kann mein Kind durch die Medikamen-
te Entwicklungsstörungen davontragen?
Das sind wohl die dringendsten Fragen, die
die Betroffenen beschäftigen. Werden sie
nicht zufriedenstellend beantwortet, kann
dieses sogar zur Unsicherheit im Umgang
mit den Medikamenten führen, die mög-
licherweise darin gipfelt, dass man sie gar
nicht mehr nehmen mag. Das gilt es ganz
klar zu vermeiden. Wir möchten Ihnen an
dieser Stelle die wichtigsten Antworten ge-
ben. Fehlt Ihnen dennoch die eine oder an-
dere Information, zögern Sie bitte nicht, Ih-
ren behandelnden Arzt danach zu fragen. Er
wird Ihnen Ihre Fragen gerne beantworten.
Denn nur ein Patient, der über seine Krank-
heit und seine Therapie Bescheid weiß, wird
3. Was kann Ihr Arzt tun? Behandlung, Medikamente, begleitende Therapie
28Kapitel 3
Behandlung mit StrukturWir berücksichtigen an dieser Stelle auch die sogenann-ten strukturierten Behandlungspro-gramme, die Ihnen vielleicht auch unter dem Begriff Disease-Management-Pro-gramme oder kurz DMP ein Begriff sind. Die AOK bietet sie unter dem Na-men „AOK-Curaplan“ an. Als Teilnehmer haben Sie den Vorteil einer gut geplanten und kontinuierlich vom Hausarzt durch-geführten Therapie-begleitung. Das Ziel ist eine optimale Behandlung und Zusammenarbeit.
29Kapitel 3
Patienten erst einmal die Atemnot zu neh-
men. Das lässt sich mit modernen Präparaten
oft schon innerhalb von Minuten, Stunden
oder Tagen erreichen. Danach allerdings gilt
es, den guten Status zu erhalten und neuen
Anfällen vorzubeugen. Es geht also nicht nur
um die Behandlung akuter Symptome, son-
dern auch um die Vorbeugung. Diese beiden
Ziele können aber nur dann erreicht werden,
wenn der Betroffene bzw. seine Eltern und
der Arzt sehr eng und vertrauensvoll zusam-
menarbeiten. Sie bilden das Team im Kampf
gegen die Krankheit. Machen Sie sich das
bitte immer wieder klar, wenn Sie im Laufe
Ihrer Erkrankung mal in ein Motivationsloch
fallen. Und seien Sie versichert: Das geht fast
jedem irgendwann einmal so. Dann gilt es,
sich selbst aus diesem Tief zu befreien.
seinen Therapieplan auch mit ganzem Her-
zen und der notwendigen Gewissenhaftigkeit
einhalten.
Die Asthma-Therapie ist immer individuellEine moderne Therapie setzt heute immer
auf verschiedene Säulen der Behandlung.
Welche das jeweils sind, ist abhängig von un-
terschiedlichen Faktoren wie dem Alter und
der Konstitution des Betroffenen und der
Schwere des Krankheitsbilds. Das ist auch
einer der wesentlichen Ansätze der struktu-
rierten Behandlungsprogramme: Ein Patent-
rezept gibt es nicht, eine optimale Therapie
besteht immer aus individuell an den Patien-
ten angepassten Bausteinen.
Das erste Ziel der Behandlung ist es grund-
sätzlich, schnell eine Besserung der aktuellen
Beschwerden herbeizuführen, also Asthma-
Wie motiviere ich mich?Vier kleine Motivationssätze, die helfen durchzuhalten:
Ich selbst kann einen erneuten Anfall verhindern oder ihn zumindest deutlich abmildern.
Ich selbst kann meine Lungenfunktion bzw. die meines Kindes wieder auf ein Normalmaß bringen und so die besten Chancen auf ein beschwerdefreies Leben ohne Spätfolgen schaffen.
Ich selbst kann dazu beitragen, dass sich mein Kind normal entwickelt und durch seine Asthma-Erkrankung nur geringfügig beeinträchtigt wird.
Ich selbst kann mir oder meinem Kind ein Leben einrichten, in das die not- wendigen Schritte für die Behandlung des Asthmas mühelos eingebettet werden und den Alltag nicht beeinträchtigen.
Asthma ist in den allermeisten Fällen kein un-
ausweichliches Schicksal, in das Sie sich wehr-
los fügen müssen! Sagen Sie sich das immer
wieder, wenn es mal nicht so vorangeht, wie
Sie es gerne hätten. Sie haben zusammen mit
Ihrem Arzt die Möglichkeit, Ihre Krankheit
zu beherrschen – nicht umgekehrt. Ziehen
Sie aus diesem Satz die notwendige Energie,
trotz Ihrer Zweifel weiterzumachen. Das gilt
natürlich auch und insbesondere für Eltern
betroffener Kinder. Sie brauchen besonders
viel von dieser positiven Energie, das weiß
auch der Arzt. Er hat großen Respekt vor der
24-Stunden-Bereitschaft, die betroffene Eltern
aufbringen, um ihre asthmakranken Kinder
zu umsorgen, und wird ihnen immer das Ge-
fühl geben: Sie sind nicht allein!
Die Kontrolle des AsthmasDas wesentliche Ziel der Asthma-Therapie
ist, die Erkrankung unter Kontrolle zu brin-
gen. Für die Betroffenen bedeutet dieses:
möglichst keine Beschwerden mehr zu ha-
ben und eine möglichst hohe körperliche
Belastbarkeit zu erzielen. Die Behandlung
richtet sich daher nach den drei Graden zur
Bestimmung der Asthma-Kontrolle, die wie
folgt definiert sind:
kontrolliertes Asthma
teilweise kontrolliertes Asthma
unkontrolliertes Asthma
Diese Einteilung beruht auf bestimmten
Kriterien, die in folgender Tabelle zusam-
mengefasst sind:
30Kapitel 3
Quelle: Nationale VersorgungsLeitlinien Asthma, 2. Auflage
> Grad der Asthma-Kontrolle bei Erwachsenen
Symptome tagsüberEinschränkung von AktivitätenBedarfsmedikationNotfallbehandlungNächtliche SymptomeLungenfunktion(FEV1 oder Peakflow) Plötzliche Verschlechte-rung (Exazerbation)
Kontrolliertes Asthma(alle Kriterien müssen erfüllt sein)
2 x pro Woche
nein2 x pro Woche
neinneinnormal
nein
Teilweise kontrolliertes Asthma(ein bis zwei Kriterien innerhalb einer Woche müssen erfüllt sein)
> 2 x pro Woche
ja> 2 x pro Wochejaja< 80 % des Sollwertes (FEV1) o. des persönl. Bestwertes (Peakflow) eine oder mehrere pro Jahr
Unkontrolliertes Asthma(drei oder mehr Kriterien müssen innerhalb einer Woche erfüllt sein)
> 2 x pro Woche
ja> 2 x pro Wochejaja< 80 % des Sollwertes (FEV1) o. des persönl. Bestwertes (Peakflow) eine pro Woche
Langzeit und BedarfDie medikamentöse Asthma-Therapie besteht aus zwei Komponenten: einer Langzeit- und einer Bedarfs-medikation. Die Langzeitmedika-mente müssen regelmäßig einge-nommen werden, um die Erkrankung insgesamt unter Kontrolle zu halten. Die Bedarfsmedi-kamente werden zusätzlich einge-nommen, wenn es zu einer plötzlichen Verschlechterung des Krankheits-bildes kommt und Symptome wie Luftnot und Enge-gefühl in der Brust auftreten.
Der „stete Tropfen“ höhlt das AsthmaDer stete Tropfen, das heißt die konstante
Größe in der Asthma-Therapie, ist die Lang-
zeitmedikation. Das A und O bei ihr ist: Sie
muss regelmäßig und kontinuierlich ent-
sprechend der Dosierungsempfehlung einge-
nommen werden. Nur ab und zu hilft nicht!
Aber genau das versuchen manche Patienten
– und daran scheitern viele nach modernsten
wissenschaftlichen Standards zusammenge-
stellte Therapiekonzepte.
Es ist ja durchaus nachvollziehbar. Jeder
Mensch möchte so wenig Medikamente wie
möglich einnehmen. Nun tauchen asthmati-
sche Beschwerden auf, der Arzt verordnet ein
Medikament, die Beschwerden verschwin-
den, also denken viele, dass sie jetzt auch
das Medikament wieder weglassen können.
Sie handeln nach dem Motto: „Einfach mal
Die initiale Therapie nach der Erstbeurteilung
erfolgt aufgrund der Schwere der Asthma-Er-
krankung. Im weiteren Verlauf wird Ihr Arzt
die Behandlung dann mittels der Asthma-
Kontrolle optimieren. Dies erfolgt mit einer
stufenweise Reduzierung (Step-down) oder
einer Erhöhung (Step-up) der Medikamen-
tendosis. Dieses nennt man auch Stufenbe-
handlung. Ein Beispiel für ein Step-up ist
der zusätzliche Einsatz von Medikamenten,
wenn sich beim Einsetzen des Pollenflugs
im Frühling die asthmatischen Beschwerden
gegenüber dem Winter verschlimmern. Um
weiterhin Beschwerdefreiheit zu erreichen,
muss die bestehende Medikamentendosis in
dieser Zeit erhöht bzw. müssen zusätzliche
Präparate eingenommen werden. Nimmt
dann die allergische Belastung im Laufe des
Jahres wieder ab, können die Medikamente
wieder reduziert werden.
31Kapitel 3
Welche Wirkstoffe heute in der mo-dernen Asthma-Therapie eingesetzt werden, können Sie der nachfolgenden Tabelle entnehmen.
abwarten, es ist ja besser geworden und ich
brauche vielleicht gar keine Medikamente
mehr. Also hör ich doch jetzt schon mal da-
mit auf. Wenn‘s wieder losgeht, kann ich ja
immer noch was einnehmen …“ Und schon
werden die verordneten Präparate auf ei-
gene Faust abgesetzt, weil der Betroffene ja
vermeintlich wieder gesund ist. Doch das ist
ein Trugschluss. Denn Asthma bronchiale ist
eine chronische Erkrankung, die, auch wenn
sie keine subjektiven Beschwerden macht,
immer noch vorhanden ist. Sie wird nur
durch die Medikamente in Schach gehalten.
Fällt jetzt die Medikamentendosis weg, dann
gewinnt das Asthma wieder die Oberhand,
die Beschwerden kommen wieder. Und zwar
oft genug schlimmer als vorher. Und das ist
genau das, was Ihr Arzt mit der Langzeitme-
dikation verhindern möchte. Er will für Sie
einen stabilen Zustand erreichen und diesen
möglichst auf Dauer erhalten.
Wenn Sie dennoch für sich das Gefühl haben,
dass Ihre Medikamente für Sie zu viel oder
gar überflüssig sind, dann sprechen Sie unbe-
dingt mit Ihrem Arzt darüber. Er wird Ihnen
sein Therapiekonzept sowie die Auswahl der
Medikamente erklären und gegebenenfalls
auch umstellen. Denn auf was es bei einer er-
folgreichen Therapie ankommt, ist letztend-
lich das gegenseitige Vertrauen. Es ist weder
in Ihrem noch im Sinne Ihres Arztes, wenn
Sie als „braver Patient“ nicht sagen, was sie
stört, dann das Rezept mitnehmen und sich
nicht an die Empfehlungen halten. Damit ist
niemandem gedient.
32Kapitel 3
Inhalative schnellwirkende Beta-2-Sympathomimetika
Zusätzliche Medikamente bei unzureichendem Therapieerfolg: Inhalative kurzwirk-same Anticholinergika, Theophyllin-Präparate mit rascher Wirkstofffreisetzung, systemische Glukokortikoiden (maximal bis zu zwei Wochen)
Basistherapie: inhalative Glukokortikoide
Als Erweiterung der Basistherapie: Inhalative langwirksame Beta-2-Sympatho-mimetika
In begründeten Einzelfällen: Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten, Theophyllin-Präparate mit verzögerter Wirkstofffreisetzung, systemische Glukokortikoide, Antikörper gegen die „AllergieAntikörper“ (IgE)
Bedarfs-medikamente(On-demand-Therapie)
Langzeit-medikamente(Dauertherapie)
Quelle: DMP-Richtlinie
Medikamentöse Therapie bei Erwachsenen
dass Sie im Falle einer akuten Anfl utung die-
ser auslösenden Faktoren verstärkt mit einem
Asthma-Anfall rechnen müssen. Kommt es
dann zu den Ihnen bereits bekannten Be-
schwerden wie Engegefühl in der Brust oder
Atemnot, dann nehmen Sie bitte umgehend
die verschriebenen Bedarfsmedikamente
nach Anweisung ein.
Schnelle Hilfe bei BedarfAuch bei eigentlich gut wirksamer Langzeit-
medikation kann es immer wieder mal zu
einem Asthma-Anfall kommen. Dafür hat
Ihr Arzt Ihnen ein Bedarfsmedikament ver-
ordnet. Dieses wird dann eingesetzt, wenn
es tatsächlich benötigt wird: bei plötzlicher
Verschlechterung der Erkrankung. Mediziner
sprechen dabei auch von einer On-demand-
Therapie. Diese Gruppe dieser Medikamen-
te schaffen bei akuter Atemnot rasch Abhilfe,
sodass Sie den Anfall mit ihrer Hilfe schnell
in den Griff bekommen können.
Außerdem hat Ihr Arzt mit Ihnen während
des Anamnesegesprächs bereits die Faktoren
erörtert, die bei Ihnen wahrscheinlich einen
Asthma-Anfall auslösen. Diese wird er be-
sonders beim Ansetzen einer Bedarfsmedi-
kation berücksichtigen und Ihnen erklären,
33Kapitel 3
Die medikamentöse Behandlung des Asthmas stützt sich auf zwei Säulen: die Lang-zeit- und die Bedarfsmedikamente. Je nachdem, wie stark Ihre Beschwerden sind und wie gut Ihr Asthma kontrolliert werden kann, müssen Sie regelmäßig ein Medi-kament oder mehrere Medikamente einnehmen. Bei akuten Beschwerden haben Sie zusätzlich ein Präparat, das für eine rasche Linderung der Symptome sorgt. Hauptziel der Therapie ist es, Ihre Beschwerden möglichst vollständig verschwinden zu lassen und Ihre körperliche Belastbarkeit wiederherzustellen. Dieser Zustand soll dann nach Möglichkeit dauerhaft erhalten bleiben. Die entscheidenden Fragen sind also: Wie gut geht es Ihnen mit den Medikamenten und wie hat sich die Lebensqualität im Alltag verbessert? Die Asthma-Kontrolle ist entscheidend für die Therapiestufen. Bei einer guten Kontrolle über einen längeren Zeitraum, zum Beispiel drei Monate Beschwerdefreiheit beim Einsatz von inhalativen Glukokortikoiden, kann eventuell die Therapie stufenweise reduziert werden.
Zusammen-fassung
Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz
Was kann Ihr Arzt tun?Medikamenten-Info
A n dieser Stelle möchten wir Ihnen
einen Überblick über die heutzu-
tage bei einer Asthma-Erkrankung einge-
setzten Substanzen geben und Ihnen deren
Wirkungsweise erklären. So können Sie
nachvollziehen, was in Ihrem Körper vor
sich geht, sobald Sie die von Ihrem Arzt
verordneten Medikamente ordnungsge-
mäß einnehmen. Denn ganz besonders das
Verständnis dieser Vorgänge trägt dazu bei,
dass Sie Ihre Medikamente als wirksame
Helfer sehen, die Sie vor Beschwerden und
Notfällen schützen.
34Kapitel 3
Der Beipackzettel
Natürlich ist es bei jedem Medikament, das Sie einnehmen, immer gut, den Bei-packzettel aufmerksam zu lesen. Leider haben viele Patienten eine große Scheu davor. Denn die Formulierungen stiften oft mehr Verwirrung, als dass sie Klarheit bringen. Gerade in Bezug auf Nebenwirkungen kann einem schon angst und bange werden, wenn man da von „schweren Herzrhythmusstörungen“, „plötzlichem Kreis-laufversagen“ und „anaphylaktischem Schock“ liest. Solche Extremfälle kommen wirklich nur ganz selten vor. Aber die Pharmaunternehmen sind verpfl ichtet, sie trotzdem aufzuführen. Mittlerweile hat es sich eingebürgert, dass die möglichen Nebenwirkungen nach Häufi gkeiten geordnet werden. Das hilft Ihnen, die tatsäch-liche Wahrscheinlichkeit, dass ausgerechnet Sie eine solche Nebenwirkung zu spüren bekommen, besser einzuschätzen. Als kleine Hilfe haben wir für Sie hier die gebräuchlichen Ausdrücke und ihre statistische Wahrscheinlichkeit aufgeführt:
sehr häufi g: mehr als 1 von 10 Behandelten häufi g: weniger als 1 von 10, aber mehr als 1 von 100 Behandelten gelegentlich: weniger als 1 von 100, aber mehr als 1 von 1.000 Behandelten selten: weniger als 1 von 1.000, aber mehr als 1 von 10.000 Behandelten sehr selten: weniger als 1 von 10.000 Behandelten einschließlich Einzelfällen
Wenn Sie Fragen haben oder unsicher sind, sprechen Sie einfach Ihren Arzt darauf an. Verzichten Sie bitte auf keinen Fall auf die Medikamenteneinnahme, weil der Beipackzettel Ihnen Angst bereitet.
9Kapitelname
4. Kapiteleinleitung Kapitelheadline
Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz
Gegen die SymptomeBeta-2-Sympatho-mimetika wirken nur erweiternd auf die Bronchien. Sie haben keine entzündungs-hemmenden Eigenschaften und können so auch nichts gegen die Ursache des Asthmas, also die chronische Entzündung und die Überemp-fi ndlichkeit des Bronchialsystems ausrichten. Aber sie sind sehr gut dazu geeignet, plötzlich auftre-tende Atemnot zu beseitigen und anstrengungsbe-dingte oder durch Allergene ausge-löste Beschwerden zu unterdrücken.
de Muskulatur zusammen und verkrampft.
Das macht die Bronchien eng, die Atemluft
kann nicht mehr gut strömen und Luftnot
entsteht. Die Beta-2-Sympathomimetika
setzen genau an diesem Punkt an. Sie do-
cken an die Rezeptoren der Ausläufer des
Nervus sympathicus und stimulieren diese
ebenso, wie es der Nerv in gut funktionie-
rendem Zustand sonst selbst tun würde.
Die Muskulatur entspannt sich, die Bron-
chien werden wieder weit.
Bei den Beta-2-Sympathomimetika wird
zwischen kurz- und langwirksamen Medi-
kamenten unterschieden. Die kurzwirksa-
men eignen sich vor allem zur raschen Be-
handlung einer akut auftretenden Atemnot
bei einem Asthma-Anfall. Das zählt dann
zur Bedarfsmedikation. Langwirksame
Beta-2-Sympathomimetika werden dauer-
haft eingesetzt. Und zwar dann, wenn die
Erkrankungsverläufe schwerer sind, die
Bronchien also eigentlich ständig ver-
engt sind. Diese Substanzen wirken
nicht ganz so schnell wie die Beta-
35Kapitel 3
Medikamenten-InfoBeta-2-Sympathomimetika
Beta-2-SympathomimetikaUnter dieser Substanzgruppe wird eine
ganze Reihe von Wirkstoffen zusammenge-
fasst. Sie gibt es schon seit vielen Jahren und
gilt als zuverlässig und sicher. Meist werden
die Präparate inhaliert. Das hat den Vorteil,
dass das Medikament direkt dort ankommt,
wo es wirken soll: in den Bronchien. Neben-
wirkungen werden so auf ein Minimum
reduziert. Je nach Stärke des Asthmas oder
Anwendungssituation können Beta-2-Sym-
pathomimetika aber auch in Form von Tab-
letten oder als Flüssigkeit sowie als Spritzen
oder Infusionen gegeben werden.
Die Wirkungen:Beta-2-Sympathomimetika haben die Auf-
gabe, die verengten Bronchien zu erweitern
und damit den Widerstand beim Atmen, den
Sie als Gewicht auf dem Brustkorb spüren,
deutlich zu senken. Dafür setzen sie an dem
Nerv an, der für die Weitstellung der
Bronchien zuständig ist: dem Nervus
sympathicus. Er gehört zum vegeta-
tiven Nervensystem des Menschen
und ist ein durchaus sympathischer
Kollege, der aber unsympathisch
wird, wenn er nicht so funktioniert,
wie er soll. Dann nämlich zieht sich
die die Bronchien umgeben-
Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz
Die richtige AnwendungPraxis geht vor Theorie! Es ist entscheidend, dass Sie die richtige Anwen-dung inhalierbarer Medikamente „aus dem Effeff“ beherrschen. Die-se sollten Sie sich ausführlich von Ihrem Arzt oder Ihrem Behand-lungsteam zeigen lassen. Im Verlauf der Behandlung wird die richtige Anwendung dann immer wieder überprüft. Denn nur bei einer richtigen An-wendung kommt das Medikament an den Ort des Geschehens.
36Kapitel 3
Medikamenten-InfoBeta-2-Sympathomimetika
2-Sympathomimetika für die Akutthera-
pie, können dafür aber für längere Zeit die
Bronchien offen halten.
Die Nebenwirkungen:Der Nervus sympathicus hat nicht nur die
Aufgabe, die Bronchien zu erweitern. Er
beeinflusst unter anderem auch die Herz-
frequenz und den Blutdruck. Dadurch
dass die Medikamente seine Aktivität quasi
nachahmen, kann es in diesen Bereichen zu
entsprechenden Nebenwirkungen kommen.
Die wichtigsten sind innere Unruhe und ein
schnellerer Herzschlag, die meist aber
nur in den ersten drei bis sechs
Tagen auftreten und danach wie-
der abklingen. In manchen Fällen
kann es zu Kopfschmer-
zen und Fingerzittern
kommen, was aber in
der Regel wieder von al-
leine verschwindet.
Lokale Reizungen durch die An-
wendung von Dosiersprays oder Pul-
verinhalatoren sind ebenfalls kurz-
fristig möglich, dann juckt oder
kratzt es im Hals. Durch Spülen
mit Wasser und das Nachtrin-
ken einiger Schlucke Flüssigkeit
lässt sich dieses Problem aber schnell wieder
beheben. Werden die Beta-2-Sympathomi-
metika als Tablette, Saft, Kapsel, Spritze oder
Infusion gegeben, sind die möglichen Ne-
benwirkungen meist stärker ausgeprägt als
bei der Inhalation.
Generell gilt: Sobald Sie eine Nebenwirkung
des Präparats bei sich beobachten, spre-
chen Sie bitte unverzüglich mit Ihrem Arzt
darüber. Er kann beurteilen, ob diese uner-
wünschten Begleiterscheinungen in wenigen
Tagen wieder verschwunden sein werden
oder ob man die Therapie anpassen muss.
Die Beurteilung:Beta-2-Sympathomimetika
sind die Klassiker in der
Asthma-Therapie und gel-
ten als wirksame Bekämp-
fer der Luftnot. Es gibt kei-
nen Grund, vor dem Einsatz
dieser Substanzen Angst zu ha-
ben. Sie sind seit Jahren bekannt,
werden millionenfach ange-
wendet und können damit
wirklich als sicher bezeich-
net werden. Übrigens auch
bei Kindern. Auch wenn
Sie Bedenken haben, durch
11Kapitelname
4. Kapiteleinleitung Kapitelheadline
Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz
die Anwendung vielleicht unruhig zu werden
oder einen schnelleren Puls zu bekommen,
seien Sie versichert, dass diese Nebenwirkun-
gen in den allermeisten Fällen nach einigen
Tagen wieder weg sein werden und Sie nur
noch von den „guten“ Wirkungen der Medi-
kamente profi tieren. Und überlegen Sie: Ist es
nicht besser, für ein paar Tage tagsüber etwas
unruhig zu sein, dafür nachts aber frei atmen
und damit endlich wieder durchschlafen zu
können?
Der ärztliche RatWenn Sie feststellen, dass Sie pro Tag Ihr Bedarfsmedikament bis zu 6-mal einset-zen müssen, um beschwerdefrei zu sein, kontaktieren Sie bitte Ihren behandelnden Arzt. Denn dann ist Ihre Asthma-Therapie außer Kontrolle geraten. Viel Bedarfsmedi-kation hilft in diesem Fall nicht viel. Eine häufi gere Anwendung erhöht die Wirkung nicht, sondern birgt das Risiko von Neben-wirkungen. Darum muss Ihr Arzt in einem solchen Fall überprüfen, ob die Dosis Ihrer bisherigen Medikamente verändert oder die Therapie umgestellt werden muss. Ändern Sie auf keinen Fall selbstständig die Medikamenteneinnahme!
AnticholinergikaBei der Behandlung asthmatischer Erkran-
kungen bei Kindern und Jugendlichen ge-
hören zu den Bedarfsmedikamenten neben
den Beta-2-Sympathomimetika auch die
Anticholinergika. Bei Erwachsenen werden
sie bei einer Asthma-Erkrankung eher sel-
ten eingesetzt. Grundsätzlich unterscheidet
man hier zwischen langwirksamen und
kurzwirksamen Medikamenten, wobei bei
der Behandlung eines Asthmas in der Regel
nur die kurzwirksamen zum Einsatz kom-
men.
Die Wirkungen:Der Effekt der Anticholinergika entspricht
in etwa dem der Beta-2-Sympathomimeti-
ka. Auch sie beeinfl ussen das unwillkürli-
che Nervensystem. Allerdings wirken sie auf
den Gegenspieler des Nervus sympathicus.
Der heißt Nervus parasympathicus und
macht nun das genaue Gegenteil des Sym-
pathicus – er zieht nämlich im Normalfall
die die Bronchien umgebende Muskulatur
zusammen und verengt damit die Atemwe-
ge. Bei einer asthmatischen Erkrankung soll
nun dieser „Normalzustand“ ausgeschaltet
werden. Und da setzen die Anticholiner-
gika an: „Anti“ heißt „gegen“, sie wirken
somit gegen die normalen Nervenimpulse
37Kapitel 3
Medikamenten-InfoBeta-2-Sympathomimetika / Anticholinergika
Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz
M u
Die richtige AnwendungAnticholinergika werden bei der Anwendung als Asthma-Medikament ausschließ-lich als Dosieraerosol, Pulver oder Inhalationslösung direkt in die Bronchien gebracht. Es gibt auch einige Präparate auf dem Markt, die eine Kombination aus Anticholinergika und Beta-2-Sympathomimetika enthalten. Wichtig bei der Therapie ist, dass die Abstände zwischen den Anwendungen eingehalten werden. Die kurzwirksamen Anticholinergika wirken nach etwa 20–30 Minuten und für eine Dauer von etwa sechs bis acht Stunden. Mehr nützt in diesem Falle nicht mehr.
mit dem Ergebnis, dass die Bronchien weit
bleiben. Auch werden so die Bronchien
unempfi ndlicher gegenüber äußeren Rei-
zen. Zusätzlich reduzieren die Anticho-
linergika auch in einem gewissen Maß die
Schleimproduktion, indem sie direkt auf
die Schleimdrüse wirken und diese in ihrer
Aktivität hemmen. Inhalativ wirken sie vor
allem dort, wohin sie mit der Atemluft auch
gelangen, nämlich in den Bronchien.
Die Nebenwirkungen:Auch bei dieser Substanzklasse sind die Ne-
benwirkungen bei inhalativer Anwendung
recht gering. Die inhalierten Substanzen
können in einigen Fällen zum Hustenreiz
führen. Bei der Anwendung in Form eines
Sprays kann vorübergehend eine Mund-
trockenheit auftreten. Selten erhöht sich
die Frequenz des Herzschlags. Allgemein
gilt, dass inhalierbare Anticholinergika gut
verträglich sind und ihr Nutzen angesichts
der wenigen möglichen Nebenwirkungen
bei Weitem überwiegt.
38Kapitel 3
Medikamenten-InfoAnticholinergika
13Kapitelname
4. Kapiteleinleitung Kapitelheadline
Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz
Die Beurteilung:Im Vergleich mit Beta-2-Sympathomi-
metika ist der Wirkeintritt bei inhalativen
Anticholinergika deutlich verzögert. Auch
ist die Erweiterung der Bronchien nicht
so stark ausgeprägt. Diese Medikamente
werden je nach Krankheitsverlauf entwe-
der anstelle der Beta-2-Sympathomimetika
oder zusätzlich zu ihnen eingesetzt, denn
sie wirken durchaus additiv. Das bedeutet,
die Wirkung des einen Präparats setzt sich
noch auf die Wirkung des anderen drauf,
man hat also einen doppelten Effekt.
Der ärztliche RatAnticholinergika sind bei Kindern und Jugendlichen als Bedarfsmedikamente ein fester Bestandteil in der Asthma-Therapie und werden entweder alterna-tiv oder zusätzlich zu den Beta-2-Sym-pathomimetika eingesetzt. In der Regel sind sie gut verträglich. Sollten sich aber die beschriebenen Nebenwirkungen bei Ihrem Kind einstellen, sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Arzt und setzen Sie sie nicht selbstständig ab. Es wird sich dann ein Alternativpräparat für Ihr Kind fi nden lassen.
Glukokortikoide(auch: Steroide, Kortison-Derivate, kortisonverwand-te Substanzen)Schon allein der Name „Kortison“ reicht bei
vielen Menschen aus, ihnen einen Schauer
des Schreckens über den Rücken zu jagen.
Sollten Sie zu diesen Personen gehören,
dann möchten wir an dieser Stelle gerne
Ihre Vorurteile gegenüber einer der wirk-
samsten und mit am besten untersuchten
Substanzen, die uns heute zur Verfügung
stehen, abbauen helfen. Gerade im Bereich
der Asthma-Therapie werden die Gluko-
kortikoide so eingesetzt, dass die gefürch-
teten Nebenwirkungen meist überhaupt
nicht auftreten. Denn inhalierbare Korti-
son-Präparate, die sogenannten topischen
Glukokortikoide, sind sehr sicher und pa-
cken die asthmatischen Beschwerden an der
Wurzel, sprich sie bekämpfen die Ursache.
Sie lindern die Dauerentzündung in den
Bronchien und wirken fast nicht im Rest des
Körpers. Diese Substanzklasse ist nachweis-
lich die einzige, die das wirkungsvoll kann,
und darum ist sie das Basismedikament in
der Langzeitbehandlung.
39Kapitel 3
Medikamenten-InfoAnticholinergika / Glukortikoide
Moderne Spacer erleichtern die Inhalation und reduzieren die Ablagerungen von Wirkstoffen im Mund- und Rachenraum.>
>
Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz
Vorbeugen ist nicht gleich heilenInhalative Gluko-kortikoide sind die ideale Be-handlungsoption zur Vorbeugung weiterer Asthma-Anfälle. Denn sie vermindern die Entzündung in den Bronchien. In diesem Bereich sind sie unschlag-bar. Doch auch wenn Sie damit völlig beschwerde-frei werden, heißt das leider nicht, dass Ihre Asth-ma-Erkrankung geheilt ist. Denn die Überemp-fi ndlichkeit Ihres Bronchialsystems bleibt weiterhin bestehen.
Topisch bedeutet, dass ein Medikament
fast ausschließlich an dem Ort wirkt, wo es
im Körper auftrifft. Denken Sie zum Bei-
spiel an eine Brandsalbe. Die wird auf den
verletzten Bereich, etwa auf dem rechten
Handrücken, aufgetragen und hilft dort
der Haut, wieder zu heilen. Andere Körper-
stellen, etwa der linke Arm oder gar innere
Organe, werden von ihr nicht beeinfl usst.
So ist es auch mit den inhalativen Gluko-
kortikoiden. Sie gelangen über den Luftweg
direkt in die Bronchien und wirken dort.
Nebenwirkungen treten bei Kortison-Prä-
paraten vor allem dann auf, wenn sie über
einen längeren Zeitraum systemisch, also
auf den ganzen Körper wirkend, gegeben
werden. Das ist dann der Fall, wenn Sie
Kortison-Tabletten oder -Infusionen be-
kommen. Bei asthmatischen Beschwerden
ist das nicht die Regel, kann aber vorkom-
men. Dann wird Ihr Arzt darauf achten,
die Zeit der Therapie so kurz wie möglich
zu halten – aber eben auch so lange wie
nötig. Denn Kortison kann durchaus le-
bensrettend sein. Und dieser Vorteil wiegt
sicherlich den Nachteil einiger möglicher
unerwünschter Nebenwirkungen auf, die
nach Absetzen des Präparats wieder ver-
schwinden.
Die Wirkungen: Glukokortikoide wirken stark entzün-
dungshemmend. Und das nicht nur bei
akuten, sondern auch in chronischen Fäl-
len, wie es bei der Asthma-Erkrankung der
Fall ist. Durch die Abschwächung der Dau-
erentzündung in den Bronchien kommt
es zu einem Abschwellen der verdickten
Schleimhaut, die Rötung und damit Rei-
zung gehen zurück, die Bronchien werden
unempfi ndlicher. Auch legen die Glukokor-
tikoide um die Entzündungszellen einen
regelrechten „Schutzschirm“. Der führt
dazu, dass Asthma-Reize weniger oder so-
gar gar keine Reaktionen, die im Extremfall
zum Anfall führen, mehr hervorrufen. Die
Bronchien neigen weniger zu Verkramp-
fungen und auch die Produktion des zähen
Schleims in den Bronchien geht zurück.
Die Dosierung der Ihnen verschriebenen
inhalierbaren Glukokortikoide sollte re-
gelmäßig von Ihrem Arzt kontrolliert und
angepasst werden. Denn bleiben Sie über
einen längeren Zeitraum ohne Symptome,
dann kann das Medikament stufenweise
niedriger dosiert werden. Bleiben Ihre Be-
schwerden trotz der Glukokortikoide na-
hezu unverändert weiter bestehen, dann
ist eventuell eine Erhöhung der Medika-
mentendosis vonnöten. Wenn Sie an einem
40Kapitel 3
Medikamenten-InfoGlukokortikoide
15Kapitelname
4. Kapiteleinleitung Kapitelheadline
Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz
strukturierten Behandlungsprogramm
(auch DMP genannt) teilnehmen, dann ist
der Zeitpunkt der einzelnen Diagnose- und
Therapiegespräche genau festgelegt und
sie können so gar nicht erst in Vergessen-
heit geraten. Darüber hinaus steht Ihnen
Ihr Arzt selbstverständlich zur Verfügung,
wenn Sie Fragen bezüglich Ihrer Beschwer-
den haben. Informieren Sie ihn auch unbe-
dingt darüber, wenn sich Ihre Symptome
verändern oder Nebenwirkungen bei der
Medikamenteneinnahme auftreten.
Die Nebenwirkungen:Viele Menschen denken beim Begriff Kor-
tison an ein aufgedunsenes rundliches
Vollmondgesicht. Das ist tatsächlich eine
Nebenwirkung dieses Wirkstoffs – aber
erst nach monatelanger systemischer Ein-
nahme in höheren Dosierungen. Bei der
inhalativen Anwendung als Spray kommt
dieses nicht vor. Viele Eltern haben zudem
Angst, dass es durch die Gabe von Gluko-
kortikoiden bei ihren Kindern zu Wachs-
tumsverzögerungen kommen kann. Groß
angelegte Studien konnten nachweisen,
dass diese Befürchtung bei niedriger und
mittlerer Dosierung glücklicherweise un-
begründet ist. Eher im Gegenteil: Wird das
Asthma bei Kindern nicht effektiv behandelt,
führt vielmehr dieses zu einer mangelhaften
Entwicklung des Kindes. Denn der kleine
Körper wird dauerhaft nicht ausreichend mit
Sauerstoff versorgt.
Nennenswerte Nebenwirkungen der to-
pischen Glukokortikoide treten vor allem
dort auf, wo die Medikamente außer in den
Bronchien noch ankommen, nämlich im
Mund- und Rachenraum. Dort können
die Medikamente die ansonsten reibungslos
funktionierende Immunabwehr des Körpers
stören, das fein ausbalancierte Abwehrsys-
tem gerät aus den Fugen. Die Folgen können
dann ein Pilzbefall im Mund, der sogenannte
Soor, oder
auch eine
Reizung der
Rachen-
41Kapitel 3
Medikamenten-InfoGlukokortikoide
Moderne Inha-lierhilfen haben ein Ventil
Bei der An-wendung von Glukokortikoiden sollten Spacer zum Einsatz kommen
>>
>>
Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz
42Kapitel 3
hinterwand sein. Manche Patienten klagen
auch über Heiserkeit. Diese Nebenwirkun-
gen kann man aber durch ein gründliches
Ausspülen des Mundes bzw. Zähneput-
zen nach Anwendung des Glukokortikoids
vorbeugen. Kommt es dennoch einmal zu
einer Pilzinfektion im Mund, helfen Lutsch-
tabletten dagegen. Die Inhalationsthera-
pie kann dabei problemlos weitergeführt
werden.
Wirklich schwere Verläufe bei den Nebenwir-
kungen oder echte Überempfi ndlichkeiten
gegen den Wirkstoff sind Ausnahmen. Was
wann zutrifft, kann nur Ihr Arzt in Kenntnis
der gesamten Krankengeschichte beurteilen.
Haben Sie den Mut, Ihren Arzt nach mög-
lichen Nebenwirkungen zu fragen, insbe-
sondere wenn eine Dosissteigerung ansteht.
Bitten Sie ihn, eine Nutzen-Risiko-Analyse
mit Ihnen zu machen, damit Sie selbst be-
urteilen können, ob Sie die Medikamente
guten Gewissens einnehmen werden. Denn
nur so können Sie diese Dauertherapie an-
nehmen und die Präparate auch wirklich
regelmäßig anwenden. Vielleicht hilft Ihnen
auch der Hinweis, dass die Glukokortikoide
seit Jahren millionenfach bewährt sind und
bereits unzähligen Asthmatikern das Leben
gerettet haben.
Die Beurteilung:Die inhalierbaren topischen Glukokortikoi-
de sind heutzutage ein sehr sicheres Thera-
peutikum. Nur bei sehr hohen Dosierungen
über längere Zeiträume steigt das Risiko von
Nebenwirkungen, die außerhalb des Mund-
Rachen-Raums auftreten können.
Beim allergischen Asthma ist die Anwen-
dung topischer Glukokortikoide unter Um-
ständen nur phasenweise, also z. B. während
des Pollenflugs, notwendig. Dadurch dass
die ersten vorbeugenden Wirkungen relativ
schnell eintreten, kann es für Sie durchaus
ausreichen, nur einige Wochen vor Beginn
und während dieser Zeit die Medikamente
zu inhalieren.
Bei richtigem Einsatz wird sich eine Thera-
pie mit den inhalierbaren Glukokortikoiden
auszahlen: Sie werden weniger Asthma-Be-
schwerden haben und dafür mehr Spaß und
Freiheit, die Dinge zu tun, die sonst für Sie
nicht denkbar wären.
Es ist wesentlich, dass Sie Ihrem Arzt alle Fra-
gen stellen, die nötig sind, um Sie von der po-
sitiven Wirkung dieser Therapie für Sie oder
Ihr Kind zu überzeugen. Insbesondere dann,
wenn eine hohe Dosierung nicht zu umge-
hen ist. Bitte haben Sie auch keine Angst vor
einer Langzeitanwendung, denn im Rahmen
der Stufentherapie wird die Dosierung im-
Medikamenten-InfoGlukokotrikoide
Inhalierhilfen, sogenannte Spa-cer, sind meist für bestimmte Präpa-rate optimiert und von daher nicht immer austausch-bar
>>
17Kapitelname
4. Kapiteleinleitung Kapitelheadline
Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz
43Kapitel 3
mer wieder dem aktuellen Beschwerdebild
angepasst. Und wenn die Anzahl oder die
Heftigkeit der Anfälle abgenommen hat, ist
dies der beste Beweis dafür, dass die Thera-
pie bei Ihnen gut wirkt. Aber sie wirkt eben
nur dann, wenn Sie sie fortsetzen. Versagen
Sie sich diesen Schutz nicht! Aber sprechen
Sie bei Unsicherheiten auf jeden Fall mit Ih-
rem Arzt darüber. Möglicherweise wird er
im Verlauf der Behandlung einen Versuch
unternehmen, Ihre Medikamentendosis zu
reduzieren.
Der ärztliche RatDas Wichtigste bei dieser Therapie ist Ihr Vertrauen in die Entscheidung Ihres behandelnden Arztes. Wenn Sie nicht von der Notwendigkeit der Therapie über-zeugt sind, wird sie fehlschlagen. Sollten Ihre Fragen durch ein ausführliches Gespräch mit Ihrem Arzt nicht ausrei-chend beantwortet werden, dann zögern Sie nicht, eine zweite Meinung eines ärztlichen Kollegen einzuholen. Das wird Ihnen ganz sicher niemand übelnehmen. Jeder kann sich einmal irren: Ärzte in der Auswahl der Therapie und Patienten in der Beurteilung eines Medikaments.
Medikamenten-InfoGlukokotrikoide / Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten
Leukotrien-Rezeptor-AntagonistenLeukotriene sind körpereigene Botenstoffe,
die bei Entzündungen von körpereigenen
Abwehrzellen freigesetzt werden. Wenn
sich diese Botenstoffe an den Andockstel-
len der Bronchialschleimhaut, den Rezep-
toren, festsetzen, lösen sie eine Reihe
verschiedener Reaktionen
aus und es kommt zu den
typischen asthmatischen
Beschwerden. Die Bronchien
verengen sich und es wird ver-
mehrt zäher Schleim produziert.
Antagonist nun bedeutet nichts anderes
als Gegenspieler. Diese Medikamente sind
also dafür geeignet, genau diese Reaktionen
zu verhindern und damit die Entzündung
abzuschwächen.
Die Wirkungen:Die Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten
setzen sich auf die Rezeptoren der Bron-
chialschleimhaut und halten sie damit be-
legt. Wenn jetzt Reize wie z. B. Gräserpol-
len kommen, dann werden die Botenstoffe
ausgeschüttet, die gerne an diese Rezep-
toren andocken wollen. Da diese aber be-
reits durch die Medikamente besetzt sind,
können sich die Botenstoffe nicht an die
Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz
Die AnwendungLeukotrien-Rezeptor-Antago-nisten werden als Kautabletten oder normale Tabletten zum Schlucken angeboten. Das macht die Anwen-dung sehr einfach und führt bei den meisten Patienten deshalb zu einer guten Akzeptanz des Medikaments. Eine Pille lässt sich nun einmal schnell und leicht einnehmen. Nur sollte die regel-mäßige Einnahme nicht vergessen werden.
Wirksam, aber langsamNach der Einnahme einer Tablette dauert es rund 24 Stunden, bis sich die bron-chialerweiternde Wirkung der Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten bemerkbar macht. Leider sind sie in der Wirksamkeit den inhalativen Glukokortikoiden unterlegen. Deswegen gelten diese Medikamente als Mittel der zweiten Wahl, etwa wenn die Glukokortikoide nicht vertragen werden. Auch können Sie als Ergänzung zu diesen zum Einsatz kommen, wenn eine nachhaltigere Wirkung erzielt werden soll.
Rezeptoren binden und damit auch keine
Reaktionskette auslösen. Das ist das Prin-
zip der Gegenspieler. Die heftige Reaktion
in den Bronchien unterbleibt.
Die Nebenwirkungen:Diese Wirkstoffe sind noch recht neu und
befinden sich erst seit einigen Jahren auf
dem Markt, sodass über Langzeiteffekte
und Spätfolgen bislang wenig bekannt ist.
Im Allgemeinen werden Leukotrien-Re-
zeptor-Antagonisten gut vertragen. Zu
den häufigsten Nebenwirkungen zählen
bei Kindern, Jugendlichen und Erwach-
senen Kopf- und Bauchschmerzen sowie
Überempfindlichkeiten gegen das Präpa-
rat. Diese unerwünschten Wirkungen sind
in der Regel milde und führen zu keinen
bzw. nur sehr wenigen Therapieabbrüchen.
Allerdings konnte festgestellt werden, dass
ein Teil der Betroffenen überhaupt nicht
auf das Medikament reagiert, man spricht
dann von sogenannten Non-Respondern.
In einem solchen Fall ist es nutzlos, das
Medikament zunächst abzusetzen und zu
einem späteren Zeitpunkt noch einmal aus-
zuprobieren. Sollten Sie zu den Non-Res-
pondern gehören und Ihren behandelnden
Arzt wechseln, dann setzen Sie Ihren neuen
Arzt bitte auf jeden Fall von dieser Tatsache
in Kenntnis.
Die Beurteilung:Diese Substanzgruppe zählt zu den Mitteln
der zweiten Wahl. Eine Behandlung mit ihr
sollte nur dann erfolgen, wenn eine unkon-
trollierte Asthma-Form besteht, die mit den
vorher beschriebenen Klassikern der Asth-
ma-Therapie nicht ausreichend beherrscht
werden kann. Aber Leukotrien-Rezeptor-
Antagonisten sind auch eine Alternative,
wenn beispielsweise andere Dauermedika-
44Kapitel 3
Medikamenten-InfoLeukotrien-Rezeptor-Antagonisten
19Kapitelname
4. Kapiteleinleitung Kapitelheadline
Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz
mente wie inhalative Glukokortikoide nicht
vertragen werden.
Nehmen Sie zum ersten Mal einen Leu-
kotrien-Rezeptor-Antagonisten ein, dann
dauert es in der Regel rund 24 Stunden, bis
sich die erste Wirkung bemerkbar macht.
Denn die Wirkstoffe müssen ja erst einmal
ihren Weg zu den Rezeptoren in der Bron-
chialschleimhaut fi nden und diese besetzen.
Diese Medikamente sind also keine rasch
wirksamen Präparate. Dafür hält die Wir-
kung aber länger an. Deshalb sollten Sie die
Therapie auch in solchen Phasen weiterfüh-
ren, in denen Sie keine Beschwerden haben.
Haben Sie das Gefühl, dass das Medika-
ment bei Ihnen überhaupt nicht wirkt, Sie
also vielleicht zu den Non-Respondern ge-
hören, dann setzen Sie es bitte auf keinen
Fall in Eigenregie ab. Sprechen Sie zunächst
ausführlich mit Ihrem Arzt darüber. Mög-
licherweise hat das Nichtansprechen ande-
re Gründe, die sich relativ einfach beheben
lassen. Und dann hätten Sie die Chance auf
eine wirksame Behandlung Ihrer Beschwer-
den verschenkt. Ihr Arzt wird mit Ihnen
genau besprechen, wie Sie weiter vorgehen
sollten und so mit Ihnen gemeinsam eine
exakt auf Sie abgestimmte Therapie fi nden.
45Kapitel 3
Medikamenten-InfoLeukotrien-Rezeptor-Antagonisten / Theophyllin
Der ärztliche RatLeukotrien-Rezeptor-Antagonisten sind keine „Sofortpillen“, die beim akuten Anfall gegen die Atembeschwerden hel-fen. Darum werden sie als Dauertherapie eingesetzt, müssen also täglich einge-nommen werden. Bei einem Asthma-Anfall sind sie nicht hilfreich. Dann müs-sen Sie auf die nach wie vor bewährten kurzwirksamen bronchialerweiternden Substanzen zurückgreifen.
TheophyllinTheophyllin zählt zu der Wirkstoffgruppe
der Xanthine. Ihre bronchialerweiternde
Wirkung ist schon sehr lange bekannt – al-
lerdings auch ihre mitunter sehr unange-
nehmen Nebenwirkungen. So weiß man
beispielsweise, dass das Medikament Nervo-
sität und Unruhe mit sich bringt und für die
Betroffenen manchmal sogar das Einschlafen
nachts unmöglich macht. Darum kommen
sie nur im Einzelfall zur Anwendung. Dann
allerdings gelten sie als gut wirksam. Bei Ih-
rer individuellen Anpassung der Dosis ist
mitunter eine sehr engmaschige Kontrolle
durch den Arzt notwendig. Denn der Grat
zwischen günstiger und unerwünschter Wir-
kung ist sehr schmal.
Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz
Die Wirkungen:Sobald der Wirkstoff im Blut angekommen
ist, verteilt er sich zügig im ganzen Körper
und unterdrückt die Freisetzung von Asth-
ma-Botenstoffen. Außerdem entspannt es
die die Bronchien umgebende Muskulatur
und erleichtert damit die Atmung. Dane-
ben wird die Aktivität der Flimmerhärchen
in den Bronchien gesteigert, die für das Fil-
tern der Atemluft und den Abtransport des
zähen Schleims sorgen.
Die Nebenwirkungen:Bei einer individuell zu hohen Dosierung
kommt es zu Unruhezuständen, Nervosi-
tät, Zittern, Herzrasen und Magen-Darm-
Beschwerden. Sehr starke Überdosierun-
gen können sogar lebensgefährlich werden.
Daher ist es entscheidend, den optimalen
Wirkspiegel im Körper zu erreichen. Dieser
ist deswegen so schwierig zu ermitteln, weil
die Menschen Theophyllin unterschiedlich
schnell abbauen. Bei ansonsten gesunden
jungen Asthmatikern dauert es etwa sie-
ben bis neun Stunden, bis die Hälfte der
im Körper kreisenden Wirkstoffe abgebaut
sind. Bei Rauchern sind es aber nur vier bis
fünf Stunden, bei Kindern liegt diese soge-
nannte Halbwertszeit zwischen drei und
fünf Stunden. Sind nun die Betroffenen
auch noch anderweitig erkrankt, beispiels-
weise an einer Herzschwäche, dann kann
der Abbau tatsächlich bis zu 24 Stunden
dauern. Allein diese Beispiele zeigen, wel-
che Erfahrung Ihr Arzt haben muss, um für
Sie die bestmögliche Therapie zusammen-
zustellen. Eine Therapie, die ständiger Auf-
merksamkeit bedarf.
46Kapitel 3
Medikamenten-InfoTheophyllin
Der kleine Bruder des KaffeesTheophyllin gehört zu den Xanthinen ebenso wie das Koffein, das ja bekannterma-
ßen im Kaffee steckt. Und genauso wie Kaffee bei manchem so anregend wirkt, dass er die ganze Nacht kein Auge zutun kann, und beim anderen nicht, so
wirkt eben auch Theophyllin bei verschiedenen Personen ziemlich unter-schiedlich. Der Abbau dieser Substanzen im Blut ist nämlich von vielen Faktoren abhängig, die von Mensch zu Mensch anders sind. Deswegen
bleibt Theophyllin bei einigen lange im Körper und kann dann zu schwerwiegen-den Nebenwirkungen führen.
21Kapitelname
4. Kapiteleinleitung Kapitelheadline
Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz
Die AnwendungJe nach Behand-lungsansatz kann Theophyllin als Tabletten, Saft oder Tropfen ein-genommen oder als Spritze bzw. Infusion verab-reicht werden. Die Anfangsdo-sis sollte sehr vorsichtig gewählt und dann langsam gesteigert werden, der Arzt spricht dabei von einer einschleichenden Dosierung. Zudem wird der Subs-tanzspiegel im Körper regelmäßig per Blutabnahme ermittelt.
Die Beurteilung:Theophyllin ist eine seit Jahren in der
Asthma-Behandlung bekannte Substanz.
Entsprechend gut untersucht ist sie auch
und es liegen umfassende Erfahrungswerte
vor. Wenn der Einsatz ergänzend oder im
Bedarfsfall auch alternativ zu den anderen
Medikamenten unumgänglich wird, dann
ist eine sehr enge und vertrauensvolle Zu-
sammenarbeit zwischen Patient und Arzt
gefragt. Die richtige Dosis muss peinlich
genau herausgefunden und zwischendurch
immer wieder angepasst werden, z. B. bei
einer Infektion. Treten Nebenwirkungen
auf, müssen die Betroffenen unmittelbar ih-
ren behandelnden Arzt informieren. Funk-
tioniert dieses Zusammenspiel reibungslos,
dann ist Theophyllin eine Erfolg verspre-
chende Therapieoption. Haben Sie keine
Angst, wenn Ihnen Ihr Arzt Theophyllin
verordnen möchte. Denn richtig dosiert
kann das Medikament Ihre Beschwerden
spürbar reduzieren.
Theophyllin wird nur in Ausnahmefällen
eingesetzt, wenn eine Ergänzung zu den
Beta-2-Sympathomimetika gefunden wer-
den muss. Bei richtiger Dosierung halten
sich dann auch die Nebenwirkungen in
Grenzen. Einigen Nebenwirkungen kann
man allerdings auch mit kleinen Tricks
gut Herr werden. Um Schlafstörungen
während der Therapie mit Theophyllin zu
vermeiden, sollten Sie die abendliche Do-
sis erst unmittelbar vor dem Schlafengehen
einnehmen. Denn die volle Wirksamkeit
und damit auch der Höhepunkt der mögli-
chen Nebenwirkungen treten dann erst ein,
wenn Sie im Tiefschlaf sind. So können Sie
unerwünschte Effekte einfach verschlafen.
Der ärztliche RatSollte Ihnen der Arzt eine Therapie mit Theophyllin vorschlagen, so sollten Sie mit ihm auch über aktuelle und zurück-liegende Erkrankungen sprechen. Be-sonders wichtig ist die Erwähnung von Herzerkrankungen wie beispielsweise Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Funktionsstörungen der Schilddrüse, Magen- und Zwölffi ngerdarmgeschwüren und Lebererkrankungen. Diese könnten den Einsatz von Theophyllin verbieten.
47Kapitel 3
Medikamenten-InfoTheophyllin
Maginalspalte HeadMaginalspalte Fließtext
22Kapitelname
KapiteleinleitungKapitelheadline
a die meisten Asthma-Medikamente
ja bis in die Bronchien transportiert
werden sollen, ist der direkte Weg der bes-
te: einatmen. So gelangt das Präparat ohne
Umwege an seinen Bestimmungsort. Wenn
Sie Tabletten oder einen Saft einnehmen,
müssen diese dagegen den langen Weg
durch den Magen-Darm-Trakt beschrei-
ten, eine Spritze oder Infusion muss durchs
Blutsystem wandern. Wenn das Medika-
ment dagegen direkt das Ziel erreicht, ist
nicht nur die Zeit bis zum Eintritt der Wir-
kung kürzer, sondern es sind meist auch die
Nebenwirkungen geringer. Denn die Wirk-
stoffe gelangen nur in kleiner Menge in den
Blutkreislauf und werden deshalb schnell
über die Leber abgebaut. So beeinflussen
sie nur geringfügig andere Organe.
Um nun das Medikament tief in die Lun-
ge zu befördern, stehen heute verschiedene
Systeme zur Verfügung, die sich allesamt
bewährt haben. Je nach Alter und Fertigkei-
ten des Betroffenen muss aber das für ihn
individuell geeignete System ausgewählt
werden. Dieses wird Ihr Arzt mit Ihnen
gemeinsam tun. Anschließend muss Ihnen
dieses Gerät ausführlich erklärt und seine
Anwendung gezeigt werden.
Zur Verfügung stehen heute:
Pulverinhalatoren
Dosiersprays mit oder ohne zusätzliches
Mundstück
Düsenvernebler
Ultraschallvernebler
Auf den folgenden Seiten möchten wir Ih-
nen diese Systeme etwas genauer erklären
sowie ihre Vor-, aber auch ihre Nachteile
aufzeigen.
PulverinhalatorenGenerell ist zu den Pulverinhalatoren zu
sagen, dass sie, wenn man den Umgang mit
Ihnen gut beherrscht, ein wunderbares In-
strument sind, mit wenig Aufwand ein sehr
gutes Inhalationsergebnis zu erreichen.
Vorteile:Pulverinhalatoren sind transportabel und
kommen alle ohne Treibgas aus. Unmittel-
bar vor seinem Einsatz wird der Inhalator
mit dem Medikament „geladen“. Wie das
genau abläuft, ist bei jedem System ein we-
nig anders, aber letztendlich bedeutet es,
dass das Präparat aus einem Medikamen-
tenspeicher oder einer Einzelverpackung in
die Nähe des Mundstücks gebracht wird.
48Kapitel 3
AnwendungsinfoPulverinhalatoren
D
Moderne Pulverinhalatoren machen die Anwendung leichter und unkompliziert, sodass mit wenig Aufwand ein optimales Inha-lationsergebnis erzielt werden kann.
>>
23Kapitelname
4. Kapiteleinleitung Kapitelheadline
Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz
Maginalspalte HeadMaginalspalte Fließtext
KapiteleinleitungKapitelheadline
23Kapitelname
49Kapitel 3
Das Mundstück wird dann an den Mund
gesetzt und mit einem kräftigen, schnellen
Atemzug wird das Medikament eingeat-
met. Das war‘s. Der Rest ist reine Physik.
Die sehr kleinen Wirkstoffteilchen werden
vom Luftstrom mitgerissen und gehen mit
ihm gemeinsam auf die Reise in die Tiefen
der Lunge.
Nachteile:Die Strömungsgeschwindigkeit der Ein-
atemluft muss ausreichend hoch sein,
um die Medikamente wirklich tief in die
Bronchien zu befördern. Das ist bei einem
schweren Asthma-Anfall oft leider nicht
der Fall. Auch Kinder unter sechs Jahren
können häufig noch nicht kräftig genug
einatmen. Bei diesen Patienten sollte eine
Alternative zum Pulverinhalator gefunden
werden, damit auch ihnen in einem kriti-
schen Fall schnell und wirksam geholfen
werden kann.
Praktische Tipps:Bitte atmen Sie nach einer Anwendung
nicht in das Mundstück aus und lagern
den Inhalator bis zum nächsten Einsatz
trocken. Lassen Sie sich unbedingt ne-
ben der korrekten Anwendung auch die
Reinigung Ihres Inhalators erklären. Die
kann von Hersteller zu Hersteller völlig
unterschiedlich sein. Also, auch noch mal
in die „Reinigungsschule“ gehen, wenn Sie
einen Systemwechsel vornehmen.
Auch Ihr eigener Mund sollte nach einer
Inhalation „sauber gemacht“ werden . Vor
allem nach dem Einatmen von Glukokor-
tikoiden, also Kortison, sollte der Mund
mit Wasser gründlich ausgespült und das
Wasser ausgespuckt werden. Anschließend
trinken Sie bitte einen Schluck Wasser
nach. Denn das Medikament haftet natür-
lich auch in Spuren an der Schleimhaut
des Mund- und Rachenraums. Wenn es da
bleibt, dann kann es beispielsweise Pilzin-
fektionen begünstigen. Durch das Ausspü-
len kann das vermieden werden. Die win-
zigen Reste, die durch das Nachtrinken in
den Magen wandern, können über diesen
Weg rasch unschädlich gemacht werden.
Vor allem Kinder muss man immer wieder
dazu anhalten, sich den Mund gründlich
zu spülen. Man sollte auch gar nicht erst
damit anfangen zu sagen, bei diesem
Medikament muss man spülen, bei je-
nem nicht. Generell sollten deshalb nach
jeder Inhalation Mund und Gerät gereinigt
werden.
AnwendungsinfoPulverinhalatoren
Beim Diskus ist jede Medikamen-tendosis einzeln verpackt. >
>
Maginalspalte HeadMaginalspalte Fließtext
24Kapitelname
KapiteleinleitungKapitelheadline
DosierspraysDosiersprays werden auch als Dosier-Aero-
sole bezeichnet und gelten als die Klassiker,
wenn es darum geht, Medikamente direkt
in die Bronchien zu transportieren.
Vorteile:Die auf dem Markt befindlichen Präpa-
rate kommen heute ohne ozonbelastende
Treibgase aus. Die Funktionsweise ist recht
simpel: Während der Patient einatmet, wird
per Fingerdruck aus einem Druckbehälter
die jeweils angegebene Wirkstoffmenge
herausgepresst und fein vernebelt. Neuere
Entwicklungen machen dieses System noch
einfacher. Bei ihnen wird das Medikament
automatisch freigesetzt, wenn das Gerät er-
kannt hat, dass der Patient einatmet. Beide
Varianten liefern ein gutes Inhalationser-
gebnis, aber natürlich nur dann, wenn die
Anwendung einwandfrei beherrscht wird.
Lassen Sie es sich von Ihrem Arzt, Ihrem
Behandlungsteam oder Ihrem Apotheker
genau zeigen. Nach der Inhalation sollte
wie bei den Pulverinhalatoren die Luft kurz
angehalten werden, damit das Medikament
Gelegenheit hat, sich in den Bronchien
niederzuschlagen. Anschließend ist auch
hier die Reinigung des Mund- und Ra-
chenraums wichtig: mit Wasser ausspülen,
ausspucken und dann einen Schluck nach-
trinken.
Nachteile:Manchen Patienten bereitet die Koordina-
tion von Einatmen und dem gleichzeitigen
Auslösen des Dosiersprays Probleme. Ab-
hilfe schaffen hier selbstauslösende Dosier-
sprays, die nicht auf Fingerdruck, sondern
über den Atemzug aktiviert werden. Oder
Inhalierhilfen, die im Folgenden genauer
beschrieben werden. Sie mildern auch den
durch das Treibgas häufi g als unangenehm
empfundenen Kältereiz im Rachenraum ab.
Inhalierhilfen:Um die Inhalation noch einfacher und ef-
fektiver zu machen, können bei den Do-
sier-Aerosolen Inhalierhilfen, sogenannte
Spacer, verwendet werden. Dieser Spacer
ist eine Kammer, die zwischen Behälter und
Mundstück gesteckt wird. Es gibt sie in zwei
verschiedenen Größen. Spacer mit kleinem
Volumen haben die Funktion einer Mund-
stückverlängerung und sollen den kalten
Anprall des Sprühstoßes an der Rachen-
wand vermindern. Der wird von vielen Ver-
wendern von Dosiersprays als unangenehm
empfunden, weil er die Schleimhaut reizt.
50Kapitel 3
Praktisch alle Hersteller von inhalierbaren Asthma-Medika-menten bieten ihre Präparate als Dosiersprays bzw. Dosier-Aerosole an.
AnwendungsinfoDosiersprays
>>
25Kapitelname
4. Kapiteleinleitung Kapitelheadline
Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz
Maginalspalte HeadMaginalspalte Fließtext
KapiteleinleitungKapitelheadline
25Kapitelname
51Kapitel 3
Durch die Verlängerung des Einatemwegs
ist der Stoß weniger stark spürbar. Geht es
nur um eine Erleichterung bei der Inhalati-
on, dann reichen kleinvolumige Spacer oft
völlig aus.
Werden allerdings entzündungshemmende
Wirkstoffe wie Glukokortikoide inhaliert,
dann sollte ein großvolumiger Spacer mit ei-
nem Fassungsvermögen ab etwa 300 ml ver-
wendet werden. Dieser funktioniert wie eine
Vorschaltkammer. Das Medikament wird als
Aerosol in die Kammer gepumpt. In ihr ver-
mischt es sich wie ein ganz feiner Nebel mit
der im Spacer vorhandenen Luft. Nun kann
aus dem Spacer ganz normal eingeatmet
werden. Das erleichtert die Koordination
zwischen Atmung und Medikamentenabga-
be, da ein Auslösen des Sprays und gleich-
zeitiges Einatmen nicht mehr vonnöten ist.
Grundsätzlich ist das Inhalationsergebnis bei
Dosier-Aerosolen mit Spacern deutlich bes-
ser, da allein durch ihren Einsatz die Abla-
gerung von Wirkstoffen im Mund- und Ra-
chenraum deutlich vermindert wird. Auch
wenn der Einsatz dieser Inhalierhilfen stark
rückläufi g ist, so haben sie bei bestimmten
Indikationen immer noch ihren festen Platz.
Wenn Sie einen Spacer verwenden, ist es
wichtig, dass Sie die Anzahl der Hübe Ihres
Medikaments der Größe der Inhalierhil-
fe entsprechend anpassen. Wie viel genau,
können Sie entweder in der Packungsbei-
lage nachlesen oder sprechen Sie mit Ihrem
Arzt darüber.
Wie voll ist mein Dosierspray?Leider verfügen die meisten Dosiersprays mit ihren Druckbehältern über keine Anzeige, wann die Wirkstoffmenge zur Neige geht. Aber es gibt einen Trick, mit dem Sie nachschauen können, wie voll der Behälter noch ist: Nehmen Sie die Druckfl asche und legen Sie sie ohne Mundstück in eine Schale mit Wasser. Anhand der Schwimm-künste Ihrer Flasche können Sie auf den Füllstand schließen. Ist sie voll, sinkt sie zu Boden, ist sie leer, schwimmt sie oben.
AnwendungsinfoDosiersprays
Maginalspalte HeadMaginalspalte Fließtext
26Kapitelname
KapiteleinleitungKapitelheadline
Praktische Tipps:Auch bei Dosiersprays müssen die Geräte
nach der Anwendung gereinigt werden. Sie
sollten Mundstück und Druckfl asche aber
nur mit warmem Wasser abspülen. Geben
Sie dem Wasser etwas Zeit, um Wirkstoff-
reste zu lösen und trocknen Sie danach
alle äußeren Flächen gut ab. Versuchen Sie
bitte nicht, mögliche Verkrustungen durch
Abkratzen zu entfernen – insbesondere
nicht an der Druckfl asche, denn das kann
im schlimmsten Fall zur Explosion führen,
ebenso wie auch die Lagerung der Druck-
fl asche über 50 °C. Vorsicht also bei direkter
Sonneneinstrahlung oder bei Lagerung der
Druckfl aschen im heißen abgestellten Auto.
Übrigens passen die meisten Mundstücke
der Dosier-Aerosole nur auf das jeweilige
Herstellersystem. Sollte Ihnen der Arzt also
zu einem anderen Präparat raten, dann fra-
gen Sie ihn auch gleich nach einem neuen
Mundstück, denn Ihr altes wird sich kaum
mit dem neuen Dosierspray vertragen.
DüsenverneblerDiese Inhalatoren kommen vor allem in
Notfallsituationen, bei schweren akuten
Asthma-Anfällen, zur Schleimlösung oder
bei Säuglingen zum Einsatz.
Vorteile:Mit Düsenverneblern lässt sich das Medi-
kament sehr leicht einatmen. Eine Koor-
dination von Atmung und Freisetzung der
Wirksubstanz sind nicht erforderlich. Denn
das Prinzip dieser Geräte beruht auf reiner
Mechanik. Eine bestimmte Wirkstoffmen-
ge wird mit etwas Kochsalzlösung ver-
mischt und dann in das Düsensystem gege-
ben. Über eine Pumpe wird in dem Gerät
Druck aufgebaut, der dann die Flüssigkeit
zerstäubt. Über ein Mundstück wird diese
nun einfach wie ein kühler Dampf eingeat-
met. Es kommt also nicht auf einen einzi-
gen Atemzug an, sondern das Medikament
wird vielmehr über einige Minuten über
den Luftweg bis in die Lunge transportiert.
Nachteile:Die Geräte sind recht sperrig und schwer.
Außerdem dauert die Inhalation einige
Zeit, je nach Flüssigkeitsmenge können es
bis zu zehn Minuten sein. Das führt beson-
ders bei kleinen Patienten oft zur Ungeduld.
52Kapitel 3
Mit einem Mundstück ist die Inhalation am effektivsten.
AnwendungsinfoDosiersprays / Düsenvernebler
>>
27Kapitelname
4. Kapiteleinleitung Kapitelheadline
Das ist eine Bildunterschrift in Schwarz
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KapiteleinleitungKapitelheadline
27Kapitelname
53Kapitel 3
Praktische Tipps: Wenn Sie mit Ihrem Kind über den Düsen-
vernebler inhalieren, dann machen Sie doch
aus jeder Inhalation ein kleines Ereignis.
Zum Beispiel indem Sie während dieser Zeit
– und nur dann – aus einem ganz bestimm-
ten Buch vorlesen. Ebenso können Sie mit
Hörspielen verfahren, die nur während der
Inhalationszeit gehört werden. Fortsetzung
folgt dann beim nächsten Mal. Vielleicht
kann Ihr Kind es dann kaum mehr erwar-
ten. Ist Ihr Kind schon in einem Alter, in dem
es fernsehen darf, können auch kindgerechte
Sendungen den kleinen Patienten zum Still-
halten während der Inhalation bewegen.
Bitte besprechen Sie die korrekte Anwen-
dung sowie die Reinigung dieses Systems
mit Ihrem Arzt, dem Behandlungsteam oder
auch dem Apotheker. Denn Mundstück und
Düsenteil sollten auch bei Düsenverneblern
nach jeder Anwendung gesäubert werden.
UltraschallverneblerUltraschallvernebler werden vor allem zur
notwendigen Lösung des zähen Schleims in
den Bronchien eingesetzt.
Vorteile:Diese Geräte ermöglichen eine intensive
Inhalation auch bei großen Flüssigkeits-
mengen. Sie enthalten Kochsalzlösungen.
Zusätzlich können sie auch für ein ständiges
Anfeuchten der Atemluft verwendet werden.
Dafür werden sie beispielsweise nachts neben
dem Bett aufgestellt und sorgen dafür, dass
die Einatemluft nicht zu trocken ist und die
Atemwege des Betroffenen reizt.
Nachteile: Die Geräte sind groß und sperrig. Ihre Reini-
gung ist aufwendig, aber es ist äußerst wich-
tig, dass die Hygiene entsprechend beachtet
wird. Sonst bilden sich Keime, die mit der
Atemluft in die Lunge des Patienten gelan-
gen und dort zu weiteren Krankheiten führen
können.
Der Einsatz von Ultraschallverneblern ist in
der Regel für bettlägerige Patienten sinnvoll
oder für Betroffene, die auf eine andere Art
und Weise keine Nachtruhe fi nden.
<< Düsenvernebler sind zwar etwas komplizierter zu
bedienen, sie sind aber eine angenehme Metho-
de, Asthma-Medikamente über einen längeren Zeit-
raum einfach einzuatmen.
Der Einsatz von Ultraschallver-neblern sollte genau bedacht werden, da sie in der Handhabung mitunter kompli-ziert und in der Hygiene aufwen-dig sind.
AnwendungsinfoDüsenvernebler / Ultraschallvernebler
Routine statt PanikBesonders wenn ein Medikament nur selten zum Einsatz kommt, vergisst man schnell die Hand-habung – und muss sich dann im aku-ten Fall erst einmal damit auseinander-setzen. Das kostet wertvolle Zeit. Also bitten Sie Ihren Arzt, dass er Ihnen den Mechanismus des Geräts genau erklärt und machen Sie sich den Ablauf der Einnahme am Anfang häufiger bewusst. Bald wird es Ihnen dann „in Fleisch und Blut“ übergehen, sodass Sie bei einem An-fall akuter Atemnot routiniert reagieren können.
54Kapitel 3
Leichtes, nur ab und zu auftretendes AsthmaBeim leichtem Asthma handelt es sich um
eine Asthma-Form mit milden Symptomen,
die nicht besonders häufig auftreten. Die
asthmatischen Beschwerden äußern sich bei
den Betroffenen seltener als zweimal pro Wo-
che und sind meist undramatisch. Für den
Patienten gehört der immer mal wieder auf-
tretende Husten einfach zum Leben dazu, er
denkt vielleicht an eine kleine Infektion oder
bemerkt ihn irgendwann gar nicht mehr be-
wusst. Das Gewicht auf dem Brustkorb ist für
ihn auch „irgendwie normal“ und er schenkt
ihm keine Beachtung mehr. Zudem werden
die Symptome von langen beschwerdefreien
Zeiträumen abgelöst. Dies ist wohl auch der
Grund, warum die leichte und unregelmäßig
auftretende Asthma-Form häufig nicht er-
kannt wird und unbehandelt bleibt.
Wird diese in einer akuten Phase aber doch
einmal als Asthma bronchiale diagnostiziert,
dann ist die Behandlung vor allem pragma-
tisch und beschwerdeorientiert. Das bedeu-
tet, eine Dauertherapie ist in diesem Stadium
nicht nötig, sondern nur eine Bedarfsmedi-
kation. Wenn es also zu Symptomen wie
Husten und Luftnot kommt, dann müssen
die Bronchien mithilfe der sogenannten
Beta-2-Sympathomimetika erweitert wer-
den. Dieses Medikament wird entweder als
Dosierspray oder als Pulverinhalator ange-
boten. Für den Patienten ist es sehr wichtig,
sich genau mit der Anwendungsweise ver-
traut zu machen.
Doch es ist nicht nur das Medikament, das
Sie möglichst immer griffbereit bei sich tra-
gen sollten. Zusätzlich kommt es jetzt auf das
richtige Asthma-Verhalten an. Mehr darüber
erfahren Sie im Kapitel „Was können Sie
selbst tun?“.
Leichtes, regelmäßigauftretendes AsthmaBeim leichten, regelmäßig auftretenden Asth-
ma sind die Asthma-Symptome immer noch
leicht, aber im Vergleich zur vorigen Stufe in-
tensiver und häufiger. Es gilt: Die Beschwer-
den wie trockener Husten, Luftnot oder auch
asthmatypische Atemgeräusche wie das Gie-
men treten zwar nicht täglich, aber mindes-
tens zweimal pro Woche tagsüber und nachts
öfter als zweimal pro Monat auf. Der Peak-
flow-Wert sollte bei mindestens 80 Prozent
des Altersdurchschnitts liegen.
In diesem Stadium des leichten, aber regel-
mäßigen Asthmas reicht eine reine Bedarfs-
medikation nicht mehr aus. Das häufige
Auftreten der Symptome zeigt, dass schon
kleinere Anlässe ausreichen, um die Bron-
chien zu irritieren und überempfi ndlich re-
agieren zu lassen. Nun ist es wichtig, weitere
Asthma-Anfälle zu verhindern und ihnen
vorzubeugen. Der Arzt spricht dabei von
einer Anfallsprophylaxe. Dieses geschieht,
indem die dauerhafte Entzündung in den
Bronchien abgeschwächt wird. Dafür stehen
inhalierbare Glukokortikoide zur Verfügung,
welche nun als Dauertherapie, also regelmä-
ßig eingesetzt werden. In Einzelfällen, also
wenn beispielsweise die Glukokortikoide
nicht vertragen werden, kommen andere
Substanzen wie die Leukotrien-Rezeptor-
<< Mehr Freiheit durch die richtige Therapie: Mit dem erfolgreichen Ein-satz einer Dauer-medikation können Sie wieder aktiv am Leben teilnehmen.
55Kapitel 3
Vergessen gilt nicht
Das tägliche Inhalieren der Dauerme-dikamente sollte für Sie zum Alltag dazugehören wie das Zähneputzen oder das Frühstück. Also, warum verbinden Sie das nicht einfach miteinander? Eine gute Möglichkeit ist beispielsweise, den Inhalator mit in das Zahnputzglas zu stellen. Und wenn Ihre Zahnbürste reist, dann reist Ihr Asthma-Medikament gleich mit.Die Positionierung im Bad hat mehrere Vorteile: Sie inhalieren und können sich gleich anschließend den Mund spülen und die Zähne putzen, um die nicht in die Bronchien gelangten Wirkstoffe auf diese Weise unschädlich zu machen.
Wer morgens und abends ins Bad geht, hat schon zwei feste Anlaufpunkte, wirklich an seine Inhalation zu denken.Natürlich sind auch andere alltägliche Wege denkbar. Durchforsten Sie doch einmal Ihren Tagesablauf und überprü-fen Sie, welcher regelmäßige Ablauf bei Ihnen am besten geeignet ist, um an Ihre Asthma-Therapie zu denken: Kleben Sie das Asthma-Spray außen an den Kühlschrank oder an Ihren Schmink-spiegel, stellen Sie es neben die Müsli-packung oder neben die Kaffeemaschine oder platzieren Sie es einfach bei Ihrer Unterwäsche – die werden Sie garantiert nicht vergessen!
56Kapitel 3
Antagonisten als Medikamente der zweiten
Wahl zum Einsatz. Zusätzlich bleiben in je-
dem Fall kurzwirksamen Beta-2-Sympatho-
mimetika für den Bedarfsfall auf dem Me-
dikamentenplan, denn sie sorgen bei einem
Asthma-Anfall für eine rasche Erweiterung
der Bronchien und damit für eine schnelle
Linderung der Atemnot. Ziel der Therapie ist,
wie bereits erwähnt, die Asthma-Kontrolle.
Anhaltendes mittelschweres AsthmaSpätestens ab dieser Stufe lassen sich die Be-
schwerden und die damit verbundenen Be-
einträchtigungen des täglichen Lebens nicht
mehr herunterspielen. Der quälende, jetzt
oft laute, trockene Husten, die beängstigende
Atemnot und auch asthmatypische Atemge-
räusche wie das Giemen und Brummen tau-
chen nahezu täglich auf, zumindest mehrfach
in der Woche. Auch nachts lassen die Symp-
tome nicht nach, man kommt einfach nicht
zur Ruhe, und schlafen ist ohne eine Behand-
lung häufig sogar nur im Sitzen möglich. Die
Lungenfunktion ist deutlich eingeschränkt,
der Peakflow-Wert liegt meist nur zwischen
60 und 80 Prozent des Altersdurchschnitts.
Die medikamentöse Therapie setzt in dieser
Stufe auf dieselben Bausteine wie bei den
leichteren Asthma-Formen – nur in anderer
Dosierung. Ziel ist auch hier die Kontrolle
des Asthmas.
Die Dauermedikation besteht aus inhalier-
baren Glukokortikoiden. Gegebenenfalls
wird zusätzlich ein langwirksames Beta-2-
Sympathomimetikum eingesetzt, das die
Bronchien erweitern soll. Ergänzend kann im
Einzelfall auch eine dauerhafte Behandlung
mit Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten oder
Theophyllin-Tabletten erforderlich sein.
Im Bedarfsfall, also bei einem akuten Asth-
ma-Anfall, werden die Symptome durch
kurzwirksame Beta-2-Sympathomimetika
vermindert.
Anhaltendes schweres AsthmaDas anhaltende schwere Asthma ist die
schwerste Form dieser Erkrankung. Die Betrof-
fenen fühlen sich sehr geschwächt und massiv
beeinträchtigt. Das Asthma ist ein ständiger
und bedrohlicher Begleiter. Die Luftnot ist
meist unerträglich, immer wieder entwickeln
sich daraus Asthma-Anfälle. Auch die Nächte
verlaufen unruhig und sind geprägt vom ste-
ten Ringen nach Atem. Die Lungenfunktion ist
stark eingeschränkt. Die Peakflow-Werte liegen
unter 60 Prozent des Altersdurchschnitts.
>> Erholsamen Schlaf finden Betroffene mit anhaltendem mittelschwerem Asthma nur mit einer individuell auf sie abgestimm-ten optimalen Therapie.
parate die Dauertherapie komplettieren. Bei
akuter Atemnot sind die kurzwirksamen Be-
ta-2-Sympathomimetika mit ihrer schnellen
bronchienerweiternden Wirkung die Mittel
der Wahl, um dem Betroffenen rasch Erleich-
terung zu verschaffen.
Bei schwerem persistierendem Asthma mit
starker allergischer Beteiligung kann in be-
gründeten Einzelfällen ein Medikament
verschrieben werden, das gegen die Allergie-
Antikörper wirkt. Dieses ist aber ein echter
Ausnahmefall und es gibt bislang noch nicht
besonders viele Erfahrungswerte zu dieser
Form der Therapie. Als Fazit bleibt festzuhal-
ten, dass die Inhalation von topischen Gluko-
kortikoiden auch bei dieser Asthma-Schwere
die verträglichste und effektivste Therapie-
maßnahme ist – und damit die erste Wahl.
Die medikamentöse Dauertherapie setzt da-
bei auf die Bausteine, die sich auch bei den
anderen Formen als erfolgreich erwiesen
haben. Doch sie werden entsprechend höher
dosiert und angepasst.
Entscheidend ist, dass die starke Entzün-
dung in den Bronchien durch inhalierbare
Glukokortikoide massiv zurückgedrängt
wird. Dazu sind eventuell hohe Dosierungen
nötig. Wenn die inhalativen Formen nicht
ausreichen, um die Entzündung zu beherr-
schen, wird Kortison zusätzlich auch oral
verordnet, etwa als Tabletten, Kapseln oder
Saft. Weil hierbei aber auch die Gefahr von
Nebenwirkungen steigt, erfolgt die Einnahme
nur so niedrig und so kurz wie möglich.
Zusätzlich kommen langwirksame Beta-2-
Sympathomimetika zum Einsatz. In Einzel-
fällen können ergänzend Theophyllin-Prä-
57Kapitel 3
Die Lungenfunk-tion beim anhal-tenden schweren Asthma ist stark eingeschränkt, der Peakflow-Wert liegt nur noch bei 60 Prozent oder darunter. >>
Verschlechterung am TagDie Messung des Peakflow-Werts sollte mehrfach am Tag erfolgen und auch dokumentiert werden. Denn auch bei leichteren Asthma-Formen ist es möglich, dass sich diese Werte über den Tag verschlechtern. Sollte das bei Ihnen der Fall sein, versuchen Sie, zu den jeweiligen Werten zu notieren, was Sie jeweils vorher getan und in welcher Situation Sie sich befunden haben. Bringen Sie Ihrem Arzt beim nächsten Besuch diese Liste mit, vielleicht lässt sich ein immer wiederkehrendes Beschwerdeschema erkennen, an das Ihre Medikation angepasst werden kann.
Besondere Vorsicht bei KindernKinder sind bei einem Asthma-Anfall besonders stark gefährdet. Dazu kommt noch, dass sie ihre Beschwerden anders ausdrücken, ein Anfall von den Kindern selbst also möglicherweise in den ersten Momen-ten verkannt wird. Wenn Sie als Eltern spüren, dass etwas nicht in Ordnung ist, dann vertrauen Sie auf Ihr Gefühl, vertrauen Sie sich selbst. Denn das beste Kriterium dafür, dass es einem Kind nicht gut geht, ist ein schlechtes Gefühl der Eltern. Ignorie-ren Sie es niemals!
58Kapitel 3
Die medikamentöse Behandlung eines Asthma-AnfallsEin Asthma-Anfall ist nicht nur für die Be-
troffenen erschreckend. Ein Mensch ringt
nach Luft, keucht, hustet und droht zu ersti-
cken. Ein solcher Anfall kann unter entspre-
chenden Umständen praktisch jeden von ei-
ner asthmatischen Erkrankung Betroffenen
heimsuchen. Allerdings sinken das Anfalls-
risiko und auch die Anfallsstärke nachweis-
lich, wenn die Bronchien durch vorbeugen-
de Medikamente unempfi ndlicher gemacht
werden.
Tritt ein Anfall auf, dann ist es wichtig, ihn
möglichst früh auch als solchen zu identi-
fizieren. Im Idealfall schon, bevor die Be-
schwerden überhaupt auftreten. Möglich ist
das durch die regelmäßige Kontrolle mit dem
Peakfl ow-Meter.
Kommt der Anfall voll zum Ausbruch, dann
handelt es sich um eine echte Notsituation!
Denn seine Schwere kann innerhalb von Mi-
nuten so stark zunehmen, dass Lebensgefahr
besteht. Auch wenn Sie schon lange mit Asth-
ma zu tun haben und feststellen, dass sich bei
Ihren Beschwerden etwas verändert, dass es
„irgendwie schlimmer wird“, als es früher
war, dann zögern Sie bitte nicht, einen Arzt
zu rufen. Und machen Sie es dringend. Ein
Asthma-Anfall duldet keine Verzögerung!
Dieses Kapitel soll Ihnen ein wenig als Ori-
entierungshilfe dienen. Mehr nicht. Ob ein
Asthma-Anfall leicht, mittelschwer oder
gar schwer ist, kann nur Ihr Arzt sicher
beurteilen.
<< Ein Asthma-Anfall ist immer eine Notfallsituation, denn auch leichte Anfälle können sich innerhalb nur weniger Minuten dramatisch verschlimmern.
Einen genauen Plan, wie in einer brenzligen
Situation vorzugehen ist, müssen Sie ge-
meinsam mit Ihrem Arzt erstellen. An dieser
Stelle finden Sie ein Beispiel, wie so ein Plan
aussehen kann. Aber denken Sie daran: Es ist
nur ein Beispiel. Gehen Sie bitte in jedem Fall
nach Ihrem eigenen Selbstmanagementplan
vor.
Schon bevor ein Asthma-Anfall eintritt, soll-
te eine entsprechende Vorsorge getroffen
werden. Dazu gehört der richtige Umgang
mit dem Peakflow-Meter und ein Selbst-
managementplan für kritische Fälle. Dieser
sollte von Ihrem Arzt gemeinsam mit Ihnen
erarbeitet werden. Der Plan hilft, diese Situa-
tionen rechtzeitig zu erkennen und die rich-
tigen Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Wenn
alles gut geht, können so Notfallsituationen
vermieden werden. Und bei einem schweren
Anfall können Sie die Zeit, bis der Arzt ein-
trifft, sinnvoll nutzen.
Was kommt jetzt auf den Betroffenen zu?In einer akuten Notfallsituation gelten ande-
re Regeln. Vieles, was in diesem Kapitel bis-
lang beschrieben wurde, kann bei einem aku-
ten Asthma-Anfall nicht mehr berücksichtigt
werden. Denn jetzt kommt es nur noch auf
eins an: die Atemnot zu durchbrechen und
dem Betroffenem wieder Luft zu verschaffen.
Das kann auch bedeuten, dass auf solche Me-
dikamente schrittweise zurückgegriffen wird,
die man in der Dauertherapie zu umgehen
versucht.
59Kapitel 3
1 Kurzatmigkeit: Das Sprechen fällt schwerer. 2 Atemnot: Die Atemfrequenz steigt.
3 Herzrasen: Der Puls wird schneller.
<< Ein akuter Asthma-Anfall beginnt mit Kurzatmigkeit, Luftnot und Herzrasen.
Zeichen eines beginnenden Anfalls
Wichtig: Ihr Selbst-management-planJe nach Schwere des Anfalls können sich die Dosierun-gen der Notfall-Me-dikamente unter-scheiden. Deshalb ist Ihr Selbstma-nagementplan auch individuell auf Ihre Beschwerden und Ihre Konstitution abgestimmt. Ihr Arzt wird diesen Plan detailliert mit Ihnen besprechen. Halten Sie sich deshalb genau an die Anweisungen und Dosierungsan-gaben, die speziell auf Ihre Situation zugeschnitten sind.
60Kapitel 3
Schritt 1: Als Erstes verwenden Sie zwei
Hübe des Notfallsprays.
Schritt 2: Warten Sie fünf bis zehn Minu-
ten in einer atemerleichternden Körperhal-
tung, z. B. im Kutschersitz. Bei der Atmung
sollten Sie auf eine dosierte Lippenbremse
achten, Ihr Arzt zeigt Ihnen, wie das geht.
Nun kommt es darauf an, ob sich der Anfall
bereits gebessert hat. Ist das nicht der Fall, ge-
hen Sie zum nächsten Schritt.
Schritt 3: Nehmen Sie noch einmal zwei
Hübe Ihres Notfallsprays und zusätzlich 40
bis 50 mg Kortison als Tablette.
Schritt 4: Warten Sie wieder fünf bis zehn
Minuten, damit die Medikamente ihre Wirkung
entfalten können. Sollten die Beschwerden
dann immer noch nicht weniger werden,
dann handelt es sich um einen ernsthaften
Anfall. Gehen Sie dann über zum nächsten
Schritt.
Schritt 5: Jetzt sollten Sie auf jeden Fall
den Notarzt alarmieren (Notruf 112).
Schritt 6: Der Arzt beginnt direkt vor
Ort mit der Behandlung. In einigen Fällen
wird er zusätzlich Kortison in Form einer
Spritze oder als Infusion verabreichen.
Bei jedem Anfall gilt: Wenn Sie auch nur den
geringsten Zweifel haben, ob Sie den Anfall
Notfälle vermeiden
Notfälle sind immer ein einschneidendes Ereignis. Auch wenn in Deutschland ein Notarzt und ein Rettungswagen meist schnell zur Stelle sind und das nächste Krankenhaus innerhalb kurzer Zeit erreicht werden kann. Besser ist es aber, rechtzeitig zu reagieren und einen Notfall abzuwenden.
Mit einem Peakflow-Meter kann eine Verschlechterung bereits lange vor dem Auftreten der ersten subjektiven Beschwerden erkannt werden. Ein Ampel- Schema macht die Gefahr deutlich.
Anhand des Ampel-Schemas merkt der Patient rechtzeitig, dass eine Anpassung seiner Therapie nötig ist.
Der Selbstmanagementplan kommt im Notfall zum Einsatz. Er wird vorher mit dem behandelnden Arzt genau besprochen und enthält klare Anweisungen, was bei einem Asthma-Anfall zu tun ist, welche Medikamente eingesetzt werden und wann der Notarzt alarmiert werden muss. Ein Formular für einen Selbstma- nagementplan finden Sie zum kostenlosen Download unter www.aok.de/asthma- notfallplan.
Ihre notwendigen Medikamente, Ihr Bedarfsspray und Kortison-Tabletten sollten Sie stets griffbereit bei sich tragen.
61 Kapitel 3
Bei der modernen Asthma-Therapie steht die Kontrolle der Erkrankung im Mittel-punkt. Damit sollte nicht nur die Stärke, sondern auch die Häufi gkeit der Anfälle abnehmen. Im Idealfall werden die eigentlichen Beschwerden, die das Asthma aus-machen, gar nicht mehr bemerkt. Die Symptome lassen sich mit sicheren und seit vielen Jahren bekannten Wirk-stoffen, den Beta-2-Sympathomimetika, die speziell erweiternd auf die Bronchien wirken, effektiv zurückdrängen. Bei der Vorbeugung, also der Behandlung der Asthma auslösenden Dauerentzündung der Atemwege, kommen inhalierbare Glukokortikoide zum Einsatz, die kaum noch Nebenwirkungen haben.Auf den Punkt gebracht: Das Asthma bronchiale hat heute viel von seinem Schrecken verloren. Und mehr noch: Durch eine optimale Therapie ist es heutzutage für viele Betroffene möglich, dass sie im Alltag so gut wie nichts mehr von ihren Asthma-Beschwerden bemerken und ein unbeschwertes Leben führen können. Medikamente sind dafür die unverzichtbare Basis. Doch es gehört noch mehr dazu, damit nicht das Asthma Ihr Leben kontrolliert, sondern Sie Ihr Asthma. Mehr dazu erfahren Sie im Kapitel „Was können Sie selbst tun?“.
Zusammen-fassung
<< Zögern Sie nicht, im Zweifels-fall den Notarzt zu alarmieren, sonst verlieren Sie bei einem gefährlichen Anfall wertvolle Zeit!
beherrschen können, rufen Sie bitte immer
sofort den Notarzt, um keine wertvolle Zeit
zu verlieren! Alle bisherigen Erkenntnisse
weisen eher darauf hin, dass sowohl Patien-
ten und Angehörige, aber auch Ärzte eher
dazu neigen, die Gefahr zu unterschätzen als
zu übertreiben. Deshalb ist falsche Scheu an
dieser Stelle absolut unangebracht. Niemand
wird es Ihnen übelnehmen, wenn Sie sich
geirrt haben und der Anfall nachher doch
„gar nicht so schlimm“ war – im Gegenteil.
Die Freude über einen glimpfl ichen Ausgang
dürfte weitaus größer sein. Denn nicht nur
Sie denken: Gut, dass es kein lebensbedrohli-
cher Anfall war …
62
Asthma bei Kindern und JugendlichenHinweise auf ein kindliches Asthma
4. Kapitel
Wenn Ihr Kind im Rahmen eines akuten In-
fekts asthmaähnliche Beschwerden hat, dann
muss bei ihm noch keine chronische Ent-
zündung der Atemwege vorliegen. Ein klarer
Risikofaktor für die Entwicklung eines dau-
erhaften Asthmas allerdings sind allergische
Erkrankungen in der Familie. Je mehr Fami-
lienmitglieder Allergien haben, desto höher
ist auch die Wahrscheinlichkeit für Ihr Kind,
dass es ebenfalls eine Allergie, Neurodermitis,
Heuschnupfen oder eben ein Asthma bron-
chiale entwickelt. Auch kann sich eine allergi-
sche Erkrankung über die Jahre verschieben:
Aus einem Heuschnupfen kann ein allergi-
sches Asthma werden. Wie bei Erwachsenen
auch spricht man dann von einem „Etagen-
wechsel“. Allergien sind bei Kindern und Ju-
gendlichen übrigens der häufi gste Auslöser
für ein Asthma, aber auch andere Auslöser,
der Arzt redet von Triggern, sind möglich.
sthma bronchiale ist eine Erkran-
kung, die bereits im Säuglings- und
Kindesalter auftreten kann. Im Grunde un-
terscheidet sich das kindliche Asthma nicht
von dem eines Erwachsenen, doch wird es
leider häufig erst spät erkannt und behan-
delt. Das liegt unter anderem daran, dass
Virusinfekte, die mit Husten und vermehr-
ter Schleimproduktion einhergehen, gerade
bei Kleinkindern häufig vorkommen. Die
Vermutung, dass es sich um Asthma handeln
könnte, taucht häufi g gar nicht auf, zumal,
wenn in der Familie bisher keine asthmati-
schen Beschwerden bekannt sind.
Für die Eltern und auch die Kinderärzte ist es
besonders in der Anfangszeit nicht leicht zu
unterscheiden, ob es sich um einen „norma-
len Husten“ oder um Asthma-Beschwerden
handelt.
4. Asthma bei Kindern und Jugendlichen Hinweise auf ein kindliches Asthma
63Kapitel 4
<< Im Säuglings- und Klein-kindalter steht als wichtigstes Asthma-Symptom der Husten im Vordergrund.
A Ältere Kinder entwickeln beim Asthma neben dem typischen trocke-nen Husten auch Luftnot und ein Engegefühl in der Brust.
64Kapitel 4
Die asthmatischen Beschwerden müssen
nicht zwingend regelmäßig und in gleicher
Stärke auftreten. Sie können auch vorrangig
zu bestimmten Jahreszeiten, zum Beispiel im
Frühling, wenn die Pollen fl iegen, auftauchen.
Wenn Kinder Asthma haben, dann leiden sie
nicht nur in Phasen der Atemnot unter ihrer
Krankheit. Auch ihr Allgemeinzustand kann
sich über die Zeit deutlich verschlechtern. Sie
werden blass, fühlen sich müde und schlapp.
Ursachen dafür sind meist nächtliche Hus-
tenattacken, die den Schlaf unterbrechen und
damit die Erholungszeit, welche der kindli-
che Körper dringend braucht, verkürzen.
Kinder mit Asthma sind durch die Atemnot
weniger belastbar als ihre gesunden Spiel-
kameraden. Das kann dazu führen, dass sie
sozial isoliert werden und sich dann min-
derwertig fühlen. Wenn Sie bei Ihrem Kind
bemerken, dass es kaum noch mit Freunden
spielen geht, sondern lieber die Zeit alleine zu
Hause verbringt, dann fragen Sie bitte kon-
kret nach, woran das liegt. Haben Sie auch
nur im Mindesten das Gefühl, die Ursache
könnte eine körperliche Schwäche Ihres Kin-
des sein, zögern Sie nicht, Ihren Kinderarzt
aufzusuchen.
Die kinderärztliche Untersuchung Die Diagnose „Asthma“ kann Ihr Kinderarzt
meist schon aus der Erhebung der Kran-
kengeschichte, der sogenannten Anamnese,
sowie aus den Befunden der körperlichen
Untersuchung stellen. Für die Krankenge-
schichte ist es wichtig, dass Ihr Kind, wenn es
alt genug ist, selbst so viel wie möglich über
seine eigenen Beschwerden erzählen kann.
Aber auch Sie sollten dem Arzt genau Bericht
erstatten. Dafür können Sie sich schon ein
bisschen vorbereiten. Wir haben für Sie eine
Liste zusammengestellt, damit Sie sich auf die
möglichen Fragen Ihres Kinderarztes einstel-
len können. Außerdem möchten wir Ihnen
erklären, warum er diese Fragen stellt bzw. was
er mit Ihrer Antwort anfangen kann. Machen
Asthma kann auch vorübergehend auftretenAufgrund ihrer körperlichen Besonderheiten leiden viele kleine Kinder zeitweilig an Beschwerden, die dem Asthma ähneln. Von ihnen entwickeln rund zehn Prozent tatsächlich ein Asthma bronchiale. Es ist schwierig, im Voraus zu sagen, bei welchem Kind das Asthma dau-erhaft bleibt und bei welchem Kind die Symptome bis zum Schulalter verschwinden. Beide Verläufe sind möglich.
Ein starkes Immunsystem schützt vor Asthma
Wird das Immunsystem von Säuglingen und Kleinkindern früh gefordert und damit gestärkt, dann sinkt vermutlich ihr Risiko, später Asthma zu entwickeln. So zeigen Studien, dass Kinder, die mehr als zwei Geschwister haben oder früh in Kinder-krippen gehen, also stets mit anderen Kindern und deren Infekten in Berührung kommen, seltener an Asthma erkranken als diejenigen, welche alleine und haupt-sächlich zu Hause aufwachsen. Bei Kindern, die oft erkältet sind oder auf dem Bauernhof aufwachsen und Kontakt zu Stalltieren haben, besteht ebenfalls eine geringere Wahrscheinlichkeit, dass später eine Asthma-Erkrankung auftritt.
65Kapitel 4
Der AtemstoßtestMit dem Atem-stoßtest lässt sich feststellen, wie viel Luft Ihr Kind innerhalb einer Sekunde ausat-men kann. Dieses wird auch Einse-kundenkapazität, abgekürzt FEV1, genannt. Dabei muss das Kind erst möglichst tief ein-atmen und dann so stark wie möglich in ein Gerät wieder ausatmen. Vielen Kindern hilft dabei die Vorstellung, sie würden ihre Kerzen auf dem Geburtstagskuchen ausblasen.
beim Ein- und Ausatmen. Stellt er diese fest,
dann wird er Ihrem Kind ein bronchiener-
weiterndes Spray geben und prüfen, ob die
Atemgeräusche danach verschwinden. Ist das
der Fall, ist das ein klares Zeichen dafür, dass
die Beschwerden Ihres Kindes durch Medika-
mente rückgängig gemacht werden können
und sich seine Atmung dadurch verbessert.
Außerdem wird der Arzt die Lungenfunkti-
on Ihres Kindes überprüfen. Dafür benutzt
er wie bei Erwachsenen auch die Spiromet-
rie (vgl. Seite 20). Da eine gewisse Mitarbeit
des Kindes für diesen Test vonnöten ist, wird
Sie sich doch schon vor
dem Arztbesuch ein
paar Notizen, damit Sie
während des Termins
nichts vergessen. Denn
das kann bei der Aufre-
gung eines Arzttermins
schnell mal passieren.
Machen Sie sich klar,
dass Sie als Eltern-
teil gerade bei kleinen
Kindern der wichtigste
Hinweisgeber sind. Es
kommt auf Ihre Beob-
achtungsgabe und Ihr Erinnerungsvermö-
gen an.
Die körperliche Untersuchung ist neben dem
Gespräch die zweite Grundvoraussetzung für
die Sicherung der Diagnose. Der Kinderarzt
wird Ihr Kind zunächst genau anschau-
en und dabei seine Körperhaltung und die
Form seines Brustkorbs beurteilen. Anschlie-
ßend wird er Herz und Lunge des Kindes mit
einem Stethoskop abhören. Dabei achtet er
auf typische Atemgeräusche, die beim Asth-
ma auftreten, beispielsweise ein Giemen, das
ist ein hoher Pfeifton, und ein Brummen
regelmäßig wiederkehrender und anfallsartiger Husten, auch nachts Atemnot pfeifende Atemgeräusche häufi ges Räuspern
Hinweise auf eine Asthma-Erkrankung bei Kindern
66Kapitel 4
er meist erst ab dem 6. Lebensjahr durchge-
führt.
Vermutet der Kinderarzt eine allergische Ur-
sache des Asthmas, kann er dem auslösenden
Faktor mit verschiedenen Methoden auf die
Schliche kommen. Zunächst sind natür-
lich erst einmal Hinweise darauf wichtig, in
welchen Situationen die asthmatischen Be-
schwerden auftauchen. Auf ein pollenbeding-
tes Asthma weisen etwa Beschwerden immer
im Frühling oder nie bei Regen hin. Dann
besteht die Möglichkeit, wie bei Erwachse-
nen auch, einen Allergietest auf der Haut, der
auch Prick-Test genannt wird, durchzufüh-
ren, um mögliche Überempfindlichkeiten auf
bestimmte Stoffe nachzuweisen. Der Prick-
Test (siehe S. 25) funktioniert einfach, kann
jedoch für die Kinder etwas unangenehm
sein. Bitte sagen Sie Ihrem Kind nicht, dass
es „nicht wehtut“, denn sie werden dabei in
die Haut gepikst. Vereinbaren Sie lieber eine
kleine Belohnung, wenn das Kind alles über-
standen hat. Sollte sich bei diesem Test erge-
ben, dass Ihr Kind tatsächlich auf bestimmte
Substanzen allergisch reagiert, bestätigt das
leider noch nicht mit Gewissheit, dass auch
die Asthma-Symptome tatsächlich dadurch
ausgelöst werden.
Eine weitere Methode, die auch schon im
Säuglingsalter angewendet werden kann, ist
Frage des Arztes
Seit wann besteht der Husten?
Gab es Fieber und Auswurf?
Ist der Husten abhängig von der Tageszeit? Tritt der Husten vorrangig in bestimmten Situationen auf?
Bestehen beim Kind oder in der Familie Allergien?
Wird im Umfeld des Kindes geraucht?
Warum fragt der Arzt das?
Husten, der länger als drei Wochen besteht, muss abgeklärt werden.
Fieber und Auswurf sind keine typischen Zeichen der Asthma-Erkran- kung, aber eine Infektion kann asthmaähnliche Symptome auslösen.
Nächtlicher Husten ist typisch für Asthma.
Bestimmte Situationen wie Sport oder feuchtes Nebelwetter können Asthma auslösen. Aber auch der Kontakt z. B. mit Katzen kann auf ein allergisches Asthma hinweisen.
Das allergische Asthma kommt bei Kindern häufig vor und kann durch viele Stoffe ausgelöst werden.
Tabakrauch ist sehr schädlich für die Lungen und kann Asthma-Anfälle auslösen.
Diagnose-Checkliste
67Kapitel 4
nicht anders als bei Erwachsenen. Doch bei
ihnen soll möglichst auch verhindert werden,
dass ihre Entwicklung durch die Erkrankung
beeinträchtigt wird. Studien haben gezeigt,
dass es bei Kindern, deren Asthma-Erkran-
kung nicht ausreichend behandelt wurde, zu
Langzeitschäden an der Lunge und Störun-
gen in der allgemeinen Entwicklung kom-
men kann. Kinder, die sich beispielsweise
aufgrund der Atemnot nicht ausreichend
bewegen und körperliche Belastungen ver-
meiden, haben später große Probleme so-
wohl im gesamten Bewegungsablauf als auch
mit der Koordination einzelner Bewegungen.
Auch Haltungsschäden aufgrund einer ge-
schwächten Bauch- und Rückenmuskulatur
sind möglich.
die Suche nach Allergie-Antikörpern im Blut.
Wenn man die Allergieauslöser kennt, dann
kann man versuchen, Ihnen aus dem Weg
zu gehen. Doch es ist ganz wesentlich, die
Testergebnisse mit den Informationen aus
den Gesprächen mit Ihnen und Ihrem Kind
zusammen zu bewerten. Der Arzt muss sich
ein Gesamtbild machen. Erst dann kann er
den tatsächlichen Auslösern der asthmati-
schen Beschwerden Ihres Kindes auf die Spur
kommen.
Medikamentöse Therapie bei KindernDie hauptsächlichen Therapieziele in der
Asthma-Behandlung sind die Beschwerde-
freiheit und die Verbesserung der Lebensqua-
lität. Das ist bei Kindern und Jugendlichen
Anstrengungsasthma bei KindernUnter körperlicher Belastung tritt besonders im Kindes- und Jugendalter Atemnot auf. Auch wenn das Anstrengungsasthma streng gesehen keine eigenständige Form des Asthmas ist, so gelten hierfür doch besondere Regeln. Denn einerseits ist die sportliche Bewegung wichtig für die körperliche Entwicklung, andererseits führt genau diese zur Atemnot beim Kind und damit auch zu Ängsten und dem Wunsch, solche Situationen künftig zu vermeiden. Doch genau dieses Vermeidungsverhalten gilt es zu überwinden, denn durch den Mangel an Bewegung fällt die Leistungsfähigkeit des Kindes weiter ab, und das wiederum führt vermehrt zu Luftnot bei Belastung. Diese Abwärtsspirale muss dringend durchbrochen werden. Sport ist wichtig und bessert über die Zeit die Asthma-Beschwerden. Deshalb ist es in einer solchen Situation sehr wichtig, gemeinsam mit dem Kinderarzt eine entspre-chende Strategie zu entwickeln. Da kann es sinnvoll sein, die Dauertherapie zu opti-mieren. Aber auch der Einsatz von kurzwirksamen Beta-2-Sympathomimetika einige Minuten vor der Sporteinheit kann dazu führen, dass die Symptome gar nicht auftreten und Ihr Kind wieder Spaß an der Bewegung hat.
68Kapitel 4
Bei leichtem Asthma mit unregelmäßigen Be-
schwerden und auch längeren symptomfreien
Intervallen wird eine Behandlung bei Bedarf
angewandt. Im Großen und Ganzen stehen
bei Kindern dafür zwei Wirkstoffgruppen
zur Verfügung. Zunächst wird versucht, den
Beschwerden wie bei Erwachsenen mit inha-
lierbaren Beta-2-Sympathomimetika Herr zu
werden. Verschwinden die Symptome damit
nicht, wird Ihr Kinderarzt entweder alterna-
tiv oder zusätzlich ein Anti-cholinergikum
verordnen. Beide Medikamente werden auch
bei plötzlichen Asthma-Anfällen eingesetzt.
Treten die Beschwerden wie Husten oder
Atemnot regelmäßig auf, dann muss den
Bedarfsmedikamenten eine Dauertherapie
hinzugefügt werden. Hier werden stufen-
weise Langzeitmedikamente eingeführt, bis
eine Asthma-Kontrolle erreicht ist. Der Arzt
spricht in einem solchen Fall auch von ei-
ner Stufentherapie. Jede Stufe bedeutet eine
höhere Dosierung eines Medikaments oder
das Hinzufügen eines weiteren. Dieses soge-
nannte „Step-up“ wird so lange fortgesetzt,
bis eine optimale Therapie und damit die
bestmögliche Lebensqualität erreicht ist.
In der Langzeitbehandlung kommt es vor
allem auf die entzündungshemmende Wir-
kung der Medikamente an. Sowohl Gluko-
kortikoide, also Kortison, als auch Leukot-
rien-Rezeptor-Antagonisten haben diesen
entzündungshemmenden Effekt.
Im Rahmen der Stufentherapie können auch
zusätzlich langwirksame Beta-2-Sympatho-
mimetika (nur kombiniert mit inhalativen
Glukokortikoiden) oder auch Theophyllin
eingesetzt werden. Sie zeichnen sich haupt-
sächlich durch einen die Bronchien erwei-
ternden Effekt aus, entspannen die Atemwe-
ge über eine Dauer von mehreren Stunden
und schützen so vor der gefürchteten Atem-
not. In der Stufentherapie gibt es neben dem
„Step-up“ natürlich auch ein „Step-down“.
Wenn also bei einer erfolgreichen Behand-
lung das Asthma längere Zeit unter Kon-
trolle ist, können die Medikamente auch
Therapie mit Fingerspitzen-gefühlBei der medika-mentösen Be-handlung greifen die Ärzte wie bei den Erwachse-nen auch auf die langen Erfahrun-gen und die guten therapeutischen Ergebnisse der Medikamente aus den Wirkstoffgrup-pen der Beta-2-Sympathomimetika und der Gluko-kortikoide zurück. Die Medikamente werden ebenfalls vorrangig inha-liert. Aber: Kinder sind keine kleinen Erwachsenen! Und darum gibt es in ihrer Therapie Be-sonderheiten, die zu berücksichtigen sind.
Que
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Leit
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uflag
e
Bedarfs-medikamente
Langzeitmedikamente (Dauertherapie)
inhalativ raschwirkende Beta-2-Sympathomimetika inhalative kurzwirksame Anticholinergika
inhalative Glukokortikoide inhalative langwirksame Beta-2-Sympathomimetika
(nur in Kombination mit inhalativen Glukokortikoiden) Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten
Therapiestufen bei Kindern und Jugendlichen
In begründeten Einzelfällen: Theophyllin (Präparate mit verzögerter Wirkstoff-freisetzung) systemische Glukokortikoide monoklonale Antikörper
69Kapitel 4
prägung. Steht für den Arzt die Diagnose fest,
wird er anhand der Häufigkeit der Beschwer-
den eine bestimmte Therapie für Ihr Kind
festlegen. Das Ziel der Behandlung ist die
Asthma-Kontrolle. Dieses ist dann erreicht,
wenn Ihr Kind beschwerdefrei ist und sich
uneingeschränkt entwickeln kann.
Lassen sich die Asthma-Symptome über ei-
nen gewissen Zeitraum so kontrollieren, dass
keine Anfälle mehr auftreten, dann kann
eventuell auch über eine Reduzierung der
Medikamente nachgedacht werden – aber
wirklich erst dann. Der Zeitraum, in dem das
Asthma stabil kontrolliert bleiben muss, um
solche Überlegungen anzustellen, wird von
Ihrem Kinderarzt festgelegt. Sprechen Sie mit
wieder stufenweise, quasi rückwärts redu-
ziert werden. Ein Beispiel für die flexible
Anpassung der Therapie ist die Asthma-Ver-
schlechterung bei einem grippalen Infekt. In
dieser Zeit können sich die asthmatischen
Beschwerden verschlimmern und die Thera-
pie muss angepasst werden (Step-up). Nach
Abklingen der Infektion bessert sich in der
Regel auch das Asthma wieder und die Me-
dikamente können dann reduziert werden
(Step-down).
Die Kontrolle des kindlichen AsthmasAsthma zeigt sich immer mit den gleichen
Symptomen, aber in unterschiedlicher Aus-
Quelle: Nationale VersorgungsLeitlinien Asthma, 2. Auflage
In der nachfolgen-den Tabelle können Sie ablesen, wann bei Kindern und Jugendlichen ein kontrolliertes und wann ein unkont-rolliertes Asthma vorliegt:
Grad der Asthma-Kontrolle bei Kindern und Jugendlichen
Symptome tagsüberEinschränkungen von AktivitätenBedarfsmedikationNotfallbehandlungNächtliche SymptomeLungenfunktion(FEV1 oder Peakflow) Plötzliche Verschlechte-rung (Exazerbation)
Kontrolliertes Asthma(alle Kriterien müssen erfüllt sein)
nein
neinneinneinneinnormal
nein
Teilweise kontrolliertes Asthma(ein bis zwei Kriterien innerhalb einer Woche müssen erfüllt sein)
ja
jajajaja< 80 % des Sollwertes (FEV1) oder des persönli- chen Bestwertes (Peakflow)eine oder mehrere pro Jahr
Unkontrolliertes Asthma(drei oder mehr Kriterien müssen innerhalb einer Woche erfüllt sein)
ja
jajajaja < 80 % des Sollwertes (FEV1) oder des persönli-chen Bestwertes (Peakflow)eine pro Woche
Quelle: Nationale VersorgungsLeitlinien Asthma, 2. Auflage
Inhaliersysteme
Düsenvernebler
Dosierspray mit Inhalierhilfe und Gesichtsmaske Düsenvernebler
Dosierspray mit Inhalierhilfe und Mundstück Pulverinhalator
Dosierspray mit oder ohne Inhalierhilfe Pulverinhalator
Kinder sind in ihrer körperlichen wie auch geisti-gen Entwicklung unterschiedlich. Dies muss auch bei den Inhaliersyste-men berücksichtigt werden. Deshalb ist es entscheidend, dass das Kind die unterschiedlichen Systeme in der Arztpraxis kennen-lernt und dann das am besten geeig-nete System aus-gewählt wird.
möglich beigebracht werden, ihre Bedarfs-
medikamente immer bei sich zu haben. Da
diese mit ihren stabilen kleinen Behältnissen
in nahezu jede Tasche passen, stellt auch das
keine große Schwierigkeit dar.
Ganz kleinen Kindern sollten die Medika-
mente per Düsenvernebler zugeführt werden.
Bei dieser Methode brauchen sie einfach nur
ganz normal ein- und ausatmen. Ab etwa
ihm darüber, wenn Sie das Gefühl haben, ein
solcher Zeitpunkt könnte erreicht sein. Set-
zen Sie auf keinen Fall die Medikamente Ih-
res Kindes selbstständig ab!
Beim unkontrollierten Asthma stellt sich
die Situation natürlich gänzlich anders dar.
Treten auch unter der medikamentösen Be-
handlung bei Ihrem Kind immer wieder An-
fälle auf, dann wird die Therapie stufenweise
erhöht, bis sie optimal eingestellt ist und das
Asthma unter Kontrolle gebracht wurde, also
bei Ihrem Kind keine Anfälle mehr auftreten.
Inhalationssysteme für KinderKinder haben normalerweise wenig Proble-
me, sich die Inhalationstechnik anzueignen,
vor allem wenn sie ihnen spielerisch vermit-
telt wird. Auch sollte ihnen schon so früh wie
70Kapitel 4
>> Kindgerechte Inhalier-hilfen für die Therapieder unteren Atemwegesind für Kleinkinder ab etwa zwei Jahren geeignet.
Alter
< 2 Jahre
2 bis 4 Jahre
5 bis 8 Jahre
> 8 Jahre
Inhaliersysteme für Kinder
Die nachfolgende Tabelle gibt Ihnen einen kurzen Überblick darüber, welche Inhalationssysteme in welchem Alter für Ihr Kind infrage kommen könnten:
zwei Jahren wird empfohlen, Dosiersprays
einzusetzen, weil dann schon kontrolliert
geatmet werden kann. Die Sprays sollten
unbedingt mit einer Inhalationshilfe, einem
sogenannten Spacer, verwendet werden. Zu
Beginn kommt noch eine kleine Gesichts-
maske zum Einsatz, ab etwa dem 4. Lebens-
jahr kann man die Geräte auf das Mundstück
umstellen. Diese Umstellung ist auf jeden Fall
ratsam, da die Verteilung der Medikamente
und damit die gesamte Inhalation effektiver
71Kapitel 4
Ein kindliches Asthma bronchiale zu erkennen ist für Eltern und Ärzte nicht ganz ein-fach. Im Säuglings- und Kleinkindalter steht als wichtigstes Symptom der Husten im Vordergrund. Die Abgrenzung zu normalen Infekten, die mit Husten und vermehrter Schleimbildung einhergehen, fällt schwer, vor allem wenn sich diese Infekte zu einer spastischen Bronchitis, also einer Entzündung und Verkrampfung der Bronchien entwickeln. Anders ist das bei älteren Kindern. Bei ihnen kommt häufi g noch Luftnot und ein Engegefühl in der Brust hinzu. Diese gelten als typische Asthma-Symptome und machen eine Diagnose einfacher. Wenn Ihnen als Eltern auffällt, dass Ihr Kind bei Erkältungen immer wieder mit einer Bronchitis reagiert, weisen Sie bitte Ihren Kinderarzt darauf hin.Bei Verdacht auf das Vorliegen eines Asthmas werden bei älteren Kindern Untersu-chung wie der Lungenfunktionstest durchgeführt. Sollte sich dabei die vermutete Diagnose bestätigen, können durch eine optimale Therapie nicht nur Notfälle ver-mieden werden, sondern die Kinder sich auch ganz normal entwickeln.Viele Eltern haben allerdings Bedenken, ihren Kindern nach dem Abklingen der Beschwerden weiterhin dauerhaft Medikamente zu geben, da sie vor Folgeschäden Angst haben. Über viele Jahre gesammelte Erfahrungen haben allerdings gezeigt, dass für diese Befürchtungen kein Grund besteht. Im Gegenteil: Eine gute medika-mentöse Asthma-Kontrolle sorgt für die ungestörte Entwicklung Ihres Kindes ohne Langzeitschäden. Aber der Schaden für ein Kind, das unbehandelt bleibt, ist nicht abzuschätzen. Und der Gefahr wollen Sie Ihr Kind doch ganz sicher nicht aussetzen!
Zusammen-fassung
ist als über die Maske, die über Mund und
Nase gestülpt wird. Dadurch bleibt bei der
Maskeninhalation immer schon ein Teil des
Wirkstoffs auf dem Weg in die Lunge in der
Nase haften.
Ab dem 6. Lebensjahr kann das Kind auch
einen Pulverinhalator benutzen. Zu die-
sem Zeitpunkt ist seine Atemzugkraft meist
so weit entwickelt, dass es das pulverartige
Medikament mit einem Atemzug bis in die
Lunge „einsaugen“ kann.
72 5. KapitelWas können Sie selbst tun?
Asthma-Therapie – viel mehr als „nur“ Medikamente
Bestimmen Sie regelmäßig Ihren Peak-
fl ow-Wert, um mögliche Notfälle frühzei-
tig zu erkennen und ihnen entgegenzu-
wirken.
Treiben Sie Sport.
Gehen Sie zur Patientenschulung, üben Sie
dort die verschiedenen Atemtechniken und
den Umgang mit entsprechenden Hilfsge-
räten.
Beherzigen Sie im Alltag die Informationen
und Tipps aus Ihren Asthma-Schulungen.
Informationen – nutzen Sie alle ChancenBei den Schulungen im Rahmen des struk-
turierten Behandlungsprogramms Asthma
geht es nicht nur um die theoretische Ver-
mittlung von Wissen. Vielmehr bekommen
Sie konkrete Tipps, wie Sie Ihr Verhalten im
rundsätzlich gilt: Je mehr Sie über
sich, Ihren Körper, Ihre Krankheit
und Ihre Behandlung wissen, desto besser
können Sie mit Asthma leben. Wenn Sie gut
informiert sind, dann haben Sie die besten
Voraussetzungen, voll hinter Ihrer Therapie
zu stehen und sie deshalb mit einem guten
Gefühl in Ihren Alltag zu integrieren.
Dabei kommt es vor allem auf sechs Aspekte
an, die den Krankheitsverlauf entscheidend
beeinfl ussen:
Nehmen Sie Ihre Dauermedikamente regel-
mäßig ein und warten Sie mit dem Einsatz
Ihrer Bedarfsmedikation nicht zu lange,
wenn es „eng“ wird.
Vermeiden Sie Ihre bekannten Allergie- und
Asthma-Auslöser, wenn es irgend möglich
ist.
<< Der gut informierte Patient wird mittels Informationsmaterial und qualifi zierter Schulungsan-gebote zum Experten in eigener Sache.
73Kapitel 5
5. Was können Sie selbst tun? Asthma-Therapie – viel mehr als „nur“ Medikamente
G
74Kapitel 5
Informationen über den optimalen Medi-
kamenteneinsatz
All dies ist das theoretische Rüstzeug, das
es den Betroffenen selbst bzw. den Eltern
asthmakranker Kinder möglich macht, die
Krankheit und damit auch die Notwendig-
keit der medikamentösen wie auch der nicht-
medikamentösen Therapie besser zu verste-
hen. Dadurch wird auch die unabdingbare
Selbstbeobachtung erst richtig möglich.
Schließlich sollte in der Schulungsgruppe
auch die praktische Umsetzung der erlernten
Theorie nicht zu kurz kommen – zum Bei-
spiel das praktische Üben der Atemtherapie.
Dazu gehört auch das Erlernen atemerleich-
ternder Haltungen und der Umgang mit
Hilfsmitteln. Außerdem treiben Sie Grup-
pensport mit dem Peakflow-Meter. Denn
dieses kleine Gerät ermöglicht es Ihnen, die
eigene Belastbarkeit richtig einzuschätzen.
Und ganz nebenbei werden Sie bemerken,
dass sich Sport und Asthma nicht ausschlie-
ßen.
täglichen Leben und auch Ihre persönliche
Situation verändern können, um die Krank-
heit besser in den Griff zu kriegen.
Das Motto der Schulungen: Werden Sie Ihr
eigener Experte! Ihr Arzt wird mit Ihnen ge-
meinsam Kursangebote auswählen und Sie zu
den Veranstaltungen anmelden. Unterrichtet
wird jeweils in kleinen Gruppen. Erfahrene
Referenten richten ihre Schulungen nach den
alltäglichen Bedürfnissen aus. Zum Beispiel:
Wozu dient der Selbstmanagementplan und
wie wichtig ist Sport für Sie?
Die Schulungen vermitteln auch medizini-
sches Wissen, das es Ihnen ermöglicht, auch
das „Fachchinesisch“ der Ärzte zu verstehen.
Dazu zählt:
Aufbau der Bronchien, Regelung der Atmung
und der Schleimabsonderung
Ablauf des Gasaustauschs in der Lunge
Krankheiten der Bronchien und der Lunge
Auslöser für Asthma und Vermeidung dieser
Auslöser
Lungenfunktion, ihre Messung und ihre
Beurteilung
Selbst-beobach-tung kann man lernen
In den Schulungen erlernen und trainieren Sie unter der Anleitung erfahrener Referenten neben theoretischem Wissen auch folgende für eine erfolgreiche Selbstbeobachtung notwendige Fertigkeiten:
Wie gehe ich richtig mit dem Peakfl ow-Meter um? Warum soll ich ein Patienten-Tagebuch führen und wie mache ich das? Wie schätze ich meine Symptome selbst richtig ein? Wie reagiere ich im Notfall richtig?
Gleiche Probleme schaffen VerständnisKursteilnehmer stellen schnell fest, dass sie mit ihren Beschwerden nicht alleine auf der Welt sind und dass andere Menschen von ganz ähnlichen Problemen und Asthma-Situatio-nen zu berichten haben. Sie erfahren Verständnis, be-kommen aber auch hilfreiche Tipps für den Alltag. Der Austausch in der Gruppe ist für die meisten Betroffe-nen sehr motivie-rend – probieren Sie es doch einfach aus!
er eine wichtige Entscheidungshilfe im All-
tag, um auszumachen, welche Behandlungs-
schritte gerade erforderlich sind und wie die
Bedarfsmedikamente zu dosieren sind.
Nutzen Sie diese eigene Asthma-Beurteilung
durch eine regelmäßige Überprüfung Ihrer
Atmung.
Der Begriff „Peakflow“ kommt aus dem Eng-
lischen und heißt so viel wie „höchste Atem-
stromstärke“ bzw. „Spitzenfluss“. Gemessen
wird der maximale Atemstrom in Litern pro
Sekunde, manchmal auch pro Minute, wel-
cher bei größtmöglicher Anstrengung aus-
geatmet werden kann. Hört sich kompliziert
an, ist aber in der Umsetzung ganz einfach.
Lassen Sie sich die Anwendung des Peakflow-
Meters von Ihrem Arzt oder Ihrem Behand-
lungsteam zeigen. Und fragen Sie ruhig nach,
wenn Sie die Handhabung am Anfang nicht
richtig verstehen. Wie heißt es doch so schön:
Die Schulungen im Rahmen des struktu-
rierten Behandlungsprogramms bieten also
Unterstützung in Form von Wissensvermitt-
lung sowie praktischer Hilfestellung durch
den Kursleiter, aber auch durch die Gruppe
selbst. Denn hier ist Zeit für einen Austausch
über die Krankheit mit anderen Betroffenen.
Die Peakflow-Messung –das A und OIn den zurückliegenden Kapiteln war schon
oft die Rede vom Peakflow-Wert. Er zeigt,
wie es um die Enge der Bronchien bestellt
ist. Wenn eine akute Atemnot vorliegt, ist
die Verengung der Atemwege meist schon
weit fortgeschritten. Leichtere Verengungen
kann unsere Lunge durch ihre Reserven aus-
gleichen. Wir spüren diese leichte Engstel-
lung zwar noch nicht, doch sie ist über den
Peakflow-Wert bereits erkennbar. Damit ist
75Kapitel 5
Vielleicht geht noch mehrLegen Sie mit Ihrem Arzt gemein-sam die zweiwöchi-ge Testphase für die Bestimmung Ihres Peakfl ow-Bestwerts fest. Es kann sein, dass Ihr Arzt in dieser Zeit Ihre medikamentö-se Behandlung ein wenig intensiviert, um herauszufi n-den, ob man aus Ihren Bronchien noch ein bisschen mehr herausholen kann und sich der Peakfl ow-Wert noch steigern lässt. Denn je höher Ihre persönliche Bestmarke ist, umso besser haben Sie Ihr Asthma im Griff.
Ihr persönlicher Bestwert ist Ihre persönliche RichtlinieErmitteln Sie nach einem einfachen Schema
Ihren Peakfl ow-Bestwert. Dafür werden zwei
Wochen lang viermal täglich Ihre Peakfl ow-
Werte bestimmt. Am besten immer zu ähnli-
chen Tageszeiten. Messen Sie immer dreimal
hintereinander und schreiben Sie nur den
besten Wert auf.
Messen Sie bitte morgens nach dem Aufstehen
vor der Einnahme Ihres bronchialerweitern-
den Sprays. Planen Sie außerdem regelmäßig
eine Messung einmal zehn und einmal 45 Mi-
nuten nach der Einnahme Ihres bronchialer-
weiternden Sprays ein, um dessen Wirksam-
keit zu dokumentieren. Messen Sie zusätzlich
abends kurz vor dem Zubettgehen. Und mes-
sen Sie außer der Reihe immer dann, wenn Sie
eine Luftnot verspüren.
Allerdings sind diese Testmessungen nur
dann wirklich aussagekräftig, wenn Sie sich
in einer stabilen Phase befi nden. Sie sollten
keinen Infekt und auch keine akuten Aller-
gie- bzw. Asthma-Beschwerden haben.
Die Peakfl ow-Messung – so machen Sie es richtig
Notieren Sie sich nach drei aufein-anderfolgenden Peakfl ow-Messungen jeweils den höchsten Wert. >>
76Kapitel 5
Es gibt keine dummen Fragen, es gibt nur
dumme Antworten.
Beurteilung der WerteJe mehr und je schneller die Luft durch Ihre
Atemwege fließt, desto höher ist der Wert,
den Ihr Peakflow-Meter anzeigt. Und im
Umkehrschluss gilt natürlich auch: Je enger
Ihre Atemwege sind, desto weniger Luft kann
ungehindert strömen und entsprechend
niedriger ist dann auch Ihr Peakfl ow-Wert.
Eine Orientierung an einem „perfekten
Wert“ ist für Asthmatiker schwierig. Es gibt
zwar entsprechende Normwerte, die nach
Geschlecht, Alter und Körpergröße statis-
tisch ermittelt wurden, doch berücksichtigen
diese natürlich nicht Ihre ganz persönliche
Konstitution. Darum sind Ihre eigenen Wer-
te viel wichtiger als diese Standardtabellen.
Orientieren Sie sich an Ihren besten Werten.
Und seien Sie achtsam, besonders was eine
Veränderung nach unten betrifft.
Liegen die Werte am Morgen zwischen 50
und 80 Prozent Ihres persönlichen Bestwer-
tes, steht es um Ihre Atemwege nicht ganz so
gut. Die Dauermedikation reicht im Moment
nicht aus und müsste stufenweise an die Ver-
schlechterung angepasst werden. Sie liegen
im gelben Bereich, sprechen Sie bit-
te Ihren Arzt darauf an.
Bewegen sich die Werte trotz Inhalation Ih-
res bronchienerweiternden Medikaments
sogar unter 50 Prozent des persönlichen
Bestwerts, ist das ein Anzeichen für einen ge-
fährlichen Asthma-Anfall. Jetzt beginnt die
rote Warnlampe der Atemwege zu
blinken. Bewahren Sie nun möglichst Ruhe
und wenden Sie die Atemhilfstechniken an.
Die Einnahme Ihrer Notfallmedikamente ist
jetzt unbedingt erforderlich. Sollte dadurch
keine Besserung eintreten, müssen Sie den
Notarzt rufen.
An dieser Stelle möchten wir Sie noch einmal
dringend darauf hinweisen: Scheuen Sie sich
nicht davor, den Notarzt zu verständigen,
Bewerten Sie nach zwei Wochen nun alle
Messungen und küren Sie den höchsten Wert
zu Ihrem persönlichen Peakflow-Bestwert.
Anhand dieses Wertes können Sie alle wei-
teren Peakflow-Messungen beurteilen. Das
beinhaltet natürlich, dass Sie auch nach der
Testphase regelmäßig weitermessen. Sonst
war die ganze Mühe umsonst.
Wie bewerten Sie nun Ihre Alltagswerte? An-
hand des Vergleichs mit Ihrer persönlichen
Bestleistung können Sie ablesen, wie gut oder
schlecht es Ihren Lungen gerade geht. Recht
anschaulich lässt sich das mit einem Am-
pelschema darstellen: Grün steht für „Alles
ist in Ordnung“, Gelb bedeutet „aufpassen“
und bei Rot schrillen die Alarmglocken, denn
dann befinden Sie sich in einer akuten Ver-
schlechterung.
Beträgt der morgendliche Peakflow-Wert
mehr als 80 Prozent Ihres persönlichen Best-
wertes und Sie sind beschwerdefrei, dann ist
Ihr Asthma gut eingestellt. Für die Ampel be-
deutet das: Alles im grünen Bereich.
77Kapitel 5
1 Führen Sie den Test im Stehen durch, halten Sie das Peakflow-Meter dabei waagerecht. 2 Der kleine Zeiger muss vor Beginn der Messung auf „null“ stehen und darf durch Ihren Finger nicht auf seinem Weg behindert werden. 3 Atmen Sie tief ein und halten Sie dann die Luft kurz an. 4 Umschließen Sie mit Ih-ren Lippen fest das Mundstück des Peakflow-Meters. 5 Atmen Sie mit aller Kraft und so tief wie möglich aus, aber husten Sie nicht in das Gerät. 6 Durch das Ausatmen wird der Zeiger verschoben; der Wert, an dem er stehen bleibt, ist Ihr aktueller Peakflow-Wert. 7 Führen Sie die Messung dreimal hintereinander durch und notieren Sie sich den höchsten Wert.
Ein leicht abzulesen-des Ampelschema macht es für Sie einfach, Ihre regel-mäßig bestimmten Peakflow-Werte richtig einzuschät-zen.
>>
78Kapitel 5
kann die Therapie möglichst weitreichend
und optimal zusammen mit Ihnen planen.
Sicherlich ist der Gedanke gewöhnungsbe-
dürftig, dass Sie fortan einen Teil Ihres Le-
bens dokumentieren sollen. Und es ist an-
fangs sicher auch nur ein kleiner Trost, dass
auf diese Art ein Leben mit Asthma besser zu
managen ist. Doch seien Sie versichert: Diese
Aufgabe wird für Sie schnell zur Routine wer-
den und Ihren Alltag kaum belasten. Wenn
über jeden Tag genau Buch geführt wird, ist
es für Sie und für Ihren Arzt leichter, Ihre
persönlichen und vielleicht auch noch ver-
steckten Asthma-Auslöser zu erkennen – so
dies bislang durch die unterschiedlichen Dia-
gnoseverfahren noch nicht in ausreichendem
Maße möglich war. Dadurch wird Ihre Diszi-
plin auf Dauer mit einem beschwerdefreieren
Leben belohnt.
Bitte notieren Sie in Ihrem Tagebuch auch,
ob die Asthma-Medikamente regelmäßig ge-
nommen wurden. Es geht nicht darum, Sie
zu entlarven, wenn Sie die eine oder andere
auch wenn es vielleicht nur falscher Alarm
ist. Besser einmal zu viel als einmal zu wenig!
Das Asthma-TagebuchDa die Veränderung der Peakfl ow-Werte ein
wichtiger Anhaltspunkt für die momentane
Aktivität Ihrer Erkrankung ist, sollten Sie sie
regelmäßig messen. So lernen Sie am besten,
Ihre Krankheit selbst zuverlässig einzuschät-
zen. Führen Sie darüber ein Tagebuch, in das
Sie alle Werte mit Uhrzeit eintragen. Anhand
der Messung können Sie auch Schwankun-
gen bei Ihren Peakfl ow-Werten feststellen.
Bei „Ausreißern“ schreiben Sie bitte in Ihrem
Tagebuch dazu, in welcher Situation Sie sich
vor der Messung befunden und was Sie gera-
de gemacht haben.
Wenn Sie verschiedene Messungen im Asth-
ma-Tagebuch regelmäßig dokumentieren,
können Sie Ihren Arzt bei der Beurteilung
Ihres aktuellen Befi ndens aktiv unterstützen.
Denn er bekommt so den bestmöglichen
Einblick in den Verlauf Ihres Asthmas und
Damit Sie nicht jedes Mal nachschauen müssen, auf welche Farbe Ihre Ampel ge-rade springt, kleben Sie sich doch einfach farbige Streifen auf Ihr Peakfl ow-Meter. Diese markieren dann die jeweilige prozentuale Grenze im Vergleich zu Ihrem per-sönlichen Bestwert. So sehen Sie auf einen Blick, wie es um Ihre aktuelle Lungen-funktion bestellt ist. Auch Ihre Medikamentenschachteln können Sie entsprechend farbig kennzeichnen und direkt mit Hinweisen zur Dosierung versehen. Kleben Sie einen grünen Punkt auf Ihre Dauermedikamente und einen roten auf Ihre Notfall-medikamente, damit Sie auch auf die Schnelle wissen, welches Medikament wann zu nehmen ist.
Der praktische Tipp
Viele Werte – viele Schwan-kungenGeringe Schwan-kungen der Peakfl ow-Werte, die über den Tag verteilt auftreten, sind normal und kein Grund zur Be-unruhigung. Aber falls die Schwan-kungen mehr als 20 Prozent betra-gen, sollten Sie mit Ihrem Arzt über eine Anpassung der Therapie sprechen.
Einnahme einmal vergessen haben. Aber es
ist wichtig zu wissen, wie es um Ihren Ein-
nahmerhythmus bestellt ist und welchen
Effekt die Präparate bezüglich Ihrer Erkran-
kung haben.
Nur wenn Sie genauestens Protokoll führen,
können Sie nachvollziehen, ob die Anfälle
wirklich weniger, wirklich schwächer oder
vielleicht auch häufi ger werden. Vor allem die
Langzeiteffekte der entzündungshemmenden
Medikamente werden so sichtbar. Das Tage-
buch wird damit für Sie zur persönlichen
„Erfolgskontrolle“.
Auch wenn Ihr Arzt mal im Urlaub ist, kann
ein Asthma-Tagebuch durchaus hilfreich
sein. Denn es erspart zusätzlich zahlreiche
Erklärungen gegenüber Ärzten, die Sie nicht
kennen – egal ob im Notfall oder auch an Ih-
rem eigenen Urlaubsort.
Fangen wir mit den Peakflow-Werten an:
Protokollieren Sie immer den höchsten der
drei hintereinander gemessenen Werte und
runden Sie die Ergebnisse in 10er-Schritten
auf bzw. ab. Konkret heißt das: Bei einem
Wert von 353 notieren Sie 350. Bei einem
Wert von 358 notieren Sie 360. Diese Zahl
müssen Sie jetzt nur noch in die entspre-
chende Zeile eintragen. Notieren Sie bitte
auch, wie Sie sich fühlen, ob Sie Beschwerden
verspüren und, wenn ja, welche, sowie welche
Asthma-Medikamente Sie wann genommen
haben. Gerade diese persönlichen Eindrücke
geben wichtige Hinweise auf Ihre Asthma-
Situation.
79Kapitel 5
Auf einen Blick:Wie es um Ihre Bronchien steht und was Sie wann tun sollten
Peakfl ow-Wert
80 % und mehr
50 bis 80 %
unter 50 %
Ampel-Check
grün
gelb
rot
Maßnahmen
keine weiteren Maßnahmen erforderlich
Die Tagestherapie sollte nach Absprache mit dem Arzt intensi-viert werden bzw. bei häufi gerem Auftreten sollte mit dem Arzt eine Neukombination bzw. Anpassung der Dauertherapie besprochen werden.
sofort die Notfallmedikamente nehmen, die im Selbstmanagement-plan stehen, und einen Arzt hin-zuziehen
Beurteilung
freie Fahrt
Achtung
Gefahr
Quelle: Deutsche Atemwegsliga e.V.
80Kapitel 5
Tagebuch schreiben mit SystemDamit Sie nicht vor lauter leeren Zetteln sitzen und sich mühevoll ein Schema ausden-ken müssen, in das Sie Ihre Werte und Erfahrungen eintragen, gibt es Asthma-Tagebücher mit vorgegebenen Tabellen. Ihr eige-nes Asthma-Tage-buch erhalten Sie von Ihrem behan-delnden Arzt. Ein Tagebuch-Formular finden Sie auch zum kostenlosen Download auf www.aok.de/asthma-tagebuch.
trauen Sie also sich und Ihren persönlichen
Eindrücken. Mit der Zeit lernen Sie Ihren ak-
tuellen Gesundheitszustand gut einzuschät-
zen und entsprechend zu reagieren.
Natürlich sind persönliche Eindrücke wie
die Stärke der Atemnot oder ein Schwäche-
gefühl immer subjektiv. Letztlich reagiert ja
jeder Mensch anders und genau deshalb ist es
optimal, wenn Sie sowohl den Peakflow-Wert
als auch Ihr persönliches Empfinden notie-
ren. Sie werden bemerken, dass beides häufig
parallel läuft und sich gewisse Strukturen er-
kennen lassen. Im Laufe der Zeit werden Sie
feststellen, dass Sie allein über Ihr Empfinden
den Peakflow-Wert gut voraussagen können.
Nutzen Sie diese Chance!
Für Kinder gibt es übrigens spezielle Asthma-
Tagebücher. Die können je nach Fragestel-
lung noch ein bisschen ausführlicher sein.
Das Kind bzw. ein Elternteil soll täglich ein-
tragen, wie der Peakflow-Wert vor und nach
dem Inhalieren der Medikamente ist. Auch
sollen die kleinen Patienten festhalten, wel-
che Beschwerden sie haben und wie schwer
sich das Gewicht auf ihrer Brust anfühlt. Da-
mit die Kinder das möglichst früh selbsttätig
können, werden kindgerechte Symbole wie
Smileys verwendet.
Wenn Sie Ihre Krankheitssymptome und die
ersten Zeichen einer Verschlechterung dank
des Tagebuchs gut kennen, kann dieses sogar
ein zweites Ampelsystem für Sie darstellen,
das Sie in kritischen Fällen zusätzlich warnt
oder bei gleichbleibend guten Werten und
gutem Befinden auch Entwarnung gibt. Ver-
<< Füllen Sie Ihr Asthma-Tagebuch einfach Zeile für Zeile aus – so kön-nen Sie nichts ver-gessen, was für die Langzeitbeurteilung Ihrer Erkrankung wichtig ist.
Die Atemgymnastik – atmen Sie konzentrierterAngst vor der nächsten Luftnot – die meisten
Asthmatiker kennen dieses Gefühl leider nur
zu gut. Das Fatale daran ist, dass ausgerech-
net diese Angst die Luftnot auslösen oder
verstärken kann. Mit gezielten Übungen
kann diese Angst aber ein Stück weit abge-
baut werden. Damit haben die Betroffenen
ein effektives Hilfsmittel zur Hand, damit sie
beim nächsten Anfall intuitiv richtig handeln.
Eigentlich ist die Atmung ein Vorgang, den
der Körper automatisch steuert. Bei einem
akuten Atemnotfall aber gerät das Atemsys-
tem des Körpers aus den Fugen. In einer sol-
chen Situation kann man sich das Luftholen
etwas erleichtern, indem man sich bewusst
zwingt, langsam und ruhig zu atmen. Denn
ein häufigeres hektisches Atmen, also eine
höhere Atemfrequenz, verengt die Luftwege
nur zusätzlich und verstärkt so die Beschwer-
den.
Es gibt Profis, die Ihnen das bewusste Atmen
gerne beibringen. Am besten lernen Sie es
mithilfe eines Physiotherapeuten, entweder
ambulant in der Praxis, im Krankenhaus
oder in einer der angebotenen Schulungen.
Wenn Sie an einem strukturierten Behand-
lungsprogramm wie AOK-Curaplan teil-
nehmen, wird Ihnen Ihr Arzt entsprechende
Kurse vorschlagen, denn die gehören ein-
fach zu einem solchen Programm dazu. Die
Übungen sind übrigens kinderleicht – müs-
sen sie auch sein, denn auch kleine Asthma-
Patienten sollten sie beherrschen.
Atmen Sie doch einfach andersAn dieser Stelle möchten wir Ihnen eini-
ge Atem- und Körperhaltungstechniken
vorstellen, die auch in den Schulungen für
Patienten mit Asthma vermittelt werden.
Wenn Sie bereits einen solchen Kurs besucht
haben, können Sie das Gelernte hier noch
einmal nachlesen.
Lippenbremse Viele Asthmatiker
berichten davon, dass ihnen vor allem die
sogenannte „dosierte Lippenbremse“ bei
Atemproblemen hilft – zum Beispiel wäh-
rend eines Anfalls, aber auch bei anstren-
genden und schwierigen Alltagssituationen
wie etwa beim Treppensteigen. Bei der Lip-
penbremse werden die Lippen nach dem
Einatmen geschürzt, also sanft nach vorne
gestülpt und leicht aufeinandergelegt. Dann
atmen Sie langsam durch den Mund aus.
Auf diese Weise wird der Prozess des Ausat-
mens verlangsamt und der Atemstrom ab-
gebremst. Im Inneren der Bronchien bleibt
nun der Druck der eingeatmeten Luft länger
erhalten und dadurch bleiben die Bronchien
selbst länger geöffnet.
Lungenentlastung Den meisten
Asthmatikern hilft es bei aufkommender
Luftnot zusätzlich, eine die Lunge entlas-
tende Körperhaltung einzunehmen. Es gibt
gleich mehrere Haltungen, die empfohlen
werden. Probieren Sie alle immer einmal
wieder für sich aus und entscheiden Sie je-
81Kapitel 5
Belohnung fürs Kinder-TagebuchUm die Motiva-tion der kleinen Asthma-Patienten in Bezug auf das regelmäßige Füh-ren eines Tages-buchs zu steigern, sollte immer eine kleine Belohnung in Aussicht gestellt werden. Zum Beispiel könnte nach zwei Wo-chen ordentlichen Protokollierens ein Kinobesuch win-ken. Dieser kleine Trick funktioniert übrigens auch bei Erwachsenen, die mitunter zumin-dest anfangs recht schreibfaul sein können ...
Techniken kombinierenDer Hintergedanke aller Atem- und Körperhaltungs-techniken ist es, die Lunge zu ent-lasten und damit die Atmung zu erleichtern. Im Ide-alfall kombinieren Sie verschiedene Techniken – also die Lippenbremse mit einer atem-erleichternden Körperposition. Be-herrschen Sie diese kleinen Übungen, haben Sie im Ernstfall effektive Hilfsmittel gegen die Luftnot.
82Kapitel 5
nig so aus, als wollten Sie ein kleines Schläf-
chen auf dem Tisch machen. Tatsächlich aber
entspannen Sie so Ihre Oberkörpermuskula-
tur und können automatisch ruhiger atmen.
Die Torwartstellung Diese Übung
führen Sie im Stehen durch. Gehen Sie da-
für leicht in die Hocke, bis Ihre Knie ein we-
nig angewinkelt sind. Dann stützen Sie Ihre
Hände auf den Knien ab, richten Sie dabei
die Daumen nach außen. Dadurch kann die
sogenannte Atemhilfsmuskulatur, also zum
Beispiel die Muskeln an den Schultern, effek-
tiv eingesetzt werden und Ihnen so Erleich-
terung beim Ein- und Ausatmen verschaffen.
Erleben Sie, dass Sie mit der Atemnot richtig
umgehen können. Und vergessen Sie nicht,
dass Sie das alles für ein Ziel tun: Ihre Angst,
Ihre Panik vor der nächsten Atemnot zu ver-
ringern. Nutzen Sie diese Möglichkeiten, Ihre
Atemfrequenz im Fall der Fälle unter Kont-
rolle zu bringen. Denn eine Zunahme der Pa-
weils nach Ihrem aktuellen Befinden, welche
die richtige für Sie ist.
Der Bettsitz Setzen Sie sich auf die
Bettkante, stützen Sie Ihre Hände seitlich oder
hinter dem Gesäß auf und versuchen Sie, sich
möglichst steil aufrecht zu halten. Atmen Sie
nun ganz ruhig ein und aus.
Der Kutschersitz Hierfür benötigen
Sie einen Stuhl. Setzen Sie sich mit nach vor-
ne gebeugtem Oberkörper darauf und stützen
Sie die Ellenbogen auf Ihren Knien ab. Auch
hier sollten Sie versuchen, ganz bewusst ruhig
und langsam zu atmen.
Der Tischsitz Dieses ist eine ideale Po-
sition, um die Lunge beispielsweise bei einem
Anflug von Luftnot im Büro zu entlasten. Sie
sitzen auf einem Stuhl und legen Kopf und
Arme ganz entspannt auf der Tischplatte vor
sich ab. Es sieht zugegebenermaßen ein we-
<< Die Lippen-bremse ist eine Ausatemtechnik, die Ihnen hilft, beim Aufkommen eines Asthma-Anfalls möglichst ruhig und dosiert weiterzuatmen.
nik bedeutet in den allermeisten Fällen auch
eine Zunahme der Atemfrequenz und damit
einen Anstieg der Beschwerden. Das wollen
wir und vor allem Sie verhindern.
Bleiben Sie bei einem Anfall akuter Luftnot
bitte so ruhig wie möglich. Sicher, das ist
viel leichter gesagt als getan. Aber mit den
entsprechenden Trainingseinheiten kann
Ihnen genau das gut gelingen. Und unter
Umständen können Ihnen dabei auch Ent-
spannungstechniken wie autogenes Training
oder die progressive Muskelrelaxation helfen.
83Kapitel 5<< Beim Bettsitz
ist es wichtig, den Oberkörper möglichst gerade nach oben zu strecken, um so der Lunge den größtmög-lichen Platz im Brust-korb zu verschaffen.
<< Die Tor-wartstellung verschafft Ihnen Erleichterung beim Ein- und Ausatmen.
Zusammen-fassung
Das regelmäßige Führen des Asthma-Tagebuchs zusammen mit den Werten der Peakfl ow-Messungen hilft Ihnen im Alltag, den aktuellen Zustand Ihres Asthmas selbst einzuschätzen. Mehr noch: Sie lernen durch das „bewusste Hineinhören“ in sich selbst, Ihren Gesundheitszustand zunehmend ohne technische Hilfsmittel richtig zu beurteilen. Und selbst wenn die Atemnot kommt, bleiben Sie bitte ruhig. Durch eine ganze Reihe verschiedener Techniken können Sie gezielt lernen, mit Ihrer Asthma-Er-krankung besser umzugehen. Fragen Sie daher bitte Ihren Arzt oder seine Mitarbeiter nach speziellen Asthma-Schulungen. Im Rahmen des strukturierten Behandlungspro-gramms Asthma bronchiale gehören solche Angebote automatisch dazu. Auch wäh-rend einer Rehabilitation in einer Lungenfachklinik können Ihnen all diese Techniken vermittelt werden.
84
Asthma und der Alltag – Auslöser meiden, aktiv seinAllergene – häufi ge Auslöser
6. Kapitel
Allergien sind mit die häufi gsten Ursachen
für Asthma. Man spricht ja auch vom „aller-
gischen Asthma“. Die wichtigsten Auslöser
dabei sind:
Gräserpollen
Pollen von Bäumen und Sträuchern,
vor allem Birke, Erle und Haselnuss
Schimmelpilze
Hausstaubmilben
Tierhaare
Da bleibt vielen die Luft weg – unspezifi sche Asthma-TriggerIm Gegensatz zu den erwähnten Allergenen
gibt es aber auch sogenannte Asthma-Trigger.
Dies sind Stoffe, die keine Allergien hervor-
rufen, aber bei Asthmatikern die Luftwege
irritieren und zur gefürchteten Atemnot füh-
ren. Zu diesen Triggern zählen:
as Ziel der modernen Asthma-Thera-
pie ist es, den Betroffenen eine mög-
lichst uneingeschränkte Bewegungsfreiheit in
ihrer normalen Umgebung zu ermöglichen.
Mit den heute eingesetzten Medikamen-
ten und einer konsequent und regelmäßig
durchgeführten Behandlung klappt das im
Allgemeinen auch sehr gut. Trotzdem ist es
sinnvoll, im persönlichen Alltag bestimmte
Vorsorgemaßnahmen zu treffen. Welche das
jeweils sind, hängt vom Typ Ihres Asthmas
ab. Um diesen zu klassifi zieren, ist es beson-
ders wichtig, sich selbst genau zu beobachten.
Nur so können Sie herausfi nden, auf welche
Auslöser Sie mit den asthmatypischen Be-
schwerden reagieren. Mit diesem Wissen
gewappnet, lassen sich kritische Situationen
besser einschätzen und letztlich auch vermei-
den.
<< Eine blühende Wiese kann zu einem Asthma-Anfall führen, wenn der Betroffene auf Gräserpollen allergisch reagiert.
85Kapitel 6
6. Asthma und der Alltag – Auslöser meiden, aktiv sein Allergene – häufi ge Auslöser
D
Menschen mit Allergien leiden häufi g auch an an-deren allergischen Erkrankungen.
>>
86Kapitel 6
kalte Luft
körperliche Anstrengung
Feinstaub und chemische Dämpfe
Zigaretten- und anderer Rauch
grippale Infekte, also Erkältungen
psychische Belastungen wie Aufregung,
Ärger, aber auch große Freude
bestimmte Medikamente wie z.B.
Acetylsalicylsäure (ASS)
Besonders wenn bei Ihnen ein Asthma-Anfall
einmal oder auch mehrfach durch diese Trig-
ger ausgelöst wird, ist die Selbstbeobachtung
von herausragender Bedeutung. Denn bei
jedem Menschen äußert sich die Erkran-
kung anders – und am häufigsten gibt es die
Mischformen. Das heißt, wenn Sie eigentlich
unter einem nichtallergischen Asthma leiden,
könnten dennoch auch Blütenpollen bei Ih-
nen Luftnot auslösen.
Um solchen versteckten Faktoren auf die
Spur zu kommen, sollten Sie unbedingt ein
Asthma-Tagebuch führen. Viele kleine, aber
ausgesprochen wichtige Beobachtungen aus
Ihrem Alltag gehen sonst schnell verloren.
Wenn Sie aber solche Situationen exakt do-
kumentieren, so werden Sie bald feststellen,
dass Sie genau diese Übeltäter, also die Auslö-
ser Ihres Asthmas, auf diese Weise entlarven
können. Dann können Sie gemeinsam mit
Ihrem Arzt, aber auch alleine einiges tun, um
sie unschädlich zu machen.
Die spezifische ImmuntherapieDie spezifische Immuntherapie ist auch
unter dem Begriff Hyposensibilisierung be-
kannt und wird in erster Linie erfolgreich
bei Heuschnupfen oder Insektengiftallergien
eingesetzt. Auch Asthmatiker können von ihr
profitieren. Und zwar dann, wenn ihre Aller-
gie trotz Meidung der Allergene und medi-
kamentöser Behandlung starke Symptome
auslöst.
Ziel der Immuntherapie ist es, den Körper
des Betroffenen langsam an den allergieaus-
lösenden Stoff zu gewöhnen und ihn damit
unempfindlicher zu machen. Wenn Sie sich
für eine solche Behandlung interessieren,
sollten Sie einen Facharzt für Allergologie
aufsuchen. Wenn auch dieser zu einer Hypo-
sensibilisierung rät, dann wird er Ihnen in
einem festgelegten Rhythmus über mehrere
Jahre die infrage kommenden Stoffe in ver-
dünnter Form unter die Haut spritzen.
Positive Effekte haben sich vor allem bei einer
Allergie auf Pollen oder Hausstaubmilben
gezeigt. Allerdings ist diese spezifische Im-
muntherapie nicht ganz unproblematisch.
Deshalb sollten Sie gemeinsam mit Ihren be-
Allergie über KreuzEs zeigt sich, dass Menschen, die allergische Reaktio-nen auf bestimmte Stoffe aufweisen, zusätzlich auch eine Überemp-findlichkeit gegen chemisch oder biologisch verwand-te Substanzen ent-wickeln können. In der Medizin nennt man das Kreuzaller- gie. Das bedeutet zum Beispiel, wenn Sie auf Beifuß-pollen allergisch sind, reagieren Sie vielleicht auch auf Sonnenblumenker-ne. Eine typische Kreuzallergie bei Birkenpollen ist die Überempfindlich-keit gegen Nüsse und Erdbeeren.
<< Tabletten mit dem Wirk-stoff Acetylsali-cylsäure (ASS), die häufig bei Schmerzen
eingesetzt werden, führen bei rund 10 Prozent aller Asthmatiker zu Atemnot
Eine Hausstaub-milbe unter dem Rasterelektronen-mikroskop: So gefährlich, wie sie hier aussieht, ist sie für Allergiker tatsächlich.
87Kapitel 6
MilbenHausstaubmilben aus dem Weg zu gehen ist
fast unmöglich. Denn wie der Name schon
sagt, findet man diese mikroskopisch klei-
nen Lebewesen nahezu überall, wo Staub
ist. Allergiker reagieren gar nicht unbedingt
auf die Tierchen selbst, sondern auf ihre
Aus-scheidungen, ihren Kot. Durch ein paar
Hygienemaßnahmen lässt sich aber die Zahl
dieser lästigen kleinen Mitbewohner herun-
terschrauben.
Hier ein paar Tricks für Ihr Zuhause:
Verzichten Sie auf langhaarige Teppiche und
wischen Sie glatte Böden mindestens jeden
zweiten Tag feucht.
Wenn Sie Teppiche auslegen möchten,
dann verwenden Sie solche, die speziell
für Milben-Allergiker geeignet sind.
Staubfänger wie Gardinen sollten Sie vor
allem im Schlafzimmer meiden, abwisch-
bare Rollos oder Jalousien sorgen auch für
ungestörten Schlaf.
Versehen Sie Matratzen mit einem Überzug,
einem sogenannten Encasing, der keine
Milben durchlässt. Er ist im guten Fach-
handel erhältlich ebenso wie Bettzeug und
-bezüge für Allergiker.
Erneuern Sie Ihre Matratze mindestens
alle acht Jahre.
Benutzen Sie keine Kissen und Decken, die
mit Federn oder Tierhaaren gefüllt sind.
Waschen Sie Ihre Bettwäsche mindestens
einmal pro Woche und Ihren Matratzen-
überzug spätestens alle drei Monate bei
mindestens 60 Grad Waschtemperatur.
handelnden Ärzten genau überlegen, ob der
mögliche Nutzen einer solchen Therapie das
eventuelle Risiko überwiegt.
Auslöser meiden – nicht einfach, aber lohnendWenn sich bei Ihnen ein bestimmter Auslöser
identifizieren lässt, dann können Sie versu-
chen, Ihre persönliche Umgebung oder Ihre
Lebensgewohnheiten so umzugestalten, dass
Ihr Körper diesen Reizen in einem gerin-
geren Ausmaß ausgesetzt ist und damit die
Asthma-Symptome weniger werden. Bespre-
chen Sie das Vorgehen dafür mit Ihrem Arzt
oder in Ihrer Schulungsgruppe. Dort sind
vielleicht auch andere Betroffene, die auf
dieselben Faktoren reagieren, und die haben
möglicherweise schon einen passenden Tipp
für Sie. Denn manchmal gibt es ganz einfach
anzuwendende Methoden, die Ihre Lebens-
qualität bereits entscheidend verbessern kön-
nen.
Ihr Arzt und Ihre Bekannten können Ihnen
in Sachen Vermeidung von Allergie-Auslö-
sern nur Hilfestellung geben. Tätig werden
müssen Sie selbst – und diese Mühe kann
sich lohnen. Denn viele spezifische sowie
unspezifische Allergene lauern in Ihrem un-
mittelbaren Umfeld, nämlich in Haus und
Garten. Sicherlich ist es nicht möglich, sie
vollständig aus Ihrem Leben zu verbannen,
doch zumindest können Sie die Zahl deutlich
reduzieren. Mit ein paar Tricks und ein wenig
Disziplin können Sie sich eine Umgebung für
ein besseres Leben mit Asthma schaffen.
Langhaarige Teppiche sind nicht nur Staubfänger, sondern bergen auch gefährliche Allergene wie Mil-ben, Feinstaub oder gar Pilzsporen.
>>
>>
Sporen machen es noch schlimmerAuf Sporen von Schimmelpilzen reagieren viele Asthmatiker ganz besonders sen-sibel. Geraten diese Sporen in die Luftwege, dann verstärken sie dort die Entzündung in den Bronchien. Manchmal setzt diese gefährliche Reaktion schon innerhalb von Minuten ein. Die Bronchialschleim-haut verdickt sich und sondert plötzlich viel mehr Schleim als vorher ab. Dadurch kann ein bestehendes Asthma deutlich verschlimmert werden.
88Kapitel 6
Ihr Kind muss nicht auf sein geliebtes
Schmusetier verzichten, sondern es nur ab
und zu „in den Urlaub“ schicken. Frieren
Sie Teddy & Co. einfach für zwei Tage ein
und waschen Sie sie anschließend. Damit
werden auch plüschige Lieblinge wieder
weitgehend milbenfrei.
Lüften Sie regelmäßig alle Zimmer bei
weit geöffnetem Fenster gut durch.
SchimmelpilzeSchimmelpilze kommen überall in der Na-
tur vor – nicht nur auf verdorbenen Lebens-
mitteln oder an nassen Wänden. Insgesamt
gibt es über 100.000 Arten von Schimmel-
pilzen. Wir finden sie im Erdreich, im Wald,
in Blumentöpfen und natürlich auch in
feuchten, schlecht belüfteten Häusern und
Wohnungen. Dazu haben sich Klimaanlagen
als ideale Brutstätte für die Pilze entwickelt.
Für Allergiker sind nicht die Pilze selbst
gefährlich, sondern vielmehr ihre Sporen.
Das sind kleine Ausläufer, mit denen die
Pilze sich vermehren und verbreiten und
die ähnlich wie Pollen an die Luft abgege-
ben werden. Atmen wir nun diese Sporen
ein, dann können sie zu den verschiedens-
ten Beschwerdebildern führen, angefan-
gen von Kopfschmerzen über allergischen
Schnupfen bis hin zu Bauchkrämpfen. Und
natürlich können Pilzsporen auch Asthma-
Anfälle auslösen.
Um die Sporenbelastung in Ihrer direkten
Umgebung möglichst gering zu halten, be-
herzigen Sie einfach folgende Ratschläge:
Verzichten Sie auf Klimaanlagen und Raum-
befeuchter. Sie sind meist nicht nur Schim-
melpilz-, sondern auch Milbenschleudern.
Möchten Sie die Geräte trotzdem einset-
zen, dann achten Sie bitte auf eine regel-
mäßige Wartung und einen häufigen Aus-
tausch der Filterelemente.
Feuchte Stellen an den Wänden, hinter Holz-
verkleidungen oder im Keller müssen so
schnell wie möglich saniert werden.
Lüften Sie mehrmals täglich Ihre Wohnung
bei weit geöffnetem Fenster.
Vorsicht mit Biotonnen und gelbem Sack!
Hier tummeln sich die Pilze und ihre Spo-
ren besonders gerne.
Entfernen Sie die Blumenerde aus den
Töpfen Ihrer Zimmerpflanzen und stellen
Sie auf Hydrokulturen um. Die kleinen
gebrannten Tonpartikel sind ein guter Er-
satz und im Gegensatz zur Erde kein guter
Speicher für Schimmelpilze.
So schön eine üppige Blütenpracht auch anzusehen ist – Frühling und Sommer sind die Leidenszeit von Pollenallergikern.
>>
Allergiker sollten schadstoffbelastete Standorte bei der Wahl des eigenen Wohnorts meiden.
89Kapitel 6
vorbei ist, können die Medikamente wieder
geringer dosiert werden.
Aber auch Sie selbst können etwas tun, um
eine unnötige Pollenbelastung zu vermeiden:
Da Pollen gut an Kleidung haften, trock-
nen Sie Ihre Wäsche besser nicht im Freien.
Außerdem sollten Sie Ihre Kleidung abends
nicht im Schlafzimmer ablegen, damit Ihr
Schlafplatz möglichst allergenfrei bleibt.
Duschen Sie und waschen Sie Ihre Haare,
bevor Sie zu Bett gehen. So können Sie die
meisten Allergene von Ihrer Körperober-
fl äche entfernen.
Schließen Sie während der Pollenfl ugsaison
nachts die Fenster, um die allergische Be-
lastung während des Schlafens zu mini-
mieren.
NahrungsmittelallergienÜberempfi ndlichkeiten auf bestimmte Nah-
rungsmittel sind selten der Auslöser einer
Asthma-Erkrankung. Und wenn, dann tre-
ten sie eher im Kindesalter auf. Trotzdem
PollenPollenstaub aus dem Weg zu gehen ist wäh-
rend der Blütezeit einfach unmöglich. Einige
Pollen können mehrere hundert Kilometer
weit fliegen, sodass man auch anhand der
genauen Betrachtung seiner unmittelbaren
Umgebung gar nicht mehr unbedingt fest-
stellen kann, was da eigentlich so alles durch
die Luft schwebt.
Reagieren Sie während des Pollenfl uges ver-
stärkt mit asthmatischen Beschwerden, dann
sind diese sicherlich ein Auslöser dafür. Viel-
leicht lässt sich die Art der Pollen, auf die Sie
besonders stark reagieren, mit einem Aller-
gietest eingrenzen. Das kann Ihre Therapie
beeinflussen, denn jede Pollenart hat ihre
bestimmten Zeiträume, in der sie unterwegs
ist. Fragen Sie unbedingt Ihren Arzt nach ei-
ner besseren Einstellung der Medikamente
für diesen Zeitraum. Die Stufentherapie in
der Asthma-Behandlung sollte Ihnen auch
im Frühjahr oder Sommer ein normales Le-
ben ermöglichen. Und wenn der Pollenfl ug
Was sind Außenluft-Allergene?
Zu den Bestandteilen der Außenluft gehören Luftschadstoffe wie Feinstaub, Ozon und Dieselabgase, aber auch Allergene wie Pollen und Schimmelpilzsporen. All diese kön-nen zu einer Verstärkung der Asthma-Beschwerden führen – besonders dann, wenn die Grenzwerte, die für die Luftschadstoffe gelten, überschritten werden. Um möglichst wenig beeinträchtigt zu werden, vermeiden Sie Aktivitäten in der Mit-tagszeit, wenn die Ozonbelastung am höchsten ist. Wenn Sie verstärkt auf Luftschad-stoffe reagieren, dann berücksichtigen Sie dies doch vielleicht auch bei Ihrer nächsten Urlaubsplanung: So hat sich zum Beispiel die schadstoffarme Luft im Hochgebirge als günstig für Asthmatiker erwiesen.
>>
Abschied von Bello und MinkaEine wirklich gute Vorbeugung ist leider nur mög-lich, wenn auf das Haustier verzichtet wird, auch wenn man es noch so lieb gewonnen hat. Wenn bei Ihnen eine entsprechende Allergie festgestellt wurde, machen Sie sich bitte ganz klar: Ihr Tier macht Sie krank. Es wäre sicher falsch ver-standene Tierlie-be, unter seinem ehemals liebsten tierischen Gefähr-ten gesundheitlich so zu leiden, dass Sie nicht mehr richtig für ihn da sein können. Dann leidet nämlich auch noch Ihr Tier.
90Kapitel 6
sollten Sie Ihren behandelnden Arzt darauf
hinweisen, wenn Sie das Gefühl haben, auf
bestimmte Lebensmittel mit Beschwerden
zu reagieren. Es könnte nämlich auch eine
Kreuzallergie dahinterstecken, die dann ei-
nen entscheidenden Hinweis auf Ihren ei-
gentlichen Asthma-Auslöser liefern kann.
HaustiereHaustiere stellen für Asthmatiker eine klare
Gefahrenquelle dar. Dabei sind es aber meist
nicht die Tierhaare, sondern der Speichel
und die Hautschuppen, die an den Haaren
hängen bleiben und sich verteilen. Bei Katzen
ist besonders der Speichel ein starker Aller-
gieauslöser. Und da sich ja Katzen bekannt-
lich den ganzen Tag putzen und lecken, ist
dieser auch überall zu finden.
Auch wer nur gelegentlich unter Asthma lei-
det, sollte sich besser kein Haustier mit Fell
oder Federn anschaffen. Allerdings spricht
nichts gegen die Haltung von Fischen, Rep-
tilien oder auch Schildkröten – nur sind die
eben nicht ganz so kuschelig.
Rauchen – die schlimmste InnenraumbelastungEs gibt keine Lungenerkrankung, die nicht
durch Tabakrauch verschlimmert wird. Das
gilt auch und gerade für das Asthma bron-
chiale. Aus Zigarettenrauch konnten bisher
mehr als 4 000 verschiedene Inhaltsstoffe
isoliert werden. Die meisten davon gelten
als gesundheitsschädlich, über 40 sind sogar
nachweislich krebserregend. Auch für Passiv-
raucher ist der Qualm schädlich, denn wenn
die Zigarette glimmt, entwickelt sich der
ebenso gefährliche Nebenstromrauch. Kin-
der rauchender Eltern haben darüber hinaus
ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko, später
einmal an Asthma zu erkranken.
Leiden Sie oder Ihr Kind an Asthma, sollten
Sie also besser nicht rauchen.
Besonders als Asthmatiker sollten sich genug
Gründe finden lassen, um mit dem Rauchen
aufzuhören. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt
beraten. Heute gibt es ein großes Angebot an
Programmen zur Raucherentwöhnung. Be-
stimmt ist da auch etwas für Sie dabei.
Alles beginnt mit der eigenen WohnungKeine Angst, wir möchten Ihnen jetzt nicht
gleich vorschlagen umzuziehen. Aber sollten
Sie sich sowieso gerade mit dem Gedanken
an einen Wohnungswechsel tragen, dann
haben wir für Sie an dieser Stelle ein paar
Denkanstöße, die vielleicht in die Auswahl
Ihres neuen Wohnorts miteinbezogen wer-
den können.
<< Gut für Asthma-tiker sind glatte Böden wie Fliesen oder Laminat, die sich leicht und gründlich reinigen lassen.
Was macht der Rauch?Im Körper richtet der Rauch immen-sen Schaden an. Er reizt nicht nur die Schleimhäute, sondern zerstört zusätzlich die Flim-merhärchen in den Bronchien, die eine wichtige Rolle bei der Reinigung der Atemluft und beim Abtransport von Schleim aus den Bronchien spielen. Von den entzün-dungsverstärken-den Effekten in den Bronchien erst gar nicht zu reden.
91Kapitel 6
ländlichen Regionen gemessen. Aber es gibt
ja auch in der Stadt ruhige Wohnstraßen mit
wenig Verkehr und abseits von Industriege-
bieten gelegen. Was alle Allergiker brauchen,
ist schlicht saubere Luft zum Atmen.
Ist die entsprechende Umgebung gefun-
den, sollte aber auch die Wohnung genau
inspiziert werden. Schon der erste Blick in
die Räumlichkeiten kann Böses aufdecken:
Schimmel im Bad, feuchte Flecken an den
Wänden oder ein muffiger Geruch können
für Sie negative gesundheitliche Konsequen-
zen nach sich ziehen.
Allergiebelastete Menschen sollten nicht
unbedingt in die Nähe von qualmenden
Schornsteinen, Entsorgungsbetrieben oder
des Hauptverkehrszentrums ziehen. Abgese-
hen davon, dass das sowieso nicht gerade die
attraktivsten Wohngegenden sind, leiden All-
ergiker besonders unter der Schadstoffbelas-
tung. Zwar kann auch eine Stadtwohnung für
Allergiker die bessere Alternative zum Landle-
ben sein, besonders wenn sie unter dem Flug
von Gräserpollen leiden. Denn in diesen Regi-
onen wird während der Gräserblüte weniger
als die Hälfte an Pollen im Vergleich zu eher
<< Gardinen sind nicht nur Staubfän-ger, sondern bieten auch Allergenen wie Milben oder Schim-melpilzsporen einen Platz zum Verweilen.
<< Abwaschbare Rollos sind eine gute Alternative zu Stoffgardinen und lassen sich leicht selbst mon-tieren.
So verbannen Sie Allergene aus Ihrer Wohnung
Richtig durchlüften: Fenster lieber fünf bis zehn Minuten weit öffnen, als stundenlang gekippt offen stehen lassen Keine Kamine oder Ölöfen in der Wohnung betreiben Nicht in der Wohnung rauchen oder andere rauchen lassen Für Teppiche und Polster einen speziellen Hygienestaubsauger mit Feinstaub-
filter (Hepa-Filter) benutzen und den Beutel häufig und regelmäßig wechseln Gardinen und Stores durch abwaschbare Rollos oder Jalousien ersetzen Polstermöbel regelmäßig reinigen oder durch Möbel mit Leder- oder Kunststoff-
bezügen ersetzen
„Lungensport“Für schwer be-troffene Asthma-Patienten werden spezielle Trai-ningsprogramme angeboten, der so-genannte Lungen-sport. Erfahrene Trainer unterstüt-zen Sie dabei, den richtigen Start in Ihr neues aktives Leben zu fi nden. Ihr Arzt kann Sie im Rahmen des strukturierten Behandlungspro-gramms Asthma bronchiale ent-sprechend beraten und Ihnen solche Kursangebote vorschlagen.
92Kapitel 6
Sport und AsthmaSport und Asthma passen nicht zusammen
– noch immer hält sich dieses Vorurteil
hartnäckig. Dabei ist es grundfalsch. Und
es gibt schon lange genug prominente Bei-
spiele, die trotz ihrer Asthma-Erkrankung
nicht nur Sport treiben, sondern dabei auch
noch Höchstleistungen vollbringen, z. B. die
Eisschnellläuferin Anni Friesinger oder die
Schwimmerin Sandra Völker. Es hat sich ge-
zeigt, dass Betroffene, die sportlich aktiv sind,
meist wesentlich besser mit ihrer Krankheit
zurechtkommen. Ganz einfach, weil sie fi tter
sind und ihr Immunsystem besser funktio-
niert. Deshalb möchten wir Ihnen in diesem
Kapitel ein paar Tipps geben, wie Sie trotz
oder gerade wegen Ihres Asthmas aktiv sein
können.
Erstens: für die AusdauerGerade das Ausdauertraining ist für Asth-
matiker besonders hervorzuheben. Denn
wer trainiert ist, der keucht und japst nicht
gleich bei jeder Anstrengung. Die Atmung ist
einfach ruhiger. Zusätzlich hilft regelmäßige
Bewegung, den täglichen Stress besser abzu-
bauen. Und Sie erinnern sich: Auch Stress
kann ein Auslöser für Ihre Asthma-Attacken
sein. Sport führt also zu einer besseren Be-
wältigung der Anforderungen des Alltags
und erhöht die Lebensqualität.
Besonders geeignet sind dafür, je nach Ge-
schmack, Alter und persönlicher Konstituti-
on, Walken, Joggen oder auch Schwimmen.
Probieren Sie einfach verschiedene Sportar-
ten aus, bis Sie diejenigen gefunden haben,
die zu Ihnen passen und Ihnen Spaß machen.
Das dürfen durchaus auch verschiedene sein.
Was Sie aber in jedem Fall tun sollten, ist,
vorher mit Ihrem Arzt darüber zu sprechen.
Sie sollten gemeinsam festlegen, welche Be-
lastungen Sie sich zumuten können und auch
sollten und welche Vorbereitungen zu treffen
sind. Dazu kann beispielsweise eine regelmä-
ßige Messung des Peakfl ow-Werts während
der Sporteinheit zählen oder auch, dass Sie
Ihre Notfallmedikamente stets griffbereit in
Ihrer Sporttasche deponieren.
<< Leichte bis mittlere sportliche Be-tätigung ist für nahezu jeden Asthma-tiker geeignet, um seine Kondition und Lungenfunktion zu verbessern.
93Kapitel 6
wie die ihrer gesunden Altersgenossen. Das
schnelle, fast automatische Zusammenspiel
von Augen, Kopf, Rumpf und Gliedma-
ßen beherrschte auf einem Hindernis-Test-
Parcours nur jeder zweite Asthmatiker. Die
Gründe dafür mochten darin gelegen haben,
dass sich die Kinder von selbst nur wenig zu-
trauten oder ihre Eltern die Kinder auf Scho-
nung drängten. Dabei schnitten die Mädchen
noch deutlich schlechter ab als die Jungen. 44
Prozent der untersuchten Mädchen zeigten
eine „gestörte“ Koordination, bei 25 Prozent
war sie „auffällig“. Unter den Jungen wiesen
31 Prozent eine „gestörte“ Koordination auf,
„auffällig“ war sie bei 16 Prozent. Vermutlich
sind diese geschlechtsspezifi schen Unterschie-
de auf eine unterschiedliche Erziehung, we-
niger Sportangebote mit weiblichen Trainern
und weniger weibliche Vorbilder im Leis-
tungssport zurückzuführen.
Doch gerade für Asthmatiker ist es wichtig,
sich in puncto Koordination ganz auf ihren
gut funktionierenden Körper verlassen zu
können. Und das lernen Kinder spielerisch
im Alltag, wenn man sie lässt.
Schulsport? Unbedingt!Jeder Arzt wird in seiner Praxis vermutlich
schon einmal diese Frage von Eltern asthma-
kranker Kinder gehört haben: Kann ich es
meinem Kind zumuten, am Sportunterricht
teilzunehmen? Die Antwort: Sie sollten ihm
auf keinen Fall diese Chance verwehren. Und
Sie sollten mit dem Lehrer über das Handi-
cap Ihres Kindes sprechen, damit dieser die
Gerade wenn Sie länger keinen Sport mehr
getrieben haben, wird es Sie am Anfang ein
wenig Überwindung kosten. Sie wissen nicht
genau, wie Ihr Körper reagiert. Daher sollten
Sie ihn zu Beginn auch nicht gleich überstra-
pazieren und Höchstleistungen von sich er-
warten. Beginnen Sie langsam und steigern
Sie sich nach und nach. Ziel sind wöchentlich
zwei bis drei Sporteinheiten. Allerdings kön-
nen Sie auch schon mit einem leichten Kon-
ditionstraining einmal in der Woche kleine
Leistungsfortschritte erreichen. Wenig Sport
ist immer besser als gar keiner. Und bitte le-
gen Sie vor allem Wert auf eine ausgedehnte
Aufwärmphase von circa 15 Minuten.
Zweitens: für die GeschicklichkeitAsthma hat mehr mit Geschicklichkeit zu tun,
als Sie vielleicht vermuten. Koordinationsfä-
higkeit ist im täglichen Leben gefragt. Wer
sich nahezu automatisch geschickt allen Le-
benssituationen anpasst, hat den Kopf frei für
das Wesentliche. Koordination – das ist, einen
Ball auf sich zufl iegen zu sehen, bis zum ver-
mutlichen Aufprallpunkt zu laufen, die Arme
vorzustrecken, die Hände zu öffnen, den Ball
zu fangen, gleichzeitig nicht das Atmen zu
vergessen und dann zu rufen: „Ich hab ihn!“.
Ist einfach, meinen Sie? Nicht unbedingt für
Asthmatiker.
Eine Studie an 93 asthmakranken Kindern,
die im Durchschnitt elf Jahre alt waren, hat
nämlich gezeigt, dass ihre Koordination von
Bewegungsabläufen nur halb so gut war
Ausdauersport-arten wie Joggen oder Walken sind für Asthmatiker besonders gut geeignet.
>>
94Kapitel 6
Leistungen richtig einschätzen kann. Verges-
sen Sie nicht, dass auch die Nichtteilnahme
am Schulsport Ihr Kind in die soziale Isola-
tion treiben kann. Es fühlt sich ausgegrenzt
und kann so auch keinen Mannschaftsgeist
entwickeln, was ja eines der Ziele des Schul-
sports ist.
Auch wenn vielleicht Ihrer Meinung nach ei-
nige Argumente gegen den Sportunterricht
sprechen, sollte Ihr Kind bei den Trainings-
einheiten dabei sein. Ein hoher Prozentsatz
von Kindern leidet an Belastungsasthma, das
heißt, die Luftnot wird nicht von äußeren
Allergenen wie Staub, Schimmel oder Mil-
ben verursacht, sondern von der gesteigerten
Atmung bei Bewegung. Der Wärme- und
Wasserverlust in den Bronchien verändert
die Bronchialschleimhaut, was dann eine
Entzündungsreaktion hervorruft. Die Folge:
Die Bronchialmuskeln ziehen sich zusam-
men. Diese Reaktion ist umso ausgeprägter,
je stärker die Belastungssteigerung ist und je
länger sie andauert, aber auch je trockener
und kälter die eingeatmete Luft ist.
Etwa 70 bis 90 % aller Kinder mit Asthma
reagieren mit Luftnot auf körperliche An-
strengung und auf Sport. Dem kann aber
mit einer vorherigen Medikamentengabe
entgegengewirkt werden. Je nach Belastungs-
fähigkeit des Kindes wird der Arzt die pas-
sende Behandlung auswählen. So kann eine
Verbindung aus den richtigen Medikamen-
ten und sportlicher Aktivität langfristig gute
Erfolge liefern.Überlegenswert ist, dem Lehrer für den Not-
fall ein bronchienerweiterndes Spray zu ge-
ben, das im Medikamentenschrank der Turn-
halle aufbewahrt werden kann für den Fall,
dass das Kind einmal sein eigenes Notfall-
spray vergessen hat. Bitte denken Sie daran,
dem Lehrer eine schriftliche Erklärung zu ge-
ben, dass Ihr Kind bei einem Asthma-Anfall
dieses Spray erhalten soll, und notieren Sie
auch die empfohlene Dosierung.
Bitte informieren Sie neben dem Sportlehrer
auch den Klassenlehrer über die Erkrankung
Ihres Kindes und besprechen Sie mit ihm, auf
was im Einzelnen zu achten ist. Bedenken Sie,
Asthmakranke Kinder sollten sich von klein auf möglichst viel bewegen.
Eltern, die sich gemeinsam mit ihrem Kind in qualifi zierten Schulungen beraten lassen, erfahren dort aus erster Hand, wie wichtig der Sport gerade für Asthmatiker ist. So können auch die Eltern ihrem Nachwuchs aktiv helfen, normal am Schulsport, an Wettkämpfen und damit auch an der Klassengemeinschaft teilzu-nehmen. Wertvolle Informationen fi ndet man auf der Internetseite der Arbeitsgemeinschaft Asthmaschulung im Kinder- und Jugendalter (www.asthmaschulung.de).
Sport ist Gemein-
schaft
>>
Frühzeitig den Lehrer einweihenUm Missverständnisse in der Schule zu vermeiden, sollten Eltern so früh wie möglich mit dem Sportleh-rer sprechen und die Situation erklären. Es ist dabei jedoch nicht erforderlich, dass Sie die gesamte Asthma-Geschichte Ihres Kindes offenlegen. Ein ärztlicher, speziell für den Sportlehrer verfasster Bericht kann hilfreich sein. Er sollte auch darauf eingehen, wie sich das Lehrpersonal im Falle eines Asthma-Anfalls verhalten sollte.
95Kapitel 6
die Leistungsfähigkeit. Und eine stets abneh-
mende Leistungsfähigkeit wiederum führt zu
mehr Atemnot bei Belastung.
Infekte vermeiden – das Leben geniessenDas A und O für jeden aktiven Menschen ist
es, körperlich fit zu sein und damit sein Im-
munsystem zu stärken. Das gilt für Gesunde
wie für Asthmatiker. Doch es ist nicht nur
richtiger Sport, der zählt. Um Ihre Immun-
abwehr flott zu machen, können Sie noch ei-
niges anderes tun. Beziehen Sie da ruhig auch
Ihre Familie mit ein, denn diese Tipps sind
nicht nur für Asthma-Kranke wertvoll.
Was zählt, ist: Bewegung, Bewegung und
noch mal Bewegung. Nehmen Sie öfter mal
die Treppe, statt den Fahrstuhl zu benutzen.
Besonders gut tut Bewegung an der frischen
Luft. Also legen Sie den kurzen Weg zum Bä-
cker oder zum Briefkasten besser zu Fuß oder
mit dem Fahrrad zurück, anstatt mit dem
Auto zu fahren.
Lehrer sind keine Ärzte. Sie reagieren nur so
gut, wie ihr Wissensstand es zulässt. Sie als
Eltern sind mit dem Wissen um die Situation
Ihres Kindes und mithilfe der ärztlich emp-
fohlenen Medikamente der beste Ratgeber –
auch für den Lehrer!
Was muss vor dem Sport getan werden?Wahrscheinlich brauchen Sie oder Ihr Kind
vor dem Sport eine Art „Vorbehandlung“,
damit die Luftwege mit der Belastung fertig
werden. Sprechen Sie unbedingt mit Ihrem
Arzt darüber, was er empfiehlt. In der Regel
wird er zur Gabe eines bronchienerweitern-
den Sprays etwa fünf bis 15 Minuten vor
der Sporteinheit raten. Wird parallel dazu
eine antientzündliche Dauertherapie konse-
quent durchgeführt, kann ein asthmakran-
ker Mensch in der Regel ganz normal Sport
treiben.
Denken Sie daran, dass Anstrengungsasth-
ma bei regelmäßiger körperlicher Belastung
abnimmt. Denn Bewegungsarmut mindert
Asthma-Kinder sind nicht alleinBetonen Sie im Gespräch mit dem Lehrer, dass Ihr Kind gerne am Sportunterricht teil-nimmt, dass aber auch bestimmte krankheitsbedingte Einschränkungen gelten. Da rein statistisch in jeder Klasse ein bis drei Kinder mit asthma-tischen Beschwer-den zu finden sind, haben die Lehrer meist schon eine gewisse Erfahrung damit und sind in der Regel dankbar über eine intensive Zusammenarbeit mit den Eltern.
Sportpause bei Infekt oder AnfallVorsicht in puncto Bewegung ist bei Erkältungen oder Infekten im Nasen- und Rachenraum geboten. Hier sollte erst einmal auf Sport verzichtet werden, bis der Infekt komplett abgeheilt ist. Auch wenn vor kurzer Zeit ein Asthma-Anfall aufgetreten ist, sollte erstmal auf Sport verzich-tet werden und gegebenenfalls die Basistherapie neu angepasst werden.
96Kapitel 6
Vermeiden Sie „Kaltstarts“ und wärmen Sie
sich vorher immer gut auf! Regen Sie mit
leichten Übungen Ihren Kreislauf an und le-
gen Sie dann erst los. Wer gerne früh mor-
gens, wenn es noch kühl ist, unterwegs sein
möchte, etwa im Herbst oder bei Nebel, sollte
vorher ein bronchienerweiterndes Spray ein-
nehmen, mindestens aber eines dabeihaben
– aber das haben Sie ja sowieso.
Auch die Ernährung spielt eine wichtige Rol-
le bei der Stärkung unserer Abwehrkräfte.
Ernähren Sie sich abwechslungsreich. Hier-
bei kann Ihnen ebenfalls eine Ampel-Regel
helfen: Nehmen Sie jeden Tag rotes, gelbes
und grünes Gemüse und Obst zu sich. Legen
Sie insgesamt den Schwerpunkt auf eine vi-
taminreiche, fettarme Kost, die viele „gute“
Kohlenhydrate enthält, also nicht unbedingt
Produkte aus Weißmehl, sondern Vollkorn-
produkte. Sie liegen goldrichtig mit Gemü-
seeintöpfen, Kartoffelgerichten, Kohlsuppen,
Salaten, Haferfl ocken, Vollkornbrot und Hül-
senfrüchten. Die haben viele Vitamine, Mi-
neralstoffe, belasten den Körper nicht und
machen außerdem nicht dick.
Asthma ist kein Grund, nicht zu impfen. Im Gegenteil, die Impfungen gegen Pneumokokken und die saisonale Grippe-impfung sind ratsam. Diese Impfungen beugen schwerwiegen-den Asthma-Anfällen vor, die nach Infekten auftreten können. Natürlich sollten auch bei allen asthmakranken Kindern die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Schutzimpfungen durchgeführt werden.
<< Trinken Sie ausreichend Flüs-sigkeit, am besten Mineralwasser. Auch das hilft Ihrem Körper, fi t zu bleiben.
<< Leichte Auf-wärmübungen vor dem Sport reduzieren das Risiko für einen Anfall.
Einmal impfen,
bitte!
97Kapitel 6
platz. Kommen Sie diesen Personen mög-
lichst nicht zu nahe und waschen Sie sich
häufig die Hände, um eine Ansteckung zu
vermeiden. Denn Sie müssen im Fall einer
Infektion mit einer Verschlechterung Ihrer
Lungenfunktion rechnen.
Sollte es Sie aber doch einmal erwischt ha-
ben, dann gehen Sie bitte direkt zu Ihrem
behandelnden Arzt und besprechen mit ihm
das Vorgehen in einer solchen Situation. Es
spricht nichts gegen den Einsatz von Haus-
mitteln, solange Sie Ihren Peakflow-Wert
regelmäßig bestimmen und je nach Ergebnis
entsprechend reagieren. Verschlechtert er
sich auf unter 80 Prozent Ihres Bestwerts, ist
wieder einmal der Rat Ihres Arztes gefragt.
Und was wir Ihnen noch einmal dringend
ans Herz legen wollen: Verzichten Sie bitte
aufs Rauchen. Egal ob Zigarette, Pfeife oder
Zigarre – der Qualm irritiert Ihr Bronchial-
system sehr stark und führt unweigerlich zu
einer Verschlechterung Ihrer Asthma-Situa-
tion.
Wer regelmäßig in die Sauna geht, stärkt sei-
ne Immunabwehr. Das ist allgemein bekannt
und gilt im Prinzip auch für Asthmatiker. Sie
müssen nur ein paar Punkte beachten, da-
mit auch Sie Ihren Saunabesuch ungetrübt
genießen können: Seien Sie vorsichtig bei
Aufgüssen, die ja mitunter noch mit äthe-
rischen Ölen versetzt sind und dadurch die
Atemwege reizen können. Außerdem sollten
Sie möglichst den Sprung ins eiskalte Tauch-
becken vermeiden. Wie auch der Aufguss be-
lastet er den Kreislauf sehr stark und kann
möglicherweise dazu führen, dass bei Ihnen
ein Asthma-Anfall ausgelöst wird. Besser für
Sie geeignet sind mittelheiße Saunen oder
Dampfbäder ohne Zusätze und ein gemä-
ßigtes Abkühlen unter der Dusche.
Seien Sie bitte vorsichtig, wenn Sie Kontakt
mit erkälteten Personen haben. Besuche von
Freunden, die einen Infekt haben, kann man
zwar verschieben. Aber manchmal lässt sich
der Kontakt mit Schnupfen- und Husten-
Opfern nicht vermeiden, etwa am Arbeits-
Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V. (DAAB) Fliethstraße 114, 41061 Mönchengladbach Tel.: (0 21 61) 81 49 40, Fax: (0 21 61) 8 14 94 30 www.daab.de, E-Mail: [email protected]
Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V. Berliner Straße 84, 55276 Dienheim Tel.: (0 61 33) 35 43, Fax: (0 61 33) 92 45 57 www.patientenliga-atemwegserkrankungen.de E-Mail: [email protected]
Lieber eine kühle WohnungÜberheizen Sie Ihre Wohnräume nicht. Eine Tempera-tur von 20–22 °C im Wohnbereich und 16–18 °C im Schlafzimmer reicht völlig aus. Abge-sehen davon, dass Sie so Heizkosten sparen, trocknen bei höheren Innenraum-temperaturen Ihre Bronchien zu sehr aus. Und achten Sie darauf, ausreichend oft bei weit geöffne-tem Fenster zu lüften.
Unser Service für Sie: Adressen, die Ihnen weiterhelfen können!
98
Das Behandlungsteam – Sie und Ihr ArztDMP – Vorteile für Arzt und Patient
7. Kapitel
und Experte in eigener Sache, dann kann und
wird ein solches Programm Erfolg haben.
Die Programme beinhalten neben regelmä-
ßigen und in bestimmten Abständen von
vornherein festgelegten Arzt-Patienten-Ge-
sprächen und medizinischen Kontrollun-
tersuchungen auch Informationsmaterialien
wie dieses Patientenhandbuch sowie prak-
tische Schulungen. Hierbei werden Sie aus-
führlich über Ihre Erkrankung informiert
und aktiv in die Behandlung einbezogen.
Sie lernen, sich selbst besser einzuschätzen.
Denn Ziel des DMP ist auch immer ein ei-
genverantwortlicher Umgang mit Ihrer
Krankheit. Nur wenn Sie über Medikamen-
te, Dosierungen und das richtige Verhalten
im Alltag genau Bescheid wissen, können Sie
mit Ihrem Asthma bronchiale auf Dauer so
beschwerdefrei und gut wie möglich leben.
ie Abkürzung „DMP“ steht für Disease-
Management-Programm, der eng-
lische Ausdruck für ein strukturiertes Be-
handlungsprogramm, über das Sie ja schon
mehrfach in diesem Buch lesen konnten.
Diese Programme beinhalten eine langfristi-
ge und intensive Zusammenarbeit von Pati-
enten, Ärzten und Krankenkassen. Dahinter
steckt die Idee, dass chronisch Kranke eine
kontinuierliche, nach modernsten wissen-
schaftlichen Erkenntnissen zusammenge-
stellte Versorgung erhalten, die die besten
Chancen auf ein Leben mit so wenig Be-
schwerden und Folgeerkrankungen wie mög-
lich eröffnen soll. Das Asthma bronchiale
gehört zu den Krankheiten, für die ein solch
sinnvolles Programm besteht. Dabei geht es
aber nicht nur darum, dass binnen kurzer
Zeit die richtige Diagnose gestellt und eine
optimale Therapie gefunden wird, sondern es
geht um Sie! Werden Sie ein aktiver Partner
<< Ihr behandelnder Arzt berät Sie gerne über das strukturierte Behand-lungsprogramm Asthma bronchiale und schreibt Sie auch ein.
99Kapitel 7
7. Das Behandlungsteam – Sie und Ihr Arzt DMP – Vorteile für Arzt und Patient
D
Der aktive PatientEs hat sich viel getan im Verhältnis zwi-
schen Arzt und Patient. Aus dem viel zitier-
ten „mündigen Patienten“ ist ein echter, gut
informierter Partner geworden. Das ist be-
sonders positiv, denn es kommt gerade bei
chronischen Erkrankungen auf die inten-
sive Mitarbeit des Betroffenen an. Und die
ist nachweislich besonders gut, wenn dieser
weiß, worum es für ihn geht. Dann kann er
mit dem Arzt gemeinsam am bestmöglichen
Konzept für seine Behandlung arbeiten.
Wenn Sie nachvollziehen können, warum Sie
z. B. Ihre Umgebung auf allergieauslösende
Substanzen durchforsten müssen, obwohl Sie
aktuell gar keine Beschwerden haben, halten
Sie die medizinisch begründeten Vorgaben
einfach besser durch. Wenn Sie wissen, was
Ihre Medikamente in Ihrem Körper bewir-
ken, dann können Sie sie auch aus voller in-
nerer Überzeugung einnehmen. Genau das
funktioniert nicht, wenn man sich beim Arzt
nur schnell ein Rezept holt. Es geht darum,
Abmachungen, ja Bündnisse zwischen Ihnen
als Patienten und Ihrem Arzt zu schaffen.
Information und SchulungDie beiden Säulen „Information“ und „Schu-
lung“ sind die Basis eines jeden strukturier-
ten Behandlungsprogramms. Ausführliche
Informationen wie in diesem Buch und die
persönlichen Beratungen sollen Ihnen hel-
fen, Ihre Erkrankung genauer zu verstehen
und besser mit ihr umgehen zu können.
Außerdem erhalten Sie während dieser Ge-
spräche Informationen über die Ursachen,
den Verlauf, mögliche Komplikationen und
Spätfolgen Ihrer Krankheit. Aber es gehört
auch die Aufklärung über Ihre ganz persön-
lichen Möglichkeiten dazu, um Ihre Erkran-
kung positiv zu beeinflussen. Das Programm
Asthma bronchiale überstützt Sie dabei.
Zentraler Ansprechpartner ist in der Regel
Ihr Hausarzt, der eng mit den Krankenkassen
Die sehr gute Nachricht Spätfolgen und Komplikationen treten bei gut infor-mierten Patienten seltener auf als bei denjenigen, die nur wenig über ihre eigene Krankheit wissen. Auch konn-te nachgewiesen werden, dass es den an DMP-Pro-grammen teilneh-menden Patienten durch die kontinu-ierliche Betreuung besser geht als vor-her. Warum sollten Sie diese Chance also nicht nutzen? Ihre Krankenkasse kommt für alle Kosten auf und unterstützt Sie so auf dem Weg, zum Experten in eigener Sache zu werden.
100Kapitel 7
1 regelmäßige Untersuchungen und kontinuierliche Betreuung 2 optimale Empfehlungen zu einer gezielten Diagnose der Krankheitsschwere 3 strukturierte Behandlung mit erwiesenermaßen wirksamen Medikamenten und Therapien
4 genau abgestimmte Behandlung durch den koordinierenden Arzt, Hand in Hand mit Fachärzten, Kliniken und anderen 5 umfangreiche Information und Unterstüt-zung im Umgang mit der Krankheit 6 Angebot von Schulungs- und Behandlungs-programmen 7 Vereinbarung von individuellen Therapiezielen, ausgerichtet an Ihrem individuellen Erkrankungsgrad bzw. Risiko
Ihre Vorteile einer Teilnahme an einem DMP-Programm auf einen Blick:
101Kapitel 7
Eine weitere Voraussetzung für die Teilnah-
me ist außerdem, dass Ihr Krankheitsverlauf
durch das Programm voraussichtlich positiv
beeinflusst werden kann. Das ist normaler-
weise bei jedem Betroffenen der Fall, der In-
teresse an der eigenen Situation hat und ak-
tiv an seiner Behandlung mitwirken möchte.
Allein schon die Tatsache, dass Sie jetzt die-
ses Buch in der Hand halten, zeigt, dass Sie
genau der passende Partner für ein solches
Programm sind.
Den wichtigsten Anteil übernehmen Sie!
Wenn Sie an einem strukturierten Behand-
lungsprogramm teilnehmen, stimmen Sie
automatisch zu, dass Sie sich in speziellen
Schulungen über Ihre Erkrankung informie-
ren möchten. Dazu gehört beispielsweise, wie
und wann Sie Ihre Medikamente einnehmen,
wie Sie die Peakflow-Messung korrekt durch-
führen und wie Sie Ihre Lunge fit halten kön-
nen. Darüber hinaus bekommen Sie Infor-
mationsmaterial mit nach Hause, damit Sie
bei Bedarf immer nachlesen können und das
Gelernte so optimal im Alltag umzusetzen
wissen.
zusammenarbeitet. Die Schulungen werden
meist von ärztlich geleiteten Schulungsteams
durchgeführt. Dabei sollen Sie Fähigkeiten
und Kenntnisse erwerben, mit denen Sie ak-
tiv Ihren Krankheitsverlauf steuern können.
Und so sind Sie dann auch kompetenter Part-
ner Ihres Arztes, um bei wichtigen Therapie-
entscheidungen mitzuwirken.
TeilnahmebedingungenFür die Aufnahme in das strukturierte Be-
handlungsprogramm Asthma bronchiale
muss zunächst einmal festgestellt werden,
ob Sie tatsächlich an einem Asthma leiden.
Dazu gehören ein Gespräch mit Ihrem Arzt
über Ihre Krankengeschichte, die sogenannte
Anamnese, sowie eine körperliche Untersu-
chung. Lungenfunktionstests und eventuell
weitere Untersuchungsmethoden sichern
die Diagnose.
Wer sich bereits seit Längerem wegen Asth-
mas in Behandlung befindet, kann sich na-
türlich auch dann noch in das Programm
einschreiben. Wenn er bereits mit Medika-
menten behandelt wird, muss er diese selbst-
verständlich nicht absetzen, um die Kriterien
für eine Teilnahme zu erfüllen. Hier reicht es,
dass vor Beginn der Dauertherapie die Diag-
nose Asthma sicher feststand.
Kann ich auch über meinen Lungenfacharzt am DMP teilnehmen?In der Regel koordiniert Ihr Hausarzt das Disease-Management-Programm. In Einzelfällen kann diese Aufgabe auch von Lungenfachärzten übernommen werden. Voraussetzung ist aber, dass der Arzt am DMP teilnimmt. Sollte er das nicht tun, sprechen Sie bitte mit Ihrem Hausarzt darüber. Er wird für Sie eine passende Lösung finden.
Wenn Sie Ihre Krankheit mög-lichst umfassend verstehen und aktiv an Ihrer Behand-lung teilnehmen wollen, ist ein DMP genau das Richtige für Sie.
>>
ls Teilnehmer am strukturierten Be-
handlungsprogramm AOK-Curaplan
kommen Sie zu den regelmäßigen Untersu-
chungs- und Kontrollterminen in die Praxis
Ihres Arztes. Am Ende der Untersuchungen
gibt Ihr Arzt Ihnen einen Computerausdruck
mit Ihren erfassten Werten mit nach Hause.
Am besten ist es, wenn Sie alle DMP-Bögen
in einem Ordner abheften. Sie können dann
bei Bedarf immer wieder nachschauen.
Zugegeben: Der Ausdruck sieht ein bisschen
kompliziert aus und lädt oft nicht gerade
zum Lesen ein. Aber es lohnt sich, wenn Sie
es dennoch tun. Denn durch die Dokumen-
tation erhalten Sie zahlreiche wichtige Infor-
mationen über den Stand Ihrer Behandlung.
So fi nden Sie beispielsweise die wichtigsten
aktuellen Werte zu Ihrer Erkrankung. Außer-
dem vermerkt der Arzt, welche Medikamente
er Ihnen zur Behandlung des Asthmas ver-
schrieben hat und was er darüber hinaus an
Therapien für Sie vorsieht.
Die Tabellen auf den folgenden Seiten sollen
Ihnen diese Dokumentation ein wenig nä-
herbringen. Beschäftigen Sie sich ruhig schon
einmal im Vorfeld damit, dann können Sie
die Ausdrucke besser verstehen. An dieser
Stelle können Sie erfahren, was die einzelnen
Werte bedeuten, die Ihr Arzt erhebt. Selbst-
verständlich können diese Erläuterungen
nicht das Gespräch mit Ihrem Arzt ersetzen.
Sprechen Sie ihn an, wenn Sie Fragen zu ein-
zelnen Punkten haben.
102Kapitel 7
Die Auswertung Ihrer persönlichen Daten erfolgt nicht unter Ihrem Namen, sondern unter der DMP-Fallnummer, die Ihnen ganz persönlich zugeordnet ist. Dieses Verfahren nennt sich „pseudonymisieren“ und dient dazu, dass Sie von bestimmten Personen, die Ihre Identität nichts angeht, nicht identifi ziert werden können.
Hier wird dokumentiert, wegen welcher Erkrankung Sie am DMP teilnehmen. Bei mehreren chronischen Erkrankungen ist es auch möglich, an mehreren Programmen teilzunehmen.
Was wird dokumentiert? Warum ist die Dokumentation wichtig?
Administration
DMP-Fallnummer
Einschreibung wegen
Dokumentation des Krankheitsverlaufs
A
103Kapitel 7
Sie wird erfasst, um beispielsweise bei der Messung der Lungenfunktion die Normalwerte zu errechnen.
Ein zu hohes Körpergewicht ist allgemein nicht gesundheitsförderlich.
Die Messung des Blutdrucks gehört zur ärztlichen Routineuntersuchung. Die Erkennung von Bluthochdruck ist wichtig, um Schäden an den Gefä-ßen zu vermeiden.
Die Häufi gkeit von Asthma-Symptomen sagt etwas über die Asthma-Kon-trolle aus und ist wegweisend für die Wahl der Therapie.
Dieser Wert dient vor allem der Kontrolle Ihres Krankheitsverlaufs. Sie und Ihr Arzt können durch die Messung und Dokumentation feststellen, wie sich Ihre persönlichen Werte über die Zeit verändert haben.
Jede Zigarette kann die asthmatischen Beschwerden verschlimmern.
Es können neben Asthma auch eine chronische Bronchitis (COPD), andere Lungenprobleme oder auch Erkrankungen des Herzens Ursache Ihrer Symptome sein. Genauere Untersuchungen geben hier Aufschluss.
Ein wichtiges Ziel im DMP Asthma bronchiale ist, solche Notfälle zu vermei-den. Dieser Wert dient dazu, den Verlauf Ihrer Erkrankung zu dokumentie-ren. Wenn Sie wegen eines Notfalls im Krankenhaus behandelt worden sind, ist anschließend die Überweisung zu einem Facharzt vorgesehen, wenn das Krankenhaus nicht schon selbst die notwendige Qualifi kation hatte.
Anamnese- und Befunddaten
Körpergröße
Körpergewicht
Blutdruck
Häufi gkeit vonAsthma-Symptomen
Aktueller Peakfl ow-Wert
Raucher/-in
Begleiterkrankungen
Relevante Ereignisse
Stationäre notfallmäßige Behandlungen des Asthmas seit der letzten Dokumentation
Dokumentation des Krankheitsverlaufs 104Kapitel 7
Als Spray oder Pulverinhalator angewendet, wirken die Medikamente dieser Wirkstoffgruppe praktisch nur in den Bronchien. Nebenwirkungen werden dadurch so gering wie möglich gehalten. Die Wirkstoffe schwächen die Dauerentzündung ab und machen die Bronchien unempfi ndlicher. Gluko-kortikoide dienen vor allem der Vorbeugung und werden als Basismedika-mente in der Langzeitbehandlung eingesetzt.
Diese Substanzen wirken nicht ganz so schnell wie die kurzwirksamen Beta-2-Sympathomimetika für die Akuttherapie, können dafür aber für längere Zeit die Bronchien offen halten. Sie werden in der Dauertherapie zusätzlich zum Kortison eingesetzt.
Die Substanzen kommen bevorzugt in der Bedarfstherapie bei akuten Be-schwerden zum Einsatz. Sie werden als Spray oder Pulverinhalator angewen-det. Kurzwirksame Beta-2-Sympathomimetika lindern innerhalb weniger Mi-nuten die Beschwerden und helfen auch vorbeugend bei Anstrengungsasthma.
Bei einer sehr schweren Asthma-Erkrankung oder im Notfall kann zusätz-lich die Gabe von Kortison in Tablettenform oder auch als Infusion nötig sein. Vor Beginn der Dauertherapie mit diesem Medikament sollte aber immer die Meinung eines Facharztes eingeholt werden.
Andere Medikamente, die zur Behandlung der Asthma-Erkrankung ein-gesetzt werden, sind Theophyllin, Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten oder Anticholinergika oder Anti-lgE-Antikörper. Diese Substanzen werden als Alternative oder zusätzlich zur bestehenden Asthma-Therapie eingesetzt.
Eine Überprüfung der Inhalationstechnik sollte bei jeder Kontrolluntersu-chung stattfi nden. Denn wenn die Technik der Inhalation nicht richtig ange-wendet wird, gelangen selbst die besten Medikamente nicht an ihren Zielort.
Dokumentation des Krankheitsverlaufs
Medikamente
Inhalative Glukokortikoide(Steroide)
Inhalative langwirksame Beta-2-Sympathomimetika
Inhalative kurzwirksameBeta-2-Sympathomimetika
Systemische Glukokortikoide
Sonstige asthmaspezifi sche Medikation
Inhalationstechnik überprüft
105Kapitel 7
Hier vermerkt der Arzt, ob Sie zu einer Asthma-Schulung angemeldet wer-den. Für die meisten Teilnehmer sind diese Schulungen ein zusätzlicher Erkenntnisgewinn in Sachen Asthma und tragen dazu bei, den Umgang mit der Erkrankung positiv zu beeinfl ussen.
Haben Sie bereits an einer solchen Schulung teilgenommen, wird Ihr Arzt hier „Ja“ eintragen. Wenn Sie den Termin ohne nachvollziehbaren Grund nicht wahrgenommen haben, kreuzt er „Nein“ an. Da Ihre aktive Mitarbeit für den Erfolg der Behandlung unbedingt nötig ist, kann diese Angabe zum Ausschluss aus dem Programm führen. „War aktuell nicht möglich“ bedeu-tet: Sie konnten aus nachvollziehbaren Gründen (zum Beispiel wegen eines Krankenhausaufenthaltes) nicht teilnehmen.
Der Selbstmanagementplan ist bei der Behandlung eines Asthma bron-chiale unverzichtbar. Der richtige Umgang mit dem Ampel-Schema oder der Einsatz des Asthma-Tagebuchs werden hier festgehalten. Besteht ein solcher Plan noch nicht, sollte er gleich zu Beginn des Behandlungspro-gramms gemeinsam erstellt werden. Hier kreuzt der Arzt „Ja“ an, wenn er Sie aufgrund Ihrer Asthma-Erkrankung zu einem anderen Arzt überwiesen oder in ein Krankenhaus eingewiesen hat.
Zu den Informationsangeboten gehören die Empfehlung zum Tabakverzicht mit dem Angebot von Raucher-Entwöhnungsprogrammen, Ernährungsbera-tung oder auch körperliches Training.
Hier notiert der Arzt, ob die Kontrolluntersuchungen bei Ihnen jedes Quartal oder nur jedes zweite Quartal durchgeführt werden sollen.
Dokumentation des Krankheitsverlaufs
Schulungen
Asthma-Schulungempfohlen
Empfohlene Schulung wahrgenommen
Behandlungsplanung
Schriftlicher Selbstmanagementplan
Asthmabezogene Über- bzw. Einweisung veranlasst
Vom Patienten gewünschte Informationsangebote
Dokumentationsintervall
was vor, einige Tage oder Wochen klappt es
auch, dann aber fällt man leider in den alten
Trott zurück. Machen Sie es rund um Ihre
Asthma-Erkrankung anders. Sie werden für
Ihre Mühe belohnt. Und zwar durch weni-
ger Anfälle, abnehmende Beschwerden im
Alltag, eine zunehmende Leistungsfähigkeit
und damit schlicht mehr Spaß am Leben.
Und Sie werden sehen: Schon bald ist die
Mühe gar keine mehr. Haben Sie Ihre neue,
dem Asthma angepasste Lebensweise über
einige Monate verinnerlicht, dann wird sie
Ihnen derart in Fleisch und Blut übergegan-
gen sein, dass Sie sich ein anderes Leben gar
nicht mehr vorstellen können.
Nehmen Sie Ihr Schicksal also in die eigenen
Hände! Durchforsten Sie Ihre Wohnung und
den Arbeitsplatz, um beispielsweise versteck-
ten Allergenen auf die Schliche zu kommen.
Passen Sie Ihr Verhalten an und meiden Sie
Asthma auslösende Situationen wie stunden-
langes Sitzen in verrauchten Kneipen. Sollten
Sie selbst rauchen, dann hören Sie damit auf.
Nutzen Sie eines der zahlreichen Seminar-
und Kursangebote zur Raucherwöhnung.
Dort hilft man Ihnen zum Beispiel mit den
Mitteln der Verhaltenstherapie, mit dem
Rauchen aufzuhören.
Zweitens: Bei Asthma bronchiale ist es
unumgänglich, eine auf Sie individuell zu-
geschnittene medikamentöse Therapie zu
as Wichtigste für Sie ist eine opti-
male Behandlungsstrategie. Diese
besprechen Sie gemeinsam mit Ihrem Haus-
arzt. Neben der richtigen Medikation geht
es vor allen Dingen um die Änderung Ihres
Lebensstils – zum Beispiel darum, dass Sie
mehr Sport treiben oder bestimmte Allerge-
ne bzw. Asthma auslösende Substanzen ver-
meiden lernen. Festgelegt werden außerdem
anstehende Schulungstermine. Bitte denken
Sie an diese Termine, tragen Sie sich diese am
besten direkt in Ihren persönlichen Kalender
ein. Denn nur wenn Sie lückenlos an Ihrem
strukturierten Behandlungsprogramm teil-
nehmen, haben Sie die besten Chancen auf
ein beschwerdefreies Leben.
Zusätzlich besprechen Sie bitte mit Ihrem
behandelnden Arzt die weiteren Untersu-
chungstermine.
Das BasisprogrammDie erfolgreiche Behandlung besteht aus drei
Teilen:
Erstens: Den ersten und wichtigsten
Baustein kennen Sie bereits – das sind Sie
selbst. Allerdings gilt es schon hier, die erste
große Herausforderung zu meistern.
Denn jeder Mensch hat Schwächen und
wahrscheinlich sind auch Sie nicht frei da-
von. Eine dieser Schwächen besteht häufig
im Nichtdurchhalten. Man nimmt sich et-
Der besondere ServiceRegelmäßige Arzt-termine sind für Sie absolut notwen-dig, um Ihre The-rapie individuell auf Ihre Situation zuzuschneiden und falls nötig entspre-chend anzupassen. Das ist ein ganz besonderer Service. Denn durch die kontinuierliche Do-kumentation Ihres Krankheitsverlaufs ist Ihr Arzt in der Lage, auch kleine Veränderungen zu erkennen und mit einer Korrektur Ihrer Behandlung darauf zu reagie-ren.
106Kapitel 7
Ihr Behandlungsplan
D
Seien Sie egoistischAuch wenn Ihr so-ziales Umfeld Sie manchmal zu etwas anderem überreden möchte, behalten Sie immer Ihre ganz persönlichen Ziele im Auge. Ein Barbesuch macht Spaß, aber gut tut er Ihnen nur in rauchfreien Räu-men. Auch wenn der beste Freund gerne rauchen möchte, bitten Sie ihn, dafür doch mal kurz vor die Tür zu gehen. Seien Sie gänzlich egoistisch und haben Sie nur Ihre eigenen Ge-sundheitsziele im Blick. Das dürfen Sie nicht nur, das müssen Sie sogar!
107Kapitel 7
spielsweise der Umgang mit den Inhalations-
geräten wie Sprays oder Pulverinhalatoren.
Ihr Arzt wird Ihnen die korrekte Handha-
bung gerne demonstrieren. In entsprechen-
den Schulungen üben Sie den Umgang mit
den Geräten dann noch einmal ganz explizit.
Drittens: Bei jedem Untersuchungster-
min legen Sie zusammen mit Ihrem Arzt
neue Behandlungsziele fest, die es gemein-
sam zu erreichen und zu dokumentieren gilt.
Das kann zum Beispiel sein, die Häufigkeit
der Asthma-Anfälle zu reduzieren. Damit Ihr
Arzt auch wirklich nachvollziehen kann, wie
häufig und in welchen Situationen diese An-
fälle bei Ihnen auftreten, sollte Ihr Asthma-
Tagebuch deshalb bei jedem Arztbesuch ein
treuer Begleiter sein.
Zusätzliche BausteineGerade bei allergisch bedingtem Asthma
kann es vorkommen, dass die Maßnahmen
zur Verminderung der Allergene in der Woh-
nung oder Atemluft sowie der gezielte Ein-
satz von Medikamenten nicht ausreichen, um
Ihre Beschwerden zufriedenstellend in den
Griff zu bekommen. Dies ist für die Betroffe-
nen und den Arzt zunächst erst einmal frus-
trierend. Doch man muss sich klar machen,
dass nicht alle Faktoren durch Vermeidung
beeinflussbar sind. Beispielsweise vor den
Gräserpollen im Frühjahr und Sommer kann
man fast nicht fliehen. Die gute Nachricht: Es
gibt weitere Therapiebausteine, die Ihr Arzt
kennt und die jetzt zum Einsatz kommen
können.
finden und diese auch kontinuierlich einzu-
setzen. Hierfür stehen heute gut wirksame
und nebenwirkungsarme Substanzen zur
Verfügung.
Ihr Arzt wird mit Ihnen ausführlich über die
Wirkungsweise und die eventuell auftreten-
den Nebenwirkungen der einzusetzenden
Medikamente sprechen. Wenn Sie Bedenken
oder Fragen haben, scheuen Sie sich nicht
nachzuhaken. Ihr Arzt wird sich ganz sicher
die Zeit nehmen, mit Ihnen ausführlich über
Ihre Ängste und Befürchtungen zu sprechen.
Dafür sind die strukturierten Behandlungs-
programme da. Ihr behandelnder Arzt ist
auch Ihr erster Ansprechpartner, wenn es
darum geht, die richtige Anwendung Ihrer
Medikamente zu erlernen. Hierzu zählt bei-
Ihr Arzt ist Ihr erster Ansprechpartner, wenn es um Fragen rund um Ihre Erkran-kung und deren Therapie geht.
>>
Spezifische Immuntherapie –HyposensibilisierungDas Ziel einer Hyposensibilisierung ist es,
die überschießende Wirkung der Allergene
im Organismus dauerhaft herabzusetzen.
Der Körper soll sich an die zwar ungebete-
nen, aber dennoch harmlosen Reize gewöh-
nen. Um das zu erreichen, führt der Arzt
dem Körper genau diejenigen Allergene zu,
auf die Sie nachweislich mit asthmatischen
Beschwerden reagieren.
Dabei werden die identifizierten Substanzen
als verdünnte Lösung in steigender Dosie-
rung gespritzt. Eine Reaktion gibt es meistens
nur an der Einstichstelle. Dennoch verläuft
die gesamte Behandlung unter genauer ärzt-
licher Kontrolle, damit Sie im Fall der Fälle
niemals einer wirklichen Gefahr ausgesetzt
sind. Dieser Vorgang des Verabreichens des
Allergens wird alle ein bis zwei Wochen wie-
derholt. Insgesamt dauert die Behandlung
in der Regel drei Jahre, je nach auslösendem
Faktor und Ihrer ganz persönlichen Konsti-
tution. Im Idealfall bleiben nach dem Ende
der Therapie allergisch ausgelöste Asthma-
Vorsicht bei neuen BeschwerdenBesonderes Au-genmerk sollten Sie auch auf neu aufgetretene oder neuerdings anders gelagerte Symp-tome legen und diese sofort Ihrem Arzt mitteilen. Er kann dann ent-scheiden, ob dies besorgniserregend ist oder nicht. Bitte bedenken Sie, dass Ihr Arzt und Sie nur dann als Team funktionie-ren, wenn absolute Offenheit zwischen Ihnen herrscht. Der Erfolg der Thera-pie hängt damit entscheidend von Ihnen beiden ab.
108Kapitel 7
Anfälle aus, meist sind sie aber zumindest in
ihrer Anzahl deutlich reduziert.
Kontinuierliche BetreuungVergessen Sie nie: Ihr Arzt und Sie bilden ein
Team. Ob die Zusammenarbeit erfolgreich
ist, hängt von beiden Partnern ab. Um den
Erfolg zu bemessen, werden regelmäßig Fort-
schritte und Rückschläge gemeinsam bespro-
chen und für negative Entwicklungen neue
Lösungsmöglichkeiten gesucht. Wichtig ist,
dass Sie Veränderungen, wie sie zum Beispiel
bei Ihrem durchschnittlichen Peakflow-Wert
auftreten können, umgehend Ihrem Arzt
mitteilen. Und sprechen Sie darüber, wie Sie
mit den empfohlenen Medikamenten zu-
rechtkommen. Sie tun Ihrem Arzt und sich
selbst erst recht keinen Gefallen, wenn Sie
ihm sagen, alles sei okay, und letztlich doch
Ihre Präparate lieber nicht nehmen möchten
oder sie gar selbsttätig absetzen.
Sobald Sie erste Erfolge aufzuweisen haben,
heißt es, nicht lockerzulassen. Weitermachen!
Definieren Sie zusammen mit Ihrem Arzt
Ihre neuen Ziele. Gerade beim Asthma gibt
109Kapitel 7
verschwinden. Mit je weniger Medikamenten
dies langfristig zu erreichen ist, desto besser.
Das ist für die meisten Asthmatiker eine Vi-
sion, aber eine sehr realistische. Denn da-
durch, dass jetzt die Betroffenen selbst über
ihre Erkrankung weitaus informierter sind,
sich selbst besser kennen und eine gezielte
vorbeugende Medikamentenbehandlung
heutzutage zum Standard zählt, lässt sich
viel mehr tun als noch vor ein paar Jahren.
Außerdem haben Sie gelernt, im Alltag mit
schwierigen Situationen richtig umzugehen
und sind auch auf kritische Momente vorbe-
reitet. Es gibt also einen wesentlichen Grund,
warum Sie so intensiv wie möglich an dem
strukturierten Behandlungsprogramm Asth-
ma bronchiale teilnehmen sollten:
Sie selbst!
es keinen Stillstand. Ihre Ziele können Sie
wie ein Leichtathlet immer höherschrauben:
Noch weniger Beschwerden. Noch weniger
Anfälle. Ihren Peakfl ow-Wert dauerhaft auf
einem bestimmten Niveau zu halten usw.
Der größte Nutzen des strukturierten Be-
handlungsprogramms Asthma bronchiale
liegt darin, dass Sie und Ihr Arzt bei jedem
Termin Ihre gemeinsam erarbeitete Be-
handlungsstrategie neu überdenken und be-
trachten, ob Sie die gesteckten Ziele erreicht
haben. Es gibt nicht den einzig richtigen Be-
handlungsweg oder gar ein Patentrezept ge-
gen Asthma, sondern lediglich eine Therapie,
die exakt an Ihre Bedürfnisse und Symptome
in diesem Moment angepasst ist.
Das große Ziel aber ist bei allen Betroffenen
mit Asthma gleich: Die Beschwerden sollen
Ihre Zielsetzung
Folgende Ziele sollten Sie mit dem strukturierten Behandlungsprogramm Asthma bronchiale erreichen:
Verringerung bzw. Vermeidung von akuten und chronischen Krankheitsbeein- trächtigungen wie Kurzatmigkeit und Asthmaanfällen
Die körperliche und geistige Entwicklung bei Kindern und Jugendlichen soll trotz Asthma ganz normal verlaufen
Unbeschwertes Erleben des Alltags Sport treiben ohne Angst Steigerung der eigenen Leistungsfähigkeit Verhindern einer Verschlimmerung der Erkrankung Vermeiden von Nebenwirkungen oder Problemen mit der Therapie Lungenfunktion so gut wie möglich wiederherstellen und erhalten Die Überempfi ndlichkeit der Bronchien nimmt ab
Acetylcholin > Substanz, die die Bronchien verengt
Allergen > Substanz, die eine Allergie hervorruft
Allergie > Überempfindlichkeit gegenüber körperfremden,
eigentlich unschädlichen Substanzen
Alveolen > Lungenbläschen
Anamnese > Erhebung der Krankengeschichte
Anfallprophylaxe > Vorbeugung eines Asthma-Anfalls durch
Medikamente
Anticholinergika > Bestimmte Gruppe von Medikamenten,
die die Bronchien erweitern
Antikörper > Körpereigene Abwehrzellen gegen Fremdstoffe
(Antigene)
Asthma > Chronische Entzündung der Atemwege mit
Überempfindlichkeit der Bronchien und
anfallsweise auftretender Atemwegsverengung
Auskultation > Abhören der Lunge mit dem Stethoskop
Beta-2-Sympathomimetika > Medikamente, die die Bronchien erweitern
Bronchialobstruktion > Verengung der Atemwege
Bronchien > Äste der Luftröhre, über die die Luft in der
Lunge verteilt wird
Bronchiolen > Kleinere Aufzweigungen der Bronchien
Bronchitis > Entzündung der Schleimhäute der Bronchien
Bronchodilatatoren > Medikamente, die die Bronchien erweitern
(z. B. Beta-2-Sympathomimetika)
Bronchoskopie > Untersuchung der Atemwege mit einem dünnen
Schlauch, durch den der Arzt in die Bronchien
hineinsehen kann
Bronchospasmolyse > Entkrampfung der Bronchialmuskulatur durch
Medikamente (z. B. Theophyllin)
Bronchospasmolytika > Medikamente, die die verkrampften Muskeln
in den Bronchien löst
Brummen > Dröhnend-brummendes Atemgeräusch bei
Asthma
Computertomographie (CT)
> Computergesteuertes Verfahren, bei dem der
Körper in einer Röntgenröhre Schicht für Schicht
durchstrahlt wird
Compliance > Bereitschaft eines Patienten zur Mitarbeit bei
der Therapie
Cortison > siehe unter „Kortison“
Hilfe – Asthma! Die wichtigsten Fachausdrücke
110Glossar
111Glossar
Dosier-Aerosol (= Dosierspray)
> Treibgasgetriebenes Dosiergerät zum Einatmen
v. Medikamenten, z. B. Beta-2-Sympathomimetika
Emphysem > Siehe: Lungenemphysem
Eosinophilie > Vermehrung bestimmter Zellen (Eosinophile) im
Blut als Zeichen einer allergischen Reaktion
Expirium > Das Ausatmen
Feuchtinhalation > Bei der Feuchtinhalation wird das Medikament
in wässriger Lösung mithilfe eines Düsenver-
neblers, Druckverneblers oder Ultraschallver-
neblers eingeatmet
Giemen > Pfeifendes Atemgeräusch, häufig verbunden
mit Brummen
Glukokortikoide (Steroide)
> Gruppe von entzündungshemmenden Medika-
menten; dienen als Dauermedikamente zur
Anfallsprophylaxe
Histamin > Botenstoff, der bei einer allergischen Reaktion
vom Körper freigesetzt wird
Hyperreagibilität > Gesteigerte Reaktionsbereitschaft der Bronchien
bei Asthma bronchiale
Hyposensibilisierung (= Desensibilisierung) > Schrittweises Herabsetzen der allergischen
Reaktionsbereitschaft des Körpers
Hypoventilation > Abgeflachte oder verlangsamte Atmung
intrinsisches Asthma > Nichtallergisches Asthma
Kernspin (Magnetresonanztomographie, MRT)
> Bildgebendes Verfahren zur Herstellung von
Schichtaufnahmen des Körpers unter Nutzung
eines Magnetfeldes
Kombinationspräparate > Medikamente, die zwei oder mehr Wirkstoffe
enthalten
Kortison > Körpereigenes Glukokortikoid, das in der
Nebennierenrinde gebildet wird und
entzündungshemmend wirkt
Leukotrien-Rezeptor-Antagonist > Entzündungshemmendes Medikament, das für
die Dauertherapie eingesetzt wird
Lungenbläschen (Alveolen)
> Endaussackungen der kleinen Luftröhrenäste in
der Lunge
Lungenemphysem > Beim Lungenemphysem sind die kleinsten
Bronchien und die Lungenbläschen dauerhaft
erweitert (Überblähung), die Lungenstruktur
wird zerstört
Lungenfunktionsdiagnostik (Spirometrie, Bodyplethysmographie)
> Verfahren, um die Lungenfunktion zu untersuchen
Nervus sympathicus > Teil des vegetativen Nervensystems, das für un-
bewusste Vorgänge im Körper verantwortlich ist
Hilfe – Asthma! Die wichtigsten Fachausdrücke
112Glossar
Pulverinhalator > Dosiergerät zur Inhalation von Medikamenten,
die in Pulverform vorliegen (z. B. Glukokortikoide)
Quaddel > Juckender, geröteter Hautbereich, wird durch
die Freisetzung von Histamin verursacht
Screening > Suchtest
sensibilisieren > Den Körper für einen Stoff empfindlich machen
Spirometer > Gerät zur Messung der Lungenfunktion
Sputum > Auswurf
STIKO > Ständige Impfkommission
systemisch > Den ganzen Körper einbeziehend, z. B. Anwen-
dung eines Medikaments als Tablette oder Infu-
sion, systemische Glukokortikoide
Theophyllin > Medikament, das die Bronchien erweitert und in
Einzelfällen zur Anwendung kommt
Thorax > Brustkorb
topisch > Örtliche Anwendung eines Medikaments,
z. B. bei inhalativen Glukokortikoiden
Ultraschallvernebler > Ultraschallgesteuertes Gerät zur Inhalations-
behandlung bei Asthma und anderen Atemwegs-
erkrankungen
wie für den schnellen Herzschlag und die Erhö-
hung des Blutdrucks bei Angst, Wut oder Fluchen,
bewirkt auch eine Erweiterung der Bronchien
Nervus parasympathicus > Teil des vegetativen Nervensystems, Gegenspieler
des Nervus sympathicus, verursacht eine
Verengung der Bronchien
Obstruktion > Verengung (hier der Atemwege)
obstruktiv > Verengt, eingeengt
Peakflow-Meter > Messgerät, das den Spitzenfluss der Luft beim
Ausatmen misst
Placebo > Scheinmedikament, d. h. Präparat ohne Wirkstoff
Pneumologie > Lehre von den Erkrankungen der Atmungsorgane
Pneumonie > Lungenentzündung
Prick-Test > Allergie-Haut-Test
Prostaglandine > Hormonähnliche körpereigene Substanzen, die
eine Rolle bei der Entstehung von Fieber,
Schmerzen, Entzündungsreaktionen spielen
Provokationstest > Untersuchung zum Nachweis einer Hyperrea-
gibilität der Bronchien durch Inhalation be-
stimmter Substanzen wie Histamin, Acetylcholin
Hilfe – Asthma! Die wichtigsten Fachausdrücke
AAcetylsalicylsäure >10, 86
Aerosol > 50, 51
Allergene > 10, 24, 35, 85-87, 89, 91, 94, 106-108,
Allergie > 9-11, 18, 22, 24, 32, 25, 63, 67, 73, 76,
85-87, 89, 90, 97
Allergie-Antikörper > 24, 25, 32, 57, 67
Allergie-Screening > 24
Anamnese > 17, 33, 64, 101, 103
Anstrengungsasthma > 10, 67, 95, 104
Asthma-Anfall > 9, 10, 12, 14, 18, 33, 35, 40, 45, 49, 52,
55, 56, 58, 59, 60, 66, 68, 77, 82, 85, 86, 88, 94,
95, 96, 97, 107
Asthma-Kontrolle > 30, 31, 33, 56, 68, 69, 71, 103
Asthma-Provokationstest > 22, 23, 25
Anticholinergika > 32, 37, 39, 68
Antikörper > 25, 24, 32, 57, 67, 68
Atemgymnastik > 81
Atemnot > 8, 9, 12-14, 17, 18, 29, 33, 35, 54, 56, 57, 59,
64, 65, 67, 68, 75, 80-83, 85, 86, 95
Atemwege > 8, 14, 23, 37, 53, 61, 63, 68, 70, 75-77, 97
Atemzentrum > 9
Atmung > 9-11, 20, 23, 46, 51, 52, 60, 65, 74, 75, 81,
82, 92, 94
Ausatmen > 19-22, 65, 70, 77, 81-83
Auslöser > 8-11, 14, 17-19, 24, 26, 63, 67, 73, 74, 78,
85-87, 89, 90, 92
Auswurf > 18, 66
BBasistherapie > 32, 96
Beipackzettel > 34
Bestwert, persönlicher > 23, 30, 69, 76-78, 97
Beta-2-Sympathomimetika > 22, 32, 35-39, 47, 54, 56,
57, 61, 67, 68, 104
Bettsitz > 82, 83
Blut > 9, 25, 26, 46, 48, 54, 67, 106
Bodyplethysmographie > 20, 22, 23
Bronchialschleimhaut > 8, 11, 43, 45, 88, 94
Bronchien > 8-12, 14, 16, 19, 21-24, 35-41, 43, 44, 46,
48-50, 53-58, 61, 68, 71, 74-76, 79, 81, 88, 91,
94, 97, 104, 109
Bronchiolen > 9
Bronchitis > 12, 13, 71, 103
Bronchitis, chronische > 103
Bronchospasmolyse-Test > 21, 22
CCortison > siehe Kortison
Curaplan > 5, 29, 81, 102
D Dauerentzündung > 39, 40, 61, 104
Diagnose > 12-14, 15-19, 22, 23, 26, 41, 64-66, 69, 71,
99-101
Disease-Management-Programm > 98-109
Dokumentation > 102-106
Dosierspray > 36, 48, 50-52, 54, 70, 71
Düsenvernebler > 48, 52, 53, 70
113Stichworte
Hilfe – Asthma!Stichwortverzeichnis
114Stichworte
KKinder > 8, 10, 12, 13, 16, 28, 30, 36, 37, 39, 41, 44, 46,
49, 58, 62-71, 74, 80, 81, 90, 93-95-96, 109
Kontinuierliche Betreuung > 100, 108
Kortison > 22, 39-41, 49, 57, 60, 68, 104
Krankenkasse > 99, 100
Kreuzallergie > 86, 90
Kutschersitz > 60, 82
LLeukotrien-Rezeptor-Antagonisten > 32, 43-45, 56,
68, 104
Lippenbremse > 60, 81, 82
Lunge > 9, 14, 18, 20-22, 26, 48, 49, 52, 53, 65, 67, 71,
74, 75, 77, 81-83, 101
Lungenbläschen > 9, 11
Lungenentlastung > 81
Lungenfunktionsprüfung > 19, 20, 22, 26
Lungenkapazität, totale > 21
MMaske > 70, 71
Methacholin > 22
Milben > 85-88, 91, 94
Monoklonale Antikörper > 68
Mundstück > 23, 48-53, 70, 71, 77
NNotarzt > 60, 61, 77
Notfall > 34, 52, 59, 60, 71, 73, 74, 79, 94, 103, 104
Notfall-Medikament > 60, 77-79, 92
EEinsekundenvolumen > 21
Entwicklungsstörungen > 28
Entzündung > 8, 10, 12, 14, 25, 35, 40, 43, 55, 57, 63,
71, 88
Entzündungszellen > 40
FFEV1-Wert > 21, 22, 24, 30, 69
Feinstaub > 86, 87, 89, 91
GGlukokortikoide > 32, 33, 39-42, 44, 45, 49, 51, 55-57,
68, 104
Gräserpollen > 10, 43, 85, 91, 107
HHausarzt > 12, 29, 100, 101, 106
Haustier > 90
Heiserkeit > 42
Herzschlag > 36, 38
Histamin > 22
Husten > 12-14, 16-18, 54, 56, 63-66, 68, 71, 77, 97
IImpfung > 96
Infektion > 10, 42, 47, 49, 54, 66, 69, 97
Inhalator > 48, 49, 52, 55
Inhalierhilfe > 50, 51, 70
Hilfe – Asthma!Stichwortverzeichnis
115Stichworte
Hilfe – Asthma!Stichwortverzeichnis
OObstruktion > 11, 22
PPatienten-Tagebuch > 74
Peakflow-Messung > 101
Peakflow-Wert > 24, 56, 57, 75, 77, 79, 80, 97
PEF-Wert > siehe Peakflow-Wert
Pneumologe > 16
Pollen > 85, 86, 89
Prick-Test > 24-26, 66
Pulverinhalator > 36, 48-50, 54, 70, 71, 104, 107,
RRauchen > 18, 90, 91, 97, 106, 107
Röntgenuntersuchung > 26
SSauerstoff > 9, 41
Säuglingsalter > 66
Schimmelpilze > 85, 88
Schmerzmittel-Asthma > 10
Schulsport > 93, 94
Schulung > 73-75, 81, 83, 87, 94, 99-101, 105-107
Soor > 41
Spacer > 39, 41, 42, 50, 51, 71
Spasmus > 22
Spezifische Immuntherapie > 86
Spirometrie > 19, 20, 23
Sport > 66, 67, 73, 74, 92, 93-96, 106, 109,
Spray > 22, 38, 41, 51, 55, 65, 71, 76, 94-96, 104, 107,
Strukturiertes Behandlungsprogramm > 98-109
Stufentherapie > 42, 68, 89
Systemische Glukokortikoide > 32, 68, 104
TTheophyllin > 32, 45-47, 56, 57, 68, 104
Tierhaare > 10, 22, 85, 87, 90
Tischsitz > 82
Topische Glukokortikoide > 39, 41, 42, 57
Torwartstellung > 82, 83
UUltraschallvernebler > 48, 53
VVC-Wert > 21
Vitalkapazität, forcierte, exspiratorische > 21
Vorbeugung > 29, 40, 61, 90, 104
XXanthine > 45, 46
ZZigarettenrauch > 90
116Impressum
Hilfe – Asthma!Impressum
HerausgeberAOK-BundesverbandRosenthaler Straße 31
10178 Berlin
Freigabe durch BVA: Juni 2015
Deutscher Hausärzteverband e.V. Edmund-Rumpler-Straße 2
51149 Köln
Realisationmedi cine medienproduktions gmbh
Claudia Gellermann-Schultes, Redaktion
Karin Neumert-Marutschke, Buchgestaltung
Petra Greiner-Senft, Lektorat
Volkhardt Caruna Medien, Druck
Medizinische RedaktionDr. med. Eike Eymers
Ärztliche BeraterDr. med. Michael Wittmann
Dr. med. Wolfgang Soldan
Dr. med. Diethard Sturm
FotografieJochen Tack, Michael Jarmusch
BildnachweisAOK-Bundesverband
medi cine medienproduktions gmbh
KoordinationPeter Willenborg
HinweisDie Informationen in diesem Buch sind von den
Autoren, der Redaktion und den Herausgebern nach
bestem Wissen und Gewissen sorgfältig erwogen
und geprüft, stellen aber keinen Ersatz für eine
medizinische Betreuung jeglicher Art dar. Dies gilt
insbesondere für die in diesem Buch vorgestellten
Heilmittel, die je nach Konstitution des Anwenders
Überempfindlichkeitsreaktionen auslösen oder zu
Nebenwirkungen führen können. Bevor Sie ein hier
aufgeführtes Heilmittel bei sich anwenden, sollten
Sie daher in jedem Fall vorab mit Ihrem Arzt oder
Apotheker Kontakt aufnehmen und sich entspre-
chend beraten lassen.
Autoren, Herausgeber und Redaktion übernehmen
keinerlei Haftung für etwaige Personen- oder Sach-
schäden, die sich aus Gebrauch oder Missbrauch der
in diesem Buch aufgeführten Anwendungsmöglich-
keiten ergeben.
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zugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung der
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© 201
Bischheimer Weg 1
55129 Mainz
6 medi cine medienproduktions gmbh
Andreas Görner, Projektleitung
Hilfe – Asthma! Curaplan Patienten-Handbuch für unbeschwertes Atmen
Asthma beginnt häufi g schon im Kindesalter. Durch unterschiedliche Einfl üsse kommt es zu einer dauer-
haften Entzündung der Atemwege, die zu einer Verengung der Bronchien führt. Die Folge ist Atemnot.
Ziel der Behandlung ist es, dem Patienten diese Atemnot zu nehmen und die Erkrankung unter Kontrolle
zu bringen. Plötzliche Verschlechterungen und gefährliche Asthma-Anfälle sollen vermieden werden.
Dieses Patienten-Handbuch richtet sich an Patienten mit Asthma bronchiale und an Eltern von
erkrankten Kindern. Es informiert Sie über die Ursachen des Asthmas, enthält alles Wissenswerte
zur modernen Therapie und gibt Ihnen wichtige Tipps für das Leben mit der Erkrankung. Das Buch
soll Ihnen helfen, aktiv an der Behandlung der Erkrankung mitzuarbeiten und ihren Verlauf positiv
zu beeinfl ussen. Damit Sie unbeschwert atmen können – trotz Asthma.
Schutzgebühr: 9,90 Euro