Berlin Konjunktur
Corona-Krise erzwingt eine Vollbremsung
Mai 2020
www.ibb.de
Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur 2
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Inhalt
Trendverläufe
Zusammenfassung Corona-Krise erzwingt eine Vollbremsung
Unternehmensnahe Dienstleistungen 2019: Robustes Wachstum bei Umsätzen und Beschäftigung 2020: Corona bremst Erwartungen
Industrie Berliner Industrie stützt Wachstum in 2019 Corona bremst auch die Berliner Industrie
Exporte Außenhandel spürt Unsicherheiten Corona verändert Berliner Exporte
Bauhauptgewerbe Baugenehmigungen sinken weiter Kapazitätsengpässe und Corona bremsen
Tourismus Übernachtungen steigen 2019 um 3,8% 2020 bricht der Tourismus wegen Corona ein
Einzelhandel Umsätze steigen 2019 um 3,9%
Gastgewerbe Umsätze steigen um 0,9%
Unternehmensgründungen und Insolvenzen Mehr Betriebsgründungen in 2019 Corona führt zu Insolvenzen in 2020
Arbeitsmarkt Berliner Jobwunder durch Corona gestoppt
Steuern und Kredite Steuereinnahmen steigen – vor Corona Kreditbestand sinkt um 3,0%
Fazit Weltwirtschaft im Würgegriff der Pandemie
Volkswirtschaft | Mai 2020 3
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2016 2017 2018 2019
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Quartalswerte Saison-/kalenderbereinigte Werte Trend
Unternehmensnahe Dienstleistungen - GesamtUmsatz/Einnahmen aus selbstständiger Tätigkeit; (2015 = 100)
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2016 2017 2018 2019 2020
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Monatswerte Saison-/kalenderbereinigte Monatswerte
Trend langfristiger Durchschnitt
Verarbeitendes GewerbeUmsätze - Gesamt (in Mrd. Euro)
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2016 2017 2018 2019
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen IBB
QuartalswertePrognose
Saison-/kalenderbereinigte Werte Trend
Darunter freiberufliche, wissenschaftliche und technische DienstleistungenUmsatz/Einnahmen aus selbstständiger Tätigkeit; (2015 = 100)
Saison-und kalenderbereinigte Konjunkturdaten / Trendverläufe
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2016 2017 2018 2019 2020
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Monatswerte Saison-/kalenderbereinigte Monatswerte langfristiger Durchschnitt Trend
Verarbeitendes GewerbeAuftragseingänge - Gesamt (2015 = 100)
2016 2017 2018 2019 2020
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Monatswerte Saison-/kalenderbereinigte Monatswerte Trend langfristiger Durchschnitt
BauhauptgewerbeAuftragseingänge - Gesamt (in Mio. Euro)
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2016 2017 2018 2019 2020
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Monatsswerte Saison-/kalenderbereinigte Werte Trend
EinzelhandelUmsatz (2015 = 100)
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2016 2017 2018 2019 2020
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Monatswerte Saison-/kalenderbereinigte Werte Trend
GastgewerbeUmsatz; (2015 = 100)
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2016 2017 2018 2019 2020
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Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Monatswerte Saison-/kalenderbereinigte Monatswerte Trend langfristiger Durchschnitt
BauhauptgewerbeUmsätze (in Mio. EUR)
Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur 4
Zusammenfassung
Corona-Krise erzwingt eine Vollbremsung
Berlin befindet sich gemeinsam mit dem Rest der Welt inmitten einer Pandemie, deren Auswirkun-gen alle Menschen betreffen und die Wirtschaft zu einer Vollbremsung gezwungen hat. Viele Selbst-ständige und mittelständische Unternehmen aus den Bereichen Kunst, Unterhaltung und Erholung, dem Gastgewerbe und den unternehmensnahen Dienstleistungen prägen die Berliner Wirtschaft. Rund 193.000 Soloselbstständige und 183.000 Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeiter sor-gen für die Berliner Mischung, die in den letzten Jahrzenten viele Menschen zum Leben und Arbei-ten an die Spree gezogen hat. In diesem Bereich hat die Stilllegung des gesellschaftlichen und wirt-schaftlichen Lebens oft unmittelbar existenzbedro-hende Ausmaße angenommen.
Auf der anderen Seite besitzt die Berliner Wirt-schaft einen vergleichsweise geringen Industriean-teil von zuletzt 7,8% an der gesamten Bruttowert-schöpfung. In Deutschland insgesamt sind es im-merhin knapp 22%. War der geringe Industrieanteil in der letzten großen Krise 2008 sogar ein gewis-ser Schutz vor einem zu starken Wachstumsein-bruch, so sind in der jetzigen Krise eine Vielzahl der Berliner Dienstleistungsbereiche mit voller Wucht betroffen. Je nach Szenario kann 2020 für Berlin aufgrund der Betroffenheit und Dauer der Schließung einzelner Branchen mit einer Rezessi-on in einer Bandbreite von -5 bis -10% gerechnet werden. Für Deutschland insgesamt könnte die Wirtschaftsleistung um knapp -7% zurückgehen.
Gastgewerbe ist besonders betroffen
Vor allem das Gastgewerbe und der Bereich Kunst, Erholung und Unterhaltung haben in Berlin mit 2,5% bzw. 6,2% einen überdurchschnittlich hohen Anteil an der gesamten Wirtschaftsleistung (Deutschland: 1,6% bzw. 3,8%). Hier wird das Wiederanlaufen nicht friktionslos von statten ge-hen. So könnte der Berliner Tourismus, selbst nach einer medizinischen Normalisierung, weiter-hin unter ausbleibenden ausländischen Touristen aufgrund von Reisebeschränkungen und Quaran-tänebestimmungen leiden. Zudem wird vielen Menschen in der Krise das Geld zum Reisen feh-len. Auch könnten viele mit Reisen verbundene Geschäftstreffen weiterhin digital abgehalten wer-den. In den Restaurants und Unterhaltungsbetrie-ben dürfte auch nach einer Öffnung aufgrund des fortbestehenden Kontaktverbotes eine lange Zeit jeder zweite Sitzplatz frei bleiben. Das Gastgewer-be könnte 2020 zwischen 20% und 40% der Brut-towertschöpfung des Vorjahres verlieren.
Corona stoppt das Berliner Jobwunder
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäf-tigten ist im Februar im Jahresvergleich noch ein-mal um 45.872 auf 1,56 Mio. gestiegen. Damit liegt
Berlin mit einem Zuwachs von 3,0% an der Spitze aller Bundesländer und 1,8 Prozentpunkte über dem deutschen Schnitt. Bereits seit September stockt der Abbau der Arbeitslosigkeit und Corona verschärft diesen Trend dramatisch. So waren im April 2020 182.618 Erwerbslose gemeldet. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 9,3% (Deutschland: 5,8%) – 1,4 Punkte mehr als im Vormonat und 1,6 Punkte mehr als im Vorjah-resmonat. Auf diesem hohen Stand war die Arbeits-losigkeit zuletzt im Frühjahr 2017. Rechnet man zu dieser Zahl noch die Personen hinzu, die eine be-rufliche Eingliederung oder Weiterbildung durchlau-fen, so zählt man 238.000 unterbeschäftigte Men-schen. Die Krise zeigt sich auch in den Anmeldun-gen zur Kurzarbeit. In Berlin meldeten im April 26.036 Unternehmen Kurzarbeit für insgesamt 252.435 Angestellte an.
Dienstleistungsgewerbe leidet unter Corona
Die Dienstleistungsbereiche waren auch in 2019 eine wichtige Stütze der Berliner Wirtschaft und konnte ihre Umsätze um 5,2% gegenüber dem Vorjahr steigern. Mit Umsätzen von 70 Mrd. EUR, knapp 30% der Berliner Umsätze, bestimmen sie den Konjunkturverlauf weiterhin stark. Jedoch wird die Branche von den Maßnahmen zur Eindämmung des Coronoavirus stark getroffen. Gemäß der Kon-junkturumfrage von IHK und Handwerkskammer Berlin aus dem Frühsommer 2020 sehen 40% der Dienstleister die aktuelle Lage als schlecht an und 65% erwarten, dass sich die Lage weiter zuspitzt.
Industrie mit Corona-Knick
Die Berliner Industrie entwickelte sich zuletzt deut-lich besser als im Bundestrend. Insgesamt stiegen die Umsätze bis Februar um 3,3%. Doch die Schließung von Produktionsanlagen, unterbroche-ne Lieferketten sowie der Nachfrageeinbruch auf-grund der Corona-Pandemie werden auch die Ber-liner Industrie 2020 empfindlich treffen. Bei einem stockenden U-Verlauf der Krise könnte die Brutto-wertschöpfung in der Industrie um 6% sinken.
Bauwirtschaft spürt Kapazitätsengpässe
Die Bauaktivität wird vor allem durch den Fachkräf-temangel in vielen Bau- und Handwerksberufen, fehlende Kapazitäten, aber auch immer komplexere Bauvorschriften, schwieriger zu erschließende Grundstücksflächen sowie steigende Baukosten gebremst. Zudem gingen die Baugenehmigungen von Wohnungen 2019 gegenüber dem Vorjahr um 7,4% auf 22.565 zurück. Aufgrund von Corona waren Ämter nur eingeschränkt arbeitsfähig und der Genehmigungsstau dürfte aktuell zunehmen. Für das Jahr 2019 kann mit rund 17.000 fertigge-stellten Wohnungen gerechnet werden. Nötig wä-ren pro Jahr mindestens 20.000 neue Wohnungen.
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2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021
Quelle: Statistische Ämter der Länder, eigene Berechnungen
BIP-Entwicklung in BerlinMrd. EUR in Preisen von 2015 (linke Skala), Wachstumsraten ggü. Vorjahr in % (rechte Skala)
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2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021
Quelle: Destatis, eigene Berechnungen
BIP-Entwicklung in DeutschlandMrd. Euro in Preisen von 2015 (linke Skala), Wachstumsraten ggü. Vorjahr in % (rechte Skala)
Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur 6
Unternehmensnahe Dienstleistungen
2019: Robustes Wachstum bei Umsätzen und Beschäftigung
Die unternehmensnahen Dienstleistungsbereiche
blieb auch in 2019 eine wichtige Stütze der Berli-
ner Wirtschaft. Betriebe in diesem Bereich konnten
mit 5,2% im Jahr 2019 gegenüber dem Vorjahr ein
mehr als doppelt so hohes Umsatzwachstum errei-
chen (Berlin: 2,5%). Die Umsätze in diesem Seg-
ment betrugen 2019 insgesamt 70 Mrd. EUR. Mit
knapp 30% der Berliner Umsätze bestimmen sie
den Konjunkturverlauf daher weiterhin stark.
Weiterhin spürbar sind die zeitverzögerten und
langsam auslaufenden Auswirkungen der Insol-
venz von Air Berlin auf den Luftfahrtumsatz
(-22,7%). Die Digitalwirtschaft bleibt ein Wachs-
tumstreiber. Gut entwickelt haben sich die Informa-
tionsdienstleistungen (+12,4%), Informationstech-
nologie (+11,8%), Werbung und Marktforschung
(+9,0%) sowie die Schifffahrt (+16,0%) mit einem
statistischen Rückpralleffekt.
Die unternehmensnahen Dienstleister haben in
den letzten Jahren ihre Einstellungen kräftig aus-
geweitet und den Großteil der neuen Jobs in Berlin
geschaffen. Insgesamt sind in den Branchen der
unternehmensnahen Dienstleistungen 646.000
Menschen beschäftigt. Im Gesamtjahr 2019 wur-
den in diesem Bereich 4,2% mehr Beschäftigte
gezählt als im Vorjahr. Das Beschäftigungswachs-
tum übertrifft damit leicht den Gesamtberliner Be-
schäftigungsaufwuchs. Im PR- und Marketingbe-
reich wuchs die Beschäftigung um 8,4% und bei
den Informationsdienstleistern um 6,7%. Im Be-
reich Informationstechnologie wurde die Beschäfti-
gung kräftig um 14,5% kräftig ausgeweitet. Dazu
gehören Programmiertätigkeiten, Beratungsleis-
tungen und Datenverarbeitung.
2020: Corona bremst Erwartungen
Jedoch wird die Branche von den Maßnahmen zur
Eindämmung des Coronoavirus stark getroffen.
Insbesondere die Schließung vieler Betriebe im
Dienstleistungsbereich sowie die Ausgangsbe-
schränkungen treffen die Branche aktuell empfind-
lich. Auch die Produktionsrückgänge in der Indust-
rie dürften sich zeitversetzt auf die unternehmens-
nahen Dienstleister auswirken. Gemäß der Kon-
junkturumfrage von IHK und Handwerkskammer
Berlin aus dem Frühsommer 2020 sehen 40% der
Dienstleister die aktuelle Lage als schlecht an und
65% erwarten, dass sich die Lage weiter zuspitzt.
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2016 2017 2018 2019
Quelle: Amt für Statistik Berlin Brandenburg, Destatis, eigene Berechnungen
Berlin Deutschland
Umsatzentwicklung unternehmensnahe Dienstleistungen2015 = 100; saison-/kalenderbereinigte Quartalswerte
Volkswirtschaft | Mai 2020 7
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1,4
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0,3
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3,0
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-1,2
4,4
-22,7
3,4
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16,0
-5 0 5 10 15 20
Informationstechnologie (J)
Rechts-,Steuerberat., Wirtsch.prüf. (M)
sonst. Dienstl. für Unternehmen (N)
Architekt.-, Ing.-Büros, Labore (M)
Personen- u. Güterverkehr (H)
Lagerwesen u. Verkehrsdienstl. (H)
Film, TV, Kino, Musik (J)
Verlagswesen (J)
PR, Unternehmensberatung (M)
Werbung und Marktforschung (M)
Informationsdienstleistungen (J)
sonst. freiberufliche Tätigkeiten (M)
Reisebüros (N)
Überlassung v. Arbeitskräften (N)
Wach-, Sicherheitsdienste (N)
Luftfahrt (H)
Telekommunikation (J)
Post- und Kurierdienste (H)
Rundfunk (J)
Schifffahrt (H)
-5 0 5 10 15 20
1. - 4. Quartal 2019 Umsatzanteil an allen Dienstleist. (obere Skala)
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Umsatztrends ausgewählter DienstleistungsbranchenVeränderung gegenüber Vorjahr in %; Umsatzanteil in %
4,9
14,5
2,8
4,3
-0,9
-2,7
3,1
8,4
1,9
7,2
2,2
6,8
3,1
-1,3
5,3
5,2
-0,6
1,1
2,9
-1,5
-4 0 4 8 12 16
-4 0 4 8 12 16
Rechts-,Steuerberat., Wirtsch.prüf. (M)
Informationstechnologie (J)
sonst. Dienstl. für Unternehmen (N)
Personen- u. Güterverkehr (H)
Architekt.-, Ing.-Büros, Labore (M)
Überlassung v. Arbeitskräften (N)
Wach-, Sicherheitsdienste (N)
PR, Unternehmensberatung (M)
Lagerwesen u. Verkehrsdienstl. (H)
sonst. freiberufliche Tätigkeiten (M)
Werbung und Marktforschung (M)
Informationsdienstleistungen (J)
Film, TV, Kino, Musik (J)
Verlagswesen (J)
Post- und Kurierdienste (H)
Reisebüros (N)
Telekommunikation (J)
Rundfunk (J)
Luftfahrt (H)
Schifffahrt (H)
1. - 4. Quartal 2019 Beschäftigtenanteil an allen Dienstl. (obere Skala)
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Beschäftigungstrends ausgewählter DienstleistungsbranchenVeränderung gegenüber Vorjahr in %; Beschäftigungsanteil in %
5,2
5,3
7,9
2,6
2,7
-10 -5 0 5 10
unternehmensnahe Dienstleistungen(H, J, M, N)
freiberufl. u. wissenschaftl.Dienstleistungen (M)
Information undKommunikation (J)
Sonst. wirtschaftl.Dienstleistungen (N)
Verkehr undLagerwesen (H)
1. - 4. Quartal 2018 1. - 4. Quartal 2019
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Umsatztrends unternehmensnahe DienstleistungenVeränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %
65
25
17
13
10
Absolut in Mrd. EUR p.a.
Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur 8
3,3
8,6
-0,3
6,3
-2,9
27,2
7,6
-12,3
-5,9-9,3
-7,6
-20 -10 0 10 20 30 40
Insgesamt
Inland
Ausland
Pharmazeut. Erzeugnisse
Datenverarbeitungsgeräte
Nahrungmittelherstellung
Elektrische Ausrüstungen
Maschinenbau
Metallerzeugnisse
Druckerzeugnisse
Sonstige Waren
Januar - Februar 2019 Januar - Februar 2020
Umsatztrends der wichtigsten IndustriebranchenVeränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
41
59
0 20 40 60
Anteil in %
Industrie Berliner Industrie stützt Wachstum in 2019
Die Berliner Industrie entwickelte sich deutlich
besser als im Bundestrend. Die Umsätze der Berli-
ner Industrieunternehmen sind 2019 gegenüber
dem Vorjahr um 3,3% gestiegen. Die 329 Berliner
Industriebetriebe mit 50 und mehr Beschäftigten
erzielten nach Angaben des Amtes für Statistik
Berlin-Brandenburg einen Umsatz von insgesamt
25,0 Mrd. EUR, davon 10,4 Mrd. EUR im Inland
(Anteil: 43%) und 14,5 Mrd. EUR im Ausland (An-
teil: 58%). Die Umsätze im Inland stiegen mit
4,4%, etwas stärker als im Ausland (+2,6%). Die
Pharmazeutische Industrie, die umsatzstärkste
Berliner Industriebranche (Anteil an den ausgewie-
senen Industrieumsätzen: 33%), konnte ihre Um-
sätze deutlich um 648,0 Mio. EUR (+8,5%) stei-
gern. Die Hersteller von Druckerzeugnissen (+19,1
Mio. EUR) und von chemischen Erzeugnissen
(+17,3 Mio. EUR) verzeichneten ebenfalls kräftige
Umsatzsteigerungen. Der für Berlin wichtige Ma-
schinenbau (Anteil: 7,7%) meldete auch ein Um-
satzplus von 2,7% (+54,3 Mio. EUR).
Die Auftragsbücher der Berliner Industrie füllten
sich in 2019 um 1,7%. Dabei stiegen mit 1,1% vor
allem die Inlandsbestellungen. Der Zuwachs wurde
insbesondere von den Produzenten von Investiti-
onsgütern getrieben (+10,1%). Besonders stark
stiegen auch die Aufträge von elektrischen Ausrüs-
tungen (+6,8%), von chemischen Erzeugnissen
(+5,2%), der Maschinenbauer (+4,8%) sowie der
Hersteller von Datenverarbeitungsgeräten (+4,6%),
Bei den pharmazeutischen Produzenten stiegen
die Aufträge auf Jahressicht leicht (+1,2%).
Die Beschäftigtenzahl ging dagegen aufgrund ei-
ner veränderten statistischen Zuordnung im phar-
mazeutischen Bereich um -2,1% zurück.
Corona bremst auch die Berliner Industrie
Am aktuellen Rand zeigt sich der Corona-Effekt
nur langsam. Die Aufträge an die Berliner Industrie
sanken im Zeitraum Januar bis Februar um 2,7%
im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die pharma-
zeutischen Aufträge stiegen jedoch um 4,1%, wie
auch die Umsätze der pharmazeutischen Produ-
zenten (+6,3%). Insgesamt stiegen die Umsätze
bis Februar um 3,3%. Doch die Schließung von
Produktionsanlagen, unterbrochene Lieferketten
sowie der Nachfrageeinbruch aufgrund der
Corona-Pandemie werden auch die Berliner In-
dustrie 2020 empfindlich treffen. Bei einem sto-
ckenden U-Verlauf der Krise könnte die Brutto-
wertschöpfung in der Industrie um 6% sinken.
Volkswirtschaft | Mai 2020 9
-2,7
-0,1
1,9
4,1
-12,0
1,8
0,8
-5,7
1,6
-5,6
4,4
-20 -10 0 10 20 30 40 50
Verarbeitendes Gewerbe insg.
Inland
Ausland
Pharmazeut. Erzeugnisse
Maschinenbau
Datenverarbeitungsgeräte
Elektrische Ausrüstungen
Metallerzeugnisse
Chemische Erzeugnissen
Metallerzeugung
Textilien
Januar - Februar 2019 Januar - Februar 2020
Auftragseingänge wichtiger IndustriebranchenVeränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
37
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0 20 40 60
Anteil in %
-4
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2016 2017 2018 2019 2020
Deutschland Berlin (rechte Skala)
Industriebeschäftigtegleitender 12-Monatsdurchschnitt, Veränderung ggü. Vorjahresmonat in Tsd.
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur 10
Exporte Außenhandel spürt Unsicherheiten Die exportorientierten Industrieunternehmen stem-mten sich 2019 gegen ein Klima von außenpoliti-sche Unsicherheiten und globalen Handelsstreitig-keiten. Im Gesamtjahr stiegen die Exporte ins Aus-land im Vergleich zum Vorjahr leicht auf insgesamt 14,7 Mrd. EUR (+0,5%). Die deutschen Exporte stiegen ebenfalls nur um 0,8%. In die USA wurden Berliner Waren im Wert von 1,8 Mrd. EUR ausgeführt, 10,2% weniger als noch im Vorjahr. Die USA sind seit über einer Dekade das mit Abstand wichtigste Berliner Exportland (Ex-portanteil 11,1%). Jedoch haben zunehmende Unsicherheiten einen bremsenden Effekt auf die US-Nachfrage nach Berliner Gütern. Nach China, dem zweitwichtigsten Exportpartner, wurden dage-gen im gleichen Zeitraum mehr Berliner Güter exportiert (+5,4% auf 902 Mio. EUR). Die Exporte pharmazeutischer Erzeugnisse nach China stiegen um 63% auf 140 Mio. EUR. Der Export des am meisten in China nachgefragten Berliner Export-guts, pharmazeutische Erzeugnisse, sank dage-gen um 8,9%. Die Eurozone, die 2019 einen Anteil von 28% an den Berliner Exporten hatte, blieb von der weltweiten Abkühlung nicht unberührt. Die Berliner Ausfuhren dorthin sanken leicht um 1,9%.
Corona verändert Berliner Exporte Die Folgen der Corona-Pandemie treffen auch den Berliner Außenhandel, aufgrund des geringen In-dustrieanteils jedoch weniger stark als andere Regionen Deutschlands. Internationale Lieferket-ten und Nachfrage sowie die Industrieproduktion brechen – zeitlich versetzt in den verschiedenen Regionen der Welt – ein. Aktuell spürt man bereits den Effekt auf die Exporte nach China, wo die Pandemie ausbrach: Diese sanken in den ersten beiden Monaten um 12,8% im Vergleich zum glei-chen Vorjahreszeitraum. Insgesamt stiegen die Berliner Exporte in den ersten beiden Monaten aber noch um 8,6%. Besonders stark war die Zu-nahme der Exporte in die Nachbarländer Frank-reich (+55,3%) und Polen (+37,3%). Die größte Warengruppe sind pharmazeutische Erzeugnisse, deren Export in den ersten beiden Monaten 2020 um 55% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu-nahm. Auch die Exporte von Motorrädern (+22,8%) und Geräten zur Elektrizitätserzeugung und -verteilung (+23,3%) stiegen stark, der Absatz von chemischen Enderzeugnissen sogar um 107,1%. Die Exporte dürften 2020 aufgrund der sich aus-breitenden Corona-Pandemie insgesamt negativ ausfallen.
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30
2016 2017 2018 2019 2020
Eurozone USA Asien EU ohne Euroländer Naher Osten Insgesamt
Berliner Exportemonatliche Trendwerte, Veränderung ggü. Vorjahr in %
Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
Volkswirtschaft | Mai 2020 11
185,6
160,7
46,2
22,3
1,2
-22,6
11,1
-0,2
0,8
38,4
9,2
15,0
-3,2
-17,8
-1,0
0,0
-8,5
13,6
-313,1
-200 -100 0 100 200
Insgesamt
Pharmazeutische Erzeugnisse
sonstige Fahrzeuge
Geräte z. Elektrizitätserz. u. -vert.
Medizinische Geräte
Motoren u.a. Teile f. Kraftfahrzeuge
Maschinen, a.n.g.
Mess- u. steuerungstechn. Erzeugn.
Kraftmaschinen
Schuhe
Chemische Enderzeugnisse, a.n.g.
Enderzeugnisse, a.n.g.
Eisen-, und Metallwaren, a.n.g.
Kakao und Kakaoerzeugnisse
Pumpen und Kompressoren
Waren aus Kunststoffen
Mineralölerzeugnisse
Lager, Getriebe, u. Antriebselem.
….
Januar - Februar 2020 Januar - Februar 2019
Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnung
Exporttrends: wichtigste WarengruppenVeränderung ggü. Vorjahr in Mio. EUR
185,6
-25,1
72,4
44,1
-20,9
30,7
17,9
10,8
-11,9
7,3
-2,9
-10,6
-2,0
-3,7
12,9
22,2
-0,4
9,4
-313,1
-100 0 100 200
Insgesamt
USA
Frankreich
Polen
China
Italien
Niederlande
Schweiz
Österreich
Spanien
Japan
Tschechische Republik
Russische Förderation
Belgien
Schweden
Kanada
Rumänien
Republik Korea
…
Januar - Februar 2020 Januar - Februar 2019
Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnung
Exporttrends: wichtigste ExportländerVeränderung ggü. Vorjahr in Mio. EUR
2.411
267
203
162
143
131
125
104
79
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58
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1.122
320
239
107
65
460
238
119
68
140
2.220
0 200 400 600 800 1.000 1.200
Insgesamt
USA
Frankreich
Polen
China
Italien
Niederlande
Schweiz
Österreich
Spanien
Japan
Tschechische Republik
Russische Förderation
Belgien
…
Euroländer
EU-28
Neue EU-Länder
GIIPS-Staaten
Naher und Mittlerer Osten
ASEAN
Asien
BRICS
Next Eleven
OPEC
Ölstaaten
Berliner Exportenach Hauptabnehmern in Mio. EUR
Januar - Februar 2020 Januar - Februar 2019
Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
18,6
8,66,6
3,2 2,81,7 1,4 0,6 0,3
-0,4 -0,8-2,6 -3,1
-5,1 -5,6
-11,5-15
-10
-5
0
5
10
15
20
Me
ckle
nbu
rg-
Vo
rpo
mm
ern
Be
rlin
Th
ürin
gen
Sch
lesw
ig-
Hols
tein
Hesse
n
Ba
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n-
Wü
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mb
erg
Sa
chse
n-
An
ha
lt
Nie
ders
ach
sen
Sa
chse
n
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urg
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d
Ba
yern
Nord
rhein
-W
estf
ale
n
Sa
arl
and
Rhe
inla
nd
-Pfa
lz
Ham
bu
rg
Exporte Februar 2020Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %
Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
0
100
200
300
400
500
0
100
200
300
400
500
95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18Feb.19
EU (alte Mitgliedsländer) EU (neue Mitgliedsländer) Amerika Asien
Exporte nach Ländergruppen 1995 = 100
Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur 12
1,8
-1,9
0,1
-29,0
-40 -20 0 20 40 60 80
Gebäude insgesamt
Wohnungen insgesamt
Neubau
Aus- und Umbau
BaugenehmigungenVeränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %
Januar 2019 Januar 2020
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Davon:
Bauhauptgewerbe Baugenehmigungen sinken weiter Seit 2011 sind im Schnitt jährlich 40.000 Menschen nach Berlin gezogen und die Nachfrage nach Wohnraum wächst kontinuierlich. Nötig wären pro Jahr mindestens 20.000 neue Wohnungen. Aller-dings wurden in 2018 nur 16.706 neue Wohnun-gen fertiggestellt. So wächst der rekordhohe Über-hang an genehmigten, aber noch nicht fertigge-stellten Wohnungen weiter auf 63.403 an (+8,5% gegenüber Vorjahr). Zudem gingen die Bauge-nehmigungen von Wohnungen 2019 gegenüber dem Vorjahr um 7,4% auf 22.565 zurück, darunter 86% Neubauten (-6,7%). In den ersten beiden Monaten 2020 sank die Genehmigungszahl weiter um 5,0% im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeit-raum. Aufgrund von Corona waren Ämter nur ein-geschränkt arbeitsfähig und der Genehmigungs-stau dürfte aktuell sogar noch zunehmen. Die Bedarfslücke lässt sich kurzfristig nicht schlie-ßen. Die Bauaktivität wird durch den Fachkräfte-mangel, durch überausgelastete Kapazitäten so-wie aktuell die Corona-Krise gebremst. So stieg der Auftragsbestand im Bauhauptgewerbe bereits 2019 um 12,7% auf 1,6 Mrd. EUR – der höchste Stand seit 19 Jahren. Immer komplexere Bauvor-schriften, schwieriger zu erschließenden Grund-
stücksflächen und steigende Baukosten bremsen ebenso. 2019 dürften nur rund 17.000 Wohnungen fertiggestellt werden.
Kapazitätsengpässe und Corona bremsen
2019 stiegen die Umsätze im gesamten Bau-hauptgewerbe um 0,3% auf 4,7 Mrd. EUR. Im Wohnungsbau stieg der Umsatz nach einem sehr dynamischen Vorjahr um 7,3 Mio. EUR (+0,3%), im öffentlichen Bau um 5,0 Mio. EUR (+0,7%) und 3,1 Mio. EUR im Wirtschaftsbau (+0,2%). Im Aus-baugewerbe wurde aufgrund starker Nachfrage ein Umsatz von 2,2 Mrd. EUR erwirtschaftet, 206 Mio. EUR mehr als im Vorjahr (+10,2%). Die Trends bei den Auftragseingängen im Bau-hauptgewerbe zeigen nach oben. 2019 wurden insgesamt 3,6 Mrd. EUR Bauaufträge verbucht, (+9,2%). Davon entfielen 1,6 Mrd. EUR auf den Wohnungsbau, 1,4 Mrd. EUR auf den Wirtschafts-bau und 585 Mio. EUR auf den öffentlichen Bau. Der Jahresbeginn 2020 verlief dynamisch: In den ersten beiden Monaten stiegen die Bauaufträge um 58,7% und die Umsätze um 22,1%. Auch 2020 bleiben die Nachfrageüberhänge im Wohnungsbau bestehen. Allerdings dürfte es aufgrund von Corona sowie der der Mietenbegrenzung zu einer rückläufigen Investitionstätigkeit im Baubereich kommen.
Volkswirtschaft | Mai 2020 13
0,3
0,3
0,2
0,7
0 5 10 15 20
insgesamt
Wohnungsbau
Wirtschaftsbau
Öffentlicher Bau
Umsatztrends Bauhauptgewerbe Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %
2018 2019
Quelle: eigene Berechnungen •
0 20 40 60
Anteil in %
9,2
5,6
16,1
3,5
-20 -10 0 10 20 30 40 50 60
insgesamt
Wohnungsbau
Wirtschaftsbau
Öffentlicher Bau
Trends der Auftragseingänge Bauhauptgewerbe Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %
2018 2019
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen •
0 20 40 60
Anteil in %
Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur 14
Tourismus Übernachtungen steigen 2019 um 3,8% Die vom Amt für Statistik gemeldeten Gästezahlen sind in 2019 um 3,4% auf 14,0 Mio. gestiegen. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einer Stei-gerung um 461.000 Gäste. Dabei sind vor allem mehr inländische Gäste gekommen (+381.000, +4,7%) und nur 80.000 mehr ausländische Besu-cher (+1,5%). Mehr Gäste als im Vorjahreszeit-raum sind aus Italien gekommen, hier ist die Zahl um gut 34.000 (+8,8%) auf 354.000 gestiegen. Damit belegte Italien den 4. Platz im Länderran-king, nach den USA (478.000) und dem Vereinig-ten Königreich Großbritannien und Nordirland (574.000) und Spanien (370.000). Gegenüber dem Vorjahreszeitraum hat sich die Gästezahl aus dem Königreich allerdings um 43.000 bzw. 6,9% deut-lich reduziert – erste Effekte des Brexits. Mit der steigenden Gästezahl erhöhte sich auch die Zahl der Übernachtungen. In 2019 wurden 39,1 Mio. Übernachtungen verzeichnet, rund 1,3 Mio. mehr als noch im Vorjahr (+3,8%). Aufgrund der hohen Zahl der Übernachtungen stieg auch die Bettenauslastung bei den 794 Berliner Beherbergungsbetrieben um 1,1 Prozentpunkte auf 61,4% deutlich an. Die Aufenthaltsdauer eines registrierten Berlin-Gastes lag bei durchschnittlich
59 Stunden (2,4 Tage) lag. Die touristischen Aus-gaben betrugen insgesamt rund 7,0 Mrd. EUR. Gegenüber dem Vorjahr war das eine Steigerung um 257 Mio. EUR. Ein großer Teil der Gäste kam mit dem Flugzeug nach Berlin. 2019 sind auf den Berliner Flughäfen 35,5 Mio. Menschen ausgestiegen, 2,7% mehr als noch im Vorjahreszeitraum.
2020 bricht der Tourismus wegen Corona ein Aufgrund der Corona Pandemie kam der internati-onale und nationale Tourismus vollständig zum Erliegen. Auch im weiteren Jahresverlauf dürfte der Tourismus deutlich eingeschränkt bleiben, da weltweit viele Reisebeschränkungen noch eine lange Zeit aufrechterhalten bleiben. Zudem wird vielen Menschen das Geld zum Reisen fehlen. Bei den Gästen sieht man in den aktuellen Zahlen bis Februar noch eine leichte Steigerung (+3,7%). Aus den wichtigen Ländern Italien (-0,1%) und Spanien (-14,6%) kamen bereits deutlich weniger Gäste als im gleichen Vorjahreszeitraum, aus China und Hongkong waren es sogar 29,5% weniger Gäste. Die Zahl der Fluggäste auf den Berliner Flughäfen ging in den ersten beiden Monaten um 8,6% zu-rück. Im Oktober 2020 wird der neue Flughafen BER eröffnen, aufgrund des Corona-Stillstands könnte Tegel dagegen etwas früher schließen.
0
2
4
6
8
10
12
14
16
0
5
10
15
20
25
30
35
40
05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Grafik und Berechnung
Veränderung ggü. Vj. in % (rechte Skala)
Übernachtungen in Millionen (linke Skala)
Übernachtungen in Berlinin Millionen
34,1
Volkswirtschaft | Mai 2020 15
2,7
4,8
0,1
0 2 4 6 8 10
Übernachtungen
davon Inland
davon Ausland
Januar - Februar 2018 Januar - Februar 2019 Januar - Februar 2020
ÜbernachtungenVeränderung zum Vorjahreszeitraum in %
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
3,7
5,3
1,0
0 2 4 6 8 10
Gästeankünfte
davon Inland
davon Ausland
Januar - Februar 2018 Januar - Februar 2019 Januar - Februar 2020
GästeVeränderung zum Vorjahreszeitraum in %
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
1.932.156
78.074
53.429
47.695
47.508
38.633
37.535
33.237
31.449
26.234
22.449
20.585
16.840
15.367
15.055
12.116
10.965
0 20.000 40.000 60.000 80.000 100.000
Insgesamt:
GB
Italien
USA
Spanien
Niederlande
Frankreich
Russland
Polen
Schweiz
Dänemark
Österreich
Israel
Schweden
Belgien
Ukraine
Brasilien
…
Gäste
Januar - Februar 2019 Januar - Februar 2020
Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
4.512.883
210.041
161.933
143.455
132.912
104.105
101.315
94.703
70.507
67.582
61.005
60.566
47.794
40.821
38.481
36.888
32.666
0 100.000 200.000 300.000
Insgesamt:
GB
Italien
Spanien
USA
Frankreich
Niederlande
Russland
Polen
Schweiz
Dänemark
Israel
Österreich
Schweden
Belgien
Brasilien
Ukraine
…
Übernachtungen
Januar - Februar 2019 Januar - Februar 2020
Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
5,4
5,1
4,6
2,6
2,5
2,2
2,2
1,8
-1,0
-1,3
-1,8
-1,9
-2,0
-4,2
-4,6
-8,1
-10 -5 0 5 10 15
USA
Polen
Russland
Belgien
Niederlande
Brasilien
Ukraine
Türkei
…
Norwegen
Frankreich
Finnland
Griechenland
Schweiz
China
GB
Spanien
GästezahlenVeränderung gegenüber Vorjahreszeitraum in Tsd.
Januar - Februar 2019 Januar - Februar 2020
Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur 16
80
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100
110
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130
140
2016 2017 2018 2019 2020
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Monatsswerte Saison-/kalenderbereinigte Werte Trend
EinzelhandelUmsatz (2015 = 100)
Einzelhandel
Umsätze steigen 2019 um 3,9% Der Berliner Einzelhandel verbuchte nach vorläufi-
gen Berechnungen des Amtes für Statistik Berlin-
Brandenburg ein dynamisches Jahr 2019 und setz-
te preisbereinigt 3,9% mehr um als noch im Vor-
jahr. Damit wächst der Berliner Einzelhandel etwas
stärker als im bundesdeutschen Durchschnitt
(+3,0%).
Ausschlaggebend für das Wachstum des Einzel-
handels in Berlin war die seit Jahren wachsende
Stadtbevölkerung um durchschnittlich jährlich rund
40.000 Menschen sowie stetig steigende Touris-
muszahlen. Starke Impulse kommen inzwischen
auch vom Internet- und Versandhandel. In den
vergangenen Jahren wurden in Berlin viele Ge-
schäftsmodelle in Form innovativer Start-ups um-
gesetzt, die nun von Berlin aus international agie-
ren. Im Bereich Online-Handel stiegen die Umsät-
ze um 7,6% (Deutschland: +8,0%). Der Umsatz im
Facheinzelhandel mit Technik, Haushalts- und
Heimwerkerbedarf stieg ebenfalls deutlich (+7,3%).
Dieser Geschäftszweig profitierte von der guten
Einkommenssituation der Haushalte.
Die Zahl der Beschäftigten im Einzelhandel stieg
2019 um 1,1%. Beschäftigung aufgebaut wurde
bei den Händlern mit Nahrungsmitteln, Getränken
und Tabak (+3,7%), im Facheinzelhandel (+0,5%)
sowie bei Händlern mit Verlagsprodukten und
Sportwaren (+2,8%). Der Internethandel reduzierte
dagegen sein Personal (-0,4%) aufgrund von zu-
nehmendem Fachkräftemangel.
In den ersten beiden Monaten 2020 nahm der
Umsatz stark um 5,1% im Vergleich zum gleichen
Vorjahreszeitraum noch zu. Vor allem im Handel
mit Lebensmitteln (+7,7%), im Facheinzelhandel
(+7,2%) und Onlinehandel (+8,6%) stiegen die
Umsätze deutlich. Die Auswirkungen der Corona-
Pandemie dürften den weiteren Verlauf deutlich
beeinflussen. Durch die zeitweise Schließung der
meisten Facheinzelhändler dürfte der Umsatz der
Branche einbrechen. Zwar wurden mehr Lebens-
mittel eingekauft und der Onlinehandel kann einen
Teil der Ausfälle kompensieren. Insgesamt dürften
der Konjunktureinbruch, die Einkommenseinbußen
sowie aufgrund Corona ausbleibende Touristen
den Einzelhandel 2020 stark belasten.
Volkswirtschaft | Mai 2020 17
80
90
100
110
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130
140
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
2018 2019 2020
Umsatz Einzelhandel insgesamt 2015 = 100
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
5,1
4,4
7,7
7,2
1,3
8,6
-2 0 2 4 6 8 10 12
Einzelhandel (ohne Kfz) insg.darunter:
Kaufhäuser/Tankstellen
Supermärkte
Facheinzelhandel
sonstiger Einzelhandel
Versand-, Markt- und Internethandel
Januar - Februar 2018 Januar - Februar 2019 Januar - Februar 2020
Umsatztrends im EinzelhandelVeränderung zum Vorjahreszeitraum in %
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur 18
Gastgewerbe Umsätze steigen 2019 um 0,9%
Das Berliner Gastgewerbe (bestehend aus Beher-
bergungsgewerbe und Gastronomie) blickt auf ein
erfolgreiches Jahr 2019 zurück. Nach vorläufigen
Zahlen des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg
stiegen die Umsätze um 0,9% (Deutschland:
+0,6%). Dabei stiegen die Umsätze in den Berliner
Hotels, Gasthöfen und Pensionen gegenüber dem
Vorjahr um 0,9% (Deutschland: +0,6%). Touristen
aus dem Ausland nutzen neben den klassischen
Hotels und Pensionen auch alternative Unterbrin-
gungsformen, sodass die tatsächliche Zahl der
Übernachtungen deutlich höher sein dürfte.
Die Berliner Gastronomie meldete 2019 ebenfalls
eine Umsatzsteigerung (+0,9%; Deutschland:
+0,7%). Die Umsätze der Berliner Restaurants,
Gaststätten, Imbissstuben, Cafés und Eissalons
stiegen dabei um 0,3%, die Umsätze der Caterer
sogar um 3,8%.
Die Zahl der Beschäftigten im Gastgewerbe stieg
2019 um 1,3% (Deutschland: +1,4%). In den Berli-
ner Hotels, Gasthöfen und Pensionen stagnierte
die Beschäftigung, in den Restaurants ging sie
sogar leicht zurück (-0,4%), während sie aufgrund
der zunehmenden Nachfrage bei den Caterern
deutlich stieg (+9,8%).
In den ersten beiden Monaten 2020 stieg der Um-
satz im Berliner Gastgewerbe noch um 1,5% im
Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum. Im
Gesamtjahr 2020 dürfte die Corona-Pandemie das
Berliner Gastgewerbe jedoch aufgrund der Absage
von Messen und Großveranstaltungen, der staat-
lich angeordneten Schließung von Restaurants
und Hotels und des Stopps des internationalen
Tourismus in eine tiefe Krise stürzen. Gestrichene
Reisen, Übernachtungen, Events und Verzehre
können nicht nachgeholt werden. Der Tourismus
dürfte noch länger eingeschränkt bleiben und auch
bei Lockerungen wird vielen Menschen das Geld
für Reisen fehlen. Gemäß der Frühsommer-
Umfrage von IHK planen drei von vier Unterneh-
men im Gastgewerbe Beschäftigung abzubauen.
97% der befragten Unternehmen bewerten die
aktuelle Geschäftslage als schlecht und 79% ge-
hen davon aus, dass die Aussichten noch ungüns-
tiger sind.
Das Gastgewerbe könnte nach im Krisenjahr 2020
insgesamt bis zu 40% der Bruttowertschöpfung
von 2019 verlieren.
80
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120
130
2016 2017 2018 2019 2020
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Monatswerte Saison-/kalenderbereinigte Werte Trend
GastgewerbeUmsatz; (2015 = 100)
Volkswirtschaft | Mai 2020 19
1,5
-1,1
-0,8
2,6
2,2
2,6
-8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10 12
Gastgewerbe insges.darunter:
Beherbergungsgewerbe insg.
Hotels
Gastronomie insg.
Restaurants, Schankwirtschaft, etc.
Caterer, etc.
Januar - Februar 2018 Januar - Februar 2019 Januar - Februar 2020
Umsatztrends im GastgewerbeVeränderung zum Vorjahreszeitraum in %
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
70
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120
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140
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
2018 2019 2020
Umsatz Gastgewerbe2015 = 100
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur 20
1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
1 1
1 1
1 1
1 1
1 1
1 1
1 1
1 1
1 1
1 1
1 1
1 1
1 1
1 1
1 1
1 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 1 1 1 1 1
980 (-23,7%) 272 (-35,7%) 1.996 (-42,3%) 1.738 (-20,2%)
58 (-13,4%) 270 (-8,8%)
Betriebsgründung sonstige Neugründung
Betriebsgründung
Hauptniederlassung
Betriebsgründung
Zw eigniederlassung
Gründung
Kleingew erbetreibendeGründung Nebenerw erb
1.252 (-26,7%) 3.734 (-33,8%)
Neugründung Rechtsform-
w echsel
62 (12,7%)
Gewerbeanmeldungen Januar - Februar 2020 (Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum)
Gesellschafter-
eintritt
Erbfolge,
Kauf, Pacht4.986 (-32,1%) 28 (-15,2%)
5.598 (-30,7%)
Neuerrichtungen Zuzug Übernahme
5.014 (-32,1%) 194 (-29,7%) 390 (-6,7%)
Umw andlung
Unternehmensgründungen und Insolvenzen
Mehr Betriebsgründungen in 2019
In 2019 wurden 41.756 Gewerbeanmeldungen bei
den zuständigen Gewerbeämtern in Berlin regis-
triert. Das waren 1.187 weniger als noch im Vor-
jahr (-4,9%). Dies liegt auch an der guten Lage auf
dem Arbeitsmarkt, wo Fachkräfte inzwischen sehr
gefragt sind. Im Bundesdurchschnitt stiegen die
Gewerbeanmeldungen dagegen um 0,6%. Gleich-
zeitig wurden 2019 in Berlin 35.713 Gewerbe ab-
gemeldet, so dass ein positiver Saldo von 6.043
Gewerbemeldungen verblieb. Der Saldo war in den
freiberuflichen, wissenschaftlichen und techni-
schen Dienstleistungen (1.672) sowie im Bereich
Handel, Instandhaltung und Reparatur (854) be-
sonders hoch. Im Informations- und Kommunikati-
onsgewerbe hat das Gründungsgeschehen etwas
an Dynamik verloren, der Saldo betrug 992
(-3,7%). Der Saldo der wichtigen Betriebsgründun-
gen stieg dagegen deutlich um 11,1% auf 2.301.
Zu 75% sind diese Betriebe Kapitalgesellschaften,
die besonders viele Arbeitsplätze schaffen.
Zu Beginn 2020 brach das Gründungsgeschehen
allerdings ein. Die Gewerbeanmeldungen sanken
bis Februar um 30,7% im Vergleich zum Vorjah-
reszeitraum. Die Abmeldungen sanken leicht um
2,0%, bis Februar belief sich der Saldo aber auf
-1.466. Dies dürfte ein Vorgeschmack auf das
Gesamtjahr 2020 sein, in dem Corona das Grün-
dungsgeschehen vollständig aushebeln dürfte.
Corona führt zu Insolvenzen in 2020
In 2019 ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen
mit 1.382 im Vergleich zum Vorjahr leicht gestie-
gen (+1,3%). Die Höhe der Forderungen der Gläu-
biger ist dagegen im Vergleich zum Vorjahreszeit-
raum deutlich um 26,8% auf 812 Mio. EUR gesun-
ken. Die meisten Insolvenzen betrafen die Berei-
che Handel und Kfz-Reparatur (251), freiberufliche,
wissenschaftliche und technische Dienstleistungen
(202) sowie Gastgewerbe (192) und Baugewerbe
(176). Im Bereich Information und Kommunikation
mussten 88 Firmen aufgeben (-20).
Aufgrund von Corona hat das Bundesministerium
für Justiz und Verbraucherschutz die Insolvenzan-
tragspflicht rückwirkend von März bis September
ausgesetzt. Wie viele Unternehmen die Krise
überstehen, wird sich erst mit Abstand zeigen und
hängt von dem weiteren Verlauf der Pandemie ab.
Geschäftsmodelle müssen angepasst werden oder
funktionieren nicht mehr, Lieferketten und Nach-
frage brechen ein und Risikokapitalgeber könnten
sich zunehmend zurückziehen. Notenbanken, Eu-
ropäische Union, Bundes- und Landesregierungen
versuchen in einer gemeinsamen Anstrengung die
Notlage mit riesigen Schutzschirmen abzufedern.
Wie viele Unternehmen die Krise letztlich nicht
überleben, wird aber erst mit Verzögerung sichtbar
werden.
Volkswirtschaft | Mai 2020 21
0
100
200
300
400
500
600
700
800
80
90
100
110
120
130
140
150
160
16 17 18 19
beantragte Unternehmensinsolvenzen (Anzahl pro Monat)
gleitender Durchschnitt (Anzahl pro Monat)
Forderungen in Mio. EUR pro Monat (rechte Skala, Durchschnitt)
Unternehmensinsolvenzen
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
-800
-600
-400
-200
0
200
400
-800
-600
-400
-200
0
200
400
16 17 18 19 20
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Anmeldungen Abmeldungen Saldo
Gewerbemeldungen monatliche Trendwerte, Veränderung gegenüber Vorjahresmonat
-40
-30
-20
-10
0
10
20
30
40
-40
-20
0
20
40
16 17 18 19 20
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Gründungen Aufgaben Saldo
Betriebsgründungen und -aufgabenmonatliche Trendwerte, Veränderung gegenüber Vorjahresmonat
5.7676.043
-32
-101
854
70
20
992
160
162
3.034
816
-500 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500
Insgesamt
Verarbeitendes Gewerbe
Baugewerbe
Handel
Verkehr und Lagerei
Gastgewerbe
Informat.u.Kommunikat.
Finanz-,Vers.Dienstlstg.
Grundst.-u.Wohngs.wesen
Unternehmensnahe Dienstlstg.
öffentl.u.priv.Dienstlstg.
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
2018 2019
Gründungsgeschehen - Saldo Gewerbean- und -abmeldungen
20722303
18
262
91
87
-90
480
125
223
1.004
72
-500 0 500 1000 1500
Insgesamt
Verarbeitendes Gewerbe
Baugewerbe
Handel
Verkehr und Lagerei
Gastgewerbe
Informat.u.Kommunikat.
Finanz-,Vers.Dienstlstg.
Grundst.-u.Wohngs.wesen
Unternehmensnahe Dienstlstg.
öffentl.u.priv.Dienstlstg.
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
2018 2019
Gründungsgeschehen - Saldo Betriebsgründungen und -aufgaben
Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur 22
Arbeitsmarkt
Berliner Jobwunder durch Corona gestoppt
Der Arbeitsmarkt entwickelte sich 2019 dynamisch,
bremste im Winter aber hinsichtlich des Abbaus
der Arbeitslosigkeit leicht ab. Die Zahl der sozial-
versicherungspflichtig Beschäftigten ist 2019 im
Jahresvergleich um 47.164 auf 1,56 Mio. gestie-
gen. Damit lag Berlin mit einem Zuwachs von 3,1%
an der Spitze aller Bundesländer und 2,0 Prozent-
punkte über dem deutschen Schnitt. Im Februar
(letzte verfügbaren Daten) stiegt die Zahl um 3,0%
im Vergleich zum Vorjahr. In den letzten drei Jah-
ren hat sich die Zahl der sozialversicherungspflich-
tig Beschäftigten um rund 160.000 erhöht. Jeder 5.
neue Berliner Job wurde im überdurchschnittlich
gut entlohnten Bereich Information und Kommuni-
kation geschaffen. Der Personalbedarf in den Un-
ternehmen, besonders an Fachkräften, blieb hoch.
Im Dezember 2019 wies die Bundesagentur für
Arbeit 24.133 offene Stellen aus, 2.767 weniger als
im Vorjahr. Bis März 2020 (letzte verfügbare Da-
ten) sank die Zahl der offenen Stellen bereits auf
22.667 Stellen und dürfte aufgrund der Corona-
Pandemie im April weiter einbrechen.
Die Coronakrise zeigt sich deutlich in den Arbeits-
losenzahlen. So waren im April 2020 182.618 Er-
werbslose gemeldet. Das entspricht einer Arbeits-
losenquote von 9,3% (Deutschland: 5,8%) – 1,4
Prozentpunkte mehr als im Vormonat und 1,6 mehr
als im Vorjahresmonat. Auf diesem hohen Stand
befand sich die Arbeitslosigkeit zuletzt im Frühjahr
2017. Werden zu dieser Zahl noch die Personen
hinzugezählt, die eine berufliche Eingliederung
oder Weiterbildung durchlaufen, so gibt es 238.000
unterbeschäftigte Menschen in Berlin. Seit Sep-
tember ist der in den letzten Jahren zu beobach-
tende stetige Abbau der Arbeitslosigkeit ins Sto-
cken geraten. Dieser Trend wird sich durch die
Coronakrise dramatisch verstärken.
Die Krise zeigt sich auch in den Anmeldungen zur
Kurzarbeit. In Berlin meldeten nach Angaben der
Agentur für Arbeit im April 26.036 Unternehmen
Kurzarbeit für insgesamt 252.435 Angestellte an.
In der letzten Krise von 2008 und 2009 wurden
jedoch nur 20 bis 40% dieser vorsorglichen Vo-
ranmeldungen tatsächlich in Anspruch genommen.
Die Aussichten bleiben düster. Laut der Frühsom-
mer-Umfrage der Berliner IHK übersteigt in allen
Branchen der Anteil der Unternehmen, die Be-
schäftigung abbauen müssen, diejenigen, die Be-
schäftigung aufbauen wollen. So fiel der Saldo der
Personalplanungen für die Gesamtwirtschaft auf
einen Zähler von -17. Die Größenordnung ist ver-
gleichbar mit der Finanzkrise 2009.
1,0
1,5
2,0
2,5
3,0
3,5
4,0
4,5
5,0
1,0
1,5
2,0
2,5
3,0
3,5
4,0
4,5
5,0
16 17 18 19 20
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Berlin Deutschland
Sozialversicherungspflichtig BeschäftigteVeränderung ggü. Vorjahr in %
Volkswirtschaft | Mai 2020 23
-1,8
-1,2
-0,6
0,0
0,6
1,2
1,8
-20
-10
0
10
20
30
40
16 17 18 19 20
Arbeitslose in Tausend (linke Skala)
Arbeitslosenquote in Prozentpunkten (rechte Skala)
Unterbeschäftigungsquote in Protzentpunkten (rechte Skala)
Veränderung der Arbeitslosigkeit(ggü. Vorjahresmonat)
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
1.300
1.350
1.400
1.450
1.500
1.550
1.600
1.650
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen
2018 2019 2020
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigtein Tausend
0,0
1,0
2,0
3,0
4,0
5,0
6,0
0
10
20
30
40
50
60
70
15 16 17 18 19 20
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen
SV-Beschäftigte in Tausend in % zum Vorjahresmonat (rechte Skala)
Veränderung der Beschäftigung(ggü. Vorjahresmonat)
3,64
5,2 5,25,7 5,8 5,8 6 6,1 6,2
7,1 7,3 7,47,8 7,9
9,3
11
0
2
4
6
8
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12
0
2
4
6
8
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12
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Bre
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Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen
in %Arbeitslosenquoten April 2020
0,2 0,2
0,6 0,6 0,60,8 0,9 0,9
1,2 1,2 1,31,4
1,51,7
2,3
3,0
0
1
2
3
4
0
1
2
3
4
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ols
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Ham
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Be
rlin
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen
in %
Veränderung der Beschäftigten Februar 2020
24.133
4.279
4.113
3.828
3.545
3.458
2.517
1.194
844
354
0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000
Insgesamt
Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit
Gesundheit, Soziales, Erziehung
Bau, Architektur, Gebäudetechnik
Industrie
Handel, Vertrieb, Tourismus
Buchhaltung, Recht, Verwaltung
Werbung, Marketing, Kultur
Naturwissenschaft, Informatik
Land-, Forstwirtschaft, Gartenbau
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen
Offene Stellen Februar 2020
130
140
150
160
170
180
190
130
140
150
160
170
180
190
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
2018 2019 2020
Gemeldete Arbeitslosein Tausend
2,5
3,0
3,5
4,0
-1,5
-1,0
-0,5
0,0
0,5
1,0
1,5
2,0
16 17 18 19 20
Berlin Deutschland Abstand Arbeitslosenquoten (rechte Skala)
Arbeitslosenquote im VergleichVeränderung ggü. Vorjahr in Prozentpunkten / Abstand Berlin zu Deutschland
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen
Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur 24
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
0
50
100
150
200
16 17 18 19 20
Quelle: Senatsvewaltung für Finanzen, eigene Berechnung
in Mio. EUR in Prozent (rechte Skala)
Steuereinnahmen Berlins vor Steuerverteilungmonatliche Trendwerte; Veränderung ggü. Vorjahresmonat
Steuern und Kredite
Steuereinnahmen steigen – vor Corona
Überdurchschnittlich steigende Beschäftigtenzah-
len und hohe Umsätze in den Berliner Unterneh-
men führten in Vor-Coronazeiten zu Rekordein-
nahmen des Landes Berlin. So sind die Steuerein-
nahmen vor Steuerverteilung bis März 2020 ge-
genüber dem Vorjahreszeitraum um 303 Mio. EUR
auf 8,6 Mrd. EUR gestiegen (+3,7%).
Die Effekte der Coronakrise zeichnen sich bereits
langsam ab. Deutliche Zuwächse gab es in den
ersten drei Monaten zwar noch bei der Lohnsteuer
(+7,6% auf 3,4 Mrd. EUR), bei der Abgeltungs-
steuer (+134,5% auf 39 Mio. EUR) sowie bei den
nicht veranlagten Ertragssteuern (vor allem auf
Dividenden: +22,3% auf 187 Mio. EUR). Jedoch
sanken die Einnahmen aus der Einkommenssteuer
(-1,8% auf 783 Mio. EUR), aus der Umsatzsteuer
(-1,0% auf 2,5 Mrd. EUR) sowie aus der Gewerbe-
steuerumlage (-193,2% auf 7 Mio. EUR). Rechnete
das Land Berlin für 2019 noch mit einem Über-
schuss von 983 Mio. EUR, dürfte die Coronakrise
die Verschuldung nun wieder ansteigen lassen.
Die ab 2020 geltende Schuldenbremse sieht vor,
dass Notlage-Schulden planmäßig und in einem
angemessenen Zeitraum getilgt werden müssen.
Kreditbestand sinkt um 3,0%
Der Kreditbestand bei den am Standort Berliner
tätigen Banken betrug nach dem dritten Quartal
2019 laut Auskunft der Bundesbank 131 Mrd.
EUR. Gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht
das einen Rückgang um 3,0%. Die Firmenkredite,
mit 67 Mrd. EUR die größte Bestandsposition,
nahmen um 5,1% zu. Auch Wohnungsbaukredite
verzeichneten im dritten Quartal im Vergleich zum
Vorjahresquartal einen deutlichen Anstieg um
11,5% auf 37 Mrd. EUR. Hierzu zählen große Kre-
ditpositionen von Wohnungsbauunternehmen.
Kredite für Energie- und Wasserversorger stiegen
wieder um 9,6% auf 58 Mrd. EUR. Die Nachfrage
nach Immobilienkrediten blieb weiterhin hoch. So
wurden Kredite für den Wohnungsbau um 9,4%
auf 26 Mrd. EUR ausgeweitet. Zudem war die
Konsumlaune angesichts der guten Wirtschafts-
und Arbeitsmarktlage positiv. So legten auch die
Verbraucherkredite noch um 5,0% auf 9,7 Mrd. zu.
Einige Unternehmen werden aber aufgrund der
Coronakrise Stützungskredite aufnehmen und
Rückzahlungen aufschieben müssen oder auf-
grund von Insolvenz vollständig ausfallen. Damit
dürften in den kommenden Monaten auch die Be-
lastungen für die Banken am Standort steigen.
Volkswirtschaft | Mai 2020 25
-10
-8
-6
-4
-2
0
2
4
6
8
10
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73
75
78
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85
2016 2017 2018 2019
Veränd. zum Vorjahresquartal in % (rechte Skala)
Kreditbestand in Mrd. EUR (linke Skala)
UnternehmenskrediteKreditbestand aller Bankniederlassungen in Berlin
Quelle: Deutsche Bundesbank, eigene Berechnungen
31,3
118,7
6,7
2,7
-40 -20 0 20 40 60 80 100 120
Steuereinnahmen
dav. Umsatzsteuer
dav. Lohnsteuer
weitere Steuern
Januar - März 2019 Januar - März 2020
Steuereinnahmen nach SteuerartenVeränderung zum Vorjahreszeitraum in %
Quelle: Senatsverwaltung für Finanzen, eigene Berechnungen
3,7
31,3
51,3
-3,2
-0,2
7,8
-20 0 20 40 60
Steuereinnahmen vorSteuerverteilung
Steuereinnahmen
Darunter:
Landesanteil anGemeinschaftsteuern
Landessteuern
Gemeindesteuern
Gemeindeanteile anGemeinschaftsteuern
Januar - März 2019 Januar - März 2020
Steuereinnahmen BerlinVeränderung zum Vorjahreszeitraum in %
Quelle: Senatsverwaltung für Finanzen, eigene Berechnungen
5,1
9,6
-14,0
-9,4
-2,3
12,3
30,6
13,1
13,6
-60 -40 -20 0 20 40
Unternehmen insgesamt
Dienstleistungsgewerbe
Finanzierungsinstitutionen und Versicherungen
Energie- und Wasserversorgung
Verarbeitendes Gewerbe
Handel
Verkehr und Nachrichtenübermittlung
Baugewerbe
Land- und Forstwirtschaft
3. Quartal 2019 3. Quartal 2018
Kredite an UnternehmenKreditbestand aller Bankniederlassungen in Berlin, Veränderung ggü. Vorjahr in Prozent
Quelle: Deutsche Bundesbank, eigene Berechnungen
-2,3
7,8
-3,1
-17,1
12,8
-16,0
-2,7
2,1
67,6
17,9
-20 0 20 40 60 80
Insgesamt
Chemische Industrie
Druckgewerbe, Möbel, Recycling
Datenverarbeitungsgeräte, Optik
Machinen-, Fahrzeugbau, Reparatur
Ernährungsgewerbe, Tabakverarbeitung
Metallerzeugung und -bearbeitung
Gummi- u. Kunststoffwaren
Textil und Bekleidungsgew.
Glas, Keramik, Steine und Erden
3. Quartal 2019 3. Quartal 2018
Kredite an IndustrieunternehmenKreditbestand aller Bankniederlassungen in Berlin, Veränderung ggü. Vorjahr in Prozent
Quelle: Deutsche Bundesbank, eigene Berechnungen
Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur 26
Weltwirtschaft im Würgegriff der Pandemie
Die Berliner Wirtschaft entwickelt sich nicht unab-
hängig von überregionalen Zusammenhängen. Der
Berlin-Ausblick basiert auch auf Annahmen und
Prognosen über die Weltwirtschaft, den Euro-
Raum und die Kapitalmärkte, die wiederum von
der Politik der Zentralbanken abhängen. Alle diese
Parameter werden derzeit von der weltweiten Co-
vid 19-Pandemie dominiert.
Der mit der Pandemie verbundene wirtschaftliche
weltweite Einbruch ist in Ausmaß, Ablaufmuster
und Geschwindigkeit ohne historisches Vorbild. Er
trifft alle Weltregionen und fast alle Wirtschaftsbe-
reiche gleichzeitig und bleibt in seiner Tragweite
vorläufig nur schwer kalkulierbar. Die Schadensbi-
lanz der Finanzkrise 2008/09 wird aber voraus-
sichtlich übertroffen werden.
Bislang lassen sich die wirtschaftlichen Schäden
der Coronakrise vorwiegend anhand von bran-
chenspezifischen Umsatzausfällen schätzen und
für die Geltungsdauer der Eindämmung hochrech-
nen. Normalerweise als zyklische Nachläufer be-
kannte konsumnahe Wirtschaftsbereiche hatten
dabei in kürzester Zeit die stärksten Einbußen
hinzunehmen. Zudem sorgt auf der Angebotsseite
der Abbruch von Lieferketten für erhebliche Span-
nungen bei den produzierenden Unternehmen.
In den großen Volkswirtschaften fällt ein Fünftel bis
ein Viertel des privaten Konsums aufgrund der
behördlichen Maßnahmen weg. Hinzu kommt in
vielen Bereichen eine angebots- und nachfragesei-
tige Selbstbeschränkung. Auch ein künftiger Neu-
start dürfte deshalb in vielen wirtschaftlichen Seg-
menten wohl stockend verlaufen. Vor diesem Hin-
tergrund könnte sich für Deutschland im Gesamt-
jahr mit -6,7% ein Einbruch im Bruttoinlandspro-
dukt ergeben, der die Einbußen nach der Finanz-
krise noch übertrifft (2009: -5,7%). Dabei ist neben
dem privaten Konsum vor allem der Außenhandel
von starken Rückgängen betroffen. Dagegen tra-
gen die vergleichsweise umfangreichen fiskali-
schen Überbrückungshilfen sowie der im internati-
onalen Vergleich gut aufgestellte Gesundheitssek-
tor zur Schadenbegrenzung bei.
Mit der Auflage von umfangreichen Hilfsprogram-
men wurde ein wirtschaftspolitischer Kurswechsel
vollzogen. So dürften in diesem Jahr alle großen
Industriestaaten und Regionen hohe Haushaltsde-
fizite aufweisen, deren Finanzierung durch die
ausreichend flexibel ausgestaltete Ankaufpro-
gramme der Zentralbanken sichergestellt werden
sollten.
Mitten in der Phase der rapiden globalen Ausbrei-
tung des Corona-Virus sorgte zudem die Uneinig-
keit zwischen Russland und Saudi-Arabien über
eine Angebotsverknappung auf dem Ölmarkt und
eine Stabilisierung der Preise für erhöhte Unsi-
cherheiten. Die weltweiten Konjunktureinbrüche
führten zu einer abrupten Drosselung der Ölnach-
frage. So wurden schnell riesige Lagerbestände
mit Öl aufgefüllt. Da aufgrund fehlender Lagerka-
pazität immer weniger Käufer an den Ölmärkten
auftraten, rutschten die Ölpreise im März be-
schleunigt ab und erreichten im April an den US-
amerikanischen Ölmärkten kurzzeitig sogar negati-
ve Preisnotierungen. Der ruinöse Preiswettbewerb
könnte in der Folge Drittanbieter, wie z.B. die ame-
rikanischen Schieferölförderer, aus dem Ölmarkt
drängen, da sie auf dem niedrigen Preisniveau
nicht mehr profitabel wirtschaften können.
Der Preisverfall beim Öl wird auch ölproduzierende
Schwellenländer wie Russland, Iran, Irak und Ve-
nezuela hart treffen. Bei den erdölimportierenden
Ländern sollte der Preisverfall dagegen vorerst zu
einer Rückbildung der Inflation beitragen und die
Produktion verbilligen. So sind die Importpreise im
März bereits um 3,5% zurückgegangen. Das sollte
in normalen Zeiten eigentlich die Produktionskos-
ten drücken und den Konsum ankurbeln. Aufgrund
der staatlicherseits verordneten Konsumein-
schränkungen kommt dieser positive Effekt in der
Pandemie aber nicht zum Tragen.
Gemeinsam mit dem Rest der Welt befindet sich
die Berliner Wirtschaft im Würgegriff der Covid19-
Pandemie. Vorausgegangen war eine Phase un-
gebrochenen Aufschwungs mit überdurchschnitt-
lich hohen Wachstumsraten. Seit 2008 ist die
hauptstädtische Wirtschaft pro Jahr 1,2 Prozent-
punkte über dem Bundesschnitt gewachsen. Die
Stärke der Vergangenheit, eine überwiegend
dienstleistungsorientierte Wirtschaft und ein gerin-
ger Industrieanteil, kehrt sich mit dieser Krise aber
in ihr Gegenteil. Diesmal dürfte Berlin stärker be-
troffen sein als in der letzten Krise 2008/09. Im
Jahr 2020 könnte der Einbruch des Bruttoinlands-
produkts in Berlin, je nach Szenario zwischen -5%
und -10%, im Durchschnittlich aber stärker ausfal-
len als für den Bund, für den mit -6,7% gerechnet
wird. Eine Rückkehr zu den wirtschaftlichen Ni-
veaus auf Vorkrisenniveau wird voraussichtlich erst
Anfang 2022 erreicht. Danach könnte sich die Er-
folgsgeschichte Berlins fortsetzten. Denn die At-
traktivität Berlins wird durch die Pandemie nicht
dauerhaft geschädigt.
Fazit
Volkswirtschaft | Mai 2020 27
Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur 28
Herausgeber: Investitionsbank Berlin Volkswirtschaft Bundesallee 210 10719 Berlin [email protected]
Verfasser: Sarah Kopp Claus Pretzell Telefon 030/2125-4752
Weitere Publikationen unter
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Investitionsbank Berlin
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