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Bibliographieren
- Bibliographieren dient der systematischen Literaturrecherche, um folgende
Fragen zu beantworten:
1. Was wurde bisher zu diesem Thema, der Fragestellung oder innerhalb der
akademischen Disziplin veröffentlicht?
2. Wurde das Thema schon mit ähnlichen Fragen und Ergebnissen erforscht?
Gibt es eindeutige und signifikante Desiderate?
Zur Beantwortung dieser Fragen und für einen ersten Überblick über das
epistemische Feld innerhalb eines Themas, sind vier sozialwissenschaftliche
Datenbanken von besonderer Relevanz. Sie dienen als Such- und
Selektionsinstrument, welche einen umfassenden Bestand an
wissenschaftlicher Literatur bereithalten. Auf Basis der Recherche ergeben sich
Handlungsempfehlungen und Konsequenzen für das weitere Vorgehen
innerhalb eines Projektes oder einer Fragestellung.
1. Wiso-net privat gebührenpflichtig, innerhalb des Hochschulnetzes kostenfrei
(www.bib.uni-wuppertal.de Datenbanken Wiso-net)
2. Sociological abstracts privat gebührenpflichtig, innerhalb des
Hochschulnetzes kostenfrei (www.bib.uni-wuppertal.de Datenbanken
Sociological abstracts))
3. KVK (Karlsruher Virtueller Katalog)
4. Social Science Citation Index (SSCI)
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Nr. 1, 2 und 3 haben aufgrund des Bib-Zugangs den Vorteil, dass über einen
„Verfügbarkeit“-Button gleichzeitig nach dem Text recherchiert werden kann. Um
diesen Text zu erhalten, gibt es drei Möglichkeiten:
In der Bib vorhanden
über Fernleihe bestellbar
online gleich abrufbar
Hinweis: Um von außerhalb auf das Uni-Netzwerk zuzugreifen, kann man sich
folgendermaßen einen VPN-Zugang einrichten. Über https://webvpn.uni-
wuppertal.de mit den Uni-Account-Daten einwählen und auf der nächsten Seite
unter „Network Connect“ den Start-Button drücken.
Nach dem Durchforsten dieser Datenbanken kann davon ausgegangen werden, dass
die für die Arbeit relevanten Veröffentlichungen weitgehend gesichtet wurden.
Folgernd werden Hinweise für den präzisen Ablauf einer Literaturrecherche gegeben,
die eine effektive Suche nach relevanter Literatur ermöglichen.
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Erster Schritt
Als Erstes können die für die Suche relevanten Stichwörter in einer Tabelle gesammelt
werden.
Bsp.:
Wiso-net KVK Sociological
abstracts
SSCI
Medikament* deutsch englisch englisch; ggf.
deutsch
Konsum
Arzneimittel
Arzneimittelkonsu
m
...
....
In dieser Tabelle wird der Verlauf der Recherche genau dokumentiert (z. B. wo wurde
Recherche beendet). Je nachdem, wie viele Ergebnisse unter einem Stichwort
auftauchen (auch beispielsweise über 400 Einträge), wird man mehrere Tage damit
verbringen.
Durch die Recherche kommen auch möglicherweise immer wieder neue Stichwörter
hinzu oder andere werden irrelevant.
Stichwörter:
Es sollten solche Wörter verwendet werden, die für das Thema immer wieder in Texten
von Bedeutung sind. Um ein größtmöglich relevantes Gebiet einzukreisen, ist es
wichtig, zusammengefügte Wörter auch ebenso auseinander einzugeben.
Bsp: Medikamentenkonsum
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Konsum Medikament*
Da die Datenbanken ausschließlich nach den eingegebenen Worten suchen, ist es
ebenso möglich, durch ein * den Abschluss des Wortes offen zu halten
Bsp.: Medikament*
Beinhaltet in der Suche alle erdenklichen Ergänzungen und Endungen
Medikamentenkonsum, -gebrauch, -e, -engabe, usw.
Mit dieser Methode erscheint mit großer Wahrscheinlichkeit eine sehr hohe
Trefferquote. Um dies auf die relevanten Texte zu reduzieren, sind je nach Begriff die
Komposita (zusammengesetzte Wörter) möglicherweise hilfreicher.
Oftmals sind Begriffe, die durch den medialen Diskurs geprägt wurden, nicht kohärent
zu der Verwendung in wissenschaftlichen Aufsätzen (Verwendung spezieller
Fachbegriffe etc.). Hierbei ist es ratsam nach dem entsprechenden Thesaurus eines
Begriffes zu recherchieren, um weitere Treffer zu erhalten. Ferner sind die
englischsprachigen Äquivalente der Begriffe ein Suchkriterium, da Englisch die
Arbeits- und Verkehrssprache der scientific community ist.
Zweiter Schritt
Vor der Recherche sollte unbedingt geklärt werden, innerhalb welchen Zeitraumes
nach Treffern gesucht wird. Je nach Fragestellung, Thema und Disziplin kann der
Suchzeitraum erheblich variieren. Zumeist ist aber der aktuelle Forschungsstand
aufzuarbeiten, da sich aus diesem Fragen, Bearbeitungsnotwendigkeiten und
Leerstellen (Desiderate) ergeben.
Darüber hinaus ist stets das Datum der Recherche zu vermerken, um eine
Rekonstruktion der Trefferlisten für Dritte (oder innerhalb eines Projektteams) zu
ermöglichen im weiteren Verlaufe der Recherche.
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Dritter Schritt
Hier wird das Vorgehen zu den drei wichtigsten Datenbanken erläutert.
Wiso-net:
Das Wiso-net ist eine gebührenpflichtige Datenbank. Den Angehörigen der Universität
steht diese kostenlos über den Uni-Zugang zur Verfügung.
Die darunter gefundenen Veröffentlichungen werden nach Erscheinungsjahr
angezeigt.
Hinweis: Um die Suche auf unseren Themenbereich einzugrenzen, ist es sinnvoll,
unter „erweiterte Suche“ den Button „Sozialwissenschaften“ anzuklicken.
Für Suchanfragen siehe nachfolgende, erweiterte Suchmaske.
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Als nächstes werden die für das Thema relevanten Veröffentlichungen vom Wiso-net
in ein Word-Dokument alphabetisch kopiert. Dadurch, dass Titel mehrfach auftauchen,
erhält man so den Überblick, welche Veröffentlichungen schon notiert wurden, und
gleichzeitig wird so das Literaturverzeichnis entworfen.
(Aufgrund der Bib-Verbindung ist es im Wiso-net gleich möglich, die Texte auch zu
beziehen - wobei man sich hier zunächst einmal auf die als wirklich wichtig
erscheinenden beschränken sollte. Gleichzeitig sollten die dann vorhandenen Texte
auf der Liste gekennzeichnet werden.)
Danach wird das Stichwort in der Tabelle abgehakt und evtl. Bemerkungen dazu
notiert: bei ... abgebrochen, da Veröffentlichungsjahr nicht mehr relevant, oder
abgebrochen, da unrelevant.
KVK
Der Karlsruher Virtuelle Katalog ist eine Datenbank, die Kataloge sämtlicher
Bibliotheken durchsucht. Am sinnvollsten erscheint es, wenn zunächst unter allen
deutschsprachigen Bibliotheken gesucht wird.
Hier ist es von Bedeutung, die Stichwörter unter dem Titel zu suchen. Die
„Schlagwörter“ sind oft von den Autoren oder Verlagen subjektiv zugeordnet. Dadurch
erscheinen möglicherweise relevante Texte nicht in der Ergebnisliste.
Durch die Schlagwortrecherche erfasst man allerdings diejenigen Einträge, die den
Begriff nicht im Titel oder Untertitel tragen, aber dennoch inhaltlich einschlägig sind.
Unter Titel-Suche werden alle Veröffentlichungen aufgeführt, bei denen das Stichwort
im Titel oder Untertitel erscheint.
KVK Deutsch
Titel
Jahr
Autor
ISBN
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Körpersch
aft
ISSN
Schlagwort
Verlag
Deutschland
SWB
BVB
HBZ
HEBIS
KOBV
GBV
DDB
StaBi Berlin
TIB
Hannover
ÖVK
VD17
ZDB
Österreich
Österr. BV
Österr. Landesbibl.
Österr. NB 1501 -
1929
Österr. NB 1930 -
1991
Österr. NB 1992 -
Schweiz
Helveticat SLB
Bern
IDS Basel/Bern
IDS Zürich
Universität
NEBIS / ZB Zürich
Westschweizer BV
RERO
Weltweit
Australische NB
Dänische NB
Finnische NB
Französische NB
Französischer VK
Britischer VK
British Library
Italienischer VK
Kanadischer VK
Niederländische
NB
Norwegischer
VKW
Polnische NB
Russische SB
Schwedischer VK
Spanische NB
Spanischer VK
Buchhandel
abebooks.de
Amazon.de
Booklooker.de
KNV
Libri.de
ZVAB
Suchen
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Tschechische NB
Ungarische NB
Library of
Congress
Die gefundenen relevanten Veröffentlichungen werden wieder kopiert und in die
alphabetische Liste einsortiert.
Beim KVK ist die umso wichtiger, da in mehreren Bibliotheken dieselben
Veröffentlichungen vorhanden sind.
Der KVK enthält ebenso Kataloge ausländischer Bibliotheken. Um beispielsweise die
englischsprachige Literatur zu durchforsten, müssen die Stichwörter und Schlagwörter
auch wie oben beschrieben allerdings in Englisch eingefügt und die
englischsprachigen Bibliotheken angeklickt werden.
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Social Sciences Citation Index (SSCI)
Der Social Sciences Citation Index ist eine der größten (überwiegend
englischsprachige) sozialwissenschaftlichen Datenbanken der Welt, die ihre Quellen
vorwiegend aus wissenschaftlichen Fachzeitschriften speist. Den Angehörigen der
Universität Wuppertal steht mittels des VPN-Clients eine kostenlose Benutzung der
Datenbank zur Verfügung. Darüber hinaus ist es ratsam, einen kostenlosen,
persönlichen Account einzurichten, der weitere Funktionen wie eine Historie der
Suchbegriffe und Kombinationen bereithält. Dies ist gerade für erneute und
kontinuierliche Literaturrecherchen eine weitreichende Hilfestellung.
Vor der Recherche sind für sozialwissenschaftliche Themen und Suchbegriffe zwei
Umstellungen ratsam:
Der Reiter „All Databases“ ist auf „Web of Science Core Collection“ zu
verändern
Der Reiter “Basic Search” ist auf “Advanced Search” zu stellen
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Im Zuge der Recherche im SSCI sind die Boolschen Operatoren (AND, OR, NOT etc.)
für logische Verknüpfungen zu verwenden. Ferner ist für eine effektive und
umfassende Recherche die Nutzung von Sonderzeichen ratsam. Ein * (Asterix)
ergänzt den Wortstamm eines Suchbegriffs und eines Stichwortes (Bsp: charism* ->
sucht sowohl Artikel rekurrierend auf „charism“, als auch „charismatic leadership oder
sonstige Wortergänzungen)
Für eine zielgerichtete Recherche sind die Querys (Suchoperationen) von Relevanz,
sie entscheiden über den (Miss-)Erfolg der Recherche. Querys enthalten:
die Stichwörter
die Boolschen Operatoren
die „field tags (Suchanweisungen; Suche nach Autor, Titeln, Themen etc)
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Zunächst ist es ratsam weitläufiger zu recherchieren, so dass die Suchquery nach
Stichwörtern (TS) und NICHT nach Aufsatztiteln (TI) operiert. Auf Basis differenter
Stichwörter und/oder Kombinationen ergeben sich erste Hinweise, welche Aufsätze
relevant für die Recherche und welche ungewollten Überschneidungen zu obsoleten
Themen/Aufsätzen bestehen. Mit diesen ersten Rechercheergebnissen lassen sich
nun präzisere und elaborierte Suchquerys bilden, die durchaus auch nach Aufsatztiteln
operieren können
Ferner bestehen zwei weitere Suchinstrumente, die es zu beachten gilt:
Unter „Timespan“ kann der Suchzeitraum manuell justiert werden. Je nach
Thema und Fragestellung ist die Zeitspanne weitläufiger bzw. aktueller zu
wählen.
Unter „More settings“ ist die zu durchsuchende Datenbank zu wählen. Hierbei
genügt es in der Datenbank „Science Citation Index Expanded (SCI-
EXPANDED) --1945-present“ zu suchen.
Retrospektiv lassen sich Suchquerys verbinden und zu einer gemeinsamen Trefferliste
zusammenfügen. Die Search History bietet die Funktion „Combine Sets“ an, die mit
einem AND oder OR ausgeführt werden kann. Dies kann zu noch genaueren und
präziseren Rechercheergebnissen führen.
Beispiel für eine Suchquery: TS=(charism* AND politic*)
Gesucht werden hierbei alle Aufsätze mit den angegebenen Stichwörtern und deren
potentiellen Wortstämmen.
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In der vorliegenden Trefferliste kann nunmehr die Liste nach diversen Kriterien sortiert
werden, z. B. nach Relevanz, Alter der Aufsätze oder nach der Zitationshäufigkeit der
Treffer. Hierbei gilt es jedoch zu beachten, dass die Zitationshäufigkeit, also die
Quantität von Referenzierungen nicht automatisch auf einen hohen wissenschaftlichen
Standard schließen lässt. Sie ist jedoch ein aussagekräftiger Indikator für einen hohen
Relevanzfaktor innerhalb der Disziplin bzw. des akademischen Feldes.