Breaking the Taboo
Charlotte Strümpel, Österreichisches Rotes Kreuz
3. FSW-ExpertInnen-Forum: „Gewalt gegen ältere Menschen“
Wien, 18. November, 2008
Breaking the Taboo
Gewalt gegen ältere Frauen in der Familie erkennen und handeln –
Sensibilisierung und Stärkung professioneller Pflege- und Betreuungskräfte
Mai 2007 – April 2009
Ablauf
1) Hintergrund2) Ziele3) Partner4) Produkte5) Methoden der Forschungsphase6) Ergebnisse: Erfahrungen mit Gewalt7) Ergebnisse: Erkennen von Gewalt8) Ergebnisse: Handlungsmöglichkeiten9) Schlußfolgerung: Weiterer Handlungsbedarf
Hintergrund• Viel Aufmerksamkeit für Gewalt gegen Frauen und
Kinder• Gewalt gegen ältere Menschen (und speziell ältere
Frauen) weiterhin ein Tabu-Thema• Wenig Daten und Wissen zum Thema• Berichte von MitarbeiterInnen der mobilen Pflege und
Betreuung bezüglich der Relevanz des Themas• Keine spezialisierten Anlaufstellen – weder Anlaufstellen
gegen Gewalt noch Altenhilfe “zuständig”• MERI-Studie: Wissenslücken im Bereich Gewalt gegen
ältere Frauen (www.own-europe.org)
Ziele des Projekts• Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung zum Thema
Gewalt gegen ältere Frauen in Familien
• Befähigung von MitarbeiterInnen der mobilen Pflege und Betreuung, Gewaltsituationen gegen ältere Frauen in der Familie zu erkennen und zu handeln
• Entwicklung von Massnahmen und Unterlagen zur Bewusstseinsbildung
• Erheben welche Handlungsstrategien es für MitarbeiterInnen schon gibt
Partner
Koordination• Österreichisches Rote Kreuz
(AT)
Hauptpartner• Forschungsinstitut des
Roten Kreuzes (Österreich)
• Jagiellonian University, Krakau (Polen)
• Emmeerre (Italien)
• STAKES (Finnland)
Unterstützende Partner
• LACHESIS, (Belgien)
• CESIS, (Portugal)
• ISIS – Sozialforschung, (Frankreich)
Evaluation• ISIS – Sozialforschung: Institut
für Soziale Infrastruktur (Deutschland)
Produkte
Forschungsphase• 7 Nationale Berichte• Europäischer Forschungsbericht (http://www.oerk.at/pflege-betreuung/)• Internationaler ExpertInnen-Workshop
Bewusstseinsbildungsmaßnahmen• Broschüre: Definitionen, Erkennen und Handeln, Länderspezifische
Informationen• Bewusstseinsbildungsworkshops für Mitarbeiterinnen der mobilen
Pflege und Betreuung (jeweils 3 in Österreich, Italien, Polen, Finland)
• Konferenz in Österreich, Italien, Polen, Finland– Wiener Rathaus, 18. März, 2009 (bei Interesse email an:
Methoden der Forschungsphase
• Literaturüberblick
• Interviews n= 59 (AT 14; I 16: FIN 10; PL 19)– HeimhelferInnen, HKP, Sozialarbeiterinnen, PflegehelferInnen– Führungspersonen der Mobilen Pflege und Betreuung
• Fragebogen= 141 (AT 28; I 38: FIN 35; PL 40)– Anbieter der mobilen Pflege- und Betreuung – Organisationen des Opferschutzes und Gewaltprävention– Ausbildungs- und Weiterbildungsorganisationen
Erfahrungen mit Gewalt (1)
• MitarbeiterInnen ist großteils bewusst, dass Gewalt gegen ältere Menschen vorkommt
• Manche Formen der Gewalt werden nicht als solche erkannt
• Fälle, die weitergeleitet werden, sind selten
• Unterschiedliche Wahrnehmung zwischen Führungspersonal und MitarbeiterInnen
Erfahrungen mit Gewalt (2): Beispiele
• Physische Gewalt: Essen auf grobe Art und Weise verabreichen oder grob pflegen
• Psychische Gewalt: Drohungen oder ständige Kontrolle• Emotionale Gewalt: Würde der älteren Frau ignorieren
oder wie ein Kind behandeln• Finanzielle Ausbeutung• Vernachlässigung
! Meistens treten verschiedene Formen gemeinsam auf!
Gewalt erkennen (1)
• Erkennen ist für befragte MitarbeiterInnen generell schwierig
• Gewaltsituationen können selten direkt wahrgenommen werden
• Emotionale, psychische Gewalt und finanzielle Ausbeutung sind schwieriger zu erkennen als physische Gewalt und Vernachlässigung
Gewalt erkennen (2)
• Beobachtung: Signale und Symptome
• Berichte von anderen MitarbeiterInnen, Familienmitgliedern und Nachbarn
• Gespräche mit dem Opfer
Gewalt erkennen (3): Barrieren
• Keine Möglichkeit alleine mit KlientIn zu sprechen
• Klientin gibt Gewalterfahrung nicht zu
• Kommunikationsschwierigkeiten zB bei Demenz
• Angst vor Konflikten mit Familienangehörigen
• Mangel an Ausbildung und/oder Erfahrung
• Zeitmangel
Handeln (1): Existierende Strategien• Unterstützung pflegender Angehöriger
– Gespräche– Zusätzliche Unterstützung– Regelmässige Hausbesuche
• Meldung an Führungspersonen
• Unterstützungsstrukturen der Organisationen – Teamsitzungen– Dokumentation– Unterstützung der MitarbeiterInnen, zB durch Supervision
Handeln (2): Existierende Strategien
• Meldung an andere Stellen– Polizei– Fachaufsicht– SozialarbeiterIn– Hausarzt
• Seniorenheim, Krankenhaus
Wichtiger Grundsatz: Wünsche der Klientin berücksichtigen!
Belastungen für MitarbeiterInnen
• Unsicherheit, wie reagiert werden soll
• An wen wendet man sich?
• Aushalten / Ohnmacht bei Nicht-Lösungen
• Sorge um PatientIn „mit nach Hause nehmen“
• Angst vor Angehörigen bzw. Übergriffe durch KlientInnen oder Angehörige
Schlussfolgerungen (1): Weiterer Handlungsbedarf
• Unterstützung pflegender Angehöriger– Kurzzeitpflege– Selbsthilfegruppen– Leistbare und zugängliche häusliche Pflege und Betreuung– Case management– Unterstützung durch Freiwillige
• Verbesserung der gesetzlichen Rahmenbedingungen, um der spezifischen Situation älterer Frauen gerecht zu werden
• Bewusstseinsbildung
Schlussfolgerungen (2): Weiterer Handlungsbedarf
• Stärkung der MitarbeiterInnen– Wichtige Rolle der MitarbeiterInnen der mobilen Pflege- und Betreuung– Bewusstseinsbildung– Kontaktinformationen– Aus- und Weiterbildung: Gesetze, psychologisch Hilfe etc : – Teamsitzungen– Klare Handlungsleitlinien der Organisationen
• Unterstützungsstrukturen– Anlaufstellen (hotline) für MitarbeiterInnen und Opfer, die schnelle Hilfe
anbieten – Bessere Zusammenarbeit zwischen Opferschutzeinrichtungen und
Organisationen, die mobile Pflege und Betreuung für ältere Menschen anieten
– Frauenhäuser, auch für ältere Frauen?
Konkrete Ergebnisse
• Broschüre für Wien (Gewaltplattform) – liegt aus
• Broschüre für Österreich (Daphne-projekt) – ist in Kürze beziehbar ([email protected])
• Tagung im Wiener Rathaus – 18. März 2009, Ankündigung liegt aus
ProjektmitarbeiterInnen• Österreich: Charlotte Strümpel, Claudia Gröschel Cornelia Hackl:
Österreichisches Rotes KreuzErentraud Lehner, Anna Schopf, Barbara Kuss: Forschungsinstitut des Roten Kreuzes
• Belgien: Els Messelis: LACHESIS, Gerd Callewaert: Flemish Reporting Point for Elder Abuse
• Finnland: Minna-Liisa Luoma, Christina Manderbacka: STAKES• Frankreich: Hannelore Jani Le-Bris: ISIS-Frankreich• Deutschland: Karin Stiehr: ISIS – Institut für Soziale Infrastruktur• Italian: Piero Lucchin, Kai Leichsenring: emmeerre S.p.A• Polen: Beata Tobiasz-Adamczyk, Barbara Wozniak, Monika
Brzyska, Tomasz Ocetkiewicz: Jagiellonian University Medical College, Chair of Epidemiology and Preventive Medicine
• Portugal: Isabel Baptista, Heloisa Perista: CESIS – Centro de Estudos para a Intervenção Social