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Das Magazin des Landesverbandes Hessen-Mittelrhein und Thüringen der gewerblichen Berufsgenossenschaften
Ausgabe
2/2002
compact
• Psychotrauma: normale Reaktion –abnorme Situation
• Rauchfrei im Betrieb?!Passivraucherleben gefährlich
• 26. Unfall-medizinische Tagung
INHALT INHALT INHALT INHALT
2 compact 2/2002
Es geschah am 26. April 2002. Ein
19-Jähriger erschoss 16 Menschen
und sich selbst. Es geschah nicht irgend-
wo in der Welt, weit weg von uns. Mit-
ten in Deutschland, in der thüringischen
Landeshauptstadt Erfurt, liquidierte ein
ehemaliger Schüler des Gutenberg-
Gymnasiums vor allem Lehrer und
tötete anschließend sich selbst. Die
Hinterbliebenen der Opfer erhalten
Entschädigungsleistungen aus der
Unfallversicherung. Opfer sind aber
auch diejenigen, die nicht selbst
körperlich verletzt wurden, sondern
„nur“ hilflos mit ansehen mussten, wie
ihre Kollegen und Mitschüler getötet
wurden. Auch deren leicht nachvoll-
ziehbare psychische Traumatisierung
ist ein Arbeitsunfall und muss behandelt
werden. Es muss sich aber nicht un-
bedingt um so spektakuläre Ereignisse
handeln, wie in Erfurt. Auch der U-Bahn-
fahrer, der einen Selbstmörder überfah-
ren hat, und mit seinen Schuldgefühlen
nicht alleine fertig wird, oder der Dach-
decker, der nach einem Sturz Angst hat
wieder auf ein Dach zu steigen, oder
die Bankangestellte, die sich bei einem
Überfall in Lebensgefahr fühlte und
Angstzustände entwickelt, brauchen
Hilfe. Allerdings gibt es im Bereich der
psychischen Unfallfolgen bislang noch
kein etabliertes Verfahren der Unfall-
versicherung, wie es etwa das D-Arzt-
Verfahren für körperlich-organische
Verletzungen ist.
Natürlich soll jetzt nicht jedem Verletz-
ten ein eigener Psychotherapeut zur
Seite gestellt werden, wie kritische
Stimmen vorschnell behaupten. Aber
auch hier gilt die gesetzliche Verpflich-
tung der UV-Träger alle Maßnahmen
zu treffen, durch die eine schnelle und
effiziente Heilbehandlung gewährleistet
wird. Dass wir auf diesem Gebiet durch-
aus noch Nachholbedarf haben, lässt
sich nicht leugnen. Das macht die täg-
liche Erfahrung der Unfallsachbear-
beitung deutlich. Das Modellverfahren
zur Steuerung der Heilverfahren bei
psychischen Gesundheitsstörungen
nach Arbeitsunfällen, das von den
BG-Landesverbänden konzipiert wurde,
befindet sich seit Anfang dieses Jahres
in der Erprobungsphase. Das Thema
wurde angesichts seiner zunehmenden
Bedeutung bei der 26. Unfallmedizini-
schen Tagung im November diskutiert
und ist außerdem Gegenstand einer
Seminarreihe für Unfallsachbearbeiter.
Mehr dazu erfahren Sie in diesem Heft.
Wir wünschen Ihnen ein wirklich fried-
volles Weihnachten und Neues Jahr
2003. Die Welt kann es brauchen.
Editorial
Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
User oder Loser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
26. Unfallmedizinische Tagung
in der Rheingoldhalle in Mainz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Vorstand tagt in Thüringen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Psychotrauma – eine völlig normale Reaktion
auf eine völlig abnormale Situation . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Reith neuer Vorsitzender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Das Europäische Jahr
der Menschen mit Behinderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Projekt „Regionale Gesundheitsförderung
in der Arbeitswelt“ in Rheinland-Pfalz . . . . . . . . . . . . . . . 12
Dale-UV schickt ärztliche Berichte
und Abrechnungen elektronisch auf die Reise . . . . . . . . . 13
Rauchfrei im Betrieb?! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Termine und Veranstaltungen 2003 . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Lehrgänge für arbeitsmedizinische Gehörvorsorge . . . . . . 16
32/2002 compact
Mit neuen Ideen und
neuem Logo präsentiert
sich die diesjährige Be-
rufsschulaktion mit
dem Thema „User oder
Loser – Informationen am Bildschirm
richtig nutzen“. Im Mittelpunkt steht
das Medium unserer Zeit – das Internet
und der Bildschirmarbeitsplatz. „Die
Aktion bietet den Berufsschulen ein
ideales Forum, um junge Erwachsene
fit für den Umgang mit den digitalen
Medien zu machen“, so Markus
Schächter, Intendant des ZDF, der die
Schirmherrschaft übernommen hat.
Gewinner oder Verlierer?
Während nur 18 Prozent der Deutschen
am Arbeitsplatz über einen Internet-
zugang verfügen, sieht es in Haushalten
mit Kindern, Jugendlichen und jungen
Erwachsenen anders aus: 91 Prozent
dieser Haushalte sind mit einem Com-
puter ausgestattet, 65 Prozent haben
einen Internet-Zugang.
Wer beruflich und privat weiterkommen
will, muss informiert sein. Schlüssel-
instrument hierzu ist der Computer, der
sich im Handwerk wie im Großbetrieb
zu einer der wichtigsten Informations-
und Kommunikationsplattformen ent-
wickelt hat. Nur wer mit diesem Instru-
ment souverän umzugehen versteht,
zieht einen Nutzen daraus. Wer eine
bestimmte Entwicklung nicht mitbe-
kommt, wichtige Kompetenzen nicht
beherrscht, wird zum Loser.
In den Aktionsunterlagen werden fünf
Unterrichtsvorschläge vorgestellt, in
denen es darum geht, dass Jugendliche
und Lehrer kompetenter im Umgang
mit Informationen werden. Beanspru-
chungen, seien sie körperlicher oder
psychischer Art durch Stress oder auch
durch einen falsch gestalteten Bild-
schirmarbeitsplatz, sollen vermieden
werden.
Aktionsunterlagen für Berufsschulen
und Ausbildungsabteilungen
Die Aktionsunterlagen „Jugend will
sich-er-leben“ wurden nach den Herbst-
ferien 2002 den berufsbildenden Schu-
len in Deutschland zugestellt. Sie ent-
halten Medien für die Lehrer: Ein Unter-
richtskonzept mit Arbeitsblättern, Folien
und einer CD-ROM. Einen besonderen
Anreiz bietet die CD-ROM mit dem
Einstiegsfilm und dem interaktiven
Storyboard, ein „Zeichenprogramm“
zur Fortführung des Filmes. Für die
Schülerinnen und Schüler gibt es ein
Infoblatt mit den relevanten Themen,
auf dem die Wettbewerbsfragen sowie
die Teilnehmerkarte abgedruckt sind.
Einsendeschluss ist der 31. Januar 2003.
Ausgezeichnet werden Schülerinnen
und Schüler sowie Schulen für die
richtigen Lösungen, für eine besonders
hohe Beteiligung und für kreative
Umsetzungen sowie Drehbücher. Die
Preise werden in regionalen Abschluss-
veranstaltungen in Thüringen, Rhein-
land-Pfalz und Hessen überreicht.
Weitere Infos zur Aktion, die auch in
anderen Bundesländern durchgeführt
wird, gibt es bei den jeweiligen Landes-
verbänden der Berufsgenossenschaften
und im Internet unter
„www.jugend-will-sich-er-leben.de“.
4 compact 2/2002
900 Teilnehmer waren der Ein-
ladung des Landesverbandes
zur Unfallmedizinischen Tagung
am 9. und 10. November 2002
nach Mainz gefolgt. Bis in die
hinteren Ränge waren die Plätze
im Kongress-Saal der Rheingold-
halle gefüllt.
,,Die Unfallmedizinischen Tagungen
der Landesverbände der Berufs-
genossenschaften gehören zu den
Pfeilern der Information und Fortbildung
nicht nur für Ärzte, sondern für alle
Personen und Institutionen, die sich
für den Verletzten verantwortlich fühlen“,
brachte es Prof. Dr. Martin Börner,
Ärztlicher Direktor der Berufsgenossen-
schaftlichen Unfallklinik Frankfurt, als
einer der beiden wissenschaftlichen
Leiter der Tagung bei der Begrüßung
der Teilnehmer auf den Punkt.
Gemeinsam mit Prof. Dr. Karl Heinrich
Winker, Chefarzt der Klinik für Unfall-,
Hand- und Wiederherstellungschirurgie
des Klinikum Erfurt als weiterem wissen-
schaftlichen Leiter hatte Börner ein
ebenso umfangreiches wie interessantes
Tagungsprogramm ausgearbeitet.
„Sie kommen damit den Wünschen
nach, die die Teilnehmer auf den Be-
urteilungsbögen nach unserer letzten
Tagung im Jahr 2000 zum Ausdruck
gebracht haben“, stellte Wolfgang
Seifert, alternierender Vorstandsvor-
sitzender des Landesverbandes, in sei-
ner Begrüßungs-
ansprache aner-
kennend fest.
In der Tat hatte
man sich in der
Planungsphase
intensiv mit den
eingereichten
Themenwünschen
auseinander ge-
setzt und eine gut
sortierte Auswahl
getroffen. 35 Refe-
renten und Sit-
zungsleiter waren
trotz ihres ange-
spannten Termin-
kalenders in Mainz
angetreten, um
mit den Tagungs-
teilnehmern über
ihre Spezialgebiete
aus dem Bereich
der knöchernen und Schulterweich-
teilverletzungen, über die Radius- und
Scaphoid-Fraktur bis hin zur Fuß-
chirurgie zu diskutieren. Auch das
Thema „ambulantes Operieren“, am
aktuellen Beispiel der Fußchirurgie
präsentiert, wurde diesmal nicht
ausgespart. Gerade auf dem Gebiet
der Fußchirurgie ist der Spezialisie-
rungsgrad bereits besonders hoch.
So war also wieder für jeden etwas
Interessantes dabei – für die Kliniker
ebenso, wie für die niedergelassenen
Ärzte.
„Volles Haus“ bestätigt das Konzept der Veranstaltung
26. Unfallmedizinische Tagung in der Rheingoldhalle in Mainz
Vorstandsvorsitzender WolfgangSeifert eröffnet die Tagung
OB Jens Beutel überbringt Grüße der Stadt Mainz
Die wissenschaftlichen Leiter Prof. Karl Heinrich Winker und Prof. MartinBörner
52/2002 compact
lächeln“, unterstrich Martin Börner die
Bedeutung des Themas für die Praxis.
Es sei höchste Zeit, dass man sich mit
dem Thema auseinander setze, denn
die D- und H-Ärzte seien es, die psychi-
sche Veränderungen erkennen und die
Patienten frühzeitig in die richtigen
Bahnen lenken, d.h. einer qualifizierten
Weiterbehandlung zuweisen müssten.
Um über dieses Thema in den Dialog zu
kommen, waren nicht nur Psychothera-
peuten als Referenten, sondern erstmals
auch als Tagungsteilnehmer im Saal. In
dem Themenblock „Arbeitsunfall und
psychischer Ge-
sundheitsschaden“
wurden die Ta-
gungsgäste über
die Früherkennung
und Frühinterven-
tion bei psychi-
scher Traumatisie-
rung einschließlich
der Möglichkeiten
der Traumathera-
pie sowie über die
Möglichkeiten und
Grenzen der
Selbsthilfe ebenso informiert, wie über
das Modellverfahren „Einbindung von
ärztlichen und psychologischen Psycho-
therapeuten in das berufsgenossen-
schaftliche Heilverfahren“, das die Lan-
desverbände der Berufsgenossenschaf-
ten zum 1.1.2002 gestartet haben.
Nicht nur die Medizin wird zunehmend
von der technischen Entwicklung ge-
prägt. Während man noch vor Kurzem
in einem abgedunkelten Saal sitzen
musste, weil sonst die gezeigten Dias
nicht gut genug zu erkennen gewesen
wären, so hat sich heute der Einsatz von
Computern bei der Vortragspräsentation
weitgehend durchgesetzt und es konnte
hell bleiben. Nur noch bei einem Vor-
trag wurden Dias als Doppelprojektion
eingesetzt. Auch die Ansprüche an die
Qualität der Übertragungstechnik sind
deutlich gestiegen. Qualifiziertes Perso-
nal garantierte nicht nur für die nötige
Unterstützung der Referenten, sondern
mit erstklassigem technischen Equip-
ment dafür, dass alles wie an dem oft
zitierten Schnürchen lief und sich auch
nicht die kleinste technische Panne er-
eignete. Man konnte letztlich Wolfgang
Seifert in seiner Einschätzung nur zu-
stimmen, als er abschließend feststellte:
„Dieses Fortbildungswochenende hat
sich in jeder Beziehung gelohnt!“
„Der breite Themenbogen macht diese
Unfallmedizinische Tagung in Mainz zu
einem Veranstaltungsfixum, das dem
Anspruch der Stadt als Wissenschafts-
standort sehr förderlich ist“, stellte der
Oberbürgermeister von Mainz, Jens
Beutel, die Bedeutung der Veranstal-
tung für die Stadt Mainz heraus. „Die
Tagung hat sich mit den Jahren zu
einem nicht unbedeutenden überregio-
nalen Faktor für die Stadt Mainz ent-
wickelt“, so Beutel weiter, der die Ta-
gungsteilnehmer natürlich auch einlud,
nicht nur die wissenschaftliche, sondern
auch die touristische Kulisse von Mainz
kennen zu lernen.
Nicht nur die berufsgenossenschaft-
lichen Verwaltungen, auch die behan-
delnden Chirurgen und Orthopäden
werden zunehmend mit Problemen
konfrontiert, deren Ursachen nicht al-
lein in körperlich-organischen Verlet-
zungen zu suchen sind, sondern mehr
im Bereich der psychischen Auswirkun-
gen eines Traumas. „Über dieses Thema
dürfen auch wir als handwerklich tätige
Unfallchirurgen und Orthopäden nicht Hightec sorgte für erstklassige Präsentationsqualität
6 compact 2/2002
Nach der Unfallmedizinischen Tagung
ist vor der Unfallmedizinischen Tagung,
sagt ein geflügeltes Wort im Landesver-
band. So mochte es sich Vorstandsvor-
sitzender Wolfgang Seifert abschließend
nicht nehmen lassen, nach einem hoch
interessanten, aber auch anstrengenden
Wochenende bereits zur 27. Tagung am
13. und 14. November 2004 wieder
nach Mainz einzuladen.
Und wenn Sie diesmal nicht dabei sein
konnten – kommen Sie doch nächstes
Mal. Sie sind herzlich eingeladen.
1
3
4
5 6
1 Gespannte und/oder kritische Auf-merksamkeit
2 Professionelle Kameratechnik imEinsatz
3 Auf modernen Plasma-Großbildschirmenkonnten die Vorträge auch außerhalb desKongress-Saals verfolgt werden.
4 Förmlich „aus der Hand gerissen“ wurdendem Standpersonal die Nestlé-Produkte.
5 Das Tagungsbüro des Landesverbandes alsInformationszentrale.
6 Großer Andrang auch im Ausstellungs-bereich
2
72/2002 compact
den Sozialpartnern immer nach der
Landesverbandsversammlung, die
beim LVBG Hessen-Mittelrhein und
Thüringen stets im Dezember abge-
halten wird. Man spricht deshalb
auch von „alternierenden“ Vorsitzen-
den. An den Vorstandsitzungen
nehmen neben den Vorstandsmit-
gliedern die Geschäftsführung sowie
regelmäßig weitere Mitarbeiter der
Vorstand tagt in ThüringenVon der Autobahnabfahrt der
A 4 Eisenach Ost ca. 25 km nord-
östlich gelegen ist das wunder-
schöne thüringische Städtchen
Bad Langensalza im Herzen
Deutschlands. Diesen Ort hatte
sich der Vorstand des Landes-
verbandes für seine Sitzung am
11. Juni 2002 ausgewählt.
Der Landesverband der Berufsge-
nossenschaften wird von seinem
Vorstand geleitet. Die laufenden Verwal-
tungsgeschäfte nimmt der Geschäfts-
führer wahr. Der ehrenamtlich tätige
Vorstand besteht aus jeweils 3 von der
Landesverbandsversammlung gewähl-
ten Arbeitgeber- und Versichertenver-
tretern. Den Vorsitz führt ein ebenfalls
von der Landesverbandsversammlung
gewählter Vertreter der Arbeitgeber
oder der Versicherten jeweils für ein
Jahr. Der Vorsitz wechselt zwischen
Geschäftsstelle des Landesverbandes
teil.
„Die Häuser sind nach alter Manier
gebaut, nämlich es stößt immer ein
Stockwerk vor dem anderen hervor.
Die Einwohner scheinen sich meist
von Ackerbau und Viehzucht zu nähren,
doch wird auch viel Handel getrieben,“
sagte Johann Wolfgang von Goethe
1801 über Langensalza. Heute wird
die Stadt geprägt aus einer Mixtur von
Gewerbebetrieben, die zum Teil bereits
seit dem 19. Jahrhundert bestehen und
sich zu modernen Firmen entwickelt
haben (z.B. die Deutschen Travertin-
werke oder die Thüringer Wollgarn-
spinnerei) und Landwirtschaft. Ein
Forschungszentrum für Medizintechnik
und Biotechnologie ist ebenso vertreten
wie das Kunsthandwerk. Daneben haben
der Tourismus und der Kur- bzw. Bäder-
betrieb große Bedeutung erlangt. Das
Hufeland-Krankenhaus ist zum Verlet-
zungsartenverfahren der gesetzlichen
Unfallversicherung zugelassen.
Der Vorstand tagte im reizvollen Frie-
derikenschlösschen von Bad Langen-
Das Friederikenschlösschen
Bei der Vorstandssitzung
salza. In der Zeit von 1748 – 1751 ließ
die Herzogin-Witwe Friederike von
Sachsen-Weißenfels das Schlösschen
im Rokokostil vor den Toren der Stadt-
mauer erbauen. Heute werden in
dessen Festsaal Kammerkonzerte und
Kleinkunstprogramme aufgeführt. Die
im Keller dargebotenen Jazzkonzerte
bieten einen reizvollen Kontrast zwi-
schen Vergangenheit und Gegenwart.
Das Schlösschen beherbergt außerdem
die Gästeinformation von Bad Langen-
salza.
Der Vorstand hatte an diesem 11. Juni
eine umfangreiche Tagesordnung zu
bewältigen. So standen z. B. Beratungen
über die Tätigkeit des Arbeitskreises für
Arbeitssicherheit, die Unfallmedizinische
Tagung des Landesverbandes, die
Beteiligung von Handchirurgen im
Verletzungsartenverfahren sowie die
Einbindung von Psychotherapeuten
in das bg-liche Heilverfahren auf dem
Programm. Darüber hinaus hatte der
Vorstand auf Empfehlung des Heil-
verfahrensausschusses des Landesver-
bandes (compact berichtete, Ausgabe
1/2000 S. 11) auch über die Anträge
von 21 Ärzten zur Beteiligung am Durch-
gangsarztverfahren und eines Kranken-
hauses am Verletzungsartenverfahren
zu entscheiden. Außerdem beschloss
8 compact 2/2002
der Vorstand die Zulassung von 2 Reha-
Zentren zur EAP.
Am Vortag der Sitzung stand bereits
die Besichtigung einer zur BGSW zu-
gelassenen Reha-Klinik auf dem Pro-
gramm. Insofern hatte der Tagungsort
besonders gute Voraussetzungen zu
bieten, denn die Reha-Klinik an der
Salza liegt in unmittelbarer Nachbar-
schaft zum Friederikenschlösschen. Die
Geschichte des Kurbades Bad Langen-
salza ist schon fast 200 Jahre alt. 1811
wurde in der Stadt das gesunde
Schwefelwasser zufällig bei Flussregulie-
rungsarbeiten entdeckt. Ein Jahr später
begann bereits der
Kurbetrieb. Im Mai
1998 wurde die
Fachklinik für Or-
thopädie, Osteolo-
gie, Psychosomatik
und Stoffwechsel-
erkrankungen und
das Rehazentrum
für Osteoporose
eingeweiht. Be-
handlungsschwer-
punkte der ortho-
pädischen Abtei-
lung sind chronisch degenerative und
entzündliche Erkrankungen der Gelenke
und der Wirbelsäule, Anschlussbehand-
lung nach Endoprothesenoperationen,
nach Wirbelsäulenoperationen sowie
nach Verletzungen am Bewegungsappa-
rat einschließlich der Berufsgenossen-
schaftlich Stationären Weiterbehand-
lung (BGSW) nach Arbeitsunfällen.
Balanceakt: Vorstandsmitglied Bernhard Freiherr von Breidenbach
Vorstandsmitglied Meinhard Jäschke (Mitte) im Gespräch mit Therapeut und Prof. Jürgen Franke,Chefarzt der Reha-Klinik an der Salza (re.)
Die Kurpromenade Bad Langensalza mit Schlösschen
92/2002 compact
lichen Berufsgenossenschaften zum
01.01.2002 gestartet. Die Landesver-
bände Berlin, Brandenburg, Mecklen-
burg-Vorpommern sowie Nordwest-
deutschland und Bayern und Sachsen
der gewerblichen Berufsgenossenschaf-
ten haben sich dem Modellverfahren
im Laufe des Jahres 2002 angeschlossen.
Die zunächst bis zum 31.12.2002 vor-
gesehene Laufzeit erwies sich bald als
nicht ausreichend. Das Modellverfahren
ist nun bis 31.12.2003 befristet.
Die Beurteilung der Kausalität ist bei
psychischen Gesundheitsschäden regel-
mäßig sehr komplex. Trotzdem muss
sichergestellt werden, dass die medizi-
nische und berufliche Rehabilitation
nach einem Arbeitsunfall nicht dadurch
gefährdet wird, dass eine psychische
Symptomatik länger unbehandelt bleibt.
Die Chronifizierung eines psychischen
Gesundheitsschadens ist unbedingt
zu vermeiden. Deshalb hat die rasche
Einleitung notwendiger therapeutischer
Maßnahmen zunächst auch Vorrang
gegenüber der Kausalitätsklärung.
Durchgangsarzt- und H-Arzt-Ver-
fahren, Verletzungsartenverfah-
ren, Berufsgenossenschaftlich Sta-
tionäre Weiterbehandlung
(BGSW) oder die Erweiterte Am-
bulante Physiotherapie (EAP) sind
inzwischen bestens etablierte Ver-
fahren, die die Unfallversiche-
rungsträger im Rahmen ihrer ge-
setzlichen Verpflichtung zur Heil-
verfahrenssteuerung bei Arbeits-
unfällen eingeführt haben. Dabei
handelt es sich um Verfahren, die
in Zusammenhang mit der Be-
handlung körperlich-organischer
Verletzungsfolgen stehen. Für die
Behandlung psychischer Gesund-
heitsschäden existieren noch
keine besonderen Regelungen.
Das soll sich ändern.
Mit dem Ziel der frühzeitigen Erken-
nung psychischer Gesundheitsschä-
den und zur Verbesserung der Rehabili-
tationsergebnisse nach Arbeitsunfällen
führen die Landesverbände der gewerb-
lichen Berufsgenossenschaften ein
Modellverfahren zur Einbindung von
ärztlichen und psychologischen Psycho-
therapeuten in das berufsgenossen-
schaftliche Heilverfahren bei psychi-
schen Gesundheitsschäden durch.
Wesentliche Inhalte des Modellverfah-
rens sind die fachlichen Qualifikations-
anforderungen an die Therapeuten,
das Verfahren der Einbindung der Thera-
peuten in das berufsgenossenschaft-
liche Heilverfahren, die Berichterstat-
tung und die Leistungsabrechnung.
Mit dem Modellverfahren soll die Ein-
bindung von Psychotherapeuten in
das berufsgenossenschaftliche Heilver-
fahren erprobt werden. Es wurde durch
die Landesverbände Südwestdeutsch-
land, Rheinland-Westfalen und Hessen-
Mittelrhein und Thüringen der gewerb-
Wer sich für eine Teilnahme am Modell-
verfahren interessiert, muss mindestens
folgende Qualifikationsanforderungen
erfüllen:
• Nachweis einer mindestens 3-jährigen
Tätigkeit nach der Approbation in
einer universitären psychiatrischen
Klinik, einer neurologischen Rehabili-
tationsklinik, einer anderen Klinik mit
Spezialabteilung für neurologische
Psychosomatik/neurologische Psycho-
therapie oder einer anderen psycho-
somatischen Klinik, in der Unfallver-
letzte behandelt werden
• Praktische Kenntnisse und Erfahrung
in der Behandlung psychischer Stö-
rungen nach Unfällen einschließlich
Schädel-Hirn-Traumen
• Kenntnisse der Leistungen in der be-
ruflichen und sozialen Rehabilitation
• Bereitschaft zur regelmäßigen Weiter-
bildung und
• Kenntnisse im Berichtswesen der
UV-Träger
Psychotrauma – eine völlig normale Reaktion auf eine völlig abnormale Situation
Dipl.-Psych. Bernd Wittmann
10 compact 2/2002
Die Therapeuten, die sich für die Teil-
nahme am Modellverfahren interessie-
ren, legen den Landesverbänden der
gewerblichen Berufsgenossenschaften
die erforderlichen Urkunden und Zeug-
nisse vor. Diese prüfen die Qualifika-
tionsanforderungen, ggf. unter Betei-
ligung eines fachlich dafür besonders
geeigneten Beraters, entscheiden über
die Beteiligung und bauen sogenannte
Therapeutenverzeichnisse auf, die
sowohl den UV-Trägern, als auch den
Durchgangs- und H-Ärzten zur Ver-
fügung gestellt werden.
Verfahren
Die ambulante Psychotherapie wird
entweder durch die Hinzuziehung des
Therapeuten durch den Durchgangs-
arzt/H-Arzt oder mittels Einzelauftrag
des UV-Trägers eingeleitet. Dabei kön-
nen zunächst 5 probatorische Sitzungen
ohne Genehmigung durchgeführt wer-
den. Die Weiterführung der Therapie
entweder als Kurzzeittherapie bis zu
25 Stunden und darüber hinaus als
Langzeittherapie ist nur auf Antrag
und nach Genehmigung des UV-Trägers
möglich. Über die Genehmigung der
Psychotherapie entscheidet der UV-
Träger selbst, ggf. nach Heranziehung
eines fachlich kompetenten Beraters
und unter Beachtung der Kausalitäts-
frage.
Zur Einleitung stationärer Psychothe-
rapie existiert keine Indikationsliste.
Maßgeblich sind stets die Verhältnisse
des Einzelfalles. Aufgabe des UV-Trägers
ist es zu prüfen, ob eine Behandlung
unter stationären Bedingungen erfor-
derlich oder die ambulante Behand-
lungsform ausreichend ist. Ein statio-
näres Heilverfahren kann z.B. dann in
Frage kommen, wenn eine ambulante
Psychotherapie keinen Behandlungs-
fortschritt zeigt oder im sozialen Um-
feld des Patienten Faktoren vorhanden
sind, die die psychische Genesung
belasten. Stets ist aber zu fordern, dass
stationäre Einrichtungen über Erfah-
rungen in der Therapie von trauma-
assoziierten psychischen Gesundheits-
schäden verfügen und spezifische
Behandlungskonzepte für Arbeitsunfall-
verletzte einsetzen.
Die am Modellverfahren teilnehmenden
Psychotherapeuten sind verpflichtet die
Terminvorgaben der UV-Träger über Be-
handlungsbeginn und Sitzungsfrequenz
einzuhalten. Die ambulante Therapie hat
innerhalb einer Woche nach Auftrags-
erteilung zu beginnen. Dabei ist eine
Frequenz von mindestens einer Sitzung
pro Woche einzuhalten. Die stationäre
Therapie beginnt innerhalb von
2 Wochen nach Einleitung durch
den UV-Träger. Die Behandler müssen
außerdem die für die UV-Träger er-
forderlichen Dokumentationsarbeiten
und Berichterstattungen fristgerecht
durchführen und Patientenunterlagen
mindestens 15 Jahre aufbewahren.
Berichterstattung
Die kontinuierliche Information über
Beginn, Verlauf und Abschluss der
Behandlung wird durch standardisierte
Berichtstexte sichergestellt. Folgende
Berichte sind Gegenstand des Modell-
verfahrens:
• Erstbericht bei Beginn probatorischer
Sitzungen
• Abschlussbericht nach Ende der pro-
batorischen Sitzungen ohne Weiterbe-
handlung
• Abschlussbericht nach Ende der pro-
batorischen Sitzungen mit Antrag auf
Weiterbehandlung
• Verlaufsbericht (bei genehmigter
Psychotherapie)
• Abschlussbericht nach Ende der
Psychotherapie
Um den Sachbearbeitern der UV-
Träger die Thematik „Psychische
Störungen nach Unfällen“ näher zu
bringen und sie mit den Besonder-
heiten des Modellverfahrens vertraut
zu machen, führte der Landesverband
112/2002 compact
In der Landesverbandsversammlung
am 10. November 2002 wurde Hans-
Peter Reith in Nachfolge für den ver-
storbenen Dr. Walter Schlotfeldt als
Vorstandsvorsitzender auf der Seite
der Arbeitgeber gewählt.
Reith ist bereits seit 1975 Mitglied
der Vertreterversammlung der Süd-
deutschen Metall-Berufsgenossen-
schaft. Seit 1980 ist er Mitglied im
Vorstand der SMBG. Als Vorsitzender
des Vorstandes des „Vereins für Be-
rufsgenossenschaftliche Heilbehand-
lung Frankfurt am Main“, dem
Trägerverein der Berufsgenossen-
schaftlichen Unfallklinik Frankfurt,
ist er ist er auch mit den Bereichen
Heilbehandlung und Rehabilitation
bestens vertraut.
Wir gratulieren Hans-Peter Reith zu
seiner Wahl und wünschen ihm für
seine neuen Aufgaben im Landesver-
band alles Gute und viel Erfolg.
Reith neuer Vorsitzender
am 24.10.2002 im Sozialversicherungs-
zentrum Erfurt sowie am 26. und
27.11.2002 bei der Süddeutschen
Metall-Berufsgenossenschaft in Mainz
eintägige Seminarveranstaltungen
durch. 235 Mitarbeiter der gewerb-
lichen und landwirtschaftlichen Berufs-
genossenschaften sowie der Unfall-
kassen haben daran teilgenommen.
Nach einer Einführung in die theo-
retischen Grundlagen des Modell-
verfahrens durch Hans-Jürgen Wirthl,
Geschäftsstellenleiter des Landesver-
bandes, wurde es konkret. Dipl.-Psycho-
loge Bernd Wittmann, Hilden, der auch
als fachlicher Berater des Landesver-
bandes und verschiedener UV-Träger
tätig ist, berichtete aus seiner prakti-
schen Erfahrung mit der Betreuung
von Psychotraumaopfern. Themen-
schwerpunkte waren z. B. Reaktionen
auf schwere Belastungen und An-
passungsstörungen als Unfallfolgen,
posttraumatische Belastungsstörungen
und die Behandlungsindikation ver-
schiedener psychischer Störungsbilder
nach Unfällen ebenso, wie Fragen der
Begutachtung im Hinblick auf die
Kausalitäts- und MdE-Beurteilung. Die
Teilnehmer hatten außerdem Gelegen-
heit eigene Fälle aus der Sachbearbei-
tung vorzustellen und Fragen dazu zu
stellen. Tipps des Profis zur Gesprächs-
führung mit psychisch Traumatisierten,
ihrer Betreuung und Fallsteuerung run-
deten die Seminare nach ausführlicher
Diskussion letztlich ab.
Im nächsten Jahr sollen Fortbildungs-
veranstaltungen für D- und H-Ärzte
sowie für die Psychotherapeuten auf
dem Seminarprogramm des Landes-
verbandes stehen.
12 compact 2/2002
Der Rat der Europäischen Union
hat das Jahr 2003 zum Europä-
ischen Jahr der Menschen mit
Behinderungen erklärt. Damit
haben behinderte Menschen die
Möglichkeit europaweit und
öffentlichkeitswirksam auf sich
und ihre Interessen aufmerksam
zu machen.
„Nichts über uns ohne uns“, so lautet
der Grundsatz für das EU-Jahr für be-
hinderte Menschen. Für Deutschland
wurde dieser Wechsel in der Perspektive
wie folgt formuliert:
• Nicht mehr ausgrenzende Fürsorge,
sondern uneingeschränkte Teilhabe
• Nicht mehr abwertendes Mitleid,
sondern völlige Gleichstellung
• Nicht mehr wohlmeinende Bevormun-
dung, sondern das Recht auf Selbstbe-
stimmung
Diese neue Dynamik in der Behinder-
tenpolitik wird auch im Logo für das Eu-
ropäische Jahr ausgedrückt. Die drei nach
vorne gerichteten Pfeile stehen aus deut-
scher Sicht für die zentralen Botschaften:
• Teilhabe verwirklichen
• Gleichstellung durchsetzen
• Selbstbestimmung ermöglichen
Im Laufe des Jahres 2003 werden in
den teilnehmenden Staaten schon nach
derzeitigem Kenntnisstand Hunderte
von Aktivitäten und Veranstaltungen
stattfinden.
Ab 2003 sollen Mitarbeiter von Be-
trieben und Verwaltungen mehr für
ihre Gesundheit am Arbeitsplatz tun
können. Die Ziele des von der Landes-
zentrale für Gesundheitsförderung in
Rheinland-Pfalz, den Volkshochschulen,
dem Landesverband Hessen-Mittelrhein
und Thüringen der gewerblichen Be-
rufsgenossenschaften und weiteren
Kooperationspartnern getragenen und
vom rheinland-pfälzischen Sozialminis-
terium unterstützten Projektes wurden
am 22. Oktober anlässlich einer Infor-
mationsveranstaltung im Postfrachtzen-
trum in Saulheim (Kreis Alzey-Worms)
einer breiten Öffentlichkeit dargestellt.
Betriebliche Gesundheitsförderung trägt
zur Erhaltung der Arbeitskraft und
Arbeitsmarktchancen bei und verbessert
auf diese Weise auch die Wettbewerbs-
fähigkeit der Betriebe. Durch maß-
geschneiderte Angebote, z. B. unter
dem Motto „Immer auf den Beinen –
aber locker“ oder „Keine Last mit der
Last“ sollen das Wohlbefinden am
Arbeitsplatz gesteigert und arbeits-
bedingte Gesundheitsgefahren ver-
mieden werden.
Pressekonferenz Im Postfrachtzentrum
Projekt „Regionale Gesundheitsförderung in der Arbeitswelt“ in Rheinland-Pfalz
• Rechnungsformulare F 9990, F 9992,
F 9994
Die Vorteile für die Ärzte sind über-
zeugend:
Der Aufwand für den Postversand ent-
fällt. Auch Kopien an die gesetzliche
Krankenversicherung und ggf. an den
weiterbehandelnden Arzt müssen nicht
mehr verschickt werden, denn dies
wird von den UV-Trägern erledigt. Be-
lege und Abrechnungen werden von
der Arztpraxis elektronisch für die
gewerblichen und landwirtschaftlichen
Berufsgenossenschaften sowie die Unfall-
kassen nur noch an eine zentrale Stelle,
die dann die Weiterleitung an die zu-
ständigen Träger übernimmt. Bei den
UV-Trägern soll durch die elektronische
Übernahme der Belege die Verfahrens-
abwicklung beschleunigt werden.
Ab 1. Januar 2003 kann in einer zwei-
ten Stufe auch eine elektronische
132/2002 compact
Das von den Berufsgenossenschaf-
ten entwickelte System zum elek-
tronischen Datenaustausch mit
Leistungserbringern (DALE-UV) ist
in den Pilotbetrieb gegangen. Im
Oktober ist der erste elektronische
D-Bericht beim Hauptverband der
gewerblichen Berufsgenossen-
schaften eingegangen. Die Berufs-
genossenschaften sind damit die
ersten Kostenträger im Gesund-
heitswesen, die einen voll elektro-
nischen Datenaustausch anbieten.
In der ersten Stufe können die Durch-
gangsärzte das neue System zum Daten-
austausch nutzen. Hersteller von Praxis-
software haben entsprechende Optionen
in ihre Programme eingearbeitet. Für
Ärzte, deren Software diese Funktionen
nicht unterstützen, wurde die so genan-
nte „kleine Praxislösung“ entwickelt.
Der Datentransfer wird über verschlüssel-
te E-Mails abgewickelt und entspricht
allen Anforderungen des Datenschutzes.
Das System wird einheitlich für die ge-
samte gesetzliche Unfallversicherung,
also für die gewerblichen und landwirt-
schaftlichen Berufsgenossenschaften
sowie die Unfallkassen der öffentlichen
Hand eingeführt.
Die Teilnahme am elektronischen Daten-
austausch ist freiwillig. Grundlage des
Verfahrens sind folgende, auch bisher
bereits verwendete Arztformulare ohne
inhaltliche Änderungen.
• Durchgangsarztbericht F 1000
• Nachschaubericht F 2106
• Mitteilung Veränderung in der be-
sonderen Heilbehandlung F 2222
• Zwischenbericht F 2100 – früher
AV 5
Die Verbände der UV-Träger informierten auchbei der Unfallmedizinischen Tagung über DALE-UV
Dale-UV schickt ärztliche Berichte und Abrechnungen elektronisch auf die Reise
14 compact 2/2002
400 Menschen sterben in Deutsch-
land jährlich an Lungenkrebs
durch Passivrauchen. So die Ein-
schätzung des Deutschen Krebs-
forschungszentrums in Heidelberg.
Über das Gefährdungspotenzial
für Nichtraucher durch das unfrei-
willige Einatmen von Tabakrauch
konnten sich über 90 Betriebs-
ärzte am 16.11.2002 bei einer
interdisziplinären Fortbildungs-
veranstaltung informieren.
Die Veranstaltung war vom Landesver-
band Hessen-Mittelrhein und Thürin-
gen der gewerblichen Berufsgenossen-
schaften und der Akademie für ärztliche
Fort- und Weiterbildung, Sektion Arbeits-
medizin und Sozialmedizin der Landes-
ärztekammer Hessen, Bad Nauheim, in
Zusammenarbeit mit der Deutschen
Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Um-
weltmedizin e. V. organisiert.
Die Referenten Dr. Martina Pötschke-
Langer, Deutsches Krebsforschungs-
zentrum, Heidelberg, Klaus Otte, Be-
triebsratsmitglied der Firma Semicon-
ductor Hamburg GmbH (Philips) und
Dr. Albert R. Platz, Geschäftsführer des
Landesverbandes, informierten über
die Gesundheitsprobleme des Rauchens,
insbesondere aber über die Gefahren
des Passivrauchens aus wissenschaft-
licher, betrieblicher und berufsgenossen-
schaftlicher Sicht.
Passivraucher leben gefährlich
„Passivraucher erleiden die gleichen
akuten und chronischen Gesundheitsschä-
den wie Raucher“, unterstrich Martina
Pötschke-Langer, wenn auch in geringe-
rem Ausmaß und geringerer Häufigkeit.
Die Hauptrisiken sind:
• Passivrauchen erhöht das Lungen-
krebsrisiko um etwa 30 %! Das ist das
Ergebnis von mehr als 30 Studien an
verheirateten Nichtraucherinnen, die
mit einem rauchenden Ehemann zu-
sammen leben;
• ein um 50 % erhöhtes Risiko für
chronische Bronchitis, infektiöse
Lungenentzündung und neu auf-
tretende Asthmaanfälle bei Passiv-
rauchern;
Rauchfrei im Betrieb?!
Kommunikation vom UV-Träger zum
Arzt stattfinden. Dies betrifft folgende
Vorgänge:
• Quittungsnachricht nach Eingang
beim UV-Träger
• Aufforderung zur Korrektur von
Berichten mit Fehlerhinweis
• Berichtsanforderung
Ab 1. April 2003 schließlich können
alle Vertragsärzte am elektronischen
Datenaustausch teilnehmen.
Die UV-Träger wünschen sich, dass
möglichst schnell möglichst viele
Ärzte bei DALE-UV mitmachen.
Wenn Sie Interesse haben, fordern
Sie bitte ein Anmeldeformular bei
dem für Sie zuständigen Landesver-
band an.
Weitere Informationen erhalten Sie
auch im Internet unter www.dale-uv.de
oder direkt bei Klaus-Jürgen Kraft, dem
zuständigen Projektleiter beim Haupt-
verband der gewerblichen Berufs-
genossenschaften (HVBG), Tel.: 0 22 41/
2 31-12 79, Fax: 0 22 41/93 42-2 79,
E-Mail: [email protected]
152/2002 compact
• Beschleunigung der Arterienverkal-
kung, eine verminderte Fähigkeit
des Herz-Kreislaufsystems sich an
wechselnde Belastungen anzupassen
und die Verschlimmerung von Herz-
erkrankungen bis hin zum Herzinfarkt.
Nichtraucherschutz im Betrieb als
Beitrag zum Arbeitsschutz?
Auch am Arbeitsplatz erhöht Passivrau-
chen das Lungenkrebsrisiko. So haben
Personen, die 10 bis 15 Jahre in stark
verrauchten Räumen arbeiten, ein fast
doppelt so hohes Lungenkrebsrisiko wie
nicht oder nur gering belastete Personen.
In einer Neubewertung der gesundheit-
lichen Schäden durch Passivrauchen am
Arbeitsplatz hat die MAK-Kommission
der Deutschen Forschungsgesellschaft
1998 den Tabakrauch in der Raumluft
als eindeutig krebserzeugend für den
Menschen eingestuft und in die oberste
von fünf Gefährdungsstufen eingeordnet.
Klaus Otte stellte eine Betriebsverein-
barung über Rauchverbot und deren
Umsetzung bei der Firma Philips,
Hamburg, als Lösungsmodell vor. Dies
insbesondere vor dem Hintergrund
der am 03. Oktober dieses Jahres in
Kraft getretenen Änderung der Arbeits-
stättenverordnung. Hier heißt es näm-
lich: „Der Arbeitgeber hat die erforder-
lichen Maßnahmen zu treffen, damit
die nicht rauchenden Beschäftigten in
Arbeitsstätten wirksam vor den Gesund-
heitsgefahren durch Tabakrauch ge-
schützt sind.“ Und weiter: „In Arbeits-
stätten mit Publikumsverkehr hat der
Arbeitgeber Schutzmaßnahmen nur
insoweit zu treffen, als die Natur des
Betriebes und die Art der Beschäftigung
es zulassen.“
Durch die Änderung der Verordnung
soll eine Verbesserung des Nichtraucher-
schutzes am Arbeitsplatz und damit
auch eine Verbesserung des arbeits-
rechtlichen Individualrechtschutzes
erreicht werden. Nichtraucherschutz
im Betrieb ist damit ein konkreter Beitrag
zum Arbeitsschutz und zur betrieblichen
Gesundheitsförderung geworden. Der
Nichtraucherschutz greift unabhängig
davon, ob nicht rauchende Beschäftigte
sich durch Tabakrauch belästigt oder
gesundheitlich beeinträchtigt fühlen
oder nicht. Zur Umsetzung des gesetz-
lich verbesserten Nichtraucherschutzes
ist allerdings die gegenseitige Rücksicht-
nahme von Rauchern und Nichtrauchern
erforderlich.
„Arbeitgeber sollten die Änderung der
Arbeitsstättenverordnung auch dazu
nutzen den Anteil der Nikotin abhängi-
gen Arbeitnehmer in ihren Betrieben
durch Unterstützung der Rauchent-
wöhnungswilligen zu verringern“, so
Otte. Konzepte für innerbetriebliche
Raucherentwöhnung werden Betrieben
und Betriebsärzten von der Bundes-
zentrale für gesundheitliche Aufklärung
kostenlos zur Verfügung gestellt.
Berufskrankheit „Passivrauchen“?
Albert R. Platz spannte den Bogen zum
Berufskrankheitenrecht und skizzierte
eine eventuell anzustrebende Modifika-
tion bei beruflicher Exposition durch
„Passivrauchen“. „Passivrauchen am
Arbeitsplatz fällt grundsätzlich in die
unfallversicherungsrechtlich geschützte
Sphäre“, sagte Platz. Die Anerkennung
von Berufskrankheiten sei jedoch auf
die so genannten Listen-Krankheiten
der Berufskrankheiten-Verordnung be-
schränkt. „Lungenkrebs durch Passiv-
rauchen am Arbeitsplatz“ stehe derzeit
nicht in der Liste der Berufskrankheiten.
Den Berufsgenossenschaften bleibe
daher nur die Möglichkeit in jedem Ein-
zelfall zu prüfen, ob eine Entschädigung
„wie eine Berufskrankheit“ möglich sei.
Das sei dann zulässig, wenn eine
Krankheit nur deshalb nicht in die
Berufskrankheiten-Liste aufgenommen
wurde, weil die Erkenntnisse der
medizinischen Wissenschaft über die
besondere Gefährdung bestimmter
Berufsgruppen bei der letzten Neu-
fassung der Liste noch nicht vorgelegen
hätten. Mehr medizinisch-wissenschaft-
liche Erkenntnisse über die Gesund-
heitsgefahren des Passivrauchens
am Arbeitsplatz müssten gewonnen
werden. „Andernfalls wird es den UV-
Trägern auch in Zukunft nicht möglich
sein, durch Passivrauchen am Arbeits-
platz verursachte Bronchialkarzinome
als so genannte „Wie-Berufskrank-
heiten“ zu entschädigen“, machte
Platz deutlich.
Prävention vor Rehabilitation
Unabhängig hiervon werden die Berufs-
genossenschaften ihren gesetzlichen
Auftrag der Prävention auf diesem Gebiet
verstärken. Das kann z. B. durch tech-
nische Schutzmaßnahmen oder psycho-
logische und pädagogische Maßnahmen
geschehen. Die psychologische Präven-
tion bei Gefährdung durch Passivrauchen
wird durch Aufklärung über Gefahren,
Rauchkampagnen und Raucherentwöh-
nungskurse unterstützt. Unabhängig
von den Aufgaben der Berufsgenossen-
schaften hat der Arbeitgeber eine all-
gemeine Fürsorgepflicht. Und die
Arbeitsstättenverordnung garantiert
dem Arbeitnehmer das Recht auf
gesundheitlich zuträgliche Atemluft.
Die lebhaften Diskussionen zeigte, dass
den Veranstaltern eine interessante
Themenkombination gelungen war
und die Betriebsärzte gute Argumen-
tations- und Handlungshilfen für ihre
tägliche Praxis mit nach Hause nehmen
konnten.
16 compact 2/2002
Impressum:Herausgeber und Redaktion:Landesverband Hessen-Mittelrhein und Thüringen der gewerblichen BerufsgenossenschaftenWilhelm-Theodor-Roemheld-Straße 15, 55130 Mainz, Tel.: 0 61 31/8 02-2 27, Fax: 0 61 31/8 02-1 91E-Mail : [email protected] , www.lvbg.de
Gestaltung und Gesamtherstellung: gzm Grafisches Zentrum Bödige und Partner GmbH, Mainz
Termine und Veranstaltungen 2003 (soweit bei Redaktionsschluss bekannt)
14.02.2003 und 29.08.2003 Workshop für arbeitsmedizinisches Assistenz-Personal: Bad Nauheim Arbeitsmedizinische Gehörvorsorge – G 20 „Lärm“ Anmeldung bei:(Teilnehmergebühr) · Voraussetzungen: Erfahrungen in der Carl-Oelemann-Schule, arbeitsmedizinischen Gehörvorsorge. Die Veranstaltung ersetzt C.-Oelemann-Weg 26, nicht den einwöchigen Einführungslehrgang 61231 Bad Nauheim
05.03.2003 Einführungslehrgang für Durchgangsärzte (Gebühr 75 EUR) Mainz
12.03.2003 Fahrerlaubnis-Verordnung – Was gibt es Neues? Mainz(in Zusammenarbeit mit dem VDBW Landesverband Hessen)
26.04.2003 Gefährdungen am Arbeitsplatz beim Einsatz Bad Nauheimvon Kühlschmierstoffen
14.05.2003 Einführungslehrgang für H-Ärzte (Gebühr 75 EUR) Mainz
13.06.2003 und 21.11.2003 Workshop für arbeitsmedizinisches Assistenz-Personal: Bad Nauheim „Auge – Optik und Lungenfunktion“ G 25/G 37 Anmeldung bei:Voraussetzungen: Die Veranstaltung setzt keine besonderen Carl-Oelemann-Schule, Erfahrungen voraus und wendet sich auch an Fortgeschrittene C.-Oelemann-Weg 26, (Teilnehmergebühr) 61231 Bad Nauheim
13.09.2003 Fortbildung für Betriebsärzte (Thema steht noch nicht fest) Jena-Maua08.11.2003 (Thema steht noch nicht fest) Bad Nauheim
5./6.12.2003 10. Erfurter Tage Erfurt
Lehrgänge für arbeitsmedizinische Gehörvorsorge nach G 20 – „Lärm“ in Mainz:
für Ärzte*: 15.09.2003 – 19.09.2003 Gebühr: 350 EUR
für Fach- und Hilfspersonal**: 17.02.2003 – 21.02.2003 / 01.12.2003 – 05.12.2003 Gebühr: 330 EUR
* Ärzte, die eine Ermächtigung für die Durchführung spezieller arbeitsmedizinischer Vorsorgeuntersuchungen nach dem BG-Grundsatz 20 anstreben, erwerben mit der Teilnahme an dem Ärztelehrgang die geforderten besonderen Fachkenntnisse. Im Lehrgang wird die Berufsgenossenschaftliche Vorschrift „Arbeitsmedizinische Vorsorge“ (BGV A 4/GUV 0.6) und der überarbeitete BG-Grundsatz 20 -Lärm- in der Fassung August 1998 eingehendbehandelt.
** Im Lehrgang für Fach- und Hilfspersonal wird die erforderliche besondere Ausbildung zur selbstständigen Durchführung des Siebtests einschließlichder Zuarbeit für die Befundbeurteilung durch den Arzt vermittelt. Außerdem werden die Tests der Ergänzungsuntersuchungen, wie z. B. Knochen-leitungsaudiometrie, Weber- und SISI-Test, Vertäubung sowie Sprachaudiometrie (Lärm III) erläutert.
Pro Lehrgang stehen jeweils 30 Plätze zur Verfügung. Für die Veröffentlichung der Termine ist die Buchungssituation bei
Redaktionsschluss maßgeblich. Anmeldungen werden in der Reihenfolge der Eingänge berücksichtigt. Bitte melden Sie sich
schriftlich – gerne auch per Fax unter 0 61 31/8 02-1 91 oder E-Mail an „[email protected]“ – an. Nach Eingang Ihrer
Anmeldung erhalten Sie das Lehrgangsprogramm einschließlich Anmeldebestätigung und Hotel-Information.
Einführungslehrgänge für arbeitsmedizinische Gehörvorsorge werden auch durchgeführt durch das „Berufsgenossenschaftliche
Institut Arbeit und Gesundheit – BGAG“, Königsbrücker Landstraße 2, 01109 Dresden (Tel. 03 51/45 70).