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7/29/2019 Das Deutsche Wrterbuch
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1838 Beginn der Arbeit am Deutschen Wrterbuch, Belegexzerption
Beginn der Industrialisierungin Deutschland 1840/1
Jacob und Wilhelm Grimm werden von Friedrich Wilhelm IV.nach Berlin berufen
Das Kommunistische Manifest 1847
Deutsche Mrzrevolution 1848/49
1852 die erste Lieferung des Deutschen WrterbuchsA-Allverein erscheint
Verbot politischer Arbeitervereinigungen 1854 der erste Band des Deutschen Wrterbuchs liegt vollstndig vor
1859 Tod Wilhelm Grimms
Grndung desAllgemeinen Deutschen Arbeitervereinsdurch Ferdinand Lassalle
1863Tod Jacob Grimms
Karl Weigand setzt die Arbeit beiFruchtfort
1864 die von Rudolf Hildebrand verfasste LieferungK-Kartenbilderscheint
1867
Moriz Heyne wird Mitarbeiter beim Deutschen Wrterbuch; er warverantwortlich fr die Bnde 4,2H-Juzen, 6L-Mythisch, 8R-Schiefe,
9 Schiefeln-Seele, 10,1 Seeleben-Sprechen 10,2 Sprecher-Stehuhr1868 Frderung des Deutschen Wrterbuchs durch den Norddeutschen Bund
Deutsche Reichsgrndung,Beginn des Kulturkampfes
1871
Dreikaisertreffen in Berlin 1872
Erste Orthographische Konferenz 1876
Sozialistengesetz im Deutschen Reichstag 1878
1880 Matthias v. Lexer nimmt die Arbeit zur LieferungN-Nachtigallauf
Gebietserwerb in Deutsch-Sdwestafrika 1884
Einfhrung d. Alters- und Invalidittsversicherung 1889
1894Hermann Paul: Ueber die Aufgaben der wissenschaftlichen Lexikogra-phie mit besonderer Rcksicht auf das deutsche Wrterbuch
1895 Hermann Wunderlich wird als Nachfolger Hildebrands genannt
1908
bernahme der wissenschaftlichen Leitung durch dieKniglich-Preuische Akademie der WissenschaftenGrndung der Zentralsammelstelle in Gttingen
Beginn des 1. Weltkriegs 1914
Friedensvertrag von Versailles;Weimarer Republik
1919
1930 Grndung der Arbeitsstelle Berlin mit zunehmend festen Mitarbeitern
Machtbertragung an Hitler 1933
Beginn des 2. Weltkriegs 1939
1944 kriegsbedingte Einlagerung der Belegzettel in einen Salzstollen
Kriegsende in Europa 19451947 Einrichtung einer zweiten Arbeitsstelle in Gttingen
Einfhrung der Deutschen Mark 1948
Grndung zweier deutscher Staaten 1949
wirtschaftlicher Aufschwung in der BRD 1950er erste berlegungen zu einer Neubearbeitung
Befestigung der deutsch-deutschen Grenze 1952
1957 Beschluss der Neubearbeitung der am strksten veralteten TeileA-F
1960 Die letzte Lieferung widrig-Wikingwird gedruckt
Bau der Berliner Mauer 1961 Beginn der Neubearbeitung
1965 Die erste Lieferung der NeubearbeitungA-Abenteuererscheint
1971 Das Gesamtquellenverzeichnis wird verffentlicht
1983 Die Bnde 1A-Affrikate und 6D erscheinen
Deutsche Wiedervereinigung 1989/90
Einfhrung des Euro 2002
2010 Bearbeitung der Lieferungen zu Band 2B
J. Grimm
W. Grimm
K. Weigand
R. Hildebrand
M. Heyne
M. v. Lexer
H. Paul
H.Wunderlich
Zeit- und Unternehmensgeschichte
Das Deutsche Wrterbuch
Bildnachweise:Bundesarchiv,Bild183-H25217/CC-BY-SA;Noir;http://www.lexer.a
t/IMAG0049.J
PG;SueReam;http://portal.uni-freiburg.de/sdd/personenalt/auer/geschichte.h
tml;PortrtsammlungderHandschriftenabteilungderDeutschenStaatsbibliothekBerlin;DeutrschesWrterbuchArbeitsstelleG
ttingen;StdtischesMuseumGttingen
Inhalt und Darstellung: Deutsches Wrterbuch - Arbeitsstelle Gttingen Urheberrechtlich geschtzt / Nachdruck verboten
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7/29/2019 Das Deutsche Wrterbuch
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Ein Angebot fr die GrimmsNachdem Jacob und Wilhelm Grimm auf-
grund ihres Protests gegen die Aufhebung der
Verfassung im Knigreich Hannover aus ihren
Stellungen als Professoren an der Universitt
Gttingen entlassen worden waren, bot ihnen
der Verleger Karl Reimer auf Anregung des
Philologen Moriz Haupt die Abfassung eines
Wrterbuchs an.
Die AnkndigungAm 29.08.1838 erschien in der Leipziger
Allgemeinen Zeitung die Ankndigung des
Wrterbuchs durch Jacob Grimm, derzufolge
ein sechsbndiges Wrterbuch mit geschicht-
licher Ausrichtung zur Erschlieung des histo-
rischen Wortschatzes entstehen sollte. In der
Zeitspanne von Luther bis Goethe wollte man
den Reichtum der Volks- und Literatursprache
in Zitaten abbilden. Aus sprachpegerischen
Absichten heraus sollte das Wrterbuch dem
vorbildlichen Sprachgebrauch dienlich sein,
wobei anorganische Sprachentwicklungen,
wie z.B. Fremdwrter, als verfehlt betrach-
tet und abgelehnt wurden. Als magebliches
Werk sollte das Deutsche Wrterbuch die bis
dato publizierten Wrterbcher ablsen.
C. E. Steinbach
1698 - 1741
Die Wrterbuchlandschaft
zur Entstehungszeit des
Deutschen WrterbuchsDas Deutsche Wrterbuch entsteht nicht im
luftleeren Raum; die Wrterbuchlandschaftist bereits differenziert ausgebildet. Folgt man
jedoch Jacob Grimms Einleitung zum ersten
Band, beginnt mit dem Grimmschen Wrter-
buch zweifellos eine neue lexikographische
Zeitrechnung.
Im fnften Abschnitt des Vorworts zum Deut-
schen Wrterbuch geht Jacob Grimm 1854
ausfhrlich auf die Geschichte der Vorgn-
ger ein, von denen hier nur exemplarisch
die wichtigsten erwhnt werden sollen: Seit
dem 16. Jahrhundert werden aus den bereits
existierenden Wortsammlungen in Form von
Glossen, Glossaren und Nomenklaturen, diesich anfangs berwiegend auf das Lateinische
beziehen, Sammlungen der deutschen Sprache
Steinba
ch
(lte
reretym
ologis
cher
Ansatz)
Schmeller
(Bairisc
h)
Benec
ke(Mitte
lhochde
utsch)
Adelung(herausrag
endes
verke
hrssprachli
ches
Produktio
nsw
rterbuch)
Die Arbeit kann beginnenDie Brder wollen sich beim Schreiben der
Wortgeschichten nicht auf Forschungsliteratur
oder andere Wrterbcher verlassen, sondern
anhand von Textbelegen das Aufkommen und
die Entwicklung der Wrter prfen und unter-
suchen. Dazu bentigen sie ein Belegkorpus
von enormer Gre, bei dessen Erstellung sie
auf Hilfe angewiesen sind. Deshalb arbeiten
in ganz Deutschland 88 Exzerptoren, die ber
einen lngeren Zeitraum mehr als 600.000 Be-
legzettel aus 1270 Bnden zusammenstellen.
Auf Basis dieses Korpus beginnen die Brder
mit der Arbeit am Deutschen Wrterbuch, von
dem sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen
knnen, dass es das umfangreichste der deut-
schen Sprache werden und den ursprnglich
gesteckten Rahmen von sechs Bnden weit
berschreiten soll.
1Das Deutsche Wrterbuch im EntstehungskontextDas Jahr 1838
J. A. Schmeller
1785 - 1852
G. F. Benecke
1762 - 1844
J. Ch. Adelung
1732 - 1806
Wie wird ein Wort in einem Text
verwendet?
Welcher Sprach-
gebrauch ist der
angemessene
(nach Meinung der
Grimms)?
Wann wird
ein Wort das
erste Mal
gebraucht?
Was ist neu?
vergleichend-historische Betrachtung
theoretische Betrachtung der Sprachentwicklung
geplante Korpusfundierung
Belege als Grundlage fr die Artikelarbeit wissenschaftlich-linguistischer Anspruch
erarbeitet. Diese werden immer differenzierter
und entwickeln sich schlielich zu einsprachi-
gen deutschen Wrterbchern. Grimm nimmt
zu den einzelnen Konzepten Stellung und
hlt auch mit Kritik nicht hinter dem Berg:
STIELERrechnet er zwar die alphabetische
Ordnung der Stichwrter hoch an, jedoch er-
klrt er sich mit dessen Stammworttheorie
nicht einverstanden, da aus ihr falsche Etymo-
logien und Wortverwandschaften resultierten;
auerdem scheinen ihm die aufgenommenen
Wrter oft artiziell und nicht der realen Spra-
che entnommen. Daher erklrt er das Werk
insgesamt fr verfehlt. Dagegen schtzt er
STEINBACH, der die Stichwrter ebenfalls
nach Stmmen sortiert, als recht brauchbar
ein; immerhin entnehme dieser seine Wrterhug dem Schlesischen und liefere auch eine
akzeptable Auswahl von Dichtern wie Hof-
mannswaldau. Besonders hervorhebenswert
ist fr ihn FRISCH, der sich eklatant von
den anderen unterscheide, da er ein gelehrtes
Wrterbuch geschrieben habe, das die Hoch-
sprache und keine regional gebundene Mund-
art abbilde. Seine Ergebnisse habe er auf Ur-
kunden, Chroniken und Gedichte gesttzt und
treffe eine kluge Auswahl an Wortbildungen.
Eine allgemein wahrgenommene Zsur in der
Wrterbuchgeschichte gelingt ADELUNG,
der das bis dahin umfangreichste deutsche
Wrterbuch geliefert hat und fr die damaligeZeit als herausragender Vertreter der verkehrs-
sprachlichen Lexikographie gilt. Dies erkennt
auch Jacob Grimm an, jedoch kritisiert er den
sprachpegerischen Ansatz Adelungs, der das
Hochdeutsche Obersachsens sowie die hof-
sprache der gelehrsamkeit zum Mastab
erhebe. Darber hinaus leuchtet ihm Adelungs
synchroner Ansatz nicht ein. Durch den hohen
Stellenwert Adelungs setzt sich Grimm mit
diesem besonders auseinander und konzipiert
das Deutsche Wrterbuch in deutlicher Ab-
grenzung dazu. Die zeitgenssichen philolo-
gischen Anstze, wie der von SCHMELLER
fr das Bairische und der von BENECKE fr
das Mittelhochdeutsche, werden von Grimm
an anderer Stelle zwar gelobt, allerdings wird
besonders letzterer in seiner Systematik als
unzulnglich betrachtet.
In welchen Texten, bei welchen
Autoren taucht ein Wort auf? Welche Bedeutungen hat ein Wort?
Wie entwickeln sich die Bedeutungen?In welchen Kontexten tritt ein Wort auf?
Die Gttinger Sieben
Woher kommt ein Wort?
W. Grimm, J. Grimm,
W. E. Albrecht, F. C. Dahlmann, G. F. Gervinus,
W. E. Weber, H. Ewald
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7/29/2019 Das Deutsche Wrterbuch
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2Das Deutsche WrterbuchAus der Vorrede Jacob Grimms
2. Was ist eines wrterbuchs
zweck?Die Ziele werden sehr hoch gesteckt; das neue Wr-
terbuch soll jedem offenstehen, gleichzeitig den
Ansprchen des Wissenschaftlers gengen, ihm ein
Hilfsmittel sein und: Es soll ein heiligthum der
sprache grnden, ihren ganzen schatz bewahren,
allen zu ihm den eingang offen halten. [...] ein
hehres denkmal des volks, dessen vergangenheit
und gegenwart in ihm sich verknpfen. Den
Spagat zwischen Wissenschaftler und Laien, dieVermittlung des schweren Stoffs gelingt Jacob
spielend, denn es sei gar keine noth, dasz allen
alles verstndlich [...], er gehe an dem unver-
standnen vorber und wird es das nchstemal
vielleicht fassen. nenne man ein gutes buch, des-
sen verstndnis leicht wre und nicht einen uner-
grndlichen hintergrund htte.
3. [...]; jetzt soll die frage auf-
geworfen werden nach einem
deutschen wrterbuch.Sein gebiet und umfang folgen aus dem der deut-
schen sprache selbst. Unter deutsch versteht Ja-
cob den politisch geeinten Teil. Sprachlich jedochunterscheidet er das Hoch- vom Niederdeutschen
und nimmt die Zweite Lautverschiebung (auch
Hochdeutsche Lautverschiebung) als Mastab. Da
das Niederdeutsche die Zweite Lautverschiebung
nicht vollzogen hat, fllt es nicht in Jacobs Denition
von Deutsch: eben dieser character der zweiten
verschiebung, d. h. der hochdeutsche unter uns
in literatur wie dichtkunst der herschende, ton-
angebende ward, gebhrt ihm in vorwaltendem
sinn der name des deutschen. Daher verzichtet
er auf die Aufnahme niederdeutscher Wrter, die
seiner Meinung nach eines eigenen Wrterbuchs
bedrften: Frs deutsche wrterbuch behauptet
die kenntnis aller hochdeutschen volksmund-
arten hohen werth, und ich musz sogleich zumlobe der Baiern hinzusetzen, dasz kein andrer
unsrer stmme ein wrterbuch aufzuweisen hat,
das dem von SCHMELLER irgend gleichkme,
so meisterhaft ist hier die sprache selbst und ihr
lebendiger zusammenhang mit sitten und bru-
chen dargestellt [...].
4. [...]; fragt es sich wie ihm [dem
deutschen wrterbuch] in der zeit
seine grenze zu stecken sei?Das Deutsche teilt Jacob in drei Perioden ein: Alt-
hochdeutsch, Mittelhochdeutsch, Neuhochdeutsch.
Im Zentrum der Betrachtungen steht die Spra-
che seit 1450, das Neuhochdeutsche. Die lterenSprachstufen dienen dazu, Herkunft und Entwick-
lung des aktuellen Sprachstandes zu erklren und zu
dokumentieren. Auerdem hlt Jacob das Alt- und
besonders das Mittelhochdeutsche fr edler und
reiner als das Neuhochdeutsche, weshalb er Be-
legen aus dieser Zeit gerne einen besonderen Stel-
6. Fremde wrter.Zwar solle das Wrterbuch der Vermischung mit
Wrtern aus anderen Sprachen entgegenwirken,
aber trotzdem nicht jenem rgerlichem Puris-
mus verfallen, der bestrebt sei Fremdes feindlich
zu verfolgen und zu tilgen. Jacob ist sich bewusst,
dass Reichtum und Vielfalt einer Sprache auch mit
ihrer Offenheit gegenber anderen Sprachen zusam-
menhngen, dass viele ehemals entlehnte Wrter
nicht nur fester Bestandteil des Hochdeutschen, son-dern auch lautlich in dessen Kleid geschlpft sind,
wie z. B.AbenteueroderEichhorn. Um dennoch das
seiner Meinung nach Ursprngliche des Deutschen
zu bewahren, nimmt er nur sprachlich festverwur-
zelte Fremdwrter auf.
8. Sprache der hirten, jger, vo-
gelsteller, fscher u. s. w.Jacob setzt sich hier mit dem diasystematischen
Aufbau der Sprache auseinander und schreibt: Ich
bin eifrig allen wrtern der ltesten stnde des
volks nach gegangen, in der sicher begrndeten
meinung, dasz sie fr geschichte der sprache
und sitte die ergibigste ausbeute gewhren.
Manche Sprachschichten, wie z. B. die der Hirten,
der Bergleute usw. empndet er als besonders ur-
sprnglich weil volkstmlich und erhofft sich von
ihrer Erforschung Erkenntnisse hinsichtlich eines
solchen Urzustands des Deutschen. Den gelehrten
Stnden seiner Zeit dagegen wirft er vor, keine
eigenthmliche bung und ausbildung deutscher
sprache mehr zu haben, und die gegenwrtige
rechtssprache erscheint ungesund und saftlos,
mit rmischer terminologie hart berladen.
Nach einer kritischen Darlegung dessen, was er als
Sprache diverser Gelehrter ansieht, rumt er ein,
dass doch einige wissenschaftliche Abhandlungen
fr das Wrterbuch unentbehrlich seien wie Liebig
und Kant.
9. Anstszige wrter.Jacob wendet sich gegen Adelungs Kategorisierun-
gen in erhabne und pbelhafte Sprache usw.
Damit wrden viele Wrter einseitig eingeordnet
und verhindert, den Wortschatz in seiner Vollstn-digkeit zu erfassen: Das wrterbuch [...] ist nicht
da um wrter zu verschweigen, sondern um sie
vorzubringen. Ein echter Sprachforscher habe
tabuisierten oder als weniger gehoben angesehenen
Wortschatz nicht auszuschlieen.
10. Umfang der quellen.Die Zusammenstellung eines historischen Korpus,
ganz ohne die heute verfgbaren digitalen Medien,
birgt eine Menge praktischer Probleme: Quellen
mssen eruiert und schlielich beschafft werden.Fr
die Bewltigung der groen Textmenge, die von der
Mitte des 15. Jhs. bis in die Zeit der Grimms pro-
duziert wurde, griffen die Brder auf angeworbene
Exzerptoren zurck. Es kam darauf an in jedem
jahrhundert die mchtigsten und gewaltigsten
zeugen der sprache zu erfassen und wenigstens
ihre grszten werke in das wrterbuch einzutra-
gen. Entscheidende Vertreter des Deutschen sind
fr ihn: Keiserberg, Luther, Hans Sachs, Fischart
und Goethe. Die gewalt der poesie, die in jeder
sprache das meiste vermag, sollte das wrterbuch
vor augen stellen, und wo man es aufschlage zeigt
es deutliche und abgesetzte verse. Zwischen den
Prosa-Belegen werden Verse optisch herausgestellt,
was zwar viel Platz koste, jedoch der Anschaulich-
keit zutrglich sei. Die verwendeten Quellen werden
in einem Quellenverzeichnis dokumentiert, das vorallem als praktische Arbeitsgrundlage dienen soll.
17. Wortforschung.Etymologie ist das salz oder die wrze des wr-
terbuchs, ohne deren zuthat seine speise noch
ungeschmack bliebe: man mag auch manches
gern roh genieszen und lieber als versalzen.
Obwohl Jacob in der vergleichenden Sprachwissen-
schaft einen unschtzbaren Wert sieht, hinsichtlich
ihrer Ergebnisse z.B. in Bezug auf sprachliche Ver-
wandtschaftsverhltnisse, lautliche Entwicklungen
oder auch dessen was einer Sprache ureigen ist,
so ist er doch der Meinung, dass die Bedeutungen
von Wrtern auch aus der eigenen Sprache heraus
motiviert und erklrbar sein knnen, auch unab-
hngig von ihrer indogermanischen Wurzel, deren
Wirkung er nicht infrage stellt. Diese These sttzt
er mit unterschiedlichen Beispielen, die er mit der
Einschtzung abrundet, dass die etymologische
Forschung knftig die indogermanischen Wurzeln
strker zusammenfasse und damit dezimiere und
darber hinaus in jeder Sprache die jeweils eigenen
Wurzeln extrahiere. Eine solche Wurzel sei fr ihn
bauen, woraus er, weit ber bisherige Erkenntnisse
hinausgehend, den unleugbaren zusammenhang
zwischen bauen und sein, thun und werden, woh-
nen und warten, so halte ich die khnheit fr an
der rechten stelle erwge. Er lsst eine Vielzahl
von Beispielen aus unterschiedlichen Sprachen fol-
gen: Auf diesem wogenden meer der sprachentauchen die wrter empor und versinken, die ety-
mologien schwellen an und zerrinnen. Wichtig
ist ihm im Wrterbuch das zu beschreiben, was sich
aus dem Deutschen heraus selbst erklren lsst, und
er ist sich dabei sicher: mit dem fortschritt der
forschung werden neue ergebnisse eintreten, de-
nen selbst die mngel einer redlich angesetzten
arbeit zu reiz und antrieb gereichen.
24. Schlusz.[...]es galt unsern wortschatz zu heben, zu deuten
und zu lutern, denn samlung ohne verstndnis
lszt leer, unselbstndige deutsche etymologie
vermag nichts, und wem lautere schreibung ein
kleines ist, der kann auch in der sprache das gro-
sze nicht lieben und erkennen.
Berlin 2. merz 1854.
JACOB GRIMM
lenwert einrumt: Die hauptsache aber ist, den
umfang des nhd. ganzen zeitraums so viel als
mglich zu erschpfen und dadurch nicht allein
das verstndnis der einzelnen ausdrcke zu er-
grnden, sondern auch die liebe zu den vergesz-
nen schriftstellern dieser zeit wieder anzufachen
und das deutsche wrterbuch selbstgengsamauf die kurze spanne der gegenwart anzuweisen,
als knnte irgend eine zeit aus sich allein begrif-
fen werden und des veralteten, auszer brauch
gesetzten entraten.
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7/29/2019 Das Deutsche Wrterbuch
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3Das Deutsche WrterbuchVom Hausbuch zum NationalthesaurusErste Fortsetzer des DWB nach Jacob Grimms Tod
Bei den Grimm-Nachfolgernsetzte sich die schon bei den Br-dern beobachtbare Bearbeiter-
autonomie bei der Artikel-abfassung in Extremform fort.Ohne bindende Richtlinien undunabhngig voneinander be-arbeitet, entstanden Artikel, dieoft den Rahmen des Wrterbuch-spezifschen sprengten.
So beispielsweise Hildebrands118 Spalten langer Monographie-Artikel GEIST. Hildebrand ver-stand Wortgeschichte als Wort-biographie mit sehr breitensach- und kulturgeschichtlichenExkursen. Nicht nur die Ln-ge vieler Artikel, sondern vorallem die in ihnen angestrebteinnere Vollstndigkeit bertrafdas wrterbuchbliche Ma. DieBercksichtigung verschiedenerdialektaler und orthographischerVarianten auf der Stichwortebeneerhhte den Stichwortansatz.Die ursprnglichen Ziele, eineNaturgeschichte der Wrter zuschreiben und durch historischeFlle und sprachmchtige Autorenzum richtigen Sprachgebrauch zu
fhren, wurden konzeptionell nunnicht mehr verfolgt. Stattdessenentstand die Idee eines Natio-nalthesaurus. Im DWB geschaheine monumentale, nicht selten
Trotz der staat-lichen Frderungwaren um 1900erst ca. 50 % desWortschatzes be-arbeitet. In Fach-kreisen betrachte-te man mit zunehmender Sor-ge die Zukunft des DeutschenWrterbuchs. Auf Anregungvon Friedrich Kluge bernahmschlielich 1908 die DeutscheKommission der PreuischenAkademie der Wissenschaftendie Leitung des Wrterbuchs. DieBemhungen um Unternehmens-reformen sind u.a. mit den Na-men Gustav Roethe (Rational-isierung und Beschleunigung
der Arbeitsweise) und EdwardSchrder (Einrichtung einerZentralsammelstelle fr Beleg-zettel in Gttingen) verbunden.Die Reformbemhungen blie-ben wegen kriegsbedingter Ver-
Trotz der deutschen Teilung, diezwischen Gttingen und Ber-lin eine Grenze zog, konnte dasDeutsche Wrterbuch 1960 ab-geschlossen werden. Damit lagnach 122 Jahren Bearbeitungs-zeit und mit ca. 350 000 Stich-wrtern auf 70 000 Textspaltendas umfangreichste Wrterbuchder deutschen Sprache vor. 1971folgte das etwa 25 000 Titel um-fassende Quellenverzeichnis.1984 erschien, mit groem
verlegerischen Erfolg, eine voll-stndige Taschenbuchausgabe desGesamtwerks. Eine digitalisierteVersion im Internet bietet heuteauch ohne einen BibliotheksgangZugang zur Benutzung.
Mit Jacob Grimms letztem be-gonnenen Artikel FRUCHT gingdie ra Grimm zu Ende. DasWrterbuch blieb zunchst ein
Unternehmen des Hirzel-Ver-lages und das Werk behielt ausRespekt gegenber den Brdernden Titel Deutsches Wrter-buch von Jacob Grimm und Wil-helm Grimm. Erste Fortsetzerdes Wrterbuchs waren RudolfHildebrand, Karl Weigand undMoriz Heyne.
Hildebrand arbeit-ete bereits zuLebzeiten derGrimms als Kor-rektor am Wrter-buch. Hirzel,besorgt um die Zu-kunft des Unter-nehmens, beauftragte ihn au-erdem schon in dieser Zeit mitder Ausarbeitung des K. JacobGrimm, der Mitarbeiter neben sei-nem Bruder ablehnte, besttigtespter die Nachfolge Hildebrands.
Karl WeigandsArbeit begannbeim ArtikelFRUCHT. In
einer Funotesetzte er sei-nem Vorgngerein piettvollesDenkmal:
Vernderungen in der Wrterbuchkonzeptionbergang zum Thesaurus
wortmuseale Erfassung des his-torischen Wortschatzes. Die Aus-dehnung des Objektbereiches ge-
fhrdete die Abschliebarkeit desWrterbuchs. Den mehr oder we-niger nebenamtlich arbeitendenLexikographen wuchs das Projektbald ber den Kopf. Spter wur-de das Deutsche Wrterbuch un-ter Bismarcks Befrwortung ausstaatlichen Mitteln gefrdert.
In Hildebrands Worten:im j. 1868, nahm der neue deutsche staatdas nationalwerk so zu sagen auf seinenschosz. Das wiedererstehen der nationhngt in der that mit an dem gedeihen undder wirkung der deutschen philologie ber-
haupt und nicht am wenigsten unseres wer-kes (1DWB Bd. 5, S. I)
und weiter Luthers Tischredenzitierend und mit reiter auf Bis-mark anspielend:Deutschland ist wie ein schner weidli-cher hengest, der futter und alles gnug hatwas es bedarf, es fehlet ihm aber an einemreuter [...] - nun da der reiter endlich kam,ist es ntiger als je, fr gesundes futter zusorgen, und das hat unmittelbarer, als ir-gend eine andere arbeiterin im haushalteder nation, die deutsche philologie zu lie-fern, unser wrterbuch aber ist der reichstefutterspeicher. (1DWB Bd. 5, S. II)
Das Deutsche Wrterbuch als Akademieunternehmenschlechterungen der ueren Um-stnde, aber auch wegen der nachwie vor bestehenden Uneinheit-lichkeit in der Artikelbearbeitunghinter den Erwartungen zurck.Zwischen 1906 und 1930 erschie-nen nur 3 Bnde des Wrterbuchs.1930 entschloss man sich des-halb zu erneuten Unternehmens-reformen.Unter der LeitungArthur Hbnerswurde in Berlineine Arbeitsstellemit fest einge-stellten Lexiko-graphen einge-richtet, die nachbindenden Arbeitsrichtlinien qua-si fabrikmig Artikel produzie-
ren sollten. Zwischen 1931 und1939 konnte zwar die Wrter-bucharbeit beschleunigt werden,die Artikel zeigten aber nach wievor Thesaurusmerkmale und indi-vidualistische Zge.
Mit diesem worte sollte JacobGrimm seine feder von dem werkeleider fr immer niederlegen. das b-rige bis zu ende des so weit gefhr-ten buchstabens ist meine arbeit.
(1DWB 4,1,1 259)
Moriz Heyne (ein-gefhrt von Hilde-brand) nahm 1867seine Arbeit frdas Wrterbuchauf. In den kom-menden 40 Jahrenwar er u.a. mit denBuchstabenstrecken H-J, L-M,R-Reich betraut. 1889 richtete ereine Arbeitsgemeinschaft jungerLexikographen in Gttingen ein,
die unter seiner Anleitung Artikelschrieben.
R. Hildebrand1824 - 1894
K. Weigand1804 - 1878
M. Heyne1837 - 1906
Die nchste Zsur in der Unter-nehmensgeschichte bedeutete der2. Weltkrieg. Gegen Kriegsendemussten Archivbestnde in einKalibergwerk bei Bernburg a. d.Saale ausgelagert werden. We-gen der unsicheren Lage in Berlinrichtete die Gttinger Akademie1947 ein Zweigstelle des DWBein, dessen Leiter Hans Neumannwurde. Nach dem Rcktransportder Materialien nahm die BerlinerAkademie unter der Leitung vonTheodor Frings die Arbeit wiederauf.
F. Kluge1856 - 1926
A. Hbner1885 - 1937
Rcktransport ausgelagerterAkademiebestnde
Abschluss
Die letzte Lieferung 1960
Bildnachweise:StdtischesMuserumG
ttingen;ArbeitsstelleDeutschesWrterbuchBerlin;ArbeitsstelleDeutschesWrterbuchG
ttingen;Cod.
Ms.M.
Heyne.Niederschs.Staats-u.
UniversittsbibliothekGttingen,
Handschriftenabteilung
DWB-Manuskript von M. Heyne(Sporader - Spre)
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7/29/2019 Das Deutsche Wrterbuch
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Grnde fr die Neubearbeitung und organisatorische Manahmen
Die ersten Pla-nungen fr eineNe ube arbeitungdes DWB gehen
auf das Jahr 1957zurck. Zu dieserZeit galten dievon den Grimmsbearbeiteten Tei-le A-F bereits als stark veraltetund konzeptionell vom brigenWerk abweichend. Die Material-basis der Unternehmensgrnder,ca. 600 000 Belegzettel fr diegesamte Alphabetstrecke, warfr die damalige Zeit zwar einimposantes Korpus, erwies sichaber spter als zu schmal und
quellenmig zu unausgewogen.Uneinheitlichkeiten beim Stich-wortansatz, die Aussparung gan-zer Wortschatzbereiche (z.B.Fremdwrter) sowie der persn-lich-assoziative, z.T. auch norma-tive Wrterbuchstil waren weitereMngel, die eine Neubearbeitungerforderlich machten.
Nach dem Willen der Initiato-ren Hans Neumann und Theo-dor Frings sollte das DeutscheWrterbuch
ausgehend von den Grundvorstell-ungen der Brder Grimm und im inne-ren Anschlu an die zulezt erschienen-
en Bnde [...] (2DWB Bd. 1, S. 3)
nach vorne abgeschlossen wer-den.
Alternative Vorschlge etwa einkurzer oder mittlerer Grimm dieman im Zuge der Neubearbeit-ungsplne diskutierte, wurden
Erhaltung des Deutschen Wrterbuchs als zentrales lexikograph-
isches Dokumentationsinstrument
Darstellung der usuellen schriftsprachlichen neuhochdeutschen
Wrter ab 1450 in ihrer gesamten historischen Bezeugung seit dem
Althochdeutschen Im Gegensatz zur Erstausgabe keine einseitige literatursprachliche
Orientierung Grundlage ist die Verkehrssprache, verstanden als
ffentlicher (schriftlicher) Sprachgebrauch
Aufnahme von Fremdwrtern
Bercksichtigung von fach-, sonder- und regionalsprachlichen
Elementen, sofern sie fester Bestandteil des allgemeinen Sprachge-
brauchs waren oder sind
Idiographisches Verfahren bei der Artikelgestaltung, d.h. das Einzel-
wort und seine Geschichte stehen im Vordergrund; Wortschatzzu-
sammenhnge werden nur am Rande bercksichtigt
Darstellung des wortgeschichtlichen Befundes in einem etymolog-
ischen und einem textquellenbezogenen Bedeutungsteil mit authen-
tischen Textbelegen
Bercksichtigung von fachwissenschaftlich-lexikographischen Anfor-derungen und Benutzerorientierung
letztlich auf-gegeben. Dieseit den 50erJahren laufen-
de Erstellungeines umfang-reichen Wort-archivs be-schrnkte sich
bald auf die von den Grimms be-arbeiteten Teile.
Die Bearbeitung der Stichwort-strecke A-Fwurde zwischen denArbeitsstellen Berlin (A-C) undGttingen (D-F) aufgeteilt. 1963,zum hundertsten Todestag von Ja-cob Grimm, erschien ein Probe-heft mit Artikeln, die im Rahmen
einer internationalen Konferenzin Berlin diskutiert wurden. Dieerste Lieferung der Neubearbeit-ung (A-Abenteuer)erschien 1965.1970 folgte die erste Lieferungdes D-Bandes (D-Dmmerung).
Die jeweiligen Arbeitsstellen
be-fnden- sich- bis- heute- in- der-
Trgerschaft der Berlin-Branden-burgischen Akademie der Wissen-schaften und der Akademie der
Wissenschaften zu Gttingen, dieLieferungen erscheinen beim S.Hirzel Verlag, Stuttgart.
Trotz der Tatsache, dasseine mglichst klare und bersicht-liche Erschlieung des wesentlichenwortgeschichtlichen Befundes unddamit auch eine durchgreifende Krz-ung gegenber der Darstellungsweise
frherer Bnde (2DWB Bd. 1, S. 3)
als Ziele formuliert wurden, blie-
ben diese in Ermangelung einerkonzeptionellen Grundlage undderen arbeitstechnischer Umset-zung ohne Erfolg. Um 1985 war
absehbar, dass bei gleichbleiben-der Bearbeitungsgeschwindigkeitnicht vor 2020 mit einem Ab-schluss gerechnet werden konn-te. Aus diesem Grunde wurde inder Gttinger Arbeitsstelle einStraffungskonzept erarbeitet.
Durch eine genauere Bestimmungund Abgrenzung zentraler und pe-riphrer Elemente im Objekt- undDarstellungsbereich wurde dasWrterbuchkonzept entschlackt.Benutzbarkeit und Abschlie-barkeit im Anschluss an aktu-elle Forschungs- und Benutzer-interessen standen zunehmendim Mittelpunkt. Auerdem hal-fen zahlreiche organisatorischeund technische Manahmen undderen konsequente Umsetzungdas Arbeitstempo zu verdoppeln.Der Abschluss des Gttinger Be-arbeitungsteils D-F wurde da-durch 2006 planmig erreicht.
Zu dieser Zeit zeigte der BerlinerAnteil deutliche Bearbeitungs-rckstnde. Aufgrund einer neuen
Aufteilung wurden etwa 500 000Belege aus der Berliner Arbeits-stelle, beginnend mit dem ArtikelBetrieb, nach Gttingen berstelltund sollen bis 2012 in fnf Liefer-ungen bearbeitet werden.
Ziele und konzeptionelle Grundzge der Neubearbeitung
Quellen- und Materialbasis der Neubearbeitung
Die Quellengrundlage des Gt-tinger Neubearbeitungsteils be-steht aus ca. 6000 Texten vom8. bis zum 20. Jahrhundert. DieTexte bilden einen Querschnittder verschiedenen Schichtendes verkehrssprachlichen Ge-brauchs; neben literarischenQuellen wurden auch Sachtexte
bercksichtigt. Aus den Quellen-texten erhielt man durch Lese-exzerption etwa 2,6 MillionenBelegzettel, die in Form von Text-verflmung- und- xero-graphi-scher-
Reproduktion Originalausschnittezeigen.
Die Berliner Quellensammlungsttzt sich auf 4000 Quellen, ber-wiegend aus dem Zeitraum vom15. bis 20. Jahrhundert. Die haupt-schlich maschinen- und hand-schriftlich gefertigten Exzerptebelaufen sich auf ca. 3 Millionen.Das Belegarchiv, das den Lexi-kographen als Materialgrundlage
bei der Artikelabfassung dient,gilt im Prinzip als abgeschlossen.Bei offensichtlichen Lcken im
Belegmaterial wird punktuellnachgesammelt.
Auerdem sind im Bearbeitungs-teil B-C verstndnissicherndeRckgriffe auf die Originaltextenotwendig.
ber das Belegarchiv hinausstehen zustzliche Sammlungen(etwa das Zweitexemplar desTbinger Luther-Archivs) undein umfangreicher Bibliotheksbe-stand als Hilfsmittel zur Verf-gung.
H. Neumann
1903 - 1990
Th. Frings
1886 - 1968
Konferenz zur Neubearbeitung,
Berlin 1963
Abteilung Grimm-Wrterbuch, Berlin 1952Belegzettel Gttingen
Belegzettel Berlin
Arbeitstelle Gttingen im
Historischen Gebude der SUB
4Das Deutsche WrterbuchNeubearbeitung
Bildnachweise:UniversittsarchivLeipzigN04209;BundesarchivBild183-13492-0006;ArbeitsstelleDeutschesWrterbuchBerlin;ArbeitsstelleDeutschesWrterbuchGttingen
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-
7/29/2019 Das Deutsche Wrterbuch
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d 5Die Neubearbeitung des Deutschen WrterbuchsVom Textkorpus zum WrterbuchartikelTexte als Abbild des
schriftsprachlichenGebrauchs vom16. - 20. Jahrhundert(einschlielich derVorstufen)
f Sachgebiete der zugrunde gelegten Texte g
Ats Gog. Hist. Js. Ling. Lit. Ms. Md. Math. Nat. Phil. Pol. Spot Thol.
ahd.
fZeitrume
g
mhd.
1450 - 1499
1500 - 1599
1600 - 1699
1700 - 1799
1800 - 1899
1900 - 1999
2000 -
Reprsentative Text-auswahl zur Abbildungdes Gebrauchs derdeutschen Schrift-sprache in einemMischsystem von Text-gruppen, Textformen,Sachgebieten undPerioden
Erstellung von Beleg-material fr einzelneWrter im AlphabetD - F bzw. A - C: Elek-tion Lemmatisierung Alphabetisierung Archivierung
kamhattn also di
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Manuskriptfassung Druckversion Lieferungbetriebm.lehnwort aus mnd. bedrfm. oder abl. von betreiben vb. in den bedeutungen1 und 2 ist der plur. ungebruchlich.
1|zielorientiertes handeln.a|veranlassung. meist in verbindung mit auf, aus oderdurch betrieb von.
jnger abgelst vonbetreiben vb.:(u1600)|dem (knig von Frankreich) sein bruder Carolus .. auf betrieb dertreulosen mutter und der von Guise bse rger macht Wedelhausb. 193 LV.1661|man urteilt, da solches (ein schelmischer brief) Nedhams betriebgewesenZesenverschmhete majestht 322.1723|es (ist) durch unglck und nicht durch seinen betrieb v erlohrengangen russ. land-recht 75.1792|der hofprediger Stark .. (war) eben damals .. nach Darmstadt berufen.., und zwar auf betrieb des erbprinzenlaukhardleben 1,316.
1811|kaum hatten also die kisten und kasten das haus gerumt, als derfrher eingeleitete aber unterbrochene betrieb, den grafen zu entfernen,
wieder angeknpft wurdeGoetheI 26,176 W.1898|inzwischen war in Berlin auf betrieb der conservativen partei einbeschlu gefat worden Bismarck gedanken (1920)1,162 va.b|dasbewirken, ausben, betreiben von etwas:(u1600)|sonderbahre bernatrliche wunder gottes, deren betrieb u ndursachen er den menschen verhohlen sein lassen will Wedelhausb. 305 LV.
(1696)|damit diejenigen, so solche (bergwerke) anzubauen belieben tragen,.. den betrieb derselben dergestalt einrichten zu lassen, da sie gewisser ..
freyheiten sich zu erfreuen haben sollen corp. ivr. metallici 689 W.1781|so mu der commissarius .. ihn zum weitern betrieb der sache an dasgericht verweisen corp. jur. fridericianum 1,2,331.1809|zum betriebe des gewerbes wird vor allen erfordert: 1) ein fhigessubjekt; 2) kapital; 3) ein landgut thaergrundstze 1,14.
(v1864)|mag er (arbeiter) sich vom betriebe eines eigenen kleinengeschfts nhren lassallereden u. schr. [1891]3,123.1900|die verringerung der weidewirtschaft infolge intensiven betriebs derlandwirtschaft drckte die zahl der schafe schon bis 1873 auf 25 millionen
herabVoiGtin: handelspolitik 1,164.1989|der abbruch der groformatigen ziegel kam billiger als deraufwendige betrieb einer ziegelei krGer mawerk 15.
2003|einer einmaligen anfangsinvestition folgen sehr tiefe kosten frbetrieb und unterhalt n. zrch. ztg. (8./9.11.)51c.
Dtshs
WrTerbucH
vonJao Gimm nd Wilhlm Gimm
NEUBEARBEITUNG
Hasggn von dblin-bandngishn Akadmi d Wissnshaftn
nd dAkadmi d Wissnshaftn z Gttingn
5. band
1. Lifng
BETRIEB BIEGEN
lexikographische Be-arbeitung des Beleg-materials am Zettel-kasten; Erstellungder Bedeutungs-gliederung, Auswahlder abzubildenden
Belege
betrieb m. lehnwort aus mnd. bedrfm. oder abl. von betreiben vb. in
den bedeutungen 1 und 2 ist der plur. ungebruchlich. 1 zielorientierteshandeln. a veranlassung. meist in verbindung mit auf, aus oder durchbetrieb von. jnger abgelst von betreiben vb.: (u1600) dem (knig von
Frankreich) sein bruder Carolus .. auf betrieb der treulosen mutter und
der von Guise bse rger macht Wedelhausb. 193 LV. 1661 man urteilt,da solches (ein schelmischer brief) Nedhams betrieb gewesen Zesenverschmhete majestht 322. 1723 es (ist) durch unglck und nichtdurch seinen betrieb verlohren gangen russ. land-recht 75. 1792 derhofprediger Stark .. (war) eben damals .. nach Darmstadt berufen .., undzwar auf betrieb des erbprinzen laukhard leben 1,316. 1811 kaumhatten also die kisten und kasten das haus gerumt, als der frher
eingeleitete aber unterbrochene betrieb, den grafen zu entfernen, wiederangeknpft wurde GoetheI 26,176 W. 1898 inzwischen war in Berlinauf betrieb der conservativen partei ein beschlu gefat worden Bismarck
gedanken (1920)1,162 va. b das bewirken, ausben, betreiben vonetwas: (u1600) sonderbahre bernatrliche wunder gottes, deren betriebund ursachen er den menschen verhohlen sein lassen will Wedelhausb. 305
LV. (1696) damit diejenigen, so solche (bergwerke) anzubauen beliebentragen, .. den betrieb derselben dergestalt einrichten zu lassen, da siegewisser .. freyheiten sich zu erfreuen haben sollen corp. ivr. metallici 689W. 1781 so mu der commissarius .. ihn zu m weitern betrieb der sache andas gericht verweisen corp. jur. fridericianum 1,2,331. 1809 zum betriebedes gewerbes wird vor allen erfordert: 1) ein fhiges subjekt; 2) kapital; 3)
ein landgut thaergrundstze 1,14. (v1864) mag er (arbeiter) sich vombetriebe eines eigenen kleinen geschfts nhren lassalle reden u. schr.[1891]3,123. 1900 die verringerung der weidewirtschaft infolge intensivenbetriebs der landwirtschaft drckte die zahl der schafe schon bis 1873 auf25 millionen herabVoiGtin: handelspolitik 1,164. 1989 der abbruch dergroformatigen ziegel kam billiger als der aufwendige betrieb einer ziegeleikrGermawerk 15. 2003 einer einmaligen anfangsinvestition folgen sehrtiefe kosten fr betrieb und unterhalt n. zrch. ztg. (8./9.11.)51c. c ttigkeit,aktivitt auf etwas hin, das auf-etwas-hinarbeiten: (u1600) zugleich .. istan die meinen mein wille .., da sie folgende wolgemeinte erinnerungen und
lehren .. in alle ihrem betrieb und handlungen rechtschaffen ohn gleinereipracticiren und ben Wedel hausb. 5 LV. (1772) man muss suchen,es dahin zu bringen, dass die manufacturen .. einfrmig und mit gleichembetriebe fortarbeiten Bsch staatswirtschaft (1780)3,92. 1804 Flaxmans
Manuskripterstellung,redaktionelle ber-prfung, Zitiertitel- undDatenprfgnge,Korrekturen, Satzge-staltung fr die Druck-legung
Exzerption der Texte
Sortierung der Belegexzerpte nach Stichwrtern
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7/29/2019 Das Deutsche Wrterbuch
7/9
6Die Neubearbeitung des Deutschen WrterbuchsBenutzerfragen
In welchen Texten ndet man das Wort in dieser
Bedeutung?
Woher kommt das Wort ?
Welche Wortart hat das Stichwort?
Welche Zusammensetzungen gibt es?
Welche Bedeutungen hat das Stichwort?
Gibt es weitere Bedeutungen?Wann ist das Wort in dieser Bedeutung
bezeugt?
Wieviele Zusammensetzungen gibt es?
Seit wann gibt es Wortbildungen zu diesem
Stichwort?
Welche Informationen erhalte ich noch?
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7/29/2019 Das Deutsche Wrterbuch
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7Die Neubearbeitung des Deutschen WrterbuchsArtikelstruktur
[...]
[...]
[...]
[...]
[...]
lteste
Bezeugung der
entsprechenden Be-
deutung
Belegdatierung
lteste
Bezeugung der
Zusammensetzung
Bedeutungsteil
bildetdasZentrumjedesArtikels
BedeutungsangabeninGliederungsmarken,
chronologischvonderltestenbiszujngs -
tenBezeugung
Textzitate(Belege)inchronologischerRei-
henfolgezeigendieBedeutungsgeschichte
desStichwortes
Einleitungsteil
Wortentwicklungwirdbeschrieben:
- Wortgeschichte(Etymologie)
- ggf.Entlehnungszusammenhnge
- Wortbildungsangabe
LngeundAusfhrlichkeitjenachWort
unterschiedlich
Stichwortgruppe
Lemmaindergegenwrtigenbzw.zuletzt
blichenBezeugungsform
AngabedesGenus(beiSubstantiven)oder
derWortart
Gliederungsmarke mit
lexikographischem
Beschreibungstext
Kompositionsgruppe
AuswahlvonZusammensetzungenmitdem
Stichwort
AngabederGesamtzahlan(imDWBvor-
handenen)Zusammensetzungen
AufnahmeinalphabetischerReihenfolge
BelegabbildunginFormvonStellenanga-
ben:Nachweisberdasjeweilsltesteund
jngsteVorkommen
Strichmarke
illustriertbesondereGebruchedesStichwortes
]
]
jngste
Bezeugung der
entsprechenden Be-
deutung
]
Belegdatierung
jngste
Bezeugung der
Zusammensetzung
]
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7/29/2019 Das Deutsche Wrterbuch
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Das Deutsche Wrterbuch im zeitgeschichtlichen Kontext
Das Deutsche Wrterbuch der Brder Grimm wurzelt mitwesentlichen Teilen seiner gedanklichen Grundlagen in denGegebenheiten des frhen 19. Jahrhunderts. Wie das von Jacob
Grimm verfasste Vorwort des Wrterbuchs erkennen lsst, spieltbeispielsweise fr die Auswahl der Quellen der zeitgenssischeliterarische Bildungskanon eine gewichtige Rolle. Danebenndet sich eine romantische Wertschtzung mittelalterlicher
und frhneuzeitlicher Quellen, aber auch solcher Quellen, dieder einfachen Volkssprache entstammen. In besonderer Weise
fr den Beginn des Wrterbuchs kennzeichnend sind auch dieAbsichten der Brder Grimm, das Wrterbuch als nationales
Heiligtum zu etablieren und ber die Weckung von Sprachstolz
zugleich Nationalstolz zu erzeugen. Mit den Stichworten national,
brgerlich-liberal und demokratisch knnen die Bestrebungenumrissen werden, die hinter solchen Instrumentalisierungenstanden. Letztlich waren es auch diese politischen Bestrebungen,die zur Grndung des Wrterbuchunternehmens fhrten: AlsVertreter der Gttinger Sieben gerieten die Brder Grimm 1837
in den hannoverschen Verfassungskonikt und wurden aus
ihren mtern entlassen. Das Verlagsangebot, ein mehrbndigesgeschichtliches Wrterbuch zu erarbeiten, entsprang u.a. demZiel einer materiellen Sicherung der Grimms. Nach dem Tod
von Jacob und Wilhelm Grimm lsst sich eine vergleichbareunmittelbare politische Anbindung des Wrterbuchs nichtmehr beobachten, auch wenn das Werk nach 1871 durchaus als
nationales Wrterbuch im Sinn des neu gegrndeten Deutschen
Reichs betrachtet wurde. Ein konservativer brgerlicher Horizontprgte z.B. mit der Orientierung am literarischen Kanon auch die
weitere Entwicklung des Wrterbuchs. Viele zeitgeschichtlicheStrmungen und Ereignisse blieben dagegen von sehr geringerWirkung. (Deutsches Wrterbuch - Arbeitsstelle Gttingen)