Download - Das Judentum zur Zeit der 1848er Revolution
Das Thema der Seminararbeit lautet:
Das Judentum zur Zeit der 1848er Revolution
Autor: Markus Nagel Fb 2
Seminarthema: Die Revolution von 1848; im WS 1997/98
Seminarleitung: Prof. Dr. Christof Dipper
Inhaltsverzeichnis:
1 Einleitung________________________________________________________2
1.1 Die Forschungslage_____________________________________________2
1.2 Die Emanzipation der Juden_____________________________________4
2 Die Revolution 1848________________________________________________6
2.1 Die Krawalle__________________________________________________62.1.1 Elsass_____________________________________________________72.1.2 Baden_____________________________________________________7
2.2 Beteiligung an den Barrikadenkämpfen__________________________11
2.3 Politische Betätigung in den Parlamenten_________________________122.3.1 Die jüdischen Abgeordneten der Paulskirche_____________________132.3.2 Das Rededuell Mohl gegen Riesser_____________________________17
2.4 Politische Orientierung der jüdischen Bevölkerung_________________19
3 Die Reaktion und die Emanzipation__________________________________22
4 Schlussbemerkungen______________________________________________24
5 Literaturliste:____________________________________________________24
2
1 Einleitung
1.1 Die Forschungslage
Die Forschung zur Geschichte der Juden in Deutschland ist noch sehr jung. Erst
unter dem Eindruck der systematischen Ermordung der Juden während des 3.
Reiches wurde begonnen, auf diesem Gebiet zu forschen. Im Jahr 1955 gründete
man in London das Leo Baeck Institut. Es sollte die Geschichte und Kultur des
deutschsprachigen Judentums untersuchen. Schwerpunkt der Forschung liegt auf der
Zeit seit der Aufklärung. Unzählige Geschichten des deutschsprachigen Judentums
sind seither veröffentlicht worden1. Die für das Thema infragekommenden
Geschichten des deutschen Judentums umfassen meist die Zeit ab 1780. Das grosse
Thema dieser Veröffentlichungen ist meist das Spannungsverhältnis von
Emanzipation und Antisemitismus.2 Grundlegend und immer noch aktuell sind die
Forschungen von Jacob Toury3, obwohl sie mindestens schon 20 Jahre alt sind. Alle
neueren Veröffentlichungen drehen sich darum, was Toury geforscht hat. Zur
Revolution 1848 und zur Stellung des Judentums gibt es nur einen Sammelband, der
die Referate, die auf einer Tagung im Jahre 1979 in Oxford gehalten wurden,
zusammenfasst. Es bringt aber wenig Neues zur Sache. Mosse4 meldete in seinem
Referat Zweifel an, gegen die von Toury geprägte These: „Von daher gesehen
bedeutet die Revolution den Anfang vom Ende der vorher noch gefühlten
Gruppenverantwortung. An ihrer Stelle erschienen nun die mit der Gruppe nur lose
1 Nur eine Auswahl der Geschichten neueren Datums werden hier aufgeführt: Meyer, Michael A; Deutsch- Jüdische Geschichte in der Neuzeit. Band II, Emanzipation und Akkulturation 1780 -1871. München 1996. Volkov, Shulamit; Die Juden in Deutschland 1780 - 1918. München 1994. Maurer, Trude; Die Entwicklung der jüdischen Minderheit in Deutschland (1780 - 1933). Neuere Forschungen und offene Fragen. 4. Sonderheft, Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur. Tübingen 1992. Battenberg, Friedrich; Das europäische Zeitalter der Juden: zur Entwicklung einer Minderheit in der nichtjüdischen Umwelt Europas. Band II, von 1650 - 1945. Darmstadt 1990.
2 Rürup, Reinhard; Emanzipation und Antisemitismus. Studien zur „Judenfrage“ der bürgerlichen Gesellschaft. Göttingen 1975.
3 Toury, Jacob; Die politische Orientierung der Juden in Deutschland. Von Jena bis Weimar. Tübingen 1966. S. 68ff. Toury, Jacob; Soziale und politische Geschichte der Juden in Deutschland 1847 - 1871. Zwischen Revolution, Reaktion und Emanzipation. Düsseldorf 1977. Toury, Jacob; Die Revolution von 1848 als innerjüdischer Wendepunkt. In: Paucker, Arnold; Liebeschütz, Hans (Hrsg.); Das Judentum in der Deutschen Umwelt: 1800 - 1850; Studien zur Frühgeschichte der Emanzipation. S. 359 - 376. Tübingen 1977.
4 Mosse, Werner E.; The Revolution of 1848. Jewish Emancipation in Germany and its Limits. In: Mosse, Werner E.; Paucker, Arnold; Rürup, Reinhard; Revolution and Evolution. 1848 in German-Jewisch History. S. 389 - 401, Tübingen 1981, S. 399.
3
zusammenhängenden ‘Staatsbürger jüdischen Glaubens’.“5 Damit geht auch einher,
dass für Mosse der Begriff ‘Wendepunkt’, mit dem Toury die Situation der
Judentums während der 48er Revolution beschreibt, nicht korrekt ist.6 Zum
Themenkomplex Emanzipation und Antisemitismus gibt Maurer eine ausführliche
Forschungs- und Literaturübersicht.7
Auf die judenfeindlichen Ausschreitungen des Jahres 1848 gehen so gut wie keine
der allgemeinen 48er Darstellungen ein. Auch in den Emanzipationsgeschichten
fehlen detaillierte Darstellungen der doch erheblichen Ausschreitungen gegen die
Juden. Eine Studie von Rohrbacher8 untersucht die antijüdischen Ausschreitungen
und weicht in seiner Deutung der Motive der Ausschreitungen ab von bisherigen
Deutungen der Forschung.9 Hatte man die Krawalle bisher als Teil der Agrarunruhen
gesehen, so zeigte Rohrbacher auf, dass vielmehr lokale Ursachen zu den Exzessen
gegen die Juden geführt hatten.
1.2 Die Emanzipation der Juden
Ein wichtiges Prinzip der Aufklärung war die Rechtsgleichheit aller Menschen. In
der nach Aufklärungsmeinung zu verwirklichenden vernünftigen
Gesellschaftsordnung war damit die althergebrachte Ständeordnung grundsätzlich in
Frage gestellt.10
Die Juden führten zum Ende des 18. Jahrhunderts ein in allen Belangen des Lebens,
von der christlichen Umwelt abgegrenztes Leben. Sie hatten eine eigene Sprache,
eigene Feste, eigene Kleider- und Speisevorschriften. Ausserdem lebten sie in der
Mehrzahl völlig verarmt. In ihrem Lebensrecht waren die Juden von ihren
christlichen Nachbarn allenfalls geduldet. Für einen Anhänger der Aufklärung war
damit die diskriminierende Lage der Juden nicht hinnehmbar.
5 Toury; Die Revolution; a.a.O., S. 367.
6 Mosse; The Revolution; a.a.O., S. 399.
7 Maurer; a.a.O.
8 Rohrbacher, Stefan; Gewalt im Biedermeier. Antijüdische Ausschreitungen in Vormärz und Revolution (1815 - 1848/49) Frankfurt, 1993.
9 Grundlegend ist der von Eleonore Sterling zwar für die ‘Hep-Hep-Krawalle’ gebrauchte Begriff des „displacement of social protest“, wie Rohrbacher festhält. Rohrbacher; a.a.O., S. 23.
10 Vgl. den Grundsatzartikel zur Emanzipation von Koselleck und Grass: Koselleck, Reinhart; Grass, Martin Karl; Emanzipation. In: Koselleck, Reinhart; Conze, Werner; Brunner, Otto; Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Band 2, Stuttgart 1979 S. 153 - 197.
4
Hatte man bisher das Judentum als Übel, als Landplage gesehen, kamen nun ganz
neue Überlegungen auf.
Wie können die Juden für die Gemeinschaft nützlich gemacht werden?, wurde als
sogenannte „Judenfrage“11 gestellt. Motivation für ein Engagement für die
Emanzipation war nicht die Sympathie für das Judentum, sondern die Kritik an der
gegenwärtigen jüdischen Existenz. Eine Existenz, die für einen aufgeklärten
Menschen unerträglich war.
Es wurde nötig, die Judenexistenz und damit ihre Ursachen neu zu interpretieren.
Dohms12 Ausspruch, „daß der Jude noch mehr Mensch als Jude sei,“13 wurde zur
Grundlage aller Überlegungen. Nach Dohms Ansicht waren die Juden das Produkt
der bisherigen Judenemanzipation. Um die Juden zu verändern, musste also zuerst
die Judenpolitik geändert werden. Deshalb hatten sich nach Meinung der Liberalen14
neben den anderen unterprivilegierten Gruppen auch die Juden zu emanzipieren.
Über das ‘Wie’ der Emanzipation gab es aber sehr unterschiedliche Ansichten15:
Es gab grundsätzlich zwei Wege die zur Judenemanzipation führen sollten:
etatisches aufklärerisches Programm: Die Emanzipation war als ein langwieriger
Prozess angelegt. Die volle Emanzipation stand quasi am Schluss als Krönung
dieses Prozesses. Der Staat übte Rechts- und Erziehungspflichten gegenüber den
Juden aus. Das heisst, der Staat kontrollierte das Judentum als soziale Gruppe.
Das Eintrittbillett war die Bereitschaft der Juden zur Assimilation. Man wollte die
Juden nicht als Juden emanzipieren. Das eigentliche Ziel dieser aufklärerischen
Emanzipation war das Verschmelzen der Juden und Christen miteinander.
das französische Programm: Es schaffte die sofortige und uneingeschränkte
Gleichstellung der Juden mit ihren Mitbürgern. Man erwartete, dass mit der
Beseitigung der rechtlichen Sonderstellung der Juden auch die Juden als
Sondergruppe allmählich verschwinden würden.
11 Rürup; Emanzipation; a.a.O., S. 7.
12 Im Jahr 1781 erweckte Christian Wilhelm von Dohm mit seinem Buch, „Über die bürgerliche Verbesserung der Juden“ erstmals das öffentliche Gespräch für eine Reform der rechtlichen Situation der Juden.
13 Zitiert nach: Volkov, Shulamit; Die Juden in Deutschland 1780 - 1918. München 1994, a.a.O., S. 18.
14 Siehe, Langewiesche, Dieter; Liberalismus und Judenemanzipation im19. Jahrhundert. In: Freimark, Peter (Hrsg.); Juden in Deutschland. Emanzipation, Integration, Verfolgung und Vernichtung. 25 Jahre Institut für die Geschichte der deutschen Juden. Hamburg, S. 155 - 158.
15 Battenberg, Friedrich; Das Europäische Zeitalter der Juden. Zur Entwicklung einer Minderheit in der nichtjüdischen Umwelt Europas. Band II: Von 1650 - 1945. Darmstadt 1990, S. 86.
5
In jedem Fall war das Ziel der Judenemanzipation die soziale Integration der Juden
in die Gesellschaft16, beziehungsweise das Verschwinden der Juden als
Sondergruppe.
Zu Beginn der 40er Jahre des 19. Jahrhundert war die praktische Emanzipation der
Juden schon unaufhaltsam fortgeschritten. Der Stand der politischen Emanzipation
variierte vom Erreichten als auch von der Geschwindigkeit des Erreichten von Land
zu Land.17 In Preussen kam Friedrich Wilhelm IV. an die Regierung. Als er
versuchte nach einer Zeit des Stillstandes in der Judenemanzipation rückschrittliche
Judenverordnungen zu erlassen, kam es zu Protesten unter den Juden. Vorbei war die
Zeit, wo man still alles hingenommen hat. Eine jüdische Petition wurde eingegeben.
Mehr als 80 Gemeinden schlossen sich an. Wieder standen, wie in der Zeit des
Wiener Kongresses und des Vormärz, die Emanzipationserfolge in Frage. Im
Judentum war aber eine neue Generation herangewachsen. Sie gehörten zum
Bürgertum, bezeichneten sich als Liberale, hatten keine Berührungsängste mit der
nichtjüdischen Umwelt. Viele von ihnen standen bereits in den Startlöchern für eine
Staatsanstellung.18 Auch in Bayern Württemberg und Baden wurden Petitionen für
eine volle jüdische Gleichberechtigung ausgerichtet.
Im Jahr 1847 legte der Landtag in Preussen einen Gesetzesentwurf vor: Wie bereits
1840 stellte er den Gemeindezwang der Juden heraus, ebenso wie die Kontrolle der
Gemeinden von Seiten der Regierung. Die politische Spannung erhöhte sich in
Preussen, da die preussische Regierung nicht nur in Fragen der Judenemanzipation
rückschrittliche Gesetze verabschiedete. Immer mehr Liberale traten mit grosser
Entschiedenheit für die jüdische Gleichberechtigung ein. Volkov schreibt: „Der
Kampf für die Emanzipation der Juden schien nunmehr vom allgemeinen Sturmlauf
der Liberalen gegen das ganze reaktionäre Staatssystem nicht mehr zu trennen zu
sein.“19 Genaugenommen richteten die Juden die gleichen Forderungen an die
Regierung.
16 Rürup; Emanzipation; a.a.O., S. 25.
17 Mosse, Werner E.; The Revolution of 1848. Jewish Emancipation in Germany and its Limits. In: Mosse, Werner E.; Paucker, Arnold; Rürup, Reinhard; Revolution and Evolution. 1848 in German-Jewisch History. S. 389 - 401, Tübingen 1981, S. 392.
18 Vgl. Volkov; a.a.O., S. 33f.
19 Volkov; a.a.O., S. 36.
6
2 Die Revolution 1848
Dieter Langewiesche hat 1991 die wichtigsten Veröffentlichungen zur Bedeutung
der 48er Revolution für die Geschichte der Juden gegenüber gestellt.20 Die
Revolution 1848 war von jüdischer Seite her voller Widersprüche21. Zum Einen
traten im grossen Stil jüdische Politiker in die Öffentlichkeit. Im Rahmen der
Revolutionsgesetzgebung wurde auch die vollständige Gleichberechtigung für die
Juden erreicht. Gleichzeitig brachen wieder grossflächige antijüdische Krawalle aus.
2.1 Die Krawalle
Die judenfeindlichen Krawalle des Jahres 1848 sind nur am Rande von der
Forschung zur Kenntnis genommen worden. Neben einer alten Studie von Sterling22
lassen sich nur Untersuchungen zu einzelnen Städten finden. Erst in den 90er Jahren
hat Rohrbacher23 im Rahmen einer Dissertation die judenfeindlichen
Ausschreitungen des Vormärz und Revolution untersucht.
Betrachtet man das Grossherzogtum Baden, so erstaunt die Intensität dieser
Krawalle.
2.1.1 Elsass
Der Vorbote für eine grossangelegte Judenhetze kam aus dem Elsass. Als Reaktion
auf die revolutionären Erhebungen und die Ernennung zweier jüdischer Minister in
Paris, verwüstete und plünderte der Mob am 26. Februar 1848 die Häuser der Juden
im oberelsässischen Altkirch. Am nächsten Tag verwüstete die christliche
Bevölkerung die Synagoge am Ort. Nach zwei Tagen Krawall kehrte dank des
Militärs wieder Ruhe in Altkirch ein. Die antijüdische Stimmung hatte sich aber
bereits im Sundgau ausgebreitet. Schon am 27. Februar setzte eine Fluchtbewegung
unter den Juden des Elsass’ ein. Aus Angst vor den Ausschreitungen flüchteten viele
Juden vor den Krawallen auf die andere Rheinseite, nach Baden und auch in die
Schweiz. Sehr schnell eskalierten die Gewalttaten und breiteten sich über das
Sundgau hinaus aus. Unabhängig von den Krawallen des Sundgaus wurden auch von
20 Langewiesche, Dieter; Die deutsche Revolution von 1848/49 und die vorrevolutionäre Gesellschaft: Forschungsstand und Forschungsperspektiven, Teil II. In: Archiv für Sozialgeschichte 31 (1991), S. 331 - 443, hier S. 392 - 396.
21 Brenner, Michael; Zwischen Revolution und rechtlicher Gleichstellung. In: Meyer, Michael A.; Deutsch-Jüdische Geschichte der Neuzeit. Band II Emanzipation und Akkulturation 1780 - 1871 S. 287 - 325, München 1996. S. 288.
22 Sterling, Eleonore; Judenhass. Die Anfänge des politischen Antisemitismus in Deutschland (1815 - 1850), Frankfurt 19692.
23 Rohrbacher; a.a.O.
7
Ausschreitungen aus dem Unterelsass berichtet. In Mauermünster wo Bauern 25 bis
30 Wohnungen von Juden verwüsteten, kam es zu Kämpfen zwischen Aufrührer und
Nationalgardisten, die Todesopfer unter den Bauern forderten. Die Krawalle
dauerten auch im Unterelsass nur wenige Tage, bis das Militär die Ordnung
wiederherstellte. Nachdem im Elsass ein Monat lang scheinbare Ruhe herrschte,
brachen die Unruhen in Lothringen aus. Es wird berichtet, dass am 26. März die
Juden aus Lixheim von etwa vierhundert Einwohnern aus dem benachbarten
Hilbesheim überfallen wurden. In Lothringen blieb es aber bei vereinzelten
Exzessen.
Anfang April brachen die Unruhen im Unterelsass und Ende April im Sundgau
wieder aus. Auch jetzt wurden die Exzesse binnen kürzester Zeit vom Militär
niedergeschlagen. Im Sundgau blieb es aber über das ganze Jahr hinaus unruhig, und
auch im Unterelsass kam es im Laufe des Jahres zu einzelnen Ausschreitungen.
2.1.2 Baden
Bereits in den letzten Februartagen trafen ganze Scharen von Juden aus dem Elsass
auf der Flucht vor Krawallen in Baden ein. In Baden entfesselte sich ein
Gewaltszenario, das noch weit über das bekannte Mass, wie zum Beispiel bei den
‘Hep-Hep’-Krawallen im Jahr 1819 hinausging.24 Der Schwerpunkt der
Ausschreitungen lag auf dem Land, in Gebieten mit hohem Judenanteil. Das
Kraichgau und der Odenwald sind Gegenden, in der beinahe jede jüdische Gemeinde
von den Ausschreitungen betroffen waren. Insgesamt zählte man im März an 33
Orten antijüdische Ausschreitungen.25 Aber auch ausserhalb Badens, in Franken,
Württemberg, Oberschlesien und Ostwestfalen kam es zu gewalttätigen antijüdischen
Ausschreitungen.26 Insgesamt waren im Jahr 1848 mehr als 180 Orte von den
Ausschreitungen betroffen.27
Den Anstoss für die Unruhen in Baden ist in der Bekanntgabe, dass die badische
Ständeversammlung beinahe einstimmig die völlige Emanzipation der Juden
24 Rürup; Emanzipation; a.a.O., S.65f.
25 Das sind ungefähr 35% aller erfassten Orte. Vgl. Abbildung 4. In: Rohrbacher; a.a.O., S. 221.
26 Schwerpunktmässig beschränkt sich die Untersuchung auf die Ereignisse in Baden. Die Unruhen haben sich über die Grenze Badens auch nach Hessen-Darmstadt, Kurhessen, Nassau, Waldeck und Thüringen, nach Württemberg und Hohenzollern und nach Bayern ausgebreitet. In diesen Regionen zeigen die Krawalle eine ähnliche Struktur wie in Baden, treten aber im Vergleich zu Baden nur vereinzelt auf.
27 Berding, Helmut; Moderner Antisemitismus in Deutschland. Frankfurt 1988, S. 74.
8
beschlossen hatte, zu suchen, wie es Berding28 vorschlägt. Die Demokraten hatten 12
Revolutionsforderungen eingebracht. In der dritten Forderung war die Aufhebung
aller religiös bedingten politischen Restriktionen geregelt. Fast einstimmig wurden
die Forderungen von den badischen Abgeordneten am 2. März angenommen. Der
daraus entwickelte Gesetzesentwurf wurde am 13. Mai bei nur einer Gegenstimme
bewilligt.29 Damit erhielten die Juden nicht nur das allgemeine Bürgerrecht wie
durch das preussische Emanzipationsedikt aus dem Jahre 1812, sondern das
Gemeindebürgerrecht, das die Versorgung innerhalb der Gemeinden regelte.
Rohrbacher unterscheidet die judenfeindlichen Krawalle der Märztage in Baden in
zwei verschiedene Komplexe:
Die judenfeindlichen Ausschreitungen waren Teil der Agrarunruhen gegen die
Feudalherren. Man zog wohl zu den Juden und genauso zu ähnlich verhassten
Personen, wie Förster, Bürgermeister und Krämer. Die Krawalle sprachen sich
herum und die Zahl der Aufständischen wuchs. Man schloss sich mit den
Aufständischen der Nachbarorte zusammen und zog zum Grossgrundbesitzer. Dort
verbrannten die Bauern die Dokumente ihrer Abhängigkeit, wie die Gült- und
Pfandbücher. Dann zwangen sie unter Androhung von Gewalt die Grundherren zum
Verzicht auf die Abhängigkeitspflichten.30 Zum anderen spielten die lokalen
Gegebenheiten der Juden eine nicht zu unterschätzende Rolle. Man wehrte sich
gegen die Stellung, die den Juden durch die Emanzipationsgesetze auch in der
Gemeinde zugewiesen wurden. Sie erhielten in Baden mit dem Bürgerrecht auch das
Gemeindebürgerrecht. Die Gemeinde hat nach gültigem Recht für die Armen
28 Berding; a.a.O., S. 75f. Vgl. dazu: Rohrbacher zitiert einen Amtmann aus Bretten im Kraichgau: „Auf dem Land weiß man kaum etwas von den in Frankreich stattgehabten jüngsten Ereignissen. Nur die Verhandlungen der IIten Cammer der bad. Stände- Versammlung erregten Interesse auch bei dem Volke u. eine mißverstandene gestern hierher gekommene Nachricht, daß nemlich die Emancipation der Juden von der Iiten Cammer genehmigt worden, erzeugte mit Blitzesschnelle großen Unwillen in allen Gemeinden.“ In: Rohrbacher; a.a.O., S. 189.
29 Rürup; Emanzipation; a.a.O.; S. 66.
30 Ein typisches Beispiel für die beschriebene Art und Vorgehensweise der Krawalle sind die Angriffe gegen das fürstliche Anwesen und die Juden im badischen Boxberg: Aus der Umgegend schlossen sich Bauern zusammen. Die Zahl der Bauern wuchs. Immer deutlicher kristallisierte sich das Ziel des Revolutionszuges heraus: Das Städtchen Boxberg und das Schloss zu Adelsheim. In der Nacht vom 7. auf den 8. März überfielen einige hundert bewaffnete Bauern das Städtchen Boxberg. Sie bekundeten durch laute Rufe die Loyalität zu ihrem Landesfürsten. Gleichzeitig riefen sie zum Widerstand gegen ihren Grundherren, den Fürsten von Leiningen auf. Der Amtmann und einige Bürger traten ohne nennenswerten Erfolg den Revolutionären entgegen. Diese drangen ins Rentamt ein, verwüsteten es und verbrannten alle Bücher und Akten. Am nächsten Tag zogen die Angreifer weiter nach Unterschüpf. Dort wurden den Juden die Fenster und Türen eingeworfen. Sie gingen dann weiter zum Fürstlich Leiningischen Rentbeamten und verlangten alle Bücher und Akten, die die Bauern ebenfalls nach Aushändigung verbrannten. Auch alle weiteren Krawalle waren immer begleitet von judenfeindlichen Ausschreitungen. Vgl. auch Erinnerungen des Levi Strauss, die in Auszügen abgedruckt sind. In: Richarz, Monika; Jüdisches Leben in Deutschland. Selbstzeugnisse zur Sozialgeschichte 1780 - 1871. S. 130 - 136, New York City 1976.
9
aufzukommen. Sie waren aber durch die Missernten der vergangenen Jahre stark an
die Grenze ihrer Belastbarkeit gekommen. Das hatte zur Folge, dass die
gemeindliche Sozialfürsorge zusammenbrach. Die Gemeinden sahen durch die
erteilten Gemeindebürgerrechte starke soziale Notlagen auf sich zukommen.
Unter Androhung von Gewalt und Plünderung wurden den Juden
Verzichtserklärungen auf die Nutzen der Gemeindebürgerrechte, zum Beispiel die
Erlaubnis, Holz aus dem Gemeindewald zu schlagen, erpresst. Berding schreibt, dass
häufig die Bürgermeister und Gemeinderäte die eigentlichen Anstifter der
antijüdischen Krawalle waren. So geschehen zum Beispiel im badischen Mühlbach:
Es hatte Ausschreitungen gegen Juden gegeben. Danach verkündete der
Bürgermeister und sein Gemeinderat, dass die Krawalle verstärkt würden, wenn die
Juden nicht auf ihr Holzdeputat im Gemeindewald verzichten würden. Nachdem die
Juden zwar bereit waren, eine kollektive Verzichtserklärung zu leisten, aber die
individuelle Verzichtserklärung, die auch gefordert wurde, verweigerten, flammten
die Unruhen in Mühlbach wieder auf.31 Auch aus Bretten ist eine solche
Verzichtserklärung der Juden über einen Holzverzicht im Archiv dokumentiert.32
Selten richteten sich die Aggressionen der Landbevölkerung nur gegen einzelne
Juden, die ihrer Stellung wegen verhasst waren, wie zum Beispiel wirtschaftlich
erfolgreiche Juden, denen der Ruf eines ‘Wucherers’ anhaftete. Man nutzte die
Revolutionsstimmung und die niedrigere Hemmschwelle gegen Gewalt aus.
Am 13. März wurden im badischen Ettlingen und Richen gezielt nur einige wenige
Judenhäuser gestürmt. Ungefähr 30 jüdische Haushalte blieben unversehrt.
Erwähnenswert scheinen auch noch die Schneiderkrawalle in Heidelberg.
Am 29. Februar wurde der jüdische Seifensieder Leopold Ehrmann von Schneidern
und Schneidergesellen überfallen. Sie zerstörten sein Warenlager. Ehrmann hatte
31 Berding; a.a.O., S. 76. Rohrbacher geht sehr ausführlich auf den Konflikt in Mühlbach ein. Rohrbacher, a.a.O. S. 268f.
32 „a. Verzichterklärung der jüdischen Ortsbürger zu Bretten, 5. März 1848[StadtA Bretten: A 1103]
Bürger Brettens.Um die aufgeregten Gemüther zu beschwichtigen erklären die hiesigen Israeliten mit ihren Unterschriften daß sie auf die Allmend-Genüsse welche mit der Erwerbung des Bürgerrechts verbunden sind, hiemit für alle Zeiten feierlichst verzichten; da wir dieß für den Grund der Aufregung halten, so glauben und wünschen wir sehnlichst daß durch diese Verzichtleistung alles wieder ins frühere friedliche Geleise zurücktreten möchte; zumal es unser sehnlichster Wunsch ist fernerhin mit den hiesigen Bewohnern in Eintracht und Friede zu leben.
[Marginalie:] Unter Allmendgenüssen verstehen wir Bürgerabgabholz. Zitiert: In: Rohrbacher; a.a.O., S. 308.
10
einen Handel mit vorgefertigten Kleidern betrieben. Seit mehren Jahren hatte die
Schneiderzunft erfolglos versucht, seinen Handel zu unterbinden.33
Träger der Revolution waren in der Hauptsache ein kleinstädtisches und ländliches
Milieu34. In wenigen grösseren Städten lassen sich auch judenfeindliche
Ausschreitungen finden: Karlsruhe, Heidelberg, Giessen, Landsberg, Hirschberg und
Gleiwitz.35
Zum Schutz ging man in vielen Dörfern dazu über, freiwillige Patrouillen gegen die
herumstreunenden Bauern einzurichten. Meistens konnten die Schutzmannschaften
die antijüdischen Krawalle aber nicht verhindern.36 Vereinzelt wurde auch Militär in
die Krisenorte entsandt und damit weitere Gewalttaten gegen Juden verhindert.
Die zum Schutz der Juden jeweils aufgestellten Ortswehren lassen aber nicht darüber
hinwegtäuschen, dass die Zahl der Exzesse, die von herumziehenden Bauernhorden
an den Juden verübt wurden, deutlich geringer ist als die Exzesse, die von den
eigenen Ortsbürgern verübt wurden.37 Somit sind die Ursachen der antijüdischen
Ausschreitung hauptsächlich in den lokalen Umständen zu suchen. Gegen die
‘Erfolge’ der Judenemanzipation richtete sich wohl in der Hauptsache der Unmut der
Angreifer. Man war nicht bereit, den Juden das Gemeindebürgerrecht einzuräumen,
und sie somit am Gemeindevermögen partizipieren zu lassen.38
Allgemein wird in der Literatur betont, dass wie erklärt, die antijüdischen Krawalle
rein soziale und wirtschaftliche Gründe hatten.39 Brenner hebt dagegen hervor, dass
auch religiöse Vorurteile als Motive gelten können. „Schließlich spielten religiöse
33 Rohrbacher; a.a.O., S. 187.
34 Herzig führt die gesellschaftlichen Gruppen im einzelnen auf: das Kleinbürgertum, vor allem das Handwerk, bäuerliche und unterbäuerliche Gruppen. Herzig, Arno; Judenhass und Antisemitismus bei den Unterschichten und in der frühen Arbeiterbewegung. In: Heid, Ludger; Paucker, Arnold; Juden und deutsche Arbeiterbewegung bis 1933. Soziale Utopien und religiös-kulturelle Traditionen. S. 1 - 18. Tübingen 1992. S. 1+9.
35 Siehe: Rürup, Reinhard; European Revolution and Emancipation. In: Mosse, Werner E.; Paucker, Arnold; Rürup, Reinhard; Revolution and Evolution. 1848 in German-Jewisch History. S. 1 - 54. Tübingen 1981. S. 36. Vgl. Auch: Rohrbacher; a.a.O., S. 223.
36 In den Kraichgaudörfern Rohrbach, Hoffenheim und Weiler konnten die Schutzmassnahmen die Juden am 10 März vor den drohenden Exzessen weitgehend schützen. Siehe Rohrbacher; a.a.O., S. 191.
37 Ebenda, S. 192. Damit widerspricht Rohrbacher der Forschung. Noch Rürup hatte geschrieben: „Most of the excesses against Jews occurred in connection with the peasant, which in South West Germany were primarily directed against the manorial and mediatised princely estate.“ Rürup; European Revolution; In: Mosse; Revolution and Evolution; a.a.O., S. 35.
38 Vgl. Nolte, Paul; Gemeindebürgertum und Liberalismus in Baden 1800-1850. Tradition - Radikalismus - Republik. Göttingen 1994. S. 341f. Siehe auch Langewiesche; Liberalismus und Judenemanzipation; a..a.O., S. 153f.
39 Battenberg; a.a.O., S. 125.
11
Vorurteile eine noch immer nicht zu unterschätzende Rolle bei den Ausschreitungen
von 1848, die nicht zufällig in vielen Gegenden gerade am Karfreitag und
Ostermontag ihren Höhepunkt fanden. Unerwartet hatte sich also in der Bevölkerung
ein latenter Antijudaismus gehalten, der nur darauf wartete, in gewalttätigen
Aktionen auszubrechen.“40
Die Vorwürfe, die den Juden zur Revolutionszeit angelastet wurden, widersprachen
sich. Man warf den Juden vor, sowohl die Missstände der Reaktion, wie der
Revolution verursacht zu haben. Vor allem die Flugblätter ergeben ein diffuses Bild
der Vorwürfe gegen die Juden. Die Konservativen warfen den Juden vor,
Nutzniesser der Revolution zu sein, die sich ja die Judenemanzipation auf die Fahnen
geschrieben hatte. In anderen Vorwürfen, die aus eher radikaldemokratischem Lager
kamen, verdächtigte man die Juden Polizeispitzel zu sein. Viele Flugblätter wussten
auch von einer Verschwörung der Rothschilds zu berichten.41
2.2 Beteiligung an den Barrikadenkämpfen
Es gibt auch eine ganz andere Seite der 1848er Ereignisse. Viele Juden feierten die
Revolution als Beginn einer messianischen Zeit.42 Man hiess die Juden als
Barrikadenkämpfer willkommen. Brenner erwähnt, dass 130 Namen von Juden, die
als Teilnehmer der Revolution gezählt wurden, nachgewiesen seien.43 Auch bei der
Niederschlagung der Revolution hatte man Opfer unter den Juden zu beklagen. Die
Zahlen dabei variieren erheblich. In Berlin war der Anteil der Juden an den Toten
bei den Barrikadenkämpfen auf circa zehn geschätzt. Das wären 4% - 5% aller in
Berlin Gefallenen. Der Anteil der Juden an der Berliner Bevölkerung beträgt dabei
aber nur 2%.44 Die Personen, die sich an der Revolution beteiligten, stammten nicht
aus dem Klein- und Mittelbürgertum, welche die grösste Gruppe innerhalb dem
Judentum darstellte. Toury schreibt, dass die Mehrzahl der jüdischen Bevölkerung
der Revolution passiv und abwartend gegenüber stand.45
40 Brenner; a.a.O., S. 289f.
41 Dittmar, Peter; Die Darstellung der Juden in der populären Kunst zur Zeit der Emanzipation. München 1992, S. 133.
42 Toury; Politische Orientierung; a.a.O., S. 68ff.
43 Brenner; a.a.O., S. 292 und Toury; ebenda, S. 47.
44 Toury; ebenda, S. 56. Brenner weist noch daraufhin, dass bei der Trauerfeier für die Märzgefallenen in Berlin auch der jüdische Rabbiner sprach. Siehe Brenner, a.a.O., S. 292.
45 Toury; ebenda, S.85f.
12
2.3 Politische Betätigung in den Parlamenten
Interessant und verwirrend zugleich ist der Blick weg von den Krawallen auf die
parlamentarische Ebene. Die Emanzipation der Juden hatte hier im Gegensatz zu den
ländlichen Gegenden längst schon Wurzeln geschlagen. Lebten die Juden auf dem
Dorf noch weithin in ihrer jüdischen Umwelt getrennt von der übrigen Gesellschaft,
so hatte bei den gebildeten Schichten von Juden und Nichtjuden bereits eine
weitreichende Annäherung46 eingesetzt. Die völlige Emanzipation der Juden wurde
nicht nur von jüdischen Intellektuellen gefordert, sondern auch die Liberalen
erhoben die rechtliche Gleichstellung der Juden zu einer ihrer Forderungen.
Langewiesche schreibt, dass sich keine politische Gruppierung so entschieden für die
Emanzipation der Juden eingesetzt hat.47 Die Landbevölkerung sah sich im
Gegensatz dazu nach wie vor mit der abgeschottet lebenden Jüdischen Gemeinde
konfrontiert, auf die alle antijüdischen Stereotypen immer noch passten. Die
antijüdischen Krawalle der Märztage wirkte auf die Juden wie ein Schock.
Die Ereignisse von 1848 waren der Beginn für die politische Betätigung der Juden in
der Gesellschaft. Am 31. März beschloss das Vorparlament48 in Frankfurt, dass das
Glaubensbekenntnis für das Wahlrecht unerheblich sei. Es bezog sich auf das
Wahlrecht und die Wählbarkeit. Damit durften die Juden wählen und gewählt
werden. In den 1848 gewählten Parlamenten fanden sich zum ersten Mal auch Juden.
In der Paulskirche übten Juden wichtige Funktionen aus.
2.3.1 Die jüdischen Abgeordneten der Paulskirche
Insgesamt waren 15 Abgeordnete der Paulskirche jüdischer Herkunft49. Rürup
bemerkt zurecht, dass Toury hier und auch z.B. Hamburger mit ihrem Begriff
46 Früher benutzte man hierfür das Wort Assimilation. Dieses Wort ist der neueren Forschung zu ideologiebeladen. Ausserdem impliziert das Wort das einseitige Aufgehen innerhalb der deutschen Gesellschaft. In der neueren Forschung wird dieser Prozess der Annäherung mit dem Wort Akkulturation umschrieben. Siehe Volkov, a.a.O., S. 90 und Brenner, a.a.O., S. 10.
47 Langewiesche; In : Freimark; a.a.O., S. 159.
48 Im Vorparlament waren bereits Juden vertreten: Berthold Auerbach, Julius Fürst, Johann Jacoby, und Gabriel Riesser, aus Österreich, Ignaz Kuranda. Damit waren die Juden von Anfang an in die Revolutionsgeschehnisse verwickelt und nahmen regen Anteil daran. Toury, Politische Orientierung; a.a.O., S. 62.
49 Von den 15 Abgeordneten waren einige nur Ersatzmänner. Toury führt die Abgeordneten namentlich mit ihrem Wahlort auf: Gabriel Riesser (Lauenburg), Moritz Veit (Berlin), Wilhelm Levysohn (Grünberg, Schlesien), Ludwig Bamberger (Mainz), Johann Jacoby (zuerst Ersatzmann, dann gewählt in Berlin), Lewis Markus (Ersatzmann in Schwerin), Ludwig Philippson (Ersatzmann in Neuhaldensleben). Als getaufte Juden waren in der Paulskirche vertreten; Johann Detmold (Osnabrück), Moritz Heckscher (Hamburg), Heinrich Simon (Magdeburg), Max Simon (Schlesien), Eduard Simson (Königsberg), Georg Simson (Stargard), Wilhelm Stahl (Erlangen). Siehe: Toury; ebenda, S. 63.
13
„jüdische Abstammung“ die gravierenden Unterschiede, die zwischen Juden und
getauften Juden liegen, verschleiern. „Especially during die age of Emancipation
[…] it seems to me important to make a distinction between Jews and persons of
Jewish descent. […] This is not to deny that it may be useful or even necessary in
certain contexts to extend the investigation to persons of Jewish descent, all the more
so as their contemporary description as ‘baptised Jews’ shows that at least some of
them were after conversion still looked upon as Jews.“50
Sieben von ihnen waren als Kinder auf Wunsch ihrer Eltern getauft worden. Wie
sehr sich die Gesellschaft in der Akzeptanz der Juden spaltete, zeigt sich deutlich an
der Tatsache, dass Gabriel Riesser und Eduard Simson, beides Männer von jüdischer
Herkunft und von denen der eine, Riesser, sogar Wortführer der jüdischen
Emanzipation war, im Oktober und November 1848 zu Vertretern des Präsidenten
von Gagern gewählt wurden. Neben Riesser und Simson sind vor allem Heinrich
Simon und Johann Jacoby zu nennen.
Heinrich Simon war evangelisch, hatte aber jüdische Vorfahren. Er studierte
Rechtswissenschaften und wurde 1841 Assessor am Kammergericht in Berlin.
Vermittelt durch seinen Onkel, der im Justizministerium arbeitete, erhielt er den
Auftrag, ein Sammelwerk über die Verfassung und Verwaltung des preussischen
Staates als Mitherausgeber zu betreuen. Innerhalb dieses Sammelbandes
veröffentlichte Simon, zusammen mit Ludwig von Rönne eine Studie über die
Situation der Juden in Preussen. Dieses Buch diente als unentbehrliches
Nachschlagewerk für alle, die sich von Amts wegen mit den Juden beschäftigen
mussten. Simon zählte sich während der Nationalversammlung, genau wie Riesser,
zur Fraktion des Württemberger Hofs. Simon verliess aber das linke Zentrum, weil
er die Reaktion fürchtete und schloss sich der radikalen Westendhall an. Nachdem
man ihm Zugeständnisse, was die Position des künftigen Kaisers in der Verfassung
anbelangte gemacht hatte, stimmte er und eine Gruppe, die sich von der Westendhall
abgespaltet hatte für die Annahme der Verfassung. Vor der Reaktion floh er in die
Schweiz.51
50 Rürup, Reinhard; European Revolution; a.a.O., S. 25.
51 Siehe Hamburger, a.a.O., S. 183 - 186.
14
Eduard Simson wurde mit 13 Jahren getauft. Deshalb standen ihm alle
Möglichkeiten der Berufswahl offen. Mit 28 Jahren hatte er bereits eine Professur für
Jura inne. Auch auf der parlamentarischen Ebene hat Simson Karriere gemacht. In
der Nationalversammlung hatte er das Amt des Präsidenten inne. Deshalb wurde
Simson berufen, an der Spitze der Frankfurter Delegation, der auch Riesser
angehörte, zu stehen, die im April 1849 dem Preussischen König Friedrich Wilhelm
IV. die Kaiserkrone anbot.52 Politisch war Simson ein Konstitutioneller, der alle
gewalttätigen Umstürze aufs tiefste verabscheute. In seiner Laufbahn nach dem Ende
der Nationalverfassung entwickelte sich Simson zum Nationalliberalen.53 In seiner
Amtszeit als Präsident der Nationalversammlung war er für seine vermittelnde Art
bekannt.54
Johann Jacoby war das Gegenteil von Simson. Trotz der Berühmtheit, die er im
Laufe seines Lebens erlangte, überwogen die politischen Niederlagen in seinem
Leben. Mehrere Male stand er wegen seiner schriftlich oder mündlich geäusserten
politischen Überzeugung vor Gericht. Zur politischen Arbeit wurde der Arzt, der
sich erfolgreich um die Bekämpfung der Cholera verdient gemacht hatte, durch die
fortwährende Benachteiligung der Juden gebracht. Für Jacoby war die politische
Seite der Judenemanzipation die entscheidende. Aber auch für eine religiöse
Veränderung machte er sich durch seine Denkschrift zur Reform des jüdischen
Gottesdienstes stark. Jacoby war ein Mann der vielen Ideen. Mehr und mehr näherte
er sich politisch den Liberalen an. Nach seiner Ansicht hing die Lösung der
‘Judenfrage’ vom Aufstieg des Liberalismus’ in Deutschland ab. Im Laufe seines
politischen Werdegangs verlor er das Interesse an der jüdischen Religion. Trotz
seiner Popularität unterlag Jacoby bei den Wahlen zur Nationalversammlung in
seiner Heimat Königsberg. In Berlin wurde er dann in die preussische
Nationalversammlung geschickt. Für Frankfurt hat Jacoby nie ein direktes Mandat
erlangen können. Erst als sich die Frankfurter Nationalversammlung aufzulösen
begann, rückte er als Ersatzkandidat nach. Jacoby gehörte zur Deputation, die
52 Siehe Gemälde In: Gay, Ruth; Geschichte der Juden in Deutschland. Von der Römerzeit bis zum Zweiten Weltkrieg. München 1993, S. 149.
53 Erwähnenswert erscheint noch, dass Simson 1871 als Führer einer parlamentarischen Abordnung, dem von den Fürsten zum Kaiser gekrönten Wilhelm I., bat, die Kaiserkrone anzunehmen. Siehe Hamburger, a.a.O., S. 187.
54 Siehe Hamburger, a.a.O., S. 189.
15
versuchten, den preussischen König doch noch davon zu überzeugen, die Interessen
der Frankfurter Nationalversammlung zu wahren.55 Ebenso protestierte Jacoby mit
anderen gegen die aufgezwungene Verfassung und gegen die Verlegung der
Versammlung nach Preussen.56 Gegen Ende seines Lebens trat Jacoby zu den
Sozialdemokraten über.
Für die Politiker jüdischer Abstammung in der Paulskirche gab es durch alle
Fraktionen hinweg Übereinstimmung bei den drei grossen Zielen der Frankfurter
Nationalversammlung: der Herstellung der deutschen Einheit, der Gestaltung einer
freiheitlich konstitutionellen Regierungsform und der Vertretung deutscher
Interessen bei internationalen Konflikten. Trotz dieser grundsätzlichen Einigkeit,
war eine praktische Einigkeit auch unter den Parlamentariern jüdischer Abstammung
nicht möglich. Sie verteilten sich auf alle in der Paulskirche vertretenen
Gruppierungen.
Die meisten jüdischen Abgeordneten liessen sich zur linken und rechten Mitte
zuordnen.57
Gabriel Riesser war sicher der prominenteste jüdische Politiker seiner Zeit. Er hatte
sich vor allem einem Ziel verschrieben: Er wollte, dass alle Juden ohne eigene
Vorleistungen bürgerlich und politisch mit der übrigen Gesellschaft gleichgestellt
werden. Riesser wurde 1806 in Hamburg als Enkel eines streng orthodoxen
Rabbiners geboren. Wie es unter den Intellektuellen Juden der Zeit üblich war,
erhielt Riesser eine weltliche Bildung, studierte Jura an den Universitäten Kiel und
Heidelberg. Das Praktizieren als Anwalt und als Privatdozent war ihm aber wegen
seiner Abstammung verboten. Trotzdem weigerte sich Riesser, sich taufen zu lassen,
wie es einige seiner Zeitgenossen taten. Statt dessen bekannte er sich öffentlich zu
seiner jüdischen Identität. Nachdem ihm die berufliche Karriere aufgrund seiner
Zugehörigkeit zum Judentum nicht möglich war, versuchte er sich in der Politik.58
Riesser trat in der Zeit des Vormärz vor allem als Schriftsteller in Erscheinung. Er
gründete die Zeitschrift ‘Der Jude’, in der die parlamentarische Diskussion um die
Judenemanzipation kommentiert wurde. Riesser war bereits, wie erwähnt, Mitglied 55 Brenner; a.a.O., S. 293f.
56 Hamburger; a.a.O., S.193.
57 Brenner; a.a.O., S. 295.
58 Vgl. Toury, Jacob; Die politische Orientierung der Juden in Deutschland. Von Jena bis Weimar. Tübingen 1966. S. 39.
16
im Vorparlament und in der Frankfurter Nationalversammlung. „Riesser betrachtete
sich selbst als Vertreter einer neuen Generation von Juden, die sich als deutsche
Patrioten und zugleich als stolze Juden bekannten.“59 Politisch lässt sich Riesser als
ein gemässigter Liberaler bezeichnen. Er war Anhänger der konstitutionellen
Monarchie und ein glühender Verfechter der politischen Einheit Deutschlands.60
Durch seine Mitgliedschaft im Verfassungsausschuss und als Berichterstatter
desselbigen war Riesser vertraut mit den entscheidenden Problemen der Paulskirche
und trat auch häufig an die Öffentlichkeit. Riesser war wie die meisten Liberalen
königstreu eingestellt. Die Unruhen im September veranlassten ihn, seine politische
Gruppe zu wechseln. Bisher engagierte er sich im „Württemberger Hof“. Seine neue
politische Heimat wurde die am weitesten konservative Gruppierung des linken
Zentrums, der „Augsburger Hof“. Seine grösste Popularität erlangte Riesser, als er
am 21. März 1849 die sogenannte „Kaiserrede“ hielt.61 In seiner Rede warb er für
Welckers Vorschlag, dem preussischen König die Kaiserkrone anzubieten. Die Rede
Riessers machte auf die Versammlung einen grossen Eindruck. „Die Linke lachte
des Traumes. Die Erbkaiserlichen rechts und in der Mitte jedoch waren in tiefer
Bewegung. Ein Sturm des Beifalls brach aus; von Gagern und Riesser fielen sich in
die Arme, als der Meister des Worts von der Tribüne stieg, viele anderen drängten
sich um ihn und umarmten ihn.“62 Riesser erreichte mit dieser Rede aber sein Ziel
nicht: Die Anhänger eines Erbkaisertums gewannen durch die Rede Riessers keine
Stimme dazu.63
59 Volkov, a.a.O., S. 34.
60 Siehe Zitat Riessers: „Bietet mir mit der einen Hand die Emancipation, auf die alle meine innigsten Wünsche gerichtet sind, mit der anderen die Verwirklichung des schönen Traumes von der politischen Einheit Deutschland mit seiner politischen Freiheit verknüpft, ich würde ohne Bedenken die letztere wählen: denn ich habe die feste, tiefste Überzeugung, daß in ihr auch jene enthalten ist. Zitiert: In: Brenner; a.a.O., S. 294.
61 Wigard, Franz (Hrsg.) Auf Beschluss der Nationalversammlung durch die Redactionscommission und in deren Auftrag; Reden für die deutsche Nation, 1848/1849. Stenographische Berichte über die Verhandlungen der Deutschen Constituierenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main. Vollständige Ausgabe in IX Bänden neu vorgelegt und mit einer Einführung versehen von Christoph Stoll. Band 8. München 1988. S. 5899 - 5911.
62 Siehe Hamburger, a.a.O., S. 181. Er berichtet sogar von einem Spottvers, der die „Verbrüderungsszene“ Riessers mit von Gagern thematisiert:
„Der Gagern gab nach Klubbeschluß
Ihm unlängst einen edlen Kuß.
Drum doppelt es niemand Wunder nimmt,
Daß er für ein beschnitt’nes Deutschland stimmt.“ S. 207.
63 Ebenda, S. 182.
17
2.3.2 Das Rededuell Mohl gegen Riesser
Eine weitere Rede Riessers ist bekannt geworden. Sie hat das Thema seiner
politischen Arbeit, die Emanzipation der Juden zum Inhalt. In der Paulskirche beriet
man am 28. August 1848 über den Entwurf ‘der Grundrechte des deutschen Volkes’.
Verbesserungsvorschläge für den § 13 standen auf der Tagesordnung.
Der Entwurfstext des § 13 lautete: „Durch das religiöse Bekenntniß wird der Genuß
der bürgerlichen und staatsbürgerlichen Rechte weder bedingt, noch beschränkt. -
Den staatsbürgerlichen Pflichten darf dasselbe keinen Abbruch thun.“64 Bis auf eine
entsprachen alle Eingaben zwar nicht dem Wortlaut, aber zumindest dem Inhalt des
Entwurfes von § 13. Moritz Mohl, ein württembergischer Radikaler und Bruder des
Finanzministers Robert Mohl brachte folgenden Verbesserungsvorschlag,
beziehungsweise Antrag zur Abstimmung ein:
„Die eigenthümlichen Verhältnisse des israelitischen Volksstammes sind Gegenstand
besonderer Gesetzgebung, und können vom Reiche geordnet werden. Den
israelitischen Angehörigen Deutschland’s werden die activen und passiven
Wahlrechte gewährleistet.“65
Mit diesem Gesetzesvorschlag wollte Mohl wieder zum Schutzstatus der Juden, wie
er vor 1848 gegolten hatte, zurück. Er begründete seinen Verbesserungsvorschlag in
einer Rede am selben Tag vor der Nationalversammlung.
Er spricht den Juden die Zugehörigkeit zum deutschen Volk ab: „[…] es gibt
gewiß kein schmerzlicheres Unglück, als sein Vaterland verloren zu haben.
Dieses Unglück ist das der über die ganze Welt zerstreuten Israeliten. […]
Erlauben Sie mir, die Israeliten gehören vermöge ihrer Abstammung, das wird
Niemand leugnen, dem deutschen Volke nicht an, und sie können demselben ganz
und vollkommen niemals angehören.“66
Als Gründe für die Nichtzugehörigkeit der Juden zum deutschen Volk führt er
ihre Weigerung zur „Familienvermischung“67 an: „Sie werden in allen Ländern,
auch da, wo die Emancipation der Juden längst gesetzlich ausgesprochen ist,
64 Wigard, Franz (Hrsg.) auf Beschluss der Nationalversammlung durch die Redactionscommission und in deren Auftrag; Reden für die deutsche Nation, 1848/1849. Stenographische Berichte über die Verhandlungen der Deutschen Constituierenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main. Vollständige Ausgabe in IX Bänden neu vorgelegt und mit einer Einführung versehen von Christoph Stoll. Band 3. München 1988. S. 1749.
65 Ebenda, S. 1750.
66 Ebenda, S. 1754.
67 Ebenda.
18
überall werden Sie finden, dass der israelitische Volksstamm keine
Familienverbindungen mit den Völkern eingegangen ist und eingehen konnte,
unter denen er lebte.“68
Mohl greift in seiner Rede auf bekannte jüdische Stereotypen zurück. Vorallem
der des jüdischen Wucherers, der seine christlichen Geschäftsleute ruiniert:
„Wenn wir heute alle Schacher- und Sack-Juden, alle israelitischen
Viehversteller, alle mit wucherlicher Aussaugung der armen Bauern beschäftigten
Juden für vollberechtigte Staatsbürger erklären, so wird jene nachtheilige
Einwirkung auf das deutsche Volk damit keineswegs verwischt, vielmehr
gewinnen dieselben dann nur ein freieres Feld, um ihre nachtheilige Einwirkung
auf das deutsche Volk recht ungehindert und vollkommen betreiben zu können.
[…] Es ist nicht die einzelne Handlung, der bei diesem Judenwucher ohne hin so
schwer auf den Grund zu kommen ist; sondern das ganze Leben, die ganze
Richtung und Beschäftigung der Israeliten in den unteren Volksschichten ist eine
volksverderbliche und dieser muß durch weise Maßregeln des Staates und eine
weise Gesetzgebung, […] abgeholfen werden.“69
Für Mohl hat der Staat die Aufgabe, auf die jüdische Jugend einzuwirken und sie
von den „Carrieren“70 ihrer Eltern abzuhalten. Dazu sind gesetzliche
Einschränkungen der Bürgerrechte für Juden notwendig. Die Stimmung in der
Paulskirche während der Rede Mohls muss wohl deutlich gegen ihn und seine
Überzeugung gerichtet gewesen sein. Er spricht mehrmals von der Unpopularität, die
er sich durch das Stellen dieses Antrags einhandelt und dass er sich diese Rede gerne
erspart hätte. Ausserdem sind häufig Zwischenrufe zu hören. Einmal muss der
Präsident sogar zurechtweisend eingreifen.
Nach Moritz Mohl ergriff Riesser das Wort. Seine Rede war ein leidenschaftliches
Plädoyer für eine vollständige Emanzipation der Juden. Man könne nicht zum einen
den „nicht deutsch redenden Volksstämmen“71 Gleichberechtigung zusichern und
den Juden, die doch deutsch reden, die Gleichberechtigung vorenthalten. Eine
unterschiedliche Behandlung von Juden und Nichtjuden vor dem Gesetz würden
dazu führen, „dass das ganze System der Freiheit einen verderblichen Riß erhalten,
68 Ebenda.
69 Ebenda, S. 1754f.
70 Ebenda, S. 1755.
71 Ebenda.
19
[und] […] daß der Keim des Verderbens in dasselbe gelegt würde.“72 Riesser
verwahrte sich gegen den Vorwurf des jüdischen Wuchers, der laut Mohl nur mit
Sondergesetzen für die Juden bekämpft werden könne. Er führte zwei Beispiele an,
bei dem gerichtlich festgehalten wurde, dass es bei der Anwendung von
Sondergesetzen zu Wuchergeschäften von Seiten der Christen gekommen war.73
Riesser versprach, dass die Juden mit der Gleichberechtigung auch ihre biologische
Sonderstellung74 aufgeben würden.75 Bei dieser Debatte ging Riesser eindeutig als
Sieger hervor. Mohls Antrag fand nur wenige Unterstützer. Das Scheitern des
Antrags wurde in der Nationalversammlung mit lebhaftem Beifall bedacht.76 Die
Abstimmung hatte zur Folge, dass Riessers Ansehen stieg. Über Moritz Mohl
dagegen kursierten Flugblätter, auf denen man sich über ihn lustig machte.77
2.4 Politische Orientierung der jüdischen Bevölkerung
Etwas anders verhalten sich die Zahlen bei der politischen Orientierung der
jüdischen Bevölkerung. Vorweg sei geschickt: Anhand der Stellung zur Revolution
lassen sich nur bedingt politische Überzeugungen zeigen. Allzu schnell neigt man in
der Forschung dazu, sich auf die Formel einzulassen: Ablehnung der Revolution
bzw. Passivität der Revolution gegenüber, entspricht einer konservativen politischen
Einstellung.78 Toury schreibt: „Zwar blieb wirklich die Mehrzahl der Juden der
Revolution gegenüber zurückhaltend, doch bedeutete das nicht etwa, daß diese ihrer
Haltung religiös-konservativer Weltanschauung entsprach. Es ist sehr wohl denkbar,
daß bei Ausbruch der Märzereignisse breitere Schichten der Juden der freiheitlichen
Sache den Sieg wünschten. Als die Hoffnung auf den Sieg jedoch mehr und mehr
schwand und die Reaktion wieder an Boden gewann, ging diese Neigung merklich
zurück, um schließlich, gegen Ende des Jahres 1848 und zu Beginn des Jahres 1849,
einer nur noch zuschauenden, oder sogar demonstrativ-loyalistischen Haltung zu
weichen. Daraus ist weiterhin zu folgern, daß - selbst wenn bei Ausbruch der
72 Ebenda, S. 1557.
73 Ebenda, S. 1556.
74 Toury, Jacob; Soziale und politische Geschichte der Juden in Deutschland 1847-1871. Zwischen Revolution, Reaktion und Emanzipation. Düsseldorf 1977. S. 290. Vgl. Eyck, Frank; The revolution of 1848 - A comment. In: Mosse; Revolution. A.a.O., S. 405.
75 Wigard; Band 3. A.a.O., S. 1755.
76 Ebenda, S. 1766.
77 Dittmar; a.a.O., Abbildung 81 - 83, S. 158ff.
78 Ebenda.
20
Revolution weite Kreise der jüdischen Bevölkerung mit den revolutionären
Ideologien sympathisierten - die faktische Identifizierung mit den Ereignissen
geringer war, als es die anfänglichen Neigungen erwarten ließen. Im Allgemeinen
war man um so eher bereit, auf revolutionäre Hoffnungen zu verzichten, je mehr
Verfolgung, wirtschaftliche Schwierigkeiten und schließlich reaktionäre
Repressalien überhand nahmen.79
Man muss wohl davon ausgehen, dass circa 25% der jüdischen Bevölkerung
konservativ eingestellt war. Ungefähr genau soviel lassen sich zu den
„Interessensbestimmte[n] und opportunistische[n] Loyalisten“80 zählen. 30 bis 50%
werden zu den Liberalen gerechnet. Demokraten waren mit annähernd 14%
vertreten. Sozialisten machten allenfalls ein Prozent aus.81 Ungefähr 50% der
jüdischen Bevölkerung stand damit also abwartend oder ablehnend der Revolution
gegenüber. Die Solidarität mit den jüdischen Politikern schwand mit dem
Fortschreiten der Revolution. Dazu hatte sicher der Schock der antijüdischen
Ausschreitungen im März 1848 beigetragen. Ausserdem war die Frage nach der
Emanzipation eher nur ein Thema der intellektuellen Oberschicht. Um das Jahr 1848
hatten nur ungefähr 50% der jüdischen Bevölkerung den wirtschaftlichen Standard
der Nichtjuden erreicht.82 Auf kultureller Ebene waren die Unterschiede zwischen
Juden und Nichtjuden nach wie vor gravierend. Trotz all dieser Veränderungen war
es gerade auf dem Land und in den Kleinstädten durchaus noch möglich, eine
traditionelle jüdische Lebensweise zu pflegen. Es gab noch immer viele verbindende
Strukturen:
Der jüdische Kalender war noch in Kraft und kennzeichnete die jüdischen Feiertage
im Unterschied zu den christlichen Feiertagen. Der Sabbat hatte auch eine grosse
Bindungskraft auf der einen Seite und trennte auf der anderen Seite scharf. Die
sprachliche Besonderheit markierte die Juden. Sie hatten zwar im grossen Stil das
79 Toury; Politische Orientierungen; a.a.O., S. 89f.
80 Ebenda, S. 98.
81 Ebenda.
82 Toury, Jacob; Die Revolution von 1848 als innerjüdischer Wendepunkt. In: Paucker, Arnold; Liebeschütz, Hans (Hrsg.); Das Judentum in der Deutschen Umwelt: 1800 - 1850; Studien zur Frühgeschichte der Emanzipation. S. 359 - 376. Tübingen 1977, S. 359. Siehe auch Tabelle 42, in: Toury; Soziale und politische Geschichte. A.a.O., S. 100.
21
Jiddisch abgelegt, aber für Begriffe aus dem Religiösen und dem Handelsleben
benutzen sie weiterhin jiddische Begriffe.83
Trotz der Gemeinsamkeiten ist nicht zu übersehen, dass die Emanzipationsbewegung
einen Keil in die zu Beginn des Jahrhundert noch intakte jüdische Gemeinschaft
getrieben hat. Das zeigt sich daran, dass keine gemeinsamen Stellungnahmen zur
Revolution abgegeben wurden.84 Das Judentum war in verschiedene Lager gespalten.
Nicht nur politisch, sondern auch religiös. Juden, die nicht mehr religiös eingestellt
waren, hatten Mühe, ein Selbstverständnis zu finden. Das Judentum war nunmehr zu
einer Konfession geworden.85 Viele Juden nutzten die Situation, um sich endgültig
von der jüdischen Gemeinde zu entfernen.86 Innerhalb des Judentums hatte es
Bestrebungen gegeben, eine jüdische Gesamtorganisation zu schaffen. Im Zuge der
Einigungsbestrebungen Deutschland 1848 wurde auch der Wunsch nach einer
jüdischen Gesamtorganisation wieder laut. Die parteiliche Zergliederung des
ehemals einheitlichen Judentums sollte es jedoch unmöglich machen, eine jüdische
Gesamtorganisation entstehen zu lassen. Entsprechend dem Vorbild hatte man zuerst
ein Vorparlament nach Frankfurt eingeladen. Schon das Vorparlament zeigte aber,
dass eine Gesamtorganisation zwar für das auseinanderdriftende Judentum von
grosser Wichtigkeit wäre, aber wohl an den unüberbrückbaren Gegensätzen und
Vertrauensdefiziten87 der unterschiedlichen Fraktionen scheitern würde. Als Termin
für eine Gesamtsynode wurde das Frühjahr 1849 angepeilt. Die Gesamtsynode
wurde nicht realisiert. Dafür war es zu diesem Zeitpunkt bereits zu spät.88
3 Die Reaktion und die Emanzipation
Der Wortlaut des für die Judenemanzipation wichtigen § 16 der
Paulskirchenverfassung war ohne grössere Schwierigkeiten beschlossen worden. In
den meisten Ländern waren bereits Gesetze nach dem Vorbild des § 16 der
83 Meyer, Michael, A; Jüdische Gemeinden im Übergang. In: Meyer, Michael, A Im Auftrag des Leo-Baeck-Instituts (Hrsg.); Deutsch-Jüdische Geschichte in der Neuzeit. Band II Emanzipation und Akkulturation 1780-1871. S. 96 - 125. München 1996, S. 96 - 106.
84 Selbst die Progrome führten nicht zu einer gemeinsamen jüdischen Stellungnahme. Sie wurden mit den verschiedensten Begründungen wegerklärt. Vgl. Toury; Die Revolution. A.a.O., S. 365.
85 Toury; Soziale und politische Geschichte. A.a.O., S. 296f.
86 Volkov; a.a.O., S. 40.
87 Ebenda.
88 Toury; Soziale und politische Geschichte. A.a.O., S. 245 - 252.
22
Paulskirchenverfassung erlassen worden89, die die staatsbürgerliche Gleichstellung
der Juden mit den anderen Deutschen garantierte. „[…] wenigstens auf dem Papier
und für eine kurze Zeitspanne [verwirklichte sich] der Traum von der völligen
Gleichberechtigung!“90 Die Juden durften gleichberechtigt an den Wahlen zur
Frankfurter Nationalversammlung teilnehmen, sowie an der Wahl zu den
Länderparlamenten.
Die endgültige Verabschiedung der gesamten Verfassung und damit auch des § 16
liess aber auf sich warten. Schliesslich stand nicht nur die Emanzipation der Juden
zur Debatte. Die von Friedrich Wilhelm IV. der Paulskirche diktierte Verfassung
brachte die Emanzipation zu einem, wenn auch nur vorläufigen Ziel. Dort war über
die Juden zu lesen, dass der Genuss der bürgerlichen und politischen Rechte nicht
von der Religion abhängig sei.
Es war allerdings eine Illusion, zu glauben, damit sei die politische Emanzipation
vollendet. „Schon bald zeigte sich, daß mit dem Scheitern der Revolution auch die
Judenemanzipation von Rückschlägen nicht verschont blieb.“91 In vielen Ländern
wurden die Emanzipationsparagraphen durch Gesetze wieder zurückgenommen.92
Auch in Staaten, in denen man die gewährten Rechte der Juden formell nicht
zurücknahm, herrschte mindestens erneut Rechtsunsicherheit.
In Bayern war die Lage anders. Bereits im März 1848 hatte der König Maximilian II.
den Juden die volle Gleichberechtigung versprochen. Durch ein Verfassungsgesetz
des Landtages erhielten die Juden das aktive und passive Wahlrecht. Zur Zeit der
Reaktion im Dezember 1849, verabschiedete die Abgeordnetenkammer mit der
absoluten Mehrheit ein Gesetz, das die volle bürgerliche und politische
Gleichstellung der Juden in Bayern vorsah. Als das Volk von der bevorstehenden
Gleichstellung der Juden hörte, wurden die Behörden von einer Flut von Petitionen93
89 Toury; Die Revolution. A.a.O., S. 367f. Toury zählt die einzelnen Veränderungen auf Länderebene, was die Judenpolitik betraf, auf. Viele hatten die Juden durch Gesetze politisch völlig emanzipiert. Es gab aber auch Anderes: In Baden erhielten die Juden nur die staatsbürgerliche Gleichberechtigung, in Sachsen und Sachsen-Weimar emanzipierte man nur die inländischen Juden. In Bayern und in einigen anderen Staaten erhielten die Juden nur das Recht, sich politisch zu betätigen.
90 Ebenda.
91 Rürup; Emanzipation. A.a.O., S. 28.
92 In Preussen wurde in der revidierten Form der Verfassung im Artikel 14 erneut, wie im Vormärz, der christliche Charakter des Staates festgelegt. Vgl. Volkov; a.a.O., S. 41. Beinahe überall kam es zu einschneidenden Verwaltungsmassnahmen gegen Juden. Die Zulassung der Juden zu Staatsämtern wurde zwar formell nicht aufgehoben, aber auch nicht praktiziert.
93 Brenner schreibt, dass aus 1753 Gemeinden Petitionen eintrafen. Vgl. Brenner; a.a.O., S.298. Rürup bemerkt, dass insgesamt 80000 bayrische Bürger sich mit ihrer Unterschrift an den Landtag wandten, mit der dringenden Bitte, die Juden nicht zu emanzipieren. Vgl. Rürup; Emanzipation. A.a.O., S. 28.
23
überschüttet, die sich alle gegen den Schritt aussprachen. In diesen Petitionen
tauchten die typisch antijüdischen Sterotypen auf.94 Die Kammer der Reichsräte
lehnte abschliessend den Gesetzesentwurf ab.
Nur in fünf Kleinstaaten wurde die Emanzipation praktisch umgesetzt. In den 50er
Jahren zeigte sich aber, dass man die begonnene Integration der Juden in die
Gesellschaft gar nicht mehr rückgängig machen konnte. Die Akzeptanz der Juden
vom Rest der Gesellschaft wuchs stetig. Unterstützend dafür war sicher die Land-
Stadt-Wanderung, die im Judentum im Laufe des 19. Jahrhundert einsetzte. Der
wirtschaftliche Erfolg stellte sich ein.95 So konnte man trotz reaktionärer Politik die
praktische Emanzipation der Juden nicht mehr aufhalten.96
Am 3. Juli 1869 wurde dann für den Norddeutschen Bund die völlige Emanzipation
der Juden Gesetz. 1871/72 trat dann diese Regelung für das ganze Deutschland in
Kraft.97
4 Schlussbemerkungen
Was wurde 1848 für das Judentum erreicht?
Sicherlich wurde die Frage der völligen Gleichberechtigung im Rahmen der
Verfassungsdiskussion eingehend erörtert und auf einen gesetzlichen Weg gebracht.
Aber im Ergebnis standen die Juden, was ihre Emanzipationswünsche anbelangte,
nach dem Scheitern der Frankfurter Nationalversammlung genauso leer da, wie im
Vormärz. Es gab zwar einzelne Länder, die die Emanzipationsparagraphen
theoretisch in Kraft liessen. Auf das Ganze gesehen wurden die Juden aber wieder
einer Fülle von Einschränkungen ihres Bürgerrechtes unterworfen. Ausserdem
verstärkte die Revolution das durch die Emanzipation ohnehin forcierte
Auseinanderdriften der jüdischen Gesellschaft. Die völlige Gleichberechtigung hat
die 48er Revolution nicht gebracht. Sie war auch kein Werk der Juden, die so stark
94 „Juden haßten die Christen von Geburt an, heißt es in einer Petition aus dem oberpfälzischen Amberg; sie seien Vampiere, die ihren christlichen Nachbarn die letzten Blutstropfen aus dem Leib saugten, besagte eine andere Eingabe aus Mittelfranken; […].Am meisten jedoch kamen wirtschaftliche Argumente gegen ‘Wucher’ und ‘Schacher’ zum Ausdruck.“ Brenner; a.a.O., S. 298.
95 Siehe „Tabelle 51: Verschiebung der Sozialverhältnisse, 1848 - 1871“. In: Toury; Soziale und politische Geschichte. A.a.O., S. 114. Stellt man fest, dass das Judentum sich wirtschaftlich mehr und mehr etablierte, darf nicht übersehen werden, dass die Zahlen, die das begründen, Durchschnittszahlen sind, die nicht nach Regionen aufschlüsselbar sind. Hätte man z.B. Bayern, Würtemberg oder Hessen mit seinen vorwiegend landwirtschaftlich genutzten Gebieten oder die preussischen Ostgebiete auf ihre Wirtschaftlichkeit befragt, ergeben sich grosse Unterschiede zum Durchschnittswert.
96 Rürup; Emanzipation. A.a.O., S. 28f.
97 Volkov; a.a.O., S. 46.
24
für die Gleichberechtigung kämpften. „Kurz - prüft man all die jüdischen Initiativen
auf ihre Durchschlagskraft und ihre Erfolge, so begleiten sie zwar den
gesetzgeberischen Vollzug, erleichtern ihn vielleicht auch hier und da, haben ihn
aber eigentlich weder ausgelöst noch entscheidend gefördert.“98
Die 48er Revolution zeigte durch die massiven judenfeindlichen Ausschreitungen,
dass ein latenter Judenhass dauerhaft in der Gesellschaft präsent war. Dieser
Judenhass war derselbe, auf dem in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts die
Ideologen eines politischen Antisemitismus’99 aufbauen konnten.
98 Toury; Soziale und politische Geschichte. A.a.O., S. 359.
99 Wie Adolf Stöcker, Wilhelm Marr und Heinrich Treitschke. Siehe Berding; a.a.O., S. 86 - 164.
25
5 Literaturliste:
Battenberg, Friedrich; Das europäische Zeitalter der Juden: zur Entwicklung einer
Minderheit in der nichtjüdischen Umwelt Europas. Band II, von 1650 - 1945.
Darmstadt 1990.
Berding, Helmut; Moderner Antisemitismus in Deutschland. Frankfurt 1988.
Brenner, Michael; Zwischen Revolution und rechtlicher Gleichstellung. In: Meyer,
Michael A.; Deutsch-Jüdische Geschichte der Neuzeit. Band II Emanzipation und
Akkulturation 1780 - 1871 S. 287 - 325, München 1996.
Dittmar, Peter; Die Darstellung der Juden in der populären Kunst zur Zeit der
Emanzipation. München 1992.
Eyck, Frank; The revolution of 1848 - A comment. In: Mosse, Werner E.;
Paucker, Arnold; Rürup, Reinhard; Revolution and Evolution. 1848 in German-
Jewisch History. S. 389 - 401, Tübingen 1981.
Gay, Ruth; Geschichte der Juden in Deutschland. Von der Römerzeit bis zum
Zweiten Weltkrieg. München 1993.
Hamburger, Ernest; Juden im öffentlichen Leben Deutschlands.
Regierungsmitglieder, Beamte und Parlamentarier in der monarchischen Zeit;
1848 - 1918. Tübingen 1968.
Herzig, Arno; Judenhass und Antisemitismus bei den Unterschichten und in der
frühen Arbeiterbewegung. In: Heid, Ludger; Paucker, Arnold; Juden und deutsche
Arbeiterbewegung bis 1933. Soziale Utopien und religiös-kulturelle Traditionen.
S. 1 - 18. Tübingen 1992.
Koselleck, Reinhart; Grass, Martin Karl; Emanzipation. In: Koselleck, Reinhart;
Conze, Werner; Brunner, Otto; Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches
Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Band 2, Stuttgart 1979 S.
153 - 197.
Langewiesche, Dieter; Die deutsche Revolution von 1848/49 und die
vorrevolutionäre Gesellschaft: Forschungsstand und Forschungsperspektiven, Teil
II. In: Archiv für Sozialgeschichte 31 (1991), S. 331 - 443, hier S. 392 - 396.
26
Ders; Liberalismus und Judenemanzipation im19. Jahrhundert. In: Freimark, Peter
(Hrsg.); Juden in Deutschland. Emanzipation, Integration, Verfolgung und
Vernichtung. 25 Jahre Institut für die Geschichte der deutschen Juden. S. 148 -
163, Hamburg 1991.
Maurer, Trude; Die Entwicklung der jüdischen Minderheit in Deutschland (1780 -
1933). Neuere Forschungen und offene Fragen. 4. Sonderheft, Internationales
Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur. Tübingen 1992.
Meyer, Michael A.; Deutsch- Jüdische Geschichte in der Neuzeit. Band II,
Emanzipation und Akkulturation 1780 - 1871. München 1996.
Meyer, Michael A.; Jüdische Gemeinden im Übergang. In: Meyer, Michael A.; Im
Auftrag des Leo-Baeck-Instituts (Hrsg.); Deutsch-Jüdische Geschichte in der
Neuzeit. Band II Emanzipation und Akkulturation 1780 - 1871. S. 96 - 125.
München 1996
Mosse, Werner E.; The Revolution of 1848. Jewish Emancipation in Germany and
ist Limits. In: Mosse, Werner E.; Paucker, Arnold; Rürup, Reinhard; Revolution
and Evolution. 1848 in German-Jewisch History. S. 389 - 401, Tübingen 1981.
Nolte, Paul; Gemeindebürgertum und Liberalismus in Baden 1800 - 1850.
Tradition-Radikalismus-Republik. Göttingen 1994.
Richarz, Monika; Jüdisches Leben in Deutschland. Selbstzeugnisse zur
Sozialgeschichte 1780 - 1871. S. 130 - 136, New York City 1976.
Rohrbacher, Stefan; Gewalt im Biedermeier. Antijüdische Ausschreitungen in
Vormärz und Revolution (1815 - 1848/49) Frankfurt, 1993.
Rürup, Reinhard; Emanzipation und Antisemitismus. Studien zur „Judenfrage“ der
bürgerlichen Gesellschaft. Göttingen 1975.
Rürup, Reinhard; European Revolution and Emancipation. In: Mosse, Werner E.;
Paucker, Arnold; Rürup, Reinhard; Revolution and Evolution. 1848 in German-
Jewisch History. S. 1 - 54. Tübingen 1981.
Sterling, Eleonore; Judenhass. Die Anfänge des politischen Antisemitismus in
Deutschland (1815 - 1850), Frankfurt 19692.
27
Toury, Jacob; Die politische Orientierung der Juden in Deutschland. Von Jena bis
Weimar. Tübingen 1966.
Ders; Soziale und politische Geschichte der Juden in Deutschland 1847 - 1871.
Zwischen Revolution, Reaktion und Emanzipation. Düsseldorf 1977.
Ders; Die Revolution von 1848 als innerjüdischer Wendepunkt. In: Paucker,
Arnold; Liebeschütz, Hans (Hrsg.); Das Judentum in der Deutschen Umwelt:
1800 - 1850; Studien zur Frühgeschichte der Emanzipation. S. 359 - 376.
Tübingen 1977
Volkov, Shulamit; Die Juden in Deutschland 1780 - 1918. München 1994.
Wigard, Franz (Hrsg.) auf Beschluss der Nationalversammlung durch die
Redactionscommission und in deren Auftrag; Reden für die deutsche Nation,
1848/1849. Stenographische Berichte über die Verhandlungen der Deutschen
Constituierenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main. Vollständige
Ausgabe in IX Bänden neu vorgelegt und mit einer Einführung versehen von
Christoph Stoll. Band 3 und 8, München 1988.
28