Das Tsurezuregusa und die Edo-Zeit - Bemerkungen zur literarischen Rezeption im 17. und 18. Jahrhundert -
von Roland Schneider (Tübingen)
"Mit anderen Worten ließe sich sagen: Dank seiner Objektivität und seines kritischen Talentes kann er [Kenkö] ein und dieselbe Sache nicht nur von einem Standpunkte aus betrachten." (Oscar Benl: Tsurezuregusa, 1940)*
Mit Blick auf die oft spät, weit nach der Entstehung des einzelnen Werks einsetzende literarische Rezeption nimmt der berühmte haikai-Meister und Poetologe Matsunaga Teitoku (1571-1653) am Anfang des 17. Jahrhunderts in lapidar knapper Formulierung Erkenntnisse moderner Rezeptionsforschung voraus: ,,Nanigoto mo toki itaraneba kai-nashi" ("Ist die Zeit nicht reif, ist alles zwecklos1."), konzentriert seine Aussage, die die Gründe für späte bzw. verspätete Rezeptionserfolge literarischer Produkte auf einen so einfachen wie allgemeinen Nenner bringt, im Anschluß gleich auf die beiden Werke, die auf weite Strecken bevorzugte Gegenstände edozeitlicher Rezeption werden sollten, den Roman vom Prinzen Genji, das Genji-monogatari, und die Miszellensammlung des engagiert-distanzierten Beobachters Yoshida Kenkö, das Tsurezuregusa:
,,Hikaru Genji-monogatari wa Kanko no hajime idekishikadomo, hyakunen-amari uzumorete Kawa no koro yori sejo no takara to nareri. Kono Tsurezuregusa mo Tensho no koro made wa na wo shiru hito mo mare narishi ga, K eicho no jibun yori yo ni moteatsukau koto to nareri." ("Die Erzählung von Hikaru Genji entstand schon zu Anfang der Ära Kankö [1004-08], aber, über hundert Jahre vergraben, wurde sie (erst) ab der Köwa-Zeit [1099-1103] zu einem Schatz der Welt. Auch dieses Tsurezure.gusa kannte bis zur Tenshö-Zeit [1573-1591] kaum jemand mit Namen, erst ab der Ara Keichö [1596-1614] wurde es in der Welt erörtert2 • " )
Das relativ späte Einsetzen der Tsurezuregusa-Rezeption, das neben Teitoku auch andere vormoderne Kommentatoren dieses Werks bestätigen3 und das von Teilen der bisherigen japanischen Forschung mehr hypotheserneich denn gesichert vorzudatieren versucht wurde4 , veranlaßte Teitoku zu seinem Vergleich mit dem Genji-monogatari , der auf den ersten Blick auch einleuchtend erscheint. Schenkt man aber den Tagebuchnotizen der Hofdame Murasaki Shikibu, der Verfasserio des Genji-monogatari, Glauben, so fand ihr Werk schon zu ihren Lebzeiten lobende Rezipienten, darunter so gewichtige wie Fujiwara no Kintö, Fujiwara no Michinaga und Kaiser Ichijö5 , und kaum eine Generation später haben wir eindrucksvolle Belege der Genji-Rezeption im Sarashina-nikki, dem Tagebuch der Tochter des Fujiwara Takasue der vielleicht begeistertsten, fast besessen anmutenden Genji-Leserin der Vormoderne6 • Dem Tsurezuregusa scheint, geht man von den bisher bekannten, gesicherten Materialien aus, zunächst Gleiches versagt geblieben zu sein. Erst im zweiten Drittel des 15. Jahrhunderts, ein Jahrhundert nach der Entstehungszeit des Werks wird eine Tsurezuregusa-Rezeption greifbar.
Um so eindrucksvoller ist der Aufschwung der Tsurezuregusa-Rezeptionmit Beginn der Neuzeit ab dem 17. Jahrhundert, der nahezu alle Gattungen vormoderner japani-
* Oscar Ben): Tsurezuregusa oder Aufzeichnungen aus Mußestunden von Yoshida Kenko, Tökyö 1940 S. 42. -Die folgenden Notizen über die Rezeption von Kenkös Werk, das Oscar Benl vor vier Jahrzehnten durch seine Übersetzung und Bearbeitung dem deutschen Publikum vorteilte und zugänglich machte, seien meinem Lehrer und Freund herzlich zu seinem 65. Geburt tag
zugeeignet, in Dankbarkeit für vieles - unter anderem für eine Tsurezuregusa- Lektüre im Juli 1967 ...
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scher Literatur erreicht eine Vielzahl von Kommentaren und Kritiken entstehen läßt und- nach einer Pause im 19. Jahrhundert, die mit der nicht sehr hohen Einschätzung des Werks durch die kokugaku zusammenhängen mag- auch in der Moderne, ab den 20er Jahren der Meiji-Zeit bis in die Gegenwart ungebrochen weitergeht, wofür die Zahl der Kommentarwerke und Editionen Zeugnis ablegt, die in der Meiji-Zeit über 40 in der Taishö-Zeit etwa 30 und in der Shöwa-Ära fast 50 erreicht7 •
Klassiker-Rezeption in Japan ist, nicht nur im Hinblick auf die beiden Werke der Roman- undzuihitsu-Literatur, ein viel belegtes und häufig beschriebenes Phänomen: Kyojushi, kenkyUshi, eikyoshi -"Rezeptions-" "Forschungs-",, Einflußgeschichte"sind Termini, gelegentlich Etiketten, unter denen man die Auseinandersetzung historischer Subjekte (Leser, Interpreten, Kritiker usw.) mit einem künstlerischen ebenfalls historischen Objekt, dem literarischen Werk zu erfassen versucht. Sie sind jedoch, zumindest oft auch Termini, die - schon untereinander unscharf abgegrenzt - eine gewisse definitorische Vagheit besitzen. Unser Vorhaben gewisse, begrenzte, rezeptionsgeschichtliche Aspekte im Umkreis des Tsurezuregusa zu beschreiben und zu erörtern, rechtfertigt daher eine kurze Vorüberlegung. Gliedert sich Rezeptionsgeschichte i. a. in die beiden Bereiche der Beeinflussungs- und Urteilsgeschichte deren erster gelegentlich noch in Einwirkungs- und Abhängigkeitsforschung geteilt wird8 so kann man nach einem Ehrismann9 modifizierenden Vorschlag von H. Link10 Rezeption in drei Arten einteilen: "passive" Rezeption, der Hauptanteil der Rezeption, der Akt den der "normale Leser" vollzieht, der sich über die Lektüre nicht äußert und sie auch nicht in irgendeiner Weise produzierend verwertet, ferner die sog. "produktive" Rezeption d. lr. die Aufnahme und Weiterverarbeitung des Textes durch einen anderen Künstler11
und schließlich die "reproduzierende" Rezeption, die auf Vermittlung eines primären Rezeptionsgegenstandes, das literarische Kunstwerk zielt12 .
Alle diese drei Bereiche der Rezeption innerhalb der Wirkungsgeschichte des Tsurezuregusa zu behandeln, würde nicht nur den Rahmen dieses kurzen Aufsatzes sprengen, sondern stößt auch auf andere Schwierigkeiten. ,Passive" Rezeption, das Lesen einer ,schweigenden Mehrheit", die sich über Lektürevorgang und Lektüreobjekt nicht äußert, stößt, zumal bezüglich historischer Leser, auf große Schwierigkeiten der Erfassung, die mir im Falle des Ts urezuregusa bei der jetzigen Materiallage kaum lösbar erscheinen. Von den beiden anderen Bereichen, der produktiven und reproduzierenden Rezeption, soll der erste d. h. der gemeinhin unter "Einflußgeschichte" gefaßte Aspekt, der nach dem Einfluß des Tsurezuregusa auf spätere literarische Werke fragen würde, auch nur skizzenhaft in einem Exkurs Gegenstand meiner Notizen sein, deren Schwerpunkt die sog. reproduzierende Rezeption sein soll, d. h. die Bemühungen um Vermittlung eines primären literarischen Rezeptionsgegenstandes, hier des Tsurezuregusa durch Herstellung eines weiteren sekundären Rezeptionsgegenstandes (Kommentare, Kritiken usw.u). Dabei werden letztere unter die zunächst jedwede Erforschung und Bearbeitung des Werks und jede Literaturkritik, konsequenterweise aber auch jede Textedition zu fallen hätte, eingeschränkt auf einen besonderen Bereich der reproduzierenden Rezeption, auf die Kommentarwerke zum Tsurezuregusa genauer die vormodemen, edozeitlichen Kommentare zum Miszellenwerk des Yoshida Kenkö.
Ziel der nachfolgenden Notizen ist demnach, vormoderne kommentierende und (literatur-)kritische Werke und Äußerungen zum Tsurezuregusa zu benennen und zu beschreiben, um dadurch die- durchaus wechselnde -literarische Rezeption eines der bekanntesten Werke japanischer Literatur in Grundzügen aufzuzeigen zu versuchen.
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Die Anfänge der Tsurezuregusa-Rezepüon
Beweise für eine mittelalterliche reproduzierende Rezeption des Tsurezuregusa , die sich in Kommentarwerken niedergeschlagen hätte, stehen noch aus; daß das Werk unter den Gebildeten gelesen wurde, ist aus den bekannten Notizen im Toyashu-kikigaki , im Sanetaka-koki unter Bummei 6 (1474) IX, 21 und im Tamon-in-nikki unter Eiroku 9 (1566) V, 20 zu erschließen 13 • Ob diese darüberhinaus auch eine weitere Verbreitung des Tsurezuregusa belegen, scheint zweifelhaft, da von Sanjönishi Sanetak:a oder Tö no Tsuneyori nicht ohne weiteres auf die Allgemeinheit mittelalterlicher Leserschaft geschlossen werden kann. Dennoch lassen sich, schon vorher, zumindest individuelle Reaktionen auf Tsurezuregusa-Lektüre ausmachen, die vielleicht auch repräsentativ für die Rezeption einer Lesergruppe stehen können, die- später und in etwas anderer Zusammen etzung- ständig mit Tradierung und Rezeption des Tsurezuregusa verbunden war, die Gruppe der Lyriker und Poetologen.
Shötetsu (1381-1459), dem wir aucheine Abschrift des Tsurezuregusa verdanken14, schreibt in seiner karon-Schrift ShOtetsu-monogatari (1430): " Jemand, der solch ein Gefühl besitzt wie Kenkö, welcher schrieb: ,Bewundert man die Blüten nur in ihrer vollen Pracht, den Mond nur an einem wolkenlosen HimmeJ1 5 ?' ist einmalig in der Welt16 ! 'und preist damit einen der berühmtesten Abschnitte des Tsurezuregusa , Abschnitt CXXXVII17 . Sein Schüler Shinkei (1406-1475) äußert sich dann im Sasame-
. goto (1463) bewundernd über Kenkös Einstellung, daß es reizvoll sei, Mond und Blumen in Gedanken, und nicht nur mit den Augen zu genießen 18 • Es spricht Sympathie für Kenkö, den Einsiedler-Literaten mit vollendetem Geschmack, aus dem Lob der beiden renga-Meister, eine Sympathie die- aus gemeinsamer ästhetischer Sicht resultierendauch in edozeitlichen Bewunderungen Kenkös gelegentlich zu finden sein wird.
Die Frage nach den Gründen für eine solch sporadische bzw. nur sporadisch belegte Rezeption des Tsurezuregusa im späten Mittelalter, die deutlich zu dem "Tsurezuregusa-boom ' der Edozeit kontrastiert, wurde verschiedentlich gestellt und mit Hinweisen auf vielerlei Rezeptionshindemissen, die z. T. im Werk selbst liegen sollen zu beantworten versucht19 • Diese Antworten treffen wohl zu, aber es scheinen darüberhinaus auch Gründe maßgeblich zu sein, die nicht nur im Rezeptionsgegenstand selbst dem Tsurezuregusa liegen, sondern in den unterschiedlichen äußeren Rezeptionsmöglichkeiten, die das Mittelalter und die Edo-Zeit besaß. Rezipienten des Mittelalters fanden ihren Gegenstand- sieht man von den anderen Bedingungen mündlicher Literatur abin Form von Handschriften vor, die schon ihrer Zahl nach gering und somit nicht allgemein zugänglich waren, im Schriftduktus oft "sperrig", allgemein distributioneil also eingeschränkt waren - lauter rezeptionsbehindernde Faktoren, die mit dem Beginn des Buchdruckes Anfang der Neuzeit eine radikale Veränderung erfuhren. Somit scheint diese allgemein in Arbeiten zur Edoliteratur hervorgehobene, in jüngster Zeit von E. May schlüs ig dargestellte "bedeutendste Umwälzung in der Geschichte der japanischen Literatur20 ' auch als Vorbedingung für die erhöht einsetzende Tsurezuregusa-Rezeption mitbestimmend gewesen zu sein.
Daneben und nicht ganz unabhängig davon sind andere Bedingungen der literarisch-kulturellen Szene der begiooenden Neuzeit mitzudenken, die nur stichwortartig angeführt werden können: die Entstehung und Existenz von Studienzirkeln innerhalb der gebildeten Schichten die sich mit der Literatur der Vergangenheit befaßten, Texterklärungen und (auch öffentliche) Vorlesunge~ zu klassischen Werken veranstalteten
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ferner der Bildungswille eines neuen, breiteren Publikums der mit einem auf Seite der Schreibenden gegebenen Willen zur Aufklärung, Belehrung, Kenntnisvermittlung und (auch moralischer) Erziehung korrespondierte und der- hierbei schon enger auch auf das Tsurezuregusa zu beziehen- in einemzuihitsu, dessen Inhalte nicht auf die Welt des Hofs und des Schwertadels beschränkt waren vielleicht auch mehr Ansatzpunkte fand als in anderen Werken der klassischen Literatur.
Auf diesem Hintergrund ist m. E. der im folgenden zu skizzierende "Tsurezuregusa-boom" zu sehen der eingeleitet und begleitet wird von vorhernicht in diesem Maße möglichen Herstellung von Texten.
Drei Werke Kommentare zum Tsurezuregusa, sind es, die am Anfang der Edo-Zeit als Vertreter reproduzierender Rezeption passive Rezeption in größerem Umfang ermöglichen: JCunyoinsho, Nozuchi und Nagusamigusa.
Als erstes dieser drei Kommentarwerke erschien Keichö 9 (1604) das (Tsurezuregusa-)JCunyoinsho[1)21 des Hata Söha(2] (1550--1607) miteinem von Keichö 6 (1601) datierenden Nachwort des Dichtergelehrten NakanoinMichikatsu[3] (1558-1610). Söha, der als Arzt dem Toyotomi Hidetsugu und Tokugawa Ieyasu diente, neben medizinischen Büchern auch eines der ersten parodistischen Werke der Edo-Zeit, daslnu-Makura[4] verfaßte, kommentiert das Tsurezuregusa, dessen Text er nicht mitgibt, knapp Worterklärungen und Gedichtzitate stehen im Mittelpunkt. Was sein Werk wichtiger macht als diese Kurzkommentare- zum Beispiel:
,Kono dan mujo wo susumuru nari' über XLI und XLIX, oder ,Makura no soshi wo motte kakitari' über XXXII und XLill und ,en ni yasashiki rui nari' über X:X22 - i t der Anfang in dem Söha seine Sicht vom Tsurezuregusa und, wie allgemein angenomm n wird23 , auch die Tsurezuregusa-Sicht seiner Zeit nennt. Wir zitieren die Worte Söhas in der Übersetzung von Oscar Benl:
"Kenkö vereinigte sehr nach Erlösung strebend, die konfuzianische buddhistische und taoistische Lehre in sich, den Stil des Skizzenbuchesentlehnte er Sei Shönagon's Makura no Söshi, den Wortgebrauch dem Genji-monogatari. Beim Schreiben leitete ihn hauptsächlich der Gedanke an Laodsi und Buddha, er betrachtete tief die Vergänglichkeit wandte ich von ehrgeizigem Streben und Ruhme ab, ihn beglückte vor allem die Idee des "Nichthandelns" (wu-wei) er hing Liebevoll an den Jahreszeiten und ver tand sehr tief da Wesen aller Dinge24."
Berühmter als Söha ist der Verfasser des zweiten edozeitlichen Kommentars Döshun das ist Hayashi Razan (1583-1657), beherrschende Gestalt der Chu Hsi-Schule der beginnenden Edo-Zeit. Sein Kommentarwerk, das (Tsurezuregusa- )Nozuchi[5)25 -
um 1624 gedruckt, aber wohl schon (vor) 1621 verfaßt-ist reicher im Detail als das Jumyoinsho und schöpft in Erklärungen und Vergleichen voll aus dem breiten sinologischen Fundus seines Verfassers, der in großem Umfang chinesischesetsuwa und Lyrik zitiert. Razan bleibt, so japanisch Kenkö sich geben mag, Sinologe in Erklärung und Würdigung, verläßt auch nur zögernd seinen konfuzianischen Standort, der ihm laut seinem Vorwort das Tsurezuregusa durch dessen "ermahnend-belehrenden Charakter" so wertvoll macht. Razan sieht aber durchaus die literarische nicht nur morali ehe Qualität und Bedeutung des mittelalterlichen Kenkö, den er in solchen Augenblicken mit Li Po vergleicht oder- so über den Abschnitt XIX- mit Sei Shönagon und Mura-aki Shikibu gleichsetzt. Matsunaga Teitoku, den wir am Anfang unserer Notizen zitierten, ist der dritte be
deutende Kommentator und Rezipient des Tsurezuregusa in der frühen Neuzeit . . Sein
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Nagusamigusa[6 )26 , erst um Keian 5 (1652) gedruckt, aber in den Teilen, die von Teitoku stammen, wohl wesentlich früher, schon in der zweiten Hälfte der Ära Keichö (1596--1615) entstanden, und daher zur frühesten reproduzierenden TsurezuregusaRezeption zu rechnen, baut in den Anmerkungen -wohl den Teilen, die nicht aufTeitoku zurückgehen-stark auf demNozuchi und dem Keian 1 (1648) gedruckten (Tsurezuregusa-)Tettsui(1)21 des AokiSöko[8 ] auf. Teitokus Rezeption wird in den mit ,daii'[9] ("allgemeine Bedeutung") überschriebenen Notizen deutlich. Der Gründer der Teimon-haikai-Schule und einer der Aufklärerpersönlichkeiten des 17. Jhdts. zielt weniger auf wissenschaftliche (Wort-)Kommentierung als auf die geistige Haltung Kenkös und auf den Sinn des Werks. Teitoku spart nicht mit Lob: zeigt für ihn der Abschnitt LIII das tiefe Mitleid, der Abschnitt XIII den Geschmack Kenkös, dener-über CXLIT sprechend- nicht hinter die "alten Weisen" zurückstellt, so gelten ihm neben der Anerkennung der literarischen und ästhetischen Qualitäten des Werks auch die Belehrung, die "Lehre fürs Leben", die er im Tsurezuregusa entdeckt, als, wichtig für die Menschen", als ,,mimichikaki oshie' ("leicht eingängige Belehrung") und als überliefemswert. Dieser Zug wird gelegentlich so stark, daß Teitoku einzelne Abschnitte, deren praktischer Nutzen demkinsei-Menschen nicht mehr so einleuchtet, als unnötig und negligeable ansieht. So scheint ihm etwa Abschnitt LXIV, in dem vom Wagenfahren die Rede ist, unnötig zu lesen, da "heutzutage nicht mehr so viele Menschen fahren wie zu Kenkös Zeit"28 •
Teitokus Nachwort vermittelt auch Eindrücke in die Entstehungsbedingungen von Werken der reproduzierenden Rezeption der frühen Edo-Zeit. Grundlage des Nagusamigusa waren demnach Vorlesungen, die Teitoku Anfang des 17. Jhdts. über das Tsurezuregusa hielt und um die er" von Hayashi Matasaburö ( d. i. Razan) und anderen jungen Männern" gebeten wurde, eine Bitte, der er sich zunächst versagte und erst nach dem Drängen von Razans Vater und anderen nachgab. Diese argumentierten nämlich, daß es "bedauerlich sei, wenn nur die jungen Leute Vorlesungen hielten29". (Razan begann damals mit Vorlesungen über Chu Hsi, seine Freunde mit solchen über das Taiheiki). Teitoku selbst soll bei Nakanoin Michikatsu über das Tsurezuregusa Vorträge gehört haben, auch dasJamyoinsho solllaut demKeicho-nikki aus Vorlesungsnotizen entstanden sein30, was für spätere Kommentarwerke, z. B. das Tsurezuregusa-sanko (s. u.) ebenfalls belegbar ist. Vorlesungen, Vorträge, oft vor größerem Publikum, getragen von einer Art Studienzirkeln, hatten die mittelalterliche Geheimüberlieferung der Klassikerkommentare abzulösen begonnen; die Inhalte dieser Vorlesungen oder die Mitschriften wurden, wie obige Beispiele zeigen, mittels des neuen Mediums des gedruckten Buchs einem größeren Kreis von Rezipienten zugänglich gemacht.
Doch auch anderes ist den drei ersten Kommentarwerken gemeinsam. Der gebildete Laie Söha, der Wissenschaftler Razan und der Künstlergelehrte Tei
toku sehen bei allen Unterschieden in der Akzentsetzung in vielen Punkten das Gleiche im Tsurezuregusa: ein literarisches Werk eines Einsiedler-Ästheten, der Konfuzianismus, Taoismus und Buddhismus in seinem Denken vereinte und dessen Schrift vi~le Lehren enthielt, belehren wollte. Literarisches Werk mit philosophischen und religiösen Inhalten und Lehrfunktion, dieses komplexe Kenkö- und Tsurezuregusa-Bild der Keichö-Zeit sollte b·ald durch die nachfolgende reproduzierende Rezeption modifiziert genauer: in seine Einzelaspekte zerteilt werden.
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Die Aufspaltung der Tsurezuregusa-Rezeption
Die diesen drei Pionierwerken zunächst folgenden, alle Manji 1 (1658) gedruckten Kommentare wie das Kintsui-Tsurezure no sho(1°]31 des Arztes Nishi Döchi( ll] oder das Tsurezuregusa-koldn-daii[12)32 und Tsurezuregusa-kokinsho(1 3 ]33 , die im allgemeinen beide Öwada Kigyft[ 14 ] zugeschrieben werden, wiederholen im wesentlichen Kommentar und Erklärung ihrer Vorgänger und sind so eher Zeugen der Wirkung von Söha, Razan und Teitoku als einer eigenen Rezeption, belegen jedoch auch die inzwischen angewachsene Tsurezuregusa-Lektüre.
Mit der Ära Kambun (1761-73) tritt eine neue Generation von Kommentarwerken auf die Bühne und mit ihnen eine veränderte Sicht vom Tsurezuregusa. Bansai-sho, Tsurezuregusa-kuge und Tsurezuregusa-mondan-shO bilden ihre Hauptvertreter.
Der Kokugakusha Katö Bansai(15 ] (1621-74) , der sich zunächst dem Studium der Tendai-Lehre auf dem Hiei-Berg widmete, dann bei Hosokawa Yusai und Teitokuhaikai-Unterweisungen erhielt und zur Teimon-Schule gerechnet wird ist auch durch Kommentare zumlse-monogatari undMakura no soshi34 bekannt. In seinem Kambun 1 (1661) gedruckten (Tsurezuregusa-) Bansai-sho[ 16)35 , das in philologischer Gründlichkeit und Ausführlichkeit weit über die Vorläufer hinausgeht36, vertritt Bansai- damit Züge der Teitoku- und Razan-Rezeption aufnehmend aber außerordentlich verstärkend- die Auffassung, daß das Tsurezuregusa ein belehrendes Werk eine moralische Lehrschrift sei und K nkö beabsichtigt habe, " zum Guten zu ermahnen das Böse zurückzuweisen". Habe das Makura no soshi , der Vorläufer des Tsurezuregusa , die , Dinge (nur) so beschrieben, wie sie seien (ari no mama)" , so habe Kenkö, um den Lesern Hilfe zuteil werden zu lassen, "den Sinn der Dinge tief durchdringend (mono no giri wo fumaete)" geschrieben. , Oshieru" (" belehren ')ist denn auch eines der häufigsten Wörter, mit denen Bansai die Kommentare zu den Einzelabschnitten ausleitet
Doch nicht nur einfaches Lehrwerk und pädagogisch-moralische Schrift sind ihm die Notizen Kenkös, sondern- und dies ist das Neue in der Tsurezuregusa-Rezeption- aus-ehließlieh buddhistische Moralschrift, die Hilfe durch religiöse Belehrung geben woll
te. Kernpunkt des Werkes bilqet für Bansai der Buddhismus, dasshikan (sanskr.samatha (shi) und vipaiyanä(kan) ) , die Lehre zur kontemplativen Betrachtung der TendaiSekte. Hauptintention des Tsurezuregusa ist für Bansai, daß Kenkö das (Tendai) M aka-shikan [17] (Mo-ho chih-kuan) , eines der drei Hauptwerke des Tendai-Buddhismus37 , in dem das Aufgeben der Illusionen und das Erreichen der Erleuchtung durch Meditation in mehreren Stufen dargestellt ist, in leicht verständlicher Weise auf Japanisch erläutern wollteJB. DerTitel des Werks sei das absolute, der Text das relative shikan,- tsurezure sei nur ein anderer Name dafür. Wie man früher die Lehre des Buddha aus dem Indischen in das Chinesische übersetzt habe, so lehre jetzt Kenkö mit japanischen Erscheinungen das Buddbagesetz,.denn der tsurezure no michi' seider ,shikan no michi'39.
Nicht Bansais Wissenschaftlichkeit im Philologischen erreichend, doch in der Rezeption des Tsurezuregusa einen unterschiedlichen, daher hier bemerkenswerten Standpunkt nimmt Takashina Yöjunps]4o mit seinem Kambun 1 (1665)41 gedruckten Tsurezuregusa-kuge[19]42 ein, das für die Tsurezuregusa-Sicht der frühen Kommentare wichtig ist.
Yöjun konfuzianischer Gelehrter und Spezialist für die chinesischen Klassiker benutzt das N agusamigusa , vor allem aber dasNozuchi des Razan, deren Sicht von den be-
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lehrenden Elementen des Tsurezuregusa er jetzt überbetont, moralische Interpretationen hinzufügt und in dem Miszellenwerk des Kenkö in erster Linie ein konfuzianisches belehrendes Werk sehen will.
Wie Bansai Schüler des Teitoku und Vertreter der Teimon-haikai-Schule und wie Bansai durch (noch zahlreichere) Klassikerkommentierungen - etwa zum Yamatomonogatari (1653) , Tosa-nikki (166l),lse-monogatari (1663), Wakanroeishu (1671) Genji-monogatari (1673) - berühmt, unterscheidet sich Kitamura Kigin(20] (1624-1705) mit seinem Kambun 7 (1667) gedruckten (Tsurezuregusa-)Mondansho [21 )4 3 doch deutlich von seinem Vorgänger. Teilt sein in der Edo-Zeit weitverbreiteter und beliebter Kommentar, dessen Einteilung des Tsurezuregusa in 244 Abschnitte bis in die Moderne wirkte, auch die philologische Qualität mit dem Bansai-sho so vermag Kigin Bansais einseitig konfuzianischer Sicht des Werks nicht zu folgen.
Auch für Kigin steht ein belehrender Charakter des Werks außer Frage, das nach ihm "den Oberen Hilfe beim Regieren, den Unteren Belehrung" gibt4\ doch weist er jede ausschließlich buddhistische, konfuzianische und taoistische Interpretation des Werks zurück, dessen Vielfalt ihm Ausdruck japanischen Wesens und vielgepflegte " japanische Gewohnheit' ist. Wie Teitoku, dessen Schüler er ist, gelingt es ihm- etwa in seiner Interpretation der Abschnitte 111 oder XIX -haikai-Elemente in Kenkös Schrift auszumachen, womit er den Urteilen über Kenkö von Dichterrezipienten außerhalb der Kommentar-Tradition nahesteht45 .
Eine Generation nach den Pionierwerken zum Tsurezuregusa ist die einende Klammer der Werk-Sicht zwar die Annahme des belehrenden Charakters von Kenkös Schrift, lassen sich aber dennoch drei unterschiedliche Rezeptionsweisen in Bansais Yöjuns und Kigins Kommentarwerken ausmachen: die Rezeption als buddhistische Lehr- und Moralschrift, die Rezeption als konfuzianisches belehrendes Werk und die Sicht vom Tsurezuregusa als literarischem Werk. Diese in den drei Einzelkommentaren gespiegelten Rezeptionsweisen sollten sich danach als drei eigenständige unterschiedliche Rezeptionsstränge verselbständigen und fortsetzen.
Das Tsurezuregusa als buddhistisches Morallehrbuch
WenigeJahre nach Bansais Kommentar tritt mit dem Tsurezuregusa-sanko [22] 46 des Mönchs Eku[23 ], das erst Empö 6 (1678) gedruckt wurde, jedoch laut dem Nachwort von(?) Tökitsu auf das Jahr Empö 2 (1674) zurückgeht, ein weiteres Kommentarwerk auf, das die buddhistische Interpretation des Tsurezuregusa fortführt. Das Werkheute eher wegen seines Nachwortes geschätzt, das erstmals eine Art Forschungsgeschichte des Tsurezuregusa skizziert47 -verleugnet seine, im Nachwart beschriebene, Provenienz nicht. Es ist aus Notizen der Vorlesungen und Erklärungen. zum Tsurezuregusa entstanden die der Mönch Ektl vor Novizen ,,in den Mußestunden zwischen den Tagesaufgaben ' abhielt. Die Lehre des Tsurezuregusa liegt auch für ihn im Buddhismus.
Etwas weniger stark in seiner buddhistischen Sicht von Kenkös Werk ist das Empö 5 (1677) gedruckte Tsurezuregusa-daizen[24 ) 48 des Takada Söken (Munetaka)[25], das die Reihe der sog. Samrnelkommentare zum Tsurezuregusa49- Werke, die hauptsächlich frühere Kommentare zusammenfassen und gegenüberstellen - einleitet.
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Der Verfasser, haijin der Teitoku-Schule und waka-Dichter aus der Hauptstadtso will nach seinen Worten hauptsächlich die Tsurezuregusa-Erläuterungen des Dichters Hosokawa Yftsai (1534-1610) weitergeben, dem er die Meinungen anderer Kommentare beigibt. Ob es sich tatsächlich um Yusais Interpretation handelt, womit der Beginn der Tsurezuregusa-Kommentierungen vordatierbar wäre, ist sehr unsicher· wahrscheinlicher handelt es sich um Sökens eigene Erklärungen51. Söken alshaijin hat zwar auch einen Blick für das Literarische in Kenkös Werk, der ihn z. B. bezüglich des Abschnitts IIT (Kenkös Sicht von der Liebe) alle pädagogischen Deutungen zurückweisen läßt, und er sieht natürlich auch, daß die Inhalte mancher Abschnitte stark Konfuzianismus und Taoismus berühren. Seine buddhistische Interpretation des Werks läßt er sich dadurch nicht erschüttern: ,,Ro-So no kotoba ari-tomo, shozen wa butsu naru-beshi .' ("Selbst wenn es Worte von Chuang-tzu und Lao-tzu gibt das Gesamte i t doch buddhistisch52").
Der Gipfel buddhistisch orientierter Rezeption ist jedoch mit dem Tsurezure-kanamegusa[26)53 erreicht das etwa Mitte der Ära Genroku (1688-1704) vom MönchEnkyü[27] verfaßt wurde, allerdings erst wesentlich später, Temmei 3 (1783) vom Mönch Chöon(28 ] herausgegeben wurde.
Bildeten bei einigen der vorgestellten Kommentarwerke Vorlesungsnotizen die Grundlage der Edition, so sind es beim Kanamegusa buddhistische Predigten für die ein halbes Hundert geeignete Abschnitte aus dem Tsurezuregusa ausgewählt und religiös kommentiert werden. "Fächerstift' (kaname) d. h. Essenz des Tsurezuregusa die das Werk wie der Mittelstift einen Fächer zusammenhält ist, "die Menschen zum Buddhismus zu geleiten" (jinsei butsudo ni michibiku) - Kenkös Miszellen werden zum Predigertext.
Tsurezuregusa, das "japanische Lun-yü"
Die konfuzianisch orientierte Rezeption, die die Schrift Kenkös als konfuzianisches Lehrwerk interpretierte und mit dem erwähnten Tsurezuregusa-kuge des Yöjun begann wird zunächst fortgeführt von Shimizu Shunryu(29]. Shunryß, der bei Teitoku im waka unterwiesen wurde, bei Kaedei Reitokuhaibun studierte und in der Provinzhaiku -Sammlungen kompilierte wie das Yabu no ko no mono (3°] 1671 in Owari, wollte anscheinend zeitlebens gern Kenkö werden: ein Bild von ihm, das ihn in gleicher Pose und Aufmachung wie den im illustrierten Nagusamigusa (s. o.) abgebildeten Kenkö darstellt, oder die Tatsache, daß Shunryfi Kambun 11 (1671) sogar eine Fortsetzung des Tsurezuregusa verfaßte, weisen zumindest darauf hin54 • In seinem Kommentarwerk, dem Tsurezuregusa-shinchu [Jt]ss aus dem Jahre Kambun 7 (1667) verstärkt er die konfuzianische Sicht desNozuchi , argumentiert viel mit Chu-hsi, so daß diese ,Neuen Anmerkungen" (shinchu) dem Yöjun-Strang zugerechnet werden dürfen.
In gleichem Maß gilt dies für das monumentale Tsurezuregusa-shosh0-taisei(32]56 -umfangreichster Kommentar der gesamten vormodernen Tsurezuregusa-Forschungvon Asaka Sansei(32] aus dem Jahre Jökyö 5 ( 1688), das dreizehn frühere Kommentare auswertet, i. w. aber die Meinung, das Tsurezuregusa sei ein Morallehrb~ch des Konfuzianismus, in den Mittelpunkt stellt57 •
Interessant ist nun, daß in dieser Rezeptionsart, die aus dem Tsurezuregusa längst ein belehrendes Werk, ein Lehrbuch der konfuzianischen Lebensphilosophie' und Moral gemacht hatte, kritis_,che Stimmen laut werden die- allmählich war ein konditioniertes
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Publikumentstanden-kaum den Rezeptionsstrang verlassen und die Intention Kenkös genau wie die positiven Kommentare in der Belehrung sehen, aber Kenkös Kompetenz dazu bestreiten.
Nach einer frühen Kritik eines unbekannten Verfassers im Kambun 12 (1672) gedruckten Tsurezuregusa-(modoki-)hyoban(34 ] welches Kenkö pauschal völlige Ignoranz, Sinnlichkeit und " übles Verhalten" vorwirft58, meldet sich der Konfuzianer Fujii Ransai(35 ] (1628--?) zu Wort. In seinem Jökyö 5 (1688) gedruckten Tsurezuregusa-tekigi[36)59 beklagt er, daß das Tsurezuregusa seit einem Jahrhundert in Schwange wäre und die Leser es als "japanisches Lun-yü" bezeichneten und so die Studierenden am Anfang ihres Lernens das Gift dieser Thesen aufnähmen und nicht merkten, wie ,dies die Menschen krank werden ließe60' '.
Schließlich erscheint Kyöhö 1 (1716) das Tsurezuregusa-meio-k0(31 ]61 des Takaya Chikaburni[3B] (1681-1719) das die bisherigen Kritiken noch überbietet. Der Verfasser, Suikashintö-Theologe aus Tosa, versucht hauptsächlich vom Standpunkt des Konfuzianismus Kenkö zu kritisieren, an dem er aber auch sonst kaum ein gutes Haar läßt. Für ihn ist Kenkö im Lied- Weg ungeschickt, in konfuzianischer Philosophie ungebildet, im Buddhismus " hinayanistisch" (zurückgeblieben), Lao-tzu und Chuang-tzu habe er nur auf Japanisch wiedergeben können und vom Shintö verstehe er nichts62.
Schon durch Abschnitt I des Tsurezuregusa hat sich Kenkö für Chikabumi als Verrückter erwiesen, da er unter den wünschenswerten Dingen auch den Thron aufzähle den doch ein gewöhnlicher Mensch in Japan nur begehren könne, wenn er irrsinnig sei64 . Abschnitt III, Kenkös Worte über die Liebe, "dient keiner Lehre, leitet die Menschen zum Bösen". Nur konsequent lobt er dann, sonst voller Tadel, Abschnitt VIII, in dem der fliegende Berggenius Kume, von den Beinen einer schönen Wäscherin berückt , zunächst in Begehren, dann auf den Boden fällt: ,,Kono dan shichiyoku wo imashimu. Shusho ni koso." ("Dieser Abschnitt tadelt die sinnliche Begierde. Ausgezeichnet! "65)
Diese kritischen Kommentarwerke, die -das bleibt zu betonen- nicht die Auffassung vom Tsurezuregusa als ein in seiner Intention belehrendes Moralwerk in Frage stellen wollten und es aus diesem Grund und in dieser Sicht kritisierten, blieben die Ausnahme. Durchgesetzt hat sich innerhalb des konfuzianischen Rezeptionsstrangs die positive Auffassung von der Funktion des Tsurezuregusa als eine Art konfuzianischem Katechismus die dann im Höreki 16 (1760) erschienenen Tsurezuregusa-inkai(39
] de Imura Nobunari[40] gipfelt, für den das Tsurezuregusa wieder, wörtlich, das "japanische Lun-yü" ist66.
Bevor wir den dritten Strang der reproduzierenden Rezeption des Tsurezuregusa in der Edo-Zeit, die Sicht von Kenkös Schrift als literarisch-ästhetisches Werk näher betrachten, sei ein Blick auf die produktive Rezeption der ersten beiden Jahrhunderte der Edo-Zeit geworfen, d. h. aufden Einfluß des Tsurezuregusa auf die allgemeine Edo-Literatur und dies in einem knappen Exkurs zu skizzieren versucht67.
Exkurs
Für die produktive Rezeption des Tsurezuregusa, also den in anderen literarischen Erzeugnissen nachweisbaren, Einfluß' des Werks finden sich vor der Edo-Zeit ähnlich wenige Belege wie bei der erörterten reproduzierenden Rezeption: läßt sich beim Toribeyama-monogatari[41 ] ein Einfluß vermuten so zitiert das Ria-monogatari[42
] ,
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ebenfalls zu der Gruppe der otogizoshi gehörend, wörtlich aus dem Abschnitt IX des Tsurezuregusa und das Suzuriwari scheint mit seiner Erzählung vom Seiku-shönin den Abschnitt LXIX, den "Shönin vom Shosha-Berg" aufzunehmen6s.
Erst ab der Edo-Zeit werden, analog zum geschilderten Anwachsen der Kommentare die Belege für einen Einfluß des Tsurezuregusa stärker. Sie führen in der Prosa- abgesehen von der zuihitsu-Literatur- von den kanazoshi, in manchem "Nachfolgegattung" der otogizoshi, über die ukiyozoshi zu sharebon, yomihon und kokkeibon.
Greifen das Kashoki[43 ] (1642) des Joraishi(44], in dessen Namen z. T. eine Anlehnung an den letzten Abschnitt des Tsurezuregusa gesehen wird69, sowie das Tagaminoue[45] (1675) des Yamaoka Genrin[46] (1631-72), der auch einen Kommentar zum Tsurezuregusa schrieb70, öfter, auch wörtlich, aufKenkös Werk zurück71 so stellten das Jnu-Tsurezure[41 ] (1653) und das Soresore-gusa (1681) schon durch ihre Titel eine Verbindung zum mittelalterliche.n Werk her, die sie im Text noch verstärken72• Unter denukiyozoshi sind es neben dem Takitsukegusa eines unbekannten Verfassers vor allem die Werke Ihara Saikakus (1644-95), auf die Kenkös Schrift wirkte. Saikaku, der wie der Tsurezuregusa-Kommentator Okanishi lchu (1639-1711)73 der Danrin-haikai-Schule angehörte, steht wohl auch hinter den ,Kopfanmerkungen" des Genroku 2 (1670) gedruckten Shin- Yoshiwara tsunetsunegusa[48 ], die ein gewisser ,Ichidai otoko Yonosuke'- einer der Scherznamen Saikakus- verfaßt haben wil174. Schon im Koshoku ichidai otoko (1682) wird der erste Abschnitt des Tsurezuregusa erwähnt im Koshoku gonin onna (1686) sollen Band I den Abschnitt IX, Band II die Abschnitte XIIT und XIX berühren75, auch das Nihon eitaigura und das Oridome übernehmen aus Kenkös Werk76.
Bei den zeitlich folgenden sharebon findet Tanaka Matsutarö außer im noch zu erwähnenden Ressenden[49] auch im Höreki 7 (1757) entstandenen Yukaku-nennenko [50
] und anderen Zitate aus dem Tsurezuregusa, die auch- allerdings nach dem hier zu betrachtenden Zeitraum - in yomihon und kokkeibon nicht fehlen 77 •
Auchhaikai und haihurt nehmen den Einfluß des Tsurezuregusa bereitwillig auf: belegen Busons Verse mehr als ein Dutzend Entlehnungen bzw. Anspielungen78 , so finden sich bei Matsuo Bashö (1644-94) im Oku no hosomichi (1689) der Abschnitt XCill im Sumidawara (1694) der Abschnitt CXX:XIX oder im Sarumino (1690) der Abschnitt CLXXXV zitiert79, eine Tradition, die noch verstärkt, in der haibun -SammlungdesYokoi Yayfi(51) (1702-83), demUzuragoromo(52 ] (1785), weitergeführt wird.
Daß später auchkyoka und kyobun bereitwillig wie ihre vornehmeren Verwandten aus dem Tsurezuregusa schöpften, zeigen neben der SammlungKyoka-chomon-shu vor allem die Werke des kyoka-Meisters Öta Nampo (Shokusanjin)(53] (1749-1823), Yomo no aka, Yomo no tomekasu, Senko-banshi und Banshi-senko, die aber schon ins 19. Jhdt. reichenso.
Auch das Theater griff früh zu dem Miszellenwerk bzw. nach dessen Verfasser. Schon vor dem eigentlichen Joruri hatte das ko-joruri Tsurezuregusa-Zitate abgewandelt8 1
,
Chikamatsu Monzaemon schuf zweimal, in ,Tsurezuregusa' (1681) und ,Kenko-hoshi-monomiguruma' (1705), aus Biographischem und Anekdotischem über Kenkö und mit Zitaten aus dem Tsurezuregusa Joruri-Stü<:ke82•
In dieser, hier nur exkursarisch skizzierten Atmosphäre und Entwicklung der prod~tiven Rezeption des Tsurezuregusa, seiner Wirkung auf die Edo-Literatur- sie Ware noch um die Dimension der zuihitsu-Literatur zu erweitern, die schon von der
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Gattung her für einen Einfluß des Tsurezuregusa prädestiniert scheint hier aber aus Platzgründen und weil sie relativ oft Darstellung fand ausgeklammert blieb83 -scheinen mehrere Aspekte wichtig und z. T. auch, in unterschiedlicher Weise, mit der reproduzierenden Rezeption in Zusammenhang zu stehen; abgesehen davon, daß bereits der große Umfang der nachgewiesenen Einflüsse und die Erfassung aller Gattungen der Li
teratur eindrucksvoll genug eine breite Rezeption des mittelalterlichen Werks belegen.
Zitate und Anlehnungen setzen, zunächst beim Autor, Werkkenntnis voraus ; für diese Werkkenntnis sorgte die hohe Aktivität der beschriebenen (und um die Textedition zu ergänzenden) reproduzierenden Rezeption in Gestalt von Text- und Kommentareditonen. Zitate und Anlehnungen rechnen aber auch mit dem Verständnis durch die Rezipienten,- zumal und gerade weil Autoren in dem bereits ,kommerzialisierten Literaturbetrieb'84 der Edo-Zeit (auch) auf den Absatz sehen müssen, mit dem sie offenbar bei Tsurezuregusa-Stoffen rechneten.
Dies gilt natürlich für die einzelnen angesprochenen Gattungen in unterschiedlichem Maße,- zwischen Bashös Oku no hosomichi und Saikakus Koshoku ichidai otoko liegen mehr als Gattungsgrenzen-in besonders hohem Maße aber wohl für zwei Bereiche der produktiven Rezeption, für die imitierende Tsurezuregusa-Parodie und für die literarischen Kenkö-Überlieferungen.
Letztere, die mit den beiden erwähnten Chikamatsu-Stücken ungefähr zehn Werke umfassen85, verraten ein sich wandelndes Kenkö-Bild und unterschiedliche KenköBilder in der Edo-Zeit.
Renga- undhaikai-Meister ab dem Mittelalter fühlten sich zu dem das Schöne genießenden, das Leben in seiner Vergänglichkeit liebenden Einsiedler Kenkö hingezogen, ein Bild das wohl auch diehaijin der frühen Edo-Zeit teilten, als sich das Ideal des Einsiedlers langsam zum ,yasa-inja' [54] zu entwickeln beginnt, der seine Bindungen zu Welt, Kultur und Kultiviertem nicht kappt und den Werke ab Mitte des 17. Jahrhunderts immer mehr propagieren86.
Daneben entwickelt sich ein populäres Kenkö-Bild, das zum Teil schon vorgeformt war in anekdotenhaften Zügen früherer Überlieferung wie die (auch von den meisten Kommentatoren abgehandelte) ab dem Taiheiki überlieferte sogenannte ,Liebesbriefaffäre 87 und das noch verstärkt wurde durchsets'uwa-artige Elemente beim Kenkö eines Chikamatsu oder Kan jü ( s. u.). So konnte sich Kenkö allmählich gemäß der wechselnden Ideal.e der Edo-Literatur dessui[55 ], dem Ideal der elegant-schöpferischen Lebensart und des ts-u[56 ] , des "Kenners '88 zu einemsui-hoshi wandeln, bis er im 1763 gedruckten sharebon Ressenden des Bokushiki als Wirt eines Freudenhauses auftreten kann in dem sich Konfuzius und die sechs japanischen Gedichtheiligen amüsieren89·
" Gilt das Freudenmädchen denn nur in der Blüte der Jahre, der Liebesknabe denn nur ohne Partner?" (Joro wa toshima ni, wakashu wa anibun naki wo ... ) parodiert das lrosato- Tsurezuregusa[57 ], das ,Freudenhaus-Tsurezuregusa 9o, den erwähnten berühmten Abschnitt CXXXVII des Tsurezuregusa ("Bewundert man die Blüten nur in ihrer Pracht, denMondnur an einem wolkenlosen Himmel?" -Hana wasakarini, ts-uki wa kuma-naki wo nomi ... 9 1) und setzt bei seinen Lesern damit die Kenntnis des Parodierten voraus. Auch die große Verbreitung solcher Parodien des Tsurezuregusa , die mit demlnu-Tsurezure (1653), einem Loblied derhomosexuellen Liebe, beginnen und das Shin- Yoshiwaragusa, ferner ein Yoshiwaragusa (,.j(okoro ni utsuriyuku k ö s h o k u n o y o s h i as h i wo ... ) sowie ein Chajin- Tsurezuregusa ( ,higurashi c ha- n o- Y u ni
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mukaite, yoshinashi d ö g u wo ... ") und ähnliche Werke enthalten92, ist Beleg der großen produktiven Rezeption des Tsurezuregusa und zugleich wohl auch Maßstab für die weitreichende und verbreitete reproduzierende Rezeption des Werks, die diese Parodien zu ihrer Wirkung ja benötigten.
Das Tsurezuregusa aJs literarisch-ästhetische Schrift
Kehren wir nach dem Exkurs über die produktive Rezeption des Tsurezuregusa wieder zu den drei ab der Kambun-Ära aufgespaltenen Strängen der reproduzierenden Rezeption in den Kommentarwerken zurück so ist Kigins Rezeptionshaltung, der in seinem Tsurezuregusa-mondanshb (s. o.) auch bei der Anerkennung von lehrhaften Zügen im Tsurezuregusa die Schrift als literarisches Werk betrachtete nicht abgebrochen. Wenn auch eine eindeutig literarisch-ästhetische Rezeption des Werks noch fast ein halbes Jahrhundert auf sich warten ließ, sind dazwischen doch drei Kommentarwerke zu nennen, die i. w. die vom Mondansho begründete Linie fortführen. Schon in dem zweiJ ahre nach demMondansho- Kambun 9 (1669)- erschienenen Tsurezuregusa-genkai[58]93 des Nambu Söju[59] (?-1688), das sich an Studienanfänger richtet94 , ist eine Ausgewogenheit zwischen der Auffassung des Tsurezuregusa als belehrendes Werk und literarischer Rezeptionsgegenstand zu sehen und auch im Tsurezure(gusa)jikige[60]95 (1686) des Okanishi Ichu(61] (1639-1711) wird dies deutlich. Ichfr, ein Arzt, der bei Nishiyama Söinhaikai studiert hatte und mit Saikaku zur Danrin-Richtung gehörte vertritt wie Nambu Söjfr diesankyo-ittchi-These(62] und kann schon dadurch einseitiger Interpretation des Tsurezuregusa entgehen.
Beide Werke bringen nur selten eine explizit literarische Wertung des Tsurezuregusa , lehnen jedoch einseitig ideologische Interpretationen, wie sie in den beiden anderen Rezeptionssträngen auftrat, ab und werden allgemein zu der Tradition Kigins gerechnet.
Deutlicher scheint dies bei dem dritten Kommentarwerk zu sein, dem Genroku 14 (1701) gedruckten Tsurezuregusa-shU.se~u(63)96 des Kanju[64] (1658-1733) da einen der größten ,Sammelkommentare' (s. o.) zum Tsurezuregusa darstellt und gleichzeitig Gipfel wie Ende dieser Groß-Kompendien, i. w. auch der wissenschaftlichen Tsurezuregusa-Kommentierung der Edo-Zeit, bezeichnet. Der Verfasser, Aoki Rosui der sich im Vorwort Kanju nennt, ist einhaikai-Meister aus Kyöto, der auchukiyozoshi und andere Prosa schrieb97 • Das Kommentarwerk liegt zeitlich gerade in der Übergangsphase Rosuis vom haikai zu densbshi; fünf Jahre später schrieb er das Kenkb-shokoku-monogatari[65] , eine der Anfang des 18. Jhdt.s zahlreicher werdenden Erzählungen, die das Kenkö-Bild der Edo-Bürger prägten.
In dem Vorwort zum Tsurezuregusa-shU.se~u richtet er sich gegen manche tradierte These: da das Tsurezuregusa als "Zeitvertreib für die Einsamkeit" (kankyo no susabi) geschrieben sei, enthalte es vielerlei, darunter auch Belehrendes, ebenso aber auch setruwa und Liebe. Es einseitig konfuzianisch, buddhistisch oder poetologisch zu werten, sei schlecht. Man müsse alles "so wie es ist, leicht, gelassen betrachten" (,~ubete ari no mama ni yasuraka ni mirubeki"98).
In der weitgehenden Ablehnung des Tsurezuregusa als Lehrwerk, in Anerkennung des zuihi~u -Charakters und vor allem der letzten Forderung, das Werk Kenkös als literarisches ("so wie es ist") ernstzunehmen und nicht ideologisch zu "vereinnahmen" geht Rosui einen bedeutenden Schritt über frühere Kommentarwerke hinaus99 .
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Dennoch war der Höhepunkt literarisch-ästhetischer Rezeption des Tsurezuregusa erst ein Jahnehnt später erreicht mit dem Höei 8 (1711) gedruckten Tsurezure no san(66poo des Kagami Shikö[67] (1665-1732).
Shikö,- sein Vorwort unterzeichnet er mit Töka[68]- Schüler Bashös und unter die "zehn Weisen" der Bashö-Scbule gerecbnet10t, unterscheidet sich in manchen, eigentlich den meisten Punkten von seinen Vorgängern. Im subjektiv-ästhetischen Zugriff versucht er das Werk Kenkös, der ihm- eine Parallele zu dem Bild des sui-hoshi der populären Literatur (s.o.)- als furyu no hosshinsha' ("Erleuchteter des ästhetischen Gefühls und guten Geschmacks") erscheint, zu fassen sowie in Kenkö denhaijin zu entdecken, wie er renga- undhaikai-Meistern, ihrem eigenen Ideal gemäß, vorgeschwebt haben mochte.
Wie sehr sein Werk von den üblichen Kommentaren abwich, scheint Shikö auch selbst empfunden zu haben, wenn er im Vorwort (1694) auf konfuzianische, buddhistische und taoistische Rezeptionsweisen anspielend meint: "Buddha und Konfuzius werden darüber Tränen vergießen, Lao-tzu und Cbuang-tzu sich darüber scbneuzen102",
doch tröstet er sieb bald: "Lobende und Scheltende, sie bleiben nicht auf dieser Welt; wäre ich der Tökabö von tausend Jahren später, würde ich auch über den Tökabö von beute lachen müssen1o3."
In mehreren Thesen, die er seinem Kommentar voranstellt, nennt Shikö seine Sicht vom Werk, indem er die meisten gängigen Meinungen dabei ablehnt: der Unterschied zum als ähnlich bezeichneten Makura no soshi liege darin, daß dieses Werk ein ,waka no yobanashi", Kenkös Werk dagegen ein "waka no hOgo" sei104 . Die Ansicht, Kenkö habe Lao-tzu und Chuang-tzu geliebt, sei falsch. Das Urteil, der Hauptzweck des Tsurezuregusa liege in moralischer Belehrung, sei das Urteil von Ignoranten.
Das Tsurezuregusa selbst teilt Shikö in 49 Großabschnitte ein, deren Zusammenbang er behauptet, und charakterisiert diese mit Termini wie ,chirashi' u. a., die hauptsächlich haibun-Ausdrücken entsprechen, oft solchen, die er in seinem Haikai-juron verwandte. Abschnitte und Einzelsätze sieht er in locker-eleganter Weise verknüpft, sieht offenbar die tsukeai-Verbindungen des haikai darin, gelegentlieb so weit gebend, daß er -selbst im berühmten Abschnitt VII über die Kürze des Lebens- hauptsächlich die artifizielle Leistung der Wort-, Zeichen- und Sinnverknüpfung würdigt den gedanklichen Gehalt kaum mehr berührend.
In jeder Interpretation der Groß- und Kleinabschnitte sucht er den künstlerischen Menschen Kenkö, in jedemdanden literarisch-ästhetischen Charakter des Werks. Die Ablehnung jeglicher belehrend-moralischer Intention des Tsurezuregusa und die Betonung seiner literarisch-ästhetischen Essenz sichert Shikö eine Sonderstellung in der vormodernen Tsurezuregusa-Rezeption als Höbepunkt des skizzierten Strangs der Rezeption der Schrift als literarisch-ästhetischem Kunstwerk.
* Nach Shikös Werk werden Kommentare zum Tsurezuregusa seltener, die erwähnten
Meioko, Inkai und Kanemegusa sind bereits Nachzügler in einer Zeit, da sich das Interesse mehr auf die Person Kenkös richtete und Rezeption, wie wir gesehen haben über die Vermittlung legendenhaft-fiktiver Kenkö-Stoffe oder parodistische Aneignung erfolgte.
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In der späteren Kokugaku schlug sich eine Auseinandersetzung mit der Schrift des mittelalterlichen Einsiedlers- für sie, die am Kojiki, Manyoshu und Genji-monogatari zu messen gewohnt war, ohnehin ein epigonales Werk- kaum in Kommentarschriften nieder, erfolgte eher beiläufig denn intensiv in kurzen, zumeist kritischen Bemerkungen. Bevor jedoch dem Motoori-Schüler Ishiwara Masaakira(69) (1760-1821), wie er in seinem Nennen-zuihitsu(1°] (1801-1804) schreibt, "die Frömmigkeit (Kenkös) Kopfweh macht"(e) und Motoori Norinaga im Tamakatsuma(11 ] den (von Shötetsu, Shinkei und vielen anderen geschätzten) Abschnitt CXXXVII (Hana wasakarini ... ) als gekünstelt, Abschnitt VII (Hito wa yosoji ni tarade ... ) als unaufrichtig und als buddhistische Verirrung kritisiert 106 , leuchtet in den Worten Ise Sadatakes(72) (1717-84) im Tsurezuregusa-daii(13 ] (1773), Teil des Anzai-zuihitsu, eine Rezeptionsweise auf die wieder den Blick auf die Vielfalt im Tsurezuregusa und auf denzuihitsu-Charakter des Werks öffnete:
,Beim Hauptsinn, in dem Kenkö dieses soshi schrieb, ist zu bedenken, daß er ,Tsurezure naru mama ni. .. kakitsuru' sagte. Es war nicht Kenkös Absicht, für andere zu schreiben. In Muße, das, was ihm in den Sinn kam, an das er sich erinnerte, gestern aufschreibend und heute-notierend, hat er dies in einsamen Stunden der Muße sich selbst zur Freude getan. Da er ,kokoro ni utsuriyuku mama ni schrieb, gab es auch nicht eine alleinige Lehre, auf die er gezielt hätte. Shintö findet sich, Konfuzianismus auch, die Gedanken von Lao-tzu und Chuang-tzu, der Buddhismus, der Weg der Lieder und die Musik, alte Begebenheiten, Sinnlichkeit und Anekdoten. Denn ,kokoro ni utsuriyuku' bedeutet gerade dies107."
Diese Ansicht scheint einen Bogen zu schlagen zu dem Vorwort imJuymyoinsh6 des Söha (s.o.) und scheint in manchem zurückzugreifen auf die den drei erwähnten Pionierwerken eigene komplexere Sicht des Tsurezuregusa, deren Aufspaltung und Veränderungen in den Hauptvertretern der reproduzierenden Rezeption der ersten zwei Edo-J ahrhunderte wir zu skizzieren versuchten.
ANMERKUNGEN
1 So im Nagusamigusa (s. u.), zit. n. Shigematsu Nobuhiro: "Tsurezuregusa-kenkyushi , in: K~kugo to kokubungaku, VI (1929), 7, S. 65.
ebd., S. 65. ~ ~ z. B. das Tsurezuregusa-sanko (1678) oder Shirnizu Shunryu in seinem Tsurezuregusa
shznchu (1667); zu beiden Werken s. u. 4 Solche Versuche, die z. B. in einem Eintrag des Takemuki-ga-ki den Einfluß des Tsurezure
gusa. s~hen wollen oder Ton'a (1289-1372) sowie Nijö Yoshimoto (1320-1388) als Lehrer und Renptenten des Tsurezuregusa erschließen, behandelt Inada Toshinori: "Tsurezuregusa no kyöju wa naze okureta ka", in: Kokubungaku kaishaku to kyozai no kenkyu, XXII (1977) 11, S. 102f.
5• Murasaki Shikibu nikki, Ausgabe Nilion koten bungaku taikei- künftig NKBT- Bd. 19, Tö-
ky~ 1958, Seite:n 470, 500, 504. - . __ Zu den Emtragungen im Sarashina-nikki wie allgemein zur vormodernen Rezeption des
G~nJt-mo_nogatari s. Thomas J. Harper: Motoori Norinaga's criticism of the Genji Monogatari, . 0188· Umv. ofMichigan 1971 (Microfilm-Xerogr. durch Univ. Microfllm International Ann Arbor!Lo!ldon 1977), passim. (
7 ~me Liste der AKommentarwerke seit der Meiji-Zeit findet sich in T?~ku~a :rokuji!ö ~ a. AHg.). Makura no soshi, Tsurezuregusa ( = Kokugo kokubungaku k~f!kyushi ~a~et 6) ~O~? 2. diuß. 1969, __ S._289-291, 292f 454-460, den wir künftig als KKKT zttieren. B1bliographien uber k e Se_~nda!llteratu~ z~m Tsu~ez":regusa in ~er ~odeme, d~ren Umfang ebenfalls beredt Ausb~ft uber d1e Beschaftigung nnt dtesem zuihitsu gtbt, finden s1ch neben KKKT, S. 461-491 auch
e1 Kawase Kazuma: "Tsurezuregusa-kenkyu sankö shomolru", in: ders.: '[surezuregusa Shole-
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tsu-bon, 1 Y31; Komatsu M. und Imani M: , Tsurezuregusa-kenkyU bunken-söran" in: Kokubungaku, 19 57, 2; Mi tani E. und Minemora F.: Tsurezuregusa kaishaku-taisei, Tökyö 1966, Anhang I: " Kenkö, Tsurezuregusa-kankei bunken-mokuroku ', S. 71-164.
8 Zur Terminologie s. G . Grimm: "Einführung in die Rezeptionsforschung", in: ders. (Hg.) : Literatur und Leser, Stuttgart 197 5, S. 72; ferner K. R. Mandelkow: " Probleme der Wirkungsgeschichte", in: P. U. Hobendabi (Hg.): Sozialgeschichte und Wirkungsästhetik, Frankfurt/Main 1979, S. 82f.
9 Otfried Ehrismann: "Thesen zur Rezeptionsgeschichtsschreibung", in: W. Müller-Seidel u. a. (Hg.): Historizität in Sprach- und Literaturwissenschaft, München 1974, S. 125.
10 Hannelore Link: Rezeptionsforschung, Stuttgart-Berlin-Köln 1976, S. 86. 11 ebd., S. 86. 12 ebd., S. 89. t3 s. Oscar Benl, op. cit., S. 15. 14 Zu diesem Sh6tetsu-jihitsu-bon (Nachw. v. 1431)- nachgedr. als Tsurezuregusa Sh6tetsu
bon (komm. Kawase Kazuma) in der Reihe Koten-sökan, 1931 und in Faksimile-Edition 1951 durch die Kokkai-toshokan- s. z. B. Kawase K.: "Shötetsu-bon Tsurezuregusa-kö", in: Kokubungaku-shi 1931, IV; ders.: "Shötetsu-bon Tsurezuregusa no kenkyu" (Nihonshoshigaku no kenkyu).
15 Übersetzung der zitierten Tsurezuregusa-Stelle s. Oscar Benl: Yoshida Kenk6 Tsurezuregusa (hg. v. Mirok Li), Bergen 1948, S. 55.
16 zit. nach KKKT, S. 269. 17 In der Numerierung der Abschnitte des Tsurezuregusa folge ich der heute üblichen, wie sie
z. B. die NKBT-Ausgabe des Werks- Nishio Minoru (Hg.): H6joki, Tsurezuregusa (= NKBT 30), Tökyö 1957- gibt.
18 s. KKKT, S. 269 ("Aber kann man den Mond und die Blumen nur dann genießen, wenn man sie mit den Augen sieht? Im Frühling das Haus nicht verlassen, in den Mondnächten zu Bette liegen und an die Blüten und den Mond zu denken, das ist auch schön und hat einen ganz eigenen Reiz."- Übersetzung Oscar Benl: Yoshida Kenk6 Tsurezuregusa (s.o.), S. 56.
19 vgl. Inada, op. cit., passim. 20 Ekkehard May: "Bedingungen und Aspekte einesneuzeitlichen Literaturbetriebs im Japan
des 17. Jahrhunderts", in: Abt. f. Ostasienwissenschaften der Ruhr Univ. Bochum (Hg.): Bochumer Jahrbuch zur Ostasienforschung ( = BJOAF), Bochum 1978, S. 272, hier bes. S. 274f.
21 2 maki, 2satsu; andere Titel: Tsurezuregusa-sh6, Tsurezure-sh6. Weitere bibl. Angaben s. Komatsu Misao: " Chushaku", in: Ichiko Teiji (Hg.): Shosetsu-ichiran Tsurezuregusa, Tökyö 1970 s. 207.
22 s. Shigematsu, op. cit. , S. 76. 23 KKKT S. 271. 2 4 Oscar Benl, op. cit., S. 39. 25 10maki, erw. 14maki; abgedruckt als Bd. 13 desKokubun chCtshaku zenshu, 1909. Weitere
bibl. Ang. s. Komatsu, op. cit. , S. 208 und Tanabe Tsukasa, Tsurezuregusa shochu-shCtsei, Tökyö 1962, s. 711.
26 8 maki, 8satsu; illustriert und damit auch Beginn der (Nara-ehon-) lllustrationen des Tsurezuregusa. EinerTitellesung "Nagusamegusa", wohl in Anklang an Shötetsuskaron-Schrift, stehen kana-Schreibungen im Werk entgegen, der Nebentitel Ch6zumaru-sh6- z. T. auch Ch6t6marush6 gelesen- verweist auf den Kompilator, eigtl. Mitverfasser, einen Schüler Teitokus. Ausführ!. bibl. Ang. in Komatsu, op. cit. , S. 209 und Tanabe, op. cit., S. 712.
27 4 maki, 4 satsu; durch zahlreiche Neuauflagen bis Shötoku (1711-16) weitverbreiteter Text in der Edo-Zeit. Bibi. Ang. s. Komatsu, op. cit., S. 209f; ausführlicher ders.: " TsurezuregusaTettsui-köryaku", in: Kanazawa-bunko kenkyu 1963 11.
28 Dieses Beispiel und anderes. Sekiba Takeru:, Tsurezuregusa no ei.kyö, kyöju to kenkyu-shi", in: Kokubungaku kaishaku to kansh6, 1970, 3, S. lOlf.
29 Vgl. Shigematsu, op. cit., S. 80. 30 nach Sekiba, op. cit., S. 99. 31 12 maki, 12 satsu; bibl. Ang. s. Komatsu, op. cit., S. 210f. . 32 z. T. Kokon-daii gelesen; 2 maki, 4 satsu, nach Komatsu, op. cit., S. 211 aber 4 makz. 33 8 maki, 8 satsu, iU ustr. 34 lse-monogatari-sho, Sei-sh6nagon Makura no s6shi-sh6. 35 auch Tsurezure(gusa)-sh6; meist in Ausgaben von 13 maki, 13 satsu. Bibi. Ang. bei KQ_~
mat u op. cit. , S. 212; ausführlich auch Nishio Minoru: "Tsurezuregusa-Bansaishö ni okeru rau no kösa.tsu" in: Bungaku 1934, 1.
36 Neben detaillierten Worterklärungen wird auch eine Biographie Kenkös gegeben sowie d~r zeitliche Hintergrund der Entstehung des Werkes erlaßt. Bansai vertritt die Auffassung, daß die einzelnen Abschnitte des Tsurezuregusa in der bestehenden Reihenfolge zusammenhängen, der Sinn somit durchgehend sei.
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3 7 s. Daitö-shuppansha (Hg.): Japanese-English Buddhist Dictionary, Tökyö 1965 S. 193 u. 278.
38 'Nihongoku no hitobito ni shikan no michi wo shiri-yasuki [andere Texte: shiri-yoki] yo ni' zit. n. Shigematsu, op. cit., S. 88f.
39 Im Tsurezuregusa selbst ist unter den insgesamt drei von Kenkö namentlich genannten buddhi tischen Schriften das Maka-shikan einmal- im Abschnitt CXXV- erwähnt ferner scheinen die Abschnitte CCXLll und CX:Cill darauf Bezug zu nehmen. Vgl. Imanari G.: , Tsurezuregusa no gensen : butten", in: Yuseidö (Hg.): Tsurezuregusa-koza, Bd. IV ('Gengo, gensen, eikyö' ) Tökyö 197 4, S. 1 79ff.
40 Die kanji und damit die Lesung für seinen Namen werden schon in vormoderner Zeit uneinheitlich wiedergegeben, so daß neben der Lesung Tak.ashina (so z. B. Tanabe, op. cit., S. 713 und KKKT, S. 275) auch die Lesung Takahashi (so Komatsu, op. cit., S. 212) möglich scheint.
4 1 Dieses spätere Datum gibt z. B. Hitani Akihiko: " Tsurezuregusa no kyöjushi", in: Yu eidö (Hg.): Tsurezuregusa-koza, Bd. IV, Tökyö, S. 216 an.
4 2 7 maki, 7 satsu; andere Titellesung: Tsurezuregusa-kukai (so Samura Hachirö in seiner Bibliographie Kokusho-kaidai).
43 7 maki, 7 satsu (z. T. 14 satsu); andere Lesung: Bundansho; zahlreiche z. T. erw. Aufl. (1717, 1891 1894 u. a. m.). Bibl. Ang. s. Tanabe op. cit., S. 713fund Komatsu, op. cit. , S. 213f.
44 s. Sekiba Takeru, op. dt. , S. 103. 45 Diesenhaikai-Stil Kenkös betont auch das Fusoinitsuden von Kambun 3 (1663). 46 8 maki, 8 satsu; bibl. Ang. bei Tanabe, op. cit. S. 714f. 4 7 Dieses Nachwort, in dem Tökitsu die meisten Kommentare seit dem J umyoinsho kurz cha
rakterisiert wurde schon 1907 von Nagai Ichio (Kokubungaku-shoshi) vorgeteilt und wurde durch Hitani, op. cit. , S. 208- 227 ausfuhrlieh behandelt.
48 13 maki, 13 satsu; anderer Titel: Tsurezuregusa-(Soken) sho. Bibl. Ang. s. Tanabe, op. cit. S. 714 u. Komatsu, op. cit. , S. 216.
49 Zu ihnen sind ferner das Tsurezuregusa-shosho-taisei und das Tsurezuregusa-shU.Setsu -zu beiden s. u. - zu rechnen.
50 Nach anderen -z. B. KKKT, S. 278 - war Söken ein Gelehrter aus der Schule des Yamasaki Ansai (1618-82).
51 Vgl. Komatsu, op. cit, S. 205, der sich neben den Thesen über die Existenz von Tsurezuregusa- Anmerkungen des Ichijö Kanera, Nakanoin Michikatsu auch mit den angeblichen YfisaiAnmerkungen auseinandersetzt
52 zit. n. KKKT, S. 279. 53 7 maki, 7 satsu; der Zweitbestandteil des Titels wird z. T. sinojapaniscb (yoso) gelesen ; bibL.
Ang. bei Komatsu, op. cit. , S. 225. 54 s. Sekiba, op. cit., S. 106f. 55 4 maki, 4 satsu; bibl. Ang. u. Ang. z. Verf. bei Tanabe, op. dt. , S. 713 . 56 20 maki, 20 satsu; anderer Titel: Tsurezuregusa-shukai-taisei; ausgezeichnete Neuedition
durch Mitani E. und Minemura F. (Hg.): Tsurezuregusa kaishaku-taisei, Tökyö 1966. 57 s. KKKT, S. 280. 58 vgl. Shigematsu, op. dt. , S. 105. In einem kurzen Artikel behandelt auch Shimmura Izuru in
Shomotsu-raisan 1929, 9 dieses Werk. 59 3 maki, 3 satsu; bibl. Ang. bei Komatsu, op. cit. , S. 218. 60 s. KKKT, S. 282 . ~1 5 maki, 5 satsu; z. T. Meikan-ko gelesen. Später soll es noch zu einemMeioko-okugisho er
weitert worden sein. Bibi. Ang. bei Komatsu, op. cit. , S. 224. 62 s. KKKT, S. 282. 63 s. Shigematsu, op. cit. ,
~ 64 Takaya meint Kenkös Worte: " Ideya kono yo n.i umarete-wa negawashikaru-beki koto koso oke:e. Mikado no goi wa kashikoshi. " (NKBT, Bd. 30, S. 89).
6" s. Shigematsu, op. cit., S. 105f.
66 ebd. S. 104. 67 Grundlage für die folgenden Notizen im Exkurs bilden vor allem die Studien von T~ab<:
Ts~~sa: " Kinsei ni okeru Tsurezuregusa no eikyo", Kap. in: ders. op. cit. , S. 719-26 ; Hitant Akihiko: ,Kö~i e no ~iky~Y', in: Ichiko Teiji (Hg.) : Shosets!:"-ichiran Tsurezuregus_fl, ~ökyö 197~, ~- 1 7~-197- Zit. als Hitam, kosei- sowie Tanaka Matsutaro : ,, Tsurezuregusa to kodat-bungaku m:6~llsumeikan-bungaku 1954, 7 , S. 67-76.
69 • Tan~~ op. dt.~ S. 68. . . .. . so Sekib~ op. cit., S. 107, der Joraishis Werk auch als Tsurezuregusa m zeJtgenosstSChem
Gewand ansieht 70
• Dies Kommentarwerk Zoho- Tettsui (5 makiund 6 maki), Kambun 9 (1669) gedruckt, baut vorwiegend auf dem Tettsui (s. o.) auf und richtet sieb an Studienanfänger.
239
71 So macht das Kashoki aus Abschnitt CL VII des Tsurezuregusa ( ... sakazuki wo toreba sake wo omoi . . . "; NKBT, Bd. 30, S. 200) ein ,,sakazuki wo toFeba, sake noman to omoi, hashi w~ toreba, mono kuwan koto wo omoi ... '
n Die Eingangszeilen deslnu- Tsurezure verlassen erst mit den letzten drei Wörtern ,,katahara itaku okashi" das Original ("ayashu koso monoguruhoshikere"), ein auch von anderen Parodien des Tsurezuregusa (s. u.) gern geübter Brauch. Nach Tanaka, op. cit., S. 70, schöpft daslnu- Tsurezure außerdem aus den Abschnitten LXXIX, LXXXV, CXI, CXXII, CLI und CL V des Tsurezuregusa.
73 zu seinem Tsurezuregusa-jikige s. weiter unten. 74 vgl. Hitani, kosei, S. 193f. 75 nach Tanabe, op. cit. , S. 720. 76 ebd., S. 720; ferner weist Ekkehard May: Saikaku-Oridome (Hg. H. Hammitzsch), Stutt-
gart 1973, S. 76, Anm. 14 auf eine Anspielung auf Abschnitt XCVII hin. 11 Tanaka, op. cit. , S. 71f. 78 ebd., S. 72. 79 s. Tanabe, op. cit., S. 719. 80 Tanaka, op. cit., S. 73f; ferner zu dem Einfluß des Tsurezuregusa auf die in diesem Zusam
menhang erwähnenswertensenryu, denen besonders die Abschnitte I (Abstinenzler), lli (jemand, der nicht liebt) und VIII (Der Berggenius und die Wäscherin), i. a. aber auch alles, was in Kenkös Werk von Liebe, Trinken und Essen handelt zum Gegenstand wird, s. Adachi Yoshio: , SenryuTsurezuregusa", in: Kokubungaku kaishaku to kansho 19 58, 7, S. 60-67, der zahlreiche Beispiele bringt.
81 'geko naranu koso kimi wa yokere'(!), s. Tanaka, op. cit., S. 70f. 82 vgl. Tanabe, op. cit., S. 720 sowie Tanaka, op. cit., S. 71. 83 Eine Liste der vom Tsurezuregusa beeinflußten zuihitsu- Literatur wird in Ichiko T. (Hg.),
op. cit., S. 188 gegeben. 84 s. dazu E. May, op. cit., (BJOAF) S. 280ft. 85 Liste s. bei Ichik:o T. (Hg.), op. cit., S. 189. 86 Fusoinitsuden (1663) Kokin-itsushiden (1661), Kindai-yasa-inja (1686), das ein Vorwort
von Saikaku besitzt, zeigen diese Tendenz; vgl. Hitani, op. cit. , S. 213f. 87 Vgl. Fukuda H.: " Kenkö no ensho-daihitsu-jiken", in: Kokubungaku kaishaku to kanshO
1957, 12, s. 76f. 88 zu diesen Idealen der Edo-Literatur (und des Edo-Lebens) s. W. Schamoni: Die Sharebon
Santo Kyodens und ihre literaturgeschichtliche Stellung, Diss. Bonn 1970, S. 52f. 89 Dies Werk, dessen Text mir nicht zugänglich war und das in die Gruppe der t5u-Literatur zu
gehören scheint, in der sich auch Buddha oder Amaterasu in Yoshiwara amüsieren, erwähnt neben Hitani auch Tanaka, op. cit., S. 72f.
90 zit. n. Hitani, op. cit., S. 224. 91 Tsurezuregusa-Text in NKBT, Bd. 30, S. 201, Übersetz~ng bei 0. Benl, Yoshida Kenko
Tsurezuregusa (s. o.), S. 55. 92 s. Hitani, kosei , passim, bes. S. 188 u. 192. 93 5 maki, 5 satsu; bibl. Ang.- auch zur Lesung des Verfassernamens- s. Komatsu, op. cit. , S.
214. 94 Shimizu Shunryu, Verfasser des Tsurezuregusa-shinchu (s. o.) schreibt im Vorwort des
Genkai: "mottomo shogaku no suke to naru". 95 10maki, 10satsu, illustr.; z. T. Tsurezuregusa-chokkai gelesen. Eine Neuauflage des Werks
(1701) wurde in Tsurezure-seidansho umbenannt. Bibi. Ang. s. Komatsu, op. cit., S. 214 und Tanabe, op. cit., S. 715.
96 15 maki, 6 satsu; anderer Titel: Tsurezure-shU.Setsu. Das Werk, das sich betont vom Tsurezuregusa-shosho-taisei (s. o.) abheben will, benutzt insgesamt 21 frühere Kommentare, damit noch 7 mehr als das Shosho-taisei. Bibi. Ang. s. Komatsu, op. cit., S. 222.
97 z. B. Tenarai, Kindai-inga-monogatari u. am. 98 zit. n. Shigematsu, op. cit. , S. 104. '~ 9 In den Detailkommentaren hält Rosui allerdings seine Forderungen nicht immer durch,
sondern scheint zu unterscheiden zwischen den uneigentlichen Dingen, die Kenkö wege~ d~r Leute schrieb und den eigentlichen, in denen Kenkö seinem eigenen Herzen folgte (zui-ta- l, zuLji-i).
100 8 maki 8 satsu · nach Komatsu, op. cit., S. 223 9 maki; anderer Titel: Tsurezure-san (Lesungen Tsurezuregusa (no) san sind inkorrekt). Vollständiger Abdruck des Textes in .KKKT, S. 321-430, auf den ich mich bei Zitaten beziehe (unter dem Sigel TnS KKKT)· dort, S. 431ft auch bibl. Ang.
101 Genauer zu Shik:ö s. den Beitrag von Geza S. Dombrady im vorliegenden Heft. 102 Tn KKKT, S. 322. 1oJ TnS KKKT S. 322.
240
104 Ähnlich wie daslse-monogatari die ,Vorgeschichte", das Genji-monogatari dasShiki des
waka sei. 1os ToS KKKT, S. 322. 106 Motoori führt aus, daß dies seit der " mittleren Zeit" in Gedichten auftretende Lob des kur
zen Lebens nur "Speichelleckerei" gegenüber dem Buddhismus sei und zum großen Teil Lüge. (Texts. KKKT S. 286).
101 Text bei Shigematsu, op. cit. , S. 109.
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