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Page 1: Der deutsche Correspondent (Baltimore, Md.) 1905-02-17 [p ]€¦ · j Sin Heim. Wein' Tic Schelmerei gar reizvoll zu Gesicht, klingt. Tie Tasten rauschen wie von lrngelschoren singt

j Sin Heim.

Wein'

Tic Schelmerei gar reizvoll zu Gesicht,

klingt.Tie Tasten rauschen wie von lrngelschoren

singt...

B s a Z. Sch sf h

gel'"

zwei.

Tie theuren Kliern mehr und mehr entlaste

Bliithc,

Klavier,

Tholde Kunst, ich danke Dir!"

Di'' .seiidieiter.

Da lag er nun endlich, der schlaueSechserbock, der mich so oft genarrthatte! Zehn vergebliche Birschen,sechsmal umsonst geblattet! Auch heutewar's erfolglos gewesen?schon wollteich mein Versteck verlassen, da hörteich's brechen in den Büschen, ein schwa-ches Schmalreh raste daher in angstvol-ler Flucht, und dahinter der Kapitale?-das massive Gehörn hochgeperlt, fastschwarz ?dumpf rollte der Schuß durchden morgenstillen Buchenwald?ja, dieLiebe!

Aber, was nun? überlegte ich, alsder Taumel der ersten Freude verflogenwar; der Bock hat aufgebrochen nochseine dreißig Pfund, wenn nicht mehr;mit dieser Last drei Stunden lang aufder endlosen Landstraße heimlaufen inder stechenden Augusthitze?ich danke!Wenn sich nur ein Fuhrwerk auftreibenließe; hart wird sich's freilich machenum diese Jahreszeit, aber vielleicht ge-lingt's doch... versuchen wir's einmaldroben in Grub...

So wanderte ich denn gebeugt unterder schweren Bürde meines Rucksacksnach dem nahen Weiler, dessen Kirch--thurmspitzc die goldgelben, wellenför-mig verlaufenden Kornfelder überragte.

Endlich hatte ich den letzten Hügelerreicht und stand schwer athmend still.Links unter mir an der Straße erhobsich ein einzelner, ziemlich stattlicherHof. während die übrigen, wie es mirschien, ärmlicheren Häuser um einalterthümliches Kirchlein geschaart wei-ter gegen den Forst zu auf einer dünnbewaldeten Hölze lagen.

Mir zur Rechten zog sich ein einge-plankter geräumiger Wiesenhang hin;ich gewahrte dort zu meiner Freudeeinen Schecken, der behaglich graste, undschritt wohlgemuth auf einen Bauernzu, der neben dem einförmig rinnendenBrunnen saß. Der etwa dreißigjäh-rige Mann war gerade damit beschäf-tigt, die verbogene Klingt einer Senseglatt zu klopfen, und gewahrte micherst, als ich vpr ihm stand und miteinem Seufzer der Erleichterung meineLast niedersetzte.

?Seid's auf der Jagd g'we'n?"sagte er mit einem flüchtigen Blick aufmeine Büchse.

?Ja, und an Bock hab' i g'schoss'n,der zieht g'hörig bei der Hitz!" antwor-tete ich, mir die Stirn trocknend.

?An schwar'n aa no'!" nickte er an-erkennend. Dann stellte er die Sensebeiseite, hob den Rucksack neben sich aufdie Bank und betastete das starke, edelgeformte Gehörn.

?San S' auch Jäger?" fragte ich,durch seine Antheilnahme geschmeichelt.

?Raa, d' Jagd thuat loa gut net für'n Bauern," erwiderte er bedächtig, ?'skimmt nix G'scheit's 'raus dabei fürunseroan. Bal der Lauer gebt jag'n,werd der Hof eahm vcrtrag'n, hat derWater selig all'wei' g'sagt..

Er schwieg, klopfte umständlich seinePfeife aus und schien die Fortsetzungdes Gesprächswon mir zu erwarten.

?I hätt' halt an Anlieg'n..." be-gann ich endlich. ?Der Bock is garschwer, und hübsch heiß macht's auchheut', und auf Miesbach sind's an diedrei Stund' zum geh'n. Drum hätt'i halt frag'n woll'n, ob S' mi' net nei'-fahr'n könnt'n auf Miesbach?"

?DöS werd net guat geh'n," sagt erlangsam und stocherte mit einer zer-zausten Rabenfeder in der Pfeife, ~d'Rooß san drent in der Mühlau ... undkemma erscht auf d' Nacht hoam ..

?Aber da drob'n is do' a Gaul?"wandte ich ein und deutete auf denahnungslos grasenden Schecken, ?g'hörtder net Jhna?"

?Scll wohl," antwortete der Bauerablehnend.

Oder geht er am End' krumm?"Naa, trumm geht er net. der?aber

sei' dornet guat."

sten S', net umkraststn pracyntchopfen!i l's scho' sten," drDazwisang sellgreifendich das bast VÄerlmahnen

cho' sei', werd dides sonsta ssenenn, herz-j gel zerreißenerte die schwan-

i Mass w:r net z'tend znder Snj ba'fahr'n.ich ein. Schatz i Hoffnu Hilfe?u

Matt shön's Gmd vom wimn>aufhör-e>meunbtweg fahr'n lich die ssurmglc gi d ?latz mer d'n, wer s

w warumet?" riHerr islte endlstphirend..ärgbal Sie:r net fader Lost hatte ssgft die jan ham S' iß?" 'chwere ange inumende.,

,aar 's E aber i Raul gen.ne( sag'!" Dawider wütWider-^

,il i sech zahl..tand deres gel wohl'net chlug u> der sti Schecke

st!" bchajleichgiltioch inner jetzt es deiss,g'n S'nur gsteiden M nicht aber, ihm v

waltet sti' kc en Sattschnallst ,?halt amcht." ?Soo . jiatzt Pott bei- i

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?veg'li deisagte eret, Aroilafstiß ?et!" Hoch (der Hen als er z

?deiß i mis der Gc ungeitzast sühn schoß -dcnst?" : daboner und ichneller,~!rhex! Is aber mie abschsttraße h!

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breniho'! Mir uns gd wiclang dcetzlichenimnllf'n, mm net gtziehern.Wass 'n Teichaug rg'radM' oanit' aufum dspritz'n!' - "liroitzc r.

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Mädid lehnteschöpft >den lk ' is Hinte Der Z) hatte

?Dan in diau." s,. Gnade : Audiendern.der Zumpf. ?s ja o °uße:ebenswu wargern'' empfanrden, u, diese

?ZNn Gothen Nanf ie''e/iss° Aug. ge-jDein'n!" slehtirn. 'M. hluß hasslcnz

T?I kc. Awnstoaßt cha^Mraft" nachsterag begr. kon-

..Jireil!'. ado' " mel war jherzi'.r!" jannas Mächen liqend,

? uns n-' !hilfst.m.M

Finjüttelte auer b'. auch er sich, jKopf.wnn neii, j hamer's worch, !er Inet g'sehr und ttelt, sei: "Zdemeial..." ' und Zem er iger-

?Libitt' DdösDerivoa rch'n.der gan-üOrt z hab' a^"'PWel-Linneik' nur wannganz nd drü GrunkÄgeht.. Wtrach Eiden

?Jar 'j Mt recht 'fiel ich ein,verzeihder Hinnz nnchnn da-wer-?nndßalller sit'ssag'n er mir Mag!. >e X.

Der war ssig, h/ warstürzst lankw Zaus'den ?

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von (übastr steit midem B< sie ?Fror Zeiturhlt:

?Brcuat'ß, Z brenne königlnsgericht agtesagst Tei Dir z!" rief estm Doimeisier i, obaufger zimmerlloys Soen-

?Loicie hie Zudig sei iniLandmcoysschreckt,cur g'rada bist.'nidt. Edarauf dortsetzte sihmeitd ?gel Du ?Idealer nichder-hilfst iiLinner im seinühel uwrei KiiDerTiger?" srichter.selben Acht

?Geher, kam's dcnnlt von jittwe irrenlänger chau n dinnd depn gestorr, einenderJamniengst ich. ndcrmastfing: rter

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?All'chi' is rei', derder Oresscnen inLoisl!"lte er, ?iG'recht'Dörfermdendennenham's swistht ara Bot- Bürger zugehenssenschaft!" slreifteslick dieder Bill der eindererröthene, die Veen Köpfte verswin soUieor-senkte. ug einessrben aidi-

Jnzwbrachst isl demder letzhdlich ziler-mächtigieckhengst. dessen zu bestAus eivrf.milchwell wie n bellertl Bürge: erlrankiin-war vergroßechwarzensie nichtaren Vgeiileuchtenlke. 'dlgendecht ein: Le-

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? eerdigt.in nun idt- '?Laßs, Lpislst nix!"l.bte Butzlich lmf-

schrie ander Linnhat ihn cht: äch inzndicnia koa:'n liönnoia der angesehw der dcuf- IBater. .iatz scho.. Laß dene Toesen ist.unihn aus t, er nimmer rnd.g wohnst schiecht ick, wia oißr ertrugvazuma ssrschstelesterreicher"

drige Fd Grohiimbeschwor.. D.rner Dir zschuhla einen Tuf. !'' ' Z silfttufelnaben sin.lm.r abanand' Bropold h.ie-

tk - ~, mühte s Brudcrinr zu zioch wurdn

wÄ ..v k ' heftig nmert. sich !wah nd eustr gtestgen Kumrk-übalüÄ 's' ""'"en Beder Tüi-

Es wachMen-r An- >"blich meM zwisi beiden

öliilcchoi.BMarriot.

e jungehielt einen kleinen-iß ausnütterchen in denen und tznend auf die zar-Zlumen ?Sie sind dochschön," sie leise zu ihremn. ?Nhr. Ernst?" Erihr zuchelte sie an. Essiel Liestem Blick und vielanen.

: tehrteder HochzeitsreiseIm (war es gar keine

eitsreisei: sie fuhren ebenon ihreradt, von Köln am, nach wen, nach Wien,in Müssten sie sich einenlang cum. ?Wir wollen

reisen, die junge Frau. ?Mssind. Das Kinddabei fast. Für's Ersteoill ich nse, zu Deinem ...einem chatte sie zaghaftstfügt.

war n,e erste und aucheine liebe: das wußte sie

Sein und Bestes unds lag tr Todten begra-einer erm. Und sie hatteimer gehhre Kinder undbliebe trewesen. Aber erzrtgezogKöln am Rheinar in Blieben; hatte daund gew Köln mit derKousirssen. Nicht ein-

schrieben:. Vielleicht weilj gliicklicken war. Dannar das kommen und derNach zger Ehe hatte er

junge Fraben. Und dar tviedeqeschrieben; viel-weil er Mellich gewesen

> drei mnd kummervollm Tran war er nacheloiiimel ein paar Tage: bleiben Aber er hattewusine esehen und war

i gcbliebech einer Woche>aren sie, und drei Wo-

j äier hei sie. Es hatte. vnnderstz gefügt, weil er! bedürftiund so einsam,' il sie ihmmer liebt und

und lieb trösten wußte,latte ein einen zchirjäh-ohn. L oft hatte er ihr

remKinden müssen, dennzrte Müssen: was fürcharakterleine habe, Wa-ich am beschäftige, wemich sei. e PhotographieIben, dietcr stets bei sichtt sie im'der ansehen zu! Und e das Bildchenrragte siezstvoll in ihrem

?Wirsnich liebgewin-rertrauerr hckben? Mirrgwöhnis feindselig ent-ciinen?"

e vor dinde zitterte, vorbmrbiitlchter, dein sie?-sster werte. Der Baterhr Sohn den, daß er ihme:e Mainringen würde.Ih sie h das Kind ge-st voll er, demiithiger(Der Knie wohl geant-NAber nm Bater. Undv neuen stand in demkiriefe kei. Wie sie vordinde zip

jetzt nocssvo sie ihm soir, noch nssiefmiitterlein!Z denn eine böse undhtiefiuutl? ES war jas<d! ?ErPe sie, als derTin Tbo Hauses hielt,''och eineiiblick. Ich...ice mich."

:ach ihr gl. Erwin seiglliebebedsagte er. DerTde sich >S>e müsse nurGaden, dde Zeit lassen,sie zu gen Gr habe ebenfetter so uechlich lieb geh'

Du," därcuirig. ?WieDer TroWitlwers warsticht melnn seine Fraune, hätte nie, nie an sieS<

chncll ritte sie die Re-gt Bitterlich man immerMall das und Einzigefear es nug, einem ge-lisienschen sein z dürfe lächelte. Ja, es wargelomm,">e. ?Wir wol-leiinenr Kich fürchte michnir."

en lief nicht. Als ersuten sah,ja ter mit der?rtgma," einen scheuenurgen Blijhr hin. Abererltch ,Uchte Stelle.

tue nera." sagte seinV einem nfreien Ton.?Zu.ihr nn Kuß geben.Ei

as wollht. Unbeweg-lich stehenstand.

g mit ackter Hand zuihi Gin Dunge war's,mi aufgenstnabengesicht,

! dissocken inklen Augen,i mßater sq! Sie wolltei nar Hand ihn an sich

ziEr aberihr aus undMeinem ch und hängtesich Vater luchzte. ?Ich

j wi Papa.'ag keine neue! MNeine, itama will ich! hasine andi

sagchiter mit einergestrenge.ist nicht meinliel guter Wenn EinemJemen Krn will, stößt

nraücht vonDas ist sehrunsch."

cht blickstarr an. rißi sich) lief aiZimmer.

ärger. fürchtete,"saggater uste die Stirn.?Vthm, Alstwiß habenihneben Mn und die

Dienstleute mn ihren Ammenmärchenvon den bösen Stiefmüttern so ver-hetzt."

?Ich habe nichts zu verzeihen," sagtesie. ?Laß mich mit ihm allein. Ichwill ihn suchen."

Sie fand ihn in seinem Zimm'er; aufseinem Bette sitzend, über dem das Bildseiner todten Mutter hing.

?Erwin," redete sie ihn an, und ihreStimme zitterte so stark, daß sie kaum

zu sprechen vermochte, ?sieh diese Blu-men an." Und sie hielt ihm den Stief-mütterchenstrauß entgegen. ?Sie sindsanft in ihren Farben, und wenn Dusie anrührst, ist es, als wenn DuSammt berührtest. Versuch' es ein-mal! Du wirst schon sehen.'" Wider-strebend erhob er sich, trat zu ihr hinund strich mit der kleinen Hand überdie Blumen. Dann blickte er der neuenMama in's Gesicht. ?Ja, es ist wieSammt," sagte er.

?Siehst Du," fuhr sie fort, und ihreStimme klang schon ein wenig fester.?Und diese Blumen wollen wir mor-gen, Du und ich, wir Beide ganz allein,Deiner lieben Mutter bringen. Und ichwill die Blumesi auf ibr Grab legen,und Du wirst dabei stehen. Und dannwerde ich Dich bei der Hand nehmenund Deiner lieben, lieben Mutter ge-loben, über Dich zu wachen, wie überein eigen Kind. Deine Mutter brauchstDu mich nicht zu nennen, Erwin. EineMutter hat man nur einmal. Und Dusollst auch Deine liebe Mutter nicht ver-gessen, Nein, erzählen sollst Du mirvon ihr, damit ich weiß, wie sie warund was Du an ihr am meisten geliebthast ... Und ich will mich nach ihr bil-den. Will ihr ähnlich werden. Unddann wirst Du mich?vielleicht?ein

bischen lieb gewinnen. Die Stiefmiitterchen sind zarte Blumen und weichwie Sammt, nicht wahr? Und auchnicht jede Stiefmutter, ist böse... Somanche kommt einem Kinde voll Liebeentgegen. Aber wenn das Kind Neinsagt und nichts wissen will von demarmen Stiefmütterlein, dann..dannweint das arme Stiefmütterlein undweiß sich nicht zu helfen ..

Unverwandt starrte er sie an. Sieweinte wirklich, die neue Mama! Undsie war nicht gekommen, um. seine Mut-ter aus seinem Herzen zu drängen. Siewollte der Mama Blumen bringen aufihr Grab, wollte, daß er ihr von dertodten Mutter erzähle...

Noch einmal glitt seine kleine Hand-über die Stiefmütterchen, die so zartwaren und so weich. Seme Mutterhatte die Rosen am meisten geliebt. Diewaren noch schöner und dufteten sosüß! Aber die Stiefmütterchen warendoch auch ... doch auch ...

Wie es getommen war, wußte erspäter nicht. Aber mit einem Malehing er am Halse der neuen Mamaund sie weinten zusammen.

s>cl drr Mm H.n!igcr.

Die noch mit siebzig Jahren uner-müdliche Amalie Hunzinger (gest. 1884)gehörte zu den Pflichtgetreuesten Mit-gliedern des Wiener Burgtheaters. Sielvar nie aus Laune ?indisponirt," sieverursachte nie eine Störung. Ja, dieDiener des Burgtheaters erzählten,daß, wenn sie sich wirklich einmal un-wohl fühlte, sie sich noch durch ihreBitten bewegen ließ, aufzutreten. Wenndiese zum Beispiel sagten: ?Schauns,gnädige Frau, in dem Wetter müssenwir jetzt herumlaufen und Ersatzsuchen," so Pflegte sie zu erwidern:?Na, 's isch zwar a Opfer, aber ichwill Euch nit schjrapaziere!"

Die wackere Schwäbin erlebte es, daßihr Sohn, der Offizier war, zum Re-gimentslommandanlen vorrückte. Fürihn hatte sie nie ein Opfer gescheut, fürihn hat sie gespart und gesorgt. Einecharakteristische Anekdote zum Beleg.Der junge Haizinger war früher Adjutant bei dem Marschall Radetzkh.

Bon Zeit zu Zeit schrieb er seiner Mut-ter einen Brief, daß er Geld brauche,weil er sich ein neues Pferd anschaffenmüsse, und jedesmal wurde ihm der ge-forderte Betrag bereitwilligst übermittelt. Als nun Radetzty nach Wienkam, ging Frau Haizinger zum Mar-schall und stellte ihn sck)rzend darüberzur Rede, daß er ihren Sohn so sehrabhetze, und derselbe so viele Pferdeverbrauche.

Radetzkh schüttelte den Kopf und er-widerte: ?Was fällt Ihnen ein, liebeHaizinger. Ihr Sohn reitet nochimmer den alten Krampen, den er beimEintritt in's Regiment mitbrachte!"

Erstaunt rief sie da: ?Hai mich alsodas Schlingele angeführt und 's Geldleverputzt, statt sich a Rößlc zu taufei."

Englische Gkspriistrrgrschichtr. Zweieinander wildfremde Reisende fuhrenim Schnellzuge von Schottland hernach Süden. Sie saßen einander aufzwei Eckplätzen gegenüber. Nach dreiStunden unverbrüchlichen Schweigensdachte der eine, es sei doch wohl ange-zeigt, ein paar Worte mit seinem Reisegeführten zu wechseln. So hob er dennden Kopf hinter seinem Zeitungsblatteund bemerkte: ?Klapprige Linie das,

finden Sie nicht auch?" ??Ja, rechtwacklig," erwiderte sein Gegenmannfreundlich. ?Vor drei Jahren habe ichauch auf dieser Linie meinen Tod ge-funden."

Vor

Pantoffelheld (zum Uhren-händler): ?Meine Frau wird wahr-scheinlich morgen herkommen und eine

Pendeluhr kaufen... geben Sie ihrnur eine, die tüchtig nachgeht!"

Gedanlikiisplittcr.

Manche Menschen haben nur dm Geist,den sie trinken.

Man tan hart werden dadurch, datz man

nicht fiir weich gelten will.Wer seine Träume vcrwirlltchen will,

Manch bleibt so lang am Klavier fihen,tik sie sitzen bleibt.

Sin Bürge Rothschilds.Der Baron Rothschild in Paris ging j

eines Tages an dem Laden eines Tröd-lers vorüber. Das. bunte Gewirr derverschiedenartigsten Gegenstände erregte

seine Aufmerksamkeit, als er in dembunten DurwemauderaejAenwlterthüni- slichen Barometer entdeckte, d'er.crus derZeit Ludwigs XVI, stammte. Der iBaron, ein eifriger Liebhaber und Krn-ner von dergleichen Kuriositäten, be- ischloß sofort, den Barometer zu kaufen, iDer Preis hierfür betrug 12 Francs(P2.N). und ganz erfreut üwer ine. so iwohlfeile Erwerbung, griff Rothschild jin die Tasche, um zu bezahlen?aberwie fatal, in der Eile und Zerstreuung :hatte er zu Haüse seine Börselassen. ?Nun, das schadet nichts, ich inehme unter allen Umständen diesenBarometer," sagte er zu der Trod-jlerin, ?ich bin der Baron Rothschild, !schicken Sie ihn mir zu, pian wird

! Ihnen das Geld in meiner Wohnungi einhändigen." ?Baron Rothschild? ji Kenne ich nicht," entgegnete die Tröd-! lerin, ?und außerdem schicke ich niemals

j den Leuten Sachen zu. Was bei mir' getauft wird, muß sofort bezahlt und

j mitgenommen werden." Jetzt stand i> der Börsenfiirst völlig verblüfft da. i

! Aber er war gerade guter Laune, und jso belustigte ihn dies kleine Abenteuer, s

j Eben stand er in, Begriffe, der Frau! einige Aufklärungen über seinen Stand

zu geben, als er auf der anderen Seite si der Straße einen Dienstmann vorüber- si gehen sah; er winkte diesen herbei und j

fragte lächelnd: ?Wissen Sie vielleicht setwas von dem Baron Rothschild?" ? i?Na, das ist mir eine sehr komische iFrage, das ist ja unser Goldkönig.Warum fragen Sie mich aber danach?"??Weil die Frau hier ihm soeben einenKredit von 12 flrancs versagt hat," :sagte Rothschild, auf die Trödlerin 'zei- igend. ?Ist das wirklich wahr, FrauLermoine?" rief der Dienstmann. ?Ja, jfreilich, man kann doch eben nicht alleWelt kennen," erwiderte die Trödleringanz trocken. ?Sie aber kenne ich, undwenn Sie mir dafür garcmtiren wol- jlen ..." Bei diesen Worten unterbrachder Baron die Frau durch ein herz- ilichcs, langanhaltendes Gelächter, unddann sagte er, sich an den Packträger iwendend: ?Nun gut, wenn Sie die:Bürgschaft für mich übernehmen wol- jlen, so gehen Sie einmal vor allen Din- igen, mir einen Wagen zu holen, unddann tragen Sie diesen Barometer inmeine Wohnung." Der Dienstmann iließ sich das nicht zweimal sagen. Er !beschaffte rasch den Wagen und ei tc 'dann mit dem Barometer in das Hoteldes Geldfürsten, wo er fiir das ?über-nommene Risito," wie Rothschild sagte, !reichlich belohnt wurde.

Könitz Allans und der Wirth.Der fügend Alfons Xlll.

von Sssaniew ist 'ein palsionirter Auto-mobilfahrer. Er liebt es, auf den Aus- .flügen, die er häufig in die -Umgegendseiner Hauptstadt Unternimmt, hin undwieder den ?Hcwun al Raschid" zu spie-len. Jüngst lehrte der König bei einemGastwirthe auf dem Lande ein, der sichweit und breit der summarischen Artwegen, in der er mit seinen Kundenumzugchen liebt, .des Beinamens des?groben Wirthes" erfreut, Königund sein Adjutant, Beide in. ?wil, hat- -ten sich kaum in der Gaststube nieder sgelassen, als Tio Roque, so heißt de-rsiTreffliche, auch an ihrem Tische ,Platz,nahm und in der ihm eigenen' zwanglosen Weise ein Gespräch begann. 'Daslenkte sich, wie in Spanien gewöhnlich, -schnell auf das Gebiet der hohen Poli-tik, und bald hiebt Tio Roque dem Kö- jnig ein regelrechtes Privatissimum iibed -das Thema, ?was alles in 'Spanien janders werden muffe." Vor allein, so-:meinte er, sei der Monarch an den derr<.sehenden schlimmen Zuständen schilld!0Der wisse nicht, sich von seiner Umge- !bung, lauter Schmeichler und Speichel- !lecker, freizumachen. Zu ihm, Tio!Roque, solle er einmal kommen, da Iwerde er die Wahrheit erfahren und!hören, was dem Volke noth thue. Durch >das Komische der Szene belustigt, aber Idoch ernst lauschte Alfons diesemi?Speech," und als das Frühstück be- lendet war, gab er dem Braven mitden Worten: ?Ich werde es mir mer- !ken!" freundlichst die Hand. DieserAbschiedsgruß machte den braven Knei-pier stutzig, aber das königliche Auto-mobil war längst hinter der ersten Au- 'Benbiegung verschwunden, als ihm ein!?Seifensieder" darüber aufging, wer '

seine Gäste gewesen/und wen er mit

seiner staatsmännischen Weisheit er- lleuchtet hatte.

Frau: ?An der Hausthüre stehtdoch angeschlagen: .Betteln und Hau lssren ist verboten.' "?B etiler:!?O mei, gnä' Frau. heutzutag' darfma' net alles glauben!"

Aus Todesnoth geret-tet. Eine heroische That vollführtejüngst in Avpleton, Wis.. ein Schülerder LawrenceUniversität Namens Ir-win W. Church. Mehrere junge Da-me amüsirten,fich damit, auf einemSchlitten den hinter dem UniversilSts--gebäude liegenden- Hügel hinabzusau-sen, als sie plötzlich die Kontrolle überdas leichte Fuhtwerk verloren und aufdie dünne Eisd.ecke des Fox-Flgsses hin-aussausten. Mitten im Flusse gab dasEis nach und die vier Insassen desSchlittens tauchten in das eisig kalteWasser, laut um Hilfe rufend. Es gelang ihnen indessen, sich am Rande derEisdecke festzuhalten, bis Rettung kam.Der junge Student Irwin Churchhörte die Rufe, eilte rasch herbei und esgelang ihm. die Verunglückten ausihrer gefährlichen Lage zu befreien. DerRetter erkrankte selbst nach Vollendungseines Werkes und mußte das Betthüten. Die jnngen' Mädchen littengleichfalls an den Folgen des kalten

Bade und der ausgestandenen Todangst.

Zartfühlende E sin b r e -

ch e r. Der Schmerz eines Mädchensüber den Berlust eines Ringes, den ihmdie sterbende Mutter geschenkt, hat dieHerzen von drei Ehicagoer Einbrecherngerührt. Ter Ring ist taum 24 Stun-den nachdem er der 15jährigen VeraFovler, der Enkelin des MillionärsEugen Fishburn, in dessen Wohnungder Einbruch stattfand, vom Finger gerissen wurde, per Post wieder zurückge-sandt worden. Der Brief, in den derRing eingeschlossen war, trug leine Un-terschrift und lautete: ?Wir sind keineProfessionellen Einbrecher. Auch wiralle haben Mütter. Eingeschlossen istder Ring, der, wie Sie sagen, ein Ge-schenk Ihrer verstorbenen Mutier ist.Mit besten Grüßen." Der Brief wurdeder Polizei übergeben und diese wirdihn benutzen, um den Einbrechern aufdie Spur zu kommen.

Mörderischer Beamter.In Wilson, Kas., erschoß Stadtmar-schall Tillman den Postmeister Sam.Hutchinson, welcher zugleich Redakteureiner Zeitung war, und beging dannSelbstmord. Kürzlich hatte Tillmaneinen Sohn Hutchinsons, den er nachdem Abendglöcklein noch auf derStraße fand, durchgeprügelt und nachHause geschickt. Diesen Vorfall behaudelte Hutchinson in satirischer Weise,wies aber zugleich darauf hin, daß einMann, der seine eigene Familie nichtunterstütze, keine Autorität über Anderehaben solle. Tillmans Frau hatte sichnämlich von ihm scheiden lassen. Nach-dem Tillman den Artikel gelesen, suchteer Hutchinson auf und schoß ihn nieder.Dann, von einer bewassjneten Menschcnmenge verfolgt, flüchtete er sich inseine Wohnung und erschoß sich.

Theures Saatkorn. Dielowa Samenkorn Schule zu Ames er-zielte für 100 Kornähren PlOO. Eshandelte sich um Maiskolben, welchepreisgekrönt worden waren. Die Käu-fer sind Sachverständige, die Pflanz-versuche damit anstellen wollen. DerEifer, mit welchem die Kornkultivirungnach neuen Methoden und Auswahl derSaat verfolgt wird, ist geradezu merk-würdig. Alle Eisenbahnen in lowa,Nebraska, Süd-Dakota und Minne-sota lassen Spezialzüge durch dieseStaaten fahren, Ivo von der HinterenPlattform den Farmern Belehrungenüber Kornpflanzen und Saatfruch! "er-theilt werden. Die letzte Welschkorn-ernte betrug 20 Prozent mehr als imJahre vorher und es liegt im Interesseder Eisenbahnen, diesen Ertrag noch zuerhöhen.

Verlor sein Gedächt-ni ß. Ein Mann, der den NamenElmer Anderson angab, sonst aber übersich keine Auskunft zu geben vermochte,befindet sich im Stadthospiial in St.Paul, Minn., in gefährlich krankemZustande infolge essttt "Verletzung. Erwurde jüngst früh Morgens auf demBürgersteige vor dem Hospital in be-wußtlosem Zustande ausgefunden undin das Krankenhaus aufgenommen.Eine oberflächliche Untersuchung brachtekeine Verletzung zu Tage, doch warwahrscheinlich eine innerliche Verletzungdes Rückgrats schuld an seinem Zu-stande, da er zu Zeiten in Tobsuchtverfiel und dann wieder vernünftige'Augenblicke hatte, aber sonst über sichnichts zu sagen vermochte.

Der ?König d e r S ch w i n d-ler, " ?Jke" Vail, ist dieser Tage inNew Dort im 70. Lebensjahre untereitlem angenommenen Namen gestorden. Man nimmt an, daß er sich wäh-rend seines Lebens über P 1,000,000

auf unrechtmäßige Weise erworben ha-ben muß, aber er gab das Geld mitvollen Händen wieder aus und starbschließlich arm. Vail stammte aus guter Familie, tief aber als MährigerJunge davon und begann seine Per-brecherlaiifbahn. Seine Schlauheithalf ihm durch, und erst in den letztenJahren siel er den Behörden öfter indie Hände.

Krebs als ?Mörder."Unter eigenthümlichen Umständen schieddieser Tage Otto Zimmermann, ein ineinem New Porler Restaurant angestellter Koch aus dem Lebe. Er warwegen seiner Geschicklichkeit in der Zu-bereitung von Krebsen bekannt unddies war seine Hauptbeschäfligung.Neulich gerietst er mit dem Daummzwischen die Scheeren eines großenKrebses, der ihn so drückte, daß Bluthervorquoll. Eine Aufschwelluna stelltesich ein und nach einigen Stunden warZimmermann eine Leiche.

Eigenartiger Unfallbeim Fcuerlö s ch e n. Als derFeuerwehrmann Braganz in Berlin beieinem Ladenbrande mit dem metallenenSirahlrohr in der Hand Wasser zum

Löschen der Flammen gegen die Deckespritzte, erhielt er einen elektrischenSchlag und stürzte zu Boden. Bra-ganz wurde nach der Wache gebracht.Wie sich später ergab, war der Wasser-strahl, den er gegen die Decke gerichtethatte, mit der elektrischen Leitung inBerührung gekommen. Da das Strahl-rohr von Metall war, so wurde derRohrführer getroffen. Braganz warzum Glück nur betäubt und erholte sichbald wieder.

Opferwillige Söhne.Der Oekonvm Attenberger von Ober-wiesbach, Pfalz, hatte seit einiger Zeitmit einem schweren Fußleiden zu käm-pfen. Da die Heilung gar nicht vor-wärts gehen wollte, schlug der behan-delnde Arzt vor, gesunde Hautstücke aufdie kranke Stelle zu setzen. Die beidenSöhne Lorenz und Andreas erklärtensich sofort bereit, dem Vater zuliebe dieOperation an sich vornehmen zu lassen.Den Beiden wurden je 12 und 14Stücke Haut in der Größe von Brief-marken abgenommen. Der Versuch warvon Erfolg gekrönt.

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