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Vorlesung
Kinder- und jugendpsychiatrische Diagnostik undKlassifikation
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Pettenkoferstr. 8a, 80336 München
http://www.kjp.med.uni-muenchen.de
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Literatur
Steinhausen HC. Psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen. Lehrbuch der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie (6. Auflage). München: Elsevier, Urban & Fischer, 2006.
Remschmidt H, Quaschner K, Theisen FM (Hrsg.). Kinder- und Jugendpsychiatrie. Eine praktische Einführung (5., aktualisierte Auflage). Stuttgart: Thieme, 2008.
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Untersuchung eines Kindes
BegrüßungKontaktaufnahmeErklärung: was kommtKleine SchritteRückmeldung„Du kannst es“
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Kinder- und jugendpsychiatrische Diagnostik: Bestandteile
Anamnese Körperliche Untersuchung Neurologische UntersuchungPsychischer / psychopathologischer BefundPsychologische DiagnostikFamiliendiagnostikApparative Untersuchungen und Labordiagnostik
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Vorstellungsanlass und Aufnahmemodus
Tag, Zeit, Begleitung, einweisender Arzt, Zuweisungsgrund
Aktuelle Symptomatik: Beginn, situativerKontext, Intensität, Maßnahmen, Verlauf, Exazerbation
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Eigenanamnese I
EntwicklungSchwangerschaftsverlauf, Geburt, Neugeborenenperiode, Säuglings- und Kleinkindentwicklung, Entwicklung in Vorschulalter / Schulalter / Adoleszenz
Schule und BerufEinschulung, Schulstand, Leistungen, Schularbeitssituation, Berufspläne, Ausbildung in Lehre und Beruf
Soziale SituationFreundschaftsbeziehungen, soziale Stellung in der Gleichaltrigengruppe, Interaktionen und Aktivitäten außerhalb der Familie, soziale Auffälligkeiten, Freizeitunternehmungen
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SexualitätSexueller Entwicklungsstand, Einstellung zur Sexualität, sexuelle Aktivitäten
Frühere KrankheitenBeginn, Maßnahmen und Verlauf
Primärpersönlichkeit, Hobbys und Interessen
Eigenanamnese II
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Genussmittel, Drogen und MedikamenteKoffein, Nikotin, Alkohol, Rauschmittel und Arzneimittel: Art, Dosis, Frequenz und Dauer der Einnahme
FamiliendynamikBeziehungen des Patienten zu den übrigen Familienmitgliedern, Interaktionen und Aktivitäten innerhalb der Familie
Eigenanamnese III
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Familienanamnese I
Standardangaben zu den Verwandten (Eltern, Geschwister, ggf. Großeltern):
AlterKrankheiten (Fehlbildungen, chronische Krankheiten, psychische Auffälligkeiten, psychiatrische Krankheiten, Klinikaufenthalte)Soziale Stellung und Beruf
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Familienanamnese II
Persönlichkeit und Entwicklung der Eltern und Geschwister, Geschwisterkonstellation
Sozioökonomische Lage der Familie
Gesprächseindruck von den Eltern bzw. der Begleitperson
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Körperliche Untersuchung
Inspektion, GesamteindruckGröße, Gewicht SomatogrammPubertätsstadiumBlutdruck, Sehvermögen, GehörBei Bedarf internistischer Befund
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Neurologische Untersuchung
Motorische Funktionen, Bewegungskoordination, Kopfumfang: Makro-, MikrozephalieHirnnervenReflexe MuskeltonusGrobe KraftSensibilität
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Exploration
Verhaltensbeobachtung
Strukturierte Interviews
Fragebogenmethoden und Skalen
Psychischer Befund: Untersuchungsmethoden
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Psychischer Befund: zu prüfende psychische Funktionen
Äußerliches ErscheinungsbildKontakt- und Beziehungsfähigkeit EmotionenDenkinhalteKognitive FunktionenSpracheMotorikSoziale InteraktionAndere Befunde
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Psychischer Befund I
Äußerliches ErscheinungsbildAttraktivität, Größe, Gewicht, Reife, Fehlbildungen, Minor-Anomalien, erworbene körperliche Entstellungen, Kleidung, Sauberkeit
Kontakt- und BeziehungsfähigkeitAbhängigkeit von der Begleitperson, Aufnahme der Beziehung zum Untersucher, Rapport, Selbstsicherheit, Kooperation
EmotionenStimmung, Affekte, Angst, psychomotorischer Ausdruck
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DenkinhalteÄngste, Befürchtungen, Phantasien, Träume, Denkstörungen, Selbstkonzept, Identität
Kognitive FunktionenAufmerksamkeitssteuerung, Orientierung, Auffassung, Wahrnehmung, Gedächtnis und Merkfähigkeit, allgemeine Intelligenz
Sprache Umgang, Intonation, Artikulation, Vokabular, Komplexität, Sprachverständnis, Gesten
Psychischer Befund II
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MotorikAntrieb und Aktivität, qualitative Auffälligkeiten: z.B. Tics, Stereotypien, Automutilation, Jaktationen
Soziale InteraktionPosition / Beziehungen innerhalb von Familie / Schulklasse / Gleichaltrigengruppe / Freundeskreis
Andere BefundeOppositionell-dissoziales Verhalten, ZwangEssverhalten, körperliche Beschwerden, Substanzmissbrauch, Suizidalität, Sexualität
Psychischer Befund III
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Psychologische Diagnostik: Ablauf
UntersuchungsanlassFragestellung Auswahl der VerfahrenDurchführung AuswertungBeurteilung der Ergebnisse, diagnostische SchlussfolgerungenIntegration aller vorhandenen BefundeAbleitung weiterführender Maßnahmen
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Folie 28
a9 zusätzlich erforderliche Diagnostik, Beratung und Therapie; Behandlungsplanaallgaie; 12.04.2008
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Psychologische Diagnostik: Einteilung der Testverfahren
Intelligenztests / LeistungstestsTests zur Erfassung von TeilleistungsstörungenNeuropsychologische UntersuchungsverfahrenEntwicklungstests PersönlichkeitstestsProjektive Persönlichkeitstests
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Psychologische Diagnostik: Beispiel Symptomtagebuch
Baselineerhebung vor Interventionen!AusprägungBegleitende UmständeWas geht voraus?Was folgt danach?Wann tritt das Verhalten nicht auf?Hypothesen dazu?
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Familiendiagnostik
Familienstruktur und -interaktionenEntwicklungsphase der Familie im LebenszyklusSoziokultureller Kontext der FamilieEntwicklung der Eltern in der HerkunftsfamilieUmgang mit dem Symptom des Kindes, Bedeutung des Symptoms für die FamilieProblemlösungsmöglichkeiten in der Familie
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Apparative Diagnostik und Labordiagnostik: Beispiele
Elektrophysiologie (z.B. EEG)
Bildgebende Verfahren (z.B. CT, MRT)
Untersuchung des Liquors
Sonographie (Ultraschalldiagnostik)
Chromosomenanalyse
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Diagnostischer Prozess –Weg zur Diagnose
Die wichtigsten Beobachtungen von Krankheitserscheinungenwerden analog zu anderen medizinischen Disziplinen in Form einer oder mehrerer Diagnosen zusammengefasst.
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Diagnostischer Prozess –Weg zur Diagnose
Von einer psychischen Störung mit Krankheitswert spricht man nur, wenn das Verhalten / Erleben bei Berücksichtigung des Entwicklungsalters
abnorm ist und / oderzu einer Beeinträchtigung führt
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Passt das klinische Bild zu einem definierten Störungsbild? Erfüllt das Kind die Diagnosekriterien für eine psychiatrische Erkrankung?
Diagnostischer Prozess –Weg zur Diagnose
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Befunderhebung (Untersuchung)
Symptome Diagnose
AllgemeinzustandNeurologischer BefundKinderpsychiatrischer Befund - Anamnese- Exploration- Tests
EinzelsymptomeLeitsymptome
Syndrome (Symptomkomplexe)
Kinder- und jugend-
psychiatrische Krankheitsbilder
Symptom-gewinnung
Symptom-zuordnung
Diagnostischer Prozess –Weg zur Diagnose
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Funktionen von Diagnosen
Gemeinsame Bezeichnung für ein Störungsbild: Zusammenfassung von gleichartigen psychischen Auffälligkeiten und Abgrenzung von andersartigen
Erleichterung der Kommunikation
Zuweisung zu geeigneter Therapie
Zentral für die Forschung, z.B. bzgl. Ursachen und Prognose
Erster Schritt jeglicher wissenschaftlicher Klassifikation
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Klassifikationssysteme
Zwei Klassifikationssysteme sind für die Kinder- und Jugendpsychiatrie besonders relevant:
Multiaxiales Klassifikationsschema für psychische Störungen des Kindes- und Jugendalters nach ICD-10 der WHO (MAS)Diagnostic and Statistical Manual der APA (DSM-IV).
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Gemeinsamkeiten von MAS und DSM
Kategoriale Diagnostik: Gesundheit vs. KrankheitPsychische Störungen als klar voneinander abgegrenzte, diskrete Einheiten
Multiaxiale Diagnostik: Erfassung auf mehreren Achsen / Dimensionen
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Erste Achse:
Zweite Achse:
Dritte Achse:
Vierte Achse:
Fünfte Achse:
Sechste Achse:
Klinisch-psychiatrisches Syndrom
Umschriebene Entwicklungsrückstände
Intelligenzniveau
Körperliche Symptomatik
Aktuelle abnorme psychosoziale Umstände
Globalbeurteilung des psychosozialen Funktionsniveaus
MultiaxialeMultiaxiale DiagnostikDiagnostik
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Sechste Achse: Globalbeurteilung des psychosozialen Funktionsniveaus
Anpassung / Adaptation vs. Beeinträchtigung in folgenden Bereichen:
Soziale Beziehungen (Familie, Freunde)Bewältigung sozialer SituationenSchulische / berufliche AnpassungInteressen und Freizeitaktivitäten
Skalierung von 0 bis 80 (hervorragende Anpassung auf allen Gebieten) 8 (braucht ständige Betreuung)
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Dimensionaler Ansatz
Ausprägungsgrad Geeignet für:
ScreeningVerlaufsbeurteilungKinder/Jugendliche
Beispiel:CBCL – Verhaltenscheckliste: Syndromskalen