Download - Die Finanzierung des Alters
Die Finanzierung des AltersLage, Problematik und Lösungsansätze
in der Renten – und Pflegeversicherung
Denkanstoß
„Deutschland schizophren: Entweder du
konsumierst, um die Wirtschaft in Schwung
zu bringen, oder du sparst, um deine Rente
in Schwung zu bringen.“
© Wolfgang J. Reus, (1959 - 2006), deutscher Journalist, Satiriker, Aphoristiker und Lyriker, Quelle : »Zeitzeugnisse« (19)
Denkanstoß
"Die Jugend soll das Alter ehren", sagte schon Moses.
Heute muß das Alter die Jugend ehren - sonst kriegt es keine Rente mehr!“
© Willy Meurer, (*1934), deutsch-kanadischer Kaufmann, Aphoristiker und Publizist, M.H.R. (Member of the Human Race), Toronto
Einleitung
Sozialstaatsprinzip in Deutschland:• Art. 20 Abs. 1 GG• Art. 28 Abs. 1 GG
Wird umgesetzt durch:• Absicherung des Alters• Absicherung von Krankheit, Pflegebedürftigkeit,
Arbeitslosigkeit
GESETZLICHE RENTENVERSICHERUNG (GRV)
• Grundlage im SGB VI
• Teil des gegliederten Sozialversicherungssystems:
Zwangsteilnahme– wer arbeitet zahlt– und erwirbt damit ein Anwartschaftsrecht
Geschichte
• Mittelalter
• Bismarck‘sche Sozialgesetzgebung 1889
• Rentenversicherung 1891
• Reformen von 1911
Grundlagen der GRV
• Versicherte § 1 SGB VI
• zwei Arten von Versicherungsfreiheit: – kraft Gesetzes (§ 5 SGB VI) – durch Befreiung (§ 6 SGB VI)
Grundlagen der GRV
Träger = Deutsche Rentenversicherung
zuständige Leistungsträger § 23 II SGB I– Regionalträger (früher LVA) – Deutsche Rentenversicherung (früher BfA)– Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See
(weitere: Knappschaftliche Rentenversicherungund Altersversicherung der Landwirte)
Grundlagen der GRV
Leistungen:
• Versicherte Risiken:– Alter– verminderte Erwerbsfähigkeit– Tod
Bevölkerungsentwicklung und Altersstruktur
Entwicklung der Lebenserwartung
Bevölkerungsentwicklung und AltersstrukturProblem:
Durch das Anwachsen der älterenBevölkerung stehen den Beitragszahlern immer mehr Anspruchsberechtigtegegenüber.
Durch den Anstieg der Lebenserwartungsteigen die Rentenausgaben.
Altersstruktur der Beschäftigten
Altersstruktur der Beschäftigten
Problem:Die Bevölkerung im Erwerbsalter entsprichtnicht der tatsächlichen erwerbstätigenBevölkerung. Die andauernd hohe Arbeitslosigkeit führtdazu, dass immer weniger Beitragszahler indie Rentenkasse einzahlen.
Entwicklung des Renteneintritts-alters
Entwicklung des Renteneintritts-alters
Problem:
Je früher Rente bezogen wird, umso länger
ist der Bezugszeitraum.
Entwicklung des Rentenniveaus
Entwicklung des Rentenniveaus
Problem:Es werden nur noch selten 45 Beitragsjahreerreicht, weshalb des reale Rentenniveau oft deutlich unter dem Standardwert liegt.
Damit die Rente finanzierbar bleibt, erfolgt die Rentenanpassung an die Einkommensentwicklung nur noch begrenzt.
Finanzierung der GRV
Drei Grundlagen:
• Beiträge der Versicherten
• Beiträge des Arbeitgebers
• Bundeszuschuss (allgemeiner und zusätzlicher)
Finanzierung der GRV
Beitragslast:
Finanzierung der GRV
Beitragshöhe:
• 01.01.2003: 19,5 % vom Arbeitsentgelt– davon je zur Hälfte Arbeitgeber –
Arbeitnehmer (Parität)
• Laut Koalitionsvertrag vom 18.11.2005:ab 01.01.2007 19,9 %
Finanzierung der GRV
Beitragsbemessungsgrenze 2006:• alte Bundesländer monatlich 5.250 €• neue Bundesländer monatlich 4.400 €
Unterschiedliche Einkommensverhältnisse
zwischen Ost und West bedeuten auch
unterschiedliche Beitragsbemessungsgrenzen.
Finanzierung der GRV
Rentenarten:
• Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit
• Altersrenten
• Renten wegen Todes
Finanzierung der GRV
Rentenhöhe:
persönliche Entgeltpunkte
X
Rentenfaktor
X
aktueller Rentenwert
=Monatsbetrag der Rente
Finanzierung der GRV
Umlageverfahren:
Eingezahlte Beiträge der Versicherten
werden sofort an die Rentenempfänger
ausgezahlt (=„umgelegt“)
und somit nicht als Rücklage gesammelt,
sondern sofort freigegeben.
Finanzierung der GRV
Umlageverfahren:• Schwankungsreserve
(Nachhaltigkeitsrücklage)• Anfangsschuld
– „windfall gains“= Rentenbezüge der ersten Generation
– „unfunded liabilitiy“ = ungedeckte Verbindlichkeit
Finanzierung der GRV
Probleme des Umlageverfahrens:• zunehmende Lebenserwartung• demographische Verschiebung –
einbrechende Einnahmen• sinkende Lohnquote• Arbeitslosigkeit• wirtschaftliche Krisen
Finanzierung der GRV
Generationenvertrag:
• Junge Generation kommt für Rente der alten Generation auf (= Solidaritätsprinzip)
• unausgesprochener und nicht schriftlich festgelegter Vertrag
Finanzierung der GRV
Probleme des Generationenvertrags:
• fehlende Beitragseinnahmen
• sinkende Lohnquote
• Arbeitslosigkeit
• Pillenknick
Finanzierung der GRV
Kritik am Generationenvertrag:
• Anspruch aus Rentenanwartschaften– künftige Erwerbstätige noch nicht geboren
oder noch nicht rechtsfähig– unverhältnismäßiger Ausbau der Beiträge
• Versicherung gegen Kinderlosigkeit
Finanzierung der GRV
• Finanzverbund
• Bundeszuschuss– GRV (2005: 78 Mrd. €)– Knappschaftliche Rentenversicherung– Altersversicherung der Landwirte
• Reserven
Lösungsansätze
• Erhöhen der Beiträge• Reduzieren der Leistungen• Erhöhen der Lebensarbeitszeit• Stützung mit Steuergeldern• Erhöhung der Erwerbsquoten• Bevölkerungs- und Einwanderungspolitik• Umstellung des Systems auf Kapitaldeckung
Lösungsansätze
Politik:• steigende Zuschüsse aus Steuergeldern• steigende Beitragssätze• Reduzierung der Leistungen• Bekämpfung der Arbeitslosigkeit• Kinderfreundliche Politik• Förderung der Privaten Vorsorge• Erhöhen des Renteneintrittsalters• schrittweise Besteuerung der Renten
Lösungsansätze
Private Vorsorge:
• Vorabinformation– Agenda 2010– 3 Säulen der Altersvorsorge
Lösungsansätze
Private Vorsorge:• Staatliche Förderung• Riester-Rente• Rürup-Rente für Selbständige
Betriebliche Vorsorge:• Staatliche Förderung• Schattendasein
Fazit
Die GRV ist ein wichtiger Bestandteil der
Alterssicherung.
Es ist jedoch unumgänglich eine private
Altersvorsorge zu treffen, um einen
gewissen Lebensstandard gewährleisten zu
können.
PFLEGEVERSICHERUNG
• Grundlage im SGB XI
• jüngster Zweig des Sozialversicherungssystems
• Pflichtversicherung
Entstehungsgeschichte
• Veränderung der traditionellen Familienstruktur
• Vermeidung von Sozialhilfefällen
• hohe finanzielle Belastung der Kommunen
• in Kraft seit 01.01.1995
Fakten und Zahlen
• Stärkung der häuslichen Pflege
• Verringerung der pflegebedingten Sozialhilfeabhängigkeit
• Stärkung der Eigenvorsorge
• 2 Mio. Pflegebedürftige
• 250.000 zusätzliche Arbeitsplätze
Fakten und Zahlen
Leistungen
Pflegestufen:
• Pflegestufe I
• Pflegestufe II
• Pflegestufe III
• Härtefälle der Pflegestufe III
Leistungen
Pflegesachleistung• monatlicher Kostenanteil je nach Pflegestufe mit
Pflegedienst:– Pflegestufe I bis zu 384 €– Pflegestufe II bis zu 921 €– Pflegestufe III bis zu 1432 €
Privat Versicherte• Kostenerstattung
Leistungen
Pflegesachleistungen
• Pauschale bei stationärer Pflege– Pflegestufe I 1023 €– Pflegestufe II 1279 €– Pflegestufe III 1432 €– Härtefälle bis zu 1688 €
Leistungen
Pflegegeld
• Häusliche Pflege ohne Pflegedienst:– Pflegestufe I: 205 €– Pflegestufe II: 410 €– Pflegestufe III: 665 €
Leistungen
Kritische Anmerkungen:• Budgetierungssystem statt
Bedarfsdeckungssystem• keine Anpassung an Inflation• unzureichende Zeiterfassung• kein Leistungsanspruch bei Krankheit
unter 6 Monaten
Finanzierung
Beitragshöhe vom 01.07.1996: 1,7 % :• vom Arbeitsentgelt
– davon je zur Hälfte Arbeitgeber – Arbeitnehmer (Parität)
• von der Rente– in vollem Umfang
• Beamte– halbe Beitragssätze
Finanzierung
Zusatzbeitrag für Kinderlose• Entscheidung des BVerfG vom
03.04.2001• in Kraft seit 01.01.2005• ab dem Geburtsjahrgang 1940 und dem
23. Lebensjahr: Zuschlag 0,25%
Finanzierung
Kritische Anmerkungen
• Stabilität des Beitragssatzes
• Aufzehrung der Rücklagen
• notwendige Ausweitung der Leistungen
Finanzierung
Privat Versicherte:
• altersabhängige Beiträge
• Anwartschaftsdeckungsverfahren
Lösungsansätze
• Kapitalgedeckte Versicherung• Ergänzung des Umlageverfahrens• Verbesserung von Präventions- und
Rehabilitationsmaßnahmen• Beibehaltung von privater und
gesetzlicher Pflegeversicherung• Dynamisierung der Pflegeleistungen
Lösungsansätze
• Überarbeitung der Pflegestufen
• Reduzierung des Verwaltungsaufwandes
• Qualitätssicherung
• Förderung von Wohn- und Betreuungsangeboten
Fazit
Die Bedeutung der Pflegeversicherung wird
angesichts der Bevölkerungsentwicklung in
Zukunft erheblich zunehmen.
Deshalb ist es wichtig die Frage einer
nachhaltigen, verlässlichen und den einzelnen
nicht überfordernden Finanzierung nicht aus den
Augen zu verlieren.
Vielen Dankfür Eure Aufmerksamkeit!!!
Andrea Paulick
Kathrin Strobel