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Phex 1034 n. BF
Oktober 2011
Ausgabe Nr. Neunundzwanzig der
Die Krone ruft zum Jagdfest!
Havena, TSA 1034 BF - Albernia blickt
zurück auf einen kalten und stürmischen
Winter, der von so manchem unerfreuli-
chen Zwischenfall geprägt wurde. Ob nun
verursacht durch einen bösartigen Drachen
oder von grimmen Söldnerscharen des
Bredenhager Grafen, welche ihren fürstli-
chen Freibrief immer wieder überreizten.
Mehrfach kam es zu teils erschreckend
blutigen Übergriffen seitens der Bredenha-
ger, sowohl im Abagundschen, als auch im
Seenland. Der zuletzt erfolgte brutale
Übergriff auf ein Edlengut bei Orbatal,
mag das Fass nun zum Überlaufen ge-
bracht und die Krone zum Handeln bewegt
haben.
Mit dem beginnenden Frühling ruft die
Kronverweserin den albernischen Adel zu-
sammen. Anlass soll ein großes Jagdfest
sein, aber die Einladung spricht auch von
einem anschließenden
Hoftag, bei dem die Kron-
verweserin Recht sprechen wird. Zwar
geht das Schreiben der Krone nicht ein-
deutig auf die Übergriffe der Bredenhager
Söldnerscharen ein, jedoch lässt der Ort,
zu dem Idra Bennain den Adel ruft, keinen
Zweifel daran, dass die Taten des Herrn
von Bredenhag zu einem zentralen Ge-
genstand der Gespräche werden dürften.
Der Adel soll im frühen Phex an keinem
geringeren Ort als Burg Bredenhag selbst
zusammenkommen. Ob dieser Aufruf im
Einvernehmen mit Graf Jast Irian Crumold
erfolgte, ist uns nicht bekannt. Doch wer
wäre er, seiner Lehnsherrin die traviage-
fällige Gastfreundschaft zu verweigern?
Rhonwin ui Kerkill (mb)
Aus dem Inhalt
Aktuelles - Adel zum Baihir nach Bredenhag gerufen
- Übergriffe Bredenhags auf Abagunder Scholle
Aus der Capitale - Lamas ui Llud gesundet
- Praioskirche uneinig
- Linai Sanin von Westpforte verlässt RDK - Blutige Gewalt in Orkendorf
Aus den Baronien - Von der Heimsuchung des Wyrms
- Antike Funde in Honingen - Cintara Arodon erneut Mutter geworden
- Vorbereitungen für Immanspiel laufen an
- Honinger Schloss erheblich baufällig - Nekrolog für getöteten HF-Mitarbeiter
Aus dem Ausland - Fanfare eröffnet Redaktionsstube in Harben
A us den Schreckensmeldungen vom Bredenhager Land wurde schreckliche Gewissheit: Auch
wenn uns nur wenige Meldungen aus dem
Gebiet des Grafen Jast Irian Crumold er-
reichen, so müssen wir unsere Darstellung
aus der letzten Fanfare leider bestätigen –
der aus den streitenden Königreichen
kommende Riesenlindwurm hinterließ in
der ersten Woche des Hesindemonats eine
Spur der Verwüstung in Tommeldomm,
Gemharsbusch und Glydwick. Dutzende
von Toten sind wohl unter der Landbevöl-
kerung zu beklagen, dazu kommen nieder-
gebrannte Gehöfte und eine Vielzahl ge-
rissener Tiere, darunter an manchem Ort
ganze Herden. Verluste unter Bewaffneten
hingegen hat der Bredenhager Adel nicht
zu beklagen. Wie man uns mitteilte verließ
der Wyrm die Ländereien ehe er
gestellt werden konn-
te.
Leider ebenso
korrekt war
unsere Progno-
se, dass der
sicher zwei
D u t z e n d
Schritt lange
Drach‘, dessen
giftig grüner An-
blick Angst und
Schrecken verbrei-
tete, seine Reise
nach Abilacht fort-
setzte, auch nach Ot-
terntal ist das Untier in
den nächsten Tagen vorge-
Drache verheert Albernia! Albernia, HESinde 1034 BF - Die schreckliche Bilanz: Weit über hundert Tote und Verwüstungen landauf, landab. Geben die Zwöl-
fe, dass die Gefahr gebannt sei – der furchtbare Riesenlindwurm mag Albernia nun verlassen haben.
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E s ist soweit! Wieder einmal steht unser allseits beliebter und stets gut besuchter Alber-nia - Kon vor der Tür. Nur noch wenige Tage, bis sich viele von uns wie jedes
Jahr auf Burg Heldrungen einfinden und live
dabei sind, wenn wir albernische Geschichte schreiben.
Wie in den Jahren zuvor wird sich die Orga
viel Mühe gegeben und viel Zeit und Arbeit in die Vorbereitungen gesteckt haben. Dabei ergibt
es sich immer wieder, dass von langer Hand
geplante und organisierte Vorhaben wegen unvorhergesehener Ereignisse völlig geändert
ersetzt, oder sogar gestrichen werden müssen.
Ich persönlich kann es der Orga gut nachemp-
finden, war ich doch bis vor einigen Jahren
selbst dabei. Da glühen in der heißen Phase
kurz vor Kon - Beginn die Handys und der Mail - Verkehr untereinander steigt
enorm. Von daher kann man die vorbereitende
Arbeit dieser lieben Leute nicht genug anerken-nen und ihnen unseren Dank aussprechen.
Wenn wir schon einmal beim ´Danke sagen`
sind, möchte ich dies hiermit in Eure Richtung erledigen, da ich mit dieser Ausgabe als HF –
Redakteur und Herausgeber abdanke. Mit Euren
vielen Abos hat die HF heutzutage eine so große Anzahl an Lesern wie nie zuvor. Dafür wie ge-
sagt eine dickes Dankeschön an Euch!
Mein Abgang soll nun natürlich keinesfalls
heißen, dass die Fanfare eingestellt wird, zumal
es Euer Geld ist, welches auf dem Abonnenten-Konto liegt und Ihr dafür weiter Euer alberni-
sches Fanzine erhalten sollt.
Künftig wird Nora Hoppe als Redakteurin und Herausgeberin die Geschäfte der HF fortsetzen,
wobei wir die Übergabe in zwei Schritten vor-
nehmen. Die nächste Ausgabe (Februar 2012)wird also schon von Nora gestaltet und montiert
werden, wobei ich mich noch ein letztes Mal um
Druck, Bindung und Vertrieb kümmere. Ab der Juni-Ausgabe liegt dann alles in Noras Hand.
Soweit dazu. Zunächst aber wollen wir erst
einmal auf den Albernia - Kon freuen. :o)
bis dahin
Euer Georg
Impressum:
Herausgeber, Redaktion, Gesamtherstellung, Vertrieb und Abo-Betreuung: Georg Morick, Marienstraße 54, 38 102 Braunschweig, [email protected]
Autoren dieser Ausgabe: Matthias Anbergen (ma), Michael Borth (mib), Marcus Buss (mb), Arne Holtschulte (ah), Jan Peter Hoppe
(jph), Christian Koch (chk), Andreas Kovermann (ak), Sebastian Kurbach (sk), Sonja Mallwitz (sm), Georg Morick (gm), Peggy Sem-
melmann (ps), Iris Wagner (iw), Wolfgang Wagner (ww), David Zgoll (dz)
Abbildungen, Illustrationen: Esther Brendel (16), David Zgoll (19, 20, 21) und diverse Freeware
Fanfarenlogo: Andreas Freymuth
Anzeigen: Michael Golisch (15), Tina Hagner (5), Nora Hoppe (11, 21), Christian Koch (7), Georg Morick (13), Iris Wagner (14)
Kreuzworträtsel: Georg Morick
Für den Inhalt der Beiträge sind die jeweiligen Autoren verantwortlich. Die Havena-Fanfare erscheint zwei - bis dreimal im Jahr. Einzel-
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Ausgabe Nr. 29
Beiträge gesucht!!!
Wer seinen aventurischen Artikel über seine albernische Baronie oder über sonstige alber-
nische oder allgemein derische Geschichten
oder seinen irdischen Beitrag in der
Ausgabe No. 30 der Havena-Fanfare
veröffentlicht sehen will, sende ihn bitte als txt-, rtf oder Word - Datei bis zum:
31.12.2011 (Einsendeschluss)
an die Redaktion (Anschrift: siehe Impres-
sum). Die Beiträge sollten in 10 PT-Schrift, nicht länger als eine, maximal eineinhalb DIN
A 4 Seiten umfassen. An den Anfang eines
jeden Artikels soll ein derischer Ort und Datum gestellt werden. Es wird außerdem
gebeten, nach Möglichkeit passende Abbil-
dungen mit Bildnachweis beizufügen. Die Redaktion behält sich Auswahl, sowie
Änderungen an den Artikeln und Auswahl der
Abbildungen vor.
Termine 2011
Allaventurischer
Konvent
Burg Bilstein
04.11. — 06.11. 2011
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drungen. In Abilacht setzte sich
sogleich eine ganze Schwadron der
Abilachter Reiter in Marsch Jagd zu
machen auf das Untier, doch der
Drach‘ wechselte gar oft seinen Ort
und seinen Weg, so dass die alberni-
schen Streiter ihn nicht erreichten. Aus
Otterntal hingegen erreichte uns gar
andere Kunde: Hier soll es einer Frau
durch eine Gabe gelungen sein, das
dreiköpfige Ungetüm zum Verlassen
der Gegend zu bewegen. Bestätigen
können wir dies nicht, ist doch diese
holde Frau nicht zu finden, wie sie so-
wohl alt wie auch jung gewesen sein
soll.
Ab dem 12. Tage der Hesinde war
der Drach‘ im Honinger Land – womit
wir wieder auf dem Grund bestätigter
Fakten sind. Franka Salva Galahan, die
Gräfin Honingens, hatte in Erwartung
des Unheils Truppen aufgestellt und
ihre Barone angewiesen es ihr gleich zu
tun, wie sich auch die Schwadron der
Abilachter Reiter der nun folgenden
Drachenhatz anschlossen. Mehrfach
kamen sie dem Wyrm nah, weniger als
eine Stunde soll der Abstand zu man-
cher Zeit gewesen sein. Das Verhalten
des Lindwurms blieb jedoch unvorher-
sehbar; Späher und Überlebende der
ungezählten Angriffe auf Gehöfte und
Weiler berichteten gar, dass der Drach‘
wahrlich wie gehetzt wirkte und unstet
Kurs und Richtung setzte, selbst wenn
die Bewaffneten unter der Gräfin nicht
nah waren. Dies Verhalten – und natür-
lich die immense Geschwindigkeit, die
des Drachen gewaltige Flügel ihm ver-
leihen – sorgte letztlich dafür, dass es
nie zur Konfrontation kam. Das Untier
schlug weiter seinen Pfad der Verwüs-
tung durch das Land.
Die Barone der südlichen Ländereien
Lyngwyn, Traviarim und Hohenfels
bemühten sich indes nach Kräften eben
dies Unheil von ihren Untertanen abzu-
wenden. Dies scheint ihnen oft auch
gelungen, wenn unsere Berichte aus
Hohenfels auch noch unvollständig
sind. So kam es zwar noch mehrfach zu
schwersten Verwüstungen, doch der
Verlust an Menschenleben blieb über-
schaubar, wenn auch ein jedes verlore-
ne Leben eines zu viel ist und die Ge-
samtzahl der Toten in allen Grafschaf-
ten wohl die Hundert weit übersteigt.
Der 16. Tag der Hesinde markierte
dann, den Zwölfen sein es gedankt, die
letzte Sichtung des grausamen Wyrms
über Albernia. Zeugen berichten von
seinem Flug gen Südost über die Ingra-
Kuppen, was das Untier in die Nord-
marken führen tät. Jene dort mag es in
ihrem Glauben bestärken, dass nur Är-
ger aus dem Westen kommt, doch täte
dies Unrecht: Albernias und des Wind-
hags Küsten kennen die Westwinddra-
chen, diese jedoch zieht es nicht land-
einwärts – das Untier dieser Tage aber
ist unser aller Schrecken. So ist das
Einzige, was wahrlich von uns kommt,
unser Wunsch, dass die Zwölfe unseren
Nachbarn mehr Gnade zeigen, als sie –
und diese – es uns taten.
Larric Machaligh (mib)
3
Ausgabe Nr. 29
Magister Gleann Hesinscire vom Tempel
der Hesinde in Havena erörtert uns den
grossen Wyrm wie folgt:
Primus – ohne dubio ein Riesenlind-
wurm, die Dreiheit des Kopfes Testimoni-
um ohne Gleich. Dieser furchtbarste der
grossen Wyrm ist im Besitz der Intelligen-
cia und der Magica, von beiden viel, doch
nicht etwa dem Kaiserdrach‘ gleichbar.
Secundus – ein recht junger Wyrm, ge-
messen in der Skala der Drachen selbst,
das hellere Grün der Schuppen Beleg
hierfür. Dennoch eine Gefahr ohne
Gleich für Land‘ und Leut‘, kein sterblich
Streiter mag hoffen ihn zu bezwingen,
auch wenn die vorliegende Berichte über
seine Grösse wohl Üebertreibung sind;
zwei mal zehn statt zweier Dutzend
Schritt mögen es sein.
Tertius – Kein solcher Wyrm herrscht
über Land im Reiche Rauls. Im hohen Nor-
den, dem Orkenland, im Wall des Rash-
dul und anderen Bergen, dort sind sie
uns bekannt. Ergo reiste dieser, was sel-
ten und der Erklärung bar.
Quartus – Wesen und Gebaren scheinen
seltsam gar, so die Memorare von Hesin-
de mit Wahrheit und Klarheit gesegnet.
Hast, Unruhe gar, wurden gar nimmer die-
sen Schreckensherrschern zugeschrie-
ben, und doch geschah es hier. Historia,
nicht fabula, erinnert an die Tyrannei
des Wyrm in den Bergen des Windhag im
Jahr des Feuers, der, so vermutet, su-
chend ward. Ist dies ursächlich par, hat
es also die gleichen Gründe, dann ge-
schieht Grosses für diese grössten der
Drachen.
Mag Nandus uns auf dem Weg der Er-
kenntnis begleiten, so dass Hesinde es uns
offenbart!
Der Wyrm erklärt
-
S ollte ein Wahrer der Ordnung in überschaubarer Zeit seines Am-tes fernbleiben, sei es auf Grund von Krankheit oder auch einer Pilger-
reise, so hat es, der Ordnung der Kirche
entsprechend, einen Würdenträger an
seiner statt mit allen Befugnissen zu
geben. Derer zwei Möglichkeiten sind
dem Metropoliten zur Bestimmung des
Bevollmächtigten gegeben.
So kann er ihn von sich aus bestim-
men, was meist bei kurzer Abwesenheit
vom Amte üblich ist, oder es entschei-
det ein Gremium, was meist bei länge-
rer Abwesenheit von Amte üblich ist.
Dieses Wahlgremium setzt sich aus
dem des Metropoliten nächst unterste-
hendem Ranges, den Tempelvorste-
hern, der Praioskirche zusammen. All
die Orden und Truppen der Praioskir-
che sind dabei dem Gremium zutritts-
bemächtigt. Dies mag nun erklären,
warum es in den Tagen nach dem Be-
ginn der Pilgerreise zu allerlei Reisetä-
tigkeit der Tempelvorsteher, vom Ran-
ge und Amt her, gen Havena oder auch
zwischen den Tempel gab.
Es mag im Rondra gewesen sein, als
sich das Wahlgremium zum ersten Ge-
spräch einfand. Ehrwürdig und bedeu-
tend war die Schar der dort sitzenden
Amts - und Würdenträger: Die Oberste
Rechtswahrerin, der Geheime Inquisiti-
onsrat der Ordnung, der Beschirmer
des Ordens
vom Bann-
strahle Prai-
os, die Obristin
der Sonnelegion sowie die
Tempelvorsteher aus Honi-
gen, Seshwick, Bredenhag,
Andergast, Winhall, Zweiei-
chen und Yantibair. Doch welch Verwunderung
herrschte alsbald darauf in Havena? So
ward es zu keiner Einigung in den ers-
ten Tagen gekommen. Waelen Feder-
leicht konnte von harschen und feuri-
gen Debatten im Gremium und im
Tempel berichten. So scheint’s, also ob
unter den Mitglieder des Gremiums zu
unterschiedliche Ansichten und Ge-
wohnheiten vertreten sind. Welch
Furcht und Schrecken breitete sich im
Umfeld von Tempel, Hof und Stadt
aus? Uneinigkeit in der Kirche der Ord-
nung und Gerechtigkeit? Zwist? Welch
Zeit wird dies Gremium noch benöti-
gen? Während der kalten Monde ist mit
keinen Entscheidungen mehr zu rech-
nen. Die Diener des Götterfürsten müs-
sen in diesen dunklen und harten Tagen
an ihrem angestammten Platze weilen
und die Schar der Gläubigen hüten. So
wird die Zeit knapp. Es ist unerlässlich,
einen Bevollmächtigten an des Metro-
politen statt für die so bedeutungsvolle
und fundamental
wichtige Zeremo-
nie zur Sommer-
sonnenwende zu haben.
Welch Unheil und welch Zorn
wird die Ordnung befallen, sollte
dieses Heiligste aller Feste nicht
durchgeführt werden können? Alldieweil betrifft diese Verzöge-
rung auch die weltlichen Dinge. So ist
die Kirche des Praios in Prozesse mit
großem Einfluss auf die Ordnung Al-
bernias involviert. Wer soll nun in ei-
nem vertretbaren Zeitraum die Klage
des hoch verehrten Hauses Arodon ge-
gen den verblichenen Obristen Greifen-
berg entscheiden? Des Weiteren wurde
unserer Schreiberin kundgetan, dass es
schon zu mahnendem Worte vom Hofe
der Kronverweserin gekommen sei. So
ward in den letzten Tagen der Hofge-
weihte Praiodan von Schnakenfels in
eiligem Schritte von Schloss zum Tem-
pel und zurück sputend zu erblicken. All die Hoffnungen ruhen nun auf ei-
nem weiteren, eiligst anberaumten
Treffen in den nächsten Tagen. Wir
werden unsere werten Leser umgehend
und umfassend über das Ergebnis un-
terrichten.
Waelen Federleicht (jph)
4
Ausgabe Nr. 29
Magisches Albernia – Verändert sich das Land?
Havena, HESinde 1034 BF - Verwerfungen der albernischen Landschaft aufgrund der Änderung magischer Flüsse –
darüber berichtete die Fanfare. Doch eine wahre Erklärung blieb aus. Bis heute.
I m Tsa 1033 BF erörterten uns
Adepten der Grauen Gilde, dass je-
ne Sphärenkraft, die sie vim astralis
nennen, Pfaden und Flüssen folgt, Li-
nien der magischen Macht formt, über
Tore und Brunnen in unsere Welt tritt
und jene merkbar beeinflusst. Letzteres
sei möglich, da Madas Gabe an Dere
etwa im Bett der Flüsse, im Pfad des
Windes, in Wegen und Wirken von
vielen Menschen ihr Abbild fände –
womit sich die Welt ändern müsse, so
sich die Lage der Sphärenkraft ver-
schiebt. Wir befragten zu diesem The-
ma u.a. die Mentorin der Hesindekirche
Scia Coîonbachir, welche wie folgt be-
antwortete:
SC: In der Tat gibt es Linien der
Sphärenkraft, wie die nördliche Über-
walslinie oder die Basiliuslinie. Jedoch
ist die zitierte Sichtweise der Gilden
begrenzt, denn jene Manifestationen
sind in keiner Weise alleine der Magie
zuzurechnen. Stattdessen zeigt sich
auch hier, dass alles immerdar auf die
Einheit des zwölfgöttlichen Wirkens
zurückzuführen ist. In Madas Ge-
schenk, der Magie, wirkt der Willen ih-
rer Mutter, der allwissenden Hesinde,
wie auch in den Linien die Macht der
Götter elementar ist.
Manche dieser Linien scheinen seit
langer Zeit unverrückt, andere, dafür
gibt es starke Indizien, sind im Flux –
sie ändern sich wahrlich und so es der
Wille der Zwölfe ist, mag sich dies
Zwist im Hause des Götterfürsten?Havena, BORon 1034 BF - Monde ist's her, dass der Wahrer der Ordnung Greifenlande, Praiosson Greiffas, auf Pilgerrei-
se gen Beilunk gegangen ist. Seit diesem denkwürdigem Tag ist der Sitz des Wahrers verwaist und kein Bevollmächtigter
an des Metropoliten statt eingesetzt worden. Was mag der Grund dafür sein? Warum wird dieses für die Ordnung, Ruhe
und Sicherheit der Greifenlande so wichtige Amt vakant gehalten? Wie wird der Bevollmächtigte an und für sich be-
stimmt? All diesen Fragen ist unsere Schreiberin Waelen Federleicht in den letzten Wochen nachgegangen.
-
auch im Weltlichen Deres zeigen, ja.
Doch beachtet: Warum sollten die Göt-
ter ihre Schöpfung derart ändern? Weit
besser belegt ist das Wirken jener Li-
nien auf alle Kreaturen, speziell auf je-
ne, deren Wesen magisch ist. So folgte
einst wohl der Große Schwarm treu ei-
nem mächtigen Band, die sagenumwo-
benen Stätten der alten Elfen werden
auf bedeutenden Knotenpunkten ver-
mutet und viele magische Kultstätten
finden sich ebenfalls entlang solcher
Kraftlinien.
HF: So mag gar der Flug eines Lind-
wurms, wie wir ihn diese Tage erleben
müssen, einer solchen Linie folgen?
SC: Im Falle einer großen Wande-
rung, ja. Doch, erneut, bedenkt: Ein
großer Drach‘ ist ein Wesen voller Ma-
gie, ja, doch ebenso gesegnet durch He-
sindes höchster Gabe, der Intelligenz.
Sein Weg ist nicht bestimmt durch
Trieb allein. Euer ursprüngliches The-
ma jedoch, die Veränderung Deres
durch den Einfluss der vim astralis, ist
komplex. Bedenkt hier, wer in der Fan-
fare sein Sprachrohr fand. Es war Felix
aus den Nebellanden, dessen Name al-
leine uns viel über seine Affinitäten
sagt. So wie die Nebel unstet sind, ist
seine Sicht auf Welt und Magie. Diese
Sicht ist vielerorts fehlgeleitet, doch
weniger so in Albernia, denn deutlich
sind die Indizien auf Feentore im Farin-
del und im Gundelwald, deutlich die
Interaktion zwischen den Welten der
Menschen und der Feen. Auch hier –
und es fällt auf, dass Felix dies ver-
schwieg – können wir uns der Existenz
der Kraftlinien sicher sein. Wir mögen
sie als regional klassifizieren, ihre
Kraft begrenzt, doch in ihrem Wirken
ohne Frage bedeutend. Schauen wir in
die lokalen Erzählungen, betrachten
wir uralte Wegsteine in den genannten
Wäldern, so finden wir Namen wie den
Feenpfad, den Zwielichtsprung und,
von besonderer Signifikanz, den Tor-
weg. Ereignisse wie bei der Schick-
salsturney in Weyringen 1033 BF zei-
gen uns deutlich, dass diese Magie
wahrlich ist, doch allzeit unstetig – und
sich tatsächlich in der Welt nieder-
schlägt, die wir alle teilen. Eine Verän-
derung des Laufes des Großen Flusses
durch Verwerfungen in der Sphäre der
astralen Macht ist hingegen nicht be-
wiesen.
HF: Dennoch eine Möglichkeit, spe-
ziell, da sowohl die großen Sagen Al-
bernias dies stützen, denn neben den
sagenumwobenen Feen Gundel und
Farindel sprechen wir alle oft genug
vom Flussvater, der sogar einst ihr Kö-
nig gewesen sein soll, wie wohl auch
eine Kraftlinie existiert, entlang derer
der Fluss verläuft.
SC: (schweigt lange und wendet sich
dann Larona Seeträumerin zu. Die Ge-
weihte des Alten Efferdtempels Have-
nas hat sich für eben dieses Thema zu
uns gesellt.) So ist es wohl. Eine große
Linie, welche die Gilden für das Pen-
tagrammaton in Punin bestätigen, die
dann weiter über Zhamorrah und Gor
nach Maraskan verläuft. Im Gegenrich-
tung und daher uns nah scheint sie über
den Eisenwald und Brandans Ring zu
laufen, wo das Druidentum Kraft aus
ihr schöpft, ehe sie dann Havena er-
reicht.
LS: Und in diesem erkennt die Vor-
sehung Efferds, auf dessen Geheiß hin
Havena gegründet wurde! Es ist, wie
Scia eingangs erklärte, die Macht der
Götter. Der Große Fluss, in seiner Ver-
körperung ein Alveraniar im Gefolge
des Launenhaften, alles andere als ein
simples Feenwesen, ist gesetzt das Un-
heilige zu brechen, welches beständig
nach uns giert, ebenso wie es Efferds
Dienerin Lata ist, für deren Entsendung
wir ihm danken. Das Unheilige, das
Gottlose, es hat Macht, hier, wo es sein
widernatürliches Krakenhaupt erhebt,
wo sich die Tore öffnen, nicht ins
Feenreich, sondern in nachtblaue Tie-
fen. Doch unter Efferds Banner stehen
wir ihm entgegen! Tun wir dies nicht,
stände nicht das Gefolge des Herren
der Gezeiten an unserer Seite, wir nicht
an seiner, so ist prophezeit, wie es en-
det: Folgt nur der Linie der Macht, die
Euch so fasziniert, um es zu sehen und
betrachtet die Ruinen von Zhamorrah,
betrachtet die lebensfeindliche Wüste-
nei von Gor.
SC: In der Tat mag uns Menschen
oft Hesindes Weisheit fehlen, die Be-
deutung dieses ewigen Strebens über
den weltlichen Konflikten zu sehen, die
uns immer und immer wieder in Be-
schlag nehmen, wie im Krieg mit den
Nordmarken, wie in anderen Konflik-
ten dieser Tage. Diese Betrachtung legt
uns jedoch eine Interpretation nahe, de-
ren Tragweite schrecklich sein mag:
Mehr als ein Kampf wird hier gefoch-
ten und mehr als eine Zeitspanne müs-
sen wir betrachten dies zu sehen. Ein
Streit zwischen Adligen, das kennen
wir. Kämpfe zwischen Truppen, das er-
leiden wir. Doch ebenso ahnen wir,
fürchten wir, in manchen Fällen wissen
wir, dass dies nicht alles ist. Der Fluch
des Roten Wyrm 1027 BF im Winhal-
ler Land ein Beispiel, denn dies war
mehr als ein Konflikt zwischen Men-
schen, von denen dennoch wohl eintau-
send darob ihr Leben ließen. Latas
Kampf gegen das Schreckliche ein an-
deres. Einmal müssen wir wohl Jahr-
hunderte sehen, um es zu überblicken,
einmal gar Jahrtausende. Dies vermö-
gen wir, die wir sterblich sind, nicht.
Doch dann und wann mögen sich die
Frontlinien dieser Kriege ändern, nicht
schleichend, sondern einer Springflut
gleich, gar mit der Macht eines Erdbe-
bens. Dann mag die Sphärenkraft sich
neu ordnen, dann mag das Land sich
wohl verändern. Es mag
wahrlich geschehen. Dieser
Tage.
LS: Und wir... wir mögen uns
endlich auf das wahrlich Be-
deutende besinnen. Nicht der
Besitz. Nicht die Macht über
Land. Sondern das götterge-
fällige Streben, welches uns
von den Zwölfen auferlegt ist.
Larric Machaligh (mib)
5
Ausgabe Nr. 29
-
I nzwischen stellte sich der in jenem
Artikel gemeldete Fund von
Schmuggelgut in einer Garnison der
Havener Flussgarde als zutreffend her-
aus. Hier bestand zumindest der Ver-
dacht, dass diese Ware der albernischen
Krone eigentlich vorenthalten werden
sollte, um sie über Umwege selbst zu
verkaufen. Über die Beweggründe mag
man trefflich nachdenken. War es nur
die schlechte Besoldung? Oder stecken
ernstere Dinge dahinter? Ernstere als
der schwerwiegende Vorwurf der Un-
treue – oder besser: Unterschlagung
gar?
Wenn man von Treue redet, sei be-
dacht, dass die der Flussgarde vor nicht
allzu langer Zeit eben nicht der Kron-
verweserin, sondern ihrer Schwester
Isora galt. Oberst Grifo von Streitzig –
wenn auch vormals in anderer Stellung
tätig – muss man da nicht ausnehmen.
Wie groß ist also die Zuneigung zur
Kronverweserin?
Kurzum: Es war abzusehen, dass die
Machenschaften Konsequenzen haben
würden. Oder zumindest mussten – wo
sie doch inzwischen hinreichend be-
kannt geworden waren. Doch dauerte
es sechs Monde bis die nächsten Schrit-
te folgten. Sehr verwunderlich, ange-
sichts greifbarer Beweise, aber mögli-
cherweise von dem Gedanken geleitet,
die Angelegenheit genauestens zu un-
tersuchen. Möglicherweise…
Denn die Vorwürfe trafen Offiziere
des 1. Banners der Flussgarde. Es han-
delt sich wohlgemerkt nicht um die
Leibschwadron Grifo von Streitzigs.
Sein Hauptmann wurde jedoch erst
kürzlich persönlich vom Obristen ein-
gesetzt. Dies allein könnte sich als
schmachvoll genug für den Befehliger
der Flussgarde erweisen. Zumindest
stellt es sein Urteilsvermögen bei Be-
förderungen in Frage.
Im stürmischen Firun des Jahres
1034 BF kam in Havena letztendlich
das Kriegsgericht zusammen. Ange-
klagt war die komplette Stabslanze des
Banners einschließlich Hauptmann
Fredo Kruighan. Allerdings fehlten
zwei Soldaten, die sich rechtzeitig ge-
nug durch Fahnenflucht entzogen hat-
ten. Oberst von Streitzig ließ es sich
nicht nehmen, selbst als Richter aufzu-
treten. Sein Urteil lautet – nach kurzem
Prozess - ausnahmslos: Tod durch den
Strang! Scheinbar gab es wenig Zwei-
fel an der Schuld der Soldaten. Voll-
streckt wurden die Hinrichtungen zur
Abschreckung direkt im Anschluss in
der Havener Kaserne.
Die Geschichte könnte an dieser
Stelle zu Ende sein,
doch bleibt durch
das Urteil eine Reihe
von Fragen offen. Wa-
rum dauerte es so lange
bis zum Prozess? Wie
kommt es, dass alle
Angeklagten zum Tode
verurteilt wurden? Und
weshalb ist bis jetzt nichts bekannt
geworden über Komplizen außerhalb
der Armee? Man mochte doch meinen,
dass Verbindungen zu zwielichtigen
Gesellen nötig sind, um das geplante
Vorhaben umzusetzen.
Oberst von Streitzig muss sich zu-
dem mit Recht fragen lassen, wie viel
er von den Dingen wusste – oder besser
hätte wissen müssen – die sich fast
unmittelbar vor seiner Nase abgespielt
haben. Eine glaubwürdige Antwort
wäre jetzt sicher geboten. Dass Verfeh-
lungen von Untergebenen auch Aus-
wirkungen auf ihre vorgesetzten Offi-
ziere haben, ist in Albernia nämlich –
nicht erst seit dem Fall von Marschall
ui Llud – eine verhängnisvolle Traditi-
on. Auch die Hardenfels-Affäre nahm
einen eher gemächlichen Anfang…
Halman ui Kilstane (ak)
6
Ausgabe Nr. 29
Von den Folgen einer Reise — Mehr Fragen als Antworten
Havena, FIRun 1034 BF - Vor wenigen Monden berichtete die Fanfare von der Inspektionsreise Seiner
Gnaden Leuenglanz zu den Albernischen Regimentern im Auftrag der Kronverweserin Idra Bennain.
Ihre Ergebnisse vermochten wir hier getreulich, wenn auch nicht immer für alle Beteiligten schmei-
chelhaft, darzulegen. Aber wir bekräftigen hier noch einmal die uns zugetragenen Berichte.
Geheimrat Lamas ui Llud auf dem Weg der Genesung?
Havena, FIRun 1034 BF - Kronverweserin und Weggefährten sichtbar erfreut über das Wiedererstarken des ältesten Ge-
heimrats des Reiches. Dessen Vertretung, Riana ni Seadh, setzt indes neue Schwerpunkte in der albernischen Politik.
W ährend wir in unserer letzten Ausgabe noch über eine schwere Krankheit des höchsten albernischen
Rates Lamas ui Llud berichten muss-
ten, haben wir dieser Tage bessere
Nachrichten: Der hochbetagte Meister
der Diplomatie wurde nun wieder re-
gelmäßig auf Spaziergängen gesehen,
welche offenbar seiner Gesundheit
höchst zuträglich sind. Ihre Erlaucht
Idra ni Bennain ist, so heißt es am Ho-
fe, höchst erfreut, dass ihr der scharfe
Geist des ui Llud weiter zur Verfügung
steht. Hier sei angemerkt, dass der Ge-
heimrat nie in den Ruhestand entlassen
wurde: Auch wenn die Krone betont,
dass sich niemand mehr einen geruhsa-
men Lebensabend verdient hat, als die-
ser Bewahrer so vieler albernischer
Geheimnisse, so ist man am Hofe wohl
nicht willens oder fähig ihm diesen zu
gönnen – sofern es nicht der Geheimrat
selbst ist, der eine Verabschiedung aus
dem Dienst verweigert.
Des Geheimrats langjährige rechte
Hand und enge Vertraute Riana ni
Seadh, welche in den vergangenen
Monden dessen Amtsgeschäfte wohl
zur allgemeinen Zufriedenheit ausführ-
te, ist weiterhin kommissarisch mit den
Angelegenheiten des Geheimarchivs
vertraut. Sie begleitet ihren Mentor nun
oft auf dessen Spaziergängen, und dies
stets mit ihrer prall gefüllten Akten-
mappe, wohlbekanntes Markenzeichen
-
ihrer höchst sorgsamen Arbeit. Es ist
somit zu vermuten, dass die mit der
Hoheluchter Linie der Bennain ver-
wandte ni Seadh derart die Rückkehr
des ui Llud vorbereitet – oder aber trotz
aller gegenteiligen Beteuerungen, die
Übernahme seiner Amtsgeschäfte.
Die mit nur knapp über drei Dutzend
Jahren fast – für ihr Amt – noch ju-
gendliche Geheimrätin setzt indes neue
Schwerpunkte in der Arbeit der Kanz-
lei: War das Wirken ui Lluds oft auf
die äußeren Beziehungen Albernias
ausgerichtet, so scheint Riana ni Seadh
entschlossen vieles vom dem zu rich-
ten, was unter Königin Invhers eher
rondrianischer Hand im Inneren kaum
Aufmerksamkeit erlangte. So sehen
sich dieser Tage oft reisende Ritter der
Krone und zum Hof kommende Hoch-
adlige und Geweihte zu Gesprächen
eingeladen, in denen die Rätin ihr Wis-
sen um das Wohl des Landes auffüllt;
Vertreter von Gilden und Handelshäu-
sern finden stets ein offenes Ohr und
berichten von detaillierten Diskussio-
nen über Rechte und Pflichten von
Ständen, und Stadtherren berichten uns
von Schreiben voller Erkundigungen
über die Ausübung ihrer verbrieften
Rechte, Antworten dann oft gefolgt von
Erwiderungen, die mehr als eine Charta
präzisieren.
Ob die Krone hier nun wahrlich Ver-
änderungen des schönen Albernias
anstrebt, oder aber die Bürokratie ihrer
vornehmsten Aufgabe nachkommt,
welche ist die Bürokratie zu erhalten,
vermag die Fanfare noch nicht zu sa-
gen. Unsere Leser mögen sich aber
sicher sein, dass wir uns intensiv um
ein Gespräch bemühen, um genau dies
zu erfahren. Bislang erhörte Geheimrä-
tin Riana ni Seadh unsere Anfrage dies-
bezüglich jedoch noch nicht – was auch
daran liegen mag, dass sie, so wir hör-
ten, ihre äußert knapp bemessene freie
Zeit gerne mit dem Edlen Oranko
Krustan verbringt, einem der schillern-
den und gerne gesehenen Gäste am
Hofe. Wie sich der geneigte Leser erin-
nern mag, berichtete die Fanfare in der
Ausgabe 26 über diesen bemerkens-
werten Abkömmling eines lange ausge-
storbenen Geschlechts.
Larric Machaligh (mib)
7
Ausgabe Nr. 29
Abschied einer Kronenritterin Havena, TSA 1034 BF - In einer prunkvollen Zeremonie wurde Linai Sanin von Westpforte aus dem Dienst der Krone entlassen.
M it dem gemächlichen Einzug des Frühlings erwachte auch das Le-ben auf Burg Feenquell wieder. Der
Tsamond hatte gerade erst Einzug er-
halten, als Primus Elron Fenwasian die
Versammlung der Kronenritter einbe-
rief. Der unter mysteriösen Umständen
verschwundene Baron Wikthor von
Westpforte-Sanin, welcher nun seit
mehreren Monden auf See weilt und
als verschollen zu gelten hat, hinterließ
eine Baronie ohne praiosgefällige Ob-
rigkeit (die Fanfare berichtete). Um
diese Lücke ausfüllen zu können, er-
suchte Linai Sanin von Westpforte die
Krone und die versammelten Ritter,
aus dem Dienst und ihrem Eid gegen-
über der Krone entlassen zu werden.
Die Ritterin hatte in den vergangenen
Monden mit Billigung der Krone, über
Botenreiter und Anordnungen, versucht
den Aufgaben des abwesenden Barons
von Westpforte nachzukommen und
die Baronie zu verwalten, jedoch war
dies kaum mit den Pflichten einer Rit-
terin der Krone zu vereinbaren. Ihr Eid
verhinderte, dass sie den Platz ihres
Gemahls einnahm. So ist ein Kronen-
ritter eben nur der Krone verpflichtet
und darf niemand anderem Rechen-
schaft schuldig sein.
Seit göttergefälligen zwölf Jahren
gehörte die junge Frau zu den Treues-
ten der Krone. Nun, sieben Götterläufe
nach dem Angriff der Orken auf Win-
hall, wo sie für ihre Tapferkeit den
Ritterschlag empfing, sollte sie die
Gemeinschaft der Ritter wieder verlas-
sen. Wiewohl die Kronenritter nieman-
den gerne aus ihren Reihen entlassen,
die Wiederherstellung der praiosgefäl-
ligen Ordnung in der Baronie wog
schwerer für das Wohl des Fürsten-
tums. Und so bekräftigten die Ritter
einmütig die Entscheidung der Krone,
Linai Sanin von Westpforte von ihren
Pflichten und Eiden zu entbinden und
dem Grafen vom Großen Fluss anzu-
empfehlen, sie als Vögtin von West-
pforte zu bestätigen.
Bei der prunkvollen Entlassungszere-
monie im großen Saal auf Burg Feen-
quell, betonte Ritterprimus Elron Fen-
wasian ihre Verdienste um die Fürsten-
krone und erklärte das sie durch ihre
Loyalität, Ritterlichkeit und ihr Pflicht-
bewusstsein als Leitbild für junge Rit-
ter gelten sollte und selbstverständlich
jederzeit in der Gemeinschaft der Ritter
willkommen sei. Daraufhin nahm des
Primus Ehrenknappe, Kronprinz Finn-
ian ui Bennain, ihr förmlich den Waf-
fenrock ab und übergab ihr die Doku-
mente die ihre Verabschiedung bezeug-
ten. Abschließend verkündete Hofmar-
schall Ronan zu Naris den versammel-
ten Edlen und Würdenträgern das ihro
Hochgeboren Linai Sanin von West-
pforte als in Ehren entlassene Ritterin
der Krone von nun an den Titel einer
Kronedlen führen dürfe.
Ceola Hafergarb (ah)
-
Ihr Edlen albernischer Lande - Höret den Ruf der Krone!
Vom dritten Tage des listigen Phex anno 1034 BF an ruft die Krone
den Adel des Fürstentums zu fürstlicher Jagd und Hofhaltung auf
Burg Bredenhag zusammen!
Seine Hochwohlgeboren Jast Irian Crumold sei für die traviagefäl-
lige Gastung bedankt, die er der Krone und dem albernischen Adel
gewähren wird, und für die firungefällige Vorbereitung des allge-
meinen Jagdvergnügens. Seine Hochwohlgeboren hat mitteilen las-
sen, dass es sich um eine Drückjagd zu Pferde handeln wird und
Schwarz- sowie Rotwild bejagt werden soll.
Ihre fürstliche Erlaucht wird zu dieser Gelegenheit auf Burg Bre-
denhag bis zum neunten Phex Hof halten und dort auch die Anlie-
gen und den Rat ihrer Untertanen, ihrer Vasallen und der Gesandten
hören und entscheiden, schlichten und Recht sprechen.
Selbstverständlich ist für die Dauer der Zusammenkunft ein Burg-
friede ausgerufen und ein jeder Adliger, der nach Bredenhag reist,
steht unter dem Schutz der Krone.
Gegeben zu Havena am zwölften Tage des Mondes Tsa im Jahre
1034 nach dem Fall des hunderttürmigen Bosparan.
8
Ausgabe Nr. 29
-
M elcher trank. Er trank schon immer gern und wurde nur von seinem geliebten Weibe Riganna davon ab-
gehalten, die ihn Jahr und Tag zur Ar-
beit anhielt, auf dass sie immer die
Pacht und die Steuer für den Grafen
entrichten konnten. Ja wahrlich, es war
nicht leicht, einen freien Hof sein eigen
zu nennen. Schon gar nicht, wenn die-
ser auch noch in Gräflichen Landen lag
und erst recht nicht, wenn dieses Gräf-
liche Land sich Gräflich Bredenhag
nannte. Aber dank Riganna hatten sie
es viele Jahre geschafft, seit dem Mel-
cher den Hof geerbt hatte.
Doch nun... Riganna war im letzten
Sommer von einem Fieber dahingerafft
worden. Und seit er allein war, lief es
nicht so recht. Die Ernte war wieder
einmal mies, oft waren die Felder vom
Regen niedergedrückt und von den
Reitern, die ihre Rösser nicht auf der
Straße halten konnten. So hatte er
kaum die Abgaben zusammenbekom-
men. Dann der Winter - viel hatte er an
Mäuse und Ratten verloren, und so war
schon bald Schmalalrik Küchenmeister
geworden.
Dann sah erstmal alles besser aus.
Der Winter war hart aber kurz, und
schon früh konnte die Saat ausgebracht
werden. Das Wintergetreide und dann
noch die Rüben. Und nun war auch das
alles wieder umsonst. Heute konnte
Melcher nur zusehen, wie die neuen
Söldner des Grafen quer über seine
Felder gen Süden zogen. Nach Aba-
gund, sagt man. Einen seltsamen An-
führer hatten die Söldner, südländisch
und neumodisch
gekleidet. Doch ein
harter Mann. Schon als er
ihn sah, verließ Melcher der
Mut und so sagte er nichts, als
der Heerhaufen über seine aufge-
weichten Felder ritt und stapfte und
von der Saat kaum was übrig blieb.
Und auch als sie am Hof vorbeizogen
und nachher das Schweinegatter leer
war, wagte Melcher kein Wort zu sa-
gen. Er ging nur in die Schänke und
ließ sich einschenken. Dann erzählte er
trübsinnig den anderen aus dem Dorfe
von seinem Schicksal.
Dort kamen viele Geschichten zu-
sammen. Dass die Soldaten schon seit
einiger Zeit in Diensten des Grafen
standen und wie die Soldaten von ihren
Streifzügen zurückkehrten, Männer und
Frauen gebunden mit Stricken im Ge-
folge, im Schlepp der Trosswagen oder
in überfüllten Käfigkarren. Eine Bäue-
rin wusste zu berichten, wie eine dieser
armen Seelen wohl schon lange die
Kraft verlassen hatte und bereits seit
langem nur noch vom Fuhrwerk ge-
schleift wurde: „Das Fleisch hing ihr
bereits…“ Genauer möchte Melcher
ihrer Erzählung nicht lauschen, sondern
ließ sich noch ein weiteres Starkbier
bringen. Das Kreisen der Sinne brachte
etwas Linderung in dieser schon wieder
so harten Zeit.
Durch den Nebel hörte Melcher viele
Stimmen, die er kaum noch zuordnen
konnte: „Was mich nur wundert: Der
Graf selbst ist niemals dabei. Früher ritt
er immer voran und führte die Heer-
haufen persönlich an. Jetzt kommt er
kaum
noch aus
seiner Burg.
Er wird doch
wohl nicht alt?
Alt an Jahren ist er
ja schließlich hinrei-
chend.“ Eine Frau ant-
wortete: „Alt? Da habe ich
was ganz anderes gehört.
Meine Schwägerin, die Ilmi-
na, ist Magd auf der Burg Bre-
denhag. Sie sagt der Graf sei
stärker denn je. Er würde uns
noch alle überleben, sagt sie, und
unsere Kinder wohl auch noch. Je-
den Morgen würde er mit den
Schwertern üben und viel ausreiten.
Sie sagt, er würde gerade von Götterna-
men zu Götternamen jünger und kräfti-
ger. Nur dass er das Interesse an dem
Soldatischen nicht mehr so hätte. Viel-
leicht mag das auch am Götterfürsten
liegen. Dem zu Ehren lässt er ja gerade
eine Tempel bauen.“ „Na welch ein
Glück, solch einen Grafen zu haben…“
Melchers Kopf sank auf die Tischplatte
und er gab sich dankbar dem Schwin-
den seiner Sinne hin.
(ww)
9
Ausgabe Nr. 29
Zwischentöne - Ansichten aus der Bauernstube
Neue Gewalt in Orkendorf Havena, TSA 1034 BF - Eine neue Welle der Gewalt scheint den Stadtteil Orkendorf erfasst zu haben. Waren gewalttätige
Auseinandersetzungen zwischen zwielichtigen Banden in den vergangenen Monden leider häufiger zu beobachten, schei-
nen diese nun ein neues Ausmaß angenommen zu haben.
A m ersten Rohalstag des ver-gangenen Tsa wurde Roric Thereson, Stadtgardist in den
Marschen, noch vor Aufgang der Prai-
osscheibe tot aufgefunden. Besonders
schauerlich ist, dass ihm nach Aussage
der Hauptfrau Nalca Steckenbrunn der
rechte Daumen abgetrennt worden sein
soll.
Doch damit nicht genug. Am folgen-
den Feuertag wurde ebenfalls vor Auf-
gang der Praiosscheibe die kleine Gast-
stätte „Ebenholz“ am Rande von Orken-
dorf und ganz in der Nähe des Gesche-
hens vom Rohalstag angezündet. An
diesem regnerischen Tag konnte das
Feuer — den Göttern sei Dank - zügig
unter Kontrolle gebracht werden. Zwei
Personen, die aufgrund der starken
Verbrennungen nicht mehr zu erkennen
waren, fanden den Tod in diesem heim-
tückischen Inferno. Die Gaststätte selbst
brannte vollkommen aus.
Hauptfrau Steckenbrunn versicherte
-
die Vorkommnisse rasch aufzuklären.
Unserem Schreiber Orlan Bärenstark
stand sie ob der genannten Geschehnis-
se dankenswerterweise für ein kurzes
Gespräch zur Verfügung.
OB: Hauptfrau Steckenbrunn, binnen
einer Woche zwei fürchterliche
Verbrechen in unserer wunderbaren
Stadt.
HS: Fürwahr, dass ist schlimm!
OB: Beide Taten folgten aufeinander,
kein Praioslauf verging – seht Ihr ei-
nen Zusammenhang?
HS: Keineswegs, Orkendorf ist ja nun
bekanntlich nicht der friedlichste Fle-
cken Albernias.
OB: Stehen diese Anschläge in ir-
gendeiner Verbindung zu vorherigen
Übergriffen?
HS: Nein.
OB: Nein?
HS: Dies sind Einzelfälle, die Bürger
haben keinen Grund zur Sorge.
OB: Roric Thereson, einer Ihrer Gar-
disten wurde ermordet und — bitte
verzeiht - offensichtlich bestialisch
´gezeichnet´.
HS: Vermutungen, nichts als Vermu-
tungen.
OB: Ihr denkt also nicht, dass hier
das Wirken gottloser Banden dahin-
tersteckt?
HS: Nein, wie ich sagte, Nein. Die Gar-
de sorgt für Ruhe, dass wird sie auch in
Zukunft tun. Die Bewohner dieser
schönen Stadt können vollkommen be-
ruhigt sein, ich versichere euch, die
Garde wird sich diesen Dingen anneh-
men.
OB: Ich danke für das Gespräch!
Orlan Bärenstack (ma)
10
Ausgabe Nr. 29
Spuren aus Dunkler Zeit Honingen, TRAvia 1034 BF – Erntearbeiten im Umland der Grafenstadt trugen eigentümliches Mauerwerk
auf längst vergangenen Zeiten zu Tage. Welch Geheimnis mögen sie verbergen? Welch dunkler Schrecken
mag in ihnen lauern. Dies zu ergründen ist nun, durch Wunsch Ihrer Hochwohlgeboren Franka Salva Ga-
lahan, die Mission seiner Wohlgeboren Quanion von Hohenfels, Alt-Junker zu Greifenhain und Historiker.
R uine zu erforschen – Krieger, Schreiber und Gelehrte aller Lande sind aufgerufen Su-mus Leib die verborgenen Geheimnisse
zu entlocken. Guter Sold – Tiefgründi-
ges Wissen – Ein Abenteuer. So meldet
euch in der Hesindebibliothek zu Ho-
ningen“
So stand es an der berühmten An-
schlagstafel auf dem Honinger Markt
geschrieben. Von der Neugier gepackt
machte sich unser Schreiber in der
Grafschaft Honingen, Glarik Collean,
auf, um mehr über diese Ruinen zu
erfahren. Er fand die Antworten auf all
seine Fragen bei Dero Wohlgeboren
Quanion von Hohenfels, welcher für
die Zeit der Ausgrabungen Quartier in
der berühmten Bibliothek gefunden
hatte. Der Schreibtisch Seiner Wohlge-
boren war voller eigentümlicher Ge-
genstände. Tonscherben, Mosaike,
Fragmente von Mauern und Metallstü-
cke. Die Ausgrabungen schienen schon
Einiges dem Leibe Sumus entrissen zu
haben. Doch was liegt nun dort verbor-
gen? Seine Wohlgeboren berichtete
mir:
Es war vor einigen Wochen, als ein
peraingefälliger Bauersmann bei der
Ernte des Korns ein Loch in seiner
Krumme entdeckte. So war wohl ein
unterirdischer Hohlraum eingestürzt
und so zu Tage getreten. Voller Ver-
wunderung schaute der Bauersmann
auf ein Stück Mauerwerk mit unbe-
kannten Verzierungen. Diese Kunde
trug er zu seinem Herren und so nahm
die Botschaft ihren Weg bis zum Hof
der Gräfin. Gelehrte der Stadt konnten
den Fund recht schnell dem bosparani-
schen Reich zuordnet. So ward dann
auch die Stunde für den Honinger Ge-
lehrte für die bosparanische Zeit
schlechthin gekommen. Quanion von
Hohenfels beschäftigt sich schon seit
Jahrzehnten mit dem Alten Reich und
hat bereits eine vielfältige und unter
den Gelehrten anerkannte Sammlung
angehäuft Schnell waren Grafenhof
und weitere Amts - und Würdenträger
überzeugt und die Ausgrabungen be-
gannen vor nicht einmal einer Woche.
Schnell stellte sich die Aufgabe als
langwierig und komplex heraus. So
wurden aller Orten Grabungshelfer,
Schreiber und Gelehrte gesucht. Ja, und
da alte Orte gefährliche und kostbare
Dinge verbergen, soll auch der Schutz
der Gelehrten gesichert sein. So wer-
den noch immer tapfere Krieger zum
Schutze der Wissenschaft gesucht. Doch was lag nun viele Jahrhunderte
unter der Erde verborgen? Was mag in
längst vergangenen und dunklen Tagen
einst im Antlitz des Herrn Praios dort
gestanden haben? Dero Wohlgeboren geht anhand der
bisherigen Funde von einem Latifundi-
um aus. Einem bosparanischen Gutshof
mit prachtvoller Villa und vielen Wirt-
schaftsgebäuden. Zurzeit scheint man
am ehemaligen Stall zu graben. Es
wurden einige Reste von Sätteln und
Zaumzeug gefunden. Auch scheint man
dort den Grund für das Ende des Guts-
hofs gefunden zu haben. Knochen von
Pferden und auch Menschen, sowie
Brandspuren im Erdreich, deuten auf
ein gewaltsames Ende hin. Seine Wohlgeboren lädt alle Bewoh-
ner Honingen ein, die Fundstelle zu
besuchen und sich über die bisher so
unbekannte Vergangenheit ihrer Hei-
mat zu informieren. Eine Ausstellung
der Fundstücke sei auch in Planung. Wir werden unsere geschätzten Leser
weiter über die Ausgrabungen unter-
richten.
Glarik Collean (jph)
-
11
Ausgabe Nr. 29
Honinger Schloss eingestürzt – Gräfin verletzt?
Honingen, HESinde 1034 BF – Teile des gerade erst fertig gestellten Schlosses sind eingestürzt. Mehrere Verletzte sind zu
beklagen. Was sind die Gründe für dieses schreckliche Ereignis? Wo ist die Gräfin?
I n einer der vergangenen Ausgaben
berichteten wir über das rauschende
Fest, welches Ihro Hochwohlgebo-
ren Franka Salva Galahan zur Wieder-
eröffnung des Honinger Schlosses aus-
richtete. Adel, Amts- und Würdenträ-
ger aus Honingen und dem Umland
waren geladen und feierten das pracht-
volle Gebäude und die die junge Bau-
meisterin Collien ni Donnel.
Damals gerade 30 Sommer alt hatte
Collien nach einer Lehre beim ehrwür-
digen Meister Baren-
born die große Heraus-
forderung erhalten das
Gräfliche Schloss zu
erweitern und zu reno-
vieren. Welch ein Ver-
trauensbeweis und eine
Ehre war diese Erlaub-
nis durch die Honinger
Gräfin. Doch längst
sind der Jubel und das
Lob dem Hohn, Spott
und der Wut des Gra-
fenhofs und der Ho-
ninger Bürger gewichen. Was war ge-
schehen?
Je stürmischer und regnerischer die
kalten Tage wurden, um so mehr traten
kleinere Mängel am an und für sich
prachtvollen Bauwerk auf. So wurde
unserem Schreiber Glaric Collean von
nicht mehr zu schließenden Fenstern
und Läden, feuchte Stellen im Mauer-
werk und Türen, die nicht mehr zu öff-
nen waren, berichtet. Auch soll es in
manchen Räumen derart gezogen ha-
ben, dass nur Sturmlaternen zur Be-
leuchtung eingesetzt werden konnten.
Die Gräfin selbst sah es anfangs der
jungen Baumeisterin nach und ließ sie
mit Scharen von Handwerkern hier und
da die Schäden beheben. Doch dies
sollte erst der Anfang sein.
Als der grimmige Gevatter Firun sei-
nen ersten kalten Hauch über das Land
schickte, ging es Schlag auf Schlag.
Zuerst wurden einige Soldaten der Gra-
fengarde von plötz-
lich aus dem Mau-
erwerk platzenden
Steinen getroffen.
Es wird von min-
destens sechs ver-
letzten Männer und
Frauen berichtet.
Anschließend lös-
ten sich Wasser-
speier und zer-
schmetterten eine
soeben abfahrende
Kutsche. Den Göt-
tern sei Dank war sie leer und niemand
wurde verletzt. Die Ungeduld der Grä-
fin wuchs, und es wird von einer für
die Gräfin sehr ungewöhnlich scharfen
Ermahnung an die Dame Collien be-
richtet. All die Reparaturarbeiten soll-
ten nicht mehr helfen.
In einer der letzten stürmischen
Nächte, als Efferd mit inbrünstig wü-
tendem Hauch an den Ecken und Kan-
ten des Schlosses zerrte, lösten sich
Mauerteile der Westfassade und krach-
ten mit lauten Getöse zu Boden. Ein
Bediensteter des Schlosses, welcher in
einen Erker gerannt war, um nach dem
Rechten zu sehen, konnte sich gerade
noch mit einem Sprung aus dem sich
im freien Fall befindlichen Erkers er-
retten. Das prachtvolle Element der
Westfassade riss mehrere Schritt der
Wand des ersten Stockwerks mit sich
und ließ Teile des Schlosses den Unbil-
den der Natur ausgesetzt sein. Schluss-
endlich zog sich ein gewaltiger Riss
vom Boden bis zum Dachstuhl über die
Westseite des Schlosses.
Voller Sorgen und mit Zornesfalten
auf dem so jugendlichen Gesicht soll
die Gräfin im tosenden Windhauch die
junge Baumeisterin zur Rede gestellt
haben. Anschließend wurde Ihro Hoch-
wohlgeboren zur eigenen Sicherheit in
die Gräfliche Residenz in Honingen ge-
bracht. Dort will sie so lange Hof hal-
ten, bis alle Schäden beseitigt und die
Gebäude von erfahrenen Baumeistern
umfassend geprüft wurden. Unserem
Schreiber wurde mehrfach bestätigt,
dass Ihro Hochwohlgeboren unverletzt
geblieben ist.
Die junge Baumeisterin hingegen
wurde mit Schimpf und Schande aus
dem Dienst entlassen. Nur wenige Ta-
ge später, nach einem nicht enden wol-
lenden Spießrutenlauf, verließ sie Ho-
ningen mit wenig Gepäck und unbe-
kanntem Ziel.
Glarik Collean (jph)
Franka Salva Galahan
-
I n den frühen Morgenstunden des
16ten Rabentages erblickte ein sü-
ßes Mägdlein das Licht De-
res. Den Götter wurde das
Kindlein, dessen Haupt bereits
mit rotgoldenem Flaum be-
deckt und dessen Äuglein
schon einen goldengrünen
Schimmer zeigten, unter dem
wohlklingenden Namen Ma-
chalyn Selina Durinai Arodon
überantwortet.
Wie aus der Fuchsburg am
Schleiensee verlautet, hatte man den
Kindersegen erst für Hesinde erwartet.
Deshalb überraschten die ersten Zei-
chen der Niederkunft die Baronin und
ihren Gemahl beim gemeinsamen Ge-
bet im Ylvidocher Travia-
tempelchen. Eilends wurde
die werdende Mutter in die
nahe Heilerschule verbracht.
Trotz gleich zweier Weh-
mütter und weiterer tatkräfti-
ger Hilfe zog sich die Geburt
über ungewöhnlich viele
Stunden hin. Am Ende ihrer
Kräfte und von Weinkrämp-
fen geschüttelt musste Frau
Cintara obendrein noch bis spät in den
folgenden Tag hinein um das Leben der
Kleinen bangen, so feingliedrig und
zart, wie es wirkte. Doch der jüngste
Spross der Arodon bewies schon bei-
zeiten, dass sie die Herausforderungen
des Lebens mit den ihrem Blute eige-
nen, starken Willen zu meistern ge-
dachte.
Nach der schweren Niederkunft er-
holten sich Mutter und Tochter in der
Obhut ihrer Schwieger auf deren Land-
sitz Dun Grainne zusehends. Mögen
die Götter ihre Hände über der neuen
Derebürgerin halten und ihr allzeit
Wohl und Heil bescheiden.
Meredyn Verderquill (ps)
Erneut Nachwuchs für die Familie Arodon
Gort Lomán/Ylvidoch, BORon 1034 BF - Freudige Kunde aus dem Hause Arodon in Ylvidoch: Frau
Tsa, die Ewig Junge, gedachte Seiner Hochgeboren, Baron Seamus ui Channon und dessen liebrei-
zender Gemahlin Cintara Arodon einen weiteren Segen zu.
12
Ausgabe Nr. 29
Cintara Arodon
V orsichtig zog die Bardin ihre Beutestücke
aus der wachsenen
Röhre, die sich über ei-
nen halben Götterlauf
schützend
darum ge-
legt hatte.
Nach langer
Zeit des Rei-
sens und gesell-
schaftlicher Ver-
pflichtungen kam
die nicht mehr ganz
junge Frau endlich
dazu, den kleinen
Schatz aus Bockshag
zu sichten, den das
Schicksal ihr im ver-
gangenen Peraine-
mond anvertraut hat-
te. Graf Jast Irian
Crumold
schätz-
te es
nicht, wenn man seine Art der Lehens-
führung kritisierte, gar missbilligte und
jenes offen und freimütig kundtat. In
einem abgebrannten Haus in Traurin-
gen hatte sie die Aufzeichnungen ge-
funden und darin wohl zurecht den
Grund vermutet, warum man die Fami-
lie des Matthis vertrieben, womöglich
gar gemordet hatte.
Das geborgene Erbe von Matthis dem
Barden war ein Sammelsurium von
Blättern und Viertelbögen, brüchigen
angekohlten Stücken aus grauem Büt-
ten und gelblichem Pergament. Alles
roch noch nach Rauch, kaltem Ruß und
dem so eigenen Duft von verkochter
Eichengalle.
Mit spitzen Fingern, vorsichtig und
behutsam, sammelte die Frau einige
Bruchstücke von gleicher Beschaffen-
heit heraus und versuchte, sie wieder so
aneinander zu fügen, dass das Noten-
bild einen Sinn ergab. Stück für Stück
glitten die angekohlten Kanten zueinan-
der, Lücken dazwischen lassend und
doch leidlich eine schlüssige Melodie-
folge bildend.
Nachdenklich starrte die Frau auf die
Notenlinien, sorgfältig mit der Hand
gezogen, eine akkurat unter der ande-
ren. Leise hub sie an zu summen, die
Reihe von kleinen, sorgfältig gezeich-
neten Notenköpfchen in Töne wan-
delnd. Wie von selbst glitt ihre Hand zu
der Feder, die auf einem Bogen fri-
schem, bereits liniertem Bütten lag,
tauchte sich das Ende ins Tintenfäss-
chen. Mit einem leisen Kratzen glitt die
Spitze des Kiels über die Notenlinien,
folgte der eingängigen, in ihrer Ein-
fachheit umso einprägsamen Melodie.
Dem frommen Klang der Klagelieder
folgte ein nur kurzes Aufblühen zu fest-
licher Klarheit, nur um dann wieder
traurig zu werden, fast mystisch, be-
schwörend. Der Kehrreim, widersprach
sich selbst, als wollte der Spielmann
seiner Traurigkeit durch die gemeinhin
fröhlichen Silben ein wenig die Bitter-
keit nehmen, die ihm im Herzen
schwang.
Fa la la la la, fa lala la lala…
Je öfter die Frau die Silben intoniert
wiederholte, umso trauriger wurde sie
Eine Schreibstube irgendwo im Seenland
-
selbst, spiegelte doch die Melodie den
verzweifelten Versuch wider, aus dem
Jammertal der Unterdrückung heraus-
zukrabbeln, um schlussendlich wieder
hinein zu rutschten.
Sie nahm sich ihre Laute, die sie zärt-
lich ´Bliannah` nannte und strich ganz
sanft über die Saiten, während die Fin-
ger der Linken eine Tonika um die an-
dere griff. Eindringlich, zu Herzen ge-
hend, waren die Klänge, die sich ihren
Weg vom Notenblatt über die schwin-
genden Drähte in die Luft um sie her-
um bahnten. Warm, dunkel, albernisch,
klagend, anklagend und doch mit einer
Spur der Hoffnung.
Plötzlich sah sie sich wieder in Trau-
ringen im letzten Lenz, mitten unter ih-
ren Gefährten, die sich für die Reise
nach Weyringen aufgemacht hatten.
Schritt für Schritt tauchte aus dem Ne-
bel der Feenwelt das abgebrannte Ge-
höft auf, die Erkenntnis, den Barden,
den sie gesucht und seine Familie hier
nicht mehr zu finden. Banger Frage
nach seinem Verbleib schnöde Antwort
gaben die Tritte der Stiefelabsätze
mehrerer Reiter. Verschleppt! Nicht
nur er, auch sein Weib, seine Kinder,
doch wohin?
Wie vielen anderen mochte es so er-
gangen sein wie Matthis? Wie vielen
dräute dies Schicksal noch? Wann ge-
bot man dem Grafen und seinem Söld-
nerhaufen endlich Einhalt? So viele
Fragen doch keine Antwort, nur stum-
mes Schulterzucken. Wie passend dann
Matthis eigene Worte, die nach dem
Willen des Jast Irian nie gehört werden
sollten:
Nein!
Die kleine Faust, deren Finger noch
eben zärtlich die Laute gestrichen hat-
ten, fuhr auf den schweren Eichentisch
nieder, dass die Tintenfässchen anein-
ander klirrten.
Nein!
Matthis sollte diese Worte nicht um-
sonst geschrieben haben. Diese Weh-
klage, die eine Anklage an den Cru-
molder war, sollte nicht in der Versen-
kung verschwinden.
Schnell war die Laute beiseite gestellt
und eine Depesche verfasst, adressiert
an die Redaktion der Havena-Fanfare
und zunächst zu Händen eines ihrer Be-
richterstatter gegeben. Meredyn Veder-
quill erkannte die feine, sorgfältige
Schrift und schmunzelte. Dann las er,
was dem geneigten Leser nicht vorzu-
enthalten sei:
„Geborgen aus den Trümmern eines
anständigen Hauses im Bredenhag-
schen erstehen die Worte von Matthis
dem Barden von Trauringen wieder.
Gleich dem Rauche, der von seinem
Zuhause aufstieg, das Schergen trachte-
ten, es zu brennen, gleich dem Nebel,
der den Verbleib aufrechter Mannen
und Frauen deckt, steigen seine Worte
empor in den Beleman, auf dass sie in
alles Richtungen der Efferdsrose getra-
gen werden.
Matthis der Barde lebt, auch wenn,
jene, die ihn mundtot machen wollen,
vermeinten, er wäre übers Nirgendmeer
geflogen. Er lebt, wie sein Geist lebt,
der aus seinen Worten spricht. Er lebt
in den Herzen derer, die wie er fühlen
und so lange diese schlagen, lebt er
fort.“
Meredyn Vederquill (ps)
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Ausgabe Nr. 29
Wer kann von mir erwarten, dass ich wetz seine Scharten
Die sein Schwert statt dem Pflug kerbend in die Scholle schlug
Wer kann von mir erwarten, dass ich hege seinen Garten
Da sein Hand mir Zug um Zug alle Frücht’ vom Felde trug
3
Wer mag sich mit mir streiten, dass ich soll ein Fest bereiten
Für ihn der mir die Liebsten nahm, wie es ihm in den Sinne kam
Wer mag mich nicht verstehen, dass ich will von hinnen gehen
Wenn meiner Tagwerk nieder liegt und aller Zweig zu Bögen biegt
Wer sollt mich wollen halten, mein Leben mir verwalten
Das ohne Wert und ohne Sinn, da meines Lebens Werk dahin
Wer wüsst nicht von den Alten, meins Vaters Ahngestalten
Die mit ihrem Blut getränkt, das Land das nun ein Schinder lenkt
Matthis der Barde 1033 BF
Wer höret sie nicht? Die
Lest über die Ereignisse am Fürstenhofe, in den Baronien, den alten, mittleren und jungen Adel-
häusern, deren beigelegte Konflikte nach dem Frieden von Abilacht wieder auflodern.
Erhältlich sind einzelne Ausgaben für Euro 2,70 incl. Versandgebühr. Wünscht ihr ein Abonnement, so richtet eure
Bestellung an: Georg Morick, Marienstraße 54, 38102 Braunschweig oder [email protected]
erschallt in ganz Albernia und über die
Grenzen hinaus.
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Ausgabe Nr. 29
Übergriff auf Ylvidoch Ylvidoch, FIRun 1034 BF - So Unglaubliches hat sich im grimmen Firunmond in der Baronie Ylvidoch zugetragen, dass
man zunächst an den Aussagen zweifeln möchte, sie doch schlussendlich glauben muss.
Sie kamen wie die Nebelgeister, im
Schutze der Dunkelheit. Dampfender
Atem aus den Nüstern ihrer Pferde
mischte sich mit den vom See aufstei-
genden Schwaden. Schnee deckte ihre
Spuren, kaum dass sie getreten waren,
legte sich wie ein weiches Tuch über
jede Regung. Sie kamen um zu rauben,
zu nehmen, was nicht ihnen war und
nicht ihrem Herrn. Sie trugen die Far-
ben des Bredenhag, den Crumoldschen
Baum am Gürtel und auf den Sattelde-
cken, sie handelten nach des Crumol-
ders Befehl.
Doch was war geschehen? Zu der
Zeit, als die Edlen des Seenlandes zu-
sammengekommen waren, um den Tra-
viabund zwischen Arodon und Cru-
mold zu feiern, begaben sich Schergen
des Grafen von Bredenhag von Wal-
lersrain her kommend auf die Scholle
Ylvidochs. Geschützt durch den Frei-
brief der Kronverweserin erhoben sie
Anspruch auf das Recht, flüchtige Ver-
brecher aus Bredenhagschen Gemarken
zu fangen und sie der gerechten Bestra-
fung zuzuführen.
Ein Hof beim Weiler Turmwacht, am
rahjawärtigen Ufer des Schleiensees
war ihr Ziel. Offenbar vermeinten sie,
die von ihnen lange Gesuchten dort
aufzufinden. Bei Nacht und Nebel ka-
men die Reiter, scheuchten die Bauers-
leut’ und Dienstvolk aus dem Hause
und trieben sie am Ufer des Sees zu-
sammen, wie Vieh. Jene, die sich wehr-
ten, Einrede führten gegen Anschuldi-
gung und die rüde Behandlung, wurden
kurzerhand mit den Pferden bedrängt,
ins eisige Wasser des Sees gedrängt
oder böse niedergeschlagen. Ein Dut-
zend Leute, Männer wie Weiber sollen
die Schergen, deren Anführerin eine
gewisse "Blutige Birsel" sein soll, in
dieser Nacht fortgeschleppt haben.
Zwei Kinder hatten es geschafft, mit
dem elterlichen Boot über den teilweise
gefrorenen Schleiensee zu kommen
und dem Büttel von Ylvidoch Bericht
zu geben. Die völlig durchgefrorenen
und verängstigten Buben, deren Eltern
unter den Verschleppten sind, berichte-
ten getreulich – an ihrem Leumund be-
stünde kein Zweifel, hörte man von der
Fuchsburg.
Nach ihrer Rückkunft aus
Yantibair erreichte auch die
hohen Herrschaften von Yl-
vidoch die Nachricht von
dem dreisten Übergriff. Ba-
ron Seamus ui Channon ließ
es sich nicht nehmen, umge-
hend nach Bredenhag zu rei-
ten und bei Seiner Hoch-
wohlgeboren Jast Irian Cru-
mold vorstellig zu werden.
Wie weiter verlautete, wurde
auch der in seiner Winterresi-
denz in Elenvina weilende
Graf vom Großen Fluss von
dem Vorfall unterrichtet.
Wir werden über die weitere Ent-
wicklung berichten und hoffen mit den
Betroffenen auf eine baldige Heimkehr
der Verschleppten.
Meredyn Vederquill (ps)
-
Pagenschaften am Fürstenhof und in
Rabenstein Orbatal, im Herbst 1034 BF - Der
Ernst des Lebens beginnt: Sean ui
Niamad und Melaine ni Niamad tre-
ten ihre Pagenschaften an.
N un beginnt auch für die Kleinen Ihrer Hochgeboren Samia ni Niamad der Ernst des Lebens. Wie bekannt wurde, wurde die Baroness
Melaine auf dem Turnier der Besten in
Draustein als Pagin an Kronverweserin
Idra persönlich übergeben und reiste just
nach dem Turnier mit dem Gefolge der
Kronverweserin mit in ihre neue Heimat.
Sean ui Niamad hingegen, der jüngere
der Zwillingskinder, trat wie vor Jahr
und Tag offenbar bereits vereinbart sei-
ne Pagenschaft am Hofe des nordmärki-
schen Barons von Rabenstein an. Ge-
rüchte besagen, dass die beiden hochge-
borenen Herrschaften seit einem ge-
meinsam durchstandenen Kampf gegen
Banditen ein gutes Verhältnis zueinan-
der pflegen, ungeachtet der Spannungen,
die sonst wohl immer noch zwischen
manch Alberniern und manchen Nord-
märkern herrschen mögen. Auch erfül-
len die beiden Barone so die Vereinba-
rungen des Pagen- und Knappenaus-
tauschs, die vor etlichen Götterläufen im
gemeinsamen Friedensvertrag zwischen
Albernia und den Nordmarken getroffen
wurden.
Auf jeden Fall ist es Ihrer Hochgebo-
ren ni Niamad gelungen, ihren Kindern
einen guten Start ins Erwachsenenleben
zu ermöglichen. Nur dürfte es nun reich-
lich einsam werden am Hof der noch
immer unverheirateten Baronin.
Larona Alfaran (iw)
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Ausgabe Nr. 29
G ermhild Markwardt äußerte sich gegenüber der Fanfare folgen-dermaßen, „Die Entwicklungen
im Nach-Bürger-kriegs-Albernia haben
sich als schwieriger und auch gefährli-
cher sowohl für unsere Handelsgesellen
als auch für die transportierten Güter
herausgestellt. Damit sind nicht nur die
Waren unserer Kontore, sondern auch
die im Auftrage unserer Partner im Al-
benuser Bund transportierten und gela-
gerten Güter gemeint. Die besorgten
Händler in den Nordmarken und im
Kosch haben nun entschieden, den Wa-
renzügen zusätzlichen Geleitschutz zu
stellen. Hiermit sind vor allem die We-
ge außerhalb der Grafschaft Abagund
gemeint, denn innerhalb deren Grenzen
ist ein zusätzlicher Geleitschutz durch
die sehr gute Sicherheitslage nicht not-
wendig.“
Angesprochen, ob die Proklamation
der Kronverweserin zugunsten seiner
Hochwohlgeboren Graf Jast Irian Cru-
mold von Bredenhag etwas mit der Ent-
scheidung zu tun hatte, erwiderte die
Handelsfrau, "Die unschönen Ereignisse
in der Grafschaft Bredenhag werden auf
dem Rechtswege beigelegt werden.
Dies ist unbenommen von der Prokla-
mation der Krone. Ich hege keinen
Zweifel daran, dass unsere Beweise ei-
nen unabhängigen Richter davon über-
zeugen können, dass unser Handel lau-
ter und des Herrn der Händler gefällig
war. Das Handelshaus Markwardt hat
sich noch nie des Schmuggels schuldig
gemacht und wird dies auch niemals
tun."
Fin Braewen (chk)
Orbartaler Handelshaus wirbt Söldner an
Orbatal, BORon 1034 BF - Aufgrund der neuerlichen Ereignisse wurden dem Han-
delshaus Markwardt Söldner aus dem Kosch gesendet. Diese Frauen und Männer
stehen im Sold des Albenhuser Bundes und werden von diesem bereitgestellt, um
die Leben der Händler und den Schutz ihrer Waren vor Wegelagerei zu schützen.
Barbarische Korklümmelei ?
Otterntal Stadt, BORon 1034 BF – Kaum war ein Praioslauf nach dem Besuch
des neuen fürstlichen Waffenmeisters Leuwin von Westpforte und der Heroldin
Eillyn ni Beornsfaire im Otterntaler Magistrat vergangen (die HF berichtete in
der letzten Ausgabe), als sich ob des von der Heroldin vorgeschlagenen Im-
manspieles rege Betriebsamkeit in dem sonst so betulichen Dienstablauf breit-
L ange Zeit, doch vor allem auch
wegen des Albernisch-
Nordmärkischen Kriegs war der
einst so beliebte Mannschaftssport ins
Abseits getreten. Doch seit im Travia
der neue Waffenmeister in Begleitung
der ehrbaren Dame ni Beonsfaire mitun-
ter den beiden Niamad-Baronien Orba-
tal und Otterntal einen Besuch abstatte-
te, ist der Begrtiff Imman allüberall
wieder in Volkes Munde; vor allem, da
es sich um ein Spiel zweier Niamad-
Baronien gegeneinander handelt.
Allerdings ist es zuvörderst einigen
resoluten und tatkräftigen Angehörigen
des Otterntaler Magistrats zu verdan-
ken, dass der Vorschlag der Heroldin
nicht gleich wieder zu den Akten gelegt
wurde, war doch anfangs zu erfahren,
dass sich der Stadtkämmerer Otterntals,
Bardo Pelzer, vehement gegen eine
Veranstaltung der von ihm missbilligten
´barbarischen Korklümmelei` ausge-
sprochen hatte.
„Allein der Aufwand an klingender
Münze was die Vorbereitungen betref-
fen, wird das Stadtsäckel haltlos strapa-
zieren.“ so Pelzer abweisend noch im
vergangenen Traviamond. „Und die
Schäden, die der trunkene Zuschauer-
mob bei so einem Spiel hinterlassen
wird, bringt unser schönes Otterntal
zweifellos an den Rand des Ruins.“
Einträgliche Geschäfte und lohnende
Einnahmen in die Stadtkasse sahen je-
doch andere Mitglieder des zwölfköpfi-
gen Rates. An dieser Stelle sei mitunter
die Baderin Tsaiane Schinder zu nen-
nen, welche der Zunft der heilkundigen
Berufe vorsteht. „Stellt euch nur die
Einnahmen vor, die wir der Stadt durch
solch einen erhöhten Zustrom an Kund-
schaft als Zehnt erbringen, wenn so
viele Leute in den Zuber wollen. Und
das wird im kommenden Sommer,
wenn das Spiel stattfindet, gewisslich
-
der Fall sein“
Ach Lon Brandub, seines Zeichens
Zuckerbäcker und gewichtiger Zunft-
meister der Lebküchner, Konditoren
und Brotbäcker, erwartet von dem Im-
manspie l vermehr te Gewinne .
„Plätzchen und Küchlein glasiert in den
jeweiligen Mannschaftsfarben werden
das Volk begeistern.“ prophezeite er
voller Euphorie und soll dabei `Süßer
die Taler nie klingen` gesummt haben.
Weitere Gegenredner des Stadtkäm-
merers fanden sich in der Marktvögtin
Meagan Lumlo, vor allem aber mit der
Ratsvorsitzenden und Stadtvögtin Rah-
jala Eslebon, die letztendlich bei der
Abstimmung einer unverzüglich einbe-
rufenen Magistratsversammlung die
Umsetzung des Vorschlages der fürstli-
chen Heroldin erreichen konnte.
So war bereits im Boronmond zu
hören, dass sich die Baderin Tsaiane
Schinder nachhaltig um die Nutzung
des alten Exerzierplatzes der einstigen
Abilachter-Reiter-Kaserne am südli-
chen Stadtrand Otterntals als Spielfeld
bemühte. Mit dem Wehrvogt Renfred
Nattel habe die Vorsitzende Eslebon
über erhöhte Sicherheitsvorkehrungen
in der Stadt zum Zeitpunkt des Spieles
gesprochen.
Wie und woher sich die Otterntaler
Mannschaft zusammenstelle und wer
jene betreue, war bis Redaktionsschluss
zu unserem Bedauern noch nicht zu
erfahren.
Raike Branninger (gm)
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Ausgabe Nr. 29
A ufs Äußerste entsetzt über die schändliche Bluttat, die sich dem Vernehmen nach auf dem
Hof einer Jannendocher Wegherberge
ereignet haben soll, berichtete der Kauf-
mann Domnall Caoimghin aus Abilacht,
dass es sich bei den Missetätern um
Söldner im Bredenhager Rock gehandelt
haben soll. In der Otterntaler Schänke
`Feentor` traf ihn unsere Abagunder
Schreiberin Raike Branninger.
„Ist ja nicht das erste Mal, dass ich mit
den Drachenreitern durch Jannendoch
bin. Jeden Mond einmal von Abilacht
nach Havena und zurück. Bisher ist ja
immer alles gut gegangen. Die Nia-
madstreiter sind gute Jungs und Mädels.
Sind ja welche von uns, haben sie er-
zählt – aus dem Volk halt. Nur eben gut
geschult im Umgang mit Waffen und so.
Sind auch nicht leicht aus der Ruhe zu
bringen. Haben sie ja oft genug unter
Beweis stellen können, wenn bei ande-
ren Warenlieferungen immer mal wieder
Waffenknechte oder andere Streithähne
aus Bredenhag ankamen und Ärger ma-
chen wollten. Ich hab zwar keine Ah-
nung, was dieses Gezänk immer soll,
aber fürs Geschäft ist das jedenfalls nix.
Das müsste der Graf doch auch wissen.
oder? Und so ganz ohne Handel geht’s ja
auch in Bredenhag nicht. Naja, die Dra-
chenreiter konnten freilich bis heute
jeden Ärger von uns Kutschern und
Kaufleuten abwehren, wenn wir durch
Jannendoch mussten, aber jetzt wurden
zwei von denen umgebracht.
Wir waren so um die Praiosstunde bei
Gaertwyns Wegschänke angekommen.
War ein Mistwetter – kalt, stürmisch und
Efferd hatte Firun anscheinend überzeu-
gen können, dass es an der Zeit ist an-
statt weiße Flocken lieber seine Fluten
über das Land zu ergießen. Es regnete
also unentwegt und wir waren froh, dass
wir uns bei Gaertwyn ein wenig aufwär-
men und trocknen konnten.
Mein Wagenlenker Naejel und ich
sind schon vor in die Gaststube, nach-
dem die Pferdeknechte unseren Wagen
in die Remise geschoben hatten. Die
Tod in Jannendoch Jannendoch, FIRun 1034 BF – Wie die Fanfare bereits in vergangenen Ausgaben berichtete, stellen die Drachenreiter des
Hauses Niamad seit etlichen Monden Eskorten zum Schutze von Händlern und Handelszügen, deren Weg über die
Reichslandstraße durch die Bredenhager Baronie Jannendoch führt. Zwar war von manchem Fuhrknecht hin und wieder
über Belästigungen oder gar zeitraubende Behinderungen durch Bredenhager Waffenvolk zu hören, jedoch gingen diese
unbedeutenden Plänkeleien bislang glimpflich aus, so wir einmal von blutigen Nasen und einigen wenigen Handgemen-
gen absehen. Im Firunmond jedoch forderte ein erneuter Zwischenfall zwei Todesopfer aus den Reihen der Drachenreiter.
-
beiden Drachenreiter – einer wohl aus
Otterntal und das Mädel aus Gräflich
Abagund – wollten ihre Pferde lieber
selbst versorgen und später nachkom-
men.
Der Naejel und ich stehen also schon
fast vor der Tür zur Schankstube, als
sechs oder sieben – so genau hab ich
sie nicht gezählt – von den Bredenha-
ger rauspoltern. Haben nach Bier und
Brannt gestunken diese Flegel. Dann
haben die den Naejel und mich auch
noch absichtlich angerempelt, verspot-
tet und beleidigt. Der Naejel ist von
dem Stoß sogar hingefallen. Wir haben
dann lieber nix gesagt, bevor wir noch
mehr Prügel beziehen. Und drinnen
war der Gaertwyn deutlich erleichtert,
dass diese Streitbolde endlich wieder
weg. waren.
Aber kaum hatten wir uns hingesetzt,
als vom Hof her lautes Geschrei zu
hören war. Wir ans Fenster, aber auch
von da konnten wir kaum was sehen.
Nur, dass die Bredenhager die beiden
Drachenreiter vorhatten, die gerade aus
dem Stall gekommen waren. Und nur
wenige Augenblicke später vernahmen
wir Waffenklirren. Natürlich hat sich
keiner raus getraut. Welche Neugierna-
se wollte sich denn noch Schwerthiebe
einfangen? Das Hauen war aber schnell
vorbei und als der Gaertwyn, der Nae-
jel und ich dann vorsichtig auf den Hof
gingen, lagen da die beiden Drachen-
reiter in ihrem Blut – mausetot! Gleich
darauf kamen die Bredenhager aus dem
Stall, lachten auch noch höhnisch und
ritten davon.“
Soweit der Augenzeugenbericht des
Abilachter Kaufmanns Domnall Ca-
oimghin, der zum Ende des Firunmon-
des mit seiner Fuhre in der Stadt Ot-
terntal eingetroffen war.
Zornige Proteste über den Tod der
Drachenreiter waren in diesem Zusam-
menhang von den herrschaftlichen Hö-
fen aus Otterntal und Gräflich Abagund
zu hören. So wollen Baron Bedwyr und
die Abagunder Vögtin Gilia ni Niamad
dem Fürstenhaus eine Protestnote zu-
stellen lassen. Fernerhin war in Erfah-
rung zu bringen, dass Ihro Hochgebo-
ren Samia ni Niamad ob dieses tödli-
chen Zwischenfalls ihren Vetter Graf
Cullyn auf Burg Utengund aufgesucht
haben soll.
Sowie weitere Einzelheiten über den
Hergang der skandalösen Bluttat be-
kannt werden, wird die HF der geneig-
ten Leserschaft selbstverständlich be-
richten.
Raike Branninger (gm)
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Ausgabe Nr. 29
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S i e k a -men aus dem
Nichts, aus
dem Nichts,
sag ich Euch.
Fielen plötzlich
über unser schönes
Dorf her, zwei Dutzend Söldner, be-
stimmt, wenn nicht mehr. Ihr Haupt-
mann, ein großer, stämmiger Kerl, den
alle nur „Bulle“ riefen, hieß seine Man-
nen uns aus den Häusern zu treiben,
egal ob alt ob jung. Ach, es war einfach
nur schrecklich.“
Ingvah Morbeth, Seilerin in Kerven-
hir, verschlägt es die Stimme. Nur zö-
gernd kann sie ihren Augenzeugenbe-
richt unserer Schreiberin vortragen, wie
an jenem Morgen im frühen Tsa eine
Bande berittener Söldner mit dem
Wappen des Grafen von
Bredenhag urplötzlich das
Dorf Kervenhir im Westen
der Baronie Orbatal überfiel.
Keine Gelegenheit blieb
den Wache haltenden Büt-
teln, ihre Mitbewohner zu
warnen, was sich da im
Schutze eines der schlimms-
ten Stürme des ausgehenden
Winters dem so beschauli-
chen Orte aus Richtung Ma-
radom in Wallersrain näher-
te. Nachdem die Söldner die
Dorfbewohner aus ihren
Häusern getrieben und auf
dem Marktplatz versammelt hatten, be-
gann ein Großteil der Einheit die Woh-
nungen und Ställe zu durchsuchen. Die
Kervenhirer wagten nicht einzugreifen,
war es den Soldaten des Bredenhager
Grafen doch durch einen fürstlichen
Erlass kürzlich erst erlaubt worden, die
Grenzen Bredenhags auf der Suche
nach flüchtigen Verbrechern zu über-
treten. Ob es sich bei dem Überfall auf
Kervenhir allerdings um eine solche
Suche gehandelt hatte, mag bezweifelt
werden, denn laut den Aussagen der
Zeugen fragte keiner der Bredenhager
auch nur einmal nach irgendwelchen
Flüchtigen.
Auch der Gutshof der Edlen zu Ker-
venhir blieb von den Söldnern nicht
verschont. Das Oberhaupt der Familie,
Caillinis ni Riunad, war allerdings zu
dieser Zeit geschäftlich in Stadt Orba-
tal, weswegen sie auch einige ihrer
Waffenfähigen als Bedeckung mitge-
nommen hatte. So hatten die Söldner
leichtes Spiel gegen die wenigen Be-
waffneten und das Dienstvolk auf dem
Gutshof. Auch hier begannen die
Schergen des Grafen sofort mit der
Durchsuchung des Hofes, der Scheune
und der Ställe. Im Laufe dieser Durch-
suchungen kam es zum Streit unter den
Söldnern, wer welchen Anteil an der
Beute bekommen sollte. Während des
Streites begann eine Prügelei im
Schafsstall des Gutes, bei der wohl eine
Lampe umgestoßen worden sein muss -
jedenfalls ging der Stall trotz des vielen
Regens, den der Sturm gebracht hatte,
binnen Augenblicken in Flammen auf.
Da die Bredenhager es den Orbatalern
unter Androhung von Waffengewalt
verweigerten, gegen den Brand vorzu-
gehen, griff das Feuer bald auf die Ne-
bengebäude und schließlich auch auf
das Haupthaus über.
Doch damit nicht genug. Laut Aussa-
ge ihrer Zofe flehte die junge Schwes-
ter der Edlen, Aife ni Riunad, in einem
verzweifelten Versuch, wenigstens
noch das Haupthaus, den Ort ihrer Ge-
burt, zu retten, den Anführer der Söld-
ner auf Knien an, die Leute wenigstens
dort das Feuer löschen zu lassen. Was
dann geschah, zeugt von der Brutalität
und Gnadenlosigkeit der Bredenhager
Söldner. Vor den Augen ihrer Diener-
schaft verhöhnte der „Bulle“ die junge,
als sehr zart besaitet geltende und bei
ihrem Volk sehr beliebte Aife ni Riu-
nad auf das Übelste, schlug sie ins Ge-
sicht und stieß sie in die Flammen des
brennenden Stalls.
Die Gutsbewohner mussten hilflos
zusehen, wie die junge Frau kurz dar-
auf unter dem einstürzenden Dach be-
graben wurde.
Dann, nach ungefähr zwei Stunden-
gläsern, verschwanden die Bredenhager
so schnell wie sie gekommen waren,
doch mit etlichem Raubgut beladen.
Zurück blieben ein Bild der Verwüs-
tung und eine arme unschuldige Seele,
die weit vor ihrer Zeit aus dem Leben
gerissen wurde.
Die Orbataler Baronin
Samia ni Niamad weilte
just zu der Zeit des Über-
falls am Hofe des Abagun-
der Grafen Cullyn ui Nia-
mad, um einen Überfall
auf Abagunder Drachen-
reiter in Jannendoch, der
sich vor ungefähr andert-
halb Wochen früher ereig-
nete, zu besprechen. Die
Nachricht vom Überfall
und vom Tod der jungen
Aife ni Riunad haben die
Baronin schwer getroffen,
heißt es, pflegte sie doch
mit den Riunad - Schwestern ein gutes,
ja freundschaftliches Verhältnis. Ge-
meinsam mit Seiner Hochwohlgeboren
verfasste sie dann auch sogleich eine
scharfe Protestnote an das Fürstenhaus.
Mehr können sie wohl auch derzeit
nicht tun, sind ihnen doch durch den
Erlass des Fürstenhauses die Hände ge-
genüber dem Bredenhager gebunden.
Es ist allerdings kaum vorstellbar, und
es steht zu hoffen, dass die Kronver-
weserin diesen Vorfall einfach so hin-
nehmen wird.
Larona Alfaran (iw)
Eskalation der Gewalt – Unschuldiges Todesopfer in Orbatal
Orbatal, TSA 1034 BF - Der Freibrief der Krone an den Grafen von Bredenhag fordert ein
weiteres Todesopfer: Aife ni Riunad, Edle von Kervenhir in Orbatal, stirbt von der Hand eines
Bredenhager Söldners.
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Ausgabe Nr. 29
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I n Zeiten der Not erflehen die Men-
schen besonders den Schutz der
Götter – in guten Zeiten ist es daher
an den Menschen, den Göttern zu dan-
ken. Man sagt, Königin Invher selbst
hätte damals hier an dem Schrein um
die göttliche Führung der Herrin
Rondra gebetet. Von diesem Ort aus
begann dann die Versöhnung Albernias
mit dem Reich, die schließlich den
Frieden brachte. Daher ist es unsere
Pflicht als götterfürchtige Menschen,
unseren Dank auszudrücken.“
Ruadh ui Notorn, der Herausforderer
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