Die Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts Romane des 18. Jahrhunderts (19. 1. 2016)
Die Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts X. Der Roman im 18. Jahrhundert
Die Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts Romane des 18. Jahrhunderts (19. 1. 2016)
Wilhelm Amberg (1870)
Vorlesung aus Goethes ‚Werther‘
Die Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts Romane des 18. Jahrhunderts (19. 1. 2016)
›Roman‹ ← lingua romana altfranzösisch: ›romanz‹
spanisch: ›romance‹
italienisch: ›romanzo‹
Romance heißt soviel als lingua volgare, die neuere Volkssprache, die sich im Conflict einer barbarischen mit einer gelehrten und klassisch vollendeten endlich gebildet hatte […]. Romanze, als Dichtart, ist eine romantische Darstellung in volksmäßiger Weise.
Bürger. 1800 August Wilhelm
Schlegel
Die Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts Romane des 18. Jahrhunderts (19. 1. 2016)
Alles was also in dem täglich mehr abfallenden Bauerlateine, oder der lingua romana rustica, geredet und geschrieben ward, das hieß Romance.
Versuch einer critischen Dichtkunst (4/1751)
Johann Christoph
Gottsched
Friedrich
Schlegel
Ein Roman ist ein romantisches Buch. Friedrich Schlegel: Gespräch über die Poesie
1800
Ein Roman ist zwar, in soferne er als ein Gedichte angesehen wird, mit unter die Gattungen der Poesie zu rechnen, er erlanget aber bey derselben nur eine von den untersten Stellen.
Rezension zu ‚Asiatische Banise‘ (1733)
Die Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts Romane des 18. Jahrhunderts (19. 1. 2016)
Über naive und sentimentalische Dichtung (1795/96)
Was selbst der Dichter, der keusche Jünger der Muse, sich erlauben darf, sollte das dem Romanschreiber, der nur sein Halbbruder ist und die Erde noch so sehr berührt, nicht gestattet sein?
Friedrich
Schiller
Der Geisterseher. Eine Geschichte
aus den Memoiren des Grafen von O**.
von
Friedrich Schiller.
Leipzig 1789
Die Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts Romane des 18. Jahrhunderts (19. 1. 2016)
Über naive und sentimentalische Dichtung (1795/96)
Was selbst der Dichter, der keusche Jünger der Muse, sich erlauben darf, sollte das dem Romanschreiber, der nur sein Halbbruder ist und die Erde noch so sehr berührt, nicht gestattet sein?
Friedrich
Schiller
Der Roman ist eine Dichtungsart, die am meisten verachtet und am meisten gelesen wird, die viele Kenntnisse, lange Arbeit und angestrengte Ueber-sicht eines weitläuftigen Ganzen erfodert, und doch selbst von vielen Kunstverwandten sich als die Beschäftigung eines Menschen verschreyen lassen muß, der nichts besseres hervorbringen kann.
Johann Carl Wezel: Herrmann und Ulrike
Ein komischer Roman in vier Bänden (1780)
Die Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts Romane des 18. Jahrhunderts (19. 1. 2016)
Über naive und sentimentalische Dichtung (1795/96)
Was selbst der Dichter, der keusche Jünger der Muse, sich erlauben darf, sollte das dem Romanschreiber, der nur sein Halbbruder ist und die Erde noch so sehr berührt, nicht gestattet sein?
Friedrich
Schiller
Diese wunderbare Prosa ist Prosa und
doch Poesie.
Friedrich Schlegel
Über Goethes Meister
1798
Die Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts Romane des 18. Jahrhunderts (19. 1. 2016)
Diese wunderbare Prosa ist Prosa und
doch Poesie.
Friedrich Schlegel
Über Goethes Meister
1798
ordo artificialis Mitte → Anfang → Ende
↓ in medias res
Quintus Horatius Flaccus (65-8): Ars poetica, v. 148
Die Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts Romane des 18. Jahrhunderts (19. 1. 2016)
London 1719
Written by Himself.
Daniel Defoe (1660-1731)
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Oliver Goldsmith
1730-1774
The Vicar of Wakefield A Tale
Supposed to Be Written by Himself
1766
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1740
1749
1759-67
1764
Briefroman History-Roman ironischer Roman Gothic Novel
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Samuel Richardson 1689-1761
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Henry Fielding 1707-1754
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Laurence Sterne 1713-1768 9 Bände (1759-67)
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9 Bände (1759-67)
I am going down to write a world of Nonsense ― if possible like a man of Sense.
An Elizabeth Montague (Juni 1764)
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... the next marbled page
(motly emblem of my work!) ...
... der nächsten marmorierten Seite
(buntscheckiges Sinnbild
meines Werkes) ...
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Die Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts Romane des 18. Jahrhunderts (19. 1. 2016)
O my virginity! virginity! cried the abbess. − inity! –inity! said the novice, sobbing. O meine Jungfernschaft ist doch noch engelrein! engelrein!
rief die Äbtissin. − rein! − rein! schluchzte die Novizin.
Um dies recht zu begreifen, ― laßt Euch Feder und Tinte bringen ―― hier habt Ihr Papier schon bei der Hand. ―― Setzt Euch, Sir, malt sie ganz nach Euerm Sinn ―― Eurer Geliebten so ähnlich als möglich ―― Eurer Gattin so unähnlich, als Euer Gewissen es Euch erlauben will ―― mir gilt’s gleichviel ―― macht Euch nur ein Plaisir daraus.
Die Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts Romane des 18. Jahrhunderts (19. 1. 2016)
O my virginity! virginity! cried the abbess. − inity! –inity! said the novice, sobbing. O meine Jungfernschaft ist doch noch engelrein! engelrein!
rief die Äbtissin. − rein! − rein! schluchzte die Novizin.
Um dies recht zu begreifen, ― laßt Euch Feder und Tinte bringen ―― hier habt Ihr Papier schon bei der Hand. ―― Setzt Euch, Sir, malt sie ganz nach Euerm Sinn ―― Eurer Geliebten so ähnlich als möglich ―― Eurer Gattin so unähnlich, als Euer Gewissen es Euch erlauben will ―― mir gilt’s gleichviel ―― macht Euch nur ein Plaisir daraus.
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gothic novel
Horace Walpole 4th Earl of Orford
1717-1797
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Strawberry Hill House Twickenham bei London
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gothic novel
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[Christian Friedrich von Blanckenburg]
Versuch über den Roman
1774
Ich sehe den Roman, den guten Roman für das an, was, in den ersten Zeiten Griechenlands, die Epopee für die Griechen war; wenigstens glaub’ ich’s, daß der gute Roman für uns das werden könne.
Der Romanendichter zeigt uns in seinem Werke wenigstens die möglichen Menschen der wirklichen Welt.
[…] die Ausbildung und Formung, die ein Charakter durch seine mancherley Begegnisse erhalten kann, oder noch eigentlicher, seine innre Geschichte […].
Der Romanendichter unterhalte uns also mit Wahrheit!
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Probleme des Romans
•ungebundene Sprache (›unpoetisch‹)
•erotisch und abenteuerlich (›unseriös‹)
•modern (›unklassisch‹)
populär, weil unterhaltsam
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Christoph Martin Wieland 1733-1813
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Die Sonne neigte sich bereits zum Untergang, als Agathon, der sich in einem unwegsamen Walde verirret hatte, von der vergeblichen Be-mühung einen Ausgang zu finden abgemattet, an dem Fuß eines Berges anlangte, welchen er noch zu ersteigen wünschte, in Hoffnung von dem Gipfel desselben irgend einen bewohnten Ort zu ent-decken, wo er die Nacht zubringen könnte. Er schleppte sich also mit Mühe durch einen Fußweg hinauf, den er zwischen den Gesträuchen gewahr ward; allein da er ungefähr die Mitte des Berges erreicht hatte, fühlt er sich so entkräftet, dass er den Mut verlor den Gipfel errei-chen zu können, der sich immer weiter von ihm zu entfernen schien, je mehr er ihm näher kam.
in medias res
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AGATHON
= der (sittlich) Gute
KALLIAS
= der Schöne
Kalokagathie Schönheit Güte
Ästhetik Ethik
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Kalokagathie Schönheit Güte
Ästhetik Ethik
And thus the sense of inward numbers, the knowledge and practice of the social virtues, and the familiarity and favour of the moral graces are essential to the character of a deserving artist and just favourite of the Muses.
Soliloquy or Advice to an Author 1710
Anthony Ashley Cooper, 3rd earl of Shaftesbury
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– Hippias Psyche − Hippias − Danae − Pythia − Dionysius − Archytas
Delphi
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– Hippias Psyche − Hippias − Danae − Pythia − Dionysius − Archytas
Athen
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Smyrna (heute: Izmir)
Psyche − Hippias − Danae − Pythia − Dionysius − Archytas
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Smyrna (heute: Izmir)
Psyche − Hippias − Danae − Pythia − Dionysius − Archytas
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Syrakus
Psyche − Hippias − Danae − Pythia − Dionysius − Archytas
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Psyche − Hippias − Danae − Pythia − Dionysius − Archytas
Tarent
Chariklea
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Wir haben unsern Helden bereits in verschiedenen Situationen gesehen; und in jeder, durch den Einfluss der Umstände, ein wenig anders als er wirklich ist. [...] Er schien nach und nach ein andächtiger Schwärmer, ein Platonist, ein Republikaner, ein Held, ein Stoiker, ein Wollüstling; und war keines von allen, ob er gleich in verschiedenen Zeiten durch alle diese Klassen ging, und in jeder eine Nüance von derselben bekam.
Man hat an verschiedenen Stellen des gegenwärtigen Werks die Ursachen angegeben, warum man aus dem Agathon kein Modell eines vollkommen tugendhaften Mannes gemacht hat. […] Damit Agathon das Bild eines wirklichen Menschen wäre, in welchem viele ihr eigenes erkennen sollten, konnte er, wir behaupten es zuversichtlich, nicht tugendhafter vorgestellt werden, als er ist; […].
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Man hat an verschiedenen Stellen des gegenwärtigen Werks die Ursachen angegeben, warum man aus dem Agathon kein Modell eines vollkommen tugendhaften Mannes gemacht hat. […] Damit Agathon das Bild eines wirklichen Menschen wäre, in welchem viele ihr eigenes erkennen sollten, konnte er, wir behaupten es zuversichtlich, nicht tugendhafter vorgestellt werden, als er ist; […].
Der Herausgeber der gegenwärtigen Geschichte siehet so wenig Wahrscheinlichkeit vor sich, das Publicum überreden zu können, dass sie in der Tat aus einem alten Griechischen Manuskript gezogen sei; dass er am besten zu tun glaubt, über diesen Punkt gar nichts zu sagen, und dem Leser zu überlassen, davon zu denken, was er will.
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Die Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts Romane des 18. Jahrhunderts (19. 1. 2016)
Die Leiden des jungen Werthers (1774)
Was ich von der Geschichte des armen Werthers nur habe auffinden können, habe ich mit Fleiß gesammlet, und leg es euch hier vor, und weiß, dass ihr mir’s danken werdet. Ihr könnt seinem Geist und seinem Charakter eure Bewunde-rung und Liebe, und seinem Schicksale eure Tränen nicht versagen.
Die ausführliche Geschichte der letzten merkwürdigen Tage unsers Freundes zu liefern, seh ich mich genötiget seine Briefe durch Erzählung zu unterbrechen, wozu ich den Stoff aus dem Munde Lottens, Albertens, seines Bedienten, und anderer Zeugen gesammlet habe.
Am 28. August.
[...] Heute ist mein Geburtstag [...].
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Die Leiden des jungen Werthers (1774)
Am 28. August.
[...] Heute ist mein Geburtstag [...].
Karl Wilhelm Jerusalem 1747-1772
Johann Christian Kestner 1741-1800
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Die Leiden des jungen Werthers (1774)
Charlotte Buff 1753-1828
Johann Christian Kestner 1741-1800
Die Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts Romane des 18. Jahrhunderts (19. 1. 2016)
Die Leiden des jungen Werthers (1774)
Von dem Weine hatte er nur ein Glas getrunken. Emilia Galotti lag auf dem Pulte aufgeschlagen. […] Um zwölfe mittags starb er. Die Gegenwart des Amt-mannes und seine Anstalten tuschten einen Auflauf. Nachts gegen eilfe ließ er ihn an die Stätte begraben, die er sich erwählt hatte. Der Alte folgte der Leiche und die Söhne, Albert vermocht's nicht. Man fürchtete für Lottens Leben. Handwerker trugen ihn. Kein Geistlicher hat ihn begleitet.
Von dem Wein hatte er nur ein Glas getrunken. Hin und wieder lagen Bücher und von seinen eignen schriftlichen Aufsätzen. Emilia Galotti lag auf einem Pult am Fenster aufgeschlagen. […] Gegen 12 Uhr starb er. Abends ¾11 Uhr ward er auf dem gewöhnlichen Kirchhof begraben (ohne daß er sezieret ist, weil man von dem Reichs-Marschall-Amte Eingriffe in die gesandtschaftlichen Rechte fürchtete) in der Stille mit 12 Laternen und einigen Begleitern; Barbiergesellen haben ihn getragen; das Kreuz ward voraus getragen; kein Geistlicher hat ihn begleitet.
Johann Christian
Kestner
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Die Leiden des jungen Werthers (1774)
1795/96
Wilhelm Meisters Lehrjahre. Ein Roman. Herausgegeben von Goethe.
Es ist unter allen meinen Arbeiten, die ich jemals gemacht habe, die obligateste und in mehr als Einem Sinn die schwerste [...].
An Johann Friedrich Unger, ca. 7. 3. 1796 (Entwurf)
Die Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts Romane des 18. Jahrhunderts (19. 1. 2016)
Die Leiden des jungen Werthers (1774)
Wilhelm Meisters Lehrjahre. Ein Roman. Herausgegeben von Goethe.
Es ist unter allen meinen Arbeiten, die ich jemals gemacht habe, die obligateste und in mehr als Einem Sinn die schwerste [...].
An Johann Friedrich Unger, ca. 7. 3. 1796 (Entwurf)
Diese wunderbare Prosa ist Prosa und doch Poesie. Friedrich Schlegel: Über Goethes Meister (1798)
Die Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts Romane des 18. Jahrhunderts (19. 1. 2016)
Karl Philipp Moritz (1756-1793)
Anton Reiser. Ein psychologischer Roman
1785/86/90