Digitale Schulentwicklung als Beitrag zur Potenzialförderung
Prof. Dr. Michael Kerres
exploring the future of learning
L e a r n i n g L a b
FH Iserlohn, 26. Februar 2019
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Warum E-Learning?
analoge vs. digitale Welten
Wie wirkt die Digitalisierung?
Bildung in der digitalen Welt
Digitale Schulentwicklung
Die Geschichte der Mediendidaktik
= die immer wiederkehrende Geschichte von falschen Hoffnungen und Warnungen …
Radio
Schul-Fernsehen
Videorekorder
Overhead-Projektor
Lehrfilm
PodcastsComputer-based Training
Interaktives Whiteboard
Serious Games
MOOCs
Taschenrechner
Sprachlabor
Simulationen
Bildplatte
Second Life
Web 2.0
Lernplattform
mobiles Lernen
intelligente tutorielle Systeme Hypertext
social media
Status Quo• selbstverständlicher Bestandteil von Bildung• Bereicherung – statt Ersatz • Denken in Arrangements
eBook
https://www.flickr.com/photos/sektor5/5351288757/
E-Learning als Alternative?
effizient?
offen?
bunter?
besser?
erfolgreich?menschlich?
persönlich?
sozial? nachhaltig?
effektiv?
Digitale Medien … … besser oder schlechter?
ANDERS
lernen!
Lernen flexibel organisieren
selbstgesteuert und mit Anderen lernen
mit vielfältigem Material
für digitale Arbeits- und Lebenswelten
Meta-Metaanalysen: Tamin (2011)
Potenziale nutzen - Mehrwerte schaffen
„the average student in a classroom where technology isused will perform 12 percentilepoints higher than the averagestudent in the traditional settingthat does not use technology toenhance the learning process“ (Tamim et al., 2011).
Adaptive Lernsoftware: Ein wirksames Mittel im Umgang mit Schülerdiversität?
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Warum E-Learning?
analoge vs. digitale Lernräume
Wie wirkt die Digitalisierung?
Bildung in einer digitalen Welt
Digitale (Hoch-)Schulentwicklung
2016 | University of Nebraska-Lincoln, Digital Learning Center.
Sekundarschule Bürglen, Kanton Thurgau
Digitalisierung des physikalischen Lernraumes
Sozialisierung der digitalen Lernorte
Physikalische Lernorte werden digitaler. Virtuelle Lernorte werden sozialer.
Denkfiguren des Digitalen
Binär
• analoge Welt vs. digitale Welt
• analog: „echte“ Welt vs. digital: „defizitäre“ Welt
• additiv gedacht: Blended Learning, Flipped Classroom
„Wie viele Stunden bist du im Internet?“„Ist das Internet schädlich?“
Integral• Durchdringung der Lebenswelt: digital und analog nicht
mehr zu trennen • Informatik: mobile, ubiquitous, seamless, disappearing ..
computing
Wie viele Stunden schaust du auf Papier?“„Ist das Buch schädlich?“
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Warum E-Learning?
analoge vs. digitale Welten
Wie wirkt die Digitalisierung?
Bildung in der digitalen Welt
Digitale (Hoch-)Schulentwicklung
Postulate (!!) zu Wirkungen der Digitalisierung
• „Digitale Medien verändern das Lernen, Denken und Handeln von Menschen: In der Bildung leiten sie einen Paradigmenwechsel ein vom reproduktiven hin zum vernetzten Lernen, bei der sich die Rolle des Lehrers wesentlich verändert: vom Experten zum Lernbegleiter.“
• „Schulen müssen sich neu aufstellen, um den digitalen Wandel zu bewältigen. Sie müssen sich neu erfinden und Unterricht neu organisieren.“
häufig gehört, aber: stimmt das?
Digitalisierungvernetzte Informationglobale Kommunikationalgorithmische Umwelt
bessere Bildungbessere Lernqualitätneue Geschäftsmodelle
nachlassende Qualitätkultureller Zerfall Süchte, Adipositas
Ursache Wirkung
Übergang digitale Epoche
Bildung
digitale Epoche
Gesellschaftneue Akteure, Institutionen, Geschäftsmodelle, rechtliche Rahmungen?
Machtverschiebungen?
gesellschaftliches Gleichgewicht -> politische Aushandlungsprozesse -> neues Narrativ?
technikinduzierte Entwicklungen
Gestaltungsoptionen
post-demokratische GesellschaftÜberwachung und Steuerung Wissensmonopole
Kultur als öffentliches Gut Teilen, Teilhabe, Partizipation Wissenschaft und Medien als kritische Treiber
Bildung neue Lehrinhalte, Lehr-Lernmethoden, Lernorte?
neue Akteure, Institutionen, Rollen?
Bildung als WareReguliertes Lernen mit
vorgefertigten Inhalten
Bildung als öffentliches GutLernen als Partizipation
in einer Kultur des Teilens
digitale Epoche
technikinduzierte Entwicklungen
Gestaltungsoptionen
Kerres (2018): „Digitalisierung: Wir haben die Wahl!“
Individualisierung durch Digitalisierung?
„Man kann durch eine elektronische Bildungsakte die erreichten Wissensstadien für jeden Menschen speichern, man kann Auswertungen durchführen, welche Bildungsangebote zu welchen Ergebnissen führen. Besonders herauszustellen ist auch die Individualisierung des Lernens, die durch die Digitalisierung ermöglicht wird.“ (Scheer, 2017, IT-Gipfel)
„Die Digitalisierung eröffnet Freiräume für Bildung: Der Einzelne kann seine Lernprozesse feststellen, visualisieren und mit Anderen reflektieren. Dies kann zu neuen Wegen des Lernens führen, die das Festverdrahtete und Algorithmische übersteigt und Neues für den Einzelnen sichtbar werden lässt. “ (Kerres, 2018)
Lerndaten erfassen Lerndaten auswerten Lernprozesse steuern
Lernergebnisse feststellenLernprozesse visualisierenLernen gemeinsam reflektieren
Wie WOLLEN wir Schule mit digitalen Medien gestalten?
„Wirkungen“ der Digitalisierung?
• Digitalisierung bedeutet einen epochalen Einschnitt in der gesellschaftlichen Entwicklung – vielleicht auch in der Bildung. – schwer zu beobachten in der Mitte der Veränderung
• Digitalisierung beinhaltet die Durchdringung der Lebenswelt.– schwer zu verstehen in der binären Konstruktion von „analog vs.
digital“
• Es eröffnen sich Gestaltungsoptionen. – schwer erkennbar, wenn wir von „den Wirkungen“ des Digitalen
sprechen
• Es bedarf einer gesellschaftlichen Verständigung. – schwer durchzusetzen, wenn wir von „den Wirkungen“ des Digitalen
sprechen
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Warum E-Learning?
analoge vs. digitale Welten
Wie wirkt die Digitalisierung?
Bildung in der digitalen Welt
Digitale Schulentwicklung
lesen
schreibenText
rechnenZahl
Digitale Technik
nutzen, verstehen, bewerten, gestalten
additiv
lesen
schreibenText
rechnenZahl
Dig
ita
le T
ech
nik
nu
tzen
, ver
steh
en, b
ewer
ten
, ges
talt
en
integral
alle Fächer, alle Themen, alle Stufen
Digitale Kompetenz?
Schule Lebenswelt
Medienkompetenz =Medien verstehen und kritisch reflektieren
Schule Lebenswelt
Medienkompetenz =Medien verstehen und kritisch reflektieren
Schule Lebenswelt
Bildung in der digitalen Welt =• am Wissen der Kultur teilhaben• Identität entwickeln im Umgang mit Medien• sich mit anderen über Medien “verständigen”
20
08
2016
Bildung ist der entscheidende Schlüssel, um alle Heranwachsenden an den Chancen des digitalen Wandels teilhaben zu lassen.
Ziel des Medienkompetenzrahmen NRW ist es, … zu einem sicheren, kreativen und verantwortungsvollen Umgang mit Medien zu befähigen und neben einer umfassenden Medienkompetenz auch eine informatische Grundbildung zu vermitteln.
„Digitale Bildung“
• (nur) ein Arbeitsbegriff, der auf die Herausforderungen der digitalen Epoche verweist
– Es gibt auch keine „analoge Bildung.“
• Digitale Kompetenzen können nur „im Gegenstand“ erworben werden.
– alle Fächer gefordert
• Verstehen und Reflexion der Digitalisierung zusätzlich erforderlich.
– informatische Bildung -> Verortung im Curriculum
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Warum E-Learning?
analoge vs. digitale Welten
Wie wirkt die Digitalisierung?
Bildung in der digitalen Welt
Digitale Schulentwicklung
1. Computerraum
+ Standards, Kontrolle, 1:1
- Raumwechsel
2. Computer im Klassenraum
+ am Lernort
- kein 1:1
3. Laptop-Klassensatz
+ am Lernort, 1:1
- Logistik
• Computer als Lerngegenstand
Informationstechnische Bildung, Informatik
• Fachunterricht
Üben, Selbstlernen, Differenzierung
• Lerninnovationen
ressourcenorientiertes Lernen / Konstruktivismus
kooperatives Lernen
– kein persönliches Gerät
Lerninfrastruktur
Computer der Lernenden
4. private Computer nach Vorgabe
+ wenig Defekte, Standards
– Ausgrenzung von Geräten
5. Bring your own deviceDein Computer ist willkommen!
+ viele Geräte
– „Chaos“
• seit 2002: 2 von 4 Zügen des
5. Schuljahres Laptopklassen
• Gerätebeschaffung schulisch
organisiert
• zunehmende Heterogenität
Schiefner-Rohs, M. Heinen, R. & Kerres, M. (2013)
• seit 2002: 2 von 4 Zügen des
5. Schuljahres Laptopklassen
• Gerätebeschaffung schulisch
organisiert
• zunehmende Heterogenität
Schiefner-Rohs, M. Heinen, R. & Kerres, M. (2013)
• BYOD – Bring your own device
• Medienintegration als Schulentwicklung
• peer education -> Schüler/innen als
Akteure
• Lösungen für technischen Bedarf im
Einzelfall
EU – Projekt INTERREG (D / NL)
4 – > 20 Schulen
• BYOD –
Bring your own device
• Medienintegration als
Schulentwicklung
• peer education
- Einbindung von
Schüler/innen
- Kooperation der Lehrkräfte
- strategische Verankerung
durch Schulleitung
Heinen, R., Schiefner-Rohs, M., & Kerres, M. (2013).
Auf dem Weg zur Medienschule: Begleitung der
Integration von privaten, mobilen Endgeräten in
Schulen
- Einbindung von
Schüler/innen
- Kooperation der Lehrkräfte
- strategische Verankerung
durch Schulleitung
Heinen, R., Schiefner-Rohs, M., & Kerres, M. (2013).
Auf dem Weg zur Medienschule: Begleitung der
Integration von privaten, mobilen Endgeräten in
Schulen
Walter Bader Realschule Xanten Walter Bader Realschule Xanten
• BYOD –
Bring your own device
• Medienintegration als Schulentwicklung
• peer education:
IT-Assistenten
Walter Bader Realschule Xanten Walter Bader Realschule Xanten
Ausbildung „Medienscout“ an der
Universität Duisburg-Essen
Computer der Schüler/innen
4. private Computer nach Vorgabe
+ wenig Defekte, Standards
– Ausgrenzung von Geräten
5. Bring your own deviceDein Computer ist willkommen!
+ viele Geräte
– „Chaos“
• Standardisierte Lernumgebung für individuelles und kooperatives Lernen
• Computer als Teil meiner Lebenswelt kompetent nutzen: Vielfalt der verfügbaren, privaten Geräte (-typen) akzeptieren und einbinden
eher Bereitstellung von Materialien (digitales Schulbuch) und Anwendungen
eher Werkzeug zur Recherche und Erarbeitung von (multimedialen) Dokumenten
TechnikTechnik
Organisation und PersonalOrganisation und Personal
Schulprogramm /SchulprofilSchulleitung / SteuergruppeFortbildung / Austausch
Infrastruktur / EndgeräteSupport / AdministrationFinanzierung
UnterrichtUnterricht
Kooperation und KommunikationKooperation und Kommunikation
Schulinterne CurriculaMedienentwicklung /-auswahl
Zusammenarbeit mit UmfeldElternarbeitSchülerpartizipation Heinen (2015)
Handlungsfelder digitaler Schulentwicklung
Wie WOLLEN wir Schule mit digitalen Medien gestalten?
• Werkstattarbeit mit (2019: 25) ausgewählten Schulen• Schwerpunkt: „Lernkultur in der digitalen Welt“ • Ziel: Entwicklung von OER-Bausteinen für Unterrichts- und
Schulentwicklung in 4 x 2-tägige Treffen • Learning Lab als Partner in der Durchführung
schulentwicklung.digital
Lenkungsrunde1 Schulträger, 1 LearningLab, 1 Schulleitung
Schulleitungsrunde1 Schulleitung pro Schule
Netzwerktreffen4 Personen pro Schule
ArbeitsgruppeFachkonferenz
Digitale Schulentwicklung in regionalen NetzwerkenZu
kun
ftsw
erks
tatt
typischer Verlauf eines Schulnetzwerkes
Lenkungsrunde
Schulleitungsrunde
Netzwerktreffen
Arbeitsgruppe
Lenkungsrunde
Schulleitungsrunde
Netzwerktreffen
Arbeitsgruppe
Lenkungsrunde
Erprobung Einführung Steuerung Integration
Personal &Organisation
Unterricht
Technologie
KooperationKommunikation
Raster zur digitalen Schulentwicklung (Heinen, 2015)
Schulprofile
Heinen & Kerres (2017)
mit Werkstatt-Schulen
im regionalen Netzwerk
EU-Förderung (Euregio) ab 2012
• Straelen mit Venlo
Schulträger NRW, ab 2014
• Kamp-Lintfort, Duisburg, Kempen, Willich, Köln, Essen
Willich
Moers
Xanten
Digitale Schulentwicklung
Venlo
1. Professionelle Netzwerke mit anderen Schulleiter/innen (81,4 %)
2. Seminare anderer / staatlicher Anbieter (82,8 / 78,3 %)
3. Beratung durch staatliche / andere Anbieter (76,9 / 77,0 %)
4. Besuch von Best-Practice-Schulen (74,9 %)
5. Mentoring / Coaching (73,8 %)
Von Schulleitungen favorisierte Formate der Unterstützung im Rahmen der Digitalisierung …
Schwanenberg, J., Klein, E. D. & Walpuski, M. (2018). Wie erfolgreich fühlen sich Schulleitungen und welche Unterstützungsbedürfnisse haben sie? Ergebnisse aus dem Projekt Schulleitungsmonitor. SHIP Working Paper Reihe, No. 03. Essen: Universität Duisburg-Essen. DOI: 10.17185/duepublico/47202
exploring the future of learning
L e a r n i n g L a b
Digitale Schulentwicklung in regionalen Netzwerken.Ein Angebot des Learning Lab
Lenkungsrunde
Schulleitungsrunde
Netzwerktreffen
Arbeitsgruppe
Zuku
nft
swer
ksta
tt
to do • Ausarbeitung von Ausstattungskonzepten abgeleitet von pädagogischen Konzepten
• Belastbare Planung der Folgekosten: Reinvestitionsbedarf, Betreuungs- und Wartungskosten auf Basis schulübergreifender Betriebsmodelle
• Bereitstellung von sicheren Lernumgebungen und Verwaltungssystemen
• Entwicklung und Bereitstellung digitaler Lehr-Lernmaterialien (digitales Schulbuch) und digitaler Werkzeuge
• Klärung und Fundierung der Arbeit von Medienberater/innen und Medienkoordinator/innen
• Unterstützung von Prozessen der Schulentwicklung
• Systematisierung und Professionalisierung der Lehrerfortbildung
• Flexible Mechanismen zur Dynamisierung von Entwicklungs- und Entscheidungsprozessen („Agilität“ für das 21. Jahrhundert)
• …
Prof. Dr. Michael Kerres
exploring the future of learning
L e a r n i n g L a b
5. Auflage 2018 | De Gruyter