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Einführung in die Phonetik und Phonologie
Sitzung 3
Artikulatorische Gesten und ihre Koordination
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Literatur zur Lautklassifikation• Pompino-Marschall, B. (1995): Einführung in die Phonetik. Berlin,
New York: Walter de Gruyter (Teil III – S. 182-229)
• Skript zur linguistischen Phonetik; Jörg Mayer, Universität Potsdamhttp://www.ims.uni-stuttgart.de/~jmayer/resources/Phonetik_201004.pdf
(S. 22 bis 36)
• IPA-Tabelle - mit der Möglichkeit, sich die Laute vorsprechen zu lassen (P. Ladefoged)
http://hctv.humnet.ucla.edu/departments/linguistics/VowelsandConsonants/course/chapter1/
chapter1.html
• eLAUT - Analytisches Hören und Transkribieren (Institut für Phonetik, Universität des Saarlandes) – wie oben sowie Übungen
http://www.coli.uni-saarland.de/elaut/
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Musterlösung der Aufgaben (3. Woche)
1. Was ist der Unterschied zwischen „Hör‘ doch!“ und „Höher doch!“ ? (Können Sie andere Beispiele ähnlicher Art finden?)
Sowohl hör‘ als auch höher bestehen aus denselben Segmenten:
/++/
aber hör‘ ist einsilbig (auch kürzer), höher ist zweisilbig:
[] vs. []
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Aufgaben (cont.)
2. Transkribieren Sie:
“Grabmal“, „niedlich“, „Stichpunkt“, „Steinbeißer“, „Meineid“, „rechtschaffen“(Markieren Sie den Anfang der Hauptbetonungssilbe mit einem Betonungszeichen: .
Grabmal // ; [niedlich // ; [Stichpunkt // ; [Steinbeißer // ; [Meineid // ; [
rechtschaffen // ; [
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Aufgaben (cont.)
3. Alle Obstruenten in den folgenden Wörtern identifizieren und durch einen IPA-Symbol repräsentieren:
Steigen leiser Krach schieben Löcher Pasta Zahnfleisch niemand
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Aufgaben (cont.)4. Öffnungsgrad und Zungenstellung der Vokale in folgenden
Wörtern identifizieren und durch einen IPA-Symbol repräsentieren:
Muße hinten, geschl. zentral, halb geschl. Tasche zentral, offen Lehne vorne, halb geschl. e
Köpfe vorne, halb offen Tücher vorne, geschl. zentral, halb offen Stätte vorne, halb offen Bett vorne, halb offen Liege vorne, geschl. Boot hinten, halb geschl. Stock hinten, halb offen sitzen vorne, geschl.
Busch hinten, geschl.
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Koordinierung
Die Bewegungen der Artikulatoren müssen zeitlich koordiniert werden, um die benötigte Lautkategorie „entstehen“ zu lassen. ,
- orale Schließ- oder Verengungsgesten bzw. Öffnungsgesten;
- Velumssenkungs- und –hebungsgesten
- laryngale Adduktions- und Abduktionsgesten,
D.h., vereinfacht gesehen, gibt es drei artikulatorische Subsysteme, die aufeinander zeitlich abgestimmt werden müssen, um die Sequenz von Lauten in einer Äußerung systemgerecht zu produzieren
- Das supra-glottale orale System (Kiefer + Zunge + Lippen)
- Das velopharyngale System (Velum + Uvula)
- Das phonatorische System (Stimmlippen)
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muss die Bildung einer Rille in der Zungenspitze an den Alveolen mit der Lösung des Lippenverschlusses koordiniert werden.
Beispiele der Koordinierung
1. a) Bei /p/ muss der Lippenverschluss mit der Öffnung (Abduktion) der Stimmlippen koordiniert werden.
b) Bei [ph] dürfen die Stimmlippen erst einige Zeit nach der Lösung des Lippenverschlusses wieder adduziert werden.
c) Bei /m/ muss der Lippenverschluss mit der Senkung des Velums koordiniert werden.
2. Beim Wechsel von /p/ zu /s/ (z.B. “Psychologie”)
3. Beim Wechsel von /p/ zu /n/ (z.B. “pneumatisch”) muss die Senkung des Velums und die Adduktion der Stimmlippen mit der Lösung des Lippenverschlusses koordiniert werden.
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Zusammenspiel der Artikulatoren
Schauen wir wie Äußerung „Guten Morgen“ in der Position der drei Mechanismen wie folgt charakterisiert werden kann:
/ /Mundöffnung + + + ? +
Nasenraum + + +
Stimme ? + + + + + + + + +
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Artikulationsstellen
/ /Mundöffnung + + + ? + Nase + + + Stimme ? + + + + + + + + +
Die Kontaktstellen der Konsonanten werden nicht differenziert.
Welche Artikulationsstellen kommen hier vor?
vel alv alv bilab uvulvel alv
Die konsonantische Schließ- und die vokalischen Öffnungsgesten sind zyklische silbenbildende Bewegungen:
(geringe größere geringe Sonorität)
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Beobachten Sie sich selbst
Mund Nase Stimme
Gehen wir Schritt für Schritt durch die Äußerung:H e r z l i c h e n G l ü c k w u n s c h
/h
xxxxxxxxx xxxxxxx xxxxxxxx xxxxxxxx xxxxxxxxxxx
N.B., das // ist nicht durch volle Abduktion der Stimmlippen stimmlos, sondern wegendes (supraglottalen) Drucks im Mundraum
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Im Deutschen ist der Unterschied zwischen /g/ und /k/ (die phono-logische Distinktion „stimmhaft“ vs „stimmlos“) nicht primär von der Stimmlippenaktivität, sondern von der Stärke der Lösung und der fehlenden bzw. vorhandenen Aspiration abhängt:
Stimmhaft vs. stimmlos im Deutschen
K u h
g u t
Mund
Glottisxxxxx xxxxxxxx
= phonologisch [+stimmhaft] = phonetisch [aspiriert] = phonologisch [stimmhaft] = phonetisch [+aspiriert]
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• Die Dauer vom Anfang der Lösung eines Plosivs bis zum Einsatz der Stimmlippenschwingungen• Zur Unterscheidung von stimmhaft/stimmlos und aspiriert/unaspiriert
Voice Onset Time (VOT) oder Stimmlatenzzeit
sth.
stl. asp.
stl. unasp.entstimmt
Oralplosive in Hindi
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• Stimmlose Plosive sind nach // nicht aspiriert: z.B.: Pute [pu:t] aber spute [Spu:t]
Lautvarianten und Koordinierung
• [] [] ist Einsparung der Öffnung+Schließung
• Stimmhafte Obstruenten werden nach stimmlosen Segmenten entstimmt: [] []: z.B.: Lass das! []
• “Haben” kann als [], als [] oder als [] ausgesprochen werden.
• [] [] ist als Verschiebung der Koordinierung zu zu sehen.
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Artikulogramme von „haben“
[ ] [ ] [ ] ___________________________________________________________________
M. ______________________________________________________________________________________________________________________________________
N.______________________________________________________________________________________________________________________________________
S.___________________________________________________________________(M. = Mundraum; N. = Nase (Velum); S. = Stimmritze)
xxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxx xxxxxxxx
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Aufgabe
1. Transkribieren Sie folgende drei Wörter und zeichnen Sie ihre „Artikulogramme“ nach dem obigen Muster für „guten Morgen“:
„Apart“ „spart“ „Bart“[ ] [ ] [ ]
___________________________________________________________________
M.______________________________________________________________________________________________________________________________________
N.______________________________________________________________________________________________________________________________________
S.___________________________________________________________________(M. = Mundraum; N. = Nase (Velum); S. = Stimmritze) 2. Transkribieren Sie das Wort „Streikposten“ und zeichnen Sie das Artikulogramm.