Abschlussbericht
Entwicklung und Evaluation eines Trainingsprogramms zur
Partizipativen Entscheidungsfindung in der medizinischen
Rehabilitation (PEFiT)
Förderkennzeichen: 01GX720
Laufzeit: 1.04.2008-31.08.2011
Projektleiterin: Dr. Mirjam Körner
Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie
Medizinische Fakultät, Universität Freiburg, Hebelstr. 29, 79104 Freiburg
[email protected], Tel. 07631-209 5519
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Zusammenfassung
In der medizinischen Rehabilitation werden chronische Erkrankungen ganzheitlich – von ver-
schiedenen Berufsgruppen mit unterschiedlichen Behandlungsmethoden behandelt. Für die
Abstimmung bzw. Entscheidung über die Behandlung wird ein Vorgehen nach dem Ansatz
der partizipativen Entscheidungsfindung empfohlen. Dieser Ansatz wurde in den letzten Jah-
ren insbesondere in der stationären Akutversorgung implementiert. Der Fokus des Modells
der partizipativen Entscheidungsfindung liegt bei den Ärzten und den medizinischen
Entscheidungen mit dem Patienten. Dies ist bezogen auf den ganzheitlichen, interprofessio-
nellen Ansatz der medizinischen Rehabilitation nicht ausreichend, doch Konzepte zur inter-
professionellen partizipativen Entscheidungsfindung existieren bislang nur vereinzelt. Daher
wird das Modell der partizipativen Entscheidungsfindung für das interprofessionelle Setting
der medizinischen Rehabilitation auf der Basis des Modells der integrierten Patientenorien-
tierung erweitert. Dies bedeutet, dass alle Behandler sowie deren Interaktionen mit den Pa-
tienten (externe Partizipation) sowie im Team/in der Organisation (interne Partizipation) be-
rücksichtigt werden.
Das Ziel des Projektes „Entwicklung und Evaluation eines Trainingsprogramms zur Partizi-
pativen Entscheidungsfindung in der medizinischen Rehabilitation“ (PEFiT) war die Entwick-
lung und Evaluation eines interprofessionellen Trainingsprogramms für die Implementierung
der partizipativen Entscheidungsfindung in der medizinischen Rehabilitation. Hierzu sollten
die verschiedenen Gesundheitsfachberufe in Führungspositionen als Multiplikatoren für Ihre
Teams (Train-the-Trainer) ausgebildet werden.
In einer Pilotstudie wurden mit Hilfe einer Expertenbefragung und Fokusgruppen die Wün-
sche und Präferenzen der Patienten und Behandler in vier Rehabilitationskliniken erfasst.
Die Patienten (n = 36) wünschten sich für die Behandler-Patient-Interaktion insbesondere
Zeit (f=29), Wertschätzung (f=28), Partizipation (f=21), Individualität (f = 20), Vertrauen (f =
20) und Fachwissen (f = 20). Die Experten (n = 34) bestätigen die Wichtigkeit aller Aspekte
in der Befragung. Daneben konstatierten die Experten insbesondere Schulungsbedarf bei
Aspekten, welche die interne Partizipation betreffen, z.B. der Umgang mit Mitarbeitern in
schwierigen Situationen, Konflikt- und Kritiksituationen.
Basierend auf den Ergebnissen Pilotstudie und dem bereits vorhandenen deutschsprachigen
Trainingsmanual zur partizipativen Entscheidungsfindung von Bieber, Loh, Ringel und Eich
(2007) wurde das interprofessionelle Trainingsprogramm „Fit für PEF“ entwickelt, welches
sich im Modul 1 auf die externe Partizipation (partizipative Entscheidungsfindung in der Be-
handler-Patient Interaktion) und im Modul 2 auf die interne Partizipation (Kommunikation und
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Entscheidungsfindung im Team und die partizipative Führung) sowie auf die Vorbereitung
der Führungskräfte als Multiplikatoren konzentriert.
Das Training wurde in 6 Rehabilitationskliniken der Interventionsgruppe an zwei halben Ta-
gen in einem Abstand von einer Woche durchgeführt. Die geschulten Führungskräfte be-
werteten das Trainingsprogramm sehr positiv und fühlten sich gut vorbereitet als Multiplikato-
ren. Die Multiplikatoren führten die Trainings zur partizipativen Entscheidungsfindung an-
schließend in den Behandlerteams in ihren Kliniken durch.
In einer cluster-randomisierten, kontrollierten Interventionsstudie wurde das Training an-
schließend mit Hilfe einer Mitarbeiterbefragung (prä, post) und Patientenbefragung (prä, post
und nach sechs Monaten) evaluiert. In die endgültige Evaluation konnten die Daten von 11
Kliniken (fünf Kliniken Interventions- und sechs Kliniken Kontrollgruppe) einbezogen werden.
Die geschulten Behandler (Interventionsgruppe) bewerteten die Umsetzung der
partizipativen Entscheidungsfindung im Anschluss an das Trainingsprogramm signifikant
besser im Vergleich zur Kontrollgruppe, in welcher keine Veränderung festzustellen war. Am
deutlichsten profitierten die Pflegekräfte. Die interne Partizipation verbesserte sich sowohl in
der Interventions- als auch die Kontrollgruppe. Für die Patienten konnten keine signifikanten
Verbesserungen durch das Training nachgewiesen werden. Die Patienten beurteilten im
Anschluss an die Trainings sowohl die interne als auch die externe Partizipation minimal
besser, während die Werte in der Kontrollgruppe stabil blieben oder leicht abfielen. Durch
eine stärkere interne und externe Partizipation kann die Behandlungsakzeptanz und die
Patientenzufriedenheit erhöht werden. Als der stärkste Prädiktor für die Vorhersage der
Behandlungsakzeptanz und der Patientenzufriedenheit zeigte sich die interne Partizipation
(Teamskala), daneben sind die externe Partizipation, die Zufriedenheit mit der Entscheidung
als auch der Gesundheitszustand bedeutende Prädiktoren. Strukturanalyen bestätigten die
Bedeutung der internen Partizipation für die Erfolgskriterien Akzeptanz, Zufriedenheit und
Compliance.
Die Ergebnisse der Pilotstudie zeigten, dass es wichtig ist das Modell der partizipativen Ent-
scheidungsfindung für das interprofessionelle Setting der medizinischen Rehabilitation durch
die interne Partizipation zu erweitern und das Trainingsprogramm entsprechend zu adaptie-
ren. Das interprofessionelle Train-the-Trainer Programm „Fit für PEF“ erwies sich als nützlich
und effektiv. Die Behandler der Kliniken zogen Ihre Patienten im Anschluss an das Training
mehr als bislang in die Entscheidungsfindung mit ein. Die Studie ist ein erster Ansatz
Patientenorientierung nicht nur in Arzt-Patient-Interkationen zu implementieren, sondern
auch in interprofessionellen Settings durch die Etablierung einer partizipativen Versorgungs-
gestaltung.
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Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung ................................................................................................................... 3 Inhaltsverzeichnis ..................................................................................................................... 7
1 Einleitung ..................................................................................................................... 11
2 Theoretischer Hintergrund ........................................................................................... 15
2.1 Das interprofessionelle Modell der partizipativen Entscheidungsfindung ................ 15
2.2 Trainings zur partizipativen Entscheidungsfindung .................................................. 18
2.3 Schulungsbedarf und erwartete Effekte ................................................................... 20
3 Ziele und Fragestellungen ........................................................................................... 21
4 Projektverlauf ............................................................................................................... 25
5 Pilotstudie .................................................................................................................... 27
5.1 Design und Forschungsmethodik der Pilotstudie ..................................................... 27
5.1.1 Fokusgruppen ................................................................................................... 27
5.1.2 Experteninterviews ........................................................................................... 28
5.2 Ergebnisse der Pilotstudie ....................................................................................... 28
5.2.1 Präferenzen und Wünsche der Patienten ......................................................... 29
5.2.2 Schulungsbedarf der Experten ......................................................................... 32
5.2.3 Konzeption des Trainings „Fit für PEF“ ............................................................. 38
6 Hauptstudie ................................................................................................................. 43
6.1 Design und Instrumente ........................................................................................... 43
6.1.1 Erfassung der externen Partizipation ................................................................ 45
6.1.1.1 Fragebogen zur Partizipativen Entscheidungsfindung(PEF-FB-9) ............ 45
6.1.1.2 Mitarbeiterfragebogen zur Umsetzung
der partizipativen Entscheidungsfindung (MU-PEF) .................................................... 46
6.1.2 Erfassung der internen Partizipation (Team Skala) .......................................... 46
6.1.3 Fragebogen zur Erfassung der sekundären Zielgrößen ................................... 47
6.1.3.1 ZUF-8 ........................................................................................................ 47
8
6.1.3.2 Behandlungsakzeptanz ............................................................................. 48
6.1.3.3 MiZu-Reha ................................................................................................. 48
6.1.4 Sonstige Zielkriterien ........................................................................................ 49
6.1.4.1 Indikatoren des Reha-Status – Kurzversion IRES-24 ............................... 49
6.1.4.2 Man-Son-Hing-Skala ................................................................................. 49
6.1.4.3 Compliance ................................................................................................ 50
6.2 Datenanalyse ........................................................................................................... 50
6.3 Datenerhebung/Stichprobenrekrutierung ................................................................. 52
6.4 Ergebnisse der Hauptstudie ..................................................................................... 53
6.4.1 Evaluation im Anschluss an das Training der Multiplikatoren ........................... 53
6.4.2 Stichprobenbeschreibung ................................................................................. 56
6.4.2.1 Patientenstichproben ................................................................................. 57
6.4.2.2 Beschreibung und Vergleich der Mitarbeiterstichproben ........................... 62
6.4.2.3 Zusammenfassende Betrachtung der Stichproben ................................... 65
6.4.3 Prä-Post-Vergleich der internen und externen Partizipation ............................. 66
6.4.4 Zusammenhang zwischen der internen und externen Partizipation ................. 70
6.4.5 Einfluss der internen und externen Partizipation auf die
Mitarbeiterzufriedenheit ................................................................................................... 71
6.4.6 Einfluss der Partizipation auf die Behandlungsakzeptanz und die
Patientenzufriedenheit .................................................................................................... 71
6.4.7 Modellüberprüfung ............................................................................................ 73
6.5 Wissenschaftliche Nutzungs- und Verwertungsmöglichkeiten ................................. 76
7 Diskussion und Ausblick .............................................................................................. 77
7.1 Partizipative Versorgungsgestaltung ....................................................................... 77
7.2 Inhaltliche Diskussion .............................................................................................. 79
7.2.1 Entwicklungsprozess des Trainingsansatzes ................................................... 79
7.2.2 Wirksamkeit des Trainingsprogramms ............................................................. 81
7.2.3 Einfluss der Partizipation auf Ergebniskriterien ................................................ 83
7.3 Diskussion organisatorischer Aspekte ..................................................................... 84
9
7.4 Methodische Diskussion .......................................................................................... 85
7.5 Ausblick .................................................................................................................... 88
Literaturverzeichnis ................................................................................................................ 89
Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................ 97
Tabellenverzeichnis ................................................................................................................ 98
Anhang ................................................................................................................................... 99
I Zusätzliche Tabellen .......................................................................................................... 101
II Fragebögen ....................................................................................................................... 108
11
1 Einleitung
Patienten- bzw. Rehabilitandenorientierung ist ein wesentliches Qualitätsmerkmal der medi-
zinischen Rehabilitation (Bleses, 2005; Kockert, 2011). Beschrieben wird damit die Ausrich-
tung von Strukturen, Prozessen, Ergebnissen in der Rehabilitationseinrichtung auf die Wün-
sche und Bedürfnisse der Rehabilitanden (Klemperer, 2000). Bereits 2001 forderte der
Sachverständigenrat der Konzentrierten Aktion im Gesundheitswesen, dass Patienten um-
fassend und verständlich informiert werden, am Behandlungsprozess beteiligt werden, ihre
Bedürfnisse und Erwartungen mit dem diagnostisch, therapeutisch, pflegerisch, rechtlich und
wirtschaftlich Möglichen abstimmen, motivierte und kompetente Mitarbeiter sowie eine auf
Qualitäts- und Patientenorientierung angepasste Ablauforganisation (Huber, 2011).
Bisherige Studien zur Patientenorientierung und Partizipation konzentrieren sich auf die Be-
rücksichtigung der Wünsche, Bedürfnisse und Präferenzen der Patienten im Arzt-Patient
Gespräch, weitere Berufsgruppen sowie die internen Prozesse bleiben dabei
unberücksichtigt. Gerade in der Rehabilitation, in welcher das Ziel eine ganzheitliche,
interdisziplinäre Behandlung ist, sind jedoch die anderen Gesundheitsfachberufe, deren
Interaktion mit den Patienten sowie im Behandlungsteam von besonderer Bedeutung für eine
patientenorientierte Behandlung.
Das Modell der integrierten Patientenorientierung, welches in Anlehnung an das Modell der
integrierten Kundenorientierung von Bruhn (2002) entwickelt wurde, berücksichtigt sowohl
die Bedürfnisse, Präferenzen und Wünsche der Patienten als auch die internen Strukturen
und Prozesse in der Rehabilitationsklinik. Es wird zwischen der internen und externen Pa-
tientenorientierung unterschieden. Als externe Patientenorientierung wird die Arzt-Patient-
Beziehung bzw. Behandler-Patient-Beziehung mit der Ausrichtung an den Patientenbedürf-
nissen und dem primären Ziel die Erwartungen der Patienten zu erfüllen bezeichnet. Das
Interaktionsmodell der partizipativen Entscheidungsfindung ermöglicht dem Patienten in Si-
tuationen, in denen mehrere Behandlungsoptionen existieren als gleichberechtigter aktiver
Partner in Entscheidungsfindungsprozesse mit einbezogen zu werden (Körner, 2009). Auf-
bau, Organisation und Koordination innerbetrieblicher Strukturen und Prozesse in der Klinik
und im Behandlungsteam wird als interne Patientenorientierung bezeichnet (s. Abb. 1).
Dies ist eine Voraussetzung um eine kontinuierlich an den Erwartungen der Patienten ausge-
richtete Behandlungsstrategie umzusetzen (Körner, 2009).
12
Markt Organisation/
Klinik
Modell der integrierten Patientenorientierung
(in Anlehnung an Bruhn, 2002)
BehandlerPatienten
Externe Patienten-
orientierung
Interne Patienten-
orientierung
PARTIZIPATION
- Kommunikation
- Koordination
- Kooperation
EXTERNE
INTERNE
Patienten-Behandler Interaktion
Teaminteraktion
Abb. 1 Modell der integrierten Patientenorientierung (in Anlehnung an Bruhn, 2002; Körner,
2009)
Sowohl in der Behandler-Patient-Interaktion (extern) als auch in der Teaminteraktion (intern)
nimmt die Partizipation (Information, Kommunikation, Koordination und Kooperation) eine
essentielle Rolle ein, um eine patientenorientierte Behandlung bzw. partizipative Versor-
gungsgestaltung sicherzustellen.
Ein Ansatz die externe Partizipation im Sinne der patientenorientierten Information, Kommu-
nikation, Koordination und Kooperation zu implementieren ist die partizipative Entschei-
dungsfindung (Abkürzung: PEF). Das Modell bezieht sich auf Behandlungsentscheidungen,
in welchen mehrere Optionen vorhanden sind. Die Behandler sollen den Patienten über die
Wahlmöglichkeiten, deren Vor- und Nachteile informieren, die Erwartungen, Befürchtungen,
Gedanken der Patienten abfragen, ihre Präferenzen ermitteln und mit ihnen eine Entschei-
dung aushandeln, um im Anschluss eine gemeinsame Entscheidung zu treffen, sowie über
deren Umsetzung Vereinbarungen zu treffen. Behandler und Patient sind dabei gleichbe-
rechtigte Partner (Dierks & Seidel, 2005; Klemperer, 2003). Es wird davon ausgegangen,
dass das Modell der partizipativen Entscheidungsfindung Akzeptanz, Zufriedenheit, Compli-
ance und Behandlungserfolg verbessert (Loh & Härter, 2005; Scheibler, Janssen & Pfaff,
2003; Faller, 2003).
13
Um die interne Partizipation patientenorientiert zu gestalten, ist eine gute Teamarbeit zwi-
schen den verschiedenen Berufsgruppen im Behandlungs-/Rehabilitationsteam erforderlich
(Baldwin, Royer & Edinberg, 2007; Körner, 2009). Voraussetzung hierfür ist ein partizipativer
Führungsstil, welcher die Beteiligung aller Berufsgruppen an Behandlungs-, Team- und Or-
ganisationsentscheidungen ermöglicht (Wunderer, 2007). Behandler, die mehr Mitsprache-
und Entscheidungsbefugnisse haben, sind zufriedener (Körner, 2006). Es ist anzunehmen,
dass sich dies auf die Patientenzufriedenheit, Behandlungsakzeptanz und den Behand-
lungserfolg auswirkt. Studien zur Teamarbeit in der medizinischen Versorgung zeigen, dass
verbesserte Teamarbeit mit verbesserten Behandlungsergebnissen sowie Kostenersparnis-
sen einhergehen (Valentine, Nembhard & Edmondson, 2011).
Das Interaktionsmodell der partizipativen Entscheidungsfindung wird basierend auf dem Mo-
dell der integrierten Patientenorientierung (s. Abb. 1) zu einem interprofessionellen Modell
der partizipativen Entscheidungsfindung erweitert (s. Kap. 2.1). Die bisherigen Schulungs-
programme zur Implementierung der partizipative Entscheidungsfindung werden in Kapitel.
2.2 erläutert und der Schulungsbedarf sowie die erwarteten Schulungseffekte auf der Basis
der Literatur in Kapitel 2.3. aufgezeigt. Ziel der Studie war die Entwicklung und Evaluation
eines interprofessionellen Trainingsprogramms zur partizipativen Entscheidungsfindung in
der medizinischen Rehabilitation (Kap. 3). Die Studie gliedert sich in eine Pilot- (Entwicklung
des Trainings) und eine Hauptstudie (Evaluation des Trainings, s. Kap. 4). In der Pilotstudie
(Kap. 5) werden die Bedürfnisse und Präferenzen der Patienten (Fokusgruppen, Kap. 5.1.1)
und der Schulungsbedarf der Behandler (Expertenbefragung, Kap. 5.1.2) ermittelt. Ausge-
hend von den Ergebnissen dieser Befragungen, dem entwickelten interprofessionellen Mo-
dell der partizipativen Entscheidungsfindung und dem deutschsprachigen Manual zum Trai-
ning von partizipativer Entscheidungsfindung von Bieber, Loh, Ringel, Eich und Härter (2007)
wurde das Train-the-Trainer Programm „Fit für PEF“ konzipiert, was sowohl die interne als
auch externe Partizipation beinhaltet (Kap. 5.2.3). Das Training wurde in sechs Kliniken der
medizinischen Rehabilitation mit Behandlern in Führungspositionen durchgeführt. Sie wur-
den als Multiplikatoren für Ihre Teammitglieder ausgebildet. Sie bewerteten das Training po-
sitiv und schulten anschließend ihre Mitarbeiter in der partizipativen Entscheidungsfindung.
Die Implementierung der partizipativen Entscheidungsfindung mittels des Train-the-Trainer
Ansatzes wurde in einer cluster-randomisierten kontrollierten Interventionsstudie durch den
Einsatz von Patienten- und Mitarbeiterbefragungen vor und nach den Trainings überprüft
(Kap. 6). Die Ergebnisse (Kap. 6.4) belegen, dass das Training auch für andere Berufsgrup-
pen als Ärzte wirksam ist und deuten auf eine positive Entwicklung einer patientenorientier-
ten partizipativen Versorgungsgestaltung in der med. Rehabilitation (Kap.7.1 und Kap. 7.2)
hin. Einige organisatorische (Kap. 7.3) und methodische Limitationen (Kap. 7.4) sind bei der
14
Interpretation zu berücksichtigen und weitere insbesondere kontinuierliche Maßnahmen im
Sinne der Personal-, Team- und Organisationsentwicklung werden zum Aufbau der partizi-
pativen Versorgungsgestaltung unterstützend empfohlen (Kap.7.5).
15
2 Theoretischer Hintergrund
In Kap. 2.1 wird ausgehend vom Originalmodell der partizipativen Entscheidungsfindung das
interprofessionelle Modell der partizipativen Entscheidungsfindung vorgestellt. Bisherige
Schulungsprogramme zur Implementierung der partizipativen Entscheidungsfindung in Ein-
richtungen der medizinischen Versorgung werden anschließend (Kap. 2.2.) dargestellt. Ab-
schließend wird der Schulungsbedarf bezüglich der Patientenorientierung sowie die zu er-
wartenden Effekte von Trainings diesbezüglich beschrieben (Kap. 2.3).
2.1 Das interprofessionelle Modell der partizipativen Ent-
scheidungsfindung
Der Wandel der Patientenrolle zu mehr Eigenverantwortung und Mitentscheidung erfordert in
Abgrenzung zu dem bislang vorherrschenden paternalistischen Modell (der Arzt entscheidet
alleine) eine neue Interaktionsform, welche den Einbezug der Patienten in die Entschei-
dungsfindung durch eine entsprechende Information, Kommunikation, Koordination und Ko-
operation mit dem Patienten ermöglicht. Das Modell der partizipativen Entscheidungsfindung
wird definiert als ein „Interaktionsprozess mit dem Ziel, unter gleichberechtigter aktiver Betei-
ligung von Patient und Arzt auf Basis geteilter Information zu einer gemeinsam verantworte-
ten Übereinkunft zu kommen“ (Härter, 2004, S. 90). Kennzeichen partizipativer Entschei-
dungsfindung sind (Charles, Gafni & Whelan, 1997; Klemperer, 2006; Rockenbauch &
Schildmann, 2011):
mindestens zwei Teilnehmer,
Informationsaustausch, der in beide Richtungen stattfindet,
es wird alles, für die Entscheidung Relevante besprochen,
beide Partner wissen, welche Optionen bezüglich der Entscheidung bestehen,
beide Partner bringen die Entscheidungskriterien aktiv und gleichberechtigt in den
Abwägungs- und Entscheidungsprozess mit ein,
die Auswahl der Behandlung erfolgt gemeinsam
und die Partner tragen die Verantwortung für die Entscheidung gemeinsam.
Das Modell der partizipativen Entscheidungsfindung wird häufig in Abgrenzung zum pater-
nalistischen Modell als auch zum Informationsmodell beschrieben. Das paternalistische Mo-
16
dell entspricht dem traditionellen Vorgehen, bei dem der Arzt die Behandlung anweist, d.h.
der Arzt ist autonom. Er bewertet vorliegende Informationen, informiert den Patienten, wägt
ab und entscheidet über die Behandlung, dabei bleiben die Wünsche und Präferenzen des
Patienten unberücksichtigt. Der Gegenpol zu dem paternalistischen Modell ist das Informati-
onsmodell. Hier informiert der Arzt den Patienten, der Patient wägt die Vor- und Nachteile
der Optionen alleine ab, entscheidet selbst und trägt auch die Verantwortung für die Ent-
scheidung alleine. Dies setzt einen sehr aktiven, informierten und kompetenten Patienten
voraus. Zwischen diesen beiden Extremen gibt es die Mischform der partizipativen Entschei-
dungsfindung (PEF). Hier treffen Arzt und Patient als gleichberechtigte Partner die Entschei-
dung gemeinsam und teilen auch die Verantwortung für die Entscheidung. Der Arzt gilt dabei
als „Experte bezüglich des medizinischen Fachwissens“ und der Patient ist „Experte bezüg-
lich seiner persönlichen Wünsche und Bedürfnisse“ (Makoul & Clayman, 2006; Rockenbauch
& Schildmann, 2011).
Das Vorgehen gemäß dem Modell der partizipativen Entscheidungsfindung kann die Arzt-
Patient-Interaktionen erleichtern und Schwierigkeiten in der Arzt-Patient-Interaktion reduzie-
ren (Bieber, Ringel, Blumenstiel & Eich, 2006). Zudem kann eine Beteiligung an Behand-
lungsentscheidungen die Akzeptanz, Compliance, Zufriedenheit und den Behandlungserfolg
verbessern (Loh & Härter, 2005; Scheibler, Janssen & Pfaff, 2003; Faller, 2003). Weitere
Effekte durch die partizipative Entscheidungsfindung sind eine verbesserte Lebensqualität,
ein verbessertes Krankheitsverständnis, eine Zunahme der wahrgenommenen Kontrolle über
die Erkrankung durch den Patienten, ein Rückgang der Beschwerden, eine Verbesserung
der funktionellen Kapazität und eine Verringerung von Ängsten (Scheibler, Schwantes,
Kampmann & Pfaff, 2005; Loh, Simon, Kriston & Härter, 2007a).
Das bisherige Modell der partizipativen Entscheidungsfindung fokussiert die Arzt-Patient-
Dyade, andere für die Behandlung relevante Berufsgruppen (z.B. Pflegekräfte, Psychologen,
Physiotherapeuten etc.) bleiben dabei unberücksichtigt. Neben der Sicht der Ärzte und Pa-
tienten, erscheint es jedoch notwendig, auch die anderen an der medizinischen Behandlung
beteiligten Professionen in den Entscheidungsprozess zu integrieren (Körner, 2009;
Scheibler & Pfaff, 2003). Insbesondere bei der Behandlung von chronischen Erkrankungen
in der medizinischen Rehabilitation, sind alle an der Behandlung beteiligten Berufsgruppen
(Behandler) durch interprofessionelle Ansätze für die partizipative Entscheidungsfindung
mehr als bislang zu berücksichtigen. Lediglich zwei der 15 analysierten PEF-Modelle im Re-
view von Stacey, Légaré, Pouliot, Kryworuchko und Dunn (2010) schlossen zwei verschie-
dene Berufsgruppen mit ein, dabei wurde jedoch auch nur die Entscheidungsfindung zwi-
schen Behandler und Patient beschrieben, aber die Kommunikation, Abstimmung und
Kooperation der Berufsgruppen untereinander im Team wurde nicht erwähnt, d.h. die zehn
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Kernelemente der interprofessionellen Kooperation (1. zwei oder mehr Berufsgruppen
verschiedener Disziplinen, 2. ein gemeinsames Ziel, 3. wechselseitige Zusammenarbeit, 4.
integrative Behandlung, 5. kein Machtgefälle, 6. geteiltes Wissen, 7. Interaktion über die Zeit,
8. geteiltes Rollenverständnis, 9. wechselseitige Abhängigkeit und 10. unterstützende organi-
satorische Bedingungen) blieben weitgehend außer Acht (Stacey et al., 2010). Um die Lücke
zu schließen entwickelte die Arbeitsgruppe um Légaré (2011) auf der Basis eines
Konsensusprozesses ein interprofessionelles Modell der partizipativen Entscheidungsfin-
dung, welches neben der individuellen Ebene (Mikroebene: Behandler-Patient-Interaktion)
auch die Mesoebene (Einfluss der verschiedenen Teammitglieder, den Entscheidungscoach
und die organisatorischen Routinen mit eingeschlossen) und die Makroebene (Gesundheits-
politik, die Organisation, und der soziale Kontext) mit abbildet (Légaré et al., 2011; Stacey, et
al., 2010); doch auch hier werden keine Aussagen darüber getroffen, wie die verschiedenen
Berufsgruppen zusammenkommen, um im Entscheidungsfindungsprozess gemeinsam mit-
zuwirken. Das interprofessionelle PEF-Modell, welches auf der Basis der internen und exter-
nen Patientenorientierung (Körner, 2009) entwickelt wurde, berücksichtigt ebenfalls die drei
verschiedenen Entscheidungsebenen, wobei es sich schwerpunktmäßig auf die Behandler-
Patient-Interaktion (externe Partizipation) und die Teaminteraktion (interne Partizipation)
konzentriert. Eine Erweiterung des Modells fand bezüglich der Akteure (Behandler), der
Team- und Klinikeben, der Art der Entscheidungssituationen sowie der Partizipationsform
statt (s. Tab. 1).
Die charakteristischen Merkmale der partizipativen Entscheidungsfindung (Vorhandensein
von Wahloptionen bzw. mehreren Behandlungsmöglichkeiten, mindestens zwei Teilnehmer,
gleichberechtigter und aktiver Abwägungs- und Entscheidungsprozess, gemeinsam getra-
gene Verantwortung) können von der Arzt-Patient-Beziehung auf Entscheidungssituationen,
die Behandler-Patient, Behandler-Behandler und/oder das Rehabilitations-/Behandlungs-
team betreffen, übertragen werden. Der Aufbau einer Beziehung und die Vermittlung von
Informationen sowie das Treffen von Behandlungsentscheidungen sind auch in den Gesprä-
chen anderer Gesundheitsberufe (Behandler) zentral. Ferner kann zwischen den Behandlern
im Rehabilitationsteam eine Informationsvermittlung, eine Abstimmung der Ziele und eine
gemeinsame Entscheidungsfindung notwendig sein, um einen ganzheitlich orientierten, in-
terdisziplinär aufeinander abgestimmten Behandlungsplan zu erzielen (Quinlan & Robertson,
2010; Reeves, Lewin, Espin & Zwarenstein, 2010).
18
Tab. 1 Vergleich des PEF-Modells mit dem interprofessionellen PEF-Modells PEF-Modell Interprofessionelles PEF-Modell
Akteure Arzt, Patient Behandler, Patient
Interaktionsebene Arzt-Patient-Interaktion (Mikro-ebene)
Behandler-Patient-Interaktion (Mikroebene)
Teaminteraktion (Mesoebene)
Klinikebene (Makroebene)
Fokus der Entscheidung Medizinische Entscheidungen Behandlungsentscheidungen aller Art, Organisations-, Teament-scheidungen
Partizipationsform Externe Partizipation Externe und interne Partizipation
2.2 Trainings zur partizipativen Entscheidungsfindung
Um die partizipative Entscheidungsfindung in Einrichtungen zu implementieren sind
Ärzte/Behandlerschulungen, Patientenschulungen als auch Entscheidungshilfen (Decision-
Aids) einsetzbar (Haywood, Marshall & Fitzpatrick, 2006; Reuter, Loh & Härter, 2009). Ärzte-
bzw. Behandlertrainings sind die bevorzugte Strategie (Härter, 2004; Reuter et al, 2009).
Eine Übersicht zu Trainingsprogrammen zur partizipativen Entscheidungsfindung gibt das
aktuell erschienene Review von Légaré, Politi, Drolet, Desroches, Stacey, Bekker und the
SDM CPD team (2012) und ist im Internet auf der Homepage der kanadischen Universität
Laval (http://decision.chaire.fmed.ulaval.ca) zu finden. Insgesamt sind zwischen 1996 und
2011 in 14 Ländern und 10 Sprachen 54Trainingsprogramme entwickelt worden (Légaré et
al., 2012). Die meisten davon wurden für Ärzte und medizinische Entscheidungen in der
Arzt-Patient Interaktion entwickelt (Bieber et al., 2007; Haywood, Marshall & Fitzpatrick,
2006; Légaré et al, 2010, 2012; Loh, Simon, Wills, Kriston, Niebling & Härter, 2007b; Towle
& Godolphin, 2009). Interprofessionelle Aspekte, wie zum Beispiel die patientenorientierte
Kommunikation, Koordination und Kooperation im Team fehlen bislang in den Trainings
(Stacey et al., 2010).
Ein deutschsprachiges Training, welches für Ärzte bei der Behandlung von Depression, Dia-
betes mellitus, Hypertonie und onkologische Erkrankungen entwickelt wurde, ist von Bieber
et al. (2007). Es besteht aus einem Modul A: Einführung in die partizipative Entscheidungs-
findung, Modul B: Patientenzentrierte Kommunikation und Modul C: Umsetzung bei beispiel-
haften Indikationen wie Depression, Diabetes mellitus, Hypertonie oder onkologische Er-
krankungen (Bieber et al., 2007). Durch das Training konnte eine verbesserte Zufriedenheit
bei Patienten und Ärzten erzielt werden. Die Ärzte beurteilten den Umgang mit den Patienten
nach der Schulung als weniger anstrengend (Bieber, Müller, Blumenstiel, Richter, Hochleh-
nert, Wilke & Eich, 2005). Des Weiteren gaben die Ärzte nach dem Training an, weniger
19
Interaktionsschwierigkeiten zu haben und die von diesen Ärzten behandelten Patienten be-
werteten die Interaktionsqualität im Vergleich zu einer Informationsgruppe (Kontrollgruppe)
signifikant besser (Bieber et al., 2006).
Ein Trainingsprogramm für Pflegekräfte in Kanada entwickelten Stacey, Murray, Légaré,
Dunn, Menard, und O´Connor (2008). Dieses wird sowohl in der Ausbildung der Pflegekräfte,
als auch für bereits ausgebildete Pflegekräfte in Form eines Online-Tutorials und Workshops
eingesetzt. Das Training dient dazu die Pflegekräfte als Entscheidungscoach auszubilden,
d.h. sie werden befähigt schwierige Entscheidungssituationen und/oder Entscheidungskon-
flikte der Patienten zu erkennen und den Patienten im Entscheidungsfindungsprozess aktiv
zu unterstützen (Stacey et al., 2008). Ebenfalls ein Trainingsprogramm für Pflegekräfte, ent-
stand in der spanischen Arbeitsgruppe Arranz, Ulla, Ramos, del Rincón und Lopez-Fando
(2005), welches aus sieben Modulen besteht (18 Stunden in einer Woche). Hier werden nicht
spezifisch die PEF-Kompetenzen geschult, sondern die Beratungs-,Kommunikations- und
Problemlösekompetenzen sowie auch die Teamkompetenzen.
Für die Rehabilitation entwickelte die Arbeitsgruppe um Doering (2006) ein Ärzteschulungs-
programm für die medizinische Rehabilitation, welches als Grundlage für eine Reha-Mitar-
beiterschulung zur Verbesserung der partizipativen Entscheidungsfindung diente (Doering,
Petrynowski, Schmidt & Matschewsky, 2006). In der dazu gebildeten Experten-Fokusgruppe
zeigte sich ein hoher Konsens bezüglich der Schulungsinhalte. Kommunikation, die partner-
schaftliche Entscheidungsfindung und die Ablaufplanung wurden als die drei wichtigsten
Schulungsinhalte herausgearbeitet. Bezüglich der Methoden wurden die praktischen Trai-
nings z.B. mit Rollenspielen am häufigsten (58%) genannt (Doering et al., 2006). Entspre-
chend dieser Vorgaben wurde ein Training entwickelt, mit dem die Mehrheit der geschulten
Mitarbeiter zufrieden war. Als Fazit wurde festgehalten, dass es unverzichtbar ist, in der me-
dizinischen Rehabilitation das gesamte medizinische Personal, das Kontakt zu den Patienten
hat, in eine Schulung zur partizipativen Entscheidungsfindung zu integrieren (Doering et al.,
2006). Auch Scheibler und Pfaff (2003) betonen, dass Studien zur partizipativen Entschei-
dungsfindung andere professionelle Berufsgruppen im medizinischen Kontext über die Arzt-
Patient-Interaktion hinaus stärker berücksichtigen sollten. Dabei sollte der Frage nachge-
gangen werden, wie sich die Interaktionen im System, z.B. im Behandlungsteam, auf aus-
gewählte Ergebniskriterien auswirken.
20
2.3 Schulungsbedarf und erwartete Effekte
Die Patienten fordern an den Entscheidungsprozessen bezüglich ihrer Behandlung beteiligt
zu werden (Niebling & Fließgarten, 2009; Schmid, Petrynowski, Matschewsky & Doering,
2006). Studien zeigen, dass derzeit etwa ein Drittel (McKinstrey, 2000) bis die Hälfte der Pa-
tienten in Entscheidungsprozesse mit einbezogen werden möchten (Neuderth, Steinbüchel,
Schowalter, Richard, Störk, Angermann & Faller, 2006). Die Tendenz ist steigend, d.h. für
die Zukunft wird ein Trend in Richtung Partizipativer Entscheidungsfindung prognostiziert
(BMJ-Internetbefragung, 1999, zit. nach Scheibler, Janssen & Pfaff, 2003). Eine Vielzahl an
Patienten wünschen mehr als bislang praktiziert an Entscheidungen beteiligt zu werden
(Dierks & Seidel, 2005). Neben diesem Schulungsbedarf bezüglich der partizipativen Ent-
scheidungsfindung (externen Partizipation) wünschen sich Mitarbeiter in Rehabilitationsein-
richtungen auch Trainings zur Verbesserung der internen Partizipation bzw. Teamarbeit
(Körner, 2006; Matschewsky, Schmidt, Doering, Steuernagel, Niederstadt & Hübner, 2006).
Nahezu die Hälfte der Beschäftigten (48%) in den Teams der stationären medizinischen Re-
habilitation konstatiert einen hohen Schulungsbedarf bezüglich der Kommunikation und Ab-
stimmung zwischen den verschiedenen Disziplinen im Behandlungsteam. Jeweils ein Drittel
der Mitarbeiter sieht Optimierungsbedarf hinsichtlich der Organisation der Arbeitsabläufe und
der Mitsprachemöglichkeiten und Entscheidungsbefugnisse (Körner, 2006) – also für die
Aspekte, welche für den Aufbau einer internen Patientenorientierung zentral sind.
Es kann davon ausgegangen werden, dass Behandler, die in den Grundsätzen der partizipa-
tiven Entscheidungsfindung und Kommunikation geschult werden, über Fähigkeiten und Fer-
tigkeiten verfügen, welche die Interaktion sowohl mit den Patienten (externe Partizipation) als
auch mit den Mitarbeitern (interne Partizipation) in der Rehabilitationseinrichtung verbessern,
woraus wiederum positive Effekte für den Behandlungserfolg resultieren (Faller, 2003; Loh et
al., 2007a; Scheibler et al., 2003).
Studien belegen die Wirksamkeit der Ärztetrainings zur partizipativen Entscheidungsfindung
im ambulanten und stationären Akutsektor für verschiedene Erkrankungen (Bieber et al.,
2005; Loh, Meier, Simon, Hänselmann, Jahn, Niebling & Härter, M., 2004; Müller, Richter,
Bieber, Blumenstil, Wilke, Hochlehnert & Eich, 2004). Für die medizinische Rehabilitation
liegt derzeit lediglich ein Schulungsprogramm zur partizipativen Entscheidungsfindung vor
(Matschewsky et al., 2006), welches sich insbesondere auf die Arzt-Patient-Interaktion (ex-
terne Partizipation) konzentriert. Auch beachtet dieses die Vermittlung von kommunikativen
Fertigkeiten, die Ärzte/Bezugstherapeuten befähigen, mehr als bisher auf die Bedürfnisse
der Patienten einzugehen, die Präferenzen der Patienten zu ermitteln und ihnen durch In-
formationsvermittlung die Möglichkeit zu geben, sich an Entscheidungen zu beteiligen. Die
21
Interaktionen des medizinischen Personals mit dem Behandlungsteam, welche ein zentraler
Bestandteil der medizinischen Rehabilitation sind, bleiben dabei unberücksichtigt. Das Pro-
gramm wurde bislang lediglich in einer Einrichtung an einer kleinen Stichprobe (38 Mitarbei-
ter) getestet und ist auch nicht veröffentlicht, da es speziell für diese Klinik entwickelt wurde.
Ansonsten existieren derzeit keine Effektivitätsstudien zu Behandlerschulungen bezüglich
der partizipativen Entscheidungsfindung in der medizinischen Rehabilitation.
23
3 Ziele und Fragestellungen
Ziel der vorliegenden Studie ist die Entwicklung (Pilotstudie) und die Evaluation (Hauptstu-
die) eines interprofessionellen Trainingsprogramms zur partizipativen Entscheidungsfindung
in der medizinischen Rehabilitation, welches sowohl die Partizipation der Rehabilitanden
(externe Partizipation) als auch der Mitarbeiter/Behandler (interne Partizipation) bei der Re-
habilitationsbehandlung erhöht. Bisherige Schulungsprogramme berücksichtigten lediglich
die Patientenpartizipation (externe Partizipation) und lassen die Mitarbeiterpartizipation (in-
terne Partizipation) außen vor.
Für die partizipative Entscheidungsfindung in der medizinischen Rehabilitation gelten die
folgenden Besonderheiten:
Die partizipative Entscheidungsfindung betrifft neben dem Arzt-Patient-Gespräch auch das
multidisziplinäre Behandlungsteam (medizinisches Personal, das an der Behandlung beteiligt
ist).
Die Behandler des Rehabilitationsteams sollen neben dem Arzt und dem Patienten
auch in die Entscheidungen bezüglich der Behandlung mit einbezogen werden, da
sie Wissen und Informationen bereitstellen können, welches die Entscheidungsqua-
lität erhöht.
Der Arzt steuert dabei den Prozess des Informationsaustausches und der Entschei-
dungsfindung sowohl in den Gesprächen mit den Patienten als auch im Behand-
lungs-/Rehabilitationsteam.
Die partizipative Führung ermöglicht die Partizipation der Behandler im Team.
Behandlungsentscheidungen, welche in Abstimmung mit dem Patienten (externe Pa-
tientenorientierung) und dem Behandlungsteam (interne Patientenorientierung) ge-
troffen werden, werden von allen stärker akzeptiert und konsequenter umgesetzt.
Es wird davon ausgegangen, dass eine Rehabilitationsbehandlung nach den Grundsätzen
der partizipativen Entscheidungsfindung über die stärkere Partizipation der Patien-
ten/Rehabilitanden und Mitarbeiter zu einer höheren Akzeptanz der Behandlung, besseren
Behandlungsergebnissen und mehr Zufriedenheit bei den Rehabilitanden und den Mitarbei-
tern im Behandlungsteam führt.
24
Die Hauptfragestellung zielt auf die externe Patientenorientierung und lautet:
(1) Erhöht das Training zur partizipativen Entscheidungsfindung in der medizinischen
Rehabilitation die Partizipation der Rehabilitanden in den persönlichen Gesprächen
mit den Behandlern (externe Partizipation)?
Die zweite zentrale Fragestellung bezieht sich auf die interne Patientenorientierung
und lautet:
(2) Erhöht das Training zur partizipativen Entscheidungsfindung in der medizinischen
Rehabilitation die Partizipation der Mitarbeiter bei Entscheidungen im Reha-Team
(interne Partizipation)?
Daneben werden die folgenden Fragestellungen untersucht:
(3) Gibt es einen Zusammenhang zwischen der internen und externen Partizipation?
(4) Verbessert sich durch eine stärkere externe und/oder interne Partizipation die
Mitarbeiterzufriedenheit?
(5) Werden durch die stärkere Partizipation der Patienten die Behandlungsakzeptanz
und die Zufriedenheit der Patienten verbessert?
(6) Können durch die interne, externe Partizipation und die Zufriedenheit mit der
Entscheidung, die Compliance, die Behandlungsakzeptanz sowie die Patientenzu-
friedenheit vorhergesagt werden?
Zur Einführung der partizipativen Entscheidungsfindung in die Rehabilitationsbehandlung
und eine entsprechende Konzeption der Schulung bzw. Adaptation der bisherigen Schu-
lungsinhalte an die Erfordernisse der medizinischen Rehabilitation ist es zunächst erforder-
lich, die Präferenzen der Patienten, Ärzte und Bezugstherapeuten sowie die organisations-
bedingten Rahmenbedingungen der Einrichtungen zu erfassen.
Dabei werden in der Pilotstudie die folgenden Fragestellungen untersucht:
Welche Bedürfnisse/Präferenzen haben die Patienten im Hinblick auf Informationen
zur Behandlung und bezüglich der Partizipation bei der Entscheidungsfindung?
Welche Wünsche äußern die Ärzte und Bezugstherapeuten bezüglich der Partizipati-
ven Entscheidungsfindung?
Welche organisationsbedingten Faktoren sind für die Umsetzung der Partizipativen
Entscheidungsfindung in den Arzt/Bezugstherapeut-Patienten-Gesprächen und im
Behandlungsteam zu berücksichtigen?
25
4 Projektverlauf
Das Projekt gliedert sich in zwei Phasen (Pilot- und Hauptstudie).
I. Pilotstudie:
Fokusgruppen: August 2008
Expertenbefragung 1: November/Dezember 2008
Expertenbefragung 2: Januar/Februar 2009
II. Hauptstudie:
Patientenbefragung
t1: April bis September 2009
t2: Juni bis September 2010
t3: März bis August 2011
Mitarbeiterbefragung
t1: Mai bis September 2009
t2: Juli bis November 2010
26
Abb. 2 Der Ablauf des Projektes
Pilotstudie
Hauptstudie Parallelisierung der Kliniken nach Indikationsgebiet und Klinikgröße (Matched Groups)
Interventionsgruppe (6 Kliniken) (Warte)Kontrollgruppe (6 Kliniken)
Rehabilitanden
Führungskräfte & Mitarbeiter
der Reha‐Teams
Rehabilitanden
Training der Multiplikatoren durch Projektteam
Training der Mitarbeiter durch die Multiplikatoren
Rehabilitanden Rehabilitanden
Führungskräfte & Mitarbeiter
der Reha‐Teams
Führungskräfte & Mitarbeiter
der Reha‐Teams
Rehabilitanden Rehabilitanden
Messzeit‐
punkte
t₁
t₂
t3
Führungskräfte & Mitarbeiter
der Reha‐Teams
27
5 Pilotstudie
Zur Entwicklung des Trainingsprogramms wurde in einer Querschnittstudie mittels Fokus-
gruppen und Expertenbefragung (Kap. 5.1) die Wünsche und Bedürfnisse der Behandler und
Patienten erhoben und basierend auf den Ergebnissen ein Trainingsprogramm konzipiert
(Kap. 5.2).
5.1 Design und Forschungsmethodik der Pilotstudie
Die Pilotstudie gliederte sich dabei in eine Befragung der Patienten (Fokusgruppen: Kap.
5.1.1) und eine Expertenbefragung (zweistufige Befragung: Kap. 5.1.2) in der medizinischen
Rehabilitation.
5.1.1 Fokusgruppen
Für die Durchführung der Fokusgruppen wurde ein semistrukturierter Fragenkatalog erstellt
und eine Dauer von maximal zwei Stunden in den Kliniken festgelegt. Nach einer Warm-
up/Eröffnungsphase wurden die Rehabilitanden mittels einer Punktabfrage gebeten Stellung
dazu zu beziehen, wie Sie Ihre bisherigen Erfahrungen bezüglich der partizipativen Ent-
scheidungsfindung einschätzen, d.h. inwiefern sie von den Behandlern in Entscheidungen
einbezogen wurden (Skala 0=Arzt entscheidet alleine bis 10=Patient entscheidet alleine) und
welches Ausmaß an Beteiligung Sie sich wünschen würden.
Die Fragen bezogen sich insbesondere auf die folgenden Themenschwerpunkte: Informa-
tion, Kommunikation, Entscheidung, tragfähige Therapeuten-Patienten-Beziehung, andere
Berufsgruppen – Kommunikation/Information im Team und Konsequenzen von PEF.
Rekrutiert wurden die Patienten durch einen Ansprechpartner (Arzt/Psychologe) der jeweili-
gen Rehabilitationseinrichtung. Die Stichprobe sollte dabei möglichst repräsentativ für die
Belegung der Klinik sein. Desweiteren waren Patienten verschiedener Altersgruppen und
eine Gleichverteilung nach Geschlecht gewünscht. Die Teilnahme war für die Patienten frei-
willig.
Nach dem Transkribieren der Diskussionen in den Fokusgruppen, fand eine Inhaltsanalyse
nach Mayring (2010) statt. Hierzu wurde das Programm MAXQdA verwendet. Dabei wurde
eine induktive Kategorienbildung verwendet, d.h. es wurden anhand des Textmaterials Kate-
gorien gebildet, indem Textabschnitte inhaltlich zusammenfasst wurden und unwichtige
28
Textelemente solange gestrichen wurden bis Kategorien des gewünschten Abstraktionsni-
veaus erhält.
5.1.2 Experteninterviews
Für die Erfassung der Expertenmeinung wurde eine schriftliche zweistufige Expertenbefra-
gung konzipiert, welche in der ersten Befragungsrunde die Wichtigkeit (1=gar nicht wichtig
bis 6=sehr wichtig) und Kompetenzen (1=fällt mir sehr leicht bis 6=fällt mir sehr schwer) be-
züglich verschiedener Themenaspekte der Interaktionskompetenzen sowie der internen und
externen Partizipation in der Rehabilitationseinrichtung erfasste. In der zweiten Befragungs-
runde wurden dann basierend auf den Ergebnissen der ersten Befragung gezielter die wich-
tigsten Themenaspekte nochmals mit einer anderen Skalierung (1= wichtig bis 6= unver-
zichtbar) abgefragt. Zusätzlich wurde in der ersten Befragungsrunde mit sieben fünfstufigen
Items (1= trifft nie zu bis 5= trifft immer zu) das Führungsverhalten in Entscheidungssituatio-
nen im Team (gemäß der Klassifikation von Tannenbaum und Schmidt, 1958 zitiert nach
Wunderer, 2007) abgefragt und in der zweiten Befragungsrunde mit der identischen Skalie-
rung die Partizipationsstufen: keine Partizipation, Information, Konsultation, Mitwirkung und
Mitbestimmung (in Anlehnung an Antoni, 1990, Heller, 1998, Vroom & Jago, 1995). Pro und
contra der partizipativen Entscheidungsfindung in der Führungssituation (Mitarbeiter-Füh-
rungskraft-Interaktion) als auch Entscheidungssituationen in welchen die partizipative Ent-
scheidungsfindung im Team angewendet werden kann und in welchen nicht, wurde in der
zweiten Befragungsrunde in Form von Freitexten erfasst.
Die Experten (verschiedene Behandler in Führungsfunktionen) in den Rehabilitationskliniken
konnten die Fragebogen wahlweise via Internet oder in Papierform bearbeiten. Es handelte
sich dabei sowohl um offene als auch geschlossene bzw. Rating-Fragen. Die Auswertung
erfolgte deskriptiv-explorativ mittels quantitativer als auch Freitext-Analysen (qualitativ).
5.2 Ergebnisse der Pilotstudie
An der Pilotstudie beteiligten sich vier Kliniken unterschiedlicher Indikationsbereiche:
Klinik 1: Innere Medizin/Onkologie
Klinik 2: Orthopädie/Neurologie/Innere Medizin
Klinik 3: Orthopädie/Innere Medizin/Kardiologie/Angiologie und
Klinik 4: Psychiatrie/Psychosomatik/Sucht
29
In Kap. 5.2.1 werden die Ergebnisse der Fokusgruppen und in Kap. 5.2.2 die Ergebnisse der
Expertenbefragungen berichtet, welche in die Konzeption des Trainingsprogramms (Kap.
5.2.3) eingehen.
5.2.1 Präferenzen und Wünsche der Patienten
In vier Kliniken wurde je eine Fokusgruppe mit jeweils 6 -10 Patienten durchgeführt. Insge-
samt konnten 23 Frauen und 13 Männer für die Pilotstudie gewonnen werden (N = 36). Das
Durchschnittsalter lag bei 57 Jahren (Range: 19-84 Jahre). Die Berufsverteilung war hetero-
gen.
Der von den Patienten gewünschte Partizipationsgrad (M = 6.78, SD = 2.26) unterscheidet
sich signifikant (tabhängig = -4.37, df = 35; p ≤ .001) momentan erlebte (M = 4.84; SD = 3.25).
Differenz ist mit Md = 1.95 (SD = 2.71) und signifikant. Die Rehabilitanden wünschen sich
mehr Beteiligung als sie tatsächlich erhalten.
Die Einschätzungen der momentanen Partizipationsmöglichkeiten der Patienten streuen breit
und sind stark von der Rehabilitationseinrichtung als auch von Patientenmerkmalen abhän-
gig. Patienten in der psychosomatischen Einrichtung berichten gegenüber Patienten in so-
matischen Einrichtungen, stärker in Behandlungsentscheidungen einbezogen zu werden.
Der gewünschte Partizipationsgrad liegt durchschnittlich höher als der momentan erlebte.
Der Wunsch nach mehr Partizipation ist über alle Indikationsbereiche gleichmäßig verteilt,
wobei die meisten Patienten eine gleichberechtigte Rollenverteilung im Sinne des Modells
der Partizipativen Entscheidungsfindung wünschen.
Zu den zehn häufigsten Kategorien bezüglich der Bedürfnisse, Wünsche und Präferenzen
der Patienten gehören in absteigender Reihenfolge folgende Kategorien:
1. Zeit (n = 29)
2. Wertschätzung/Ernst genommen werden (n = 28)
3. Wunsch nach Partizipation (n = 21)
4. Auf speziellen medizinischen Fall eingehen (n = 20)
5. Vertrauen (n=20)
6. Fachwissen (n=20)
7. Erklärungen (n=19)
8. Als Individuum behandelt werden (n=19)
30
9. Kooperation mit Kollegen (n = 19)
10. Grenzen des eigenen Wissens eingestehen (n = 18)
Auf dem ersten Rangplatz findet sich der Wunsch nach mehr Zeit mit dem jeweiligen Be-
handler. Die Patienten beklagen einen Zeitmangel der Behandler, speziell der Ärzte.
Weiterhin äußern sie einen Mangel an Wertschätzung und darin vom Behandler ernst ge-
nommen zu werden. Patienten haben in den Fokusgruppen mehrfach berichtet, dass sie ein
Anliegen mehrmals vorbringen mussten, bis der jeweilige Behandler reagiert hat.
An dritter Stelle findet sich bereits die Kategorie Wunsch nach Partizipation. In allen vier
Fokusgruppen äußerten die Patienten einen Wunsch nach mehr Mitbestimmung bei Behand-
lungsentscheidungen. Eine ausführliche Informationsvermittlung wurde dabei als Grundlage
für Partizipative Entscheidungsfindung genannt.
Ein Eingehen auf den speziellen medizinischen Fall wurde an vierter Stelle genannt. Pa-
tienten äußern hierzu, dass die Behandler sich gar nicht ihren speziellen Fall ansehen, son-
dern „nach Schema F“ behandeln.
Vertrauen war ein häufig genannter Wunsch. Dies ist jedoch nicht im Sinne eines blinden
Vertrauens zu verstehen, sondern Patienten wünschen sich, dass der Behandler sich seine
Grenzen klar eingesteht und ggf. auf einen anderen Behandler weiter verweist. Der Wunsch
nach Vertrauen ist also keinesfalls mit einem paternalistischen Arztverständnis gleichzuset-
zen, sondern mit einer gegenseitigen Haltung des Respekts zwischen Behandler und Pa-
tient, die auch beinhaltet, dass der Behandler dem Patienten nichts verschweigt.
Eine weitere häufige Nennung war der Wunsch nach Fachwissen. Generell kann man sa-
gen, dass die meisten Patienten mit ihrer medizinisch-technischen Versorgung zufrieden
sind.
Patienten wünschten sich darüber hinaus Erklärungen, wobei betont wurde, dass sie diese
gern in einem persönlichen Gespräch mit ihrem Behandler erhalten würden und dass sie
speziell auf sie zugeschnitten sein müssten. Dabei sollten die Erklärungen verständlich sein,
dazu gehören auch allgemeinverständliche Formulierungen und Angaben von Risiken. Spe-
ziell bei den Angaben zu Risiken wurde angemerkt, dass Formulierungen ähnlich wie denen
in Beipackzetteln (z.B. Nebenwirkungen treten häufig, d.h. bei einem von 10 Behandelten
auf) hilfreich sein könnten. Eine undifferenzierte Wiedergabe, welche Risiken und Nebenwir-
kungen auftreten könnten, würde lediglich verunsichern und keinen Informationsgehalt bein-
halten. Die Angaben zum Wunsch nach schriftlichem Informationsmaterial waren uneinheit-
lich. Manche Patienten sprachen sich für schriftliches Informationsmaterial aus, da es eine
31
zusätzliche „Gedankenstütze“ nach einem Behandlungsgespräch darstellen kann. Die Ge-
samtheit der Patienten verwies aber darauf, dass schriftliches Informationsmaterial das per-
sönliche Gespräch nicht ersetzen kann und sollte.
Unter dem Punkt „als Individuum behandelt werden“ verstehen die Patienten, dass auch
ihr persönlicher Hintergrund berücksichtigt und thematisiert wird. Hierzu gehören Fragen zu
Familien, Beruf und Freizeitaktivitäten. Die nächsten beiden Punkte wurden z.T. schon an-
gesprochen.
Die Patienten wünschen sich eine bessere Kooperation der Fachkollegen, auch über die
Rehabilitationsklinik hinaus.
Damit verknüpft ist der Wunsch, dass vor allem Mediziner die Grenzen des eigenen Wis-
sens eingestehen und dann ggf. an einen Kollegen weiter verweisen.
Moderierende Faktoren beim Wunsch nach Partizipation und den Bedürfnissen und Präfe-
renzen der Patienten waren: Alter, Geschlecht, Indikation, Bildung und „Erfahrung im medi-
zinischen Setting“ (Krankheitsdauer). Jüngere Patienten waren fordernder in ihrem Wunsch
nach Partizipation. Auch sie sahen die Rolle des Behandlers kritischer als ältere Patienten.
Ältere Patienten äußerten häufiger, dass man sich auf die Behandler verlassen müsste, wo-
hingegen jüngere Patienten eher davon ausgingen, sich sehr wohl an ihrer Behandlung und
den entsprechenden Entscheidungen beteiligen zu müssen, auch um ein gewisses Gegen-
gewicht zu den (ökonomischen) Interessen des Behandler darstellen zu können.
In Bezug auf das Geschlecht fanden sich hinsichtlich des Wunsches nach Partizipation keine
Unterschiede. Sie unterschieden sich jedoch in der Wahl persönlicher Themen, die sie gern
mit ihrem Arzt besprochen hätten oder worauf sie gerne von diesem angesprochen werden
wollten. Bei Frauen war dies häufiger der familiäre Hintergrund, Männer thematisierten eher
Beruf und Freizeitaktivitäten, mit denen sie sich identifizierten.
Zwischen den somatischen Indikationen fand sich kein Unterschied bezüglich des Partizipa-
tionswunsches. Lediglich die psychosomatischen Patienten äußerten sich zufriedener über
ihre Partizipationsmöglichkeiten. Psychosomatische Patienten gaben häufiger an, in ihre Be-
handlungsentscheidungen mit einbezogen worden zu sein.
Der Faktor Bildung spielt ebenfalls eine Rolle. Wir konnten jedoch keinen Unterschied hin-
sichtlich des Partizipationsbedürfnisses, wohl aber bei den Möglichkeiten dazu finden. Pati-
enten mit einem höheren Bildungsabschluss gaben häufiger an, sich an Behandlungsent-
32
scheidungen beteiligen zu können und gaben außerdem weniger Beschwerden zum Thema
Wertschätzung/Ernst genommen werden an.
Mit fortschreitender Erfahrung im medizinischen Setting, welche mit einer längeren Krank-
heitsdauer verbunden ist, gaben Patienten einen zunehmenden Partizipationswunsch an. Oft
beschrieben Patienten, dass sie am Anfang nicht in der Lage waren, sich einzubringen, dass
es ihnen aber mit zunehmender Erfahrung ein Anliegen war, mehr Partizipation einzufordern.
Die Patienten wurden auch dazu befragt, wer im Falle eines Konflikts das Entscheidungsvor-
recht hat. Die Antworten gingen mehrheitlich in Richtung Patient, wobei dieser Punkt inner-
halb der Fokusgruppen durchaus kontrovers diskutiert wurde. Letztendlich bestanden auch
wenige Erfahrungen von Seiten der Patienten zu so einem Fall.
Die Patienten unterscheiden klar zwischen den einzelnen Berufsgruppen. Wobei die häu-
figsten negativen Äußerungen in Bezug auf Mediziner und deren Kommunikations- und In-
formationsverhalten fielen. Die Zufriedenheit mit anderen Berufsgruppen war durchweg hö-
her. Die multi- oder interdisziplinäre Zusammenarbeit wurde von den Patienten durchaus
wahrgenommen und positiv bewertet, wenn es um Behandlungsentscheidungen z.B. im
Sinne von Modifikationen des Behandlungsplans ging. Wie der Informationsaustausch inner-
halb des Teams im Rehabilitationsklinikalltag genau ablief, war für die meisten Patienten
jedoch intransparent.
Als eine positive Konsequenz von partizipativer Entscheidungsfindung gaben Patienten eine
höhere Behandlungsmotivation, mehr Eigenverantwortung und eine stärkere Bindung an die
Behandlung an.
5.2.2 Schulungsbedarf der Experten
An der Expertenbefragung beteiligten sich in der ersten Befragungsrunde 34 von 48 Be-
handler in Führungsfunktionen (Rücklauf: 71%). 31 Fragebogen konnten in die Auswertung
eingeschlossen werden (18 Frauen und 13 Männer). Drei Fragebogen mussten ausge-
schlossen werden, da sie die Stichprobenkriterien nicht erfüllten (d.h. nicht unmittelbar an
der Behandlung beteiligte Berufsgruppen, wie z.B. Sekretärinnen). Die Berufsgruppen ver-
teilten sich wie folgt: Zehn Ärzte, vier Psychologen/Psychotherapeuten, sechs Physiothera-
peuten/Sportlehrer/Masseure, sieben Pflegekräfte und vier weitere behandlungsrelevante
Berufsgruppen.
Für die zweite Befragungsrunde konnten noch drei der vier Kliniken gewonnen werden. Eine
Klinik aus dem somatischen Indikationsbereich beteiligte sich aus zeitlichen Gründen nicht
mehr. Die Anzahl der befragten Behandler in Führungspositionen belief sich auf 23, wovon
33
17 antworteten (neun Frauen und acht Männer). Dies entspricht einem Rücklauf von 74%.
Die Berufsgruppen waren wiederum wenn auch in einer geringeren Anzahl alle vertreten
(fünf Ärzte, vier Psychologen/Psychotherapeuten, vier Physiotherapeuten, eine Pflegekraft
und drei weitere behandlungsrelevante Berufsgruppen).
Erste Befragungsrunde
Der partizipative und autonome Führungsstil (M = 3.19 auf einer Skala von 1=trifft nie zu bis
5= trifft immer zu) zeigt sich nur manchmal in den Rehabilitationskliniken. Meistens zeigt sich
der patriarchalische (M = 3.96 auf einer Skala von 1-5), informierende (M = 4.15 auf einer
Skala von 1 - 5) oder konsultative (M = 3.92 auf einer Skala von 1 - 5) Führungsstil. Aufgrund
des überwiegend autoritären, patriarchalischen Führungsverhaltens ist von wenig Partizipa-
tion in Entscheidungssituationen im Behandlungsteam auszugehen.
Sämtliche Schulungsthemen wurden als wichtig bis sehr wichtig eingestuft (Range der Mit-
telwerte: 5 bis 5.74 auf einer Skala von 1 - 6). Als die wichtigsten Schulungsthemen zeigten
sich bei der ersten Expertenbefragung: Vertrauen in die Gesprächspartner aufbauen (M=
5.74) und Konfliktgespräche moderieren (M = 5.74) sowie Gespräche mit schwierigen Pa-
tienten führen (M = 5.61). Bei der Einschätzung der eigenen Kompetenzen stufen die Füh-
rungskräfte diese in allen Bereichen als mittelmäßig bis hoch ein. Im Vergleich zu anderen
Kompetenzen fällt den Führungskräften laut eigenen Angaben eher schwer (Mittelwerte der
Einschätzungen der eigenen Kompetenzen bewegen sich hier im mittleren Bereich auf einer
Skala von 1 - 6), Vertrauen in die Gesprächspartner aufbauen (M = 3.57), Führungsstile und
deren Wirkung kennen (M = 3.62) und mit schwierigen Teammitglieder zu kommunizieren (M
= 3.62). Die Bewertungen der Wichtigkeit und Kompetenzen sind in Tab. 2 für alle abgefrag-
ten Schulungsthemen dargestellt. Aufgrund der Deckeneffekte war es schwierig die Themen
zu priorisieren.
Für die Priorisierung der Schulungsthemen wurde die Einschätzung der Wichtigkeit mit der
Bewertung der Kompetenzen multipliziert. Hier ergab sich die folgende Rangfolge für die fünf
wichtigsten Schulungsthemen mit den geringsten Kompetenzen: 1. Kritikgespräche moderie-
ren, 2. Mit schwierigen Teammitgliedern kommunizieren, 3. Konfliktgespräche moderieren, 4.
Delegieren an Mitarbeiter und 5. Teamprozesse moderieren.
34
Tab. 2 Wichtigkeit und Selbsteinschätzung der Kompetenzen für die 30 abgefragten
potentiellen Schulungsthemen (Expertenbefragung; N = 31) (entnommen aus: Körner,
Ehrhardt, Steger, 2011)
Schulungsinhalte/-themen Wichtigkeit1) Selbst-
einschätzung
der Kompetenz2)
M (SD) M (SD)
Allgemeine Interaktionskompetenzen
Vertrauen zum Gesprächspartner aufbauen 5.74 (0.51) 1.87 (0.72)
Konflikte in der Entscheidungsfindung besprechen 5.53 (0.68) 2.50 (0.82)
Techniken der Gesprächsführung 5.43 (0.77) 2.63 (1.07)
Grundlagen der Kommunikation/ Kommunikationsmodelle 5.21 (0.77) 2.79 (0.98)
Techniken zur Entscheidungsfindung 5.00 (1.07) 3.17 (0.85)
Körpersprache und nonverbale Kommunikation 4.52 (1.09) 2.90 (1.01)
Externe Partizipation
Wahrnehmen des Patienten als Individuum 5.74 (0.51) 1.55 (0.62)
Gespräche mit schwierigen Patienten führen 5.61 (0.67) 2.77 (1.09)
Wahrnehmen der Erwartungen des Patienten an das Team 5.39 (0.62) 2.32 (0.65)
Fallstricke in der Behandler-Patient-Interaktion umgehen 5.36 (0.71) 2.92 (0.89)
Gemeinsam mit Patienten Ziele vereinbaren 5.35 (0.88) 2.19 (0.83)
PEF mit dem Patienten umsetzen 5.34 (0.67) 2.24 (0.87)
Gemeinsam mit Patienten Handlungspläne entwerfen 5.33 (0.66) 2.30 (0.75)
Folgevereinbarungen mit dem Patienten treffen 5.27 (0.83) 2.27 (0.83)
Herausfinden, ob und wie der Patient an der Entscheidung partizipieren möchte 5.20 (0.63) 2.60 (0.70)
35
Fortsetzung Tab. 2 Wichtigkeit und Selbsteinschätzung der Kompetenzen für die 30 abge-
fragten potentiellen Schulungsthemen (Expertenbefragung. N=31) (entnommen aus:
Körner et al., 2011)
Schulungsinhalte/-themen Wichtigkeit1) Selbst-
einschätzung
der Kompetenz2)
M (SD) M (SD)
Interne Partizipation
Kommunizieren und kooperieren im interdisziplinären Team 5.50 (0.63) 2.53 (0,97)
Mit schwierigen Teammitgliedern kommunizieren 5.48 (0.64) 3.38 (1,27)
Methoden zur Motivation von Mitarbeitern anwenden 5.48 (0.62) 2.87 (0.96)
Kritikgespräche führen 5.47 (0.73) 3.43 (1.18)
Delegieren an Mitarbeiter 5.47 (0.68) 3.00 (1.16)
Verantwortung als Führungskraft übernehmen 5.45 (0.72) 2.23 (1.06)
Partizipative Entscheidungsfindung im Team umsetzen 5.43 (0.63) 2.53 (1.08)
Konfliktgespräche moderieren 5.38 (0.90) 3.38 (1.18)
Ziele mit Mitarbeitern vereinbaren 5.30 (0.84) 2.87 (1.20)
Gemeinsam mit dem Team Handlungspläne entwerfen 5.28 (0.80) 2.62 (0.98)
Die Rolle als Führungskraft speziell bei Ent-scheidungsprozessen im Team ausüben 5.23 (0.96) 2.55 (1.12)
Führungsstile 5.17 (0.87) 2.90 (1.21)
Teamprozesse moderieren 5.14 (1.21) 3.14 (1.21)
Verschiedene Berufsgruppen bei Entscheidungen mit beteiligen 5.07 (1.11) 2.32 (0.72)
Legende: M = Mittelwert, SD = Standardabweichung; 1)Wichtigkeit (1 = gar nicht wichtig bis 6= sehr wichtig); 2)Selbsteinschätzung (1 = fällt mir sehr leicht bis 6 = fällt mir sehr schwer)
Zweite Befragungsrunde
In der zweiten Befragungsrunde wurden vertiefend die Partizipationsstufen (1 = keine Parti-
zipation, 2 = Information, 3 = Konsultation, 4 = Mitwirkung, 5 = Mitbestimmung) jeweils auf
einer Skala von 1 (trifft nie zu) bis 5 (trifft häufig zu) gemessen. Dabei zeigten sich insbeson-
dere die Konsultation (M = 4.25 auf einer Skala von 1 - 5) und Mitwirkung (M = 4 auf einer
Skala von 1-5) als die dominierenden Partizipationsstufen. Außerdem wird von den Befrag-
ten in den offenen Antwortfeldern die Kontextabhängigkeit betont, d.h. dass der Grad der
Partizipation maßgeblich vom Gegenstand der Entscheidung abhängt.
36
Bei der zweiten Befragungsrunde wurden die 14 wichtigsten Aspekte mit den geringsten
Kompetenzen nochmals mit einer Skala von 1 = wichtig bis 5 = unverzichtbar abgefragt. Die
Rangfolge der fünf wichtigsten Themen veränderte sich hierbei (s. Abb. 3).Die ersten drei
Inhalte verändern lediglich die Reihenfolge, an vierter und fünfter Stelle stehen Techniken
der Gesprächsführung und Entscheidungsfindung im Team. An sechster Stelle kommt dann
die Moderation von Teamprozessen (in der ersten Befragungsrunde an fünfter Stelle). Doch
auch hier bewegten sich alle abgefragten Schulungsinhalte in einem Bereich von 2.5 bis 3.4.
Abb. 3 Wichtigkeit der Schulungsinhalte (zweite Runde der Expertenbefragung)
Die Führungskräfte betonen, dass die Kontexte/Situationen bestimmen, ob eine partizipative
Entscheidungsfindung zum Einsatz kommen kann oder nicht. Eine Freitextanalyse ergab die
folgenden Entscheidungssituationen (absteigend sortiert nach der Häufigkeit der Nennungen
(n = 14 bis n = 4)), in denen die befragten Experten partizipative Entscheidungsfindung für
die Führungskraft-Mitarbeiter-Interaktion bzw. Team-Interaktion für geeignet halten:
Personalplanung (Dienstplan, Urlaub…) (n = 14)
Therapiegestaltung (z.B. Therapiefähigkeit, -methoden, Behandlungskonzept,
Therapiedichte, Therapieziele, Therapieverlauf) (n = 12)
Aufgabenverteilung (n = 5)
Interdisziplinäre Zusammenarbeit/Teamarbeit (n = 5)
Arbeitsabläufe (n = 4)
Wichtigkeit der Schulungsinhalte (Mittelwert)
1 2 3 4 5 6
Delegieren an Mitarbeiter
Grundlagen der Kommunikation / Kommunikationsmodelle anwenden
Führungsstile und deren Wirkung kennen
Beteiligung von itarbeitern an Entscheidungen
Methoden zur Motivation von Mitarbeitern anwenden
Ziele mit Mitarbeitern vereinbaren
Besonderheiten der interdisziplinären Zusammenarbeit
Moderieren von Team-/Gruppenprozessen
Techniken zur Entscheidungsfindung im Team anwenden
Techniken der Gesprächsführung (z.B. aktives Zuhören, konstruktivesFeedback, Fragetechniken)
Konfliktegespräche im Team moderieren
Kritikgespräche mit Mitarbeitern / Team führen
Mit schwierigen Teammitgliedern kommunizieren
1=wichtig bis 6=unverzichtbar
37
Organisatorische Änderungen (n = 4)
Persönliche Betroffenheit des Mitarbeiters (n = 4)
Die Führungskräfte betrachten die partizipative Entscheidungsfindung als Interaktionsmodell
in der Führungskraft-Mitarbeiter-Interaktion bei den nachfolgenden Aufgaben und Kontext-
bedingungen als nicht geeignet:
bei fehlenden Handlungsalternativen (n = 7)
Konsens nicht erreichbar (n = 7)
finanzielle Entscheidungen / Investitionen (n = 4)
fehlender Weitblick/Kompetenz der MA (n = 3)
Patientenversorgung erfordert rasche Entscheidungen o. Patientenwohl leidet (n= 3)
Delegation und Aufgabenverteilung (n = 3)
disziplinarische Maßnahmen (n = 2)
wenn Vereinbarungen nicht eingehalten wurden (n = 2)
bei zu wenig Zeit (n = 2)
zum Teil bei organisatorischen Entscheidungen (n = 2)
Als Argumente für die partizipative Entscheidungsfindung im Team wurden von dem Exper-
ten genannt:
Besseres Commitment der Mitarbeiter
Akzeptanz und Wertschätzung der Entscheidungen und Ziele
Höhere Motivation, mehr Engagement, mehr Leistung
Höhere Identifikation mit Team und Betrieb
Stärkung der gemeinsamen und Eigenverantwortung
Mehr Transparenz und Verständnis
Besserer (interdisziplinärer) Erfahrungs- und Informationsaustausch
Weniger Konflikte, besseres Teamklima
Höhere Arbeitszufriedenheit
Lerneffekte für Team / Weiterentwicklung der Mitarbeiter
38
Gegen die partizipative Entscheidungsfindung im Team wurden die folgenden Argumente
aufgezählt:
Zeitmangel, Zeitdruck,
Konsens nicht erreichbar,
Informations-, Wissenstand des Teams nicht ausreichend,
Vorgaben der Geschäftsführung,
Parteienbildung
Insbesondere der Zeitmangel, der eher patriarchalische/autoritäre Führungsstil aufgrund von
häufig vorkommenden starker Hierarchie der Einrichtung, sowie mangelnde Information und
Kompetenzen im Team werden für eine partizipative Klinikkultur als erschwerende organisa-
tionsbedingte Rahmenbedingungen genannt (Fragestellung 3 der Pilotstudie). Der Zeitman-
gel wird auch von Seiten der Patienten beklagt (s. Kap. 5.2.1)
Insgesamt halten knapp 80% der Führungskräfte eine Teilnahme an einer Schulung zur par-
tizipativen Kommunikation und Entscheidungsfindung für wichtig bis sehr wichtig. Dabei
sollte berücksichtigt werden, dass die Schulung organisationsbedingt nicht ganztägig son-
dern eher an zwei Halbtagen erfolgen sollte. Insgesamt ca. 77% der befragten Führungs-
kräfte sprechen sich für eine Schulung an zwei Halbtagen aus.
5.2.3 Konzeption des Trainings „Fit für PEF“
Die dargestellten Ergebnisse der Pilotstudie flossen in die Konzeption des Trainingspro-
gramms und die Planung der Implementierung der Schulung (Multiplikatorenansatz) ein.
Modul 1 konzentriert sich auf die Partizipative Entscheidungsfindung in der Behandler-Pati-
ent-Interaktion der medizinischen Rehabilitation. Dieses Modul wurde basierend auf dem
bereits bestehenden Trainingsprogramm von Bieber et al. (2007) konzipiert. Es erfolgte eine
stärkere Fokussierung auf Wertschätzung und Empathie. Verschiedene Handlungsschritte
der partizipativen Entscheidungsfindung wie z.B. das Erfragen von Verständnis, Gedanken
und Erwartungen werden hierbei als das geeignete Mittel angesehen, um eine stärkere per-
sönliche Ansprache des Patienten zu ermöglichen. Aus diesem Grund wird in dem Trai-
ningsmodul verstärkt auf die Handlungsschritte 5 und 6 eingegangen (s. Abb. 3).
39
PEF – Schritt für Schritt
1 • Mitteilen, dass eine Entscheidung ansteht
2 • Gleichberechtigung der Partner formulieren
3 • Über Wahlmöglichkeiten informieren
4 • Information über Vor- und Nachteile der Optionen geben
5 • Verständnis, Gedanken und Erwartungen erfragen
6 • Partizipationspräferenzen ermitteln
7 • Aushandeln
8 • Gemeinsame Entscheidung herbeiführen
9 • Vereinbarung zur Umsetzung der Entscheidung treffen
Abb. 3 Partizipative Entscheidungsfindung Schritt für Schritt
Im Modul 2 wurde die partizipative Kommunikation und Entscheidungsfindung auf die Füh-
rungskraft-Mitarbeiter-Interaktion bzw. das interprofessionelle Team transferiert. Dabei ste-
hen insbesondere Gesprächs- und Entscheidungstechniken zur Umsetzung der partizipati-
ven Kommunikation und Entscheidungsfindung im Klinikalltag im Vordergrund. Dieses Modul
wurde neu zu konzipieren. Der Schwerpunkt dieses Moduls ist die Ausbildung der Führungs-
kräfte als Multiplikatoren.
Abb. 4 fasst die Ergebnisse der Pilotstudie sowie die daraus resultierenden Inhalte des Trai-
nings zusammen.
40
Fokusgruppen
(N=4 Kliniken, 36 Patienten)
Expertenbefragung
(N=4 Kliniken, 34 Führungskräfte)
Modul 1: Externe PartizipationPartizipative Entscheidungsfindung in der Behandler-Patient-Interaktion.
PEF Modell mit verstärkter Fokussierung auf die Individualität des Patienten durch das Abfragen der Präferenzen und der Erwartungen der Patienten an die Behandlung, Respekt, Empathie, Wertschätzung als wichtige Grundlage des Interaktionsverhaltens und um Vertrauen aufzubauen
Fragestellung 1:
Bedürfnisse und Präferenzen der Patienten
Fragestellung 2 und 3:
Präferenzen der Führungskräfte und Situationen für Partizipation
Modul 2: Interne PartizipationPartizipation und Entscheidungsfindung im Team
Vor dem Hintergrund der Multiplikatoren-funktion liegt der Schwerpunkt auf der partizipativen Führung. Dabei werden Instrumente und Methoden behandelt, die für den Umgang mit schwierigen Situationenund Konflikten im interdisziplinären Team hilfreich sind.
Entwicklung des Trainings
METHODEN
ERGEBNISSE
INHALTE DES TRAININGS
Die 10 wichtigsten Bedürfnisse derPatienten:
Zeit, Wertschätzung, Partizipation,Vertrauen, Individualität, Fachwissen,Erklärungen, Kooperation, Eingehen aufspeziellen medizinischen Fall,Eingestehen von Grenzen
Präferenzen der Experten (die 10 wichtigsten Schulungsthemen):
Vertrauen aufbauen, Wahrnehmen des Patienten als Individuum, Gespräche mit schwierigen Patienten und Mitarbeiter, interdisziplinäre Teamarbeit, Motivation von Mitarbeitern, Kritikgespräche, Delegation, Verantwortung als Führungskraft, Partizipative Entscheidungsfindung im Team umsetzen
Abb. 4 Entwicklung des Trainingsprogramms (entnommen aus: Körner, Steger, Erhardt,
2011)
Zur Implementierung des Trainings wurde ein Multiplikatorenkonzept (s. Abb. 5) gewählt, d.h.
die Führungskräfte wurden von den Projektmitarbeitern in den beiden Modulen geschult und
41
schulten danach ihre Mitarbeiter in der Umsetzung der partizipativen Entscheidungsfindung
(einmalig eine ca. zwei-stündige Schulung). Die dafür benötigten Schulungsunterlagen wur-
den den Multiplikatoren zur Verfügung gestellt.
Schulung des Teams
Multiplikatoren-schulung
PEFiT Team
Führungs-kraft
Team-mitglied
Team-mitglied
Führungs-kraft
Team-mitglied
Team-mitglied
Multiplikatoren-Konzept
4
Wochen
Schulung des gesamten behandlungsrelevanten Personals
Umsetzung von PEF in der ganzen Klinik
Abb. 5 Multiplikatorenkonzept (entnommen aus dem Trainingsprogramm „Fit für PEF“, Modul
2, Ehrhardt, Steger & Körner, 2010)
In der Schulung wurden neben den Vorträgen verschiedene didaktische Methoden (Grup-
pendiskussion, Kleingruppendiskussion, Rollenspiele, etc.) eingesetzt.
43
6 Hauptstudie
Ziel der Hauptstudie war die Evaluation des in der Pilotstudie entwickelten Train-the-Trainer-
Programms. Hierzu wurden Patienten- und Mitarbeiterbefragungen eingesetzt (s. Kap. 6.1),
welche sowohl deskriptiv explorativ als auch konfirmatorisch ausgewertet wurden (s. Kap.
6.2). Befragt wurden die Behandler des Rehabilitationsteams sowie die Patienten in mehre-
ren Kliniken unterschiedlicher Indikationsbereiche (s. Kap. 6.3). Die Ergebnisse werden in
Kapitel 6.4 beschrieben und ihre wissenschaftlichen Nutzungs- und Verwertungsmöglichkei-
ten werden in Kapitel 6.5 dargelegt.
6.1 Design und Instrumente
Die Effekte des Trainingsprogramms werden in einer multizentrischen cluster-randomisierten
Interventionsstudie überprüft. Hierzu werden Behandler der Reha-Teams vor und nach der
Intervention mit Hilfe eines Mitarbeiterfragebogens untersucht sowie drei Patientenkohorten
mittels Fragebogen am Ende Ihrer Rehabilitationsbehandlung befragt. Eine Kohorte vor der
Intervention (t1), eine Kohorte nach der Intervention (t2) und eine weitere sechs Monate
nach der Intervention (t3).
Die von den Projektmitarbeiterinnen geleitete Intervention für die Ausbildung der Multiplikato-
ren (s. Train-the-TrainerKonzept, Kap.5.2.3) wird zusätzlich direkt im Anschluss an die bei-
den Module mit Hilfe eines Evaluationsbogens für die Trainingsteilnehmer, der in Anleh-
nung an den Fragebogen der Arbeitsgruppe Loh, Bieber, Härter und Eich (2003) entwickelt
wurde. Der Fragebogen umfasst soziodemographische Informationen (Alter, Geschlecht und
Berufsgruppe), sechs Items zur Bewertung des Inhalts (z.B. Erkenntnis- und Wissensgewinn,
Neuigkeitswert, praktische-klinische Relevanz), sechs Items zur Zufriedenheit mit dem Trai-
ning(z.B. klare Gliederung, Verständlichkeit, Organisation), fünf Items zur Zufriedenheit mit
der Kursleitung (z.B. Vorbereitung, Engagement, Freundlichkeit, Interesse am Lernerfolg),
neun Items zur Selbsteinschätzung der PEF-Kompetenzen in Modul 1 (z.B. Vertrautheit mit
dem Konzept, Schritte des PEF-Modells kennen, Sinnhaftigkeit von PEF, Praktikabilität,
Wichtigkeit). und sieben Items zur Selbstbewertung der PEF-Kompetenzen (bezogen auf die
interne Partizipation) in Modul 2 (z.B. Wichtigkeit, Wissen über interne Partizipation, partizi-
pative Führung, Wirkung der partizipativen Führung). Zudem werden im Evaluationsbogen
von Modul 2 das Multiplikatorenkonzept mit vier Items bewertet (z.B. Sinn, Praktikabilität,
Vertrautheit, Vorbereitung). Der Fragebogen zur Evaluation von Modul 1 umfasst zudem
12Multiple-Choice Fragen zur inhaltlichen Reflexion. Alle Fragen werden auf einer Skala von
44
1 (trifft voll zu) bis 6 (trifft überhaupt nicht zu) bewertet und danach umkodiert, d.h.1 - 3 ent-
spricht dann den negativen Bewertungen (1 = trifft überhaupt nicht zu, 2 = trifft nicht zu, 3 =
trifft weniger zu) und 4-6 den positiven Bewertungen (4 = trifft eher zu, 5 = trifft zu, 6 = trifft
voll zu).
Im Patientenfragebogen zur Erfassung der Hauptzielgröße „Partizipation der Patienten“
werden der PEF-FB-9 und die Man-Son-Hing-Skala eingesetzt. Beide Instrumente sind
krankheitsübergreifend einsetzbar. Für die Erhebung auf Behandlerseite wird der PEF-FB-9
adaptiert (MU-PEF). Die interne Partizipation wird als Kommunikation, Koordination und Ko-
operation im Team definiert und über eine selbsterstellte Teamskala erfasst. Als sekundäre
Zielgrößen werden bei den Patienten erhoben: Gesundheitszustand (IRES), Behandlungs-
akzeptanz (vier selbstkonzipierte Items) und Zufriedenheit (ZUF-8).
Ergänzend werden bei den Patienten Kovariaten erhoben. In Anlehnung an die Empfehlun-
gen von Deck und Röcklein (1999) werden ein soziodemographischer Kerndatensatz so-
wie sozioökonomische Parameter erfasst.
Der Mitarbeiterfragebogen misst mit Hilfe eines an den PEF-FB-9 selbst erstellten Fragebo-
gens (MU-PEF) die Umsetzung der Partizipation aus Sicht der Mitarbeiter. Er enthält die
gleichen Items wie der Patientenfragebogen zur Erfassung der internen Partizipation (Team-
Skala). Die Zufriedenheit wird mit dem MiZu-Reha erhoben.
Tab. 4 gibt eine Übersicht über die Konstrukte, die verwendeten Messinstrumente in der Pa-
tienten- und Mitarbeiterbefragung sowie die Erhebungszeitpunkte.
Tab. 3 Operationalisierung der Konstrukte
Konstrukte Erhebungs-instrument Patient
Erhebungs-instrument Mitarbeiter
Erhebungs-zeitpunkt
Primäre Zielgrößen
Externe Partizipation
(Partizipation im medizinischen Entscheidungsfindungsprozess)
PEF-FB-9 MU-PEF t1, t2,(t3)
Interne Partizipation
(Partizipation der Behandler im Behandlungsteam)
Teamskala Teamskala t1, t2, (t3)
45
Fortsetzung Tab.3 Operationalisierung der Konstrukte
Konstrukte Erhebungs-instrument Patient
Erhebungs-instrument Mitarbeiter
Erhebungs-zeitpunkt
Sekundäre Zielgrößen
Behandlungsakzeptanz Selbstkonzipierte Items
t1, t2,t3
Patientenzufriedenheit ZUF-8
t1, t2, t3
Mitarbeiterzufriedenheit MiZu-Reha t1, t2
Weitere Zielgrößen
Gesundheitszustand IRES-24 - t1, t2,t3
Zufriedenheit mit der Entscheidungsfindung
Man-Son-Hing - t1, t2,t3
Compliance Selbstkonzipierte Items
- t1, t2,t3
6.1.1 Erfassung der externen Partizipation
Die externe Partizipation wurde auf Seiten der Patienten mittels des PEF-FB-9 (Kap. 6.1.1.1)
und auf Seiten der Behandler mit Hilfe des MU-PEF (6.1.1.2) gemessen.
6.1.1.1 Fragebogen zur Partizipativen Entscheidungsfindung(PEF-FB-9)
Mit dem PEF-FB-9 erhebt mit neun Items das Ausmaß, in dem Patienten am Entschei-
dungsfindungsprozess beteiligt werden (Simon et al., 2006; Kriston, Scholl, Hölzel, Simon,
Loh & Härter, 2010). Die neun Items orientieren sich an dem Prozess der partizipativen Ent-
scheidungsfindung (s. Kap. 4, Abb.2). Die Items werden von den Patienten auf einer
sechstufigen Likert-Skala von 0 (trifft überhaupt nicht zu) bis 5 (trifft völlig zu) bewertet. Der
standardisierte Gesamtwert für den Fragebogen wird durch Addition aller neun Werte be-
rechnet; dieser Wert wird mit 20/9 multipliziert, so dass ein Summenwert zwischen 0 (mini-
male Partizipation) und 100 (maximale Partizipation) resultiert.
Die Objektivität des Verfahrens ist durch die Standardisierung des Fragebogens als auch der
Auswertung gewährleistet. Die Reliabilität (interne Konsistenz: Cronbach´s α=.938) ist sehr
gut. Alle Items laden auf einen Faktor (Konstruktvalidität: 62.4% Varianzaufklärung). Die In-
haltsvalidität ist durch die konsensbasierte Definition des Konstrukts als auch durch die theo-
riegeleitete Entwicklung des Verfahrens ebenso erfüllt (Kriston et al., 2010). In der vorliegen-
46
den Studie (Patientendaten zu t1, n = 580) konnte die sehr gute Reliabilität (Cronbach´s α =
.921) und die Konstruktvalidität bestätigt werden (eine Varianzaufklärung des Gesamtfaktors
durch die neun Items von 62%). Die mittlere Korrelation mit der Man-Son-Hing-Skala (Pear-
son´s Korrelationskoeffizient r = .47) belegt die Konvergenzvalidität, während die Korrelation
mit konstruktfernen Skalen (z.B. der IRES-Skalen) sehr gering ausfällt (r = .062-.099).
Da das Ausmaß der Entscheidungsbeteiligung in der Behandlung in der Rehabilitation für die
verschiedenen Berufsgruppen erhoben werden sollte, wurde der Fragebogen für den Einsatz
in der Studie leicht modifiziert. Es wurde anstelle von „meinem Arzt“ von „meinen Behand-
lern“ gesprochen (modifizierte Form des Fragebogens: s. Anhang: Fragebogen A).
6.1.1.2 Mitarbeiterfragebogen zur Umsetzung der partizipativen Entscheidungsfin-
dung (MU-PEF)
Der Mitarbeiterfragebogen zur Umsetzung der partizipativen Entscheidungsfindung (s. An-
hang: Fragebogen B). wurde in Anlehnung des PEF-FB-9 entwickelt. Die Items des Frage-
bogens wurden umformuliert, um die Sichtweise der Behandler bezüglich der Beteiligung der
Patienten an Entscheidungen zu bestimmen. Der Fragebogen wurde mit den Mitarbeiterda-
ten von t1 (n = 272) hinsichtlich seiner Reliabilität überprüft (α = .921). Die
Itemschwierigkeiten bewegten sich zwischen 2.85 und 4.12 auf einer Skala von 0 bis 5. Die
Trennschärfen aller Items sind über .56.
6.1.2 Erfassung der internen Partizipation (Team Skala)
Die Teamskala wurde neu entwickelt um die interne Partizipation sowohl aus Sicht der Pati-
enten (s. Anhang: Fragebogen C) als auch aus Sicht der Mitarbeiter (s. Anhang Fragebogen
D) zu determinieren. Hierzu wurden Items verwendet, welche die interne Kommunikation,
Koordination, Kooperation und Kultur abbilden. Die sechs Items (s. Tab. 6) wurden sowohl
von den Patienten als auch von den Mitarbeitern auf einer vierstufigen Likertskala (von
1=trifft überhaupt nicht zu, 2 = trifft eher nicht zu, 3 = trifft eher zu, 4 = trifft völlig zu) beant-
wortet.
47
Tab. 4 Teamskala zur Messung der internen Partizipation
1. In der Klinik herrscht insgesamt ein freundliches Klima.
2. Die Behandler arbeiten Hand in Hand.
3. Die Absprachen zwischen den Behandlern untereinander haben gut funktioniert.
4. Die einzelnen Behandlungen waren gut aufeinander abgestimmt.
5. Die Kommunikation im Team funktioniert gut.
6. Die einzelnen Teammitglieder gehen respektvoll miteinander um.
Die Überprüfung der Reliabilität für die sechs Items ergab für die Mitarbeiter (t1, n = 272) ein
Cronbach´s α von .871 und für die Patientenbefragung (t1, n = 580) ein Cronbach´s α von
.879. Die Korrelationen mit inhaltsähnlichen Skalen z.B. Einbindung in Prozesse (Nübling,
Stößel, Hasselhorn, Michaelis & Hofmann, 2005) und Organisation und Kommunikation des
MiZu-Reha (Farin, Meixner & Jäckel, 2000; Farin, Meixner, Follert, Jäckel & Jacob, 2002)
waren alle mittel bis hoch (.4 - .6).
6.1.3 Fragebogen zur Erfassung der sekundären Zielgrößen
Mittels ZUF-8 wurde die Patientenzufriedenheit (6.1.3.1) erfasst. Für die Festlegung der Be-
handlungsakzeptanz wurden eigene Items konzipiert (6.1.3.2). Bei den Mitarbeitern wurde
zur Messung der Zufriedenheit der MiZu-Reha (6.1.3.3) verwendet.
6.1.3.1 ZUF-8
Der Fragebogen zur Patientenzufriedenheit ZUF-8 (Schmidt, Lamprecht & Wittmann 1989;
Schmidt & Wittmann, 2002) ist ein ökonomisches Verfahren. Er ist eindimensional (Varianz-
aufklärung des Faktors: 53%, Jacob, 2002) und erfasst mit acht vierstufigen (unterschiedlich
skalierten) Items die globale Zufriedenheit mit den klinischen Aspekten der Versorgung (s.
Anhang Fragebogen E). Die Berechnung des Gesamtwertes erfolgt nach Umpolung von Item
1,3,6 und 7 durch die Addition der Itemrohwerte, damit ergibt sich ein Range für den Ge-
samtwert von 8-32. Ein höherer Gesamtwert bedeutet eine höhere Zufriedenheit. Für die
ZUF-8-Skala wurde in allen Studien gute Reliabilitätskennwerte ermittelt (interne Konsisten-
zen: Cronbach´s α = .87-.93). Allerdings sind Deckeneffekte zu verzeichnen, welche bei der
Interpretation der Daten zu berücksichtigen sind. In der vorliegenden Studie (Patientendaten
zu t1, n = 580) wurde eine interne Konsistenz von Cronbach´s α =.91 ermittelt. Die Korrela-
tionen mit inhaltsverwandten Skalen (z.B. Health Alliance Questionnaire) ist hoch und die
48
Korrelation mit divergenten Skalen (z.B. IRES-Skalen) ist gering, was die Konstruktvalidität
des ZUF-8 bestätigt.
6.1.3.2 Behandlungsakzeptanz
Die Behandlungsakzeptanz wird mit Hilfe der in Tab.5 aufgeführten selbstkonstruierten Items
auf einer jeweils vierstufigen Skala von 1 = trifft überhaupt nicht zu bis 4 = trifft völlig zu er-
fasst und nach Umpolung von Item 2 zu einem Gesamtwert aggregiert. Die Varianzaufklä-
rung des Gesamtwertes durch die Items beträgt 57,7% und die Reliabilität (Cronbach´s α)
liegt bei .746 (Patientendaten zu t1, n = 580).
Tab. 5 Items zur Erfassung der Behandlungsakzeptanz
1. Die Behandler haben die für mich richtigen Behandlungen und Therapien veranlasst.
2. Ich glaube, ein anderes Vorgehen bei der Behandlung wäre für mich besser geeignet.
3. Ich glaube, dass mir die Behandlung geholfen hat.
4. Einer Freundin/einem Freund mit ähnlichen Gesundheitsproblemen würde ich diese Klinik empfehlen.
6.1.3.3 MiZu-Reha
Der Fragebogen zur Mitarbeiterzufriedenheit (MiZu-Reha) misst die Zufriedenheit der
Mitarbeiter bezogen auf spezifische Facetten der Arbeit in einer Rehabilitationsklinik. Die
Skalen bilden die interne Organisation und Kommunikation (10 Items), das Betriebsklima (7
Items) und den Führungsstil des unmittelbar Vorgesetzten (14 Items) ab (Farin et al., 2000,
2002).
Zur Berechnung der Skalenwerte des MiZu-Reha werden die Werte der Ratingskala (1 bis 6)
zunächst auf Werte zwischen 0 bis 5 transformiert, die Skalenmittelwerte, dann mit dem
Faktor zwei multipliziert. Die resultierenden Mittelwerte bewegen sich dann zwischen 0 (ge-
ringe Zufriedenheit) bis 10 (hohe Zufriedenheit).
Die Einzelitems beziehen sich auf die verschiedenen Bereiche der Arbeitszufriedenheit (12
fünfstufige Items) sowie die persönliche Wichtigkeit dieser Bereiche (elf fünfstufige Items).
Anhand der Einzelfragen können Schwachstellen (sieben vierstufige Items) identifiziert wer-
den. Diese Items können deskriptiv ausgewertet werden, sie bilden keine Skalen. Die Items
zur wahrgenommenen Patientenzufriedenheit wurden in der vorliegenden Befragung ausge-
schlossen (s. Anhang: Fragebogen G).
49
Der MiZu-Reha ist psychometrisch überprüft. Die Skalen des MiZu-Reha wurden faktoren-
analytisch bestätigt und weisen gute bis sehr gute Kennwerte für die Reliabilität auf
(Cronbach´s α =.86-.95). Die mittleren Trennschärfen der Items sind zufriedenstellend (Werte
zwischen .61 bis .73). Es liegen Hinweise auf konkurrente bzw. diskriminante Validität vor,
da die Skalen hoch mit den inhaltsverwandten, aber von den Skalen unabhängigen Indikato-
ren der Arbeitszufriedenheit (Einzelitems zur Allgemeinen Arbeitszufriedenheit; r = .61 -.81)
korrelieren. Mit den nicht inhaltsverwandten Einzelitems korrelieren sie hingegen gering (r =
.11-.54) (Farin et al., 2002).
6.1.4 Sonstige Zielkriterien
Als weitere relevante Zielkriterien wurde der Reha-Status (IRES-24), die Zufriedenheit mit
der Entscheidungsfindung (Man-Son-Hing-Skala) sowie die Compliance (selbstentwickelte
Skala) erfasst (s. Kap. 6.1.4.1 – 6.1.4.3).
6.1.4.1 Indikatoren des Reha-Status – Kurzversion IRES-24
Der Gesundheitszustand wird mit der Kurzversion des Fragebogens Indikatoren des Reha-
Status (IRES-24, Frey, Bührlen, Gerdes & Jäckel, 2007; Wirtz, Farin, Bengel, Jäckel, Häm-
merer & Gerdes, 2005) erhoben (s. Anhang: Fragebogen H). Der Fragebogen ist speziell für
die Rehabilitation entwickelt (Grundlage: Theoriemodell der Rehabilitation), welches auf der
Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit beruht
(ICF) der Weltgesundheitsorganisation (WHO, 2006) basiert. Der IRES-24 ermöglicht mit ins-
gesamt 42 Items ein ökonomisches und zuverlässiges Screening der Dimensionen Psychi-
sches Befinden (19 Items), Funktionsfähigkeit im Alltag (12 Items), Somatische Gesundheit
(8 Items) und Schmerzen (3 Items). Zusammengefasst zum Summenscore kann der Reha-
Status abgebildet werden (Frey et al., 2007). Zur Interpretation der Messwerte können
Normwerttabellen (T-Werte und Prozentränge) herangezogen werden. Bei Prozenträngen
von zehn oder kleiner ist von einer gravierenden Belastung auszugehen, bei Prozenträngen
im Bereich größer zehn und kleiner/gleich 25 von einer auffälligen Belastung. Die Güte des
Fragebogens gilt als belegt (Frey et al., 2007; Wirtz et al., 2005).
6.1.4.2 Man-Son-Hing-Skala
Die Man-Son-Hing-Skala (Man-Son-Hing, Laupacis, O´Connor, Biggs, Drake, Yetisir & Hart,
1999) misst mit einem Item, wer im Rahmen der Behandlung die Entscheidung getroffen hat
(s. Anhang: Fragebogen I). Daneben werden mit einer Skala (sechs Items) die wahrgenom-
mene Beteiligung, die Information, die der Arzt (im Fall der vorliegenden Studie modifiziert
50
zu: die Behandler) den Patienten gegeben hat, erhoben. Der Skalenwert gibt Auskunft über
die Zufriedenheit mit der Entscheidungsbeteiligung. Sie besteht aus sechs fünfstufigen Items
(1 = stimme stark zu bis 5 = lehne stark ab). Die interne Reliabilität ist mit einem Cronbach’s
α von .9 hoch und die Faktorenanalyse zeigt, dass mit den sechs Items 67% des Faktors
(der Skala) aufgeklärt werden können (überprüft mit den Patientendaten zu t1, n = 580).
6.1.4.3 Compliance
Zur Erfassung des kooperativen Verhaltens der Patienten bzw. seiner Mitwirkung, Beteili-
gung an der Behandlung (Compliance) wurden fünf vierstufige Items (trifft überhaupt nicht zu
bis trifft völlig zu) erstellt (s. Tab. 6 und Anhang: Fragebogen J).
Eine Faktorenanalyse zeigt, dass sich die fünf Items auf zwei Faktoren aufteilen (Item 1-3
Faktor 1 und Item 4 - 5 Faktor 2). Diese beiden Faktoren haben eine Varianzaufklärung von
63% (Patientendaten zu t1, n = 580). Die Reliabilität (Interne Konsistenz,Cronbach´s α) ist
gering ausgeprägt, sie beträgt für den Faktor 1 ( .67) und den Faktor 2 ( .51).
Tab. 6 Items zur Erfassung der Compliance
Ich arbeite aktiv bei meiner Behandlung mit.
Compliance 1
Zu den Empfehlungen der Behandler habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich sie nach der Reha zuhause umsetzen werde.
Ich bemühe mich selbstständig um ein ideales Krankheitsmanagement.
Ich habe nur Teile der Empfehlungen der Behandler umgesetzt.
Compliance 2 Ich habe während der Reha auch schon mal die Empfehlung der Behand-ler verändert (z.B. Medikamente in geringerer Dosis, Einnahme zu einem anderen Zeitpunkt).
6.2 Datenanalyse
Die Originaldaten wurden in ein Data-Entry-File eingegeben und in SPSS transformiert. Die
Qualität der Dateneingabe wurde stichprobenartig mit doppelter Eingabe kontrolliert (ca. 5%
der Fälle) dabei lag die Fehlerquote sowohl für die Patientenbefragung als auch für die Mit-
arbeiterbefragung unter 1%.
Vor Beginn der Datenauswertung erfolgte eine Missing-Data-Analyse. Hierbei wurden die
empfohlenen Standards zum Umgang mit Missing Data zur Korrektur von Informationsbiases
51
angewendet (Lüdtke, Robitzsch, Trautwein & Köller, 2007; Schäfer & Graham, 2002). Alle
Fälle mit mehr als drei Missings im PEF-Fragebogen und/oder über 30% Missings im ge-
samten Fragebogen wurden aus der Analyse ausgeschlossen. Die übrigen fehlenden Werte,
wenn die Daten vollständig oder bedingt zufällig fehlten, wurden mittels Expectations-
Maximization-Algorithmus (Programm NORM) imputiert.
Die Auswertung der Daten erfolgt sowohl explorativ als auch inferenzstatistisch mittels des
Statistikprogramms IBM SPSS Statistics 19. Die Daten der Mitarbeiter und Patienten werden
über die verschiedenen Messzeitpunkte hinweg anhand von Varianzanalysen miteinander
verglichen. Die Datenanalyse erfolgt durch eine zweifaktoriellen Varianzanalyse (Faktor 1:
Gruppe = Interventionsgruppe und Kontrollgruppe, Faktor 2: Zeit = Messzeitpunkte t1, t2, t3).
Die postulierten Zusammenhänge zwischen der internen und externen Partizipation werden
durch die Berechnung von Korrelationskoeffizienten für die Behandler als auch die Patienten
bestimmt. Ferner werden die postulierten multivariaten Abhängigkeiten und Regressionsbe-
ziehungen (z.B. zwischen interner und externer Partizipation, Partizipation der Patienten und
Behandlungsakzeptanz, Partizipation der Patienten/Mitarbeiter und Patienten-
/Mitarbeiterzufriedenheit) mittels Regressionsanalysen und Strukturgleichungsmodellen
überprüft. Zur Erstellung des Strukturgleichungsmodells wird IBM SPSS AMOS 19 verwen-
det. Verzerrende Einflüsse von Stichprobenhomogenitäten werden bei allen Analysen durch
die Berücksichtigung geeigneter Kovariaten regressionsanalytisch kontrolliert.
Der statistische Einfluss der Gruppenzugehörigkeit der Patienten auf die partizipative Ent-
scheidungsfindung (PEF-FB-9) und interne Partizipation (Teamskala) wurde mittels linearer
Regression überprüft. Die in anderen Studien bereits identifizierten Einflussfaktoren Alter,
Geschlecht und Bildungsniveau wurden dabei mit in die Berechnungen einbezogen. Explo-
rativ wurden die Schätzwerte für den Reha-Status (Summenscore IRES-24) und die Anzahl
der bereits erlebten Rehabilitationen (Behandlungserfahrung) kontrolliert.
Für die Zielgrößen Behandlungsakzeptanz und Patientenzufriedenheit gilt das gleiche Vor-
gehen. Allerdings wurde die externe Partizipation (Gesamtwert des PEF-FB-9), die Zufrie-
denheit mit der Entscheidung (Man-Son-Hing-Skala) als auch die interne Partizipation
(Teamskala) als Prädiktoren eingeführt. Einen detaillierten Überblick über die Prädiktoren
gibt Tab. 7.
52
Tab. 7 Datenniveau, Codierung und Referenzkategorie der Prädiktoren in der
Patientenbefragung
Prädiktor Variable Daten-niveau
Codierung/
Spannen
Referenz-kategorie
Kollektiv-
zugehörigkeit
zeit1 (2009)
zeit2 (2010)
zeit3 (2011)
dichotom 0= nein
1=ja 2009
Gruppen- zugehörigkeit
gruppe dichotom 0= Kontrollgruppe
1=Interventionsgruppe Kontrollgruppe
Geschlecht sex dichotom 0= männlich
1= weiblich Männer
Bildungsniveau (höchster Schulabschluss)
Bildung dichotom
1 max. Hauptschule
2 max. Realschule
3 max. Abitur oder Universitätsabschluss
Hauptschul-abschluss
Anzahl der Reha-Erfahrungen
anzahl Reha metrisch 0-12
Alter alter metrisch 16-91
Reha-Status (Gesamtskala)
IRES24 metrisch 0-10 (max. Gesundheits-belastung bis unbelastet)
Externe Partizipation PEF-FB-.9 metrisch 0-100 (min. bis max. Partizipation)
Interne Partizipation Teamskala Metrisch 0-100 (min. bis max. Partizipation)
-
Zufriedenheit mit der Entscheidung
Man-Son-Hing-Skala
1-5 (1= Zustimmung, 5= Ablehnung)
6.3 Datenerhebung/Stichprobenrekrutierung
Von 21 Kliniken, die eine Kooperation an der Studie zugesagt hatten, konnten letztendlich zu
Beginn 17 Kliniken eingeschlossen werden. In vier der 17 Kliniken wurden jeweils eine Fo-
kusgruppe und eine Expertenbefragung der Behandler in Führungspositionen (Pilotstudie)
durchgeführt. Die Planung sowie die Organisation der Patienten- und Mitarbeiterbefragung
erfolgte über einen Studienverantwortlichen (i.d.R. einen Arzt oder Psychologen) in den Kli-
niken. Ziel war es in jeder Klinik mindestens 50 Patienten pro Erhebungszeitpunkt konsekutiv
53
zu erfassen. Ebenso sollten alle Behandler des Rehabilitationsteams, die direkt an der Pati-
entenbehandlung beteiligt sind (Ärzte, Pflege, Physiotherapie, Psychotherapie, etc.), vor und
nach der Intervention befragt werden.
6.4 Ergebnisse der Hauptstudie
Zunächst wird die Evaluation des Trainings von Seiten der Multiplikatoren dargestellt (Kap.
6.4.1). Anschließend werden die Stichproben der Patienten- und Mitarbeiterbefragungen in
den Kliniken beschrieben und verglichen (Kap. 6.4.2). Kapitel 6.4.3 stellt die Effektivität des
Trainings durch den prä-post-Vergleich der Patienten- und Mitarbeiterdaten sowie die Über-
prüfung der postulierten Zusammenhänge dar. Anschließend wird der Zusammenhang zwi-
schen der internen Partizipation und externen Partizipation mittels Korrelationskoeffizienten
bestimmt (6.4.4) und überprüft inwiefern die externe und interne Partizipation einen Einfluss
auf die Mitarbeiterzufriedenheit haben (Kap. 6.4.5). Die Patientendaten werden ebenfalls
regressionsanalytisch dahingehend untersucht, ob eine stärkere interne und externe mit ei-
ner höheren Behandlungsakzeptanz oder einer verbesserten Patientenzufriedenheit einher-
geht (Kap 6.4.6). Abschließend wird mittels einer strukturanalytischen Untersuchung der Pa-
tientendaten von t1 (n =402) das Modell überprüft, inwiefern die Konstrukte (interne, externe
Partizipation und Zufriedenheit mit der Entscheidungsfindung) sich eignen, um die Comp-
liance, Patientenzufriedenheit und Behandlungsakzeptanz vorherzusagen (Kap. 6.4.7).
6.4.1 Evaluation im Anschluss an das Training der Multiplikatoren
Die Interventionsgruppe besteht aus sechs Rehabilitationskliniken unterschiedlicher Indikati-
onsbereiche. Teilgenommen am Training für die Multiplikatoren haben im:
Modul 1: N = 74 Teilnehmer, Rücklauf n = 39 (bei n = 47 befragten Personen: eine
Klinik beteiligte sich nicht an der Evaluation); Geschlecht: 41% weiblich, 59% männ-
lich
Modul 2: N = 68 Teilnehmer, Rücklauf n = 50; Geschlecht: 44% weiblich, 50% männ-
lich, 6% fehlend
Im Durchschnitt waren neun Führungskräfte (TNmin = 8, TNmax = 27, berechnet ohne
Ausreissergruppe mit 27 TN) in den Trainings für die Multiplikatoren. Die Trainingsgruppen
waren interprofessionell zusammengesetzt (s. Abb. 6).
54
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
Modul 1 (n=39) Modul 2 (n=50)
Interdisziplinäre Gruppenzusammensetzung "Fit für PEF"
Ärzte (M1=28.2%, M2=24.0%)
Psychotherapeuten (M1=15.4%, M2=14.0%)
Pflegedienst (M1=15.4%, M2=20.0%)
Physiotherapeuten (M1=10.3%, M2=14.0%)
Psychologen (M1=7.7%, M2=10.0%)
Arbeitstherapeuten (M1=7.7%, M2=4.0%)
Sportlehrer (M1=5.1%, M2=4.0%)
Sozialarbeiter/Sozialpädagogen (M1=2.6%, M2=4.0%)
andere Berufsgruppen (M1=7.7%, M2=6.0%)
Abb. 6 Stichprobe der trainierten Führungskräfte (Multiplikatoren) in den sechs Klini-
ken
Die Beurteilung des Trainings durch die teilnehmenden Führungskräfte/Multiplikatoren direkt
im Anschluss an das Training für Modul 1 (Externe Patientenorientierung) und Modul 2 (In-
terne Patientenorientierung) ergaben ein sehr positive Bild (s. Abb. 7). Die Multiplikatoren
schätzten Ihre PEF-Kompetenzen nach Abschluss des Trainings mit 5 auf einer Skala von 1-
6 ein. Ebenso wies die Zufriedenheit mit der Kursleitung und das Training insgesamt Werte
zwischen 5 und 6 auf, wohingegen die Zufriedenheit mit den Inhalten geringer ausfiel (M =
4.5). Dies ist insbesondere auf das Item zurückzuführen, welches angab, dass die Inhalte als
nicht neu eingeschätzt wurden.
Abb. 7 Bewertung der Multiplikatoren im Anschluss an das Training
5,1
5,43
4,54
4,96
5,04
5,34
4,54
5,07
1 2 3 4 5 6
Generelle Trainingsbewertung
Zufriedenheit mit Kursleitung
Zufriedenheit mit Inhalten
Einschätzung PEF‐Kompetenz
Skala (umkodiert) von 1 = schlechteste bis 6 = beste Bewertung
Trainingserfolg und ‐effekte von "Fit für PEF"Interne Patientenorientierung / PEF intern M (SD) (n=50)
Externe Patientenorientierung / PEF extern M (SD) (n=39)
55
Abb. 8 Korrekte Antworten der Multiple-Choice-Fragen zu Modul 1
Eine Überprüfung der Trainingseffekte anhand inhaltlicher Reflexionsfragen (Multiple-
Choice) zeigte, dass die Teilnehmer die meisten Antworten korrekt beantworten konnten (s.
Abb. 8). Eine Ausnahme bildet die Frage nach dem besonderen Kennzeichen der partizipati-
ven Entscheidungsfindung in der medizinischen Rehabilitation (erweitertes Modell). Bei die-
ser Frage fiel es den Teilnehmern schwer zwischen dem Ursprungsmodell, in dem Entschei-
dungen zwischen einem Behandler und einem Patienten gefällt werden und dem erweiterten
Modell, bei dem das Rehabilitationsteam in den Entscheidungsprozess einbezogen wird, zu
unterscheiden. Die restlichen elf Fragen wurden von 66-97% richtig beantwortet.
Das Multiplikatorenkonzept wurde von 84%-88% der Teilnehmer als sinnvoll, praktikabel und
vertraut beurteilt im Anschluss an das Modul 2 des Trainingsprogramms. 80% fühlten sich
gut auf die Multiplikatorenrolle vorbereitet (s. Tab. 8)
68,4
86,8
82,1
12,8
94,9
87,2
76,3
69,4
68,6
65,7
90,9
97,1
0 20 40 60 80 100
Welches Modell kennzeichnet den Behandlungsstil, bei dem der Patient die größte Entscheidungsautonomie besitzt?
Welches der folgenden Merkmale charakterisiert die Partizipative Entscheidungsfindung maßgeblich?
In welchem Fall ist die Partizipative Entscheidungsfindung besonders sinnvoll?
Was ist das besondere Kennzeichen der partizipativen Entscheidungsfindung in der medzinischen Rehabilitation (erweitertes Modell)
Was spricht für Partizipative Entscheidungsfindung?
Was spricht gegen Partizipative Entscheidungsfindung?
Wann sollte Partizipative Entscheidungsfindung nicht angewendet werden?
Was ist kein Handlungsschritt bei der Umsetzung von Partizipativer Entscheidungsfindung?
Was ist eine Funktion von Handlungsschritt 5: Verständnis, Gedanken und Erwartungen erfragen?
Was ist eine Funktion von Handlungsschritt 7: Aushandeln?
Welche Aussage zu qualitätsgeprüften Informationen ist falsch?
Bei der Bestimmung genauer Ziele hilft die SMART‐Regel. Das Akronym bedeutet nicht, dass die Ziele…
Korekte Antworten in %
Fragen zur inhaltlichen Reflexion zu Modul 1 "Externe Patientenorientierung" (korrekte Antworten in %, N=39)
56
Tab. 8 Häufigkeiten (in Prozent) der positiven Bewertungen (eine Bewertung mit 4, 5, 6 auf
einer Skala von 1 - 6) des Multiplikatorenkonzeptes im Evaluationsbogen für Modul 2
Fragen Prozent Gültige
Prozent
Multiplikatorenkonzept sinnvoll 86 93.5
Multiplikatorenkonzept praktikabel 84 93.3
Mit Aufgaben als Multiplikator vertraut sein 88 95.7
Vorbereitung auf Multiplikatorenrolle 80 87
6.4.2 Stichprobenbeschreibung
Zu Beginn der Studie (t1) beteiligten sich 17 Rehabilitationskliniken unterschiedlicher Indika-
tionsbereiche (Orthopädie/Rheumatologie, Neurologie, Pneumologie, Innere Medizin, Kardi-
ologie, Onkologie, Psychosomatik/Sucht, Schmerz, Stoffwechselerkrankung) und Größen
(60-270 Betten). Insgesamt sind elf somatische Kliniken und sechs psychosomatische Klini-
ken (drei davon nur Sucht) in der Stichprobe eingeschlossen worden. Die Kliniken wurden
entsprechend Ihres Indikationsbereichs und Ihrer Größe parallelisiert.
Die Patientenbefragung konnte zu t1 in allen 17 Kliniken durchgeführt werden, dabei sind
neun Kliniken der Interventions- und acht Kliniken der Kontrollgruppe zuzuordnen. Von die-
sen 17 Kliniken sagen sechs Kliniken zum Zeitpunkt t2 Ihre Teilnahme ab, so dass zu t2 als
auch t3 noch Patienten in 12 Kliniken befragt werden konnten (in der Interventionsgruppe
fünf und Kontrollgruppe sieben Kliniken). Zwei Kliniken beteiligten sich von Beginn an nicht
an der Mitarbeiterbefragung, so dass die Mitarbeiterbefragung in 15 Kliniken (Interventions-
gruppe: Neun Kliniken, Kontrollgruppe: Sechs Kliniken) erfolgte. Die Absage der Kliniken
hatte zur Folge, dass auch hier noch 12 Kliniken für die Erhebung verblieben (je Gruppe
sechs Kliniken). Eine Klinik der Kontrollgruppe beteiligte sich nur an der Patientenbefragung,
weshalb sie aus der Gesamtdatenanalyse ebenfalls ausgeschlossen wurde. So konnte in elf
Kliniken sowohl die Patienten- als auch die Mitarbeiterbefragung durchgeführt werden. Diese
elf Kliniken wurden als Basis für alle nachfolgenden Ergebnisanalysen herangezogen.
Tab. 9 gibt einen Überblick zu den Stichproben. Eine detaillierte Beschreibung der Stich-
proben für die Patienten und Behandler (Mitarbeiter) wird anschließend in Kapitel 6.4.2.1-
6.4.2.2 vorgenommen.
57
Tab. 9 Stichproben zu den verschiedenen Erhebungszeitpunkten
Patienten Behandler
Erhebungszeitraum t1 t2 t3 t1 t2
Anzahl der Kliniken 17 12 12 15 12
Anzahl der Fragebogen 1392 1280 1280 658 506
Rücklauf 662
48%
524
41%
505
39%
275
41%
189
37%
Kompletter Datensatz(nach der Durchführung der Fehlwertanalyse und Datenimputation)
580 477 490
272 179
Datensatz für Analyse (11 Klinik) 402* 463* 461* 195* 168*
Von diesen elf Kliniken sind acht der somatischen Rehabilitation (IG: vier, KG: vier Kliniken)
und drei Kliniken psychosomatischen Rehabilitation (IG: eine Klinik, KG: zwei Kliniken) zuzu-
rechnen. Eine detaillierte Aufstellung der Stichproben für die somatische und psychosomati-
sche Rehabilitation bzw. auf Klinikebene ist im Anhang in Tab. A zu finden.
6.4.2.1 Patientenstichproben
Zum Datenerhebungszeitpunkt t1 wurden an 17 Kliniken 1392 Fragebogen versandt, 662
kamen ausgefüllt zurück (Rücklauf von 47%). Nach einer Fehlwertanalyse (Ausschluss aller
Fälle mit Fehlwerten über 30% und/oder mehr als drei Fehlwerten im Kerninstrument PEF-
FB) und einer Datenimputation für die übrigen Fälle mittels Expectation-Maximation-Algo-
rithmus (Software NORM) konnten 580 Fälle in die Datenanalyse einbezogen werden. Die
82 Fälle die ausgeschlossen wurden, waren etwas mehr Frauen ( = 3.95, df= 1, pzweiseitig =
.047), älter (t = -5.63, df = 639, pzweiseitig≤ .001), mehr Hauptschüler ( = 17.85, df= 1,
pzweiseitig≤.001), weniger Realschüler ( = 7.82, df= 1, pzweiseitig =.005), mehr Rentner ( =
27.20, df = 1, pzweiseitig≤.001) und weniger Vollzeiterwerbstätige ( = 6.25, df = 1, pzweiseitig=
.01). Für die vergleichende Datenanalyse der drei Messzeitpunkte wurden im Studienverlauf
sechs Kliniken ausgeschlossen, die sich nicht an der gesamten Studie beteiligten. Es waren
vier Kliniken der Interventions- und zwei Kliniken der Kontrollgruppe. Die Patienten der Klini-
ken, welche zum Datenerhebungszeitpunkt t1 aus den Auswertungen ausgeschlossen wur-
den, sind im Schnitt acht Jahre jünger (49 Jahre im Vergleich zu 57 Jahren), eher weiblich
(48% im Vergleich zu 40.6%) und haben eher einen höheren Bildungsabschluss (weniger
einen Hauptschulabschluss: 33.5% im Vergleich zu 45.2%). Indem die Kliniken, welche die
Studie nicht zu Ende geführt haben sowie die Fälle mit zu vielen Fehlwerten ausgeschlossen
58
wurden, verbleiben 486 Patienten in dem Datensatz (IG = 244 Patienten, KG = 242 Patien-
ten).
Zu den beiden nachfolgenden Datenerhebungszeitpunkten wurden an die verbleibenden 12
Kliniken 1280 Fragebogen gesendet. Zum Messzeitpunkt t2 kamen 524 zurück, zum Zeit-
punkt t3 waren es 506 Frageböben. Für die Analysen verblieben elf Kliniken mit 463 Patien-
ten im Datensatz zu t2 (IG= 199 Patienten, KG= 264 Patienten) und mit 461 Patienten zu t3
(IG= 168 Patienten, KG = 293 Patienten). Die Fälle, welche aufgrund von zu vielen Fehl-
werten im Fragebogen ausgeschlossen wurden, sind ebenfalls älter, eher weiblich und eher
Hauptschüler.
So stand über alle drei Messzeitpunkte ein Datensatz mit 1326 Patienten zur Verfügung. Die
drei Datenkollektive von t1, t2 und t3 unterschieden sich lediglich bezüglich des Alters. Die
Patienten zum Datenerhebungszeitpunkt t1 sind signifikant jünger als die Patienten zum
Datenerhebungszeitpunkt t3 (Vergleich 2009, 2011 mittels Scheffé-Test p = .021). Sonst lie-
gen keine signifikanten Unterschiede vor.
Eine separate Betrachtung der Interventions- und Kontrollgruppe zu den drei Erhebungszeit-
punkten zeigte einen signifikanten Unterschied bezüglich des Alters zu den beiden Datener-
hebungszeitpunkten t1 (F = 6.54, p = .011) und t3 (F = 20.78, p < .001). Die Patienten der
Interventionsgruppe sind durchschnittlich älter als die der Kontrollgruppe. Zu t2 sind die Pati-
entenstichproben annähernd gleich alt. Desweiteren gibt es signifikante Unterschiede bezüg-
lich der Erwerbstätigkeit. Zu t1 und t2 arbeiten mehr Patienten in der Interventionsgruppe
ganztags und zu t3 sind es mehr Personen in der Kontrollgruppe die im Vergleich zur Inter-
ventionsgruppe einer Ganztagestätigkeit nachgehen. Zu t2 und t3 ist ein höherer Anteil an
Patienten der Kontrollgruppen arbeitslos im Vergleich zur Interventionsgruppe. Zum Zeit-
punkt t3 sind deutlich mehr Rentner in der Kontrollgruppe im Vergleich zur Interventions-
gruppe (s. Tab. 10, 11).
59
Tab. 10 Stichprobenbeschreibung der Interventionsgruppe der Patienten zu t1, t2 und t3
(Häufigkeiten und gültige Prozente)
t1 t2 t3
Alter Mittelwert (SD) 57.1 (13.8) 56.7 (12.99) 61.5 (13.2)
n % n % n %
Geschlecht
männlich 92 59.4 115 58.4 89 53.0
weibliche 63 40.6 82 41.6 79 47.0
Staatsangehörigkeit
deutsch 146 94.2 193 97 159 94.6
nicht-deutsch 9 5.8 4 2.0 9 5,4
Bildung
Max. Hauptschule 70 45.2 93 47.2 77 46,4
Max. Realschule/Mittlere Reife 55 35.5 57 28.9 52 31.3
Max. Abitur 30 19.4 47 23.9 37 22.3
Derzeitige Erwerbstätigkeit
ganztags 48 31.0 63 31.7 31 18.5
mind. Halbtags 10 6.5 6 3.0 13 7.7
weniger als halbtags 6 3.9 5 2.5 3 1.8
Hausfrau/ Hausmann 11 7.1 11 5.5 10 6.0
in Ausbildung 0 0 0 0 1 .6
arbeitslos/erwerbslos 23 14.8 23 11.6 10 6.0
Erwerbs- und Berufsunfähigkeitsrente 13 8.4 16 8.0 17 10.1
Altersrente 38 24.5 65 32.7 70 41.7
Sonstiges 6 3.9 9 4.5 8 4.8
60
Tab. 11 Stichprobenbeschreibung der Kontrollgruppe der Patienten zu t1, t2 und t3 (Häufig-
keiten und gültige Prozente)
t1 t2 t3
Alter Mittelwert (SD) 53.6 (12.7) 57.5 (13.7) 55.3 (13.9)
n % n % n %
Geschlecht
Männlich 162 66.9 175 67.0 180 61,4
Weibliche 80 33.1 86 33.0 113 38.6
Staatsangehörigkeit
Deutsch 228 93.8 249 95.8 280 95.6
nicht-deutsch 15 6.2 11 4.2 12 4.1
Bildung
Max. Hauptschule 108 44.6 121 46.4 152 52.1
Max. Realschule/Mittlere Reife
83 34.3 73 28.0 89 30.5
Max. Abitur 51 21.1 67 25.7 51 17.5
Derzeitige Erwerbstätigkeit
Ganztags 98 40.5 79 29.9 87 30.3
mind. Halbtags 15 6.2 19 7.2 13 4.5
weniger als halbtags 1 .4 7 2.7 8 2.8
Hausfrau/ Hausmann 9 3.7 8 3.0 10 3.5
in Ausbildung 1 .4 1 .4 3 1.0
arbeitslos/erwerbslos 51 21.1 53 20.1 53 18.5
Erwerbs- und Berufsunfähig-keitsrente
6 2.5 9 3.4 10 3.5
Altersrente 54 22.3 78 29.5 83 28.9
Sonstiges 7 2.9 10 3.8 20 7.0
Die Krankheitsdauer (s. Tab. 12), die Staatsangehörigkeit, die Bildung und das Alter (s. Tab.
10, 11) sind für die Patienten der Interventions- und Kontrollgruppe zu den drei Messzeit-
punkten nicht signifikant unterschiedlich, so dass von einer guten Vergleichbarkeit der Stich-
proben ausgegangen werden kann. Es gibt jedoch signifikante Unterschiede für die Interven-
tionsgruppe der Patienten über die drei Messzeitpunkte bezogen auf die Erwerbsfähigkeit
(Kontingenzkoeffizient = .23, p = .025) und die Indikationsbereiche (Somatik- versus Psycho-
somatik; C = .166, p = .001). Zum Zeitpunkt t3 sind nur noch 19 psychosomatische Patienten
von 41 zu t1 und 52 zu t2 in der Stichprobe.
61
Tab. 12 Krankheitserfahrung für die IG und KG zu t1,t2 und t3
Interventionsgruppe Kontrollgruppe
t1
(n= 244)
t2
(n=199)
t3
(n= 168)
t1
(n= 242)
t2
(n= 264)
t3
(n= 293)
Reha-Erfahrung
N % N % n % n % n % n %
vor weniger als 3 Monaten
13 5.3 25 12.6 26 15.5 10 6.3 22 8.3 13 4.4
Vor etwa 3 bis 6
Monaten
33 13.5 15 7.5 21 12.5 13 8.2 23 8.7 36 12.3
vor etwa 6 bis 12 Monaten
48 19.7 37 18.6 23 13.7 25 15.8 34 12.9 53 18.1
vor mehr als 1-2 Jahren
27 11.1 22 11.1 20 11.9 20 12.7 47 17.8 40 13.7
vor mehr als 2-5 Jahren
32 13.1 20 10.1 17 10.1 26 16.5 47 17.8 44 15.0
vor mehr als 5-10 Jahren
29 11.9 19 9.5 16 9.5 18 11.4 40 15.2 34 11.6
vor mehr als 10- 15 Jahren
24 9.8 19 9.5 16 9.5 5 3.2 17 6.4 35 11.9
vor mehr als 15 Jahren
35 14.3 41 20.6 28 16.7 38 24.1 32 12.1 34 11.6
fehlende Werte
3 1.2 1 .5 1 .6 3 1.9 2 .8 4 1.4
Der Vergleich der Indikationsbereiche über die drei Zeitpunkte mit den Daten der DRV Sta-
tistik (2009, Band 179) zeigt, dass die Repräsentativität der Stichprobe für die Gesamtheit
der Rehabilitation eingeschränkt ist (s. Tab. 13). In der Stichprobe sind orthopädische und
onkologische Patienten unterrepräsentiert, wohingegen kardiologische, psychosomatische
und Schmerzpatienten überrepräsentiert sind.
62
Tab. 13 Vergleich der Aufteilung der Indikationsbereiche
Datenkollektive der Studie DRV
stationäre med. Leistungen 1)
t1 t2 t3 N = 735 791
n % n % n % n %
Orthopädie/Rheumatologie/Krankheiten MS-System und des Bindegewebes
108 26.9 80 17.3 81 17.6 276291 37.5
Neurologie/Krankheiten des Nervensystems
14 3.5 12 2.6 6 1.3 16608 2.3
Pneumologie/Krankheiten des Atmungssystems
12 3.0 14 3.0 8 1.7 20334 2.8
Innere Medizin1 9 2.2 12 2.6 16 3.5 - 9.8
Kardiologie/Krankheiten des Kreislaufsystems
48 11.9 73 15.8 120 26.0 72228 9.7
Onkologie/Neubildungen 18 4.5 48 10.4 43 9.3 71301 21.7
Psychosomatik/Sucht/Psychische und Verhaltensstörungen
66 16.4 70 15.1 67 14.5 159592 4.2
Schmerz 82 20.4 107 23.1 73 15.8 - -
Stoffwechselerkrankung/Krankheiten des Verdauungssystems/
11 2.7 11 2.4 5 1.1 30545 1.1
Krankheiten des Urogenitaltrakts² 28 7.0 28 6.0 35 7.6 2516 7.7
Krankheiten der Haut und der Unterhaut²
- - - - - - 8111 2.9
Sonstige/Sonstige Krankheiten - - - - - - 56898 37.5
Fehlend/Keine Aussage möglich 6 1.5 8 1.7 7 1.5 21367 2.3
6.4.2.2 Beschreibung und Vergleich der Mitarbeiterstichproben
Insgesamt wurden 658 Mitarbeiter der interprofessionellen Behandlungsteams in 15 der 17
Kliniken befragt, von denen 275 den Fragebogen ausfüllten. Das entspricht einer Rücklauf-
quote von 41%. Nach Ausschluss der Fälle mit mehr als 30% Fehlwerten ergab sich ein voll-
ständiger Datensatz von n = 272.Der weitere Ausschluss der drei Kliniken, die sich nur zu t1
beteiligten sowie der einen Klinik, welche sich zwar an der Mitarbeiterbefragung zu beiden
Zeitpunkten beteiligte, jedoch die Patientenbefragung nur zu t1 durchführte verblieben elf
Kliniken für die Auswertung (n = 195 Behandler). Zu t2 beteiligten sich noch 12 der 17 Klini-
ken. Aufgrund des Ausschlusses einer Klinik, in welcher lediglich die Daten der Behandler
vorlagen, jedoch nicht der Patienten, verblieben auch hier elf Kliniken (n = 168 Mitarbeiter
der Behandlungsteams) für die weiteren Analysen.
63
Ausgeschlossen aus der Datenanalyse wurden zum Datenerhebungszeitpunkt t1 die drei
Kliniken, welche zu t2 nicht mehr an der Mitarbeiterbefragung teilnahmen (n = 46 Behandler),
eine Klinik, welche die letzte Patientenbefragung nicht mehr durchführte (n = 9 Behandler)
und 22 Behandler, die keiner Klinik zuordenbar waren. Von den insgesamt 77 ausgeschlos-
senen Fragebogen waren bei fünf keine soziodemographischen Angaben vorhanden, 15.6%
der Fragebogen kamen von Ärzten, 16.9% von Pflegekräften, 27.3% von psychosozialen
Therapeuten und 14.3% Physiotherapeuten sowie 13% andere Berufsgruppen und 13%
ohne Angaben. Die Behandler der aus der Datenanalyse ausgeschlossenen Kliniken unter-
scheiden sich nicht bezüglich der Berufsgruppen, des Geschlechts, des Alters und der Dauer
der Erwerbstätigkeit in der Klinik. Bezogen auf das Arbeitspensum unterscheiden sich die
ausgeschlossenen Behandler von den in die Auswertung eingegangenen Datensätzen der
Behandler. In der Auswertungsstichprobe zeigt sich, dass mehr Behandler in einem Vollzeit-
beschäftigungsverhältnis und weniger Teilzeit arbeiten als in der Stichprobe der ausge-
schlossenen Behandler.
Die Berufsgruppen der Stichproben der Mitarbeiter-/Behandlerbefragung in den elf Kliniken
unterscheiden sich für die Interventions- und Kontrollgruppe sowie im Vergleich mit den Da-
ten der Personalstatistik der DRV (s. Tab. 14). In den Interventionskliniken beteiligten sich
mehr Ärzte und Pflegekräfte an der Befragung als in der Kontrollgruppe, wohingegen in der
Kontrollgruppe (im Vergleich zur Interventionsgruppe) zu t1 mehr Therapeuten aus dem psy-
chosozialen Bereich und in der Kontrollgruppe zu t2 mehr Physiotherapeuten teilnahmen. Zu
beiden Messzeitpunkten ist der Anteil der anderen Berufsgruppen (z.B. Diätassistenten,
Seelsorger, etc.) in der Kontrollgruppe höher als in der Interventionsgruppe.
Im Vergleich zur DRV Statistik ist der Anteil der Ärzte in der Interventionsgruppe zu beiden
Messzeitpunkten überrepräsentiert, während sie in der Kontrollgruppe unterrepräsentiert
sind. Die Pflegekräfte sind in allen Gruppen unterrepräsentiert im Vergleich mit der DRV-
Personalstatistik. In allen Gruppen der Studie ist das andere Fachpersonal (psychosoziale
Therapie, Physiotherapie, etc.) zu höheren Anteilen vertreten als in der DRV Statistik. Insge-
samt kann aufgrund des Vergleichs mit der DRV Stichprobe nicht von einer repräsentativen
Stichprobe ausgegangen werden.
Bei den Vergleichen der Interventions- und Kontrollgruppe ist die unterschiedliche Stichpro-
benzusammensetzung zu beachten. In der Interventionsgruppe sind zum Beispiel mehr
Ärzte und Pflegekräfte als in der Kontrollgruppe (s. Tab. 14).
64
Tab. 14 Häufigkeiten von Berufsgruppen für Interventions- und Kontrollgruppe zu t1 und t2
t1
N=195
t2
N=168 DRV1
IG
(n= 82)
KG
(n=113)
IG
(n= 58)
KG
(n=110)
n=6181
n % n % n % n % n %
Ärztlicher Bereich 22 26.8 15 13.3 15 25.9 16 14.5 1291 20.9
Pflege 20 24.4 15 13.3 9 15.5 15 13.6 1780 28.8
Therapie (psychosozial) 14 17.1 32 28.3 17 29.3 29 26.4
3110 50.32Physiotherapie (inkl. Balneo, Masseure)
17 20.7 22 19.5 10 17.2 29 26.4
andere 7 8.5 20 17.7 7 12.1 21 19.1
mehr als eine Berufs-gruppe angegeben
2 2.4 5 4.4 - - - - - -
Nicht ausgefüllt 2 2.4 4 3.5 - - - - - -
1 Die Daten der DRV beziehen sich auf die Personalstatistik nach § 11 RSVwV zum 30. Juni 2009. 2 Bei den DRV-Daten sind die Arbeitsbereiche: Therapieabteilungen (psychosozial), Physio-therapeuten, Pädagogischer Bereich und Ökotrophologen zu der Gruppe Sonstiges Fachper-sonal zusammengefasst.
Sowohl in der Interventions- als auch in der Kontrollgruppe beteiligten sich mehr Frauen als
Männer an der Mitarbeiterbefragung. Die Mehrzahl der Behandler ist zwischen 26 und 55
Jahre alt, arbeitet Vollzeit (100%) und ist seit über fünf Jahren in der Klinik (s. Tab. 15). Auch
bezüglich dieser Merkmale zeigten sich zu beiden Messzeitpunkten Unterschiede zwischen
der Interventions- und Kontrollgruppe. In der Kontrollgruppe sind zu beiden Messzeitpunkten
weniger Männer im Vergleich zur Interventionsgruppe, mehr jüngere Mitarbeiter (zwischen
17 und 35 Jahren) und mehr Vollzeitbeschäftigte. Zudem sind die Mitarbeiter der Kontroll-
gruppe zu t1 und t2 durchschnittlich länger in der Klinik beschäftigt als die Mitarbeiter der
Interventionsgruppen (s. Tab. 15).
65
Tab. 15 Mitarbeiterbefragung Geschlecht, Alter Arbeitspensum, Anstellungszeitraum
t1 t2
IG (n=82) KG (n= 113) IG (n=58) KG (n=110)
n % n % n % n %
Geschlecht
männlich 34 41.5 38 33.6 21 35.2 29 26.4
weibliche 43 52.4 70 61.9 34 58.6 77 70
Fehlende Werte 5 6.1 5 4.4 3 5.2 4 3.6
Alter
17-25 Jahre 3 3.7 8 7.1 2 3.4 8 7.3
26-35 Jahre 9 11.0 24 21.2 3 5.2 17 15.5
36-45 Jahre 28 34.1 27 23.9 18 31.0 23 20.9
46-55 Jahre 32 39.0 32 28.3 23 39.7 34 30.9
56-65 Jahre 8 9.8 17 15.0 8 13.8 24 21.8
66 oder älter 1 .9
Fehlende Werte 2 2.4 4 3.5 4 6.9 4 3.6
Arbeitspensum
< 50% 1 1.2 11 9.7 2 3.4 12 10.9
50% - 70 % 7 8.5 12 10.6 9 15.5 15 13.6
> 70% aber < 100% 22 26.8 4 3.5 16 27.6 9 8.2
100% 50 61.0 84 74.3 28 48.3 71 64.5
Fehlende Werte 2 2.4 2 1.8 3 5.2 3 2.7
Beschäftigungs-dauer
< 1 Jahr 4 4.9 5 4.4 2 3.4 9 8.2
> 1 Jahr aber < 3 Jahre
17 20.7 12 10.6 13 22.4 9 8.2
3-5 Jahre 5 6.1 16 14.2 7 12.1 12 10.9
> 5 Jahre 55 67.1 78 69 34 58.6 79 71.8
fehlende Werte 1 1.2 2 1.8 2 3.4 1 .9
6.4.2.3 Zusammenfassende Betrachtung der Stichproben
Der Indikationsmix der sich beteiligenden Kliniken unterscheidet sich von dem Datenkollektiv
der Rentenversicherung (s. Tab. 13). Die Patientenkollektive zu den drei Datenerhebungs-
zeitpunkten sind vor allem bezüglich des Alters nicht vergleichbar, jedoch getrennt für die
Interventions- und Kontrollgruppe zu den jeweiligen Datenerhebungszeitpunkten vergleich-
bar bezüglich Alter Geschlecht, Staatsangehörigkeit und Krankheitserfahrung.
66
Die Stichproben der Mitarbeiter der Behandlungsteams sind für die Interventions- und Kont-
rollgruppen unterschiedlich groß (die Kontrollgruppen sind deutlich größer), unterscheiden
sich bezüglich Geschlecht, Alter, Arbeitspensum und Beschäftigungsdauer sowie in der Be-
rufsgruppenzusammensetzung.
6.4.3 Prä-Post-Vergleich der internen und externen Partizipation
Der Vergleich der Patientenbewertungen der externen Partizipation (PEF-FB 9) über die drei
Messzeitpunkte hinweg, zeigt sich für die Interventionsgruppe ein leichter Anstieg der Werte
der externen Partizipation (s. Tab. 16), während die Werte der Kontrollgruppe konstant blei-
ben (t2) bzw. leicht zurückgehen (t3). Die Patientenbewertung der internen Partizipation fällt
deutlich höher aus als die Bewertung der externen Partizipation. Dabei ist sowohl für die
Interventions- als auch für die Kontrollgruppe ein leichter Anstieg von t1 zu t2 zu verzeich-
nen, der sich in der Interventionsgruppe zu t3 auch fortsetzt, während die Werte der Kont-
rollgruppe unter das Anfangsniveau zurückfallen (s. Tab. 16).
Tab. 16 Der Vergleich der Patientenbewertung der internen und externen Partizipation zu
t1,t2 und t3 (0=keine Partizipation, 100=maximale Partizipation)
Zeitpunkt t1 Zeitpunkt t2 Zeitpunkt t3
IG KG IG KG IG KG
Externe Par-tizipation
(PEF-FB 9)
M=55.6
SD=26,2
(n=158)
M=59.1
SD=26.3
(n=244)
M=57.0
SD=25.9
(n=199)
M=59.0
SD=25.2
(n=264)
M=57.5
SD=26.4
(n=168)
M=58.3
SD=27.7
(n=293)
Interne Parti-zipation
(Teamskala)
M=82.5
SD=15.6
(n=122)
M=86.5
SD=14.5
(n=178)
M=83.2
SD=15.1
(n=143)
M=87.9
SD=13.7
(n=186)
M=84.8
SD=15.8
(n=130)
M=83.9
SD=16.5
(n=223)
Sowohl in der Interventions- als auch in der Kontrollgruppe erzielen die psychosomatischen
Rehabilitationskliniken höhere Werte als die somatischen Rehabilitationskliniken (signifikan-
ter Unterschied: F = 20.532, df = 1, p < .001, partielles η²= .015). Die Zufriedenheit mit der
Entscheidung (Man-Son-Hing-Skala) unterscheidet sich jedoch nicht zwischen den beiden
Indikationsbereichen (F = 1.07, df = 1, p=.301). Ebenso zeigen sich auch für beide Gruppen
(IG und KG) keine Veränderungen über die Zeit (IG: M = 4.1, SD = .69, KG: M = 4.1/4.2, SD
= .7).
67
Ergänzend wurde untersucht, welche Faktoren einen Einfluss auf die Ausprägungen der in-
ternen und externen Partizipation haben. Das Ausmaß der externen Partizipation wird durch
den Gesundheitszustand geprägt. Ein besserer Gesundheitszustand der Patienten (β = .12,
p < .001) geht einher mit einer höheren Partizipation an der Behandlung. Die Bewertung der
internen Partizipation wird neben dem Gesundheitszustand noch durch die Zugehörigkeit der
Gruppe, das Geschlecht, die Bildung und das Alter beeinflusst (siehe Tab. F im Anhang).
Für beide Modell gilt jedoch eine schlechte Varianzaufklärung (R² = .024, R² = .079).
Die Behandler der Kontrollgruppe bewerten die externe und interne Partizipation zu Beginn
der Studie höher als die Behandler in der Interventionsgruppe. Zum Zeitpunkt t2 zeigt sich
bezüglich der externen Partizipation für die Interventionsgruppe ein deutlicher Anstieg be-
züglich der Einschätzung der Umsetzung der externen Partizipation (MU-PEF), wohinge-
gen die Werte der Kontrollgruppe konstant bleiben (s. Tab. 17 und Abb. 9,) signifikanter
Interaktionseffekt: F = 4.1, df=1, p = .04, partielles η²= .012). Die interne Partizipation (Team-
skala) steigt sowohl in der Interventions- als auch in der Kontrollgruppe an (s. Tab. 17). Der
Anstieg ist dabei in der Interventionsgruppe stärker als in der Kontrollgruppe. Zu t2 sind die
Bewertungen nahezu identisch (s. Tab. 17, Abb. 10).
Tab. 17 Der Vergleich der Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung für die interne und externe
Partizipation zu t1 und t2 (0=keine Partizipation, 100=maximale Partizipation)
Zeitpunkt t1 Zeitpunkt t2
IG KG IG KG
Externe Partizipation
(MU-PEF 9)
M=62.5
SD=21.7
(n=89)
M=67.2
SD=21.6
(n=103)
M=72.6
SD=17.3
(n=58)
M=67.9
SD=22.5
(n=109)
Interne Partizipation
(Teamskala)
M=65.3
SD=20.2
(n=82)
M=66.8
SD=14.8
(n=97)
M=69.7
SD=16.1
(n=54)
M=70.0
SD=15.9
(n=105)
68
Abb. 9 Prä-Post-Vergleich der externen Parti-
zipation (MU-PEF) für die IG und KG
Abb. 10 Prä-Post-Vergleich der internen
Partizipation (Teamskala) für die IG
und KG
Die Berufsgruppen unterscheiden sich signifikant (F = 7.41, df = 4, p < .001, partielles η²
=.080) in der Bewertung der externen Partizipation. In der Interventionsgruppe zeigt sich für
alle Berufsgruppen ein Anstieg der Werte nach der Intervention, besonders deutlich ist die
verbesserte Bewertung nach der Intervention für die Pflegekräfte. Für die Kontrollgruppe
zeigt sich bei den Pflegekräften als auch bei den psychosozialen Therapeuten sowie dem
sonstigen Fachpersonal ein Anstieg, während die Bewertungen der Ärzte und Physiothera-
peuten zu t2 niedriger ausfallen als zu t1 (s. Abb. 11).
62,5
72,667,267,9
0102030405060708090
100
t1 t2
Externe Partizipation (MU-PEF)
IG KG
65,369,7
66,8 70
0102030405060708090
100
t1 t2
Interne Partizipation (Teamskala)
IG KG
69
Abb. 11 Prä-post-Vergleich der verschiedenen Berufsgruppen für die externe Partizipation
(MU-PEF) getrennt für die Interventions- und Kontrollgruppe
Auch bei der Bewertung der internen Partizipation unterscheiden sich die Berufsgruppen
signifikant (F = 10.26, df = 4, p<.001, partielles η²=.114).
Der Anstieg ist auch bei der internen Partizipation für die Pflegekräfte in der Interventions-
gruppe am höchsten, in der Kontrollgruppe hingegen sinkt die Beurteilung der internen Parti-
zipation von Seiten der Pflegekräfte. Auch die Physiotherapeuten und Therapeuten im psy-
chosozialen Bereich zeigen im Anschluss an das Trainingsprogramm (Interventionsgruppe)
bessere Bewertungen, bei den Ärzten ist der Anstieg am geringsten und bei den anderen
Berufsgruppen (sonstige Fachberufe) sinkt die Beurteilung der internen Partizipation nach
dem Training. In der Kontrollgruppe ist für alle Berufsgruppen (mit Ausnahme der Pflege-
kräfte) ein kleiner Anstieg der Beurteilung zu sehen (außer bei den Pflegekräften) (s. Abb.
12).
70
Abb. 12 Prä-post-Vergleich der verschiedenen Berufsgruppen für die interne Partizipation
(Teamskala) getrennt für die Interventions- und Kontrollgruppe
Die Behandler der verschiedenen Indikationsbereiche (Somatik, Psychosomatik) bewerten
die interne Partizipation nicht signifikant unterschiedlich (F = 1.243, df = 1, p = .266).
6.4.4 Zusammenhang zwischen der internen und externen Partizipa-
tion
Die Korrelationen (zweiseitig) zwischen den beiden Konstrukten interne und externe Partizi-
pation sind sowohl in der Mitarbeiter- als auch in der Patientenbefragung gering. Die Korre-
lation beträgt nach Spearman Rho (nichtparametrische Korrelation, da die Variablen nicht
normalverteilt sind) für den gesamten Datensatz der Mitarbeiterbefragung (t1 und t2, n =
363) .20 (p < .001). Die Korrelation bei den Patientendaten (n = 1326 über alle drei Mess-
zeitpunkte) fällt minimal positiver aus .236 ( p <.001). Die Korrelationen zwischen der exter-
nen Partizipation (PEF-FB-9) und der Zufriedenheit mit der partizipativen Entscheidungsfin-
dung (Man-Son-Hing) ist hoch (r = .512, p<.001). Ebenso korreliert die Zufriedenheit mit der
partizipativen Entscheidungsfindung (Man-Son-Hing Skala) im mittleren Bereich mit der inter-
nen Partizipation (Teamskala, r = .469, p <.001).
71
6.4.5 Einfluss der internen und externen Partizipation auf die
Mitarbeiterzufriedenheit
Die Mitarbeiter bewerten insbesondere die interne Partizipation als bedeutend für die Zufrie-
denheit. Die Teambewertung ist für alle Zufriedenheitswerte ein signifikanter Prädiktor im
Gegensatz zur externen Partizipation (MU-PEF). Die allgemeine Zufriedenheit der Mitarbei-
ter kann mittels der internen Partizipation zu 20% aufgeklärt werden (standardisierter Beta-
Koeffizient: .450, T = 9.255, p < .001). Das Betriebsklima (Skala des Mizu-Reha) kann durch
die interne Partizipation zu 57% vorhergesagt werden (standardisierter β-Koeffizient: .758, T
= 21.409, p < .001).
6.4.6 Einfluss der Partizipation auf die Behandlungsakzeptanz und
die Patientenzufriedenheit
Bei den regressionsanalytischen Auswertungen ergibt sich (nach Bühner & Ziegler, 2009) für
die Behandlungsakzeptanz ein moderater Effekt (R² > .21) und für die Patientenzufriedenheit
ein starker Effekt (R² > .49). Für die Behandlungsakzeptanz als auch für die Patientenzufrie-
denheit ist die interne Partizipation (Teamskala) der bedeutsamste Prädiktor, gefolgt von der
Zufriedenheit mit der Entscheidungsfindung (Man-Son-Hing-Skala). Ebenso kommt der ex-
ternen Partizipation (PEF-FB-9) und dem Gesundheitszustand eine signifikante Bedeutung
für die Vorhersage der Behandlungsakzeptanz zu (s. Tab. 18 und Tab. 19). Des weiteren ist
die Behandlungsakzeptanz als auch die Patientenzufriedenheit abhängig von der Zugehörig-
keit zu der Kontroll- oder Interventionsgruppe. Für die Patientenzufriedenheit sind zudem
Geschlecht und Bildung signifikante Prädiktoren (s. Tab. 19).
72
Tab. 18 Prädiktoren der Behandlungsakzeptanz
B SD Beta T p (B) CI95% für B
(Konstante) 1.96 .08 23.29 .000 1.80 2.13
zeit2 T2 -.03 .02 -.04 -1.17 .241 -.08 .02
zeit3 T3 01 .02 .01 .21 .833 -.04 .05
Gruppe -.08 .02 -.11 -3.88 .000 -.12 -.04
Geschlecht -.01 .02 -.02 -.65 .519 -,05 .,03
BILDUNG Hauptschule -02 .03 -.03 -,85 .394 -,07 .03
BILDUNG Realschule .00 .03 .00 -.07 .941 -.06 .05
Alter .00 .00 -.02 -.53 .594 .00 .00
Anzahl Reha-Erfahrungen .01 .01 .03 1.10 .273 -.01 .02
IRES24 Skala „Reha-Status“ .01 .01 .07 2.43 .015 .00 .02
PEF-FB-9 .00 .00 .08 2.65 .008 .00 .00
Teamskala .01 .00 .28 9.00 .000 .00 .01
Man-Son-Hing-Skala .12 .02 .22 6.76 .000 .08 .15
Modellzusammenfassung R R2 p (Modell)
Erklärte Varianz .458 .210 .000
Teststärke/n=12 Prädiktoren 1.000
N (von 1326 Datensätzen) 1070
Tab. 19 Prädiktoren der Patientenzufriedenheit
B SD Beta T p (B) CI95% für B
(Konstante) 10.26 .73 13.98 .000 8.82 11.70
zeit2 T2 -.18 .21 -.02 -.84 .402 -.59 .24
zeit3 T3 .01 .21 .00 .04 .970 -.41 .42
Gruppe -.53 .17 -.07 -3.04 .002 -.87 -.19
Geschlecht .41 .18 .05 2.26 -024 .05 .76
BILDUNG Hauptschule -.60 .22 -.08 -2.67 .008 -.04 -.16
BILDUNG Realschule -.57 .24 -.07 -2.35 .019 -.05 -.09
Alter .00 .01 -.02 -.67 .504 -.02 .01
Anzahl Reha-Erfahrungen .06 .05 .03 1.09 .277 -.05 .16
IRES24 Skala „Reha-Status“ .17 .04 .09 3.79 .000 .08 .25
PEF-FB-9 .01 .00 .10 3.96 .000 .01 .02
Teamskala .10 .01 .40 15.86 .000 .08 .11
Man-Son-Hing-Skala 1.95 .15 .34 12.68 .000 1.64 2.25
73
Fortsetzung Tab. 19 Prädiktoren der Patientenzufriedenheit
Modellzusammenfassung R R2 p (Modell)
Erklärte Varianz .701 .491 .000
Teststärke (post-hoc, n=12 Prädiktoren)
1.000
N (von 1326 Datensätzen) 1070
6.4.7 Modellüberprüfung
Die Überprüfung inwiefern das postulierte Modell, dass die interne und externe Partizipation
sowie die Zufriedenheit mit der Entscheidung eine prognostische Bedeutung für die Comp-
liance sowie für den Behandlungserfolg (Behandlungsakzeptanz und Patientenzufriedenheit)
wurde mittels einer strukturanalytischen Betrachtung der Daten des ersten Messzeitpunktes
(n = 402) vorgenommen (s. Abb. 13 und 14). Auch hier wird deutlich, dass die Bewertung der
internen Partizipation (Teamskala) einen bedeutenderen Effekt auf die Ergebniskriterien hat
als die externe Partizipation (PEF-FB-9). Die interne Partizipation (Team) prädiziert die Ak-
zeptanz, Zufriedenheit und Compliance 1 und 2, die Zufriedenheit mit der Entscheidung vor
allem die Akzeptanz und die externe Partizipation insbesondere die Compliance 2. Das Vor-
hersagemodell bestätigt die Bedeutung der internen Partizipation für eine erfolgreiche Pati-
entenbehandlung (s. Abb. 13 und 14).
74
Abb. 13 Modifiziertes Strukturgleichungsmodell (vollständige Darstellung)
Abb. 14 Vereinfachte Darstellung desmodifizierten Strukturgleichungsmodell
Das Modell (Abb. 14) zeigt das vereinfachte modifizierte Strukturgleichungsmodell mit den
Parameterschätzungen. Es werden alle Pfade signifikant mit Ausnahme der Pfade „Zufrie-
denheit mit der Entscheidung und Compliance“, „Partizipation (PEF) und Compliance 1“ und
„Partizipation und Akzeptanz“.
75
Die in Tab. 20 aufgeführten Maße der globalen Modellpassung (Zeile Originalmodell) zei-
gen, dass die Maße der inkrementellen Modellpassung die Schwellen für ein akzeptables
Modell erreicht werden, d.h. die Daten bilden das Modell noch nicht adäquat ab. Um die Ur-
sachen für die Modellverletzungen zu analysieren, wurden Modification Indizes berechnet,
die es erlauben, zusätzliche Pfade zu identifizieren, die eine systematische Verbesserung
der Modelleigenschaften bewirken. Diese Indizes zeigen, dass die Fehlerterme der Item-
paare PEF1 und PEF2, PEF3 und PEF4, ZUF4 und ZUF8 als auch die Fehlerterme des
Items ZUF 8 mit dem Konstrukt Zufriedenheit (s. Abb. 13 und 14) als korreliert modelliert
werden sollten. Ebenso sollten die Fehlerterme der Konstrukte Partizipation und Zufrieden-
heit mit der Entscheidung, Akzeptanz und Zufriedenheit miteinander korreliert im Modell sein.
Für dieses modifizierte Modell ergeben sich verbesserte Maße der Modellpassung, sodass
insgesamt von einer akzeptablen Modellpassung ausgegangen werden kann.
Tab. 20 Übersicht über die Maße der globalen Modellpassung für alle Strukturgleichungsmo-
delle (n = 402)
X2 df P X2/df TLI CFI RMSEA
Schwellenwert
akzeptabler Pas-
sung1
<.05 < 2.5 > . 90 > . 90 < . 08
Originalmodell 2211.886 804 .000 2.751 .822 .842 .066
Modifiziertes
Modell
1655.666 608 .000 2.723 .862 .874 .066
Vorhersagemodell 1289.533 608 .000 2.121 .910 .918 .053
1Vgl. Hair, Black, Babin& Anderson, 2010, S. 667-672; Klime, 2005, S. 139-145; Weiber & Mühlhaus,
2010, S. 176
76
6.5 Wissenschaftliche Nutzungs- und Verwertungs-
möglichkeiten
Der Bestätigung der großen Bedeutung der internen Partizipation neben der externen Parti-
zipation auf den Behandlungserfolg in der medizinischen Rehabilitation, hat dazu geführt,
dass in der zweiten Förderphase im Förderschwerpunkt „Chronische Krankheiten und Pati-
entenorientierung“ (Förderkennzeichen: 01GX1024) geförderte neue Projekt „Entwicklung
und Evaluation eines Konzeptes zur patientenorientierten Teamentwicklung in Rehabilitati-
onskliniken“ (Akronym PATENT) das Augenmerk verstärkt auf das Team gelegt wird. Dabei
wird insbesondere versucht die internen Bedingungen für ein patientenorientiertes Team
durch Teamentwicklung zu fördern. Weitere Projekte zu dem Themenschwerpunkt interne
und externe Partizipation bzw. zur Implementierung von partizipativer Entscheidungsfindung
im interprofessionellen Setting der Behandlung von chronisch Kranken sind derzeit in Pla-
nung.
Die im Bericht referierten zentralen Ergebnisse der Hauptstudie sowie darüber hinausge-
hende Erkenntnisse werden derzeit für Publikationen vorbereitet. Die konzeptionellen Über-
legungen – das Modell der integrierten Patientenorientierung – sowie die Ergebnisse der
Pilotstudie sind bereits deutschsprachig publiziert (Körner, 2009, Körner et al., 2011) und
englischsprachig noch im Begutachtungsprozess (z.B. Körner, Ehrhardt, Steger, in review).
Das Projekt wurde auf vielen nationalen und internationalen Konferenzen präsentiert und die
Hauptergebnisse werden in diesem Jahr auf Konferenzen im In-und Ausland vorgestellt.
Weitere statistische und strukturanalytische Auswertungen werden durchgeführt und die Er-
stellung eines Trainingsmanuals zu dem Trainingsprogramm ist ebenfalls in Bearbeitung und
soll im Laufe des Jahres fertiggestellt und verfügbar gemacht werden. Das Training ist eine
gute Basis für die Implementierung der partizipativen Entscheidungsfindung in Einrichtungen
der medizinischen Rehabilitation, weshalb eine Fortführung der Trainings in modifizierter
Form (z.B. über einen längeren Zeitraum, mit begleitendem Coaching, mit weiteren Modulen)
von großer Bedeutung für die nachhaltige Etablierung der partizipativen Versorgungsgestal-
tung sind.
77
7 Diskussion und Ausblick
Die Ergebnisse werden zunächst in Bezug zu den übergeordneten Fragestellungen des För-
derschwerpunkts sowie die gesundheitsökonomische Relevanz betreffend, in Kapitel 7.1
„Partizipative Versorgungsgestaltung“ diskutiert. Daran anschließend werden die Ergebnisse
der Studie inhaltlich in Bezug zu aktuellen nationalen und internationalen Studienergebnisse
erörtert (Kap. 7.2) und organisatorisch (Kap. 7.3) sowie methodisch kritisch betrachtet (Kap.
7.4). Zum Abschluss werden Relevanz und Nutzen für die Versorgungspraxis sowie Überle-
gungen zum Praxistransfer dargestellt (Kap. 7.5).
7.1 Partizipative Versorgungsgestaltung
Die Studie liefert einen wesentlichen Beitrag zum Aufbau der partizipativen Versorgungsge-
staltung in medizinischen Rehabilitationskliniken, insbesondere auch dadurch, dass zum
ersten Mal auch die internen Bedingungen (interne Patientenorientierung) neben der Be-
handler-Patient-Interaktionen (externe Patientenorientierung) in die Betrachtung mit einbe-
zogen wurden. Das Modell der integrierten Patientenorientierung konstatiert, dass mehrere
Ebenen (1. Individuen: Patient und Behandler, 2: Team und 3: Organisation) für den Aufbau
der partizipativen Versorgungsgestaltung von Bedeutung sind. Bislang werden hauptsächlich
die Mikroebene (Individuen) untersucht, doch die Ergebnisse zeigen, dass die Teamebene
einen bedeutsamen Einfluss auf die Patientenzufriedenheit und die Behandlungsakzeptanz
haben.
Der zeitgleich entwickelte interprofessionelle PEF-Ansatz einer kanadischen Forschergruppe
betrachtet ebenfalls die verschiedenen Ebenen (Légaré et al., 2011). Hier wird der Einfluss
der Umweltfaktoren auf die Implementierung von partizipativer Entscheidungsfindung aufge-
zeigt. Als die wichtigsten Umweltfaktoren werden Gesundheitspolitik, Werte, Regeln, Kultur,
Ressourcen, sozialer Kontext und Gesundheitsorganisationen genannt. Es wird davon aus-
gegangen, dass die Umwelt die organisatorischen Bedingungen beeinflusst und diese wiede-
rum das Verhalten der interprofessionellen Teammitglieder des Behandlungsteams (Légaré
et al., 2011). Das kanadische Modell inkludiert die gesellschaftlichen Bedingungen und geht
somit über das von uns konzipierte hinaus. In unserem Modell nehmen neben der
individuumsbezogenen Ebene, die organisatorischen, im speziellen die teambezogenen As-
pekte eine wesentliche Rolle ein.
In der Definition der Patientenorientierung wird bereits darauf hingewiesen, dass die Struktu-
ren, Prozesse und Ergebnisse auf die Wünsche der Patienten ausgerichtet werden sollten,
78
dies impliziert weniger standardisierte mehr individualisierte Behandlungsabläufe, was wie-
derum bedeutet, dass Organisations-/Teamstrukturen und -prozesse dahingehend anzupas-
sen sind. Der Paradigmenwechsel von der disziplinorientierten zur patientenorientierten Be-
handlung, fordert auch ein Perspektivenwechsel bezüglich der Weiterbildungsangebote. In-
terprofessionelle Angebote zur Vorbereitung der Implementierung neuer Methoden, wie z.B.
der partizipativen Entscheidungsfindung und auch die Schulung der Teams, sollten sich an
das gesamte Team richten und als interprofessionelles Training stattfinden (D´Amour,
Ferrada-Videlam, San Martin Rodriguez & Beaulieu, 2005; Lown, Kryworuchko, Bieber, Lillie,
Kelly, Berger & Loh, 2011). Ein interprofessioneller Trainingsansatz kann helfen die ver-
schiedenen Berufsgruppen mit den bestehenden Subkulturen zu einem Team zusammen zu
führen (Pecukonis, Doyle & Bliss, 2008; Zacher, Felfe & Glander, 2008).
Der im Projekt entwickelte indikationsübergreifende, interprofessionelle Train-the-Trainer
Ansatz, um partizipative Entscheidungsfindung im Versorgungsalltag der medizinischen Re-
habilitation zu implementieren, kann neue Lernstrukturen (Führungskräfte und/oder ausge-
bildete Schlüsselpersonen schulen ihre Teams) und eine neue Lernkultur (gemeinsam, in-
terprofessionell statt berufsgruppenbezogene Weiterbildung) schaffen. Studien belegen den
Erfolg von interprofessionellen Implementierungsstrategien. Diese interprofessionellen An-
sätze beinhalten neben der Wissensvermittlung zu PEF und dem Erlernen der Fertigkeiten
zur Anwendung von PEF sowie der Vorbereitung der Implementierung von PEF in den Ar-
beitsalltag, vor allem auch die gegenseitige Wertschätzung, das Verständnis für die anderen
Berufsgruppen/Rollen im interprofessionellen Team (Col, Bozzuto, Kirkegaard, Koelewijn-
van Loon, Majeed, Jen Ng & Pacheco-Huergo, 2011). Die Konfliktbewältigung (mit Patienten,
Kollegen und Vorgesetzten) sowie die Organisation von Teambesprechungen gehören zu
den wichtigsten interprofessionellen Kommunikationsfertigkeiten (Col et al., 2011). Die be-
fragten Führungskräfte bestätigten dies, indem sie hier den höchsten Schulungsbedarf an-
gaben.
Für Trainings stehen in Teams meist wenig Zeit und Ressourcen zur Verfügung. Multiplikato-
renkonzepte verbinden Arbeit und Lernen, verbessern hierdurch den Transfer des Gelernten
in die Praxis und versprechen ein hohes Maß an Effektivität und Effizienz (Zacher et al.,
2008).
Defizite in der internen Partizipation (Führung, Kommunikation und Mitarbeitermotivation)
gehen einher mit schlechteren betriebswirtschaftlichen Ergebnissen (z.B. höheren Kosten)
und negativeren Behandlungsergebnisse (Kockert, 2011; Valentine et al., 2011). Des weite-
ren wirken sich Merkmale der internen Partizipation auch auf den Teamerfolg, wie zum Bei-
spiel die Zufriedenheit der Mitarbeiter, die Fluktuation und den Krankenstand aus (Körner,
2006; Xyrichs & Ream, 2007).
79
7.2 Inhaltliche Diskussion
Die Diskussion der Ergebnisse in Bezug auf den nationalen und internationalen Forschungs-
stand wird für die Zielsetzungen des Projektes getrennt vorgenommen, Kapitel 7.2.1 beurteilt
die Entwicklung des Trainingsprogramms, Kapitel 7.2.2 die Wirksamkeit des Trainingsprog-
ramms und Kapitel 7.2.3 die postulierten Zusammenhänge zwischen den untersuchten Krite-
rien.
7.2.1 Entwicklungsprozess des Trainingsansatzes
Ziel der Pilotstudie war die Entwicklung eines Trainingsprogramms zur Implementierung der
partizipativen Entscheidungsfindung in der medizinischen Rehabilitation. Ausgehend von den
Modellen der partizipativen Entscheidungsfindung wurde zunächst ein interprofessioneller
Ansatz entwickelt, welcher sich von den bisherigen PEF-Ansätzen dahingehend unterschei-
det, dass die interne Partizipation (Teaminteraktion) neben der externen Partizipation (PEF)
mitberücksichtigt wird. Der Fokus der Partizipation vernachlässigt andere wichtige Bereiche,
die in dem übergeordneten Modell der integrierten Patientenorientierung (Körner, 2009)
ebenfalls von Bedeutung sind. Es ist jedoch ein erster Versuch Patientenorientierung zu ope-
rationalisieren und dabei mehr als die Ebene der Behandler-Patient-Interaktion (Mikroebene)
zu beachten.
In der Pilotstudie wurden die Wünsche und Präferenzen der Patienten erfasst. Trotz metho-
discher Limitationen (geringe Größe und Selektivität der Stichprobe) sind die Ergebnisse der
Patientenbefragungen in den Fokusgruppen konform mit denen anderer empirischer Studien
z.B. Dierks und Seidel (2005) und Langewitz, Conen, Nübling und Weber (2002). Auch in der
Rehabilitation finden sich wie im Akutbereich eine Diskrepanz zwischen erlebter und ge-
wünschter Partizipation und ein Defizit in der persönlichen Ansprache des Patienten. Dass
die geäußerten Bedürfnisse und Präferenzen über die verschiedenen Indikationsbereiche
hinweg recht homogen sind, unterstützt die Konzeption eines indikationsübergreifenden
Trainingsprogramms zur partizipativen Entscheidungsfindung für die medizinische Rehabili-
tation.
Die Präferenzen und Wünsche der Patienten sowie der Schulungsbedarf von Seiten der Be-
handler (Expertenbefragung) werden in Abb. 15 zusammengefasst wiedergegeben. Dabei
sind für die individuellen Interaktionen (Behandler-Patient, aber auch Behandler-Behandler-
80
Interaktion) Zeit, Wertschätzung, Beteiligung an Entscheidungen (PEF), Individualität und
Vertrauen sehr wichtig. Der Wunsch nach mehr Wertschätzung, Partizipation und Vertrauen
zeigen auch andere empirische Studienergebnissen (Bieber et al., 2007; Dierks & Seidel,
2005; Langewitz, et al., 2002; Kraetschmer, Sharpe, Urowitz & Deber, 2004; van Oorschot,
Leppert & Schweitzer, 2007). Ebenso hängt die Zusammenarbeit im Team von diesen Fakto-
ren ab (Xyrichs & Ream, 2008; Zacher et al., 2008). Vertrauen und Wertschätzung zwischen
den Behandlern sind insbesondere für den Zusammenhalt im Team bedeutsam (Zacher et
al., 2008). Montori, Gafni und Charles (2006) erwähnen in ihrem Modell der partizipativen
Behandlungsentscheidung bei chronischen Erkrankungen die Partnerschaft zwischen den
Behandlern (Arzt, Pflege, Diätassistenten, etc.) und den Patienten (sowie deren Familien).
Eine Elaboration der Zusammenarbeit der verschiedenen Behandlern bleibt jedoch aus.
Für die Ausprägung der internen Partizipation auf der Ebene des Teams und der Organisa-
tion sind die Kommunikations- und Kooperationsstrukturen und –prozesse, die Führung, die
Beteiligung an Entscheidungen sowie das Konfliktmanagement wichtige Merkmale, die sich
im von den Experten angeführten Schulungsbedarf offenbaren. Teammodelle postulieren
diese Aspekte als die wesentlichen Prozessmerkmale. Baldwin, Royer und Edinberg (2006)
beschreiben nahezu identisch mit unseren Ergebnissen als die internen Dimensionen: Ziel-
setzung, Rollenverhandlung, Führung, Entscheidungsfindung und Konfliktmanagement.
Xyrichs und Reams (2008) benennen die Kooperation und die partizipative Entscheidungs-
findung als Voraussetzungen für eine gute interne Partizipation.
81
Abb. 15 Die verschiedenen Ebenen und Dimensionen der Partizipation
Das in der Studie entwickelte Modell (s. Abb. 15) berücksichtigt die interne und externe Par-
tizipation gleichermaßen und wird damit dem interprofessionellen Kontext der medizinischen
Rehabilitation gerecht.
7.2.2 Wirksamkeit des Trainingsprogramms
Ziel der Hauptstudie war die Evaluation des Trainingsprogramms. Zuerst wurden die Multipli-
katoren mittels eines Evaluationsbogens zur Qualität des Trainings befragt (s. Kap. 6.4.1).
Insgesamt ergaben sich hier sehr positive Ergebnisse für beide Module, wobei die Ergeb-
nisse etwas unter den von Bieber et al. (2009) publizierten lagen. Ein Grund hierfür ist si-
cherlich die größere Homogenität der Trainingsgruppen von Bieber et al. (2009). Sie schul-
ten Ärzte, während wir alle Behandler des Rehabilitationsteams in unseren Trainings ein-
schlossen.
Individuum
Team
Organi‐
sation
Externe Partizipation
(Behandler-Patient-
Interaktion)
Zeit
Respekt
Partizipative Entscheidungs-findung
IndividualitätVertrauen
Kommunikation und Kooperation
Führung
Partizipative Entscheidungs-findung
Konfliktmanagement
Interne Partizipation
(Team, Organisation)
82
Die Effektivität des Trainings konnte auf Seiten der Behandler nachgewiesen werden, hier
zeigte sich für die Umsetzung der partizipativen Entscheidungsfindung eine signifikante Ver-
besserung in den Kliniken, in welchen das Train-the-Trainer-Programm implementiert wurde.
Keine deutliche Verbessrung zeigte sich allerdings in der Wahrnehmung der Patienten be-
züglich der Partizipation bei Entscheidungen. Hier ist lediglich ein kleiner Trend feststellbar.
„Fit für PEF“ ist bislang das einzige interprofessionelle PEF-Trainingsprogramm. Bisherige
PEF-Trainings sind ausschließlich für Ärzte konzipiert. Auch Trainings zur patientenorien-
tierten Kommunikation sind in den meisten Fällen für Ärzte. Lewin, Skea, Entwistle, Zwa-
renstein und Dick (2009) zeigten in einem Cochrane Review, dass lediglich zwei von 14 Trai-
nings zur patientenorientierten Kommunikation bei Ärzten und Pflegekräften durchgeführt
wurden. Andere Berufsgruppen bleiben bislang unberücksichtigt, so dass in dem Review zu
der Schlussfolgerung gekommen wurde, dass weitere Forschung in dem Bereich benötigt
wird, um zu sehen, ob die Trainingsansätze auf andere Berufsgruppen übertragbar sind. Hier
knüpfte die vorliegende Studie an und adaptierte das ursprünglich für Ärzte in medizinischen
Entscheidungssituationen entwickelte Trainingsprogramm für den interprofessionellen Kon-
text. Die Ergebnisse zeigen, dass die anderen Berufsgruppen (z.T. sogar mehr als die Ärzte
selbst) von dem Trainingsprogramm profitierten, so dass geschlussfolgert werden kann, dass
PEF-Trainings sinnvollerweise auch für andere Berufsgruppen bzw. für ganze Teams ange-
boten werden sollten. Trainingsprogramme für nichtärztliche Behandler zeigen positive Ef-
fekte auf das Kommunikationsverhalten der Behandler und die Zufriedenheit der Patienten
(Parry, 2008). Das Trainingsprogramm von Arranz et al. (2004) beispielsweise, welches ins-
besondere für Pflegekräfte entwickelt wurde, konzentrierte sich vor allem auf Beratung und
effektive Kommunikationstechniken in schwierigen Situationen und reduzierte die von den
Pflegekräften wahrgenommenen Interaktionsschwierigkeiten, so dass davon ausgegangen
werden kann, dass sich die Interaktion mit den Patienten verbessert.
Um die Nachhaltigkeit von Trainings zu sichern, sollten langfristige, organisatorische Imple-
mentierungsstrategien, welche interne Barrieren der Umsetzung mitberücksichtigen verwen-
det werden (Farin, 2010). Mit dem Train-the-Trainer-Ansatz wurde die Unterstützung der
Führungskräfte sichergestellt und damit organisatorische Barrieren, die auf das nicht vertre-
ten des Ansatzes, bzw. das nicht einräumen von Zeit für das Erlernen von PEF zu vermei-
den. Eine weitere Barrieren für interprofessionelle Trainings sind die unterschiedlichen Kultu-
ren der Berufsgruppen und das daraus resultierende Behandlungsverständnis (Pecukonis et
al., 2008), weshalb alle Berufsgruppen von Beginn an in die Trainings einbezogen wurden.
Damit wurde zum ersten Mal ein interprofessionelles Multiplikatoren Training (Train-the-Trai-
ner) mit Vorgesetzten in Rehabilitationskliniken durchgeführt und evaluiert. Die Teilnehmer
bewerteten das Training sehr positiv. Über die Patientenbefragung konnte jedoch kein be-
83
deutsamer Effekt des Trainings abgebildet werden. Dies kann einerseits auf die geringe Do-
sis des Trainings zurückzuführen sein. Lediglich zwei mal vier Stunden wurden die Multipli-
katoren/Trainer vorbereitet, welche dann wiederum ihr Team in ca. 1-2 Stunden schulten.
Insgesamt scheint es ein intensiveres Training oder ein entsprechendes Coaching der Multi-
plikatoren im weiteren Trainingsprozess zu erfordern. Eine kombinierte Intervention, welche
den Patienten Informationsmaterial, Entscheidungshilfen und/oder eine Patientenschulung
zukommen lässt, würde die Intervention voraussichtlich auch auf Seiten der Patienten wirk-
sam einstufen lassen. Aus vorhergegangenen Studien mit Ärzten im medizinischen Setting
ist bekannt, dass sich insbesondere kombinierte Interventionen als wirksam erwiesen (Bieber
et al., 2006, Bieber, Müller, Blumenstiel, Hochlehnert, Wilke, Hartmann & Eich, 2008; Sulli-
van, Gaster, Russo, Bowlby, Rocco, Sinex, Livovich, Jast & Robert, 2010).
Weitere Studien sollten auch die interne Ebene – das Team, die Organisation– für die Im-
plementierung stärker nutzen (Farin, 2010; Légaré et al., 2011; Körner, 2009). Im vorliegen-
den Ansatzwurde die Teamebene über die interne Partizipation berücksichtigt. Sie konnte
ebenfalls verbessert werden, jedoch in beiden Gruppen (IG und KG). Dies kann damit erklärt
werden, dass Mitarbeiterbefragungen eine Intervention darstellen (Liebig & Bungard, 2006).
Interessanterweise bewerten die Patienten die interne Partizipation besser als die Mitarbeiter
selbst, d.h. die Patienten nehmen nicht alles wahr, was im Behandlungsteam an Verbesse-
rungspotentialen steckt. Der Zusammenhang zwischen der Wahrnehmung der internen Par-
tizipation der Patienten auf die Behandlungsakzeptanz und die Patientenzufriedenheit be-
deutet jedoch, dass das Team ein relevanter Erfolgsfaktor für den Rehabilitationserfolg dar-
stellt, welche verstärkt untersucht werden sollte.
7.2.3 Einfluss der Partizipation auf Ergebniskriterien
Aufgrund bisheriger Forschungsergebnisse wurde davon ausgegangen, dass durch das
Trainingsprogramm, die Partizipation der Patienten an Behandlungsentscheidungen verbes-
sert werden kann (Edwards, Elwyn, Hood, Robling, Atwell, Robling, Houston, Kinnersley &
Russell, 2004; Farin, 2010) und damit die Diskrepanz zwischen erlebter und gewünschter
Partizipation verkleinert werden kann, was in Folge zu einem verbesserten Umgang mit der
Erkrankung, mehr Zufriedenheit und besseren Behandlungsergebnissen führen kann (Faller,
2003; Farin, 2010, Scheibler, Janssen & Pfaff, 2003).
Die externe Partizipation (partizipative Entscheidungsfindung) konnte wie in vielen Studien
(Scheibler, et al., 2005) als Prädiktor für den Behandlungserfolg gemessen und an der Pati-
entenzufriedenheit und Behandlungsakzeptanz, bestätigt werden. Eine größere Vorhersage-
kraft zeigte jedoch die Zufriedenheit mit der Entscheidung. Dies deutet darauf hin, dass eine
84
Patientenorientierung erfordert zunächst die Entscheidungspräferenzen zu erörtern bevor
partizipativ vorgegangen wird. Denn es gibt auch die Patienten (insbesondere auch in Ab-
hängigkeit vom Gesundheitszustand und Behandlungsstadium), welche die Entscheidung
delegieren möchten. Die Erfassung der Kommunikationspräferenzen ist daher von hoher
Relevanz (Farin, 2010).
Die Bewertung der internen Partizipation (Kommunikation, Koordination, Klima, Respekt)
offenbart sich als der bedeutendste Prädiktor. Auch für die Compliance der Patienten spielt
das Team eine bedeutende Rolle. Diese Ergebnisse unterstreichen die Relevanz des
Teams. Hierzu gibt es bislang keine vergleichbaren Forschungsergebnisse. Deshalb sind
hier weitere Untersuchungen anzusetzen.
Die interne und externe Partizipation zeigen sich als „eher“ unabhängig voneinander (kleine
Korrelationen zwischen den Konstrukten), so dass separate Interventionen empfehlenswert
sind. Während für die Förderung der externen Partizipation sowohl bei Patienten- als auch
Mitarbeitertrainings ggf. kombiniert mit Entscheidungshilfen in Frage kommen, sind für die
interne Partizipation Mitarbeiter-, Führungskräftetrainings, Coaching und Teamentwick-
lungsinterventionen zu etablieren. In diesem Bereich wurde bislang wenig investiert, doch
das Wissen, dass sowohl die Zufriedenheit als auch die Gesundheit der Mitarbeiter, sowie
Fehltage und Fluktuation und damit auch betriebswirtschaftliche Kennzahlen beeinflusst
werden können (z.B. Körner, 2006; Kockert, 2011) unterstreicht die Bedeutung in diesem
Bereich weitere Ansätze zu entwickeln.
7.3 Diskussion organisatorischer Aspekte
Der Zeitrahmen der Schulung war sehr knapp bemessen. Die Trainings der Multiplikatoren
fanden an zwei Halbtagen statt (insgesamt acht Stunden). Die Mitarbeiter erhielten ein bis
zwei stündigem Training zur partizipativen Entscheidungsfindung. Nicht alle Multiplikatoren
waren an beiden Terminen oder die volle Zeit eines Trainingsmoduls anwesend. Ein länge-
res bzw. intensiveres Training war jedoch sowohl für die Multiplikatoren als auch der Be-
handler aufgrund des hohen Arbeitsaufkommens in den Kliniken und der limitierten zeitlichen
Freistellung für das Training nicht möglich. Aus zeitlichen Gründen konnten die Projektmit-
arbeiterinnen die Behandler in Führungspositionen (Multiplikatoren) nicht bei ihren Trainings
in den Kliniken unterstützen oder begleiten. Hier wird eine engere Zusammenarbeit zwischen
den Kliniken und Projektmitarbeitern (z.B. durch ein Coaching über einen gewissen Zeit-
raum)für sinnvoll erachtet. Dies war in der Studienplanung nicht vorgesehen und damit we-
gen fehlenden Ressourcen nicht umsetzbar.
85
In einer Klinik der Interventionsgruppe, war aufgrund von wirtschaftlicher Unsicherheit (inzwi-
schen Insolvenz) und damit verbundener Kurzarbeit eine extrem hohe Mitarbeiterfluktuation
zu verzeichnen. Hinzu kam, dass die Klinik auch zum dritten Erhebungszeitpunkt keine Pati-
entenbefragung mehr durchführte, so dass diese Klinik trotz dem durchgeführten Training in
der Klinik aus der Ergebnisanalyse ausgeschlossen wurde. In einzelnen Kliniken war das
Training der Multiplikatoren aufgrund von mangelnder Freistellung der Mitarbeiter, zu hoher
Arbeitsbelastung und Streiks erschwert.
Um die partizipative Entscheidungsfindung flächendeckend in den Kliniken einzusetzen
wurde ein Multiplikatorenansatz gewählt. Die Behandler in Führungspositionen wurden ge-
schult, um ihre Mitarbeiter intern zu schulen. Das Lehren von selbst erlernten Aspekten ist
die beste Lernmethode und stellt sicher, dass die Führungskräfte hinter der Einführung der
Methode stehen (Covey, 2004). Laut Auskunft der Studienverantwortlichen in den Kliniken
haben die Multiplikatoren in jeder Klinik Trainings durchgeführt. Die Daten der Mitarbeiterbe-
fragung weisen allerdings darauf hin, dass nicht alle Behandler in den Kliniken eine Schulung
erhalten hat. Der Multiplikatorenansatz des Trainings wurde von den Führungskräften be-
fürwortet. Sie bewerteten auch Ihre Kompetenzen nach dem Training sehr gut. Art, Umfang
als auch Qualität der Schulungen, welche die Multiplikatoren in den Kliniken anboten haben,
können im Nachhinein nicht ausreichend abgebildet werden.
7.4 Methodische Diskussion
Die Rekrutierung der Patienten und Experten (Behandler in Führungspositionen) für die Er-
hebungen in der Pilotstudie übernahmen die Studienverantwortlichen in den Kliniken vor Ort.
Insgesamt wurde lediglich eine sehr kleine und selektive Stichprobe befragt, was die
Generalisierbarkeit der Ergebnisse einschränkt. Zudem zeigten die Ergebnisse der Exper-
tenbefragung zu den potentiellen Schulungsinhalte Deckeneffekte und vermutlich auch Ef-
fekte der sozialen Erwünschtheit. Alle abgefragten Schulungsthemen erhielten eine Wichtig-
keitseinschätzung zwischen fünf und sechs auf einer Skala von eins (überhaupt nicht wich-
tig) bis sechs (sehr wichtig). Auch die Einschätzungen der eigenen Kompetenzen bezüglich
der Schulungsthemen waren im mittleren bis hohen Bereich.
Die Studie hat mit dem kontrollierten cluster-randomisierten Studiendesign einen hohen me-
thodischen Anspruch. Aufgrund des Studienabbruchs von fünf der 17 Kliniken und dem Aus-
schluss einer weiteren Klinik, ergab sich im Nachhinein eine ungleiche Verteilung der Klini-
ken in beiden Gruppen; So war nur noch eine psychosomatische Klinik in der Interventions-
86
und zwei in der Kontrollgruppe. Der Grund des Ausschlusses lag daran, dass manche Klini-
ken z.B. nur an der Patienten- und nicht an der Mitarbeiterbefragung teilgenommen hatten.
Es kann davon ausgegangen werden, dass insbesondere motivierte und für Veränderungen
offene Kliniken sich an der Studie beteiligten, denn die Teilnahme war freiwillig. Dies und die
durchschnittlichen Rücklaufquoten führen zu selektiven Stichproben. In der Studie handelt es
sich um drei unterschiedliche Patientenkohorten, welche zu dem jeweiligen Zeitpunkt in den
Kliniken rekrutiert wurden. Die Stichproben sind daher nicht vollständig miteinander ver-
gleichbar, wie die Stichprobenbeschreibung in Kapitel 6.4.2 zeigt. Auch bei der Mitarbeiter-
befragung kann keine eindeutige Zuordnung der Fragebogen von t1 und t2 zu einem Mitar-
beiter (im Sinne einer Längsschnitterhebung) erfolgen, da die Befragung anonym erfolgte,
d.h. es können sich aus den unterschiedlichen Kollektiven Ergebnisverzerrungen ergeben,
welche nicht vollständig kontrolliert werden können. Die Patienten unterschieden sich vor
allem bezüglich des Alters und der Erwerbstätigkeit zwischen den drei Datenkollektiven. Die
Repräsentativität und Generalisierbarkeit der Ergebnisse ist somit eingeschränkt. Auf einen
Vergleich der soziodemographischen Daten hinsichtlich Ihrer Repräsentativität wurde ver-
zichtet, da der Kostenträger nicht mit erfasst wurden und ein Vergleich mit den Daten der
Deutschen Rentenversicherung (Statistik der Deutschen Rentenversicherung, 2010, Band
179) damit als nicht sinnvoll betrachtet wurde. Dies lag daran, dass ein nicht zuordenbarer
Teil der Rehabilitationsmaßnahmen von der Kranken- oder Unfallversicherung getragen
wurde.
Deutliche Unterschiede konnten bereits in der Anzahl der Befragten in den Kliniken der Inter-
ventions- und Kontrollgruppe hinsichtlich der Stichproben der Behandler gefunden werden.
In der Kontrollgruppe wurden zum zweiten Erhebungszeitpunkt doppelt so viele Behandler
befragt als in der Interventionsgruppe. Desweiteren unterschieden sich die Behandler der
Interventions- und Kontrollgruppe auch bezüglich der wesentlichen soziodemographischen
Merkmale (s. Kap. 6.4.2.2 ).
Die gesonderte Betrachtung der Berufsgruppen hat zum Problem, dass die Stichproben sehr
klein sind, weshalb auch der deutliche Effekt des Trainings bei den Pflegekräften nicht signi-
fikant wird. In der Interventionsgruppe sind zum Zeitpunkt vor dem Training 20 und nach dem
Training 10 Pflegekräfte in der Stichprobe. Die Ärzte haben die höchsten Werte bei der ex-
ternen Partizipation. Diese Deckeneffekte sind auch aus anderen Studien mit dem PEF-FB-9
bekannt (Scholl, Kriston, Dirmaier & Härter, 2011).
Aufgrund fehlender Erhebungsinstrumente wurden viele Fragebogen selbst konzipiert
(Teamskala, Compliance, Behandlungsakzeptanz) oder modifiziert (PEF, MU-PEF) und be-
züglich ihrer Gütekriterien überprüft, eine umfassende psychometrische Überprüfung der
Instrumente steht jedoch noch aus.
87
Bisherige PEF-Studien messen die Partizipation bei medizinischen Entscheidungen in einer
bestimmten Arzt-Patient-Konsultation (z.B. Bieber, Nicolai, Hartmann, Blumenstil, Ringel,
Schneider, Härter, Eich & Loh, 2009), während der Fragebogen in der vorliegenden Studie
generalisiert wurde und die Partizipation der Behandler (also verschiedener Berufsgruppen)
im Allgemeinen für Behandlungsentscheidungen im Rahmen des Rehabilitationsaufenthaltes
abfragte.
Der MU-PEF wurde aus dem modifizierten PEF-FB-9 entwickelt. Dabei wurden die Items des
modifizierten PEF-FB-9 übernommen und umformuliert, so dass Sie auch Sicht der Be-
handler zu beantworten sind. Parallel zu dieser Entwicklung wurde von Scholl, Kriston,
Dirmaier, Buchholz und Härter (2010) der PEF-FB-Doc entwickelt. Auch dieser ist wie die
Originalversion des PEF-FB-9 für eine spezifische Behandlungssituation konzipiert, während
der MU-PEF generell nach der Beteiligung der Patienten an Entscheidungen fragt (beurteilt
aus Sicht der Behandler). Die Reliabilität des Fragebogens ist mit Cronbach´s α von .921
sehr gut und höher als die bislang ermittelte für den PEF-FB-Doc (.872, n = 27) (Scholl et al.,
2010).
Der Gesundheitszustand (IRES-24) wurde als ein wesentlicher Prädiktor für die interne und
externe Partizipation sowie die Behandlungsakzeptanz und Patientenzufriedenheit berück-
sichtigt. Um den Behandlungserfolg abzubilden hätte der IRES-24 zu zwei Zeitpunkten (zu
Beginn und am Ende der Behandlung) eingesetzt werden müssen. Aufgrund der einmaligen
Befragung der Patienten ist mit dem Instrument somit lediglich eine Status-quo Aufnahme
des Gesundheitszustandes jedoch keine Veränderung im Sinne der Erfolgsmessung mög-
lich.
Die Teamskala erfasst mit den sechs Items vor allem die Kommunikation, Kooperation, Ko-
ordination und das Klima im Team. Es gibt bislang keine spezifisch entwickelten Fragebogen
zur Messung der internen Partizipation bzw. Teamarbeit in medizinischen Einrichtungen, so
dass mit dieser Konzeption ein erstes Kurzscreening mit sechs Items verfügbar ist, welches
sowohl in Mitarbeiter als auch Patientenbefragungen eingesetzt werden kann.
Nicht immer waren die Voraussetzungen für die parametrischen Verfahren vollständig erfüllt,
z.B. Normalverteilung, Gleichheit der Varianzen, Gleichheit der Zellenbesetzung, sodass
gegebenenfalls auch auf die nichtparametrischen Verfahren ausgewichen wurde. In den
meisten Fällen wurden jedoch trotz allem die parametrischen Verfahren verwendet, da die
Unterschiede nicht bedeutsam waren.
88
7.5 Ausblick
In Deutschland ist das Trainingsprogramm „Fit für PEF“ die erste interprofessionelle Inter-
vention zur Implementierung von partizipativer Entscheidungsfindung in Teams mit unter-
schiedlichen Gesundheitsfachberufen. Wissen, Fähigkeiten und Einstellungen zur partizipati-
ven Entscheidungsfindung stehen dabei im Vordergrund des Curriculums. Als Barrieren
zeigte sich, wie auch bereits bei Harrison, Masya, Buttow, Solomon, Young, Salkeld und
Whelan (2009) sowie Légaré, Ratte, Gravel und Graham (2008) genannt, v.a. die Zeit. Effizi-
ente Versorgungsgestaltung führt zu einer zunehmenden Arbeitsverdichtung und einer Re-
duktion von frei verfügbarer Arbeitszeit. Die Empfehlungen zur Konzeption von interprofessi-
onellen Interventionen wurden bei der Konzeption eingehalten (Col et al., 2011). Das Train-
the-Trainerprogramm wird derzeit manualisiert und ist dann für die Behandler in der Versor-
gungspraxis einsetzbar.
Eine patientenorientierte Behandlung mit partizipativer Entscheidungsfindung bei chroni-
schen Erkrankungen erfordert eine Kooperation zwischen den verschiedenen Gesundheits-
berufen und den Patienten (Lown et al., 2011, Montori et al., 2006). Das Team ist neben der
Patientenorientierung ein wesentlicher Erfolgsfaktor für den Rehabilitationserfolg (Kockert,
2011; Körner, 2006). Die Studie zeigt, dass die Patientenzufriedenheit mehr von der Bewer-
tung des Teams beeinflusst wird als von der Partizipation am Entscheidungsprozess. Dies
unterstreicht die Bedeutung die internen Bedingungen bzw. Organisationsmerkmale, wie die
interne Partizipation im Team für den Aufbau der partizipativen Versorgungsgestaltung in
Forschung und Praxis stärker als bislang zu berücksichtigen. Aus diesem Grund sollten
weitere Anstrengungen erfolgen die Bedeutung des Teams für eine partizipative Versor-
gungsgestaltung zu erforschen und die Teams in den Rehabilitationskliniken diesbezüglich
zu optimieren. Daher werden in einem neuen Forschungsprojekt in der zweiten Förderperi-
ode des Förderschwerpunktes Patientenorientierung und chronische Erkrankungen (Körner,
Stößel & Bengel, 2010) Erfolgsfaktoren des Teams für eine partizipative Versorgungsge-
staltung ermittelt und durch eine Teamentwicklung in die Kliniken transferiert.
89
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97
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1 Modell der integrierten Patientenorientierung
(in Anlehnung an Bruhn, 2002; Körner, 2009) ........................................................................ 12
Abb. 2 Der Ablauf des Projektes ............................................................................................ 26
Abb. 3 Partizipative Entscheidungsfindung Schritt für Schritt ................................................ 39
Abb. 4 Entwicklung des Trainingsprogramms (entnommen aus:
Körner, Steger, Erhardt , 2011) .............................................................................................. 40
Abb. 5 Multiplikatorenkonzept (entnommen aus dem Trainingsprogramm
„Fit für PEF“, Modul 2, Ehrhardt, Steger & Körner, 2010) ...................................................... 41
Abb. 6 Stichprobe der trainierten Führungskräfte (Multiplikatoren) in den sechs Kliniken ..... 54
Abb. 7 Bewertung der Multiplikatoren im Anschluss an das Training .................................... 54
Abb. 8 Korrekte Antworten der Multiple-Choice-Fragen zu Modul 1 ...................................... 55
Abb. 9 Prä-Post-Vergleich der externen Partizipation (MU-PEF) für die IG und KG .............. 68
Abb. 10 Prä-Post-Vergleich der internen Partizipation (Teamskala) für die IG und KG ......... 68
Abb. 11 Prä-post-Vergleich der verschiedenen Berufsgruppen für die externe
Partizipation (MU-PEF) getrennt für die Interventions- und Kontrollgruppe ........................... 69
Abb. 12 Prä-post-Vergleich der verschiedenen Berufsgruppen für die interne
Partizipation (Teamskala) getrennt für die Interventions- und Kontrollgruppe ....................... 70
Abb. 13 Modifiziertes Strukturgleichungsmodell (vollständige Darstellung) ........................... 74
Abb. 14 Vereinfachte Darstellung desmodifizierten Strukturgleichungsmodell ...................... 74
Abb. 15 Die verschiedenen Ebenen und Dimensionen der Partizipation ............................... 81
98
Tabellenverzeichnis
Tab. 1 Vergleich des PEF-Modells mit dem interprofessionellen PEF-Modells ..................... 18
Tab. 2 Wichtigkeit und Selbsteinschätzung der Kompetenzen für die 30 abgefragten
potentiellen Schulungsthemen (Expertenbefragung; N = 31) ................................................. 34
Tab. 3 Operationalisierung der Konstrukte ............................................................................. 44
Tab. 4 Teamskala zur Messung der internen Partizipation .................................................... 47
Tab. 5 Items zur Erfassung der Behandlungsakzeptanz ........................................................ 48
Tab. 6 Items zur Erfassung der Compliance .......................................................................... 50
Tab. 7 Datenniveau, Codierung und Referenzkategorie der Prädiktoren in der
Patientenbefragung ................................................................................................................ 52
Tab. 8 Häufigkeiten (in Prozent) der positiven Bewertungen (eine Bewertung mit 4, 5, 6 auf
einer Skala von 1 - 6) des Multiplikatorenkonzeptes im Evaluationsbogen für Modul 2 ....... 56
Tab. 9 Stichproben zu den verschiedenen Erhebungszeitpunkten ........................................ 57
Tab. 10 Stichprobenbeschreibung der Interventionsgruppe der Patienten zu t1, t2
und t3 (Häufigkeiten und gültige Prozente) ............................................................................ 59
Tab. 11 Stichprobenbeschreibung der Kontrollgruppe der Patienten zu t1, t2
und t3 (Häufigkeiten und gültige Prozente) ............................................................................ 60
Tab. 12 Krankheitserfahrung für die IG und KG zu t1,t2 und t3 ............................................. 61
Tab. 13 Vergleich der Aufteilung der Indikationsbereiche ...................................................... 62
Tab. 14 Häufigkeiten von Berufsgruppenbfür Interventions- und
Kontrollgruppe zu t1 und t2 .................................................................................................... 64
Tab. 15 Mitarbeiterbefragung Geschlecht, Alter Arbeitspensum, Anstellungszeitraum ......... 65
Tab. 16 Der Vergleich der Patientenbewertung der internen und externen Partizipation
zu t1,t2 und t3 (0=keine Partizipation, 100=maximale Partizipation) ..................................... 66
Tab. 17 Der Vergleich der Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung für die interne und
externe Partizipation zu t1 und t2 (0=keine Partizipation, 100=maximale Partizipation) ........ 67
Tab. 18 Prädiktoren der Behandlungsakzeptanz .................................................................. 72
Tab. 19 Prädiktoren der Patientenzufriedenheit ..................................................................... 72
Tab. 20 Übersicht über die Maße der globalen Modellpassung
für alle Strukturgleichungsmodelle (n = 402) .......................................................................... 75
101
I Zusätzliche Tabellen
Tab. A Klinikspezifische Stichproben für Behandler und Patienten
Interventionsgruppe Kontrollgruppe
Behandler Patienten Behandler Patienten
Indikationsbereich ID nt1 nt2 nt1 nt2 nt3 ID nt1 nt2 nt1 nt2 nt3
Somatische Rehabilitation
1 17 25 44 35 26 2 15 22 52 50 59
10 16 7 15 17 28 5 27 26 36 53 66
12 26 8 38 50 45 8 8 3 37 39 38
15 14 7 20 45 50 13 37 34 40 49 38
Gesamt somatische Rehabilitation
73 47 117 147 149 87 85 165 191 202
Psychosomatische Rehabilitation
11 9 12 41 52 19 3 12 10 21 20 39
17 15 13 58 53 52
Gesamt psychosomatische Rehabilitation
9 12 41 52 19 27 23 79 73 91
Tab. B Dreifaktorielle Varianzanalyse (Uni-ANOVA) für die partizipative
Entscheidungsfindung aus Behandlersicht (MU-PEF-Score) – Deskriptive Statistik
Deskriptive Statistiken
Abhängige Variable: MU-PEF_score
Gruppen-zugehörig-keit
Zeit BG_zsf M SD N
IG
1
Ärztlicher Bereich 76.7150 17.05434 23
Pflege 43.0000 21.82421 20
Therapie (psychosozial) 68.8889 13.22709 22
Physiotherapie inkl. Balneo, Masseure
61.5686 22.61820 17
Sonstige Fachberufe 68.5714 10.84333 7
Gesamt 63.6704 21.66758 89
2 Ärztlicher Bereich 80.8889 14.14962 15
Pflege 71.3580 20.41073 9
102
Therapie (psychosozial) 69.1503 21.18237 17
Physiotherapie inkl. Balneo, Masseure
66.6667 14.43970 10
Sonstige Fachberufe 73.6508 6.96004 7
Gesamt 72.6437 17.31466 58
KG
1
Ärztlicher Bereich 81.9259 8.88360 15
Pflege 60.7407 17.85038 15
Therapie (psychosozial) 71.1806 16.05927 32
Physiotherapie inkl. Balneo, Masseure
68.1818 19.07177 22
Sonstige Fachberufe 56.8421 31.28975 19
Gesamt 67.9396 21.05336 103
2
Ärztlicher Bereich 71.1111 25.72408 16
Pflege 63.1111 20.22449 15
Therapie (psychosozial) 74.7126 14.47998 29
Physiotherapie inkl. Balneo, Masseure
64.1270 23.08383 28
Sonstige Fachberufe 62.3280 27.96361 21
Gesamt 67,4822 22.45080 109
103
Tab. C Dreifaktorielle Varianzanalyse (Uni-ANOVA) für die partizipative
Entscheidungsfindung aus Behandlersicht (MU-PEF-Score) – Tests der
Zwischensubjekteffekte
Tests der Zwischensubjekteffekte
Abhängige Variable:MU-PEF_score
Quelle Quadrat-summe vom Typ III
df Mittel der Quadrate
F Sig. Partielles Eta-Quadrat
Korrigiertes Modell 27042.960a 19 1423.314 3.604 .000 .168
Konstanter Term 1380185.02
8 1
1380185.028
3495.135
.000 .912
Gruppe 28.886 1 28.886 .073 .787 .000
Zeit 1172.742 1 1172.742 2.970 .086 .009
BG_zsf 11706.886 4 2926.722 7.412 .000 .080
Gruppe * Zeit 1622.736 1 1622.736 4.109 .043 .012
Gruppe * BG_zsf 2188.398 4 547.099 1.385 .239 .016
Zeit * BG_zsf 2925.170 4 731.292 1.852 .119 .021
Gruppe * Zeit * BG_zsf
2236.336 4 559.084 1.416 .228 .016
Fehler 133866.838 339 394.887
Gesamt 1796716.04
9 359
Korrigierte Gesamtvariation
160909.797 358
a. = .168 (korrigiertes = ,121)
104
Tab. D Dreifaktorielle Varianzanalyse für die interne Partizipation (Teamskala) aus
Behandlersicht (Uni-ANOVA)-Deskriptive Statistik
Deskriptive Statistiken
Abhängige Variable:Team_neu
Gruppenzuge-hörigkeit
Zeit BG_zsf Mittelwert
Standardabweichung
N
IG
1
Ärztlicher Bereich 67.9855 23.61336 23
Pflege 58.2667 22.19268 15
Therapie (psychosozial) 53.7540 14.07131 21
Physiotherapie inkl. Balneotherapie, Masseure
65.8333 21.49410 17
Sonstige Fachberufe 76.1389 12.40493 6
Gesamt 62.7134 20.83211 82
2
Ärztlicher Bereich 70.7262 23.74766 14
Pflege 71.7593 12.01680 9
Therapie (psychosozial) 65.2619 11.74802 14
Physiotherapie inkl. Balneotherapie, Masseure
75.7500 13.06896 10
Sonstige Fachberufe 65.3333 13.20459 7
Gesamt 69.7130 16.07312 54
KG
1
Ärztlicher Bereich 75.7889 10.15836 15
Pflege 60.0889 17.59012 15
Therapie (psychosozial) 60.3444 12.04906 30
Physiotherapie inkl. Balneotherapie, Masseure
76.1190 12.39905 21
Sonstige Fachberufe 68.2292 14.18161 16
Gesamt 67.4089 14.80303 97
2
Ärztlicher Bereich 80.2000 12.26319 15
Pflege 58.8571 13.17013 14
Therapie (psychosozial) 63.4881 14.08016 28
Physiotherapie inkl. Balneo, Masseure
76.5862 15.02410 29
Sonstige Fachberufe 69.7456 15.79258 19
Gesamt 70.0079 15.89268 105
105
Tab. E Dreifaktorielle Varianzanalyse für die interne Partizipation (Teamskala) aus
Behandlersicht (Uni-ANOVA)- Tests der Zwischensubjekteffekte
Tests der Zwischensubjekteffekte
Abhängige Variable:Team_neu
Quelle Quadratsumme vom Typ III
df Mittel der Quadrate
F Sig. Partielles Eta-Quadrat
Korrigiertes Modell 18203.755a 19 958.092 3.773 .000 .184
Konstanter Term 1305058.57
2 1
1305058.572
5139.519
.000 .942
Gruppe 245.023 1 245.023 .965 .327 .003
Zeit 871.887 1 871.887 3.434 .065 .011
BG_zsf 10428.634 4 2607.158 10.267 .000 .114
Gruppe * Zeit 242.591 1 242.591 .955 .329 .003
Gruppe * BG_zsf 1751.065 4 437.766 1.724 .144 .021
Zeit * BG_zsf 1011.841 4 252.960 .996 .410 .012
Gruppe * Zeit * BG_zsf
1327.522 4 331.880 1.307 .267 .016
Fehler 80748.538 318 253.926
Gesamt 1636468.30
6 338
Korrigierte Gesamtvariation
98952.293 337
a. R-Quadrat = .184 (korrigiertes = .135)
106
Tab. F Regressionsanalytische Betrachtung der Einflussfaktoren auf die externe
Partizipation
PEF Modell B SD Beta T p (B) CI95% für B
(Konstante) 44.29 4.63 9.56 .000 35.20 53.37
t2 .77 1.83 .01 .42 .674 -2.82 4.35
t3 .90 1.84 .02 .49 .623 -2.70 4.51
Gruppe -1.33 1.52 -.02 -.87 .382 -4.32 1.66
Geschlecht -2.75 1.56 -.05 -1.76 .078 -5.82 0.31
BILDUNG Hauptschule 3.61 1.91 .07 1.89 .059 -0.14 7.36
BILDUNG Realschule 1.21 2.05 .02 .59 .556 -2.82 5.24
Alter Patienten (Jahre) .08 .06 .04 1.41 .158 -.03 0.19
Anzahl Rehaerfahrung -.40 .46 -.03 -.87 .383 -1.30 0.50
IRES24scale 1.49 .38 .12 3.94 .000 .75 2.23
Modellzusammenfassung R R2 p (Modell)
Erklärte Varianz .155 .024 .000
Teststärke (post-hoc, n=9 Prädiktoren)
.999
N (von 1326 Datensätzen) 1265
107
Tab. G Regressionsanalyse für die interne Partizipation (Teamskala)
TEAM Modell B SD Beta T p (B) CI95% für B
(Konstante) 61.20 2.99 20.44 .000 55.32 67.07
T2 -.22 1.17 -0,01 -.19 .848 -2.52 2.07
T3 -1.85 1.17 -0,06 -1.58 .115 -4.16 0.45
Gruppe -2.76 .97 -0,09 -2.84 .005 -4.66 -0.86
Geschlecht 2.05 1.00 0,06 2.05 .040 0.09 4.01
BILDUNG Hauptschule 2.65 1.25 0,08 2.12 .034 0.20 5.11
BILDUNG Realschule 1.41 1.35 0,04 1.05 .296 -1.24 4.07
Alter Patienten (Jahre) .29 .04 0,24 7.84 .000 0.21 0.36
Anzahl Reha-Erfahrung .42 .30 0,04 1.39 .163 -0.17 1.01
IRES24scale .77 .24 0,10 3.18 .002 0.29 1.24
Modellzusammenfassung R R2 p (Modell)
Erklärte Varianz .280 .079 .000
Teststärke (post-hoc, n=9 Prädiktoren)
1.000
N (von 1326 Datensätzen) 1070
108
II Fragebögen
A PEF-FB-9 Partizipation des Patienten
Trifft
über-
haupt
nicht zu
Trifft
weit-
gehend
nicht zu
Trifft eher
nicht zu
Trifft eher
zu
Trifft
weit-
gehend
zu
Trifft
völlig zu
Meine Behandler haben mir ausdrücklich mitgeteilt, dass eine Entscheidung getroffen werden muss.
1
Meine Behandler wollten genau von mir wissen, wie ich mich an der Entscheidung beteiligen möchte.
2
Meine Behandler haben mir mitgeteilt, dass es bei meinen Beschwerden unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten gibt.
3
Meine Behandler haben mir Vor- und Nachteile der Behandlungsmöglichkeiten genau erklärt.
4
Meine Behandler haben mir geholfen, alle Informationen zu verstehen.
5
Meine Behandler haben mich gefragt, welche Behandlungsmöglichkeit ich bevorzuge.
6
Meine Behandler und ich haben die unter-schiedlichen Behandlungsmöglichkeiten gründlich abgewogen.
7
Meine Behandler und ich haben gemeinsam Behandlungsmöglichkeiten ausgewählt.
8
Meine Behandler und ich haben eine Vereinbarung für das weitere Vorgehen getroffen.
9
109
B MU-PEF Zur Umsetzung der partizipativen Entscheidungsfindung
Nachfolgende Aussagen beziehen sich auf die Situation, in der Sie mit ihren Patienten
Behandlungsentscheidungen treffen. Bitte kreuzen Sie bei jeder Aussage zur
Vorgehensweise an, in welchem Ausmaß die Aussagen auf Sie zutreffen.
Trifft über-
haupt
nicht zu
Trifft weit-
gehend
nicht zu
Trifft eher
nicht zu
Trifft eher
zu
Trifft weit-
gehend zu
Trifft völlig
zu
Ich teile den Patienten ausdrücklich mit, dass eine Entscheidung getroffen werden muss.
Ich will von den Patienten genau wissen, wie sie sich an der Entscheidung beteiligen möchten.
Ich teile den Patienten mit, dass es bei ihren Beschwerden unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten gibt.
Ich erkläre den Patienten die Vor- und Nachteile der Behandlungsmöglichkeiten.
Ich helfe den Patienten alle Informationen zu verstehen.
Ich frage die Patienten, welche Behandlungsmöglichkeit sie bevorzugen.
Ich wäge gemeinsam mit den Patienten die unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten gründlich ab.
Ich wähle mit den Patienten gemeinsam eine Behandlungsmöglichkeit aus.
Ich treffe mit den Patienten eine Vereinbarung für das weitere Vorgehen.
(PEF-FB, Härter et al., 2008 modifiziert für Behandler)
110
C Teamskala Patienten
Trifft
überhaupt
nicht zu
Trifft
eher
nicht zu
Trifft
eher zu
Trifft
völlig zu
Kann ich
nicht be-
urteilen
In der Klinik herrscht insgesamt ein freundliches Klima.
Die Behandler arbeiten Hand in Hand. Absprachen zwischen den Behandlern untereinander haben gut funktioniert.
Die einzelnen Behandlungen waren gut aufeinander abgestimmt.
Die Kommunikation im Team funktioniert gut. Die einzelnen Teammitglieder gehen respektvoll miteinander um.
D Teamskala Mitarbeiter
Trifft
überhaupt
nicht zu
Trifft eher
nicht zu
Trifft
eher zu
Trifft
völlig zu
Kann ich
nicht be-
urteilen
In der Klinik herrscht insgesamt ein freundliches Klima. O Die Behandler arbeiten Hand in Hand. OAbsprachen zwischen den Behandlern untereinander funktionieren gut. O Die einzelnen Teammitglieder gehen respektvoll miteinander um. O Die einzelnen Behandlungen sind gut aufeinander abgestimmt. O Die Kommunikation im Team funktioniert gut. O
111
E ZUF-8
Wie würden Sie die Qualität der Behandlung, welche Sie erhalten haben, beurteilen?
Ausgezeichnet Gut Weniger gut Schlecht
1
Haben Sie die Art von Behandlung erhalten, die Sie wollten?
Eindeutig nicht Eigentlich nicht Im Allgemeinen ja Eindeutig ja
2
In welchem Maße hat unsere Klinik Ihren Bedürfnissen entsprochen?
Sie hat fast allen meinen Bedürfnissen
entsprochen
Sie hat den meisten meiner Bedürfnissen
entsprochen
Sie hat nur wenigen meiner Bedürfnisse
entsprochen
Sie hat meinen Bedürfnissen nicht
entsprochen
3
Würden Sie einem Freund / einer Freundin unsere Klinik empfehlen, wenn er / sie eine
ähnliche Hilfe benötigen würde?
Eindeutig nicht Ich glaube nicht Ich glaube ja Eindeutig ja
4
Wie zufrieden sind Sie mit dem Ausmaß der Hilfe, welche Sie hier erhalten haben?
Ziemlich unzufrieden Leidlich oder leicht unzufrieden
Weitgehend zufrieden
Sehr zufrieden
5
Hat die Behandlung, die Sie hier erhielten, Ihnen dabei geholfen, angemessener mit Ihren Problemen umzugehen?
Ja, sie half eine ganze Menge
Ja, sie half etwas Nein, sie half eigentlich nicht
Nein, sie hat mir die Dinge schwerer
gemacht
6
Wie zufrieden sind Sie mit der Behandlung, die Sie erhalten haben, im Großen und Ganzen?
112
Sehr zufrieden Weitgehend zufrieden Leidlich oder leicht unzufrieden
Ziemlich unzufrieden
7
Würden Sie wieder in unsere Klinik kommen, wenn Sie eine Hilfe bräuchten?
Eindeutig nicht Ich glaube nicht Ich glaube ja Eindeutig ja
8
F Behandlungsakzeptanz
Trifft
überhaupt
nicht zu
Trifft eher
nicht zu
Trifft eher
zu
Trifft
völlig zu
Die Behandler haben die für mich richtigen Behandlungen und Therapien veranlasst.
1
Ich glaube, ein anderes Vorgehen bei der Behandlung wäre für mich besser geeignet.
2
Ich glaube, dass mir die Behandlung geholfen hat. 3
Einer Freundin/einem Freund mit ähnlichen Gesundheitsproblemen würde ich diese Klinik empfehlen.
4
113
G MiZu- Reha
Betriebsklima
trifft
voll
und
ganz
zu
trifft
überhaupt
nicht zu
Bei uns gibt es häufig Spannungen
zwischen Kollegen/-innen J1a
Wenn bei uns jemand Schwierigkeiten bei
der Arbeit hat, wird ihm von Kollegen/-
innen geholfen
J1b
Das gegenseitige Vertrauen ist bei uns so
groß, dass wir offen über alles, auch über
persönliche Dinge, reden können
J1c
Das Betriebsklima ist bei uns zu
unpersönlich J1d
Bei uns kann jeder frei seine Meinung
sagen, ohne dass er dadurch Nachteile
hat
J1e
Konflikte werden bei uns nicht offen
ausgetragen, sondern „vertuscht“........ J1f
Manchmal spiele ich mit dem Gedanken,
meine Stelle hier in der Klinik zu kündigen J1g
Ich betrachte meine Arbeit als ein Mittel
zum Lebensunterhalt; die mich wirklich
interessierenden Dinge tue ich in meiner
Freizeit
J1h
Bei uns herrscht zwischen den Kollegen/-
innen ein reger Erfahrungsaustausch J1i
114
Führungsstil des Vorgesetzten
Die folgenden Fragen beziehen sich auf Ihre/n unmittelbare/n Vorgesetzte/n, d.h. auf
diejenige Person, die eine Stufe über Ihnen steht und Ihnen üblicherweise Anweisungen gibt.
Gehört Ihr/e unmittelbare/r Vorgesetzte/r zur Klinikleitung (hier begrenzt auf Chefarzt/-ärztin
und Verwaltungsleiter/-in, ohne Oberärzte) oder ist es eine Person außerhalb der
Klinikleitung?
... gehört zur Klinikleitung (Chefarzt/-ärztin und
Verwaltungsleiter/in)
A1a
... ist eine Person außerhalb der Klinikleitung A1b
Bitte geben Sie im Folgenden wiederum an, inwieweit die jeweiligen Aussagen Ihrer
Ansicht nach zutreffen.
Mein/e unmittelbare/r
Vorgesetzte/r ...
trifft voll
und ganz
zu
trifft
überhaupt
nicht zu
...äußert bei guten Leistungen der
Mitarbeiter/-innen Anerkennung A1c
...sorgt dafür, dass die
Zusammenarbeit unter den Kollegen/-
innen reibungslos funktioniert
A1d
...versucht manchmal, selbst
gemachte Fehler auf uns abzuwälzen. A1e
...versteht es, die Arbeitssituation so
zu gestalten, dass jeder seine
tatsächliche Leistungsfähigkeit
entfalten kann.
A1f
...geht auf die Sorgen und
Beschwerden der Mitarbeiter/-innen
ein
A1g
...nimmt die Ergebnisse meiner Arbeit
kaum zur Kenntnis A1h
115
...kann mit Kritik, die die Mitarbeiter/-
innen äußern, gut umgehen. A1i
...fragt selbst bei Entscheidungen, die
direkt die Interessen der Mitarbeiter/-
innen betreffen, nicht nach unserer
Meinung
A1j
...behandelt die Mitarbeiter/-innen oft
ungerecht und unfair A1k
...nimmt sich Zeit, mit den Mitarbeiter/-
innen über die Ziele Ihrer Arbeit zu
sprechen
A1l
...informiert regelmäßig und
umfassend über Dinge, die die Arbeit
der Mitarbeiter/-innen betreffen
A1m
...versteht es, bei den Mitarbeiter/-
innen Interesse und Engagement für
die Arbeit zu wecken
A1n
...bespricht mit Mitarbeiter/-innen
ihren Leistungsfortschritt A1o
...äußert Kritik an Mitarbeiter/-innen
auf eine konstruktive und sachliche
Weise
A1p
116
Interne Organisation und Kommunikation
Bitte geben Sie im Folgenden an, inwieweit die jeweiligen Aussagen Ihrer Ansicht nach
zutreffen. Bitte gehen Sie dabei – wenn nicht anders angegeben – von der Situation in Ihrer
Abteilung bzw. in Ihrem Arbeitsbereich aus!
Mein/e unmittelbare/r
Vorgesetzte/r ...
trifft voll
und ganz
zu
trifft
überhaupt
nicht zu
Die Aufgaben und Zuständigkeiten
sind bei uns nur unklar festgelegt A1q
Bei uns sind viele Mitarbeiter/-innen
entweder überfordert oder unterfordert A1r
Es mangelt bei uns an Möglichkeiten
des schnellen, informellen
Informationsaustauschs zwischen
Mitarbeiter/-innen
A1s
Bei uns kommt es oft vor, dass wir bei
Entscheidungen vor vollendete
Tatsachen gestellt werden
A1t
Bei langfristigen Planungen werden
diejenigen, die von den Auswirkungen
der Planungen betroffen sind, oft nicht
beteiligt
A1u
Meiner Ansicht nach könnte man bei
uns viele Arbeitsabläufe verbessern,
aber es hat niemand die Zeit, sich
darum zu kümmern
A1v
Bei uns sind die Tätigkeiten der
Mitarbeiter /-innen zu wenig
aufeinander abgestimmt
A1w
Vieles ist bei uns sehr kompliziert und
umständlich geregelt; man könnte das
viel einfacher machen
A1x
117
Der Informationsaustausch unserer
Abteilung mit anderen Abteilungen ist
oft unzureichend
A1y
Wenn bei uns Entscheidungen mit
den Mitarbeiter/-innen besprochen
werden, sieht die Verwirklichung
hinterher immer ganz anders aus
A1z
Allgemeine Arbeitszufriedenheit
Wie zufrieden sind Sie alles in allem betrachtet...
sehr
unzu-
frieden
unzufrieden
weder
zufrieden
noch
unzu-
frieden
zufrieden sehr
zufrieden
mit Ihrer Arbeit allgemein A1a
mit der Beziehung zu Ihren Kollegen/-innen A1b
mit der Führung durch Ihre/n unmittelbare/n
Vorgesetzte/n A1c
mit der Organisation Ihres Arbeitsbereichs A1d
mit der Information über Dinge, die für Ihre Arbeit
wichtig sind A1e
mit Ihrer Selbständigkeit und
Entscheidungsfreiheit am Arbeitsplatz A1f
118
Schwachstellen
In welchen der folgenden Bereiche müssten Ihrer Einschätzung nach Verbesserungen
vorgenommen werden, damit Sie Ihre Arbeit effizienter und wirkungsvoller ausführen
könnten? Wie umfangreich müssten diese Verbesserungen sein?
sehr große
Ver-
besserungen
notwendig
große Ver-
besserungen
notwendig
geringe Ver-
besserungen
notwendig
keine
Verbes-
serungen
notwendig
Zusammenarbeit und
Informationsaustausch mit Kollegen/-
innen aus meiner Abteilung
A1g
Zusammenarbeit und
Informationsaustausch mit anderen
Abteilungen
A1h
Zusammenarbeit mit und Information
durch meinen unmittelbaren
Vorgesetzten
A1i
Ausstattung meines Arbeitsplatzes A1jj
Organisation der Arbeitsabläufe A1k
Fortbildungsangebote für
Mitarbeiter/innen..
A1l
Mitsprachemöglichkeiten und
Entscheidungsbefugnisse der
Mitarbeiter/innen
A1m
(aus MiZu Reha, Farin, Meixner, Follert, Jäckel & Jacob, 2002)
119
H IRES-24
Wie häufig haben Sie in der letzten Zeit unter Schmerzen gelitten?
So gut wie nie
Selten Manchmal Ziemlich oft Meistens Immer
1
Wie stark waren diese Schmerzen?
Ich hatte keine
Schmerzen
Sehr leicht Leicht Mäßig Stark Sehr stark
2
Wie stark fühlten Sie sich durch diese Schmerzen im täglichen Leben beeinträchtigt?
Nicht beeinträchtigt
Wenig beeinträchtigt
Etwas beeinträchtigt
Ziemlich beeinträchtigt
Stark beeinträchtigt
Sehr stark beeinträchtigt
3
Bitte kreuzen Sie an, wie stark Sie in den letzten 4 Wochen unter Kurzatmigkeit oder
Herzschmerzen gelitten haben:
Ich hatte Kurzatmigkeit oder Herzschmerzen Stark Ziemlich Mäßig Ein wenig Gar nicht
... beim schnellen Treppensteigen über drei Stockwerke.
4
... bei starker körperlicher Anstrengung über einen längeren Zeitraum.
5
Wie stark haben Sie in den letzten 4 Wochen unter Muskel- oder Gelenkschmerzen
gelitten?
Ich hatte Muskel- oder Gelenkschmerzen... Stark Ziemlich Mäßig Ein wenig Gar nicht
... beim Aufstehen nach längerem Sitzen. 6
... beim Bücken, Strecken und längerem Stehen. 7
...beim Heben und Tragen von schweren Gegenständen.
8
120
Wie oft hatten Sie in den letzten 4 Wochen das Gefühl...
Meistens Ziemlich
oft
Manchmal Selten Nie
... dass Sie sich zu nichts entschließen können? 9
... dass Ihnen nichts mehr Spaß macht? 10
... dass nichts so läuft, wie Sie es eigentlich wollten? 11
... völlig erschöpft? 12
... lustloser als früher? 13
... wie eine Batterie, die allmählich verbraucht ist? 14
Ich war innerlich gespannt und habe mich nervös gefühlt.
15
Ich hatte das Gefühl, dass es mir schwer fällt, mich zu beruhigen.
16
Bitte kreuzen Sie an, in welchem Maße Sie in den letzten 4 Wochen Schwierigkeiten
hatten, folgendes zu tun:
Unmöglich Große
Schwierig-
keiten
Mäßige
Schwierig-
keiten
Geringe
Schwierig-
keiten
Ohne
Schwierig-
keiten
Körperlich schwere Arbeiten verrichten (z.B. schwere Gegenstände heben).
17
Sich strecken, um ein Buch von einem Regal zu holen
18
Einen Gegenstand vom Boden aufheben oder Schuhe zubinden.
19
Einen schweren Gegenstand über 5 Meter tragen (z.B. Mineralwasserkasten)
20
Eine halbe Stunde körperlich arbeiten (wie z.B. Staub saugen, Rasen mähen).
21
Sportarten betreiben, bei denen man richtig ins Schwitzen kommt (z.B. Joggen, Skilaufen, Bergwandern)
22
30 Minuten lang ohne Unterbrechung stehen. 23
Eine Treppe über drei Etagen hinaufgehen. 24
121
I Man-Son-Hing (Zufriedenheit mit der Entscheidungsfindung)
Wer hat im Rahmen dieses Rehaaufenthaltes Entscheidungen über Ihre Behandlung
gefällt?
Nur Sie selbst Hauptsächlich Sie selbst
Sie und Ihre Behandler
Hauptsächlich Ihre Behandler
Nur Ihre Behandler
1
Stimme
stark zu
Stimme
eher zu
Weder
noch
Lehne
eher ab
Lehne
stark ab
Meine Behandler haben mir geholfen, alle Informationen zu verstehen.
2
Meine Behandler haben verstanden, was wichtig für mich ist.
3
Meine Behandler haben mir alle meine Fragen beantwortet.
4
Ich bin ausreichend in Entscheidungen über meine Behandlung miteinbezogen worden.
5
Ich habe mit meinen Behandler gemeinsam die weitere Behandlung festgelegt und bin mit dem Ergebnis zufrieden.
6
Mit der Art und Weise, wie meine Behandlung im Rahmen dieses Rehaaufenthaltes besprochen und entschieden worden ist, bin ich zufrieden.
7
J Compliance
Stimmt nicht Stimmt
kaum
Stimmt
eher
Stimmt
genau
Ich fühle mich verpflichtet, die Vereinbarungen zur Behandlung mit meinen Behandlern einzuhalten.
1
Ich möchte meine Behandler nicht enttäuschen. 2
Wenn es mir nicht gelingt die Folgevereinbarungen umzusetzen, bin ich unzufrieden mit mir selbst.
3
Ich bin für das Umsetzen der Folgevereinbarungen allein verantwortlich.
4
Ich habe mich für eine Behandlung entschieden, nun halte ich sie auch ein.
5