Offizielles Fachorgan
des Deutschen .Judo-Bundes e. V.,
des Deutschen Dan-Kollegiums und
des Österreichischen
.Judo-Verbandes
Es ist nicht alles Gold, was glänzt ... aber reales Silber und reale Bronz·e
Mit Freude und Stolz begrüßen wir unsere Olympia-Teilnehmer und gratulieren insbesondere recht herzlich unseren beiden Medaillengewinnern
Wolfgang Hofmann, Silbermedaille der Olympiade 1964, Tokio, Judo-Mittelgewicht, und
Klaus Glahn, Gewinner der Bronzemedaille der Olympiade 1964, Tokio, Judo-Allkategorie
zu ihren außerordentlichen und überragenden Leistungen bei dem Treffen mit den Besten der Welt. Wir danken ihnen besonders dafür, daß sie dem deutschen Judosport und dem Deutschen Judo-Bund zu weiterem Ansehen verholfen haben. Sie haben damit bewiesen, daß die Erfolge der letzten Jahre
verschiedene Europa-Einzelmeis ter, diverse überzeugend gewonnene Länderkämpfe, Vize-Europa-Mannschafts;rneister 1963 knapp hinter der UdSSR
trotz gegenteiliger, unsachgemäßer Presse-Kommentare, keine Zufallserscheinungen waren, sondern daß unser Bullld nach langen Jahren des Aufbaues und des .,Sichbegnügenmüssens" nun auch Kämpfer hat, die selbst in der Weltspitze unseres Sportes nicht mehr übersehen werden können. Unser Dank soll weiterhin gelten unseren anderen Spitzenkämpferp, die nicht das Glück hatten dabeizusein; auch sie taten ihr Bestes, denn ihre kämpferische Aufbauarbeit half mit, an der Basis für Tokio zu bauen. Uberhaupt - niemanden sollten wir heute vergessen. Diejenigen, die unseren schönelll Sport in Deutschland vor 40 Jahren einführten, ihn pflegten, formten und weiterbrachten Jahr für Jahr; die Trainer der Vereine, der Kreise, des Bundes (auch die früheren) und der Länder, Kampfrichter, Kassierer, Mattenwarte etc.; alle aruderen Funktionäre - ja auch die, die seit bis zu 40 Jahren jahrein, jahraus Geld und
Freizeit mitbringen, um arbeiten zu dürfen; die Mitglieder aller unserer Vereine, ob viel oder wenig auf der Matte, die ihre Groschen geben, wie auch alle Förderer und Freunde unseres edlen Sportes, ihnen allen gilt unser Dank. Wir wollen einmal von Herzen danken - denn es wird zuviel kritisiert und zu wenig gedankt -, und stolz sein wollen wir heute auf die Leistungen unserer Olympioniken und auch auf unser aller Leistung·en, auf die Leistungen des Deutschen Judo-Bundes, denn wir alle sind .. Der DJB", wenn auch einzelne von uns (nicht gerade die Schlechtesten) im Falle einer Kritik nicht .,wir", sondern der .,DJB" schreiben, wenn auch statt eines frohen Geleitwortes für unsere Olympiafahrer
in der letzten Ausgabe dieses sonst so schönen Fachorgans nur eine über zwei Seiten lange negative Abhandlung kritischer Art von seiten der Redaktion beigesteuert wurde. Wir wollen angesichts der Erfolge unserer Kämpfer in Tokio auch mal das Gute beachten, so schwer es auch manchem fallen mag. Die Leistungen dieser beiden Sportkameraden sollen ein Ansporn sein für unsere Kämpfer und für unsere jungen Judoka . Sie sind für sie selbst, für den Deutschen Judo-Bund und für jeden deutschen Judoka Quittungen in Silber und Bronze für geleistete Arbeit. Dafür dankt Ihnen von ganzem Herzen
der Deutsche Judo-Bund gez. J. Lappas
Die westdeutsche Judo-Mannschaft kurz vor ihrem Abflug nach Tokio (v. l. n. r.): DJBPräsident Max Depke, Kämpfer Matthias Schießleder, Wolfgang Hofmann, Klaus Glahn, DJB-Kampfrichterreferent Otto Brief. Bild: P. Hoppen, Frankfurt/Main
JUDO 11 /64 I 3
r I
Geesink ist der Beste! Ein Bericht über die Judowettkämpfe der Olympisc~en Spiele 1964 in Tokio
Von Herber! Velte {Redaktion)
und Fritz Nadler
{dem nach Japan entsandten
Berichterstatter)
Das Wichtigste im Telegrammstil :
e Wolfgang Hofmann holte Silbermedaille fü r Deutschla nd
-. Klaus Glahn erkämpfte Bronzemedaille in der Allkategorie
e Matthias Schießleder und Herbert Niemann ausgeschieden
e Anton Geesink wurde zum zweiten Male Judoweltmeister
e Japanischer Triumph nur in den Gewichtsklassen geglückt
e Deutschland steht an bemerkenswerter dritter Stelle
e Kamikaze-Kampf des Japaners Kaminaga nicht geg,lückt
e Sowjetisches Sambo unterlag dem japanischen Judo
e Weltmeister Anton Geesink stahl den Japanern die Schau
e Die.deutsche Judomannschaft will Nr. 1 in Europa werden
e Trotzdem ~elten Japaner als "Hochmeister" des Judo
e Japanische Judoväter nennen ihre Neugeborenen "Geesink-ko"
Die Judowettkämpfe der XVIII. Olympischen Sommerspiele, die in der Zeit vom 20. bis 23. Oktober 1964 in der neuen Nippon
Budokan-Hall in Tokio ausgetragen wurden, endeten mit einem dreifachen Erfolg für das westliche Judo : 1. Anton Geesink
verhinderte durch seinen Sieg über den Japaner Akio Kaminaga in der Allkategorie (Weltmeisterschaften 1964) den tota len
Triumph der Söhne Nippans und gilt - obwohl Europäer - als bester Judokämpfer der Welt. 2. Mit dem erhoffte!! Sieg des
Köl ners Wolfgang Hofmann im Mittelgewicht (Silbermedaille) und dem unerwarteten Erfolg des Hannoveraners Klaus Glahn
in der Allkategorie (Bropzemedaille) liegt Deutschland hinter Japan und Holland im Judo-Medaillenspiegel an dritter Stelle
(zwei europäische Judonationen also lwrz hinter Japan). 3. Durch die _ starke Beteiligung westlicher Judo Iänder, durch deren
Erfolge über die asiatischen Judokämpfer und durch die reibungslose Organisatio" der Judowettkämpfe überhaupt hat sich
der Judosport einen ständigen Platz im olympischEm Programm verdient. Mit diesem einzigartigen Erfolg im Mutterland des
Judosports dürf~n die deutschen Judosportler vollauf zufrieden sein. Damit gilt die gesamtdeutsche Judomannschaft als
~rfolgreichstes europäisches Judoteam.
Nachdem Indonesien und Nordkorea ihre Teilnahl;lle an den Olympischen Spielen abgesagt hatten und der von Finnland gemeldete Kämpfer nicht starten durfte , gingen bei den Judowettkämpfen insgesamt 74 Judoka aus 27 Nationen an den Start. Deutschland hatte in allen vier Klassen gemeldet: Mattbias Schießleder aus Essen im Leichtgewicht; Wolfgang Hofmann aus Köln im Mittelgewicht'; Herbert Niemann aus Berlin im Schwergewicht und Klaus Glahn aus Hannover in der A llkategorie.
Auf der internationalen Judobühne standen zum ersten Male die Länder "I:"unesien , Costa Rica , Venezuela, Brasilien, Mexiko, Irland, Portugal und Vietnam. - Die Kämpfe im einzelnen: . -
8 1- JUDO 11/64
Lei.chtgewicht (bis 68 kg)
l. DURCHGANG
1. Kampf: Reisinger (Osterreich) siegte durch K.E (Kampfrichter-Entscheid) über Schießleder (Deut·schland) . 2. Kampf: N~katani (Japan) siegte nach 1:24 Minu ten du'rch Yoko-shiho-gatame über Rasmelungon (Thailand). 3. Kampf: DaHon (Australien) siegte durch KE über Suh (Korea). · 4. Kampf : Carmeni (Italien) siegte durch KE über Chang (Taiwan). 5. Kampf: Zotter (Osterreich) siegte nach 3:32 Minuten durch Uchi-mata über Uematsu (Philippinen). 6. Kampf: Karpencopf (Argentinien) siegte
nach 1 :52 Minuten durch Okuri-eri-jimi über Arredondo (Mexiko). 7. Kampf: Haenni (Schweiz) siegte nach 41 Sekunden durch Uchi-mata über Chu Yi (Panama) . 8. Kampf: Park (Korea) siegte nach 5:34 Minuten durch Kaeshi-waza (Kontertechnik) über Bourreau (Frankreich) . 9. Kampf : Harssarungsri (Thailand) siegte durch Waza-ari über Nguyen-Van (Vietnam).
2. DURCHGANG
10. Kampf: Maruyama ·(USA) siegte nach 5:27 Minu ten durch Awase-waza über Reisinger (Osterreich). 11. Kampf: Nakatani (Japan) siegte nadJ. 1 :37 Minuten durch Kuzure-kami-shiho-gatame über Ja&s
(England) . 12. Kampf: Stepanow (UdSSR) sieg.ue durch KE über Dalton (Australien) . 13. Kampf: Lesturgeon (Frankreich) siegte durch zwei W aza-ari über Carmeni (Italien) . 14. Kampf: Arredondo (Mexiko) siegte durch KE ü ber Uema tsu (Philippinen) . 1S. Kamp f: Zotter (Osterreich) siegte nach 5 :01 Minuten durch Kesa-gatame über Karpencopf (Argentinien) . 16. Kampf : Chu Yi (Panama) siegte durch Fusen-gachi über
_Gamba (Ita'uen). 17. Kampf: Park (Korea) siegte n ach 1 :56 Minu ten durch Seoi-nage über Ford (Australien) . 18. Kampf: Bogoljubow (UdSSR) sieg te nach ach t Sekunden durch H ane -maki-komi ü ber Nguyen-V an . (Vie tnam).
3. DURCHGANG
19. Kampf : Maruyama (USA) sie gte nach 2 :49 Minu ten durch Awase-w aza über Schießleder (Deutschland) . 20. Ka mpf: J acks (England) siegte nach 44 Sekunden durch Harai-tsuri-komi-ashi über Rasme lungon (Thailand) . 21. Kampf: Stepanow (UdSSR) siegte nach 5:20 Minuten durch Ude-h ishigijuji-gatame über Suh (Korea) . 22. Kampf : · Chang (Taiwan) siegte durch zwei Waza-ari ü ber Lesturgeon (Frankreich) . 23. Kampf : Uematsu (Phi lippinen) siegte durch Fusen gachi über Karpencopf (Argentinien) . 24. Kampf : Zotter (Osterreich) siegte durch KE über Arredondo (Mexiko) . 25. Kampf : Haenni (Schweiz) siegte durch Fusen-gachi über Gamba (Italien) . 26. Kampf: Bou rreau (Frankreich) siegte durch zwei Waza-ari über Ford (Au stralien). 27. Kampf : Bogoljubow (UdSSR) siegte nach 24 Sekunden durch Ude-hishigi -juji-gata me über Harssarungsri (Tha iland) .
V IERTELFIN A LE
28. Kampf: Nakatani (Japan) siegte nach 24 Sekunden durch De-ash i-barai über Maruyama (USA) . 29. Kampf : Stepanow (UdSSR) siegte nach 2:10 Minuten durch Sukui-nage über Chang (Taiwan). 30. Kampf : Haenni (Schw eiz) siegle nach 44 Sekunden durch Uchi-ma ta über Zotter (Osterreich) . 31. Kampf : Bogoljubow (UdSSR) siegte durch W aza -ari über Park (Korea).
HALBFII'OALE
32. Kampf: N akatani (Japan) siegte nach 4 :25 - Minu ten durch A w ase-waza über Stepanow (UdSSR). 33. Kampf: H aenni (Schweiz) siegte durch KE über Bogoljubow (UdSSR) .
FINALE
34. Kampf: N akatani (Japan) siegte nach 1:15 M inuten durch Awase-waza über Haenni (Schweiz). Die Unbekümmertheit , die Haenni in seinen ersten Kämpfen an den Tag legte, war in diesem Finalkampf gewichen . Seine Kondition dürft e in der Begegnung mit dem Russen Bogoljubow sichtlich verbraucht wo·rcien sein. Der J apaner war k lar überlegen; sein KE-Sieg berechtigt.
Und das Interessanteste dabei: Um ein Haar wäre Haenni gar nicht mit nach Tokio gekommen. Ein Offizieller der schweize ri schen Mannschaft sagte :- .,Eigentlich wollten wir gar keinen Judoka nach Tokio en tsenden . Nach län geren Uberlegungen wurde dann abe r beschlossen, als ,symbolische M annschaft' einen Mann zu schicken . Haenn i schien dazu der geeignete Mann." W elch eine Uberraschung, als diese .. symbolische M annschaft" auch noch eine Silbermedaille erringen konnte !
Der deutsche Teilnehmer Ma ttbias ( .. Matte ") Schießleder aus Essen war offensichtlich
· nervös und nicht in seiner b es ten Form. Er verhielt sich in seinen beiden ers ten
SCHIESSLEDER · (Deutschland)
ö Reisinger ,f (Ö sterreich)
Maruyama (USA) ,
2
3
Leichtgewicht bis 68 kg 25 Teilnehmer aus 18 Nationen
Maruyama
' Nakatani
.... 0 0
"-
.., 0 0 ....
Rasmelungon (Thailand)
Naka.tani (Japan)
Jacks (England)
Suh Sang Chul (Korea)
Dalton (Australien)
Stepanaw (UdSSR)
4
N akatani 5
6 '
l Nakatani
7
8 -9
Stepanow
Stepanow
... 0 0 ....
"' 0 0 ....
Chang Won Ku (Taiwan)
Carmeni (Italien)
Lesturgeon (Frankreich)
Uematsu (Philippinen)
Zotter (Österreich)
Arredondo (Mexiko)
Karpencopf (Argentinien)
10 I Chang 11
12 '
13
14
15 Zptter
16
Haenni
"' 0 0 ....
..... 0 0
"-
Haenni (Schweiz) ,
Chu Yi (Panama)
Gamba (Italien)
Bourreau (Frankreich)
Park (Korea)
Ford (Australien)
17
18 Haenni
19
Haenni
20
21
22 Park
Bogol jubow
Harssarungsri 23 (Tha iland)
Bogoljubow 00
0 Nguyen Von 24 0 (Vietnam) "-
Bogoljubow 25 (UdSSR)
und einzigen Kämpfen gegen den Osterreicher Reisinger und gegen den Amerikaner Maruyama e twas zu defensiv , w artete au f seine Chance und kam dadurch zu keinem Sieg.
Mattbias Schießleder war schon vbr den Kä mpfen sehr traurig: Er hatte in seiner V orrunde einen Amerikaner japan isd1 e r Abstammung und Schule (Maruyama ) zu übe rwinden und w äre im Siegesfall e sofo >t
JUDO 11 /64 9
Leichtgewicht Bild oben: Der spätere Olympiasieger Nakatani bei dem Versuch eines Yoko-shiho-gatame. Durch diesen Haltegriff erhielt der Japaner über den Thailänder Rasmelungon nach 1:24 Minuten den verdienten Sieg. - Bild unten: Im Endkampf des Leichtgewichts siegte der Favorit dieser Gew~chtsklasse Takehite Nakatani gegen den überraschend vorgestoßenen Schweizer Erle Haenni nach 1:15 Minuten durch 0-uchi-gari.
auf den Goldmedaillengewinner Nakatani gestoßen. Das war also schon von vornher· e in eine schlechte Ausgangsposition. Dazu Mattbias Schießleder in einem Interview: ,.Man kann schon b ei der Auslosung verlieren!" Aber auch hier ist der einzige deutsche Kampfrichter Otto Brief Freund und Helfer: ,.Unsinn, ich habe andere Amis gesehen, die früher Japaner waren, die sind längst nicht so gut wie die richtigen Japaner." - Wahrscheinlich aber doch!
Mittelgewicht (bis 80 kg)
1. DURCHGANG
1. Kampf: Perez (Argentinien) siegte nach 1 :31 Minuten durch Awase-waza über Moorthy (Malaisia) . 2. Kampf: Bregman (USA) siegte nach 3:10 Minuten durch Uchimata übe r Goldschmied (Mexiko). 3. Kampf:
10 JUDO ll/64
Leberre (Frankreich) siegte nach 1 :15 Minuten durch Uchi-mata über Madrigal (Costa Rica). 4. Kampf: Peter Snijders (Holland) siegte nach 2:46 Minuten durch Awase· waza über 'Sinhasema (Thailand). 5. Kampf : Red! (Osterreich) siegte nach 1:13 Minuten durch Kesa-gatame über Garcia (Philippinen). 6. Kampf: Shiozawa (Brasilien) siegte nach 1:23 Minu~en durch Awase-waza über Barquero (Costa Rica) . 7. Kampf: Huang (Taiwan) siegte nach 19 Sekunden durch Seoi-nage über Le Ba (Vietnam). 8. Kampf : Grossain (Frankreich) siegte durch ' Wazaari über Hoare (England). 9. Kampf: Matos (Portugal) siegte durch zwei Waza·ari über Lugo (Venezuela).
2. DURCHGANG
10. Kampf: Moorthy (Malaisia) siegte nach 2:06 Minuten durch Kaeshi-waza (Kontertechnik) über Repuyan (Philippinen).
11 . Kampf: Bregman (USA) siegte nach 2 :45 Minuten durch Seoi-nage über Paige (Australien). 12. Kampf: Hofmann (Deutschland) siegte nach 3:30 Minuten durch Awase-waza über Leberre (Frankreich). 13. Kampf: Sinhasema (Thailand) siegte nach 3:25 Minuten durch Hane-goshi über Thai-Thuc (Vietnam). 14. Kampf : Shiozawa (Brasilien) siegte nach 3:10 Minuten durch Awase-waza über Redl (Osterreich) . 15 . Kampf: Garcia' (Philippinen) siegte nach 29 Sekunden durch Kaeshi-waza (Konter· technik) über Barquero (Costa Rica) . 16. Kampf: Kim Ih Tae (Korea) siegte nach 14 Sekunden durch Uchi-mata über Huang (Taiwan). 17. Kampf: Johannes Snijders (Holland) siegte nach 4 :16 Minuten durch Kaeshi·waza (Kontertechnik) über Hoare (England). 18. Kampf: Okano (Japan) siegte nach 44 Sekunden durch Seoi-nage über Matos (Portugal).
3.DURCHGANG
19. Kampf : Perez (Argentinien) siegte nach 1:48 Minuten durch Awase-waza über Repuyan (Philippinen). 20. Kampf: Goldschmied (Mexiko) siegte durch KE über
IJF-Kongreß 1964 Wie der in Tokio eröffnete Welt-Kongreß der IJF (Internationial Judo Federation) bewies, hat man seit der Gründung im Jahre 1956 in Europa viel gelernt. Die Entwicklung ging in Europa wesentlich sdmeller vor sich, als in den anderen Kontinenten. Das liegt hauptsächlich daran, daß die Länder Europas in engerem Kontakt miteinander stehen, als dies in den anderen Kontinenten der Fall ist. Es zeichnen sich im Judo die Fronten ab. Deutlich stehen sich die Kontinente Europa und Japan fast a llein gegenüber. Der Schüler hat von seinem Lehrme ister gelernt und drängt heute stark nach vorn. Die Vormachtstellung Japans scheint auch auf dem Gebiete der Organisation ihrem Ende entgegenzugehen. Man nimmt längst nicht mehr alles, was von Japan kommt, widerspruchslos hin. Man ist bemüht, Judo auch 1968 in Mexiko wieder zu den Olympischen Spielen zu bringen.
Paige (Austra!ien). 21. Kampf: Hofmann (Deutschland) siegte nach 1:04 Minuten durch Kuzure-kesa-gatame über Madrigal (Co&ta Rica) . 22. Kampf: Peter Snijders (Holland) siegte nach 1 :06 Minuten durch 0-uchi-gari über Thai-Thuc (Vietnam). 23. Kampf: Red! (Osterreich) siegte nach 2:31 Minuten durch Awase-waza über Barquere (Costa Rica). 24. Kampf: Shiozawa (Brasilien) siegte nach 26 Sekunden durch Ko-soto-gake über Garcia (Philippinen) . 25. Kampf: Kim Ih Tae (Korea) siegte nach 19 Sekunden durch Awase-waza über Le Ba (Vietnam) . 26. Kampf: Grossain (Fra nkreich) siegte nach 5:46 Minuten durch Awase·waza über Johannes Snijders (Holland). 27. Kampf: Okano (Japan:) siegte nach 1:06 Minuten durch Awase·waza über Lugo (Venezuela).
VIERTELFINALE
28. Kampf: Bregman (USA) siegte nach 5:16 Minuten durch Awase-waza über Perez (Argentinien). 29. Kampf: Hofmann (Deutschland) siegte nach 3:10 Minuten . durch Uchi-mata über Peter Snijders (Hol-
land},, 30. Kampf: Kim Ih Tae (Korea} siegte nach 1:33 Minuten durch Awasewaza über Shiozawa (Brasilien}. 31. Kampf: Okano (Japan} siegte nach 5:18 Minuten durch Okuri-eri-jime über Grossain (Frankreich}.
HALBFINALE
32. Kampf: Hofmann (Deutschland} siegte nach 1 :21 Minuten durch Ude-hishigi-jujigatame über Bregman (USA}. 33. Kampf: Okano (Japan} siegte durch zwei Waza-ari über Kim Ih Tae (Korea}.
FINALE
34. Kampf: Okano (Japan} siegte nach 1 :36 Minuten durch Yoko-shiho-gatame über Hofmann (Deutschland}.
Der Deutsche hat sich durch den Namen Okano nicht beeindrucken lassen und ging gleich in den ersten Sekunden zum Angriff über. Durch eine Fußtechnik des Japaners, die jedoch nicht bewertet werden konnte, kam Hofmann in die Bodenlage, die Okano zu einem Yoko-shiho-gatame nutzte unä über die -volle Zeit hielt.
Japans Schachzug, nicht den bekannteren Seki, sondern den erst 20jährigen Okano in der Mittelgewichtsklasse einzusetzen, hat sich gelohnt und den Japanern die zweite Goldmedaille der Judowettkämpfe eingebracht. Wäre Seki an den Start gegangen, so hätte sich die Chance eines Sieges unseres Wolfgang Hofmann verdoppelt, denn Hofmann (,.der Japaner aus Köln"} vermochte schon bei den vorolympischen Kämpfen in Tokio im vergangeneu Jahr den J apaner zu schlagen.
Der deutsche Teilnehmer Wolfgang Hofmann aus Köln, der durch seine Silbermedaille für eine Uberraschung sorgte, hat die in ihn gesetzten Hoffnungen erfüllt. In den Vorkämpfen bewegte sich Hofmann vollkommen gelöst und unbefangen. Der Kämpfer, der ihm am meisten Widers tand entgegensetzte, war der Franzose Leberre, den Hofmann erst nach 3:30 Minuten durch Awase-waza zu schlagen vermochte. Ichiro Abe, Beauftragter des KODOKAN für Europa: .,Hofmann hat eine gute Cliance, die Silbermedaille zu gewinnen. Er hat zwar in dem Amerika'ner einen gefährlichen Gegner. Aber wenn er an Bregman vorbeikommt, .ist ihm die silberne Medaille oJicher."
Nach der Siegerehrung im Mittelgewicht (v. I. n. r.): Silbermedaille: Wolfgang Holmann (Deutschland}, Goldmedaille: Isao Inokuma (Japan}, Bronzemedaillen: James Bregman (USA} und Kim Ih Tae (Korea).
Mittelgewicht bis 80 kg 25 Teilnehmer aus 20 Nationen
Perex (Argentinien) I
ö Moorthy 2 0 (Malaisia) ... Perex
Repuyan 3 (Philippinen)
Bregman Goldschmidt 4
' (Mexico) ...
ö Bregman 5 0 (USA) ...
Bregman
Paige 6 (Australien)
Hofmann
Madrigal 7 (Costa Rico) ..,
ö Le Berre 8 0 (Frankreich) ... Hofmann
HOFMANN 9 (Deutschland)
Hofmann
Snijders P. 10 (Holland) ... Snijders P. Sinhasema ö 11
0 (Thailand) ... Thai-Thuc 12 (Vietnam)
Red I 13 (Österreich)
Garcia 14
ö (Philippinen)
0 Shiozawa 15 ... (Brasilien) Shioza"!'a
Barquero 16 (Costa Rica)
I Kim lh Tae
Le-Ba 17 (Vietnam) ...,
ö Huang Chin Chun 18 0 (Taiwan) ...
Kim lh Tae
Kim lh Tae 19 (Korea)
Okano
Grossein 20 (Frankreich)
.... Hoare ö 21
0 (England) ... Grossein
Snijders J, 22 (Holland)
Okano
Lugo 23 (Venezuela)
Okano 00
ö Matos 24 0 (Portugal) ...
Okano 25 (Japan)
Nach dem Kampf erklärte Wolfgang Hofmann auf eine entsprechende Frage in schöner Bescheidenheit, daß der wirkliche Gewinner der Silbermedaille der Koreaner Kim Ih Tae sei, denn dieser sei besser ge-
wesen als er selbst. Durch die Auslosung sei er jedoch nicht auf den Koreaner getroffen. Die Frage: .. Verdanken Sie einen Teil Ihres Erfolges Ihrem Training in Japan?" beant-
JUDO 11/64 11
wartete Wolfgang Hofmann: ,.Den ganzen Erfolg verdanke ich meinem Training in Japan. Alles v erdanke ich diesem Training."
,.Was halten Sie davon, daß J udo nicht zur Olympiade in M exiko zugelassen wurde ?"
. Ich glaube, daß kein Sport so olympisch ist, w ie gerade Judo. "
,. Glauben Sie, d aß Anton Geesink die Goldmedaille in der Allka tegorie gewinnen wird?"
,.Geesink hat die Vormachtstellung der J apaner einmal durchbrachen, und er wird sie wieder durchbrechen."
,.Was halten Sie dav on, daß di e Japaner vor den Olympischen Spielen noch ihren zukünftigen Gegnern ihre Tricks zeigten (z. B. Ihr Training und das Training von Geesink in Japan)? Finden Sie das fair; war das dumm von den J apanern ode r wollte man die zukünftigen GegJ;ter nur ausforschen und erfah ren, was sie können und w issen ? u
,. Ich halte das für fair und für e ine gewisse WeltoffenheiL Es sind auch in J apan jüngere Kräfte im Vormarsch, die das Judo als einen weltweiten internationalen Spor t sehen. Dies.e ju ngen Kräfte wollen, daß d as J udo wirklich international wird. "
Fritz Nadler : Zum Training von Wolfgan g Hofmann möchte ich sagen, daß Hofmann sein Training wirklich ernst genommen hat, er h at w irklieb h art und u nablässig trainier t. V or allem hat Hofmann auch selbst trainiert und n ich t darauf gew artet,
Unser köstliches Oetränk I I I
12 JUDOl l/64
Mittelgewicht Im En,dkampi des Mittelgew ichts unterlag der Kölner Wollgang Holmann se ine m japanischen Gegner Isao Oka no durch Yoko-shiho-gatame. Trotzdem ein stolzer Erfolg für de n jungen deutschen Kämpfer.
daß er trainiert wird. Bei dem olympischen Vorbereitungslehrgang in Berlin hat Hofmann das harte Training wohl als einziger Judoka ohne Schongang und Selbstbetrug in Lau f, Sprung, Gewichtheben und Uchikomi vollauf absolvier t. Er hat sich n ich ts geschenk t und war vie len anderen Judoka ein Ansporn .
Schwergewicht (über 80 kg)
1. DURCHGANG
1. Kampf : Roger s (Kanada) siegte nach 1 :23 Minuten du rch Yoko-shiho-gatame über Chang (Taiwan). 2. Kampf : Harris (USA) siegte nach 3:23 Minuten durch Seoi-nage über S::weeney (England) . 3. Kampf : Kiknadze (UdSSR) siegte durch zwei W azaari über N iemann (Deu tschland). 4 . Kampf: Casella {Argentinien) siegte durm Fusengachi über Ang (M alaisia) . 5. Kampf :' Kim Jong-Dal (Korea) siegte nach 1:30 Minuten durch Okuri-eri -jime über Huang (Taiwan) .
2. DURCHGANG
6. Kampf: Chang (Ta iwan) siegte durch KE über Goldschmied (Mexiko). 7. Kampf:
Chikv iladze (UdSSR) siegte durch Wazaari über Ha rris (USA). 8. Kampf : Gouwelleeuw (Holland) siegte durch KE über N iemann (Deutschland). 9. Kampf: Inoku ma (J apan) sieg te nach 42 Seku nde n durch Seoi-nage ü ber Casella (Argentinien) . 10. Kampf: Kim Jong-Dal (Korea) siegte nach 1 :36 Minuten durch Kesa-gatame über Tempesta (Italien). 11. Kampf: Rogers (Kan ada) siegte nach 2:29 Minuten durch Uchimata. über Goldschmied (Mexiko) . 12 . Kampf: Chikviladze (UdSSR) siegte durd1 zwei Waza-ari über Sweeney (England).
VIERTELFINALE
13 . Kampf : Kiknadze (UdSSR) siegte durch KE ü ber Gouweleeuw (Holland). 14. Kampf: Inokuma (Japan) siegte durch Fusen -gachi überAng (Malaisia ). 15. Kampf: Tempesta (Italien) siegte nach 4 :35 M in u ten durch A shi-guruma über Huang (Taiwan) . 16. Kampf :• Inokuma (Japan) s iegte nach 2 :57 Minuten durch Kuzure·kami-shiho-ga tame ü ber Klm Jong-Dal (Korea).
HALBFINALE
17. Kampf: .Rogers (Kanada) sieg te durch KE über Chikv iladze (UdSSR). 18 . Kampf:
Fernlehrgang in moderner Selbstverteidigung ! Dieser Lehrga ng berücks ichtigt di e jün'gs te n ne uze itliche n Erkenntnisse, d . h. kombin ie rt p rakti sch Techn ike n d es fe udal e n Jujitsu mit so lche n d es Judo, des A ikido und d es Karate z u. wohldurchdachte n, ä uße rst wi rksa me n, mode rnen SV-Griffe n! 12 Le hrb ri e fe mit n\ehr a ls 100 fotog rafi sch e n Abbildunge n, deutli che Da rstel -lung e n, kl are Übungsanle itung en ! •
O r ig ina lp re is d es G e samtle hrgang s 36,- DM
Sonderpreis für organisierte Judoka 25,- DM Bei Dire ktbestel lung mit Stichw ort JUDO-SONDERPREIS t rifft Nachnahme·-sendung in d re i Tag e n e in! · Woll e n Sie im Ernstfall eine echte Verteidigungschance haben gegen Umklamme rung e n, Schläg e, Tritte, Messe rstiche, ·stockschlä g e usw., dann bestell e n Sie zu nächst d e n kostenlosen Prospekt SV durch Postkarte von Jiu -Jitsu und Gymnast ik Witten e. V., 581 W illen, Ruhrstra ß e 35.
In <!.er Vorschlußrunde des Mittelgewichts siegte der spätere Sieger lnokuma (Japan) mit seinem gefürchteten Ippon-seoi-nage über den Argentinier Casella.
Inokuma (Japan) siegte nach 4:51 Minuten durch Tai-otoshi über Kiknadze (UdSSR) .
FINALE
19. Kampf: Inokuma (Japan) siegte über Roger~ (Kanada). Der baumlange und riesenstarke Kanadier Rogers v ersuchte alles, um , seinen Gegner Inokuma entscheidend zu besiegen. Durch seine Größe bot er jedoch dem 'Japaner schon den Schulterwurf an. Tatsächlich vermochte Inokuma zwei einwandfreie Seoi-nage-Ansätze auszuführen, die aber leider außerhalb der Matte lahdeten. Da Inokuma im gesamten Kampfv erlauf ständig angriff, wurde ihm am Ende dieser Begegnung der v erdiente Kampfrichter-En!!scheid zugesprochen.
Der deutsche Teilnehmer H erbert Niemann (Berlin) kämpfte in seinem e rsten Kampf gegen den Russen Kiknadze zu defensiv. Den Versuchen des Russen, dem Deutschen seine bekannten Sambotechniken (Gürtelfassen und Beinstellen) aufzudrängen, begegnete Niemann geschickt. Trotzdem konnte er den KE-Sieg des Sowjetsportlers Kiknadze nich t verhindern. 'In seinem zweiten Kampf gegen den Holländer Gouwelleeuw unterlag Niem ann ebenfalls durch KE, w eil der Holländer einwandfrei aktiver war und ständig v ersuchte, Techniken anzubiingen. Niemann war zwar sichtlich der Stärkere , ging jedoch n ich t voll aus sich heraus.
Allkategorie (ohne 'Gewichtsbeschränkung)
Judo-Weltmeisterschaften 1964
1. DURCHGANG
1. Kampf : Geesink (Holland) siegte nach ·sieben Sekunden .durch H arai-tsuri-komiashi über Petherbridge (England) . .,David" Petherbridge v e rmochte hier .,Goliath" Geesink nicht zu schlagen. 2. Kampf: Boronovskis (Australien) siegte nach 3 :33 Minuten durch Harai-goshi über Ry an (Ir-
ö 0 ....
.... ö 0 ....
M
ö 0 ....
.... ö 0 ....
ö 0 ....
I
Rogers (Kanad a )
Chang Chung Huei (Ta iwanl
Goldschm ied (Mexiko)
Sweeney 4 (E I d) ng an
Harris - 5 (USA)
' Chikviladze 6 (UdSSR)
Kiknadz~ 7 (UdSSR)
NIEMANN 8 (Deutschland)
Goewefeeuw 9 (Holland)
Ang Teck Bee 10 (Malaisia)
Casella 11 (Argentinien)
lnokuma 12 (Japan)
Huang Yong Chun 13 (Taiwan)
Kim Jong Dal 14 (Korea)
Tempesta 15 (Italien)
Scbwerge~icht über 80 kg 15 Teilnehmer aus 13 Nationen
Rogers
Ragers
Chikviladze
I
lnokuma
Kiknadze
lnokuma
lnokuma
lnokuma
Kim Jcng Dal
Schwergewicht Mit diesem Schulterwurf siegte der farbige Amerikaner Harris über seinen britischen Gegner Sweeney. Links der deutsche Kampfrichter Otto Brief aus Essen.
JUDO 11 /64 113 • I
Die Redaktion bedankt sich hiermit bei der deutschen Olympiamannschait für diesen Kartengruß aus dem olympischen Dorf.
land) . 3. Kampf: Campbell (USA) siegte nach 1 :06 Minuten durch Okuri-ashi-barai über Ong (Philippinen).
2. DURCHGANG
4. Kampf: Geesink (Holland) siegte durch KE-Entscheid über Kaminaga (Japan). 5. Kampf: Boronovskis (Australien) siegte nach 21 Sekunden durch Hane-goshi über Hachicha (Tunesien). 6. Kampf: Glahn (Deutschland) siegte nach 2:26 Minuten durch Kesa-gatame über Ong (Philippinen).
VIERTELFINALE
7. Kampf: Kaminaga (Japan) siegte nach 1 :48 Minuten durch 0-uchi-gari über Petherbridge (England). 8. Kampf: Ryan (Irland) siegte nach 2:19 Minuten durch
Awase-waza über Hachicha (Tunesien). 9. Kampf: Glahn (Deutschland) siegte nach 5:02 Minuten durch KE über Campbell (USA). 10. Kampf: Kaminaga (Japan) siegte nach 1:10 Minuten durch Awasewaza über Ryan (Irland).
TROSTRUNDE
11. Kampf: Ryan (Irland) siegte nach sechs Sekunden durch Uchi-mata über Ong (Philippinen). 12. Kampf: Kaminaga (Japan) siegte nach vier Sekunden durch Tai-otoshi über Ong (Philippinen). 13. Kampf: Kaminaga (Japan) siegte nach 4:10 Minuten durch linken Tai-otoshi über Glahn (Deutschland) und hatte damit durch diese zusätzliche Qualifikationsrunde den Endkampf erreicht.
Allkategorie Schon hier in den ersten Sekunden des Kampfes zwischen Geesink und Kaminaga (3) bahnt sich das Ende der japanischen Olympiahoffnung an: Judo-Weltmeister Geesink brachte seinen Gegner mit einem Sasae-tsuri-komi-ashi zu Bod.en und verschaifte sich dadurch einen großen Vorteil.
14 JUDO 11/64
FINALE
14. Kampf: Geesink (Holland) siegte nach 9:22 Minuten durch Kesa-gatame über Kaminaga (Japan). Die mit der größten Spannung erwartete Kampfbegegnung verlief schon am Anfang sehr turbulent. Schon in den ersten Sekunden des Kampfes gelan-g Geesink ein Sasae-tsurikomi-ashi, der Kaminaga zu Boden brachte. Diese Technik wurde jedoch nicht bewertet, obwohl Kaminaga mit beiden Beinen vom Boden war. Geesink ging dann sofort in einen Haltegriff über, aus dem sich aber
Interessant
Wolfgang Hofmann in einem Interview: .,Hier in Japan ist es immer so gewesen, daß die Väter ihren Kindern mit vielen Hoffnungen die Namen berühmter Judoka geben .. Inzwischen heißen z. B. schon sehr viele Geesink-ko." - Kein Wunder, denn Geesink hat bisher sein Versprechen gehalten: .,Niemand wird mich schlagen!"
* Klaus Glahn aus Hannover verzog nur selten eine Miene. In seiner ruhigen und reservierten Art beteiligte er sich ebenso auch nur selten an den Gesprächen seiner Landsleute. Und er lachte und grinste nicht, als ihn seine Kameraden zum Medaillen-Anwärter erhoben. Er reagiert wie einJapaner, nämlich überhaupt nicht. - Das schrieb eine deutsche Tageszeitung.
* Als man Judoweltmeister Anton Geesink fragte, wie er sich so in der Höhle der Löwen- also hier in Japan- fühle, antwortete der hünenhafte Judomeister aller Klassen kühl: .,Gut! Denn ich habe hier noch keine Löwen gesehen!"
Nippon-Budokan-Hall
Zu den Neubauten, die für die Olympischen Spiele 1964 erstellt wurden, gehört auch die neue Nippon-Budokan-Sporthalle, wo die Judowettkämpfe ausgetragen wurden. Da Judo zum erstenmal in das olympische Programm aufgenommen wurde, worauf die Japaner übrigens sehr stolz sind, haben sie für ihren Lieblingssport in der Nähe des Kaiserpalastes diese Sonderhalle (Baukosten 22 Millionen DM) gebaut. Auf drei Stockwerken bietet sie Platz für über 15 000 Zuschauer. Die neue Nippon-BudokanSporthaile ist neben den anderen olympischen Neubauten architektonisch hochinteressant: sie wurde nach den traditionellen ästhetischen Grundsätzen der klassischen japanischen Kulturperiode der Heinau-Zeit (794-1192 n. Chr.) erbaut und steht a II e n japanischen Kampfkünsten zur Verfügung.
sein Gegner erstaunlicherweise befreien konnte. Mehrere Versuche, Geesink alsdann mit Tai-otoshi auch nur anzulüften, schlugen fehl. Nach einer Art Tani-otoshi von Geesink gingen beide Kämpfer in die Bodenlage, und Geesink setzte Kesa-gatame an, aus dem es für Kaminaga kein Entrinnen mehr gab. Nach neun Minuten 22 Sekunden war der Kampf zugunsten Gee-
sinks entschieden. Die Goldmedaille ging an den Holländer, den nach einer Schrecksekunde tosender Beifall überschüttete. Die Japaner waren sichtlich schockiert, und man sah sogar Tränen . .
Zweimal trafen der I ,92 Meter große und 220 Pfund schwere Judolehrer Anton Geesink und Akio Kaminaga aufeinander. In der ersten Begegnung innerhalb der Ausscheidungsrunde lieferte Geesink eine taktische Meisterleistung, er studierte seinen kleineren und leichteren Gegner für das Finale, in das Kaminaga erst als Sieger einer Qualifikationsrunde und dem Sieg über Glahn gelangte. Als Geesink den Japaner zum zweitenmal im Festhaltegriff amBoden hatte, gab es gegen die Bärenkräfte des Holländers kein Entrinnen.
Die Kämpfe davor waren für Geesink ein Spaziergang. Der 37jährige Engländer Petherbridge verlor nach sieben, der Ausbralier Boronovskis nach zwölf Sekunden. "Die Vorbereitungen der Japaner auf das olympische Turnier waren völlig richtig. Ich habe nur diesmal Glück gehabt", antwortete Geesink vor der Fernsehkamera auf die Frage, warum Kaminaga gegen ihn unterlag. Kaminaga sagte noch kurz vor den Kämpfen: "Ich bin bereit, alles in diesen Endkampf zu setzen. Ich muß gegen Geesink gewinnen und ich bin bereit, umzufallen und zu sterben, sobald ich ihn besiegt habe." Diese etwas unjapanische Ubertreibung, weitab von jeder Zen-Ideologie, stempelte den Endkampf zwischen Geesink und Kami-
Judo-Weltmeisterschaften 1961
naga zu einem "Kampf des Jahrhunderts". Doch wie wurden die Zuschauer. enttäuscht, denn Kaminaga verhielt sich relativ ruhig, ja sogar defensiv, und das Gegenteil von einem angriffslustigen und jähzornigen Kamikaze-Kämpfer wurde offenbar. Oder hatte ihm Geesink schon durch den Fußwurfansatz in den ersten Kampfsekunden den Schneid abgekauft?
Der deutsche Teilnehmer Klaus Glahn aus Hannover bezwang auf seinem Weg zur Bronzemedaille den Philippinen Thomas Chi Ong nach 2:26 Minuten und anschließend den Amerikaner Ben Campbell nach 5:02 Minuten, bevor er dem Silbermedaillengewinner Kaminaga im dritten Kampf unterlag. "Mehr war nicht zu erreichen. Ich habe Kaminaga einen starken Vorteil abgenommen. Das will gegen den Weltklassemann schon etwas heißen. Das olympiscj:J.e Turnier war eine gewaltige Nervenbelastung, nach der ich mich erst erholen muß", sagte Klaus Glahn, dessen Rezept für das Halbfinale der bedingungslose Angriff gegen Kaminaga war.
* Mit dem Endkampf zwischen Geesink und Kaminaga in der neuen Budokau-Halle waren die Judowettkämpfe der Olympischen Sommerspiele 1964 in Tokio zu Ende: Es gab viele Freudentränen, aber auch viele Tränen, die wegen enttäuschter Hoffnungen flossen. Alles in allem aber war dieses Judo-Debüt bei den Olympischen
Diese 30 Sekunden im Haltegriff Geesinks wird der Japaner Akio Kaminaga in seinem Leben nicht vergessen_ Geesink wurde durch diesen Sieg Goldmedaillengewinner der Allkategorie und zum zweitenmal Judo-Weltmeister, Eine ungewöhnliche Laufbahn.
Spielen ein großer Erfolg für unseren Sport. Wie es zu diesem großen Erfolg kam, schildert einmal die Beschreibung der Kämpfe in dieser Ausgabe, aber auch das viele "Drum und Dran 11
, welches wir unseren
Petherbridge
~ (Eng land)
'Geesink 2 Geesink ö 0 (Holland)
Kaminaga .,_ Kaminaga 3 (Japan)
Ryan 4
~ (Irland) N Boronowskis ö Boronowskis 0 (Australien) ,
Hachicha .,_ Hachicha 6 (Tunesien)
Campbell 7 (USA) Campbell .., Ong Thomas 8 ö
~ GI ahn
0 (Philippinen) .,_ GLAHN 9 (Deutschland)
Petherbridge
~ Geesink
.. Kaminaga "C c
~ 0
,!:: Ryan
l Ryan Boronowskis
Hachicha
Lesern in den nächsten Ausgaben nicht vorenthalten wollen, vor allem die faszinierende Demonstration mehr~rer Budokünste vor Beginn der Judowettkämpfe in' der neuen Budokau-Halle und schließlich die
Offene Klasse I Allkategorie 9 Teilnehmer aus 9 Nationen
Geesink
-----Geesink
Boranowskis
-I Geesink I GI ahn
Kaminaga
Kaminaga
-----
JUDO 11/64 15
Good-w ill-Tour der deutschen Olympia.mannschaft quer durch Tokio.
Nachdem auch IOC-Präsident Avery Brundage im großen Tokioter O lympiastadion die obligatorischen Abschiedsworte sprach, war wieder eine weltweite Schlacht für den Spor t und für die friedliche Verbindung a ller Völker geschlagen.
Gerade wir Judosportler hoffen und bangen um die Wahrheit der Abschiedsworte .. Sayonara Tokio - Hasta Luego Mexico" (Auf Wiedersehen Tokio - bis bald Mexico). Und im Herzen aller Menschen dieser Welt glimmt die Hoffnung: Mögen wir auch 1968 wieder so fr iedlich zusammenkommen wie 1964 in Tokio. Vielleicht hätte in diesem Zusammenhang IOCPräsident Avery Brundage seine Abschiedsworte mit dem sehnlichsten Anliegen aller Menschen ergänzen so llen: .,Sayonara Tokio -'- Hasta Luego Me·xico ... und ... halte t Frieden b is dorthi n!"
* Einen Rückb lick sowie das Vorstellen der Judo-Olympiasieger bringen wir im Dezemberheft.
Judo-Medaillenspiegel (Olympische Spiele 1964)
Nation Gold' (4) Silber (4) Bronze (8)
J apan 3 H olland Deutschld. -Schweiz Kanada UdSSR Australien -Korea USA
4
Die Punktbewertung (Judo-W.eltrangliste 1964)
(für Goldmedaille 6 Punkte, für Silbermedaille 5 Punkte, für Bronzemedaille je 4 Punkte, fü r 5. bis 8. Platz je 2 Punkte- bei Punktgleichheit alphabetisch geordnet)
I. Japan 23 Punkte 2.' UdSSR 16 Punkte 3. Deutschland 9 Punkte 4. Holland 8 Punkte 5. Korea 8 Punkte 6. USA 6 Punkte 7 . Kanada 5 Punkte 8. Schweiz 5 Punkte 9. Australien 4 Punkte
10. Argentin ien 2 Punkte II. Brasilien 2 Punkte 12. Frankreich 2 Punkte 13. Osterreich 2 Punkte
' 14. Taiwan 2 Punkte
Interessant .. .
daß anhand des gesamten Medaillenspiegels (aller Sportarten) die große europäische Sportnation Frankreich n ur e ine e inzige Goldmedaille erzielte, daß Mexiko -Austragungsort der Olympischen Spiele für 1968 - nur eine Bronzemedaille ' err'eichte und daß Osterreich überhaupt keine Medaille erringen konnte!
16 JUDO 11 /6~
Die Sieger der 1. olympischen Judowettkämpfe
(Tokio 1964) Leichtgewicht
Goldmedaille: Takehide Naka'tani (Japan)
Silbermedaille: . Eric Haenni (Schweiz)
Bronzemedaillen: Oleg Stepanow und Aron Bogoljubow (beide UdSSR)
5. bis 8. Platz: Maruyama (USA). Zotter (Osterreich). Chang (Taiwan) und Park (Korea)
Mittelgewicht
Goldmedaille: Isao Okano (J apan)
Si lbermedaille: Wolfgang Hofmann (Deutschland)
Bronzemedaillen: Kim Ih Tae (Korea) und J ames Bregmann (USA)
5. bis 8. Platz: Perez (Argentinien). Peter Snijders (Holland) , Lhofei Shiozawa (Bras ilien) und Liane! Grossain (Frankreich)
Schwergewicht
Goldmedaille: Isao ~nokuma (J apan)
Silbermedaille: A lfred Rogers (Kanada)
Bronzemedaillen : Anzor Kiknadze und Parnaoz Chikviladze (beide UdSSR)
5. Platz: Kim Jung-Da! (Korea)
Allkategorie offene Klasse
(Judo-Weltmeisterschaften 1964)
Goldmeda ille: Anion Geesink (Holland)
Silbermedaille: Akio Kaminaga (Japan)
Bronzemedaillen: Klaus Glahn (Deutschland) und Theodore Boronowsk is (Australien)
5. bis 7. Platz: Hachicha (Tunesien). Campbell (USA) u. Ryan (Irland)
Die bisherigen Judo-Weltmeister:
1956
I. Natsui (Japan) 2 . Yoshimatsu (Japan) 3. Geesink (Holland)
1958
I. Sone (Japan) 2. Kaminaga (Japan) 3. Yamashiki (Japan)
19'61
I. Geesink (Holland) 2. Sone (Japan) 3. Koga (Japan)
1964
1. Geesink (Holland) 2. Kaminaga (Japan) 3. Glahn (Deutschland)
. .. daß der Trainer des Osterreichischen Judo-Verbandes, der Japaner Mahito Ogho
' (4. Dan). vier Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele in Polen weilte und während eines Trainings-Lagers in Warschau die besten polnischen Judoka in die Geheimnisse des richtigen Kämpfens einwies?
... daß es im Karate (härteste und wirkungsvollste .Selbstverteidigung der Welt) zum Beispiel 15 verschiedene Angriffsformen mit den Händen bzw. Fingern gibt?
... daß bei einem Städtekampf am 6. 9. 1964 zwischen .,Gwardia" Polen und .Dynamo" Berlin die Ostdeutschen 13:3 gewannen, während aber .,Dynamo" Magdeburg am 8. 9. 1964 gegen die gle iche polnische Ver tretung 5:12 unterlag?
... daß Ex-Europameister und Olympiafahrer M attbias Schießleder in einem Interi view bek anntgab : .,Vielleicht bedeutet Tok io auch den Abschluß meiner aktiven sportlichen Betät igung?"
... daß Editha Leppich in Köln d ie ... Erste deu tsche Ikebana-Schu le" gründete? Ikeban a ist die japanische Kunst des Blumenstellens , die die Seele des Menschen -durch ihre verschiedenen symboliscllen Kompositionen - zur Anmut, Geduld und Demut e rziehen soll.
... daß der Deu tsche Kara te-Bund e. V. zur Zeit 38 Karate -Dojo in Deu tschland unterhält?
... daß der Deutsche Judo-Bund e. V. am 9. 8. 1953 in Harnburg vorläufig und am 31. 7. 1955 in Frankfurt/Main endgültig gegründet wurde? Mit Wirkung vom 31. 7. 1955 wurde der DJB ebenfalls als gleichberechtigtes M itglied in die Europäische Judo-Union und in die Internationale JudoFöderation aufgenommen.
... daß durch die vorbildliche und zur Nachahmung empfehlenswerte Initiative von Walter Kirgis die Bochumer Stadtverwaltung in der Ruhrlandhalle eine den internationalen Erfordernissen entsprechende Judomatte von 10 x 10 m angeschafft .hat, die es ermöglicht, jede Meisterschaft auszurichten?
... daß vier Danträger in Deutschland am gleichen Tag Geburtstag haben? Es sind
·dies Ilse Brief, Alfred Knarr, Herbert Niemann und 'werner Heim, die am 12. Dezember eines jeden Jahres den gleichen Geburtstag feiern.
... daß auch in Malaisia (Südostasien) jährlich Judomeisterschaften ausgetragen werden ? Die diesjährigen Kämpfe wurden im Negara-Stadion in Kuala Lumpur, der Hauptstadt von Malaisia , ausgetragen. Sieger im Le ichtgewicht w urde Georgie Lee (1. Dan). Sieger im Mittelgewicht K. S. Moorthy (2. Dan) und Sieger im Schwergewicht Ang Teik Bee (2. Dan) - alle aus Singapur.
•
')