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7/23/2019 Etablierte-Auenseiter-Figuration Entspricht die weiterhin bestehende Unterreprsentation von Frauen in Fhrungspositionen der Soziologie nach Norbert
1/22
FernUniversitiit
in
Hagen
Fakultiit ftir
Kultur-
und
Sozialwissenschaften
Soziologie
III :
Organisationssoziologie
und
qualitative
Methoden
Modulverantwortliche:
Prof.
Dr.
Sylvia
Marlene
Wilz;
Dr. Melanie
Roski
Modul
VSl:
Organisation
Sommersemester
2015
Thema
1:
Macht in
Organisationen
Th
e or
i
e
v on
Et
ab
I
i
er
t
e n-
Aufi ens e
it er
-
B ez i e hun
gen
-
Ent s
pr
ic ht
die
w
e
it
er
hin
b
e s t
e he
nde Unt
err epr cis ent ation
v
on
Frauen
in
Fiihrungspositionen der
Soziologie
nach
Norbert Elias?
Jutta
BA PVS, 7. Fachsemester
Matrikelnummer:
@gmail.com
Abgabedatum:
29
.7
.20
| 5
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7/23/2019 Etablierte-Auenseiter-Figuration Entspricht die weiterhin bestehende Unterreprsentation von Frauen in Fhrungspositionen der Soziologie nach Norbert
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lnhaltsverzeichnis
I Problem,
Forschungsfrage
und thematische
Einordnung
1.1
Problem und Forschungsfrage
1.2 Einordnung
in die
Themenstellung
und
Kapiteluberblick
2
Theorie, Begriffe,
Hypothese
2.1 Theorie
-
Vorstellung und Auswahlbegnindung
2.2Begriffe
-
Priizisierung
und
Definitionen
2.3
Hypothese
3 Analyse
entlang der theoriespezifi
schen Strukturmerkmale
3. I
Figurationen
-
Ausgangspunkt:
ungleiche
Machtbalance
3.2
Machtquelle Gruppenkohasion
3
.
3
Gruppenchari
sma
/-schande
und
Pars-pro-toto-Verzerung
3.4
Selbstbild der AuBenseitergruppe
3.5
Ausschluss und Tabuisierung
3.6
Verschiebung
der
Machtbalance
4Fazit
Literatur
II
Eidesstattliche
Erkliirung
I
I
2
2
J
4
6
6
7
8
10
t2
13
t4
l5
t7
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I
Problem,
Forschungsfrage
und
thematische
Einordnung
1.1
Problem und
Forschungsfrage
Die
Gleichberechtigung
der
Frau ist
in
Deutschland bereils
seit
1949
im
Grundge-
setz
(Art.
3. 2
GG)
verankert und
mit
dem
Gleichberechtigungsgcselz
von
1957
im
Biirgerlichen
Geseubuch
(BGB)
mit
Inhalt
gefiillt.
lm
Jahr
1977
r.vurde
die
..Haus-
frauenelre'-
mit
dem lirslen
(iesctz
zur Re.fbrrn
des
lihe-
und
F-smilienrecht,s abge-
schafft und
seither
uird
versucht. den
Grundsalz der Gleichbehandlung
von
Miin-
nern
und
Frauen
auch arn
Arbeitsplatz
mithilfe
gesetzlicher
Regelungen durchzu-
setzen. Seit
200(r
gilt
das
Al.lgemeine
Gleichbehctndlttng,sgesetz
(AGG).
das
jegli-
che
Benachteiligung bestirnmter Gruppen. darunter
Frauen.
verhindern
soll
(vgl.
Universitdt
Brelefeld
2015). Trotzdem sind
Frauen
in
den obersten
Frihrungsebe-
nen
deutscher
Arbeitsorganisationen
noch
immer
unterreprf,sentiert
(vgl.
FidAR
2014. Holst/Kirsch
2015). Managemenl war
und
ist Mdnnerdomine.
Der Ausschluss von
Frauen
aus den obersten
Frihrungsebenen r.viderspricht der
geschlechtergerechten
Teilhabe
an verantu,ortungsvollen
Positionen
in
der
deut-
schen
Wrrtschaft und dem
daraus
entstandenen
politischen Handlungsbedarl w'ur-
de
nun Folge
geleislet.
Trotz
der
an
sich schon
eindeutigen
Gesetzeslage
wurde im
Dezenrber
2014 zusdtzlich das
(]cselz
./iir
dic
glcichbercchligte
'l-eilhabe
wm
lirtruan
und
Mcinnern
an
l;iihrungspositionan
in der
Privatwirlscha.fi und
im
iif-
lbntlicltan
Dtensl
eingebracht.
Es
schreibt
eine
Geschlechter-
bzw.
Frauenquote
fiir
bestimmte Unternehmen
und
Verwaltungen
yor
und tritt am l.
Januar
2016 in
Kralt
(vgl.
BMFSFJ
2014; BMFSFJ
201-5;
BMJV
2015)
Eine niedrigere
Qualifikation
bei
Frauen
als
AusschlieBungsgrund
von
Frihrungs-
positionen
kann
ausgeschlossen
werden.
..Die
geschlechtsspezifische
Benachteili-
gung
ist
I I
in
den
allgemein bildenden
Schulen
nicht
rnehr nachzuweisen'-
(Wenning
2003:
12tt).
Midchen
und
Frauen
sind
im
Bereich
der schulischen
und
akademischen
Leistungen inzwischen
sehr erfolgreich.
Im
Jahr 2010
erlangten
53Yo
der Schulabgingerinnen einen Schulabschluss der
zum Studium
qualifiziert
(r,gl.
BMFSFJ
2013:
102)
und
die
Daten zu Hochschulabsolventen
aus dern
Jahr
2()13 weisen
einen
Frauenanteil
von
50,87o aus
(vgl.
Statistisches
Bundesamt
20t5)
Die
vorliegende
Hausarbeit
hat
zlm Ziel.
das
Problern
der weiterhin
bestehenden
Unterreprisentation
von
Frauen in Positionen der obersten Managementebene
deutscher
Arbeitsorganisalionen
mithille
der
T'lrcorie
von
lilablierlcn-At{Sensciler-
Reztehungeie
nach
Norbert Elias
zu
erkldren.
Darnit
soll
zugleich die Anwendbar-
-
7/23/2019 Etablierte-Auenseiter-Figuration Entspricht die weiterhin bestehende Unterreprsentation von Frauen in Fhrungspositionen der Soziologie nach Norbert
4/22
keit
der
Theorie aulThemen
abseits
von Migrations-,
Einheirnischen/Zuwanderer-
Fragen
gepnift
werden.
Die leitende Forschungsfrage
zur Bearbeitung
dieses
Vor-
habens lautet:
Kann
die
Theorie von Etablierlen-AuBenseiter-Beziehungen
nach
Norbert
Elias
erklairen.
warum
Frauen
trotz
eindeutiger
Gesetzeslage
auf
der obersten Fiihrungs-
ebene
deulscher
Arbeitsorganisationen
noch immer
unterreprixentiert
sind'i
Sich
gegenuberstehende
Gruppen
sind
im Rahmen
der
Problernstellung
Mdnner
als
Etablierte und
Frauen
als Au8enseiter. Die
Verfi.igung uber dkonomische
Res-
sourcen oder ethnische
Zugehorigkeit
als
AusschlieBungsgrtinde
sollen
bei dieser
Hausarbeit
nicht
beriicksichtigt werden. da
die
aktuelle
Gesetzgebung ausdrtick-
lich
Frauen
und Mdnner
als Gesamtgruppen. ungeachtet moglicher
weiterer
Unter-
schrede. betrillt.
1.2
Einordnung
in
die
Themenstellung und
Kapiteliiberblick
Die
Fragestellung
ist
organisationssoziologisch
im
Rahmen
der
Hauptthemenstel-
lung
.Macht
in
Organisationen' interessant. da Mirnner als Etablierte
in
den Fiih-
rungsgrernien deutscher
Arbeitsorganisationen
eine
lnachtiiberlegene
Position
ein-
nehmen.
..The
established
can set
the rules
[...]-'(Bnnkgreve
2004: 152).
sie
haben
in
staatlichen
und u,irtschaftlichen Organisationen
groBere
Entscheidungs-,
Verfti-
gungs-
und
Definitionsmacht.
Um
dre
Forschungsfrage z,u
beantworten werden
im
folgenden
Kapitel
(2)
t.u-
nrichst
die
Theorie
von
Etablierten-AuBenseiter-Beziehungen
nach
Norbert
Ehas
eingeftihrt.
Begriffe
priizisiert
und eine
geeignete
Arbeitshypothese
entu,ickelt
Dre
Analyse
im dritten Kapitel
(3)
folgt den
theoriespezifischen
Strukturmerkma-
len.
Das
abschlieBende
vierte Kapitel
(4)
tiberpriift
zusammenfassend
die
Frage
der
Anwendbarkeit
der
Theorie
auf
Themen
abseits
von
Migrations-.
Einheimi-
schen/Zuwanderer-F
ragen.
2 Theorie,
Begriffe,
Hypothese
hn folgenden Kapitel
sollen
zunichst
die
theoretischen Grundlagen
der
Arbeit
eingeltrhrt
werden. Dabei handelt es
sich
zum einen
um
eine
kurze Vorstellung
der
Theorie
von
Etablierten-AuBenseiter-Beziehungen
nach
Norbert Elias
(2.
l) und
zurn
anderen
urn
die
Prdzisierung und
Definition
der Schhisselbegriffe
(2.2).
Wei-
tere
erklarungsbedurftige
Begriffe r.verden
im
Textverlauf
eingeftihrt. Um die
For-
schungslrage
zu
beurtr,vorten
rvird
im
Anschluss
eine theoriebezogene
Arbeitshy-
pothese
entwickelt
(2.3).
-
7/23/2019 Etablierte-Auenseiter-Figuration Entspricht die weiterhin bestehende Unterreprsentation von Frauen in Fhrungspositionen der Soziologie nach Norbert
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2.1
Theorie
-
Vorstellung
und
Auswahlbegriindung
Norbert
Elias
enlwickelte
seine
Theorie
von
Etablierten-Au8enseiter-Beziehungen
rnit
John
L.
Scotson
im
Rahmen einer Gemeindestudie.
Den Autoren fiel
auf.
dass
sich
in
>Winston
Parva< die
Bewohner
eines
Wohngebiets
(Zone
2) den
Bewoh-
nem
eines benachbarten Wohngebiets
(Zone
3)
iiberlegen
fuhlten
und ihnen
Au-
Benseilerstatus
vermittelten.
obwohl
die Gruppen
nach
au8en
gleich
erschienen
urd sich
in Hinblick
auf
Nationalitit.
Ethnie.
wirtschaftliche
Lage
oder
Bildungs-
niveau
nicht unterschieden.
Der
einzige
feststellbare
Unterschied
war
das .soziale
Alter'
der Gruppen
Die
Bewohner
der
Zone
2
waren
alteingesessene
Farnilien.
die
Bewohner
der
Zone 3
Zugezogene
aus
verschiedenen
Regionen.
(rgl.
Mi-
iiclNeckel
2010:
353f.).
Im
Rahmen
der
Untersuchung konnte
gezeigt
rverden.
dass
die
Vorrangstellung einer Gruppe. unabhtingig
von Okonomischen
Ressour-
cen oder
ethnischen Zugehorigkeiten.
im
Wesentlichen
aul der
Moglichkeit
be-
ruht. soziale
Beziehungen zurn
eigenen
Vorteil
zu
gestalten
und
andere
wirkungs-
voll zu
ichten.
Die entstandene ungleiche
Machtbalance im
Verflechtungszusam-
menhang zwischen Etablienen und AuBenseitern zeigte
sich
irn
Gefrihl einer kol-
lektiven
Uberlegenheit
der
Etablierten
aus
Zone 2
gegenriber
den
AufJenseitem aus
Zone
3
(ebd.:
35,11).
Efias
wollte seine an
einem
konkreten
Fall
entwickelte
Theorie
als
..Erkllrungs-
rurodell.
mit
dern
Sozialbeziehungen
gleicher
Art
untersucht werden
konnen"
(ebd.:
355)...als
eine
Art
>ernpirisches
Paradigma
-
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der
M
achtbal
ance
un d
der
Etabl
i
erten-AuBenseiter-F
i
gurati
on :
..Was
wir
hcutc
erlcbcn.
ist
unverkennbar
eine
Phase
in
cineur langhingczo-
gcnen
Maclrtkampl zwischen zrvei
Gesellschaftsgruppen.
der
cinige Ahn-
lichkeit
urit andercn Machtkiirnplen zwischen inncrstaatlichen
Gruppcn
hat
und
sich
zugleich
in
bcstimmtcr Weise von ihnen
abhcbt.
Er hat
mit
andercn
Kdmpfcn
dicser
Art
gcmein,
daB es sich dabei
unr
ein
gr6Bercs
MaB
an so-
zialcr Gleichltcit
zrvischen Gruppen geht. dcren eine
-
die
Fraucn
-
in vielcr
Hinsicht
cinc
Au8enscitcrposition
innehatte:
ihrc
Mitglicder
warcn traditio-
ncll von
viclen sozialcn
Positioncn
ausgcschlossen.
dic von
der andercn
Gruppc monopolisicrt
wurdcn.
Zugleich
abcr
sind dicse
beidcn Gruppcn in
cincr
Wcisc
voneinandcr
abhiingig wic keinc Etabliertcn-
und
AufJensciter-
gruppen
sonst"
(Elias
2006b.243).
Elias
geht
dabei rnit
Selbstverstdndlichkeit
von
Zweigeschlechtlichkeit
aus und
versteht Manner
und
Frauen
als.
durch
komplexe
Machtspiele
verbundene.
jeweils
homogene
Gruppen
(vgl.
Klein/Liebsch
2009:
230).
Mit
Elias'
Verstiurdnis der
Theorie
als empirisches
Paradigma
seiner
Einordnung
des
Geschlechterverhalmisses
als Etablierten-AuBenseiter-Beziehung
und der
da-
rin
beinhalteten
Machtverteilungsdynarnik
soll die Theorie
als
in
den
organisali-
onssoziologischen Themenbereich
ribertragbar
und
ihre
Reichrveite zur Erklarung
und
Beanlu,orlung
der
Forschungsfrage
zu Macht
in
Organisationen
als
gegeben
angenommen werden.
Nach Prdzisierung
und
Definition der
themen- und theorierelevanten
Schltisselbe-
grifle
soll irn Folgenden
eine theoriebezogene Arbeitshypothese
zur
Beantlr.ortung
der
Forschungsfrage
entwickelt
werden.
2.2 Begriffe
-
Prflzisierung
und Definitionen
Arbeitsorganisationen
sind
,von
oben'
konstituierte.
tiber
Hierarchien
strukturierte
soziale
Gebilde
(vgl.
Meier/Schimank
2Ol3:
28 Kiihl 201 l: 2O).
Macht
in
Organi-
sationen u,ird im
Wesentlichen uber die hierarchische
Struktur
und die Einordnung
der Organisationsmitglieder rnnerhalb
eben dieser
verteilt. Durch
Uber-
und Un-
terordnung
mit
entsprechenden
Weisungsbefugnissen
und
Belehlsketten
delegiert
der
Trager
der Organisation abgestuft Macht
an die Stelleninhaber
(vgl.
Mei-
erlScl,
irnank
20I3:
30).
Der
Schltisselbegriff im Rahmen
des
Themas
*
Macht
-
bezeichnet
mit
der klassi-
schen
Definition
Webers
.jede
Chance.
innerhalb
einer
sozialen
Beziehung
den
eigenen
Willen
auch
gegen
Widerstreben durchzusetzen.
gleichviel.
rvorauf
diese
Chance
beruht'
(Weber
2002. 2l\).
Dabei
bezieht sich der Begriff
nicht
auf absolu-
te sondem
auf
relalionale Eigenschaften
und charakterisiert bestimmte
Typen
so-
r.i
al
er
Be
t
i
eh
ungen
(v
gl.
Abraham/Btischges
2009
:
I
2(r).
-
7/23/2019 Etablierte-Auenseiter-Figuration Entspricht die weiterhin bestehende Unterreprsentation von Frauen in Fhrungspositionen der Soziologie nach Norbert
7/22
Vereinlacht
beruht
>diese
ChanceRolle
-
7/23/2019 Etablierte-Auenseiter-Figuration Entspricht die weiterhin bestehende Unterreprsentation von Frauen in Fhrungspositionen der Soziologie nach Norbert
12/22
schen Frau'
noch
dem
Bild der
.typischen
Ftihrungskraft'
(vgl.
Mucha/Rastetter
TolZ'.
l7(>). Da die Gruppe aber
beide
Leitbilder
-
sow'ohl
das
der Karrierefrau
als
auch das
der
,typischen'
Frau
-
einschlieBt,
ist
der
innere Zusammenhalt der
Figu-
ration der
Frauen deutlich
geringer
als
die Kohiision der
Gruppe
der
etablierten
Mlinner. Und allein die
hohere
soziale
Integration
der
Etablierten rnacht
eben diese
michtiger
(vgl.
Eichener/Baumgart
199 I : 139).
3.3
Gruppencharisma /-schande und
Pars-pro-toto-Verzerrung
..Der
Machtuberschuss
ermoglicht den
Etablierten.
die
Angehorigen
anderer
Gruppen als AuBenseiter zu
stigmatisieren
und
I...|
von
dem
Zugang
zu
den
von
den Etabherten monopolisierten Ressourcen
auszuschlieBen"
(Eichener/Baumgart
l99l:
142).
Die
groBe
soziale Integralion
ftilrrt zu
einer deutlich
positiveren
Selbsteinschit-
zung
der
Etabliertengruppe
gegeniiber
der
AuBenseitergruppe.
Die
rnachtriberle-
gene
Gruppe schreibt sich
hohere
zivilisatorische
Standards
bzw.
mehr
Selbstkon-
trolle und Rationalitit
zu
(vgl.
Imbusch
2012: 185).
Elias
bezeichnet dieses
Phanornen
als
>GruppencharismaWir-ldealrbestenbesten