Tabakrauch ist ein Gemisch aus Tausenden von Substanzen,darunter 90 Stoffe, die nachgewiesenermaßen Krebserzeugen (Kanzerogene) oder die im Verdacht stehen, Krebszu erzeugen. Kanzerogene sind Stoffe, die zu einer ver-mehrten Entstehung von Tumoren oder Leukämien als Folgeeiner einmaligen oder wiederholten Einwirkung führen. VieleKanzerogene bewirken eine Schädigung der DNA, was zueiner irreversiblen Mutation der betroffenen Zelle führenkann. Darüber hinaus addieren sich die im Tabakrauch vor-handenen Kanzerogene und Co-Kanzerogene in ihrer Wirkungoder potenzieren sich sogar.Für DNA-mutagene Stoffe können Schwellenwerte nichtdefiniert und begründet werden. Es lässt sich experimentellnachweisen, dass eine von einem Kanzerogen ausgelöstePrimärveränderung irreversibel ist und zu einem bleibendenErbgutschaden führt.Auf weltweiter Basis wird die Bewertung kanzerogenerRisiken verschiedener Stoffe durch die wissenschaftlich
unabhängige International Agency for Research on Cancer(IARC) der Weltgesundheitsorganisation vorgenommen1. InDeutschland überprüft die MAK-Kommission der DeutschenForschungsgemeinschaft (DFG) regelmäßig Stoffe, die inVerdacht stehen, Krebs zu erzeugen, und stuft sie in ent-sprechende Kategorien ein2. Auch in anderen Ländernklassifizieren unabhängige Institutionen Substanzen nachihrer Toxizität und Kanzerogenität.Da jedes Jahr weitere im Tabakrauch enthaltene Substanzenals krebserzeugend eingestuft werden, ist die umseitig abge-bildete Tabelle nicht vollständig. Sie enthält nur diejenigenSubstanzen, die bisher von der IARC oder der DFG als krebs-erzeugend oder möglicherweise krebserzeugend klassifiziertwurden. Es ist damit zu rechnen, dass in den kommendenJahren weitere Substanzen aus dem Tabakrauch als krebs-erzeugend klassifiziert werden.
Fakten zum RauchenDeutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg
Krebserzeugende Substanzen im Tabakrauch
Für die umseitig abgebildete Tabelle gelten folgendeEinstufungen:Einstufung der Stoffe als krebserzeugend durch die IARC ent-sprechend der jeweiligen Datenlage:Gruppe 1: krebserzeugend für den Menschen; Gruppe 2A:wahrscheinlich krebserzeugend für den Menschen; Gruppe2B: möglicherweise krebserzeugend für den Menschen.Stoffe, die von der MAK-Kommission der Deutschen For-schungsgemeinschaft als krebserzeugend eingestuft wurden,tragen deren Einstufungskennzeichnung:Kategorie 1: „Stoffe, die beim Menschen Krebs erzeugen undbei denen davon auszugehen ist, dass sie einen nennens-
werten Beitrag zum Krebsrisiko leisten.“; Kategorie 2:„Stoffe, die als krebserzeugend für den Menschenanzusehen sind [...].“; Kategorie 3: „Stoffe, die wegenerwiesener oder möglicher krebserzeugender WirkungAnlass zur Besorgnis geben, aber aufgrund unzureichenderInformationen nicht endgültig beurteilt werden können. DieEinstufung ist vorläufig.“; Kategorie 3A: „Stoffe, bei denendie Voraussetzungen erfüllt wären, sie der Kategorie 4 oder 5zuzuordnen. Für die Stoffe liegen jedoch keine hinreichendenInformationen vor, um einen MAK- oder BAT-Wert abzuleiten.“Kategorie 3B: „Aus In-vitro- oder aus Tierversuchen liegenAnhaltspunkte für eine krebserzeugende Wirkung vor […].“
Impressum
© 2009 Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg
Autoren: Dr. Urmila Nair, Prof. Dr. Dr. Heinz Walter Thielmann,Dr. Martina Pötschke-Langer
Verantwortlich für den Inhalt:Dr. Martina Pötschke-LangerDeutsches Krebsforschungszentrum
Stabsstelle Krebsprävention und WHO-Kollaborationszentrum fürTabakkontrolleIm Neuenheimer Feld 28069120 HeidelbergFax: 06221 42 30 20E-mail: [email protected]
Zitierweise:Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.):Krebserzeugende Substanzen im TabakrauchHeidelberg, 2009
Diese Publikation ist abrufbar im Internet unter: www.tabakkontrolle.de
Literatur
(1) IARC Monographs Volumes 1-99, overall evaluations of carcinogenicity to humans, last update 28.04.08, available online athttp://monographs.iarc.fr/ENG/Classification/crthalllist.php
(2) Deutsche Forschungsgemeinschaft (2008) MAK- und BAT-Werte-Liste 2008, Maximale Arbeitsplatzkonzentrationen undBiologische Arbeitsstofftoleranzwerte; Mitteilung 44. Wiley-VCH,Weinheim
Krebserzeugende Substanzen im Tabakrauch
Liste der 90 im Tabakrauch enthaltenen Kanzerogene, die bisher von der IARC oder der DFGals krebserzeugend oder möglicherweise krebserzeugend klassifiziert wurden
Nr. SubstanzEinstu-
fung durchIARC/DFG
Nr. Substanz
Polyzyklische aromatischeKohlenwasserstoffeBenz[a]anthracenBenzo[b]fluoranthenBenzo[j]fluoranthenBenzo[k]fluoranthenBenzo[a]pyrenDibenz[a,h]anthracenDibenzo[a,i]pyrenDibenzo[a,e]pyrenIndeno[1,2,3-cd]pyren5-MethylchrysenChrysenCyclopenta[cd]pyrenDibenzo[a,h]pyrenDibenzo[a,l]pyrenNaphthalinAnthanthren1-MethylpyrenBenzo[b]naphtho[2,1-d]thiophen
2B2B2B2B1
2A2B
2 (DFG)2B2B2B2A2B2A2B
2 (DFG)2 (DFG)2 (DFG)
Heterozyklische KohlenwasserstoffeFuranDibenz[a,h]acridinDibenz[a,j]acridinDibenzo[c,g]carbazolBenzo[b]furan
2B2B2B2B2B
N-NitrosamineN-NitrosodimethylaminN-NitrosomethylethylaminN-NitrosodiethylaminN-Nitrosodi-n-propylaminN-Nitrosodi-n-butylaminN-NitrosopyrrolidinN-NitrosopiperidinN-Nitrosodiethanolamin4-(Methylnitrosamino)-1-(3-pyridyl)-1-butanon („NNK“) undN-Nitrosonornicotin ( „NNN“) zusammen
2A2B2A2B2B2B2B2B
1
GasStickstoffdioxid 3B(DFG)Aromatische Amine, flüchtige Amine2-Toluidin4-Toluidin2,6-Dimethylanilino-Anisidin2-Naphthylamin4-Aminobiphenyl
13B (DFG)
2B2B11
N-Heterozyklische Amine2-Amino-9H-pyrido[2,3-b]indol2-Amino-3-methylimidazo-[4,5-b]chinolin („IQ“)2-Amino-3,4-dimethyl-3H-imidazo[4,5-f]quinoline (MeIQ)3-Amino-1,4-dimethyl-5H-pyrido[4,3-b]indol(„Trp-1“)3-Amino-1-methyl-5H-pyrido[4,3-b]indol(„Trp-2“)2-Amino-6-methyl[1,2-a : 3',2''-d]imidazol(„Glu-P-1“)2-Aminodipyridol[1,2- a : 3',2''-d]imidazol(„Glu-P-2“)2-Amino-1-methyl-6-phenylimidazo[4,5-b]pyridin(„PhIP“)2-Amino-3-methyl-9H-pyrido[2,3-b]indol
2B2A2B
2B
2B
2B
2B
2B
2B
Einstu-fung durchIARC/DFG
123456789
101112131415161718
1920212223
242526272829303132
33 }34
353637383940
414243
44
45
46
47
48
49
AldehydeFormaldehydAcetaldehydGlyoxalAcrolein (2-Propenal)Crotonaldehyd (trans-2-Butenal)Furfural (2-Furylmethanal)
12B
3B (DFG)3B (DFG)3B (DFG)3B (DFG)
505152535455
PhenolePhenolBrenzcatechinHydrochinono-, m-, p-KresolKaffeesäure
3B (DFG)2B
2 (DFG)3A (DFG)
2B
5657585960
Flüchtige Kohlenwasserstoffe1,3-ButadienIsoprenBenzolNitromethan2-NitropropanNitrobenzol
12B1
2B2B2B
616263646566
Verschiedene organische VerbindungenAcetamidAcrylamidAcrylnitrilVinylacetatVinylchloridHydrazin1,1-DimethylhydrazinEthylenoxidPropylenoxidStyrolSafrolGlycidolUrethan1,1,1-Trichlor-2,2-bis(4-chlorphenyl)-ethan)Heptachlor
2B2A2B2B1
2B2B1
2B2B2B2A2B2B2B
676869707172737475767778798081
MetalleArsenBerylliumNickelChrom (Oxidationsstufe VI)CadmiumCobaltSelenBlei (anorganisch)
Polonium-210
11111
2B3B (DFG)
2A
8283848586878889
Radioaktive Stoffe90 1