Geschäftsfeld Textil Technischer
Service Färberei
Susanne EhretDipl.-Ing. (FH)
Farbechtheitenim Spannungsfeld
einerDreiecksbeziehung
Vortrag zum 100-jährigen Bestehen der Deutschen Echtheitskommission DEK
12. Oktober 2011
Fast
–Fa
ster
–Fa
stes
t!
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Definition von Dreiecksbeziehung
Ein Dreieck wird durch 3 Punkte definiert In einem Dreieck ist jeder Punkt mit jedem anderen
Punkt verbunden In einer Dreiecksbeziehung unterhält jede der
3 Personen zu jeder anderen Person eine Beziehung So eine Beziehungskonstellation wird auch Triade
genannt Triaden gibt es nicht nur in der Soziologie, sondern
u. a. auch in der Wirtschaft, Physiologie, Philosophie bzw. Kriminalistik
Und wie wir hier sehen werdenauch in der Textilveredlung
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Eigenschaften von Triaden
Triaden zeigen die Zusammenhänge auf Die Zusammenhänge sind fixiert und nicht aufhebbar Sie sind komplizierter wie bilaterale Beziehungen Sie benötigen daher, um problemlos zu funktionieren,
ein hohes Maß an Information und Kommunikation Die fehlende oder verdrängte Kenntnis von Triaden
führt oft zu Konflikten, Problemen, Fehlern usw. Im Extremfall wird dadurch die Dreiecksbeziehung zu
einem „Bermuda-Dreieck“
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Das Bermuda-Dreieck im Textilbereich
Das „textile“ Bermuda-Dreieck:
Das „Gebiet“ zwischen Faser / Textil, Farbstoffen und deren Farb-Echtheiten, in dem scheinbar unerklärlicherweise Färbungen verschwinden, sich verändern oder Vergilbungen auftauchen...
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Inhalte
Definition von Echtheit 1. Triade im Bereich Farbechtheiten: Systematik
– Einteilung und Arten von Echtheiten– Prüfung der Echtheiten
2. Triade im Bereich Farbechtheiten: Einflussfaktoren– Material (Faser / Textil) – Prozesse – Farbstoffe
3. Triade im Bereich Farbechtheiten: Kommunikation Auswege aus der Falle Schlussbetrachtung
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Definition von Echtheit
„Farbechtheiten sind ein Maß für die Widerstandsfähigkeitder Farbe von Textilien
gegenüber äußeren Einflüssen...“
„Farbechtheiten sind ein Maß für die Widerstandsfähigkeitder Farbe von Textilien
gegenüber äußeren Einflüssen...“
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1. Triade: Systematik der Echtheiten
Fabrikationsechtheiten Gebrauchsechtheiten
Die Einflüsse auf Färbung und Druck können
- während der Herstellung - während des Gebrauches und/oder - während der Wäschepflege auftreten
Abhängig davon spricht man von: Farbechtheits- normen
Farbechtheits- normen
„Kunde“„Kunde“
HerstellerHersteller
HändlerHändler
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Prüfung der Farbechtheiten
Prüfvorschriften:– festgelegte Normen (z.B. DIN EN ISO – Normen)
Prüfkriterien sind:– Änderung der Farbe– Anbluten gegenüber ungefärbtem Begleitgewebe
Bewertung nach definierten Vorlagen:– Graumaßstab (nach DIN EN 20105-A02 und
DIN EN 20105-A03)– Farbmetrische (instrumentelle) Auswertung
(nach DIN EN ISO 105-A04 und DIN EN ISO 105-A05)
– Blaumaßstab für Licht- bzw. Wetterechtheit
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Beispiele von Farbechtheiten
Wichtige Farbechtheitsprüfungen auf gefärbten Textilien:
DIN EN ISO – Normen
- Lichtechtheit DIN EN ISO 105-B02- Wetterechtheit DIN EN ISO 105-B04- Wasserechtheit DIN EN ISO 105-E01- Schweißechtheit DIN EN ISO 105-E04- Waschechtheit DIN EN ISO 105-C06- Peroxidbleichechtheit DIN EN ISO 105-N02- Reibechtheit DIN EN ISO 105-X12- Trockenhitzefixierechtheit DIN EN ISO 105-P01- Trockenreinigungsechtheit DIN EN ISO 105-D01
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Grenzen und Problematiken: Waschechtheit DIN EN ISO 105-C06
Festgelegt ist u. a. die „Chemie“ und Waschtemperatur Der Schwerpunkt der Beurteilung ist die Anschmutzung
von Begleitgewebe Die Mechanik ist schwächer als in Waschmaschinen Die Begleitmaterialien schützen zusätzlich den Prüfling
vor der Mechanik Diese Waschechtheit ist eine Einfachwäsche und bildet
daher nicht das Bild der Wirklichkeit (= Mehrfachwäsche) ab
Prüf. Nr.
Temperatur in °C
Flotte in ml
verfügbares Chlor in %
Natrium-perborat (g/l)
Zeit in min
Stahl-kugeln
pH Ein-stellung
A1S 40 150 - - 30 10 -B1S 50 150 - - 30 25 -C1S 60 50 - - 30 25 10.5C2S 60 50 - 1.00 30 25 10.5D3S 70 50 0.015 - 30 25 10.5E2S 95 50 - 1.00 30 25 10.5
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2. Triade: Einflussfaktoren
Vorbehandlung Schlichtereste pH - Wert
Faser Bindung Garndrehung
Farbechtheits- normen
Farbechtheits- normen
ProzesseProzesse
MaterialFaser / Textil
MaterialFaser / Textil
Hilfsmittel & Farbstoffe
Hilfsmittel & Farbstoffe
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Einflussfaktoren
Material Natur- oder Synthetische Fasern Fasermischungen, z.B. mit Elastan Aufmachungsform
GarnMaschenwareGewebe
Art und Qualität der Vorbehandlung Mercerisierung, Bleiche (cellulosische
Materialien) Vorfixierung, Vorwäsche (synthetische
Materialien) Farbstoffe
Farbstoffklasse Farbtiefe
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Waschechtheit DIN EN ISO 105-C06-A1S: Abhängigkeit vom Substrat
Mischungen mit Elastan- Elastan lässt sich nicht echt anfärben Verschlechterung der Echtheiten
Beispiel einer Färbung mit und ohne Elastan:
PA 6.6/EL (75/25) 100% PA 6.6
CTA
CO
PA
PE
SP
AN
CV
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Einfluss des Materials auf die Echtheiten
je härter das Garn und je dichter die Gewebebindung
– desto schwieriger sind die ganzen Veredlungsprozesse
– desto schlechter ist die Durchfärbung
– desto größer die Empfindlichkeit auf Scheuerung
und umgekehrt
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Beispiel Durchfärbeproblem
ungefärbte Bindungspunkte
Canvas - Gewebe
nach Scheuerung
Grauschleier
Durch die Scheuerung bei Mehrfachwäsche entsteht auf der Warenoberfläche
- ein Farbtiefenverlust - ein Wash-Out-Effekt und - ein Grauschleier
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Einflussparameter - Prozesse
Färbeprozess einschließlich Färbemaschinen Nachbehandlung
– kationische oder anionische Nachbehandlung (REWIN)
– Nachwäsche (COTOBLANC)– Nachfixierung von synthetischen Fasern
Ausrüstung– Weichmacher (TUBINGAL, ARRISTAN)– Kunstharzausrüstung (Trocken- oder
Feuchtvernetzung) (REAKNITT)– Fluorcarbonausrüstung (Schmutzabweisend)
(TUBIGUARD®)
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Einflussfaktoren
Farbstoffe- Farbstoffklasse- Farbtiefe
Ein wichtiger Faktor zur Erreichung des Zieles: optimale Echtheiten
Auswahl der Farbstoffe angepasst an das Anforderungsprofil des zu färbenden Textils!
Ein wichtiger Faktor zur Erreichung des Zieles: optimale Echtheiten
Auswahl der Farbstoffe angepasst an das Anforderungsprofil des zu färbenden Textils!
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Faser und Farbstoff – die siamesischen Zwillinge
Jeder Faserstoff braucht auf ihn zugeschnittene Farbstoffe
Jede Farbstoffklasse hat ein spezifisches Eigenschaftsprofil mit Stärken und Schwächen
Jeder Farbstoff ist zusätzlich ein Individuum, der sich in seinen Eigenschaften innerhalb der Farbstoffklasse unterscheiden kann
19Technischer Service
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Textilfarbstoffe
Farbstoffe für cellulosische Fasern (CO, CV, Leinen etc.)
– Direktfarbstoffe (TUBANTIN)
– Reaktivfarbstoffe (BEZAKTIV)
– Küpenfarbstoffe (BEZATHREN)
Farbstoffe für synthetische Fasern
– Säure-/Metallkomplexfarbstoffe für PA (WO, SE) (BEMACID/BEMAPLEX)
– Dispersionsfarbstoffe für PES (BEMACRON)
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Farbstoffe für Cellulosefasern:Direktfarbstoffe-TUBANTIN
Schwache Faser-Farbstoffbindung (Van der Waals)
Einfaches und wirtschaftliches Färbesystem (BIAVIN, SARABID, MEROPAN, ...)
Niedriges Nassechtheitsniveau, deshalb ist eine kationische Nachbehandlung mit REWIN notwendig
Nicht geeignet für Waschartikel
Hohes Lichtechtheitsniveau
Kostengünstige Farbstoffklasse z.B. für den Dekobereich
Ohne Fixiermittel
REWIN SRFOhne Fixiermittel
REWIN SRF
CO WO
Wasserechtheit DIN EN ISO 105-E01
21Technischer Service
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Farbstoffe für Cellulosefasern:Reaktivfarbstoffe-BEZAKTIV
Starke Faser-Farbstoffbindung (chemisch)- gute Nassechtheiten auch in dunklen Farbtönen- durch kationische Nachbehandlung mit REWIN deutlich zu verbessern
Brillanteste Farbtöne möglich
Aufwändiges Färbesystem (BIAVIN, MEROPAN, SARABID, COTOBLANC, REWIN,...) höhere Produktionskosten
Höherer Farbstoffbedarf höhere Farbstoffkosten
Geeignet für Waschartikel
Mittleres Lichtechtheitsniveau
Standard für modische und teilweise Berufsbekleidung
22Technischer Service
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Farbstoffe für Cellulosefasern:Küpenfarbstoffe-BEZATHREN
Stärkste Faser-Farbstoffbindung
- höchste Licht-, Wetter- und Nassechtheiten
- gute Beständigkeit gegenüber Oxidationsmittel wie Chlor und Wasserstoffperoxyd
Aufwändige und anspruchsvolle Färbemethode (SARABID, CHT-DISPERGATOR, MEROPAN,...)
Für hochqualitative Artikel, wie Arbeitsbekleidung, Sportswear, Outdoor- Dekorationsartikel und Tischwäsche
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Chlorbleichechtheit EN ISO 105 N01:Bedeutung der Farbstoffauswahl
vor der Wäsche
Wäsche mit 2 g/l Aktivchlor
BEZAKTIV Blau V-RN
spez.
BEZATHREN Blau RS
BEZATHREN Blau CLF
Reaktiv Küpe
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Farbstoffe für Polyamid (Wolle, Seide):Säure- und Metallkomplexfarbstoffe-
BEMACID-BEMAPLEX
Bindungsart hängt vom Farbstofftyp ab
- schwache bis starke Bindung
Echtheitsniveau hängt vom Farbstofftyp, der Einsatzmenge und der Nachbehandlung abREWIN KMB, REWIN KNR
Färbeverfahren hängt von der PA und Farbtiefe ab (SARABID IPF&IPD, MEROPAN, BIAVIN,...)
Preisniveau vom Farbstofftyp abhängig
Geeignet für Artikel mit niedrigen bis sehr hohen Nassechtheiten
Farbstoffauswahl ist abhängig vom Anforderungsprofil
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Waschechtheit DIN EN ISO 105-C06-C2S:Bedeutung der Farbstoffauswahl auf PA/EL
Mischungen mit ElastanBEMAPLEX
Schwarz N-RLDBEMAPLEX Schwarz D-R
BEMAPLEX Schwarz M-2B
26Technischer Service
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Farbstoffe für Polyesterfasern:Dispersionsfarbstoffe-BEMACRON
Stärke der Faser-Farbstoffbindung abhängig vom Farbstofftyp (Molekülgröße)
Färbeverfahren ist vom Farbstoff und dessen Einsatzmenge abhängig (CHT-DISPERGATOR XHT, EGASOL MD,...)
Preisniveau ist vom Farbstofftyp abhängig
Geeignet für Artikel mit niedrigen bis sehr hohen Nassechtheiten
Farbstoff- und Prozessauswahl ist vom Einsatzgebiet des Polyesterartikels abhängig
Nicht fixierter Dispersionsfarbstoff an der Faseroberfläche muss zerstört und entfernt werden (Nachbehandlung mit REDULIT GIN) zur Erreichung eines guten Echtheitsniveaus
27Technischer Service
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Wichtig: Kommunikation der Informationen innerhalb der Triade
Verwendungszweck der Ware
Anforderungsprofil an die Gebrauchs-Echtheiten
Machbarkeit und Grenzen
Eigenschaftsprofil der Farbstoffe
Anforderungsprofil hinsichtlich Pflege
Technischen Daten des Textils
3. Triade: Kommunikation
FärberDruckerFärber
Drucker
„Kunde“„Kunde“
THM+Farbstoff-Lieferant
THM+Farbstoff-Lieferant
Offener Informations-
Austausch führt zum Ziel!
28Technischer Service
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Das kommunikative Bermudadreieck:Auswege aus der Falle
Jeder muss sich seiner Rolle in der Triade (Dreiecksbeziehung) bewusst sein
Miteinander müssen die gemeinsamen Ziele definiert werden
In alle Richtungen muss zielgerichtet kommuniziert werden
Jeder muss zielgerichtet handeln
29Technischer Service
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Das textile Bermuda-Dreieck:Ausweg aus der Falle: Zielvereinbarungen
Festlegen des Verwendungszweckes der Ware (Endverbraucher, „Kunde“)
daraus abgeleitet: Festlegen des Anforderungsprofils an die Gebrauchs-Echtheiten
Festlegen der Pflegebedingungen des Fertigtextils daraus abgeleitet: Festlegen des
Anforderungsprofils an die Pflege-Eigenschaften Festlegen der Farbstoffe, mit denen die
Anforderungen erfüllt werden können (Vergleich mit Farbstoffprofilen)
30Technischer Service
FÄRBEREI
Schlussbetrachtung
Um dem Bermuda-Dreieck des „Textilers“ zu entkommen braucht es: Einwandfreie, dem Stand der Technik
entsprechende Technologie Material zur Orientierung
(Ziele, Anforderungsprofile, Produkt- und Prozesswissen)
31Technischer Service
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SUSANNE EHRET
Geschäftsfeld TextilTechnischer Service Färberei
Mikroskopie
CHT R. Beitlich GmbH Bismarckstraße 102D-72072 Tübingen
Tel. + 49 (0) 7071 [email protected]
www.cht.com
Vielen Dankfür Ihre
Aufmerksamkeit