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Testo Industrial Services – Mehr Service, mehr Sicherheit
Feuchte-FibelMesstechnik und Kalibrierung
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Vorwort
Mit Feuchtigkeit bezeichnet man den Wasser-
gehalt in der Luft bzw. eines anderen Stoffes.
Wie bei der Temperatur hat der Mensch auch
ein Gefühl für extrem feuchte oder trockene
Luft. Allerdings ist es im Gegensatz zur
Schätzung der Lufttemperatur viel schwieriger,
dem Feuchtegehalt der Luft einen ungefähren
Wert zuzuweisen. Unter anderem liegt das
daran, dass die Luftfeuchte im alltäglichen
Gebrauch weniger verbreitet ist.
Aus diesem Grund möchten wir auf die Hinter-
gründe etwas genauer eingehen und zum
besseren Verständnis beitragen. Die Feuchte-
messung ist gegenüber vielen anderen phy-
sikalischen Messgrößen (Temperatur, Druck,
etc.) sehr komplex. Insbesondere die unter-
schiedlichen Einflüsse von Zustandsänderun-
gen auf die Feuchtekenngrößen erschweren
die Beurteilung der Messergebnisse und
deren Aussagekraft.
Die Erfassung und Bestimmung der Mess-
größe Feuchte (vorwiegend „relative Feuchte“)
ist von großer Bedeutung für viele Industrie-
prozesse. Durch direkte Kontrolle der relativen
Feuchte werden Qualitätskriterien für die
verschiedensten Produkte und Anlagen (Auto-
mobil-, Pharma-, Lebensmittel-, Stahl-, Kunst-
stoffindustrie etc.) eingehalten.
Als führender Dienstleister auf dem Gebiet
der Mess- und Kalibriertechnik verfügt Testo
Industrial Services über das Wissen und die
Ausrüstung, die aktuellen Qualitätsforderun-
gen mit Ihnen erfolgreich umzusetzen.
In dieser Fibel geben wir Ihnen einen Über-
blick über die Eigenschaften verschiedener
Feuchtemessgeräte und -fühler wie elektroni-
sche Hygrometer, Datenlogger, verschiedene
Feuchtesensoren sowie viele Tipps und Anlei-
tungen zur Umsetzung bzw. Realisierung von
Kalibrierung und Prüfmittelüberwachung.
Des Weiteren wird auf die verschiedenen
Möglichkeiten der Feuchtekalibrierung ein-
gegangen. Hierbei werden verschiedene
Kalibriereinrichtungen (Klimakammern, Gene-
ratoren ...) vorgestellt und deren Eigenschaften
und Anwendungsbereiche genauer erläutert.
Diese Fibel soll eine Hilfe zur Realisierung der
Kalibrierung im Rahmen der Qualitätssiche-
rung sein. Sie erhebt keinen Anspruch auf
Vollständigkeit. Die hier genannten Ratschläge
können auch keine Allgemeingültigkeit be-
sitzen. Sie sind vielmehr eine Sammlung von
Erfahrungen und Eindrücken aus vielen Kun-
denbesuchen und Testo-Kalibrierseminaren.
Für weitere Hinweise und Anregungen sind wir
dankbar.
Ihr Testo Industrial Services Team
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Inhaltsverzeichnis
6 1 Grundlagen der Feuchtemesstechnik
6 1.1 Was ist eigentlich Feuchte?
7 1.2 Einheiten und Kenngrößen der Feuchte
27 1.3 Beispiele/Hintergründe aus dem Leben
38 1.4 Ermittlung von Feuchtekenngrößen –
theoretische Rechenbeispiele
47 2 Messverfahren/Sensorik
47 2.1 Übersicht
48 2.2 Haarhygrometer
52 2.3 Faserhygrometer
52 2.4 Psychrometer
55 2.5 Feuchtesensoren
64 2.6 Taupunktspiegelhygrometer
66 2.7 Infrarotabsorption
67 3 Testo-Feuchtemessgeräte im Überblick
67 3.1 Messgeräte für verschiedene Anwendungen
Inhalt
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70 4 Möglichkeiten der Feuchtekalibrierung
70 4.1 Überblick
71 4.2 Feuchtes-Tuch-/Feuchter-Lappen-Methode
72 4.3 Fixpunktzellen/Salztöpfchen
76 4.4 Zwei-Mengen-Generatoren
81 4.5 Zwei-Temperatur-/Zwei-Druck-Generatoren
84 4.6 Drucktaupunktanlage
85 4.7 Wichtige Punkte, die zu beachten sind
87 5 Messunsicherheitsbestimmung nach GUM
87 5.1 Ermittlung der Messunsicherheiten
87 5.2 Beispiel Messunsicherheitsabschätzung
(im Huminator II)
89 6 Quellen/Literatur
90 7 Testo Industrial Services
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Grundlagen der Feuchtemesstechnik
1 Grundlagen der Feuchtemesstechnik
1.1 Was ist eigentlich Feuchte?
Mit Feuchtigkeit bezeichnet man den Wassergehalt in der Luft
bzw. eines Stoffes (z. B. Luftfeuchte, Materialfeuchten, Holz-
feuchte). Die am meisten verbreitete Feuchte ist die Luftfeuch-
te. Wie jeder andere Stoff hat auch Luft nur eine begrenzte
Aufnahmefähigkeit für Wasser. Diese Grenze nennt man Sät-
tigung. Unterhalb der Sättigung ist feuchte Luft für das Auge
nicht von trockener zu unterscheiden, oberhalb der Sättigung
fällt der überschüssige Wasseranteil als Nebel in Form feiner
Wassertröpfchen (Kondensat) aus.
Die aufgenommene Wassermenge bei Sättigung ist tempe-
raturabhängig und steigt stark progressiv mit ihr an. Bei 0 °C
beträgt die Sättigung 4,8 Gramm Wasser/Volumen feuchte Luft
[Einheit: g/m3], bei 20 °C sind es bereits 17,3 Gramm Wasser/
Volumen feuchte Luft [Einheit: g/m3].
Die absolute Feuchte [fabs] wird demnach aus folgender Formel
berechnet: Gewicht des in der Luft enthaltenen Wassers [Mas-
se Wasser]/Rauminhalt der betrachteten Luftmenge [Volumen
feuchte Luft].
Mit dem Begriff der relativen Luftfeuchte beschreibt man fol-
gendes Verhältnis: Momentan tatsächlich enthaltene absolute
Luftfeuchte [fabs] zur maximal möglichen absoluten Feuchtigkeit
[fmax] (in einem bestimmten Raum bei gleicher Temperatur).
fabs = Masse Wasser [g]
Volumen feuchte Luft [m3]
U = tatsächliche absolute Feuchte
× 100 %maximal mögliche Feuchte
g[ ]
m3
g[ ]
m3
Wasser
Luft Luft
Ist die Aufnahmefähigkeit der Luft für Wasser erschöpft, kondensiert der überschüssige Wasserdampf.
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Nun gibt es einen sehr wichtigen Sachverhalt:
70 % relative Luftfeuchte sind nicht gleich 70 % relative Luft-
feuchte?!?
Wie erwähnt, ist die Sättigung für 0 °C bei 4,8 g/m3 erreicht.
70 % entsprechen also 4,8 g/m3 × 0,7 = 3,36 g/m3.
Bei 20 °C liegt die Sättigung bei 17,3 g/m3, 70 % sind demnach
17,3 g/m3 × 0,7 = 12,11 g/m3.
In beiden Fällen ist eine relative Luftfeuchte von 70 % vorhan-
den. Nur einmal sind rund 3,4 g Wasser/m3, das andere Mal
rund 12 g Wasser/m3 Luft enthalten.
1.2 Einheiten und Kenngrößen der Feuchte
1.2.1 Feuchtemaße
Der Wassergehalt der Luft kann durch verschiedene soge-
nannte Feuchtemaße angegeben werden. Diese Feuchtemaße
können wiederum über verschiedene Kenngrößen und Para-
meter angegeben werden:
• Feuchtekenngrößen
• Temperaturkenngrößen
• Druckkenngrößen
• Sonstige Kenngrößen
Die Wahl der Einheit des dargestellten Feuchtemesswertes wird
durch den zu untersuchenden Prozess und die betreffenden
Randbedingungen definiert. In der Klimatechnik werden über-
wiegend die Einheiten relative Feuchte [%rF] und Taupunkt-
Die Feuchtemessung ist nicht zu-letzt aufgrund vieler unterschied-
licher Einheiten sehr komplex.
Dampfkonzentration Taupunkttemperatur
Feuchtegrad
Frostpunkttemperatur
Sättigungsdampfdruck
Wassergehalt
Relative FeuchteSpezifische Enthalpie
Wasserdampfpartialdruck
Absolute Feuchte
Feuchtkugeltemperatur
Dampfdruck
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temperatur [°Ctd] verwendet, während bei verfahrenstech-
nischen Prozessen eher in Volumenanteilen gedacht wird.
1.2.2 Feuchtekenngrößen
1.2.2.1 Die absolute Feuchte fabs [g/m3]
Die absolute Feuchte gibt an, welche Masse Wasser in einem
Volumen feuchter Luft als Dampf enthalten ist. Bei gleich-
bleibendem Luftvolumen ist die absolute Luftfeuchte tempe-
ratur- und druckunabhängig. Verringert sich aber das Volumen
aufgrund äußerer Druckeinwirkung oder einer Abkühlung bei
gleichbleibendem Wassergehalt, so steigt die absolute Feuchte
entsprechend. Um also Messwerte der absoluten Feuchte bei
unterschiedlichen Luftdrücken oder Temperaturen miteinander
zu vergleichen, muss dieser Sachverhalt berücksichtigt werden.
Die absolute Feuchte wird in g/m3 angegeben:
1.2.2.2 Sättigungsfeuchte/maximale Feuchte fmax [g/m3]
Die Sättigungsfeuchte ist ebenfalls eine absolute Feuchte (an-
gegeben in g/m3). Darunter versteht man die bei einer bestimm-
ten Temperatur in einem Kubikmeter Luft maximal mögliche
Wasserdampfmenge. Das Feuchteaufnahmevermögen der Luft
steigt mit ansteigender Temperatur. Wird die maximale Feuchte
überschritten, so schlägt sich der überschüssige Wasserdampf
in Form von Kondensat (Tröpfchenbildung) nieder.
Grundlagen der Feuchtemesstechnik
Sättigungsmenge von Wasserdampf in der Luft
fabs = Masse Wasser [g]
Volumen feuchte Luft [m3]
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1.2.2.3 Relative Feuchte U [%rF]
Unter der relativen Feuchte [%rF] versteht man das Verhältnis
der tatsächlich enthaltenen zur maximal möglichen Masse des
Wasserdampfes in der Luft. Die relative Feuchte wird üblicher-
weise in Prozent angegeben. Es gilt:
Die relative Feuchte setzt den Feuchtegehalt in Bezug zur Sät-
tigung und ist daher ein Maß für das Sättigungsdefizit der Luft.
Da die relative Feuchte druck- und temperaturabhängig ist,
kann sie auch über den Wasserdampfdruck berechnet werden:
Die relative Feuchte ist also auch definiert, als das in Prozent
angegebene Partialdruck-Verhältnis zwischen dem herrschen-
den Wasserdampfdruck ew und dem Sättigungsdampfdruck
es. Im Sättigungsfall (U = 100 %rF) ist ew(t)/es(t) = 1. D. h. der
Wasserdampfdruck ist gleich dem Sättigungsdampfdruck.
Somit zeigt die relative Feuchte an, wieviel Prozent der maximal
möglichen Wasserdampfmenge momentan in der Luft vorhan-
den sind.
Die relative Feuchte wird auch in der Meteorologie (z. B. bei
Wettervorhersagen) angegeben.
Beispiele der Sättigungsfeuchte in Abhängigkeit der Temperatur
Temperatur Sättigungsfeuchte
0 °C 4,8 g/m3
5 °C 6,8 g/m3
10 °C 9,4 g/m3
15 °C 12,8 g/m3
20 °C 17,3 g/m3
25 °C 23,0 g/m3
100 °C 597,7 g/m3
ewes
U = Wasserdampfdruck ew (t) [hPa] × 100 % = × 100 %
Sättigungsdampfdruck es (t) [hPa]
U = tatsächliche absolute Feuchte
× 100 %maximal mögliche Feuchte
g[ ]
m3
g[ ]
m3
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1.2.2.4 Spurenfeuchte
Ein wasserfreies Luftgemisch bezeichnet man als trockene Luft.
Tabellen zur Zusammensetzung der Luft beziehen sich in der
Regel auf trockene Luft, da der Wasserdampfanteil feuchter
Luft mit 0 bis 4 Volumenprozent vergleichsweise sehr stark
schwankt. Beeinflusst wird die Luftfeuchtigkeit vor allem durch
die Verfügbarkeit von Wasser, die Temperatur und den Grad
der Durchmischung der Atmosphäre. Höhere Lufttemperaturen
befähigen die Luft dabei, mehr Wasserdampf aufzunehmen. Bei
sehr geringen Konzentrationen von Wasserdampf in der Luft
bezeichnet man die Luftfeuchtigkeit auch als Spurenfeuchte.
1.2.3 Temperaturkenngrößen
1.2.3.1 Taupunkttemperatur td [°C, °F, K]
Die Taupunkttemperatur ist definiert als die Temperatur, bei wel-
cher der aktuelle Wasserdampfgehalt in der Luft (100 % relative
Luftfeuchtigkeit) maximal ist. D. h. der herrschende Wasser-
dampfdruck ew ist dann gleich dem Sättigungsdampfdruck es.
Die Taupunkttemperatur ist damit eine von der aktuellen Tem-
peratur unabhängige Größe.
Eine Möglichkeit die Taupunkttemperatur zu messen ist das Ab-
kühlen von Metall bis sich die Oberfläche mit Wasserdampf be-
schlägt. Dann ist die Temperatur des Metalls die Taupunkttem-
peratur. Dieser Effekt wird auch bei verschiedenen Mess- und
Kalibrierverfahren genutzt (siehe „Feuchter-Strumpf-Methode“;
„Taupunktspiegelhygrometer“).
Aus Umgebungstemperatur und relativer Luftfeuchte lässt sich
die Taupunkttemperatur bestimmen bzw. aus Umgebungs- und
Grundlagen der Feuchtemesstechnik
Maximale Feuchte in Abhängigkeit von der Taupunkttemperatur
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Taupunkttemperatur die relative Luftfeuchte. Zudem lässt sich
daraus die absolute Feuchte der Luft berechnen.
Man kennt das Phänomen des Taupunkts, wenn z. B. Brillen-
träger aus kalten in warme Räume wechseln, oder an kalten
Weinflaschen, die vom kühlen Keller in die Wohnung gebracht
werden. Die Taupunkttemperatur ist höher als die Temperatur
der Flasche/der Brillengläser und das Wasser kondensiert bzw.
die Brille beschlägt. Es stellt sich ein durch die Glastemperatur
definiertes Sättigungsgleichgewicht ein. Erwärmt sich das Glas
wieder auf Raumtemperatur, so verdunstet das kondensierte
Wasser.
Relative Feuchte in Abhängigkeit von der Taupunkttemperatur bei einer Luft-temperatur von t = +20 °C
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1.2.3.2 Frostpunkttemperatur tf [°C, °F, K]
In manchen Fällen spricht man bei Taupunkttemperaturen unter
0 °C von der Frostpunkttemperatur. Andere Bezeichnungen
sind auch Taupunkttemperatur über Eis bzw. Gefrierpunkt.
1.2.3.3 Reifpunkttemperatur tr [°C, °F, K]
siehe „Frostpunkttemperatur“
1.2.3.4 Taupunktdifferenz ΔTf [K]
Die Taupunktdifferenz ist die Differenz zwischen Taupunkt und
Temperatur. Im Sättigungsfall ist ∆Td = 0.
ΔTd = T – Td = t – td
1.2.3.5 Taupunktdetektion
Der Taupunkt wird mit Hilfe von sogenannten Tauspiegel-
hygrometern detektiert. Diese Messgeräte arbeiten nach
einem optischen System zur Erkennung des Taupunktes.
Nähere Informationen siehe Kapitel „Messverfahren/Sensorik“,
Thema Taupunktspiegelhygrometer (S. 64).
1.2.3.6 Feuchtkugeltemperatur tF [°C, °F, K]
Als Feuchtkugeltemperatur tF bezeichnet man bei der psychro-
metrischen Messung die von dem mit einem Stoffüberzug ver-
sehenen Thermometer (Aspirationspsychrometer) ausgegebene
Grundlagen der Feuchtemesstechnik
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bzw. angezeigte Temperatur. Aufgrund der Verdunstungskälte
liegt diese Temperatur in Abhängigkeit von der relativen Luft-
feuchte unterhalb der Lufttemperatur, die von dem trockenen
Vergleichsthermometer (Trockenkugeltemperatur) angezeigt
wird. Die Temperaturdifferenz ist dabei umso größer, je trocke-
ner die umgebende Luft ist.
www.testo.deWeitere Infos unter 49www.testo.de
1.13 Physikalische Grundlagen
Feuchte-Messumformer hygrotest
1.13.3 Relative Feuchte
Die relative Feuchte [%rF] ist definiert als das in Prozent angegebene Par-tialdruck-Verhältnis zwischen dem herrschenden Wasserdampfdruck pund dem Wasserdampfsättigungsdruck pw in Bezug auf Wasser bzw. pi in Bezug auf Eis bei gleichem Luftdruck p und gleicher Temperatur ta.Somit zeigt die relative Feuchte an, wieviel Prozent der maximal möglichenWasserdampfmenge momentan in der Luft vorhanden ist.
Die relative Feuchte wird als Prozentwert angegeben. Bei Sättigungherrscht gemäß dieser Definition somit 100% relative Feuchte.
Anwendung: Klimatechnik, speziell Raumklima
1.13.4 Taupunkt-Temperatur
Die Taupunkttemperatur td [°C] ist die Temperatur, bei der Wasser beginnt,aus der Luft zu kondensieren d.h. der herrschende Wasserdampfdruck pist dann gleich dem Wasserbedarfsättigungsdruck pw. Mit sinkender Tem-peratur nimmt die Fähigkeit der Luft ab, Wasser zu binden.
Anwendung: Im trockenen Bereich [Restfeuchte] (bessere Auflösung als%rF-Skala) sowie zur Überwachung der Kondensat-Vermeidung(Prozesstemperatur bleibt oberhalb des Taupunkts).
1.13.5 Absolute Feuchte [g/m³]
Die absolute Feuchte [g/m³] ist die in einem abgeschlossenen Volumenvon 1 m³ befindliche Wassermenge.
Anwendung: In Trocknungsprozessen als Maß für den Feuchte-Entzug.
1.13.6 Feuchtegrad X oder Mischungsverhältnis
Der Feuchtegrad X [g/kg] ist definiert als Verhältnis der Masse des in derLuft befindlichen Wassers zur Masse der trockenen Luft.
Anwendung: In Klimaanlagen, z.B. optimale Mischung von Luft-Teilströ-men.
1.13.7 Feuchtkugeltemperatur
Die Feuchtkugeltemperatur ist eine nach wie vor weit verbreitete Feuchte-größe. Aus diesem Grund wird sie im hygrotest 650 als berechnete Größezur Verfügung gestellt.
Die Feuchtkugeltemperatur [°C;°F] wird gemeinhin mit Hilfe eines Psychro-meters erfasst. Dieses misst zudem die Trockenkugeltemperatur (= Prozesstemperatur).
Klassischer Aufbau (Psychrometer):Dazu ist die Messspitze des Feuchtkugel-Thermometers mit einem Textil(z.B. Filz) überzogen und wird mit destilliertem Wasser befeuchtet. BeideThermometer befinden sich in einem Luftstrom und sind vor Strahlungs-wärme abgeschirmt. Durch die Umströmung verdunstet Wasser, dieTemperatur fällt. Diese Feuchtkugeltemperatur ist zusammen mit derTrockentemperatur ein Maß für die Luftfeuchte. Mit Hilfe einer Psychro-meter-Tafel kann man die Luftfeuchtigkeit bestimmen. (siehe Tabelle)
Beispiel: Das Trockenkugel-Thermometer misst 22 °C, gleichzeitig misstdas Feuchtkugel-Thermometer 19 °C. Daraus folgt, dass die psychrometrische Differenz 3 K beträgt, und somit die relative Luftfeuchtigkeit bei 75 %rF liegt.
Psychrometer-Tafelrelative Luftfeuchtigkeit in %
0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 45 5 5,5 6 6,5
-9 85 71-8 87 73 59 45-7 87 74 62 49 36 24-6 88 75 64 52 40 28-5 88 77 66 54 43 32
-4 89 78 67 57 46 36-3 89 79 69 59 49 39 29 19-2 90 80 70 61 52 42 33 23-1 91 81 72 63 54 45 36 270 91 82 73 64 56 47 39 311 91 83 75 66 58 50 42 34 26 182 92 84 76 68 60 52 45 37 30 223 92 84 77 69 62 54 47 40 33 254 92 85 78 70 63 56 49 42 36 295 93 86 79 72 65 58 51 45 38 32 26 196 93 86 79 73 66 60 53 47 41 35 29 237 93 87 80 75 67 61 55 49 43 37 31 26 208 94 87 81 75 69 62 57 51 45 40 34 29 239 94 88 82 76 70 64 58 53 47 42 36 31 26
10 94 88 82 77 71 65 60 55 49 44 39 34 2911 94 88 83 77 72 66 61 56 51 46 41 36 3112 94 89 83 78 73 68 62 57 53 48 43 38 3313 95 89 84 79 74 69 64 59 54 49 45 40 3614 95 90 84 79 74 70 65 60 56 51 46 42 3815 95 90 85 80 75 71 66 61 57 53 48 44 4016 95 90 85 81 76 71 67 62 58 54 50 46 4217 95 90 86 81 77 72 68 63 59 55 51 47 4318 95 91 86 82 77 73 69 65 61 56 53 4,9 4519 95 91 86 82 78 74 70 65 62 58 54 50 4620 96 91 87 83 78 74 70 66 63 59 55 51 4821 96 91 87 83 79 75 71 67 64 60 56 52 4922 96 92 88 83 80 75 72 68 64 61 57 54 5023 96 92 88 84 80 76 72 69 65 62 58 55 5124 96 92 88 84 80 77 73 70 66 62 59 56 5325 96 92 88 85 81 77 74 70 67 63 60 57 5426 96 92 88 85 81 78 74 71 67 64 61 58 5527 96 93 89 85 81 78 75 71 68 65 62 59 5528 96 93 89 86 82 79 75 72 68 65 62 59 5629 96 93 89 86 82 79 76 72 69 66 63 60 5730 96 93 89 86 83 79 76 73 70 67 64 61 58
7
14182124
3941
26293133
5455
48495151
Trockenes Ther-
mometer °C
Psychrometrische Differenz in K
5353
43444547
3537
]/[ 3mgGasvolumen
chtWassergewiFeuchteabsolute =
]/[ kggLufttrockenerMassefWasserdampMasseXdFeuchtegra =
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7522
Anwendung: In Klimakammern/-schränken sowie herkömmlicher Mes-stechnik
U = p 100 [%rF]pw
Luftvolumen
Stationary_1_Klima.qxd 12.01.2006 10:01 Seite 49
Mit Hilfe einer Psychrometertafel kann man die Luftfeuchtigkeit bestimmen.
(Angabe der relativen Feuchte in %)
Beispiel: das Trockenkugelthermo-meter misst 22 °C, gleichzeitig misst das Feuchtkugelthermo-meter 19 °C. Daraus folgt, dass die psychrometrische Differenz 3 K beträgt und somit die relative Luft-feuchtigkeit bei 75 %rF liegt.
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14
1.2.3.7 Drucktaupunkt [°Ctpd]
Drucktaupunkt [°Ctpd] ist die Temperatur, auf die verdichtete
Luft abgekühlt werden kann, ohne dass Kondensat ausfällt. Der
Drucktaupunkt ist abhängig vom Prozessdruck. Bei sinkendem
Druck sinkt auch der Drucktaupunkt.
Bei Systemen unter Druckbelastung ist immer der Drucktau-
punkt, nicht aber der atmosphärische Taupunkt relevant.
1.2.3.8 Unterschied Drucktaupunkt – atmosphärischer
Taupunkt
Drucktaupunkt oder atmosphärischer Taupunkt?
Atmosphärische Luft ist in der Lage, mehr Wasserdampf zu
speichern als komprimierte Luft. Wird die komprimierte Luft ab-
gekühlt, so erreicht sie schon bei höheren Temperaturen ihren
Taupunkt (Drucktaupunkt), während die atmosphärische Luft
tiefer abgekühlt werden kann, bis erstmals Kondensat ausfällt
(atmosphärischer Taupunkt).
Für die Überwachung von Druckluftanlagen auf Restfeuchte
spielt nur der Drucktaupunkt eine Rolle, da dieser anzeigt, wie
weit die „Gefahrenschwelle“ (= Taupunkt) entfernt ist.
Grundlagen der Feuchtemesstechnik
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15
1.2.4 Druckkenngrößen
1.2.4.1 Dalton‘sches Gesetz
Betrachtet man feuchte Luft als eine Mischung von trockener
Luft mit Wasserdampf, dann besagt das Gesetz von Dalton,
dass der gesamte Luftdruck die Summe der Partialdrücke der
trockenen Luft und des Wasserdampfes ist. Es gilt also:
pges = ptr + pe
Wobei ptr der Partialdruck der trockenen Luft und pe der Was-
serdampfdruck [hPa], also der Partialdruck des Wasserdamp-
fes, ist. Dieser beschreibt also den tatsächlichen (im Moment
vorherrschenden) Wasserdampfdruck in feuchter Luft.
John Dalton
* 6. September 1766 in Eaglesfield, Cumberland
† 27. Juli 1844 in Manchester – war ein englischer Naturforscher
und Lehrer.
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16
Grundlagen der Feuchtemesstechnik
1.2.4.2 Dampfdruck ew [hPa]
Wärme lässt sich physikalisch durch die Bewegung von Mole-
külen veranschaulichen. Je höher die Temperatur, desto stärker
die Bewegungen der Teilchen. Treffen diese Teilchen an die
Behälterwand, wird diese Bewegung auch als Druck fühlbar.
Jedes einzelne Teilchen leistet also seinen Beitrag zum Ge-
samtdruck. Teilt man nun den Gesamtdruck auf die durch die
Wasser- und Luftteilchen erzeugten Drücke auf, erhält man
die jeweiligen Teil- oder Partialdrücke. Der Anteil des Wasser-
dampfdrucks am Gesamtdruck ist somit ein Maß für die Anzahl
vorhandener Wasserteilchen und für die Luftfeuchte.
Betrachtet man die feuchte Luft als eine Mischung aus trocke-
ner Luft und Wasserdampf, so nimmt der Wasserdampf mit
dem Molekulargewicht mw = 18,016 kg/kmol in einem Luftpaket
feuchter Luft mit der Temperatur T einen bestimmten Partial-
druck ew, den Dampfdruck oder Wasserdampfpartialdruck, an.
Der Dampfdruck ist sozusagen ein Maß für die Menge an Was-
serdampf im Luftpaket. Der Dampfdruck liegt zwischen 0 hPa
(trockene bzw. wasserdampffreie Luft) und 30 hPa. Die Ober-
grenze ist durch den Sättigungsdampfdruck bestimmt.
Luft ist ein Gemisch aus verschiedenen Gasen. Trockene Luft
setzt sich wie folgt zusammen:
Weitere Infos unter 46 www.testo.dewww.testo.de
1.12 Sensorik
Argon Ar0,93%
Weitere0,05%
Sauerstoff O2
20,99%
Stickstoff N2
78,03%
1.12.3 Temperatursensor ( NTC = Negative Tempera-ture Coefficient)
Der hygrotest 600 benutzt einen NTC-Thermistor für die Temperatur-messung. Heißleiter (NTC) sind Halbleiterwiderstände, die temperatur-abhängig sind. Sie leiten bei höheren Temperaturen besser als bei niedri-geren Temperaturen, wodurch sich der Widerstand bei höherenTemperaturen verkleinert. Sie haben einen negativen Temperatur-koeffi-zienten und werden deshalb auch “Negative Temperature Coefficient”-Widerstände genannt. Sie eignen sich besonders zum Einsatz beiFeuchte-Messum-formern, da sie eine gute Genauigkeit mit einer schnel-len Ansprechzeit verbinden.
1.12.4 Temperatursensor (Pt 1000 Klasse A)
Der hygrotest 650/650 HP benutzt einen Platinwiderstand Pt 1000Klasse A für die Temperaturmessung. Widerstandssensoren sind Wider-stände, die temperaturabhängig sind. Sie leiten bei höheren Temperaturenschlechter als bei niedrigeren Temperaturen, wodurch sich der Widerstandbei höheren Temperaturen vergrößert. Sie haben einen positiven Tem-peraturkoeffizienten. Sie eignen sich besonders zum Einsatz bei Feuchte-Messumformern, da sie eine sehr gute Genauigkeit mit einer schnellenAnsprechzeit und großem Temperaturbereich verbinden. Zudem sind sie,da eindeutig genormt, austauschbar.
1.13.1 Wasserdampf-Partialdruck
Luft ist ein Gemisch aus verschiedenen Gasen. Trockene Luft setzt sichwie folgt zusammen:
1.13 Physikalische Grundlagen
Argo1,2
Sauerstoff23,20%
BeNe
Kohlendioxid CO2
0,03%
Volumenanteile in %
Gewichtsanteile in %
Natürlich enthält feuchte Luft alsweiteren wichtigen BestandteilWasserdampf; dieser spielt einebesondere Rolle. In der Um-gebungsluft ist Wasserdampf nur in geringer Menge vorhanden. DerGewichtsanteil des Wasserdampfesliegt bei etwa 0,1% bis 2%. Trotzdieser geringen Wassermenge, diein der Luft vorhanden ist, sind dasWohlbefinden des Menschen unddie Qualität vieler technischer Pro-zesse in hohem Maße vom Feuch-tegehalt abhängig.
KohlendioxidCO2
0,03%
restlicheBestandteile
Neon, Helium,Krypton0,02 %
KohlendioxidCO2
0,04%
Weitere0,05 %
Sauerstoff O223,20 %
Argon Ar1,28 %
Stickstoff N275,47 %
restlicheBestandteile
Neon, Helium,Krypton0,01 %
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-
17
1.2.4.3 Sättigungsdampfdruck es [hPa]
Der Sättigungsdampfdruck ist der Wasserdampfdruck bei
Sättigung. Dieser ist nur durch die Lufttemperatur bestimmt
und luftdruckunabhängig. Die Partialdrücke hängen aber direkt
vom Gesamtdruck ab. Unter dem Sättigungsdampfdruck es(t)
versteht man den maximal möglichen Druck des Wasserdamp-
fes bei einer bestimmten Temperatur. Man spricht in diesem
Fall von einer Sättigung des Gases. Im folgenden Diagramm ist
der Sättigungsdampfdruck des Wassers in Abhängigkeit von
der Temperatur dargestellt. Der Wasserdampfpartialdruck ew(t)
variiert zwischen 0 hPa (trockene Luft) und 30 hPa.
Weitere Infos unter 46 www.testo.dewww.testo.de
1.12 Sensorik
Argon Ar0,93%
Weitere0,05%
Sauerstoff O2
20,99%
Stickstoff N2
78,03%
1.12.3 Temperatursensor ( NTC = Negative Tempera-ture Coefficient)
Der hygrotest 600 benutzt einen NTC-Thermistor für die Temperatur-messung. Heißleiter (NTC) sind Halbleiterwiderstände, die temperatur-abhängig sind. Sie leiten bei höheren Temperaturen besser als bei niedri-geren Temperaturen, wodurch sich der Widerstand bei höherenTemperaturen verkleinert. Sie haben einen negativen Temperatur-koeffi-zienten und werden deshalb auch “Negative Temperature Coefficient”-Widerstände genannt. Sie eignen sich besonders zum Einsatz beiFeuchte-Messum-formern, da sie eine gute Genauigkeit mit einer schnel-len Ansprechzeit verbinden.
1.12.4 Temperatursensor (Pt 1000 Klasse A)
Der hygrotest 650/650 HP benutzt einen Platinwiderstand Pt 1000Klasse A für die Temperaturmessung. Widerstandssensoren sind Wider-stände, die temperaturabhängig sind. Sie leiten bei höheren Temperaturenschlechter als bei niedrigeren Temperaturen, wodurch sich der Widerstandbei höheren Temperaturen vergrößert. Sie haben einen positiven Tem-peraturkoeffizienten. Sie eignen sich besonders zum Einsatz bei Feuchte-Messumformern, da sie eine sehr gute Genauigkeit mit einer schnellenAnsprechzeit und großem Temperaturbereich verbinden. Zudem sind sie,da eindeutig genormt, austauschbar.
1.13.1 Wasserdampf-Partialdruck
Luft ist ein Gemisch aus verschiedenen Gasen. Trockene Luft setzt sichwie folgt zusammen:
1.13 Physikalische Grundlagen
Argo1,2
Sauerstoff23,20%
BeNe
Kohlendioxid CO2
0,03%
Volumenanteile in %
Gewichtsanteile in %
Natürlich enthält feuchte Luft alsweiteren wichtigen BestandteilWasserdampf; dieser spielt einebesondere Rolle. In der Um-gebungsluft ist Wasserdampf nur in geringer Menge vorhanden. DerGewichtsanteil des Wasserdampfesliegt bei etwa 0,1% bis 2%. Trotzdieser geringen Wassermenge, diein der Luft vorhanden ist, sind dasWohlbefinden des Menschen unddie Qualität vieler technischer Pro-zesse in hohem Maße vom Feuch-tegehalt abhängig.
KohlendioxidCO2
0,03%
restlicheBestandteile
Neon, Helium,Krypton0,02 %
KohlendioxidCO2
0,04%
Weitere0,05 %
Sauerstoff O223,20 %
Argon Ar1,28 %
Stickstoff N275,47 %
restlicheBestandteile
Neon, Helium,Krypton0,01 %
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Sättigungsdampfdruck es (t) in Abhängigkeit von der Temperatur
1 Zum Beispiel herrscht ein Sättigungsdampfdruck von 19900 Pa (entspicht 199 hPa) bei 60 °C vor. Berechnungsbeispiele nach
Magnus (siehe Punkt 1.4.5: Berech-nung Sättigungsdampfdruck)
Im Sättigungsfall ist der Taupunkt gleich der Temperatur. Der Reif-punkt bezieht sich auf Sättigung
über Eis.
1
-
18
Grundlagen der Feuchtemesstechnik
Der Sättigungsdampfdruck ist nur von der Temperatur abhän-
gig. Er ist ein Ausdruck für das Gleichgewicht zwischen flüssi-
gem und dampfförmigem Aggregatzustand.
Das Phasendiagramm
Das Phasendiagramm veranschaulicht in der (p,t)-Ebene, unter
welchen Bedingungen der Wassergehalt Phasenumwandlungen
unterworfen ist, bzw. welchen Aggregatzustand das Wasser
annimmt.
Koordinaten des Tripelpunktes von Wasser:
pt = 610,78 Pa = 6,1078 hPa
Tt = 273,16 K = 0,01 °C
Auf den jeweiligen Dampfdruckkurven existiert ein Sättigungs-
gleichgewicht zwischen den jeweiligen Phasen.
p [hPa]
t [°C]
1013,25
6,107
0,01 1000
Normaldruck
flüssig
fest
gasförmig
Tripelpunkt
Sättigungsdampfdruckkurve über flüssigem WasserSättigungsdampfdruckkurve über EisSättigungsdampfdruckkurve über unterkühltem WasserSchmelzdruckkurve
Phasendiagramm eines „gewöhn-lichen“ Stoffes und Phasen-diagramm von Wasser
Stoff ohne Anomalie
Stoff mit Anomalie (z. B. Wasser)
-
19
1.2.5 Sonstige Größen
1.2.5.1 Spezifische Enthalpie [kJ/kg]
Unter spezifischer Enthalpie versteht man die Wärmemenge,
die erforderlich ist, um die Temperatur eines Gases (oder Gas-
gemisches) bei konstantem Druck von einer Temperatur auf
eine andere zu erhöhen.
1.2.5.2 Spezifische Feuchte [g/kg]
Die spezifische Feuchte q ist das Verhältnis der Masse des
Wasserdampfes Mw zur Gesamtmasse M der feuchten Luft des
betrachteten Volumens, bzw. das Verhältnis der Dichten
(ρw zu ρ):
Die Größe wird meist in [g/kg] (g/kg = 0,001) ausgedrückt.
r ist das Mischungsverhältnis. Die spezifische Feuchte ändert
sich nicht bei Druck- und Temperaturveränderungen der feuch-
ten Luft.
1.2.5.3 Feuchtegrad X oder Mischungsverhältnis [g/kg]
Der Feuchtegrad X bzw. das Mischungsverhältnis ist das Ver-
hältnis der Masse des Wasserdampfes zur Masse der trocke-
nen (wasserdampfreien) Luft des gleichen Volumens:
q = = =Mw rρwM r + 1ρ
r = =Mw ρwMl ρl
-
20
Grundlagen der Feuchtemesstechnik
Auch das Mischungsverhältnis ändert sich, wie die spezifische
Feuchte, bei Temperatur- und Druckänderungen der feuchten
Luft nicht und es gilt:
mit dem Molekulargewicht des Wasserdampfes mw = 18,016
kg/kmol und dem Molekulargewicht der trockenen Luft ml =
28,96 kg/kmol, deren Verhältnis mw zu ml = 0,622 ist. Da der
Dampfdruck in der Atmosphäre nur wenige Prozent des Ge-
samtdruckes ausmacht, kann man in der vorherigen Gleichung
den Dampfdruck im Nenner gegenüber dem Gesamtdruck
vernachlässigen und näherungsweise schreiben:
1.2.6 Zustandsänderungen
1.2.6.1 Sättigung
Zur Veranschaulichung der Sättigung betrachte man einen
abgeschlossenen Behälter mit Wasser und Luft. In diesem
Behälter findet ein ständiger Austausch von Wassermolekülen
zwischen dem Wasser und der Luft statt (siehe Abbildungen).
Die Moleküle aus der Wasseroberfläche werden durch die
Wärmebewegung der Moleküle herausgelöst und gehen in den
Wasserdampf in der Luft über, gleichzeitig gehen aber auch
Wassermoleküle vom Wasserdampf in das Wasser über.
Sind die Ströme der Moleküle aus dem Wasserdampf in das
Wasser und der Moleküle aus dem Wasser in den Dampf gleich
r =
r �≈ 0,662
= ×q
e
emwl - q
p
p - eml
-
21
groß, so ist der Wasserdampf gesättigt. In diesem Zustand ist
das System im Gleichgewicht und der Wasserdampf hat als
Partialdruck den Sättigungsdampfdruck es. Der Sättigungs-
dampfdruck ist also ein Ausdruck für einen Gleichgewichts-
zustand zwischen dem Wasser und dem Wasserdampf.
Ist der Strom von der Wasseroberfläche größer als der Strom
zur Wasseroberfläche, so ist der Wasserdampf ungesättigt und
es findet Verdunstung statt. Umgekehrt ist der Wasserdampf
übersättigt, wenn mehr Wassermoleküle vom Dampf in das
Wasser gehen als vom Wasser in den Dampf. Das heißt, der
Dampfdruck ist größer als der Sättigungsdampfdruck und der
Wasserdampf kondensiert.
Strom der Wassermoleküle bei ungesättigtem, gesättigtem
und übersättigtem Wasserdampf:
1.2.6.2 Kondensation
Als Kondensieren bezeichnet man das Übergehen eines Stoffes
vom gasförmigen in den flüssigen Aggregatzustand. Den Vor-
gang selbst bezeichnet man als Kondensation bzw. physikali-
sche Kondensation, das Produkt als Kondensat. Dieser Prozess
erfolgt unter bestimmten Druck- und Temperaturbedingungen,
die man als Kondensationspunkt bezeichnet. Bei der Konden-
sation muss der Dampfdruck über dem Sättigungsdampfdruck
liegen.
Wasser-dampf
Wasser
ungesättigt
ew < es ew = es ew > es
gesättigt übersättigt
-
In der Atmosphäre findet Kondensation nur unter Einbeziehung
von Kondensationskernen statt, da zur homogenen Kondensa-
tion, der direkten Tropfenbildung aus der Gasphase, Übersät-
tigungen nötig sind, die in der Atmosphäre nicht vorkommen.
Die latente Verdampfungswärme, d. h. der Energiebetrag, der
zur Verdampfung eines kg Wassers aufgebracht werden muss,
beträgt:
L = 2, 257 × 106 J/kg.
Diese Energie wird bei der Kondensation von Wasser frei.
1.2.6.3 Verdunstung
An einer freien Wasseroberfläche, die flüssiges Wasser vom
darüber liegenden Luftvolumen trennt, treten stets einzelne
Wassermoleküle vom Wasservolumen in das Luftvolumen über.
Im flüssigen Wasser sind die Wassermoleküle durch molekulare
Kräfte vergleichsweise stark aneinander gebunden, wodurch
sich der zusammenhängende Flüssigkeitsverbund erst aus-
bilden kann. Infolge ihrer thermischen Bewegung tragen die
Wassermoleküle jedoch jeweils gewisse Beträge an kinetischer
Energie, die um einen temperaturabhängigen Mittelwert herum
streuen. Ein kleiner Prozentsatz von Wassermolekülen hat da-
her stets genügend thermische Energie, um die Bindungskräfte
der umgebenden Moleküle zu überwinden, die Wasseroberflä-
che zu verlassen und in das Luftvolumen überzugehen, also
zu verdunsten. Die Verdunstungsrate hängt vom Prozentsatz
derjenigen Moleküle ab, deren kinetische Energie die Bindungs-
energie des Flüssigkeitsverbundes überschreitet und wird da-
her unter anderem von der herrschenden Temperatur bestimmt.
22
Grundlagen der Feuchtemesstechnik
-
23
1.2.7 Abhängigkeiten
1.2.7.1 Druck- & Temperaturabhängigkeit der Feuchtegrößen
Feuchte-größe
druck-abhängig
temperatur-abhängig
Wassergehalt/Volumenanteil
Atmosphärischer Tau-punkt
Feuchtegrad
nein nein
Sättigungsdampfdruck nein ja
Drucktaupunkt ja nein
WasserdampfpartialdruckRelative FeuchteAbsolute Feuchte
ja ja
1.2.7.2 Druckabhängigkeit von Feuchtekenngrößen
Nachfolgend soll untersucht werden, wie sich eine Druckände-
rung auf einzelne Feuchtekenngrößen auswirkt. Hierzu betrach-
ten wir das Beispiel, wenn vollkommen abgeschlossene Luft
komprimiert wird.
Die Druckänderung soll bei konstanter Temperatur erfolgen,
d. h. die Kompression führt nicht zu einer Temperaturänderung.
Dies ist nur eine Näherung an reale Situationen, da normaler-
weise bei Kompression auch eine Erwärmung der Luft statt-
findet.
-
Wir betrachten eine Volumenhalbierung also eine Druckver-
dopplung ausgehend von 1000 hPa und 30 %rF bei 25 °C.
Druckabhängigkeit der relativen Feuchte U:
Es gilt:
Daraus folgt:
24
Grundlagen der Feuchtemesstechnik
Entspannt:
p1 = 1 bar
U1 = 30 %rF
t = 25 °C
Entspannt:
p1 = 1000 hPa
U1 = 30 %rF
t = 25 °C
Komprimiert:
p2 = 2 bar
t = 25 °C
Komprimiert:
p2 = 2000 hPa
t = 25 °C
U2 = ?
fabs = ?
td = ?
ew1
U1
p1
p1
p1
2000 hPa
=
=
U2 = U1 ×
= 30 %rF ×
= 60 %rF
[1]
[2]
[3]
ew2
U2
p2
p2
p2
1000 hPa
-
Der Wasserdampfteildruck ist proportional zum vorliegenden
Umgebungsdruck. Das bedeutet, dass das Verhältnis aus
Dampfdruck und Umgebungsdruck für alle Zustände gleich
groß ist (s. Gleichung [1]). Gleichzeitig ist die Luftfeuchtigkeit U
dem Dampfdruck proportional, so dass sich daraus Gleichung
[2] ableiten lässt. Die Änderung der relativen Luftfeuchtigkeit
bei Druckänderung errechnet sich also direkt aus dem Druck-
verhältnis [3]. Eine Volumenhalbierung, also eine Druckverdopp-
lung erhöht die relative Feuchte um den Faktor 2.
Druckabhängigkeit der absoluten Feuchte fabs:
Es gilt:
Daraus folgt:
25
Entspannt:
p1 = 1000 hPa
U1 = 30 %rF
t = 25 °C
fs = 23,04 g/m3 *
Komprimiert:
p2 = 2000 hPa
t = 25 °C
f1
f1
fabs
f1
mit
× fs
und f2
f1
m
U1
m
V1 p1
p1
2000 hPa
=
=
= 23,04
= 6,9
* Sättigungsfeuchte
= 6,9
= 13,8
×
=
= =
f2 = f1 ×
[1a, 1b]
[2]
[3]
f2
V1
100 %
V2
V2 p2
p2
1000 hPa
g
m3
g
m3
g
m3
g
m3
-
Die Absolutfeuchte errechnet sich aus dem Verhältnis der
Masse Wasser zu dem Volumen der feuchten Luft [1]. Dabei ist
die Masse des enthaltenen Wassers druckunabhängig immer
die gleiche. Das Luftvolumen verhält sich aber umgekehrt pro-
portional zum Druck [2]. Die Änderung der Absolutfeuchtigkeit
bei Druckänderung errechnet sich also (wie bei %rF) direkt aus
dem Druckverhältnis [3].
Druckabhängigkeit der Taupunkttemperatur td:
Die Änderung der Taupunkttemperatur lässt sich am besten
indirekt berechnen.
Ausgehend vom Ausgangszustand betrachtet man die Ände-
rung der relativen Feuchte oder der Absolutfeuchte und rechnet
die Taupunkttemperatur für Zustand 2 mittels Magnus-Funktion
wieder zurück (s. Berechnungsbeispiel Pkt. 1.4.5).
26
Grundlagen der Feuchtemesstechnik
Entspannt:
p1 = 1000 hPa
U1 = 30 %rF
td = 6,24 °Ctd
t = 25 °C
Bei Atmosphärendruck:
Atmosphärischer Taupunkt
Bei höheren Drücken:
Drucktaupunkt
Komprimiert:
p2 = 2000 hPa
t = 25 °C
2000 hPaU2 = 30 %rF ×
= 60 %rF
entspricht: 16,7 °Ctpd
1000 hPa
-
1.3 Beispiele/Hintergründe aus dem Leben
1.3.1 Allgemeines
Die Regelung der Luftfeuchte ist überall dort interessant, wo
sich Menschen oder feuchteempfindliche Stoffe über längere
Zeit in einem Raum befinden. In diesen Räumen findet ein
Feuchteaustausch zwischen der Umgebungsluft und der sich
darin befindenden Menschen oder Stoffe statt.
Hygroskopische Stoffe geben Feuchte an die Umgebung ab
oder nehmen selbst Feuchte auf. Sie streben dabei nach einem
Gleichgewicht ihres Feuchtehaushaltes mit der Umgebung,
d. h. bei Luft mit einem geringen Gehalt an relativer Feuchte,
trocknen hygroskopische Stoffe langsam aus; bei hohen rela-
tiven Luftfeuchten reichern sich Materialien mit Wasser an. Als
Beispiel hierfür: bei geringer Luftfeuchte kommt es zu Materi-
alversprödung und Rissbildung (vor allem in der Heizperiode
während des Winters). Bei hoher relativer Luftfeuchte und
partiell kühlen Oberflächen beginnen Materialien zu quellen.
Es kommt zu Tauwasserbildung oder gar zum Wachstum von
Schimmelpilzen.
Die treibende Kraft dabei ist der Grad der relativen Luftfeuchte.
Für Menschen und hygroskopische Materialien läßt sich dabei
ein Bereich optimaler relativer Feuchte definieren.
Bei Menschen spricht man in diesem Zusammenhang vom Be-
haglichkeitsbereich. Dieser liegt bei einer Raumtemperatur von
t = +23 °C bei einer relativen Feuchte von ca. 45–50 %rF. Der
Behaglichkeitsbereich läßt sich in Gebäuden auch auf anderes
übertragen, so z. B. Holz, Stoffe, Papier, Tapeten und natürlich
die optimale Lagerung von Zigarren.
27
-
Solange der Zustand der Luft diesen Bereich nicht verlässt,
kann man davon ausgehen, dass kein übermäßiger Feuchte-
transport stattfindet und sich die Eigenschaften von Stoffen
oder Materialien nicht wesentlich verändern.
1.3.2 Alltag
Im Alltag lassen sich zahlreiche Phänomene auf die Luftfeuchte
zurückführen. Beobachtet man nasse Gegenstände oder offene
Wasserflächen über einen längeren Zeitraum, ohne dass diesen
von außen weiteres Wasser zugeführt wird, so nimmt deren
Nässe ab bzw. die Wasserfläche trocknet aus. Wäsche wird mit
der Zeit trocken, Pfützen verschwinden, Lebensmittel werden
hart und ungenießbar. Es kommt zur Verdunstung. Diese ist
jedoch nur so lange möglich, wie die Luft ungesättigt ist, die
relative Luftfeuchte also unter 100 % liegt.
Mit steigender Luftfeuchtigkeit nimmt auch die Wärmeleitfähig-
keit und die Wärmekapazität der Luft zu, so dass bei konstan-
ter Temperatur der Heizungsoberfläche der Raum schneller
erwärmt wird.
Betritt man aus der kühleren Umgebung kommend einen
geheizten Raum, so stellt man oft fest, dass Brillengläser an-
fangen zu beschlagen. Gleiches gilt auch für Fensterscheiben.
Sind die Scheiben, z. B. eines Pkws, wesentlich kälter als der
Innenraum des Fahrzeuges, so beschlagen diese sehr schnell
und können damit das Sichtfeld des Fahrers stark einschrän-
ken. Den gleichen Effekt gibt es in einem von heißen Dampf-
schwaden erfüllten Bad, denn hier beschlagen die Spiegel
binnen kürzester Zeit. Grund für all diese Effekte sind die kalten
Oberflächen, welche die Luft in ihrer unmittelbaren Umgebung
abkühlen. Je höher die relative Luftfeuchte der Umgebungsluft
28
Grundlagen der Feuchtemesstechnik
-
ist, desto schneller erreicht die Luft beim Abkühlen den Tau-
punkt und Wasser kondensiert. Je höher der Temperatur-
unterschied zwischen Oberfläche und Umgebungsluft ist,
desto stärker kühlt die oberflächennahe Umgebungsluft ab.
Aus diesem Grund zeigen sich die beschriebenen Fälle vor
allem im Winter und in sehr nassen Räumen.
Der Autofahrer behilft sich, indem er ständig warme Luft auf die
Scheibe blasen lässt und sie somit aufheizt, damit diese mehr
feuchte Luft aufnehmen kann. Sind die Temperaturunterschiede
bei einer Außentemperatur von unter 0 °C aber besonders stark
ausgeprägt und der Luftaustausch nicht sonderlich groß, so
kann es auch zur Ausbildung von Eisblumen*1 kommen.
Diese Effekte sind auch für das Vereisen von Gefrierfächern
in einem Kühlschrank bei gleichzeitiger Austrocknung unver-
packter Kühlware verantwortlich. Deren Wasser verdunstet
zunächst, jedoch vergleichsweise langsam, bei Temperaturen
zwischen 4 und 8 °C. Am kühleren Gefrierfach mit Temperatu-
ren unter 0 °C resublimiert*2 es aufgrund der Abkühlung hinge-
gen zu Eis. Technische Verwendung findet dieser Effekt bei der
Gefriertrocknung*3.
Ein weiterer Effekt in diesem Zusammenhang ist die sogenann-
te Vergaservereisung, wie sie bei Automobilvergasern und vor
allem bei Vergasern von Sportflugzeugen auftritt. Durch die
Bernoulliverengung im Inneren eines Vergasers wird die Luft
über eine kurze Strecke beschleunigt und dabei der Luftdruck
und in der Folge die Temperatur abgesenkt. Bei hoher Luft-
feuchtigkeit kommt es dann zu einer Ausfällung von Wasser,
das sich bei niedrigen Temperaturen als Eis im Vergaser nieder-
schlägt.
29
-
Die Veränderung der maximalen Luftfeuchte kann man auch bei
Flugzeugen oder schnellen Rennautos beobachten, die nicht
selten an scharfen Kanten der Tragflächen oder z. B. eines
Spoilers sogenannte Randwirbel bilden. Auch in ihnen sinkt der
Luftdruck, die Luftfeuchtigkeit wird zum Teil ausgefällt und zeigt
sich als Nebel.
Die Ausatemluft ist beim Menschen, aber auch vielen Tieren
wesentlich feuchter und wärmer als die Einatemluft. Dies er-
kennt man daran, dass diese im Winter bzw. bei niedrigen
Temperaturen scheinbar sichtbar wird. Die warmfeuchte Aus-
atemluft wird dabei unter den Taupunkt abgekühlt und es
kommt zur Entstehung von Dampfschwaden*4. Gleiches gilt
auch für die Abgase von Fahrzeugen und Kraftwerken, deren
winterliche Dampfschwaden oft mit einer zusätzlichen Abgas-
emission verwechselt werden.
Erläuterungen:
*1 Eisblumen: Eine Eisblume ist ein Eiskristall, dem wegen
seiner Form Ähnlichkeit mit einer Blume zugesprochen wird. Es
handelt sich um eine Sonderform von Raureif.
*2 Resublimieren: Als Resublimieren bezeichnet man in der
Thermodynamik das unmittelbare Übergehen eines Stoffes
vom gasförmigen in den festen Aggregatzustand. Den Vorgang
selbst bezeichnet man als Resublimation, Desublimation, Soli-
difikation oder auch Deposition. Bei den Druck- und Tempera-
turbedingungen, bei denen eine Resublimation auftritt, existiert
kein flüssiger Aggregatzustand, wie im Phasendiagramm er-
sichtlich. Man bezeichnet diese Bedingungen auch unabhängig
von der Richtung der Phasenumwandlung als Sublimations-
druck und Sublimationstemperatur bzw. als Sublimationspunkt.
30
Grundlagen der Feuchtemesstechnik
Phasendiagramm eines „gewöhn-lichen“ Stoffes
Eisblumen
Stoff ohne Anomalie
-
Jeder Stoff setzt bei seiner Resublimation die so genannte Sub-
limationswärme frei, die gleich der Summe aus Schmelz- und
Verdampfungswärme ist.
*3 Gefriertrocknung: Die Gefriertrocknung oder Lyophilisation
oder Sublimationstrocknung ist die Trocknung von Objekten in
gefrorenem Zustand, beispielsweise von Obst oder auch Bakte-
rien. Die Gefriertrocknung wird auch Kälte- oder Vakuumtrock-
nung genannt. Wasserhaltige Objekte, wie z. B. feuchtes Pa-
pier, Bio- und sonstige poröse Materialien werden tiefgefroren
und kommen anschließend in eine Vakuumkammer. Dort wer-
den sie einem Unterdruck von weniger als 6 mbar ausgesetzt.
Unter dem Einfluß dieses Unterdrucks nimmt das eingefrorene
Wasser während des gesamten Trocknungsvorganges nicht
mehr den Aggregatzustand „flüssig“ ein, sondern geht direkt
von Eis in Dampf über.
*4 Dampfschwaden: Dampfschwaden sind ein Gemisch aus
Luft, Wasserdampf und feinsten Tropfen aus Wasser. Sie ent-
stehen in Abhängigkeit von der Temperatur und der Luftfeuch-
tigkeit der umgebenden Luft über Kühltürmen und Kühlteichen
durch Kondensation, wobei diese Schwaden umgangssprach-
lich oft mit Wasserdampf gleichgesetzt werden.
31
Phasendiagramm von Wasser
Veranschaulichung verschie-dener Trocknungsverfahren
Stoff mit Anomalie (z. B. Wasser)
-
1.3.3 Ötzi – ein gewichtiger Mann: „Mumien-Konservierung“
Um Ötzi am „Leben“ zu erhalten ist es äußerst wichtig, dass er
unter den exakt gleichen Bedingungen gelagert wird, wie sie
an seiner Fundstelle vorzufinden waren. Wichtigste Kenngrö-
ßen hierbei sind die Temperatur und die relative Feuchte. Die
Temperatur liegt im Mittel bei ca. +6 °C und die relative Feuchte
bei 98 %rF. Um dies zu gewährleisten, wurden zwei spezielle
Klimakammern (eine als Ersatz) gebaut. Von Zeit zu Zeit wird
Ötzi herausgenommen und mit Wasser besprüht, damit er kein
Gewicht, d. h. Wasser verliert. Gewichtsverlust ist ein Zeichen
der Austrocknung und ohne Gegensteuern dieses Effekts, wür-
de sich die Mumie mit der Zeit in Staub verwandeln.
1.3.4 Zigarren richtig lagern
Ein Humidor (humidus: lat. „feucht“), ist ein aus Hölzern oder
anderen Materialien gefertigter Behälter, in dem Zigarren unter
für sie günstigen klimatischen Bedingungen gelagert werden
können, die bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 68 % bis
75 % und einer Temperatur von 18 °C bis 22 °C gegeben sind.
Die Luftfeuchtigkeit ist dabei von primärer Bedeutung.
Ein guter Humidor zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass
er eine konstante (tropische) Luftfeuchtigkeit in seinem Inneren
halten kann. So behält der Tabak von Zigarren sein volles Aro-
ma und kann auch über Jahre gelagert werden.
Die nicht unbedingt luftdicht schließenden Kisten sind zumeist
mit dem Holz der spanischen Zeder (Cedrela odorata) ausge-
schlagen, was einerseits die Reifung und die Aromaentwick-
lung einer Zigarre unterstützt und andererseits Schädlinge wie
32
Grundlagen der Feuchtemesstechnik
„Ötzi“
Humidor
-
Milben und Tabakkäfer abhält. Schließt ein Humidor sehr gut
oder gar luftdicht, muss er in regelmäßigen Abständen gelüftet
werden, um Schimmelbildung vorzubeugen.
1.3.5 Außenwände von Gebäuden
In der Bauphysik spielt der in einem gesonderten Artikel be-
handelte Taupunkt in Form der Taupunktebene eine wichtige
Rolle. Unter dieser versteht man die Temperaturfläche inner-
halb des Mauerwerks bzw. der Außenwand eines Gebäudes,
ab welcher es bei einer weiteren Abkühlung zur Bildung eines
Kondensats kommen kann. Hintergrund ist, dass warme Luft
mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann als kalte Luft. Bewegt sich
warme und mit Feuchtigkeit angereicherte Luft durch Diffusi-
on oder Konvektion innerhalb der Außenwand vom wärmeren
zum kälteren Raum, so kommt es zur Kondensation und damit
zur Feuchtebildung, sobald der Taupunkt unterschritten wird.
Hieraus kann wiederum eine gesundheitsgefährdende Schim-
melbildung resultieren. Die Bestrebung geht folglich dahin, den
Ort des Taupunktes durch den gezielten Einsatz von Bauma-
terialien bzw. auch Baumethoden möglichst weit nach außen
zu verlagern bzw. überhaupt einen Taupunkt zu vermeiden. Ein
Beispiel hierfür ist die Wärmedämmung, welche in der Regel an
der Außenseite der Wand angebracht wird. Sie kann damit, im
Gegensatz zu einer innenliegenden Dämmung, die Schimmel-
bildung in den Innenräumen einschränken.
33
-
1.3.6 Ein angenehmes Klima
Warum sind Heizen, Kühlen, Entfeuchten und Lüften wichtig?
In einem angenehmen Raumklima hält man sich nicht nur gerne
auf, man ist auch leistungsfähiger. Reine und frische Luft ist
dabei äußerst wichtig. Deshalb muss jedes Gebäude mit einem
Lüftungssystem ausgestattet sein. In einer angenehmen Um-
gebung sind Menschen also zu mehr in der Lage. Hierbei spie-
len folgende Faktoren eine entscheidende Rolle: Temperatur;
Turbulenz (Luftgeschwindigkeit); relative Feuchte; CO2-Gehalt;
Schadstoffkonzentration.
Ein wichtiger Bestandteil feuchter Luft ist Wasserdampf. In der
Umgebungsluft ist Wasserdampf aber nur in geringer Menge
vorhanden. Der Gewichtsanteil des Wasserdampfes liegt bei
etwa 0,1 % bis 2 %. Trotz dieser geringen Wassermenge, die
in der Luft vorhanden ist, sind das Wohlbefinden der Menschen
und die Qualität vieler technischer Prozesse in hohem Maße
vom Feuchtegehalt abhängig.
1.3.7 Behaglichkeitsfeld
Mollier-Diagramme sind kompakte Darstellungen der Luftzu-
stände und gelten jeweils bei einer Druckstufe, i. d. R. bei at-
mosphärischem Druck (Nutzung im Bereich der Klimatechnik).
Das unter Pkt. 1.3.8 dargestellte Mollier-Diagramm gestattet,
verschiedenste Feuchtegrößen (relative Feuchte [%rF] und
Feuchtegrad [g/kg]) sowie die Temperatur [°C] zueinander ins
Verhältnis zu setzen.
Das Behaglichkeitsfeld (in diesem Temperatur- und Luftfeuch-
tigkeitsbereich fühlen sich Menschen wohl) befindet sich zwi-
schen 20 bis 26 °C und zwischen 30 bis 65 %rF.
34
Grundlagen der Feuchtemesstechnik
In einem angenehmen Raumklima sind wir leistungsfähiger.
-
1.3.8 Mollier-Diagramm für Klima-anwendungen
Winterbetrieb:
Damit die zu kalte und zu trockene Winterluft an das Behag-
lichkeitsfeld adaptiert wird, muss während des Winterbetriebes
zuerst die Luft erhitzt werden, dann wird die relative Luftfeuch-
tigkeit beispielsweise mit Hilfe eines adiabatischen*1 Befeuch-
ters erhöht und gleichzeitig abgekühlt. Letztendlich wird die
Luft noch einmal mit einem Nacherhitzer erwärmt und befindet
sich somit im Behaglichkeitsfeld (s. Mollier-Diagramm, schwar-
ze Pfeile).
35
Weitere Infos unter 50 www.testo.dewww.testo.de
1.13 Physikalische Grundlagen
1.13.8 Mollier-Diagramm für Klimaanwendungen
Mollier-Diagramme sind kompakte Darstellungen der Luftzustände und gelten jeweils bei einer Druckstufe, i.d.R. bei atmosphärischem Druck (Nutzung im Bereich der Klimatechnik). Das hier dargestellte Mollier-Diagramm gestattet, verschiedenste Feuchtegrößen (relative Feuchte [%rF] und Feuchtegrad [g/kg] ) sowie die Temperatur[°C] zueinander ins Verhältnis zu setzen. (Druck-abhängiges Mollier-Diagramm siehe Kapitel 2.12.2.3)
relative Luftfeuchtigkeit [%rF]
Feuchtegrad [g/kg]
Winterbetrieb (Beispiel)
Vor-Erhitzer
Nach-Erhit-zer
adiabatischerBefeuchter
Tem
per
atur
[°C
]
-20
-15
-10
-5
0
5
°C
0 1 2
10080604030 50 7
0902
010 15
1
3 4 5 6 7 8 9 10 g/kg
20%15%
10%5%1%
48
54
60
66
70
42
36
30
24
18
12
6
0
-6
-12
-18
60%
50%
40%
30%
70%
80%
90%100%
-205 54045303520251010
Sommerbetrieb (Beispiel)
KühlerNach-Erhit-
zer
Behaglichkeitsfeld
Stationary_1_Klima.qxd 12.01.2006 10:01 Seite 50
Richard Mollier
* 30. November 1863 in Triest † 13. März 1935 in Dresden
– war Professor für angewandte Physik und Maschinenbau in
Göttingen und Dresden und ein Pionier der Erforschung physika-
lischer Daten für die Wärmelehre, insbesondere für Wasser, Dampf
und feuchte Luft.
KühlerNach-Erhitzer
Nach-Erhitzer
adiabatischerBefeuchter
Vor-Erhitzer
-
36
Grundlagen der Feuchtemesstechnik
Sommerbetrieb:
Damit die zu warme und zu feuchte Sommerluft an das Be-
haglichkeitsfeld adaptiert wird, muss während des Sommerbe-
triebes zuerst die Luft gekühlt werden. Dabei sinkt zudem die
Luftfeuchtigkeit, da Wasser auskondensiert. Dann wird mit Hilfe
eines Nacherhitzers die Luft wieder erwärmt und befindet sich
somit im Behaglichkeitsfeld (s. Mollier-Diagramm, graue Pfeile).
*1 adiabatisch: Die adiabate Zustandsänderung ist ein Begriff
aus der Thermodynamik. Adiabat nennt man eine Zustands-
änderung eines thermodynamischen Systems, bei der mit der
Umgebung keine Wärme ausgetauscht wird. Dies kann erreicht
werden, wenn der Behälter, in dem die Verdichtung oder Aus-
dehnung stattfindet, sehr gut isoliert ist oder die Zustandsände-
rung sehr schnell verläuft. Es handelt sich dabei in der Realität
praktisch immer um zumindest partiell diabatische Prozesse,
der Wärmeaustausch kann jedoch in vielen Fällen und insbe-
sondere bei den meisten Gasen vernachlässigt werden. Vorteil
einer solchen Vereinfachung ist die gute mathematische Be-
schreibbarkeit adiabatischer Prozesse.
-
37
1.3.9 Messen der relativen Feuchte in Räumen
Hier gelten im wesentlichen dieselben Regeln wie für die
Temperaturmessung. Die relative Feuchte hängt bei konstanter
absoluter Feuchte von der Temperatur ab. Dabei besteht die
Gefahr von Schichtungen und starken Feuchteänderungen in
der Nähe von Oberflächen, deren Temperatur stark von der
Lufttemperatur abweicht.
Der Mindestabstand zur Wand ist dann erreicht, wenn sich
trotz Abstandsänderung die Anzeigewerte von Feuchte und
Temperatur nicht mehr ändern.
Im Raum werden zwei prinzipielle Arten von Messungen
durchgeführt:
Aktuelle Kontroll- oder Stichprobenmessung
Eine schnelle Kontrollmessung ist in erster Linie dann interes-
sant, wenn man einen starken oder plötzlichen Luftaustausch
vorfindet z. B. bei Klimaanlagen mit hohem Luftwechsel, häu-
figem Öffnen von Fenstern oder Türen, bei starken Feuchte-
quellen im Raum selbst wie in Küche und Bad, ... Achtung: Der
Feuchtefühler muss dieselbe Temperatur annehmen wie die zu
messende Luft. Bewegen des Fühlers in stehender Luft verkürzt
die Angleichzeiten. Direkte Sonneneinstrahlung muss vermie-
den werden. Bereits wenige Zehntel Grad Temperaturdifferenz
verfälschen das Messergebnis.
Beobachtende Dauermessung
Feuchteeffekte in der Nähe von Oberflächen werden am besten
mit Datenspeichergeräten über eine längere Zeitdauer unter-
sucht, da sich mehrere Einflüsse überlagern können (Einfluss
der Klimaanlage, Wandtemperatur, periodische Schwankungen:
23
Hier gelten im wesentlichen dieselben Regeln wie für die Temperaturmessung. Die relative Feuchte hängt bei konstanter absoluter Feuchte von der Temperatur ab.Dabei besteht die Gefahr von Schichtungen und starken Feuchteänderungen in derNähe von Oberflächen, deren Temperatur stark von der Lufttemperatur abweicht.
Der Mindestabstand zur Wand ist dann erreicht, wenn sich trotz Abstandsänderungdie Anzeigewerte von Feuchte und Temperatur nicht mehr ändern.
Bild 12:relative Feuchte in Räumen
Im Raum werden zwei prinzipielle Arten von Messungen durchgeführt:
• die aktuelle Kontroll- oder Stichprobenmessung: eine schnelle Kontrollmessung ist in erster Linie dann interessant,wenn man einen starken oder plötzlichen Luftaustausch vorfindet z. B. bei Klimaanlagen mit hohem Luftwechsel, häufigem Öffnen von Fenstern oder Türen, bei starken Feuchtequellen im Raum selbst wie inKüche und Bad, ...
Achten Sie darauf, daß der Feuchtefühler dieselbe Temperaturannimmt, wie die zu messende Luft. Bewegen Sie den Fühler, wenn Sie in stehender Luft messen (die Angleichszeiten können dadurchverkürzt werden).Vermeiden Sie direkte Sonneneinstrahlung. Bereits wenige ZehntelGrad Temperaturdifferenz zwischen Fühlerrohr und Umgebungsluftverfälschen bereits das Meßergebnis.
TOF = 15 °C
TRaum = 25 °C
70 % rF
50 % rF
Mindestabstand Wand/Meßstellefür repräsentative Raumklimamessungen
Messen der relativen Feuchte in Räumen
Klima_Fibel_Inhalt.qxd 26.02.2004 13:22 Uhr Seite 23
Wand/Messstellefür repräsentative Raumklimamessungen
-
38
Grundlagen der Feuchtemesstechnik
Tag und Nacht, Wochenend-Temperaturabsenkung...). Als
Ergebnis erhält man vielseitig interpretierbares Datenmaterial,
mit dem man auch komplexe Vorgänge nachvollziehen kann.
1.4 Ermittlung von Feuchtekenngrößen– theoretische Rechenbeispiele
1.4.1 Einfaches Zahlenbeispiel
In einem Raum mit 25 °C und einer relativen Luftfeuchte von
80 %rF ergibt sich eine Taupunkttemperatur von 21 ºCtd (s.
Mollier-Diagramm). Draußen herrscht eine Temperatur von 0 °C.
Die Brillengläser haben demnach auch eine Temperatur von
0 ºC.
Betrachtet man nun die Abhängigkeit der Sättigungsfeuchte
von der entsprechenden Temperatur (s. Punkt 1.2.2.2), ergibt
sich Folgendes: Die Brillengläser haben bei 0 °C die Fähigkeit
ca. 4,84 g/m3 Wasser maximal aufzunehmen. Im Raum mit
den Bedingungen 25 °C/80 %rF herrscht aber eine absolu-
te Feuchte von ca. 18,43 g/m3 (s. Formel auch unter Punkt
1.2.2.3):
Einsetzen der bekannten Zahlenwerte:
80 % = tatsächliche absolute Feuchte
× 100 %23,04
g[ ]
m3
gm3
Beschlagene Brille
U = tatsächliche absolute Feuchte
× 100 %maximal mögliche Feuchte
g[ ]
m3
g[ ]
m3
-
39
Umstellen der Formel auf „absolute Feuchte“:
Somit wird an den Brillengläsern Sättigung erreicht. Die Gläser
können die überschüssige Menge Wasser (über 4,84 g/m3)
nicht mehr aufnehmen und es kommt zur Kondensation. So-
bald die Brillengläser die Temperatur des Raumes erreichen,
haben diese auch die Fähigkeit, die Menge Wasser von
18,43 g/m3 aufzunehmen und die Sicht wird wieder frei.
1.4.2 Faustformel
Während der letzten 200 Jahre wurden eine Reihe von Nähe-
rungen für die Umrechnung zwischen Taupunkt und relativer
Luftfeuchte vorgeschlagen, die aber alle einen Rechner oder
Tabellen voraussetzen und größtenteils Exponenten und Loga-
rithmen beinhalten. Nun hat Mark Lawrence vom Max-Planck-
Institut für Chemie eine sehr einfache Faustregel für diese
Umrechnung vorgeschlagen: Die relative Feuchte sinkt jeweils
um 5 % wenn die Taupunkttemperatur um ein Grad abnimmt,
ausgehend von 100 % relativer Feuchte, bei der der Taupunkt
mit der normalen Lufttemperatur identisch ist. Diese Umrech-
nung ist gut anwendbar für feuchte Luft, das heißt, solange die
relative Feuchte über etwa 50 % liegt.
In der Praxis lässt sich damit spielend leicht der Taupunkt und
somit die zu erwartende Behaglichkeit der Luft aus der relativen
Feuchte und der Temperatur berechnen:
Wenn es draußen zum Beispiel 30 °C warm ist und die Luft-
feuchte 75 % beträgt, dann liegt der Taupunkt bei 25 °Ctd.
= = 18,43absolute Feuchte100 %
80 % × 23,04g[ ]
m3
gm3 g
m3
Dr. Mark G. Lawrence
* 1969 in New Jersey, USA– arbeitete am Max-Planck-Institut
für Chemie in Mainz und ist seit Oktober 2011 wissenschaftlicher
Direktor am Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) in
Potsdam.
-
40
Grundlagen der Feuchtemesstechnik
Siehe auch Berechnungsbeispiel unter Pkt. 1.4.1:
25 °C bei einer relativen Luftfeuchte von 80 %, d. h. Taupunkt
liegt bei 21 °Ctd.
1.4.3 Magnus-Formel
Zur Berechnung des Sättigungsdampfdrucks kann die
empirisch gefundene Magnus-Formel verwendet werden:
Koeffizienten nach Magnus
Zustand Temperatur in °C
C1 in hPa C2 C3 in °C
Eis -50,9 ... 0,0 6,10714 22,44294 272,44
Wasser -50,9 ... 0,0 6,1078 17,84362 245,425
Wasser 0,0 ... 100 6,1078 17,08085 234,175
Zur Berechnung des Sättigungsdampfdrucks über Wasser
(> 0 °C) gilt nun folgende Formel:
Bei Einsetzen der Temperatur t in °C, erhält man den Sättigungs-
dampfdruck es in hPa. Für den Sättigungsdampfdruck über Eis
esice gilt:
es (t) = C1 × expC2 × t
C3 + t[hPa]
es (t) = 6,1078 × exp17,08085 × t234,175 + t
[hPa]
esice (t) = 6,10714 × exp
22,44294 × t
272,44 + t[hPa]
Heinrich Gustav Magnus
* 2. Mai 1802 in Berlin
† 4. April 1870 in Berlin
– war ein deutscher Physiker und
Chemiker, ab 1834 Professor in
Berlin.
-
41
Der Sättigungsdampfdruck über Wasser bei 0 °C ist, wie man
aus der Formel leicht erkennen kann, 6,1078 hPa.
Der Sättigungsdampfdruck über Eis ist geringer als der Sätti-
gungsdampfdruck über unterkühltem Wasser:
esice < es für t < 0 °C
Aus einer Eisfläche treten wegen der Bildung der Kristallgitter
weniger Moleküle aus als aus einer unterkühlten Wasserober-
fläche gleicher Temperatur.
Bezeichnungen
U = relative Feuchte
t = Temperatur in °C
tK = Temperatur in Kelvin (tK = t + 273,15 K)
td = Taupunkttemperatur in °C
ew = Dampfdruck in hPa
es = Sättigungsdampfdruck in hPa
1.4.4 Berechnung der relativen Feuchte aus der Taupunkttemperatur
Beispiel (1) mit den abgelesenen Werten:
t = 20 °C
td = 8,5 °Ctd
Berechnung Sättigungsdampfdruck:
es (t) = 6,1078 hPa × exp17,08085 × 20 °C
234,175 + 20 °C= 23,4199 hPa
-
42
Grundlagen der Feuchtemesstechnik
Berechnung Dampfdruck:
Berechnung der relativen Feuchte:
1.4.5 Berechnung der Taupunkttemperatur aus der relativen Feuchte
Beispiel (2) mit den abgelesenen Werten:
t = 20 °C
U = 50 %rF
Berechnung Sättigungsdampfdruck:
Berechnung Dampfdruck:
Berechnung der Taupunkttemperatur:
es (t) = 6,1078 hPa × exp17,08085 × 20 °C
234,175 + 20 °C= 23,4199 hPa
ew (t) = 6,1078 hPa × exp
ew (t) = 23,4199 hPa ×
td =
td =
17,08085 × 8,5 °C
50 %rF
ln (ew / C1) × C3
ln (11,71 hPa / 6,1078 hPa) × 234,175 °C
234,175 + 8,5 °C
100 %rF
C2 – ln (ew / C1)
17,08085 – ln (11,71 hPa / 6,1078 hPa)
= 11,1099 hPa
= 11,71 hPa
= 9,28 °Ctd
= 47,43 %rF11,1099 hPa
23,4199 hPaU =
ew (t) [hPa] × 100 % = × 100 % es (t) [hPa]
-
43
1.4.6 Zusammenfassung der Berechnungs-formeln
[1] Berechnung des Sättigungsdampfdrucks
mit C1: Konstante [hPa]; siehe Magnus-Tabelle unter 1.4.3
C2: Konstante; siehe Magnus-Tabelle unter 1.4.3
C3: Konstante; siehe Magnus-Tabelle unter 1.4.3
t: Temperatur in °C
[2] Berechnung des Dampfdrucks
mit U: relative Feuchte [%rF]
es: Sättigungsdampfdruck [hPa]
[3] Berechnung der relativen Feuchte
mit ew: Dampfdruck [hPa]
es: Sättigungsdampfdruck [hPa]
[4] Berechnung der Taupunkttemperatur
mit ln: natürlicher Logarithmus
td = ln (ew / C1) × C3C2 – ln (ew / C1)
es gilt es (td) = ew
U = ew
× 100 %es
× esew = U
100 %
es (t) = C1 × expC2 × t
C3 + t[hPa]
-
44
Grundlagen der Feuchtemesstechnik
[5] Berechnung der absoluten Feuchte
fabs = 105 × mw / R × ew / tK
mit mw: Molekulargewicht des Wasserdampfs
[18,016 kg/mol]
R: universelle Gaskonstante [8314,472 J/(kmol × K)]
tK: Temperatur in Kelvin [tK = t + 273,15]
1.4.7 Ermittlung der Werte mit Hilfe des Mollier-Diagramms
Siehe Beispiel (1) unter Pkt. 1.4.4:
50%
ca. 47 %rF
Gegeben:20 °C8,5 °Ctd
Zuerst geht man auf der Temperaturskala auf die 8,5 °Ctd und
fährt dann hinüber auf die 100 %rF-Linie, da am Taupunkt
-
45
100 % rel. Feuchte herrscht. Von dort geht man senkrecht nach
oben, bis man die 20 °C-Linie kreuzt. Anschließend geht man
auf der Feuchtelinie entlang.
Siehe Beispiel (2) unter Pkt. 1.4.5:
Zuerst geht man auf der Temperaturskala auf die 20 °C und
Gegeben:20 °C50 %rF
Ctd
A
B
C
D
E
F
G
H
A: Kühlung und EntfeuchtungB: KühlungC: Kühlung und BefeuchtungD: BefeuchtungE: Heizung und BefeuchtungF: HeizungG: Heizung und EntfeuchtungH: Entfeuchtung
-
46
Grundlagen der Feuchtemesstechnik
fährt dann hinüber auf die 50 %rF-Linie. Von dort geht man
senkrecht nach unten auf die 100 %rF-Kennlinie, fährt dann
zurück auf die Temperaturskala und liest dort den Wert für die
Taupunkttemperatur ab.
Das Mollier-Diagramm ist allerdings nur für statische Werte und
nicht für dynamische Prozesse geeignet.
-
47
2 Messverfahren/Sensorik
2.1 Übersicht
In der Literatur werden ca. 35 verschiedene Verfahren genannt,
die unterschiedliche Wirkungen der Luftfeuchte ausnutzen. Nur
wenige dieser Verfahren werden heutzutage eingesetzt.
Üblicherweise werden solche Verfahren bevorzugt, die sich
durch einfache Handhabung, hohe Zuverlässigkeit und Genau-
igkeit auszeichnen. Die gängigen Messverfahren zur Ermittlung
der Luftfeuchte lassen sich in vier Gruppen unterteilen:
1) Längenänderungen
- Haarhygrometer
- Faserhygrometer
2) Temperaturänderungen
- Psychrometer (Assmann-Aspirationspsychrometer)
3) Elektrische Änderungen
- Keramische Sensoren
- Lithium-Chlorid-Sensoren
- Resistive Polymersensoren
- kapazitive Polymersensoren
4) Optische Änderungen
- Taupunktspiegel
- IR-Absorption
Je nach den Anforderungen des Messproblems lassen sich
Vor- und Nachteile der einzelnen Verfahren gegenüberstellen
und bewerten. Im Folgenden werden gängige Verfahren mit
Gerätebeispielen behandelt.
-
48
2.2 Haarhygrometer
Das wohl bekannteste Verfahren zur Messung der Luftfeuchte
ist das schon 1783 von De Saussure erfundene Haarhygro-
meter. Es ist eine der ältesten Methoden der Feuchtemessung
und beruht auf der Längenänderung eines Menschen- oder
Pferdehaares bei Wasseraufnahme.
Die etwa 2,5 prozentige Längenänderung des Haares wird
mittels Hebelwerk und Spannfeder direkt auf einer Skala an-
gezeigt. Das Verfahren arbeitet mechanisch ohne Hilfsenergie.
Allerdings benötigen Haarhygrometer einen nicht zu vernach-
lässigenden Wartungsaufwand, arbeiten dann aber unter
günstigen Bedingungen sehr zuverlässig.
Sie müssen vor allem bei Einsatz in niedrigen Feuchten öfter
(alle 5 Tage bis 2 Wochen) regeneriert werden. Hierfür wird das
Gerät für ca. 1 Stunde mit einem feuchten Lappen umwickelt.
Es stellt sich eine Feuchte von ca. 95 %rF ein, auf die dann –
falls notwendig – abgeglichen werden kann.
2.2.1 Gay-Lussac‘sche Zahlen
Die Gay-Lussac‘schen Zahlen beschreiben die Längenaus-
dehnung der Haare in einem Haarhygrometer. Die Haare deh-
nen sich bei einer Änderung der relativen Feuchte im Bereich
0 ... 100 % um ca. 2,5 %. Diese Änderung ist jedoch bei gerin-
gen relativen Feuchten größer als bei hohen relativen Feuchten.
Die Längenänderung in Bezug auf die Gesamtlängenänderung
∆l folgt bei relativen Feuchten f der Beziehung in folgender
Tabelle bzw. in folgendem Diagramm.
Messverfahren/Sensorik
Haarhygrometer
Funktionsprinzip eines Haarhygrometers
-
49
f [%] 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
∆l [%] 0 20,9 38,8 52,8 63,7 72,8 79,2 85,2 90,5 95,4 100
Man sieht, dass beide Messwerte über der realen relativen
Feuchte liegen, beide Messwerte sind jedoch weniger als 6 %
von den mit dem Psychrometer gemessenen Werten entfernt.
Die Abweichung von der theoretischen Längenänderung (nach
den Gay Lussac‘schen Zahlen) beträgt in beiden Fällen etwa
8 %.
Vergleich der Messungen des Hygrographen mit den Gay-Lussac‘schen Zahlen
Joseph-Louis Gay-Lussac
* 6. Dezember 1778 in Saint-Léonard-de-Noblat
† 9./10. Mai 1850 in Paris– war ein französischer Chemiker
und Physiker.
-
50
2.2.2 Bauformen
In technischen Haarhygrometern werden überlicherweise
Haarharfen (mehrere Haare in einem Rahmen) eingesetzt, um
die Stabilität der Geräte zu erhöhen. Zudem werden die Haare
vor dem Einbau zu einem ovalen Querschnitt gewalzt, um die
Ansprechzeit zu verringern. Sehr verbreitet sind die Thermo-
Hydrographen, die ohne Hilfsenergie Raumklimata registrieren.
Messverfahren/Sensorik
-
51
2.2.3 Messbereich und Hysterese von Haarhygrometern
Menschenhaare können sich bei kleinen Feuchten auch ohne
Feuchteerhöhung verlängern, wobei hierbei die mechanische
Vorspannung eine erhebliche Rolle spielt. Ihr Einsatz empfiehlt
sich also erst ab Feuchten > 20 %rF. Bei höheren Feuchten
flacht die Kennlinie stark ab. Die Einstellung erfolgt sehr lang-
sam. Oberhalb von 85 %rF ist ein sicherer Betrieb nicht mehr
gewährleistet.
Beim Durchlaufen des gesamten Messbereichs lässt sich ein
deutlicher Unterschied des angezeigten Messwertes feststellen,
wenn die Feuchte einmal steigt und dann wieder fällt (Hyste-
rese). Der hierdurch bedingte Messfehler kann bis zu 8 %rF
betragen.
Ein weiterer Effekt, der nicht vergessen werden sollte ist das
starke Überschwingen der Messwerte bei schnellen Feuchte-
erhöhungen.
2.2.4 Vor- und Nachteile von Haarhygro-metern
Vorteile Nachteile
• Keine Stromzufuhr• Direkte Anzeige• Low-Cost-Anwendungen
• Hoher Wartungsaufwand• Häufige Regenerierung• Hysterese• Einsetzbar nur von 15 % bis 85 %rF bis max. 50 °C• Sehr hohe Ungenauigkeiten• Langsame, träge Messung• Verschmutzungsempfindlich• Empfindlich beim Transport
Luftfeuchtigkeitsabhängigkeit der Längenausdehnung
Hysteresekurve
-
52
2.3 Faserhygrometer
Durch Verwendung von Kunststofffasern (Nylon- oder Celloph-
anfasern) können verschiedene Nachteile der Menschen- bzw.
Pferdehaare vermieden werden.
Der eingeschränkte Temperaturbereich beim Einsatz von Men-
schen- bzw. Pferdehaaren (< 50 °C) kann mit Kunststofffasern
auf bis zu 110 °C erweitert werden. Zudem entfällt die zeitauf-
wändige Regeneration (Faserhygrometer dürfen nicht regene-
riert werden!). Hygrometer mit Kunststofffasern reagieren auch
erheblich schneller als Haare, was jedoch durch Temperatur
und Luftfeuchte beeinflusst wird.
Vorteile gegenüber den Haarhygrometern:
• erweiterter Temperaturbereich bis 110 °C
• keine Regeneration
• schnellere Angleichzeit
2.4 Psychrometer
Das Messprinzip der immer noch weit verbreiteten Psychro-
meter beruht auf der Tatsache, dass verdunstendes Wasser der
Umgebung Wärmeenergie entnimmt. D. h., dass ein feuchter
Gegenstand (Baumwolle etc.) beim Anblasen mit Luft durch
Verdunstung abkühlt. Die Abkühlung eines trockenen Gegen-
standes ist dabei nicht so stark. Diesen Effekt kennt man, wenn
man einmal einen trockenen und einmal einen befeuchteten
Finger in den Wind hält. Dies hat zur Folge, dass sich die Tem-
peratur um die Verdunstungsstelle gegenüber der Umgebungs-
temperatur verringert.
Messverfahren/Sensorik
„Wetterhäusle“ sagen das Wetter mit Hilfe der vorhandenen Luft-feuchtigkeit voraus. Sie enthalten meist Stoffe fasriger Natur, z. B. Haare oder Garne, die den Wasser-dampf aus der Luft aufnehmen und sich dabei verlängern.
-
53
In trockener Atmosphäre ist die Verdunstung von Wasser inten-
siver als bei hohen Feuchten, so dass die Temperaturdifferenz
zur Umgebung als Maß für die Luftfeuchte herangezogen wer-
den kann.
tp = t2 - t1
Die Messung erfolgt durch zwei Thermometer. Eines misst die
Temperatur der Umgebung und ein zweites die sogenannte
Feuchtkugeltemperatur. Dazu wird das Thermometer über einen
Baumwollstrumpf befeuchtet und mit einem Luftstrom von 2 bis
3 m/s beaufschlagt. Der Unterschied der beiden Temperaturen
wird als psychrometrische Differenz bezeichnet und kann mit-
tels Tabellen, Diagrammen (z. B. Mollier) oder Umrechnungsfor-
meln in Mikroprozessoren in die relative Feuchte umgerechnet
werden. Der Kennlinienverlauf ist stark nichtlinear.
Wichtig ist hierbei, dass die Luft mit einer genau definierten und
konstanten Luftgeschwindigkeit an den Thermometern vorbei-
strömt. Unterschiedliche Strömungsgeschwindigkeiten erzeu-
gen unterschiedliche Temperaturdifferenzen.
-
54
2.4.1 Assmann-Aspirationspsychrometer
Das gebräuchlichste und international als Normal für meteo-
rologische Messungen anerkannte Assmann-Psychrometer ist
mit einem Federwerkaspirator ausgestattet. Dieser gestattet
für ca. 12 min einen konstanten Luftstrom mit ca. 2,4 m/s an
beiden Thermometern. Durch gute Wärmeisolation und Strah-
lungsschutz wird gewährleistet, dass störende Einflüsse auf-
grund unerwünschter Wärmezufuhr weitgehend ausgeschaltet
werden. Der Baumwollstrumpf taucht in ein Vorratsgefäß mit
Wasser ein.
Für gute Messergebnisse ist es wichtig den Baumwollstrumpf
stets gut befeuchtet zu halten. Die Temperaturmessung muss
sehr exakt erfolgen. Ein Ablesefehler aufgrund Parallaxe von
0,1 °C kann bei 0 °C und hoher Luftfeuchte zu relativen Mess-
fehlern von bis zu 5 % führen.
Eine Drift der Messwerte kann durch Salzablagerungen am
Strumpf auftreten. Die Verwendung von destilliertem Wasser
ist vorgeschrieben (da anderer Verdunstungsgrad). Bei exakter
Temperaturmessung und guter Wartung können Genauigkeiten
von ±2 %rF erzielt werden.
Messverfahren/Sensorik
-
55
2.4.2 Vor-/Nachteile von Psychrometern
Vorteile Nachteile
• Anerkanntes Verfahren• Genauigkeiten von bis zu ±2 %rF möglich• Unempfindlich gegen aggressive Gase
• Hoher Wartungsaufwand• Konstante Luftströmung erforderlich• Schlecht für Dauermessung geeignet, max. 12 min• Sehr hohe Ungenauigkeiten• Keine punktuelle Messung möglich; 1. Ablesung nach ca. 2 min möglich• Vor jeder Messung muss ein Temperaturangleich an die Umgebung stattfinden
2.5 Feuchtesensoren
Ein Sensor (lateinisch sensus: „Gefühl“) oder (Mess-)Fühler ist
ein technisches Bauteil, das neben bestimmten physikalischen
oder chemischen Eigenschaften (z. B. Wärmestrahlung,
Temperatur, Feuchtigkeit, Druck, Schallwechseldruck, Schall,
Helligkeit, Magnetismus, Beschleunigung, Kraft) auch die stoff-
liche Beschaffenheit seiner Umgebung qualitativ oder als Mess-
größe quantitativ erfassen kann.
Aufgrund des großen Dynamikbereichs und der Tatsache,
dass es kaum Materialien und physikalische Effekte gibt, die
nicht durch Wasserdampf im Messgas beeinflusst werden, gibt
es eine Vielzahl von unterschiedlichen Sensorprinzipien, die
Feuchte zu bestimmen.
-
56
2.5.1 Keramische Sensoren
Seit etwa 25 Jahren wird das Prinzip der Wasseradsorption
an poröser Keramik für die Feuchtemessung eingesetzt. Sie
bestehen aus einer massiven Aluminium-Grundelektrode, der
aktiven Schicht aus porösem Aluminiumoxid (Al2O3) und einer
wasserdampfdurchlässigen Gegenelektrode aus Gold. Bei
der Adsorption von Wasser verändert sich durch dessen hohe
Dielektrizitätskonstante die Kapazität des Sensors, die ein Maß
für die absolute Feuchte darstellt. Diese wird dann über die
Frequenzänderung in einem Schwingkreis bestimmt.
Keramische Sensoren eignen sich vor allem zur Bestimmung
von Spurenfeuchte im Bereich von -110 bis +20 °C Taupunkt.
Die Genauigkeit der Messung liegt zwischen ±3 K (< -65 °Ctd)
und ±2 K (-65 bis 20 °Ctd). Bei kleinen Feuchten muss eine
erhebliche Trocknungszeit – gleichbedeutend mit einer langen
Messzeit – berücksichtigt werden.
Messverfahren/Sensorik
-
57
Darüber hinaus kann bei nicht ausreichender Oxidation der
aktiven Schicht eine Alterung durch Nachoxydation auftreten,
was sich in einer Drift des Messwertes niederschlägt. Durch
eine der Produktion nachgeschaltete Voralterung der Sensoren
kann dieser Effekt jedoch verringert werden.
In den Kavitäten (= Poren) der keramischen Sensoren können
sich Verunreinigungen anreichern, was zu bleibender Schädi-
gung führen kann.
2.5.2 Lithium-Chlorid-Sensoren
Beim Lithium-Chlorid-Sensor wird die Leitfähigkeit einer kleinen
geheizten, mit LiCl-Salz beschichteteten Fläche gemessen, die
in Kontakt mit dem Messgas steht. Dabei werden zwei Effekte
genutzt:
• Das LiCl senkt in seiner unmittelbaren Umgebung den
Wasserdampfpartialdruck auf 10 bis 11 %rF (je nach Gas-
temperatur) ab; solange die relative Feuchte der Umgebung
größer ist, nimmt das Salz Feuchte auf und es entsteht eine
Elektrolytlösung
• Durch die zunehmende Verdünnung der Elektrolytlösung
nimmt der Leitwert zu
Der Leitwert wird durch Regelung der Heizung auf einem
konstanten Wert gehalten. Wird zuviel geheizt, so verliert der
Elektrolyt wieder Wasser. Dadurch steigt der Widerstand des
Elektrolyten wieder an und die Heizregelung reduziert die Heiz-
leistung. Dieser Vorgang geschieht so lange, bis ein stabiler Zu-
stand erreicht ist, an dem weder Feuchteaufnahme noch -ab-
gabe stattfindet. Dieser Punkt heißt Umwandlungstemperatur
und ist ein Maß für den Wasserdampfpartialdruck im Messgas.
-
58
Ein Vorteil des LiCl-Sensors ist eine nahezu hysteresefreie
Messung und die Unempfindlichkeit gegen Verschmutzungen.
Jedoch muss die LiCl-Lösung von Zeit zu Zeit regeneriert
werden.
Der messbare Taupunktbereich liegt zwischen -30 °Ctd und
100 °Ctd, wobei die Umgebungstemperatur so gewählt sein
sollte, dass die relative Feuchte 10 % nicht unterschreitet.
Ansonsten müsste der Sensor gekühlt werden, um ein Wasser-
dampfgleichgewicht zu erzeugen.
2.5.3 Polymersensoren
Ein Polymersensor nutzt die Veränderung der Eigenschaften
eines speziellen Kunststoffes (Polymer) in Abhängigkeit von der
Feuchte der Umgebung. Einfache Polymersensoren nutzen die
Veränderung des elektrischen Widerstandes einer feuchte-
empfindlichen Polymerschicht (resistive Polymersensoren), hö-
herwertige Geräte haben auf den Seiten eines kleinen Polymer-
plättchens Metallflächen angebracht und messen die Verände-
rung der Dielektrizitätskonstante des Polymers als Veränderung
der Kapazität der Anordnung (kapazitive Polymersensoren). Bei
Kenntnis der Messtemperatur lässt sich die relative Feuchte in
eine absolute Feuchte umrechnen.
Messverfahren/Sensorik
E: Vorderseite ElektrodeH: Rückseite HeizmäanderP: PlatinmesswiderstandR: LeitwertreglerT: Temperaturmessumformer
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Im Bild ist ein Sensoraufbau mit einer 1 µm dicken Chrom-
schicht als Gegenelektrode dargestellt. Durch thermische
Behandlung entstehen mikroskopische Risse in der Elektrode
und dem darunterliegenden Polymer, so dass ein Zugang zur
aktiven Schicht geschaffen wird.
2.5.3.1 Resistive Polymersensoren
Bei resistiven Sensoren wird der Effekt ausgenutzt, dass ein
hygroskopisches, ionisch aufgebautes Material durch Wasser-
anlagerung seine Leitfähigkeit ändert. Der feuchteabhängige
Widerstandswert kann mit üblichen Verfahren bestimmt werden
und ist ein Maß für die relative Feuchte.
Resistive Sensoren zeigen stark exponentielle Kennlinien, die
Widerstandswerte steigen bei kleinen Feuchten bis zu mehreren
Giga-Ohm. Sie sind deshalb vor allem für die Messung höherer
Feuchten geeignet.
Die starke Temperaturabhängigkeit der Leitfähigkeit muss
kompensiert werden.
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Aufgrund ihres günstigen Preises und ihrer geringen Genauig-
keit (±3 ... ±7 %rF) werden sie vor allem für einfache Registrier-
und Alarmschaltungen eingesetzt (z. B. Regelung von Lüftern in
Klimaanlagen).
2.5.3.2 Vor-/Nachteile von resistiven Polymersensoren
Vorteile Nachteile
• Preisgünstig• Kleine Bauform
• Eingeschränkter Messbereich• Stark temperaturabhängig• Geringe Genauigkeit
2.5.3.3 Kapazitive Polymersensoren
Im Klimabereich sind Dünnschichtsensoren am häufigsten ver-
breitet. Ihr Marktanteil wird auf über 70 % geschätzt. Üblicher-
weise wird die feuchteabhängige (hygroskopische) Kapazität
einer Polymerschicht zwischen den Elektroden als Messgröße
Messverfahren/Sensorik
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ausgewertet. Die Kapazitätsänderung wird von einer Elektronik,
die sich in der Regel direkt am Feuchtesensorelement befindet,
in ein elektrisches Ausgangssignal umgewandelt.
Die hohe Dielektrizitätskonstante von Wasser (εr = 80) im Vergleich zu Luft (εr = 1) bewirkt schon bei kleinen Feuchten deutliche Kapazitätsänderungen. Aufgrund der recht linearen
Kennlinie des Verfahrens können gute Genauigkeiten von klei-
nen bis hin zu großen Feuchten erzielt werden (±1 %rF). Durch
geeignete Polymerauswahl kann der Temperaturkoeffizient auf
bis zu 0,02 %rF/K reduziert werden, wodurch sie für große
Temperaturspannen (-60 °C bis +180 °C) ohn