FHP‐Kolleg am Zentrum für Studienerfolg der Fachhochschule Potsdam
Erstellung einer Gesamtkonzeption zur Sicherstellung und Steigerung des Studienerfolgs durch Begleitung der Studienvorbereitungs‐ und
Studieneingangsphase unter besonderer Berücksichtigung heterogener Studieninteressierten‐ und Studierendengruppen
Projektantrag der Fachhochschule Potsdam im Rahmen des ESF‐Förderprogramms 2014–2020 des Landes Brandenburg,
Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur, zur Förderung von Wissenschaft und Forschung aus dem Europäischen Sozialfonds für den Bereich des Fördergegenstands „Studienvorbereitung und Studienverlauf“
Laufzeit 01/2016–12/2018 Projektleitung: Prof. Dr. Andrea Schmidt Vizepräsidentin für Lehre und Studium Kiepenheuerallee 5, 14469 Potsdam, www.fh‐potsdam.de Tel: +49 331 580‐1152, Fax: +49 331 580‐1009, E‐Mail: a.schmidt@fh‐potsdam.de
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1. Zusammenfassung (Executive Summary) Mit dem FHP‐Kolleg plant die Fachhochschule Potsdam (FHP) im Rahmen der ESF‐Förderprogramme des Landes Brandenburg die Umsetzung eines Projekts, das die Studienorientierungs‐ und Studienein‐gangsphase mit einem umfangreichen Portfolio an zielgruppenspezifischen Angeboten in den Fokus nimmt. Beruflich Qualifizierte sowie weibliche Studieninteressierte bzw. Studierende in den Ingenieur‐wissenschaften nehmen dabei eine besondere Stellung ein. Die Angebote sind in einer eigenständigen Organisationseinheit, dem FHP‐Kolleg, verortet und werden zusammen mit den Fachbereichen und den zentralen Einheiten der Hochschule konzipiert, geplant und durchgeführt. Es ist vorgesehen, das FHP‐Kolleg als eigenständige Einheit an ein zu gründendes Zentrum für Studienerfolg anzugliedern.
Der Konzeption des FHP‐Kollegs liegt eine umfangreiche Analyse der Ausgangssituation zugrunde. In dieser Analysephase wurden die Lehrenden und Mitarbeitenden der FHP umfassend eingebunden. Aus der Analyse wurden Handlungsbedarfe abgeleitet, die durch die Konzeption des FHP‐Kollegs abgedeckt werden. Das FHP‐Kolleg soll Angebote und Maßnahmen für die Studienorientierungs‐ und Studienein‐gangsphase anbieten. Es baut dabei auf zahlreichen bestehenden Angeboten der Hochschule auf und übernimmt deren Gesamtkoordination als zentrale Anlaufstelle für Studieninteressierte sowie Studien‐anfängerinnen und ‐anfänger. Vorhandene Angebotslücken, insbesondere hinsichtlich spezifischer Ziel‐gruppen, werden durch neue Maßnahmen geschlossen. Dabei obliegt dem FHP‐Kolleg und seinen Mit‐arbeitenden die Entwicklung, Planung, Bewerbung und Durchführung der Angebote in enger Zusam‐menarbeit mit den Fachbereichen und zentralen Einheiten. Wissensmanagement, Evaluation und Quali‐tätssicherung werden durch das FHP‐Kolleg zentral gewährleistet. Auf diese Weise werden die Aktivitä‐ten der FHP im Rahmen der Studienorientierungs‐ und Studieneingangsphase unter Effizienz‐, Effektivi‐täts‐, Nachhaltigkeits‐ und Wirksamkeitsaspekten gebündelt und zentral koordiniert und geführt.
Die Operationalisierung des Vorhabens erfolgt nachwettbewerblich in vier Phasen: Entwicklung, Pilot‐phase, Regelbetrieb und Einstieg in die Verstetigung.
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2. Aufgabenstellung und Zielsetzung
2.1. Aufgabenstellung
Ausschreibung des Landes Brandenburg, MWFK
Das Land Brandenburg, Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK) schreibt aus Mit‐teln für den Europäischen Sozialfonds (ESF) 2014–2020, Prioritätsachse C Zuweisungen bzw. Zuwendun‐gen aus Mitteln des ESF für Wissenschaft und Forschung, eine wettbewerbliche Förderung von Hoch‐schulprojekten aus. Ziel der Förderung ist es, die Beschäftigungschancen für die Menschen im Land Brandenburg zu verbessern. Dazu gehören die Erschließung neuer Zielgruppen für ein Studium ebenso wie ein erfolgreicher Studienverlauf bis zur Erlangung eines akademischen Abschlusses. Mit den aus dem ESF geförderten vielseitigen Maßnahmen soll ein Beitrag zur Sicherung und Steigerung der Anzahl von hochqualifizierten Fachkräften für das Land Brandenburg und zur Umsetzung der Offenheit und Durchlässigkeit der Hochschulen geleistet werden.1
Gegenstand der Förderung ist u.a. die Finanzierung von Hochschulprojekten, die im Bereich der Studi‐envorbereitung und des Studienverlaufs angesiedelt sind. Gefördert werden spezifische Maßnahmen für spezielle Zielgruppen, insbesondere für beruflich Qualifizierte ohne schulische Hochschulzugangsbe‐rechtigung in der Studieneingangsphase, die unter Berücksichtigung der zunehmenden Heterogenität der Studierendenschaft auf einen erfolgreichen Studienstart und einen erfolgreichen Studienverlauf gerichtet sind.2
Beantragte Maßnahmen müssen im Bereich der Studienvorbereitung und des Studienverlaufs verortet sein und, wahlweise oder insgesamt, (1) der Studienfachorientierung und ‐information, (2) der Erleichte‐rung des Studieneinstiegs und (3) der Vermittlung von Lernkompetenzen dienen. Ebenso können die Maßnahmen die Vermittlung von spezifischen Kompetenzen an das Hochschulpersonal im Umgang mit den heterogenen Gruppen mit direktem Bezug zu den genannten drei Förderinhalten beinhalten.3
Aufnahme der Aufgabenstellung der Fachhochschule Potsdam
Die Fachhochschule Potsdam (FHP) nimmt die Aufgabenstellung des Landes aus der Ausschreibung auf und beantragt die Förderung des Projektvorhabens FHP‐Kolleg (zum Begriff FHP‐Kolleg s. Anl. A1.2). Das Vorhaben umfasst den Aufbau einer eigenständigen strukturellen Einheit der Hochschule, die im geplan‐ten Zentrum für Studienerfolg der Fachhochschule Potsdam verortet sein soll. Im Rahmen des Antrags‐verfahrens legt die FHP mit dem Vorhaben FHP‐Kolleg eine Gesamtkonzeption vor, die den Studiener‐folg durch Begleitung der Studienvorbereitungs‐ und Studieneingangsphase unter besonderer Berück‐sichtigung heterogener Studieninteressenten‐ und Studierendengruppen steigert.
2.2. Zielsetzung des Fördervorhabens
Die Fachhochschule Potsdam zielt mit dem Projektvorhaben FHP‐Kolleg auf das Thema Studienerfolg. Dabei stützt sich die FHP auf eine weit gefasste Definition von Studienerfolg, die neben objektiven Krite‐rien wie Studiendauer, Studienabbruch, Einhaltung der Regelstudienzeit und Studienleistungen auch die Studienrahmenbedingungen sowie den Grad der Kompetenzbildung und der persönlichen Reife der Studierenden bis hin zur Employability und zum späteren Berufserfolg einbezieht.
1 Vgl. Land Brandenburg, Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Richtlinie des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK) zur Förderung von Wissenschaft und Forschung aus dem Europäischen Sozialfonds in der Förderperiode 2014–2020, Nr. 1 Zuweisungs‐ bzw. Zuwendungszweck, Rechtsgrundlage, 2014. 2 Vgl. Land Brandenburg, 2014, ebd. 3 Vgl. Land Brandenburg, 2014, ebd.
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Eine zentrale Bedeutung für den Studienerfolg von Studierenden kommt der Studienorientierungs‐ und Studieneingangsphase zu.4 Dabei ist die Studienorientierungsphase vor Beginn des Studiums angesie‐delt, während sich die Studieneingangsphase auf den Studienstart und die ersten beiden Semester des Studiums bezieht.
Im Rahmen der Studienorientierungs‐ und Studieneingangsphase gibt es eine Vielzahl von studiener‐folgsgarantierenden Faktoren. Hierbei sind einige Faktoren von besonderer Bedeutung und müssen, sollten hier bei den einzelnen Studierenden Lücken vorhanden sein, durch besondere Maßnahmen ge‐fördert werden. Zu den maßgeblichen studienerfolgssichernden Faktoren zählen insbesondere:
Passgenauigkeit von Neigung, Studienfach‐ und Berufs(feld)interesse der Studierenden mit den Studieninhalten des gewählten Studiengangs,
erforderliches Studieneingangsniveau resp. fachliche Studienvoraussetzungen (fachliche Kompeten‐zen),
Studierfähigkeit mit Blick auf Lernkompetenzen, Beherrschung von Arbeitsmethoden und Nutzung von Informationen, Hochschulstrukturen und Hochschulprozessen (methodische und soziale Kom‐petenzen),
Studienmotivation, auch im Sinne von Studierreife, Studierwilligkeit und Wille zum selbstständigen Erkenntnisgewinn (personale Kompetenzen).5
Bei der Fokussierung auf diese Studienerfolgsfaktoren durch die Hochschule kommt der Heterogenität der Studieninteressierten und Studierenden eine besondere Relevanz zu. So lässt sich die Vielfalt der Studieninteressierten/Studierenden und ihrer Ausgangssituation nicht nur an der Art der formalen Hochschulzugangsberechtigung und ihrer Studieneingangsqualifikation festmachen, sondern auch an Faktoren und Bedingungen, die auf die individuellen Lebensumstände der Studieninteressierten und Studierenden zurückzuführen sind (Geschlecht, Familienverantwortung, regionale Verortung, Behinde‐rung, bildungsferne Herkunft, Migrationshintergrund, Berufstätigkeit, Studienfinanzierung u.a.).
Das Vorhaben FHP‐Kolleg hat zum Ziel, in der Studienorientierungs‐ und in der Studieneingangsphase durch entsprechende Maßnahmen und Strukturen Bedingungen zu schaffen, die es allen FHP‐Studierenden ermöglicht, ungeachtet ihrer individuellen Ausgangssituation Studienerfolg im beschrie‐benen Sinne zu erzielen.
2.3. Operationalisierung des Fördervorhabens
Erstellung des Konzepts FHP‐Kolleg
Das vorliegende Konzept wurde von der FHP im Zeitraum Mai bis September 2015 in einer systemati‐schen Vorgehensweise erstellt. Auf der Grundlage der beschriebenen Zielsetzung sowie einer umfang‐reichen quantitativen und qualitativen Analyse der Ausgangssituation der Hochschule wurden Hand‐lungsbedarfe abgeleitet, die in einem nächsten Schritt mit entsprechenden Maßnahmen abgedeckt und durch eine Organisationsstruktur unterlegt wurden. Schließlich wurde die Umsetzungsplanung des Vor‐habens skizziert. Die detaillierte Entwicklung und Realisierungsplanung des Konzepts wird im Rahmen der nachfolgenden Entwicklungsphase im Förderzeitraum vorgenommen.
Basis der Erstellung des Konzepts FHP‐Kolleg waren zum einen mehrere Workshops unter Einbeziehung zahlreicher Beteiligter der FHP (Präsidium, inkl. studentischem Vizepräsidenten; Präsidialkollegium mit Dekanen; Fachbereiche; Gremien; Beauftragte; Studierende; Verwaltung, inkl. Abteilung Studentische
4 Vgl. Meyer‐Guckel/Jorzik (2015): Studienerfolg – Schlaglichter auf einen blinden Fleck der Exzellenzdebatte, in: Stifterverband: Handbuch Studienerfolg. Strategien und Maßnahmen: Wie Hochschulen Studierende erfolgreich zum Abschluss bringen, S. 6. 5 Vgl. hierzu Heublein (2015): Vortrag „Ursachen von Studienabbrüchen“, Klausurtagung der AG Qualität der Vizepräsidentinnen und Vizepräsi‐denten der brandenburgischen Hochschulen sowie Meyer‐Guckel/Jorzik (2015): Studienerfolg – Schlaglichter auf einen blinden Fleck der Exzel‐lenzdebatte, in: Stifterverband: Handbuch Studienerfolg. Strategien und Maßnahmen, S. 6–11.
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Angelegenheiten; Studierendenmarketing; E‐Learning), zum anderen Befragungen, Einzelevaluationen, Daten‐, Informations‐ und Reporting‐Auswertungen sowie Strukturanalysen.
Umsetzung des Vorhabens FHP‐Kolleg
Das Vorhaben FHP‐Kolleg soll im Rahmen der dreijährigen Förderperiode in vier Phasen umgesetzt wer‐den: Entwicklung, Pilotphase, Regelbetrieb und Einstieg in die Verstetigung.
Die Entwicklungsphase sieht vor, das vorliegende Konzept aufzunehmen, die bereits erfolgte erste Ana‐lyse der Hochschulsituation sowie der Zielgruppenbedarfe zu vertiefen und die geplanten Maßnahmen und Angebote mit einer Detail‐, Ressourcen‐ und Inhaltsplanung zu unterlegen. Parallel dazu dient die Entwicklungsphase dem Aufbau der organisatorischen Strukturen des FHP‐Kollegs.
Die durch die Entwicklungsphase geschaffenen Grundlagen ermöglichen eine hochschulweite oder eine fachbereichsspezifische Pilotphase der einzelnen Angebote. Dies wird in Abhängigkeit vom Umfang der jeweiligen Maßnahmen schrittweise vorgenommen.
Der Regelbetrieb der Maßnahmen wird nach erfolgreicher Pilotphase in der nachfolgenden Semesterpe‐riode aufgenommen. Diese Phase wird bis zum Ende der Förderperiode weitergeführt.
Parallel zum Regelbetrieb ist vor Ende der Förderperiode eine Phase der Verstetigung vorgesehen, die Vorgehen und Inhalte des Regelbetriebs nicht direkt berührt. Als zusätzliche Aufgabe soll diese Phase jedoch Lösungsoptionen schaffen, erfolgreiche Maßnahmen nach Ende des Förderzeitraums fortzufüh‐ren.
Von besonderer Bedeutung ist die begleitende formative Evaluierung der Maßnahmen in der Pilotphase und während des Regelstudienbetriebs. Eine solche formative Evaluierung stellt über ein modulares Evaluationsdesign sicher, dass aufgrund der erzielten Zwischenergebnisse einer Maßnahme Interventio‐nen bzw. Korrekturen dieser Maßnahmen im laufenden Betrieb vorgenommen werden können. Hier‐durch werden die Wahrscheinlichkeit der Zielerreichung erhöht und ggf. maßgebliche Weiterentwick‐lungen vor Aufnahme des Regelbetriebs erreicht. Diese Evaluierung und Qualitätssicherung wird extern begleitet.
Abb. 1: Phasenorientiertes Vorgehen bei der Umsetzung des Vorhabens FHP‐Kolleg
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5. Das FHP-Kolleg – Angebots- und Maßnahmenstruktur Die angestrebte Angebots‐ und Maßnahmenstruktur des FHP‐Kollegs zielt auf die Sicherung und Förde‐rung des Studienerfolgs aller FHP‐Studierenden unter besonderer Berücksichtigung ihrer heterogenen Ausgangssituation. Dazu sollen – je nach Maßnahme mit unterschiedlichem Schwerpunkt – die vier stu‐dienerfolgssichernden Faktoren (1) Passgenauigkeit zwischen Neigungen und Interessen des oder der einzelnen Studierenden und seiner bzw. ihrer Studienwahl, (2) fachliche Studieneingangsqualifikation, (3) Studierfähigkeit in methodischer und sozialer Hinsicht und (4) Studienmotivation gefördert werden (vgl. dazu auch Kap. 2.2.).
Das Gesamtsystem der anzubietenden Maßnahmen soll als ein aufeinanderfolgendes und zusammen‐hängendes Maßnahmenportfolio, vom Erstkontakt mit dem oder der Studierenden bis hin zur Beglei‐tung und Förderung im Studium, ausgelegt sein. Je nach Personenkreis und Bedarf können dabei alle entsprechenden Angebote durchlaufen oder aber nur einzelne Maßnahmen in Anspruch genommen werden. In jedem Fall ist eine Begleitung und Beratung der Teilnehmenden hinsichtlich sinnvoller Maß‐nahmenfolgen durch das FHP‐Kolleg‐Team erforderlich, ebenso wie eine Anmeldung resp. Registrierung zu den Maßnahmen und Angeboten durch die Teilnehmenden.
Abb. 11: Überblick Angebots‐ und Maßnahmenstruktur FHP‐Kolleg
5.1. Angebote in der Orientierungs- und Übergangsphase
5.1.1. Information und Beratung
Informations‐ und Beratungsangebote über Studium und Studiengänge, deren Anforderungsgrundlagen und über die anbietende Hochschule gehören zu den maßgeblichen Quellen, auf die Studieninteressier‐te in der Orientierungs‐ und Übergangsphase zurückgreifen. Entsprechend sind diese ausreichend und bedarfsgerecht anzubieten und sollten belastbare Inhalte, Aussagen und Orientierungshilfen bieten und Einblicke in Berufsfelder schaffen. Eine erfolgreiche Information und Beratung von Studieninteressierten trägt maßgeblich dazu bei, die Passgenauigkeit zwischen den Neigungen, Studienfach‐ und Be‐rufs(feld)interessen der Studierenden mit den Studieninhalten des gewählten Studiengangs herzustellen und somit den Studienerfolg zu sichern.
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Vorhandene Aktivitäten
An der FH Potsdam wird dieser Bedarf bereits weitestgehend und durch verschiedene Einrichtungen und Angebote abgedeckt. So bietet das Team Studierendenmarketing diverse Angebote für Schülerinnen und Schüler bzw. Studieninteressierte an, die sich über ein Studium an der FHP informieren möchten. Insbesondere die studentischen Campusspezialisten der Hochschule bieten im Sinne des Peer‐to‐Peer‐Ansatzes Workshops sowie individualisierte Gruppenberatungsangebote für Schülerinnen und Schüler über den Studienalltag und Studienmöglichkeiten an der FHP an. Neben diesen dezentral an branden‐burgischen Schulen, Oberstufenzentren oder bei sonstigen externen Partnern stattfindenden Angeboten können Studieninteressierte (und deren Eltern) durch Campusführungen, die Teilnahme an Lehrveran‐staltungen oder an spezifischen Kursen (z.B. zu „Wissenschaftlichem Arbeiten“) vor Ort Einblick in den Studienalltag an der FHP bekommen. Zusätzlich zu Print‐ und Online‐Informationsangeboten sowie zent‐ralen Veranstaltungen (z.B. Tag der offenen Tür, Girls Day) bietet das Team Studierendenmarketing auch Workshops zur Entscheidungsfindung für Studieninteressierte, die dort ihre Stärken und Schwächen mit Bezug auf Studienanforderungen analysieren können.
Als weiteres Instrument zur Beratung und Feststellung von Neigungen und Interessen mit Bezug auf die FHP‐Studienangebote wird derzeit in den Fachbereichen Sozialwesen und Informationswissenschaften ein Online‐Studienwahl‐Assistent (OSA) entwickelt, der 2016 in einer Pilotphase erstmalig angewendet wird. Elemente dieses OSAs sind Informationen zu den Inhalten des entsprechenden Studienfaches, zu Berufsaussichten, zu irrtümlichen Erwartungen im Hinblick auf Studieninhalte oder Berufsaussichten, zu typischen Aufgaben und auch zu organisatorischen Rahmenbedingungen des Studiums.
Für die direkte fachliche Studienberatung, insbesondere für Fragen zum organisatorischen und inhaltli‐chen Aufbau einzelner Studiengänge sowie zu den Berufsfeldern und beruflichen Perspektiven sind ent‐sprechend benannte Professorinnen und Professoren in den Fachbereichen zuständig.
Als Anlaufstelle für Studieninteressierte, die bereits eine Entscheidung getroffen haben und sich an der Fachhochschule Potsdam bewerben möchten, bietet die Abteilung Studienangelegenheiten in ihrer all‐gemeinen Studienberatung Informationen und Unterstützung rund um das Bewerbungs‐ und Zulas‐sungsverfahren der Studiengänge inkl. der Anmeldung zu Eignungsprüfungen sowie eine Beratung zu individuellen rechtlichen und Statusfragen. Auch Studieninteressierte ohne schulische Hochschulzu‐gangsberechtigung finden hier Ansprechpartner für ihre Bewerbungsformalitäten und Fragen der An‐rechnung von außerhochschulischen Leistungen.
Zielgruppenspezifische Informations‐ und Beratungsangebote existieren ebenfalls an der Fachhochschu‐le Potsdam. Hier sind insbesondere die Aktivitäten des FamTeams,12 die Angebote der Gleichstellungs‐ und Behindertenbeauftragten sowie das Akademische Auslandsamt mit dem studentischen Projekt FHP‐Connect als Anlaufstelle für ausländische Studierende zu nennen.
Geplante Aktivitäten
Schon die Vielzahl an existierenden Informations‐ und Beratungsangeboten lässt die Notwendigkeit er‐kennen, im Rahmen des FHP‐Kollegs eine Bündelung der Aktivitäten vorzunehmen und zusammen mit den betreffenden Einheiten eine koordinierte Vorgehensweise zu entwickeln, auch, um deren Auswir‐kungen und Effekte systematischer erheben zu können. Zudem wird das FHP‐Kolleg dadurch zur zentra‐len Anlaufstelle für Studieninteressierte in der Orientierungsphase, die von Beginn an betreut und in ihrer Studienentscheidung unterstützt werden. Hierbei sind gebündelte Informationen über alle FHP‐Kolleg‐Angebote durch den Aufbau eines einheitlichen Webauftritts sowie durch die Erstellung von Printmaterialien von zentraler Bedeutung.
Des Weiteren ist geplant, im FHP‐Kolleg in enger Zusammenarbeit mit den zentralen Einheiten und be‐treffenden Fachbereichen folgende zusätzliche Angebote zu etablieren, um die vorhandenen Lücken im
12 Die FHP ist einer der familienfreundlichsten Studienorte in Deutschland und ist seit 2014 Mitglied im Best‐Practice‐Club des bundesweiten
Projekts „Familie in der Hochschule“.
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Informations‐ und Beratungsfeld zu schließen, vor allem mit Blick auf einzelne Zielgruppen und ihre Be‐darfe:
Entwicklung von Informationsmaterialien und Beratungskonzepten für interessierte junge Frauen zu Angeboten der ingenieurwissenschaftlichen Fächer, einschließlich der Beratung durch weibliche Studierende höherer Semester.
Entwicklung von Informationsmaterialien und Beratungskonzepten für beruflich qualifizierte Inte‐ressierte, inkl. Informationen zu Voraussetzungen und Zugangsmöglichkeiten zu einem Studium und Beratungsmöglichkeiten zur Studienfinanzierung.
Ausbau der zielgruppenspezifischen webbasierten Beratung (für Zielgruppen mit Mobilitäts‐ und/oder Zeitproblemen, z.B. Studieninteressierte mit Familienverantwortung, Studieninteressierte mit Behinderung, berufstätige Studieninteressierte, Studieninteressierte aus ländlichen Regionen in Brandenburg).
Abb. 12: Konzeptgrundlagen für Informations‐ und Beratungsangebote des FHP‐Kollegs
5.1.2. Summer Schools und „Schnupperstudium“
Summer Schools oder Summer Camps bezeichnen ein‐ bis zweiwöchige Workshop‐Angebote in den schulischen Sommerferien, die das „Reinschnuppern in ein Fach“ ermöglichen und dies mit überfachli‐chen und Freizeitangeboten verbinden. Sie zielen sowohl auf Studieninteressierte in der Orientierungs‐phase, die zu einem späteren Zeitpunkt ein Studium aufnehmen möchten, als auch auf solche, die sich in der Übergangsphase zwischen Bewerbung und Immatrikulation befinden. Den Studieninteressierten wird durch ein solches Angebot die Möglichkeit gegeben, ihre persönlichen Neigungen und Interessen sowie ihre fachlichen Studienvoraussetzungen mit dem avisierten Studium abzugleichen, erste Einblicke in Arbeitsmethoden des Studiengangs sowie in Hochschulprozesse und ‐strukturen zu erhalten und da‐durch die eigene Entscheidung für ein Studium und für einen spezifischen Studiengang kritisch zu reflek‐tieren. Darüber hinaus wird die Bindung von Teilnehmenden der Summer Schools oder Summer Camps an die Hochschule verstärkt, und der erste enge Kontakt zu Lehrenden und Studierenden der FHP för‐dert die Studienmotivation der zukünftigen Studierenden.13 Um diese Bindung und Motivation auch bei Studieninteressierten aufrechtzuerhalten, die erst in einem darauffolgenden Jahr ihr Studium aufneh‐men können oder möchten, bedarf es an dieser Stelle weiterer Angebote, die sich über einen längeren Zeitraum erstrecken.
Geplante Aktivitäten
Der Fachbereich Design der FHP hat in vergangenen Jahren bereits mehrere einwöchige DesignCamps durchgeführt, in denen Teilnehmende in kleinen Gruppen zu unterschiedlichen Schwerpunktthemen des Fachbereichs und in Begleitung von Lehrenden oder Studierenden höherer Semester Kurzprojekte durchführten, während Experten in kurzen Vorträgen Einführungen in ihr Fachgebiet gaben. Begleitet wurden diese fachlichen Angebote von Exkursionen, Aktivitäten auf dem Campus der Fachhochschule
13 Laut Heublein ist der direkte Kontakt zu Lehrenden innerhalb und außerhalb von Lehrveranstaltungen ein maßgeblicher Faktor für die Moti‐
vation und Fachidentifikation von Studierenden (2015, Vortrag „Ursachen von Studienabbrüchen“).
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und sozialen Begegnungsmöglichkeiten. Aufgrund kapazitärer Engpässe im Fachbereich wurde die Durchführung der DesignCamps eingestellt.
Im Rahmen des FHP‐Kollegs ist geplant, dieses Angebot wieder aufzunehmen, es durch eine zentrale Organisation und Koordination zu unterstützen und – nach einer ersten Pilotphase im Fachbereich De‐sign – in geeigneter Weise als Summer School auf andere Fachbereiche der FHP zu übertragen.
Darüber hinaus sollen „Schnupperstudientage“ der betreffenden Fachbereiche in den darauffolgenden Semestern das Interesse der Summer‐Schools‐Teilnehmenden (und anderer Studieninteressierter) und ihre Auseinandersetzung mit Studieninhalten des angestrebten Studiengangs aufrechterhalten. Bei die‐sen Schnupperstudientagen haben die Interessierten die Möglichkeit, an regulären Lehrveranstaltungen der ersten beiden Fachsemester und an begleitenden Studienberatungsangeboten teilzunehmen. Des Weiteren sollen die Teilnehmenden der Summer Schools im Nachgang auch zu sonstigen passenden Veranstaltungen und Aktivitäten eingeladen werden, die die Fachbereiche anbieten.
5.1.3. Fachliche Brückenkurse
Eine für den jeweiligen Studiengang erforderliche fachliche Studieneingangsqualifikation ist ein wesent‐licher Faktor für den Studienerfolg von Studierenden. Aufgrund unterschiedlicher Ausgangssituationen der Studierenden sind diese fachlichen Studienvoraussetzungen nicht immer gegeben. Der zu lehrende Studienstoff an der Hochschule kann somit nicht auf erforderlichen Grundlagen aufbauen. Mangelnder Studienerfolg und unter Umständen Studienabbruch sind die Folgen. Dies betrifft insbesondere den MINT‐Bereich. Beruflich Qualifizierte, denen die Grundlagen der Sek.‐II‐Stufe weitgehend fehlen, und weibliche Studierende stellen neben Studierenden mit längeren Übergangszeiten zwischen Schule und Hochschule die wesentlichen Zielgruppen dar.
Vorhandene Aktivitäten
Der Fachbereich Bauingenieurwesen bietet einen zweiwöchigen Präsenz‐Brückenkurs Mathematik an, in dem sich bereits eingeschriebene Studierende vor Semesterbeginn studienrelevante Mathematik‐kenntnisse aneignen oder diese auffrischen können. Die Präsenzveranstaltung wird durch online zur Verfügung gestellte Materialien und Testaufgaben unterstützt.
Im Fachbereich Design unterstützen Studierende mit der Campusambulanz Studienbewerber bei der Erstellung der Mappen und der Vorbereitung der Eignungsprüfungen und geben Tipps für den Bewer‐bungsablauf.
Geplante Aktivitäten
Es ist vorgesehen, im Rahmen des FHP‐Kollegs vorrangig das Angebot im Bereich Mathematik zu erwei‐tern und dieses – neben Bauingenieurwesen – auch auf den Studiengang Architektur und Städtebau auszudehnen. Des Weiteren soll die Entwicklung von entsprechenden Brückenkursen in Informatik für den Fachbereich Informationswissenschaften geprüft werden.14
In einem ersten Schritt sollen zunächst bereits verfügbare Assessmentverfahren anderer Anbieter, die Mathematik‐ und Informatik‐Fachkompetenzen erheben, bezüglich ihrer Anwendbarkeit getestet und geeignete Systeme in die Angebotsstruktur des FHP‐Kollegs integriert werden.15 Durch ein solches fach‐bezogenes Assessmentverfahren wird zukünftigen Studierenden die Möglichkeit gegeben, schon vor Beginn des Studiums ihre fachlichen Kompetenzen einzuschätzen und ggf. ergänzende Maßnahmen zu ergreifen. Der Fachhochschule Potsdam wiederum eröffnet dies eine gezieltere Beratungsmöglichkeit und Steuerung der Angebote. So können Studieninteressierte, die ihre Mathematikkenntnisse auffri‐
14 Heublein hat in verschiedenen Studien nachgewiesen, dass insbesondere im Bereich der Ingenieur‐ und Naturwissenschaften fehlende fachli‐
che Kenntnisse ein Hauptgrund für Studienabbrüche sind (z.B. Heublein 2014, 2015). 15 Verwendung etablierter Lösungen anderer brandenburgischer Hochschulen (BTU Cottbus) oder dritter Hochschulen und Bildungseinrichtun‐
gen.
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schen möchten, dies im bereits bestehenden zweiwöchigen Präsenz‐Brückenkurs tun. Für weibliche Studierende mit entsprechendem Bedarf sowie für beruflich qualifizierte Studierende mit grundlegen‐den Lücken im Bereich Mathematik sind weitergehende Angebote geplant, ebenso wie für Studierende, die sich bereits vor dem Studium Kenntnisse in Informatik aneignen möchten:
Konzeption und Durchführung eines vierwöchigen Blended‐Learning‐Brückenkurses Mathematik für Frauen mit gendergerechter Didaktik.
Konzeption und Durchführung von sechsmonatigen Blended‐Learning‐Brückenkursen in Mathema‐tik bzw. Informatik, die sich insbesondere an beruflich Qualifizierte, aber auch andere Studieninte‐ressierte mit entsprechendem Bedarf richten.
In den Kursen, die vom FHP‐Kolleg in enger Abstimmung mit den Fachbereichen entwickelt und angebo‐ten werden, wechseln sich Online‐Phasen, in denen Studierende mit fachlicher Begleitung Aufgaben lösen und dabei durch Peer‐Feedback‐Prozesse unterstützt werden, mit kürzeren Präsenzphasen (1–2 Tage) auf dem FHP‐Campus ab, in denen die Kolleglehrperson thematische Fragestellungen erläutert und die direkte Anwendung und den persönlichen Austausch untereinander ermöglicht. Somit können diese Brückenkurse auch berufsbegleitend sowie von Personen belegt werden, die aufgrund anderer Situationen zeitlich und/oder örtlich stärker gebunden sind. Bei Bedarf kann dieses Angebot aufgrund des hohen Online‐Anteils flexibel ausgeweitet werden. Es ist zudem zu prüfen, inwiefern hierbei eine Kooperation mit anderen brandenburgischen Hochschulen eingegangen werden kann.16
Da diese Kurse in Bezug auf den Einsatz digitaler Medien mit starker Unterstützung von qualifizierten höhersemestrigen Studierenden entwickelt werden sollen, ist als begleitende Maßnahme eine Blended‐Learning‐Ausbildung für Studierende zum E‐Learning‐Berater/zur E‐Learning‐Beraterin mit Zertifikats‐abschluss geplant. Diese Ausbildung wird vom E‐Learning‐Team der FHP koordiniert und vom FHP‐Kolleg organisatorisch und finanziell unterstützt.
Abb. 13: Konzeptgrundlagen für die Brückenkurs‐Angebote des FHP‐Kollegs
5.1.4. Interdisziplinäre Brückenkurse
Die Ausgangssituation beruflich qualifizierter Studierender ohne schulische Hochschulzugangsberechti‐gung unterscheidet sich in einigen Punkten wesentlich von derjenigen der Studierenden, die mit schuli‐scher Hochschulzugangsberechtigung an die Hochschule kommen. Einerseits bringen Studierende mit beruflichen Erfahrungen wesentliche soziale und personale Kompetenzen sowie eine hohe Studienmoti‐vation mit, andererseits benötigen gerade diese Studierenden eine besondere Unterstützung, um ihre Studierfähigkeit zu entwickeln und damit ihren Studienerfolg zu sichern.
Geplante Aktivitäten
Es ist geplant, als neues, zentrales Angebot des FHP‐Kollegs vor Beginn des Studiums für bereits einge‐schriebene beruflich Qualifizierte einen interdisziplinären Brückenkurs „Studieren lernen“ anzubieten. Je nach Kapazitäten kann dieser Kurs auch für andere zukünftige Studierende geöffnet werden. Dabei sollen den Studierenden insbesondere methodische, soziale und personale Kompetenzen (z.B. Lern‐
16 Dabei kann ggf. auf das E‐Learning‐Netzwerk Brandenburg (eBB) zurückgegriffen werden, in dem das E‐Learning‐Team der FHP Gründungs‐
mitglied ist.
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kompetenzen, Wissenschaftliches Arbeiten, Selbst‐ und Zeitmanagement) vermittelt sowie eine Orien‐tierung an der Hochschule und bzgl. ihrer Unterstützungsangebote ermöglicht werden.
Dieser Kurs soll in Form von zwei dreitägigen Blockveranstaltungen (wenn möglich unter Einbeziehung des Wochenendes) als Präsenzangebot auf dem Campus der FHP durchgeführt werden.
5.2. Angebote in der Studieneingangsphase
5.2.1. Einführungsveranstaltungen
Die ersten Wochen nach Studienstart sind für die neuen Studierenden und ihre Erfolgsaussichten im Studium wesentlich. In dieser Phase geht es neben der räumlichen und organisatorischen Orientierung an der Hochschule insbesondere um die Identifikation mit Studiengang und Berufsfeld, die Einführung in die Fachkultur, das Erlernen und Vertiefen des gewünschten Studienverhaltens und damit um das Errei‐chen eines gewissen Grades an Bildungssozialisation.17 In dieser Zeit sollten somit insbesondere metho‐dische, soziale und personale Studienerfolgsfaktoren durch Angebote unterstützt werden.
Vorhandene Aktivitäten
Die Fachhochschule Potsdam veranstaltet jährlich eine zentrale Immatrikulationsfeier, bei der Vertrete‐rinnen und Vertreter der Hochschule, des Landes und der Stadt sowie Studierende des AStA die Studi‐enanfängerinnen und Studienanfänger feierlich begrüßen. Im Anschluss an die Immatrikulationsfeier lernen die neuen Studierenden im Rahmen einer Schiffsrundfahrt ihre Lehrenden und Mitstudierenden kennen, bevor sie am Nachmittag in ihren Fachbereichen begrüßt werden.
Zusätzlich zur offiziellen Begrüßung der Studierenden existieren in den fünf Fachbereichen der FH Pots‐dam bereits unterschiedlich gestaltete fachbereichs‐ bzw. studiengangsspezifische Einführungsveran‐staltungen, die von einem Tag bis hin zu einwöchigen Blockveranstaltungen reichen und eine kompri‐mierte Einführung in den Studiengang, zentrale Angebote der Hochschule (Bibliotheksführungen, Ein‐führungen des E‐Learning‐Teams etc.) und das Campusleben der FHP bieten. Ältere Studierendengrup‐pen geben den Neuankömmlingen meist im Sinne des Peer‐to‐Peer‐Ansatzes eine „Betriebsanleitung für das Studium“ an die Hand.
Besonders hervorzuheben sind hier zwei Angebote des Fachbereichs Sozialwesen („Soziale Arbeit und ich“) und des Fachbereichs Bauingenieurwesen („Grundsteinlegung“), für die bereits sehr positive Erfah‐rungen vorliegen:
Der Fachbereich Sozialwesen bietet jeweils in der ersten Woche des Wintersemesters das verpflichten‐de Einführungsmodul „Soziale Arbeit und ich“ an, in der sich die neu immatrikulierten Studierenden mit den Inhalten und dem Selbstverständnis der Sozialen Arbeit auseinandersetzen. Neben fachlichen Ein‐führungen und dem Thema professionelle Identität erhalten die Studierenden bei Praxisbesuchen und Vorträgen Einblicke in die Realität ihres angestrebten Berufsfelds und reflektieren ihre eigene Motivati‐on und Studienwahlentscheidung. Innerhalb der Projektwoche steht zudem eine Einführung von Studie‐renden für Studierende auf dem Programm.
Aufgrund der individuellen, reflektierenden Herangehensweise und einer kleinen Gruppengröße kann in diesem Format auch auf die Bedarfe spezifischer Zielgruppen eingegangen werden. So wird eine ge‐schlechteruntypische Studienplatzwahl thematisiert (Männer in Sozialberufen), und bei den Themen professionelle Identität und Vermittlung des Berufsbildes wird auch auf das Erfahrungswissen von beruf‐lich qualifizierten Studierenden zurückgegriffen.
17 Vgl. Heublein (2015): Studienabbruch – Umfang, Ursachen und Potenziale, Präsentation auf dem Fachtag „Der Arbeitsmarkt für Akademike‐
rinnen und Akademiker in Deutschland“ der Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg, 24. März 2015, S. 6f.
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Im Fachbereich Bauingenieurwesen findet im ersten Semester eine „Grundsteinlegung“ für die neuen Studierenden statt, die als Studieneingangsphase das Pendant zum „Richtfest“ (Begleitung der Absol‐ventinnen und Absolventen in die Arbeitswelt) darstellt. In der zweiwöchigen, verpflichtenden Projekt‐phase (eine Woche zu Beginn des Semesters, eine Woche nach dem ersten Drittel des Semesters) erhal‐ten die Neuimmatrikulierten direkte Einblicke in die Tätigkeiten eines Bauingenieurs, schärfen ihre Wahrnehmung durch eine Bauaufnahme und reflektieren ihre persönlichen Gründe für und Erwartun‐gen an das Studium. Freizeitaktivitäten und Angebote von Studierenden höherer Semester stärken die soziale Gruppenbildung des Jahrgangs, wodurch die Identifikation mit dem Studiengang und Fachbe‐reich und damit auch die Motivation zu einem aktiven Studium wesentlich erhöht werden.
Das Akademische Auslandsamt veranstaltet außerdem zusammen mit dem Studierendenteam von FHP‐Connect in jedem Semester „Welcome & Orientation Days“ für alle neuen ausländischen Studierenden. Die Studierenden erhalten von Vertreterinnen und Vertretern der Fachbereiche einführende Informati‐onen zu ihrem Studium, lernen zentrale Einrichtungen und studentische Organisationen der FHP kennen und erkunden gemeinsam mit ihren deutschen und ausländischen Mitstudierenden die Stadt Potsdam.
Geplante Aktivitäten
Im Rahmen des FHP‐Kollegs ist geplant, den gemeinsamen Austausch über die unterschiedlichen Forma‐te der Fachbereiche und Studiengänge zu intensivieren, die Angebote zu koordinieren und eine Über‐tragbarkeit der beiden beschriebenen Einführungsveranstaltungen „Soziale Arbeit und ich“ bzw. „Grundsteinlegung“ auf die anderen Fachbereiche zu prüfen. Ziel ist es, zu Beginn des Studiums eine fachbezogene Projektwoche als Blockveranstaltung für alle Studierenden der Fachhochschule Potsdam zu etablieren. Um diese Projektwochen von allgemeinen Informationen und Einführungen zu entlasten, ist vorgesehen, fachübergreifend vermittelbare Informationen durch zentrale Veranstaltungen des FHP‐Kollegs abzudecken (siehe dazu Kap. 5.2.3.).
5.2.2. Lernförderangebote
Fachliche Angebote in der Studieneingangsphase zielen auf die gemeinschaftliche und die individuelle Förderung der Studienleistung in den ersten beiden Semestern. Sie dienen dem Schließen von Kompe‐tenz‐ und Leistungslücken und der Erreichung und Einhaltung des erforderlichen Studienleistungsni‐veaus und somit der Sicherung des Studienerfolgs. Durch eine kleine Gruppengröße und den damit ver‐bundenen direkten Kontakt mit der Lehrperson tragen fachliche Angebote zudem zur Fachidentifikation der Studierenden bei und fördern damit die Studienmotivation der Studierenden.
Vorhandene Aktivitäten
In allen Fachbereichen der FHP werden in den ersten beiden Semestern des Studiums und darüber hin‐aus zahlreiche Übungen und Tutorien zur Begleitung von Lehrveranstaltungen angeboten, in denen der Lehrstoff nachgeholt, geübt und vertieft wird. Dies reicht von rechtlichen Fragestellungen im Fachbe‐reich Sozialwesen über die Anwendung von Dokumentationstechnologien (Fachbereich Informations‐wissenschaften) oder Techniken des freien Zeichnens (Fachbereich Architektur und Städtebau) bis hin zu mathematischen und statischen Tutorien im Fachbereich Bauingenieurwesen. Diese Lernförderangebote werden oftmals von höhersemestrigen studentischen Tutorinnen und Tutoren durchgeführt.
Ein besonderes Format der fachlichen Unterstützung ist die Lernwerkstatt im Fachbereich Bauingeni‐eurwesen, bei der Studierende im wöchentlichen Rhythmus eigenständig Themen vorschlagen und indi‐viduell oder in Gruppen bearbeiten. Eine wissenschaftliche Mitarbeiterin begleitet die Studierenden, erarbeitet mit ihnen anhand von Beispielaufgaben allgemeine Lösungsansätze und bietet Anregungen für Lern‐ und Arbeitstechniken.
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Geplante Aktivitäten
Um die Qualität dieser unterstützenden fachlichen Lehrformate zu erhöhen, ist vorgesehen, studenti‐sche Tutorinnen und Tutoren zentral durch das FHP‐Kolleg auszubilden (mit Zertifikatsabschluss). In einem dreitägigen Kurs vor Beginn des Semesters sollen den Tutorinnen und Tutoren didaktische Grund‐lagen vermittelt werden und ihre Methoden‐ und Medienkompetenz anhand von praktischen Übungen geschult werden. Dabei sollen auch zielgruppenspezifische Aspekte der Lehre mit einfließen.
An je einem weiteren Tag des Kurses in der Mitte und am Ende des Semesters haben die Studierenden zudem die Möglichkeit, sich mit ihrer Rolle als Lehrende auseinanderzusetzen und vom Erfahrungsaus‐tausch mit den anderen studentischen Tutorinnen und Tutoren zu profitieren. Es wird zudem die Ein‐richtung eines regelmäßigen „Qualitätszirkels“ für studentische Lehrende angestrebt.
5.2.3. Interdisziplinäre Angebote
Die Studierfähigkeit aller Studienanfängerinnen und Studienanfänger (nicht nur der beruflich Qualifi‐zierten) ist ebenfalls ein zentraler Aspekt mit Blick auf den Studienerfolg. Lernkompetenzen, die Beherr‐schung von Arbeitsmethoden, aber auch die zielgerichtete Nutzung von Informationen und unterstüt‐zenden Angeboten der Hochschule tragen zu einem erfolgreichen Start in das Studium bei.
Vorhandene Aktivitäten
An der FHP erfolgt die Vermittlung von methodischen und sozialen Kompetenzen zu großen Teilen in‐tegrativ, also über die Vermittlung der fachlichen Inhalte. Darüber hinaus gibt es vereinzelt Angebote in Studiengängen bzw. in den oben beschriebenen Einführungsveranstaltungen, die in additiver Form Schlüsselkompetenzen vermitteln (also Angebote mit thematischem Fokus auf die entsprechenden Kompetenzen wie z.B. „Präsentation und Kommunikation“ oder „Wissenschaftliches Arbeiten“). Auf‐grund einer Umstrukturierung des FHP‐Career‐Service, der bis vor Kurzem eine große Bandbreite an solchen fachübergreifenden Kursen anbot, sind insbesondere Angebote, die den Studienerfolg betref‐fende methodische und soziale Kompetenzen vermittelten, eingestellt worden.
Geplante Aktivitäten
An dieser Stelle möchte das FHP‐Kolleg ansetzen und Angebote zu Schlüsselkompetenzen, die schon zu Beginn sowie für den weiteren erfolgreichen Verlauf des Studiums relevant sind, wieder aufnehmen. Diese Angebote sollen im Rahmen von Blockveranstaltungen (Ein‐ oder Mehrtagesseminare) additiv gelehrt werden. Durch das zentrale, fachübergreifende Angebot des FHP‐Kollegs sollen zum einen die Fachbereiche und Studiengänge bei der additiven Vermittlung dieser Kompetenzen entlastet werden, zum anderen wird die interdisziplinäre Lehre als eines der Markenzeichen der FH Potsdam auch auf die Studieneingangsphase übertragen, und den Studierenden werden so schon sehr früh im Studium inter‐disziplinäre Begegnungen ermöglicht. Schließlich beinhaltet die additive Lehrform eine bewusste Ausei‐nandersetzung der Studierenden mit ihren individuellen Kompetenzen, was bei einer integrativen Ver‐mittlung in regulären Lehrveranstaltungen oftmals durch fachliche Aspekte überdeckt wird.
Die Anrechnung dieser FHP‐Kolleg‐Angebote in den Studiengängen soll im sogenannten FlexModul er‐folgen.
Es ist geplant, interdisziplinäre Workshops in folgenden Bereichen anzubieten:
Wissenschaftliches Arbeiten, Präsentationstechniken, Visualisieren
Lerntechniken
Prüfungsvorbereitung
Zeit‐ und Selbstmanagement
Projektmanagement
Konfliktmanagement
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Dabei können Angebote im Bereich Wissenschaftliches Arbeiten vom FHP‐Kolleg in Kooperation mit dem Projekt FL² und dem Bausteine‐Programm erarbeitet und durchgeführt werden. Das FL²‐Bausteine‐Programm richtet sich derzeit stärker an ältere Studierende mit besonderem Fokus auf Forschendes Lernen.
Zusätzlich ist vorgesehen, bereits existierende Informationsangebote der FHP für den Studienstart (Campusführungen, Bibliothekseinführungen, Einführung IT/E‐Learning, studentische Initiativen etc.) im FHP‐Kolleg zu bündeln und fachübergreifend anzubieten. Vorhandene Beratungsangebote für Studie‐rende der ersten beiden Semester (Angebote der Gleichstellungsbeauftragten, Behindertenbeauftrag‐ten, des FamTeams, des AStA, des Studentenwerks etc.) sollen im FHP‐Kolleg ebenfalls koordiniert und für die betreffenden Zielgruppen gebündelt dargestellt und angeboten werden.
5.2.4. Mentoring
Mentoring wird an Hochschulen eingesetzt, um den Wissens‐ und Erfahrungstransfer zwischen Erfahre‐nen (Mentoren/Mentorinnen) und weniger Erfahrenen (Mentees) zu fördern und die Studienmotivation der Studierenden zu erhalten bzw. zu erhöhen, indem auftretende Probleme und Fragestellungen ge‐meinsam mit einer erfahrenen Person bearbeitet werden. Voraussetzung für ein Funktionieren von Mentoring ist die Existenz einer Vertrauensbasis zwischen den Mentorinnen bzw. Mentoren und ihren Mentees.
Vorhandene Aktivitäten
Die Fachhochschule Potsdam bietet im Sinne des § 20, Abs. 2 des brandenburgischen Hochschulgesetzes bereits jedem bzw. jeder Studierenden einen professoralen Mentor/eine professorale Mentorin an, um sie während ihres Studiums zu begleiten und bei Bedarf in organisatorischen und inhaltlichen Fragen zu beraten.
Des Weiteren haben Studierende des FHP‐Connect‐Teams des Akademischen Auslandsamtes ein stu‐dentisches „Buddyprogramm“ für ausländische Studierende eingerichtet, in dessen Rahmen nicht nur Sprachtandems initiiert werden, sondern die Studierenden in allen Fragen ihres Studiums an der FHP unterstützt werden.
Geplante Aktivitäten
Das FHP‐Kolleg plant, diese Angebote um zwei weitere, zielgruppenspezifische Mentoring‐Programme zu erweitern und dafür Studierende der höheren Fachsemester mit ähnlichen Erfahrungshintergründen als Mentorinnen und Mentoren einzusetzen. Damit soll der notwendige Aufbau eines Vertrauensver‐hältnisses befördert werden. Folgende Programme sind geplant:
MentosF: Dieses Programm zielt insbesondere auf Frauen in MINT‐Fächern, die mentorale Unter‐stützung und Förderung benötigen.
MentosBQ: Dieses Programm zielt auf beruflich Qualifizierte ohne schulische HZB, die insbesondere in der Studieneingangsphase mentorale Unterstützung und Förderung benötigen.
Die Programme umfassen mindestens fünf Gruppen‐Mentoring‐Sitzungen im ersten Studienjahr.
Um die Mentorenrolle adäquat ausfüllen zu können, erhalten die studentischen Mentorinnen und Men‐toren vom FHP‐Kolleg eine Ausbildung, die mit einem Zertifikat abschließt. Dabei werden methodische und didaktische Kenntnisse (Gesprächsführung in Gruppensituationen, Beratung, Lernbegleitung, Refle‐xionstechniken etc.) vermittelt. Zudem werden die Mentorinnen und Mentoren durch ein semesterbe‐gleitendes Coaching unterstützt.
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6. Das FHP-Kolleg – Organisation Die Gestaltung der Studienorientierungs‐ und Übergangsphase sowie der Studieneingangsphase ist eine hochschulweite Aufgabe und betrifft alle fünf Fachbereiche der Hochschule ebenso wie Teile der Hoch‐schulverwaltung. Die Lehrenden und Verantwortlichen der Fachbereiche bilden bereits heute das Rück‐grat der vorhandenen Angebote der FHP für die Studieneingangsphase. Das Studierendenmarketing, die Abteilung Studentische Angelegenheiten und das E‐Learning‐Team der FHP sind zentrale Akteure bei der Information, Beratung und Unterstützung der Studieninteressierten und Studierenden in der Phase vor und zu Beginn des Studiums. Das FHP‐Kolleg soll – wie in Kapitel 5 dargestellt – diese Aktivitäten der Fachbereiche und zentralen Einheiten bündeln und koordinieren und sie um zusätzliche, insbesondere auch zielgruppenspezifische Angebote ergänzen.
Um einen möglichst effizienten und effektiven Ressourceneinsatz zu ermöglichen, ist eine organisatori‐sche und strukturelle Zentralisierung des Konstrukts FHP‐Kolleg vorgesehen. Eine solche fachbereichs‐übergreifende Verortung fördert zudem den Dialog und Erfahrungsaustausch aller Beteiligten als we‐sentlichen Mehrwert und ermöglicht somit die Bildung eines gemeinsamen Verständnisses und einer gemeinsamen „Lehrverantwortung“ aller Akteure für die Vorstudiums‐ und Studieneingangsphase. Ein weiteres wesentliches Ziel dieser fachbereichsübergreifenden Struktur ist es, das FHP‐Kolleg als zentrale Anlaufstelle für Interessierte und Studierende der ersten beiden Semester für alle angebotenen Kolleg‐maßnahmen zu etablieren.
6.1. Organisationsstruktur
Das FHP‐Kolleg wird organisatorisch als eine von mehreren Organisationseinheiten im geplanten Zent‐rum für Studienerfolg (ZSE) angesiedelt. Das Zentrum für Studienerfolg wird der Vizepräsidentin für Stu‐dium und Lehre zugeordnet und durch eine Referentenposition geleitet.
Das FHP‐Kolleg bildet eine eigenständige Einheit mit einer eigenen Leitungsfunktion innerhalb des ZSE. Drei Projektmitarbeitende sind für die Maßnahmen und Angebote in den Bereichen (1) fachliche Kom‐petenzen, (2) methodische und soziale Kompetenzen sowie für (3) zielgruppenspezifische Querschnittsthemen zuständig. Die drei Mitarbeitenden werden zentral im FHP‐Kolleg angesiedelt sein und gleichzeitig in engem Austausch mit den Fachbereichen und den zentralen Einheiten stehen. Drei studentische Mentorinnen und Mentoren sind ebenfalls zentral im FHP‐Kolleg verortet. Je nach Bedarf werden zudem studentische Hilfskräfte zur Unterstützung eingesetzt, die direkt der FHP‐Kollegleitung unterstehen.
Das bestehende Team Studierendenmarketing der FHP‐Hochschulkommunikation mit den studenti‐schen Campusspezialisten, der Bereich Allgemeine Studienberatung der Abteilung Studentische Ange‐legenheiten und das E‐Learning‐Team werden an das FHP‐Kolleg assoziiert und stehen in direktem Aus‐tausch mit der Kollegleitung und den Projektmitarbeitenden.
Die Studiendekane und Studiendekaninnen der Fachbereiche verantworten die fachbereichsbezogenen Aktivitäten des FHP‐Kollegs. Sie werden durch je eine studentische Hilfskraft unterstützt.
Die Kollegleitung und Projektmitarbeitenden, die Leitenden aller beteiligten zentralen Einheiten sowie die Studiendekane und ‐dekaninnen der Fachbereiche bilden zusammen die Kollegkonferenz.
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Abb. 16: Organisationskonzept des FHP‐Kollegs
Erläuterungen: ESF‐Fördergegenstand, vorhandene FHP‐Strukturen ZSE= Zentrum für Studienerfolg; ZSE‐2, ZSE‐3= weitere Teileinheiten des Zentrums für Studienerfolg; SHK=studentische Hilfskraft; Tut.=Tutoren/Tutorinnen; FB=Fachbereich; SW=Sozialwesen; AS=Architektur und Städtebau; BAU=Bauingenieurwesen; DES=Design; IW= Informationswissenschaften
6.2. Funktionen und Aufgaben
Das FHP‐Kolleg wird von einer berufserfahrenen qualifizierten Person auf der Stufe des akademischen Mittelbaus geleitet, die an die Leitung des ZSE berichtet. Die Aufgabenstellung der Leitung des FHP‐Kollegs/Projektleitung beinhaltet zum einen den Aufbau und Betrieb der organisatorischen Strukturen inkl. der Führung der Projektmitarbeitenden. Zudem anderen obliegt der Kollegleitung die strategische Rahmenkonzeption der Angebote, die Koordination der operativen Umsetzung zusammen mit den Pro‐jektmitarbeitenden sowie insbesondere der ständige Austausch mit den zentralen Einheiten und den Fachbereichen und die Koordination aller Maßnahmen und Angebote der FHP in der Studienorientie‐rungs‐ und Studieneingangsphase. Ihre Aufgabe ist es auch, in der Phase der Verstetigung Lösungsoptio‐nen zu erarbeiten, um erfolgreiche Maßnahmen des FHP‐Kollegs über das Ende der Förderdauer hinweg fortsetzen zu können. Schließlich verantwortet sie das Wissensmanagement sowie die formative Quali‐tätssicherung und Evaluation des FHP‐Kollegs und seiner angebotenen Maßnahmen. Zusätzlich ist eine externe Evaluation des Projektes in der Mitte und am Ende der Projektlaufzeit vorgesehen.
Die Aufgaben der Projektmitarbeitenden bestehen in der Konzeption, Organisation und Durchführung der Angebote und Maßnahmen in den drei Themenbereichen sowie in der Beratung und Unterstützung der Fachbereiche und zentralen Einheiten.
Der oder die Projektmitarbeitende im Bereich „fachliche Kompetenzen“ ist für die Entwicklung, Organi‐sation und Lehre in den fachbezogenen Angeboten des FHP‐Kollegs zuständig. Insbesondere die Aus‐wahl und Integration von fachlichen Assessmentverfahren sowie die Blended‐Learning‐Brückenkurse in Mathematik bzw. Informatik fallen in das Aufgabengebiet. Mit Unterstützung der anderen Projektmitar‐beitenden und ggf. Vertreterinnen und Vertretern aus der Berufspraxis ist diese Person auch für die Organisation und Koordination der Summer Schools zuständig. Darüber hinaus berät und unterstützt er bzw. sie die Fachbereiche in konzeptioneller, didaktischer und operativer Hinsicht bei der Ausgestaltung
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der fachspezifischen Angebote (Einführung von fachgebundenen Projektwochen, Schnupperstudienta‐ge). Aufgrund des Schwerpunktes der fachlichen Angebote im MINT‐Bereich sollte eine entsprechende fachlich‐didaktische Qualifikation dieses bzw. dieser Kollegmitarbeitenden vorliegen.
Der oder die Projektmitarbeitende im Bereich „methodische und soziale Kompetenzen“ ist insbesonde‐re für die eigenständige Planung und Durchführung der fachbereichsübergreifenden Kollegangebote zuständig. Neben dem interdisziplinären Brückenkurs „Studieren lernen“ für beruflich Qualifizierte und den verschiedenen Workshops zu Schlüsselkompetenzen für alle FHP‐Studierenden obliegt dieser Per‐son auch die Ausbildung der studentischen Fachtutorinnen und ‐tutoren aus den fünf Fachbereichen sowie die organisatorische Unterstützung des E‐Learning‐Teams bei der Schulung der E‐Tutorinnen und ‐Tutoren. Zudem ist die Koordination der fachübergreifenden Informations‐ und Einführungsveranstal‐tungen Teil des Aufgabenportfolios. Eine methodisch‐didaktische Qualifikation ist Voraussetzung für diese Funktion.
Der oder die Projektmitarbeitende im Bereich zielgruppenspezifischer Angebote ist für die Entwicklung und Umsetzung von Informations‐ und Beratungskonzepten für beruflich qualifizierte Studieninteres‐sierte und für interessierte junge Frauen zu Angeboten der ingenieurswissenschaftlichen Fächer zustän‐dig. Außerdem koordiniert er oder sie die vorhandenen Beratungsangebote (z.B. der Gleichstellungsbe‐auftragten, des FamTeams, der Behindertenbeauftragten etc.) und integriert sie in das FHP‐Kollegangebot. Ein weiterer Bestandteil des Aufgabenspektrums ist die Ausbildung und das Coaching der studentischen Mentorinnen und Mentoren sowie insgesamt die Organisation der beiden Mentoring‐Programme MentosF und MentosBQ. Zudem unterstützt diese Person sowohl den Bereich „fachliche Kompetenzen“ als auch den Bereich „methodische und soziale Kompetenzen“ bei der Entwicklung der geplanten zielgruppenspezifischen Maßnahmen und berät die Fachbereiche und die zentralen Einheiten in zielgruppenspezifischen Fragestellungen. Für diese Projektarbeit ist eine didaktische Qualifikation in Diversity‐Fragen notwendig.
Eine übergreifende Aufgabe aller Projektbereiche und der Kollegleitung ist der Aufbau eines einheitli‐chen Webauftritts des FHP‐Kollegs und seiner Angebote und Maßnahmen innerhalb des Zentrums für Studienerfolg sowie die Erstellung von entsprechenden Informationsmaterialien in Zusammenarbeit mit der FHP‐Hochschulkommunikation.
Von den drei studentischen Mentorinnen und Mentoren sollen zwei im Mentoring‐Programm MentosF eingesetzt werden, eine dritte Mentoring‐Stelle ist für das Programm MentosBQ vorgesehen. Weitere studentische Hilfskräfte sollen bedarfsabhängig eingesetzt werden, um die Leitung und die Projektmit‐arbeitenden bei der Organisation und Durchführung der Kollegangebote operativ zu unterstützen.
Jeder Studiendekan bzw. jede Studiendekanin ist für die Koordination und Durchführung der Angebote und Maßnahmen in der Studienstart‐ und der Studieneingangsphase im jeweiligen Fachbereich zustän‐dig. Er bzw. sie verantwortet, in Abstimmung mit der Kollegleitung und den Kollegmitarbeitenden und mit Unterstützung einer studentischen Hilfskraft, die operativen, organisatorischen und konzeptionel‐len Kollegarbeiten im jeweiligen Fachbereich.
Die Kollegkonferenz stimmt mit dem FHP‐Kolleg Angebote und Maßnahmen ab, gewährleistet die Quali‐tätssicherung und fördert insgesamt den Dialog sowie eine Orientierung an Best Practice zwischen den Beteiligten. Darüber hinaus wird ein Erfahrungsaustausch mit anderen brandenburgischen Hochschulen angestrebt, unter anderem im Rahmen einer vom FHP‐Kolleg zu organisierenden zweitägigen Fachkon‐ferenz zu Fragen der Studienorientierungs‐ und Studieneingangsphase im Jahr 2017.
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7. Umsetzungsplanung und Projektmanagement Das Vorhaben FHP‐Kolleg gliedert sich in vier Phasen: Entwicklung, Pilotphase, Regelbetrieb und Einstieg in die Verstetigung (vgl. Kap. 2.3). Die Durchführung der Maßnahmen und Angebote erfolgt in vier Um‐setzungsblöcken. In der Entwicklungsphase werden die Umsetzungsblöcke hinsichtlich der Aufgabenstel‐lungen mit Umsetzungsmaßnahmenkatalogen hinterlegt. Diese werden hinsichtlich Aufgaben‐ und Ziel‐stellung, hinsichtlich der Beteiligten und der zeitlichen und räumlichen Vorgaben genau festgelegt. Nach erfolgreicher Durchführung und Evaluation in der Pilotphase gehen die jeweiligen Maßnahmen und An‐gebote in den Regelbetrieb über.
Abb. 17: Entwurf des vorläufigen Projektplans
Erläuterungen: U=Umsetzung; Q=Quartal; EP= Evaluationsperioden; P=Pilotphase; R=Regelbetrieb; QS=Qualitätssicherung
Entsprechend dem vorhandenen Bedarf, dem Umfang der Maßnahmen und der zeitlichen Realisierbar‐keit werden folgende Umsetzungsblöcke gebildet:
Umsetzungsblock 1 (Semesterferien Sommer 2016):
Koordination und Bündelung aller bestehenden Informations‐ und Beratungsangebote
Entwicklung der vorgesehenen zielgruppenspezifischen Informations‐ und Beratungskonzepte inkl. der webbasierten Beratung
Aufbau eines Webauftritts des FHP‐Kollegs, Öffentlichkeitsarbeit bzgl. der Angebote und Maßnah‐men
Vierwöchiger Blended‐Learning‐Brückenkurs Mathematik für Frauen
Interdisziplinärer Brückenkurs „Studieren lernen“ für beruflich Qualifizierte
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Umsetzungsblock 2 (Wintersemester 2016/17):
Austausch über Einführungsveranstaltungen der Fachbereiche und Weiterentwicklung der Formate zu fachbezogenen Projektwochen
Einführung von bereits entwickelten Assessmentverfahren zu Fachkompetenzen
Didaktische Ausbildung studentischer Tutorinnen und Tutoren
Erste interdisziplinäre Workshops zu Schlüsselkompetenzen
Durchführung der Mentoring‐Programme MentosF und MentosBQ inkl. der Mentorenausbildung
Umsetzungsblock 3 (Sommersemester 2017):
Sechsmonatiger Blended‐Learning‐Brückenkurs Mathematik bzw. Informatik
Weitere interdisziplinäre Workshops zu Schlüsselkompetenzen
Umsetzungsblock 4 (Semesterferien Sommer 2017):
Summer Camp im Fachbereich Design mit späterer Übertragung auf andere Fachbereiche
Schnupperstudientage im Fachbereich Design mit späterer Übertragung auf andere Fachbereiche
Durchführung fachbezogener Projektwochen in den Fachbereichen
Fachübergreifende Informations‐ und Einführungsangebote für die Studienstartphase
Verantwortlich für die Umsetzung zeichnet die Leitung des FHP‐Kollegs. Sie nimmt auch die verantwort‐liche Funktion der Projektleitung ein. Entsprechend ist sie für die Projektkonzeption, die Planung und die Umsetzungskontrolle verantwortlich. Die Umsetzung erfolgt in Zusammenarbeit mit den Fachbereichen und den zentralen Hochschuleinheiten, Evaluation und Qualitätssicherung werden extern unterstützt.
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10. Schlussbemerkungen Die Einführung und Etablierung des FHP‐Kollegs ist wesentlicher Bestandteil der Studienerfolgsbemü‐hungen der FHP. Vor dem Hintergrund der zunehmenden bildungspolitischen Bedeutung von Studiener‐folg und mit den Vorgaben einer erhöhten Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bil‐dung muss die Studienorientierungs‐ und Studieneingangsphase hochschulseitig zeitgerecht, intensiv und korrekt bearbeitet werden. Hierzu sind moderne, zielgruppenorientierte und bedarfsgerechte An‐gebote zu konzipieren und vorhandene Maßnahmen zu integrieren.
Die zunehmende Qualifikationsheterogenität der Studienanfängerinnen und ‐anfänger, verbunden mit steigender Diversität, erfordert neue Formen der Kompetenzvermittlung, wenn ein Studienerfolg garan‐tiert werden soll. Dies ist nur mit zusätzlichen Angeboten, ergänzend zur curricularen Lehre zu erbrin‐gen. Mit den heutigen Personalressourcen sind diese Aufgaben in Gänze und mit einem systematischen Ansatz durch die FH Potsdam nicht leistbar. Aus diesem Grund können nur punktuelle Einzelmaßnah‐men ohne systemorientierte und strukturelle Abstimmung erbracht werden. Erfolgs‐ und Synergiepotenziale können nur suboptimal ausgeschöpft werden. Eine Förderung des Vorhabens ermög‐licht es der FH Potsdam erstmalig, einen systematischen und ganzheitlichen Ansatz zu etablieren, der sich neben den „normalen“ Studieninteressierten bzw. Studienanfängerinnen und ‐anfängern insbeson‐dere auch beruflich Qualifizierten und sowie Frauen in den Ingenieurwissenschaften umfassend widmet.
Die FH Potsdam wird entsprechende Eigenmittel für die Realisierung des Vorhabens bereitstellen. Ohne zusätzliche Förderung wird der für das FHP‐Kolleg notwendige Gestaltungs‐ und Umstellungsprozess allerdings nicht zu gestalten und durchzuführen sein.