2004 hat der US-Multi Kraft Foods mitTerrabusi das wichtigste Unternehmen desargentinischen Lebensmittelsektors erwor-ben. Seit der Übernahme durch KraftFoods haben sich die Arbeitsbedingungen
massiv verschlechtert. Allein das Profil derbeiden Geschäftsführer spricht für sich:Alberto Pizzi, der CEO, absolvierte unterder brutalen Militärdiktatur Videlas dieMilitärhochschule und brachte es zum Vi-
zeleutnant derKavallerie. 1985ging er in die Pri-vatwirtschaft –d.h. er wechseltezunächst zu Pepsiund dann zuKraft. Sein Stell-vertreter undSprecher des ar-gentinischen Un-ternehmerverbandes ist PedroLopéz Matheu.
"Die Fabrik hat sich inein Gefangenenhausverwandelt. Polizeiüberall, alle haben
Angst"(Aus dem Briefeiner Terrabusi-
Arbeiterin nach dem Polizeiüberfall
vom 25. September)
Entlassungen und Polizeigewalt:Kraft Foods Spuren in ArgentinienSeit Anfang August 2009 tobt in und um das Kraft Foods-Werk inBuenos Aires ein erbitterter Arbeitskampf, der mittlerweile inArgentinien nationale Bedeutung erlangt hat. Der Kampf begannausnahmsweise nicht wegen der Forderung nach höheren Löhnen – esging um nicht mehr und nicht weniger als die Gesundheit und dieWürdeder Beschäftigten imWerk.
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Als Direktor des Medienkonzerns rundum die Tageszeitung „Clarín” war er dafürberüchtigt, jeden Ansatz gewerkschaftli-cher Organisation unter Redakteuren undDruckern brutal im Keim ersticken zu las-sen.Ein Kampf um Menschenwürde
Ausgelöst wurde der Konflikt bei Ex-Ter-rabusi durch das Auftreten eines Falles vonSchweinegrippe. Während die rechte Regie-rung Kirchner am Höhepunkt der H1N1-Pandemie demagogisch einen „Notfalls-plan” präsentiert hatte, der unter anderem(auf dem Papier) bezahlte freie Tage für Be-schäftigte in durch die Krankheit betroffe-nen Betrieben vorsah, spotten diehygienischen Bedingungen im Lebensmit-telwerk (!) von Kraft Foods jeder Beschrei-bung: Bei 3.000 Arbeiterinnen undArbeitern gab es keine einzige Flasche Des-infektionsmittel; auf den Toiletten gibt esweder Seife noch Handtücher. Vor allemwaren die arbeitenden Frauen über die Zu-stände in der werkseigenen Kinderkrippeempört, die um nichts besser waren als imRest des Betriebes.Die Regierung Kirchner - Büttelder US-Botschaft
Auf die Proteste der Beschäftigten rea-gierte das Management mit der Kündigungvon 150 ArbeiterInnen, unter ihnen derkomplette Betriebsrat (Comisión Interna)– ein klarer Verstoß gegen das argentini-sche Arbeitsrecht.
Die ArbeiterInnen reagierten mit einemsofortigen Solidaritätsstreik, Blockaden derwichtigen Autobahn Transamericana undschließlich der Besetzung der Werkskanti-ne. Das Arbeitsministerium setzte das ge-
setzlich vorgeschriebene Schlichtungsver-fahren in Gang, das unter anderem dieWeiterbeschäftigung der Gekündigten biszum Verhandlungsende vorsieht. Als aberam 7. September die entlassenen KollegIn-nen an ihre Arbeitsplätze zurück wollten,wurden sie vom Werksschutz mit Gewaltam Betreten des Firmengeländes gehindert.In weiterer Folge wurde der Streik nichtnur fortgesetzt, gleichzeitig erfasste einebreite Sympathie- und Solidaritätswelle an-dere Fabriken, Universitäten und Schulen.
Am 25. September erfolgte dann einbrutaler Polizeiüberfall auf die ArbeiterIn-nen von Terrabusi: Mit Schlagstöcken, Trä-nengas, Gummigeschossen und berittenerPolizei, die mit Peitschen auf die Beschäf-tigten und ihre UnterstützerInnen losgin-gen, folgten die Regierung CristinaKirchner und Gouverneur Scioli den An-weisungen der – US-Botschaft! Scioli gabzu, dass er in die US-Botschaft zitiert wor-den war, wo ein hartes Durchgreifen zumSchutz amerikanischer Interessen gefordertworden war. Die Regierung Kirchnerschwieg wie ein gemaßregelter Schüler, alsdie US-Botschaft in einem Kommuniquéerklärte, „nicht am Schlichtungsverfahrenteilzunehmen, aber eine dauerhafte Lö-sung” zu wünschen. Offener kann die im-perialistische Einmischung der„demokratischen” Obama-Regierung undihrer Diplomaten kaum mehr ausgespro-chen werden.Gewerkschaftsbürokratenfallen ArbeiterInnen in denRücken
Beschämend auch der neuerliche Knie-fall der regierungsnahen Gewerkschaft
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CGT vor den KapitalistInnen: Ihre FührerMoyano und Daer distanzierten sich vomKampf der KollegInnen bei Kraft und stell-ten sich hinter die „fortschrittliche” pero-nistische Regierung und ihreRepressionsmaßnahmen.
Wir solidarisieren uns hier und heutemit den KollegInnen bei Kraft Foods inBuenos Aires und unterstützen ihre ge-rechtfertigten Forderungen nach
WIEDEREINSTELLUNG ALLER GE-
KÜNDIGTEN ARBEITERINNEN!
ANERKENNUNG DERVON DEN AR-
BEITERINNEN GEWÄHLTENVER-
TRETERINNEN!
SCHLUSS MIT DER GEWALT GE-
GEN DIE BESCHÄFTIGTEN BEI TER-
RABUSI!
Notwendig güt einen Erfolg desArbeitskampfes ist es, dass es den KollegIn-nen und allen ArbeiterInnen, die ihrenKampf unterstützen gelingen wird, die Ge-werkschaftsorganisationen CGT und CTAauch gegen den Willen ihrer korruptenFührer zu einem gemeinsamen nationalenStreik gegen die Arroganz der imperialisti-schen Konzerne und ihrer Marionettenre-gierung Kirchner zusammenzuschmieden.Gleichzeitig wäre es ein wichtiges Si-
gnal, wenn die Gewerkschaft Metall-Tex-til-Nahrung und andere gewerk-schaftliche Organisationen aus Öster-reich ihre Solidarität mit den argentini-schen KollegInnen bekunden würden.
Das Kraft-Foods-Leitbild
umsetzen – durch Solidarität!
„Kraft Cares lautet das weltweiteMotto für gemeinnützige Initiativen,mit denen Kraft Foods in zahlreichenProjekten gesellschaftlicheVerantwortung unter Beweis stellt. AlsMarktführer sehen wir diese klareVerantwortung als positive Kraft in denGemeinden zu wirken, in denen wirleben, arbeiten und unsere Produktevermarkten. Kraft Cares, soll zu einerbesseren und höheren Lebensqualität inunserer Gesellschaft führen, vor allembei denjenigen, die es am meistenbenötigen. In den letzten Jahren hatKraft Cares unterschiedlicheHilfsprojekte weltweit unterstützt undsich als Sponsor bei allgemeinnützigenInitiativen engagiert”, heißt es auf derHomepage von Kraft Foods Österreich.Klingt gut, die Zustände imargentinischen Werk Terrabusi strafendie vollmundigen Erklärungen aberLügen.
Wenn ihr als Beschäftigte von KraftFoods Österreich eure Solidarität zeigenwollt, könnt ihr das durch einenEintrag im Weblog der Kolleginnen vonTerrabus tun:
http://solidaridadconterrabusi.blogspot. com/
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Unsere Zeitung KLASSENKAMPFberichtet über österreichische undinternationale Klassenkämpfe,wirtschaftliche und soziale Fragenund ergreift, ausgehend von derTheorie des revolutionärenMarxismus, Partei für dieAusgebeuteten und Unterdrückten.
Der Marxistische Studienzirkel istein von der Gruppe Klassenkampfangeregter Schulungskreis, in demsich interessierte GenossInnen dietheoretischen Grundlagen für ihrepolitische Arbeit erarbeiten können.
Unsere Zeitung, unsere Strukturen
Eigentümer, Herausgeber,Verleger: Gruppe Klassenkampf. Druck und Herstel lungsort:Wien
KONTAKT:
VERANSTALTUNG MIT GENOSSEN DERCORRIENTE OBRERA REVOLUCIONARIA (Argentinien)
Die Gruppe Klassenkampf veranstaltet in der letzten Oktoberwoche
eine Veranstaltung mit zwei argentinischen GenossInnen der
Revolutionären ArbeiterInnenströmung COR, die unter anderem über
die aktuellen Klassenkämpfe in ihrem Land berichten werden.
Aus organisatorischen Gründen können wir den Termin leider noch
nicht fixieren, werden ihn aber so rasch wie möglich auf unserer
Homepage bekanntgeben:
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