Fortbildungsseminar Gyn Allround 2010 Fortbildungsseminar Gyn Allround 2010
Hurghada Hurghada –– Sheraton Soma Bay Resort / Sheraton Soma Bay Resort / ÄÄgyptengypten
18. 18. –– 25. Februar 2010 25. Februar 2010
Prof. Dr. Herbert KuhlProf. Dr. Herbert Kuhl Zentrum der Frauenheilkunde und GeburtshilfeZentrum der Frauenheilkunde und Geburtshilfe
J.W. Goethe UniversitJ.W. Goethe Universitäät Frankfurt am Maint Frankfurt am Main
Prävention des MammakarzinomsPrävention des Mammakarzinoms„„Lifestyle“-FaktorenLifestyle“-Faktoren
Repräsentative Umfrage bei 1.045 deutschen Frauen (DAK/EMNID 2002)
Frage: Was ist die häufigste Todesursache bei Frauen?
Brustkrebs Herzinfarkt Lungenkrebs AIDS Diabetes
70
60
50
40
30
20
10
0
Ant
wor
ten
der F
raue
n (%
)70% der Frauen halten Brustkrebs für ihr größtes Gesundheitsrisiko
Häufigste Todesursachen bei Frauen im Jahr 2007 in Deutschland
Todesursache Todesfälle
1 chronische ischämische Herzerkrankungen 42.432 (9,5%)
2 Herzinsuffizienz 33.998 (7,8%)
3 akuter Myokardinfarkt 26.593 (6,3%)
4 ischämischer Schlaganfall 17.395 (4,0%)
5 Mammakarzinom 16.780 (3,8%)
Statistisches Bundesamt 2009
Mammakarzinom
• Über 57.000 Frauen erkranken und 17.000 Frauen sterben pro Jahr an Brustkrebs in Deutschland.
• Häufigster maligner Tumor bei Frauen (28%)
• Zum Zeitpunkt der Menopause haben 40% aller Frauen okkulte Mammakarzinome.
• Bei einer Lebenserwartung von 80 Jahren wird bei 10-12% aller Frauen im Laufe ihres Lebens ein Mammakarzinom diagnostiziert.
Nielsen et al. : Br. J. Cancer 1987 Studie mit 110 gerichtsmedizinischen Autopsien: Brustkrebs und Atypien in Frauen mittleren Alters
Altersgruppe (Jahre)
Gesamtzahl der Frauen (n = 110)
Zahl der Frauen mit Brustkrebs (n = 22)
Zahl der Frauen mit atypischen Läsionen (n = 8)
20-29 23 0 1
30-39 36 3 (8%) 2
40-49 33 13 (39%) 4
50-54 18 6 (33%) 1
Modifizierbare Lebensstil-Risikofaktoren für die Entwicklung des Mammakarzinoms
Risikofaktor Relatives Risiko
Serum-Insulin niedrig vs. hoch 1 : 2,9 (+190%)
Körpergewicht normal vs. Adipositas 1 : 2,5 (+150%)
Serum-Lipide normal vs. erhöht 1 : 1,6 (+60%)
Alkoholkonsum kein vs. ≥ 20 g täglich 1 : 1,3 (+30%)
Rauchen nie vs. 10 Zigaretten täglich 1 : 1,3 (+30%)
körperliche Aktivität aktiv vs. inaktiv 1 : 1,2 (+20%)
Lässt sich das Brustkrebsrisiko durch Änderung der Lebensweise (“Lifestyle“) reduzieren?
• Ernährung• Fett und Fettsäuren• Kohlenhydrate• Obst und Gemüse• Ballaststoffe• Vitamine• Spurenelemente• Alkohol
• Rauchen• Kaffee und Tee• Medikamente• Körpergewicht• Gewichtsänderung• Kalorienrestriktion• Körperliche Aktivität• Metformin
Ernährung und Brustkrebsrisiko
• Die Ergebnisse epidemiologischer Studien zum Einfluss der Ernährung auf das Erkrankungsrisiko sind wegen der methodischen Probleme meist sehr inkonsistent (Befragung zur Nahrung über einen längeren Zeitraum in der Vergangenheit).
• Die typische westliche Ernährungsweise erhöht das Brustkrebsrisiko. (Cui et al. 2007; Murtaugh et al. 2008; Schulz et al. 2008)
• Die fettarme asiatische Ernährung (Gemüse, Obst, Fisch, Sojaprodukte) senkt das Brustkrebsrisiko. (Hirose et al. 2007)
• Die meisten Studien fanden ein erhöhtes Risiko bei hoher Kalorienaufnahme. (Silvera et al. 2006; Pan & Des Meules 2009)
Fett und Fettsäuren
• Fall-Kontroll-Studien• Der Anteil an Fett bzw. gesättigtem Fett in der Nahrung korreliert mit
dem Brustkrebsrisiko (Michels et al. 2007 Review)
• Kohortenstudien• Kein signifikanter Zusammenhang zwischen Fettkonsum und
Brustkrebsrisiko (Michels et al. 2007 Review; Lof & Weiderpass 2009 Review)
• Mehrfach ungesättigte Fettsäuren: inkonsistente Ergebnisse.• Omega-3-PUFA protektiv, Omega-6-PUFA ungünstig?• Kein Einfluss der ungesättigten Fettsäuren insgesamt, jedoch
Einfluss der Herkunft der PUFA (z.B. Obst, Gemüse, Nüsse) (Thiebaut et al. 2009 E3N)
Kohlenhydrate
• Fall-Kontroll- und Kohorten-Studien:• Nahrungsmittel mit dem höchsten glykämischen Index und
der höchsten glykämischen Belastung steigern das Brustkrebsrisiko um 10-30%.
• (Augustin et al. 2001; Sieri et al. 2007; Barclay et al. 2008; Gnagnarella et al. 2008)
• Postmenopausale Frauen mit Übergewicht/Adipositas:• Frauen mit dem höchsten glykämischen Index der Nahrung,
der höchsten Kohlenhydrataufnahme und dem größten Hüftumfang (höchste Quartile) haben ein um 30-40% erhöhtes Brustkrebsrisiko (Lajous et al. 2008).
Obst und Gemüse
• Prospektive Kohorten-Studien:• Gepoolte Analyse mit 350.00 Frauen ergab keinen Einfluss
von Obst und Gemüse auf das Brustkrebsrisiko (Michels et al. 2007 Review).
• Auch eine neue prospektive Studie mit 185.000 Frauen fand keinen Einfluss (van Gils et al. 2008).
• Grapefruitsaft erhöht den Serumspiegel des endogenen Estradiols bei postmenopausalen Frauen: Zunahme des Brustkrebsrisikos um 30% (Lajous et al. 2008).
Ballaststoffe
• Inkonsistente Daten bei Gesamt-Ballaststoffen:• Fall-Kontroll-Studien: Protektiver Effekt• Kohorten-Studien: kein oder nur geringer Effekt • (Potischman et al. 1999; Lof & Weiderpass 2009)
• Kohorten-Studien:• Höchste Aufnahme von Ballaststoffen aus
Getreideprodukten reduziert Brustkrebsrisiko um 24-50% • (Sonestedt et al. 2008; Cade et al. 2007).
• Nurses‘ Health Study:• Hohe Aufnahme in der Adoleszenz reduziert das
Brustkrebsrisiko im Erwachsenenalter. • (Baer et al. 2003; Frazier et al. 2003)
Vegetarische Ernährung
• Bei Vegetarierinnen ist die Inzidenz von Karzinomen um 20% reduziert.
• Frauen, die Fisch essen, haben ein geringeres allgemeines Krebsrisiko als reine Vegetarierinnen.
• Brustkrebsrisiko: Kein signifikanter Unterschied zwischen:• Vegetarierinnen• Vegetarierinnen, die auch Fisch essen• Frauen, die auch Fleisch konsumieren• (Key et al. 2009)
Schützt eine Vitamin-Supplementierung vor Brustkrebs?
Vitamin = vitale Amine (1912)
Etwa die Hälfte der erwachsenen Amerikaner nimmt Vitamine ein, etwa ein Drittel Multivitamin-Präparate.Zwei Drittel aller Amerikaner nehmen Nahrungsmittel
und Getränke zu sich, denen Vitamine zugesetzt wurden.
Multivitamin-Präparate und Brustkrebsrisiko
(Präparate enthalten meist 13 Vitamine und 16 Mineralien)(häufig viel zu hoch dosiert)
• Women‘s Health Study mit 38.000 peri- und postmenopausalen Frauen aus dem Gesundheitswesen. Fragebogen über Vitamine nur bei Studienbeginn. 10 Jahre prospektive Erfassung von Karzinomdiagnosen.
• RCTs und Observations-Studie der WHI mit insgesamt 162.000 postmenopausalen Frauen (Follow-up über 8 Jahre).
• Fragebögen jährlich über Vitamin-Supplementierung und Erkrankungen.
• Kein Einfluss der Multivitamin-Supplementierung auf das Krebsrisiko und die Gesamt-Mortalität bzw. Mortalität wegen Krebs oder koronarer Herzerkrankungen.
• Protektiver Effekt der Multivitamin-Präparate bei Frauen, die regelmäßig Alkohol trinken.
Neuhouser et al. 2009Einfluss von Multivitamin-Präparaten auf das Karzinomrisiko
(RCTs und OS der WHI mit insgesamt 162.000 postmenopausalen Frauen)
Karzinom Multivitamin-Präparate
Vitamine ohne Mineralien
Vitamine mit Mineralien
rel. Risiko Rel. Risiko Rel. Risiko
Mammakarzinom 0,98 1,05 0,97
Kolorektales Karzinom 0,99 1,05 0,98
Endometriumkarzinom 1,05 0,99 1,04
Ovarialkarzinom 1,07 1,06 1,04Nierenkrebs 1,13 0,90 1,17
Blasenkrebs 0,83 0,84 0,82
Magenkrebs 0,96 0,33 (n=1) 1,00
Lungenkrebs 1,00 1,19 0,97
NIH-Konferenz 2006 Risiken der Vitamin-Supplementierung
• Zunahme des Lungenkrebs-Risikos bei Rauchern und bei Asbestarbeitern durch die Behandlung mit -Carotin.
• Zunahme des Speiseröhrenkrebs-Risikos durch die Behandlung mit -Carotin, Vitamin E und Selen.
• Zunahme der Gesamt-Mortalität durch -Carotin.• Zunahme des Risikos von Blasen- und Schilddrüsenkarzinom
durch -Carotin. • Zunahme des Prostatakarzinom-Risikos durch die Behandlung
mit Multivitamin-Präparaten.• Zunahme der Inzidenz von Nierensteinen durch die Behandlung
mit Kalzium und Vitamin D.
Antioxidanzien
Endogene Antioxidanzien Exogene Antioxidanzien
Glutathion Vitamin E (-Tocopherol)
Harnsäure Vitamin C (Ascorbinsäure)
Bilirubin Vitamin A (-Carotin)
Ubichinole Estrogene
Estrogene Polyphenole (Flavonoide)
Bei vielen endogenen und exogenen (z.B. Rauchen) Reaktionen entstehenhoch reaktive Sauerstoffradikale, die zahlreiche organische Makromoleküle(Kohlenhydrate, Proteine, Lipide) angreifen und dadurch Karzinogene gene-rieren. Diese reaktiven Stoffwechselprodukte können die DNS schädigenund Mutationen verursachen. Der Organismus besitzt zahlreiche Abwehrmechanismen: Antioxidanzien,Katalase (Häm/Eisen), Superoxid-Dismutase (Kupfer/Zink, Mangan, Eisen),Glutathion-Peroxidase (Selen), welche freie Radikale neutralisieren.
Antioxidanzien und BrustkrebsrisikoAufnahme mit der Nahrung und durch Supplementierung
• WHI-Studie mit 85.000 postmenopausalen Frauen über 7,6 Jahre: widersprüchliche Resultate für - und-Carotin. Kein Effekt von Vitamin E und Vitamin C.
• Mehrere Fall-Kontroll-Studien: kein Effekt von - und-Carotin, Vitamin C, Vitamin E, Retinol und anderen.
• 20% Reduktion bei hoher Aufnahme von - und -Carotin nur für prämenopausale Frauen.
• Kein Einfluss von Selen und anderen Spurenelementen.
• Spurenelemente im Gewebe von benignen Mastopathien: Risikozunahme bei hohem Zink, Eisen, Kalzium. Kein Effekt von Selen.
Lipman et al. 2009
Risiko anderer Karzinome
• Randomisierte placebokontrollierte Doppelblind-Studie mit 35.000 Männern (> 50 Jahre) über 5,5 Jahre:
• Kein Effekt auf das Prostatakarzinomrisiko:• Selen (RR = 1,13), • Vitamin E (RR = 1,04)• Vitamin E + Selen (RR = 1,05). • Kein Effekt auf die Mortalität und das Risiko von
Kolorektalkarzinom, Lungenkrebs und anderen Karzinomen.
Folsäure, Vitamin B und Brustkrebsrisiko
• Mehrzahl der prospektiven Studien: kein Einfluss der Aufnahme von Folat (Nahrung und Supplementierung)
• Reduktion des Risikos nur bei hohen Folat-Dosen über einen langen Zeitraum.
• Nurses‘ Health Study: widersprüchliche Ergebnisse.• Reduktion des Risikos nur bei postmenopausalen Frauen
mit hohen Vitamin B6-Spiegeln.• Regelmäßiger Alkoholkonsum: Bedarf an Folsäure und
Vitamin B6 ist erhöht. Reduktion des Brustkrebsrisikos durch Supplementierung von Folsäure und Vitamin B6.
%
100
98
96
94
92
90
Kar
zino
m-fr
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Übe
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n
Kalzium + Vitamin D
Kalzium
Placebo
0 1 2 3 4
Behandlungsdauer (Jahre)
Lappe et al. 2007Einfluss einer Behandlung mit Kalzium oder Kalzium + Vitamin D auf das karzinomfreie Überleben von postmenopausalen Frauen
täglich 1.450 mg Kalzium mit oder ohne 1.100 IE Vitamin D3
1,0
0,9
0,8
0,7
0,6
0,5
0,4
0,3
0,2
0,1
Rel
ativ
es M
amm
akar
zino
mris
iko
0 10 20 30 40Serumkonzentration von 25-Hydroxyvitamin D (ng/ml)
Garland et al. 2009Zusammenhang zwischen dem Mammakarzinomrisikound der Serumkonzentration des 25-Hydroxyvitamin D
Vitamin D / Kalzium und Brustkrebsrisiko
• Vitamin D wird in der Haut unter dem Einfluss von UV-Licht gebildet. Umwandlung zu 25OHD in der Leber und Aktivierung zu 1,25(OH)2D (Calcitriol) in der Niere.
• Risiko eines Vitamin D-Mangels ist erhöht im höheren Alter, bei Adipositas, Diabetes mellitus, Raucherinnen und geringer UV-Licht-Exposition.
• Vitamin D hemmt die estrogeninduzierte Proliferation und verstärkt die Differenzierung von Brustkrebszellen, hemmt die Angiogenese und stimuliert die Apoptose.
• Vitamin D und Kalzium reduzieren dosisabhängig das Brustkrebsrisiko.
• Täglich 2.000 IE Vitamin D führt zu 25OHD-Spiegel von 40-60 ng/ml.
20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75Alter (Jahre)
14
12
10
8
6
4
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Bru
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6 Drinks/Tag
4 Drinks/Tag
2 Drinks/Tag
kein Alkohol
Collaborative Group on Hormonal Factors in Breast Cancer 2002Einfluss von Alkohol und Alter auf die Brustkrebs-Inzidenz
Alkohol und Brustkrebsrisiko
• Alkoholkonsum erhöht dosisabhängig das Brustkrebsrisiko.• Pro 10 g Alkoholkonsum täglich steigt das Risiko um etwa
10% an.• Je früher mit dem Alkoholkonsum begonnen wird, umso
höher ist das spätere Risiko.• Im Vergleich zu abstinenten Frauen steigt das relative
Risiko um 40%, wenn der höchste Alkoholkonsum im Alter ≥ 30 Jahren erfolgt. Bei einem Maximum des Alkoholkonsums in jüngeren Jahren steigt das Risiko um 160%.
• Die Hormonsubstitution verdoppelt das Alkohol-induzierte Risiko.
Andere Genussmittel und Brustkrebsrisiko
• Aktives und passives Rauchen verdoppelt das Risiko bei prämenopausalen Frauen, vor allem bei frühem Beginn und bei Nulliparae.
• Hoher Kaffeekonsum reduziert das Risiko, auch bei Trägerinnen der BRCA-1- und BRCA-2-Mutation.
• Inkonsistente Datenlage für grünen Tee. Bei Frauen mit niedrigen Folatspiegeln reduziert hoher Teekonsum das Risiko.
Robert-Koch-Institut 2003Anteil der Frauen mit Übergewicht oder
Adipositas in Deutschland
Altersgruppe Übergewicht (BMI 25-29,9 kg/m2)
Adipositas (BMI ≥30 kg/m2)
40-49 Jahre 29,7% 21,7%
50-59 Jahre 38,1% 26,2%
60-69 Jahre 42,0% 35,5%
70-79 Jahre 44,7% 31,1%
Körpergewicht und Brustkrebsrisiko
• Geburtsgewicht von > 4000 g erhöht das spätere Brustkrebsrisiko.
• Unterernährung während der Kindheit oder Pubertät reduziert das spätere Risiko. Bei Anorexia nervosa 50% Risikoreduktion.
• Hohe Fettmasse in der Kindheit und Adoleszenz reduziert Brustkrebsrisiko in der Prämenopause.
• In der Prämenopause ist das Brustkrebsrisiko umso geringer, je höher der BMI ist (Anovulation?).
• In der Postmenopause ist das Brustkrebsrisiko umso höher, je höher der BMI ist. Eine HRT verhindert den Risikoanstieg.
Lahmann et al. : Int. J. Cancer 2003Adipositas und Brustkrebsrisiko
(prospektive Kohortenstudie, 5,7 Jahre, multivariat adjustiert)
% Körperfett Relatives Risiko
< 27.0 1.00
27.0 - 29.9 1.94 [+ 94%]
30.0 - 32.9 2.57 [+ 157%]
33.0 - 36.0 2.29 [+ 129%]
> 36.0 3.41 [+ 241%]
Gewichtsveränderung und Brustkrebsrisiko
• Die Zunahme des Körpergewichts im Erwachsenenalter korreliert mit dem postmenopausalen Brustkrebsrisiko, insbesondere bei Frauen ohne Hormontherapie.
• Eine Hormonsubstitution verhindert den Anstieg des Risikos.
• Eine Reduktion des Körpergewichts vor oder nach der Menopause führt zu einer Reduktion des Brustkrebsrisikos in der Postmenopause.
• Bei Adipositas sind die Prognosefaktoren Mortalität und Rezidivrate erhöht.
Prävention des Mammakarzinoms mit Medikamenten (I)
• Biguanide: Metformin reduziert bei Frauen mit Diabetes mellitus Typ 2 das Risiko von Brustkrebs und anderen Karzinomen.
• Thiazolidindione: Rosiglitazon erhöht die Insulinsensitivtät und den Serumspiegel von Adiponectin, reduziert Leptin.
• Bisphosphonate: 2 kleine Studien fanden mit Aldendronat und Etidronat eine Reduktion des Risikos des invasiven Mammakarzinoms um 30%. Jedoch Zunahme des Risikos von duktalen Carcinoma in situ.
• Statine: kein Einfluss einer kurzfristigen Therapie auf das Risiko. Simvastatin, Lovastatin und Fluvastatin scheinen die Prognose bei Brustkrebs-Patientinnen zu verbessern.
Prävention des Mammakarzinoms mit Medikamenten (II)
• Fibrate: Besserung der Insulinsensitivität. Keine Studien.• Antibiotika: Häufige Therapie erhöht das Brustkrebsrisiko
(Indikator für geschwächtes Immunsystem?).• Aspirin: Kohorten- und Fall-Kontroll-Studien fanden eine
Reduktion des Risikos um 20%. Eine RCT beobachtete keinen Effekt.
• Antidepressiva: inkonsistente Ergebnisse, vermutlich kein Effekt auf das Brustkrebsrisiko.
• Antihypertensiva: kein Effekt auf das Risiko.
Goodwin et al. 2008Metformin bei Brustkrebspatientinnen mit Hyperinsulinämie
6 Monate täglich 3x500 mg Metformin bei 22 Frauen (mittleres Alter 51 Jahre) mit frühem Brustkrebs (T1-4 N0-2 M0) und Insulinspiegel > 45 pmol/L
Parameter vorher 6 Monate Änderung
BMI (kg/m2) 28,1 ± 4,7 27,4 ± 4,3 - 2,5 %
Insulin (pmol/L) 70,7 ± 30,2
54,9 ± 30,0 - 22,4%
Glukose (mmol/L) 5,05 ± 0,44 4,93 ± 0,57 - 2,3%
HOMA 2,24 ± 1,07 1,67 ± 1,00 - 25,6%
Triglyceride (mmol/L) 1,72 ± 1,00 1,57 ± 0,76 - 9,1%
HDL-Cholesterin (mmol/L) 1,65 ± 0,55 1,69 ± 0,49 + 2,8%
LDL-Cholesterin (mmol/L) 2,86 ± 0,86 2,60 ± 0,63 - 9,1%
Leptin 29,2 ± 11,9 26,3 ± 13,0 -10,1%
Eine Hyperinsulinämie erhöht das Brustkrebsrisiko
Bowker et al. 2006Einfluss einer Therapie des Diabetes mellitus Typ 2
auf die krebsbezogene Mortalitätkanadische Kohortenstudie
Therapie n Todesfälle Mortalität /1000/Jahr
HR (95% CI)
Metformin 6.969 245 (3,5%) 6,3 1,0 (Ref.)
Sulfonylharnstoff 3.340 162 (4,9%) 9,7 1,3 (1,1-1,6)
ohne Insulin 8.866 323 (3,6%) 6,8 1,0 (Ref.)
mit Insulin 1.443 84 (5,8%) 9,9 1,9 (1,5-2,4)
Metformin steigert die Insulinsensitivität und reduziert den Insulinspiegel,Sulfonylharnstoffe erhöhen die Insulinsekretion und erhöhen den Insulinspiegel.
Alter (Tage) Alter (Tage)
% Zahl der Mäuse mit Mammatumoren % Zahl der überlebenden Mäuse
Kontrolle
PhenforminKontrolle
Phenformin
Anisimov et al. 2003
Hemmung spontaner Tumorbildung durch Antidiabetika
Anti-aging-Wirkung und Tumorprotektion durch Biguanide bei C3H/Sn-Mäusen
Körperliche Aktivität und Brustkrebsrisiko
• Eine moderate bis intensive körperliche Aktivität über 3 - 5 Stunden pro Woche reduziert das Risiko in der Postmenopause um 20-40% und in der Prämenopause um 15-20%.
• Inaktivität erhöht das Brustkrebsrisiko um 30%.• Jede zusätzliche Stunde regelmäßiger körperlicher Aktivität
reduziert das Risiko um 6%.• Verschiebung der Brustkrebsdiagnose bei Frauen mit
BRCA1- und BRCA2-Mutation, wenn in der Adoleszenz Sport getrieben wurde.
• Bei Brustkrebs-Patientinnen verbessert körperliche Aktivität die Prognose.
Chlebowski et al. 2004BMI, körperliche Aktivität und Insulin
WHI-Observationsstudie mit 3000 postmenopausale Frauen Parameter Insulin (µE/ml)Body Mass Index < 25 8,10 ± 4,14 (kg/m2) 25 – 29 kg/m2 10,40 ± 6,93 > 30 kg/m2 14,45 ± 7,49Körperliche Aktivität 0 13,03 ± 9,90 (kcal/kg/Woche) 3,75 – 8,75 11,33 ± 6,64 > 17,5 9,48 ± 5,31Kalorienaufnahme < 1100 10,62 ± 6,00 (kcal/Tag) 1426 – 1712 10,79 ± 5,91 > 2204 12,49 ± 9,55
Chlebowski et al. 2004Körperliche Aktivität und Brustkrebsrisiko
(WHI-Querschnittsstudie mit 3000 Frauen)
Quintilen der körperlichen Aktivität(kcal/kg pro Woche)
Quintilen der Kalorienaufnahme (kcal/Tag) < 1.100 1.101 –
1.426 1.427 – 1.712
1.713 – 2.204
≥ 2.05
Insulin (µE/ml)
Insulin (µE/ml)
Insulin (µE/ml)
Insulin (µE/ml)
Insulin (µE/ml)
0 11,66 12,70 12,82 12,94 15,08 0 – 3,75 11,30 11,82 12,10 11,79 12,603,76 – 8,75 11,23 10,68 10,59 11,92 12,228,76 – 17,5 10,14 10,58 10,00 9,78 12,24 > 17,5 8,74 10,03 8,81 10,12 9,70
„Life-style“-Faktoren und Brustkrebsrisiko
• Erhöhtes Brustkrebs-Risiko wegen• • Übermäßige Kalorienaufnahme• Über- und Fehlernährung• reduzierte körperliche Aktivität• Übergewicht und Adipositas• Alkoholkonsum• Rauchen
Primäre Prävention des Mammakarzinoms
• Erhaltung des Normalgewichts oder leichten Übergewichts• Reduktion eines erhöhten Taillenumfangs• Vermeidung übermäßiger Kalorienzufuhr• Hohe glykämische Belastung vermeiden• Vermeidung oder Korrektur einer Insulinresistenz• Steigerung der körperlichen Aktivität (3-5 Stunden / Woche)• Reduktion des Alkoholkonsums• Nicht rauchen• Bei niedrigem Vitamin D- und Kalzium-Spiegel Ausgleich
durch gezielte Supplementierung• Bei niedrigem Folat- und Vitamin B6-Spiegel (z.B. bei
hohem Alkoholkonsum) gezielte Supplementierung