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7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
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GASSCHUTZ UND LUFTSCHUTZ
IJ l l l l l l ll l l ll l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l ll U I I II I I I I I II I I I II II I I
8 JAHRGANG NR.7 8 183- 214 JULI 1938
Grundsätzliche etrachtungen zur Durch-
führung
es
Werkluftschutzes
A
Gi
e sIe r
t Oberregierungsrat
im Reichsluftfahdministerium
Durch
die
Erste Durchführungsverordnung
zum
Luftschutzg
etz
ist der
seit
Jahren bewährte
Grundsatz,
wonach der
Werkluftschutz
als
e l b s t ~
verwaltung
von der
Industrie durchgeführt
wird,
gesetzlich
verankert worden.
Dic
Verpflichtung
derer, die
bisher mehr oder
weniger freiwillig
auf
diesem
Gebiet
gearbeitet hatten,
wurd damit
vor
Volk und Staat
auch gesetzlich klargestellt. Es
wäre
daher
müßig
,
etwa
jetzt
noch die
Gründe
zu
untersuchen,
die diese Regelung
rechtfertigten.
Wesentlich erscheinen jedoch
zwei Feststellungen:
1 der Werkluftschutz i t einer der we e n t l i c h
sten Be tandteile des zivilen Luftschutzes;
2 Cr ist nichts anderes als ein gut organisierter
e I b s t sc h u t z der B e t r i e b e.
Aus diesen beiden
Erkenntnissen
ergibt sich die
.otwendigkeit, den Werkluftschutz
nach
stimmten Richtlinien des Reichsministers der L u f t ~
fahrt
und Oberbefehlshabers
der Luftwaffe durch
die
Industrie
selbst durchführen zu lassen.
H i e r ~
. mit ind die Verantwortlichkeiten der mit der
DurchführuneJ des
Werkluftsohutzes
betrauten
StelIen dem<> Reichsminister der Luftfahrt und
Oberbefehlshaber
der Luftwaffe gegenüber bereits
gekennzeichnet.
Dic Frage der
Zuständigkeit innerhalb der W i r t ~
schaftsorganisation der
Industrie
kann ~ i e r
a u ~ e r
~ c h t gelassen
werden. ie
ist durch
die . p e r s o n
liche
nterstellung
·der Leiter der B e r e l ~ h s v e ~ ~
trauens teilen
unter
die Leiter der I n d u s t r I e a b t e l ~
g e n
gek lä rt. armt bleibt ledigl.ich ü b r ~ g ~ u r z
die Frage der V e r a n t w 0 r t
I I
c h e I t n
n e rh
a lb des
e in z e in e n B e t r i e b e s zu
erörtern.
Geht man hier von dem G r u n d g e d a n ~
ken Werk luft chutz ist Selbstschutz der
B ~ ~
e b e
aus,
so gewinnt
man
bei allen Fragen. die
die Durchführung der erwähnten
Maßnahmen
b e ~
t.reffen, auch die richtige Einstellung. V e r a ~ t w o ~ t ~
hch für den Schutz eines Werkes gegen die W H ~
kungen von Luftangriffen derart, daß Gefolgschaft
und Produk tion den denkba r geringsten S c h a d ~ i 1
erleidcn, kann nur ,der Be t r i e b s f ü h r e r sem.
Er ist der verantwortliche Leiter seines Betriebes.
E:r allein vermag die Bedeutung seines W ~ r k e s . an
Sich und vor allem für
R ü s t u n
g s ~
und
K n e g s w l r t ~
Schaft zu beurteilen. Aus seiner ständigen engen
FÜhlungnahme mit den für die Wirtschaft im F r i e
den und im Kriege verantwortlichen Beh.örden e.p
~ v a c h s e n ihm die Kenntnisse und das Wissen, die
ihn
mit der hohen Verantwortung
für die
Führung
seines Betriebes zu allen Zeiten gegenüber olk
und Reich auszeichnen. Der Betrieb führer
hat
demnach der erste Werkluftschutzbeflissene s e i ~
nes Betriebes zu sein . D er mstand, daß von ihm
mit der Leitung und Durchführun
g
dieser w i c h t i ~
gen
Maßnahmen
ein
besond
e
rer W e r
k I u
f
t
s c
hu t
z l e i te r
beauftragt wird, ändert
an d i e ~
ser Verantwortung
nichts.
Hieraus
ergibt
sich
aber
die
Grundlage
für die
Zusammenarbeit z w i ~
schen Betriebsführer
und
Werkluftschutzleiter.
. De.r
W e r k l u f t s c ~ u t z l e i t e r , der
seine Aufgabe
richtig
erkennt,
WIrd zunächst die
otwendigkeit
des Anschlusses des
Betriebes
an den L u f t
sc hu t
z
war
n
die
n
stüberprüfen. ofern
sich
die e
otwendigkeit
ergibt,
ist
es
Aufgabe
des
Betriebsführer
,
~ u f Grund
der
Darlegungen
des
Werkluftschutzleiters und
seiner
Kenntnis
e
über
die. Aufgaben des Betriebes im Kriege einem
d e r ~
artigen Vorschlag
durch Antrag
an die
z u s t ä n
dige W erkluftschutzdienststelle
stattzugeben oder
nicht. Die e
hat
für die
Weiter
eJ
abc
an die
t s c h e i ~
dende
~ i e n s t s t e l l e
der
Luftwaffe zu sorgen. a
turg
maß setzen
derartige Entscheidungen beim
Betriebsführer die
Kenntnis
des L u f t s c h u t z w a r n ~
dienstes voraus. kuch aus
einem
anderen
Grunde
muß er diese besitzen. ur, wenn
er
weiß, wie der
Luftschutzwarndienst
arbeitet, wird
er z
ß. im
Ernstfalle auf die
entsprechenden
Meldungen s e i ~
ncs
\\'erkluftschutzleiters
hin
den
folgenschweren
Entschluß
zur
Wiederaufnahme
der
Arbeit
fassen
können.
Augenfälliger noch wird die Bedeutung der
Z u ~
sammenarbeit der bei den genannten P e r s ö n l i c h ~
keiten auf bau I i ch e n G e b i e te n des Werb
luftschutzes. \Vo es hier an dem verständnisvollen
Zusar:tme.nwirken fehlt, entstehen S c h w i e r i g k e i ~
ten, die
nicht
s ~ l t e n Gegenstand langwieriger e r ~
handlungen mJt den zuständigen Behörden zur
Folge haben, wie denn überhaupt überall da wo
e an dieser Zusammenarbeit fehlt, a c h t e i l ~ für
die Durchführung des Werkluftschutzes und d a ~
mit letzten Endes für Gefolgschaft und Produktion
entstehen.
Der Werkluftschutzleiter
hat
der
erste
Berater
de Betrieb führers in allen Fragen des W e r k ~
luftschutzes zu sein. Zu diesem Zwecke muß er
da ihm
anvertraute Gebiet
beherr chen. Dies
schöpft sich nicht etwa in der Kenntnis der b e ~
stehenden Vorschriften; er muß darüber hinaus
wissen, wie er diese zum
Nutzen
eines Werkes
und
zum
Wohle
der
Gesamtheit anwendet.
Als besonders
wichtig
ist
die
us
b i I
d u n
C1
d e r e r f o r d e r l i c h e n i n s a t z k r ä f t ~
anzusehen.
Darüber hinaus aber muß
cs das B e ~
mühen jedes Werkluftschutzleiter
sein, d ie
ge
sam te
G e f 0 I g
sc h a f t mit
dem
Wesen
deS
Werkluftschutzes
vertraut
zu
machen. Hierbei
pielt der bereits
erwähnte Grundgedanke daß
di
Werkluft chutzmaßnahmen
letzten
Endes
nichts
and
re
, ind als vorbeugende
Maßnahmen
für den
Selbstschutz des Werkes und seiner G e ~
folg chaft, eine wichtige Rolle. Die geistige
Ein.
ste
llung
der ganzen
Gefolg
ehaft
zu -den
Fragen
83
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des
Werkluftschutzes kann dem Werkluftschutz;
leiter seine
Aufgabe
sehr erschweren, bei richtiger
Aufklärungsarbeit
jedoch außerordent lich erlcich;
terno Hier eröffnet
sich dem
Werkluftschutzleiter
eine ebenso wichtige wie
dankbare
Tätigkeit,
vor
allem auch deshalb, weil die Segnungen dieser
beit nicht
nur dem
eigenen Werk, sondern
dar.
über hinaus auch der Allgemeinheit zugute kom .
men .
Am sinnfälligsten zeigt
sich
dies bei
Betrach.
tun
g
der
für
den
Werkluftschutz
wichtigen
Fragen
des
S c h 'i c h t w e c h s e i s. Eine
werkluftschutz.
mäßig gut erzogene
Gefolgschaft wird
sich auch
bei einem Luftangriff, der gerade zur Zeit des
Schichtwechsels
stattfindet, innerhalb und au .
ß e r
ha i
b ·
des
Werkes
zweckentsprechend
zu
verhalten
wissen. Welch
unabsehbare
Folgen an.
dernfalls eintreten können, braucht hier
nur
er .
wähnt zu werden.
Dieser kurze
Hinweis
auf
den Schichtwechsel
lenkt die Aufmerksamkeit auf Werkluftschutz.
maßnahmen innerihalb der einzelnen Schichten
und während
des
Schichtwechsels an sich. Werb
luftschutzmaßnahm
en
während
der einze
lnen
Schichten sind unbedingt notwendig.
Dement.
sprechend
müssen organisatorische
und
perso.
nelle
Maßnahmen getroffen
werden.
Inwieweit
sie
in allen Schichten gleich sein müssen,
hängt
von
der
Gestaltung des
Betriebes innerhalb der einzel.
nen Schichten ab.
In jedem
Falle muß dafür ge.
sorgt werden, daß - Igleichgültig, ob zur Tages ,
oder
Nachtzeit - ein ausreichender Schutz vo r '
handen Hierdurch können sich auf personei ,
lern
GebIet
Folgerungen ergeben, die im Hinblick
auf die Einteilung
des
Personals an sich rechb
zeitig zu berücksichtigen sind.
Die
Sicherstelluno
a u ~ r e i c h e n d e r Luftschutzmaßnahmen in jeder A l ~
beltsschlcht
erfordert
vom Betriebsführer
und
Werkluftschutzleiter
ein
sehr
eingehendes Vertie ·
fen
in
die voraussichtlichen Aufgaben des Betrie.
bes während .des Krieges.
Unterlassungen
auf die.
sem Gebiet
können
nicht nur für das Werk son.
d.ern auch für unmittelbare U m g e b u ~ g zu
emer außerordentlIchen Gefahr werden. Dieses
letztere trifft auch dann zu, wenn den Werkluft.
schutzmaßnahmen w ä r en d des Schiehtwech.
sels nicht genügend Beachtung geschenkt wird.
Welche
Gesichtspunkte bei Festlegung
dieser
Maßnahmen von Wichtigkeit sind, mag folgende
Zusammenstellung an,deuten:
Zeit
des
cruchtwechsels;
gleichzeitiger
Schichtwechsel
bei
benachbarten
Werk
en;
zahlenmäßige
Angaben
über verlassende
und
kommende
Gefolgschaft;
hauptsächliche Richtung und
Verkehrsweoe
.des Schichtwechsels
Z u s a m m e n b a I l u n g e T ~ ) ;
Slcherstellung ·der jederzeitigen Verfüg barkeit
a u s ~ e
i c h e n l d e r
Kräfte
(Einsatzgruppe) ;
AuswIrkung der
vorstehenden Maßnahmen
auf ,
den Gang
des Betriebes.
Die eingehende
Bearbeitung der erwähnten Ge,
sichtspunkte
kann
zu
Maßnahmen
Veranlassung
geben, die
nicht
nur
das
einzelne
Werk, sondern
häufig ·die im gleichen Bezirk liegenden
Industrie
;
betrie.be
und
darüber hinaus auch
Polizei
und
Verkehrsdienststellen (Eisenbahn)
angehen.
Hi
er
zeigt sich die
otwendigkeit
engster
verständnis
.
voller
Zusammenarbeit
des
Werkluftschutzleiters
mit
,den
genannten
Dienststellen
und den benach
.
barten
Betrieben,
um
gemeinsam
eine alle bedro .
hende
Gefahr abzuwenden.
84
über 'me
Frage
der na c h bar I i ch e n H i I f e
ist und
wird
viel gestritten. Es se ien daher von
den verschiedenen Auffassungen einige hier kurz
erörtert. Der
Gedanke,
über die eigenen Werks.
grenzen hinaus im Bedarfsfalle benachbarten Wer.
ken
zu helfen, ist richtig, jedoch muß man sich
davor
hüten, hieraus
etwa
die Berechtigung zu
einer
besonderen Organisation herzuleiten. Dies
würde
aber der Fall se in, wenn Z.
B
,die in einem
bestimmten Bezirk liegenden Industriebetriebe zu
besonderen Industriegruppen zusammengcfaßt
würden, innerhalb deren dann einheitliche BefehLs.
geb ungen und einheitlicher Einsatz der
Kräfte er.
folgen würden. So bestechend dieser Gedanke auf
den ersten Blick auch sein mag, bei näherer Prü.
fung
stellen
sich jedoch
Mängel
heraus, die dem
schnellen und reibungslosen Wirksamwerden des
Werkluftschutzes entgegenwirken. Folgend( Grün.
de sprechen U
a.
,gegen eine derartige Lösung:
a)
Die
Verantwortlichkeit des einzelnen Wer .
kes für seine Werkluftschutzmaßnahmen
wird
verwischt, der WiIlc. sich selbst
zu
hel.
fen, abgeschwächt, wenn nicht untergraben;
b)
Schwierigkeiten
in
der Führung;
c) es fehlt e
in
für eine einheitliche Befehls.
gebung notwendiges Nachrichtennetz;
d) personelle Schwierigkeiten.
Außerdem würde eine derartige Organisation
immer die Gefahr des Selbstzweckes in sich
tr a
.
gen. Damit
aber würden
für die einheitliche Ge.
samtführung im
Luftschutzort
Folgen entstehen,
deren nachteilige Auswirkungen in keinem
Ver
.
hältnis zu dem vielleicht in einzelnen Fällen er.
zielten Nutzen
stehen.
Zugegeben,
daß unmittelbar bena ch
barte
Be<
triebe für den Ernstfall eine gegenseitige
Unter
.
stütz
ung vorbereiten müssen. Sie ergibt sich aus
der
Natur
der
Sache
und wird entweder
darin be
<
stehen, daß ein gemeinsamer Werkluftschutz auf.
gezogen
wird,
oder in Vereinbarungen , sich im
Gefahrenfa lle zu unterstützen, ohne j e
doch
eine
bindende Verpfl.iehtung
w übernehmen.
Der
erstere Fall
kommt
wohl ausschließlich für Be.
triebo in
Betracht,
die nicht nur unmittelbar be .
nachbart
s<ind
sondern die auch der gleichen Ver<
waltung unterstehen. In ,der Mehrzahl der Fälle
wird es demnach bei l
osen
Vereinbarungen bleiben
mit dem Ziel der
gegenseitigen
Unterstützung.
I-lierbei bleibt die Verantwortlichkeit des einzel·
nen
Betriebes
für
seinen Werkluftschutz
völlig
unberührt.
Friedensmäßige Vorbereitungen haben
die gegenseitige Hilfe im
Ernstfalle
sicherzustellen.
Derartige Maßnahmen erstrecken sich
Z. B. auf:
gute Ortskenntnis innerhalb
der in Betracht
kommenden
Betriebe,
soweit
möglich,
Rücksichtnahme
in der
Ausrü.
stung der Werkluftschutzkräfte auf etwaige
Besonderheiten der die
Vereinbarung
treffen<
den Betriebe,
AiUfbau eines nach einh eitli
chen
Gesichtspunk<
ten
eingerichteten
Werkbeobachternetzes,
Aufstellung
von Meldetrupps, die die
Verbin
<
dung zwischen den in Betracht kommenden
Nachbarwerken sicherstellen,
gemeins
ame
Werkluftschutzübungen.
Gerade die
Frage
der nachbarlichen Hilfe muß
durch
Übungen erprobt
und
gekl
ärt werden.
Auch
gemeins
ame
Übungen
mit anderen Teilen
des zi·
vilen Luftschutzes am
Luftschutzort
sind
hierfür
notwen
.dig.
Bei derartigen Übungen
wird
auch ,die Frage
der
U n t e r s ü t zu n g
des WerkluftschutzeS
durch
den
ie
her h e i t s • U d H i I f s die n s t
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
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überprüft weI1den
können.
Während die
N o t w e n ~
digkeit nachbarlicher Hilfeleistung häufig e i n t r e ~
t e ~ .
kann, wird eine U n t e r s t ü t z u n ~
durch
die
Krafte des S i c h e r h e i t s ~
und
Hilfsdienstes immer
a ~ f Ausnahmefälle
beschränkt
bleiben müssen.
Die Gründe hierfür liegen auf der Hand:
a) Bei vielen Werken wird eine derartige Hilfe
gar
nicht möglich sein, weil am gleichen
Ort
keine Kräfte
des S i c h e r h e i t s ~
und Hilfs
dienstes vorhanden
sind.
b) Da
aber,
wo
solche
zur Verfügung stehen
würden, verlangt der
Schutz des
Ortes und
seiner
Bevölkerung
vom
örtlichen L u f t s c h u t z ~
leiter gebieterisch,
mit
den
Kräften
h a u s z u ~
halten,
denn in der Reoel wird es '
doch
so
sein,
daß
durch
den
A 'ngriff
auf
die Stadt
oder
die in ihr befindliche
Industrie
beide
betroffen
wer
,den. Die
Kräfte,
die
zur e s e i t i ~
gung der
Schäden
in
Sta
-dt und I n d u s t r i e
betl'ieben
benötigt
wer,den,
sind demnach
in
gleicher Weise
gebunden.
Der Umstand, daß
vielleicht
dieser
oder jener
Teil
der Stadt
weniger
betroffen
würde,
ändert hieran
nichts.
Die
in
ihm zur
Verfügung
stehenden
Kräfte
würden zunächst immer zum Einsatz
in
den
betroffenen Stadtbezirken
herangezo
,
gen
werden.
Eher wäre es
denkbar,
d3ß
Werkluftschutzkräfte nicht
angegriffener
dustriewerke
innerhalb
einer
Stadt
dem
lichen
Luftschutzleiter
zur
Unterstützung
bei Be eitigung
von
Schä,den in der
Stadt
zur
Verfügung
gestellt werden. Hier spre
chen
allerdings andere
Gründe
dagegen. Vor allem
m ~ I ß ein
Werk,
,
das
vom Angriff verschont
blieb, so schnell wie möglich
wieder
im
vollen Gang sein. Dazu aber sind alle KräFte
im
Werk
notwendig.
Es
würde demnach
nicht vertretbar sein. solchen Betrieben ge,
rade
in diesen Augenblicken wichtige Kräfte
zu entziehen.
Jeder
Werkluftschutzleiter
und mit
ihm sein
Betriebsführer müssen
sich zunächst auf ihre e i g e ~
1en
KräFte verlassen.
Das schließt nicht
aus, daß
t besonderen
Lagen UnterstütziUng
vom örtlichen
f ~ f t s c h u t z ~ e i t e r ~ angefor-dert ~ e r d e J l .
kann. Auch
\I
r
derartige a l l e
mussen Im FrIeden bereits
die notwendigen VOrlbereitungen getroffen sein.
~ n g ~ t e
Zu ammenarbeit
der Werkluftschutzleiter
.
er
111
Betracht
kommenden Betriebe mit
dem
ört c
teh
en Luftschutzleiter
ist hierfür die unerläßliche
oraussetzung.
L
Die
Beziehungen des Werkluftschutzes zum
uf t sch iUtzwarn
,
d i e n s t wurden bereits
eingangs kurz gestreift. Die
Bedeutung
,des L u f t
schutzwarndienstes für die Industrie
läßt
jedoch,
ungeachtet
der
Tatsache, daß die Mehrzahl
der
~ . e t r i e b e vermutlioh nicht
an den L u f t s c h u t z w a r n ~
dienst angeschlossen ist, eine kürzere Erörterung
er Frag,
en
,
der Zusammenarbeit
der bei den
nannten
Organisationen goboten
erscheinen.
Der
f ~ f t s e h u t z w a r n d i e n s t
i t ein zusätzliches Mittel
r Betriebe, die wegen ihrer Wichtigkeit und
betrieblichen Eigenart früher als die Allgemeinheit
von
dem
Herannahen
einer
Gefahr
in
Kenntnis
gesetzt
wer
-den müssen.
Dies
geschieht deshalb
Weil die Durchführung
ihrer Werkluftschut
zmaß;
nahmen längere Zeit in
Anspruch
nimmt. ü
gen. diese Werke
erst
bei Flieger-alarm
hiermit
d
g l ~ n e n ,
so
bestünde
für Gefolgschaft
UTlld
uktlOn ,die große
Gefahr,
daß bei
Eintreffen
des
Angreifers
die
erforderlichen
Maßnahmen
Zum Schu tz
von
Gefolgschaft
und Material
nicht
mehr getroffen werden könnten.
Auch
bei der
Aufhebung ,des Fliegeralarms müssen derartige
Werke, um unverzüglich die
Produktion
w ~ e d e r
aufnehmen zu können, vor Beendigung des a l l ~
gemeinen Gefahrenzustandes in den Stand v e r ~
setzt werden, für ihren Betrieb den Fliegep
alarm aüf ,uheben. Dies geschieht durch die
Meldung Luftgefahr vorbei .
]m
Hinblick
auf die bereHs
erörterte
n a c h b a r ~
liehe Hilfe
sei
im
Zusammenhang mit
dem
L u f t ~
schutzwarndienst
ausdrücklich
festgestellt, daß
hierzu die W e i t e rg abc von M
e id
u n gen
de s u f t s c h u t zwa r n d i e n s t e s
n i c h t
geh
ö r t.
Da,
wo dies bisher in Form des chnee.
ballsystems geschah, war man bestrebt, die
V o r ~
teile, die ich für ein
Werk
aus dem Anschluß an
den Luftschutzwarndienst ergeben, auf andere
Weise dem Teil der Industrie zugute kommen zu
lassen, dem dieser Anschluß bisher versagt blieb.
Gegen ein -
derartiges
Verfahren wird nur dann,
wenn es
sich
um unmittelbar
benachbarte
triebe
der gleichen Verwaltung handelt, nichts
einzuwenden sein. Im übrigen aber
muß
darauf
hingewiesen
werden,
,
daß mit
jedem Werk,
das
ohne
zwingende Jotwendigkeit an den L u f t s c h u t z ~
warndienst
angeschlossen
wird
, sich der Kreis der
Empfänger der
Vorwarnung
und der Luftgefahr
vorbei vergrößert. Damit wird die
Geheimhab
tung dieser Maßnahmen ,der Bevölkerung o e g e n
über immer schwieriger und eine der w e s c ~ t l i c h
sten Aufgaben des Luftschutzwarndienstes,
durch
richtige und rechtzeitige
Unterrichtung
eine
un
'
nötige
Unterbrechung
der Produktion zu v e r m e i
den, in Frage gestellt. Abgesehen von diesem
grundsätzlichen Einwand erscheint es sehr zwei ,
felhaft. ob der Werkluftschutzleiter eines an den
Luftschutzwarndienst angeschlossenen Betriebes
im
Ernstfalle
die
Verantwortung dafür
ü b e r n e h
men kann, -daß benachbarte Werke von ihm r i c h
tig
und
rechtzeitig
mit Warnmeldungen
verseh en
werden.
Es erscheint
zweckmäßiger,
daß diejeni
gen Werke, deren Bedeutung und
betriebliche
Eigenart den Anschluß an den L u f t s c h u t z w a r n ~
dienst rechtfertigen, sich ungeachtet
der
vielleicht
bisher ergangenen
Entscheidung entsprechend den
bestehenden Vorschriften an die zustü,n digen
Werkluftschutz.dienststellcn zwecks Erreichuno
dieses Anschlusses wenden.
Wenn dieser
AnschIuß
vollzogen ist,
kommt
es
darauf an, durch ständige
Zusammenarbeit
sehen dem Werkluftschutzleiter
und
dem
führer
der Luftschutzwarnzentrale das Verständnis für die
beiderseitigen wichtigen
Aufgaben zu wecken
und
zu fördern.
Die Zusammenarbeit
zwischen Werk<
luftschutz und Luftschutzwarndienst
erfordert
von
den leitenden Persönlichkeiten heider O r g a n i
sationen die Erfüllung einer Menge gegenseitiger
Forderungen.
Wie
der Werkluftschutzleiter
z.
B.
darüber
zu wachen hat, daß die \Varnleitung zum
Werk
immer betriebsfähig ist, daß nach
sprechender
Anordnung
der Endapparat dieser
Leitung im Werk immer von den eigens hierfür
bestimmten
ausgebildeten Kräften besetzt
is t
, so
wird
der
Führer der Luftschutzwarnzentrale u. a.
wissen mü sen, welche
Tndu
tricwerke
an
sein
e
Diens
tstelle
angeschlossen und welch s die
lichstcn
betrieblichen
Eigenarten dieser Werk e
sind. Genaue Kenntnis der chichtw echselzeiten
mehrerer Werke läßt für ihn wichtige Schlüsse für
die
Handhabung
des Luftschutzwarndienstes zu.
Diese
Zusammen.arbeit, die nicht nur den Werk<
luftschutz angeht, sondern alle Teile des zivilen
85
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Luftschutzes in gleiohem Maße betrifft.
se tzt vor'
aus, daß
jeder Teil
in
sich
den besten
Stano
in
Orga nisation
, Ausbildung
und Ausrüstung
zu er,
reichen bemüht is t.
Für
,
den Werkluftsc
hutz be
deutet dies
höchste Anstrengung
aus eigcner
Kraft.
Welche hohc
Aufgabe
erwächst
hiermit
jedem Betriebsführer und jedem Werkluftsc
hutz<
leiter
, vor allem in
einer Zeit,
in
der
dic gesa
mte
Nat ion
mit größter Kraftanstrcngung
sich
ihr
en
eigenen Sohutz
sc
hafft.
ie
Entwicklung
des
deutschen zivilen Luft-
schutzes
*
I
Teil
Im
Weltkriege
General der Artillerie a.
D.
G r m m e , Berlin
Der
Luftschutz
der Zivilbevölkcnmg
s oll, wie
sich die
Anschauung
in den
beiden letzten Jahr
,
zehnten entwickelt hat,
bei der
Luftvert
eidigung
eines
Landes
Seite an Seite
mit den Fliegern und
der Flakartillerie das Volk
und seinen Raum vor
den
Leiden, Schä,den
und Verlusten,
die durch
Luftangriffe
drohen
, schützen,
sie
mindestens mil,
dem
und eingetretene Leiden und Schäden
baI :
digst
wieder beheben
. Dadurch
soll
e
rreicht
wcr ,
den, daß ,
der
normale Lebenslauf der Bevölkerun g
und
die Fertigung in der Kriegswirt
schaft nur
auf
mö
g
lichst kurz
e
Zeit
unterbrochen werden
und daß
die Kampfkraft
und der
unbeugsam e
Wille zur
Selbstbehauptung und
zur
Verteidigung
des
Leb
ensrechts angegriffener
Völker keine
Ejn'
buße
erlei,de.n.
Wenn der
Che f des ,d eu t s c h e n Genc ,
ra I s t a be s am 9.
April
1914 ein grundlegcn,
de s Schreiben an das
Preußische
Kriegsm.inistc'
r,ium
sandte
des Inhalts, daß
er
zukünftig hoh en
Wert
auf
die
Bekämpfun
g von
Luftfahrz
e
ugen
lege, daß er daher die
Zuteilung
von vier Krafb
wagen,Ballonabwehrgeschützen an jede
der
acht
Armeen und von
je einer
Batterie
zu vier Ge ,
schützen mit fahrbarer Pivotlafette für jede Di ,
vision
und
für jede Reservedivision als reitende
Batterie
beantrage, so
zeigte dies wohl die Er'
kenntnis
von
der e d e u t u n militärischer Kampf<
maßnahmen gegcn zukünftig mögliche Luft<
angriffe, aber
noch
nicht die, daß
auch
umfang<
reiche Maßnahmen
oder
eine
organisatorische
Re<
gelung von Schutzmaßnahmen für Bevölkerung
und
Industrie hei zukünftigen Kr ,iegshandlungen
zu trdfoo
wären.
Ver
suche
im
Zerstören
von Kunstbauten
aus
Luftfahrzeugen hau.en stattgefunden.
Das
P r
e u ,
ß i s c h e K r je g s m i n
i s t
e r i umha t t e am
25. Februar 1914 daraus aber
nur
gefolgert, daß
die zum Schutz gegen diese Zerstörung in Vor
schlag gebrachten ,,stehenden Drachen (die spä<
teren
Ballon,
und
Drachensperren, das heutige
Luftsperrgerät) wohl ,ein wirksamer Schutz sein
könnten, jedoch zu abhängig von der Windstärke
und daher als ständiges Schutzmittel abzulehnen
seien, und daß man sich daher zunächst
mit
der
Bewachung durch in der Nähe wohnende Posten
aus der Landwehr II oder aus dem
Landsturm
be<
gnügen müsse.
Auch
,
das Ausland
hatte vor Ausbruch
des
Weltkrieges keine Vorbereitungen für den Luft<
schutz der Zivilbevölke rung getroffen. Im Kriege
war
wohl Eng I a n d das erste Land, dessen
erster Lord der Admiralität C h u r
chi
11, bevor
am 24. Dezember 1914 die erste deutsche
Bombe
auf die Festung
Dover
fiel , am
5.
September 1914
di,e
pas
sive
Verteidigung Londons und anderer
86
g
roßer Städte durch Verdunkelung anordnete,
eine
Vorschrift,
die am 14.
Dez
e
mber bereits
ver'
schärft wurde.
Die heutigen Aufgaben
deutscher Luftschutl
<
maßnahmen , wie sie sich aus der eingangs er,
wä
hnten allgemeinen Anforderung
entwickel t ha<
ben
,
gehen
im einzelnen aus den
§§
1
und
23
der
Ersten
Du r
c
hführun
gsve
ror
,
dnung
zum
Luftschutz
:
gesetz vom
4.
Mai 1937
wie
folgt hervor:
1. Die Weh r m a c h t soll
durch den
F lu
g
m e 1 d e die n s t
Luftfahrzeu
ge f
ests
tellen, beob:
achten und m elden.
2. Der z i v i I e L u f t s c
hu t
z soll
a)
durch
den L 1.1 f t s c
hu t
z war n die n 5 t
Bevölkerun
g, Dienststell
en un d Betriebe
warnen,
b) .:lurch den Si c
he r
h e i t s <
und
Hi l f s <
die
n s t bei
Personen, und
Sachschäden
Hilfe leisten
und
beim Aufrechterhalten der
öffentlichen Sicherheit und
Ordnung,
soweit
sie
durch
Luftangriffe
gestört
oder
gefährdet
werden,
mitwirken,
e) durch
den Wer
k I u f t s c hu t z industrielle
und gewerbliche Betriebe und ,die in diesen
tätigen Personen zum Aufrechterhalten eines
ungestörten Ganges des
Betriebes
schützen,
d) durch den Sei b s t s c hu t z öffentliche und
private
Gebäud
e, Dienststellen uno Betriebe
sowie die in
ihnen
befindlichen
Personen
schützen,
e) durch den
e rw e i t e r t e n
Sc lb s t s chu t z
öffentliche und private Dicnststellen
und
Be
triebe, soweit für sie der
Selbstschutz
SJiehe
d)
nicht
ausreicht, ein Werkluftschutz (s iehe
c)
aber nicht notwend
ig ist,
sowie
di,c in
ihnen befindlichen Personen
schützen.
Wie
we it der Weltkrieg für dieses ErgebniS
nicht nur Lehrmeister,
sondern
bereits auch prak
tischer
Vorbereiter
g cwesen ist, soll im folgenden
dargelcgt werden. Es lassen sich folgende Z e i t
ab s c h n i t
te
e r E 11 t w ,i e k
lu
n g des Luft
schutzes untersche.iden: 1914 bis 1916 erfolgt die
Bearbeitung durch das Preußische Kriegsministe
rium. Ende 1916 bis Kriegsschluß geht die Ver
antwortung
und
Bearbeitung an den Kornman
dierenden Gencral der Luftstl e itkräfte über . Von
1918 bis 1933 beschäftigen sich
Vereine,
Reichs
we
hr
< Reichs , und Preußisches Ministerium des
Innern dam
it. Seit 1933
hat
i
der
Reic
h
smin
i
ster
der
Luftfahrt, zunächst als Reichskommissar der Luft
fahrt vom 2. Februar is
5.
Mai 1933, die u r e h
führung
des
Luftschutzes übernommen. In dieserTl
Aufsatz
sollen
nur die beiden Abschnitte des
Weltkrieges behandelt
werden,
um in einern wei-
*) N, c
h Selbsterlcblern
und
rnil
r s l ü l z u n
de r Kri
egswissen'
schallhchcn Ableilung dcr LuHwaffe.
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 5/32
teren Aufsatz ,die historische Entwicklung von
1918 bis 1933 zu schildern.
1914 bis Herbst 1916.
Am
23. August 1914 fielen die erst en zwei fran <
zösischen Bomben auf eine rh einische
Stadt,
auf
die
Kasern
e in
Mül l
h
('
i m
i.
B. zersplitterten
einen Baum und verletzten einen am Fenster der
Kasern e stehenden Unteroffizier im Gesicht. Wej<
tere Bombenangriffe folgten vom 23. September
bis 21.
ovember auf
di e
Luftschiffhallen
in
D ü s se I d 0 r f, auf das städtische
Gaswerk
in
K ö In auf den Luftschiffbau
in
F r i e d r
i ch
s <
ha
f e n - b ei letzterem wurden ein Zivilist ~ e ·
tötet
und
zwei Frauen
und
ein Kind
verletzt
-
und vom
4.
bis 13. Dezemb er drei Angriffe auf
die außerhalb des Kriegsgebicts liegen de offene
Stadt F r e i b u r g i. B. wobei am 13 . D ezemb er
zwei Zivilisten ge tötet und sechze
hn
verletzt wur<
den.
Erst
die ses letzte E reignis führte zu der vid<
seitig erhobenen Forderung nach Einrichtung
eines Schutzes in dem Gebiet
innerhalb
der
Reichsgrenzen gegen Luftan gr iffe. Damit is t ein
Wend
e
punkt
in
der
Kri eg
führun
g ein ge
tr ete
n, ja
mehr noch, ein Wendepunkt in der Entwicklung
des Lebens
der Völkcr: i c h t
m e
hr
Volksheere
rin gen miteinand er, so nd ern d as ga n z e V 0 I k
muß
wenigs tens
an
der
A b
w e h r
milit
ä
ri sc
h
er
Kriegshandlun gen Anteil nehmen ; sein Verhalten,
seine Disz iplin, seine heimische Rüs tung - im
Luftschutz de r Zivilbevölkerung o
hn
e W affen
-
sein Geist und seine seelische Haltung we rd en
Zum Bestanldteil de s Kampfes um das Lebcns rceht
und
die
Ehre
dieses
Volk
es . D aneben führen
Vor
<
bereitun g
und Durchführun
g
der
Abwehr
gegen
den
Luftkrieg zu
Einrichtungen und Maßnahm
en,
die
den Lebens
raum
der
Völker
umges ta
lt
en
und
das Volk
zu
einer
gesc
hlosse nen
gegenseiti gen
Hilfs;
und Volksgemeinschaft führ
en, wie sic
vo
r<
her noch kein
geschichtliches Ereignis
lind keine
geschichtliche Entwicklung h
ervorger
ufen
hab
en,
und
die sich s
chließlich auch
auf eine
vertiefte
Und verbesserte
sittliche Erzi e
hun
g aller Bevöl<
kerun
gste ile
in hoh
em
Maß auswirken muß
.
.
Von Städten und Industri
en
wur
,de
am
d r i n
hehsten
die
Einrichtung
eines
Luftschutze
s
ver
;
lan gt. Di e im
Reichs
gebi et
dafür zuständig
en
stellvertretenden Generalkommandos
e
ntspra
c
hen
dieser Forderung, die
vorwiegend in
dem
Verlan
<
gen
nach
r e c h t z e i t i ge r
W a r n u n
g
be
;
stand, sowe
it
es ihre
naturgemäß
noch
unzur
ei<
ehe
nden
Kenntniss
'e auf die
se
m neuen
Sonderge
;
biet und die
teils
unzureichend
en, teils
auch nicht
Vorgebildeten
Ausbildun
gs
kräft
e zuließen. D
er
Angriff auf Friedrichshafen war
ein Schulbeispiet
dafür , daß
trotz der nur
aus
Gründen
'des Grenz<
schutzes, also de s
Landkri
eges,
best
ehenden Fern<
sprechvefibindungen
zwischen Grenzwachen
und
Postamt
Friedrichshafen
der
Luft
angreifer wohl
rechtzeitig ge
meldet
war, so daß die
Flak
feuer<
bereit war
en. daß
aber
eine
Warnung
d
er
Bewoh<
ner
Friedrichshafens nicht
erfolgt war,
auch
nicht
erfolgen
konnt
e, weil Einrichtungen für ein e in
Wenigen Minuten zu üb ermittelnde W a
rnun
g oder
Alarmi
e
run
g
noch nicht
gesc
haffen
waren.
Di
e
sl.tellvertreten'
den
Generalkommanldos an d
er west
<
lchen Reichsg renze erricht
ete
n jedes für sich,
alle
rdin
gs vereinzelt, einen B e 0 b ac h t un g s
u.n d
W a r nu n
g s di e n s
t.
Er bes tand
in der
E
il1r
ichtung
von
Z entralen des Flugmeldedienstcs
die meist ens
wirr durcheinand
er einlaufenden
leldungen
von
Garnison<, Ba
hnhof
s<,
Brücken
;
Wachen u
sw
., die
nach
nur örtlichen Rücksic
ht
en
aufgestellt waren und
deren
Aufstellung di e vo r<
aussichtlichen Anflugwege j
z.
B.
von
Belfort
den Rh ei n
aufwärts,
von
Verdun
üb er die bay<
rische Pfalz auf
Frankfurt
a. M.,
von
Verdun
üb er
Triel' nach
Köln
- völlig unberücksic
htigt
li
eß
.
Da s
bald
e
rkannt
e
Unz ur
eich ende dieser Maß<
nahm en vcranlaßte das Preußische Kri egsmini s tc;
rium , einc einheitliche Regelung in Aussicht zu
nehmen. Als ers te vorbereitende Maßnahme er<
folgte am 1. Mai 1915 die Entsendung ei nes Sta
bs
;
offiziers
(des
Verfassers)
zu den stellv
ert
r
etenden
Generalkommarudos an der Wes tgrenzc des
Re5chs und zu den
Gouvernements
Metz und
Straßburg , um die in diesen Bere
ichen
aufgestelI<
ten BAK
.l) zu bes ichtigcn
und Maßnahmen
zur
Erhöhung ihrer Leistungen
an Ort
und
Stelle zu
treffen.
Aus
dem am
5.
Juni 1915 dcm Preußi<
sehen Kriegsministerium erstatteten Bericht
sei
nur eine Äußerun g, den Luftschutz betreffend,
er
wähnt, die be sagt, d
aß
ein e
Organisation der
Nachrichtenmittel
und eine Zentralstelle dafür
notwendi
g seien und
daß nur
eine
Zentralstelle
der
zu
schützenden
Fa
brik
Fli
ege
rgefa
hr
geb
en
dürf
e,
um unnötige
Be
triebsstörun
gen
zu vermei<
den.
Richti
g
wurde
hier
ber
eits e
rkannt
,
daß Me <
dun
g
und
\Va
rnun
g
nicht nur dem unmitt
elb
aren
Schutz
der
An
lagen
und
d
er dort
befindlrich
cn
Personen, sondern
ebenso a
uch
ein
er
m
ö.g
lich
st
s
chnellen Wiedera
ufnahm e
der Arbeit
in de r
Krie
gs
ferti
g
un
g
dien
en so llten .
Gle ich ze it ig hat te die
Rottw
eil
er
Pulverfabrik
auf Grund des
am
16. April 1915 auf ihr Werk
erfolgt
en
Bombenabwurfs die Initia tive zu eige<
nen Schutzmaßnahmen ergriffen. Es war mit
der
Arbeit
begonnen, die unters t en Stock<
werke mit Betonabdeckung zu versehen, Fenster
zum
Teil
z
uzum
auern ,
Schutzwände
aus
mit
feuchtem
Säg'cmehl gefüllten
Plank
en
oder dur ·
h
Sandsäcke zu
errichten,
ein doppeltes Dach anzu;
lege n, ein e ob (Kerzen <) Beleuchtung cinzufüh<
ren, an mehreren Stellen des Werkes kleinere Un<
ter3 tänd e
und
in der Nä he der Kantine einen
U nt ers tand aus Eisenbeton für 1000 Personen zu
bauen
und
wöchentlich einen Probealarm durch<
zuführen. Mit
Au
snahm e des einen zu großen
U nterstand es
waren
dies vorausschauende , zweck<
ent spr echende Maßnahmen.
Am
13. August
1915 sc
hritt
das Preußische
Kriegs
ministerium
zu einer Regelun
g,
[die d
er Vor
<
läufer ein er g
rundl
ege
nd
en E inrichtung für die
Zukunft
w
erde
n sollte.
Es ve
rfü
gte
die
Aufstel
<
lun
g eines Ins p e k t e
u r
s de r
BA
K. j m
H e
i m
a t
ge bi e t
mit Standort Frankfurt a.
M.,
der
einer
se
its
dem
Pre
ußisch
en Kriegsminis t
er ium
unmiU,e
lbar unterstellt war und
anderersei ts b e<
ra t
ende Stelle für
sämtliche
s tellve
rt r et<e
nd
en Ge<
ne
ralkommando
s in allen
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en
der
Schutzmaßnahmen gegen Fliegerangriffe
se
in
so
ll te. Obwohl
der
In sp
ek
teur k eine
mit
B
e<
fehlsgew
ra lt
aus ges
tatt
ete
KommandosteIle
war,
also in
allen
für
notw
endig ge
haltenen
Maßnah<
men
entweder
auf die Bera tung der für den ört<
lichen Schutz gegen Flieger< usw. Angriffe
verant
<
wortlieh
geblieben
en
s tellve
rtr
etenden General
<
kommand
os
oder
auf Meldung
und Bericht
an
da s
Preußische
Kriegsministerium angewiese.n
war, war es doch von
außerordent
lichem
Wert,
daß
nunm
ehr eine
Zentralstelle vorhanden
war,
die alle ErfaJHungen
sa mm
elt e
und
für all e Mi li<
tä r.
und
ZivilsteUen die Dienst
ste
lle wurde, die
1 Abkürzung
für
Ballonabwelukanonen, später umhenannt in Flug
abweh rk
anonen =
Flak.
87
•
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 6/32
•
sich
nur
der Arbeit für den Luftschutz zu w.idmen
hatte.
Zum
Inspekteur
der BAK. im
Heimatgebiet
wUl'lde Oberstleutnant a. D. v o n eil
er ,
auS
dem Königl. Bayr. Feldartillerieregiment 12 s t a m ~
mend, ernannt, der vom Preußischen K r i e g s m i n i ~
sterium
bereits zu den Vorarbeit:en, hauptsächlich
zur Sichtung der Berichte, Erfahrungen und A n ~
träg'e betreffend den militärischen Luftschutz, im
Sommer
1915
herangezogen war. Eine erste w i c h ~
tige
Arbeit war
das Ergebnis
einer
auf Befehl
und
unter Leitung des
Preußischen
Kriegsministeriums
abgehaltenen Besprechung
mit
einer großen Zahl
Industrievertreter in Frankfurt a. M. am 30. A u ~
gust
1915.
Diese Besprechung war von
einer
b e ~
kannten Persönlichkeit aus der Industrie
mit
der
Begründung angeregt worden, daß bisher S c h u t z ~
maßnahmen zum Teil noch nicht getroffen
seien
oder die getroffenen zum Teil nicht ausreichten,
zum Teil nicht zweckmäßig seien. Seine
A n ~
regung ging .dahin, Schutzmaßnahmen zunächst
nut' für Fabriken mit Armeelieferung zu
t r e f ~
fen, durch das Preußische Kriegsministerium
eine
Anleitung hierüber auszuarbeiten
und
diese
den
Fabriken
zuzuleiten. Noch im September J : i n ~
gen den Fabriken durch das Preußische K r i e g s ~
ministerium die
vom
Inspekteur der BAK.
a u f g e
stellten R i ch t n j en fü r den Eid e n
s c ~ u t z v o n F a b r i k a n l a g e n g e g e n ' A n ~
g.r I f f e
au
S Id
er
L u f t zu, in denen die in
dIeser Besprechung gemachten Vorschläge für den
B o m b e n ~
und
Splitterschutz der betriebswichtiden
T e i J . ~ der Werke, für die Tarnung - zum Beispiel
bereIts ausgeführt in
Rottweil durch
Anstrich
der pächer
-
für 'die
Verdunkdung und
für
Schemanlagen
aufgenommen waren .
Dabei
wurden
w ~ c h t i g
G ~ u n d s ä t z e erwähnt, wie
z.
B., daß
g e ~
WIsse
ArbeIter
bei Fliegerangriffen
ihre Plätze an
den Maschinen nicht verlassen
dürften und
daß
die Zahl
der
Arbeiter in einem
Schutzraum
nicht
zu groß sein dürfe . In ,
den
aus eigenem Antrieb
getroffenen
Maßnahmen Rottweils
und
in diesen
Richtlinien, hervorgegangen aus
der
Besprechung
des
Preußischen
Kriegsministeriums, liegt der
A n ~
fang des heutigen W e r k
1
u f t s
eh
u t z
es.
pas
im
Frühjahr und Sommer
1915 stark ~ e ~
shegene . Gefühl der
Schutzlosigkeit
gegenüber
Luftangnffen in den westlichen Grenzbezirken
hatte,
wie oben
bereits
erwähnt seinen
Grund
vorwiegend in ~ < ; m Mangel an
r e ~ h t z e i t i g e r
Me .
dung
der
AngreIfer
aus
der Luft
und
in
dem
F e h ~
len e j n e ~ daraus folg,enden sofortigen Warnung
der Bevolkerung und der Industrie. Das
P r e u ß i ~
sehe Kriegsmjnisterium entschloß sich daher am
19.
September
1915,
den F
l ug
m e id e d i e n s t
im
H e
i m a t
ge
b i e t
einheitlich
ins Leben zu
rufen, und verfügte
neben
Einzelheiten der
D u r c h ~
führung:
,,1.
Der Flugmeldedi,enst erstreckt sich auf das
westlich an Holland,
Generalgouvernement
Beb
gien,
Luxemburg,
Frankreich
und Schweiz d r e n ~
zende Gebiet des Deutschen Reichs. Dem I X ~ A r ~
meekorps (Hamlbur·g) bleibt es überlassen, e n t ~
sprechende A1nordnungen zusammen mit der
Madne
zu treffen.
2. Die einheitliche Regelung wird dem Inspeb
teur der BAK. im
Heimatgebiet
übertra,gen als
der heratenden Stelle der
stellvertretenden
G e n e ~
ralkommandos, die für die Durchführung in ihrem
Korpsbereich die Verantwortung behalten.
3. Es werden
zwei F l u g w a c h e n ~ O b e r w a c h u n g s ~
linien gebildet:
88
a) Emden - holländische Grenze - Aachen -
Trier - Saar:brücken - Straßburg -
Freiburg
- Schweizer Grenze - Lindau.
b) Osnabrück - Rheine, 'dann Linie a folgend (in
einem
Abstand
von etwa
15
bis 30 km) von
dieser bis Blasien
(Schwarzwald),
F l u g ~
wachen auf Lücken von Linie a."
Damit war die grundlegende Regelung des
h e u ~
tigen F
lug
m e id e die n s t
es
erfolgt. Wenn
damals
unsere Heere
tief
in Frankreich standen
und
die
Reichweiten der
Flugzeuge
wesentlich
geringer als heute waren und wenn daher der
Flugmeldedienst sich
nur
auf das
R h e i n ~
und
s p ä ~
ter
dann noch auf das
Küstengebiet
zu b e s c h r ä n ~
ken brauchte,
so
ist heute ei
einer
ganz offenen
zukünftigen außenpolitischen
und
operativen E r d ~
lage
und
bei den ganz Deutschland b e h e r r s c h e n ~
den Flugleistungen der Luftfahrzeuge der a n g r e n ~
zenden
Staaten
im
Zukunftskrieg
natürlich
das
ganze Reich durch
den
Flugmcldedienst versorgt;
Stärke,
Organisation
und Arbeitsweis·e
sind
im
einzelnen
den
heutigen Anforderungen unter B e i ~
behaltung der für den Erfolg als notwendig
er<
kannten Einfachheit angepaßt.
Die
Not der
Zeit
hatte
auch dazu deführt,
daß einzelne Di'enststellen von sich aus 'Schutz<
maßnahmen für
clie
Zivilbevölkerund einführten.
Als Beispiel sei der
Regierungspräsident
in Trier
erwähnt,
der
sich
im
September
1915
beim
Prel.l<
ßischen
Kriegsministerium darüber beschwerte,
daß
seine Dienststelle nicht
zu Besprechungen wie
der am 30. August in
Frankfurt
a. M. (siehe oben)
h.inzugezogen werde,
und
der am 30.
September
eme
Bekanntmachung
zum
allgemeinen Schutz
gegen Luftangriffe erlassen hatte
mit
foldendcn
M a ß n a ~ e n :
Dampfsirenen mit
siebenr;aligem
Stoß fur
Alarm und mit einem langen
Ton für
Entwarnung;
bei
Alarm
sollten
die
Straßen
frei<
gehalten und Schutz in Häusern gesucht werden;
l\ufenthalt
in
Türen und
am Fenster
sei
gefähr:
hch.
Aus einer
gleichzeitiden Polizeiverordnun
d
Triers sind
erwähnenswertbdie Anordnunden
f ü ~
das Abstellen der
Gasleitung, für
das
Halten der
Straßenbahn
und der
Fuhrwerke
welch
letzter
·
e
in Toreinfahrten Schutz suchen
t e n , währen
1d
I n s a s s e ~ und Fu.hrhalter ebenso wie
Fußgänger
Schutz 111 den
nachsten
Häusern suchen sollten.
Am
29.
September war bereits
ein Erlaß
des
Re<
gierungspräsidenten für
Schutzmaßnahmen
in
Schulen ergangen.
Diese einfachen
Maßnahmen
l:.tssen die An<
fänge eines S
i ch
e r h e i t
S
u n d
H i I f s
die
n:
s t es
und
e r w e:i t e r t e n SeI b s t s c h u t z e s
erkennen; sie wurden in gleicher
oder ähnlicher
.Art
bald auch
an anderen
Orten
durch
andere
Dienststellen selbständig getroffen, wie z. B. im
südlichen
Baden
und
in
nahe
an der Front gele<
genen Orten, besonders auch durch
Einführen
einer allgemeinen
V e r
d u n k e lu n g.
Die
praktischen
Erfahrungen
aus
allen diesen
Maßnahmen
1915/16 faßte
das
Preußische Kriegs<
ministerium am 7. Juli
19]6
in eine Verfügung zu<
sammen
über V
0 I
k
ehr
u n g en z um
Sc
h u t z
g e g e n
f e i n d l i c h e F l i ( g e ra n g r i f f e in
E r g ä n z u n
,
l
de r
b e r e i t s
g e t r o f f e n e n
m i l'i t ä r i sc h e n M a ß n ah m e n". In 'dieser
wurde die
V e r dun
k e lu n g als beste Schutz<
maßnahme bezeichnet, da
sich
dadurch
die Flie<
ger im
Gelände
nicht zurechtfinden und
die
Arl<
griffsziele nicht erkannt werden.
In einem Str
·ei<
fen von
150
km hinter
der Front, ös t lich begrenzt
durch die Linie Trier-Rasta'
dt-Freihurg-Rhein:
felden, sollte das Kartenbild
durch
Löschen der
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 7/32
Lichter
auf
das geringstmögliche
Maß
verwischt
werd
en
und
durch völliges
Au s löschen beim
griff verschwinden -
naturgemäß unter B e r ü c k
sichtigung der
erforderlichen Verkeh
rs sicherheit,
z. B besonders
bei ,
der
Eisenbahn.
Die
D u r c h f ü h
run
g
der verschiedenen
Arten
der
Verdunkelung
in der
öffentli
c
hkeit
, in Betrieben und
in
den
R ä u
men wurde eingehend
behandelt, und
es wurde
auf die
Notwendigkeit
scharfer polizeilicher
R e g e
lung bei
entstehender Verkehrsunsicherheit h i n ~
gewiesen
.
Aus
diesen
Anordnungen sind
noch
ter
folg e
nde beiden
auch heute wieder
beachtet
en
G r u n d s als
wesentlich
zu erwähnen: die w e
gen
Kürze der
Zeit notwendi ge g
rößte
Einfachheit
aller beim eigentlichen Angriff einsetzenden
Schutzmaßn
a
hmen
und
da
s
unbedin
g
te
V
m e i
den
von
Unruhe
in
der
Bevölkerung,
da
diese g r ö ~
ßere
Gefahr (Panik) brin
gen
könne
als ein Luft
angriff. Es
wurde
noch hinzuges
etzt, daß
n ~
P l a n a u f ~ a b e n
samm
lungen
auf Straßen und Plätzen zu vermeh
den seien,
während beim Angr iff
bereHs
v o r h a n ~
dene größere Ansamm lungen .
in geschlossenen
Räumen
(z . B. Theater) ruhig belassen werden
sollten,
ebenso
wie
nachts
alles
in
seinen Häusern
zu
bleiben habe.
Abschließend läßt
sich über den
Zeitabschnitt
1914
bis Herbst
1916
sagen
, daß d:lS
Preußische
Kriegsministerium seit Herb
s t 1915,
unterstützt
durch
den Inspekteur der BAK.,
jm
Heimatgebiet die Grundla gen für
den
Luftschutz
der
Zivilb evö
lkerung durch
eine
erste
allgemeine
Einrjchtung
des F l ug m e id e und War n
d ie
n s t e s eines
Teils
des
Sie he r
h
ei
t s
und
H i I f s d ie n s t e s des Wer k I u f t
s
eh
u t z
es
eines ge ri ngen Teils des e r w e i
t e r t e n Se i b s t s
eh
u t z e s aber noch
nicht
die eines
wirksamen und
dur chgreifenden
e l b s t ~
schutzes
der
Bevölkerung, geschaffen
hatte.
(Fortsetzung folgt.)
auf
dem
ebiete
des
ziv
ilen
Luftschutzes
Vor
s
pruch der Schriftwaltung.
Um den
Interessenten
und Lesern dieser
Zeitschrift
die Möglichkeit zu geben, die aus den zum
Abdruck
gebrachten
Abhandlungen und
E
rfahrung
s
berichten
ab
zuleitenden Grundsätze
bezüglich des
taktischen
Ein
satzes
der Gliederungen
des zivilen
Luftschutzes in
Bei
spielen
anzuwenden, nachzuprüfen und durchzuproben,
hat
sich die Sc hriftwal tung entschlossen, in Form von
kleinen Planaufgaben
und
-studien diesen Stoff zu be
handeln . Diese Planaufgaben usw . so llen - vom Ein
fachsten
und daher
sicher
manchem
Lese r
Bekannten
ausgehend - nach
und
nach alle
Gebiete
des zivilen
Luftschutzes
in
den
Bereich
der Betrachtungen
ziehen
und
allmählich
steigende
Sch
wier
i
gkeiten
bringen. Sie
sollen zum
Nachdenken
und zur
Beschäftigung
mit
Fra
gen anregen,
deren
zweckmäßige Beantwortung unser
ganzes Volk angeht. Alle Spezialgebiete des zivilen Luft
schutzes
werden
dabei
berührt werden
müssen
und
so
Vor Augen führen,
daß der
zivi le
Luftschutz keine
Ge
heimwi ssenschaft ist,
mit der
sich nur ein
kleiner
Kreis
von eingeweihten
Personen
zu beschäftigen hat,
sondern
en t
sp
rechend dem
zu
erwartenden
Zukunftskrieg, der
im
Gegensatz
zu
früheren
Kriegen
das Heimatgebiet,
die
Kraftquelle
des
Volkswiderstandes
und
der Wehr
macht, als wichtigstes
Ziel
angreift, eine das gesamte
öffentliche und private Leben des Volkes
betreffende
Ang
elegen h
eit
darstellt. Dieser Umstand
bedingt
auch,
daß
eine
straffe und
einge
hend
e Zusammenarbeit aller
zivilen
Luftschutzeinrichtungen und Gliederungen
statt
finden
muß
,
daß
u. U. auch
ein ac
ht
eil
von
EinzeI
einrichtun
gen in
Kauf genommen
werden
muß,
wenn
die
Gesamtlage
es
erheischt; denn auch
in dieser
Frage
steht das Allgemeinwohl über dem Einzelwohl.
Die Durchführungsform ist so gedacht,
daß
bei
inhaltlich
kurzen
Aufgaben die Lösung gleic h an
schließend , bei inhaltlich längeren
Aufgaben
die Lösung
im nächsten
Heft der Zeitschrift
ersche in en soll.
Um
zu
vermeiden
,
daß
die Örtlichkeiten, in denen sich die
Lage abspielt,
einem Teil
der
Leser bekannt sind
und
diese da
her
aus
Ortskenntnis heraus
nicht
allgemein zu
erkennende
Verhältnisse berücksichtigen
wird
als Ort
ein neutraler o
der erfundener Stadtplan
und dergleichen
gewählt
werden.
Praktische Erfahrungen auf dem
zu
berührenden Ge
biet
fehlen uns allen.
Wir kennen bisher immer nur
die
eine
Seite:
Unsere
eigenen
vorbereitenden Abwehr
maßnahmen. Diese sind
aber
abhän
gig
von
den
gegn
er
i
schen Angriffsformen und
-
mitteln
.
Letztere wan
deln sich. Ein
Mitgehen
bezüglich
der
Erfolgsaussic
hten
dieser Angriffsformen und -
mittel wird
bei
der
Auf
gabenste
Ilung nach Möglichkeit
berücksichtigt werden
Wie
bei allen
taktischen Aufgaben, werden auch
bei
Luftschutzplanaufgaben
die
Ansichten über die beste
Lösun g
unt
erschiedlich sein.
Theoretisch läßt
sich ein
derartiger Ansichtenunterschied
wohl
behandeln, auch
die
eine oder andere Frage
klärend
besprechen;
aber
letzten
Endes
recht hat
allein die Praxis.
Man
kann
sich
dabei erinnern, daß, wenn in Vorkriegsl1lanövern eine
Lösung der einen
oder anderen Aufgabe vorgenommen
worden wär
e wie sie manchmal
mit bestem Erfo
lg im
Kriege
durchgeführt wurde, dann der
betreffende
Führer
wegen
durchaus ungeeigneter Maßnahmen seiner
Stellung verlustig gegangen wäre. So
unterscheiden
sich
eben
Theorie
und
Praxis.
Das
schli
eßt aber nicht aus,
daß
man das nach den bisherigen Erkenntnissen Zweck
mäßigste tut. Und so
muß
es auch bei Luftschutz-
planaufgaben geschehen
trotz
allem
Ansichtenunter
schied.
Da wir aber
aus
Platzman
gel keinen
Raum
in unse
rer
Zeitschrift
zur Verfügung
stellen
können,
um den
Ansichtenaustausch
zu ermöglichen,
bitten
wir,
von
etwaigen
Zuschriften
auf
oder
gegen die PIanauf
gaben und
ihre vorgesch lagenen
Lösungen absehen
zu
wollen.
Diese Aufgaben
sollen
ja nur anregen , eine
..mögliche , keine ..Patentlösung bringen.
Die
Bearbeitung dieser kleinen Planaufgaben hat
der
Generalmajor d. Sch. a. D. D i I I c n bur
ger
auf
Bitte
der Sc hriftl e
itun
g
übernommen.
Aufgabe . 1 Selbstschutz).
Lage.
Die
120
km ostwärt
s
der Westgrenze
eines
brauen
Staates
gelegene Stadt ist
Luftschutzort
T
Ordnung.
Sie
hat 200000 Einwohn er, enthält
Industrie
-
und Wehr
macht:ll1lagen, gute
Wasserstraßen und ist
wichtiger
Bahnkn
otenpunk
t.
Mit dem
westlich ansch
ließenden
roten Staat befindet
sich
der blaue
im Kriege.
Die
Mobilmachun
g
von
Blau
ist
se
it drei
Tagen
im Gange.
Der Luftschutz
i
st
aufge
ruf
en
und
in voller
Stärke
berei t
Am
20.
7. er folgte um 7
Uhr
ein Luftangriff auf die
Stadt.
Flug
melde
-
und Luftschutzwarndienst
hatten
gut
gearbeitet. Der Angriff
wa r rechtzeitig gemeldet. Eigene
Jagdflieger
hatten
die feindlichen Kampfflugzeuge an
gegriffen
und
ihnen ebenso wie die in
der Nähe der
Stadt
in
Ste
llung
befindlichen
Flakbatterien
Verluste
zugefügt.
Trotzdem war der
Angriff mit einer Anzah
l
von Flugzeugen bis zur Stadt gelangt
und
hatte einigen,
wenn auch
nicht
erheblichen Erfolg.
Gegen die Angriffsschäden war der zivile
Luftschutz
89
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 8/32
mit
Tei len des S.- u. H
.-Dienstes ),
des
Werk
luftschutzes,
des
erweiterten
Selbstschutzes
und
des Selb
stschutzes
wie
mit Teilen
des
Luftschutzes der h n v e r w l -
tung
und der Wehrmachtanlagen eingesetzt worden.
Um
8,30
Uhr war
die st i
ll
e
Entwarnung erfo
l
gt;
die
SchadensteIlen waren abgesperrt,
die
Schäden selbst
erst
zum Teil behelfsmäßig beseitigt
bzw.
ihre
Beseiti
gung noch in
Arbeit. Die
Einwohner waren
wieder
in
ihre
Wohnungen
gegangen.
De
r allgemeine
Verkehr
ge
wann
sein übliches Aussehen. Eine große Menge Neu
gieriger
strömte
nach den SchadensteIlen.
Allenthalben
standen
Gr
uppen
sich
aussprechender Menschen auf
den Straßen, Plätzen, vor Geschäften und
dergleichen .
Ab
9,05
Uhr befanden
si
ch auffä lli
g
vie
l
Po li
zei
beamte und
Hilfspolizeibeamte
auf
der
Straße, verhin
derten
Ansamm
lungen und hielten
den
Verkehr in Fluß.
Um
9,25
Uhr ertönten
erneut die
Alarmsirenen
mit
auf-
und
abschwellendem
Ton.
Ein
Teil der
Ein
wohner
begab sich in die
Häuser und
in die Sammelschutzräume,
ein
Teil glaubte an
eine
akustische Entwarnung,
bis die
Polizeibeamten
die
Zweifel mit kurzem Hinweis klärten.
Binnen
kurzer
Zeit waren
die
Straßen
in
der Haupt
sache wieder menschenleer,
einzelne
Nachzügler
hasteten
nach
den SS.-Räumen
2
. Die
Straßenba
hn en
und Autobusse
hiel ten un ter Freilassung von Straßen
kreuzungen
und
-gabelungen,
Toreinfahrten, Hydranten
usw.
an und hatten
ihre Insassen in die
nächsten
SS.-Räume entlassen, auch die
Fahrer
sch
lüpft
en in den
nächsten
SS.-Raum
oder
in Toreinfahrten. Die Pferde
der
Fuhrwerke waren
-
abgesträngt
-- an S
traß
en
bäume
, geeignete Bel
euchtungsmasten oder
Straßenbahn
masten
gebunden,
dicht
bei ihren
srharf an
die Bür··
gersteige herangefahrenen Wagen, die bezüglich ihres
Aufstellungsortes ebenso wie Kraftwagen
die
gleichen
Maßnahmen beachteten
wie die
Straßenbahnen. Die
Verkäufer der
Wochenmärkte
f
lüchteten wieder
in die
SS.-Räume.
Die
in
den Bahnhöfen
halt
en den 2.,üge
stießen entweder ihre Menschenfracht
in die
SS
.-Rä
ume
und
LS.-Räume
3
)
der
Bahnhöfe ab oder verließen den
Bahnhof und hielten auf freier Strecke
außerha
lb der
Stadt.
Di e
zum
Ein laufen in die
Stadt
hera
nkommend
en
Züge
hielten vor
der Stadt, jedoch nicht
in
der
Nähe
von
Brücken, Ü
bergängen oder
dergleichen.
Die Wasser
fahrzeuge
auf
Kanal
und Fluß und
in dem
Hafen waren
am
Ufer
festgemacht, ebenfalls
nicht
in
der Nähe von
Brücken.
Zahlreiche Polizeistreifen zu
Fuß, zu
Rad
, mit Motorrad
und
in Kraftfahrzeugen
durcheilten die Straßen. In der Nähe luft
schut7iwiehtiger PU 1kte
standen
Polizei
posten .
Auch
auf
Übe rsicht gewährenden
Punkten
w,
aren
s,olche zu
bemerken (Turm
beobachter).
Di e infolge des
ersten
Luftangriffs ein
gesetzten Teile
des S.- -und H.-Dienstes, des
Eisenbahnluftschutzes und
desjenigen von
Wehrmachtanlagen
kehrtCJ1,
soweit
sie
ihre
Allifgaben erfüllt h
atten
oder
sofern eine
Unterbrechung
ilwer Abwehr,
arbeit
infolge
des neuerlichen Fliegeralarms keinen größe
ren
Schaden
verursachen
konnte,
zu
ihren
Berei tstellungsorten zu rück, sowei
t
diese in
der Nähe
lagen. Die übrigen Teile,
nament
lich,
wenn
sie
Menschenleben retten
oder
die
Ausdehnung von Bränden verhindern
sollten (also
Instandsetzungstrupps
bei
Ver
schütteten und
bei
mit
Einsturz
drohend
en
Baulichkeiten, Sa
,
nitätstrupps oder
-abtei
lungen bei
Verwundeten.
Feuerlöschdienst
einschließlich
Hausf
eue
rwehr
, vVcrkfcuer
wehr, Feuerwehr- und
Bergungstrupps bei
Bränden)
blieben an ihrem
Tätigkeitsort,
Um
ihre
Arbeit
fortzusetzen und
nur bei
einem
sie
selbst bedrohenden
Angriff
vorübergehend in
eine
vorher
erkundete
Deckung
zu gehen,
Das
Haus
A-Straße Nr.
56 ist ein vier
stöckiges
Dopp
elhaus. Es
enthält
im Erd
geschoß
vier Geschäfte:
a)
photo
graphi
sche Artikel,
b)
Lebensmitte
l, c) Installa-
19
tion
und
el
ektrische
Arbeiten
und
d)
Zigarren
und be
herbergt jetzt
, nac h
der
Mobilmachung in den beiden
Hochpa
rterren und
in
den je
drei
darüb
er befindlichen
Stockwerken,
einschließlich des
Hinterhauses,
im ganzen
16
Famil ien
mit zusammen 74
Köpfen,
und zwar 12
Män
ner
im
Alter von
50 bis
68 Jahren, 31 Frauen, 25 Kinder
zwischen 3
und 16
Jahren
und
6 kle
in ere Kinder.
Von
den
Männern
ist einer gelähmt, von den Frauen sind
zwe i bettlägerig
krank
.
Luftschutzwart ist der Laden
besitzer des Lebensmittelgeschäftes,
Herr X.,
ein Mann
von 56
Jahren,
se in
Vertreter der
Besitzer des Instal
lation
sgeschäftes,
Herr
Y.,
ein
Mann von
58
Jahren.
Als
Hausfeuerwehr sind be
s
timmt:
In
jedem Haus
des
Doppelbaues
drei
Personen und
zwe i
Me
lder,
im
Haus
A
Herr E. .
Frl.
B. . .
Herr
C
als
Me
lder
der
im
Haus
B
51 Jahr
e alt,
25 Jahre
alt,
16 Jahre
alt,
14jährige
J und
He
rr
F, . . . . . . 52 Jahre alt,
Frau
G
. .
. . , 35
Jahre
alt,
Fr .
H,.
. . .
. . 28 Jahre
alt,
der 15jährige L.,
a ls
Melder der
15jährige
K.
und
der
13jährige M.
Laienhelfer
innen
sind die Frauen N.
und
P.
Di e
Dachböden
des
Doppelhauses stehen durch
eine
Eisentür,
die unverschlossen ist, in
Verbindung.
Die
Böde 1
sind
im allgemeinen
gut entrümpelt. Doch stehen
noch eine Anzahl sonst
nicht unterzubringender
Möbel,
auch
Eisenbettste ll
en und
sonst
ige
Meta
llgeräte auf den
Böden. A ll es ist
jedoch
so aufgebaut,
daß
es nirgends
sperrend
wirkt.
Die Lattenverschläge und der
Dach
stuhl
s
ind nie
h t gegen
Feuer imprägniert. Die Türen
der Verschläge sind
auf
Anordnung
des
Luftschutzwartes
offen.
Auf
den
Böden findet
sich in
jedem
Einze
lhaus ein
Wasserhahn der Wasser
leitung
mit Schraubgewinde.
Außerdem ist
an
Gerät
vorhanden
je Haus:
1 anschr;lubbarer
passender Gartensch
lauch von 12
bzw, 15 m Länge,
2
Kisten mit trockenem
Sa
nd,
'l S. u. H,-Dienst
=
Sicherhe it s- u nd Hilf
sdienst.
2
SS,-Räume = Samme\schulzräume.
LS. Räumc = Luflschutzräume
chadpn .
kizze
-
'
arfen
Lageplan
zu
Aufgabe Nr
. 1.
Zuständig,
LS,RcVI< r Nr.
LS-Abschnitl I
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 9/32
4
Gießkannen. mit Wasser
gefüllt,
4
Eimer,
mit Wasser gefüllt,
3 Schippen,
3 Äxte,
3
Feuerhaken,
3 Feuerpatschen,
2
Einstellspritzen.
Diese Geräte
sind
zum
Teil auf den Böden,
zum
Teil
auf
dem
Vorraum zum Boden
untergebracht.
Im
Keller
befindet
sich
eine für
beide
Gebäude des
Doppelhauses
bestimmte
LS.-Raumanlage
(s. Skizze),
die
durch eine Mauer mit gasdichter Tür in zwei LS.-Räume
VOn je 35
Köpfen
Fassungsvermögen unterteilt ist. Es
führen keinerlei Rohrleitungen durch die beiden
Räu
me.
Belüftungsanlagen sind nie
h t
vorhanden.
Jeder
Raum hat einen
eigenen Eingang mit gasdic
htem
Ab
schluß.
Eine
Gasschleuse hat aber
nur
der
Raum des
Hauses A.
Beide Räume
haben
je einen
Notausstieg
durch ein
Kellerfenster nach
der Hofseite.
Die
Aus
stattung der L .-Räume ist
vorschriftsmäßig
(Sitzgele
genheiten, Lagerstätten, Tische,
gasdichte
Verkleidung
der Fenster und
Splitterschutz,
Befreiungsgerät, Material
Zum
Nachdichten, Handwerkszeug, elektrische Taschen
lampen
mit
Reserveba
tterien,
Trinkwasser,
Notabort).
Es ist jedoch nur
eine
Hausapotheke im LS.-Raum
des
Hauses
A
vorhanden.
Die
Bewohner
des
Doppelhauses haben
sich
-
geübt
für
ihre
Aufgaben bei
Fliegeralarm
-
wieder
in
den
LS .-Raum begeben').
Als
der
Luftsch'utzwart bei seinem Rundgang, den
er
phrnmäßig vornahm, um
sich zu
vergewissern,
daß
alles in seinem
Hause
in Ordnung sei,
die
Treppen
vom
ersten
Stock des
Hauses A nach
dem
zweiten
Stock
hinaufstieg, hörte
er
um 9,33 Uhr in
großer
Nähe eine
starke Detonation, der polterndes
Geräusch
folgte. Das
ganze Haus scheint zu schwanken.
Staub, Schutt,
Holz
teile und Steine stürzen
dur
ch das Treppenhaus. Ein
harter Gegenstand trifft
ihn
am
Kopf.
Es läuft
ihm
warme
Flüssigkeit
über das Gesicht. Im ersten Augenblick
ist
er
ganz benommen, dann wischt
er
sich über das
Ge
sicht
und hat
die
Hand voller Blut.
Frage
1.
Welchen Eindruck hat der LS.-Wart
5
)
von der
Sachlage?
2.
Welche Maßnahmen ergreift
er?
Infolge seiner
Kopfverletzung
ist er nicht mehr voll
verwen
dungsfähig,
kann
z. B.
keine
Volksgasmaske tragen.
An twort
:
Dem LS.-Wart ist
klar,
daß eine Minenbombe
das
Haus getroffen haben muß. Umfang des Schadens steht
noch nicht fest, beschränkt sich
aber wohl
nur
auf
den
oberen Teil des Hauses.
Ob
Brand
dabei entstanden
ist, steht noch nicht fest,
ebensowenig, ob
die
Brand
wache oder die Hausfeuerwehr irgendwie in Mitleiden
s ~ h a f t gezogen worden ist. T r ~ p p e 1 h a u s , in d.em
sich
der
LS.-
Wart
befindet,
Wird
vielleicht
unpasSier
bar sein.
Aber
es ist ein
zweites
vorhanden, und die
Dachböden haben Verbindung
.
Die Verwundung des
LS.
-Wartes beschränkt
zunächst seine
Lei6tungsfähig
keit
und damit seine Fürsorge und
Verantwortungsmög
lichkeit
für
die Bewohner des Hauses.
Also
ntwort zu 2 :
der LS.-
Wart muß sofort seinen Vertreter unterrichten,
der sich in der
Gasschleuse befindet,
damit die
eben
angeschnittenen
Fragen geklärt werden.
Rein
instinktmäßig ist der
LS.-Wart, als
die
chutt
masse und der Stei
nschlag
ihm
entgegenkamen und er
verwundet
wurde, die Treppe wieder abwärts gerannt.
Mit
Erreichen
des Hochparterrevorraumes kommt ihm
die ruhige überlegung wieder (er ist
ja
Frontkämpfer
gewesen).
Er hört
noch eine ganze
Anzahl Detonationen,
aber
weiter entfernt.
Er begibt
sich
zur Gasschleuse, sieht auf
dem
Wege
VOn Eingang a zu
Eingang
b,
daß
in
der A-Straße eine
fichte
Staubwolke lagert,
hat aber noch
so
viel über
egung, daß
er
eine
Schnüffelprobe
macht und fest
stellt,
Kampfstoffgerüche sind
nicht wahrzunehmen.
Seinen Vertreter
unterrichtet
er von seinem Erlebnis
r
nq
seinen Mutmaßungen und befieh lt ihm: ofort
ist
estzustellen,
1. ob
die Hausfeuerwehr
unverletzt ist,
2. ob
ein
Brand entstanden i t,
3. welcher Einsturzschaden vorliegt,
4. ob
die
Treppe a noch benutzbar ist:'
Der
Ver t r e t er es L S.-War t s r e in i g t mit
Hilfe eines Verbandpäckchens den
LS.-
Wart oberfläc
h
lich
von
Blut, ruft
sich aus dem LS.-Raum
Herrn
0.
den 52jährigen
Besitzer
des
Photogeschäftcs, a ls
Ver
treter in die
Gasschleuse,
unterrichtet diesen, entläßt
den
verletzten LS.-Wart, nach
dem
er
sich von ihm
alle
WohnU'ngsschlüssel
hat geben
lassen, in
den LS.-Raum
zur Betreuung
durch die
ausgebildeten
Laienhelferin
nen, Frau N. und Frau P., und eilt zur Treppe b, um
zunächst nach der Hausfeuerwehr und dem chaden zu
sehen.
Als
der
verwundete LS.-
Wart den
L .-
Raum
betritt,
wird
er
zunächst von ihn bemitleidenden,
wehklagen
den und
neugierigen Frauen
umringt, bis
die e n e r ~ i s c
Frau .
dazwischenfährt,
um
den Mann
erst
emmal
aus den Mitteln der Luftschutz-Hausapotheke sach
gemäß zu verbinden. Sie stellt fest, daß der LS.-Wart
ein gehöriges
Loch
oberhalb der Stirn in seinem kahlen
Schädel hat doch scheint der Knochen nicht verletzt.
Sie
fragt
ih'n:
"Wie ist denn das
möglich,
hatten
Sie
Ihren Luftschutzstahlhelm
nicht auf?" Er antwortet:
ein, es war
so
heiß,
da
habe ich ihn mal abgenom
menl"
Auf ihre Entgegnung: "Das ist
Pech,
mit dem
Helm
wäre Ihnen das
doch
nicht passiert", antwortet
er in e lbstironie : "Alter
schützt
vor Torheit nicht, und
durch Schaden wird man klug.
Da
dem LS.-Wart nun
übel
wurde
(vielleicht Anzeichen von Gehirnerschüt
terung
oder nur infolge der Aufregung),
blieb
er im
LS.-Raum und wurde mit
Hilfe des
in der Luftschutz
Hausapotheke vorhandenen
Menthol
- Eukalyptus -
misch es und frischen Trinkwassers wieder belebt sowie
sachgemäß
verbunden.
Der Stellvertreter
des
LS.-
Wartes
war
unterdessen
nach
der Treppe b geeilt,
um
sich
den chaden seines
Hauses zunächst von außen
anzusehen.
Auf der traße
sah er
folgendes
(s. Skizze):
1.
Vor dem eigenen Gebäude, Haus A, liegt ein
Schutt- und Trümmerhaufen von
Steinen
und Haus
gerät
sowohl auf dem Bürgersteig wie auf der an
schließenden
Hälfte der
Fahrbahn.
2.
Das
schräg gegenüberliegende Gebäude r.
5
(zweistöckig) ist
in
seiner Vorderfro'1t
vO':. o?en
bis
unten aufgerissen; Schuttmassen
und Emrtch
tungsgegenstände
liegen auf der Straße und ver
sperren diese vollständig. Eingang und
Kellerfenster
sind
voll tändig
zugeschüttet. Einzelne
Stücke
des
Hausgerätes hängen aus der Bruchst e lle und drohen
herabzustürzen
. Der
Rest
der Vorderwand
des
Hauses hat
starke Neigung
nach
außen
bekommen.
Aus dem
Dachgeschoßrest steigt
Qualm auf.
3.
Halb un ter dem Schutt begraben
liegen
zwei
Polizei
beamte.
Einer bewegt die
Arme
und ruft, als er
den Vertreter des
LS.-Wartes sieht: "He
lfen Sie
mir
und
meinem
Kameraden hier heraus.
Mein
rechtes Bein muß
verletzt
sein "
Während dieses Gespräches
kommt der
Melder K.
der Hausfeuerwehr
8., der
die Treppe
b
herunter
gelaufen
ist,
um
zum
LS.-Wart auf
Treppe a zu gelan
gen, auf
die Straße, sieht den
Vertreter
des
LS.
Wartes und meldet:
"Die
Ecke
des Dachbodens über Treppe
a
ist einge
stürzt. Man kann
durch das
Loch
bis zu SchuItzes
(zweiter
Stock)
sehen. Dort scheint
es
zu brennen. Es
riecht brenzlich und nach Schwefel.
Von der
Hausfeuer
wehr
A ist Frl. B.
durch stürzenden
Balken
am
Arm
verletzt.
A ufgabe:
übe
rlegungen
und daraus
entstehende
~ ß n h m e n
des
tellvertr et e
rs
des
LS.-
Wartes.
D .
(Lösung zu Aufgabe Nr. 1 im Augustheft.)
4 Sie haben
sich
vorschriftsmäßig verbalten und
das
Schutzraum
s e äck das noch
vom erstpn
Alarm
bereitlag m i t ~
n o m m e n Auch
der Gelähmte und die b e t t l ä ~ e r i g Kranken sin.d erneut heruntergeschafft.
5)
LS
.· Wart Luftschutz",art,
bi
sher
Luftschutz · H
au s wart
genannt.
9
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 10/32
randabwehr
kleinen
n
emeinden
Bernhard P e i
11
Berlin
Seit der
großen
Brandkatastrophe von O e s c h e ~
bronn im Jahre
1933
haben weitere verheerende
Dorfbrände in verschiedenen Gegenden
des
Rei .
ches und im Auslande gezeigt, welche Folgen in
kleinen Gemeinden ohne ausreichenden Brand.
schutz
eintreten können.
Wenn inzwischen
auch
dem drückenden Löschwassermangel an zahlrei.
chen
Orten
durch Neuan lage von Feuerlöschbrun.
nen und Zisternen , Ausbau von Feuerlöschteichen
und
Saugstellen an offenen
Gewässern
u. dgl. in
wiflksamer
Weise
ahgeholfen
werden konnte,
so
birgt doch die bauliche
Gestaltung
der ländlichen
Wohn
c
und Wirtschaftsgebäude auch hC Ute noch
allzu viele Brandgef.ahren in sich. Zwar können
mit Hilfe der nach
und
nach in allen Landbezirken
eingeführten
hauptamtlichen
Brandschau in Z u ~
kunft schwerwiegende bauliche, feuerungs. und
elektrotechnische Mängel beseitigt werden, jedoch
handelt es sioh hierbei in erster Linie um die Ver .
minderung der Brandentstehung8iJI1öglichkeit cn
und weniger um wirksame Mittel zur rechtzeiti<
g,en Eindämmung
von
Ortsbränden.
Ähnlich wie die
Sta
dtkerne enggebauter altcr
Städte müssen a uch die ländlichen geschlossenen
Ortschaften
vom Weiler
bis
zur
kleinen
Landstadt
beizeiten
einer
b au I i ch e n R e in i gun g s
a k t i o n
unterzogen werden. Hierzu gehört
vor
allem die Beseitigung gefahrdrohender h ö I ze r
n e r e r b i n dun g s b au t e n zwischen W h n ~
und
Wirtschaftsgebäuden ländlicher Anwesen.
Angefangen
von
den oft stockwerkhohen r e n n ~
holzstößen, welche ,die o h n
ul1Jd
W i r t s c h a f t s ~
gebäude als Holzvorrat für den
Winter
umgeben,
bis mehr oder weniger baufälligen Schuppen
und Speichern aJUS Holzfaohwerk und einfachen
Bretterwänden bedeuten diese leicht brennbaren
Verbindungsbauten s t r a ß e n ~ wie hofseitig im
Brandfalle
eine
Gefährdung
der gesamten
Nac
h.
barschaft. Lassen sich derartige Bauten infolgc
Raummangels nicht überhaupt beseitigen, so is t
für ihren massiven Ausbau beizeiten Sorge zu
tr
ar.
gen. Das gleiche gilt für ·die
zah
lr
eichen
H i n t e r
häuser, Anbauten (Bilder 1
und
2) und sonstigen
N ebengebruude inmitten geschlossener länd licher
Ortsooaften.
Eb
enso bedenklich
i,
st
die
m a n
gel
h a f t e
U n t e r t ei l u n g an sich massiver o h n ~
und
Wirtsohaftsgebäude
innerhalb
vie l
er Landstädte
und
Dorfgemeinden.
Man wird
hier vielfach gc;
radezu
an
die Verhältnisse in
orientalischen
Städten
erinnert,
wo
·die
hölzernen
Reih
enhä
user
oft
durch
Brandmauern aus Holzfachwerk
mit
Rohr:
und Strohgeflecht untereinander abgeteilt
sind. Im
Laufe der Jahr
e fällt die Lehmfüllung
di
eser Trennung
·swäll de heraus, die dann
nurmehr
aus
Fachwerk und Rohr,geflecht bes tehen,
und
man wundert
sich
dann
noch über die
erschreb
kenden Ausmaße
onientalischer Sta,dtbrände.
Di
e.
ser Vergleich erscheint nicht
allzu
übertrieben,
192
wenn man die abgelegenen Hauswinkel und wenig
übersiohtlichen Dachgeschosse kleinstädtischer
und ländlicher Häuserblöcke
einer
näheren Prü:
fung unterzieht. Hier müssen noch an sehr vielen
Orten
undurchlässige Trennungsmauern eingezo.
gen, gefahrdrohende und Fensteröffnungen
zugemauert
und hölzerne Verbindungstüren
durch vorschriftsmäßige Feuerschutztüren ersetzt
werden .
Alle diese baulichen Maßnahmen zur wirksamen
Eindämmung von
Ortsbr
än den
lassen
sich
ähnlich
wie bei
der
Altstadtsanierung auch in Kleinstä,
dten
und ländlichen Ortschaften ohne unüberwindliche
Schwierigkeiten technischer und finanzieller
Art
durchführen, wenn
überall
beizeiten die Gefahr
erkannt
und für die rechtzeitige Beseitigun g
aJ1er
dieser
Brall'dübertragungsmöglichkeiten
Sorge ge.
tragen wird. Hinsiohtlich
der B e d ach u n g muß
auch an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen
wer,den, daß ohne
Rücksicht
auf Heimat
c
und
Denkmalschutzinteressen
weiche
Be
dachung
in
Form von Holzschindel.
und
Strohdächern keines.
falls innerhalb geschlossener Ortschaften geduldet
wertden kann; bei Einzelhöfen und Landorten
mit
Bild 1. Die
angebaute
Scheune
ist niedergebrannt.
Straßenseite.
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 11/32
weitläufiger Bebauung
mögen die Verhältnisse
m m
Teil anders
lieg en.
Eine
weitere BrandgefaJhr bildet die Lag e
r ung f e u e r g e f ä h r l i c h e r N a h r U n
und
F u t t e r
mi t
t e l
innerhalb unter einem
Dach vereinigter W o h n ~
und
Wirtschaftsgebäude
ohne ausreichende
UnterteHung
und Abtrennung
in
vertikaler und horizontaler Richtung. A n g e
stammte Bauweise
und drückender
Platzmangel
können
u. U. ·die
Anhäufung leicht brennbarer
G e t r e i d e ~
und Futtervorräte
in
den
O b e r g e s c h o s
sen kleinstädtischer und
ländlicher
Wohnbauten
rechtfertigen.
Aber
in diesem Falle
müssen
die
unteren
Wohnräume
von den
darüberliegenden
Speichern,
K o r n ~ und Futterböden unbedingt durch
Zwischendecken mit
Z i e g e l
Eternib
oder B e t o n ~
aruflage
getrennt
werden,
damit
bei
Bränden
in
den
gefüllten Dachgeschossen
wenigstens der i l r ~
unter befindliche Hausstock
so unversehrt
wie
möglich erhalten bleibt. Gestatten
die b e t r c f f e n ~
den BlLulichkeiten
nicht mehr
ein Einziehen
m a s
siver Zwischendecken oder feuerbeständige A u f
lagen, so
sind
sie baufällig
und
l>ilden eine
s t ä n
dige Gefährdung
ihrer gesamten Umgebung nicht
nur
im Luftangriffsfalle,
sondern schon
bei
allen
Friedensb ränden.
Auch
die eigentlichen Wir
t sc
ha
f t s g e
b ä ud e,
wie Scheunen, Stallungen und W a g e n
bzw.
Maschinenschuppen,
bedürfen allenthaLben
einer
weitergehenden Unterteilung und
A b t r e n ~
nung als
bisher.
SchC unenbrände lassen sich
nur
dann
nicht auf ihren
Herd
beschränken, wenn
diese Gebäude bereits
in dem Bewußtsein e r r i c h
tet wurden,
daß im Brandfalle an ihre Rettung
doch nicht mehr gedacht
werden kann.
Die h e u ~
tige Bauweise von Scheunen
bietet
genügend
M ö g ~
lichkeiten, um im Brandfalle eine
weitgehende
Bild 2.
Dasselbe
VO
rückwärts.
phot.
Pilscheider (2) .
Ü
bertragung
,des
Feuers nach außen
rund
innen
wirksam
zu
unterbinden; dasselbe
gilt für
S t a l l u n ~
gen
und
Schuppenbaruten.
Die gleichen und
feuerpolizeiliohen
Forderungen wie
für
Werkstät-
ten
und Fabrikbetriebe sind
in
ihrer Art auch
auf
die ländlichen
Wirtschaftsgebäude anzuwen
<
den,
und nur, wenn diese Forderung
überall
kannt und verwirklicht wird, kann der gefahrdro
<
hende
bauliche
Zustand
vieler
Landstädte und
dörflicher
Siedlungen im Interesse der
Friedens<
brandbekämpfung und
vor
allem
des
Luftschutzes
rechtzeitig
behoben werden.
Ahnlieh verhält es
sich mit der
ak t i v e n
B r
an
·d a b weh r auf
dem Lande, die auch nicht
mehr wie
früher dem bloßen Zufall
überlassen
werden darf. An die Stelle beliebiger
L ö s c h w a s ~
sergefäße hat auch
in
dem kleinsten Anwesen
der
nur
zu Löschzweoken
bestimmte
F e u e
re
i m er
zu
treten,
an die Stelle
veralteter und v e r w a h r ~
loster hölzerner
.
Stockspritzen
die K
übe
s p r i t z
e.
In
der
Bedienung dieser einfachen
Löschbehelfe
müssen sämtliche
halbwegs
e r w a c h ~
senen und rüstigen Bewohner ausgebildet
sein,
,
denn diese Geräte dienen nicht nur zur
rasohen
Unterdrückung von Entstehungsbränden,
sondern
vor
allem
auch Zlur wirksamen Abwehr
von Flug<
feuer
und
Brandübertragung
durch
strahlende
Hitze
wie
auch
zur
endgültigen
Ablöschung v r ~
stcckter und hartnäokiger Brandnester unter
V e r ~
mClidung
übermäßiger Löschwasserschäden. Auch
die in
verschieden
en Landbez.irken seit langem
eingeführten H a n d f e u e r l ö s c h e r ~ S c h u t z n e t z e kön
.
nen
dem ländliohen Luftschutz von Nutzen
sein,
sofern
es sich weniger
um nur
unter Zeitverlust
nachfüllbare und
in
ihrem Betrieb
kostspielige
Löschapparate als um einfache, zuverlässige
H a n d s p r i t zen
handelt.
Während
in
den
Städten
den Löschkräften
Druckwasserleitungen und
Hy,
dranten zur Verfü.
gung
stehen,
fehlt dieses wichtige
Hilfsmittel
in
ländlichen
Ortschaften ohne
öffentliche W a s s e r ~
versorgung leider
gänzlich. Anzustreben
ist
die
Besohaffung
von
Kraftsnritzen, wobei sich
beson
.
ders
die
tragbare
Kraftspritze e i ~ n e t Für sehr
kl eine
Gemeinden,
Einzelgehöfte usW.
aber sind
tragbare Kraftspritzen kostsnielig,
auch erfordern
sie besondere
Wartung und
Bedienung, geeignete
Unterstell
räume
Und
ausreichendes
Löschwasser.
Die herkömmliche ländliche a n
dd r
u c k
s p r i t z e ist für diese Anwesen ebenfalls zu
u m ~
fangreich, da es
sich
in den
allermeisten
Fällen
um
vierrädrige
Geräte mit
fest auf
dem
F a h r
gestell ruhendem Pumpwerk
handelt. Beförderung
und
Bedienung dieser Snritzer. erfordern e r h e b ~
lichen Zeit<und Kraftaufwand, wobei die Zahl der
benötigten Druckmannsohaften meist in
keinem
Verhältnis
ZI\ I der erzielten Löschkraft steht.
Als
Zwischengerät dürfte sich
oft
Cline einfache
trag. rund fahrbare Sau g u n ·d 0 r u c k
s p r i t z e fü r H a n d b e t r i e b (Bjld 3) mit
80 bis 100
mm
Zylinderweite ohne
Wasserkasten
eignen. Ein solcher ..Hydrophor
wird
mit ein<
schieb
baren Tragstang
-en
und
einklappbaren
Druckstangenenden
versehen
und nimmt
daher
nur
wenig Platz
ein.
Den
Wasserkasten ersetzt
im Falle -
der
Speisung
des Gerätes mittels
H a n d ~
gefäßen
ein zusammenlegbares
Se gel
t u c h r e •
se r v 0 i r nach Art
der
bekannten M a r i n e ~
schwimmsegel
und
K r a f t s p r i t z e n
S a u g b o t t ~ c h c
wobei
der
Saugschlauch der Handpumpe in den
Segeltuchbehälter
gelegt wil d. Da die Bedienungs.
mannsohaft beim P Umpen
ihr
volles Körperge.
wicht auf den vom Fahrgestell herllJbgenommenen
93
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 12/32
Bild 3. Hydrophor. We rkph o t.
Hydrophor
wirken lassen kann sind zu
seiner
Bedienung bedeuten/d wenig,
er
Druckmannschaften
nöt.j,g als bei der normalen Han'ddru ckspritze.
DiC6e leichte A I b p r o t z ~
un
,d Tragspl1itze eignet sich
besolllders als Angriffsg,erät für jugendliche und
weibliche Personen in Binzelihöfen und einsam
gelegenen Betrieben Weilern und Vorwerken
Ausbauten und
vom
Ortskern
weit<er
entfernten
Häusergl'tu'Ppen. Dank dem g e r i n ~ e n
Umfang
kann der
Hydrophor
auf
jedem
Gefährt oder
dem
Löschkarren neben allen sonst
benötigten
griffsgeräten unld Schlruuchbeständen Platz finden,
während bei
ungünstigsten
Wegeverhältnissen die
kleine SprJtze im
Notfall
auoh ge tr ag,en oder im
Winter
mittels Schlitten zur BrandsteIle
befördert
wel'1den kann.
Während die meisten kleinen Land ;
feuerwehr,
en
heute
nur
üb er eine oder
höchstens zwei
Handdruckspritzen
v e r ~
fügen, können die Einzelgehöfte ohne
allzu hohe
Unkosten mit
dem
b e s c h r i e ~
benen
kleinen
Hydrophor nebst
z u g e ~
hörigem
Löschkarren ausgerüstet
w e r ~
den so
daß
bei Feuerausbruch die
Löscharbeit noch vor dem
Eintreffen
der
Feuerwehr
mit
ei,genen Kräften
wirksam
aufgenommen
weI"den kann.
Letztere erhalten erfahrungsgemäß
durch den Besitz einer eigenen kleinen
Löschmaschine mehr Sicherheit und
Selbstvertrauen als wenn sie nur über
behelfsmäßiges und kleines
Löschgerät
verfügen und im übrigen ausschließlich
auf Hilfeleistung
anderer
angewiesen
sind.
N euel1dings haben die seitens der
Feuerlöschgeräteindustrie
schon
seit
Jahren betriebenen Versuche
mit
Kraft;
spri tzen kleinsten Kalibers zur S c h a f ~
fung einer wirklich
brauchbaren
und
besonders handlichen KleinstkrafV
spritze
geführt der o r n i s t e r
k r a f t s p r i t z e. Dieses kleine und
94
einfache Löschgerät besitzt einen lllftgekühlten
S a c h s M o t o r S t a m o 6 mit einer Leistung von
2 2 PS
und
3000 Umdrehungen in der Minute' . Die
Feuerlöschpllmpe ist mit dem
Antriebsmotor
rekt gekuppelt und aus korrosionsfestem y d r o
nalium und rostfreiem Stahl hergestellt; die
serführenden Teile sind eloxiert.
An
Armaturen
sind
an
,der Pumpe je 1 C ~ S a u g ~
und
1 CDrucb
stutzen sowie ein Manometer vorgesehen (Bild 4).
Die Spritze hat bei 30 m Förderhöhe eine m i ~
nutliche
Wasserlieferung von
200
I
was der
L e i ~
stung
einer normalen
Handdruckspritze
entspricht.
Als Ansaugpumpe dient eine gewöhnliche L u f t
pumpe so daß Bedienung und Arbeitsweise äußerst
einfach sind. Der Brennstoffbehälter des
Motors
laßt rund 4 ; der Auspufftopf
ist
mit S c h a l l d ä m p ~
fung versehen.
Als
Traggestell der Spritze dient
ein Tornister aus Leichtmetall der
mit
T r a g g r i f ~
fen und
Riemen
versehen ist.
Das
Gesamtgewicht
der Spritze beträgt nur
48
kg, so daß sie auf dem
Rücken eines einzigen kräftig,en Mannes
zur
B r a n d bzw. Löschwasserentnahmestelle befördert
werden kann. Der Träger vermag außerdem die
Sauglcitllng
und sonstiges Spritzenzubehör
zu
b e ~
fördern.
Für den Brandschutz ländlicher Siedlun gen und
Anwesen dürften die Vorzüge dieses neuartigen
Tornisterlöschgerätes besonders im L u f t a n g r i f f s ~
falle, aber
auch
in Friedenszeiten klar auf der
I-land liegen. Es
sind
dies: leichter
Transport
einfache Bedienung schnelle Bctriebsbereitschaft
und geringste Raumbeanspruchung. Ländliche
Hausfeuerwehren Löschtrupps entlegener
Weiler
und Ortsteile
können
mit Hilfe ,der T o r n i s t e r k r a f t ~
spritze in
ihrer
Wil'ksam keit vollkommen u n a b ~
hängig gemacht
werden
da
die Tornisterspritze
an
jeder
beliebigen
und auch schwer
zugänglichen
Löschwasser Entnahmeste
lle angesetzt wel"den
kann. Sie verbraucht
verhältnismäßig
wenig L ö s c h ~
wasser
und gestattet
trotzdem
die
Vornahme
einer
L e i t u n g
unter
ausreichendem
Druck und
g e n ü ~
gender Wasserleistung.
Hierdurch
erübrigen sich
die für ,die kleinste
Handdruckspritze
erfordep
liche
Druckmannschaft
wie
auch
ein besonderes
Transportfahrzeug. Vielmehr kann die T o r n i s t e r
Bild 4. Tornistcrkr.ltspritze . W e rk phot.
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 13/32
kraftspritze bequem
auf dem
Löschkarren
bereib
gehalten und
in
unwegsamem Gelände
mühelos
von einem
oder
zwei
Mann
zum
Brandplatz oder
Zur
Saugstelle
getragen werden.
Während
eine
derartige Kleinstkraftspritze
für
den ersten
Brandangriff
ausreicht kann mit
zwei
solchen
Geräten bereits
ein
fortgeschrittener
Brandherd wirksam von
zwei Seiten angegriffen
werden bevor seitens der Ortsfeuerwehr stärkere
Löschkräfte mit normalen tragbaren Kraftspritzen
bzw.
Kraftfahrspritzen
zum
Einsatz
gebracht
w e r ~
den können.
An
zahlreichen
Stellen dürfte
es
her
zweckmäßig
sein,
inmitten
des
Löschkarrens
oder sonstigen H a n d z u g ~ A n g r i f f s w a g e n s der ört
lichen
elbstsehutzkräfte Raum zur Mitführung
von
zwei olchen
Tornisterkraftspritzen v o r z u ~
sehen,
neben
denen
alsdann immer noch genügend
Platz
zur Mitnahme
von Schlauchmaterial, t e i g
und kleinem
Löschgerät,
Werkzeug und der
übri
gen
Angriffsausrüstung
verbleibt.
oweit schon
jetzt
abzusehen
ist, ,
dürfte
die Tornisterkraft<
spritze bereits
in Friedenszeiten erheb lich
zur
Verbesserung
des
ländlichen
Brand_
und
sonsti
gen
Selbstschutzes beitr
agen.
Eine
wertvolle
Ergänrung der
Feuerwehren
in
kleinen Städten
namentlich
bei ungünstigen \ Vas
serversorgungsverhältnissen
ist
die Bereitstellung
von T a n k k r a f t w a gen bzw. Ta n k k r a f t -
fa
h r s p r i t zen. Di e Tankkraftfahrspritze kann
während
der Sommermonate
mit Vorteil gleich
zeiti,g als
Straßensprengfahrzeug
Verwendung fin
den. Si,e
vermag
in
ihrer
kleineren
Ausführung
2000 bis 3000 und als
größeres Dreiachsfahrzeu
g
5000 bis 6000
Liter Wasser
zu befördern.
Tankkraftfahrspritze hat sich
bereits
in zahb
reichen Brandfällen als äußerst segensreich erwie-
sen,
z.
B. bei utozu
ammenstößen auf
der
Land
straße
bei
Zugunfällen auf
offener
Strecke
bei
Flugzeugabstürzen
weitab
bewohnter
Siedlungen
wie auch bei
Waldbränden
usw.
Weil die
schwere
Tankspritze
sich
im
Gegen.
satz
zu
der
leicht transportablen
tragbaren
K r a f t ~
spritze
nicht
ohne
weiteres an schwer zugäng.
liche
Brand. un
1d Löschwasserstellen befördern
läßt empfiehlt süch die Mitführung eines einachsi.
gen Sc h l au c h t r
ans
p
0
r t a n h ä n
ge r
s
mit
mehreren hundert Metern
Druckschlauch
zum
selbständigen Auslegen
der
SchlauchleitlUng
über
weitere
Strecken während gerollte Schläuche in
geni.igender Menge
auf der Tankspritze selbst mit.
geführt werden.
Auch beim aohholen
von Löschwasser
sowie
bei
der
Zwischenschaltung als Relaisspritze leistet
die
mit
eigenem großem Wassertank
ver
ehene
Kraftfahrspritze
namentlich
bei ländlichen Brän
,den ausgezeichnete
Dienste.
Sie
ist
unter allen
Um
ständen sogleich
betriebsbereit
da
ihre
Feuer
löschpumpe vom
Fahrmotor
angetrieben
wird ihre
Löschwasserversorgung für den ersten Angriff un.
abhängig
von örtlichen
Entnalhmestellen
unmittel.
bar
aus dem eigenen
Behälter
erfolgt und bei Frost
der
rruitgeführte Wasservorrat
mittels
Auspuff
gasen oder
elektrischer
Heimmg vorgewärmt wer
den
kann. Bei kürzerer Schlauohleitung genügen
ein Truppführer zwei bis drei Wehrmänner und
der
Fahrer zur Vornahme des ersten Löschan
griffs
von der Tankspritze in deren Führerhaus
übrigens fi.inf Mann
Platz
finden
können.
Ab
schließend
sei
erwähnt
daß
die
hier gebotenen
Anregungen
auf praktischen
Erfahrungen
,im klein
städtischen
und
ländLichen Bran,dschutz des In.
und
Auslandes
beruhen.
ersuche über die E i n w i r k u n ~ von
Lost auf
den
Betrieb
eines Wasserwerkes
*
Dr. S am p e
Dr.
G r o ß
k
0
p
f Dr. med.
veL
H a rm sund Dr. med.
veto
W e i l an
d ,
sämtlich
Lübeck
Die Betriebsanlagen eines Wasserwerkes
erfor.
dern bei einem Kampfstoffangriff
grundsätzlich
die gleichen Maßnahmen wie andere
B e t r i e b s a n ~
lagen auch.
Ebenso bedarf
es
kaum
einer
weite.
ren
Untersuchung
ob es für
den
Kampfstoff mög
lich ist, in eine
verletzte Druckwas
erIeitung ein
zudringen. Solange die Leitung
noch
unter Druck
steht ist
natürlich
keine
Gefahr vorhanden.
Eine
vcrletzte Wasserleitung
jedoch die nicht unter
Druck
s teht, kann für den Kampfstoff die Ein
gang
pforte
jn das Wasser bieten . Es treten
dann
die gleichen Erscheinungen ein, wie sie
auftreten
Wenn
Lost
das Wasser erreicht das sich im
Reinigungsprozeß befindet. Einen Beitrag
zur
Kenntnis
clrieser Erscheinungen zu liefern, ist ,
der
Zweck dieser
Arbeit.
r Der unt
ersuchte
Wasserreinigungsvorgang.
Für unsere Untersuchung ha
l
ben
wir
den beson
ders
ungünstigen Fall angenommen daß Ober.
fläohenwasser als Arusgangsmaterial für die Trink.
wasserbereitung
dient.
Wesentlich
günstiger
wer.
den die
Verhältnisse wenn
das Wasserwerk mit
Tiefbrunnen arbeitet
weil ,
dann
clrie Möglichkeit
gegeben ist, das
Wasser unter Umgehung
,
der
in
diesem Fall auch wenig umfänglichen Reinigung
direkt
in das
Rohrleitun
gsne
tz
zu drücken ohne
allzu große gesundhei tliche
Gefahr
zu laufen.
Auch sonst wird es immer zweckmäßig sein, die
* Oie Arbeit wurde von der
Chemisch.n
Abteilung des Dräger
werkes Lübeck. ~ e m e i n s a m mit der Veterinär-Abteilung des Staat
lichen U n t c r S l l c h u n ~ s a m t e s
Lübeck.
Leiter: Obcrrcgierungs- und
-vete·
rinärrat
Dr. Pötschkc. durchgeführt.
95
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 14/32
WasscrwerkseinrichtJungen so vorzusehen, daß
ohne
große
Schwierigkeiten irgendeine
vergiftete
Stelle aus
dem
Weg des Wassers
ausgeschaltet
und vielleicht durch eine nicht verletzte Stelle
ers,etzt werden kann.
Die
von uns angestellten
Versuche
lehn
tcn
sich
an
das
Wasserreinigungsverfahren des
Lübecker
Wasserwcrks an
t
.
Hier wird
0 b e r f I ä c h e n
<
was
s c r aus
der Wakenitz zunächst durch
Schnellfi
lter und dann
in offene Becken,
L a n g ~
samfi lt
er
geleit et.
Das
SchnellfiIter
hat
eine
Schichthöhe von 1 m
und
wird
mit
einer
G e ~
schwindigkeit von
3 m bis 5 m
Wasser
je
Stunde
durchströmt.
Durch die ebenfalls
etwa
1 m
s t a r
ken
Bodenschichten der
Lan gsamfilter fließt das
Wasser mit
etwa
10
cm/St,d.
Geschwindigkeit h i n ~
Bild
1.
Probe
der
AlgenDora
aus LangsamlilIern.
Vergrößerung
150fach.
durch
in Zwischerrbehälter.
Von
die
sen Z w i s c h e n ~
be
hältern wiJ. ld
es
durch
eine Chloranlage
direkt
in
die Leitungen
ge drückt.
GewöhnLich
werden d a ~
bei
0,3
bis
0 ,6
mg
Chlor aruf
1 I
angewandt.
Der
Chlorüberschuß
,
des Wassers,
das ,die
Anlage v e r ~
l
äß
t, betr ägt
nur noch 0,02
mg/
l.
Dies
er Chlor
;
rest wird sehr
sohn ell
von
·
den
Wandungen
der
Rohrleitung
en
aufgernommen
2
. Die
filte
rnd
en
Schichten sowohl
der
SchnellfiHer als
auah der
offenen Becken bes
tehen
aus Ki ,es. Di e
Kiesart
in
den
beiden
Filtern
ist
die gleich e, je'
doch sind
die
Körner
in ,den Schnellfiltern gr
öße
r als ,in den
Langsamfiltern. Die offenen B
ecken entha
lten
außerdem
eine für die Reinigung wichtige Algen
Bild 2. Dasselbe.
flora
S
. Ihren
Zustand
Anfan
g April 1936 zeigen
die Bilder 1 und 2. Die Schnellfilter bewirken auf
Grund
ihrer
Besohaffenheit lediglich eine g
rob
.
96
mcahanische
Vorreinri,gung des Wassers, während
den Langsarnfiltern die Feinreinigung obliegt. Der
Durchmesser der
feinsten
Körner der
Langsam.
filter liegt bei etwa 1 mm
(obere
Filterschicht)
und nimmt
gegen
den
Boden
,des Filters allmälv
lieh etwa Farustgröße an.
n
Die
Löslichkeit und Hydrolyse des Losts.
Zunächst war ,die Frage zu prüfen, in welcher
Art sich Lost
bemerkbar
macht, wenn
es an ir '
ge
nd
einer Stelle des Reinigungsganges in 'das
Was'
se r
hineinkommt. Wesentlich war
es
vor
allem,
festzustellen, ob Lost als
solches
die
Einrichtun,
gen
des Wasserwerks passiert, oder ob
der Kampf
.
stoff
nur
in wässeriger Lösung ,
durch
die Filter
hindurc:hgehen kann. Da
nämlich
wässerige
Lost.
lösungen in
Abhängigkeit von Konzentration
und
Temperatur der spontanen
Hydrolyse
unterliegen,
hängt
es im letzten Fall nur
noch von der
Z eit
,
der Aufbewahrung
einer solchen Lostlösung wb,
bi
s
sie unbedenk
lich trinkbar wird.
Dichlordiäthyl
.
sulfid löst sich
bekanntlich
in Wasser wenig, wie
manche andere organisohe Flüssigkeit auch.
Diese
Lösung
ist aber nicht beständig; der
Kampfstoff
zerfällt vielmehr dabei
naah
Cl .
CtH4 .
S . C2H4 .
Cl
2 H 20
=
HO
. C2H4 . S . C2 H4 . OH 2 HCI
Lost Wasser = Thiodiglykol
Salzsäure
Unsere
Ar
beit
hatte
sich
daher
im
wesentlichen
mit
,der Löslichkeit
und den Hydrolysenverhält.
nissen des Losts zu
befassen
. Beide sind be
kannt.
H
0
p k ,i n s z.
B bestimmte
'die Lös l ,i e h k e i t
von Dichlordiäthylsulfid in Wasser
von
10° C zu
0,07 v.
H.4).
Wir
fanden in gut
er
Obe
reinstim.
mung mit ,dieser Zahl bei
15°
C
0,08
v. H. Die so
her
gestellt e gesä
tt i
gte
Lostlö
s
ung war
bei dicser
Temperatur
nach zwei
Stunden
praktisch völlig
1) Der
Leitung
der Städtischen Betriebe
(Abt. Gas·
U
Wasser
werk) der Hansestadt
Lübeck
danken wir für
das Entgegen.kommen,
das
sie
uns
während der
Arbeit wiederholt
,bewies .
2) Die Analyse des Lübecker
Trinkwassers
gi
bt
die folg end e über
sicht. Di e
Zahlen
schwanken im Laufe des Jahres nur unwes entlich, ab
gese h
en
vo n d(>m
Gehalt
an o rJ anischer
Substanz,
der bei Hoc
hwasser
.t a
nd (Früh lin g lind Her bst)
erheblich steigt.
Es s ind in I ü te r Wasser
in mg en th a lten :
Abdampfrückstand
Glührücksla
nd
~ ~ n O -
Ver
br auch (org. Subslanz)
SO,
CaCO,
M ~ O
CO,
Fe
NO., NO S ,
NH.
220
180
18
35
19
- 24
83- 86
12
-
16
2 - 3
0,1-0,2
Gesamlhärlc 10_ 12
bleibende
H
ärte
30.
J)
He rr Oberleldapotheker Dr . Ge m e i n h a r d I hatte die Freund
lichkeit, die
Algenwatte
im April 1938 zu
untersuchen:
A
lgenwatten
aus
dem
Reinigungsbecken des Lübecker Wasser
werkes,
entnommen am 12. 4 . 1938.
Die mit Formalin konservierte
A I ~ c n w a t t e
stell te ei ne sehr
schlei·
i ~ e l a n ~ f ä d i ~ e
o a a l ~ r ü n e
und
äußerlich
vö lli g ei
nh
e
itli
che Masse dar.
Sie bestand
in
d r Hauptsache a us ei ne r Spirogyra
(Schraubena
l
ge,
Conjugatae). Die
vegetative
n Zellen Waren 35-38 u breit und e
twa
zwei- bis sechsma l so lang. In jeder Ze ll e ist ei n zweieinhalb bis
sechsma l spira lif J ewun den
er,
se lt ener wellig geschwun
ge
ne r Chloro
plast mit
ziemli ch viel
Py r
enoid en e
nthalt
en. Es dürfte sich um
Sp irogyra
quinina
oder eine di eser nah
es
tehende
Art
hand el n,
Zwiscnc n
den Spirogyra-Fäden
fand en sich ziemlich viele
Diatomeen
.
Es w ur d en
~ e n d e Gattungen
bzw .
Arten
fes tgestellt: Melosira
(
va
riuns), Mel;cJion (circularel. Diat oma (vulgare und elongatuml.
Synedra (u l
na.
cus
u. a.),
Nitzschia (sigmoi d
ea),
Cymbella (cistu la
u. a. kl oinerc),
Navicula
(gracilis.
cryptoce
phala, hungarica u. a.),
F r a ~ i l a r i a
(virescens,
capucina
), Cy
clotella (cornt.
[bis 43
f.I.
01 .
Kütlingiana seltener), Gomphonema (kl
ein,
seltenl. Amphora
(klein,
reite n)
, Achnanthes (minulissima), Pinnularia (spec.,
selten),
u .
a.
m.
Verei nz
elt
fanden sich außerdem einige
Rotatorien ICorulus
spec.,
Po lyarlhra platypt era) und Cilia ten (Chilodon cucullu.lus, vollges toplt
mit
Diatomeen .
Di e Mikroaufnahmen Bild I und 2 lassen
an
Diatomeen siche r er
kennen: Diatoma vu lg .r . und elongatum
sowie
eine
kleine
büsc helig
angeordnete Synedra. Bei den
Grünalgen
h
ande lt
es sich jedoch
an
scheinend
um ande re als Spirogyra vielle.icht Zygnema oder
Ulothrix.
D
as
is t oh ne weiteres dadu rch erklä rli
ch
, daß di e Algenvegetation mit
der
Jahreszeit wechselt.
gez.
Dr.
Gemeinhardt:·
4) Ho
p
k i n s ,
Journ. of
ph ar
ma co log y and
e
p .
th
e
ra p
eut i cs, 12
(1919), 393 .
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 15/32
h y d r 01 Ys ie r t. Die Messung
der
Löslichkeit
des Losts bei
höh
eren Temperatruren
wird
s c h W i e ~
rig
und un
ge
nau
, da die
Hydrolyse
die Res
ultat
e
stört.
Dah
er
finden sich in
der
Literatur
auch
keine
zusammenhängenden Angaben
,
darüber.
Hopkins (1.
c.) b
es timmt
e auch
die
H y d r o l y s e n ~
geschwindigkeit gesättigter wässel1iger L o s t l ö s u n ~
gen his
zur
Temperatur
von
21° C. Wir gcben se ine
W
er
te in dem Di
agramm
Bild 3 wieder.
.
: ....
-
1
/
j.--
/
v
v
V
.
-
ty
v
;- -
~ - '
l----"
t
V
v
...
1 7 I ~/ lAll.
I . ~
[7
c:..
.
I.p
7.
e
l·/
...
,nuliN
a
1Je
1 0 1 0 1 0
-
Bild 3.
Hydrolysen
kurven
gesättigter
Lostlösungen (nach Hopkins).
Nach
zwei
Stunden
herrscht also in einer g e ~
sättigten
Lostlösung folgender
Zust
and (berechnet
3JUs den
Angaben von
Hopkins):
Temperatur
+
Co
Spalte
1
0,6
10 0
15 ,0
20,5
zerse tzt
v. H.
2
41
78
85
Kampfstoff
I
noch vorhanden
mg
/I
3
197
154
120
10
Die
drei
ersten Werte ·
der
Spalte 3 wUl den aus
den Löslichkeiten und dem zersetzten Anteil
Sp ·a
lt
e 2 ,errechnet. Bei 15° wurde die noch nicht
hYdrolysierte
Lostmenge
'durch In terpola
tion
funden. Bei 20,5° halben Wiir ,
den
Wert unter 3 'in
eigenen Versuchen ermi ttelt. Diese
Werte
der
Spalte 3 geben
Auskunft
über die Gefahr beim
Trinken .der abgestandenen Lostlösung.
..
Man
findet ,
daß
bei
15°
in der gesä
tt i
g
ten
L o s t
losung, ·die anfangs 0 8 g/l enthielt, nach zwei Stun,
den noch 0,12 g/l vorhanden s'ind. Diese
K o n z e n
tration so ll in der wä sserigen Lösung keine H a u t ~
Wirkung mehr
hervomufen
5
.
W,ir verwandten für unsere Mess.ungen die von
G. S t a m
pe , G.
A. Sc h
rö t
e
rund K.
G
roß
k 0 p fa)
vor
geschlage
ne
Metlhode,
um
den F
orb
gang ,
der
Hyldrolyse bzw.
den
Gehalt eines
a s ~
sers an verändertem und unverändertem m p f
s ~ o f f zu
bestimmen
: E,
ine
wässerige
G o l d c h l o r i d ~
losung
gibt
mit Lost,
auch wenn
dieses sich in
",:ä
'
ss
,efliger Lösung befindet, eine gelbe
Trübung,
die aus
einer
Anlagerun-gsverbindung
von Lost und
GoLdchlorid
bestehF)
. Das
durch
die
H y
drolyse
d.
es
Losts entstehende
Thiodiglykol
'
gibt weder
~ n e
gelbe
noch
überhaupt il1gendeine
Trübung;
die
ge
lbe
Gol
'dchloridlösu
Tllg entfä
rbt
sich
vielmehr.
Naoh
den Feststellungen von
P f
le
ss e r
8
) kann
lllan ein WaS&er, das
bei
,d
er
Prüfung
mit G 0 1 d
chlorid
keine
gelbe
Trübung
mehr gibt, als trink<
bar
ansehen.
IH.
Die
Versuche
an KiesfiItern.
Auf eine OriginabKiesschicht von der Höhe der
S c h n e 11 f i I t e r und einem Querschnütt von
10 cm
2
wurden
wechselnde
Mengen Lost
gegeb
en
und Wasser
in d
er den
Schnellfiltern
e n t s p r e c
den Geschwindigkeit
von oben nach
unten
hin
'
durchgedrückt.
Dabei wur,den Mengen zwisch
en
0,02
und
0,4
g
Lost
/cm
2
Filteroberfläche v e r w e n ~
det.
In
allen FäHen
W13.r
,das abfließende Wasser
klar, es
enthiel
t aber gelöst
en
Lost,
wenn
a
uch
bei
unseren Versuchen
Sättigung nie
erreicht
W1Urde.
Ein
typischer
Ver
s u c h
sei
beschrieben:
Durch ein Schnellfiltermodell, bestehend aus
ein
er
80
cm
hohen Kiesschicht
mit
einer O b e r ~
fläohe von <etwa 10 cm
2
,
wur,de
das
Wasser
mit
3 m/Std.
Geschwindigkeit
hindurchgedrückt. Auf
die OberfläClhe des Wassers wUl'den 2 cm
3
Lost
ge
bracht
. Die Filtrate sind losthaltig,
soba
ld s ie
Wasser en tha
lt
en,
das
am Kampfstoff vorbeifloß.
Nach secMstündigem Betrieb wurde im a b f l i e ß e
den W asser unmittelbar nach
der
Fi
lt r
ation
noch
Lost nach
gewiesen,
nach zweistündigem
Stehen
di
,eser Filtrate, wie zu erwar t
en
war, nur noch
TihiodiglykoI.
Wie durch Trübungsvergleich
n
ac
h
der GoIdchlorildmetlhode e
rmittelt
wurde, hande lte
es
sich
hier
um
Lostlösungen
mit
einem Gehalt
von etwa
100
mg /I.
Di
e
oberste
Schicht
des
Kiesfilters
erwies
sich
als stark
1 0 s t h a 1 t ~ Gegen
die
Mitte
des
Filters
niIllJIIlt
die
im
Kies gdundene Los
tmenge s p r u n g ~
haft
ab und is
t
am Ende
des
Filters so
gering, daß
die GoIdchloridreaktlion des
G e r ä t e s noch
gerade anspricht.
Ein aTlideres
Filter
gab bei
g l e i ~
chen Versuchsbedingungen nach
14stündi
ge
m
B e ~
trieb
ein
prnktisch lostfreies Filtrat. Das Wasser,
das
w
äl
hrend
14 Stunden
'
den
Kies durchfloß, hatte
also die
ganzen aufgebrachten
2 cm
3
Lost m t i t < g e
nommen.
D as
wür
·de
bed
e
uten,
,
daß
die
d u r c h
schnittliche Lostkonzentration
,
der Filtrate
e
tw
a
0,06
g/I betrug ,
das sind etwa
1/
10
gesättigte L o s t
lösungen.
Diese Überlegung vernachlässigt
die
H y
drol
yse, 'die
bewirkt, daß
die
mittlere L o s t
konzentration
der
F,
iltrate noch
ge
ringer
is t.
Entsprechend wurde auch mit einer
Kiesschicht,
wie sie
den Böden
,
der
offenen Becken
entspricht,
verfahren. Wir fanden keinen Unterschied g e g e n ~
über :d
em Verhalten
der
Schnellfilter.
Im
Wasserwerks
betrieb selbst
ist das La n g
s am
f i 1 t e r
mit A I gen
b
ewachs
en . Wir
b e ~
se tzt
en ,
daher
unser Modellfilter
mit denselben
Algen,
w.ie
wir
sie
im
Wa
sse
rw
e
rk fanden
(Bilder
1
und
2 zeigen eine
Probe
,
der
Algenflom).
Da
auch
im
Naturzustand
die Aigellibesetzung
k e i n e s ~
wegs üb
eral
l gleich dicht ist,
hab
en
wir
uns
nicht
um
die
Feststellung der Algenmenge
bemüht.
Die
Algen
auf
dem
Kiesfilter
geben
keine
g r u n d s ä t z ~
liche
Änderung der oben angegebenen
Ergebnisse.
Auch hier lief aus dem Kiesfilter eine teilweise
hydro lysi,
er
t e
Lostlösung
ab,
doch war
in ,diesem
Fall ,die
Hydrolyse weiter fortgeschritten
als bei
dem V
ersuch
oihne Algen. Es zeigte sich a
uch
noch
ein
~ w e i t e r Unterschied: Das aus
dem mit
Algen besetzten Filter
abfließende
Wasser enb
hielt
viel geringe
re
Lostmengen,
dafür aber
für
eine
wesentlich
längere
Zeit.
Die
Algen müsse
n
also
den Kampfstoff
irgendwie fe
stgehalten haben
.
Selbstvers
t
ändlich
wird
diese Ersc
heinung
von der
5) L y nc h ,
Sm
i t h .n d Mar s ha l l . ib
12
(1919). 265.
) s
t a m p
e ,
S c h
r ö t
e
r und
G r
oß
k
0
p
f im Druck.
7) G. A. S
eh r
ö t e r ,
Angewandte
Ch e
mi
e,
49
(1936).
164----165
.
8)
Gerd
P
f
I e s
se
r ,
Lostnachweis
in
Wasser.
Aus dem
Pharma
kologisc
hen Institut
der
Universität
Würzbur
g.
Unveröffentlichte,
llns
lieb en
swürdigerweise überlassene Angaben.
97
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 16/32
geringen Filtrationsgeschwindigkeit in
den
L a n g ~
samfiltern
noch
begünstigt.
Wir
haben
nicht den Eindruck,
daß die
Algen
bci 'diesem
Vorgang
besonders rasch
absterben.
So haben wir z. B. nach drei Tagen Lost auf noch
grünen Algen
feststellen können; dieselben P f l a n
zen
lebten
noch nach 14 Tagen und hatten wohl
die
Vergiftung
überstanden. Auch für
das
a l g e n ~
besetzte Filter sei ein
typischer
Ver s u c h be<
schrieiben:
Das unter uchte Modell
des
Langsamfilters
stand
aus einer
50
cm
hohen
Kiesschicht
mit
einer
etwa 3
cm
hohen Algenschicht. Dcr F i l t e r q u e r
schnitt war wieder 10
cm
2
•
Die Oberfläche
wurde
mit 2 om a
Lost
vergiftet. Schon die ersten 500 cm
3
des Filtrats waren
losthaltig.
Der größte
Teil des
Kampfstoff.s lag in allen Filtraten j,edoch
bereits
hydrolysiert
vor, was aus
der Entfärbung
einer
Goldchloridlösung gesohlossen
wurde. Der noch
vorhandene
Kampfstoff
war
in den Filtr.aten
s ä m t ~
lioher
Versuche nach bereits 10
bis
15 Minuten
praktisch
völlig
hydroly
iert. Nach 60stündigem
Betrieb
war das Filtrat
noch
schwach
losthaltig.
Der Versuch wurde
abgebrochen,
und
die Filter<
schichten wurden
auf
ihren Lostgehalt untersucht.
Es zeigte sich,
daß
die
gesamte
Kiessohicht völlig
frei von
Lost
war, wälhrend die
noch
unversehrte
Algenflora
beträchtliche
Mengen
,des Kampfstoffs
zurückgehalten hatte.
Im ungünstigsten
Fall,
etwa unmittelbar nach
einer Vergiftung,
kann man
also wohl ,
damit rech
"
nen,
daß
das aus
den
Schnellfiltern abfließendc
WasSter eine nahezu
gesättigte
Lostlösung
d a r s t e l ~
len
kann. Man braucht aber nicht
zu
fürchten,
daß
dieses Wasser
etwa
Tröpfchen ungelösten
Kampfstoffes enthält. Jedenfalls
fanden
wir
schon
bei ,den Schnellfiltermodellen
keinen
ungelösten
Lost
im Filtrat,
und
erst recht
nicht
bei den
L a n g ~
samfiltern.
Im Gegenteil
ist bei dem
Wasser, das
ein Langsamfilter
verläßt,
die
Hydrolyse praktisch
vollständig.
IV.
Ve
rsuche zur ad
sor
ptiven Endreinigung
d
es Trinkwassers.
Die
Versuche
ergaben,
daß das
aus
dem
Filter
a:bfließende
Was
,
ser mehr oder
weniger
große
Mengen
Lost
gelöst
enthalten
kann. Es ließe
sich
nun
die Gefahr der
Vergiftung
durch
diese
L ö ~
sung vcrmei.den, wenn
man
das
Wasser erst dann
in die Leitungen
drückt, wenn
,
der Kampfstoff
ausreichend hydrolysiert
ist. ObgLeich
schon nach
wesentlich
kürzerer Zeit
k,
aum noch unzersetzter
Lost Z U
finden ein
wird, würde z ur v o l l s t ä n d i g ~ n
Hydrolyse
unter allen ,
denkbaren
Bedingungen
eine
Zeit von
zwei Stunlden ausreichen. Es konnte
nämlich
in
keinem Versuch m
Kiesfilterfiltrat
naoh zwC'istündigem Stehen bei 15°
noch Lost
nachgewiesen
werden. Das Wasser
aus dem
Filter
kann
also auch anfangs
nicht
völlig
gesättigt
g e ~
wesen
sein.
Nun wird
es ,
aber nicht
in allen Fällen möglich
sein, die
Wassermassen
solange aufzuspeichern.
DeshaLb
wur
,
den
die üblichen S
chi
u ß r
e in
i
gun
g s
ver
f a h
ren daraufhin untersucht,
ob
sie
imstande sind,
den gelösten Kampfstoff aus
dem Wasser
zu
entfernen oder
in unschädliche
Produkte Ülberzuführen. In
manchen W a s s e r w e r ~
ken
ist es üblich, das Wasser
Zlum
Sahluß
durch
ein K 0 h I e f I t e r hindurchzuführen.
Auf
diese
Weise ist
ohne
weiteres
eine restlose
Entfernung
des Kampfstoffs zu erreichen. Es
wur
,de z.
B.
eine völlige Entgiftung einer bei
10° gesättigten
Lostlösung erzielt,
wenn man
sie
durch
eine
80
cm
98
hohe
Schicht von Aktivkohle mit einer
Strö
'
mung
geschwindigkeit von 1 m/Std.
hindurchlau
:
fen läßt. Auch dem Wasser beigemischtes K o h l e
pulver
hatte eine ähnliche Wirkung; die E n t g f
tung war schon bei 0 5 g Kohle für 1 I Wasser
vollstänillg.
In einigen Wasserwerken finden sich hinter den
Reinigungsfiltern K I ä r b eck e n, die
besonders
dazu dienen, das im Wasser enthaltene Eisen
und
etwa
noch
nicht entfernte organische Bestandteile
abzuscheiden. Das in kolloi,
der
Form ausfallende
Eisen
absorbiert Teile
des Kampfstoffes. Man
k,
ann diesen Vorgang künstlich hervorrufen und
steigern,
wenn man
Aluminiumsulfatzusetzt.
So
konnten aus
dem
Filtrat des Langsamfilters mit
seinem an
sieh
chon geringen Lostgehalt
durch
Zusatz von Y v. T.
Aluminiumsulfat
auch die
letzten Spuren
des Kampfstoffes ' augenblicklich
niedergeschlagen
werden.
V. Versuche
zur
Endreinigung
des Trinkwassers
durch
Chloren,
Die häufigste
Art
der
Schlußreinigung ist
jedoch
das
Ch lo r e n.
Die
Chlorentg1fbung des
verlo
'
steten
Wassers wurde
deshalb eingehend unter<
SlUcht.
Die Kiesfiltrate
wurden
in der gleichen
Weise
mit Chlor behandelt,
wie es in
der
Ohloranlage
,des Wass'
erwerks
,geschieht. Die hierbei
vor
sich
gehende Ch lo r i e
r un
g
des
Kam
p f s t
0 f f
s
findet
fast
augenblicklioh
statt.
Die eingangs er:
wähnte,
im
Friedensbetrieb
übliche
Chlormenge
reicht jedoch nicht
aus, die möglichen
Lostlösun
gen bis zu
harmlosen
Produkten zu chlorieren.
Wir
erhöhten
deshalb die
Chlorkonzentrationen
auf
50
bis
100
mg ,
um
in allen Fällen eine Ent<
giftung sicherzustellen.
Dieser Chlorzusatz eni<
spDicht
etwa der Lostkonzentration der
Schnell;
filterfiltrate. So
konnte eine
wässerige Lostlösung,
die 86
mgll enthielt, mit
etwa
40 mg/I
Chlor augen
blicklich enbgiftet
werden. Nach der
Langsam<
filtration genügte
jedoch immer
ein h l o r ~ u s a t z
von 10
mg/I.
Der ach
w
eis de r
Ch lo r i e
run
g
s
.
p ro d u k t e kann
wieder
mit
Goldchlorid e r f o l ~
gen. Eine ,gechlorte wässerige Lostlösung
gibt
mit
Goldahlol'id einen
weißen
Niederschlag,
der
sich
beim Umschütteln
sofort
und ohne
Trübung löst.
Eine
nicht vollendete
Entgiftung läßt
sich
also
,
durch
eine
verbleibende
gelbe
Trübung,
,die auf
noch
vorhandenen Lost
deutet,
erkennen.
Hoc
h g e
s ä t
t i g
te
0
s t
l ös
u n
gen ,
di:.:
jedoch
im
Wasserwerk,
wie ,gezeigt,
kaum vor<
kommen dürften,
zeigen ein eigenartiges
VerhaI
:
ten. So
haben
wir
beobachtet, daß
bei 20°
mit
Lost
gesättigtes Wasser, das
m t 350 mg Chlor
auf 1 1 Lösung durchgreifend
gechlort wurde,
nach
]2 Stunden
völlig
klar geworden
war.
Auf
der
Oberfläche
befand
sich
jedoch
ein Ölfilm, der
nicht
aus
Lost
bestand.
Das Wasser selbst besaß
einen sohwachen, leicht
unangenehmen
Geruch.
Lost
ließ I
sich
in ihm
nicht mehr
nachweisen.
Völlig geruchlos
und
geschmacklos
wurde
das
Wasser
nach
der
Filtration durch
cine
80
cm hohe
Schicht
aktiver
Kohle.
Wir
versuchten,
die bei
der
Entgiftung
ent<
stehenden
Chlor . j e
run
g s
pro du
k
t e in
grö<
ßerer Menge zu fassen. Es zeigte sich dabei,
daß
die Chlorierung in organischen Lösungsmitteln
einen
anderen Verlauf nimmt
als in wässerigen
Lostlösungen
bzw.
Emulsionen.
D ~ s
Chlor als
solches, also in organischen Lösungen ,
wirkt
of;
fenbar
rein
substituierend
un d liefert unangenehm
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 17/32
riechen
lde, merkaptanartige Reaktionsprodukte
öliger Konsistenz wie sie in der Literatur mehr
fach
beschrieben
sind
9
. Chlor in wässeriger
L ö
sung, also b i Anwesenheit von unterchloriger
Säure, wirkt wahrsoheinlich nicht nur chlorierend
sondern auch 0 x y die
ren d.
Die R e a k t i o n s
produkte
besaßen einen
typischen
Geruch
und
übten eine ziemlich
unangenehme
Reizwirkung
iUf
N a s e n und Raohenschleirnhäute aus.
Es
h a l l ~
dclt sich bei ,den entstehenden
Chlorierungspro
;
dukten sehr
wahrscheinlich um
C h l o r v i n y l v e r b i n
dungen, von
denen
einige wenige al
hautätzend
bekannt
sind, allerdings in
schwächerem
Maße als
Lost, der größere Teil aber ungiftig sein soll.
Wir
versuchten keine Identifizierung, weil sie
für den praktischen Zweck
der
Untersuchung
ohne größere Bedeutung schien;
Lostmengen n ä m
lieh, die
mJr
Abscheidung
der
C h l o r i e r u n g s p r o
dukte führen können. sind hinter dem
L a n g s a m ~
filter
nicht
möglich. Bei
den
praktisch möglichen
Lostkonzentrationen die
sicherlich
geringer als
etwa 0,07 v. H. sind, bleiben die
C h l o r i e r u n g s p r o ~
dukte
vrielmehr im
Wasser
gelöst.
Ein Geruch
ist
unter diesen
Umständen
kaum
noch
w a h r n e h m ~
bar.
Das Wasser
bleibt auch beim Stehen klar.
Man
durfte
also annahmen daß
ein
bloßes
Chloren
des aus den Kiesfiltern albfließenden
Wassers diese ausreichend
entgiftet
sobald sich
nachweisen ließ. daß wässerige LostJösungen, die
mit
Chlor entgiftet wurden
keine
Sohädigungen
des
Organismus verursachen.
VI.
Tierversuche
zum Chloren verlosteten
Trinkwassers.
Für den N aohweis der Unsohädlichkeit von
gechlortem
Lostwasser
mußte
deshalb
der T i e r ~
vrersuch herangezogen werden. Auf Vorschlag
von
Herrn Generalveterinär
Prof.
Dr.
R
i ch
te
r s
wul lden diese VerSlUche
an
H
u n d
e n durchge
führt.
Auoh
wurden entsprechend einer Anregunq
von Herrn Oberstarzt
Dr.
M
U
n t sc h unter H i n ~
weis auf die
von
Herrn Prof.
Dr.
F I ur y aus
geführten Arbeiten
Fische für den Versuch h e r l n ~
gezogen, die
sich
jedoch wegen
ihrer großen m p ~
Findlidhkeit als
nicht geeignet
erwiesen.
Es wurden
zwei ö s u n g en
verschiedenen
Lostg
,ehalts zu den
Untersuchungen verwandt.
Lösung
I enthielt 0,25
cm
3
Lost je
Liter, Lösung 11
0,5 om
3
Lost je Liter,
entsprechend
0,032 bzw.
0,064
G e w . ~ P r o z e n t
der Substanz bei 15°. Sofort
naoh
der
Herstellung ,der
Lösungen
wurden sie
mit Chlor behandelt und zwar
mit
einer
Menge,
die gerade dru> Ausbleiben einer Trübung der Lö;
sung
mit Goldchlorid bewirkte.
Die
Lösungen
waren
wie
bereits
oben angegeben, farblos und
geruchlos. Sie enthielten
keinen
Überschuß an
Chlor, so daß die Versuchsergebnisse nicht
durch
Ätzwirkungcn
Ides Halogens oder
von
H a l o g e n
wasserstoffsäiuren gestört werden
konnten.
Im ganzen sind die Versudhe an fünf Hunden
durchgeführt
worden.
Die Dauer der
Versuche
sowie die gemessenen Körpertemperaturen. Ge ;
wichtsfeststellungen Und ,die verabreichte M e n ~ e
ohlorierter LostJösung gehen
aus
den beigefügten
TabeJlen hervor.
Die
Lösungen wurden den H u n
den je nach
ihrer
Größe
in
einer Menge
von
50
bis 200 cm
3
mittels
Mag ( n so n l e eingegeben.
Wider Erwarten wurden die Lösungen anfänglich
von
den Hunden in den
selten
ten Fällen er
brochen. Erst e:inige Zeit nach Beginn der V e r ~
suche
steigerte
sich die
Breohreizempfindlichkeit
der
Hunde
w.as wohl
zum Teil
auf psychische
Einflüsse durch die
Verabreichung
,der Magen-
sonde
zurückzuführen
ist.
Kennzeichnend
dafür
ist, daß der erste Versuchshund ein Bastard nie
erbrochen hat
während der hoohgezüchtet
e
Drahthaarterrier
und
der junge
Schäferhund sich
bei
der
Verabreichung der Lösungen weit e m p
findlicher zeigten.
K i n i s c h waren an sämtlichen Versuchs.
hunden k e in e k r a n k h a f t e n
A n
z e i ch e n
wahrzunehmen
die auf
eine
Schädigung infolge
Verabreichung
der
Lösungen schließen ließen.
Die
Temperaturschwankungen
hielten sich durchweg
innerhalb
normaler
Grenzen.
Auch
die Gewichts.
sohwankungen
waren
nicht
wesentlich woraus auf
einen
störungsfreien
Verlauf des Stoffwechsels
geschlossen
werden
kann.
Die
Tötung
der
Hunde
r. I, 2 und 4
wurde
anschließend
ap
den
Versuchsabschluß
vorge.
nommen.
S ä m t l ~ c h e drei Hunde
z,eigten
an d en
i n n e r e n O r g a n e n k e i n e
k r a n k h a f t e n
V e r
ä n d e
ru
n
g en
(Bilder 4 bis 6). Mäßige
Rötung
der
Magenschleimhaut
und
stellenweise
auch
der
Dünndarmschleimhaut
sind
als normaler
physiologisdher Befund
a n ~ u s p r e b h e n
da
sie
sioh
genau
so
bei einem Hunde
dem
die V e r s u c h s
lösung
nicht verabreicht und
der
zu
Vergleichs
.
zwecken ebenfalls in
nüchternem
Zustande
tötet
wurde
vorfanden.
Bild 1. Magen
eines
gesunden Hundes.
Der Hund Nr. 3 WiUrde erst ~ e b e n
Monate
nach
Abschluß des Versuches gelegentlich eines B e
suches der
Herren
Prof.
Dr.
F lu r y Würzburg
und
Geschwaderarzt
Dr.
P f I e s s e r in deren
Gegenwart getötet und zerlegt. Dabei wurde
stellenweise
eine
geringe diffuse
Rötung
der
Dünndarmschleimhaut fe tgestellt. Bei,de Nieren
besaßen eine
dunkdblaurote Farbe.
Von der
Schnittfläooe konnte in rcichlicher Menge eine
dunkelrote getrübte
Flüssigkeit
abgestrichen wer.
den. R,inden.
und
Mark chicht waren dC Utlioh
9) Z. B. M u m I 0 r d .nd
P h i
J J i p s , J ourn. ehe rn.
Soe
. , 1928,
155. und 1929, 535.
99
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 18/32
voneinander
zu unterscheiden. Die Nierenkapsel
ließ sich ohne Substanzverlust leicht abziehen. In
,der
Harnblase
befand sich etwa cine halbe
Tasse
voll einer getrübten gdbrötlichen Flüssigkeit. Die
Harnblasenschleimhaut war
verdickt
und in
Bild
S
Magen mit Zwölffingerdarm von Hund 2
Deutscher Schälerhund-Bastard).
starke Falten
gelegt. Sie zeigte in ihrem ganzen
Umfange, besonders au;f
den Schleimhautfalten,
eine
starke Rötung.
Wenn auch diese
E r s c h e i n u n ~
Bild 6.
Dasselbe,
Hu nd 4
Terrier).
2
gen auf eine Spätwirkung des gechlorten L o s t ~
Wlassers zurückgeführt werden können, so
kann
man sie doch ebenso
mit
einer Erkältung in Z u ~
sar:-lmcnhang bringen,
die
sich der Hund in den
kalten,
regnerischen
Oktobcrtagen
zugezogen
Bild 7 Magenschleimhaut
eines gesunden
Hunde•.
Vergrößerung
2Slach.
ben dürfte, zumal
·das hinter
einem Maschendraht
angebrachte
Fenster des
Hundezwingers z e r t r ü m ~
mert war.
Der
Hund
N r. 5 wurde zur weiteren
e o b a c h ~
tung in eine Ver.suchsbox des Staatlichen U n t e r ~
Bild 8. Dasselbe, Hund 1 Bastard mit Mopsblut .
Vergrößerung
2Slach.
suchungsamtes übernommen und hier am 10 1
1937 getötet. Bei seiner Zerlcgung wurden
e l b e n ~
falls, wie bei den ersten
drei
Versuchshnmden,
keine krankhaften Veränderungen nachgew:iesen.
Leider ist dieser Versuch.shund, ein S c h ä f e r h u n d ~
welpe, am Tötungstage, an dem
er etwa
zehn M o ~
nato alt geworden war, nicht mehr
gewogen
w o r ~
den. Er
hatte
sich
jedoch zu einem normal u s ~
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 19/32
gew.ach
senen
Schäf
erhund
entwick
elt und befand
sich in
gutem Ernährungszustand,
so
daß daraus
gcsch lossen
werden
kann,
daß
bei
diesem
Hunde
nachträglich
keine
resorp
tiven \
Virkungen
des
gech l
orten Lostwasser aufgetreten
sind.
/
.
~
•
. I
.
• .
r
i . ~ .
:
..
\.
I
.
.
. , .t
.
~
. . ~ ~ : m . .
.
114·
.'
.
, .
) .
f
'.
Bild 9. Da
sse
lbe ,
Hund
2. Vergröß er ung
25 lach
.
ObgIeich
sich bei
den Zerl
egungen
der Hunde
1,
2, 4
und
5
keine patholo
g1sch
,a natomischen
Yerändcrungen
vorgefunden
hatten,
wurden trot
z,
dem
von
sämtliohen fünf
Yers llchshunden histo
,
logi
sc
he
Schnitte
angefertigt,
und zwar von
den
Bild 10.
Dasselbe
,
Hund
4.
Vergröß
e
run
g
25 lach.
Teilen,
die
mit
den Lösungen
b ei
ihr
er Y,
era
b,
reichung unmittelbar in Berührung gekommen
w.aren, nämlich vom Mag
en
bzw . dem Anfangs,
t eil des Zwölffinger,darmes. Sämtliche
Schnitte
sind als
Paraffinschnitte hergestellt und
mit Hä,
matoxilineosin gefärbt. An den Schnitten aus der
Mag'cnschleimhaut (Bilder 8 bis 10; Bild 7 zum
Vergleich) der
Hunde
I, 2
und
4,
die auch von
den
Herren
Prof. Dr . Flury und Geschwaderarzt
Dr.
Pflcsser
J
O dmohmustert
wor,
den
s>irud,
konn
,
ten keine auffallenden
YerändeJ.'lungen
festgestellt
werden.
Ebenso waren
in
rl '
n
Schnitten aus den
Peyerschen Platten der
Zwölffingerdarmschleim,
haut
des Hundes 5
und auch
,des Hundcs 3 keine
Bild 11. Schleimhaut
aus dem
Anlangstei\ des Zwölffingerdarms
von
Hund 3. Vergrößerun
g
22 lach.
pa
h o l o h i s t o l i s c h e n
Y erä
nd er ungen wah
r ,
nchmbar,
wie
auch
aus d
en
beigegebenen
Mikro
,
aufnahmen (Bilder 11 und
12) zu
erse
h
en
ist.
10 He rrn Professor Dr F I u r y
sowie
Herrn es chwa de rarzt Dr
P f I
c s s
(
r dank e n
wir
für e
se
U
nt
e
rstüt
z
ung
so
wi
e für zah:rc ic hc
wer t
vo ll
e
Ratschl
äge .
Bild
12. Dasselbe, Hund 5. V e r g r ö ß r u n ~ 40
lach.
201
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 20/32
Bild 13. Nierenrindenschicbl pars convolula) mit Nicrenkörpercben
von
Hund 2. Vergrößerung
140 lach.
Von dem Versuchshunde Nr. 3 wurden a u ß e r ~
dem wegen der Mlffallenden Veränderungen an
der
BlasenschleimhMlt
Schnitte aus dieser
wie
auch aus einer
Nier
,e hergestellt. In einem der
Schnitte aus Ider Harnblasenwand konnten s t e l l e n ~
weise gehäufte
Ansammlungen
von RundzeJlen
zw:isohen den Epithelien in der Schleimbaut Imd
der Muskularis
angetroffen wer
,den.
In
dem N i e ~
renscoolitt
von
Hund 3 (Bilder 13
und
14) konnten
zwjschen ,den Harnkanälchen ver
einzelt
oder
steb
lenweise gehäuft und
hintereinandergereiht
rote
Blutkörperchen
festgestellt
werden. Besonders
zahlreich fanden sich diese in den
meisten N i e r e n ~
körperche:n sOWli,e in
deren
Nähe
zwischen den
gewundenen Harnkanälchen und
vor
allem
sehen
den geraden Harnkanälohen
am Obergang
von
I
der
Rinden<
in
die
Markschicht. Besondere
Veränderungen am
Nierengewebe
selbst waren
nicht
-
nachzuweisen. Die
EpithdbelkLeidung der
Harnkanälohen
war
in ihrem ganzen
Verlauf
durchgehend sehr
gut
erhahen . Die
Kerne
der
Epithelzellen sowie
das Protoplasma waren gut
durchgefärbt
und
deutlich voneinander
zu unter<
scheIden.
N
ach
Iden
Untersuchungsergebnissen
haben so<
mit
sämtltiche fünf HUllde keine
ernstlichen Ge<
sundheitssohädigungen durch ,die Verabreichung
des gechlorten
Lostwassers
erlitten. Die bei dem
Versuchshund Nr. 3 gefundenen Veränderungen
an den Nieren und
,
der
Harnblase
I
dürften
a
uf
Grund
-
der
dargelegt,en Verhältnisse unter
Berücb
sichtigung der
übdgen
Befunde, besonders bei
Hund
2 ulld
5
k aum als
eine
Spätschädigung an<
:z;usehen sein.
Der Hund
2 wurlde zwar sofort im
Anschluß an -den Ver,such getötet. Immerhin
~ s t
aber zu berücksichtigen, daß dieser Hund zwei
Monate lang im Versuch gewesen ist, und daß
er die stärkere Lösung mit ursp rünglioh mehr
Lost und in ungefähr derselben Menge wie
Hund
3
erhalten
hat.
Trotzdem
konnten bei dem Hunde
2 keine p a t h o l o g i s c h a n a t o m i s c h e n Veränderungen
an den Organen nachgewiesen werden.
Aus
die <
sem Grunde sind von Hund 2 nur his tologische
Schnitte au s der mit der Lösung unmittelbar in
Berührung
gekommenen
Magenschleimhaut a n g e
legt worden.
Wie
sohon
bemerkt,
konnten auch
mikroskopisch in diesen Schnitten keine Verän<
derungen festgestellt werden. Der Hund 5
wurd
e
ebenfalls wie
Hund
3
erst mehrere Monate
nach
Absohluß des
Versuchs
getötet. Er hat
zwar
an
Menge weniger bekommen, dafür
aber
die Lö<
sung II in verhältnismäßig j u g e n d l ~ c h e m Alter
etwa
acht Wochen)
erhalten. Chronische
nährungsstörungen waren
in der
acht
Monate
langen
Zeit
zwischen Versuchsabschluß
und
dem
Tag der Tötung nicht zu beobachten. Hund 5
befand sich ebenso wie die anderen Hunde in
einem sehr
guben ErnäJhrungszustande.
Er
zeigte
bei
seiner Zerlegung
keine krankhaften V e r ä n d e
rungen an seinen Organen.
Wenn sich auch aus
der
von uns angestellten
gerill gl
en
Zahl von Tierversuchen
eine endgültige
Schlußfolg,
erung wohl
nur
schwer ziehen läßt,
so
glwuben
wir
dooh, die Ansicht begründet zu ha <
ben, in der Regel seien keine ernsten S c h ä d i g u n
gen naeh V,
erabreichung
von gechlor t
em
Lost .
wasser
zu erwarten, da
ja
im Ernstfall nur
ei
ne
ganz kurz
dauernde
Aufnahme von gechlortem
Lostwasser
in Frage kommt, niemals aber eine
ehronisdhe
Aufnahme von -
der
langen Dauer
d e ~
Versuche.
Außer
-dem zerstört oder en tfern t .
koehen des Wassers
Lost
und seine Ch lorierungs.
produkte mit Sicherheit.
VII. Zusammenfassung.
1 Es
wurde ~ e s t g e s t e l l t
daß bei
der
üblichen
Trinkwasserreinigung mittcls
Kiesfilter nie
Lost
Bild 14. Gerade Harnkanälchen am Übergang von
der
Ri
nden·
zur MarkschichI von Hund 3. Vergrößerung 140
lach
.
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 21/32
in Tropfen,
Tröpfchen
oder
Emulsionen in
däs
Filtrat gelangte,
daß der
Kampfstoff aber immer
l
ängere
Zeit hindurch
als
wässerige
Lostlösung im
Filtrat erschien.
2.
Durch
Versuche wurde die
aus dem
Verla.uf
der spontanen Hydrolyse wässeriger L o s t l ö s u n
gen ableitbare
Erscheinung
erhärtet, daß
auoh
im
ungünstigsten
Fall Wasser, welahes
aus dem
filter abfloß, praktisch frei von unzersetztem
Kampfstoff ist,
nachdem
es
zwei
St'unden
bei
Zimmertemperatur
stand.
3.
Es
wlurde als sehr
wahrscheinlich befunden,
daß
das aus
den
Kiesfiltern
abfließende Wasser,
auch
wenn
es noch Kampfstoffreste enthielt,
durch
das
Chloren entgiftet
wird.
Man soll ,
dies
·
e. .. W a s ~
ser nur nicht
wochenlang trinken.
1. Hund
kleiner
Bastard
mit Mopsblut).
Datum
Temperatur Gewicht
27.
2.
1936 37,9
28. 2. 1936 37,4
3.
3. 1936 38,2
-l.
3.
]936 38,3
5.
3.
1936 36,4
6.
3.
1936 36,8
i ·.
3. 1936 38,2
9. 3. 1936 38,9
50 cm
3
Lösung I
50 cm
3
Lösung I
50 cm
3
Lösung I
100 cm Lö ung I
11. 3.
1936 37,2 100 cm
3
Lösung I
13.
3.
1936 37,0 100
cm
3
Lösung I
16. 3. 1936 37,5 150 cm
3
Lösung I
7,5
kg
7,7
kg
17. 3.
193
6 Tötung 7,4
kg
Hund
1
hat
innerhalb
von zwei
Wochen i n s g e
samt 192 mg Lost ,
in
Lösungen
von
320
mgll u f ~
genommen.
Getötet
einen Tag
nach ,der letzt
en Füttenlng
.
2. Hund
Schäferhund.Bastard).
Datum
Temperatur
4. 3. 1936 38,2 150 em
3
Lösung I
6. 3.
1936 38,5 200
crn
S
Lösung
II
7. 3. 1936 38,0 200
cm
s
Lösung II
9. 3. 1936 38,3
11. 3. 1936 38,5
13. 3. 1936 38,2
16 . 3. 1936 37,5
. 3. 1936
19. 3. 1936 38,3
21. 3. 1936 38,2
23. 3. 1936 38,2
25. 3. 1936 39,2
27. 3. 1936 38,9
200 cm
S
Lösung II
200 cm
s
Lösung II
200 cm
3
Lösung II
200 em
S
Lösung II
200
em
S
Lösung 11
200 l
3
Lösung JI
200 em
S
Lösung JI
31. 3. 1936 38,3 200 cm
S
Lösung II
4. 4.
1936 38,3 200
cm
s
Lösung
II
9. 4. 1936 39,0 200 em
s
Lösung II
21. 4. 1936 39,5 200 cm
s
Lösung II
22. 4. 1936 38,8 erbrochen
Gewicht
21,9
kg
23,6
kg
23,1
kg
23. 4. 1936 38,4 ,erbrochen Kartoffeln)
24.
4.
1936 38,5 erbrochen
25. 4. 1936 38,4 200 cm
3
Lösung II
27. 4. 1936 38,9 200
cm
s
Lösung I
28.
4.
1936 38,2 erbrochen
30. 4. 1936 38,1 200 cm
S
Lösung II
2. 5. 1936 38,8 200
cm
s
Lösung II
4. 5. 1936 38,3
Tötung
22,0
kg
Hund 2 hat innerhaLb
von zwei
Monaten i n s g e ~
sam t 2,16 g Lost
in Lö
ungen von 640
mg
/I, an
zwei
Tagen
von
320
mg
/
I,
aufgenommen.
Getötet
zwei
Tage nach der letzten Fütterung.
3. Hund Schäferhund.Bastard mit Strich).
Datum
Temperatur Gewicht
. 3. 3. 1936 100 cm
s
Lösung I
4.
3. 1936 38,2 200 cm
3
Lösung I
6. 3. 1936 38,9 200 cm
S
Lösung I
21,5
kg
7.
3.
1936 38,1 200
cm
3
Lösung I
Datum
Temperatur
9.
3. 1936 38,1
11.
3.
1936 38,3
13.
3.
1936 38,0'
]6. 3. 1936 38,3
17.
3.
1936
]9. 3. 1936 38,3
21.
3.
1936 38,5
23. 3. 1936 38,3
25. 3. 1936 38,9
27. 3. 1936 39,2
31. 3. 1936 38,7
2.
4. 1936 38,7
7.
4.
1936 39,0
9.
4. 1936 38,3
21.
4.
1936 39,0
22. 4. 1936 38,4
. 23. 4. 1936 38,7
24. 4. 1936 38,1
25. 4. 1936 38,4
27. 4. 1936 39,3
28.
4.
1936 39,0
30. 4. 1936 38,4
2.
5. 1936 39,2
4.
5.
1936 38,7
200
cm
s
Lösung
I
350
cm
S
Lösung
I
400
cm
3
Lösung I
200
cm
3
Lösung
I
200
cm
S
Lösung I
200 cm
3
Lösung
I
200 cm
S
Lösul1'g
I
200
cm
S
Lösung
I
200 cm
3
Lösung
I
200
em
3
Lösung
I
erbrochen
200 crn
3
Lösung I
erlbrochen
200
em
3
Lösung I
200
cm
3
Lösung
I
200 cm
3
Lösung I
200
cm
3
Lösung
I
erbrochen
100 cm
S
Lösung I
200
em
3
Lösung I
.erbrochen
Gewicht
21,1
kg
24,2 kg
24,3 kg
19. 10.
1936
Tötung
Hund 3
hat
innerhalb
von zwei
Monaten
gesamt 1,39 g Lost
in Lösungen
von 320
mg
/I
u f ~
genommen .
Getötet 5 Monate nach
der
letzten Fütterung.
4.
Hund
Terrier, etwa
ein Jahr
alt).
Datum
Temperatur
Gewicht
21. 4. 1936 38,5 100
cm
3
Lösung
II 9,25 kg
22.
4. 1936 38,4 100
cm
3
Lösung n
23. 4. 1936 38,3 100
cm
3
Lösung II
24.
4.
1936 38,1 100
cm
S
Lösung II
erbrochen
25.
4.
1936 38,0 100
cm
s
Lösung
II
erbrochen
27.
4.
1936 37,8 100
cm
s
Lösung II
erbrochen
28.
4.
1936 38,0 100 cm
3
Lösung II
erbrochen
30.
4.
1936 37,5 100 cm
3
Lösung II
erbrochen
2.
5. 1936 38,5 100 cm
S
Lösung Il
erbrochen
4.
5. 1936 38,4
Tötung
8,7 kg
Hund hat
innerhaLb von zwei Woohen i n s g e
samt 192 mg
Lost
in Lösungen von 640 mg /I u f ~
g,enommen.
Getötet
zwei
Tage nach der letzten Fütterung.
5.
Hund
Schäferhund.Welpe,
etwa acht Wochen
alt).
Datum Temperatur
Gewicht
21.
4.
1936 39,3 erbrochen 9 kg
22. 4. 1936 39,0 100 cm
3
Lösung II
23.
4.
1936 38,6 100 cm
S
Lösung 11
24.
4.
1936 38,5 erbrochen
25.
4.
1936 38,9 100
cm
3
Lösung II
erbrochen
27.
4.
1936 38,7 100
cm
3
Lösung II
28.
4.
1936 39,1 100 cm
3
Lösung II
erbrochen
30.
4.
1936 38,4 100
cm
3
Lösung 11
2. 5. 1936 39,5 100
cm
3
Lösung
11
erbrochen
4. 5. 1936 38,7 9
kg
10. 1.
1937
Tötung
Hund 5 hat innerhalb von zwei \Vochen
gesam t 256 mg
Lost
in Lösungen
von
640 md/I
aufgenommen.
Getötet acht Monate nach
der
letzten Fütterung.
2 3
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 22/32
Eine sowjetrussische askampfaufgabe
Generalmajor a. D. v o n Te m p e 1h o f f
I. Vorbemerkungen.
Sich in die
taktischen
Grundsätze eines
fremden
Heeres
hineinzudenken, ist
schwierig,
wenn man
sie
nur aus Vorschriften
oder
theoretischen Abhandlun
gen
kennt
. Sie werden verständlicher, sobald man über
ihre Anwendung an der
Hand
eines
Beispiels aufge
klärt
wird. Diesem
Zweck
soll die folgende PIanauf
gabe
di enen, die
aus
einem Aufsatz
des
sowjetrussi
schen Majors
Se
r e b r
j en
n i k
0 w') stammt. Da
seine
Ausdrucksweise für
deutsches Empfinden
schwül
stig
und
daher an manchen Stellen unklar ist, seien
Kriegslage und Verlauf in kürzerer Fassung und straf
ferer Gliederung wiedergegeben. Die zugehörigen russi
schen Skizzen sind unübersichtlich. Sie sind durch ein
fachere
ersetzt worden
.
Zum
Verständnis der
Entschlüsse
und
Anordnungen
muß vorausl eschickt werden,
daß Serebrjennikow
von
folgenden Voraussetzungen ausgeht:
Die
Infanterie kann
Geländevergiftungen in 1
e ie
h
t e r G ass c h u t z b e k l e i d u n g (Umhänge,
Schutz
strümpfe, Handschuhe) unbedenklich überschreiten.
Diese bleibt
nach
dem
Übergange
liegen
und
wird
später von Entgiftern
eingesamme
lt. Jeder Mann ist
mit einer
Garnitur
ausgerüstet. Er ist also
ohne
Kö r
perschutz, wenn
er
im
Gefecht
eine zweite Gelbkreuz
sperre
überschreiten muß. Die
Nachführung und Aus
gabe einer zweiten Garnitur
ist während
des Kampfes
nicht möglich.
Deshalb
soll die Infanterie g r un d
s ä t z I i ch mit ihrer
leichten
Gasschutzbekleidung
sparsam uml ehen
und
sie nur ausgeben, wenn
eine
Umgehung
der
angetroffenen Gelbkreuzsperre ausge
sch lossen ist.
Solange eine solche von
der
Infanterie
umgangen
oder
in Gasschutzbekleidung
überschritten werden
kann, sind
Dur
c h g ä n
ge
im
allgemeinen nur für
die
Artillerie, den Gefechtstroß und technische
Kampf
mittel
von begrenzter G e l ä n d e g ä n g i g ~ e i t zu e n
t
gi f t e n.
Nach
der
Gasabwehrvorschrift sind zu
unterschei
den :
c
h e m i s e h e T r u p p e
ne
r k u n d u n g" und
chemische S p e z i a le r k u n d u n g". Die Truppen
erkundunJ stellt
nur
die Grenzen vergifteter
Abschnitte
mit Hilfe sinnlicher
Wahrnehmung
fest
und ermittelt
Umgehungswege.
Jeder Mann
muß sie ausführen kön
nen.
Die
Spezialerkundung
stellt
Art
und Stärke der
Verl iftung fest,
ermittelt giftfreie
Durchgänge und,
wenn
solche nicht zu finden sind, die
Möglichkeiten
der
Entl iftung. Hierfür hat
jede
Komp
,anie
einen
Gas
spürtrupp
von fünf bis sechs Mann zur Verfügung.
Außerdem
verfügt der Regimentskommandeur zur
Ausf.ührut.J.g
v o ~
Spezialerkundungen und
Entgiftungs
arbeIten
uber
emen
c
h e
mi
s c h e n Zug , den er
den
Bataillonskommandeuren
nach Bedarf
geschlossen
oder truppweise zur
Verfügung
stellt.
rr Kriegslage
und
Verlauf
der
Kampfhandlung.
1. T e i I
a) Kriegslage um 7 hr Bild
1 .
R o t e K r ä f t e i n breiter
Front
im Vormarsch
nach
Osten
rechnen mit
Widerstand
schwacher blauer Sperr-
Bild 1.
2 4
abteilungen am Fluß- und Bachabschnitt beiderseits
J as
c h k
i.
Als die
V o r
hu t
d e r
re c h te n K 0 -
Ion n e
der 5. In f.
- D i v. (I /
I.
R. 15 ,
l/A.
R. 5,
Pan
zerkampfwg.-Kp.
T.
-
62,
ein Pionier-
und
ein che
mischer
Zug) um
7 Uhr mit der
Spitze K
0
p e j k i er
reicht,
erhält der Vorhutführer (Kommandeur
I/I. R. 15)
von seinem
Regimentskommandeur folgenden
Be
feh I :
1.
Aufklärungsgruppe meldet fe i n d I i ch e S p e r
r u n
gen
in Linie
J as
c h k i -
A c h
0 wo.
2. V e r s t ä r k t e s IIT R.
15
d u r c h b r ich t die
Sperrungen
nördlich
Ja s c h k i , setzt sich zunächst in
Besitz von P o r c h
0
w
0
und des Waldes nordwestlich
davon und stößt alsdann weiter in Richtung auf Ja m k i
durch.
3.
Re
c h t s greift
Il/I.
R. 10 (4. J n f. - D i v.) in
Richtung J u r o w o - K o s t j u k o w o
l i n k s
I/I.
R. 13
über
A c h
0
w
0
in Richtung K ir
0 W 0
an. Ab
schnittsgrenzen : . . . . (s. Bild 1).
4. Beg
i n n des A n g r i f f s
über die
Linie M e r k a-
f
I u ß
(südlich Ja s
c
hk
i) -
Ja s
c h k i -
A c h
0
w
0
um
10
Uhr.
5. R e
g i m e n t s g e f e c h t s s
ta
n d
ab 10 Uhr
D e r g u n 0
w o
später auf Höhe 96 S west\. Po r -
eh 0 w o.
b) Erste Maßnahmen des Bataillonskommandeurs Bild
2).
Nachdem der Bataillonskommandeur die
erforder
lichen Anordnungen erteilt hat , reitet er
nach Mo
ni n 0 zur Aufklärungsgruppe voraus. Von ihrem Füh
rer ~ r f ä h r t
er
folgendes: Zwischen M o n i n
0 und
K o
s
t i n
0 liegt eine G e l ä n d e
ver
g i f
t un
g, die meh
rere hundert
Meter
tief ist und sich westlich des Bach
grundes mindestens
bis
in die
Gegend
von A c
n
w
0
nach
Norden erstrec
kt. An den Waldrändern
ostwärts
des Baches
ste
llenweise
B a u
mv
e
r
hau
e.
Der
B
ach
ist durchwatbar, aber
wegen seiner
sumpfigen Ufer
außer
halb
der
Übergänge
von Artillerie und Panzerwagen
nicht
zu überschreiten. Brücken bei Ja s c h k i zerstört.
Umgebung
vergiftet.
Fe i n d I i ch e
MG
. auf Höhe
südostwärts K 0 s t in 0 bestreichen
den
Bachgrund in
Richtung auf
J as
c h k i.
c) Beurteilung der Lage.
Das Gelände
ist
für die Anlage von Sperrungen und
hinhaltenden
Widerstand
schwacher Kräfte sehr gün
stig. Außer den festgestellten sind weitere Gelände
verg iftungen zu
erwarten:
z. B an den Wegen durch
den B - u n d S - W a l d sowie im Zwischenraum zwi
schen
diesen
beiden Wäldern
bei
Punkt
87,S;
nach dem
Ausweichen von
BI
a u in seine zweite
Widerstands
linie,
die
auf
den
Höhen ostwärts Po r c h
0
w
0
anzu
nehmen ist, wird
man voraussichtlich
die
Brücke
west
lich
des Ortes zerstört
und die Umgebung vergiftet
finden, im Wald südlich Po r c h
0
w
0
und im D
W a l d auf neue Geländevergiftungen
stoßen;
weiterhin
eignen sich im
Waldabschnitt ostwärts
Ja m k i be
sonders die hindurchführenden Wege
zur Vergiftung
und
Sperrung
durch andere
Hindernisse.
Dem Gelände
nach
wäre
es an
und
für sich am gün
stigsten,
aus
der Gegend
nö
rdlich M o n
i n 0
anzugrei
fen, um erst
einmal
die Höhe südostwärts K 0 s t i n 0
und den S - W a l d zu nehmen und alsdann
von
dort
aus den Angriff gegen das vom Regiment befohl ene
erste Angriffsziel
fortzusetzen.
Dabei müßte aber die
G e l ä n d e v e r g i f t u n g z w i s c h e n
M o n i n o
u n d
K
0
s t i n
0 durchschritten
werden. Das ist mißlich. Die
Kompanien
würden
schon
zu
Beginn des Gefechts ihre
leichte Gasschutzbekleidung verausgaben
und
ohne
Hilfsmittel sein,
wenn sie
im
weiteren Verlauf auf
an
dere Geländevergiftungen treffen sollten, die sie nicht"
1
S c
r e b r j e n n i k
0 W
Major: Die chemische Erkundung eines
Spcr
rabs
e
hnill
s. In der Militärzeitsehrilt Wo icnn Yi wiestnik , Nr.
2
(1937).
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 23/32
Bild
2.
f Verlauf·
_
1'
R.
t . . .
Blou « rgitt
g
.
Der
F ü h r
er
e r
1./1. R. 15 läßt die
Ausdehnung der
Vergiftung
an riet'
Brücke
von Jaschki
durch
einen S p ä h t r u p p
(Truppen
erkundung)
in
Stärke
von 5
Mann
erkunden und überschr
e
itet
den Bach
weiter
nördlich. Sein
erster Zug findet den West-
rand de
s B-
Waldes durch Baumverhaue und
V ergiftungen
gesperrt. Verbindungsleute
melden
,
daß
2.
/I. R.
15
ebenfalls
auf Ve r
giftungen
gestoßen sei.
Spähtrupps
stellen
schnell
fest,
daß
die
Vergiftung am
Wald
rande
im Süden umgangen
werden
könne.
Entschluß
des
Kompanieführers
: 1.
Zug
setzt den Angriff über die Gelbkreuzsperre
fort (Benutzung der
leichten
Gasschutzbe-
kleidung).
2. und
3.
Zug umgehen die Ve r
giftung im Süden,
um den nördlichen Rand
des
B-
Waldes
zu
erreichen und von dort
aus
Höhe
96.5 anzugreifen.
Der
Führer
des
2. -
vordersten
- Zuges
erhält
den Befehl,
die
Wege
zum
ordrand
des
Waldes erkun-
den
zu lassen .
Ob der Kompanieführer
außerdem noch seine Gas s p ü r e r mit
umgehen können. Stößt
m:m von
M o n
i n
0
aus
süd-
lich an
der Geländevergiftung vorbei
direkt
auf die
H ö
he
96,5 (west\.
Porchowo)
durch, so
kann der An-
griff
durch das flankierende Feuer
des
Feindes auf
der
Höhe südostwärts
K
0
s
t i n 0
zum Scheitern
gebracht
werden.
Dieser Gefahr kann aber durch Vernebelung
der Höhe vorgebeugt werden.
Für
die
Artillerie
und
den
Troß müssen giftfreie
übergänge
über den
Bach
erkundet
und,
wenn keine
zu finden sind,
die zerstörten und vergifteten wieder-
hergestellt und entgiftet werden. In diesem Zusam-
menhange ist die chemische Erkundung von
größter
Bedeutung.
d Entschluß
des
Kommandeurs III. R.
15.
Nach Arti ll erievorbereitung Angriff über
Höhe
95
und den
giftfreien
Bachabschnitt nördlich J as
c h k
auf
H ö h e 96,5 (west\.
Porchowo);
1./1.
R.
15
rechts,
2./1.
R. 15
links.
Während des
Angriffs
Blendung
des
Feindes
·
auf Höhe südostwärts
K
0
s
t i n 0 durch Nebel-
schießen der 1
A.
R.
5.
3. 1. R. 15
und
Pzwg.-Kp.
T.
-
62 zur Verfügung
des
Bataillons .bei
M o n
i n
o.
e
Ausführung.
Bei der Befehlsausgabe
betont
der Bataillonskom
mandeur
die
Notwendigkeit
ein
er gründlichen
chemi-
schen
Erkundung
.
Er weist
die
Kompanieführer
an,
Geländevergiftungen, auf die
sie
stoßen
so llt en, mög
lichst
zu
umgehen und ihre Schutzumhänge und
-s
trümpfe,
solange es geht,
aufzusparen.
Für
die Gas
aufklärung
gibt er
im einzelnen noch folgende Auf-
träge:
1./1.
R.
15:
Ausdehnung der
Vergiftung
an
der
Brücke
von Ja s
c h k Sind die
Wege,
auch
Fußwege,
durch
d i ~
\Välder
ostwärts J as
c h k i
und
südlich
Po
r -
c h 0 w 0
vergiftet oder
für
Artillerie
brauchbar? Ist
in
J as
c h k i
oder im Walde
Behelfsmaterial
(Stroh, Reisig,
Bretter)
auf
zutreiben,
das sich
zur Herstellung
von
Geländebrücken
im
vergifteten Gebiet
für
die
Artillerie eignet?
2./1. R. 15
:
Ist der Bachübcrgan{
ostwärts Höhe
95
oder
der
S - Wal d ver
giftet?
Un t e r de m Schu t z e de r Schü t -
zen
kom
pan
i e n
haben auszuführen:
e h e m i
sc
her Zug :
Spezialerkundung
der
Vergiftung an der Brücke von Jas
c h k i
und
gegebenenfalls an
dem
ü b e r g a n g
os t
w ä r t s H ö h e 95.
Pi
0
nie
r
zug : Erkundung
von fahr
baren übergängen
über den
Bach.
Ar t i II e r i e :
Erkundung
von Furten .
einer Spezialerkundung der
für
Artillerie brauch-
baren Wege im Sinne
des
Bataillonsbefehls
beauf
tragt, wird
in
der
russischen Lösung
nicht
angegeben.
Während die 2. K o m pan
i
e,
in
der linken Flanke
durch
Nebelschießen der Artillerie gedeckt, den
Bach
ostwärts Höhe
95 in
breiter Front durchwatet,
erhält sie
heftiges
MG
.-Feuer
von Höhe
96,5 (westlich
Po
r-
c h
0 wo).
Im Grunde
vor ihr
gehen kleinere
Grup-
pen
des
Gegners
eilig nach Nordosten zurück. Der
1.,
rechte
Flügelzug
meldet dem Kompanieführer, daß
der Zwischenraum
zwischen B -
und
S -
Wal
d
ver-
giftet is t
.
Der
2.,
linke
Flügelzug
geht
gegen
den
Süd
teil des S -
Wal des
vor.
Als
er
sich
diesem nähert
,
hört der
Kompanieführer
eine heftige Sprengminen-
explosion
und beobachtet,
wie sich
am Südrande
des
Waldes und
250 m
nördlich davon
ein
dunkler
Kampf
stoffschwaden
langsam
zur
Erde
senkt . Entschluß des
Kompanieführers: Umgehung der Vergiftung
im or
den. Befehl
an Führer
des
2.
Zuges,
einen
Umgehungs-
weg
erkunden
zu lassen.
Vor der Ausführung
dieses
Entschlusses greift der
Bat
a i 11 n s
kom man
d e
ur , der
dieselben Beob
achtungen gemacht hat, mit
folgendem Befehl ein:
3./1. R. 15, bisher noch
zur
Verfügung zurückgehalten,
umgeht
die
von
der 2. Kompanie festgestellte
Gelände-
vergiftung im
Norden, um
den Angriff
durch den
S-
Wal
d in
Richtung auf
den Süd teil des
0 -Waldes
wei
ter vorzutragen.
2./1.
R. 15 hält zunächst und zieht
sich
alsdann
hinter
der 3./1. R. 15 nach
Norden,
um ihrem
linken Flügel als
zweite
Staffel zu folgen.
Während dieser
Ereignisse
führen der chemische und
der
Pionierzug ihre Erkundungsaufträge
aus.
Bild 3.
Jv rew
R.t . . . Iloll
205
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 24/32
2.
T
e i l
(B
i d 3).
a Lage
um
10,45 Uhr.
1./1. R. 15
hat Höhe
96,5 genommen und wird von feind
licher
Artillerie
mi t G e l b k re u z b es c h 0 s
sen.
3./
1.
R.
15 ist
in
den
Süd eil des D - Wa l d e s einge
drungen. 2./
1.
R.
15
folgt
ihr
links gestaffelt. Ein
Trupp
des
chemischen Zuges arbeitet an der Entgiftung
des
Bachübergangs
ostwärts
Höhe 95
.
Die Artillerie
konnte
den Bach noch nicht überschreiten
.
Fcind hält
die
Höhen
ostwärts
Porchowo
und
den
Ostteil
des Dorfes.
Der
Westteil und das Gelände vor ihm
in
der
Um
gebung des Bachüberganges sind vergiftet. Außerhalb
der Geländevergiftung kann der
Bach wegen des sump
figen
Untergrundes von Panzerwagen und anderen Fahr
zeugen
nicht überschritten werden.
b ntschluß des Kommandeurs IIl R.
.
Umfassung von
Po r c h
0
w
0
auf bei
den
Seitcn,
der
feindlichen Stellung
ostwärts des Dorfes
im
Norden
und Durchstoß
in
einem Zuge
bis J a m k
i.
c Ausführung.
Der
Bataillonskommandeur
befiehlt:
l V e r
s t ä r k te s lII. R. 15 greift aus
der
Linie
Höhe
96,5
(ostwärts
Po
r c h
0
w
0
- Ostrand
des
D
W a l des mit Schwerpunkt im
Norden
an.
2. 1./1.
R.
15 umgeht
die
Vergiftung vor ihrer Front
im
Süden und greift mit linkem
Flügel längs
der
Linie
Südrand
P
0
r c h
0
w
0 -
Sü·
drand
J a m k i an.
3.
3. /
I.
R.
15 greift aus dem Südteil
des D -
W a l
-
des
an,
nimmt Po
r c h
0
w o v o n
Norden und stößt
dann
längs des Weges
nach Ja
m k i
weiter nach
Osten
durch.
4.
2./
1.
R.
15 mit zugeteilter
Pzwg.-Kp.
T.
-
62
folgt
der 3. Kompanie links rückwärts gestaffelt, greift aus
dem
Nordteil des D - Wa l d e s
vorgehend den
feind
lichen Flügel auf
der
H ö h e Y k
rn
n
0
r dos t w ä r t s
Po
r c h 0 w 0 links umfassend
an und wirft
ihn in
Richtung auf Ja
m k
i.
5.
P z w g. - K p.
T.
-
62 überschreitet
den Bach
nörd
lich
J as
c
hk
i
auf dem vom chem
is
chen Zuge kennt
lich
gemachten über
.gange
ostwär
ts
Höhe 95 und stößt,
den
S -
W a l
d
nör
,dlich
umgehend,
am
Westrande
des
D - Wa l
des zur
2./1. R.
15.
6. M G
K.
erkundet
in
Gegend der
Höhe
96,5 (teil
weise
durch Gelbkreuzbeschuß vergiftet) eine
Feuer
stellung und unterstützt aus dieser
den
Angriff auf
Po r c h 0 w 0
und
das
Vorgehen
gegen die
Höhen
ost
wärts
des Dorfes.
7 IIA
R. 5 hält die flankierend
wirkenden
Feuer
nester am Südrand
des
Waldes nordostwärts
Po r
c h
0
w
0 nieder
.
8. Der
c h e m i sc h e Zug
steckt
das
durch
Gelb
kreuzbeschuß vergiftete Gelände
an H ö h e 96,5 (west
lich Po r c
ho
w 0) ab.
Sobald
die
Infanterie nach
vor
wärts genügend
Boden
gewonnen
hat,
führt er
die Spe
zialerkundung der Geländevergiftung westlich
P
0
r -
c h
0
wodurch und bereitet die Entgiftung und Wie
derherstellung des Bachübergangs
vor
(hierzu
Zuteilung
von Pionieren) .
d Verlauf.
Die
Spä htrupp1;
der beiden
in
den
D - W a l d ein
gedrungenen Kompanien melden am Ostrande
des
Wai
des
Baumverhaue und im
Walde
schwachen Gelbkreuz
geruch (chemische
Truppenerkundung)
.
Daraufhin
set
zen beide Kompanieführer ihre
Gasspürtrupps zur
Spe
zialerkundung ein,
um
giftfreie Durchgänge
zu ermit
teln.
Der
Bataillonskommandeur gibt dem Führer
des
chemischen Zuges
einen
gleichartigen Befehl
und
den
Auftrag, die
Pzwg.-Kp. T .
-
62 in ihre LauersteIlung
zu
führen
.
2 6
Die
Erkundung
des D - Wa l d e s
nimmt
15
Minuten
in Anspruch. D 'ie
Gasspürer
finden die Verhaue am
Ostrande des
Waldes und
ihre Umgebung vergiftet.
Sie
ermitteln
si chs kampfstoff-
und
hindernisfreie
Durchgänge
und
auch
einen für die Pzwg.-Kp. brauch
baren Weg
.
Um
11
Uhr 20 tritt
das Bataillon zum
Angriff an
und
nimmt
Ja
m k i
um 12 Uhr.
Der chemische Zug entgiftet den durch
dic
Gelände
vergiftung westlich Po
r c h
0
wohindurchführenden
Weg
einschließlich des Bachüberganges.
Je
zwei
Mann
läßt er an diesem und
an
dem
Bachübergang
bei
Höhe
95 nördlich
J as
c h k i
mit
dem
Auftrage
zurück,
die Artillerie und den Gef
echtstroß
hinüberzuführen
und
die folgenden
Truppen
zu
warnen
".
IH. Beurteilung
der Aufgabe und ihrer
Lösung.
In seinem Schlußwort
schreibt Major
S e r e b r
j en
-
n i k 0 w den
überraschend
schnellen Erfolg den zweck
mäßigen
Maßnahmen
zu, die die
Kompanieführer
und
der
Bataillonskommandeur
getroffen
hätten. Dank der
ununterbrochen und
umsichtig mit eigenen
Kräften
durchgeführten chemischen Truppenerkundung
sei es
ihnen
immer wieder
gelungen,
Umgehungswege
zu fin
den und rasch
vorwärts
zu
kommen, ohne ihre Gas
schutzbekleidung
-
mit
Ausnahme
des
l
Zuges
der
1. / [, R. 15 im B - Wa l d e - zu verausgaben. Nur in
einem Falle, im D - W a l d
e,
als eine Umgehung der
Vergiftung nicht
zweckmäßig erschien, sei
der
Einsatz
der Gasspürtrupps zur Spezialerkundung notwendig
geworden.
Durch ihre
schnelle
Anordnung und
erfo lg
reiche
Durchführung
sei
erreicht
worden,
daß
auch in
diesem
Falle
der Angriff ohne Aufenthalt und ohne
Verbrauch
von Gasschutzbekleidung fortgesetzt werden
konnte.
Das
Bataillon
werde
also,
wenn
es
ostwärts
Ja
m k i
auf Geländevergiftungen stoßen
sollte, die es
weder umgeht:n
noch auf
giftfreien
Durchgängen
über
schreiten
könr,e,
nicht
in
Verlegenheit
kommen,
da
es
noch
über
fast alle
Schutzumhänge und -strümpfe
ver
füge.
Der Bataillonskommandeur habe durch
umsich
tige
Organisierung der Gasaufklärung und
des
Warn-
.
und Meldedienstes wesentlich dazu beigctragen,
daß
das Gros
des Regiments so rasch
vorrücken
konnte .
Bei
der Beurteilung dieser Ausführungen ist
zu be
rücksichtigen,
daß
es sich bei
dem
durchgespielten Bei
spiel
um den
Angriff gegen s c h w a c h e Spe
rrabtei
lungen
handelt. Serebrjennikow
wollte davon überzeu
gen,
daß man
bei einem
Angriff
gegen einen ..chemi
schen
Sperra.bschnitt"
am schnellsten vorwärts kommt.
wenn man
sich
durch
eine unablässige
Gasaufk
lärung
dauernd
bemüht,
die
Ausdehnung der einzelnen Sper
rungen
und
Vt:rgiftungen
festzustellen
.
und
die in
der
Regel
auffindbaren
Lücken zwischen ihnen zum Vor
gehen benutzt. Er wollte ferner nachweisen,
daß
die
gebotene Sparsamkeit
mit der
Gasschutzbekleidung
nicht auf Kosten der
Schnelligkeit des Angriffs zu ge
hen braucht. Aus den grundsätzlichen Bemerkungen,
die
er
seiner Aufgabe vorausschickt, geht jedoch her
vor,
daß
er
mit
ein
em wesentlich langsameren Verlauf
und größeren
Schwierigkeiten rechnet, wenn
sich
der
Angriff gegen einen s
ta
r k e n
abwehrbereiten Feind
richtet,
der vor
seiner Front
Gelbkreuzsperren
ange
legt hat.
Die
Schriftleitung des
Wojennyj wjestnik bringt
in
einer kurzen
Sc
hlußbemerkung zum
Ausdruck,
daß
nach ihrer Ansicht der Angriff
auch in
dem
Beispiel,
das der Verfasser durchspielt, im Ernstfall nicht so
glatt und
schn ell
verlaufen würde, wie er annimmt.
Seine
Gedankengänge
seien
nützlich und grundsätzlic
h
zutreffend. Seine Aufgabe sei lehrreich und
ver
.diene,
aufmerksam
durchgearbeitet
zu werden. A b er e
W i r
k
s a m
k e i t
e in
e r d
u r c h M G.-
und
A r t
i 1-
l e r i e f e u e r
b e h e r r s c h t e n
G e l b k r e u z
s p e r r e h a b e e r n i c h t
h o c h
g e n u g b
e
wer te t .
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 25/32
Der Gaskampf und die chemischen
Kampfstoffe
Die
dritte Auflage
des
Buches
von
Professor Dr
. Julius M e
y
e r
1)
Der
Ruf des Verfassers und die weite
Verbreitung
der
früheren Auflagen seines in wissenschaftlichen und
militärischen h:reisen hoch
bewerteten Werkes ver
pflichten zu einer
besonders
gründlichen v\'ürdigung
I
Wissenschaftliche eurteilung
Professor Dr. phi . et med.
Ferdinand
F I u r
y, Würzburg.
Als im
Jahre
1924 das
Werk
in
erster
Auflage er
schien,
wurde
es in weiten Kreisen freudig
und mit
Recht
begrüßt. Im
Gegensatz
zu den
meist sehr
frag
würdigen Erzeugnissen aus
der Feder
von
Unberufenen,
zu
der
täglich ansch
wellenden Hochflut auf dem Ge
biete der
Kriegsliteratur,
wurde hier
zum
erstenmal
ein
deutsches
Buch
über den chemischen
Krieg
geboten,
das
bestimmt
war, im Gasschu t
zdienst lind
in
der
Hei
mat weitesten Kreisen einwandfreie Kenntnisse über
diesen neuen Zweig
der
Kriegführung zu vermitteln und
das lange entbehrte
Unterrichts-
und uskunftswerk zu
liefern. Geschri
eben
von einem
Sachverständigen der
Chemie, e in em Hochschullehrer,
der
als Bataillonskom
mandeur
an
der
front, als Offizier im Gasdienst, als
Lehrer
an
der
Heeresgasschule die Entwicklung
mit
erlebte und
mitverfolgte,
hat das
von seinem
Verfasser
als wissenschaftlicher
Versuch bczeichnete
vVerk seine
Aufgabe auch in der
Tat in
hohem Maße
erfüllt.
Das
gleiche
kann auch
noch von
der kurz darauf
im
Jahre 1926 erschienenen zweiten Auflage
gesagt wer
den
. Es
war jedenfalls
eine
verdienstvolle Leistung
des
Verfassers, das im
Schrifttum
weit
zerstreute
Material
zu samme ln , zu sichten und übersicht lich darzustellen
und nicht zu l
etzt
die Spreu vom Weizen zu scheiden,
die
größten Irrtümer,
die unsinnigen Ubertreibungen,
das Sagenhafte, Sensatione
ll
e
und Phantastische
auszu
sondern. Gegenüber
diesen
Verdiensten konnte und
mußte
das Bedürfnis
nach
einer strengeren Kritik
an
Einzelheiten
zurücktreten
.
Mehr
als ein
Jahrzehnt
ist
seit der letzten
Auflage
verflossen. In
dieser Zeit
sind im In-
und Ausland
zahlreiche
andere
zusammenfassende Darstellungen
in
Buchform
erschienen.
Neue
Fachzeitschriften über die
in Frage
stehenden Gebiete oder damit
zusammenhän
genden
Nachbargebiete
sind
gegründet
worden. Un
gezählte Einzelveröffentlichun gen sind im militärischen
und
im wissenschaftlichen Sc
hrifttum
niedergelegt wor
A llentha lben
tauchte Neues
auf,
neue
Kampf
mIttel,
neue Me t
hoden,
neue Gesichtspunkte
in Gas
schutz und Gasabwehr. Besonders
durch
die Mittei
lungen
und Urtei
le von aus l
ändische
n Sachve r
ständigen
hab
en
wir wertvolle Aufsc
hlüsse
erhalten, die
in
man
chen
Fragen zu
Wandlungen der Anschauungen über
den ehcmi
schen
Krieg,
seine
Methoden
und
die
wirklich
erzielten Erfolge geführt haben . Gerade durch die
ach richten von
der
Gegenseite erscheint uns
heute
vieles in ganz neuem Lieh te.
Dem
Wunsch der Schriftleitung, die neu erschie
nen e
dritte
Auflage des
Werkes
einer
besonders
gründ
lichen Besprechung auch im einzelnen zu
unterziehen
,
soll im folge
nd
en
entsproc
hen
werden. Dabei
ist zu
prüf
en, ob
der Inhalt
heute,
Jahre
nach
dem
Er
scheinen
der
zweiten Auflage,
noch dem tand unserer
Er
ke
nntni
s
entspricht und wieweit
es
dem Verfasser
gelun gen ist. den
Fortschritten
auf dem
Gebiet der
chem ischen Kriegführung, wie es im Vorwort verspro
chen wird, gerecht zu werden.
Der wertvollste Kern
des
Buches ist enthalten
in den
Abschnitten.
die C h e m i s e h - P h y si kaI i sc h es
behandeln, vor a
ll
em in
dem
Teil,
der von
den chemi
schen Kampfstoffen se lb
st
handelt. Werden diese be
reits im allgemeinen
Teil
nach ihren Ei genschaften,
ihrem
Verhalten,
ihren \ ;Virkungen, nach
den
tech
nischen
Anforde
rungen
behandelt,
so finden sie
noch einmal
in
e
in
em
besonderen
chemischen
Teil
ei
ne
weitere
Bespr
echung
im e
in
zelnen.
Hier
zeigt sich
der Fac hmann,
der
ein
Gebiet theoretisch und
prak-
der
nunmehr
vorliegenden 3. Auflage. \Vir haben des
halb einen
anerkannten
Fachmann gebeten, die wissen
schaft
li
che Beurteilung zu übernehmen,
und
lassen
ihr
eine militärische Besprechung folgen.
Die Schriftwaltung.
tisch beherrscht,
aber
auch einfach, klar und exakt dar
zustellt:n weiß.
Was
in
den
einzelnen
Kapiteln über
die
Geschichte
der
einzelnen chemischen Stoffe
und Verbindungen,
die
Darstellungsmethoden und sonst
Wissenswertes,
soweit
es
mit den Rohstoffproblemen, sonstigen technischen
und wirtschaftlichen Fragen zusammenhängt,
gebracht
wird,
ist von hohem
Wert.
Der chemisch Vorgebildete
wird insbesondere die zahlreichen Formeln
und Ta
bellen begrüßen. Man
muß
sich
aber darüber
klar sein,
daß auch
hier
noch viele
Lücken
in
unserem
Wissen
vorhanden
sind,
daß
z.
B
die
in
der Technik
wirklich
verwendeten Me t
h
oden zur Herstellun
g
von
chemi
schen Kampfstoffen vielfach
nicht bekannt
sind.
Das gleiche gilt wohl
auch
von den anal y tischen Me
thoden, die nur
eine recht knappe Darstellung erfahren
haben. Bei
der
hohen
Bedeutung
des Tachweises von
chemischen
Kampfstoffen
im
Felde und
n
Luftschutz
hätte
man
in einem von
einem
Chemiker
geschrie
benen
und
deshalb im wesentlichen auf chemische
Dinge eingestellten Buch hier ein stärkeres Eingehen
auf Einzelheiten
erwartet. Auch
sonst
bestehen
fühl
bare
Lücken. So hat die
neuere
chemi che
Literatur,
die
besonders
auf dem
Gebiet
des DichlordiäthylsulFids
stark angeschwollen ist,
nur
wenig Berücksichtigung ge
funden . Völlig neu eingefügt sind dagegen
Abschnitte
übcr
Brom,
0 itrobenz
ylchlorid,
Jodaceton,
Benzyl
jodid, Thiophosgen.
Bei
anderen Kampfstoffen sind
Neueinfügungen
und Umarb
eitungen erfolgt.
Auch
einige allgemein e
Abschnitte,
die sich z.
B. mit
den
Rohstoffproblem
en,
der chemischen Industrie, der
zu
künftigen Entwicklung
befassen,
sind erweitert
und
den
heutigen Verhältnissen
angepaßt worden
.
Einen sehr großen
Raum
nimmt auch in
der
neuen
Auflage das ein, was Verfasser über die
Gaswolken
"
und i
hr
e Eigenschaften zu sagen weiß.
Das Kapitel
"spezifisches
Gew
icht" hat
notwendig gewordene
Än
derungen erfahren. Ober die Eigenbewegung"
der
"Vol
ken und das ..Abregnen
hat
Verfasser
seine beson
deren Ansichten. Zum
Kapitel
..Seßhaftigkeit werden
durch eine
Forme
l
und
eine
Tabelle neue Beiträge
er
bracht.
Die Besprechung
des m i I i t ä r i s
ehe
n
Te
i I e s
ist
Aufgabe der auf
diesem
Gebiet zuständigen Sachver
ständigen.
Wenn
sich
der Referent aber auf
Grund
langjähriger Fühlungnahme
mit
dem Gebiet und dau
ernder
Verfo
lgung des Schrifttums ein
Urteil
erlauben
darf, so
muß
dieses
dahin
gehen, daß der
Verfasser
noch ganz überwiegend
von
den
Eindrücken
der
Kriegszeit beherrscht
ist und dem
in
der
Nachkriegs
zeit
angewachsenen,
fast überwältigend
umfangreichen
Material
nic
ht überall hinreichend gerecht
wird.
An
dieser Meinung ändert auch der Umstand
nichts,
daß
an vielen
Ste ll
en
kurze
Einfügungen in
dem alten
Text
vorgenommen
sind.
Manche Neuersc
h
einungen
fehlen
gänzlich.
Die
Meinungen
über
Wert und Unwert
der
a lten
Verfahren
haben sich in
den
vergangenen zwei
Jahrzehnten
st
ark
verschoben.
Wenn
auch der Verfas
ser
an vielen Stellen seinen eigenen
Standpunkt
wie
dergibt, so
erwartet
doch
der Benützer
eines Buches,
das den derzeitigen
Stand
unseres Wissens vermitteln
soll , auch ein Eingehen
auf
die Meinungen
der andern
,
unter denen
sich doch eine große
Zahl
VOll bekannten
I Pro . Dr . Julius M e y e r Der G
as
kampf und di e chemisc he r.
Ka mpfs lo
ll
e . 3. Auflage. 376 Seit en mil 39
l d u n
und 20 T
a.
be llen im T
ex
t.
r J a ~ S.
Hirz e l. L e i p z i 1938.
Pr
eis ge h. 13, 50,
ge b . 15 RM.
2 7
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 26/32
Heerführern und
sonstigen Sachkundigen aus verschie
denen Ländern
findet.
Auch der
militärische Laie ver
mißt
hier fast ,
auf
jedem
Gebiet
die
eingehendere
Be
rücksichtigung
der neueren
militärischen
Anschauun
gen,
der
wissenschaftlichen Ergebnisse
und der
techni
schen Fortschritte,
die sich
nicht
zuletzt
auch
in
den
dienstlichen Vorschriften der verschiedenen
Armeen
widerspiegeln.
Durch
die
ergänzenden Einfügungen
über Flugzeuge, Luftangriffe, Kampfwagen,
Sprühgeräte
u. dgl. in den alten, unverändert gebliebenen
Teil
wer
den die Lücken
nicht
ausgefüllt. Vielfach leidet da
durch sogar
die
einheitliche Darstellung.
Auch
das, was
über
Sc
hu t
z und A b weh r ge
bracht wird,
kann den Leser heute nicht mehr
in allen
Teilen
befriedigen. Auch hier
nimmt
wie an
anderen
Stellen das, was heute
eigent li
ch
nur
noch historischen
Vert hat,
weitaus den breitesten Raum
ein . Die zahl
reichen Abbi
ldun gen
der Gasmasken
.aus
dem
Kriege
dürften
für die
Mehrzahl der Leser nur noch
ein gerin
ges
Interesse bieten gegenüber den heute gebrauchten
Gasschutzgeräten,
die ziemlich
stiefmütterlich
behandelt
sind . Man vermißt nähere Beschreibungen
der Atem
filter, der Sauerstoff-Schutzgeräte, der
Verwendung der
Gasanzüge,
Angaben über
Schutzräume,
über
die Tätig
keit
des Sicherheits-
und
Hilfsdienstes,
über
die
neueren
Entgiftungsmaßnahmen
. Viele di.eser
heute
überaus
wichtigen
Dinge fehlen völlig
oder
sind
nur
flüchtig
gestreift.
Die heute
im
Aus
land
verwendeten
Gas
schutzmittel
sind ganz
kurz
weggekommen .
Auch
gegen
das
Abregnen von Kampfstoffen
sind im
Ausland
Schutzmaßnahmen entwickelt worden. Unter
den
nicht
gerade immer
glücklich gewäh
lt
en
Abbildungen
fehlen
die
Sauerstoff-Schutzgeräte, deren Bedeutung'
im Kriege
vom Verfasser stark unterschätzt wird. Beim Schutz
der Nahrungsmittel
(S. 202) wird
nur
das
Gelbkreuz
als gefährlich bezeichnet, die arsenhaItigen Stoffe sind
vergessen .
Wenden
wir uns zum Me d i z i n i s ehe n.
Hier
zeigt
sich
besonders deutlich das
Fehlen eines
sachverstän
digen Beraters.
Einzelne Abschnitte sind einwandfrei
aus
der Fachliteratur übernommen, dazwischen finden
sich
aber
zahlreiche
Stellen, die
mehr
oder
weniger
zu
beanstanden
sind.
Mangelhafte
Begriffsbestimmungen,
Widersprüche, Irrtümer wirken hier oft störend.
Sie
verwirren den
unkundigen Leser
und
geben vielf,ach
völlig falsche Vorstellungen. Auf die
Wirkungen der
Kampfstoffe
wird
in
verschiedenen Abschnitten
wieder
holt
eingegangen, im allgemei nen Teil, bei
den Grund
lagen des Gaskampfes, bei
der Anwendung
im Felde,
beim Schutz und dann noch
einmal im chemischen
Teil
bei
Aufzäh
lun g
der
einzelnen Stoffe.
Wenn auch
die
Darstellung
bei
den verschiedenen Kapiteln
zu
weilen von
anderen
Gesichtspunkten
aus erfolgt, so
fehlt
doch mancherorts die
gegenseitige
Abstimmung
Einheitlichkeit. Es
seien
nur
genannt
die
völlig
wldersprechenden Angaben
über
die Reizwirkungen des
Dichlordiäthylsulfids (vgl. S.81, 92, 143), über die Wir
kungen der Gelbkreuzschwaden
(S. 55
und
167).
Ge
lb
kreuzimmune
Menschen gibt es nicht, höchstens weni
ger
empfindliche
(S. 75);
auch
bei den
Negern
handelt
es sich
nur
um
Abstufungen der Wirkung. Irreführend,
zum Teil geradezu
gefährlich
sind
allgemein
gehaltene
Bemerkungen über
GiFtwirkung
einzelner
Stoffe.
Für
den
Unkundigen sollte hier immer klar und deutlich
auf
die
Abhängigkeit von
Menge,
Konzentration
und
n s t i g e n
Umständen
hingewiesen
werden. Hierher
ge
horen z.
B.
Angaben über
die geringe
Reizwirkung
des
Phosgens, die in dieser allgemeinen Form unrichtig sind
(S. 210, 266),
über
die
Wirkung
des Kohlenoxyds, das
..außer mehrtägiger Benommenheit keine
Folgen" hin
t ~ r l a s s e n so ll (S. 345). An
anderer
Stelle (S. 86), aller
dtngs tn
anderem Zusammenhang, wird das Kohlenoxyd
gemeinsam
mit der
Blausäure
genannt; hier ist
die
Rede
von den
beiden wegen ihrer furchtbaren Wir
kung berüchtigten und gefürchteten Giften .
Die
..
völlig
harmlose Natur
des ch l
orfreien Ameisensäuremethyl
esters
(S. 269) mag für die
Verwendung
als
Kampfstoff
gelten,
nicht
aber
für
die
Anwendung
in
der
Technik.
Auch beim Phosphor' finden
sich in
den einzelnen
Angaben
Unstimm
igkeiten.
Die Brandwunden
durch
Phosphor
haben
mit
Phosphornekrose
nichts zu
tun
(S. 355); wenigstens
versteht man
in
der
Medizin
etwas
2 8
ganz
anderes darunter.
Es ließe sich noch vie les an
fii'hren,
z.
B. bei
der
Schilderung der Kampfstoffwir
kung im einzelnen, auch hinsichtlich
der
zahlenmäßigen
Bewertung
der Giftwirkung,
des
sogenannten Tödlich
keitsprodukts
(S. 84)
und der hier herrschenden
fal
schen Anschauungen,
die
bereits vor
sechs
Jahren
in
dieser
Zci tschrift besprochen worden s i n d ~ ;
daß
Ver
suche an Tieren nicht
ohne
weiteres auf den
Men
schen übertragen
werden
können,
wird
jedoch an an
derer
Stelle (S. 75)
betont.
Es ist unrichtig,
wenn
im
mer wieder gesagt
wird:
..Ein Mensch
stirbt,
wenn cr
eine Minute
lang
Luft
einatmet,
die 450 mg
Phosgen
im
m enthält
(S. 86).
Hier handelt
es sich um Mini
malwerte
bei Katzen.
über
die
Wirkungen
von Kampf
stoffen bei Menschen lassen sich keine
derartig
schar
fen
Zahlenwerte
angeben.
Diese haben
bei
einer
Ein
wirkung
von
nur
einer Minute überhaupt keine
Gül
tigkeit.
Ebenso
ist die
Angabe über Bestimmung der
Giftigkeit
im
Tierversuch ..mit
der
Uhr
in
der
Hand
mißverständlich. Die
Tiere
gehen ja
nicht während der
zeitlich genau
bestimmten
Einwirkung,
sondern
im An
schluß darar., meist erst nach Tagen, zugrunde.
Sehr bedauerlich ist es,
daß
die
3.
Auf lage im Gegen
satz
zu
der mit
zahlreichen
Literaturhinweisen
ver
sehenen
2. Auflage fast gar
keine Quellennachweise
mehr enthält. Dadurch entfällt
für
den Benutzer
die
Möglichkeit, sich
selbst anderweitig
zu
unterrichten,
tiefer
einzudringen und
Fühlung
mit dem neueren
Schrifttum
zu
nehmen, besonders aber, schärfer
zu er
kennen, was
die
persönliche Auffassung
des
Verfassers
und
was die
Meinung
der
übrigen
Fachwelt
ist.
Diese
letztere ist
in sehr vielen Fragen ganz anderer
Ansicht
als der Verfasser,
vor
allem in der
Beurte
ilung
des chemischen Krieges überhaupt
und
in
der
Bewer
tung
der
einzelnen
Verfahren. Wenn
ein
Chemiker
in
seiner Begeisterung hier zur überschätzung neigt, ist
das verständlich. Das wahre
Bild
ergibt
sich
aber erst
aus
der Gegenüberstellung der verschiedenen Urteile,
die
besonders
in
dem neueren Quellenmaterial
zu fin
den
sind.
Altere Autoren sind reichlicher
zitiert
a
ls
neuere,
besonders
in
der
einleitenden Geschichte
des
Gaskampfes. In den
folgenden
Kapiteln sind
nur
drei
mal
Fußnoten vorhanden, davon
zwei
Hinweise
auf eine
eigene Zusammenstellung des Verfassers (Die
Grund
lagen des Luftschutzes. Leipzig 1935).
Tm
übrigen si
nd
nur
die Namen einiger
Autoren
angegeben.
Ihre Zahl
ist verhältnismäßig
klein,
und
so
mancher
um das Ge
biet hochverdiente Autor
ist nicht
erwä
hnt.
Wer
die
Problematik
des
chemischen
Krieges
einem größere
n
Leserkreis näherbringen
will, so
ll t
e
Namen,
wie
etwa
D
0
u h e
t
nicht
übergehen.
So
könnte man noch
eine
längere
Reihe von Soldaten,
"Vissenschaftlern,
Kritikern
und Denkern
anführen, die sich als
Vertreter der
neue
ren Kriegsliteratur den alten Klassikern, angefangen
von
Thucydides und
Plutarch, würdig
angereiht hätten.
Endlich
dürften
einige
Worte
über die
Namengebu
ng
angebracht
sein .
Verfasser betont
selb
st
in
se
iner Ein
l
ei t
ung (S. 11),
daß der
kriegstechnische
Ausdruck
..Gas auch
in seinen
Verbindungen Gaswaffe , Gas
kampf
usw.
stets etwas Unklares
an sich habe,
und
schreibt,
es sei
eindeut ig
er,
wenn nicht von
Gasen, son
dern von chemischen Kampfstoffen gesprochen werde.
Er zieht aber ebensowenig
wie
andere daraus
die
Schlußfolgerungen
für seine Person.
Hier
ist
ein
Punkt,
bei dem sich viele
Autoren,
auch die sonst so strengen
Kritiker, an die Brust klopfen so llt en. Es ist an der Zeit,
daß
das chemische
Schützengrabendeutsch
in unserer
Literatur allmählich
eingeschränkt
wird. Ein
Autor
spricht
von
Vergilb
ung", ein
anderer
l
äßt Räume
ver
ge
lbkreuzen
Die B e ~ r i f f e
Rauch
und Nebel
gehen
ineinander
libero
Man
spricht von Staub und Zerstäubung,
wo kein
Staub
vorliegt,
von Wolken, wo keine
zu sehen sind.
Die
Kampfstoffschädigl ngen
der
Haut
sind, wissen
schaftlich
gesprochen,
weder
..Verätzungen
noch
Ve
r
brennungen .
Auch
ande
re , im Kriege vielfach
verwen
dete
Bezeichnungen,
wie Verseuchung , gehören
hier
her.
Hier müßten
die berufenen Fachleute auf dem Weg
der Sprachreinigung einheitlich vorangehen.
Daneben
brauchten aber bereits
eingebürgerte
und
vo lkstümlich
gewordene
Bezeichnungen keineswegs fanatisch ausg
e
-
2) Vgl. ..
Gasschutz
und
Luftschutz , 2. Jg. (19321.
S. 1491f.
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 27/32
rottet zu werden. Die Bildersprache des chemischen
Krieges und des
Luftschutzes
wird im
Unterr
icht , vor
Soldaten und Nichtfachleuten,
ebenso
wie auf
anderen
Gebieten des
Lebens oft
sogar
von utzen
sein. Wo
folgenschwere
Verwechslungen und
gefährliche Irrtümer
zu
befürchten
sind, sollte sie aber verschwinden.
Die
vorliegende Besprechung ist nicht veröffentlicht
worden, um ein
auf
reicher Erfa
hrun
g aufgebautes,
mühsam geschaffenes, inhaltreiches 'Werk pedantisch
zu
zerp
flück en, sondern um der Sache, um die es hier
geht, einen Dienst zu erweisen, nämlich der Verteidi
gung
unseres Volkes
und unserer Heimat.
Zur
Vorberei
tung auf
diese
große
Aufgabe brauchen
wir
auch
ein
gutes
und zuverlässiges Schrifttum.
Das Bild des
chemi
schen Krieges
stellt
sich heute in mancher
Hinsicht
gänzlich anders dar, als es uns vor zwanzig Jahren er
schienen ist. Darin liegt nicht nur eine Feststellung ,
sondern auch eine Mahnung an alle Verfasser von
Kriegsbüchern.
Selbst
ein so klein erscheinender Aus
schnitt des Krieges wie
der chemische Krieg hat
heute
einen so großen
Umfang
angenommen, daß es einem
11 . Militärische Beurteilung
Generalmajor a D.
von Tempelhoff
Der Soldat
weiß die gr undle
gende
wissenschaftliche
Arbeit zu schätzen, der
die
Wehrtechnik ihre unab
lässigen Fortschritte verdankt. Er begrüßt es mit Ge
nugtuung, wenn die Ge le
hrt
en den Blick aufs Ganze
richt
en
und von hoher \Varte über die Zusammenhänge
zwischen ihrer \Vissenschaft
und der
militärischen
Praxis
urteilen. Er horcht auf,
wenn
ein
hervorragender
Vertreter der chemischen \Vissenschaft
wieder
einmal
aus der Stille seines Laboratoriums heraustritt, um
einen umfassenden überb lick über das gesamte Gebiet
des Gaskampfes zu geben, um die Fortschritte des Aus
landes mi t zurückhaltender Kritik zu
schildern
und
zu prüfen,
wie sie
sich in
einem
künftigen Waffengange
darstellen
und auswirken werden.
Der
Verfasser
behandelt
die mi
i t ä r i s ehe n
ra -
gen im
Al
lgeme: nen
Teil
seines \Verkes. Seine Ka
pi te l
überschriften versprec
hen ,
über
die
Grundlagen
des Gaskampfes ,
über
die Anwendung der chemi
schen Kampfstoffe im Felde , über Nebel und Rauch
im Kriege , über den Gasschutz , über Gaskampf
und
Heerwesen ,
über Wirkung
und
Erfolg des Gas
kampfes und
schließlich
über
die Zukunft des Gas
kampfes zu
unterrichten.
Bei
der
Durcharbeitung fallen wiederholt
Druck
fehler, stilistische Unebenheiten,
vera
ltete und fa lsch
angewendete militärische Fachausdrücke auf. Es ist z B.
bedauerlic.h, daß der Verfasser immer noch vom Ver
seuchen des Geländes spricht, obwohl dieser mißver
ständliche Ausdruck längst ausgemerzt und in
unseren
Dienstvorschriften durch
das Wort
Vergiften ersetzt
worden
ist ),
störend,
daß er
von der
Treibladung
redet,
wenn er die Sprengladung des Geschosses
meint
(S. 57 und 142),
bedenklicher,
daß er einen amerikani
schen Granatwerfer, für den
neben
Brisanzmunition
auch
Nebel-
und Gasgranaten vorgesehen sind, als
Gaswerfer bezeichnet (S. 125). Mit derartigen Ver
sehen, die nur in
einzelnen
Fällen, z
B
im
dritten
Beispiel,
beim
Le
ser
zu Mißverständnissen
führen kön
nen, würde sich der Soldat
abfinden;
er
verliert
aber
das Vertrauen, wenn er
immer wieder auf Unklarhei
ten, Widersprüche oder
offenbare
Irrtümer
stößt. Er
schüttelt bei manchen Behauptungen, die ihm nicht aus
reichend
begründet scheinen, den Kopf, lehnt die mei
sten taktischen Urtei le de s Verfassers mit aller Be
stimmtheit
ab und leg t
das
Buch schließlich
enttäuscht
aus der Hand.
Es ist im
Rahmen
einer Besprechung ganz unmö
glich,
alle einzelnen
Beanstandungen
aufzuzählen. Ei nige Bei
sp iele müssen genügen:
Was ist eine Gasinsel , auf welche der beblasene
Gegner
sich
retten
kann (S. 96)? Wie reimt es sich
zusammen, daß die Vernebelungs- und Verstäubungs
verfahren
einerseits
unwirtschaft l ch sind, anderersei ts
aber
doch den besonders
wichtigen
Vorteil
bieten,
daß man außerordent lich
ho
he
Kampfstoffkonzentra
tiOilen in
der
Luft erzie len kann (S. 58)? Auf S 81
einzelnen Menschen, mag er noch so reiche
Kenntnisse
und Erfahrungen besitzen, kaum mehr möglich ist, das
ganze Gebiet
in
seiner Vielseitigkeit
und Ausdehnung
zu erfassen, zu beurteilen oder gar zu zeichnen.
Nur ein Buch, das möglichst frei
von
Fehlern und
Mängeln ist,
kann
Anspruch darauf
erheben,
hier
dem
euling
und
Unkundigen als
Quellenwerk
zu dienen.
Sonst hält dieser
unbewiesene
persönliche Meinungen
oder gar unbestreitbare Irrtümer für gesicherte
Tat
sachen und unumstößliche Wahrheiten.
Auf
diese Ge
fahr hinzuweisen, ist Pflicht der Kritik.
Die
dritte
Auflage
erscheint
wie
ein
altes
Werk,
das
in
der Vergangenheit
aus einem Guß
geschaffen
ist,
später aber
durch ergänzende
Eingriffe und
angesetztes
Stückwerk der Neuzeit angepaßt werden sollte. 0 i
e
se
r Ve r s u
chi
s t n ie h t ge l u n
gen.
Wenn ein
solches Buch heute noch seinen Zweck' erfüllen soll,
müßte es von
Grund
aus neu
angelegt
und aufgeba
ut
werden.
Sonst
kann es - abgesehen von seinem blei
benden historischen \Vert
-
der Gegenwart nicht mehr
als zuverlässige
Grundlage
dienen.
wird Gelbkreuz einmal
als
ein
Stoff
von sehr großer
Reizwirkung bezeichnet, kurz darauf aber von der
fehlenden Reizwirkung des Dichlordiäthylsulfids
(näm lich des
wichtigsten
Gelbkreuzstoffes) gesprochen ,
das
auf S
92
ein Hautreizstoff
mit
nach S
143
kaum
momentaner
Reizwirkung sein soll.
Die Angaben
über
den Einfluß des Wetters
auf Geländevergiftungen
be
dürfen einer Berichtigung (S. 95). Auch Wind , Wärme
und Sonnenschein vermindern die Seßhaftigkeit des Ge
ländekampfstoffs. Wenn er möglichst lange
wirksam
bleiben soll, darf er nicht fein versprüht werden, son
dern muß in großen Tropfen verteilt werden, weil
diese lan gsamer verdunsten als kleine.
Bei
h i i u f i ~ m
Wechsel der Kampfstoffe
wird
es viel
leicht
möglich sein,
daß die Gasschutzkleidung
durchschlagen,
durchfressen oder
aufgelöst
wird
(S. 107). Leider verschweigt der Verfasser, wie er sich
den Zusammenhang zwischen Ursache
und
Wirkung
denkt.
Jeder
So
ldat
weiß, daß Gasminenwerfer keineswegs
ei
n Behelf sind, von dem man im allgemeinen nur
an r u h i ~ n Fronten Gebrauch macht (S. 139
und
l40).
Sie
sind
vielmehr
heute
- häufig unter
der
Bezeich
nung Gasmörser -
die
wichtigsten in jeder Lage
des Bewegungs- und Stellungskrieges verwendbaren
Gasschußwaffen
der chemischen Sondertruppen des
Auslandes. Ihre Schußweiten gehen allerdings in
Amerika nicht viel über 2000 m hinaus (S. 139), in an
de
ren
Ländern ,
aber erheblich weiter,
nämlich bis etwa
3500 m. Niemand
scheut
sich,
sie
in
der
vorderen
Kampfzone
im
Bereiche der
feindlichen
Artillerie und
des
Infanteriefeuers
einzusetzen
(S. 140),
vor
dem
sie
sich dank der gebogenen Flugbahnen
ihrer
Geschosse
besser decken können als die Maschinengewehre. Der
. Verfasser meint, daß den
Bezeichnungen :
Gasüber
fall,
Schwadenschießen, Vergiftungsschießen
(nicht
Gasverse uchungen
)
usw. kein
er heblicher Wert
bei
zulegen is t (S. 159).
Wer
sic h über den
grundverschie
denen Sinn und
Zweck
dieser
Begriffe
nicht ganz klar
ist,
kann
weder
die
Technik des Gasschießens
noch
seine
taktische Bedeutung verstehen.
Auf S 221 erfährt
der Soldat
etwas
Neues: Die Aufstellung in den vor
deren Stellungen ist dünner geworden, um die Verluste
durch Gasliberfälle zu vermindern. Die Artillerie
hat
sich ebenfalls auf größere Entfernun gen zu rückgezogen,
um durch Gasüberfälle nicht
plötzlich
außer Gefecht
gesetzt
zu
werden. Die Auflockerung der taktischen
Formen
ist eine
notwendige
Folge
der
ges
teigerten
Feuerwirkung. ie vermindert auch die Gasgefahr, ist
aber keineswegs von dieser veranlaßt worden.
Im
übri
gen
denkt
der Artillerist zuerst an die Ausnutzung
seiner Schußweite und erst zu allerletzt an seine Sicher
heit.
) Vgl.
auch
Gasschutz
und
Luftschutz ,
2. Jg. (1932), S. 122:
Vcrcinhcitlich un
l
der Fachausdrücke
m
Gasschutz und n
der
che-
mischen Kriegführung. .
209
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 28/32
..
Phosphornebel kann nach S. 172
..
giftig wirken ,
nach S. 176 entwickelt Phosphor einen ..sehr
dichten,
aber unschädlichen
Rauch .
Der
Verfasser weiß nichts
davon, daß das Nebelschießen das wichtigste Verfahren
zur Blendung des Feindes
ist
(S. 178).
Er
meint, daß
sich
über
den taktischen Wert der Rauch -
und Nebe
l
wolken bisher
noch nicht
viel sagen lasse (S. 178) .
Er
kann
sich leicht
vom
Gegenteil überzeu gen,
wenn er
sich von der Wehrkreisbücherei in Breslau da s ein
schlägige Schrifttum oder auch nur eine der vie len aus
ländischen Nebelvorschriften geben läßt.
Am
Schluß des
All
gemeine
n
Tei
l
s
äußert
er
die
Ansicht,
daß
..
der nächste Krieg
auch im
Gaswesen
voraussichtlich
ungefähr da anfangen werde, wo der
letzte
hierin stehengeblieben ist (S. 240). Eine solche
Voraussage könnte er ganz unmöglich aussprechen,
wenn er über die
Fortschritte unterrichtet
wäre, die
er
wieder
einmal zusammenzufassen und
zu
beurteilen
verspricht. Mangels eines Quellenverzeichnisses
und
an
gesichts eines
sehr
dürftigen Namensverzeichnisses am
Ende des Buches ist nicht ersichtlich,
welche Quellen
er
eigentlich benutzt
hat.
Für den Fachmann steht aber
fest , daß
er
von
dem
außerordentlich
umfangreichen
Schrifttum des In- und Aus landes über
den chem
ischen
Krieg, da s in den letzten zehn
Jahren
erschienen
ist,
nur
hcrzlich wenig durchgearbeitet haben
kann, und
daß
ihm
die
neueren Gasschutz-
bzw.
Gasabwehrvor
schriften fremder
Heere unbekannt
sein müssen . Sonst
wären die Lücken seiner Darstellung un erklärlich.
über Vergiftungsgeräte, die übrigens keine l\:ampf
wagen sind (S. 164), macht er nur ganz unzulängliche
Angaben. über
die An
lage von Geländevergiftungen
und ihre ü berwindung weiß
er
gar nichts zu sagen.
ü
ber Vergiftungs- und En
tgiftungstruppen, über ihre
Ausrüstung und Verwendung,
über den
Gasspür- und
E
ntgiftun
gs di ens t
der
Kampftruppen, über Truppenen t
giftung (fahrbare Badeanstalten) usw.
schweigt
er sich
aus. Seine
kurzen Bemerkungen
üb er den
Giftregen
angriff der Flieger auf leb ende Ziele beweisen, daß
ihm die nach seinem Vorwort so besonders wertvolle
..Kenntnis der möglichen und wahrscheinlichen Absich
ten künftiger Gegner
fehlt,
die
sieb
ja
gerade von
diesem Angriffsverfahren große Erfo lge versprechen
und es se lbst fürchten.
Auf
die seit dem
We
ltkriege
aus
guten Gründen
sich
wandelnde
Einschätzung
de
s Gas
schießens
der
Artillerie
geht
er üb
er haupt
nicht ein.
Es
muß leider ausgesprochen werden,
daß die dritte
Auflage seines Werkes
keine
zutreffende Vor stellung
von den
ausländischen
Fortschritten im Gebiete de s
Gaskampfes vermittelt, daß sie den taktischen Au s
wirkungen
dIeser Fortschritte in keiner We ise gerecht
wird und daher auch nicht zu
richtigen
Sch lußfolge
rungen gelangen
kann.
Wenn
der Verfasser die Rich
tigkeit dieser Feststellung bezweifelt, möge er einma l
die
kl eine eng lische
Vorschrift
..
Tactica
l notes on de
fenee against gas , London 1934,
oder die nunmehr in
deutscher ü bersetzung vorliegende russische Fe lddi enst
ordnung vom Jahre 1936 durchlesen . Was letztere über
den Gaskampf enthält, war im wesent lichen schon Jahr
und Tag vor dem
Erscheinen
der dritten
Auflage
seines
Buches aus zah lr eichen sowjetrussischen Schriften be
kannt. Wenn er die beiden Vorschriften
li
est,
wird
er
einsehen,
daß
die Gaswaffe schon heute zu
weit
grö
ßeren Wirkungen befähigt ist, als ihr nach seiner Da r-
ersonalien
Am Pfingstsonntag, dem 5 .Juni d. .J. s tarb in Hcrlin
Geheimer Regierungsrat Prof
.
Dr. Hugo
er
e s c
11
im
Alter
vo n 79 Jahren .
Der
Verstorbene, VO lt Hause
aus Meteorologe,
war weit
üb er die
Kr
eIse deI deut
schen Fliegerei hinaus als eifriger und
tatkräfti
ger
För
derer
der deut sc
hen Luftfahrt
bekannt. Auch
die
Arbeit
auf
se
in
em
eigentlichen
Fachgebiete kam der
Luftfahrt
zugute; so
war
er der
Präsident
der
International
en
Kommission für E
rfor
schun g d
er
fre ien Atmosphäre
und beschäf tigte sich in den le tz ten Ja
hren mit
dcr Er
forschung
der
Stratosphäre.
Während
des \ Ve ltkrieges
21
stellung zuzutrauen sind. Trotzdem ist es nicht richtig,
daß Flugzeuge und Kampfwagen, wie
er
auf S. 4 be
hauptet, an militärischer vVirksamkeit, an kriegstech
nisch er
Brauchbarkeit hinter
einer vVaffe zurückstehen
müssen,
an
deren
Schaffung nicht der Soldat, sondern
der
Chemike r
in
erster Linie beteiligt war .
Die Bedeutung
der
ch
emischen Kampfmitte
l
la
g nie
mals und liegt auch
heute nicht
darin ,
daß
sie
an
und
für sic h
wirksamer oder
viel verwendungsfähiger als
jede andere
Waffe
sind (S. 220), sondern darin , daß
sie die Wirkung anderer
Waffen ergänzen
oder in be ·
stimmten
Fäl len, in
den
en
diese versagen,
ersetzen
kön
nen.
Die
kommenden Kriege werden nicht zwischen
Spez iali
sten
gewisser Kampfverfa hr
en
ausgefocht en wer
den , sond ern zwischen den zusammenw irk enden Wehr
machtteilen bei der Parteien bzw. auf der
Erde
zwischen
Verbänden
, deren Führer es verstehen, die
verschicde
nen Kampfmittel
und
vVaffen ga ttungen ihrer Eigenart
entsprechend
einzusetzen und bei richti ger Aufgaben
verteilung so
zusammenwirken
zu lassen ,
daß
sie durch
vereinte
Kraftanstrengung geme in sam den Sieg
errin
gen . Da der Verfasser diesen allgemeingü ltigen Grund
satz außer acht läßt, fehlt ihm der Sch lü sse l zum Ver
ständn is der aus l
ändischen Ansic
ht en über die
Verwen
dung
der chemischen Kampfmittel im Gefecht der ver
bundenen 'Waffen.
Seine
Beurteilung der
Z
ukunft
des
Gaskampfes geht
in waffentechnischer
und
taktischer Hinsicht nachweis
lich von üb er holten Voraussetzungen aus. Er scheint
auch zu
übersehen,
d a ~ künftige
Fortschritte
ebenso
wie die wichtigsten Verbesserungen der Nachkriegszeit
ohne grundl egende neue Entdeck ungen der Kampf
sto
ff
chemie
möglich sind. Da diese im geheimen betrieben
wird, ist
die
Annahme,
daß das
auf ihrem
Gebiete
an
derwärts Erreichte
oder
vielleicht
Erreichbare die
Grenzen
unseres
e igenen \Vissens nicht wesentlich über
schreiten könnte , fraglich . Wenn die l\:ampfstofftech
niker
im Auslande wirklich ..eincn gewisscn A bsc
hluß
der Entwicklungsmöglichkciten erreicht (S. 238)
haben
sol lten, der
der
Darstellung des vorliegenden Buches
entspricht, so blcibt immcr noch cin weitcr Spielraum
für die
technische Vcrbe
sse
rung der Gasschußwaffen,
Gasgeschossc und Kampfstoffgeriite und vor a
ll
em a uch
für die
Vervo
llkommnung ihrer taktischen
Anwendung
und
Ausnutzung.
Wenn wir in der
Entwicklung
un sc rer
Gasschutzmittel und
unserer
Ga sabwehrverfahren
nicht
zurückbleiben
wollen, mü sse n wir die auch wciterhin
möglichen Fortschritte des Auslandes weit aufmerk
samcr beobachten, als es P rofessor Meycr bis her ge
tan hat. Seine
Ansicht,
daß sic h am Gasschutz ..nichts
Wesentliches ände rn
werde
(S. 240), wird schon der
heutigen Lage
nicht
gerecht ; denn die neuen Verfa hr en
des Gasangriffs
aus
der Luft und
der
Geländevergif
tung hab en die
Gasschu t
ztcchnikcr
vor
Entwick lun gs
aufgaben gestellt, an
dcrcn
Lösung sie in a ller
Herren
Länder eifrig
arbeiten.
Kaum
ein
anderer
Zweig
des Kriegsdienstes
ist
wissenschaftlich
und militärisch-technisch so eingehend
bearbeitet
wie
der Kampf
mit und
die Abwehr chemi
scher
l\:ampfstoffe (S. 219). I)iese den So ldate n be
fremdcnde Auffassun
g
die der Tnh a lt des
besprochenen
Werkes ehcr widerlegt a ls
er
härtet, spricht dafür,
daß
Professo r Mcycr die Schwi crigkeiten der
Ncubearbe
i
tung
unter
schätzt hat.
erwarb
cr sich große
Verdienste
um den Ausbau des
auc
h für
den
Einsatz
der
Gaswaffe unentbehrlichen
militärischcn Wetterdien
s
te
s. Auch ist es se
in
em
per
sönlichen
Eintreten
beim Kaiser
zuzuschreiben, wenn
die Arbeiten
des Grafen
Zeppelin nach den
ersten
Mißerfolgen
se
iner Luft
schiffe
nicht abgebrochen we r
den mußten, sondern ihnen weiterhin di e U ntershitzun g
d
er
höchs tcn
amtlichen
tellcn gewährt wurde .
U nse r langjähri ger
Mitarbeiter,
La
nd e
slei ter
Alfrt'd
Pro k s c
h. wurde
zum Reich
streuhänder der Arbeit
für das
gesam
te Land
Österreich mit dem Sitz
in Wien
ernannt. Tn Anerkcnnung se iner Verdienste um die
deut
sche
Ostmark
wurdc er fern er mit \Virkun g
Vulll
12. Miirz 1938 zum SA.-Gruppenführer b
eför
dert.
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 29/32
Verschiedenes
Kongreß des Internationalen Roten Kreuzes in London.
Am 24 Juni ta gte in
London
ein K
0
n g re ß des
In
t e rn a t i on a l e n Ro t e n K r c u z c s , der sich
hauptsächlich mit dem L u f t s c hu t z de r Z i v i I -
be
v ö I k
e r
u n g
befaßte. Eine untcr
dem
Vorsitz
von
Miß
Hi l i
stehende
K
om mission erörterte den Vor
schlag
der
U m
qu a
r t i e r un g von
Fra
u c
n u n
d
Kin
de r
n in
sogenannte
Sie
her
h e i t s z
0
n c
n,
die
unter
dem Schutze
des Genfer Kreuzes
stehen sollten.
Die
zur
Untersuchung der
vö lkerrechtlichen
Fragen
des Luftschutzes
eingesetzte
Kommission
gab dem
Wunsch e Ausdruck,
daß
die Regierungcn sich durch
nichts
abhalten
lassen sollte:J, das
Problem
des Rech ts
sc hu t
z e s
de r
Z i v i I b e v ö I k e r
1J
n g zu lösen.
Es sei
dazu durchaus nicht erforde
rli ch,
die Genfcr
Kon
vention vom Jahre
1929 v,o ll
ständig
neu zu
fassen;
es
gen üge vielmehr,
wenn sie durch
ein
internationales Zu
satzabkomme
n hin sic htli ch
des
Luftschutzes erwci tcrt
lind
crgänzt
werdc,
wobei auch die
diesbezüglichen
Haager
Konventionen zu ·
berücksichtigen
seien. An
das
Internationale Komitee vom Roten Kreuz
wurde
der
Wunsch ge richtet, den beteiligten Regierungen sobald
wie möglich
entspreche
nd
e
Vorschläge
zu
unterbreiten.
Auflösung des österreichischen Normenausschusses.
Der Österreichische
Normenausschuß
beschloß in
seiner letzten Vollversammlung seine Auflösung, um die
einheitliche Durchführung der gesamtdeutschen or
mungsarbeiten
zu
ermög lichen. Präsidium, Normenprüf
ste
Il
e, Arbe it
saussc
hü
sse
und
Fachno
rm
ena
u
ssc
hü
sse des
Deutschen Normenausschusses
sowie dessen
Geschäft
s
st e
lle
werden
durch Vertretcr dcs Landes Österreich
ergänzt.
Dic
bisherigen
Norm un gsa rb eiten gehen auf
die
zu
ständigen
Organc des
Deutschen o r m e n s s s
über,
der zur Erleicht cr un g der Umste llun g des Landes
Österreich
a uf
die deutschen Normen eine Zweigstelle
in
Wien
e
rricht
et.
Das dcmnächst
erschein
endc
neue deutsche
Norm
blattverzeichnis
en t
hält bereits auch die bisherigen
öster
rcichi
schen Normen,
bei
denen
- soweit
ent
sprechende deutsche Norme n
vorhanden
sind -
auch
der Grad der Üb ereinst immun g
mit
diesen angegeben
wird.
Umbildung des Vereins Deutscher
Revisions-Ingenieure.
Der Verein
Deutscher
Revisions- In genieure im VOr.
beschloß auf seiner
40.
Hauptversammlung in Bad Salz
brunn die Umbildung des Vereins
in
die A
r
be i
t
s
g eme i n s c h a f t
Un f a l l v e r h ü t u n g
und
A r-
be i
t s s c hu t z d
es
V
0 T. Hi
erdurch e
rhalt
en
die
bis
herigen
Arbeiten des
Vereins
Deutscher
Revi s
ions
-Inge
nieure eine
neue,
wesentlich
erweite rte Grundlage
und
zugleich wird dem beim Verein Deutscher Ing
enieure
bestehenden
Bedürfnis nac h einem A usbau der Pflege
des Arbeitsschutzes entsprochen.
Verein Deutscher Chemiker.
Im Bezirksverein Groß-Berlin und
Mark des
Vereins
Deutscher Chemiker sprach am 1 Juni Dr.
C a
u er vom
Hauptgesundheitsamt der
Stadt
Berlin über da
s
Thema
0 i e
ehe
m i s c h e K I i m a t
0
l
og
i e (M e
te 0
r
0 -
log i e) -
e i
n c h e m i sc h
es
A r b e i t s g e b i e t .
Der
Vortragende wies
zunächst
auf
die große Bedeutung
hin, di e
der
Klimatol og ie im mod e
rnen Heilwesen sow
ie
in
der
H
ygiene
zukommt und
die
auch vor
Jahrzehnten,
als
der
Begriff
der guten Luft geprägt
wurde,
im
Prinzip richtig erkannt war. Daß die wirksamen Fak
toren
jedoch nicht so sehr physikalischen,
sondern
viel
mehr in ers ter Linie chemischen Ursprungs sind, di cs
festzustellen blieb der modern
en W i
ssenschaft mit ihren
verfeincrten Meßmethoden
vorbehalten. Der Vor
trage
nde behandelte sodann
die
achweismethoden
für
die der
Luft
ständig
be igemischten Stoffe
und
wies
auf
eine auch für
den
Gasschutz wesentliche Anwendungs
möglichkeit hin : Die
Festste
llun g der W a n de r u n g s-
weg e g e s chI
0
s
sen
rg
r oß
e r L u f t k ö r p e r .
Hier
kommt
dem
Nachweis
von Brom in der Luft die
Hau.ptrolle zu,
jedoch
ist
dieser
bi s
her
nicht geglückt.
Da Brom lediglich
aus
dem
Meere
in
die Luft
gelangen
kann, wäre hier die für die Meteorologie ungeheuer
wichtige
Möglichkeit gegeben, die W ege ganzer Luft
körper über die Kontinente
hinweg
zu verfolgen. Es
steht
zu
hoffen, daß eine weitere Vervollkommnung der für
den achwe
is
der anderen
Halogene
benutzten Ve r
·
fahren
auch
hier in
absehbarer Zeit
zClm Ziele führen
wird.
uslandsnachrichfen
hina
Einsatz
chemischer Kampfstoffe im Fernostkonflikt?
Von japanischer
Seite
wird
behauptet, daß die
Chinesen in
den
Schlußkämpfen um H s ü c h 0 w
am
16
und 17 J,uni c h em i s c h e Kamp f s t o f f e eingesetzt
hätten, ohne jedoch damit Erfolge zu erzielen . - Wir
geben diese Meldung, die erstmalig in
diesem Kriege
Zeit
und Ort
eines
behaupteten Kampfstaffcinsatzes
ge
nau angibt,
nur mit
allem
Vorbehalt
wieder,
da
Be
~ t ä t i g u n g e n
aus anderen Quellen
noch
nicht vorliegen.
Es
muß
ferner
darauf hingewiesen werden, daß auch
die
Chincsen
den
Japanern
den
Einsatz chemischer
Kampf
s toffe, sogar gegen die Zivilbevölkerung, vorwerfen -
letztmalig z. B Marschall Chi a n g Kai s hc k am
9. Juni in einer Ansprache
an
ausländische Pressever
treter
über die politische und militärische Lage Chinas.
Panik und MassenAucht in Hankau und Kanton.
Die R e v u c
0
i P
10m
a t i q u e
U
r 803 vom
15
.
Mai
1938) berichtete über ja pan i s ehe F I i e
ge r -
an g r i f f e auf
H a
n kau u. a. folgendes:
Der er s t c ja.panische
Fliegerangriff
hätte eine
s i
n n l o s c Pan i k zur Folge gehabt, weil in der Stadt
das Gerücht verbreitet
worden
wäre,
die Japaner
wür
den alles wahllos mit
Bomben
bewerfen. Nachdcm die
Bevölkerung
sich
jedoch durch
e
ig
e
nen Augenschein
davon habe überzeugen können, daß die Japane
r ledig
lich m i
1 i t ä r i sc he Objekte als
Ziele
wählten,
habe
es übe r hau p t k e in e
Panikstimmung mehr
gcgeben.
Der von
der
genannten Korresrpoodellz befragte Augen
zeuge
sagt
hierüber
sogar: Obwohl
die Alarmsirenen
über die ganze
Stadt
geheu lt hätten, war
die
Einwohner
scha,ft nicht so aufgeschreckt a ls vielmehr - amüsiert.
Viele eilten, mit Feldstechern
in
der Hand, auf die
Straße,
sich tli
ch beg
i e r i
g, den
Lu f t a n g r i f f
mi t
an z u s e
he
n
Es war tatsächlich
so, als
freue sich das
Volk
üb er das Schau
spie
l in
der Luft.
Erst das bedrohliche Näherrücken
der
japa
'
nischen
Erdtruppen und damit der Kampffront
h
atte
zur
Fo
lge,
daß
am
11
Juni eine
M a s s e n f I u c h t
der
Bevölkerung
aus der Stadt Hankau einsetzte. Da
die fliehenden
Volksmassen
zum
Teil
den
in die Stadt
zurü
ckflutenden
chinesisc hen
Truppen
begegneten, entstand abermals
eine Panik, di e jedoch ihre Ursache in der bei dem Zu
sammentreffe
n
der fliehenden Bevölkerung mit den vor
den nachdrängenden Japanern weichenden
eigenen
Trup
pen
entstandenen
Verwirrung hatte, also nicht auf Luft
ang
riffe z
urückzuführ
en war.
Tn
K a n t on
dagegen
hat
sich
die
Lage erheb
lich zu
gesp itzt. Die
fortgesetzten
japanischen Fliegerangriffe
ha
ben
hohe Verluste verursacht und zah lr eic he große
B r ä n d ehervorgerufen. Letzterc
können nicht
mehr
wirksam bekämpft werden, da die Wasserleitung zer
stört
ist,
wodurch
weh
die
Tr i
n k was s e r ve r -
SO l gun
g
nahezu
unmöglich
gemacht worden
ist.
Die
Bevölkerung ist daher zu
einem
erheb li chen Teil schon
jetzt .auf Flußwasser angewiesen, so
daß
mit dem Aus
bruch
e in er C
ho l
e r a e p i dem i e sich er zu rechnen
ist. Es kommt hinzu ,
daß das
Kr a f t
wer
k ebenfalls
ze r s t ö r t und ein geregelter F I i e ger a I a rm
somit
qlei chfa lls n i ch t m eh r m ö g I i ch ist. Der Bevöl
kerung hat sich infolgedes en eine Verzweiflungsstim-
2
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 30/32
mung 'bemächtigt, deren mögliche Folgen im Augenblick
nicht vorauszusehen sind u l1d die bei günstiger Gelegen
heit
unzweifelhaft
den Ausbruch
einer
Panik zur
Folge
haben
dürfte.
Die Ja
p a n
e r
betonen
hierzu übrigens,
daß
sie auch
in
Kanton
lediglich
mi
I i t ä r i s ehe Z i eIe
mit
Bom
ben
angriffen; allerdings
hätten
die Chinesen diese
japa'l1ische Taktik auszunutzen versucht, indem sie mili
tärisch
wichtige
Einrichtungen und Fabriken
' llSW
.
in
dichtbevölkerte Stadtteile oder auch
in die
Nähe
solcher
Gebäude
verlegten, die im Besitze von
Ausländern
sind,
um auf
diese
Weise auch andere Mächte
in den Konflikt,
und zwar auf seiten
Chinas, hineinzuziehen.
j p n
Weitere Luftschutzmaßnahmen.
Auf
Grund
des im
Februar
d. J. erfolgten erstmaligen
Erseheinens chinesischer Flugzeuge, die allerdings
nur
Propagandaschriften
abwarfen,
über japanischem
Ho
heitsgebiet (Formosa) wird der Luftschutz
in
Japan
jetzt
beschleunigt
ausgebaut. Diesem
Zwecke diente u.
a. eine
Anfang Juni
in
Tokio abgehalten
e K
0
n
fe
ren z, an
der Vertreter
des
Innenministeriums, der
M.
andschuti
kuo
-
Abteilung der
Regierung,
der Generaigouvernements
von Formosa und
Sachalin.
der
VerwaltunJ. des
Pacht
gebietes
von
Kwantung und 50 hohe Verw :i1tungsbeamte
aus allen Teilen des japanischen Inselreiches teilnahmen.
Hauptaufgabe der
Konferenz
war
die Sicherung
der
e i n h e i t l i c h e n
D u r c h f ü h r u n g des
L u f t
s
h u t
z e s im gesamten
der
japanischen
Verwaltung
unterstehenden
Gebiet.
Etwa
gleichzeitig gab das
Innenministerium
eine V e r-
o r d nun g
über
das
V e r
haI te n de r Be v ö l k
e
r u n
g bei F I i e
ger
a n g r i f f e n heraus . Eine allge
meine
Flucht der
Bevölkerung in die
Schutzräume wird
darin
für unnötig
und unzweckmäßig erklärt.
Diese
Schutzeinrichtungen seien
in
erster
Linie für
Kinder
. für
Alte und Kranke
sowie für bei Luftangriffen
Verletzte
und Kampfstoffgeschädigte bestimmt, währ
e
nd
alle übri
gen
Personen
in
ihren Häusern
bleiben
und
sie
selbst
gegen die Folgen des Luftangriffes,
z. B.
Feuer,
v ~ t i i -
gen sollten.
In diesem Zusammenhange
sei
auf
eine
Äußerung
des
Admirals H a
s e ga w a hingewiesen,
der
die
japanischen
Flottenoperationen
vor Sehanghai sowie die Blockade
der chinesischen Küste leitete und
nach
seiner Ablösung
kürzlich nach
Japan zurückkehrte.
Er
erklärte
es für
auffällig, daß die Mehrzahl
der
japanischen
Häuser
noch
nicht
den Erf,ordernissen des Luftschutzes
entsprechend
hergerichtet
sei; diesem
Punkte
müsse schon in aller
nächster Zeit
erhöhte
Aufmerksamkeit
geschenkt wer
den. - Diese
Feststellungen
des
Admirals haben
ihren
Gnll1d offenbar in seinen Beobachtungen bei den Kämp
fen um Schanghai, an
denen
die
jap
.anische Luftwaffe
in hohem Maße beteiligt
war.
Regelung
der Herstellung und
des
Vertriebes
von
Gasmasken.
Mit
Beginn des
Fernostkonfliktes
stieg in
Japan nicht
nur
die
Gasmaskenherstellun
g zahlenmäßig
stark
an,
sondern
es
taten sich auch zahlreiche neue
Unterneh
mungen
auf, die
hier
ein
einträgliches Geschäft
witterte'l1
und
alsbald auch
fanden.
Dieser Umstand
wurde
sogar
in
solchem Maße ausgenutzt, daß bald
zah lreiche Gas
masken auf
dem
japanischen Markt erschienen, die den
billigerweise zu stellenden
Anforderung
en nicht im ge
ringsten entsprachen. Um diesem
übelstande
abzuhelfen,
wurden
nunmehr
mit
Wirkung
ab 1. Juni d. J.
E i n -
f
uhr H e r
s
t e l l
u n g
und
V e r
t r i
e b
v o n G a s -
sc h u t
z
g e r
ä t e n einschließlich aller Einzelteile
und
der benötigten
Rohstoffe
durch
Regierungs
verordnun
g
der strengsten
s t a a t I ich e n K
0
n t r
0
I I e un terste ll t.
Alle
Unternehmer,
die sich n;t ch dem
genannten Zeit
punkte mit
Herstellung,
Einfuhr oder
Vertrieb
der
ge
nannten Gegenstände
befassen wollen,
bedürfen der
be h ö r
d 1
i ch
e n
E r l au
b ni
s. Diese wird in Tokio
vom
.p,olizei'
präsidenten, in
den übrigen
Teilen
des
Landes VOn den Regierungspräfekten ertei lt ,
Zuwider
-
2 2
handlungen
werden
mit Strafen von vorläufig 100 Yen
bedroht.
Ein P r ü fun g sv e r f a h ren für Gasmasken
und
Einzelteile, auf
Grund
dessen einwandfrei be
fundene Geräte
und
deren
Teile
ei 'nen
besonderen
Stempel des Innenministeriums
erhalten
sollen, ist in
Vorberei
tung.
Geplante
Luftmanöver und
Luftschutzübungen.
Für den 10.
September
d. J. ist
der
Beginn
großer
L u f t
m a n
ö
ve r und
L u f t s e
h u t
z ü
o
u n
gen
in
Aussicht genommen,
die sich
über
16
Provinzen.
ein
schließlich
Tokio
und Yokohama, erstrecken und
fünf
bis sechs
Tage dauern
sollen.
übungszweck
ist einmal
die
Erprobung
des
nunmehr
Ifür das ganze Inselreich ein
heitlich aufgestellten F lug m eId e - und Lu f t -
sc
hu t z w a r n die n s t es um festzustellen, inwieweit
Luftangriffe auf
Japan
noch möglich sind, ehe die An
greifer
gemeldet
werden.
Ferner
soll
geprüft
werden, in
welchem
Umfange Ver
k
ehr
s be s
e h r
ä n k u n
gen
erforderlich werden, und außerdem
soll die
gesamte
Be
völkerung
zur Durchführung der angeordneten
Luft
schutzmaßnahmen
erzog.:n werden.
Tokio
selbst wird
voraussichtlich
vom
9.
bis
11. September im Kampf
bereich
liegen, so
daß
die
Luftschutzorganisation Tokios
ausgiebig
Gelegenheit haben
wird,
ihre Schlagfertigkeit
unter
Beweis zu stellen.
olen
Durchführungsverordnung
zum Luftschutzgesetz.
Am 15
. Mai d. J .
trat
eine kürzlich
vom Minister
rat erlassene D u r c h f ü h r u n g s v e r o r d n u n g zum
Luftschutzgesetz in Kraft, die pI a nun g s - und
bau
t ee
h n i s ehe Ein z c I h e i e n regel t.
Danach
müssen künftig anzulegende Siedlungen
grund
sätzlich
u n re gel m ä ß i ge
Formen
aufweisen; rechteckige
oder
kreisförmige
Gestalt
sind
verboten.
Lediglich die
Hauptverkehrswege
in Siedlungen sind geradlinig zu ge
stalten;
sie
sollen
möglichst in
der
am häufigsten auf
tretenden
Windrichtung geführt werden,
s·
ofern nicht
etwa
wichtige hygienische
Gründe
dagegen sprechen.
Ergibt
sich
hierdurch
eine ungünstige
Richtung der
Sonneneinstrahlung
für die an den
Hauptverkehrsstraßen
zu
errichtenden
Häuser,
so
ist reihenförmig senkrecht
zur
Straßen
achse zu bauen.
Die Entfernung
der
gegen
überliegenden
Häuserfronten
an Hauptverkehrsstraßen
muß
mindestens 60 Meter betragen, auch müssen bei
geschl ossener Bauweise zwischen den Rückseiten
der
Häuserreihen
Freistreifen von mindestens
25 Meter
Breite vorgesehen werden.
Die
Bildung von die h
t bc
bau te n S t a d tz e n -
t
r en
ist
dadurch
zu
v e r
m
e id
e n,
daß
genügend
große D a
u e r f r e i f 1ä ehe n in ihnen beizeiten aus
gewiesen
werden;
das gi lt auch für die
Außenbezirke.
Als Freiflächen
sind Gärten,
Schmuckplätze,
Parkanla
gen,
breite
Alleen,
Sportplätze
usw. zu
betrachten.
Bei
Neuanlage von
Siedlungen
sind hierfür
von
vornherein
40 v. H.
der Gesamtfläche vorzusehen
(einsch . verblei
benden
Waldes und
Ackerlandes). Wald, Acker- und
Gartenland dürfen anderen Zwecken. insbesondere der
Bebauung,
ohne
die
Zustimmung der zuständigen
Be
hörden nicht
zugeführt werden, wenn das bctr. Grund
stück
bei Lage innerhalb der
Stadtgrenzen
größer als
1
Hektar.
bei Lage außerhalb
der Stadtgrenzen größer
als 2 Hektar ist.
Die
der
All ge m ein h e i e i e n e n e en e -
b ä
ud
e und Einrichtungen -
Verw
a ltungsgcbiiude,
Post,
Betriebe
für Gas-, Wasser-,
Stromversorgung u.
a.
-
sind über
das
gesamte Siedlungsgebiet zu verteilen.
lkre
Baulichkeiten sind möglichst unauffällig zu gestal
ten, massige
Formen
sind zu vermeiden.
Die In -
du s t r i e
darf nicht
an einer Stelle
der
Siedlung an
gehäuft werden, vielmehr
sind viele kleine Industrie
gebiete mit genügend
gr.o
ßcn Entfernungen voneinander
vorzusehen.
Das der Industrie innerhalb
eier
Verwal
tungsgrenzen
eine.r
Gemeinde insgesamt zur Verfügung
zu
ste
ll
end e
Ge
länd e
darf
j
edoc
h ein
Siebentel
des gan
zen
Stadtgebietes
keinesfalls überschreiten.
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 31/32
Sodann enthäl t die Verordnung
Einzeivorschriften
für
die b a u I i ch e Dur c h b i I dun g der
Gebäude unter
Berücksichtigung der Forderungen von Luft-
und
Gas
schutz. eubauten von 2500 m
3
und mehr umbautem
Raum (das sind nach
unseren
Begriffen etwa drei
stö
ckige
Doppelhäuser
für sechs Familien) müssen
künf
tig
Sc hu tzrä
um e für die Bewohner enthalten.
Die
Sch
ut z-
räume s
ind entweder
im Kellergesc
hoß
o
der
als Sonder
bauten ganz oder teilweise außerhalb des Gebäudes an
zulegen. Die für ihre Bemessung und Einrichtung gegebe
nen Einzelheiten bringen ni cht s Neues.
Niederlande
LuftschutzdebaHe
im
Parlament.
Anläßlich
der
Beratung
der
von
der
Regierung bean
trag ten
Er
höh ung
der
für den zivilen Luftschutz au
s-
gesetzten Summe auf eine
halbe
Million Gulden kam
es in der Zweiten Kammer
Mitte
Juni zu einer inter-
~ s s a n t e n
Debatte. Einige
Abgeordnete
bemängelten die
Immer noch zu geringe
Höhe
der
beantragten
Summe,
da sie
nur
einem Satz von 6,2
Cent je
Kopf der
Bevölke-
run g e
nt
spreche;
andere Länder
gäben wesentlich mehl'
aus ,
z. B.
ergebe sich bei e
ntspr
echend
er
U mrechnung
für die Schweiz der
Betrag
von
120
,7
Cent je
Person.
V on
ande
r
er
Seite
wurde der Ersatz von Schutz
räu
men
durch
Lau g
I
ä
ben
als unzureichend
erklärt;
auch die geplante Beschaffung
von
Gas s c hu t z k le i -
dun g in Dänem
ark
wurde kritisiert, da ei ne diesbezüg
liche holländische Erfindung vorliege, die unzweifelhaft
den gleic h zuverlä ssigen Sc hu tz gewährleiste.
Der
Innenminister
antwortete
hierauf, daß endgültige
Beschl üsse über die Beschaffung von Gasschutzkleidung
noch ni c
ht
gefaßt seien. Hinsichtlich der
Sc
hut zgräben
sei festzustellen, daß diese im Aus land e gegenüber den
fe
st ausgebauten Schutzräumen immer mehr bevorzugt
würden') und daß
sich
daher
auch für die
Nieder
lande
die
No
t
wendigkeit
einer aberm.aligen
übe
rprüfung dieser
An
gelegenheit ergebe.
Im übrigen habe
die Regierung
zur
Zeit
einen neu e n Lu f t s c hu t z p I a n in A rb eit,
der
die
Gemeinden der Gefahrenklassen
1
und
2 be
treffe. Sobald
er
den Gemeinden üb e
rmitt
elt sei, werde
die Regierung auch festsetzen, welche Bei t I ä
ge zu
den
g eme i n d l i c h e n
Lu f t s ch u t z au sg ab en
si e übernehme.
Die
holländische L u f t s c
hu t
z
ve r
-
e in i
gun
g, die im
Vorjahre
noch 12000 Gulden Zu-
schuß von
der
Re gie rung erha lt en habe,
bek
o
mme
da
gegen in
diesem Etatsjahr
e
nichts mehr, da
sie
bereits
5000
0 M itgliede r
habe und
finanziell
daher
so s
tark
sei,
daß sie ihr e notwendigen Ausgaben aus den Mitgli eds-
beiträgen selbst bestreiten könne.
Tschecho
Slowakei
Gasmaskenknappheit.
Mit dem 30. Juni lief die vo n der
tschechische
·n Re
gierung festgesetzte
Fr i s t 2)
für die Beschaffung von
Gasmasken durch die Zivilbevölkerung ab. In Auswir-
kun g
der
diesbezüglichen
Ve
ro
rdnun
g
setzte
im zweiten
Vi e
rt
elj a
hr
1
938
e
in
e so s t a r k e
Nach f r a g e nach
Gas m a s k e n ein, daß die Indu
strie
nicht in der Lage
war, allen Anforderungen zu entsprechen. Infolgedessen
Wird ein großer Teil der zum Maskenankauf verp fli ch
te t
en Bevölkerung den geforderten Nachw eis
über
den
erfolgten Kauf lediglich durch Vorweisen einer Beschei
nigung über die inzwischen vorgenommene Bestellung
der
Gasmasken erbringen können.
Die
tschechische
Pr
esse
macht
für diesen offensichtlichen l\'lißstand die
jahr
elange
Verschleppungstaktik der
maßgebende n Re
gierungss tellen verantwortlic h,
die die
Durchführun
g
des Gasmaskengesetzes imm er wieder
hinausgeschoben
hä tt en, so daß die Industrie das Risiko des Auf-Lager
Arb
eitens nicht wagen konnte. Der Prager Börsen
Courier sc
hreibt
hierzu am
23.
Juni u. a.:
Die
Gas
maske ist l
eider
ei n Politikum geword en, und
deshalb
kann es
ni
c
ht
klappen. Auch M ä n
ge
l hinsi
ch tli
ch
der
B e s c h a f f e n h e i t d er
Ger
ä t e we
rd
en in der
Presse gerügt. Die ge
nannt
e
Zeitung,
die be
haupt
et.
sich in zahlreichen Fällen
von
der
Richtigkeit
der
Be
schwerden selbst üb erzeugt zu haben, findet dieses um
so merkwürdiger, als auch die bemängelten Gasmasken
den amtliche n Prüfstempel des Militärtechnischen In
stituts
tragen.
Gasmasken
für die
aktiven
Belegschaftsteile
der
Industriewerke.
Nac
hd
em
die
Ausrüstung der
Zivilbevölkerung mit
Gassc
hu t
zgeräten in die
Wege
geleitet und
zum Teil
be reits
durchgeführt
ist (vgl.
vorstehenden
Bericht).
tritt
nunmehr
auch
die
us
s
t a t
t un
g
de r ak t
i v e n
Te i l e de r W erk s b e le g s c h a f te n mit Gas -
m a s k e n in das Stadium der Verwirklichung. Die
Grundlage hierzu bildet die Regierungsverordnung
Nr.
199
aus dem
Jahre
1935,
derzufolge
das Innenmini-
sterium im Einvernehmen
mit
den beteiligten anderen
Ministerien bestimmen wird, wann in den einzelnen Ge
mei nd en die
angeordneten
diesbezüglichen
Maßna
hm en
durchzuführen sin d.
Zunäc
hst
sind
diejenigen
Unternehmungen,
auf die
die
Verp
ichtung zutrifft,
von
den zuständigen örtlichen
Behörden
nach
Richtlinien, die vom Innenministerium
demnächst ausgegeben werden, listenmäßig zu erfassen.
Den betro ffenen
Werken
ist die Aufnahme in diese
Listen
mitzuteilen.
Sie
sind
dann
verpflichtet.
für alle
diejenigen Arbeiter und Angestellten,
die
während
des
F
li
egeralarms Sc
hut
zräu me
nicht aufsuche
n können, auf
Betriebskosten
Gasmasken
der
vorgeschriebenen
Typen
anzuschaffen
und
sie
ständig
in gabrauchsfähigem
Zu-
stand
zu erhalten.
Gasmasken sind demnach zu beschaffen für a ll e Ar-
beiter
und Angestellten, die
l. zur Sicherung der Aufrechterhaltung des Betriebes
nach dem F li egerangriff auch
während
des Fliegeralarms
auf ihrem
Posten
bleiben müssen,
z. B
Maschinen-,
Scha
lt tafelwärter
u
'Sw.
,
2.
den c
hu t
z
der Werksanlagen
wa hr zlll11ehm en
haben
ode
r die für den
Sc hut
z
der übrigen
Belegschaft er
forderlic
hen
Maßna
hmen
durchführen
müssen, also die
eigentlichen Werk luftschu tzk räfte darstellen.
Die
Z a h I
der anz
uschaffend en
Gasmasken bestimmt
die zuständige örtliche Behörde nach Anhören des Be
triebsleiters.
übe r die
erfolgte
Maskenbeschaffllng Ist
der
Behörde Meldung zu
erstatten. Die
von den
Werken
beschafften Gasschutzgeräte unterliegen
der
ständigen
und regelmäßigen übe
rwachung durch die
Behörde oder
die von
ihr beauftragten
Organe.
iferaful
Luftkrieg
bedroht
Europs.
Von Major (E)
Lothar
Sc
h ü t t e l. 182
S. mit
14 Abb. L F. Lehmanns
Ve r
lag, M ü n
ehe
n
und
Berlin 1938. Preis geh. 4,40 RM.,
geb. 5,60
RH.
Major
Sc
hüttel
ist b
ekannt durch
seine
Veröffent-
lichungen über Luftlandungstruppen. Nunme
hr
spannt
Verf. den
Rahmen seiner Betrachtun gen weiter und be
handelt
den Zukunftskrieg. Einleitend wird betont, daß
die A usführungen nicht
nur
für den Berufssoldaten ge
schrieben s
ind
, so
ndern daß
auch die Allgemeinheit sich
mit den wichtigsten Luftkriegsth eorien ver tr
aut
machen
muß,
weil durch die Einwirkung
der
Luftwaffe
außer
der kämpf
e
nd
en
Truppe
auch die gesam
te
Bevölkerung
in den
Krieg der
Zukunft
hin eingezogen
werde.
Verf.
erörtert zunächst
die Auswi rkungen
der
Frie
densverträge und zeigt den
Zustand
Europas im etz
der Na chkr
iegspakte au f. Sodann
setzt er
sich
mit
der
Luftwaffe als
Faktor
des Zukunftskriege auseinander
und behandelt
die
Lu
f t
kr
i e g s t h e
0
r i c
n,
wie
sie
in der achkriegszeit von den
Fac
hl
euten
verschie
denster Lä
nd
er
aufgestellt worden sind,
wobei
es
inter-
essant
ist, festzustellen,
daß
die
Luftkriegstheoretiker
von einer ü ber bew ertung der Luftwaffe als allein-
1)
Die Quell
en
zu dieser Feststellung sind
nicht ersichllich;
im
Ge-
genteil sind in letzter Zeit
sog.r
immer meh r Pläne und o r s c h l ä ~ e
für die Erstellung von Schutzräumen als Sonderbaulen ·bekanntgeworden .
D. Sc hri ftwaltg.
2) V ~ l Gasschutz und Luftschutz , 8. Jg. (1938), S. 177.
2 3
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli
http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 32/32
bestimmendem Faktor des Zukunftskrieges a llmählich
abkommen und einer weit gehenden Zusammenarbeit
der drei Wehrmachtte il
e,
insonderheit von Heer und
Luftwaffe, das
Wort reden .
Eingehend
behandeln a lle
Luftkriegssachverständigen di e
Frage der
W i r k u n g
von L u f t a n g r i f f e n a. u f S t ä d t e zur Terrori
sierung
der
Bevölkerung
und
kommen
zu
dem
Sch luß ,
daß mit
derartig
en Angriffen immerhin
gerechnet
wer
den
muß und daß somit die geistige Abwehrbereitschaft
und die Vorbere itung der Bevölkerung auf das E
rtr
agen
solcher Terrorangriffe wesen tliche
Aufgaben
der Luft
schutzvorbereitungen
da
rstellen.
Dem
Stand
und
der Organisation der Lu
f t I a n -
l
u n g s t
ru
p p e n a ls
einer neuen Waffengattung
w ird
ein
besonderer
Abschnitt
gewidmet.
Die materialtech
nischl: n Grund lagen
des Zu k
unft
skr
ieges,
insonderheit
des
Luftkriegspotentials,
werden
einer gründ lichen
Wür
digung
unterzogen.
In
der zwe
iten
Hälfte des
Buches behandelt
Verf. die
Lu f tm ä c h
te
und
die
L u
f
t r J;l um
p r o
b l e rn e
Europas, ze igt die Luftrüstungen der einze ln en Mächt e
auf und knüpft daran strategische sow ie wehrpolitische
Erörterllngen über die Möglichkeiten eines Einsatzes
der Luftstreitkräfte der
einze
lnen Länder, wobei dem
Leser die Luftgroßmacht Rußland
besonders eindring
lich vor Augen geführt
wird. Das Buch
klingt mit
einem
kurzen Schlußk<lpitel über den Charakter
des Zukunfts
krieges
a us.
Die
hochinteressanten
und sehr
eindringlichen
Aus
führungen , besonders
über
die ungeahnten Möglich
keiten,
die heute Luftflotten
vom machtpolitischen
Standpunkte aus ausüben können, sind so lesenswert,
daß diesem Buch die größte Verbreitung zu wünschen
is t, zuma l der oft nicht
einfache
Stoff so geschickt be
arbeitet
ist,
daß
sich
das
Buch wie e
in spannender
Roman li es t.
11.
Jahrbücher
der deutschen
Wehrmacht 1938. 1.: Ja h r
b u c h d e s d c u t s c h e n H e er e s 1
938
herausge
geben
von
Oberst
l
eutnant
vValter J 0 s t Leiter der
Pressegfllppe im Re
ichskriegsminist
erium. 186 S. mit
104 Bildern
nach
Originalphoto
gra
phicn
. H.: Ja h r
b u c h
d e r
d e u t s c h e n
K r
i
e g s m a r i n e
1938
h
crausgegeben
von
Konteradimral
a. D .
R.
G a d 0 w.
182 S.
mit
100 Bildern nach
Originalphotographien.
IIT .:
J a h r b u c h d e r d e u t s c h e n L u f tw a f f e 1 938
herausgegeben
von Dr. Ei c h e l
b a u m,
Hauptmann
CE)
im Reichsluftfahrtministerium. 186 S.
mit
90 Bil
dern nach Originalphotographien. Verlag von Breitkopf
Härte
i, Lei p z i g 1937. Preis a ll er drei Bände in
Kassette 7,80 RM.
Die Jahrbücher der deutschen Wehrmacht liegen wie
derum in der bekannt guten Ausstattung und mit
ebenso gediegenem Inhalt vor
wie in
den
vorangegan
genen .lahren.
Es
fehlt hier
leid er
der Raum,
um
auf
a
ll
e
Einzelheite
n einzugehen.
Es
sei lediglich
auf
fol
gende,
speziell unseren Leserkreis interessierende
Bei
träge hingewiesen: Oberst .laenecke,
Lehren
des spa
nischen
Bürgerkrieges
",
und
Gene
ra l
major von Tem
pelhoff,
Gaskrieg
und
Gasabwehr
- beide A ufs
ätze
im
Jahrbuch des Heeres,
wobei bez üg
li
ch der Bebilde
rung des letztgenannten ein Fehler
berichtigt
se i, der
nicht dem Verfasser, sondern dem Bildautor unterlaufen
is t : mit Kampfstoffen
belegtes
Ge lände ist nicht ver
seucht, sondern vergiftet.
Im Jahrbuch
der
Kriegsmarine
berichten
LI.
a.
Korvettenk
apitän
Metzner über Luft
schutz im
Seekrieg
und
Korvettenk
apitän Busch
über
D ie
Torpedowaffe
im Kriege
und heute
". Das Jahr
buch
der Luftwaffe enthä lt Beiträge über
das Luftbild
wesen vo n Ministeria lrat Dr.-Jng. Ewa ld, über Ausbi l
dun g zum Fa llsch irmschützen von Oberstleutnant Dip\.
Ing. Basse nge, über Fa llsch
irmtrupp
en und Luftinfan
terie in aus ländischen Armeen von Major CE) Sch
ütt
ei,
die Luftrüstungen
de
s
Auslandes
19
36/1937
von
Schulze
Boysen, über das Wesen des Luftkr ieges von Major
von Rohden.
Alle
drei Ja
hrbücher werden
sich
wieder zahlreic
he
Freunde
unter a
lt
en
und
jungen So ldaten erwe rb
en
und
über die vVehrmacht hin aus
das Verständnis
für
die
Notwendigkeit
einer
starken,
stets
bereiten
vVehrmacht
fördern
helfen. Sie sind
auch
ein besonders geei
gnetes
Geschenk für die im Herbst eintre te
nden
Rekruten.
31
Die Verlorenen. Eine
Chronik
namenlosen Leidens
.
Zweiter
Te i l:
r l u c h t a u s
d e m
S o w j e t p a r a -
d ie
s
1934
.
Von
Iwan
So
l o n e w i t s c h.
Einzig
be
recht
i
gte
Übertrag
ung von Stabskapitän
a. D. 1. P.
SI
0
b
0
d j a ni k. 416 S.
Essener
Verlagsansta lt, Es-
se n 1937. Preis kart. 4,50 RM., in Ganzle inen geb.
5,80 RM .
In
den
ersten
Tagen des Feb
ru a r 1938 ging durch die
Presse ·die
Nachricht, daß
auf den Schriftste
ll
er Solone
witsch
in Sofia
von
der sowjetrussischen GPU. ein Höl
lenmaschinenatten
tat
verübt wurde, dem se ine Frau
zum Opfer fiel. Nic
ht
s bew eist besser,
wie sehr
der
Inhalt
von
Solonewitschs "Verl·orenen den Tatsachen
entspric ht , a ls
der Umstand, daß
die GPU . in ihm
einen
gefährlichen und
zu fürchtenden Gegner sieht,
den sie
mit
a llen Mitte ln
zur
Strecke
bringen
wi ll. - Ü
ber
den
Inhalt des vorliegenden zweiten Bandes
braucht
nicht
viel
gesagt
zu werdcn, nachdem er in
wesent
lich en Tei
len von de r Tagespresse veröffentlicht wurde. Die Dy
namik des Geschehens ist hier v ie lle icht noch unmit
telbarer, noch packender geschildert a ls im ersten
Bande');
hier
dreht
si
ch
a
ll
es
um
die geplante Flucht
- nicht nur aus dem Zwangsarbeitslager, sondern aus
dem
Reich
des Bolschewismus.
Und
es offenbart sich
wiederum,
daß
dieses System der Gewaltherrschaft am
besten durch
seine
eigene
Dummheit
und
Aufgeb
lasen
heit geschl agen we rd en
kann. Hierauf haben der
Ver
fasser, se in Sohn und sein
Bruder geba
ut - und sc hli eß
li
ch
gewonnen.
Der
Leser
aber schütte lt mitunter den
Kopf und fragt, ob es soviel E lend und sov iel
Grau
samkeit an ei ner einzigen St e ll e üb er haupt geben kann,
und wird am Ende doch überzeugt, daß
hier
nichts
übertrieben,
aber auch nichts beschönigt ist. In diesem
nüchternen
Realismus
der Darstellung lie gt der Wert
der Darstellung So lonew itsc hs, der ebenso
wie dem
ersten Bande
die
a ll erweiteste
Verbreitung
zu
wün-
sc hen ist. 3
1.
')
Vgl
. di e ßesprcchung in
Gasschutz
und Luftschutz'. 7. Jg. ((937),
S. 25
1.
Schluß d s redakfionellen Teils
Schriftwallung: Präsident
i. R. H. P a e t s e h , Generalmajor
a.
D. Fr. v. T e m p e
I
h o f
f.
Abteilungslei ter: P a e t s c h (Luftschutz),
v. T e m p e 1
hof
f (militärisch e Gas abwehr). Dr . B a u m (ziviler Gasschutz), M e h I (Auslan'd). Z i 1 c h (Bauwesen) .
Erscheinungsweise
Ausgabe
A ersch eint moootlich einmal als
Gasschutz
und
Luftschutz
"
gegen Mitte des
Monats.
Ausgabe
B desg leic hen.
Außerdem
ersche
int
an jedem Vi e
rt
el
jahr
es '
er s
ten ein Heft
Bauli
c
her
Luftschutz .
Bezugs
bedingungen
:
Ausgabe
A
Halbjahr
es
pr
eis
6
Helte) Inland
:
RM.
9
Ausland: RM. 12
-
Ausgabe B mit Baulicher Lullschutz
Halbjahrespreis 8 Hefte) Inland :
RM
.
12
Aus land: RM.
16
Bestellungen
sind mit ge
nauer
Angabe
entweder
Gasschutz und Luftschutz Ausgabe A
oder
Gasschutz und
Luftschutz
Ausgabe
B
mit Baulicher Luftschutz
zu ri ch
ten
an d en Ve
rla
g. an die
Postanstall
en
oder
an die Buch
Anzeigen- und
Beilagen
-Hinweise sind an den Verlag zu
richten.
Pr
eise
nach der j
ewe
ils gült igen eis liste
Zahlungen erfolgen an den Verlag Ga ssc hutz und
Luftschutz Dr.
Ebe
Iing Kommanditgesellschaft, Berlin-Char lottenburg 5 (Bankkonto:
Deut sc he Bank und Diskonto-Ges e
ll
schaft, Berlin W
8,
Stadt
zentrale A, oder auf
PosLscheckko lo Berlin
NW 7 Nr.
158022) .
Erfüllungsort
und Ge
richtsst
and: BerBn·Mill
e.
Manuskript
e -
nur
bisher unveröffe
ntlicht
e Origi,nalarbeiten - sind
zu
senden
an di e Schriltwallung der
Zeitschrift Gasschutz
und Lultschutz .
Bcrün-Charlotte
nburg
5,
Kaiserdamm
117.
-
Der
Manuskriptgestaltung
sind möglichst die
Grundsätze
des
D.
uLs
ehen
Normenausschusses
(DK 001 . 815, Ge
slaltung tech
nisch-wisse
ns
chaftlicher VeröflentUchungen)
zugrunde
zu legen.