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Rundbrief für den Freundeskreis der Karmeliten Ostern 2016 / Nr. 123
Herr Jesus Christus,du hast uns gelehrt, barmherzig zu sein wie der himmlische Vater,und uns gesagt, wer dich sieht, sieht ihn.Zeig uns dein Angesicht, und wir werden Heil finden.
Dein liebender Blickbefreite Zachäus und Matthäus aus der Sklaverei des Geldes;erlöste die Ehebrecherin und Maria Magdalena davon,das Glück nur in einem Geschöpf zu suchen;ließ Petrus nach seinem Verrat weinenund sicherte dem reumütigen Schächer das Paradies zu.Lass uns dein Wort an die Samariterin so hören,als sei es an uns persönlich gerichtet:„Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht!“
Schenke allen, die sich an sie wenden,die Erfahrung, von Gott erwartet und geliebt zu seinund bei ihm Vergebung zu finden.
Sende aus deinen Geist und schenke uns allen seine Salbung,damit das Jubiläum der Barmherzigkeit ein Gnadenjahr des Herrn werdeund deine Kirche mit neuer Begeisterungden Armen die Frohe Botschaft bringe,den Gefangenen und Unterdrückten die Freiheit verkündeund den Blinden die Augen öffne.
So bitten wir dich,auf die Fürsprache Marias, der Mutter der Barmherzigkeit,der du mit dem Vater in der Einheit des Heiligen Geisteslebst und herrschst in alle Ewigkeit.
So wünschen Ihnen den Frieden des Auferstandenen
Ihre Karmeliten
Gebet zum Jahr der barmherziGkeit
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Mitte November wird es alle Jahre in einer Nische der Bamberger Karmelitenkirche, in der sonst nur ein Seitenaltar und ein Beichtstuhl stehen, so richtig lebendig: Es beginnt nämlich der Aufbau einer der meist besuchten Krippen von Bamberg. Ungefähr 14 m² sind dann wieder so herzurichten, dass in den kommenden gut sechs Monaten etwa fünfzehn biblische Szenen dargestellt werden können. Dabei müssen bereits von Anfang an alle vorgesehenen Darstellungen mit berücksichtigt werden, damit sämtliche elektrische Leitungen (z.B. für die Lämpchen einzelner Figuren, für Tischkerzen etc.) sowie alle anderen Voraussetzungen für die jeweiligen reibungslosen Umbauten gleich an der richtigen Stelle vorhanden sind. Von daher nimmt allein schon der Grundaufbau meist eine gute Woche in Anspruch. Das Ganze steht auf einem eigenen Gestell und wird durch ein über 15 m² großes Hintergrundbild eingerahmt. Dabei ist es dem Künstler (Henry Walz, Kunsterzieher am Theresianum Bamberg) ausgezeichnet gelungen, die aufgebaute Landschaft in die gemalte praktisch nahtlos übergehen zu lassen.Die Krippe besteht aus insgesamt ca. 250 Figuren, die je nach Bedarf in die Szenen eingebracht werden können. Die ältesten davon stammen aus den 1920erJahren von Franz Bauer, der auch als der „Herrgottsschnitzer aus der Hölle“ (so heißt noch heute die Straße, in der er gewohnt hat) überregional be
biblischen Szene ihren speziellen Platz in der Krippenanlage zu geben.Was die einzelnen Darstellungen betrifft, so werden zunächst die klassischen Advents und Weihnachtsszenen aufgebaut. Im Anschluss daran folgen etliche weitere biblische Szenen, wie z.B. der 12jährige Jesus im Tempel, die Hochzeit zu Kana usw. ... bis hin zum Einzug Jesu in Jerusalem zum Palmsonntag und den Frauen am leeren Grab an Ostern. Die abschließende Szene war in den vergangenen Jahren meist die Begegnung der Emmausjünger mit dem Auferstandenen (vor allem auch für die Kommunionkinder gedacht). Je nach Bedarf und Anlass können auch noch weitere biblische Themen, teilweise bis in den Sommer hinein, gestaltet werden.Der besondere Reiz dieser Krippe liegt – nicht zuletzt wegen der Vielzahl an Figuren und Pflanzen, sowie der verfügbaren Fläche – auch in zahlreichen kleinen lebendigen Szenen am Rande des Geschehens. Da sind Figuren, die Personen unterschiedlichster Weltregionen darstellen und zeigen, dass Jesus ja für alle Menschen gekommen ist. Da sind Arbeiten, Spiele und etliche sonstige Aktivitäten dargestellt, die aussagen wollen, dass Jesus nicht irgendwohin, sondern in unser konkretes menschliches Leben eingetreten ist. Natürlich ist auch Lokales und Regionales mit eingearbeitet, sei es bei der Hochzeitstafel von Kana oder dem kleiDer Karmelit ist in jeder Szene dabei.
Die Details machen den Reiz der Krippe aus.
nen Basketballspieler; schließlich ist Bamberg ja die Stadt des mehrfachen deutschen Basketballmeisters. Und wer genau beobachtet, kann noch weit mehr davon entdecken. Mit viel Abwechslung und Leben bereichern außerdem immer wieder kleinere Randszenen mit spielenden Kindern das Ganze.Trotz aller „Spielereien drum herum“ ist und bleibt für das verantwortliche Krippenteam der erste und höchste Zweck des Krippenbauens die Verkündigung der biblischen Botschaft. So ist die deutliche Hervorhebung biblischer Geschehnisse und Aussagen stets ein besonderes Anliegen (z.B. durch die bewusste Anordnung und Platzierung von Haupt und Nebenszenen, entsprechende Beleuchtung und vieles mehr).Bereits über zehn Jahre betreuen die Krippenfreunde Marianne und Arno Liebhaber sowie P. Gerhard Förtsch die Krippe der Bamberger Karmelitenkirche, vielfach unterstützt und neu inspiriert von diversen Schülern und Studenten des Spätberufenenwerks „Theresianum Bamberg“.Zu einer „echten Institution“ sind übrigens seit einigen Jahren die Samstagabende im Advent geworden. Dort wird im Rahmen einer „heiterbesinnlichen halben Stunde“ die jeweils neue Krippenszene vorgestellt. In dieser stets kurzweiligen Einstimmung liest regelmäßig die bekannte Heimatschriftstellerin ‚Rettl Motschenbacher‘ ausgewählte Geschichten aus ihrem großen Repertoire. Ebenfalls einen festen Bestandteil bildet der theologische Impuls zu biblischen Texten rund um das Weihnachtsfest. Und umrahmt wird das Ganze von unterschiedlichen Gruppen von Musikern, die ehrenamtlich mit großem Einfühlungsvermögen und hoher Kompetenz diese Feiern stilvoll abrunden.Zum Glück macht allen Beteiligten das Engagement für und um die Krippe in der Bamberger Karmelitenkirche großen Spaß. Hoffen wir, dass die Begeisterung weiterhin lebendig bleibt und vielleicht auch auf geeignete Leute der nächsten Krippenbauergeneration überspringen wird.
P. Gerhard Förtsch
(Wir danken dem „Bayerischen Krip-penfreund“, Straubing, für die Wieder-gabeerlaubnis des Beitrags).
kannt geworden ist. Diese Grundausstattung wurde dann im Lauf der Jahre immer weiter bis zum heutigen Stand ergänzt. Die dargestellte üppige Vegetation besteht aus Moos, sowie einer großen Zahl von Pflanzen, die eigentlich im Lauf des ganzen Jahres in Gärten, am Straßenrand, bei Wanderungen usw. gesucht, entdeckt, gesammelt und anschließend für die Krippenlandschaft getrocknet und aufbereitet werden.Die Häuser, die in den 1980erJahren restauriert und erweitert wurden, sind in eine Felslandschaft (alte Wurzeln), zu der auch die „Geburtshöhle“ gehört, integriert und verhelfen somit zu einer abgerundeten Einheit, die es vielfach auch möglich macht, jeder einzelnen
die bamberGer karmelitenkrippebiblische aussagen und lokale besonderheiten
p. GeorG bertram
P. Georg wurde am 28. Juni 1930 in Limburg geboren. Nach seiner Schulausbildung trat er in Straubing in unseren Orden ein und legte am 8. September 1954 die zeitliche Profess ab. Nach seiner Priesterweihe 1957 wurde er nach Springiersbach versetzt, von wo aus er bis 1963 auch Religionslehrer in Zell war. Im Jahr 1963 kam P. Georg als Kaplan, Krankenhausseelsorger und Religionslehrer für ein Jahr nach Fürth. Von 1964 bis 1967 war er dann Pfarrer in Beilstein, bis nach drei Jahren im Konvent Bad Reichenhall im Jahre 1970 wieder als Prior in den Konvent Fürth zurückkehrte. Im Jahre 1973 kam P. Georg als Prior in den Konvent Springiersbach, bis er 1976 als Religionslehrer am Theresianum in den Konvent Bamberg versetzt wurde. Zwei Jahre später wurde er zum stellv. Schulleiter des Erzbischöflichen Abendgymnasiums und am 1. September 1978 zum Direktor des Spätberufenenwerkes Theresianum ernannt. 1979 wurde er Schulleiter des Spätberufenengymnasiums und Kollegs Theresianum. In Anerkennung seiner Verdienste ernannte ihn der Bamberg Erzbischof Dr. Elmar Maria Kredel 1988 zum Erzbischöflichen Geistlichen Rat. Bis zum Schuljahresende 2000
p. richard van Wanroy
P. Richard wurde am 9. Oktober 1925 in Oploo/Niederlande geboren und trat nach seinem Abitur 1946 in den Karmel ein. Nach dem Noviziat legte er am 9. Oktober 1947 im Kloster Boxmeer seine zeitliche Profess und drei Jahre später am 9. Oktober 1950 seine Feierliche Profess ab. Nach dem Studium wurde er am 12. Juli 1953 in Merkelbeek/Nieder
leitete P. Georg das Theresianum. Von 2000 bis 2015 war P. Georg Prior von Straubing. Die Initiative zur Renovierung der Straubinger Klosterbibliothek geht weithin auf seine Initiative zurück. 1991 wurde P. Georg im Speyerer Dom in Ritterorden vom Heiligen Grab in Jerusalem aufgenommen und 1992 zum Prior der Komturei „Caritas Pirckheimer“ in Nürnberg ernannt. Diese Aufgabe hatte er bis 2006 inne. 2013 erlitt P. Georg einen ersten Schlaganfall, dem 2015 zwei weitere folgten. Im Bürgerheim Straubing fand er Aufnahme und gute Pflege. Am 6. Februar 2016 wurde er von seinen Leiden erlöst und am 11. Februar in Straubing beigesetzt.
lande zum Priester geweiht. Seine seelsorgliche Tätigkeit begann er in Amsterdam. Anschließend unterrichtete er drei Jahre Französisch am Gymnasium der Karmeliten in Zenderen.1959 kam P. Richard nach Deutschland, wo er in KampLintfort, Essen, Duisburg, Köln und Mainz als Kaplan und in der Beichtseelsorge tätig war. Von 19741990 war er Pfarrverwalter in Rickelrath bei Wegberg. Von 19912006 lebte und arbeitete er als Hausgeistlicher im HerzJesuHeim in Köln. Nach seinem Ruhestand im Jahr 2006 entschloss er sich, in die niederländische Provinz nach Zenderen zurückzukehren. Seit Oktober 2013 lebte er im Alten und Pflegeheim Gravenstate in Denekamp. Am 13. Januar 2016 starb er dort und wurde am 18. Januar auf dem Klosterfriedhof in Zenderen beigesetzt.Wir danken P. Richard für sein Leben als Karmelit und für seinen ruhigen, aber zutiefst engagierten Einsatz für die Menschen in Deutschland und in den Niederlanden.
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karmel-kontakt nr. 123 – ostern 2016Hrsg.: Provinzialat der Deutschen Provinz der KarmelitenRedaktionsanschrift: KarmelKontakt, Karmelitenplatz 1, 96049 BambergRedaktion: P. Stephan Panzer OCarm., P. Matthias Brenken OCarm., P. Georg Geisbauer OCarm.FotoNachweis: KKArchivDruck: Druckerei Distler, Hirschaid, EMail: karmel[email protected], www.karmeliten.deSpendenkonto: Deutsche Provinz der Karmeliten, Darlehenskasse Münster, BLZ 400 60 265, Kto. 3 788 201, BIC: GENODEM1DKM, IBAN: DE45 4006 0265 0003 7882 01
die besetzunG unserer konventedie deutsche provinz 2015-2018
straubinghl. GeistSeit 1368
P. Englmar ReinerFr. Josef Reidelstürz
bamberghl. maria und hl. theodor1273 – 1802, seit 1903
P. Dieter Lankes, ProvinzialP. Peter Schröder, PriorP. Dr. Franz Xaver SeibelP. Willibald GepperthP. Titus Wegener
P. Godehard WegnerP. Dr. Johannes M. NützelP. Wolfram SchüßlerP. Eduard SebaldP. Gerhard FörtschP. Rainer FielenbachP. Wolfgang SchumacherFr. Guido NiessnerP. Roland HinzerFr. Günter BenkerP. Dr. Stephan PanzerFr. Bonifatius Dittrich
mainzhl. therese von lisieux1285 – 1802, seit 1924
P. Rigobert Beck, PriorP. Kleophas LondemannP. Pankraz RibbertFr. Ambrosius MührP. Martin SegersP. Dr. Leo GroothuisFr. Helmut JanygaP. Josef KemperP. Lorenz van RickelenFr. Dr. Andreas ScholtenP. Innosensius InnoP. Linto ThekkekunnelP. Sudeesh JosephFr. Severin Tyburski
springiersbachhl. abrunculus und hl. maria, „schutzwehr in Gefahren“Seit 1922
P. Matthias Brenken, PriorP. Elias SteffenP. Karl KempterP. Ludwig EiflerP. Theodor Vreeswijk
kölnst. JosefSeit 1954
P. Dr. Georg Geisbauer, PriorP. Theo KropmanP. Viktor HegerP. Felix M. Schandl
duisburgmutter vom guten ratSeit 1960
P. Hermann OlthofP. Anton Beemsterboer
erlangenhl. kreuzSeit 1967
P. Richard Winter, PriorP. Dr. Eucharius SchulerP. Laurentius WüstP. John Adapoor
marienthalsel. titus brandsmaSeit 1986
P. Klemens August Droste, PriorFr. Manfred GrossardtP. Jakobus Antretter
karmelitinnen büchenbachhlst. dreifaltigkeit19491969 Schlüsselau,seit 1969 Büchenbach
Sr. Thoma Müller, PriorinSr. Pia JankoSr. Bernadette Krämer
zur provinz gehören ferner:
P. Christian Körner, RomP. DDr. Michael Plattig, MünsterRomP. Tobias Kraus, RomP. Klaus R. Schenkelberger, AngersP. Dr. Hanspeter Schmitt, ChurP. Justin StampferP. Hermann LuttikhuisFr. Bernd SchulteBrandkampP. Egbert RijpkemaFr. Toni BraunP. Klemens M. RaczekP. Rudolf TheilerP. Wilfried WanjekSr. Redempta Paul, Klause Wolfach
maria maGdalena
von pazzi
Sie gehört zu den großen Mystikerinnen des Karmel, ist aber heute eher in Vergessenheit geraten. 1566 in Florenz geboren stammte sie aus einer adeligen Familie und wurde auf den Namen Caterina getauft. Nach ihrer Erstkommunion versprach sie Gott ein jungfräuliches Leben und trat mit sechzehn Jahren in den Karmel St. Maria von den Engeln in Florenz ein. Dort erhielt sie den Ordensnamen Maria Magdalena. Während ihres Ordenslebens gelangte sie zur höchsten Stufe der mystischen Gotteinigung, die auf Erden möglich ist und die nur von der himmlischen Anschauung Gottes übertroffen werden kann. Ihr geistliches Leben ist von zahlreichen Visionen und Ekstasen geprägt, wobei sie auch die Dornenkrone und die Wundmale Christi erhielt. Ihre Äußerungen während der Visionen wurden von ihren Mitschwestern aufgeschrieben und fanden im 16. und 17. Jahrhundert weite Verbreitung.
Heute muss kritisch gefragt werden, ob man damals nicht die mystischen Erfahrungen der Heiligen instrumentalisiert hat, um in der Gegenreformation die Wahrheit des katholischen Glaubens zu untermauern, ähnlich wie das bei Teresa von Avila geschah. Es mag sein, dass uns heutigen Menschen die innere Welt der hl. Maria Magdalena von Pazzi zunächst sehr befremdlich anmutet, gerade wegen der vielen übernatürlichen Phänomene. Auch die
Vor 450 Jahren wurde M. M. von Pazzi geboren.
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lichtsucher, lichtfinder, lichtkünder
rückblick auf das „Jahr des geweihten lebens“
offenbarunG im haus des vaters
verstorbene leser und freunde
Maria Arnold, TheresClaus Bieber, Nürnberg
F. Donauer, DietfurtJosef Engel, Pünderich
Georg Fischer, DonauwörthHildegard Fleischmann, Hirschaid
Sofie Förtsch, TschirnBetty Fröhlich, Breitengüßbach
FranzJosef Kubiak, BottropRosa Linz, StadelhofenFrieda Neuner, Pegnitz
Margarete Pfister, BambergGerhard Pleyer, Grebenstein
Wolfgang Riedl, Bad KötztingMarianne Rodermund, Hasbon
Marlene Schier, ZellAnna Schnappauf, Wilhelmsthal
Aloisia Schwarzmüller, HauensteinMatthäus Will, Wattendorf
Wir gedenken der Verstorbenen in der Feier der Eucharistie.
Gott schenke ihnen Leben in Fülle!
Am 2. Februar dieses Jahres ging das „Jahr des geweihten Lebens“ zu Ende, das Papst Franziskus ausgerufen hatte. Unter den zahlreichen Akzenten, die es vielerorts gefunden hat, heben wir den Gottesdienst hervor, den Weihbischof Herwig Gössl zum Fest „Darstellung des Herrn“ mit den Bamberger Ordensleuten gefeiert hat. Seine Ansprache nimmt ihren Ausgangspunkt bei Simeon und Hanna nach Lk 2. Einige
Kerngedanken geben wir gerne an Sie weiter:
„Seit einigen Jahren schon begeht die Kirche das heutige Fest zugleich als Tag des geweihten Lebens, erst recht heuer in diesem Jahr des geweihten Le-bens. Ordensleute und Mitglieder von Säkularinstituten sind Zeugen für das Licht, das von Jesus Christus ausgeht und in die Welt hineinleuchtet. Sie sind Zeugen wie Simeon und Hanna für die-ses Licht. Menschen, die ganz in der Stille – aber ganz gottverbunden – le-ben, und damit ganz wach sind für das Kommen Gottes in unsere Welt. Das sind diese beiden Gestalten aus dem Evangelium. In der Stille, unscheinbar, aber ganz wach für Gottes Wirken und seine Ankunft, so nehmen sie sie wahr. Ordensleute sind Lichtsucher, Licht-finder und Lichtkünder. Wir brauchen sie dringend, Sie, die Ordensleute, die uns immer wieder auf das Licht hin-weisen, das von Christus her in unsere Welt strahlt. Sie weisen uns hin durch
Krankheiten und Leiden, die sie zu tragen hatte, möchten wir wohl eher zum Anlass nehmen, an der Güte Gottes zu zweifeln. Wir können aber in der Mystik der hl. Maria Magdalena einige zentrale Punkte des christlichen Glaubens finden, die zeitlos von Bedeutung sind:Sie hat in einer überaus tiefen Weise die liebe Gottes erfahren, sogar so weitgehend, dass sie einmal zum Herrn sagte: „Ich kann deine große Liebe nicht mehr ertragen, behalte sie für dich.“ Einmal soll sie, durch ihre Erfahrung der Gottesliebe bewegt, die Glocken der Klosterkirche geläutet haben, um die Menschen an die unermessliche Liebe Gottes zu erinnern, wobei sie ausrief: „Kommt und liebt die Liebe!“ – Dieser Ruf ist bis heute nicht verstummt: er klingt weiter in den Klöstern des Karmel, wo die Schwestern und Brüder Zeugnis von der Liebe Gottes geben und die Menschen einladen, diese Liebe kennenzulernen.Die menschwerdung Gottes hatte für sie große Bedeutung, denn in Jesus Christus begegnen wir Gott. In der Kunst hat man Maria Magdalena deshalb mit einem brennenden Herzen dargestellt, das die Aufschrift „verbum caro factum est“ trägt – „das Wort ist Fleisch geworden“ (Joh 1,14).Sie erfuhr in besonderer Weise das Wirken des heiligen Geistes: „Er kommt als sprudelnder Quell in die Seele, und sie taucht in ihm unter. Es ist, wie wenn zwei Flüsse sich vereinigen, so dass der kleinere seinen eigenen Namen verliert und den des größeren annimmt; so wirkt der Heilige Geist, wenn er in die Seele kommt, um sich mit ihr zu verbinden.“Aus der Stille des Klosters heraus nahm sie an den Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft Anteil. Sie setzte sich für die erneuerung der kirche ein und fühlte sich von Gott beauftragt, den Papst und verschiedene Bischöfe zu mahnen, ihre Verantwortung für Reformen wahrzunehmen.Sie zeigte eine tiefe dankbarkeit gegenüber Gott für alle Gnaden, die er ihr geschenkt hat. Ebenso sollten wir dankbar sein für alles, was Gott uns im Laufe des Lebens schenkt. Wenn wir sogar in Krankheit und Leid den Blick weiten können für das Wirken der Gnade Gottes an uns, dann haben wir von Maria Magdalena von Pazzi etwas gelernt.
„Und ich sah, dass die Liebe so groß und grenzenlos war, dass ein Geschöpf sie niemals, niemals begreifen kann. Ja es erschien mir, dass niemand sie auch nur ein bisschen verstehen kann, wenn er sie nicht gekostet hat. Und als ich diese große Liebe sah, musste ich ein-fach ,Liebe, Liebe‘ rufen, mit solch ei-ner Gewalt und Heftigkeit, dass ich diese Worte sogar hörbar mit meinem
Mund sprach, und wenn ich gekonnt hätte, wäre ich durch die Welt gelaufen, um zu rufen: ,Liebe, Liebe.‘ Doch als ich mich umschaute und sah, dass die Geschöpfe sich dieser Liebe so wenig zuwenden, konnte ich nicht anders als größte Schmerzen empfinden, so dass ich sogar körperlich weinte und sehr traurig war.“
P. Matthias Brenken
Der Karmel bot Gelegenheit zur Begegnung.
ihre Worte, derer nicht viele sein müs-sen, aber entscheidend, vor allem aber durch ihre Lebenshingabe in Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam: Durch Ihr Lebenszeugnis. Ganz für Gott und ganz für die Menschen dasein, nach diesem Motto zu leben, das ist entscheidend. Das ist auch kein Widerspruch, denn die Menschen brauchen Gott. Es ist un-sere schönste und vornehmste Aufgabe, Gott in diese Welt hineinzutragen. In all dem leben die Ordensleute vor, dass der Tod schon überwunden ist, dass das Leben gesiegt hat, dass wir Hoffnung haben, dass wir aufblicken dürfen und aufatmen, durchatmen. In unserer Zeit hat das Ideal des geweihten Lebens ein-
deutig an Plausibilität verloren in der öffentlichen Wahrnehmung. Das ist sehr bedauerlich, das ist ganz sicher-lich auch ein Zeichen für die große in-nere Finsternis, in der wir leben. Aber überall dort, wo Ordensleute sind, wo sie ganz unspektakulär, in Stille, aber in großer Treue und Zuversicht ihr Le-benszeugnis ablegen, dort strahlen sie etwas aus. Da werden Menschen auf-merksam für das Licht Christi. Gott ge-be uns die Menschen, die ihm ihr Leben weihen und die so Zeugen sind für das Licht, das alle Finsternis durchdringt. Gebe Gott uns Menschen, die uns im-mer wieder hinweisen auf das Licht, das die Heiden erleuchtet.“
Die Frage „Warum?“ treibt uns Menschen immer wieder um: Warum dieses Unglück? Warum diese Krankheit? Warum diese Ungerechtigkeit? Warum das unsägliche Leid so vieler (unschuldiger) Kinder? Kein Buch, auch nicht die Heilige Schrift, kein Dogma und kein Lehramt weiß darauf eine Antwort. Walter Dirks überliefert, der große Religionsphilosoph und Theologe Romano Guardini habe ihm auf dem Sterbebett anvertraut, er werde sich beim letzten Gericht nicht nur fragen lassen, sondern auch selber fragen, nämlich nach der wahren Antwort auf die Frage: „Warum, Gott, zum Heil die fürchterlichen Umwege, das Leid der Unschuldigen, die Schuld?“Angesichts seines bevorstehenden Kreuzestodes sagte Jesus zu seinen Jüngern:„Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Woh-nungen. Wenn es nicht so wäre, hät-te ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. Und wohin ich gehe – den Weg dorthin kennt ihr. Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen? Je-sus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (Joh 14,16).
Jesus wusste wohl, welche Erschütterung sein grausamer Kreuzestod bei den Jüngern auslösen würde, und wollte ihnen mit dieser Zusage den Rücken stärken. Er spricht von „vielen Wohnungen“ und meint damit: „ganz unterschiedliche Wohnungen“, d.h. im Haus des Vaters – bei Gott – hat jeder seine ganz eigene „Bleibe“. Bei Gott kommt jeder mit ganz persönlichen Lebensgeschichte zur Vollendung. Thomas fragt nach, weil er Jesu Rede vom Haus des Vater nicht versteht: „Wir wissen nicht, wohin du geht. Wie sol-len wir da den Weg kennen?“ Jesus antwortet ihm: „Ich bin der Weg…“ Schau auf mein Leben und Sterben im Gehorsam gegenüber Gott. Verständlich, dass Thomas darum auch später nicht ohne weiteres glauben will, dass Jesus lebt, wie die anderen Jünger ihm berichten. Er will die Wundmale sehen und berüh
ren: „Thomas, genannt Didymus (Zwil-ling), einer der Zwölf, war nicht bei ih-nen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht die Male der Nägel an sei-nen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht“ (Joh 20,2425). Thomas will sicher gehen, dass der Auferstandene der Gekreuzigte ist. Nur dann macht sein Leiden Sinn.Erst im Haus des Vaters werden wir den Sinn erkennen. Hier auf der Erde sehen wir unseren Lebensteppich nur von unten und erkennen nur bruchstückhaft: Linien und Farben, die meist kein sinnvolles Ganzes ergeben. Dann aber werden wir mit den Augen Gottes, von oben, auf den Teppich unseres Lebens schauen und sehen, wie alle Linien und Farben ein Ganzes ergeben. Dann werden auch die Wundmale unseres Lebens leuchten wie die Wundmale des Auferstandenen im berühmten Isenheimer Altar.
P. Dr. Georg Geisbauer
Der Isenheimer AltarWeihbischof Herwig Gössl
n e u e K n o s p ejunger Sprosserster Trieb
durchgedrungeneinen Anfang gemachterwartungsvoll
was brauchst du?was steckt in dir?was kannst du sein?
p f l e g e d a s L e b e n !
e n d l i c h b l ü h e nDuft und Schönheitkräftige Farben
aufgebrocheneinladend und fruchtbarsich verströmend
wen willst du locken?wer soll dich finden?was kannst du geben?
f e i e r e d a s L e b e n !
W a c h s t u mEntfaltungWandel
nicht mehr ausweicheneinen Ort habenreifen und groß sein
wie lautet dein Name?worauf hört dein Herz?für wen wirst du da sein?
l e b e d a s L e b e n !