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Germanistisches Seminar Wintersemester 2019/20 (Stand 01.09.2019)
BACHELOR
Erstes Studienjahr
Modul 1 B-SPR
Geschichte der deutschen Sprache
050233 Mi 8.15-9.45 M. Hundt
Die Vorlesung gibt einen Überblick über die Geschichte der hochdeutschen und niederdeutschen
Sprache von den Anfängen bis zur Gegenwart. Als Begleitlektüre wird empfohlen: Wilhelm
Schmidt, Geschichte der deutschen Sprache, 11., verb. und erw. Aufl., hrsg. von Elisabeth Berner
und Norbert Richard Wolf, Stuttgart 2013, sowie für das Niederdeutsche: Willy Sanders,
Sachsensprache – Hansesprache – Plattdeutsch, Göttingen 1982.
Einführung in die deutsche Sprachwissenschaft
050360 Do 10.15-11.45 M. Elmentaler
Die Vorlesung gibt einen Überblick über Gegenstände, Begriffe und Methoden der
Sprachwissenschaft sowie einen ersten Einblick in ausgewählte Arbeitsgebiete der Linguistik.
Folgende Themenbereiche werden behandelt: Grundlagen sprachlicher Kommunikation,
Funktionen von Sprache, Zeichentheorie, Semantik, Phonetik, Phonologie, Morphologie, Syntax,
Text und Gespräch, Schrift und Orthographie. Die Folien zur Vorlesung werden zum
Herunterladen auf OLAT zur Verfügung gestellt. Alle Seminarteilnehmer müssen sich in der
entsprechenden OLAT-Lerngruppe anmelden.
Einführung in die deutsche Sprachwissenschaft
050170 Do 8.30-10.00 T. Hoffmeister
050747 Fr 8.15-9.45 T. Hoffmeister
050168 Mi 18.00-19.30 A. Horn
050304 Mi 10.15-11.45 S. Kleindienst
050166 Mi 12.15-13.45 B. Luxner
050614 Mi 14.15-15.45 B. Luxner
050003 Di 8.30-10.00 D. Neiß
050172 Di 10.15-11.45 D. Neiß
050173 Fr 10.15-11.45 A.-K. Nöhren
050167 Mo 10.15-11.45 S. Schröder
050479 Di 14.15-15.45 S. Schröder
In dem Proseminar findet zunächst eine Auseinandersetzung mit den allgemeinen Grundbegriffen
der Erfassung und Beschreibung sprachlicher Kommunikation statt. Danach wird die Anwendung
der linguistischen Methoden in den Bereichen Semiotik, Phonetik/Phonologie, Morphologie,
Syntax, Semantik und Graphematik/Orthographie praktisch geübt. Der Besuch der Vorlesung
"Einführung in die germanistische Sprachwissenschaft" wird für die Seminardiskussion
vorausgesetzt.
Vorlesung
Seminar
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Die Materialien werden im Internet zur Verfügung gestellt ( http://www.deutsche-
sprachwissenschaft.uni-kiel.de/de/studium-lehre/materialien-fuer-die-aktuellen-
lehrveranstaltungen/materialien ). Alle Teilnehmer des Seminars werden gebeten, sich die
Materialien vor Beginn der Veranstaltung herunterzuladen.
Grammatisches Repetitorium / Einführung in die deutsche Sprachwissenschaft
051331 Do 12.15-13.45 N. Simon
051402 Di 8.30-10.00 M.-I. Suel
051403 Mi 16.15-17.45 M.-I. Suel
Das Tutorium findet begleitend zum Proseminar Einführung in die deutsche Sprachwissenschaft
des Moduls 1 B-SPR statt. Im Tutorium werden die in der Vorlesung und dem Proseminar
behandelten Themen vertieft und anhand von Aufgaben praktisch geübt. Zu den
Themenbereichen zählen: Semiotik, Phonetik und Phonologie, Graphematik, Morphologie, Syntax
und Semantik. Das Tutorium richtet sich in erster Linie an Studienanfänger der Germanistik, aber
auch Fortgeschrittene sind herzlich willkommen.
Sprachwissenschaftliches Propädeutikum (Vorkurs)
050798 7.-10.10. 9-14 Uhr S. Grafelmann
050590 7.-10.10. 12-17 Uhr M. Münster
050591 14., 15., 17., 18.10. 12-17 Uhr M. Münster
051344 7-.10.10. 9-14 Uhr N. Simon
051343 14.-18.10. 9-13 Uhr N. Simon
051436 7.-10.10. 12-17 Uhr M. Sörensen
051342 7.-11.10. 14-18 Uhr M.-I. Suel
051544 14.-18.10. 9-13 Uhr M.-I. Suel
Modul 1 B-ÄDL
Einführung in die Ältere Deutsche Literatur: Held(in), Ritter, Heilige(r) – Bewährung und
Erwählung in der Literatur des Mittelalters
050198 Do 14.15-15.45 J. Weitbrecht
Die Vorlesung führt in zentrale Texte und Gattungen der mittelalterlichen Literatur ein und
untersucht dabei Figurenkonzepte, die von einem Spannungsverhältnis zwischen
Vorherbestimmung und Anerkennung durch eigene Leistung bestimmt sind. Dies betrifft positive
Identifikationsfiguren (wie den Gralsritter, Heilsbringer, die Amazonenkönigin oder heilige
Jungfrauen) ebenso wie tragische oder ambivalente Figuren (die Selbstmörderin Dido, den
Verräter Genelûn). Der Versuch der Bewährung kann fehlschlagen, umgekehrt kann Erwählung
auch dämonisch konnotiert sein (etwa in den Geburtsmythen um Alexander des Großen). Die
Fragestellung beschränkt sich daher nicht auf die Protagonisten mittelalterlicher Texte, sondern
nimmt auch Nebenfiguren in den Blick, um nach für mittelalterliches Erzählen spezifischen
Figurenkonstellationen zwischen Bewährung und Erwählung zu fragen.
Tutorium
Vorlesung
http://www.deutsche-sprachwissenschaft.uni-kiel.de/de/studium-lehre/materialien-fuer-die-aktuellen-lehrveranstaltungen/materialienhttp://www.deutsche-sprachwissenschaft.uni-kiel.de/de/studium-lehre/materialien-fuer-die-aktuellen-lehrveranstaltungen/materialienhttp://www.deutsche-sprachwissenschaft.uni-kiel.de/de/studium-lehre/materialien-fuer-die-aktuellen-lehrveranstaltungen/materialien
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Einführung in das Mittelhochdeutsche
050183 Do 18.15-19.45 M. Dahm-Kruse
050185 Fr 10.15-11.45 R. Diebel
050187 Do 16.15-17.45 M. Kotetzki
050592 Do 10.15-11.45 M. B. Martin
050195 Mi 10.15-11.45 H. Rieger
050188 Fr 08.30-10.00 L. Schiwek
050375 Di 16.15-17-45 R. F. Schulz
050196 Mi 14.15-15.45 R. F. Schulz
050465 Mi 16.15-17.45 R. F. Schulz
050155 Mo 08.30-10.00 L. Schwanitz
050184 Mo 10.15-11.45 A. Sczesny
050197 Mo 12.15-13.45 A. Sczesny
050034 Mo 14.15-15.45 A. Sczesny
050186 Di 14.15-15.45 M. Valkema
In diesem Proseminar soll die Fähigkeit erworben werden, mittelhochdeutsche Texte angemessen
in das Neuhochdeutsche zu übersetzen. Dazu ist das Laut- und Formensystem des
Mittelhochdeutschen in seinen Grundlagen zu erarbeiten, daneben wird in Auseinandersetzung
mit Problemen des Satzbaus und der Wortbedeutung die Benutzung der wichtigsten
wissenschaftlichen Hilfsmittel eingeübt. Das Seminar schafft damit die Voraussetzungen für eine
wissenschaftliche Beschäftigung mit der mittelhochdeutschen Literatur.
Empfohlene Literatur:
Klaus Peter Wegera/Simone Schultz-Balluff/Nina Bartsch: Mittelhochdeutsch als fremde Sprache.
Eine Einführung für das Studium der germanistischen Mediävistik. 3., durchgesehene und
erweiterte Auflage. Berlin 2016.
Einführung in das Mittelniederdeutsche
050145 Mo 8.30-10.00 M. Wolf
Anhand von ausgewählten Texten werden die Grundzüge der mittelniederdeutschen Grammatik
behandelt. Ausführliche Lese- und Übersetzungsübungen vertiefen das Gelernte. Auf diese Weise
wird die Grundlage für eine weitere Beschäftigung mit der Literatur der mittleren Sprachstufe (ca.
1225-1650) des Niederdeutschen gelegt. Zu Beginn dieser Epoche löste das Mittelniederdeutsche
nicht nur das Latein als wichtigste Schriftsprache in Norddeutschland ab, sondern stieg auch zur
Handels- und Verkehrssprache im Nord- und Ostseeraum auf. Eine Beschäftigung mit den
historischen Quellen dieses Raumes erfordert deshalb Mittelniederdeutsch-Kenntnisse. Aufgrund
der starken Stellung zu dieser Zeit ist aber auch eine Vielzahl mittelniederdeutscher Wörter in die
skandinavischen Sprachen, insbesondere das Schwedische, übernommen worden. Die
Lehrveranstaltung kann deshalb insbesondere auch Studenten mit entsprechendem Zweitfach -
Historikern und Nordisten - empfohlen werden. Auszüge aus den wichtigsten Textzeugen des
Mittelniederdeutschen werden im Seminar zur Verfügung gestellt (Sachsenspiegel, Reynke de
vos, Redentiner Osterspiel u.a.m.). Die Auswahl kann auf Wunsch geändert oder ergänzt werden.
Die erfolgreiche Teilnahme wird durch eine Abschlussklausur nachgewiesen. Nach den
Studienordnungen kann das Mittelniederdeutsche anstelle des Mittelhochdeutschen erlernt
werden.
Empfohlene Literatur:
Seminar 1
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Peters, R.: Mittelniederdeutsche Sprache. In: Goossens, J. (Hg.): Niederdeutsch. Sprache und
Literatur. Bd. 1. 2. Aufl. Neumünster 1983, S. 66-115.
Einführung in die literaturwissenschaftliche Mediävistik
050182 Do 16.15-17.45 M. Dahm-Kruse
Ziel des Seminars ist es, die mittelalterlichen Texte hinsichtlich ihrer Spezifik zu erfassen, um sie
vor dem Hintergrund ihrer historischen Entstehungssituation angemessen interpretieren zu
können. Zu diesem Zweck wird im Seminar der kulturwissenschaftliche Hintergrund erhellt, die
Literaturproduktion steht dabei ebenso im Zentrum wie die christliche Hermeneutik oder antike
Traditionen, die sich in den Texten fassen lassen.
Empfohlene Literatur:
Die benötigten Texte werden auf OLAT eingestellt, zusätzlich wird eine gemeinsame
Seminarlektüre exemplarisch aufzeigen, wie das Gelernte umsetzbar ist.
Einführung in das Mittelhochdeutsche
051289 Di 8.30-10.00 S. Alsbach
050395 Mo 8.30-10.00 F. Engelhard
051290 Mi 16.15-17.45 E. Göttle
051508 Mo 16.15-17.45 S. Scheffel
051082 Do 12.15-13.45 W.K. Witt
051512 Do 16.15-17.45 W.K. Witt
Zweites Studienjahr
Modul 2 V-SPR/2 K-SPR
Synchrone Beschreibung der deutschen Sprache
050837 Mo 10.15-11.45 L. Andresen
051353 Mo 14.15-15.45 L. Andresen
050405 Do 12.15-13.45 P. Beuge
051167 Do 14.15-15.45 P. Beuge
051129 Mi 10.15-11.45 A. Horn
050014 Mi 16.15-17.45 A. Horn
050388 Do 8.30-10.00 A. Horn
050387 Mi 14.15-15.45 V. Sauer
050385 Do 10.15-11.45 V. Sauer
Voraussetzung für den Erwerb eines Leistungsnachweises ist das Bestehen einer
Abschlussklausur (Teilklausur).
Das Proseminar schließt an die Lehrinhalte des Proseminars „Einführung in die deutsche
Sprachwissenschaft“ an und ergänzt sie durch wichtige Teilgebiete der Linguistik anhand der
hochdeutschen Gegenwartssprache: Funktionale Satzanalyse, Semantik, Pragmatik, Text- und
Gesprächsanalyse und Soziolinguistik/Varietätenlinguistik.
Seminar 2
Tutorium
Seminar 1
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Die Materialien werden im Internet zur Verfügung gestellt ( http://germa.germsem.uni-
kiel.de/hundt/stud-material.shtml ). Alle Teilnehmer des Seminars werden gebeten, sich die
Materialien vor Beginn der Veranstaltung herunterzuladen.
Diachrone Beschreibung der deutschen Sprache
050382 Mo 10.15-11.45 S. Schröder
050383 Mo 14.15-15.45 S. Schröder
050384 Mo 16.15-17.45 S. Schröder
050002 Di 18.15-19.45 R. F. Schulz
Voraussetzung für die Teilnahme sind der erfolgreiche Abschluss von "Einführung in die deutsche
Sprachwissenschaft" (1 B-SPR/Modul A1), da an die Grundkenntnisse über die synchrone
Sprachbeschreibung angeknüpft wird, und der erfolgreiche Abschluss der Einführung in das
Mittelhochdeutsche bzw. das Mittelniederdeutsche (1 B-ÄDL PS 1/Modul B1), da Teilsysteme der
deutschen Grammatik historisch-kontrastiv betrachtet und Entwicklungs-tendenzen der
deutschen Sprache aufgezeigt werden sollen. Die erfolgreiche Teilnahme an der Veranstaltung
wird durch eine Abschlussklausur (Teilklausur) nachgewiesen.
Gegenstand ist die diachrone Sprachwissenschaft, entwickelt am Beispiel der deutschen Sprache.
Die Besonderheiten der deutschen Laut- und Formenlehre werden durch die Erarbeitung der
wichtigsten Fakten der Sprachgeschichte erklärt, wobei die Methoden der diachronen
Sprachwissenschaft vorgeführt werden.
Die Materialien werden im Internet zur Verfügung gestellt ( http://germa.germsem.uni-
kiel.de/hundt/stud-material.shtml ). Alle Teilnehmer des Seminars werden gebeten, sich die
Materialien vor Beginn der Veranstaltung herunterzuladen.
Diachrone Beschreibung der deutschen Sprache (Ndt. Sprachgeschichte)
050427 Fr 10.15-11.45 L. Andresen
051162 Fr 14.15-15.45 L. Andresen
Voraussetzung für die Teilnahme sind der erfolgreiche Abschluss von "Einführung in die deutsche
Sprachwissenschaft" (1 B-SPR/Modul A1), da an die Grundkenntnisse über die synchrone
Sprachbeschreibung angeknüpft wird, und der erfolgreiche Abschluss der Einführung in das
Mittelhochdeutsche bzw. das Mittelniederdeutsche (1 B-ÄDL PS 1/Modul B1), da Teilsysteme der
deutschen Grammatik historisch-kontrastiv betrachtet und Entwicklungstendenzen der
deutschen Sprache aufgezeigt werden sollen.
Die Sprachgeschichte des Deutschen wird mit einem Schwerpunkt auf der Sprachgeschichte des
niederdeutschen Raums thematisiert. Von einer Sprachgeschichte des Deutschen ist eine
Sprachgeschichte des Niederdeutschen grundsätzlich zu unterscheiden. Spätestens seit dem
Schreibsprachenwechsel vom Niederdeutschen zum Hochdeutschen im 16. und 17. Jahrhundert
sind die hochdeutsche und die niederdeutscher Sprachentwicklung eng miteinander verknüpft
und als gemeinsame Sprachgeschichte beschreibbar. Für die vorangegangenen Jahrhunderten seit
dem Beginn der schriftlichen Überlieferung im nieder- und im hochdeutschen Raum um 800 gilt
ein enger Sprachkontakt. Die daraus resultierenden Abgrenzungen und Gemeinsamkeiten
zwischen dem Hochdeutschen und dem Niederdeutschen in der sprachgeschichtlichen
Entwicklung werden kontrastiv herausgearbeitet und Kenntnisse zur Sprachgeschichte des
norddeutschen Raums erweitert. Die älteren Sprachstufen den Niederdeutschen, das
Altsächsische und das Mittelniederdeutsche werden ebenso thematisiert wie das
Frühneuniederdeutsche und die Entwicklung des Neuniederdeutschen bis in die Gegenwart. In
Seminar 2
http://germa.germsem.uni-kiel.de/hundt/stud-material.shtmlhttp://germa.germsem.uni-kiel.de/hundt/stud-material.shtmlhttp://germa.germsem.uni-kiel.de/hundt/stud-material.shtmlhttp://germa.germsem.uni-kiel.de/hundt/stud-material.shtml
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Abgrenzung dazu werden auch die verschiedenen Sprachstufen des Hochdeutschen
(Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch, Frühneuhochdeutsch, Neuhochdeutsch) in ihrer
Entwicklung nachgezeichnet. Allgemeine Aspekte von Sprachwandel und Sprachwechsel werden
begleitend thematisiert. Abschließend werden varietätenlinguistische Fragestellungen diskutiert,
die besonders der Erfassung des Gegenwartsniederdeutschen und der regionalsprachlichen
Verhältnisse in Norddeutschland gelten.
Das Seminar wird durch eine Klausur abgeschlossen.
Tutorium zur synchronen Beschreibung der deutschen Sprache
050839 Di 12.15-13.45 J. Jöhnk
Tutorium zur diachronen Beschreibung der deutschen Sprache
050854 Do 16.15-17.45 L. Peters
Modul 2 V-ÄDL/2 K-ÄDL
Lyrische Formen im 12. und 13. Jahrhundert
050677 Do 16.15-17.45 T. Felber
Die deutschsprachige Lyrik ist eine Erfindung des Hochmittelalters. Sie nimmt ihren Ausgang von
der Rezeption romanischer Lyrik. Die Liebe und die eigene Haltung gegenüber dem geliebten
Anderen werden im 12. Jahrhundert zum ersten Mal ein darstellenswertes Thema der
deutschsprachigen Literatur, das in der gesungenen Lyrik (Minnesang) alle anderen Themen
überschattet. Das Seminar führt in die unterschiedlichen Formen der lyrischen Liebesdichtung
dar, gibt einen Überblick über die bedeutendsten Autoren dieser Epoche sowie die
literaturgeschichtliche Entwicklung und diskutiert die unterschiedlichen Überlegungen der
Forschung zur kulturellen Funktion des Minnesangs.
Ein Reader wird in der ersten Seminarsitzung zur Verfügung gestellt.
Als einführende Lektüre ist empfehlenswert: Günther Schweikle: Minnesang, Stuttgart 1995.
Die „Klage“ Hartmanns von Aue
050569 Di 14.15-17.45 (22.10.-17.12.) I. Hess
Was uns von Hartmann von Aue überliefert ist, sind zwei Artusromane (‘Erec’ und ‘Iwein'), zwei
heldenepische Texte (‘Gregorius’ und ‘Armer Heinrich’) und einige Lieder. Mit diesen Dichtungen
gehört Hartmann zu den Klassikern der hochmittelalterlichen Literatur. Weitgehend unbekannt
und unbeachtet ist indes ein weiterer Text Hartmanns, die ‘Klage’. In ihr treten ‘herze’ und ‘lîp’
eines jungen Mannes in den Dialog über den Minnedienst. Dabei bewegt sich der knapp 2000
Verse umfassende Text in Inhalt und Form zwischen den Gattungen und erscheint als literarisches
Experiment. Um Hartmanns Dichtung und die Dichtung seiner Zeit besser zu verstehen, lohnt sich
ein näherer Blick auf die ‘Klage’.
Neben der Lektüre wollen wir uns gemeinsam Schwerpunkte erarbeiten wie Gestaltung und
Überlieferung, Bedeutung von ‘herze’, ‘lîp’ und ’sêle’, Minneprogrammatik.
Empfohlene Literatur
Bitte schaffen Sie vor dem Seminar die folgende Textausgabe an:
Hartmann von Aue, Die Klage, hg. v. Kurt Gärtner, Berlin / München / Boston 2015 (Aktdeutsche
Textbibliothek 123).
Tutorium
Seminar
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Mittelniederdeutsche Novellendichtung
050678 Di 14.15-15.45 R. Langhanke
Der Sammelbegriff mittelniederdeutsche Novellendichtung beschreibt eine heterogene Gruppe
kürzerer erzählender Texte, die in der Regel als Beispiele des Transfers von Stoffen in den
norddeutschen Raum gelten dürfen. Es lassen sich verschiedene Überlieferungsstränge
unterscheiden. In einem engeren Sinne lassen sich zum einen handschriftlich oder vereinzelt auch
in Frühdrucken überlieferte Verserzählungen aufführen. Vornehmlich sind diese Texte über
Sammelhandschriften wie Het Hartebok , die Wolfenbütteler Handschrift und die Stockholmer
Handschrift überliefert, die jeweils als Edition vorliegen. Zum anderen lässt sich eine in älterer
Forschung als sogenannte Volksbücher, später als frühe Erzählprosa (Menke 1979)
charakterisierte Gruppe niederdeutscher Drucke isolieren, die zahlreiche teilweise europaweit
verbreitete Erzählstoffe in mittelniederdeutscher Übertragung bietet. Nur ein kleiner Teil dieser
Texte wurde bisher ediert; sie haben in der Regel eher wenig Beachtung gefunden und wurden
ungerechtfertigt als weniger bedeutender Überlieferungsstrang gesehen. Die thematische Vielfalt
der überlieferten Text ist breit und bedarf der Detailbeobachtung.
Das Seminar erarbeitet ausgewählte Stoffe und diskutiert die sprachliche und inhaltliche
Verfasstheit unterschiedlicher mittelniederdeutscher Erzählungen. Über das Stichwort
‚Novellendichtung‘ soll zudem ein literarhistorischer Gattungsdiskurs nachverfolgt und auf den
zeitgenössischen niederdeutschen Textbestand, der für diesen Diskurs oft nicht näher
herangezogen wurde, bezogen werden.
Die ausgewählten Primärtexte werden in einem Reader zur Verfügung gestellt. Neben die
Bereitschaft zur regelmäßigen Textlektüre tritt die Übernahme einer kleinen Referatsleistung.
Über eine Hausarbeit kann eine Modulprüfung abgelegt werden.
Erste Literaturhinweise
Chinca, Mark/Reuvekamp-Felber, Timo/Young, Christopher (Hrsg.): Mittelalterliche Novellistik
im europäischen Kontext. Kulturwissenschaftliche Perspektiven. Berlin 2006 (Beihefte zur
Zeitschrift für deutsche Philologie. Bd. 13).
Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Geschichte der europäischen
Novellistik im Mittelalter. Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen 2006.
Menke, Hubertus, „Kurtzweilige historien und andere bücher in allerley künsten / teutsch und
sässisch“. Zur Überlieferung, Gebrauchsweise und Wirkung der frühen Erzählprosa im
niederdeutschen Sprachgebiet. In: Niederdeutsches Jahrbuch 102 (1979), S. 91–161.
Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet
050684 Mo 8.30-10.00 M. B. Martin
Nachdem sein tyrannischer Vater von den eigenen Untertanen umgebracht wurde, wird Lanzelet
auf einer wunderschönen Insel im Reich einer Meerfee von 10.000 Jungfrauen im Singen, Tanzen
und höfischen Umgangsformen unterrichtet. Mit 15 beschließt er dann, außerhalb des
Feenreiches das Ritterhandwerk zu erlernen und sich auf die Suche nach seiner wahren Identität
zu machen, da die Meerfee ihm erst dann seinen Namen verraten kann, wenn er ihren ärgsten
Feind besiegt hat. Der namenlose Ritter macht sich schon bald durch zahlreiche Taten einen
Namen unter den Artusrittern, heiratet viermal und tritt schließlich nicht nur das Erbe seines
Vaters an, sondern herrscht auch über die drei Reiche seiner dritten Frau Iblis.
Der Lancelot-Stoff – von dem Ulrichs Lanzelet eine sehr eigene Variante darstellt – war im
Mittelalter sehr beliebt. Zu den bekanntesten Texten zählen Chrétiens de Troyes Le Chevalier de
Charrette (zwischen 1177-1180), der anonyme Prosaroman Lancelot propre (um 1215/40), der
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seinerseits eine deutsche Übersetzung im sog. Prosa-Lancelot (nach 1250) erhielt. Aber auch
Ulrichs Roman erfreute sich großer Beliebtheit: Z.B. nennt Rudolf von Ems (1235) Ulrich in
Dichterkatalogen in einem Atemzug mit Heinrich von Veldeke, Hartmann von Aue, Wolfram von
Eschenbach und Gottfried von Straßburg. Eine Miniatur des Codex Manesse zitiert sogar ersten
Vers des Romans (Cod. Pal. Germ. 848, 311r).
Über den Verfasser des Lanzelet wissen wir allerdings wenig: Er nennt sich im Text von
Zatzichoven Uolrich (V. 9344; 9444) und ist vermutlich identisch mit jenem Uolricus de
Cecinchovin, den eine Urkunde vom 29. März 1217 bezeugt. Seinen Gönner nennt er uns nicht.
Entstanden ist der Roman wahrscheinlich bald nach 1194, nach der Gefangennahme Richards
Löwenherz (V. 9326ff.). Der englische König konnte sich nur durch fürstliche Geiseln auslösen:
Eine von ihnen war Hugh von Morville, in dessen Besitz sich die – heute verlorene – Vorlage
befunden haben soll (V. 9338-9341).
In diesem Seminar werden wir uns unter literaturhistorischen und gattungsgeschichtlichen
Perspektiven mit dem Artus- und Lancelot-Stoff befassen. Wir werden uns die Handschriften und
Fragmente des Lanzelets ansehen und die Editionsgeschichte nachzeichnen. Wichtige
Gesichtspunkte für die Interpretation des Romans werden die Themen Identitätsfindung, Minne,
Frauenbilder und Geschlechterrollen, Erzählverfahren und die zeitgenössische Rezeption dieses
zentralen Werkes mittelhochdeutscher Artusepik bilden.
Textgrundlage: Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. Text – Übersetzung – Kommentar.
Studienausgabe. 2., revidierte Auflage. Herausgegeben von Florian Kragl, Berlin/Boston 2013.
Die Legenden Konrads von Würzburg (Silvester, Alexius, Pantaleon)
050676 15.11. & 10.01. 14.00-19.00 P. Nehr
16.11. & 11.01. 9.00-15.00
In der älteren Forschung wurden die drei Verslegenden Konrads von Würzburg – die vermutlich
in den 1270er Jahren entstanden – negativ beurteilt. Man kritisierte die deutliche Nähe Konrads
an den lateinischen Vorlagen und die mangelnde poetische Ausgestaltung der Texte. Bisweilen
findet sich eine solche Einschätzung nach wie vor in der Forschung. Das Seminar möchte sich von
einer solchen Herangehensweise lösen und die Texte in ihrem medialen Zusammenhang
untersuchen, sprich im Zusammenwirken von Produktion und Rezeption der Texte: Das Ziel
lautet, sozial- wie kulturgeschichtliche Fragestellungen der germanistischen Mediävistik in Dialog
zu bringen: Wie wird Heiligkeit in den Texten konstituiert? Welche Bedeutung nimmt die Stadt
als Ort der Literaturproduktion und -rezeption ein? Wie kann man sich dem Zusammenhang von
Auftraggeber/Gönner und Autor über die Texte nähern? Das Seminar möchte somit eine
Einführung in die Gattung der Legende bieten und zugleich grundlegende Fragestellungen und
Methoden der germanistischen Mediävistik (z. B. Historische Narratologie, Historische Semantik)
einüben.
Anschaffung verpflichtend:
Konrad von Würzburg: Pantaleon. Bereinigter diplomatischer Abdruck und Übersetzung. Hrsg.
von Thomas Neukirchen. Berlin 2008 (Texte des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit 45).
Literatur zur Einführung:
Hartmut Bleumer: 'Historische Narratologie'? Metalegendarisches Erzählen im „Silvester“
Konrads von Würzburg. In: Harald Haferland/Matthias Meyer (Hg.): Historische
Narratologie. Mediävistische Perspektiven. Berlin [u.a.] 2010 (Trends in Medieval
Philology 19), S. 231-261.
Edith Feistner: Historische Typologie der deutschen Heiligenlegende des Mittelalters von
der Mitte des 12. Jahrhunderts bis zur Reformation. Wiesbaden 1995 (Wissensliteratur im
Mittelalter 20).
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Peter Strohschneider: Textheiligung. Geltungsstrategien legendarischen Erzählens im
Mittelalter am Beispiel Konrads von Würzburg „Alexius“. In: Gert Melville/Hans Vorländer
(Hg.): Geltungsgeschichten. Über die Stabilisierung und Legitimierung institutioneller
Ordnungen. Köln/Weimar/Wien 2002, S. 109-147.
Julia Weitbrecht: Imitatio und Imitabilität. Zur Medialität von Legende und Legendenspiel.
In: PBB 134 (2012), S. 204-219.
Weltbilder in Texten des Mittelalters
050675 Mi 14.15-15.45 H. Rieger
Die Frage, wie sich die mittelalterlichen Menschen die Welt vorgestellt haben, was sie über ihre
Form bzw. die darauf befindlichen Kontinente und deren belebte Natur wussten, gehört zu den
meistgestellten Fragen der populärwissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Mittelalter. Es
besteht also ein offenkundiges Interesse an der Frage, wie man sich z.B. vor der Entdeckung
Amerikas und der Durchsetzung eines heliozentrischen Weltbilds den eigenen Lebensraum
vorgestellt hat.
Das Seminar möchte diesen Fragen nachgehen und sich u.a. mit Weltkarten des Mittelalters
beschäftigen, die nie nur die Lage und Größe der Kontinente verzeichnen, sondern die Welt mit
Bedeutungen aufladen. Die bekannte Welt wird auf diesen Karten tatsächlich nicht nur abgebildet,
sondern in der Anordnung der Kontinente und in der Bebilderung einzelner geografischer Räume
als ein zu lesender Text bereitgestellt. Was man in diesen Texten lesen kann, soll das Seminar
ergründen, bevor es sich literarischen Texten des Mittelalters zuwendet.
Die Darstellung der Welt in literarischen Werken ist nicht zwingend an das in der Realität
Vorfindliche gebunden. In literarischen Texten können geografische Räume, Länder und Städte
erdacht werden, die nichts mit der Welt zu tun haben, in der sich die Produktion und Rezeption
mittelalterlicher Literatur bewegte, oder mit den Erkenntnissen, die über die geografische
Ordnung tatsächlich in Umlauf waren. Dennoch ist es lohnend, sich literarische Weltentwürfe und
ihre Funktionalisierung anzuschauen. Wir werden uns im Seminar mit Texten beschäftigen, die
ihre Protagonisten auf eine Reise durch die Welt schicken, die einen Entwurf wagen, welche
Wunderwesen wohl an anderen Orten auf der Welt leben bzw. welche Verheißungen von fernen
Orten ausgehen. Anhand von Ausschnitten soll so ein relativ breites Spektrum an Textsorten in
den Blick genommen werden und einerseits auf Reflexe der realen Annahmen über die Welt,
andererseits auf ihre literarische Funktionalisierung hin überprüft werden.
Eine Exkursion nach Schleswig zum Gottorfer Globus ist vorgesehen.
Wolfram von Eschenbach: Willehalm
050679 Mi 8.30-10.00 R. F. Schulz
Die französischen Chansons de geste im 12. Jahrhundert thematisieren den Krieg Karls des
Großen und seiner Erben gegen die Andersgläubigen. Wie auch bei dem deutschen Vertreter der
Chanson de geste, Konrads „Rolandslied“, gibt es, bis auf wenige Ausnahmen, nur negativ
charakterisierte Heiden und positiv heroisierte Christen. Dieses einseitige Bild ändert sich in
Wolframs „Willehalm“, in dem neue Akzente gesetzt werden, die jedoch noch nicht optimistisch
mit dem Begriff der Toleranz etikettiert werden sollten. Der heidnische Großkönig Terramer will
Rache nehmen, da der Markgraf Willehalm seine Tochter Arabel, die sich taufen ließ und nun
Gyburg heißt, zur Frau nahm. Da Willehalm seine Stadt Oransche nicht mehr allein verteidigen
kann, sucht er Hilfe am Königshof. Dort trifft er den Riesen Rennewart…
Im Seminar werden wir ausgehend von der Gattung „Chanson de geste“ hinterfragen, wie Wolfram
den Stoff bearbeitet und transformiert. Der Text wird unter verschiedenen Gesichtspunkten
anhand aktueller literaturwissenschaftlicher Ansätze betrachtet, besonders intensiv werden wir
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uns mit den Themen Fremdwahrnehmung/Andersartigkeit, Geschlechterrollen und Heiligkeit
auseinandersetzen.
Empfohlene Literatur
Wolfram von Eschenbach: Willehalm. Text und Kommentar. Herausgegeben von Joachim Heinzle
(Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch; 39). Frankfurt am Main: Deutscher Klassiker Verlag,
2009.
Faust und Mephisto zwischen Mittelalter und Gegenwart
050613 Do 10.15-11.45 + Blocktermin R. F. Schulz / T. Homm
(13.12., 14.12., 11.01.)
Da das Seminar 4 SWS umfasst und wir bei unserer Beschäftigung mit dem Faust- und
Teufelspaktstoff im 10. Jahrhundert beginnen und im 20. enden, kann das Seminar gleichzeitig
sowohl als ÄDL- als auch als NDL-Seminar belegt werden. Damit das Seminar in beiden Modulen
angerechnet werden kann, müssen entsprechend zwei voneinander getrennte
Prüfungsleistungen abgelegt werden. Zu beachten bei der individuellen Planung ist außerdem,
dass das Seminar aufgrund der jeweiligen Modulstruktur im Bereich der ÄDL für das 2. und 3.
Studienjahr freigegeben ist, im Bereich der NDL aber ausschließlich für das 2. Studienjahr
angerechnet werden kann.
2 SWS werden regulär in wöchentlichen Sitzungen abgehalten, die restlichen 2 SWS in
Blockveranstaltungen (am Freitag, 13.12.2019, am Samstag, 14.12.2019, und am Samstag,
11.01.2020). Eine große Lektürebereitschaft wird vorausgesetzt.
Inhalt
Seit dem Frühmittelalter ist das Thema des Teufelspaktes in der Literatur präsent. Ausgehend von
der Theophiluslegende, die vom Pakt eines Geistlichen mit dem Teufel berichtet, der nach dem
unrechtmäßigen Verlust seines Amtes in der kirchlichen Hierarchie wiederaufzusteigen strebt,
findet der Stoff in der Literatur und (Kirchen-)Kunst in ganz Europa Verbreitung. Abgelöst wird
diese Thematik schließlich durch den Fauststoff im 16. Jahrhundert, der sich nicht zuletzt durch
die prominente Bearbeitung Goethes als äußerst rezeptionsstark in der neueren Literatur
behauptet. Dabei erfährt das ursprüngliche Paktmotiv einige Transformationen, im 19. und 20.
Jahrhundert schließlich bezeichnet der Begriff des „Faustischen“ einen unermüdlich nach Wissen
und Macht strebenden Menschen, der in seinem Streben nach dem Höchsten auch vor höllischen
Taten nicht zurückschreckt. Über dieses Ideal des sogenannten „Tatmenschen“, das Goethe in
seinem Faust angeblich entworfen habe, fand das „deutscheste aller Dramen“ so Einzug in die
Ideologie der Nationalsozialisten. Entsprechend kommt es auch im Schreiben gegen den
Nationalsozialismus immer wieder zu einer Beschäftigung mit dem Faust-Stoff, gewissermaßen
in einem Streit um das kulturelle Erbe.
Thematisch ließe sich das Seminar in drei Abschnitte gliedern:
1. Die Teufelspaktlegende in Mittelalter und früher Neuzeit
Hrotsvit von Gandersheim: Theophiluslegende (10. Jahrhundert); Reader
Das mittelniederdeutsche Theophilusspiel (15. Jahrhundert); Reader
Historia von D. Johann Fausten (16. Jahrhundert)
2. Goethe
J. W. Goethe: Faust. Der Tragödie erster Teil (1808)
J. W. Goethe. Faust. Der Tragödie zweiter Teil (1832)
3. Wider die Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten
Karl Kraus: Dritte Walpurgisnacht (1933); Ausschnitte im Reader
Klaus Mann: Mephisto (1936)
Else Lasker-Schüler (1941)
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Empfohlene Literatur
Folgende Literatur ist anzuschaffen und nach Möglichkeit bereits vor Semesterbeginn zu lesen!
Historia von D. Johann Fausten: Text des Druckes von 1587. Kritische Ausgabe. Hg. von Stephan
Füssel und Hans Joachim Kreutzer. Stuttgart: Reclam, 1999. ISBN-13: 978-3150015162
Johann Wolfgang von Goethe: Faust: Der Tragödie Erster und Zweiter Teil. Hg. von Albrecht
Schöne. (2 Bd.) Berlin: DKV 2017. ISBN 978-3-618-68052-9
Klaus Mann: Mephisto: Roman einer Karriere. Taschenbuch. Mit einem Nachwort von Michael
Töteberg. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 2019. (erscheint am 17. Dezember 2019 neu als
Taschenbuch. Ältere Ausgaben des Rowohlt-Verlages dürften noch günstig gebraucht erhältlich
sein und sind ebenso zugelassen) ISBN-13: 978-349927686 Else Lasker-Schüler: IchundIch. Hg.
von Karl Jürgen Skrodzki. Frankfurt am Main: Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, 2009. ISBN-
13: 978-3633542413
Ein Reader mit Texten zur Theophiluslegende und zur Dritten Walpurgisnacht wird zu Beginn des
Semesters zur Verfügung stehen.
Die Artusromane Hartmanns von Aue
050019 Di 8.30-10.00 L. Schwanitz
König Artus hat viele Geschichten! Zahlreiche Romane, Filme, Comics und Computerspiele der
europäischen und US-amerikanischen Fantasy- und Popkultur entwerfen noch heute
Erzählungen, in deren Zentrum diese sagenumwobene Gestalt mit ihren herrschaftlichen
Accessoires und ihre ebenso faszinierenden Begleiterinnen und Begleiter stehen. Schon im
ausgehenden 12. und beginnenden 13. Jahrhundert sind die ersten Artusromane in deutscher
Sprache dabei eingebunden in den Prozess des Wiedererzählens und Zeugnisse eines
Literaturtransfers. In Rückgriff auf die altfranzösischen Versromane von Chrétien de Troyes
erzählt Hartmann von Aue im ‚Erec(k)‘ und im ‚Iwein‘, wie die gleichnamigen Protagonisten vom
Artushof aufbrechen, um als höfische Ritter Minne und gesellschaftliche Anerkennung zu erlangen
und sich dann als Herrscher und Liebende zu bewähren. Das richtige Maß zwischen dem Streben
nach Ansehen vor der Gesellschaft und der dieses Streben begleitenden Gewaltanwendung steht
dabei ebenso zur Diskussion wie das Macht- und Geschlechterverhältnis zwischen dem Ritter und
seiner Ehefrau.
Im Zentrum des Seminars steht die Analyse des ‚Iwein‘ und ‚Erec(k)‘ unter Zuhilfenahme des
Instrumentariums der historischen Narratologie. Wir werden uns außerdem den Besonderheiten
der handschriftlichen Überlieferung dieser Werke widmen, um die Rezeptionssituation der
Versromane und den Stellenwert der Texte innerhalb des mittelalterlichen Literaturbetriebs
diskutieren zu können. Es schließt sich ein kleinerer Block zur Rezeption der deutschsprachigen
Artusliteratur in der postmodernen Pop- und Fantasykultur an. Mit einer Reflexion über die
literaturdidaktischen Perspektive der mittelalterlichen Artusliteratur werden wir das Seminar
beschließen.
Die Seminarteilnehmenden sind gebeten, zur ersten Sitzung einen Vorschlag für einen Roman,
Film, Comic o. Ä. vorzustellen, der im Rahmen des zweiten Sitzungsblocks zur postmodernen
Rezeption der Artusliteratur Diskussionsgrundlage sein könnte. Neben herzlich willkommenen
eigenen Ideen könnten folgende Rezeptionsprodukte in die Auswahl einbezogen werden: Walther
Moers: „Rumo und die Wunder im Dunkeln“, Felicitas Hoppe: „Iwein Löwenritter“, Nancy
Springer: „Ich, Morgan la Fay“; Kevin Crossley Holland: „Artus – der magische Spiegel“, „Avalon.
Spiel um dein Leben!“ (Film von Kazunori Ito, Mamoru Oshii und Atsushi Kubo), „Kaamelott“
(Serie von Alexandre Astier), „Die Ritter der Kokosnuss“ (Film von Monty Python).
Empfohlene Literatur
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Als Textgrundlage ist anzuschaffen Hartmann von Aue: Iwein. Text der siebenten Ausgabe von
G.F. Benecke, K. Lachmann und L. Wolff. Übersetzung und Nachwort von Thomas Cramer. Berlin
/ New York 42001. Textauszüge aus Hartmann von Aue: Ereck. Textgeschichtliche Ausgabe mit
Abdruck sämtlicher Fragmente und der Bruchstücke des mitteldeutschen 'Erek'. Hg. von Andreas
Hammer, Victor Millet und Timo Reuvekamp-Felber. Berlin 2017, werden zu Seminarbeginn
bereitgestellt.
Empfohlene Literatur
Jürgen Wolf: Einführung in das Werk Hartmanns von Aue. Darmstadt 2007.
Gert Hübner: Erzählform im höfischen Roman. Studien zur Fokalisierung im "Eneas", im
"Iwein" und im "Tristan". Tübingen 2003.
Hartmann von Aue: Ereck. Textgeschichtliche Ausgabe mit Abdruck sämtlicher Fragmente
und der Bruchstücke des mitteldeutschen 'Erek'. Hg. von Andreas Hammer, Victor Millet
und Timo Reuvekamp-Felber. Berlin 2017, S. IX-XXVIII.
Mathias Herweg und Sefan Keppler-Tasaki [Hrsg.]: Rezeptionskulturen. Fünfhundert
Jahre literarischer Mittelalterrezeption zwischen Kanon und Populärkultur. Berlin 2012.
Nur ein Dichter? Vergil im Mittelalter
050022 Mi 10.15-11.45 A. Sczesny
Drei Werke werden dem römischen Dichter Vergil (70-19 v. Chr.) heute zugeschrieben: Die
‚Bucolica‘/‚Eclogae‘ (Hirtengedichte), die ‚Georgica‘ (Lehrgedicht über verschiedene Gegenstände
des Landbaus) und die unvollendet gebliebene ‚Aeneis‘, welche die Flucht des Trojaners Aeneas
nach Italien und seine Rolle als Stammvater der Römer beschreibt. Im Mittelalter galt Vergil als
einer der bedeutendsten antiken Dichter und wurde als rhetorisches Vorbild und gelehrte
Autorität in Poetiken (Johannes de Garlandia), naturkundlichen Lehrwerken (Johannes de
Sacrobosco) und Enzyklopädien (Isidor von Sevilla) zitiert, seine Werke als Schullektüre genutzt.
Auf der Basis der ‚Bucolica‘ (Ecl. 4) deutete man ihn zudem seit der Spätantike zum Propheten der
Geburt Christi um und interpretierte dementsprechend die ‚Aeneis‘ als dichterisch verhüllte
Beschreibung des irdischen Lebens- und Seelenwandels aus christlicher Perspektive. Als
Lehrmeister der Liebe galt Vergil nicht zuletzt aufgrund der ‚Bucolica‘ (vgl. Ecl. 10,69: omnia vincit
amor – ‚Amor besiegt alles‘).
In die deutsche Literatur ging Vergil nicht nur als Dichter ein (Übersetzungen und Anspielungen),
auch als Gelehrter, Astrologe, Historiker und Prophet wurde er rezipiert. Daneben entwickelte er
als Figur ein facettenreiches Eigenleben: Mal reist Vergil zum Magnetberg und zerstört dort ein
Zauberwerk, das die Geburt Christi verhindert, mal erfindet er neben der Zauberei zahlreiche
Wunderwerke und Automaten, mal rächt er sich bitter für ein gescheitertes Liebesabenteuer.
Seine in Rom erbauten Wunder werden teils sogar – analog zur lateinischen Auslegung der
‚Aeneis‘ – als verhüllte Wahrheit interpretiert und u. a. auf die menschliche Seele ausgelegt.
Das Seminar widmet sich den verschiedenen Rollen Vergils in der deutschen Lyrik, in höfischen
Romanen, einer Minnerede, Chroniken, Traktaten, geistlicher Literatur sowie in Fassungen der
‚Sieben weisen Meister‘ (Sindbad-Rezeption). Da die Vergilsagen teilweise an seine Werke
anknüpfen, wird zudem deren Rezeption mit beleuchtet. Dadurch erhalten die Teilnehmer einen
breiten Einblick in die mittelalterliche Vergilrezeption und in verschiedene Gattungen des 12. bis
16. Jahrhunderts, in welchen sich die bunt schillernde und durchaus auch ambivalent gezeichnete
Vergilfigur entfaltet.
Zu Beginn des Seminars wird ein Reader mit Textexzerpten bereitgestellt, der ab der zweiten
Sitzung benötigt wird.
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Frei von Falsch! Konrads von Megenberg „Buch der Natur“
050018 Mi 16.15-17.45 A. Sczesny
Wie entsteht ein Regenbogen? Welche Funktion erfüllt die Milz? Sind Pilze gesund? Wo wohnen
die Zyklopen? Kann man Löwen mit Panthern und Schafe mit Ziegen kreuzen? Was passiert bei
einer Mondfinsternis? Welche Heilsteine lindern Augenleiden? Wie funktioniert ein Bienenstaat?
Sind Delphine Fische? Tragen Träume eine Bedeutung? Worin gleicht Gott dem Regenwurm? Was
kann man von dem Phönix und dem Einhorn lernen? Wie pflanzen sich Frösche fort? Welchen
medizinischen Nutzen bieten Alraunen? Wie weckt man Neugier und Lust am Lernen, und was ist
überhaupt lernenswert?
Um 1350 entstand mit dem „Buch der Natur“ die erste deutsche Naturkunde. Der Verfasser,
Konrad von Megenberg, studierte an der Sorbonne in Paris, wo er sich ein breites
Wissensfundament erwarb und einige Jahre als akademischer Lehrer tätig war. Anschließend
leitete er mit der Stephansschule die Vorläuferin der Wiener Universität, bis er schließlich
Domherr in Regensburg wurde. Konrad hinterließ ein bemerkenswert umfangreiches und
vielseitiges Werk; seine lateinischen und deutschen Schriften zeichnen das Bild eines
eigenwilligen, kritischen Universalgelehrten, der auch Auseinandersetzungen mit der Kirche
nicht scheute und der es verstand, unterschiedlichste Themen methodisch zu erschließen und
literarisch auszugestalten.
Mit dem „Buch der Natur“ verschaffte Konrad erstmals einem breiten Kreis von Laien, die keine
Lateinkenntnisse und keine naturkundliche Vorbildung besaßen, Zugang zum akademischen
Wissen seiner Zeit. Das Buch war ausgesprochen populär, es zählt zu den verbreitetsten und
meistgelesenen Büchern des Spätmittelalters und der beginnenden Neuzeit. Bereits 1475
gelangte es in den Druck und wurde in den folgenden Jahrzehnten immer wieder neu aufgelegt.
Konrads „Buch der Natur“ stellt alle Bereiche der Natur systematisch und umfassend dar: den
Menschen, den Himmel und die Planeten nebst meteorologischen Phänomenen, die Tiere,
Pflanzen, Edelsteine, Talismane und Metalle; der letzte Abschnitt behandelt Naturwunder
(wunderkräftige Brunnen, Menschen mit Fehlbildungen und Wundermenschen ferner Länder wie
Kannibalen, Amazonen, Riesen und Zwerge). Zur Naturbeschreibung tritt immer wieder die
moralische und allegorische Deutung.
Das Seminar widmet sich der Lektüre und Analyse ausgewählter Textabschnitte aus dem „Buch
der Natur“ und vermittelt darüber einen Einblick in zeitgenössisches enzyklopädisches Wissen
und dessen Transfer in die Volkssprache. Ein besonderer Fokus liegt auf den Ordnungs- und
Argumentationsstrukturen, aber auch die Entstehung des Werkes – etwa die Frage, ob Konrad
ausschließlich etabliertes Wissen zusammenstellte oder auch selbst die Natur erforschte – wird
beleuchtet.
Zu Beginn des Seminars wird ein Reader mit Textexzerpten bereitgestellt, der ab der zweiten
Sitzung benötigt wird.
Drittes Studienjahr
Modul 3 S-SPR/3 K-SPR
Linguistic landscapes
050070 Di 14.15-15.45 L. Andresen
Voraussetzung für eine Teilnahme ist die Bereitschaft zur Übernahme eines Referates.
Seminar
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Linguistic landscape ( =sprachliche Landschaft bzw. Sprachlandschaft) bezeichnet einen noch sehr
jungen Untersuchungsgegenstand der germanistischen Sprachwissenschaft. Mit semiotischen
und soziolinguistischen sowie pragmatischen Methoden werden hierbei in der Öffentlichkeit
sichtbare schriftsprachliche (und in gewissem Umfang auch andere) Zeichen dokumentiert und
analysiert (z.B. Sprache auf Plakaten, in Schaufenstern, auf Straßenschildern, Informationstafeln,
Aufklebern, Graffitti). Im Fokus steht meist die mehrsprachige Praxis im öffentlichen urbanen
Raum oder auch ländlichen Gebieten.
Im Seminar wird Mehrsprachigkeit auf das Nebeneinander von hochdeutschen und
niederdeutschen Varietäten im norddeutschen Raum eingegrenzt. Nach einer Klärung der
notwendigen theoretischen und methodischen Grundlagen soll das Erlernte am Beispiel des
öffentlichen Raumes „Christian-Albrechts-Universität zu Kiel“ veranschaulicht und eingeübt
werden.
Sprache und Diskriminierung
050071 Mi 10.15-11.45 P. Beuge
Gesellschaftliche Teilhabe und Sprache – Chancen und Grenzen von Leichter Sprache
050069 Do 12.15-13.45 D. Canay
Aufgrund der UN-Behindertenrechtskonvention von 2009 sind an Gesellschaft und Politik
Anforderungen gestellt, die die Frage aufkommen lassen, welche Faktoren maßgeblich für
gelungene gesellschaftliche Teilhabe sind und überdies, wie Inklusion gelingen kann. Ein ganz
entscheidender Faktor, der damit verbunden in den letzten Jahren immer weiter in den Fokus
rückt, ist die Sprache. Eine Varietät, die daran anknüpfend zur Minderung sprachlicher Barrieren
entstanden ist, ist Leichte Sprache. Mithilfe dieser Varietät soll Menschen, die aus diversen
Gründen Schwierigkeiten mit der Rezeption von standardsprachlichen Texten haben,
gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht werden. Jedoch wird der Einsatz von Leichter Sprache in der
Öffentlichkeit stark kritisiert, was insbesondere mit den strikten Regeln zusammenhängt, die
teilweise stark von den standardsprachlichen abweichen. Im Seminar wird es daher vor allem
darum gehen, die Regeln der Leichten Sprache aus linguistischer und sprachdidaktischer
Perspektive kritisch zu betrachten und die Chancen und Grenzen dieser Varietät zu bestimmen.
Empfohlene Literatur
BOCK, BETTINA M. / FIX, ULLA / LANGE, DAISY (Hg.) (2017): „Leichte Sprache“ im Spiegel
theoretischer und angewandter Forschung. Berlin: Frank & Timme.
BREDEL, URSULA / MAAß, CHRISTIANE (2016): Leichte Sprache. Theoretische
Grundlagen. Orientierung für die Praxis. Berlin: Dudenverlag.
MAAß, CHRISTIANE (2015): Leichte Sprache. Das Regelbuch. Berlin: LIT Verlag. URL:
https://www.uni-
hildesheim.de/media/fb3/uebersetzungswissenschaft/Leichte_Sprache_Seite/Publikati
onen/Regelbuch_komplett.pdf
NETZWERK LEICHTE SPRACHE (2013): Die Regeln für Leichte Sprache. URL:
https://www.leichte-sprache.org/wp-
content/uploads/2017/11/Regeln_Leichte_Sprache.pdf
Sprache im Urteil der Öffentlichkeit
050072 Fr 10.15-11.45 T. Hoffmeister
Spracheinstellungen wurden von der linguistischen Forschung lange vernachlässigt. Im
deutschsprachigen Raum gibt es erst seit circa den 1990er Jahren Bestrebungen, diese Lücke zu
schließen, wenngleich die Forschungsarbeiten zur Alltagstheorie von Sprache nicht sehr zahlreich
https://www.uni-hildesheim.de/media/fb3/uebersetzungswissenschaft/Leichte_Sprache_Seite/Publikationen/Regelbuch_komplett.pdfhttps://www.uni-hildesheim.de/media/fb3/uebersetzungswissenschaft/Leichte_Sprache_Seite/Publikationen/Regelbuch_komplett.pdfhttps://www.uni-hildesheim.de/media/fb3/uebersetzungswissenschaft/Leichte_Sprache_Seite/Publikationen/Regelbuch_komplett.pdfhttps://www.leichte-sprache.org/wp-content/uploads/2017/11/Regeln_Leichte_Sprache.pdfhttps://www.leichte-sprache.org/wp-content/uploads/2017/11/Regeln_Leichte_Sprache.pdf
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sind (vgl. z.B. Antos 1996; Feilke 1994; Lehr 2002; Paul 1999; Spitzmüller 2005; Stickel 1999;
Welte/Rosemann 1990; Wichter 1994). Im Seminar wollen wir uns mit verschiedenen Aspekten
von Alltagsmeinungen zu und Alltagskonzepten von Sprache in all ihren Facetten beschäftigen.
Mögliche Themenfelder, die wir gerne gemeinsam zu Beginn des Seminars ergänzen können, sind:
öffentliche Sprachkritik, Wahrnehmungsdialektologie, Sprachwissen in der Öffentlichkeit,
Experten-Laien-Kommunikation, Linguistik für Laien […].
In einem ersten Schritt sollen die theoretischen Grundlagen geklärt werden. Daran anschließend
werden die verschiedenen Anwendungsfelder untersucht.
Als Grundlage dient uns dazu das zum Seminarbeginn erschienene „Handbuch Sprache im Urteil
der Öffentlichkeit“, Hg. v. Gerd Antos, Thomas Niehr und Jürgen Spitzmüller (HSW 10). Die Texte
sind entweder online verfügbar oder werden als Reader zur Verfügung gestellt.
Empfohlene Literatur
Ein einführender Artikel steht mit Spitzmüller, Jürgen (2015): Sprache im Urteil der
Öffentlichkeit. In: Ekkehard Felder/Andreas Gardt (Hg.) Handbuch Sprache und Wissen (HSW 1).
Berlin/Boston, 314–331 zur Verfügung (abrufbar aus dem Netz der Uni Kiel unter
https://www.degruyter.com/downloadpdf/books/9783110295979/9783110295979.314/978
3110295979.314.pdf).
Nachdenken über Sprache. In Alltag, Schule, Wissenschaft
050068 Do 10.15-11.45 A. Horn
Das Nachdenken über Sprache zählt zu den alltäglichen Praktiken aller Sprachteilnehmer*innen.
Bereits in der Schule sollen Schüler*innen (nicht nur) im Deutschunterricht zur Sprachreflexion
angeregt werden, um ihr Sprachbewusstsein auszubilden. So sind Forendiskussionen um einen
angemessenen oder ‚richtigen‘ Sprachgebrauch nur ein Beispiel, in dem sich das Nachdenken über
Sprache widerspiegelt. Nicht zuletzt in diesen Diskussionen wird immer wieder auf in der Schule
erworbenes Wissen referiert. Dabei unterscheiden sich die Urteile öffentlicher Reflexion durchaus
von linguistischen Auffassungen. Ist bspw. der in dieser Ankündigung verwendete Genderstar
angemessen oder gibt es geeignetere Varianten? Worin diese divergierenden Auffassungen und
Urteile begründet sind, soll u.a. im Seminar geklärt. Hiermit zusammen hängt die Frage, was die
Öffentlichkeit an der Sprache interessiert, und welchen Phänomenen die Sprachwissenschaft
nachgeht.
Literatur:
Arendt, B. / Kiesendahl, J. (Hgg.) (2011): Sprachkritik in der Schule. Theoretische Grundlagen und
ihre praktische Relevanz. Göttingen.
Gornik, H. (Hgg.) (2014): Sprachreflexion und Grammatikunterricht. Baltmannsweiler.
Heringer, H. J. / Wimmer, R. (2015): Sprachkritik. Eine Einführung. Paderborn.
Ingendahl, W. (1999): Sprachreflexion statt Grammatik. Ein didaktisches Konzept für alle
Schulstufen. Tübingen.
Kilian, J. / Niehr, T. / Schiewe, J. (Hgg) (2013): Sprachkritik (=Mitteilungen des Deutschen
Germanistenverbandes, H. 4/2013).
Kilian, J. / Niehr, T. / Schiewe, J. (2016): Sprachkritik. Ansätze und Methoden der kritischen
Sprachbetrachtung. Berlin, New York.
Niehr, T. (Hgg.) (2014): Sprachwissenschaft und Sprachkritik. Perspektiven ihrer Vermittlung.
Bremen.
https://www.degruyter.com/downloadpdf/books/9783110295979/9783110295979.314/9783110295979.314.pdfhttps://www.degruyter.com/downloadpdf/books/9783110295979/9783110295979.314/9783110295979.314.pdf
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Wissen im Kopf. Concept Maps als Methode zur Ermittlung lexikalisch gebundenen Wissens
050069 Do 12.15-13.45 C. Krämer
Concept Maps sind nicht nur als Lehr- und Lerninstrument in Unterrichtssituationen sinnvoll, um
komplexe Sachverhalte strukturiert darzustellen, sondern dienen auch als Diagnosemittel in der
Forschung, um den Wissensstand und -aufbau von Lernenden festzustellen. Ausgehend von der
Annahme, dass Wissen im Gedächtnis als propositionales Netzwerk organisiert ist, können
Concept Maps als Möglichkeit dienen, sowohl inhaltliche als auch strukturelle Aspekte von Wissen
zu diagnostizieren. Im Seminar werden wir uns mit verschiedenen Arten der
Wissensrepräsentation auseinandersetzen und Wege erproben, mit denen sprachlich gebundenes
Wissen mit Concept Maps erhoben und ausgewertet werden kann.
Die Bereitschaft, bisweilen auch englischsprachige Texte zu lesen, sollte vorhanden sein.
Empfohlene Literatur
Anderson, John R. / Funke, Joachim (Hrsg.) (2013): Kognitive Psychologie. 7. Auflage
Berlin, Heidelberg.
Hahn-Laudenberg, Katrin (2016): Konzepte von Demokratie bei Schülerinnen und
Schülern. Erfassung von Veränderungen politischen Wissens mit Concept-Maps.
Wiesbaden.
Himangshu, Sumitra / Cassata-Widera, Amy (2010): Beyond individual classrooms: How
valid are concept maps for large scale assessment? In: Alberto Cañas / Joseph Novak
(Hrsg.): Concept Maps: Making Learning Meaningful. Proceedings of the 4th International
Conference on Concept Mapping. Vina del Mar, 58–65.
Kinchin, Ian M. (2001): If concept mapping is so helpful to learning biology, why aren't we
all doing it? In: International Journal of Science Education 23, 1257–1269.
Mandl, Heinz (1994): Psychologie des Wissenserwerbs. In: Bernd Weidenmann / Andreas
Krapp (Hrsg.): Pädagogische Psychologie. Ein Lehrbuch. Weinheim, 143–218.
McClure, John R. / Sonak, Brian / Suen, Hoi K. (1999): Concept map assessment of
classroom learning. Reliability, validity, and logistical practicality. In: Journal of Research
in Science Teaching 36, 475–492.
Ratcliff, Roger / McKoon, Gail (1978): Priming in item recognition: Evidence for the
propositional structure of sentences. In: Journal of Verbal Learning and Verbal Behavior
17, 403–417.
Ruiz-Primo, Maria Araceli (2004): Examining Concept Maps as an Assessment Tool. In:
Alberto Cañas / Joseph Novak / Fermin Gonzàles (Hrsg.): Concept Maps: Theory,
Methodology, Technology. Proceedings of the 1st International Conference on Concept
Mapping. Pamplona.
Ruiz-Primo, Maria Araceli / Shavelson, Richard J. (1996): Problems and issues in the use
of concept maps in science assessment. In: Journal of Research in Science Teaching 33,
569–600.
Stock, Wolfgang (2008): Wissensrepräsentation. Informationen auswerten und
bereitstellen. München.
Historische Lexikographie des Deutschen
050057 Do 8.30-10.00 B. Luxner
In diesem Seminar werden theoretische und praktische Aspekte der Lexikographie des Deutschen
diskutiert, wobei der Fokus auf der lexikographischen Erfassung und Beschreibung der
historischen Sprachstufen des Deutschen - Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch und
Frühneuhochdeutsch - liegen wird. Neben der Diskussion von Aufsätzen zum Thema werden auch
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konkret Beispielartikel aus den maßgeblichen Wörterbüchern analysiert und besprochen. Zudem
werden wir uns nicht nur auf das traditionelle Printwörterbuch beschränken, sondern auch die
Möglichkeiten und Potenziale entsprechender Online-Angebote erkunden. Neben aktiver
Teilnahme und Interesse am Gegenstand werden der erfolgreiche Abschluss der Module
„Diachrone Beschreibung der Deutschen Sprache“ sowie „Einführung in das Mittelhochdeutsche“
vorausgesetzt.
Wahrnehmungsdialektologie
050073 Di 16.15-17.45 V. Sauer
Im Seminar „Wahrnehmungsdialektologie“ steht der linguistische Laie sowie dessen
Wahrnehmung von Sprache im Raum im Fokus. Es werden Entwicklungslinien, Methoden und
Projekte vorgestellt, die zur eigenständigen Forschungsarbeit anregen sollen. Der Schwerpunkt
liegt hier auf der deutschen Sprache bzw. ihren Dialekten.
Literatur:
Anders, C. A. (2010): Wahrnehmungsdialektologie. Das Obersächsische im
Alltagsverständnis von Laien. De Gruyter.
Anders, C. A./ Hundt, M./Lasch, A. (2010): „Perceptual dialectology“. Neue Wege der
Dialektologie. De Gruyter.
Hundt, M./Palliwoda, N./Schröder, S. (2017): Der deutsche Sprachraum aus der Sicht
linguistischer Laien. Ergebnisse des Kieler DFG-Projektes. De Gruyter.
Sauer, Verena (2018): Dialektgrenzen – Grenzdialekte. Die Struktur der itzgründischen
Dialektlandschaft an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. De Gruyter.
Klassiker der Sprachwissenschaft
050067 Di 10.15-11.45 S. Schröder
Im sprachwissenschaftlichen Teil des Deutschstudiums haben Sie bereits grundlegende Konzepte,
Theorien und Ideen wichtiger Autoren kennengelernt. Dies erfolgte zumeist jedoch via
Sekundärliteratur und – aufgrund des straffen Curriculums – mit einem überblicksartigen
Charakter. In diesem Seminar wollen wir uns Ihnen bereits bekannten, möglicherweise aber auch
unbekannten Autoren über ihre Werke nähern und uns einen tieferen Einblick in ihre Theorien
verschaffen.
Es sollen möglichst viele verschiedene Disziplinen berücksichtigt werden, so können Sie sich u.a.
auf ein „Wiederlesen“ mit de Saussure, Grice und Humboldt freuen. Ihre persönlichen Wünsche
können gern berücksichtigt werden, denn einen exakten Themenplan werden wir in der ersten
Sitzung gemeinsam ausarbeiten.
Voraussetzung zur Teilnahme ist die Bereitschaft zur Übernahme eines Kurzreferats (ca. 20
Minuten).
Literatur
Die zu lesende Lektüre wird zu Beginn des Seminars bekanntgegeben. Um sich vorab einen
Überblick über die möglichen Themen und Autoren zu verschaffen, seien folgende Werke
empfohlen:
Gardt, Andreas (1999): Geschichte der Sprachwissenschaft in Deutschland. Berlin, New York: De
Gruyter.
Hoffmann, Ludger (Hrsg.) (2019): Sprachwissenschaft. Ein Reader. Berlin, New York: De Gruyter.
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Modul 3 S-ÄDL/3 K-ÄDL
Lyrische Formen im 12. und 13. Jahrhundert
050677 Do 16.15-17.45 T. Felber
Die deutschsprachige Lyrik ist eine Erfindung des Hochmittelalters. Sie nimmt ihren Ausgang von
der Rezeption romanischer Lyrik. Die Liebe und die eigene Haltung gegenüber dem geliebten
Anderen werden im 12. Jahrhundert zum ersten Mal ein darstellenswertes Thema der
deutschsprachigen Literatur, das in der gesungenen Lyrik (Minnesang) alle anderen Themen
überschattet. Das Seminar führt in die unterschiedlichen Formen der lyrischen Liebesdichtung
dar, gibt einen Überblick über die bedeutendsten Autoren dieser Epoche sowie die
literaturgeschichtliche Entwicklung und diskutiert die unterschiedlichen Überlegungen der
Forschung zur kulturellen Funktion des Minnesangs.
Ein Reader wird in der ersten Seminarsitzung zur Verfügung gestellt.
Als einführende Lektüre ist empfehlenswert: Günther Schweikle: Minnesang, Stuttgart 1995.
Die „Klage“ Hartmanns von Aue
050569 Di 14.15-17.45 (22.10.-17.12.) I. Hess
Was uns von Hartmann von Aue überliefert ist, sind zwei Artusromane (‘Erec’ und ‘Iwein'), zwei
heldenepische Texte (‘Gregorius’ und ‘Armer Heinrich’) und einige Lieder. Mit diesen Dichtungen
gehört Hartmann zu den Klassikern der hochmittelalterlichen Literatur. Weitgehend unbekannt
und unbeachtet ist indes ein weiterer Text Hartmanns, die ‘Klage’. In ihr treten ‘herze’ und ‘lîp’
eines jungen Mannes in den Dialog über den Minnedienst. Dabei bewegt sich der knapp 2000
Verse umfassende Text in Inhalt und Form zwischen den Gattungen und erscheint als literarisches
Experiment. Um Hartmanns Dichtung und die Dichtung seiner Zeit besser zu verstehen, lohnt sich
ein näherer Blick auf die ‘Klage’.
Neben der Lektüre wollen wir uns gemeinsam Schwerpunkte erarbeiten wie Gestaltung und
Überlieferung, Bedeutung von ‘herze’, ‘lîp’ und ’sêle’, Minneprogrammatik.
Empfohlene Literatur
Bitte schaffen Sie vor dem Seminar die folgende Textausgabe an:
Hartmann von Aue, Die Klage, hg. v. Kurt Gärtner, Berlin / München / Boston 2015 (Aktdeutsche
Textbibliothek 123).
Mittelniederdeutsche Novellendichtung
050678 Di 14.15-15.45 R. Langhanke
Der Sammelbegriff mittelniederdeutsche Novellendichtung beschreibt eine heterogene Gruppe
kürzerer erzählender Texte, die in der Regel als Beispiele des Transfers von Stoffen in den
norddeutschen Raum gelten dürfen. Es lassen sich verschiedene Überlieferungsstränge
unterscheiden. In einem engeren Sinne lassen sich zum einen handschriftlich oder vereinzelt auch
in Frühdrucken überlieferte Verserzählungen aufführen. Vornehmlich sind diese Texte über
Sammelhandschriften wie Het Hartebok , die Wolfenbütteler Handschrift und die Stockholmer
Handschrift überliefert, die jeweils als Edition vorliegen. Zum anderen lässt sich eine in älterer
Forschung als sogenannte Volksbücher, später als frühe Erzählprosa (Menke 1979)
charakterisierte Gruppe niederdeutscher Drucke isolieren, die zahlreiche teilweise europaweit
verbreitete Erzählstoffe in mittelniederdeutscher Übertragung bietet. Nur ein kleiner Teil dieser
Texte wurde bisher ediert; sie haben in der Regel eher wenig Beachtung gefunden und wurden
ungerechtfertigt als weniger bedeutender Überlieferungsstrang gesehen. Die thematische Vielfalt
der überlieferten Text ist breit und bedarf der Detailbeobachtung.
Seminar
-
Das Seminar erarbeitet ausgewählte Stoffe und diskutiert die sprachliche und inhaltliche
Verfasstheit unterschiedlicher mittelniederdeutscher Erzählungen. Über das Stichwort
‚Novellendichtung‘ soll zudem ein literarhistorischer Gattungsdiskurs nachverfolgt und auf den
zeitgenössischen niederdeutschen Textbestand, der für diesen Diskurs oft nicht näher
herangezogen wurde, bezogen werden.
Die ausgewählten Primärtexte werden in einem Reader zur Verfügung gestellt. Neben die
Bereitschaft zur regelmäßigen Textlektüre tritt die Übernahme einer kleinen Referatsleistung.
Über eine Hausarbeit kann eine Modulprüfung abgelegt werden.
Erste Literaturhinweise
Chinca, Mark/Reuvekamp-Felber, Timo/Young, Christopher (Hrsg.): Mittelalterliche Novellistik
im europäischen Kontext. Kulturwissenschaftliche Perspektiven. Berlin 2006 (Beihefte zur
Zeitschrift für deutsche Philologie. Bd. 13).
Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Geschichte der europäischen
Novellistik im Mittelalter. Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen 2006.
Menke, Hubertus, „Kurtzweilige historien und andere bücher in allerley künsten / teutsch und
sässisch“. Zur Überlieferung, Gebrauchsweise und Wirkung der frühen Erzählprosa im
niederdeutschen Sprachgebiet. In: Niederdeutsches Jahrbuch 102 (1979), S. 91–161.
Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet
050684 Mo 8.30-10.00 M. B. Martin
Nachdem sein tyrannischer Vater von den eigenen Untertanen umgebracht wurde, wird Lanzelet
auf einer wunderschönen Insel im Reich einer Meerfee von 10.000 Jungfrauen im Singen, Tanzen
und höfischen Umgangsformen unterrichtet. Mit 15 beschließt er dann, außerhalb des
Feenreiches das Ritterhandwerk zu erlernen und sich auf die Suche nach seiner wahren Identität
zu machen, da die Meerfee ihm erst dann seinen Namen verraten kann, wenn er ihren ärgsten
Feind besiegt hat. Der namenlose Ritter macht sich schon bald durch zahlreiche Taten einen
Namen unter den Artusrittern, heiratet viermal und tritt schließlich nicht nur das Erbe seines
Vaters an, sondern herrscht auch über die drei Reiche seiner dritten Frau Iblis.
Der Lancelot-Stoff – von dem Ulrichs Lanzelet eine sehr eigene Variante darstellt – war im
Mittelalter sehr beliebt. Zu den bekanntesten Texten zählen Chrétiens de Troyes Le Chevalier de
Charrette (zwischen 1177-1180), der anonyme Prosaroman Lancelot propre (um 1215/40), der
seinerseits eine deutsche Übersetzung im sog. Prosa-Lancelot (nach 1250) erhielt. Aber auch
Ulrichs Roman erfreute sich großer Beliebtheit: Z.B. nennt Rudolf von Ems (1235) Ulrich in
Dichterkatalogen in einem Atemzug mit Heinrich von Veldeke, Hartmann von Aue, Wolfram von
Eschenbach und Gottfried von Straßburg. Eine Miniatur des Codex Manesse zitiert sogar ersten
Vers des Romans (Cod. Pal. Germ. 848, 311r).
Über den Verfasser des Lanzelet wissen wir allerdings wenig: Er nennt sich im Text von
Zatzichoven Uolrich (V. 9344; 9444) und ist vermutlich identisch mit jenem Uolricus de
Cecinchovin, den eine Urkunde vom 29. März 1217 bezeugt. Seinen Gönner nennt er uns nicht.
Entstanden ist der Roman wahrscheinlich bald nach 1194, nach der Gefangennahme Richards
Löwenherz (V. 9326ff.). Der englische König konnte sich nur durch fürstliche Geiseln auslösen:
Eine von ihnen war Hugh von Morville, in dessen Besitz sich die – heute verlorene – Vorlage
befunden haben soll (V. 9338-9341).
In diesem Seminar werden wir uns unter literaturhistorischen und gattungsgeschichtlichen
Perspektiven mit dem Artus- und Lancelot-Stoff befassen. Wir werden uns die Handschriften und
Fragmente des Lanzelets ansehen und die Editionsgeschichte nachzeichnen. Wichtige
Gesichtspunkte für die Interpretation des Romans werden die Themen Identitätsfindung, Minne,
-
Frauenbilder und Geschlechterrollen, Erzählverfahren und die zeitgenössische Rezeption dieses
zentralen Werkes mittelhochdeutscher Artusepik bilden.
Textgrundlage: Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. Text – Übersetzung – Kommentar.
Studienausgabe. 2., revidierte Auflage. Herausgegeben von Florian Kragl, Berlin/Boston 2013.
Die Legenden Konrads von Würzburg (Silvester, Alexius, Pantaleon)
050676 15.11. & 10.01. 14.00-19.00 P. Nehr
16.11. & 11.01. 9.00-15.00
In der älteren Forschung wurden die drei Verslegenden Konrads von Würzburg – die vermutlich
in den 1270er Jahren entstanden – negativ beurteilt. Man kritisierte die deutliche Nähe Konrads
an den lateinischen Vorlagen und die mangelnde poetische Ausgestaltung der Texte. Bisweilen
findet sich eine solche Einschätzung nach wie vor in der Forschung. Das Seminar möchte sich von
einer solchen Herangehensweise lösen und die Texte in ihrem medialen Zusammenhang
untersuchen, sprich im Zusammenwirken von Produktion und Rezeption der Texte: Das Ziel
lautet, sozial- wie kulturgeschichtliche Fragestellungen der germanistischen Mediävistik in Dialog
zu bringen: Wie wird Heiligkeit in den Texten konstituiert? Welche Bedeutung nimmt die Stadt
als Ort der Literaturproduktion und -rezeption ein? Wie kann man sich dem Zusammenhang von
Auftraggeber/Gönner und Autor über die Texte nähern? Das Seminar möchte somit eine
Einführung in die Gattung der Legende bieten und zugleich grundlegende Fragestellungen und
Methoden der germanistischen Mediävistik (z. B. Historische Narratologie, Historische Semantik)
einüben.
Anschaffung verpflichtend:
Konrad von Würzburg: Pantaleon. Bereinigter diplomatischer Abdruck und Übersetzung. Hrsg.
von Thomas Neukirchen. Berlin 2008 (Texte des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit 45).
Literatur zur Einführung:
Hartmut Bleumer: 'Historische Narratologie'? Metalegendarisches Erzählen im „Silvester“
Konrads von Würzburg. In: Harald Haferland/Matthias Meyer (Hg.): Historische
Narratologie. Mediävistische Perspektiven. Berlin [u.a.] 2010 (Trends in Medieval
Philology 19), S. 231-261.
Edith Feistner: Historische Typologie der deutschen Heiligenlegende des Mittelalters von
der Mitte des 12. Jahrhunderts bis zur Reformation. Wiesbaden 1995 (Wissensliteratur im
Mittelalter 20).
Peter Strohschneider: Textheiligung. Geltungsstrategien legendarischen Erzählens im
Mittelalter am Beispiel Konrads von Würzburg „Alexius“. In: Gert Melville/Hans Vorländer
(Hg.): Geltungsgeschichten. Über die Stabilisierung und Legitimierung institutioneller
Ordnungen. Köln/Weimar/Wien 2002, S. 109-147.
Julia Weitbrecht: Imitatio und Imitabilität. Zur Medialität von Legende und Legendenspiel.
In: PBB 134 (2012), S. 204-219.
Weltbilder in Texten des Mittelalters
050675 Mi 14.15-15.45 H. Rieger
Die Frage, wie sich die mittelalterlichen Menschen die Welt vorgestellt haben, was sie über ihre
Form bzw. die darauf befindlichen Kontinente und deren belebte Natur wussten, gehört zu den
meistgestellten Fragen der populärwissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Mittelalter. Es
besteht also ein offenkundiges Interesse an der Frage, wie man sich z.B. vor der Entdeckung
Amerikas und der Durchsetzung eines heliozentrischen Weltbilds den eigenen Lebensraum
vorgestellt hat.
-
Das Seminar möchte diesen Fragen nachgehen und sich u.a. mit Weltkarten des Mittelalters
beschäftigen, die nie nur die Lage und Größe der Kontinente verzeichnen, sondern die Welt mit
Bedeutungen aufladen. Die bekannte Welt wird auf diesen Karten tatsächlich nicht nur abgebildet,
sondern in der Anordnung der Kontinente und in der Bebilderung einzelner geografischer Räume
als ein zu lesender Text bereitgestellt. Was man in diesen Texten lesen kann, soll das Seminar
ergründen, bevor es sich literarischen Texten des Mittelalters zuwendet.
Die Darstellung der Welt in literarischen Werken ist nicht zwingend an das in der Realität
Vorfindliche gebunden. In literarischen Texten können geografische Räume, Länder und Städte
erdacht werden, die nichts mit der Welt zu tun haben, in der sich die Produktion und Rezeption
mittelalterlicher Literatur bewegte, oder mit den Erkenntnissen, die über die geografische
Ordnung tatsächlich in Umlauf waren. Dennoch ist es lohnend, sich literarische Weltentwürfe und
ihre Funktionalisierung anzuschauen. Wir werden uns im Seminar mit Texten beschäftigen, die
ihre Protagonisten auf eine Reise durch die Welt schicken, die einen Entwurf wagen, welche
Wunderwesen wohl an anderen Orten auf der Welt leben bzw. welche Verheißungen von fernen
Orten ausgehen. Anhand von Ausschnitten soll so ein relativ breites Spektrum an Textsorten in
den Blick genommen werden und einerseits auf Reflexe der realen Annahmen über die Welt,
andererseits auf ihre literarische Funktionalisierung hin überprüft werden.
Eine Exkursion nach Schleswig zum Gottorfer Globus ist vorgesehen.
Wolfram von Eschenbach: Willehalm
050679 Mi 8.30-10.00 R. F. Schulz
Die französischen Chansons de geste im 12. Jahrhundert thematisieren den Krieg Karls des
Großen und seiner Erben gegen die Andersgläubigen. Wie auch bei dem deutschen Vertreter der
Chanson de geste, Konrads „Rolandslied“, gibt es, bis auf wenige Ausnahmen, nur negativ
charakterisierte Heiden und positiv heroisierte Christen. Dieses einseitige Bild ändert sich in
Wolframs „Willehalm“, in dem neue Akzente gesetzt werden, die jedoch noch nicht optimistisch
mit dem Begriff der Toleranz etikettiert werden sollten. Der heidnische Großkönig Terramer will
Rache nehmen, da der Markgraf Willehalm seine Tochter Arabel, die sich taufen ließ und nun
Gyburg heißt, zur Frau nahm. Da Willehalm seine Stadt Oransche nicht mehr allein verteidigen
kann, sucht er Hilfe am Königshof. Dort trifft er den Riesen Rennewart…
Im Seminar werden wir ausgehend von der Gattung „Chanson de geste“ hinterfragen, wie Wolfram
den Stoff bearbeitet und transformiert. Der Text wird unter verschiedenen Gesichtspunkten
anhand aktueller literaturwissenschaftlicher Ansätze betrachtet, besonders intensiv werden wir
uns mit den Themen Fremdwahrnehmung/Andersartigkeit, Geschlechterrollen und Heiligkeit
auseinandersetzen.
Empfohlene Literatur
Wolfram von Eschenbach: Willehalm. Text und Kommentar. Herausgegeben von Joachim Heinzle
(Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch; 39). Frankfurt am Main: Deutscher Klassiker Verlag,
2009.
Faust und Mephisto zwischen Mittelalter und Gegenwart
050613 Do 10.15-11.45 + Blocktermin R. F. Schulz / T. Homm
(13.12., 14.12., 11.01.)
Da das Seminar 4 SWS umfasst und wir bei unserer Beschäftigung mit dem Faust- und
Teufelspaktstoff im 10. Jahrhundert beginnen und im 20. enden, kann das Seminar gleichzeitig
sowohl als ÄDL- als auch als NDL-Seminar belegt werden. Damit das Seminar in beiden Modulen
angerechnet werden kann, müssen entsprechend zwei voneinander getrennte
Prüfungsleistungen abgelegt werden. Zu beachten bei der individuellen Planung ist außerdem,
-
dass das Seminar aufgrund der jeweiligen Modulstruktur im Bereich der ÄDL für das 2. und 3.
Studienjahr freigegeben ist, im Bereich der NDL aber ausschließlich für das 2. Studienjahr
angerechnet werden kann.
2 SWS werden regulär in wöchentlichen Sitzungen abgehalten, die restlichen 2 SWS in
Blockveranstaltungen (am Freitag, 13.12.2019, am Samstag, 14.12.2019, und am Samstag,
11.01.2020). Eine große Lektürebereitschaft wird vorausgesetzt.
Inhalt
Seit dem Frühmittelalter ist das Thema des Teufelspaktes in der Literatur präsent. Ausgehend von
der Theophiluslegende, die vom Pakt eines Geistlichen mit dem Teufel berichtet, der nach dem
unrechtmäßigen Verlust seines Amtes in der kirchlichen Hierarchie wiederaufzusteigen strebt,
findet der Stoff in der Literatur und (Kirchen-)Kunst in ganz Europa Verbreitung. Abgelöst wird
diese Thematik schließlich durch den Fauststoff im 16. Jahrhundert, der sich nicht zuletzt durch
die prominente Bearbeitung Goethes als äußerst rezeptionsstark in der neueren Literatur
behauptet. Dabei erfährt das ursprüngliche Paktmotiv einige Transformationen, im 19. und 20.
Jahrhundert schließlich bezeichnet der Begriff des „Faustischen“ einen unermüdlich nach Wissen
und Macht strebenden Menschen, der in seinem Streben nach dem Höchsten auch vor höllischen
Taten nicht zurückschreckt. Über dieses Ideal des sogenannten „Tatmenschen“, das Goethe in
seinem Faust angeblich entworfen habe, fand das „deutscheste aller Dramen“ so Einzug in die
Ideologie der Nationalsozialisten. Entsprechend kommt es auch im Schreiben gegen den
Nationalsozialismus immer wieder zu einer Beschäftigung mit dem Faust-Stoff, gewissermaßen
in einem Streit um das kulturelle Erbe.
Thematisch ließe sich das Seminar in drei Abschnitte gliedern:
1. Die Teufelspaktlegende in Mittelalter und früher Neuzeit
Hrotsvit von Gandersheim: Theophiluslegende (10. Jahrhundert); Reader
Das mittelniederdeutsche Theophilusspiel (15. Jahrhundert); Reader
Historia von D. Johann Fausten (16. Jahrhundert)
2. Goethe
J. W. Goethe: Faust. Der Tragödie erster Teil (1808)
J. W. Goethe. Faust. Der Tragödie zweiter Teil (1832)
3. Wider die Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten
Karl Kraus: Dritte Walpurgisnacht (1933); Ausschnitte im Reader
Klaus Mann: Mephisto (1936)
Else Lasker-Schüler (1941)
Empfohlene Literatur
Folgende Literatur ist anzuschaffen und nach Möglichkeit bereits vor Semesterbeginn zu lesen!
Historia von D. Johann Fausten: Text des Druckes von 1587. Kritische Ausgabe. Hg. von Stephan
Füssel und Hans Joachim Kreutzer. Stuttgart: Reclam, 1999. ISBN-13: 978-3150015162
Johann Wolfgang von Goethe: Faust: Der Tragödie Erster und Zweiter Teil. Hg. von Albrecht
Schöne. (2 Bd.) Berlin: DKV 2017. ISBN 978-3-618-68052-9
Klaus Mann: Mephisto: Roman einer Karriere. Taschenbuch. Mit einem Nachwort von Michael
Töteberg. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 2019. (erscheint am 17. Dezember 2019 neu als
Taschenbuch. Ältere Ausgaben des Rowohlt-Verlages dürften noch günstig gebraucht erhältlich
sein und sind ebenso zugelassen) ISBN-13: 978-349927686 Else Lasker-Schüler: IchundIch. Hg.
von Karl Jürgen Skrodzki. Frankfurt am Main: Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, 2009. ISBN-
13: 978-3633542413
Ein Reader mit Texten zur Theophiluslegende und zur Dritten Walpurgisnacht wird zu Beginn des
Semesters zur Verfügung stehen.
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Die Artusromane Hartmanns von Aue
050019 Di 8.30-10.00 L. Schwanitz
König Artus hat viele Geschichten! Zahlreiche Romane, Filme, Comics und Computerspiele der
europäischen und US-amerikanischen Fantasy- und Popkultur entwerfen noch heute
Erzählungen, in deren Zentrum diese sagenumwobene Gestalt mit ihren herrschaftlichen
Accessoires und ihre ebenso faszinierenden Begleiterinnen und Begleiter stehen. Schon im
ausgehenden 12. und beginnenden 13. Jahrhundert sind die ersten Artusromane in deutscher
Sprache dabei eingebunden in den Prozess des Wiedererzählens und Zeugnisse eines
Literaturtransfers. In Rückgriff auf die altfranzösischen Versromane von Chrétien de Troyes
erzählt Hartmann von Aue im ‚Erec(k)‘ und im ‚Iwein‘, wie die gleichnamigen Protagonisten vom
Artushof aufbrechen, um als höfische Ritter Minne und gesellschaftliche Anerkennung zu erlangen
und sich dann als Herrscher und Liebende zu bewähren. Das richtige Maß zwischen dem Streben
nach Ansehen vor der Gesellschaft und der dieses Streben begleitenden Gewaltanwendung steht
dabei ebenso zur Diskussion wie das Macht- und Geschlechterverhältnis zwischen dem Ritter und
seiner Ehefrau.
Im Zentrum des Seminars steht die Analyse des ‚Iwein‘ und ‚Erec(k)‘ unter Zuhilfenahme des
Instrumentariums der historischen Narratologie. Wir werden uns außerdem den Besonderheiten
der handschriftlichen Überlieferung dieser Werke widmen, um die Rezeptionssituation der
Versromane und den Stellenwert der Texte innerhalb des mittelalterlichen Literaturbetriebs
diskutieren zu können. Es schließt sich ein kleinerer Block zur Rezeption der deutschsprachigen
Artusliteratur in der postmodernen Pop- und Fantasykultur an. Mit einer Reflexion über die
literaturdidaktischen Perspektive der mittelalterlichen Artusliteratur werden wir das Seminar
beschließen.
Die Seminarteilnehmenden sind gebeten, zur ersten Sitzung einen Vorschlag für einen Roman,
Film, Comic o. Ä. vorzustellen, der im Rahmen des zweiten Sitzungsblocks zur postmodernen
Rezeption der Artusliteratur Diskussionsgrundlage sein könnte. Neben herzlich willkommenen
eigenen Ideen könnten folgende Rezeptionsprodukte in die Auswahl einbezogen werden: Walther
Moers: „Rumo und die Wunder im Dunkeln“, Felicitas Hoppe: „Iwein Löwenritter“, Nancy
Springer: „Ich, Morgan la Fay“; Kevin Crossley Holland: „Artus – der magische Spiegel“, „Avalon.
Spiel um dein Leben!“ (Film von Kazunori Ito, Mamoru Oshii und Atsushi Kubo), „Kaamelott“
(Serie von Alexandre Astier), „Die Ritter der Kokosnuss“ (Film von Monty Python).
Empfohlene Literatur
Als Textgrundlage ist anzuschaffen Hartmann von Aue: Iwein. Text der siebenten Ausgabe von
G.F. Benecke, K. Lachmann und L. Wolff. Übersetzung und Nachwort von Thomas Cramer. Berlin
/ New York 42001. Textauszüge aus Hartmann von Aue: Ereck. Textgeschichtliche Ausgabe mit
Abdruck sämtlicher Fragmente und der Bruchstücke des mitteldeutschen 'Erek'. Hg. von Andreas
Hammer, Victor Millet und Timo Reuvekamp-Felber. Berlin 2017, werden zu Seminarbeginn
bereitgestellt.
Empfohlene Literatur
Jürgen Wolf: Einführung in das Werk Hartmanns von Aue. Darmstadt 2007.
Gert Hübner: Erzählform im höfischen Roman. Studien zur Fokalisierung im "Eneas", im
"Iwein" und im "Tristan". Tübingen 2003.
Hartmann von Aue: Ereck. Textgeschichtliche Ausgabe mit Abdruck sämtlicher Fragmente
und der Bruchstücke des mitteldeutschen 'Erek'. Hg. von Andreas Hammer, Victor Millet
und Timo Reuvekamp-Felber. Berlin 2017, S. IX-XXVIII.
Mathias Herweg und Sefan Keppler-Tasaki [Hrsg.]: Rezeptionskulturen. Fünfhundert
Jahre literarischer Mittelalterrezeption zwischen Kanon und Populärkultur. Berlin 2012.
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Nur ein Dichter? Vergil im Mittelalter
050022 Mi 10.15-11.45 A. Sczesny
Drei Werke werden dem römischen Dichter Vergil (70-19 v. Chr.) heute zugeschrieben: Die
‚Bucolica‘/‚Eclogae‘ (Hirtengedichte), die ‚Georgica‘ (Lehrgedicht über verschiedene Gegenstände
des Landbaus) und die unvollendet gebliebene ‚Aeneis‘, welche die Flucht des Trojaners Aeneas
nach Italien und seine Rolle als Stammvater der Römer beschreibt. Im Mittelalter galt Vergil als
einer der bedeutendsten antiken Dichter und wurde als rhetorisches Vorbild und gelehrte
Autorität in Poetiken (Johannes de Garlandia), naturkundlichen Lehrwerken (Johannes de
Sacrobosco) und Enzyklopädien (Isidor von Sevilla) zitiert, seine Werke als Schullektüre genutzt.
Auf der Basis der ‚Bucolica‘ (Ecl. 4) deutete man ihn zudem seit der Spätantike zum Propheten der
Geburt Christi um und interpretierte dementsprechend die ‚Aeneis‘ als dichterisch verhüllte
Beschreibung des irdischen Lebens- und Seelenwandels aus christlicher Perspektive. Als
Lehrmeister der Liebe galt Vergil nicht zuletzt aufgrund der ‚Bucolica‘ (vgl. Ecl. 10,69: omnia vincit
amor – ‚Amor besiegt alles‘).
In die deutsche Literatur ging Vergil nicht nur als Dichter ein (Übersetzungen und Anspielungen),
auch als Gelehrter, Astrologe, Historiker und Prophet wurde er rezipiert. Daneben entwickelte er
als Figur ein facettenreiches Eigenleben: Mal reist Vergil zum Magnetberg und zerstört dort ein
Zauberwerk, das die Geburt Christi verhindert, mal erfindet er neben der Zauberei zahlreiche
Wunderwerke und Automaten, mal rächt er sich bitter für ein gescheitertes Liebesabenteuer.
Seine in Rom erbauten Wunder werden teils sogar – analog zur lateinischen Auslegung der
‚Aeneis‘ – als verhüllte Wahrheit interpretiert und u. a. auf die menschliche Seele ausgelegt.
Das Seminar widmet sich den verschiedenen Rollen Vergils in der deutschen Lyrik, in höfischen
Romanen, einer Minnerede, Chroniken, Traktaten, geistlicher Literatur sowie in Fassungen der
‚Sieben weisen Meister‘ (Sindbad-Rezeption). Da die Vergilsagen teilweise an seine Werke
anknüpfen, wird zudem deren Rezeption mit beleuchtet. Dadurch erhalten die Teilnehmer einen
breiten Einblick in die mittelalterliche Vergilrezeption und in verschiedene Gattungen des 12. bis
16. Jahrhunderts, in welchen sich die bunt schillernde und durchaus auch ambivalent gezeichnete
Vergilfigur entfaltet.
Zu Beginn des Seminars wird ein Reader mit Textexzerpten bereitgestellt, der ab der zweiten
Sitzung benötigt wird.
Frei von Falsch! Konrads von Megenberg „Buch der Natur“
050018 Mi 16.15-17.45 A. Sczesny
Wie entsteht ein Regenbogen? Welche Funktion erfüllt die Milz? Sind Pilze gesund? Wo wohnen
die Zyklopen? Kann man Löwen mit Panthern und Schafe mit Ziegen kreuzen? Was passiert bei
einer Mondfinsternis? Welche Heilsteine lindern Augenleiden? Wie funktioniert ein Bienenstaat?
Sind Delphine Fische? Tragen Träume eine Bedeutung? Worin gleicht Gott dem Regenwurm? Was
kann man von dem Phönix und dem Einhorn lernen? Wie pflanzen sich Frösche fort? Welchen
medizinischen Nutzen bieten Alraunen? Wie weckt man Neugier und Lust am Lernen, und was ist
überhaupt lernenswert?
Um 1350 entstand mit dem „Buch der Natur“ die erste deutsche Naturkunde. Der Verfasser,
Konrad von Megenberg, studierte an der Sorbonne in Paris, wo er sich ein breites
Wissensfundament erwarb und einige Jahre als akademischer Lehrer tätig war. Anschließend
leitete er mit der Stephansschule die Vorläuferin der Wiener Universität, bis er schließlich
Domherr in Regensburg wurde. Konrad hinterließ ein bemerkenswert umfangreiches und
vielseitiges Werk; seine lateinischen und deutschen Schriften zeichnen das Bild eines
eigenwilligen, kritischen Universalgelehrten, der auch Auseinandersetzungen mit der Kirche
-
nicht scheute und der es verstand, unterschiedlichste Themen methodisch zu erschließen und
literarisch auszugestalten.
Mit dem „Buch der Natur“ verschaffte Konrad erstmals einem breiten Kreis von Laien, die keine
Lateinkenntnisse und keine naturkundliche Vorbildung besaßen, Zugang zum akademischen
Wissen seiner Zeit. Das Buch war ausgesprochen populär, es zählt zu den verbreitetsten und
meistgelesenen Büchern des Spätmittelalters und der beginnenden Neuzeit. Bereits 1475
gelangte es in den Druck und wurde in den folgenden Jahrzehnten immer wieder neu aufgelegt.
Konrads „Buch der Natur“ stellt alle Bereiche der Natur systematisch und umfassend dar: den
Menschen, den Himmel und die Planeten nebst meteorologischen Phänomenen, die Tiere,
Pflanzen, Edelsteine, Talismane und Metalle; der letzte Abschnitt behandelt Naturwunder
(wunderkräftige Brunnen, Menschen mit Fehlbildungen und Wundermenschen ferner Länder wie
Kannibalen, Amazonen, Riesen und Zwerge). Zur Naturbeschreibung tritt immer wieder die
moralische und allegorische Deutung.
Das Seminar widmet sich der Lektüre und Analyse ausgewählter Textabschnitte aus dem „Buch
der Natur“ und vermittelt darüber einen Einblick in zeitgenössisches enzyklopädisches Wissen
und dessen Transfer in die Volkssprache. Ein besonderer Fokus liegt auf den Ordnungs- und
Argumentationsstrukturen, aber auch die Entstehung des Werkes – etwa die Frage, ob Konrad
ausschließlich etabliertes Wissen zusammenstellte oder auch selbst die Natur erforschte – wird
beleuchtet.
Zu Beginn des Seminars wird ein Reader mit Textexzerpten bereitgestellt, der ab der zweiten
Sitzung benötigt wird.
Zwischen kultureller Praxis und Metapher: Jagd in der höfischen Literatur
050024 Do 8.30-10.00 J. Weitbrecht
Die Jagd spielt in der Adelskultur des Mittelalters eine wichtige Rolle, sie dient hier weniger dem
Nahrungserwerb als der körperlichen Disziplinierung und militärischen Erziehung, der
Bewährung vor Gleichgestellten wie auch dem adligen Zeitvertreib. In diesem Kontext höfischer
Repräsentation wird die Jagd auch zum wic