Download - Gezeiten und Geschichte Nova Scotia
Vor Neuschottland gibtes die höchstenGezeitenwechsel derErde. Hauptexportgütersind Hummer,Blaubeeren undWeihnachtsbäume.
Von Ronny Müller
Die Geschützlukensind nur aufgemalt.Das Schiff Hector
war in friedlicher Mission un-terwegs. Der originalgetreueNachbau des Seglers vermit-telt einen ungeschönten Ein-druck, wie trist das Leben im18. Jahrhundert auf diesemSchiff gewesen sein muss. Indem muffigen Passagierraumstehen dicht an dicht einfa-che Betten aus ergrautemHolz. Elf Wochen brauchte Ka-pitän John Speirs im Jahr1773, um die Hector vonSchottland nach Nova Scotia(Neuschottland) zu dirigie-ren. 207 Passagiere und Besat-zung waren an Bord. Und diePocken. Nur 189 Menschenkamen in Pictou an der Nord-küste Nova Scotias lebend an.
Damit nehmen sie einenwichtigen Platz in der Ge-schichte der kanadischen Ost-küsten-Provinz ein. Die Hec-tor-Passagiere waren die ers-ten schottischen Siedler aufder Halbinsel. Um ihnen einDenkmal zu setzen und Tou-risten anzulocken, ist dieHector wiedererrichtet wor-den. Seit 2000 kommen jähr-lich etwa 10 000 Besuchernach Pictou, um das 26 Meterlange Schiff zu besichtigen –eins von vielen historischenSehenswürdigkeiten hier.
Die meisten Touristen be-ginnen ihren Urlaub in derHauptstadt Halifax. Auf ei-nem Hügel liegt die Zitadelle,die einst als Militär-Stütz-punkt genutzt wurde. Vondort gibt es einen tollen Blickauf die Universitätsstadt mitetwa 370 000 Einwohnernund den Hafen, der zu dengrößten Naturhäfen der Weltgehört. Spannend ist der Be-such im Maritim-Museum
mit Ausstellungen zur Hali-fax-Explosion und zur Tita-nic-Katastrophe. Exponatewie etwa die Schuhe eines un-bekannten Kindes und einStuhl vom Deck der Titanicmachen beklommen. „Wir ha-ben weltweit die wichtigste Ti-tanic-Schau“, sagt RandyBrooks von Nova Scotia Tou-rismus. Die Titanic war 1912auf dem Weg nach New Yorkvor Neufundland gesunken.Der am nächsten gelegenegrößere Hafen war Halifax.Von dort machten sich Ret-tungsboote auf den Weg undbargen zahlreiche Tote. 150Opfer sind auf drei Friedhö-fen in Halifax beerdigt. DasGrab von Jack Dawson aufdem Fairview-Lawn-Friedhofwirkt unscheinbar, hat abereine interessante Geschichte.Regisseur James Cameron hatsich 1997 den Namen desHilfsarbeiters aus dem Ma-schinenraum für die Titanic-Verfilmung mit Leo-nardo DiCaprio ge-liehen. Damals pil-gerten viele Fans zudem Grab und leg-ten Blumen nieder.Auf ähnliche Auf-merksamkeit hofftRandy Brooks für2012, wenn sich dieKatastrophe zumhundertsten Maljährt. „Es werdenmehr Besucher kommen. DieSchau im Museum wird sogarnoch erweitert.“
Gleich nebenan könnensich Neugierige in einer Aus-stellung über die größte vonMenschenhand ausgelöste Ex-plosion vor den Atombom-ben in Japan 1945 informie-ren. 1917 ging im Hafen vonHalifax ein Munitionsfrachterin die Luft und legte weiteTeile der Stadt in Schutt undAsche. Etwa 2000 Menschenkamen ums Leben.
Die Provinz Nova Scotia, de-ren Hauptexportgüter Hum-mer, Blaubeeren und Weih-nachtsbäume sind, hat aberweit mehr zu bieten als mari-time Geschichte. Westlichvon Halifax liegt Lunenburg.Das idyllische Städtchen, das
seit 1995 zum Weltkultur-Erbe gehört, wurde vor 250Jahren von Deutschen, Fran-zosen und Schweizern ge-gründet. In der Nähe hat sichder TV-Moderator Jörg Pilawaeine kleine Insel gekauft. Wei-ter nördlich lockt die Bay ofFundy mit dem höchsten Ge-zeitenwechsel der Erde. 16Meter beträgt der Unter-schied zwischen Ebbe undFlut. Die Tiden sorgen dafür,dass sich die Fließrichtungdes Shubenacadie-Flussesumdreht. Rafting macht beidiesem Naturschauspiel be-sonderen Spaß.
Auf der Insel Cape Bretonsind die Gezeiten nicht in die-sen Ausmaßen zu beobach-ten. Dennoch sollte dasPrachtstück Nova Scotias zueiner Tour dazugehören. Wan-derer, Segler, Paddler, Angler,Golfer und Tierbeobachterkommen auf ihre Kosten. Zuden Sehenswürdigkeiten ge-
hören der National-park, das Museumüber den ErfinderAlexander GrahamBell und die Fes-tung Louisburg.Das Fort ist ein de-tailgetreuer Nach-bau aus dem 18.Jahrhundert unddie größte histori-sche Rekonstruk-tion Nord-Ameri-
kas. „Früher haben fast 3000Menschen in der Stadt ge-lebt“, erzählt Catherine Gillisauf Deutsch. Die 28-Jährigehat 2005 ein Jahr in Potsdamstudiert. Heute führt sie Tou-risten durchs Fort und erklärtVerteidigungsanlagen, Trup-penunterkünfte, Schmiede,Bäckerei oder Gasthaus.Manchmal streift sich die Mu-sik-Lehrerin Gillis, die sich imSommer in Louisburg etwasdazuverdient, sogar eine Uni-form über und marschiertdurch die Festung. „Nova Sco-tia ist ein wunderbarer Ortzum Leben“, sagt sie. Die Pas-sagiere der Hector haben guteVorarbeit geleistet.
m@z Weitere Informationen zumThema Ratgeber unter www.Maerkische-Allgemeine.de/Ratgeber Karte: dpa
Die Festung Louisburg ist die größte historische Rekonstruktion inNord-Amerika.
K Anreise: Die Condor bietetbis zu drei Mal wöchentlichNonstop-Flüge nach Halifaxab Frankfurt/Main. DieFlugzeit beträgt lediglich 6bis 7 Stunden.K Einreise: Deutsche könnenvisumfrei bis zu drei Monatezu touristischen ZweckenEinreisen. Ein gültiger Reise-pass ist erforderlich.K Reisesaison: Der besteZeitraum ist von Mai bisOktober. Besonders beliebt istder Indian Summer. DieLaubfärbung tritt in der Regelab Ende September/AnfangOktober ein.K Klima: In Nova Scotiaherrscht maritimes Klima, dieDurchschnittstemperaturenim Sommer liegen zwischen20 und 25 Grad Celsius.K Die Hauptsprache istEnglisch.K Kontakt: Nova ScotiaTourism, Schwarzbachstr. 32,40822 Mettmann.K Auskunft: Informationsma-terial kann unter S 02104/797454 oder per Email [email protected] bestellt werden,Auskunft im Internet unterwww.novascotia.com
Gezeiten und GeschichteKANADA Die Ostküsten-Provinz Nova Scotia hat eine beeindruckende Natur und jede Menge Historie zu bieten
Karte von Nova Scotia
Der Cape-Breton-Highlands-Nationalpark gehört zu den Höhepunkten der Provinz.
Lunenburg gehört zu den schönsten Ortschaften Nova Scotias. Das idyllische Städtchen ist seit 1995 Weltkultur-Erbe-Stätte. FOTOS: NOVA SCOTIA TOURISM (2), MÜLLER
Informationen
In Halifax –nächster Ha-fen nahe der
Unglücksstelle– sind 150 Op-fer der Titanic-
Katastrophebeerdigt
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