Goethe-Institut Athen, November 2012 3
GRUSSWORTE
In den schwierigen Zeiten, in denen wir uns befinden, ist Kultur Trost und Hoffnung, sie verleiht den Menschen und der Gesellschaft einen
Hauch von Optimismus.
Die Filme, die wir im fünfundzwanzigsten Jahr des Festivals Film und Wirklichkeit in Zusammenarbeit mit unseren geschätzten Partnern –
dem Institut Français de Grèce und dem Goethe-Institut Athen – zeigen, beobachten, kommentieren und interpretieren unsere sich
verändernde Welt.
Dank eines erprobten und verbundenen Teams beweist das Festival dauerhaftes Bestehen und seine Fähigkeit zu beständiger
Erneuerung.
Ich danke allen Mitarbeitern der Veranstaltung, den anwesenden Regisseuren und den Zuschauern, die mit ihrer Anwesenheit das Festival
unterstützen.
Eleni Karatsola
Generalsekretärin für Lebenslanges Lernen im Griechischen Ministerium
für Erziehung und religiöse Angelegenheiten, Kultur und Sport
Das Festival Film und Wirklichkeit und das Institut Français de Grèce sind seit 25 Jahren durch enge Beziehungen verbunden. Als
Gastgeber des Events und in aktiver Zusammenarbeit bei der Programmgestaltung hat das Institut Français de Grèce die Etablierung des
Festivals unter der Ägide des Ministeriums für Erziehung und Religiöse Angelegenheiten und unter der inspirierten Leitung seines
Gründers Andreas Pagulatos begleitet.
Zum fünfundzwanzigsten Geburtstag des Festivals ist das Institut Français de Grèce selbstverständlich wieder mit dabei. Das diesjährige
Jubiläum teilen wir mit dem Goethe-Institut Athen, mit dem wir gemeinsam den Dokumentarfilm sowie die Begegnung mit zwei großen
europäischen Festivals, dem Cinéma du réel (Frankreich) und doxs! (Deutschland), feiern.
Das von einem hochmotivierten Team organisierte Festival Film und Wirklichkeit legt zu seinem fünfundzwanzigsten Jahrestag den Fokus
auf Erneuerung und die junge Generation. Es ist uns eine große Freude, dieses Jubiläum mit dem Publikum zu teilen.
Olivier Descotes
Botschaftsrat für Kultur an der Französischen Botschaft in Griechenland
Leiter des Institut Français in Griechenland
Wir möchten dem Festival Film und Wirklichkeit zu seinem fünfundzwanzig jährigen Wirken im kulturellen Leben unserer Stadt und im
Film, aber auch zu den Kooperationen und Freundschaften, die es aufgebaut hat, gratulieren.
Im Zeichen der Erneuerung und den Blick jungen Filmliebhabern zugewandt, wird das Festival in diesem Jahr zu einer Plattform des
kulturellen Austauschs und der Vernetzung und lädt zwei der in ihrem Bereich innovativsten Festivals, das Cinéma du Réel aus Frankreich
und das doxs! aus Deutschland, nach Athen ein.
Dieses festliche Ereignis ist für uns von besonderer Bedeutung, da es dem Geist des "Einander begegnen und inspirieren" entspricht, von
welchem auch die diesjährigen Veranstaltungen des Goethe-Instituts anlässlich seines sechzigjährigen Jubiläums in Athen getragen
wurden.
Wir führen mit großer Freude unsere Zusammenarbeit mit dem Festival, mit dem Ministerium für Erziehung und Religiöse
Angelegenheiten, Kultur und Sport, sowie dem Institut Français de Grèce fort und wünschen Mitwirkenden und Zuschauern ein schönes
Festival.
Dr. Matthias Makowski
Leiter des Goethe-Instituts Athen
Leiter der Region Südosteuropa
Das Festival Film & Wirklichkeit wird organisiert vom Generalsekretariat für Lebenslanges Lernen des Griechischen Ministerium für
Erziehung und Religiöse Angelegenheiten, Kultur und Sport mit der Unterstützung des Institut Français de Grèce, des Goethe-Instituts
Goethe-Institut Athen, November 2012 4
Athen und des deutsch-französischen Fonds zur Förderung von Kulturprojekten in Drittländern, der im Rahmen des deutsch-französischen
Freundschaftsvertrags (Elysée-Vertrag) eingerichtet wurde und von beiden Ländern gleichermaßen finanziert wird.
DANKSAGUNGEN
Der besondere Dank des Organisationskomitees gilt der Generalsekretärin für Lebenslanges Lernen, Eleni Karatsola, für ihren
entscheidenden Beitrag zur Verwirklichung des Festivals. Ebenso dem Verwaltungsrat des ΙΝΕΔΙΒΙΜ (Stiftung für die Jugend und
Lebenslanges Lernen) und seinem Vorsitzenden P. Manouris, seiner Finanzabteilung, den Medienpartnern ERT (griechische Rundfunk-
und Fernsehanstalt) und Patakis Verlag, wie auch den Mitarbeitern des Festivals und vor allem den griechischen Regisseuren, die uns ihre
Filme anvertraut haben.
Organisationskomitee
Vassilis Spiliopoulos
Yiannis Andreou & Eva Stefani | Programmgestaltung
Chara Lampidou | Programmkoordination
Giorgos Karpouzas | Produktion
DAS FESTIVAL FILM & WIRKLICHKEIT DANKT ALLEN MITWIRKENDEN: Institut Français de Grèce: Elise Jalladeau, Natasha Giannaraki & Eleni Stamatopoulou | Audiovisuelles Material & Übersetzungen Tina Fotopoulou, Stamatina Stratigou, Dimitra Michou, Viktor Matzinis | Kommunikation Patricia Gika | Grafikdesign Giannis Tsirigotis | Technische Betreuung Auditorium Rena Papadeli | Empfang Goethe-Institut Athen: Juliane Stegner | Leiterin Kulturprogramme Sofia Michailidou | Kulturprogramme Viki Trachani | Presse & Kommunikation Julia Lehmann | Projektassistenz Doxs!: Gudrun Sommer | Leiterin des Festivals doxs!, dokumentarfilme für kinder und jugendliche, Duisburg Leopold Grün | Programmbeirat von doxs!, dokumentarfilme für kinder und jugendliche, Duisburg Cinéma du Réel: Arnaud Hée | Programmgestalter im Dokumentarfilmfestival Cinéma du Réel Untertitelung : Projectitling Moderation Podiumsdiskussion : Manolis Kranakis |Filmkritiker (www.flix.gr) Ein besonderer Dank geht an den Patakis Verlag für den Druck des Kataloges und an das Team von ERT für seine wertvolle Unterstützung.
IN DER ERSTEN PERSON SUBJEKTIVES ERZÄHLEN ALS DOKUMENTATION IM 21. JAHRHUNDERT
Auswahl: Yiannis Andreou – cineTAZ
Diejenigen Filmemacher, die den eng gefassten Begriff des Dokumentarfilms ignorieren und sich einer eigenen, ganz persönlichen
Filmsprache bedienen, erkunden die Wirklichkeit als den Ausdruck einer inneren „Wahrheit“. Sie stehen in der leuchtenden Tradition der
Joris Ivens und Chris Marker, Jonas Mekas und Johan van der Keuken. Da in ihrem Werk die Subjektivität vorherrscht, kann man sie kaum
verallgemeinernd beschreiben. Doch sind sie häufig Poeten der Bildsprache, sie verschreiben sich einem authentischen Filmschaffen.
Viele von ihnen benutzen neue Technologien, um unabhängig zu bleiben. Jeder von ihnen schafft eine Welt, die die Unterschiede
zwischen Dokumentar- und Spielfilm überbrückt. Ihr Entwurf gilt als umstritten. Ihr Selbstbezug aber untergräbt die vorherrschende
televisuelle Wahrnehmung des Dokumentarfilms und unterstreicht über die Befriedigung hinaus, die jeder einzelne Film in uns hinterlässt,
die unendlichen Möglichkeiten des Genres.
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Freitag 30.11.2012, 20 Uhr
Three Sisters (San Zimei) | 2012
Wang Bing, China, 89', Farbe.
Drei Mädchen, im Alter von vier, sechs und zehn Jahren, wachsen in einem entlegenen Bergdorf quasi alleine auf. Wang Bing widmet
seine Aufmerksamkeit den Parias des neukapitalistischen, chinesischen Traumes und gewinnt die diesjährigen Preise mit einer
außerordentlichen kinematographischen Meditation, die das Prosaische auf seltsame Weise magisch erscheinen lässt.
Freitag 30.11.2012, 21:45 Uhr
NY77, The Coolest Year In Hell | 2007
Henry Corra, USA, 87’, Farbe.
Rekonstitution von Raum und Zeit – Zeitgenössische Welt
Politik und Sex, Serienmörder und totales Blackout, Höhepunkt der Diskomusik und die Geburt von Punk und Hip-Hop… Eine rasante
Rückkehr in die Jahre, in denen sich New York für immer verwandelte. Der gradlinigste Film dieser Reihe zeigt vorbildlich, wie hinreißend
des Gestern neu erschaffen werden kann.
Samstag 01.12.2012, 21:45 Uhr
Tokyo Rendering Kashu | 2009
Jun Ichikawa, Japan, 24’, Farbe.
Poetische Annäherungen – Rekonstitution von Raum und Zeit
Erschüttert von einer Reihe von Morden, die 2007 die Hauptstadt heimsuchte, schickt Ichikawa sich an, ihre anderen Seiten
hervorzuheben: mit einem Lyrismus, der seine Wurzeln in ihrer Wirklichkeit hat.
Zukünftige Vergangenheit (Content) | 2010
Christopher Petit, England/Deutschland, 76’, Farbe.
Poetische Annäherungen – Tagebücher – Rekonstitution von Raum und Zeit
Gedanken zur Identität und Erinnerung vor dem Hintergrund der Neuordnung eines unpersönlichen Nachkriegseuropas unter dem Einfluss
der modernen Technologie. Ein „ambient road movie des zwanzigsten Jahrhunderts“ von dem Regisseur des legendären Radio On.
Sonntag 02.12.2012, 21:45 Uhr
Bodysong | 2003
Simon Pummell, England, 83’, Farbe.
Poetische Annäherungen – Zeitgenössische Welt
Ein gewaltsamer, bildlicher Gesang für das menschliche Leben, als YouTube-Remix. Ohne Dialoge, ohne Kommentar, aus „entliehenen“,
ohrenbetäubenden Bildern und mit der fesselnden Musik von Jonny Greenwood (Radiohead).
– ELTERLICHE EINWILLIGUNG BEI PERSONEN UNTER 18 JAHREN ERFORDERLICH
Montag 03.12.2012, 21:45 Uhr
Remembrance of things to come (Le Souvenir d’ un avenir) | 2001
Yannick Bellon & Chris Marker, Frankreich, 42’, Schwarz-Weiß
Aus den Photographien der Denise Bellon stellt ihre Tochter Yannick Bellon mit Chris Marker kunstvoll eine vielgestaltige und persönliche
Collage zusammen, die Frankreich vor allem in den Jahren zwischen 1935 und 1955 zeigt. Ein kleines Meisterwerk des bedeutenden
Filmautors.
–TRIBUT AN CHRIS MARKER
Ortem | 2004
Dariusz Kowalski, Österreich, 20’, Schwarz-Weiß & Farbe.
Rekonstitution von Raum und Zeit
Die Kamera erforscht die Geometrie und die Strukturen einer unbekannten Untergrundbahn. Sie ruft uns in Erinnerung, dass, wenn
Geschichte Raum und Zeit ist, dann stellen die hypermodernen Nicht-Orte, von denen der Anthropologe Mark Augé spricht, unhistorische
Denkmäler dar.
Aufschub | 2007
Harun Farocki, Deutschland, 40’, Schwarz-Weiß
Rekonstitution von Raum und Zeit – Zeitgenössische Welt
Wenn ein Schneidetisch zu einem Seziertisch wird, verwandeln sich die Archivbilder von einem Konzentrationslager in Holland in ein
schillerndes Essay über die Sprache und – vor allem – über die Interpretation von Dokumenten.
Dienstag 04.12.2012, 20:30 Uhr
Wisconsin Death Trip | 1999
James Marsh, USA, 76’, Schwarz-Weiß & Farbe.
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Rekonstitution von Raum und Zeit – Poetische Annäherungen
Diese Elegie einer Kleinstadt im Jahre 1880 macht das Klischee einer friedlichen und idyllischen Vergangenheit zunichte. Eine bildlich
vollkommene und beinahe makabre Rekonstitution einer Epoche. Von dem Regisseur, der Man on Wire inspiriert hat. Mit Musik von DJ
Shadow.
Dienstag 04.12.2012, 21:45 Uhr
Chrigu | 2007
Jan Gassmann & Christian Ziörjen, Schweiz, 87’, Farbe.
Docuempathy
Ein junger Filmregisseur hat Krebs und zeichnet getreu seinen Kampf gegen die Krankheit auf. Mit Handkamera und schnellen Schnitten,
ein Schwanengesang, der die Leidenschaft und Heldenhaftigkeit im Alltag preist.
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AKTUELLE GRIECHISCHE PRODUKTIONEN Auswahl: Eva Stefani – Vassilis Spiliopoulos
Das griechische Programm umfasst dieses Jahr sieben Filme, zwei von ihnen zollen geliebten Freunden und ehemaligen Mitarbeitern des
Festivals Tribut, der kürzlich verstorbenen Lukia Rikaki und Iannis Lambrou. Die übrigen fünf Werke (davon zwei Abschlussarbeiten)
weisen, auch wenn sie sich in ihrer Filmsprache unterscheiden, gemeinsame Kennzeichen auf, die für ihre Auswahl entscheidend waren:
Die Cineasten beobachten die Wirklichkeit diskret, anstatt sie zu kommentieren, indem sie ihre technischen Fähigkeiten in den
Vordergrund stellen.
Ihre Thematik beruht auf Menschen, die meistens öffentlich nicht zu Wort kommen.
Sie legen Wert auf die Aufzeichnung erlebter Wirklichkeit und schenken Äußerungen von menschlichem Verhalten
Aufmerksamkeit, die gewöhnlich keinen Platz in journalistischen Dokumentationen finden.
Das wesentliche Merkmal der ausgewählten Filme besteht schließlich und endlich darin, dass in ihnen der Dokumentarfilm als ein Prozess
verstanden wird, in dem Filmschaffende und die Zuschauer die Wirklichkeit in dem Bewusstsein einer bevorstehenden Entdeckung und
nicht einer vorbestehenden Gewissheit erkunden.
Freitag 30.11.2012, 18:30 Uhr
Falsified Expectations (Πλαστογραφηµένες προσδοκίες) | 2000
Lukia Rikaki, Griechenland, 30’, Farbe.
Die Mobilisierung der Schüler im Jahre 1998 unterlegt mit Texten von Camus, Nietzsche und Beckett: „Worte und Bilder von Dingen, die
nicht so sind, wie sie sein sollten.“ - TRIBUT AN LUKIA RIKAKI
Sultan Ahmed ist aufgewacht (Ξύπνησε ο Σουλτάν Αχµέτ) | 2012
Nikos Ligouris, Griechenland, 63’, Farbe.
Mit 25 Jahren kam Konstantinos (Tim) Fischer von Hamburg nach Chania, wo er seit etwa zwanzig Jahren lebt und sich der bildenden
Kunst und der Freiwilligenarbeit widmet. Portrait einer edlen Gestalt, für die Leben Kreativität bedeutet und die zwischen künstlerischer
und gesellschaftlicher Sensibilität keinen Unterschied macht.
Samstag 01.12.2012, 18:30 Uhr
Stavrula (Σταυρούλα) | 2012
Ira Dika, Griechenland, 29’, Farbe.
Ein gewöhnlicher Tag aus dem Leben einer 86jährigen Dame in nur 29 Minuten, in denen mit Empfindsamkeit über das Alter, die
vergehende Zeit und die Erinnerung gesprochen wird: „Alles verändert sich, und nichts bleibt, wie es anfangs war.“
Katinula (Κατινούλα) | 2010
Myrna Tsapa, Griechenland, 47’, Farbe.
Kairo, 2010. Katinula ist alt geworden, aber sie bedient noch immer eine gleichaltrige Ägypten-Griechin. Sie lobt jeden Tag, auch wenn die
Menschen, die ihr nahe standen, zu lächelnden Photographien geworden sind. Wohin verschwanden so viele Menschen? Wie vergingen
die Jahre? „Mach dir nichts draus. Lass gehen, was vergeht...“
Sonntag 02.12.2012, 18:30 Uhr
100 | 2012
Ierassimos Rigas, Griechenland, 61’, Farbe.
Über 12.000 Anrufe gehen jeden Tag in der Notrufzentrale Attikas ein. Eine Führung durch das Kontrollzentrum und ein scharfzüngiger
Kommentar zu den Beziehungen zwischen der Polizei und den Bürgern einer frenetischen Metropole.
Dienstag 04.12.2012, 18:30 Uhr
Sweat on the Threshing floor (Ιδρωµένα Αλώνια) | 1995
Iannis Lambrou, Griechenland, 25’, Farbe.
Im Dorf Socho bei Thessaloniki wird Tradition vor einer unkonventionellen Kameraführung wieder lebendig: Jugendliche aus den
umliegenden Dörfern ringen auf der Tenne, während zwanzig Musiker aus der Familie der Hitziou eine ekstatische, musikalische
Begleitung darbieten. - TRIBUT AN IANNIS LAMBROU
Inside Out (Τι Μέσα, Τι Έξω) | 2011
Vangelis Riga, Griechenland, 74’, Farbe.
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Das Zeugnis des zu langjähriger Haft verurteilten Fanis Zografou und die Erzählungen seiner „berüchtigten“ Mitgefangenen spiegeln die
Traumata des Gefängnisses, aber auch die ungeheuren Schwierigkeiten der Resozialisierung wieder.
– ELTERLICHE EINWILLIGUNG BEI PERSONEN UNTER 18 JAHREN ERFORDERLICH
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AUF DEM FESTIVAL CINÉMA DU RÉEL PRÄMIERTE FILME Auswahl : Institut Français de Grèce
Barcelona or Death von Idrissa Guiro (2008) und Palazzo delle Aquile (2011) von Alessia Porto, Stefano Savona und Ester Sparatore
„begleiten“, Fragments d'une révolution (anonym, 2011) und Five Broken Cameras (2011) von Emad Vurnat und Guy Davidi erfinden
„unbearbeitete“ Bilder neu, eine experimentelle Geste ist in The Ballad of Genesis and Lady Jaye (2011) von Marie Losier am Werk. Seit
35 Jahren spiegelt das Festival Cinéma du Réel die Lebhaftigkeit des Dokumentarfilms wieder, indem es sowohl Erzählungen aus der
ganzen Welt wie auch die Vielfalt der Mittel der siebten Kunst, die sie zur Geltung bringen, beständig aufspürt.
Arnaud Hee
seit 2010 Programmgestalter bei dem Festival Cinema du Réel
Samstag 01.12.2012, 20 Uhr
5 Broken Cameras | 2011
Emad Burnat & Guy Davidi, Palästina/Israel/Frankreich, 94’, Farbe.
Von nüchterner Professionalität und vorgetäuschter Unparteilichkeit weit entfernt, beginnt ein palästinensischer Bauer aufzuzeichnen, wie
er seinen Sohn großzieht. Er vermittelt uns schließlich eine Version der Geschichte, ohne laute Töne, gefilmt von denen, die sie erleiden.
Sonntag 02.12.2012, 19.30 Uhr
Barcelona or Death (Barcelone ou la mort) | 2007
Idrissa Guiro, Senegal/Frankreich, 51’, Farbe.
Ein seltener Einblick in das Problem der wirtschaftlichen Migration. Der Film zeigt ihre menschliche Dimension und stellt sie in Beziehung
zur Ausbeutung der Fischgewässer Westafrikas durch die europäischen Fischerboote. Sie entzieht den Einheimischen ihre
Lebensgrundlage und treibt so den Teufelskreis des Überlebenskampfes an, den sie bedingt.
Sonntag 02.12.2012, 20:30 Uhr
The Ballad of Genesis and Lady Jaye | 2011
Marie Losier, Frankreich/USA, 72’, Farbe.
Zwei Liebhaber verwandeln ihre Ehe in ein lebendiges und dauerndes Kunstwerk. Sie gehen soweit, sich Schönheitsoperationen zu
unterziehen, um zu einem einzigen Wesen - dem „Pandrogyn“ – zu werden. Zeitgenössischer amour fou zwischen einer Domina und
Genesis O-Porridge, der emblematischen Gestalt experimenteller Kunst und der Industrial Musik.
- ELTERLICHE EINWILLIGUNG BEI PERSONEN UNTER 18 JAHREN ERFORDERLICH
Montag 03.12.2012, 17:30 Uhr
Palazzo delle Aquile | 2011
Stefano Savona, Alessia Porto, Ester Sparatore, Frankreich/Italien, 128’, Farbe.
Zwanzig obdachlose Familien besetzen das Rathaus von Palermo. Die Kameras zeichnen die chaotische Chronik der Besetzung sowie
die zweideutige Beziehung zwischen Wählern und Gewählten auf. Ein Film von brennender Aktualität.
Dienstag 04.12.2012, 17:30 Uhr
Fragments of a Revolution (Fragments d'une Révolution) | 2011
Anonym, Frankreich, 55’, Farbe.
Ein Einwanderer aus dem Iran erlebt aus der Ferne die „Grüne Revolution“ im Jahre 2009, vermittelt durch verschiedenartigste Quellen,
die die heutige Welt gestalten: Amateuraufnahmen, Ausgaben der Massenmedien, E-Mails von Freunden und Verwandten oder offizielle
Bekanntmachungen.
JUNGE HELDEN | FREMDES LEBEN
Auswahl: Gudrun Sommer | Auswahl: Goethe-Institut Athen, story doc
JUNGE HELDEN | Ein Programm für die ganze Familie
Herausgeber: Festival doxs! dokumentarfilme für kinder und jugendliche und Goethe-Institut.
Auswahl: Gudrun Sommer, Leiterin des Festivals doxs! und Goethe-Institut Athen
Innerhalb der Filmwelt ist die Schnittstelle zwischen den Genres Dokumentarfilm und Kinderfilm noch weitgehend unbekannt. Das
europäische Filmprogramm „Junge Helden“ nimmt sich erstmals des Kinderdokumentarfilms an und weicht damit nicht nur die Grenzen
zweier altbekannter Genres auf, sondern auch die zwischen der Erwachsenen- und der Kinderwelt.
FREMDES LEBEN
Goethe-Institut Athen, November 2012 10
Auswahl: Goethe-Institut Athen, Story Doc
Griechische und deutsche Jugendliche erkunden gemeinsam unbekannte Aspekte des jeweils anderen Landes und halten ihre
Entdeckungen mit der Kamera fest. Ein Projekt des Krea-Jugendclubs der Kreativitätsschule Bergisch Gladbach e.V. in Kooperation mit
dem kreativen Netzwerk Screenagers, dem Goethe-Institut Athen und dem Griechischen Bildungsinstitut zur Förderung des
Dokumentarfilms – Story Doc, Athen. Gefördert durch das Ministerium für Familie, Jugend, Kinder, Kultur und Sport in Nordrhein-
Westfalen und das Goethe Institut Athen.
Freitag 30.11.2012, 17:30 Uhr
JUNGE HELDEN 1 (ab der 4. Klasse)
Lunars Bilder (A dios) | 2000
Jean-Stéphane Sauvaire, Frankreich, 5΄
Ein Portrait in zahlreichen Bildern über das Leben eines Jungen aus Kolumbien.
Samuel, zur Zahnspange verdammt (Samuel, veroordeelt tot de beugel) | 2002
Noud Holtman, Niederlande, 15΄
Samuel muss Zahnspangen tragen – eine feste und eine lose. Also eigentlich zwei und die können ganz schön nerven.
Wir spielen (Jouons) | 2003
François Lecauchois, Frankreich, 13΄
Der 10-jährige Sébastien lebt im Baskenland. Hier spielt er gemeinsam mit seinen Freunden ein besonderes Ballspiel, eine Art Gruppen-
Squash.
Schulaustausch – die freie Schule (Wisselklaas – De frije School) | 2003
Ingeborg Jansen, Niederlande, 15΄
Junior ist 12 und geht für eine Woche nicht in seine Klasse, sondern besucht für diese Zeit eine „freie“ Schule. Aber was bedeutet dieses
„frei“ eigentlich?
Samstag 01.12.2012, 17:30 Uhr
FREMDES LEBEN (7. – 12. Klasse)
The Bridge | 2012
Angela Derou, Christos Gampritsos, Adna Islamovic, Olga Latousaki, Griechenland/Deutschland, 20΄
Der Schüler Solon Karidakis verlor sein Leben bei einem Autounfall auf der Kifisias Avenue. Seine gesamte Schule setzt sich daraufhin
zwei Jahre für den Bau einer Fußgängerbrücke über diese Straße ein. Und sie ist erfolgreich!
Hol` Doch die Polizei – Call the Cops! | 2012
Ruben Bohnet, Angela Derou, Adna Islamovic, Olga Latousaki, Deutschland/Griechenland, 15΄
In einem besetzten Haus in Köln begleitet der Film das Leben junger Menschen in einem selbst verwalteten Lebensbereich, der ständig
von der Schließung bedroht ist.
Private Talks – A German-Greek Video Session | 2012
Marianna Serveta, Felix Zilles-Perels, Christos Gampritsos, Josephine Mäder, Griechenland/Deutschland, 20΄
Junge griechische und deutsche Filmemacher erzählen von ihren Zusammentreffen in Bergisch-Gladbach und Athen. Sie setzen Zeichen
gegen Misstrauen und die Feindseligkeit.
Sonntag 02.12.2012, 17:30 Uhr
JUNGE HELDEN 2 (5.-9. Klasse)
Tom W. | 2004
Anna Wieckowska, Polen, 28΄
Tom ist 12 und lebt in Polen. Nach der Schule kümmert er sich um seine Familie.
Ayla, das Tsunamimädchen (Ayla, het tsunami meisje) | 2005
Wilma Ligthart, Niederlande, 15΄
Goethe-Institut Athen, November 2012 11
Manchmal hat Ayla noch Alpträume. Dezember 2004 verbrachte sie in Sri Lanka und erlebte ganz aus der Nähe den verheerenden
Tsunami.
Versteckt (Gömd) | 2002
Hanna Heilborn, David Aronowitsch, Mats Johansson, Schweden, 8΄
Giancarlo kommt aus Peru und lebt als illegaler Einwanderer in Schweden. Wie ist es, sich zu verstecken und sich ständig von der Polizei
und anderen Menschen verfolgt zu fühlen?
VORMITTAGSPROGRAMM
Präsentiert von Leopold Grün, Filmemacher, Medienpädagoge und Mitglied des Programmbeirats des Festivals doxs! dokumentarfilme für
kinder und jugendliche. – Vorstellungen ausschließlich für Schulen.
Anmeldungen unter: Tel.: 210 3398682, Email: [email protected] (Frau Natasha Giannaraki).
Montag 03.12.2012, 9:30-11 Uhr
JUNGE HELDEN 3 (4. – 6. Klasse)
Lunars Bilder (A dios) | 2000
Jean-Stéphane Sauvaire, Frankreich, 5΄
Ein Portrait in zahlreichen Bildern über das Leben eines Jungen aus Kolumbien.
Samuel, zur Zahnspange verdammt (Samuel, veroordeelt tot de beugel) | 2002
Noud Holtman, Ολλανδία, 15΄
Samuel muss Zahnspangen tragen – eine feste und eine lose. Also eigentlich zwei und die können ganz schön nerven.
Dienstag 04.12.2012, 9:30-11 Uhr
The Game must go on (Τα παιδία δεν παίζει) | 2010 (4.-6. Klasse)
Angelis Andrikopoulou, Argyris Tsepelikas, Griechenland, 22΄
Eine Gruppe von Kindern aus Patras erhebt Anspruch auf eine Brachfläche und auf ihr Recht zu spielen!
Im letzten Jahr wurde dieser griechische Film für die jungen Besucher auf dem Festival doxs! mit der Unterstützung des Goethe-Institut
Athens präsentiert.
Goethe-Institut Athen, November 2012 12
SPECIAL SCREENINGS UND VERANSTALTUNGEN
VERNETZUNGSPLATTFORMEN IN ZEITEN DER KRISE
Podiumsdiskussion
Montag 03.12.2012, 20 Uhr, Institut Français de Grèce
Im Zeichen der Erneuerung öffnet sich das älteste Athener Dokumentarfilmfestival „Film und Wirklichkeit“ der Begegnung und lädt zwei der
innovativsten internationalen Festivals ein, die zu den ältesten in ihrem Bereich zählen. Zur Diskussion stehen dabei mögliche Formen der
Zusammenarbeit und die Förderung des Dokumentarfilms als ein Kunst- und Kulturgut, nicht nur im Kino, sondern auch in der Schulpraxis.
Gäste: Gudrun Sommer, Leiterin des Festivals doxs! dokumentarfilme für kinder und jugendliche, Duisburg | Arnaud Hee,
Programmgestalter bei dem Festival Cinéma du Réel, Paris
Moderation: Manolis Kranakis, Filmkritiker (www.flix.gr)
WHY POVERTY?
Eine internationale Initiative zur Koproduktion von acht abendfüllenden und zweiunddreißig kurzen Dokumentarfilmen mit einem
gemeinsamen Thema: Dem Kampf gegen die Armut. Über siebzig Fernsehanstalten weltweit unterstützen das Projekt. Unter anderen:
BBC/Großbritannien, ARTE & ZDF/ Frankreich-Deutschland, YLE/Finnland, RAI/Italien, PBS/USA, NHK/Japan, ABC/Australien,
ERT/Griechenland, TV3/Katalonien-Spanien.
Mittwoch 05.12.2012, 17:30 Uhr
WHY POVERTY? - I
740 Park Avenue: Geld, Macht und der amerikanische Traum (Park Avenue)
Alex Gibney, USA, 52', Farbe.
Die berühmte Avenue in New York wird mit Reichtum gleichgesetzt, sie steht aber auch für die Mittellosigkeit in der Bronx. Der stets
intelligente Alex Gibney macht die rasch ansteigende soziale Ungleichheit in den USA deutlich und kommentiert sie.
Lullaby
Victor Kossakovsky, Deutschland, 3'
Um im glitzernden Berlin Geld von einem Geldautomaten abzuheben, muss man über schlafende Obdachlose steigen. Störend – aber für
wen?
Poop on Poverty
Vijay Jodha, Indien, 5'
Ein glanzvolles religiöses Fest gibt armen Familien die Möglichkeit einen wertvollen Kraftstoff zu sammeln: Kamelmist.
The Thread
Alicia Cano, Uruguay, 7'
Die Emanzipation einer Jugendlichen durch den Bruch mit der Tradition, der die Grenzen zwischen den gesellschaftlichen Klassen
überwindet.
Wilbur
Adrien Roche, Indien, 3 Kurzfilme, 13'
Der erste indische Star auf YouTube kehrt der Eleganz und dem guten Geschmack den Rücken und zeigt humorvoll d ie Ungleicheit in
seinem Land.
Mittwoch 05.12.2012, 19 Uhr
WHY POVERTY? - II
Goethe-Institut Athen, November 2012 13
Geld für die Welt (Give Us The Money)
Bos Litkvist, Schweden, 52'
Bob Geldoff (Live Aid) und Bono (Make Poverty History) sind nur zwei von vielen berühmten Persönlichkeiten, die sich dem sozialen
Engagement verschrieben haben. Aber brachten ihre Bemühungen auch Ergebnisse? Reicht der gute Wille, um die Welt zu verändern?
Morris’ Bag
Michele Mellara & Alessandro Rossi, Kenia, 3'
Das wenige Grün in den Slums von Nairobi ist keine Zierde – es ist eine Lebensquelle.
Finding Josephine
Tomas Sheridan, Uganda, 10'
Was passieren kann, wenn eine Familie aus dem Westen das Kind, das es in Uganda „adoptiert“ hat, vor Ort aussuchen will.
Miseducation
Nadine Cloete, Südafrika, 4'
Ein neunjähriges Mädchen führt uns auf ihrem Schulweg durch die Territorien der Gangs, die sie täglich durchqueren muss.
OK Brothers
Kunal Sen, Indien, 3'
Animationsfilm über zwei Geschwister, die eine der schlimmsten Arbeiten seit Anbeginn der Welt verrichten.
WEITERE SPECIAL SCREENINGS
Mittwoch 05.12.2012, 20:30 Uhr
Der Besuch (The Visit) | 2012
Stelia Alisanoglu, Griechenland/USA, 25’, Farbe.
Die siebenundneunzigjährige Frau Matina verbringt ihre Zeit damit, unzählige Zeichenblöcke mir detailgenauen Zeichnungen von Blättern
zu füllen. Ein Besuch bei ihrem Enkel bringt die Bedeutung der Liebe zutage.
DEMOKRATIA, the Way of the Cross (Δηµοκρατία, Ο Δρόµος του Σταυρού) | 2012
Marc Gastine, Katerina Patroni, Haris Raftogiannis, Christophoros Georgoutsos, Nikolia Apostolou und Iannis Misouridis, 85’, Farbe.
Eine tiefgründige Untersuchung hinter den Kulissen der Politik im heutigen Griechenland anlässlich der Parlamentswahlen am 6. Mai
2012. Ohne Kommentar und Interviews lässt der Film den Zuschauer sich seine eigene Meinung bilden.