Transcript
Page 1: GrafYosteristnichtmehr...2017/05/05  · Freitag,5.Mai2017 Focus 31 GrafYosteristnichtmehr Tod AmMittwochistderBaslerSchauspielerLukasAmmann104-jähriggestorben. Erspielte800Bühnen-,TV-undSpielfilmrollen

31Freitag, 5. Mai 2017 Focus

GrafYoster ist nichtmehrTod AmMittwoch ist der Basler Schauspieler Lukas Ammann 104-jährig gestorben.

Er spielte 800Bühnen-, TV- und Spielfilmrollen. Für viele war er einfach «Graf Yoster».

IreneWidmer (SDA)[email protected]

Noblesse strahlteAmmannwohlschon immer aus. Sein erstesSchweizer Engagement – amStadttheater St.Gallen, das da-mals doppelt so viel zahlte wiedasZürcherSchauspielhaus –warfür das Fach «Jugendlicher Lieb-haber und Bonvivant».

Ammann legte stetsWert aufelegante Kleidung und tadelloseHaltung und fuhr grundsätzlich5er-BMW. Wohlstand war ihmnicht indieWiegegelegtworden.Lukas Ammanns Vater warKunstmaler; dieMutter, eineSän-gerin, starb, alsderBubsechs Jah-re altwar.AmmannsAusbildungfinanzierte einOnkel, der imAar-gau ein Bauerngut hatte.

Nach dem Willen des Spon-sors solltederNeffeGeologie stu-dieren. Doch bald schon finan-zierten dieAargauer Schecks dieSchauspielausbildung, erst inBa-sel, ab 1932 in Berlin. Allerdingsverursachten die aufstrebendenNazis dem Halbjuden Ammannfrüh einmulmigesGefühl.

St.GallerTheaterdirektorwareinNazi

Als er 1934 in einer Tell-Auffüh-rung mitwirkte, bei der Hitler inder ersten Reihe sass und dasSchweizer Volk von Männern inSA-Uniform gespielt wurde, war

es aus. «Morgen sind wir weg»,sagte sein Schweizer KollegeHeinrich Gretler an dem Abendzu ihm, und sowar es auch.

Nach sieben JahrenamStadt-theater St.Gallen erfuhr Am-mann, dass auch der dortige Di-rektor Nazi war. Also wechselte

er 1941 ans Zürcher Schauspiel-haus. Während seines späterenEngagements imCabaretFédéralentdeckte ihn 1956die Intendan-tindesMünchnerCabarets«Klei-ne Freiheit».

Aus dem geplanten halbenJahr an der Isar wurde mehr als

einhalbes Jahrhundert.Unter an-derem auch, weil er inMünchenseine dritte Ehefrau, die Opern-sängerinLiselotteEbnet, kennenlernte. Das einzige Kind der bei-denverunfallte tödlich,währendAmmann sich in Paris auf denDrehstart für «Graf Yoster gibtsich die Ehre» vorbereitete.

ImRolls-RoycedesKillers

Die Kamera war ihm nicht neu.1939hatte er seineersteFilmrol-le in «Wachtmeister Studer».Weitere Filme waren beispiels-weise «Menschen, die vorüber-ziehen» (1943), «DällebachKari» (1970) und zuletzt «Me-schugge» (1998) von Dani Levyund«HerrGoldstein»vonMichaLewinsky, der 2006 einen Kurz-film-Leoparden in Locarno er-hielt.

Aber keine Rolle war so anihm haften geblieben wie GrafYoster, den er mit Unterbruch1968bis 1977 spielte.DieTV-Se-rie um den edlenMelonenträgermit dem feinen Humor und sei-nem ungleich rüderen, vorbe-straften Butler war ein Strassen-feger. Gedreht wurde in echtenSchlössernundmit echtenRolls-Royces. Eines der gebrauchtenModelle gehörte sogar einemechten Mörder, wie Ammanngernerzählte: demLondoner Se-rienkiller JohnChristie.

EinkünstlerischesMultitalent

A.R. Penck Er war Maler, Bildhauer, Grafi-ker und – Jazzmusiker: AmDienstag ist A.R.Penck im Alter von 77 Jahren in Zürich ge-storben. Penck, der eigentlich Ralf Winkler

hiess, gilt als bedeutendster Gegenwarts-künstler undVater der «NeuenWilden».DasMultitalent wurde am 5. Oktober 1939 inDresden geboren. Bild: Christian Baeck/KEY (Köln, 4. Mai 2017)

Lukas Ammann in seiner Paraderolle alsGraf Yoster, die er von 1968 bis1977 spielte. Bild: SWR

ANZEIGE

Lesbar unterwegs

David Coulin: Die schönstenPanoramatouren der Schweiz,AT-Verlag 2017, 178 S., Fr. 41.–

SehenbeimGehen

«Glücklich, wer da wohnendarf», schreibt David Coulin zueinemBilddesDörfchensFeldis.Hoch über demDomleschg liegtes, «kompakt gebaut mit vielHolzundverwinkeltenGässchen,ein echtes Bündner Dorf eben».Der Blick geht in die Bündner,Glarner und St.Galler Alpen, inder Tiefe liegt die grossartigeMündungslandschaft vonHinter-und Vorderrhein. Das ist einerder Prachtsausblicke, die diesesBucherschliesst –nachdemMot-to «Gehen heisst auch Sehen».FünfzigTourenmit garantiertemWeitblickhatCoulin zusammen-gestellt, es geht aufdemLeventi-na-Höhenweg von Sobrio nachBiasca, vom Stockhorn über denLeiterepass zum Gurnigel odervon Poschiavo hoch zum einsti-gen Schmugglerdorf Viano. DieTouren sindgrandios insBild ge-setzt, Texte erklären Besonder-heitenderRegion,derServiceteilliefert alle wichtigenDetails.

Gabrielle Attinger: Weekends fürGeniesser, Werd-Verlag 2017,347 S., Fr. 42.90

Kurz underholsam

Zwei entspannteTagekönnen soerholsam sein wie eine WocheFerien: Diese Devise der Rubrik«Nahverkehr» in der «Ost-schweiz am Sonntag» verfolgtauchGabrielleAttingermit ihremBuch«Weekends fürGeniesser».Sie präsentiert vierzig Tipps für«Kurzferien inder Schweiz»,wiesie es nennt. Die Reise geht zuKlangerlebnissen imToggenburgmitSonnenaufgangsfahrt aufdenChäserrugg, zu einer Brücken-tour ins Emmental oder zu alpi-nen Grenzerfahrungen ins ValFerret imWallis. Attinger machtGestaltungsvorschläge für diebeidenTagemitsamtLangschlä-fer- und Schlechtwettervarian-ten, siebeschreibtHighlights vonArchitekturbisKulinarik, vonNa-turzauber bis urbanem Lifestyle– und zeigt eine Fülle von attrak-tiven Fotos.

BedaHanimann

Grösster Röntgen-laser derWelt

Laserlicht Der weltweit grössteRöntgenlaserEuropeanXFELbeiHamburg hat das erste Röntgen-laserlicht erzeugt.DieTunnelan-lage ist 3,4 Kilometer lang. Die«Freie-Elektronen-Röntgenla-seranlage» wird offiziell im Sep-tember inBetriebgehen.DieAn-lageerzeugt laserartigeRöntgen-lichtimpulse, die milliardenfachstärker sindals Strahlungausher-kömmlichen Röntgenquellen.Zugleich sinddie indenTunnelnerzeugtenBlitzeextremkurz:DieAnlage feuert laserartige Licht-impulsemit einer Länge von nureinigen Billiardstelsekunden ab.Werden Materialproben durch-leuchtet, entstehen wie in einerKameragenaueMomentaufnah-men von kleinsten atomarenStrukturen. Auf diese Weise er-möglicht es der European XFELsogar, die Vorgänge in und zwi-schen einzelnen Atomen wäh-rend chemischer Reaktionen zufilmen oder extrem detaillierteBilder von Viren anzufertigen.Dies könnte neue Chancen beider Material- und Medikamen-tenforschung eröffnen.

Das nunmehr erzeugte ersteRöntgenlaserlichthatteeineWel-lenlänge von 0,8 Nanometern,das ist etwa 500 Mal kürzer alsbei sichtbaremLicht.AmAufbauwarauchdasPaul-Scherrer-Insti-tut PSI beteiligt. (sda)

Peter Zumthorbaut Beyeler aus

Museum Das meistbesuchteKunstmuseum der Schweiz, dieFondation Beyeler in Riehen BS,baut aus. Architekt Peter Zum-thor plant für 100 MillionenFrankenaufdemNachbargrund-stück drei neue Gebäude. DieAusstellungsfläche soll um dieHälfte zulegen. Als der GaleristundKunstsammlerErnstBeyelerin Riehen Anfang der 1990er-Jahre sein Projekt präsentierte,waren manche skeptisch ob derGrösse.Dochder vonRenzoPia-no entworfene Museumsbauwurdeüberrannt,undschonnachdrei JahrenwareinersterAusbaunötig. Seit derEröffnungwurden6,5MillionenGästegezählt. (sda)

Jamie Cullumin St.Moritz

Festival Zu seinem 10. Geburts-tag kann das Festival da JazzSt.Moritz dasKonzertmit einembritischenSuperstar ankündigen.JamieCullumwirdam19. Juli aufdem Hausberg Muottas Muraglauftreten–bei freiemEintritt.AufdemProgrammdesFestivals ste-hen unter anderem Grössen wieHerbie Hancock, Chick Corea,MadeleinePeyroux,PaoloConteund Fazil Say. (sda)

Unser st. GallerKlosterKäse!Der KäseGenUss mittraDition.

Top Related