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Gutes Leben durch Gute Arbeit?Die Beschäftigungssituation der jungen Generation
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Wie steht es um die junge Generation?
In Politik und Wirtschaft wird oft davon gesprochen, dass die jungen Menschen die Zukunft repräsentieren. Es sei daher mehr als nur eine moralische Verpflichtung, der jungen Generation beim Einstieg in das eigene private und berufliche Leben zu helfen. Scheinbar prägen Hürden und dauerhafte Unsicherheiten das Leben der jungen Menschen in Deutschland.
Es gab einmal ein Grundversprechen in der Bundesrepublik Deutschland: Jeder, der sich anstrengt und Leistung erbringt, wird am gesellschaftlichen Fortschritt und der gesamtwirtschaft lichen Wohlstandssteigerung teilhaben können. Dieses Grundversprechen unserer Gesellschaft ist zerbrochen. Befristete Jobs, Leiharbeit, DauerPraktika, Minijobs, Schein
selbstständigkeit und Niedriglöhne prägen in Deutschland das Arbeitsleben von immer mehr Menschen. Besonders betroffen ist die junge Generation. Zwei Drittel der heute unter 35Jährigen waren in ihrer Berufeinstiegsphase mit atypischer Beschäftigung oder Arbeits losigkeit konfrontiert.
Die Ergebnisse einer Befragung über die persönliche Lage und Zukunftserwartungen der jungen Generation sind schonungslos. Drei Entwicklungen prägen die berufliche Situation der jungen Generation:
1. Prekäre Beschäftigung nimmt bei den jungen Beschäftigten überproportional zu.
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2. Mehr als ein Viertel der unter 35Jährigen war bisher ausschließlich befristet beschäftigt.
3. Der Berufseinstieg insgesamt wird schwieriger (Quelle TNS Infratest Politikforschung).
Die Anforderungen der 18 bis 34jährigen Erwerbstätigen an den Berufseinstieg zeigen, dass es für die jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wichtig ist, einen sicheren und unbefristeten Arbeitsplatz zu haben, mit dem ein verlässliches Einkommen erzielt werden kann.
Vielen wird eine Perspektive auf ein normales Beschäftigungsverhältnis damit dauerhaft verwehrt. Aber nicht alle jungen Menschen arbeiten in prekären und schlecht bezahlten Arbeitsverhältnissen. Einigen gelingt ein unproblematischer Einstieg ins Berufsleben. Nicht zu vergessen ist, dass die Arbeitslosigkeit der jungen Generation in Deutschland gerade im internationalen Vergleich sehr niedrig ist. Dennoch begreifen wir unsere Aufgabe darin, auf Missstände in unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen und diese zu lösen. Und wir nehmen die Anforderungen junger Beschäftigter für ihr Berufs leben ernst.
Wie steht es aber um eine Generation, deren Erwerbsleben von erheblichen Unsicherheiten geprägt ist? Und das in einer Phase, die so wichtig für das spätere Leben ist? Die Jahre 2010 und 2011 haben gezeigt, auch bei anziehender Konjunktur stellen die Unternehmen nur befristet oder in Leih
arbeit ein. Welche Belastungen wirken in der Arbeitswelt auf junge Beschäftigte ein? Können sich die Beschäf tigungsbedingungen negativ auf die psychische Gesundheit aus wirken?
Als Gewerkschafter können wir es nicht akzeptieren, dass eine selbstbestimmte Lebensplanung junger Menschen vor dem markt
radikalen Zeitgeist ständiger Konkurrenz und Renditemaximierung auf der Strecke bleiben. Die IG BCE tritt für eine Gesellschaft ein, die allen jungen Menschen gerechte Bildungschancen, berufliche Zukunftsperspektiven, ein selbstbestimmtes Leben und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bietet.
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Befristete BeschäftigungDie Zahl der befristeten Jobs ist über die vergangenen Jahre deutlich gestiegen. Gab es 2001 noch rund 1,7 Millionen befristete Arbeitsverträge, ist seitdem diese Zahl scheinbar unaufhaltsam auf 2,7 Millionen angestiegen. 9,5 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisse waren somit zeitlich begrenzt. Noch
deutlich höher ist der Anteil der Befristeten, die einen neuen Job annehmen. Von den neu Einge stellten haben im Jahr 2011 45 Prozent nur einen befris teten Arbeitsvertrag erhalten.
Dass besonders junge Menschen befristet beschäftigt sind, hat das Statistische Bundesamt ermittelt: Im Jahr 2010 waren 714.000 Erwerbstätige unter 25 Jahren befristet beschäftigt, das sind 44,75 Prozent der Be schäftigten in dieser Altersgruppe.
Mehrfachbefristungen sind bei vielen jungen Beschäftigten keine Ausnahme, sondern nehmen eine lange Spanne in der Erwerbsbiografie ein. So ist der Anteil der seit Berufseinstieg ausschließlich befristet Beschäftigten bei den unter 35Jährigen noch einmal um 6 Prozentpunkte gestiegen. Ein Viertel der befristet Beschäftigten arbeitet bereits 2–3 Jahre auf Zeit und 34 Prozent sogar schon 3 Jahre
und länger. Hiervon sind besonders weibliche Arbeitnehmer betroffen. Junge, qualifizierte Frauen arbeiten nicht nur häufiger in befristeten Arbeitsverhältnissen; wenn Frauen befristet arbeiten, dann in der Regel mehrfach hintereinander.
Die Folge: Es fehlt die Planungssicherheit über die Spanne des aktuellen Arbeitsvertrages hinaus. Das verhindert massiv Fragen der persönlichen Lebensplanung, von der Familiengründung über Immobilienerwerb bis hin zur Altersvorsorge.
Wie sieht’s aus auf dem Arbeitsmarkt?
Infos
● Die Zahl der befristeten Arbeits verträge ist 2011 auf 2,7 Millionen gestiegen
● Fast 10 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisse sind befristet
● 45 Prozent aller neuen Arbeitsverträge werden nur noch befristet abgeschlossen
● Über 700.000 und über 40 Prozent aller jungen Beschäftigten sind nur befristet beschäftigt
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LeiharbeitLeiharbeit ist unter jungen Beschäftigten nach einer erfolgreich absolvierten Ausbildung leider keine Seltenheit. 920.000 junge Menschen waren in ihrer Erwerbslaufbahn schon in Leihar beit beschäftigt. Immerhin 44 Prozent dieser Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer waren dies nach ihrer Ausbildung länger als 1 Jahr.
Die Behauptung, Leiharbeit diene als Brückenfunktion in ein Normalarbeitsverhältnis, hat sich als Illusion herausgestellt. Der sogenannte »Klebeeffekt« liegt im Durchschnitt nur bei ca. 7 Prozent. Auch für jüngere Menschen ist die Wahrscheinlichkeit, aus der Leih arbeit heraus in ein festes Anstellungsverhältnis zu kommen, nicht größer. Besonders für diejenigen, die ihren Berufseinstieg in Leiharbeit begonnen haben, besteht die Gefahr, so nur schwer eine Festanstellung zu bekommen.
Aus Gründen der Flexibilität werden immer mehr Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmer eingestellt, die dann die Kehrseite durch ungleiche Behandlung, un sichere Arbeitsbedingungen und Arbeitsverträge wie auch niedrigere Löhne zu spüren bekommen. Die meisten Arbeitsverträge in der Leiharbeit sind nur von kurzer Dauer: Für die Hälfte aller Leiharbeiter endete 2011 das Beschäftigungsverhältnis vor Ablauf der ersten 3 Monate. Dies zeigt auch die hohe Fluktuation bei den Leiharbeitsverhältnissen. In der ersten Hälfte des Jahres 2011 wurden 580.000 Arbeitsverhältnisse geschlossen und 569.000 beendet. Leiharbeiter bekommen Schwankungen in der Wirtschaft und das Geschäftsrisiko direkt zu spüren – das Risiko der Arbeitslosigkeit ist für
Infos
● 920.000 junge Menschen waren schon mal in Leiharbeit beschäftigt● Nur 7 Prozent aller Leiharbeits kräfte wechseln in einen festes Arbeitsverhältnis
● Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unter 30 Jahre sind besonders häufig und überproportional von Leiharbeit betroffen
sie vier bis fünfmal höher als für die Stammbelegschaft. Auch finanziell stehen Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmer viel schlechter da: Sie verdienen im Durchschnitt nur gut die Hälfte von dem, was ihr in einem Normalarbeitsverhältnis stehender Kollege am Ende des Monats auf dem Lohnzettel stehen hat.
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PraktikaDie Zahl der Praktikanten nimmt seit vielen Jahren zu. Die Unternehmen haben ein großes Interesse daran, Praktikantinnen und Praktikanten zu beschäftigen. Sie lernen zukünftige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennen, sichern sich Nachwuchs an qualifizierten Beschäftigten und profitieren von den Ergebnissen der Abschlussarbeiten von Hochschulabsolventinnen und Hochschulabsolventen.
All das ist kein Problem, wenn mit den Praktikantinnen und Praktikanten fair umgegangen wird und sie nicht als billige Arbeitskräfte missbraucht werden.
Besonders betroffen von Kettenpraktika nach dem Ende ihrer Ausbildung sind junge Frauen. Mit einem Anteil von 30 Prozent spielt so das Praktikum in der Berufsbiografie von Frauen eine deutlich größere Rolle als bei den Männern (19 Prozent).
Auch wenn nicht alle Praktika unbezahlt sind, so ist die Vergü
tung oft sehr gering und steht in keinem angemessenen Verhältnis zu dem Nutzen, den das Unternehmen aus den Praktikanten zieht. Über 50 Prozent der Praktika, die länger als 3 Monate dauern, werden gar nicht oder nur unzureichend vergütet, obwohl die Praktikanten oft schon eine berufliche oder universitäre Ausbildung abgeschlossen haben.
Dies zeigt, dass die Unternehmen ein Interesse an kostenlosen oder billigen Arbeitskräften haben. Drei Viertel der Praktikanten werden darüber hinaus zu mehr als 50 Prozent der Arbeitszeit als normale Arbeitskraft eingesetzt.
Einen »Klebeeffekt« gibt es bei Praktika so gut wie gar nicht. Die Unternehmen nutzen also die gute Arbeitskraft der Praktikanten, die zum Teil schon über einen Hochschulabschluss verfügen, werden aber ihrer Verantwortung gegenüber der jungen Generation nicht gerecht.
Infos
● Fast 20 Prozent aller Hochschulabsolventen schlossen nach dem Studium ein unbezahltes Praktikum an
● Drei Viertel der Praktikanten werden überwiegend als normale Arbeitskraft eingesetzt
● Junge Frauen absolvieren häufiger Praktika als junge Männer
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Teilzeit Ein Fünftel der Beschäftigten unter 35 Jahren arbeitet in Teilzeit. Allerdings besteht bei der Mehrheit der jungen Beschäftigten in Teilzeit der Wunsch nach Vollzeit. So möchten in der Gruppe der 20 bis 24Jährigen 9 von 10 lieber in Vollzeit arbeiten – fast jeder 5. Beschäftigte in dieser Altersgruppe ar beitet somit in erzwungener Teilzeit. Auch Hochschulabsolventinnen und Hochschulabsolventen arbeiten häufiger als der Durchschnitt ungewollt in Teilzeit.
Besonders Frauen arbeiten oft in Teilzeitarbeitsverhältnissen: Ein Drittel der jungen Frauen hat nach dem Ende der Ausbildung schon mal in Teilzeit gearbeitet.
Auffällig ist, dass die Arbeitszeiten von Männern und Frauen sich voneinander entfernen, obwohl diese Entwicklung von den Beschäftigten selbst unerwünscht ist.
Männer mussten 2009 durchschnittlich 3,6 Stunden, Frauen 1,6 Stunden pro Woche länger arbeiten als erwünscht. Hinter diesen Durchschnittswerten verbergen sich allerdings ausgeprägte Unterschiede zwischen Vollzeit und Teilzeitbeschäftigten: Vollzeitbeschäftigte Männer waren in den
alten Bundesländern 4,7 und in den neuen Bundesländern 5,2 Stunden länger tätig als erwünscht. Hingegen hätten westdeutsche Frauen mit einer Teilzeitstelle ihre tatsächliche Arbeitszeit gern um 3 Stunden, ihre ostdeutschen Kolleginnen um 2,9 Stunden erhöht.
Sozialpolitiker werben für eine Verkürzung der Arbeitszeit insgesamt. Hauptargumente hier: Eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die Reduzierung von gesundheitsschädlichen Arbeitsbelastungen.
Infos
● 20 Prozent der unter 35Jährigen
arbeiten in Teilzeit
● Männer arbeiten im Durchschnitt
länger als Frauen
● Frauen würden gerne länger
arbeiten, Männer gerne kürzer
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Junge Beschäftigte haben noch vie-le Jahre auf dem Arbeitsmarkt vor sich. Aufgrund der skizzierten Schwierigkeiten am Anfang des Erwerbs lebens, scheint ein Blick auf die psychische Gesundheit junger Erwachsener gerechtfertigt.
Das Forschungs- und Beratungs-unternehmen Prospektiv GmbH aus Dortmund hat in verschiedenen Studien herausgefunden, dass sich die Mehrheit psychischer Erkran-kungen bereits in frühen Jahren manifestiert. Frühe psychische Stö-rungen ziehen vielfältige negative Lebensentwicklungen nach sich. Bleibt eine frühe adäquate Behand-lung aus, ist das Risiko einer lebens-langen Beeinträchtigung stark er-höht.
Der Deutsche Gewerkschafts-bund hat in einer Umfrage fest-gestellt, dass fast 80 Prozent der jungen Beschäftigten auch zur Arbeit gehen, wenn sie sich krank fühlen. 45 Prozent der jungen Arbeitnehmer innen und Arbeitneh-mer mit ungünstigen Arbeitsbedin-gungen berichten von regelmäßi-gen Schlafstörungen. Die Barmer Ersatzkasse berichtet, dass die Er-krankungsdauer bei den 20- bis 24-Jährigen und den 25- bis 29-Jäh-rigen durchschnittlich um 25 Pro-zent steigt. Die Ursachen liegen im Arbeitstempo, im Termindruck, in den Arbeitsprozessen, der Kommu-nikation und der Angst um den Ar-beitsplatz.
Es wird deutlich, dass der beruf-lichen Stabilität insbesondere bei
(Psychische) Gesundheit der jungen Generation in Gefahrjungen Erwerbstätigen eine hohe Relevanz zukommt. Gerade mit den oft schlechten Erfahrungen, die Ju-gendliche auf dem Arbeitsmarkt sammeln, sind weitreichende Fol-gen für die Entwicklung des (Be-rufs-)Lebens verbunden.
Die mehrheitlich jungen Arbeits-kräfte in atypischen Beschäftigungs-verhältnissen erhalten nicht nur we-niger Entgelt als Beschäf tigte im Normalarbeitsverhältnis; sie wer-den oftmals auch ausgegrenzt und sind insgesamt vermehrt körper-lichen, vor allem aber auch psychi-schen Belastungen ausgesetzt. Die früh erlebte Unsicherheit wirkt sich in Summe massiv auf die Gesund-heit aus, mit der Gefahr von erheb-lichen Spät- und Langzeitfolgen.
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Warum sorgen wir uns um die junge Generation? Warum sind wir der festen Überzeugung: Es ist Zeit, das Thema anzupacken?
Die junge Generation soll in 15 bis 20 Jahren der leistungsfähige Mittelbau unserer Gesellschaft und die Stammbelegschaft in unseren Unternehmen sein. Doch wenn sie heute schon aufgrund des Drucks, der Angst nächsten Monat nicht mehr beschäftigt zu sein oder dem Wissen, die persön liche Lebensplanung hinten anstellen zu müssen, durch psychische Belastungen erkranken, können sie dieser großen Herausforderung in Gesellschaft und Unternehmen nicht gerecht werden.
Die gesellschaftliche Dimension der prekären Beschäftigungsverhältnisse ist vor allem im Bereich der Sozialsysteme und der damit verbundenen persönlichen sozialen Sicherung zu spüren. Der Grad der sozialen Absicherung richtet sich in Deutschland nach der Beschäftigung in abhängiger Arbeit. Durch die zu beobachtende Abkehr vom Normalarbeitsverhältnis, die gerade die junge Generation trifft, ergeben sich noch nicht absehbare Auswirkungen auf die Absicherung im Rentenalter für die junge Genera tion sowie in größerem Maße Finanzierungslücken für die Sozialversicherungssysteme. Auch Brüche in den Erwerbsbiografien durch die unsichere Lage am Arbeitsmarkt stellen ein noch nicht
abschätzbares Problem für die junge Generation im Rentenalter dar. So hat die schwierige Beschäftigungssituation der jungen Generation jenseits des Normalarbeitsverhältnisses direkte Auswirkungen auf das Hier und Jetzt durch den geringeren Wohlstand sowie eine indirekte Auswirkung auf zukünftige Lasten im Sozialsystem, wenn beispielsweise nicht genügend Beiträge eingezahlt wurden und somit Altersarmut droht.
In den Unternehmen sind die heute 25 bis 40Jährigen in 15 bis 20 Jahren diejenigen, die das Knowhow an Jüngere weitergeben und durch ihre Leistung und ihr Fachwissen die Unternehmen in einer global agierenden Wirtschaft wettbewerbsfähig halten. Der demografische Wandel in den Unternehmen
sorgt dafür, dass sie eigentlich heute schon als wichtige Arbeitskräfte angelernt werden und das Fachwissen von den Älteren übernehmen müssen. Denn in 15 bis 20 Jahren sind sie die Kernbelegschaft. Wie soll das funktionieren, wenn die Unternehmen sie nicht dauerhaft beschäftigen und sie keine Chance auf einen fairen Berufseinstieg haben? Der Anstieg an psychischen Erkrankungen der jungen Generation ist auch eine Warnung für die Arbeitgeber. Denn auch sie profitieren von einer gesunden und leistungsfähigen Belegschaft.
Im Interesse der Gesellschaft, der Politik und der Unternehmen kann somit nur sein, dass der jungen Generation gute Arbeitsbedingungen, ein gerechter Lohn und eine faire Chance gegeben werden.
Die Zukunft der jungen Generation
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Die jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden nach und nach immer mehr Verantwortung übernehmen, sowohl in privaten als auch in beruflichen Dingen. Diese Menschen werden Entscheidungen treffen, die die Richtungen ihres persönlichen Lebens verändern. Am Umgang mit der jungen Generation misst sich die Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft und die Zukunft der Arbeit.
Von ihren Entscheidungen wird aber auch die Zukunft unseres Landes abhängen. Es sollte aus diesem Grund ein großes gesellschaftliches Interesse sein, den jungen Menschen so wenig Belastungen wie möglich zuzumuten.
Die Schwierigkeiten, die junge Menschen am Anfang des Erwerbslebens haben, sind nicht immer
einfach und schnell zu lösen. Gemeinsam mit den Betriebsräten und der IG BCE bestehen aber viele Möglichkeiten zur Gestaltung des Arbeitslebens. Nachfolgend werden einige Ansatzpunkte und Instrumente vorgestellt:
Befristungen: ● Befristet Beschäftigte sind keine Arbeitnehmerinnen und
Arbeit nehmer zweiter Klasse – es gelten die gleichen Rechte wie für die Stammbelegschaft.
Bei der IG BCE können sich Beschäftigte in befristeten Arbeitsverhältnissen über ihre Rechte informieren – IG BCEMitgliedern steht der kostenlose Arbeitsrechtsschutz zur Durchsetzung ihrer Rechte zur Verfügung.
Leiharbeit: ● Abschluss einer Verein
barung mit dem Bundesverband der Personaldienstleister BAP zur schrittweisen Einführung von Equal Pay für die Zeitarbeit der chemischen Industrie.
● Regelung eines Branchenzuschlags, der den Lohn der Leiharbeit schrittweise auf das Entgeltniveau in der chemischen Industrie anhebt.
● Die IG BCE hat das Ziel, für alle Branchen EqualPayLösungen für die Leiharbeit abzuschließen.
● Betriebsräte versuchen in vielen Betrieben, Leiharbeit zu begrenzen und Besserstellungsvereinbarungen zu erarbeiten.
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Praktika:● Betriebsräte achten darauf, dass Praktikantinnen und Praktikan
ten nur zu ihrer Ausbildung eingesetzt werden und wirken auf eine angemessene Vergütung im Betrieb hin.
● Wenn reguläre Stellen durch Praktikumsplätze immer wieder neu für 3, 6 oder 12 Monate besetzt werden, muss der Betriebsrat tätig werden – über eine Betriebsvereinbarung kann der Betriebsrat eine angemessene Vergütung für Praktikantinnen und Praktikanten regeln.
● Die IG BCE steht über ihre Bezirke zu allen Fragen zum Praktikum zur Verfügung und kann über ihren Arbeitsrechtsschutz eventuell ein reguläres Entgelt auf dem Klageweg erzielen.
● Im Onlineforum der Internetseite dgbjugend.de/studium gibt es umfangreiche Informationen für Studierende, welche Rechte sie im Praktikum haben und worauf sie im Voraus achten sollten.
Arbeitszeit: ● Die IG BCE setzt sich für eine Arbeitszeit ein, die auf die indivi
duelle Lebenssituation zugeschnitten ist – Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die kurz vor der Rente stehen, haben andere Bedürfnisse als zum Beispiel junge Eltern. Während für die ältere Generation alternsgerechte Arbeitsmodelle für den gleitenden Übergang in die Rente attraktiv sein können, wünschen sich berufstätige junge Menschen mit Kindern oft flexible und kürzere Arbeitszeiten, die Familie und Beruf miteinander in Einklang bringen.
● Die IG BCE hat in der chemischen Industrie Ost einen Tarifvertrag abgeschlossen, der über einen Arbeitszeitfonds Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit noch nicht schulpflichtigen Kindern eine bezahlte Freistellung von 2,5 Stunden pro Woche ermöglicht.
● Die IG BCE treibt solche attraktiven Modelle auch in anderen Tarifbereichen nach vorne.
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Die IG BCE steht allen Interessierten für Fragen und Anregungen rund um die Arbeit offen gegenüber. Wir möchten der jungen Generation mit auf den Weg geben, dass eine starke Solidargemeinschaft viel erreichen kann. Wir leben davon, dass sich viele unserer Mitglieder aktiv bei uns einbringen und wir durch dieses Engagement immer wieder Antworten auf neue Herausforderungen finden.
Die IG BCE hat das Ziel, die Arbeits und Lebenssituation junger
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer so zu gestalten, dass sie zu den Ansprüchen dieser Generation passt. Dazu müssen wir wissen, wo der Schuh drückt. Gemeinsam können wir den Einfluss, den die IG BCE in den Betrieben und in der Politik hat, nutzen, um die Herausforderungen der jungen Generation zu thematisieren und auf Veränderungen hinzuwirken. Die Themenfelder sind dabei vielfältig: Von befristeter Beschäftigung und Leiharbeit über Vereinbarkeit von
Familie und Beruf bis zur Altersvorsorge. Die IG BCE arbeitet an innovativen Lösungen um im Dialog mit Arbeitgebern und Vertretern der Politik die Herausforderungen der jungen Beschäftigten zu gestalten.
Dazu sind wir auf die Mitarbeit der jungen Generation angewiesen – Wir freuen uns auf ihr Engagement!
Die IG BCE – Ansprechpartner für die junge Generation
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Mit der Kampagne »Wir machen Gute Arbeit!« entwickeln wir als IG BCE gemeinsam mit den Beschäftigten Antworten auf die Veränderungen der Arbeitswelt.
Die wirtschaftlichen Veränderungen und die veränderten Belegschaftsstrukturen machen einen tiefgreifenden Wandel der Arbeitswelt sichtbar. Die unternehmensinternen Prozesse werden heute überwiegend an den Renditevorgaben der Finanzmärkte ausgerichtet.
Unter den gegebenen Bedin gungen stehen wir mit unserem Anspruch, die Lebens und Arbeitswelt der Beschäftigten men schengerecht zu gestalten, vor neuen Herausforderungen. Neue Organisations und
Steuerungsprinzipien in den Betrieben bringen Veränderungen im unmittelbaren Arbeitsumfeld des Einzelnen mit sich.
Wir haben uns drei Schwerpunkte gesetzt, um die Herausforderungen für die praktische Arbeit handhabbar zu machen.
Die Megatrends der Arbeit heißen heute:● wachsender Zeit und Leistungs
druck, ● Entgrenzung von Arbeit und Le
ben,● wachsende Verunsicherungen
durch die Liberalisierung am Arbeitsmarkt.
Dies sind Themenfelder, die alle Beschäftigten quer durch alle Branchen der IG BCE und in nahezu allen
Berufsbildern und Einkommensschichten betreffen.
Einen Einführungsfilm zur Kampagne und Materialien zu den Themenschwerpunkten findet Ihr im Internet unter: www.gute-arbeit.igbce.de.
Die Kampagne versteht sich aber auch als Plattform, die die Arbeit der Interessenvertretung konkret und aktiv unterstützen soll. Daher werden umfangreiche Arbeitshilfen, Werbemittel, Aktionsideen und Hintergrundinfos angeboten. Außerdem kann der Dialog zwischen den Interessenvertretern über die Kommunikationskanäle der Webseite und weiterführende Links geführt werden. Ziel ist damit eine nachhaltige Vernetzung aller Beteiligten.
Informationen zur aktuellen Kampagne der IG BCE
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Impressum
Herausgeber: Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, EnergieVorstandsbereich 1– Gesamtleitung/Globalisierung/IndustrieKönigsworther Platz 6, D-30167 Hannover
Projektleitung Gute Arbeit: Yasmin Fahimi
Redaktion: Sören Tuleweit, Jennifer Mansey
Kontakt: Projekt Gute Arbeit, Tel. 0511 7631-141/[email protected]/gute.arbeit.igbce.de Projekt Junge Kompetenz, Tel. 0511 7631-493/[email protected]/igbce-jugend.de
Bildquelle: Michael Neugebauer
Erste Veröffentlichung: Juli 2012
Druck: BWH GmbH – Die Publishing Company