HinweisBei dieser Datei handelt es sich um ein Protokoll, das einen Vortrag im Rahmendes Chemielehramtsstudiums an der Uni Marburg referiert. Zur besserenDurchsuchbarkeit wurde zudem eine Texterkennung durchgeführt und hinter daseingescannte Bild gelegt, so dass Copy & Paste möglich ist – aber Vorsicht, dieTexterkennung wurde nicht korrigiert und ist gerade bei schlecht leserlichenDateien mit Fehlern behaftet.
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Dr. Ph. Reiß, im Juli 2007
Philipps - Universität Marburg
Fachbereich Chemie Lehramt
Wintersemester 1997/98
Übungen imExperimentalvortrag
Leitung: Dr. J. Butenuth,Dr. E. Gerstner, Prof. H. Perst
Referentin: MartinaScharf
Vortragstermin: 4.12.1997
Skript zum Thema
Ammoniak
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1. EMEITIJNG 3
1.1 Historisches 3
1.2 Strukturund Allgemeines ~ 3
1.3 Physiologie 4
2. ~ONIAKSYNTI-IESE 4
2.1 Historisches 4
2.2 Steam- Reforming- Verfahren - 7
3. EIGENSCIIAFruN 9
3.1 Chemische Eigenschaften 9
f' 3.2 Physikalische Eigenschaften 11
4. VORKOMMENl.JNDNACHWEIS 14
5. VERWENDl.JNG 18
5.1 Produktverband für Ammoniak 18
5.2 Großtechnische Herstellung von Salpetersäure - Das Ostwald-Verfahren 18
6. L~RATI.JR.VERZEICI-INIS 22
6.1 Bücher J•••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• 22
6.2 Zeitschriften 22
6.3 Sonstiges 23
2
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1. Einleitung
1.1 Historisches
Ammoniak war bereits im Altertumbei den Ägyptern und Arabern bekannt.
Der Name geht wahrscheinlich auf den ägyptischen Sonnengott Ra Ammon zurück.
Das Ammoniumsalz NIitCI, welches damals mit Steinsalz NaCI verwechselt wurde und in der
Nähe des Tempels des Jupiter Ammon vorkam, wurde als "Sal ammoniacum" ( Salz des
Ammon) bezeichnet, woraus die Worte Salmiak für das SalzNIitCl und Ammoniak für die
zugrundeliegende Base NH3abgeleitet wurden. DieseBezeichnungen sind bis heute
beibehalten.
1.2 Struktur und Allgemeines
Ammoniak ist ein farbloses, stechend riechendes, giftiges, zu Tränenreizendes Gas.
Das Molekül ist pyramidenförmig gebaut, die Bindungswinkel betragen 1070 (fast
Tetraederwinkel).
Der Stickstoffist Sp3 Hybridisiert, wobei 3 dieserHybridorbitale je eine 0'- Bindungmit demF'\
Is- Orbitalder H-Atome eingehen. Das einsame Elektronenpaar befindet sich36 pm über der
Ebene der H-Atomeund schwingt im flüssigen und gasförmigen Ammoniak mit einerFrequenz
von 2,4 * 10 10 sec -1 durch die Ebene der drei H-Atome. Dies findet Verwendung in den
Atomuhren.
In den Handelkommt Ammoniak in Stahlflaschen, komprimiert bei gewöhnlichen
Temperaturen und 8-9 bar.
Die konzentrierte wäßrigeLösungwird Ätzammoniak genannt und enthält 28-29 0/0
Ammoniak, die verdünnte Lösung "Salmiakgeist" ist I 0 %ig.
3
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1.3 Physiologie
Ammoniakdämpfe wirken schon in geringerKonzentrationreizend, in höherer ätzend auf die
Schleimhäute insbesondere der Atemwege und der Augen.
Der MAK- Wert liegtbei 35 mg/rrr'.
Konzentrationen von 1,5-2,5 g NH 3/m3 wirken innerhalb einer Stunde tödlich, ebenso wie
3-5 ml Salmiakgeist im Magen.
Aufgrundder Wahrnehmewirkung des stechenden Gases treten siejedoch selten ein.
Ammoniak im Magen führt zu Magenbluten und Kollaps. Zur Neutralisation wird verdünnte
Essig-, Wein- und Zitronensäure verwendet.
2. Ammoniaksynthese
2.1 Historisches
Im 18./19. Jahrhundertwurde gezieltversucht Ammoniak aus den Elementenherzustellen,
wobei hier auch schon mit Druck gearbeitet wurde. Dies allesführte jedoch zu keinemErfolg.
Fritz Haber ( 1866- 1934) stellte dann 1908 erstmalig Ammoniak aus den Elementenin einer
Hochdruckapperatur dar.
Carl Bosch ( 1874-1940) entwickelte daraus das wirtschaftliche Großverfahren für die BASF
r, in Ludwigshafen.
Dies war zu einerZeit, in der die Wissenschaft der Physikalischen Chemie noch sehr jung war.
Bekannt war jedoch bereits das chemische Gleichgewicht und das Massenwirkungsgesetz. Man
erkannte, daß das Gleichgewicht
3 H2 (g) + N2 (g)~ 2 NH3 (g), t1 H < 0
zum einen exothermund zum anderenvolumenvermindernt ist, und es sich somit mit fallenden
Temperaturenund steigendem Druck nach rechts verschieben läßt.
Eine quantitative Ausbeute erhält manbei Zimmertemperatur, wobei die Geschwindigkeit der
Reaktionjedoch unmeßbar kleinist. Katalysatoren wirken erst bei 400 "C, weswegen eine
hohe Temperatur nötig ist. Außerdem ist ein Druck von etwa 200 bar notwendig, um die
Ausbeute auf 17,6 % zu steigern.
4
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Dies ist auch an folgender Abbildung zu erkennen:
400
200200
600
500
Temperatur," "C
I f •
200 400 600 800 1000
Druck in bar
o fu~::::::::=------- 700
o
40
20
60
80
NH,-Kanzentratian .Val.-Anteile in 0/0
100
Erstmalig wurde eine Aufgabe mit theoretischenAnsätzengelöst. Das Problem wurde
wissenschaftlich erfaßt und die Labormethodendurch eine neue Technik, der
Hochdrucktechnik, durch Zusammenarbeit von Forschern und Technikern entwickelt.
1913 wurde die erste Ammoniakanlage in Betrieb genommen; sie produzierte täglich 30 t NH3 .
Heute arbeitenweltweit etwa 700 Anlagen mit einer Jahreskapazität von 130 Mio. t nach dem
Haber-Bosch-Verfahren, welchesunter dem Begriff" Griff in die Luft" in die Geschichte
emgmg.
Versuch 1: Darstellung von NH3 aus den Elementen
Chemikalien: Hz-und N z - Druckgasflaschen, HzS0 4 (konz.), Glaswolle, Phenolphthalein
zur Herstellung des Katalysators: Fe- Pulver, Aluminiumoxid,
Calziumoxid, Kaliumnitrat
Geräte: Stativmaterial, 4 Gaswaschflaschen, Verbindungsschläuche, Quarzglasrohr, Glasrohr
an einemEnde zur Kapillare gezogen, 2 gebogene Glasrohre, Dreiwegehahn.Bunsenbrenner
mit Breitbrenneraufsatz, Saugrohr, schwerschmelzbares Reagenzglas
Aufbau: ~~u:>dte..~~O"f
5
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Versuchsdurchführung:
1. Herstellungdes Katalysators:
4 gEisenpulver, 1 g Aluminiumoxid, 0,5 g Calziumoxid und 1,5 g Kaliumnitrat werden
im Mörser innigverrieben und in einemschwerschmelzbaren Reagenzglas erhitzt. Das
Gemengeglüht kurz heftigauf und wird noch einige Minuten mitvollerBunsenbrennerflamme
durchgeglüht. Die grauschwarzen Körnchensind nun der Katalysator. Diese Menge wird nun
noch einmal hergestellt.
2. Darstellungvon NH3:
Nachdemdie Apparatur mit Stickstoffgespült worden ist, wird Wasserstoffeingeleitet
und am Ende der Apparatur auf Knallgas untersucht. Fällt die Knallgasprobe negativ aus, wird
der überschüssige Wasserstoffam Ende der Apparatur entzündet, der Katalysatorwird auf
Rotgluht erhitzt und das Synthesegasgemisch auf ein Verhältnis von etwa 1: 3 (N2: H2)
eingestellt. NH3 wird in Wasser mit einigen TropfenPhenolphthalein eingeleitet.
Beobachtung: Es erfolgt ein Farbumschlag des Säure-Base- Indikatorsvon farblos nach rot.
Erklänlng: 3 H2(g) + N2(g) 2 NH3 (g)
Mechanismus:
• durch Wärmebewegung werden die N21H2-Moleküle an die Katalysatoroberfläche
transportiert und dort locker adsorpiert~ Lockerung der Bindunginnerhalb der Moleküle
• nacheinander werden erst ein, dann zwei und dann drei Wasserstoffatome an ein N-Atom
gebunden
• Desorption
Wirkung des Katalysator:
Die dunkleFarbe des Katalysators rührt im wesentlichen vom Fe20 3, der eigentliche
Katalysator Eisen wird erst im Laufe der Reaktion durch Reduktion mit Wasserstoffgebildet.
Er ist beständig, da eine Veränderung der hochgeglühten Oxideunwahrscheinlich ist.
Der Katalysatorbesteht aus einerFe20 3- Schmelze mit geringen Prozenten Al20 3, CaO als
strukturellePromotoren und K20 als elektronischer Promotor.
Al20 3 verhindert das Zusammensintem der reduziertenEisenpartikel, CaO stabilisiert die
Mikrostrukturen,K20 verstärkt die Eisen/StickstoffRückbindung,
vermindert die Adsorptionsenergie des Produktes und stabilisiert den Katalysatorgegenüber
Schwefelvergiftung.
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Nachweis des entstandenen Ammoniaks mit Phenolphthalein:
Lactoide Form (farblos) Chinoide Form (rot)
Der Umschlagbereich liegt bei einem ph von 8,0 bis 9,8.
2.2 Steam- Reforming- Verfahren
Im Steam- Reforming- Verfahren wird der Stichstoffwird aus der Luft gewonnen und der
Wasserstoff aus Wasser bzw. aus Erdgas. Hierzu wird ein Reduktionsmittel benötigt, welches
jeweils den Sauerstoff bindet. Man verwendet dazu Methan, da es zudem noch Wasserstoff
liefert. Die Summengleichung sieht wie folgt aus:
3,5 eH. + 5 H20 + [ 4 N2 + O2] ~ 8 NH3 + 3,5 CÜ2
Luft
Die Herstellung läuft in mehreren Schritten:
1. Gewinnung des Svnthesegases
a) Entschwefelung ( Schwefel ist ein Katalysatorgift)
b) Umsetzung von Methan mit Wasserdampf ( im Primärreformer)
c) Oxidation von Methan mit Luft (im Sekundärreformer)
d) Entfernung des Kohlenmonoxids ( Katalysatorgift) - Konvertierung
e) Kohlensäurewäsche und Feinwäsche
Durch entsprechende Steuerung wird ein Volumenverhältnis von N2:H2 = 1:3 hergestellt.
2. Ammoniaksynthese
a) Verdichtung des Synthesegases auf 200-300 bar - Synthesereaktor
mit Kaltgaszugabe (im Hochdruckofen):
- Synthesegas(150 Oe) strömt in den Ringraum zwischen Druckmantel
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und Einsatz und hält somit den Druckmantel auf niedrigen Temperaturen.
- Vorwärmung auf 400°C im innerenWärmeaustauscher
- Gas strömt nach oben und passiert erste Katalysatorschicht
..Zugabe von Kaltgas
- Zurückströmen und Abgabe von Wärme an einströmendes Gas
b) Kreislaufprinzip
- es erfolgt keine vollständige Umsetzung; das Gas, welchesnicht reagiert hat wird wieder in
den Kreislaufeingeführt
- das Gas, welches den Synthesereaktorverläßt hat einenVolumenanteil von 12-19%
Ammoniak, es wird inWärmeaustauschern, Luft- oder Wasserkühler, in Tiefkühlern mit
Ammoniak als Kältemittel bis zur Verflüssigung gekühlt; anschließend in Abscheidern
r abgetrennt, in Zwischenentspannungsbehältern entspanntund dem Ammoniak-Vorratstank
zugefiihrt.
Die anfallende Wärme wird zur Dampferzeugung ausgenutzt.
Heute werden 3 % der Weltenergie- Erzeugung für die Ammoniaksynthese verwendet.
ERDGAS
Y
Entschwefelung
H2S + ZnO -+ ZnS + H20
vvasserdampt --. Pnmarreformer
CH 4 + H~O ~ CO + H 2
---. Energie
Luft ---. Sekundarrsformar
2CH 4 + O 2 + 4N 2 -. 2CO + 4H2
+ 4N2,.
Energie
Wasserdampf --. Konvertierung (2 Stufen)
CO + H20 ~ H 2 + CO 2
--. Energie
Amine bzwl.auge
Kohlensäurewäsche
CO 2 + H2 0 + R-NH 2 -+ (R-NH3)HC0 3
Y
Kohlenrnonox.d
Methanisierung
CO + 3H 2 ~ CH 4 + H20
CO 2 + 4H 2 ~ CH 4 + 2H 20
--. Energie
I Kompressor I~~-------~,.
Kuh/system
Ammoniaksyntheseofen Wasserstoffund Stickstoff
3 H 2 + N 2 ~ 2 NH 3 im Kreislauf
Y J8
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3. Eigenschaften
3.1 Chemische Eigenschaften
• Ammoniak reagiert schwach basisch. Der pkB - Wert liegt bei 4,75.
Das basische Verhalten ist ausgeprägter mit Säuren. Charakteristisch sind die
Ammoniumchloridnebel, welche aus gasförmigem Ammoniak und gasförmiger Salzsäure
entstehen. Die Salzbildung wird im folgenden Versuch gezeigt.
Versuch 2: Salzbildung am Beispiel von Ammoniumchlorid
Chemikalien: konz. NH3 , konz. HCI
Geräte: 0,5 I Standzylinder, Uhrglas, Glaswolle, Bindfaden
Versuchsdurchführung: Ein in Ammoniak gedrängter Wattebausch wird auf den Boden des
Standzylinders gegeben. Ein weiterer Wattebausch wird in die Salzsäure getaucht, am Uhrglas
mit dem Bindfaden befestigt und auf den Standzylinder gelegt.
Beobachtung: Es bilden sich weiße Nebel, die von oben nach unten absteigen.
Erklärung:
Es findet eine Säure- Base- Reaktion statt. Ammoniak reagiert aufgrund seines freien
Elektronenpaares als Lewis- Base, Chlorwasserstoffgas als Lewis- Säure.
Es entstehen positiv geladene Ammoniumionen, welche sich mit den negativ geladenen
Chloridionen zu Ammoniumchlorid- Kristallen verbinden, die in Form federfahnenartig
angeordneter Oktaeder auskristallisieren.
Base I
weiße Nebel
Säure 11 Säure I Base 11
Ammoniumchlorid bildet ein kolloidales System.
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Es finden u.a. Verwendung als Expektorans in Salmiakpastillen (Lakritzpastillen mit etwas
Salmiak), als schleimlösendes Hustenmittel, aber auch in der Photographie und bei der
Herstellung von Sprengstoffen.
• Ammoniak ist ein Reduktionsmittel; es reduziert z.B. CuO zu elementarem Cu oder Cl2 zu Cl':-3 -t.t 0 0
2 NH3 (g) + 3 CuO (s) ~3 Cu (s) + N2(g) + 3 H2
-'"' 0 0 -A2 AA3 (g) + 3 Ch(g) ~ N2 (g) + 6 HCI (g)
• Gemische aus Ammoniak und Luft mit 15,5- 28 % NH3 sind explosiv; ansonsten läßt sich
Ammoniak entzünden, unterhält jedoch die Verbrennung nicht. In reinem Sauerstoff
verbrennt es zu Stickstoffund Wasser: 2 NH3 + 1,5 O2 ~ N2 + 3 H20.
• Aufgrund seines freien Elektronenpaars kann Ammoniak als Komplexligand fungieren.
Die ,,Ammin- Komplexe" sind wesentlich stabiler als ,,Aqua- Komplexe".
Versuch 3: Ammoniak als Komplexligand
Chemikalien: wäßrige CUS04- Lösung, konz. NH3
Geräte: 2 Reagenzgläser
Versuchsdurchführung:
Zwei Reagenzgläser werden mit einer wäßrigen CUS04- Lösung gefüllt. In eines wird
zusätzlich eine konzentrierte NH3 - Lösung hinzugetropft.
Beobachtung: Beim Zutropfen der konzentrierten NH3 - Lösung erfolgt ein Farbumschlag von
hellblau zu einem intensiven blau-violett.
Erklärung:
Ursache für die Farbigkeit der Komplexe:
Cu2+ ist ein d9
- System und besitzt ein oktaedrisches Ligandenfeld.
Das Aufspaltungsmuster im oktaedrischen Ligandenfeld sieht wie folgt aus:
E
4+ 4- ~eg- - )
-4+ 4-t W h g
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Ein Elektron wird nun aus dem t2g -Niveau in das eg- Niveaugehoben,
wobei Energie mit der entsprechenden Wellenlänge Antax. absorbiert wird.
Antax. liegt beim [CU(H20)6] 2+:._ Komplex bei ca. 810 nrn ,
d. h. die Komplementärfarbe hellblau wird sichtbar.
Beim [CU(NH3)4(H20)2] 2+_ Komplex beträgt Antax. rund 600 nm.
NH3 spaltet das Ligandenfeld weiter auf ( t\o wird größer).
Die Komplementärfarbe tiefblau wird sichtbar
Zur Stabilität des Komplexes:
Der [CU(NH3)4(H20)2] 2+_ Komplex ist thermodynamisch stabilerals der [Cu(H20)6] 2+_ Komplex.
Der Grund liegt hierbei bei der Ligandenfeldstabilisierungsenergie, die bei d9- Systemen bei - 3/5 Ao
liegt.
Diese Erklärung ist vereinfacht und kurz gehaltenund läßt zum Beispiel den Jahn- Teller-Effekt
unberücksichtigt
3.2 Physikalische Eigenschaften
• Schmelzpunkt: 78°C, Siedepunkt: 33 °C
• Ammoniak ist leichter als Luft (M(NH3) = 17 g/mol;M(,,Luft") ~ 29 g/mol)
• Die charakteristische Leichtlöslichkeit in H20 zeigt Versuch4:
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Versuch 4: Springbrunnenversuch
Chemikalien: Ammoniumchlorid, Calziumhydroxid, einige Tropfen Phenolphthalein und
Methylenblau
Geräte: 0,51 Rundkolben, 11 Rundkolben (2 x), Trockenturm, gebogenes Z-Rohr, 2 Stopfen,
Glasrohre (eines am Ende zur Kapillare gezogen), Bunsenbrenner, Handgebläse, Parafilm
Aufbau:
Q
l0"'ztCll.CdP")./..l\z..O
Versuchsdurchführung:
1. Füllen des Kolbens
30 g Ammoniumchlorid werden mit 50 g Calziumhydroxid und ca. 15 ml Wasser vermischt
und in den 0,51 Rundkolben gefullt. Das Gemisch wird ca. 3-4 min. stark mit dem
Bunsenbrenner erhitzt.
Der obere Rundkolben (11) wurde mit Parafilm, der mit einigen Löchern versehen ist,
zugeklebt, damit das Ammoniak nicht so leicht wieder aus dem Kolben herausweicht.
2. "Springbrunnen"
Der mit Ammoniak gefullte Kolben wird nun über den zweiten Kolben, welcher mit Wasser,
ca. 40 Tropfen Phenolphthalein und ca. 10 Tropfen Methylenblau gefullt ist, gesetzt und
möglichst schnell verschlossen. Nun wird mit dem Blasebalg einen Tropfen Wasser in den
,,Ammoniak-Kolben" gespritzt.
Beobachtung:
Beim Füllen des Kolbens ist eine Gasentwicklung zu erkennen, welches z.T. im gebogenen
Rohr kondensiert.
Nachdem ein Tropfen Wasser in den Kolben gespritzt wurde, wird weiteres Wasser in Form
eines Springbrunnens ins Innere gezogen.
Das mit den Indikatoren Phenolphthalein und Methylenblau hellblau gefärbte Wasser wechselt
die Farbe zu einem intensiven violett .
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Erklärung:
Das Füllen des Kolbensverläuft nach einer Säure-Base-Reaktion nach Brönstedt:
Ca(OH)2 (s) + 2 NlLtCl (s) -.;# 2 NH3 (g) + CaCl2(s)+ 2 H20 (g)
Base I Säure n Base n Säure I
Ammoniak, welchesnoch Wasserdampfenthält, entweicht und wird im Trockenturm
getrocknet. Es verdrängt die Luft im Kolben, da Ammoniak leichterals Luft ist.Aufgrund der
dipolaren Struktur des Ammoniakmoleküls, ist es gut in Wasser löslich.
Es erfolgt eine dreidimensionale Assoziation mit den H20- Molekülen.
Folgende Wasserstoffbrückenbindungen sind möglich: -OH···IN
NH···IO
NH···IN
OR···IO
Es entsteht ein Unterdruck im Kolben, der dadurch ausgeglichen wird, indemWasser in Form
eines "Springbrunnens" angezogenwird.
Der Säure- Base-IndikatorPhenolphthalein schlägt von farblos nach rot um. Methylenblau ist
ein Redoxindikator und zeigt keinenFarbumschlag, weswegendie ammoniakalische Lösung
nun violett erscheint.
Das Gleichgewicht NH3(g) + aq~ NH3(aq) , A H < 0 wird durch höhere Temperatur nach links
verschoben, so löst z.B. ein Raumteil Wasser bei 0 °C 1176 Raumteile NH3, bei 20 "C ,,nur"
702 Raumteile.
• Ammoniak ist ein wasserähnliches Lösungsmittel:
Es ist polar, assoziiert über Wasserstoffbrückenbindungen und löst Ionen- und andere
polare Verbindungen unter Solvation.
Alkalimetalle werden in flüssigem Ammoniak unter Solvatation von Elektronen gelöst, was zu
einer Blaufärbung fuhrt:
Na +NH3 (1) ~ Na+(NH3) + e-(NH3).
Dies findet Anwendung in der Reduktion organischer Verbindungen.
Ammoniak unterliegt einerEigendissoziation analogdem Wasser:
2 NH3~ NH4+ + NH2- entsprechend 2 H20·~ H30 ++ Off .
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4. Vorkommen und Nachweis
Ammoniak kommt in der Natur nur selten und meist gebunden als Substitutions- und
Additionsverbindung oder im Boden enzymatisch zu Nitraten oxidiert vor. Es ist am
Stickstoffkreislaufbeteiligt:
Luft (78 Vol.%) N2 Proteine
• +N2- bindende Mikroorganismen 1nosäuren
(z.B. Knöllchenbakterien) Pflanzen
f" • ~Hamstoff ~ Abbau von AS•NH3
~ Purine, Kreatin
Bakterien (Nitrifikation) ~N03-
NH3 entsteht in der Natur durch Fäulnis stickstofthaltiger pflanzlicher und tierische Substanzen
( hauptsächlich Eiweiße). Dadurch gelangt es in den Boden und in die Luft.
Bei der Stickstoffixiemng und der Assimilation von Nitraten durch Mikroorganismen werden
molekularer Stickstoffund anorganische Nitrate in Ammoniak umgewandelt.
Ammoniak ist ein phatologisches Stoffwechselprodukt. Das bei der Desaminierung
freiwerdende NH3 wird bei Säugern als Harnstoff: bei Vögeln und Reptilien als Purine
ausgeschieden.
Außerdem wurde Ammoniak in Magmatische Gesteinen gefunden, welche im Durchschnitt
20 g/t NH3 enthalten. Im Weltall wurde Ammoniak in der Milchstraße und in der Jupiter
Atmosphäre entdeckt.
Ammoniak in Gülle:
Gülle ist ein organischer Dünger, welcher aus Kot, Harn und Wasser besteht.
Der Anteil der organischen Substanzen sind wechselnder Zusammensetzung, welche abhängig
vom Futter und der Verwertung der einzelnen Tiere ist. Deswegen ist eine regelmäßige
Analyse, um Überdüngung bzw. Unterversorgung der Pflanzen zu vermeiden, notwendig.
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r>.
Die Gefahr der Nitratauswaschung ist bei organischen Dünger größer als beim den
Mineraldüngern, da der organisch gebundene Stickstoffauch dann mineralisiert, wenn er von
keiner Pflanzeverwertet wird.
Gefahrbesteht in einem falschen Zeitpunkt und bei zu großer Menge der Aufbringung.
Andere organische Dünger sind Jauche (Harn und Wasser) oder Stallmist (Kot, Harn und
Einstreu). Im Versuchwird der Arnrnoniakgehalt in Schweinegülle mit der Kjeldahl-Methode
bestimmt.
Versuch 5: Quantitative Ammoniakbestimmung in Gülle nach Kjeldahl
Chemikalien: HCI (c(HCl) = 0,1 mol/l), NaOH (c(NaOH) = 0,1 mol/l, t = 0,97),
NaOH (w(NaOH) = 0,4), Mischindikator: Methylrot/Bromthymolblau
Geräte : KjeldahJ-Apperatur, Bürette, Stativmaterial, 500 ml Weithalskolben
Aufbau:
Versuchsdurchführung und - ergebnisse:
1. Wasserdampfdestillation
Eingesetzte Masse an Schweinegülle: m(Gülle) = 10 g
Vorlage an Salzsäure: V(HCl (aq) = 25 ml
Ammoniak wird mit der 40%igenNaOH- Lösung aus der Gülleentbunden und durch den
Wasserdampfausgetrieben, welcher im LiebigkühJer kondensiert und die vorgelegte Salzsäure 0
neutralisiert.
Reaktion im Kjeldahlkolben:
NH/ (aq) + Off (aq) ~ NH3 (g) + H20~
15
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Reaktion in der Vorlage:
NH3(g) + H30+ ---)~ + (aq) + H20+
2. Titration der überschüssigen Salzsäure
Die Titration der überschüssigen Salzsäure erfolgt mit NaOH.
Reaktionsgleichung: H30+ (aq) + Off (aq) ---) 2 H20
Am Äquivalenzpunkt liegen gleiche Stoffmengen vor:
c (HCI (aq)) * V(HCI (aq)) = c (NaOH (aq) * V(NaOH (aq) * t
=> V(HCI (aqj) = V(NaOH (aq)) * 0,97 , V(NaOH (aq) verbraucht = 17,4 m1
, d.h. V(HCI (aq)) = 16,9 m1
=> NH3 hat mit ( 25 - 16,9) m1 = 8,1 ml HCI reagiert.
Da 1ml HCI = 1,7032 mg NH3
=> 8,1 m1 Hel = 13,8 mg NH3
=> 13,8 mg NH3 / 10 g Gülle => 0,138 g NH3 / 100 g Güll
Ergebnis bei Düngemitteluntersuchungen:
~+-Stickstoff 0,09 - 0,48 g/ 100 g Schweinegülle
Mischindikator:
Der Mischindukator aus Methylrot und Bromthymolblau schlägt
bei der Titration von rot nach grün um :
pR bis 4 4-6 6-8
Methylrot rot orange gelb
Bromthymolblau gelb gelb grün
Mischindikator rot gelborange grün
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Versuch 6: Qualitativer Nachweis von NB3 im Abwasser mit Nesslers Reagenz
Der Nl4+ -Gehalt im Abwasser des Anorganikpraktikums im SS '97 lag bei einer
Konzentration von c(NH.+) = 0,095 moll I ( Bestimmung nach KjeldaW!).
Er soll nun qualitativ nachgewiesen werden. Dies erfolgt mit Nesslers-Reagenz, was ein sehr
empfindlicher Nachweis ist und auch quantitativ durch Photometrie und Kolormetrie erfolgen
kann.
Chemikalien: Abwasser, Nesslers-Reagenz
Geräte: 2 Reagenzgläser
Durchführung:
Die Reagenzgläser werden mit Abwasser einer unterschiedlichen NH4+-Konzentration gefüllt
und Nesslers Reagenz hinzugegeben.
Im Vortrag: Reagenzglas 1: c(NH.+) = 0,048 mol/ I, Reagenzglas 2: c(NH.+) = 0,015 moll 1.
Beobachtung:
Es entsteht jeweils ein unterschiedlich intensiver gelblicher Niederschlag.
Erklärung: Reaktion mit Nesslers Reagenz:
NH4+ (aq) + OIr(aq) ~ NH3 (aq) + H20
4 K++ 2 [Hgl4]2- + NH3 + 3 Off~ [Hg2N]+r + 4 K++ 7 1- + 3 H20oE-
farbloser Iodid der
Tetrajodo- Millonschen
mercurat(II)- Base
komplex
gelb-orangebraun
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5. Verwendung
5.1 Produktverband für Ammoniak
Zwischenprodukte Aminoplastharze
Melamin
Pflanzenschutzmittel
r>:
5.2 Großtechnische Herstellung von Salpetersäure - Das Ostwald-Verfahren
80 % des produzierten Ammoniaks finden Verwendung in der Düngemittelindustrie, für die
Salpetersäure ein wichtiges Ausgangsprodukt darstellt.
1906 wurde das Ostwald- Verfahren zur Herstellung von Salpetersäure bei der Zeche
Lothringen ausgeübt. In Deutschland wird Salpetersäure seit 1908 in erster Linie nach diesem
Verfahren hergestellt. Ausgangsstoff war eine Ammoniaklösung aus der Koksgaswäsche,
Endprodukt war Ammoniumnitrat, welches auch als Sicherheitssprengstoff eingesetzt wurde.
Das Verfahren ist gekennzeichnet durch drei Schritte:
1. Katalytische Umsetzung des Ammoniaks mit Luftsauerstoffzu Stickoxiden am Platinkatalysator.
2. Oxidation des Stickstoffmonoxids zu Stickstoffdioxid
3. Absorption in Wasser zu Salpetersäure
Nach dem 1. Weltkrieg erfolgte eine Umstellung auf die bei Du Pont de Nemours
entwickelten Platin-Rhodium-Netze.
N02 wird heute in eine 40-500/0 HN03- Lösung eingeleitet (Zwischenbildung von HN02) .
Konzentrierte HN03 wird durch Verbrennung von NH3 mit reinem Sauerstoff oder durch
Arbeiten unter Druck erhalten.
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Zur Ammoniakverbrennung mit Luftsauerstoff
Mögliche Reaktionen:
4 NH3 + 3 Oa4 2 Nz + 6 HzO ; MI = - 1272,6 KJ / mol (I)
4 NH3+ 4 Oa4 2 NzO + 6 HzO ; MI = - 1108,8 kJ / mol (2)
4 NH3 + 4 Oa4 2 NO + 6 HzO ; MI = - 908,9 kJ / mol (3)
4NH3 + 7 0 z4 2 NOz + 6 HzO ;MI=-1137,8kJ/mol (4)
Bei sehr hohen Temperaturen:
4 NH3 + 3 Oz4 2 Nz + 6 HzO ; MI= 92,4 kJ / mol
Reaktion (3) läuft bevorzugt ab, wenn Platin bzw. Platin-Rhodium- Netze als Katalysatoren
verwendet werden, eine kurze Verweildauer am Katalysator ( 111000 sec) gewährleistet ist und
Temperaturen von 600-700 "C herrschen.
Reaktion (4) ist nicht erwünscht, da eine Sekudärreaktion am Katalysator von NH3 und NOz
abläuft:
Versuch 7: Salpetersäureherstellung- Ostwald-Verfahren
Chemikalien: NH3 (konz.), Platindraht,Magnesiastäbchen, Lunges-Reagenz, Aktivkohle
Geräte: 2 Gaswaschflaschen, Quarzglasrohr, gebogene Glasrohre, Stativmaterial,
Bunsenbrenner, Saugpumpe (wird zum Blasen verwendet)
Aufbau: Jl\~~""o"\.\R
w.~-~~l~
&~o\i,\~.bUl
Versuchsdurchführung:
Mit Hilfe der Pumpe wird Ammoniakgas über den Platindraht,welcher netzartig verwebt sein
sollte geblasen. Die entstehenden Gase werden in eine Gaswaschflasche, die mit Lunges
Reagenz gefullt ist, eingeleitet. Überschüssiges Ammoniak wird in Aktivkohle adsorbiert.
Beobachtung: Man beobachtet ein Auf- bzw. Weiterglühen des Katalysators. Es entstehen
braune und weiße Nebel. Lunges- Reagenz verfärbt sich rot.
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Auswertung:
I. Ammoniakverbrennung am Platinkatalysator mit Luftsauerstoff
4 NH3 + 4 O2 7! 2 NO + 6 H20 ; AH =- 908,9 kJ I mol
2. Oxidation des NO zu N02:
2NO+02 ~2N02 ,AH=-114kJ/mol-E-
Das entstehende braune Gas ist N02.
3. Einleiten in H20
N02 + H20~ 2 HN03 + NO ; L\ H = - 73 kJ / mol
Die Reaktion verläuft über Nitrit-Bildung:
2 N02+ H20 --+ HN02+ HN03~
3 HN02~ HN03 + 2 NO + H20-E-
2NO+02 ~2N02
ISummenfonnel: I2 NO + 1,5 O2+ H20--; 2 HN03; A H = -187 kJ / mol
d. h. hohe Ausbeute bei
- niedrigen Temperaturen,
- Sauerstoffiiberschuß,
- Wasserüberschuß,
- erhöhter Druck.
Nebenreaktion:
Bildung von~N02 (weiße Nebel) aus NH3 , N02, H20:
2 N02+ H20~ HN02 + HN03
NH3 + HNO~ NH4N02
20
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Nachweis vonNO?· mit Lunges- Reagenz:
Lunges 1: Essigsaure Sulfanilsäure-Lösung
Lunges 2: Wäßrige Lösung vona- Naphtylamin
-- j)~Q.l:o\ttJ~ [ ~ ~+~~\J"2- + 1c1~'o\\ + "~O'" ~ \.l~.s -f_}-~::d.JlJ + Sl~O
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21
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6. Literaturverzeichnis
6.1 Bücher
• Beyer, Hans: Lehrbuch der organischen Chemie, 17. Auflage, S. Hirzel Verlag
Stuttgart,1973
• Holleman - Wiberg: Lehrbuch der anorganischen Chemie, 71.- 80. Auflage, Walter de
Gryter & Co., Berlin 1971
• Bukatsch/Glöckner (Hrsg.): Experimentelle Schulversuche, Aulis Verlag Deubner& Coks
S. 117-127
• Nöding! Flohr: Methodik, Didaktik und Praxis des Chemieunterrichts, Quelle und Meyer,
Heidelberg 1979, S. 288-245
• P. HabitzJ H. Puff/ O. Schmitz-Du Mont: Chemische Unterrichtsversuche, Dr. Diertrich
SteinloffVerlag, Darmstadt 1979, 6. Auflage, S. 238-245
• StapfIRossa: Chemische Schulversuche Teill: Nichtmetalle, Volks und Wissen
Volkseigener Verlag Berlin 1971, S.144-157
• Römpp: Chemie-Lexikon, 9. Auflage, Georg Thieme Verlag St. 1992
• Strube: Der historische Weg der Chemie, VEB Dt. Verlag für Grundstoffindustrie,
Leipzig 1981
• Jobst Oehmichen: Chemie für Landwirte, Verlag M. & H. Schaper Hannover 1984
6.2 Zeitschriften
• Diemann, Ekkehard: "Wie kann man elementaren Stickstofffixieren?- Das Prinzip der
technischen und biologischen Fixierung von Distickstoff"; In: Praxis der
Naturwissenschaften 42 (1993) 4, S. 12-15• Liebe, W.: " Großtechnische Herstellung von Ammoniak"; In: Praxis der
Naturwissenschaften 39 (1990) 1, S. 9-15
• Schwankner,R./ Eiswirth,M.: Ammoniak-Synthese. Historische und mechanistische
Anmerkungen; In: Praxis der Naturwissenschaften 38 (1989) 1, S. 9-] 5
• Reimann, A.: Die Haber-Bosch-Synthese im Reagenzglas; In: Praxis der
Naturwissenschaften 42 (1993) 8, S. 23-25
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I~
• Hoffmann, F.: Herstellung von Salpetersäure; In: Praxisder Naturwissenschaften 39
(1990)1, S. 16-19
• Höfling, E., Menrad, H., Obermayer, W.: Die Ammoniakverbrennung nach Ostwald
gefahrlose Demonstration eines bislang problematischen Experiments; In: Praxisder
Naturwissenschaften (1980) I, S. 3-6
• Zerulla, W.: Düngung imBrennpunkt; In: Praxisder Naturwissenschaften 38 (1989) 2, S. 5-9
6.3 Sonstiges
• Fonds der chemischen Industrie (Hrsg.): Die Ammoniak-Synthese- Diaserie mit
Begleitheft, FrankfurtIM., 1976
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AMMONIAK
- war bereits im Altertum bei den Ägyptern und Arabern bekannt
- NH4CI wurde in der Nähe des Tempels des Jupiter Ammon gefunden
~ .sal ammoniacum" (SalzdesAmmon) => Salmiak
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AMMONIAK (NH31-
- farbloses, stechend riechendes, giftiges, zu Tränen reizendes Gas
- MAK- Wert: 35 mg/m3
- 1,5-2,5 9 1m3 NH3 (g) bzw, 3-5 ml Salmiakgeist im Magen
~ Tod innerhalb einer Stunde
- Molekül ist pyramidenförmig gebaut, die Bindungswinkel betragen 107°
..-...--...,.-.-.,._ ...---------
Hybridisierung des Stickstoffs: Sp3
- in den Handel: Stahlflaschen (8-9 bar)
konzentrierte wässrige Lösung (25-28%): Ätzammoniak
verdünnte Lösung (10%) : Salmiakgeist
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Die Ammoniaksynthese "Griff in die Luft"
- ab 18. Jahrhundert:
erste Anstrengungen Ammoniak aus den Elementen herzustellen
~ keine Erfolge
Grund:
3 H2 (g) + N2 (g) ~ 2 NH3 (g) ; ~ H < 0
- 1908: Fritz Haber stellte erstmalig
Ammoniak aus den Elementen
in einer Hochdruckapperatur dar.
Fritz Haber, 1868 bis 1934
-1913: BASF in Ludwigshafen nahm die
erste Ammoniakanlage entwickelt
von Carl Bosch in Betrieb .
~ produzierte täglich 30 t NH3
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Versuch 1: DarstellunQ..von NH3 aus den Elementen
3 H2(g) + N2(g) ~ 2 NH3 (g) + 22.04 kcat
Katalysator: Fe20 3- Schmelze mit geringen Prozenten
Ab03, CaO als strukturelle Promotoren
K20 als elektronischer Promotor
Mechanismus:", \NH
Katalysator cP o..und Gasphase -U_________ J~~~~~:~r~~~C5_~!~t:$~1"':';'~f.~i~~----------
Adsorption
AktivierteAdsorption
I. Stufeder Reaktion
Itt. Stufeder Reaktion
Desorption
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HO
Nachweis des entstandenen Ammoniaks mit Phenolphthalein:
C\o/
C11o
Lactolde Fonn (farblos)Phenolphthalein
I ChJnoide Fonn (rot)
~ Umschlagbereich: pH =8,0 - 9,8
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Steam- Reforming- Verfahren
3,5 CH4 + 5 H20 + [4 N2+ 02]~ 8 NH3 + 3,5 CO2
Methan Wasser- Luft Ammoniak Kohlen-
dampf dioxid
Herstellung:
1. Gewinnung und Reinigung des Synthesegases
( Dreistufenverfahren)
2. Ammoniaksynthese
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Wesserdampf
ERDG~S
•Entschwefelung
H2S + ZnO ~ ZnS + H20
Primärreformer
CH. + H20 ~ CO +~H2Energie
L- lila-Sekundärreformer -. Energie
2CH 4 + O2 + 4N 2.... 2CO + 4H 2 + 4N 2
y
~asserdampf .. Konvertierung (2 Stufen) .. EnergieCO + H20 -.A H2 + CO2~
~
Alliine bzw.Lauge
Kohlensäurewäsche
CO2 + H20 + R-NH 2 -+ o(R-NHJ)HCO J
~
Methanisierung
CO + 3H 2 ~ CH. +CO2 + 4 H2 ~ CH. +
Kohlenmonoxid
Energie
( Kompressor 1...-..---------y
Ammoniaksyntheseofen
3H 2 + N2 ~ 2NH J
Kühlsystem
Wasserstoffund Stickstoff
im Kreislauf
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. ... -~ .
§genschaften von Ammoniak
Chemische Eigenschaften:
- Base nach Lewis (freies Elektronenpaarl:
INH3 (aq)+ H20 ~ NH/ (aq) + OH-(aq) ; pkB = 4,75 (schwach basisch)
ausgeprägter mit Säuren:
z.B. INH3 + HCI ~ NH/ + cr
- Reduktionsmittel:-3 1"L 0 0
z.B. 2 NH3 (g) + 3 CuO (s) --)0 3 Cu (s) + N2 (g) + 3 H20
-~ 0 0 -~oder 2 NH3 (g) + 3 ci, (g) --)0 N2 (g) + 6 HCI (g)
- Gemische: Ammoniak I Luft mit 15,5- 28 % NH3 explosiv
r> - unterhält die Verbrennung nicht
- in reinem Sauerstoff:
- Komplexligand
~,:B. [Cu(H20 )6f ++ SO/- + 5 INH3~ [Cu(NH3)4(H20 h f ++ SO/- + 4 H20
blau tiefblau
::::> Kupfer- Nachweis
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Versuch 2: Salzbildung am Beispiel von
NH3und Hel
Säure- Base- Reaktion nach Lewis:
~ ~H- NI + H- Crj ~ H-N(+t H + I"Cf! (-)
~ - ~ ~
weiße Nebel
Base I Säure 11 Säure I Base 11
Verwendung von NH4CI:
- als Expektorans: Salmiakpastillen ( Lakritzpastillen mit etwas Salmiak),I
r> schleimlösendes Hustenmittel
- z.B. Photographie, Herstellung von Sprengstoffen, Löten
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Versuch 3: NH3 als Komglexli9!D.Q
Ursache für die Farbigkeit der Komplexe:
- Cu2+ : oktaedrisches Ligandenfeld
d9- System
Aufspaltungsmuster im oktaedrischen Ligandenfeld:
E~~ e9
Elektron aus dem t2g -Niveau wird in das eg - Niveau gehoben,
wobei Energie mit der entsprechenden Wellenlänge Amax. absorbiert wird.
~ [Cu(H20)61 2+: Amax. ::::: 810 nm => Komplementärfarbe hellblau sichtbar
(' [Cu(NH3)4(H20hl 2+: NH3 spaltet das Ligandenfeld weiter auf ( ~o größer)
Amax. ~ 600 nm =} Komplementärfarbe tiefblau sichtbar
Zur Stabilität des Komplexes:
Grund:
LFSE bei d9- Systemen: - 3/5 ~o
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~I •
Physikalische Eigenschaften:
- Schmelzpunkt -78 "C
Siedepunkt -33 -c- leichter als Luft (M(NH3) = 17 g/mol; M("Luft") ~ 29 g/mol)
- Leichtlöslichkeit in H20:
NH3(g) + aq~ NH3(aq) ; ~ H < 0
T I -c Raumteile H20 Raumteile NH3
0 1 1176
15 1 772
20 1 702
- flüssiger Ammoniak: wasserähnliches Lösungsmittel
2 NH3~ NH4++ NH2- (analog: 2 H20 ~H30++ OHj
~ polar; assoziiert über Wasserstoffbrückenbindungen
~ löst lonen- und andere polare Verbindungen unter Solvation
z.B. Alkalimetalle ( .solvatlslerte Elektronen t' )
Na + NH3~ Na+(NH3) + e-(NH3)
=> Anwendung in der Reduktion organischer Verbindungen
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Versuch 4: Springbrunnenversuch
!l AmmoniakentwicklunQ:
Füllen des Kolbens
.t!l Wasserlöslichkeit von NH3
zu a): Säure-Base-Reaktion nach Broensted:
Base I Säure 11 Base 11 Säure 1
zu b):
Ammoniakmolekül: dipolaren Struktur~ gut in Wasser löslich
=> dreidimensionale Assoziation mit den H20- Molekülen
NH3 + n H20 ~ NH3 * n H20 (Gashydrat)
NH3 * n H20 t-NH/ + OH- + (n-1) H20
mögliche Wasserstoffbrückenbindungen: OH---IN
NH-·-IO
NH-·-IN
OH--'IO (vom Wasser)
=> Unterdruck im Kolben
=> Wasser wird in Form eines "Springbrunnens" angezogen
=> Baseeigenschaft des Ammoniakmoleküls:
Indikator: Phenolphthalein
~ Farbumschlag von farblos nach rot
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~\
Weitere Eigenschaften:
- flüssigerAmmoniak: wasserähnliches Lösungsmittel
2 NH3~ NH4+ + NH2- (analog: 2 H20 ~H30++ OH-)
~ polar; assoziiert über Wasserstoffbrückenbindungen
~ löst Ionen und andere polare Verbindungen unter Solvation
z.B. Alkalimetalle ( .solvatlslerte Elektronen")
Na + NH3 (I) ~ Na+(NH3) + e-(NH3)
=:> Anwendung in der Reduktion organischer Verbindungen
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Vorkommen
- in der Natur nur selten =:> meist gebunden als Substitutions- und
Additionsverbindung oder im Boden enzymatisch zu Nitraten oxidiert
=:> Stickstoffkreislauf
Purine, Kreatin
Luft (78 VoL%) Nz
'~Nrbindende Mikroorganismen
(z.l. Knöllchenbakterien)
-------- Bakterien (Nitrifikation)
Proteine
t.Aminosäuren
.~Abbau von AS
l
---....._- ~
Pflanzen
- Magmatische Gesteine: im Durchschnitt 20 gft NH3
- im Weltall: Milchstraße, in der Jupiter- Atmosphäre
- in organischer Dünger: z.B. Gülle (Kot, Harn, Wasser):
~ wechselnde Zusammensetzung
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Versuch 5: Quantitative Ammoniakbestimmung
in Gülle nach Kieldahl
~ Wasserdam(!fdesti Ilation
Eingesetzte Masse an Schweinegülle: m(Gülle) = 10 9
Vorlage an Salzsäure: V(HCI (aq) ) =25 ml c(HCI (aq) ) =0,1 molll
=> Entbundener Ammoniak wird durch den Wasserdampf ausgetrieben,
kondensiert im Liebigkühler und
neutralisiert die vorgelegte Salzsäure.
Reaktion im Kjeldahlkolben:
NH4+ (aq) + OH- (aq) ~ NH3 (9) + H20~
Reaktion in der Vorlage:
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Versuch 6: Qualitativer Nachweis von NH3 im Abwasser mit
Nesslers Rea~
NH4+ - Gehalt im Abwasser des Anorganikpraktikums im 55 '97:
c(NH4+) =0,095 moll I
Reagenzglas 1: c(NH4+) =0,048 moll I
Reagenzglas 2: c(NH4+) =0,015 moll I
Reaktion mit Nesslers Reagenz:
4 K+ + 2 [HgI4]2- + NH3 + 3 OH-4 [Hg2Nr r + 4 K+ + 7 r + 3 H20oE-
farbloser Iodid der
Tetrajodo- Millonschen
mercurat(II)- Base
komplex
gelb-orangebraun
4 sehr empfindlicher Nachweis
4 auch quantitativer Nachweis durch Photometrie oder Kolorimetrie
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Das Ostwald-Verfahren- Sal~etersäureherstellung
Seit 1908 wird in Deutschland dieses Verfahren angewendet.
Kennzeichnend durch drei Schritte:
- katalytische Umsetzung des Ammoniaks mit Luftsauerstoff zu
Stickstoffmonoxid am Platinkatalysator
- Oxidation des Stickstoffmonoxids zu Stickstoffdioxid
- Absorption in Wasser zu Salpetersäure
Zur Oxidation von Ammoniak mit Luftsauerstoff:
Mögliche Reaktionen:
.» N2 + H20
••••• . .. ':J N20 + H20.. -... ~~
NH3 + X O2 :::------> NO + H20............... :}
....... N02 + H20........~
N2 + H2
Reaktionsprodukt N02 unerwünscht, da Nebenreaktion am Katalysator möglich:
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Versuch 7: Salpetersäuredarstellung- Ostwald-Verfahren
1. Ammoniakverbrennung am Platinkatalysator mit Luftsauerstoff:
4 NH3 (g)+ 4 O2 (9)~ 2 NO (g) + 6 H20 ; ~ H = - 908,9 kJ I mol~
2. Oxidation des NO zu N02~
2 NO (9) + O2 (9) ~ 2 N02 (9) tl:3. H = -114 kJ I mol
farblos braun
3. Einleiten in H20
3 N02 (9) + H20 ~ 2 HN03 + NO (9) ; ~ H =-73 kJ I mol~
Reaktion verläuft über Nitrit-Bildung:
2 N02 (9) + H20 ~ HN02 + HN03
3 HN02 --+ HN03 + 2 NO (9) + H20~
2 NO (9) + O2 (9) --:. 2 N02 (9)
ISummenformel: I2 NO + 1,5 O2 + H20~ 2 HN03; ~ H = -187 kJ I mol
~
Nebenreaktion:
Bildung von NH4N02 (weiße Nebel) aus NH3 , N02, H20:
2 N02 (g)+ H20 ~ HN02 + HN03~
NH3 (g) + HN02~ NH4N02~
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Nachweis von NOg- mit Lunges- Reagenz:
Lunges 1: Essigsaure Sulfanilsäure-Lösung
lunges 2: Wäßrige Lösung von (1- Naphtylamin
•Sulfanilslure Qiazo
tierung
~.+
Diazonium-Ion(farblos)
I '"""
+
N:N1 +
I<upplunq
NH2+ H20 •
a.-Naph thy lam-in .(KUpplungskomponente)(farblos)
N=N-
Azofarbstoff(intensiv rot)
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