41 RAAbits Religion
S I 1 von 34MosesC Bibel und biblische Geschichten • Beitrag 25
Auf den Spuren von Moses – der Auszug der Israeliten aus Ägypten
Tanja Wallenborn, Reil
Klasse: 5/6
Dauer: 8 Stunden
Inhalt: Wie lebten die Israeliten in ägyptischer Gefangenschaft? Wer war Moses? Welchen Auf-trag erhielt er von Gott? Warum ging dieser Auftrag ausgerechnet an ihn? Was steht in den Zehn Geboten? Warum brauchen Menschen Regeln? Welche Regeln gelten für unsere Klassengemeinschaft? Wie finde ich eine Bibelstelle?
© Oliver Wetterauer.
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41 RAAbits Religion
S I2 von 34 Moses C Bibel und biblische Geschichten • Beitrag 25
Fachliche Hinweise
Die fünf Bücher Mose
Die fünf Bücher Mose bilden den Auftakt des Alten Testaments. Der Pentateuch, übersetzt das „Fünf-rollenbuch“, stellt für jüdische Gläubige eine Einheit dar – die Tora. Als Weisung Gottes für sein Volk Israel gelten dabei nicht nur die Rechtssätze aus den Büchern Exodus bis Deuteronomium, sondern auch die erzählenden Passagen. Die Forschung geht davon aus, dass der Pentateuch aus mehreren literarischen Schichten besteht, die in ihrem Kern bis auf die Zeit des Mose (13. Jahrhundert v. Chr.) zurückgehen können. Unterschieden werden drei – nicht unumstrittene – Hauptschichten: die jahwis-
tische Schicht (um 900 v. Chr.), die elohistische Schicht (720 v. Chr.) und die Priesterschrift (550 v. Chr.).
Das Buch Exodus
Wesentlicher Bestandteil des zweiten biblischen Buches Exodus ist die Erzählung von der Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten unter der Führung Moses. Hier finden sich die Erzählun-
gen über die Sklaverei, die Geburt, Flucht und Berufung Moses, die Verhandlungen mit dem Pharao, die zehn Plagen über Ägypten, die Paschafeier, den Auszug und die Durchquerung des Meeres sowie die Wanderung der Israeliten zum Berg Sinai mit der Verkündung der Zehn Gebote. Hier findet sich auch die einzige Stelle im Alten Testament, an welcher der Name JHWH eine Deutung erhält: „Ich werde sein, der ich sein werde.“
Mose, das Kind, das aus dem Wasser gezogen wurde
Der Name „Mose“ leitet sich vom ägyptischen Namen für „Kind“ ab. Auch eine Verbindung zum hebräischen Wort für „ziehen“ lässt sich herstellen. Daher übersetzt man den Namen Mose oft mit „Kind, das aus dem Wasser gezogen wurde“.
Weil sich das Volk der Israeliten in der Sklaverei zu rasch ausbreitete, befahl der Pharao, alle männ-
lichen Nachkommen der Hebräer zu töten. Um ihren Sohn zu retten, setzte die Mutter Moses diesen im Alter von drei Monaten auf dem Nil in einem Korb aus. Die Tochter des Pharao aber fand Mose, nahm ihn zu sich und zog ihn wie einen eigenen Sohn auf. Als dieser heranwuchs, sah er, wie ein ägyptischer Aufseher einen hebräischen Sklaven, einen seiner Stammesbrüder, schlug. Daraufhin tötete er den Aufseher und floh, weil er den Zorn des Pharao fürchtete.
Einige Jahre später wurde Mose von Gott berufen, sein Volk aus der Sklaverei zu führen. Mose kehrte nach Ägypten zurück und verhandelte mit dem Pharao. Da diese Verhandlungen zunächst erfolglos verliefen, sandte Gott zehn Plagen über Ägypten. Erst nach der zehnten Plage lenkte der Pharao ein und ließ die Israeliten nach 430 Jahren Gefangenschaft aus Ägypten ziehen. Kurze Zeit später aber bereute er seine Entscheidung und entsandte ein großes Heer, um die Israeliten aufzu-
halten. Diese konnten jedoch entkommen, da Mose mit Gottes Hilfe das Meer spaltete und die Isra-
eliten ohne Gefahr hindurchziehen konnten. Die Ägypter aber ertranken. Später erhielt Mose auf dem Berg Sinai von Gott die Zehn Gebote. Schließlich führte er das Volk weiter bis ins gelobte Land, nach Kanaan, das er selbst jedoch nur von Weitem sah und selbst nicht mehr erreichte, da er kurz zuvor starb.
Hat es Mose gegeben? – Der historische Hintergrund
Ob es die historische Person Mose wirklich gegeben hat, darüber ist sich die Wissenschaft uneinig. Als sicher gilt jedoch, dass es eine bedeutende Persönlichkeit unter den Israeliten zur Zeit Ramses II. gab. Die Bibel datiert den Auszug der Israeliten aus Ägypten in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts vor Christus. Pharao Ramses II. lebte von 1304–1237 v. Chr.
Bedeutung des Buches Exodus
Aufgrund seiner großen Bedeutung prägt das Buch Exodus bis heute Religion und Ethik des Juden-
tums. Die Gefangenschaft der Israeliten, ihre Befreiung durch Gott und der Auszug aus Ägypten gehören zu den einschneidendsten Ereignissen in der Geschichte des Volkes Israel. An jedem Pa-
schafest werden diese Schlüsselerlebnisse in Erinnerung gerufen. Sie sind fest in der religiösen Li-turgie verankert. Auch die Zehn Gebote, unterteilt in drei Gottesgebote und sieben Gebote, die das Leben der Menschen untereinander regeln, sind bis heute Richtschnur des Glaubens.
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S I 3 von 34MosesC Bibel und biblische Geschichten • Beitrag 25
Didaktisch-methodische Hinweise
Wie bettet sich die vorliegende Einheit in den Lehrplan?
Diese Einheit ist dem Themenschwerpunkt 5.1 „Unsere Anfänge: Väter und Mütter des Glaubens“ (Rahmenlehrplan katholische Religion Sek I, Rheinland-Pfalz) zuzuordnen. Anhand der Mosesge-
schichte lernen die Schülerinnen und Schüler exemplarisch einen der Glaubensväter kennen und gewinnen eine erste Orientierung in der Bibel.
Wie ist die vorliegende Einheit aufgebaut?
Stunde 1: Wie lebten die Israeliten in Ägypten?
Ein Erzähltext (M 1) informiert die Lernenden über das Leben der Israeliten in der ägyptischen Skla-
verei. Eindrücke und Fragen fassen sie auf einer Postkarte (M 2) zusammen. Anschließend basteln sie ihr Exodus-Büchlein, welches sie während der nun folgenden Einheit begleiten wird (M 3).
Stunde 2: Wie sucht und findet man eine Bibelstelle? – Ein Bibelforscherquiz
Diese Stunde ist fakultativ. Sie dient der Einführung in den Umgang mit der Bibel und das Auffinden von Bibelstellen. Im Zuge eines Bibelquiz (M 4) suchen die Lernenden einzelne Bibelstellen.
Stunde 3: Geburt und Rettung Moses
Die Lernenden machen sich mit der Geschichte von Moses Geburt und Rettung vertraut (M 5). Aus der Perspektive der Mutter bzw. der Tochter des Pharao reflektieren sie die Ereignisse und schulen so ihr Empathievermögen.
Stunde 4: Die Berufung von Mose
Die Lernenden beschreiben das Bild von der Berufung des Mose (M 6). Anschließend lesen sie den dazugehörigen Bibeltext. Sie versetzen sich in Mose hinein und notieren dessen Gedanken. Ab-
schließend übertragen die Lernenden die Aussage, dass Gott Moses beisteht, auf ihr eigenes Leben. In Fußspuren notieren sie Situationen, in denen sie Gottes Anwesenheit in ihrem Leben gespürt haben (M 7).
Stunde 5: Die zehn Plagen
Ein Lied (M 8) informiert die Lernenden über die zehn Plagen, die Gott den Ägyptern schickte.
Stunde 6: Die Teilung des Meeres und der Auszug aus Ägypten
Im Rollenspiel erleben die Schülerinnen und Schüler die Durchquerung des Meeres (M 9) und den Weg durch die Wüste (M 10) nach – mit all seinen Gefahren und Schwierigkeiten.
Stunde 7: Die Zehn Gebote
Die Lernenden beschäftigen sich zunächst mit Regeln, Geboten und Verboten (M 11), die unseren Alltag strukturieren, bevor sie sich mit den Zehn Geboten vom Sinai (M 12) auseinandersetzen. Anschließend übertragen sie die Notwendigkeit von Regeln auf das Zusammenleben in ihrer Klasse. In Kleingruppen formulieren sie Klassenregeln mithilfe einer Placemat (M 13).
Stunde 8: Ankunft in Kanaan
Als Abschluss der Einheit dienen M 14 und das Würfelspiel „Auf nach Kanaan“ (M 15), das die Reise der Israeliten aus Ägypten bis ins gelobte Land zusammenfassend darstellt.
Wie geht die vorliegende Einheit methodisch vor?
Diese Reihe lädt die Lernenden ein, die Erzählungen des Buches Exodus kennenzulernen. Gemein-
sam mit Moses erleben sie einzelne Stationen des Auszuges der Israeliten aus Ägypten. Perspektiv-
wechsel, Rollenspiele und die Arbeit mit der Placemat fördern nachhaltiges Lernen. Die im Rahmen der Einheit erarbeiteten Inhalte werden begleitend in einem Exodus-Büchlein dokumentiert. Dabei
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tigste Imperium der Welt, den anderen zum auserwählten Befreier seines Volkes. Laufzeit: 99 Minu-
ten.
Bastelbogen „Im Land des Pharaos“ 88/89. Aue-Verlag, Möckmühl, 1,60 €. Karte „Mose und die Auswanderung Israels aus Ägypten“. Aue-Verlag, Möckmühl 0,95 €. Malbilder zur Bibel Serie „Mose“. Aue-Verlag, Möckmühl, 2,50 €.
Die Materialien aus dem Aue-Verlag eignen sich für einen kreativen Umgang mit der Exodus-Ge-
schichte.
Materialübersicht
Stunde 1 Wie lebten die Israeliten in Ägypten?
M 1 (Tx) Wie lebten die Israeliten in Ägypten? – Ein InfotextM 2 (Ab) Mein Bericht aus Ägypten – eine PostkarteM 3 (Ab/Tx) Wie gestalte ich mein Exodus-Heft? – Eine Bastelanleitung
Stunde 2 Wie sucht und findet man eine Bibelstelle? – Ein Bibelforscherquiz
M 4 (Ab) Wer suchet, der findet – ein Bibelstellenquiz
Stunde 3 Geburt und Rettung Moses
M 5 (Tx/Ab) Geburt und Rettung Moses – wie alles begann
Stunde 4 Die Berufung von Mose
M 6 (Bd/Fo/Ab) Ein schwerer Auftrag – die Berufung MosesM 7 (Ab) Gott nimmt uns an der Hand, er ist für uns da
Stunde 5 Die zehn Plagen
M 8 (Ld/Tx) Gott bestraft die Ägypter – die zehn Plagen
Stunde 6 Die Teilung des Meeres und der Auszug aus Ägypten
M 9 (Tx/Ab) Die Rettung der Israeliten – die Teilung des SchilfmeeresM 10 (Tx/Ab) Endlich frei – der Auszug aus Ägypten
Stunde 7 Die Zehn Gebote
M 11 (Ab) Damit das Zusammenleben gelingt – Menschen brauchen RegelnM 12 (Tx/Ab) Die Zehn Gebote – Wegweiser für unsM 13 (Ab) Wir formulieren Klassenregeln – eine Placemat
Stunde 8 Ankunft in Kanaan
M 14 (Ab) Ankunft in KanaanM 15 (Sp/Fs) Auf nach Kanaan – ein Mose-Quiz
AnmerkungenAb = Arbeitsblatt, Bd = Bild, Fo = Farbfolie, Fs = Farbseite, Tx = Text, Ld = Lied, Sp = Spiel
Das Lied finden Sie auf Audio-CD 12, RAAbits Religion, oder im Web-Shop zum kosten-
losen Download.
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M 1 Wie lebten die Israeliten in Ägypten? – Ein Infotext
3500 Jahre vor unserer Zeit lebten die Menschen von Ackerbau- und Viehzucht. Die Bauern mussten hart arbeiten, um ihre Familien zu ernähren. Auch Frauen und Kinder halfen auf dem Feld. Und dennoch wurden sie für ihre Bemühungen nicht immer angemessen belohnt. Denn die Menschen waren von der Natur und den Wetterverhältnissen abhängig. Es gab Jahre mit guten Ernten, aber auch Missernten und Hungersnöte. Dann zogen die Menschen weiter, um woanders fruchtbares Land zu finden, auf dem ihre Herden weiden konnten. So verließen auch die Israeliten ihr Land. Sie machten sich auf den Weg, weil sie von einem besseren Leben träumten.
Menschen, die umherziehen, nennt man Nomaden. Sie sind nirgends sesshaft. Mit ihren Herden und ihrem Hab und Gut ziehen sie weiter, zu Fuß oder auf dem Rücken ihrer Tiere. Auf ihrer Reise gelangten die Israeliten nach Goschen, einem Gebiet in Ägypten, das an Palästina grenzte. Dort gab es genügend Weideflächen für ihr Vieh. Sie fühlten sich dort sehr wohl. So ging es ihnen viele Jahre lang gut.
Doch das änderte sich, als Pharao Ramses II. Herrscher in Ägypten wurde. Denn er befahl den Bau zweier neuer Städte nahe des Nildeltas: Ramses und Pitom. Er zwang die Israeliten, diese Städte für ihn zu bauen und ihre Arbeit auf dem Acker zu vernachlässigen. Die Arbeit für den Pharao war grau-
sam und härter als alles, was die Israeliten bisher geleistet hatten. Der Weg von Goschen zu ihrer neuen Wirkungsstätte war beschwerlich. Ihre Arbeit, die Herstellung von Lehmziegeln, wurde von ägyptischen Aufsehern streng kontrolliert.
Die Israeliten arbeiteten in kleinen Gruppen, denen genau vorgeschrieben war, wie viele Ziegel sie täglich herstellen mussten. Oft konnte dieses Ziel jedoch gar nicht erreicht werden, denn die Israe-
liten brachen vor Erschöpfung zusammen. Die Hitze war unerträglich. Es gab kaum Pausen. Wer murrte, wurde bestraft. Die Aufseher peitschten die Israeliten aus. Wunden und Schmerzen waren ihre ständigen Begleiter. Nicht selten starben sie an den Züchtigungen der ägyptischen Aufseher.
Da begannen sich die Israeliten nach ihrer alten Heimat zurückzusehnen. Sie zweifelten an ihrem Glauben. Warum war Gott zu ihnen so ungerecht? Warum mussten sie für die Ägypter arbeiten? Gab es keine Alternative zu diesem beschwerlichen Leben?
Von der Schönheit und dem Reichtum Ägyptens sahen die Israeliten nicht viel. Riesige Tempelan-
lagen, Paläste und Pyramiden, die Grabstätten für verstorbene Pharaonen, schmückten das Land. Die Pharaonen wurden mumifiziert und erhielten kostbare Grabbeigaben: Schmuck, sogar Nah-
rungsmittel wurden ihnen mitgegeben. An den Wänden der Pyramiden sieht man auch heute noch Schriftzeichen, die sogenannten Hierogly-
phen. Besonders beeindruckend sehen die Pyra-
miden von Gizeh aus. Dort steht auch die berühm-
te Sphinx. Sie hat die Gestalt einer schönen Frau. Allerdings hat sie einen Makel: Ihr scheint die Nase zu fehlen. Man munkelt, dass Obelix daran schuld sei. Aber das stimmt natürlich nicht.
Aufgabe
Du hast dich über das beschwerliche Leben der Israeliten in ägyptischer Gefangenschaft informiert. Nimm dir nun einige Minuten Zeit und überlege, welche Informationen dir besonders in Erinnerung geblieben sind. Hast du Fragen? Notiere auch sie auf der Postkarte.
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Pyramiden von Gizeh.
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M 5
Geburt und Rettung Moses – wie alles begann
Weil sich die Israeliten immer weiter vermehrten, gab der Pharao den Hebammen in seinem Land einen grausamen Befehl. Bei der Geburt sollten sie alle neugeborenen israelitischen Jungen sterben lassen – nur die Mädchen durften am Leben bleiben. Die Hebammen aber wiedersetzten sich dem Pharao. Deshalb befahl dieser, alle israelitischen neugeborenen Jungen in den Nil zu werfen. Lest in der folgenden Geschichte, wie es einer Israelitin gelang, ihren Sohn zu retten.
Ex 2,1–10
2,1 Ein Mann aus einer levitischen Familie ging hin und nahm eine Frau aus dem gleichen Stamm.
2 Sie wurde schwanger und gebar einen Sohn. Weil sie sah, dass es ein schönes Kind war, verbarg
sie es drei Monate lang. 3 Als sie es nicht mehr verborgen halten konnte, nahm sie ein Binsen-
kästchen, dichtete es mit Pech und Teer ab, legte den Knaben hinein und setzte ihn am Nilufer im
Schilf aus. 4 Seine Schwester blieb in der Nähe stehen, um zu sehen, was mit ihm geschehen
würde. 5 Die Tochter des Pharao kam herab, um im Nil zu baden. Ihre Dienerinnen gingen unter-
dessen am Nilufer auf und ab. Auf einmal sah sie im Schilf das Kästchen und ließ es durch ihre
Magd holen. 6 Als sie es öffnete und hineinsah, lag ein weinendes Kind darin. Sie bekam Mitleid
mit ihm und sie sagte: Das ist ein Hebräerkind. 7 Da sagte seine Schwester zur Tochter des Pharao:
Soll ich zu den Hebräerinnen gehen und dir eine Amme rufen, damit sie dir das Kind stillt? 8 Die
Tochter des Pharao antwortete ihr: Ja, geh! Das Mädchen ging und rief die Mutter des Knaben
herbei. 9 Die Tochter des Pharao sagte zu ihr: Nimm das Kind mit und still es mir! Ich werde dich
dafür entlohnen. Die Frau nahm das Kind zu sich und stillte es. 10 Als der Knabe größer geworden
war, brachte sie ihn der Tochter des Pharao. Diese nahm ihn als Sohn an, nannte ihn Mose und
sagte: Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen.
Text: Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift. © 1980 Katholische Bibelanstalt, Stuttgart.
Aufgaben
1. Nimm einen roten und einen blauen Stift. Unterstreiche nun die Textstellen, an denen beschrie-ben wird, wie die Mutter von Moses handelt, rot. Worte und Handeln der Tochter des Pharao unterstreiche blau.
2a. Versetze dich in die Mutter des kleinen Mose. Was mag ihr durch den Kopf gegangen sein, als sie ihr Kind aussetzte? Welche Sorgen bewegten sie? Schreibe einen inne-ren Monolog. Beziehe dabei auch die Informationen zur Vorgeschichte mit ein. Beginne so: Drei Monate ist es mir gelungen, meinen Sohn zu verstecken. Aber jetzt …
2b. Stell dir vor, du bist die Tochter des Pharao. Was mag ihr wohl durch den Kopf ge-gangen sein, als sie das Körbchen im Wasser sah? Welche Gefühle bewegten sie? Verfasse einen inneren Monolog. Beziehe auch die Informationen zur Vorgeschichte mit ein. Beginne so: Was treibt denn da auf dem Nil? Ein Baby, das Kind einer Hebräerin. Mein Vater …
3. Gestalte die Seite 3 deines Exodus-Büchleins.
Was ist ein innerer Monolog?
Ein innerer Monolog ist eine Art Selbstgespräch. Man verfasst ihn aus der Ich-Perspektive und drückt darin die Gedanken und Gefühle der sprechenden Figur aus. Denkbar ist es, auch Fragen zu stellen, welche die Person bewegen. Verfasst wird der innere Monolog im Präsens (in der Ge-genwart).
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S I 13 von 34MosesC Bibel und biblische Geschichten • Beitrag 25
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S I14 von 34 Moses C Bibel und biblische Geschichten • Beitrag 25
M 6
Ein schwerer Auftrag – die Berufung Moses
Willst du wissen, wie die Geschichte von Mose weiterging? Mose wächst zum Mann heran. Als er sieht, wie ein ägyptischer Aufseher einen Israeliten, einen seiner Stammesbrüder, schlägt, erschlägt er den Ägypter und vergräbt ihn im Sand. Dies bleibt jedoch nicht unbemerkt. Mose fürchtet den Zorn des Pharao und flieht in das Land Midian. Dort lernt er Zippora kennen, die Tochter des Pries-ters. Die beiden heiraten. Eines Tages aber macht Mose eine seltsame Erfahrung. Er trifft in der Wüste auf einen brennenden Dornbusch.
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Die Berufung von Moses
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S I18 von 34 Moses C Bibel und biblische Geschichten • Beitrag 25
Hinweise (M 6)
Einstieg
Seit vierzig Jahren lebt Mose nun schon in der Fremde. Sein versklavtes Volk hat er vergessen. Des-
halb offenbart sich ihm Gott im unscheinbarsten Gestrüpp der Wüste, einem Dornbusch. Und Mose staunt über das Feuer, das brennt, ohne zu ver-brennen! Er hält inne, er erfährt Gottes Gegenwart, er fällt auf die Knie.
Zu Beginn der Stunde wird das Bild der Berufung Moses vor dem brennenden Dornbusch gezeigt. Die Lernenden beschreiben, was sie sehen. Mose kniet auf dem Boden. Er scheint zu beten. Seine Schuhe liegen vor ihm. Ein Dornbusch brennt. Sein Gebetsschal leuchtet rot im Feuerschein. Im Dornbusch aber erscheint eine Schrift, spiegelverkehrt – der Name Gottes, der zugleich Zusage ist: Ich bin der „Ich-bin-da“.
Erarbeitungsphase I
Danach wird der unter dem Bild notierte Bibeltext laut vorgelesen. Die Lernenden unterstreichen die Forderungen Gottes an Mose rot und die Versprechen Gottes gegenüber Mose blau. Anschließend werden die Ergebnisse an der Tafel in einer Tabelle gesammelt.
Ergebnissicherung
Vorschlag für ein mögliches Tafelbild
Forderungen Gottes Versprechen Gottes
– Zieh deine Schuhe aus (5) → Dies ist ein heiliger Ort.– Geh zum Pharao und führe die Israeliten aus Ägypten
heraus (10) in ein Land, in dem Milch und Honig fließen (8).– Versammle die Ältesten und berichte ihnen hiervon (16).– Bringe ein Schlachtopfer (18).– Plündert die Ägypter (22).
– Ich unterstütze dich (Name: Ich bin der „Ich-bin-da“) (12/14).
– Ich werde die Ägypter umstimmen (21).
Erarbeitungsphase II
Im Anschluss füllen die Lernenden die Gedankenblasen auf dem Arbeitsblatt aus. Sie überlegen, was Mose bei seiner Berufung empfunden haben mag, was ihm durch den Kopf gegangen ist. Viel-leicht hatte er Ängste, seiner Aufgabe nicht gerecht zu werden? Würde es ihm gelingen, den Pharao zu überzeugen? Vielleicht wird er sich gefragt haben, warum Gott gerade ihn auserwählt hat. Indem die Lernenden die Gedankenblasen ausfüllen, bereiten sie sich auf den inneren Monolog vor, wel-chen sie anschließend verfassen.
Hinweise (M 7)
Vertiefungsphase I
Gott nimmt Mose bei der Hand. Er gibt ihm das Versprechen, ihm beizustehen. Sein Handeln wird von Erfolg gekrönt sein. Am Ende der Stunde nun sind die Lernenden eingeladen darüber nachzu-
denken, wo Gott sie auf ihrem Lebensweg begleitet, wo er sie trägt. Diese Erfahrungen notieren sie in den Fußspuren rund um das Bild. Begleitend empfiehlt sich meditative Musik. Wer mag, darf seine Eintragungen im Plenum vorlesen.
Vertiefungsphase II
Als Vertiefung gestalten die Schülerinnen und Schüler Seite 4 ihres Exodus-Büchleins.
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M 9
Die Rettung der Israeliten – die Teilung des Schilfmeeres
Endlich lässt der Pharao die Israeliten frei. Doch schon kurze Zeit später bereut er seinen Entschluss. Mit einem großen Heer, vielen Streitwagen und Pferden begibt er sich auf den Weg, um die Israeli-ten aufzuhalten und wieder gefangen zu nehmen.
Ex 14,10–31
Ex 14,10 Als der Pharao sich näherte, blickten die Israeliten auf und sahen plötzlich die Ägypter von hinten anrücken. Da erschraken die Israeliten sehr und schrien zum Herrn. 11 Zu Mose sagten sie: Gab es denn keine Gräber in Ägypten, dass du uns zum Sterben in die Wüste holst? […] Warum hast du uns aus Ägypten herausgeführt? 12 Haben wir dir in Ägypten nicht gleich gesagt: Lass uns in Ruhe! Wir wollen Sklaven der Ägypter bleiben; denn es ist für uns immer noch besser, Sklaven der Ägypter zu sein, als in der Wüste zu sterben.
13 Mose aber sagte zum Volk: Fürchtet euch nicht! […] 14 Der Herr kämpft für euch […]. 15 Der Herr sprach zu Mose: […] Sag den Israeliten, sie sollen aufbrechen. 16 Und du heb deinen Stab hoch, streck deine Hand über das Meer und spalte es, damit die Israeliten auf trockenem Boden in das Meer hineinziehen können. 17 Ich aber will das Herz der Ägypter verhärten, damit sie hinter ihnen hinein-ziehen. So will ich am Pharao und an seiner ganzen Streitmacht, an seinen Streitwagen und Reitern meine Herrlichkeit erweisen. 18 Die Ägypter sollen erkennen, dass ich der Herr bin [...].
19 Der Engel Gottes, der den Zug der Israeliten anführte, erhob sich und ging an das Ende des Zuges und die Wolkensäule vor ihnen erhob sich und trat an das Ende. 20 Sie kam zwischen das Lager der Ägypter und das Lager der Israeliten. Die Wolke war da und Finsternis und Blitze erhellten die Nacht. So kamen sie die ganze Nacht einander nicht näher. 21 Mose streckte seine Hand über das Meer aus und der Herr trieb die ganze Nacht das Meer durch einen starken Ostwind fort. […] 22 Die Israeliten zogen auf trockenem Boden ins Meer hinein, während rechts und links von ihnen das Wasser wie eine Mauer stand. 23 Die Ägypter setzten ihnen nach; alle Pferde des Pharao, seine Streitwagen und Reiter zogen hinter ihnen ins Meer hinein. 24 Um die Zeit der Morgenwache blickte der Herr aus der Feuer- und Wolkensäule auf das Lager der Ägypter und brachte es in Verwirrung. 25 Er hemmte die Räder an ihren Wagen und ließ sie nur schwer vorankommen. Da sagte der Ägypter: Ich muss vor Israel fliehen; denn Jahwe kämpft auf ihrer Seite gegen Ägypten.
26 Darauf sprach der Herr zu Mose: Streck deine Hand über das Meer, damit das Wasser zurückflutet und den Ägypter, seine Wagen und Reiter, zudeckt. 27 Mose streckte seine Hand über das Meer und gegen Morgen flutete das Meer an seinen alten Platz zurück, während die Ägypter auf der Flucht ihm entgegenliefen. […] 28 Das Wasser kehrte zurück und bedeckte Wagen und Reiter, die ganze Streitmacht des Pharao, die den Israeliten ins Meer nachgezogen war. Nicht ein Einziger von ihnen blieb übrig. 29 Die Israeliten aber waren auf trockenem Boden mitten durch das Meer gezogen, während rechts und links von ihnen das Wasser wie eine Mauer stand. 30 So rettete der Herr an jenem Tag Israel aus der Hand der Ägypter. Israel sah die Ägypter tot am Strand liegen. 31 Als Israel sah, dass der Herr mit mächtiger Hand an den Ägyptern gehandelt hatte, fürchtete das Volk den Herrn. Sie glaubten an den Herrn und an Mose, seinen Knecht.
Text: Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift. © 1980 Katholische Bibelanstalt, Stuttgart.
Aufgaben
1. Unterstreiche das, was die jeweiligen Personen sagen, in folgenden Farben: Moses (grün) – Israeliten (rot) – Gott (blau) – Ägypter (grau) – Erzähler (gelb).
2. Bildet Fünfergruppen. Vergleicht eure Ergebnisse. Bereitet dann ein Rollenspiel vor. Gebt den Text in eigenen Worten wieder und lest ihn mit verteilten Rollen vor.
3. Gestalte die Seite 6 deines Exodus-Büchleins.
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M 12
Die Zehn Gebote – Wegweiser für uns
Nachdem Gott die Israeliten aus der ägyptischen Gefangenschaft befreit hat, schließt er mit ihnen einen Bund. Dieser wird besiegelt durch die Übergabe der Zehn Gebote. Den sogenannten Dekalog kann man nachlesen sowohl im Buch Exodus (Ex 20,1–17) als auch im Buch Deuteronomium (Dtn 5,6–21). Oft findet man auf bildlichen Darstellungen der Zehn Gebote nur drei auf einer Tafel und auf der anderen Tafel sieben Gebote. Die ersten drei Gebote regeln das Leben zwischen Gott und den Menschen, die anderen sieben Gebote regeln das Leben der Menschen untereinander.
Ex 20,1–17
Ex 20,1 Dann sprach Gott alle diese Worte: 2 Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten ge-
führt hat, aus dem Sklavenhaus. 3 Du sollst neben mir keine anderen Götter haben. 4 Du sollst
dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde. 5 Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwer-fen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüch-
tiger Gott: Bei denen, die mir Feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation; 6 bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erwei-se ich Tausenden meine Huld. 7 Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrau-
chen; denn der Herr lässt den nicht ungestraft, der seinen Namen missbraucht. 8 Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig! 9 Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. 10 Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. 11 Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer ge-
macht und alles, was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Sabbattag gesegnet und ihn für hei-lig erklärt. 12 Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt. 13 Du sollst nicht morden. 14 Du sollst nicht die Ehe brechen. 15 Du sollst nicht stehlen. 16 Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen. 17 Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen. Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgendetwas, das deinem Nächsten gehört. Text: Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift. © 1980 Katholische Bibelanstalt, Stuttgart. ©
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Du sollst … Gottesgebot Menschengebot
¡ nicht töten ¨ ¨
¡ den Namen deines Gottes nicht missbrauchen ¨ ¨
¡ nicht begehren deines Nächsten Frau, Knecht, Magd, Vieh … ¨ ¨
¡ nicht stehlen ¨ ¨
¡ den Tag des Herrn heiligen ¨ ¨
¡ nicht begehren deines Nächsten Haus ¨ ¨
¡ nicht die Ehe brechen ¨ ¨
¡ neben mir keine anderen Götter haben ¨ ¨
¡ nicht lügen ¨ ¨
¡ deinen Vater und deine Mutter ehren ¨ ¨
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M 14
Ankunft in Kanaan
Gott versprach Mose bei seiner Berufung, dass er das Volk Gottes in ein Land führen wolle, in dem Milch und Honig fließen (Ex 3,17). Dieses Land hieß Kanaan.
Viele Jahre vergingen, bis die Israeliten das gelobte Land erreichten. Moses selbst starb zuvor mit 120 Jahren (Dtn 34,1–9). Dreißig Tage lang trauerten die Israeliten um ihren Anführer. Dann zogen sie mit Josua, dem Nachfolger von Mose, weiter. Über die Ankunft im gelobten Land berichtet das biblische Buch Josua. Wenn ihr wissen wollt, wie es weitergeht, spielt das Spiel „Auf nach Kanaan“.
Aufgabe
1. Spiele mit deiner Gruppe das Würfelspiel „Auf nach Kanaan“.
Spielregeln
1. Der/die jüngste Schüler/Schülerin beginnt. Es wird im Uhr-
zeigersinn gespielt. Das Ziel muss mit genauer Punktzahl
erreicht werden.
2. Wenn ihr auf ein grau unterlegtes Ereignisfeld kommt, lest
den Text und befolgt die Anweisungen.
3. Kommt ihr auf ein mit einem Fragezeichen markiertes Feld,
hebt ein Fragekärtchen ab. Lest die Frage laut vor. Könnt
ihr sie beantworten, rückt ein Feld vor.
2. Überlege, wie das Leben im gelobten Land wohl ausgesehen haben mag. Gestalte dann die letzte Seite deines Exodus-Büchleins.
Da dein Exodus-Büchlein nun vollständig ist, wird es in der nächsten Stunde zur Benotung ein-gesammelt.
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VORS
CHAU