ICF – Eine verbindliche Sprache imFachbereich Rehabilitation; Philosophie und Erfahrung
Dr. Dipl.-Psych. Thomas Ewert
Klinik und Poliklinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation
Direktor: Prof. Dr. med. G. StuckiKlinikum der Universität München
Inhalte
1. Die Perspektive der Physikalischen Medizin und Rehabilitation
2. Die ICF in der Rehabilitation
3. Die Entwicklung von ICFICF Core Sets für die Klinische Praxis
Definition PM&R, I
Die PM&R ist das personenbezogene, multi- und interdisziplinäre Management
von Beeinträchtigungen der funktionalen Gesundheit
Definition PM&R, II• Das Management der funktionalen
Gesundheit umfasst dabei die – Diagnostik und Beurteilung der Potentiale
und Defizite im Rahmen von Assessments– Planung, Durchführung und Evaluation einer
rehabilitativen Intervention– Case-Management während einem
Interventionszyklus und im Verlauf
Sicht der WHO
How do I die How do I live
Die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit
ICF
Health Condition(Gesundheitsstörung oder Krankheit)
Körperfunktionund -struktur
Aktivitäten Partizipation
Umwelt-faktoren
personbezogene Faktoren
Kontextfaktoren
ICF - Modell InternationalClassification of Functioning,DisabilityandHealth
World Health OrganizationGeneva
ICF - Modell der Funktionsfähigkeit und der Behinderung
Health Condition(Gesundheitsstörung oder Krankheit)
AktivitätenKörperfunktionund -struktur Partizipation
Umwelt-faktoren
personbezogene Faktoren
Kontextfaktoren
Inhalte
1. Die Perspektive der Physikalischen Medizin und Rehabilitation
2. Die ICF in der Rehabilitation
3. Die Entwicklung von ICFICF Core Sets für die Klinische Praxis
ICD - 10: M 23.59Kreuzbandruptur, alt
Funk
tions
fähi
gkei
t Ideal?
100
Alter0 100
Biopsychosoziales Modell der Funktionsfähigkeit und der Behinderung
Gesundheitsproblem
- Gesundheitsproblem ist ein Oberbegriff für (akute oderchronische) Krankheiten, Gesundheitsstörungen,Verletzungen oder Traumata.
- Gesundheitsprobleme (Krankheiten) werden nach derICD-10 kodiert (z.B. M. Parkinson G20)
- Eine Gesundheitsstörung kann auch andere Phänomeneumfassen, wie Schwangerschaft, Altern, Stress odergenetische Präpositionen.
Körperfunktionen & StrukturenKörperfunktionen & Strukturen
Körperfunktionen sind die physiologischen Funktionen von Körpersystemen (einschließlich psychologischer Funktionen).
Körperstrukturen sind anatomische Teile des Körpers, wie Organe, Gliedmaßen und ihre Bestandteile.
Schädigungen sind Beeinträchtigungen einer Körperfunktion oder -struktur wie z.B. eine wesentliche Abweichung oder ein Verlust.
Aktivitäten
Eine Aktivität bezeichnet die Durchführung einer Aufgabe oder Handlung (Aktion) durch einen Menschen.
Beeinträchtigungen der Aktivität sind Schwierigkeiten, die ein Mensch bei der Durchführung einer Aktivität haben kann.
UmweltfaktorenUmweltfaktoren bilden die materielle, soziale und einstellungsbezogene Umwelt ab, in der Menschen leben und ihr Dasein entfalten.
Die Umweltfaktoren liegen außerhalb des Individuums und können seine Leistung als Mitglied der Gesellschaft, seine Leistungsfähigkeit zur Durchführung von Aufgaben bzw. Handlungen oder seine Körperfunktionen und -strukturenpositiv oder negativ beeinflussen.
Personbezogene FaktorenPersonbezogene Faktoren sind der spezielle Hintergrund des Lebens und der Lebensführung eines Menschen und umfassen Gegebenheiten des Menschen, die nicht Teil ihres Gesundheitsproblems oder -zustands sind.
Diese Faktoren können sein: Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, Alter, andere Gesundheitsprobleme.....
ICF - ModellHealth Condition
(Gesundheitsstörung oder Krankheit)(ICD-10: M23.59)Kreuzbandruptur, alt
AktivitätenKörperfunktionund -struktur
PartizipationSchmerz, Gelenkstabilität,
Muskelkraft
Kreuzband
Gegenstände anheben,gehen,
Treppensteigen
Aufpassen aufs EnkelkindHausarbeiten
Arbeit beim Mann im Geschäft
Umwelt-faktoren
personbezogene Faktoren
Kontextfaktoren
60 Jahre altUnsportlich
Starke Motivation
- - 4. Stockwerk ohne Aufzug+ + Gehstütze
+ + Physiotherapeutische Behandlung
+ + Schmerzmedikamente
ICF – Modell: Terminologie in der Rehabilitation
Health Condition(Gesundheitszustand)
Körperfunktion und- struktur
Aktivitäten Partizipation
Umwelt-faktoren
personbezogene Faktoren
Kontextfaktoren
ICF – Modell: Terminologie in der Rehabilitation
Health Condition(Gesundheitszustand)
Körperfunktion und- struktur
Aktivitäten Partizipation
Umwelt-faktoren
personbezogene Faktoren
Kontextfaktoren
ICF – Modell: Terminologie in der Rehabilitation
Health Condition(Gesundheitszustand)
Körperfunktion und- struktur
Aktivitäten Partizipation
Umwelt-faktoren
personbezogene Faktoren
Kontextfaktoren
Funktionale Gesundheit undihre Bedeutung:
1) Interventions- und Outcome-Kriterium
2) Ersetzt NICHT die jeweilige Differentialdiagnostik
Gemeinsame, standardisierte Sprache für
Praxis, Lehre und Forschung
Globalisierung
Gesundheitsberichterstattung
Gesundheitsmonitoring
InternationalClassification of Functioning,DisabilityandHealth
World Health OrganizationGeneva
ICF - Modell
ICD
ICF
Health Condition(Gesundheitsstörung oder Krankheit)
Körperfunktion und-struktur
Aktivitäten Partizipation
Umwelt-faktoren
personbezogene Faktoren
Kontextfaktoren
InternationalClassification of Functioning,DisabilityandHealth
World Health OrganizationGeneva
Bestandteile der Klassifikation
Komponenten: - Körperfunktionen
- Körperstrukturen
- Aktivitäten & Partizipationen
- Kontextfaktoren
- Umweltfaktoren
- personbez. Faktoren(nicht klassifiziert)
493
310
393
258
1454
Erstes BeurteilungsmerkmalAusmaß oder Größe des Problemsxxx.0 nicht vorhanden
(ohne, unerheblich ...)
xxx.1 leicht ausgeprägt (schwach, gering, wenig, niedrig ...)
xxx.2 mäßig ausgeprägt (mittel, ziemlich ...)
xxx.3 erheblich ausgeprägt(ernst, hoch, schwer, äußerst ...)
xxx.4 vollständig ausgeprägt(komplett, total ...)
Beurteilungsmerkmal
Z.B. : Ein komplett bewegungsunfähiges Gelenk:
b7100.4
ICF –Implementierung
• Resolution der WHA (2001)
• SGB IX
• GBA Richtlinie zur Verordnung von Rehabilitation
• EBM 2000 (Reha-Assessment)
• Landesregierung in Kärnten (Personen mit erhöhtem Betreuungsbedarf)
Welche Information wird verwendet?
ICF
Inhalte
1. Die Perspektive der Physikalischen Medizin und Rehabilitation
2. Die ICF in der Rehabilitation
3. Die Entwicklung von ICFICF Core Sets für die Klinische Praxis
ICF Core Sets
• ICF Core Sets für die Frührehabilitation
• ICF Core Sets für chronische Erkrankungen
Die Entwicklung von ICF Core Sets für die klinische Praxis
ICF Research Branch of the WHO CC FIC (DIMDI), IHRSLudwig-Maximilians-Universität, München
WHOCAS Classification, Assessment Surveys
Kooperationspartner
Die Entwicklung von ICF Core Sets für die klinische Praxis
• Liste von ICF Kategorien, die für die meisten Patienten
mit einer spezifischen Gesundheitsstörung relevant sind
• Ein Core Set ermöglicht eine präzise, umfassende und
effiziente Charakterisierung der Funktionsfähigkeit bei
einer spezifischen Gesundheitsstörung
Gesundheitsstörungen• Generalisiertes Schmerzsyndrom• Lumbale Rückenschmerzen• Osteoporose• Rheumatoide Arthritis• Osteoarthrose• Adipositas• Chronische Ischämische Herzkrankheit• Diabetes Mellitus• Obstruktive Lungenerkrankung• Brustkrebs• Depressive Störung• Schlaganfall
ICF Core SetsHauptziele
Verknüpfung der ICF mit der ICD
Anwendbarkeit der ICF für• klinische Praxis• klinische und epidemiologische Studien,
Gesundheitsberichterstattung und Monitoring der Funktionsfähigkeit und der Gesundheit
ICF Core Set
Core Sets definieren
• was sollte gemessen werdenund nicht
• wie sollte gemessen werden
ICF Core SetEntwicklung
Evidenz Ergebnisse von Vorarbeiten
KonsensusprozessInternationale Konsensuskonferenzen
Vorarbeiten
Drei unterschiedlichen Informationsquellen
Vorarbeiten
PatientendatenMultizentrische Studie
(ICF Checklist)
ExpertenmeinungDelphi Method
Studien-OutcomesLiteraturreviews
Relevante
Kategorien
2001/02
Patientendaten
ZielDokumentation von ICF-basierten PatientendatenIdentifikation der in der klinischen Praxis am häufigsten dokumentierten ICF Kategorien
MethodenMultizentrische KohortenstudieICF Checklist
KörperfunktionenKörperstrukturenAktivitäten und PartizipationUmweltfaktoren
PatientendatenDesign
Multizentrische, prospektive Kohortenstudie mit zwei Messzeitpunktent1 = zu Beginn der Behandlungt2 = am Ende der Behandlung
InstrumenteICF ChecklistSF-36WHODAS II
t1 t2Rehabilitative Behandlung
ExpertenmeinungZiel
Basiert auf der klinischen Erfahrung der Experten: welches sind die am meisten relevanten und/oder typischen Bereiche bei den Patienten mit den Unterschiedlichen Gesundheitsstörungen
MethodeDelphi
Experten: 212 Experten aus 28 Länder
ExpertenmeinungDelphi-Methode
„Die Delphi-Methode ist eine Methode zur Strukturierung des Gruppenkommunikationsprozesses, die eine Gruppe von Individuen als Gesamtheit erlaubt, effektiv mit einem komplexen Problem umzugehen“
Linstone & Murray 1975
Expertenmeinung Delphi-MethodeGruppe der Universität München Experten
1. RundeOffener Fragebogen an Experten
Zusammenfassung der Ergebnisse
1. RundeAuflistung aller relevanter/typischer Bereiche bei Patienten mit LBP, OA, OP, RA
2. RundeGeschlossener Fragebogen mit Rückmeldung der eigenen Antworten und Statistischen Gruppenantwort
Zusammenfassung der Ergebnisse
2. Runde
JA = relevanter/typischer Bereich
3. RundeGeschlossener Fragebogen mit Rückmeldung der eigenen Antworten und Statistischen Gruppenantwort
Zusammenfassung der Ergebnisse
3. Runde
JA = relevanter/typischer Bereich
Expertenmeinung
Delphi-Begriff ICF Kategorie
Working life d859 Work and employment,other specified and unspecified
Literaturreviews
Erfassung der am häufigsten dokumentierten Outcomes in randomisierten klinischen Studien zwischen 1991 und 2000
MethodenDatenbank: MedlineIdentifikation von OutcomesVerknüpfung (Linking) von Outcomes zu der ICF
Literaturreviews
InternationalClassification of Functioning,DisabilityandHealth
WORLD HEALTHORGANIZATIONGENEVA2001
3208Low Back Pain b28013
LiteraturreviewsKooperationspartner
Forschungsinstitut für Balneologie und Kurortwissenschaft, Bad ElsterLeiter: Prof. Karl-Ludwig Resch
Vorarbeiten Phase I
PatientendatenMultizentrische Studie
(ICF Checklist)
ExpertenmeinungDelphi Method
Studien-OutcomesLiteraturreviews
Konsensus-konferenzen
2001/02 2002/03
Entscheidungs- bzw. Konsensusprozess
Auswahl relevanter bzw. typischer ICF KategorienErgebnisse
der Vorarbeiten
Umfassende ICF Core-Setsfür die klinische Praxis
Kurze ICF Core Sets fürKlinische und epidemiologische
Studien, Gesundheits-berichterstattung und Monitoring der Funktionsfähigkeit und der
Gesundheit
Vorarbeiten Phase I
PatientendatenMultizentrische Studie
(ICF Checklist)
ExpertenmeinungDelphi Method
Studien-OutcomesLiteraturreviews
Konsensus-konferenzen
1. Version der
ICF Core Sets
2001/02 2002/03
Bsp.: Core Set OA: Body Structures
s750 Structure of lower extremitys730 Structure of upper extremitys740 Structure of pelvic regions770 Additional musculoskeletal structures
related to movements720 Structure of shoulder region
Body Functions
b280 Sensation of painb710 Mobility of joint functionsb730 Muscle power functionsb770 Gait pattern functionsb715 Stability of joint functionsb740 Muscle endurance functionsb780 Sensations related to muscles and
movement functionsb760 Control of voluntary movement functionsb134 Sleep functionsb735 Muscle tone functions
Activities & Participation
d450 Walkingd540 Dressingd510 Washing oneselfd470 Using transportationd530 Toiletingd430 Lifting and carrying objectsd640 Doing houseworkd910 Community Lifed440 Fine hand used410 Changing basic body positiond445 Hand and arm use
Vorarbeiten Phase I Phase II
PatientendatenMultizentrische Studie
(ICF Checklist)
ExpertenmeinungDelphi Method
Studien-OutcomesLiteraturreviews
Konsensus-konferenzen
1. Version der
ICF Core Sets
2001/02 2002/03 2004/05
Vorarbeiten Phase I Phase II
PatientendatenMultizentrische Studie
(ICF Checklist)
ExpertenmeinungDelphi Method
Studien-OutcomesLiteraturreviews
Konsensus-konferenzen
1. Version der
ICF Core Sets
Testung und
Validierung der
ersten Version der
ICF Core Sets
2001/02 2002/03 2004/06
Validierung der ICF Core Sets
Phase II
PatientendatenMultizentrische Studie
(ICF Core Sets)
Patienten PerspektiveFokusgruppen
GesundheitsfachpersonenPerspektiveDelphi Methode
2004/06
Validierung der ICF Core Sets
Phase II
PatientendatenMultizentrische Studie
(ICF Core Sets)
Patienten PerspektiveFokusgruppen
GesundheitsfachpersonenPerspektiveDelphi Methode
2004/06
Studie zur Erfassung von Patientendaten
Design
Multizentrische internationale Querschnittstudie
ZielEvaluation der Validität der ICF Core Sets
• Überflüssige Kategorien• Fehlende Kategorien• Relevanz der Kategorien
36 Länder / 135 Studienzentren
Studie zur Erfassung von Patientendaten
Methoden• Fremdbeurteilung
• ICF Core Sets • Selbstbeurteilung
• Krankheitsübergreifende Instrumente• Krankheitsspezifische Instrumente
Validierung der ICF Core Sets
Phase II
PatientendatenMultizentrische Studie
(ICF Core Sets)
Patienten PerspektiveFokusgruppen
GesundheitsfachpersonenPerspektiveDelphi Methode
2004/06
Studie zur Erfassung der Patientenperspektive
Ziel
Beinhaltet die ICF Core Set die Probleme der Patienten, welche die Patienten selbst berichten
Studie zur Erfassung der Patientenperspektive
Methoden
• Fokusgruppen
• Patienteninterview
Validierung der ICF Core Sets
Phase II
PatientendatenMultizentrische Studie
(ICF Core Sets)
Patienten PerspektiveFokusgruppen
GesundheitsfachpersonenPerspektiveDelphi Methode
2004/06
Studie zur Erfassung der Perspektive von Studie zur Erfassung der Perspektive von GesundheitsfachpersonenGesundheitsfachpersonen
Ziel
Beinhalten die ICF Core Sets die Probleme der Patienten, die von Gesundheitsfachpersonenbehandelt werden
Studie zur Erfassung der Perspektive von Studie zur Erfassung der Perspektive von GesundheitsfachpersonenGesundheitsfachpersonen
Methoden
Expertenbefragung anhand der Delphi-Methodemittels e-mail oder FAX
Berufsgruppe - Ärzte/innen- Physiotherapeuten/innen- Ergotherapeuten/innen- Psychologen/innen- Sozialarbeiter/innen- Pflegepersonal
Validierung der ICF Core Sets
Phase II Abschluss
PatientendatenMultizentrische Studie
(ICF Core Sets für RA)
Patienten PerspektiveFokusgruppen
GesundheitsfachpersonenPerspektiveDelphi Methode
Konsensus-Konferenz
Mit dem Ziel, die 1. Version der
ICF Core Sets chronische
Gesundheits-ströungen zu
verabschieden
2004/06 2007
WHO-KonferenzGesundheit und Behinderung
Triest, 17. - 20. April 2002
Die Entwicklung von ICF Core Sets wurde als prioritärer Ansatz zur Umsetzung der
ICF Klassifikation verabschiedet
ICF CORE SETS FORTHE ACUTE HOSPITAL &
EARLY POST-ACUTE REHABILITATION FACILITIES
ICF CORE SETS FOR CHRONIC CONDITIONS
Volume 27, Special issue 7/8April 2005
Volume 36, Supplement 44 / August 2004
Weitere Core Sets EntwicklungenCore Sets für akute und postakute Rehabilitation
Manuelle Medizin
Chronic conditions:
Ankylosing spondylitis
Bipolar disorder
Multiple sclerosis
Psoriasis
Sleep
Vision problems
Systemic lupus erythematosus
Weitere Informationen:
http://reha.klinikum.uni-muenchen.de
Thomas [email protected]
Alarcos [email protected]
Michaela [email protected]
Weitere Informationen:
www.who.int
oder
www.dimdi.de (dt. Version)
ENDE