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Igor Strawinsky
Die Geschichte vom Soldaten
Mi. 29. Mai 2019, 20 Uhr FREIBURG, E-Werk Dominique Horwitz (Sprecher), Sebastian Manz (Klarinette), Hanno Dönneweg
(Fagott), Johannes Sondermann (Trompete), Jochen Schorer (Schlagzeug),
Michael Dinnebier (Violine), Sebastian Breidenstein (Kontrabass), Frederic Belli
(Posaune)
Empfohlen ab Klasse 5
Erstellt von Tanja Pfau
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Inhalt
1. Einführung 3
2. Hintergrundinformationen für Lehrkräfte 4
2.1 Biographischer Abriss zu Igor Strawinsky 4
2.2 Musikalische Schwerpunkte 6
2.3 Entstehungsgeschichte des Stückes 7
2.4 Handlung 9
2.5 Besetzung 10
2.6 Aufbau 11
2.7 Analyse einzelner Teile 12
2.7.1 Marsch des Soldaten 13
2.7.2 Musik der zweiten Szene 13
2.7.3 Königsmarsch 14
2.7.4 3 Tänze 15
2.7.5 Triumphmarsch des Teufels 17
3. Unterrichtsvorschläge 19
3.1 Methodische und didaktische Erläuterungen 19
3.2 Schülermaterialien 21
3.3 Lösungshinweise 35
Quellen- und Literaturverzeichnis 39
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1. Einführung
Diese Handreichung richtet sich an Musiklehrer, die sich mit dem Stück „Geschichte vom
Soldaten“ (L‘Histoire du Soldat) von Igor Strawinsky, dessen Entstehungsumständen und
Besonderheiten beschäftigen wollen und abschließend planen, mit ihren Klassen ein Konzert
des SWR zu besuchen, bei dem dieses Stück auf dem Programm steht. Empfohlen wird dieses
Programm für Schüler ab der 8. Klassenstufe.
Zunächst werden einige biographische Hintergrundinformationen zum Komponisten gegeben,
anschließend findet eine ausführliche Werkbetrachtung mit Angaben zur Entstehung des
Stückes sowie dessen Aufbau statt.
In einem zweiten Teil werden verschiedene Unterrichtsmaterialien zum vorbereitenden
Einsatz im Musikunterricht vorgestellt, die einen abwechslungsreichen Zugang zu diesem
Werk ermöglichen sollen. Methodische und didaktische Hinweise helfen den Musiklehrern die
Materialien differenziert und an ihre jeweilige Lerngruppe angepasst einzusetzen. Am Ende
der Materialsammlung werden Lösungshinweise zur Verfügung gestellt.
Die Schreibweise des Namens des Komponisten variiert in den verschiedenen Quellen, wird
hier aber vereinheitlicht als „Igor Strawinsky“ angegeben.
Wörtliche Zitate werden auch in den Schülermaterialien mit vollständigen Quellenangaben
versehen. Quellen- und Literaturangaben zu den sonstigen Inhalten der Schülermaterialien
und zu den dort verwendeten Abbildungen finden sich im Literaturverzeichnis.
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2. Hintergrundinformationen für Lehrkräfte
2.1 Biographischer Abriss zu Igor Strawinsky
Igor Fjodorowitsch Strawinsky wird am 17.6.1882 in Oranienbaum, dem heutigen Städtchen
Lomonossow, nahe bei St. Petersburg geboren. Er wächst in einem musikalischen Umfeld auf
- sein Vater ist Opernsänger am Theater in St. Petersburg, seine Mutter Pianistin - und genießt
schon in seiner Kindheit eine fundierte musikalische Ausbildung. So erhält der junge
Strawinsky mit neun Jahren seinen ersten Klavierunterricht. Diesen ergänzt er später mit
Unterricht in den Fächern Harmonielehre und Kontrapunkt.1
1902 begegnet Strawinsky Nikolaj Rimski-Korsakow, der ihn als Privatschüler aufnimmt und
ihm seine Instrumentationslehre näher bringt. Ihm kommt regelmäßig die Aufgabe zuteil,
Klavierskizzen zu Rimski-Korsakows Kompositionen für Orchester setzen.2 In dieser Zeit
schreibt er auch die ersten eigenen Werke, die sich in seinem späteren Werkverzeichnis
wieder finden. Allerdings orientiert er sich bei diesen Frühwerken zunächst deutlich an der
der spätromantischen „Russischen Schule“.3
Rimski-Korsakow wird für Strawinsky in vielerlei Hinsicht zu einer prägenden Bezugsperson,
so lädt er Strawinsky ein, an kulturellen Veranstaltungen im Hause Korsakow teilzunehmen,
bei denen er wichtige Künstlerpersönlichkeiten aus den Bereichen Malerei, Literatur und
Musik kennenlernt. Die musikalische Ausbildung bei Rimski-Korsakow währt bis zu dessen Tod
im Jahr 1908 fort. 4
1906 heiratet Strawinsky seine Cousine Catherine Nossenko. Sie stammt aus einem gut
situierten Elternhaus, was es ihm ermöglicht ohne finanzielle Sorgen an seinen Kompositionen
zu arbeiten.5
Igor Strawinsky lernt 1909 Sergej Diaghilew kennen, der damals zu den „wichtigsten
Persönlichkeiten im künstlerischen Leben St. Petersburgs“ gehört.6 Der Gründer der „Ballets
Russes“ beauftragt ihn mit der Musik zum Ballett „Der Feuervogel“ und Strawinsky macht sich
1 Vgl. Demmler, Martin. Igor Strawinsky. In: Komponisten des zwanzigsten Jahrhunderts. S.457 2 Vgl. Demmler, S.458 3 Demmler, S.458 4 Vgl. Demmler, S.458 5 Vgl. Rühle, Ulrich. Igor Strawinsky. In: Komponistenlexikon für junge Leute. S.549 6 Demmler, S.459
5
umgehend an die Arbeit. Nach der erfolgreichen Premiere in Paris im Juni 1910 wird
Strawinsky „über Nacht in der französischen Metropole bekannt.“7
Er lässt sich zunächst in Paris nieder und komponiert kurz darauf „Petruschka“, den russischen
Harlekin, der 1911 uraufgeführt wird. Nachdem Strawinsky mit seinen ersten Balletten Erfolge
gefeiert hat, endet die Erstaufführung seines dritten großen Ballettes „Le Sacre du printemps“
im Mai 1913 mit einem „der größten Skandale der Musikgeschichte.“8 „Der Lärm der Zuhörer
soll“ Berichten zufolge „die Lautstärke des Orchesters noch übertroffen haben“.9
Als der Erste Weltkrieg ausbricht, zieht es Strawinsky in die Schweiz.10 Er wendet sich nach
den groß angelegten Ballettkompositionen wieder kleiner besetzten Stücken zu und in diesem
Zusammenhang entsteht auch „L’histoire du soldat“ – die „Geschichte vom Soldaten.“11 Vier
Jahre später zieht er nach Paris zurück und unternimmt von dort aus Konzertreisen durch ganz
Europa, wo er sich als Pianist und Dirigent einen Namen macht.12
Kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges reist Strawinsky im Herbst 1939 für eine
Gastprofessur an der University Harvard nach Amerika. Er findet in den Vereinigten Staaten
eine neue Heimat und kehrt nicht mehr nach Europa zurück. Mit seiner zweiten Frau Vera de
Bosset, die er 1940 geheiratet hat, lässt er sich 1941 in der Nähe von Hollywood nieder.13
1945 nimmt er die amerikanische Staatsbürgerschaft an und stellt dem Musikverlag „Boosey
&Hawkes“ seine „Edition Russe de Musique“ zur Verfügung, was ihm seinen Lebensunterhalt
in Amerika sichert.14
Seine russische Heimat besucht Strawinsky erst im Jahr 1962, „nach 48 Jahren Abwesenheit“
wieder, wird dort aber „wie ein Held gefeiert.“15
Strawinsky reist bis ins hohe Alter von 85 Jahren als Dirigent seiner eigenen Werke um die
Welt.
7 Demmler, S.460 8 Demmler, S.460 9 Demmler, S.460 10 Vgl. Rühle, S.549 11 Demmler, S.460 12 Vgl. Rühle, S.548f 13 Vgl. Demmler, S.462 14 Demmler, S.462 15 Rühle, S.550
6
Im Frühjahr 1967 betritt er zum letzten Mal die Bühne. Kurz darauf diagnostizieren die Ärzte
bei ihm eine schwere Blutkrankheit, der er schließlich am 6.4.1971 in New York erliegt. Auf
eigenen Wunsch findet sein Leichnam in Venedig, ganz in der Nähe des Grabes von seinem
Freund Sergej Diaghilew seine letzte Ruhestätte.16
2.2 Musikalische Schwerpunkte
Igor Strawinsky gilt als einer der „größten Komponisten des 20. Jahrhunderts“, auf dessen
musikalischem Weg die verschiedensten Stile „von der russischen Nationalmusik über den
Expressionismus, den Neoklassizismus und die Zwölftonmusik bis hin zum Jazz“ zu finden
sind.17
Obwohl er seine ersten Werke unter dem Einfluss von Rimski-Korsakow in der Tradition der
„russischen Schule“ schreibt, lehnt er doch die überschwängliche „Gefühlsästhetik des 19.
Jahrhunderts zeitlebens ab.“18
Strawinsky betrachtet sich selbst als „musikalischen Erfinder“. So tragen seine Pariser Ballette
erstmals charakteristische Merkmale, wie etwa „repetitive Figuren“, „Wechsel der
Klangfarben“ „unregelmäßige Taktgruppen und metrische Verschiebungen.“ Motive und
Themen entwickelt Strawinsky nicht weiter, sondern fügt sie mit harten Schnitten blockartig
aneinander.19
Ab etwa 1920 befindet sich Strawinsky in einer neoklassizistischen Schaffensperiode und setzt
sich mit der musikalischen Vergangenheit und dem Schaffen der alten Meister auseinander.
Sein erstes Werk dieser Phase stellt das einaktige Ballett „Pulcinella“ dar. Das Stück basiert
zwar auf der Musik Pergolesis, Strawinsky setzt aber auch hier stets die „Montagetechnik als
Grundlage des musikalischen Satzes ein“.20 Mit dieser Kombination aus „Witz, Spiel,
kontrapunktische(n) Finessen und eine(r) beinahe barocke(n) Motorik“ feiert Strawinsky in
ganz Europa große Erfolge.21
16 Vgl. Demmler, S.464 17 Rühle, S.548 18 Demmler, S.457 19 Demmler, S.457f 20 Demmler, S.462 21 Demmler, S.462
7
In seiner Anfangszeit in Amerika ist Strawinsky aus finanziellen Gründen zunächst auf
Auftragskompositionen angewiesen und arbeitet später auch an diversen Filmmusik-
Projekten, die er allerdings selbst nur als „Gelegenheitsmusik auffasst“.22(S.463)
Nach Kriegsende orientiert sich Strawinsky wieder vermehrt in Richtung Europa. In Venedig
dirigiert er 1951 etwa die Uraufführung seiner Oper „The Rake’s Progress“ („Der Wüstling“),
welche aufgrund ihrer tonalen Anlage an klassische Vorbilder wie Mozart oder Rossini
erinnert.23
1951 befasst sich Strawinsky erstmals mit der von Arnold Schönberg entwickelten
Zwölftontechnik und wagt „im Alter von fast 70 Jahren kompositorisch noch einmal einen
Neuanfang.“ Sein erstes Stück, das auf einer dodekaphonen Reihe basiert, ist „Canticum
sacrum“ (1955) für die Basilica San Marco in Venedig. Den Höhepunkt dieser späten
Schaffensphase bilden die zwölfstimmigen „Variations“ für Orchester aus den Jahren
1963/64.24
Zur Jazzmusik, die Strawinsky in den USA kennenlernt, hat er ein gespaltenes Verhältnis.
Einerseits ist er davon beeindruckt, wie die „instrumentale Virtuosität, instrumentale
Persönlichkeit“ in den Vordergrund rückt und andere musikalische Parameter in den
Hintergrund stellt. Ihn „entzückt das Volkstümliche an ihr und der frische und bisher
unbekannte Rhythmus.“25 Andererseits hat der Jazz seiner Meinung nach „nichts mit
komponierter Musik zu tun.“26 So lässt Strawinsky sich vor allem von Jazz-Formen und
instrumentalen Kombinationen beeinflussen, was in der „Geschichte vom Soldaten“ deutlich
spürbar ist, nicht aber vom „Gedanken des Jazz“ selbst.27
2.3 Entstehungsgeschichte des Stückes
Nach der Uraufführung seines „Feuervogels“ 1910 verlegt Strawinsky seinen Wohnsitz in den
schweizer Ort Clarens am Genfer See und hält sich nur noch in den Sommermonaten in
22 Demmler, S.462f 23 Vgl. Demmler, S.463 24 Demmler, S.463f 25 Krützfeldt, Werner. Die Geschichte vom Soldaten. S.62 26 Krützfeldt, S.62 27 Krützfeldt, S.62
8
Russland auf.28 Als Deutschland im August 1914 Russland den Krieg erklärt und der Erste
Weltkrieg ausbricht, wird diese Reisetätigkeit aber stark eingeschränkt und spätestens nach
Ausbruch der russischen Revolution 1917 brechen Strawinskys Verbindungen zu seiner
Heimat ab. Da er nun auf alle Einnahmen, die er noch aus Russland zu erwarten hätte,
verzichten muss, beginnt er sich ernsthaft um seinen Lebensunterhalt zu sorgen.29
Zwischen 1917 und 1918 plant Strawinsky deshalb „zusammen mit seinen Freunden, dem
Schriftsteller Charles Ferdinand Ramuz, dem Dirigenten Ernest Ansermet und dem Maler und
Bühnenbildner René Auberjonois im Schweizer Exil die Gründung einer Wanderbühne, die
mit geringem instrumentalem und darstellerischem Aufwand - Musik, Schauspiel und Sprache
- auskommen soll.“30 Als erstes Stück dieser Wandertruppe schreibt Strawinsky die Musik zu
„L‘histoire du soldat“ – „Die Geschichte vom Soldaten.“
Die Geschichte basiert auf einem alten russischen Märchen, das von seinem Wegbegleiter
Charles Ferdinand Ramuz neu formuliert wird.31 Strawinsky reduziert in seiner Vertonung das
„musikalische Material (…) auf ein Minimum:“32 So ersetzt er beispielsweise „den sinfonischen
Apparat“ durch kleine Ensembleformen.33 Im Zuge der eingeschränkten Mittel besteht das
Stück nun lediglich aus 7 Instrumentalisten, einem Vorleser, 2 Schauspielern und einem
Tänzer.34 Mit der Anweisung, das Werk „zu lesen, spielen und zu tanzen,“ nimmt Strawinsky
hier bereits (…) „Ideen des epischen Theaters (Vgl. Brecht) vorweg.“35 In den einzelnen Sätzen
greift er „Formen der Unterhaltungsmusik auf, Walzer, Tango und Ragtime, aber auch
traditionelle Modelle wie Choral oder Marsch, was Ernst Bloch nachträglich als „ein Muster
guter Musik aus Abfall, Traum und Lumpen“ bezeichnet.36
Die Uraufführung des Stückes findet 1918 unter Ansermet in Lausanne statt. Ein Jahr später
gibt Strawinsky eine Fassung des Werkes als fünfsätzige Konzertsuite für Violine, Klarinette
und Klavier heraus.
28 Vgl. Krützfeldt, S.7 29 Vgl. Krützfeldt, S.8 30 Vgl. Kilian, Dr. Gerald. Igor Strawinsky. „Histoire du soldat." Werkeinführung und Unterrichtsanregungen 31 Vgl. Demmler, S.460 32 Demmler, S.460 33 Demmler, S.460 34 Vgl. Kilian 35 Demmler, S.461 36 Demmler, S.461
9
2.4 Handlung
Ein Soldat, der gerade Heimaturlaub hat, befindet sich auf dem Weg von Chur nach
Wallenstadt. Die Ortsangaben sind nur „scheinbar konkret“ und sind in den verschiedenen
Übersetzungen unterschiedlich.37 Auf seiner einsamen Wanderung rastet er an einem kleinen
Bach und spielt auf seiner Geige. Dort trifft er den Teufel, der sich ihm in Gestalt eines alten
Mannes nähert. Der Teufel bringt den Soldaten dazu, ihm seine Geige, (die symbolisch für
seine Seele steht), gegen ein Buch mit Börseninformationen zu verkaufen, was ihm eine
Zukunft voll Reichtum versprechen soll. Er begleitet den alten Mann, um ihm das Geigenspiel
beizubringen.
Bei seiner Rückkehr in seinen Heimatort muss der Soldat feststellen, dass er nicht drei Tage
sondern drei Jahre unterwegs war. Weder seine Mutter noch seine Freunde erkennen ihn
wieder und seine Verlobte ist mit einem Anderen verheiratet. Der Soldat ist nun zwar reich
aber sehr unglücklich. In einem Krämerladen (der Teufel hat sich dieses Mal als Krämer
verkleidet), entdeckt er seine Geige, scheint aber das Geigenspiel verlernt zu haben und kann
aus dem Instrument keinen Ton mehr hervorbringen. In seiner Verzweiflung zerreißt der
Soldat das Zauberbuch und wirft die Geige weg.
Er setzt seine einsame Wanderung fort und hört schließlich von einer kranken Prinzessin:
Derjenige, der sie von ihrer Schwermut heilt, soll sie zur Frau bekommen. Das einzige Mittel,
die Prinzessin zu heilen, ist seine Geige, die sich nun allerdings wieder im Besitz des Teufels
befindet. In einer dritten Begegnung fordert der Soldat den Teufel zum Kartenspiel um die
Geige auf. Der Teufel gewinnt zwar, leert aber nach jeder Runde ein Glas und fällt schließlich
betrunken um, so dass ihm der Soldat die Geige doch noch abnehmen kann. Er schafft es mit
drei Tänzen die kranke Prinzessin zu heilen und zwingt den Teufel in einem „Teufelstanz“
scheinbar zu Boden. Dieser erhebt sich aber wieder und erscheint dem Soldaten, als er sich
zusammen mit der Prinzessin seinem Heimatort nähert. Da der Soldat gegen die Abmachung
mit dem Teufel verstoßen hat, jagt er ihn letztlich in die Hölle. Der Teufel wird zur finalen
Triumphgestalt.38
37 Krützfeldt, S.6 38 Vgl. Kilian
10
2.5 Besetzung
Die Wahl der Instrumente für „L‘histoire du soldat“ ist von einem sehr wichtigen Ereignis im
Leben des Komponisten beeinflusst: „Der Entdeckung des amerikanischen Jazz.“39 So lassen
sich diverse Parallelen zwischen dem Ensemble der „Histoire“ und einer Jazzband finden.
Unter anderem ist etwa „jede Instrumentenkategorie – Streicher, Holz, Blech, Schlagzeug (…)
jeweils in Diskant- und Baßlage vertreten,“ wobei das Fagott als Ersatz für das Saxophon zu
sehen ist.40
So wählt Strawinsky also von den Streichern die Violine und den Kontrabass, aus der Familie
der Holzbläser die Klarinette, ihres großen Registers wegen und das Fagott, von den
Blechbläsern die Trompete und die Posaune sowie diverse Schlaginstrumente, die von einem
Musiker gespielt werden sollen.41 Das Instrumentarium an Schlagwerk stammt aus dem
Bereich der Militärmusik. Dazu zählen eine „Trommel (`Side Drum‘) mit Schnarrsaiten, zwei
Trommeln verschiedener Größe ohne Schnarrsaiten, Kleine Trommeln mit Schnarrsaiten,
Große Trommel, Becken, Tambourin und Triangel.“42
Nach den Vorstellungen Strawinskys sollen die Musiker sichtbar links neben der Bühne
platziert werden, während der Vorleser auf der rechten Seite die Handlung auf der Bühne
kommentiert.43
„Aus diesen Überlegungen heraus kam mir die Idee, mein kleines Orchester für die
´Geschichte vom Soldaten´ in voller Sicht neben der Bühne aufzubauen und auf der
anderen Seite eine kleine Estrade für den Vorleser vorzusehen. Diese Anordnung
kennzeichnet genau das Nebeneinander der drei wesentlichen Elemente des
Stückes, die eng miteinander verbunden, ein Ganzes bilden sollen: In der Mitte die
Bühne mit den Schauspielern, flankiert auf der einen Seite von der Musik, auf der
andere Seite vom Rezitator. Nach unserem Plan sollten diese drei Elemente bald
39 Demmler, S.461 40 Demmler, S.461 41 Vgl. Rützfeldt, S.8 42 Rützfeldt, S.9 43 Kilian
11
einander das Wort abwechselnd überlassen, bald sich wieder zu einem Ensemble
vereinigen.“44
Die Aufstellung des kleinen Orchesters sieht folgendermaßen aus:
Posaune Fagott Klarinette
Kontrabass Trompete
Violine Schlagzeug
Dirigent
Bemerkenswert ist dabei die Position des Schlagzeugs in der ersten Reihe.45
2.6 Aufbau
Das Stück besteht aus zwei Teilen mit jeweils drei Szenen, wobei die Musik „fast nie in
direktem Bezug zum Text“ steht – „meist kommentiert sie nachträglich das Geschehen.“46
Erster Teil:
Marsch des Soldaten (Einleitung, Soldat auf dem Nachhauseweg)
Musik der 1. Szene (Pause am Bach, erste Begegnung mit dem Teufel)
Marsch des Soldaten
44 Strawinsky – „Erinnerungen“. In: Krützfeldt, S.9 45 Vgl. Rützfeldt, S.9 46 Kilian
12
Musik der 2. Szene (bei der Rückkehr in sein Heimatdorf, Soldat
erkennt, dass er auf den Teufel hereingefallen ist
und beklagt seine Situation)
Musik der 3. Szene (im Krämerladen)
Zweiter Teil:
Marsch des Soldaten
Königsmarsch (auf einem Dorfplatz ;Verkündung vom Leid der
kranken Prinzessin)
Kleines Konzert (Nach dem Kartenspiel, der Soldat hat seine Geige
wieder)
3 Tänze (Tango, Walzer, Ragtime) (Heilung der Prinzessin)
Tanz des Teufels (Soldat besiegt den Teufel, der zu seiner Musik
tanzen muss)
Kleiner Choral (Soldat und Prinzessin fallen sich in die Arme,
Teufel scheint besiegt)
Couplet des Teufels (Teufel erscheint plötzlich doch wieder)
Großer Choral (die Liebenden reisen in die Heimat des Soldaten)
Triumphmarsch des Teufels (Prinzessin verlässt den Soldaten; Teufel
triumphiert über den Soldaten und jagt ihn zur
Hölle)
2.7 Analyse einzelner Teile
13
Im Folgenden werden einzelne Stücke genauer betrachtet, die Strawinskys Stil besonders
markant wiederspiegeln und die für die Verwendung im Musikunterricht als besonders
interessant erscheinen.
2.7.1 Marsch des Soldaten
Der Marsch des Soldaten taucht im Verlauf des Stückes mehrmals wieder auf und kann als Art
Leitmotiv für die innere und äußere Wanderung des Soldaten betrachtet werden. Zunächst ist
es als Art Vorspiel anzusehen, an dessen Ende, nach 99 Takten, sich der Vorhang erstmals
öffnet.47
Die ersten vier Takte bestehen aus einer munter erscheinenden Achtelfigur in Trompete und
Posaune. Punktierungen und Stakkato-Noten unterstreichen diese zunächst gelassene
Atmosphäre. Im vierten Takt setzt der Kontrabass mit einer Ostinato-Figur g-d ein und bildet
die Basis für den Marschcharakter des Stückes.
In Takt 14 wird „das trügerische Gleichmaß erstmals unterbrochen“.48 Hier erscheinen die für
Strawinsky so typischen Taktwechsel zum ersten Mal und markieren anschließend den ganzen
Satz. Demgegenüber bildet das Bassostinato, das unbeirrt der Taktart seinen 2/4- Rhythmus
verfolgt, den konstanten Part des Stückes, was zusammen ein interessantes
Spannungsverhältnis entstehen lässt.49
Zwei weitere Motive prägen den Satz: Zunächst erscheint ein „schnelles Dreiklangsmotiv in
den Melodieinstrumenten“ Trompete, Klarinette und Violine, dann ein „beinahe
übermütiges“ fortissimo, das blockartig und unisono in den Bläsern erklingt.50
47 Vgl. Krützfeldt, S.12 48 Krützfeldt, S.11 49 Siehe auch M 6: Rhythmischer Mitspielsatz 50 Krützfeldt, S.11
14
Der Text des Vorlesers ist in der Partitur rhythmisch ausnotiert und gibt mit seltenen
Einwürfen eine Einführung ins Geschehen: „Zwischen Chur und Wallenstadt heimwärts
wandert ein Soldat.“51
2.7.2 Musik der 2. Szene
Das Stück steht inhaltlich an der Stelle, als der Soldat erkennt, dass er anstatt drei Tagen drei
Jahre lang unterwegs war und er von der Armee als Deserteur betrachtet und von seiner
Familie nicht wiedererkannt wird. Er beklagt sein Schicksal. Das Stück wird vom Erzähler wie
folgt eingeleitet: „Räuber! Elender Halunke von einem Räuber! Ich Dummkopf hab auf ihn
gehört. (…) Und jetzt – was fang ich an? Was fang ich jetzt an? Was soll ich tun?“52
Die Musik zur Szene schreibt Strawinsky als „Lamento“ für Klarinette, Fagott, Trompete, Geige
und Bass.53 Es ist mit der Tempoangabe „Lento“, und 48 Viertelschlägen pro Minute
überschrieben. Nachdem die ersten 6 Takte im 3/4 Takt stehen, tauchen in den folgenden
Takten wieder Strawinsky’s berühmte Taktwechsel (5/8, 4/8, 6/8) auf. Dennoch fehlt dem
Stück die „rhythmische Prägnanz der ersten Stücke.“54 Klarinette und Fagott beginnen versetzt
mit einem Kopfmotiv, das aus auffallend großen und dissonanten Intervallen besteht.
Darunter spielt die Violine doppelgriffig eine große Septime als Art Orgelpunkt. Die
verzweifelte Situation des Soldaten wird hier deutlich. Eine Grundtonart ist nicht feststellbar,
aber die Kantilenen der Melodieinstrumente kreisen alle um den Ton h, der als „tonale(s)
Zentrum“ betrachtet werden kann.55 So auch die in Takt 19 im Pianissimo einsetzende
Trompete. Wie ein Aufschrei folgt die Klarinette mit „einem Ausflug in höhere Regionen“, die
Lautstärke steigert sich und die rhythmischen Figuren werden deutlich schneller, um kurz
danach aber wieder in den lamentierenden Anfangscharakter zurückzukehren.56
2.7.3 Königsmarsch
51 Krützfeldt, S.10 52 Krützfeldt, S.15 53 Krützfeldt, S.16 54 Krützfeldt, S.17 55 Krützfeldt, S.17 56 Krützfeldt, S.17
15
Der Soldat befindet sich „in einem anderen Land, in einem anderen Dorf.“ Er sitzt in einem
Gasthaus, um etwas zu trinken, als „ein Getümmel auf dem Dorfplatz mit Trommelwirbel und
Gedränge seine Aufmerksamkeit erregt.“57
Der Vorleser ruft aus: „Der König lässt verkünden, dass er seine Tochter dem vereint zum
Dank, der sie von ihrer Krankheit heilt. Denn sie ist krank. Sie schläft nicht, isst nicht, spricht
nicht mehr.“
Zur Eröffnung der Szene erklingt ein „pompöser“ Königsmarsch – der Vorhang öffnet sich erst
nach über 60 Takten.58 Wie nicht anders zu erwarten legt Strawinsky dem Marsch kein
durchgehendes Metrum zugrunde, sondern wechselt auch hier zwischen 2/4- und 5/8-Takt
ab. Die Posaune spielt ein wuchtiges Solo, während alle anderen Instrumente ungeachtet der
Taktart Tonrepetitionen im Marschrhythmus spielen.
Strawinskys „musikalische Ironie“ kommt in diesem Stück dergestalt zum Ausdruck, dass er
der Posaune falsche Töne zuweist, als ob „der Posaunist sich in seinem Übereifer verbläst.“ In
der Tonart B-Dur erklingt so überraschend oft der Ton e. Erst im 10. Takt treffen Melodie und
Begleitung auf einer metrischen Zählzeit 1 wieder zusammen.
Nun übernimmt die Trompete die Melodie, die nun vor allem durch ihre Quintolen stark an
einen spanischen „Paso doble“ erinnert und wohl ausdrücken soll, dass sich der Soldat in
einem fremden Land aufhält.59 Diese Kernmelodie taucht im weiteren Verlauf des Stückes
immer wieder auf, was die formale Betrachtung des Stückes als Art „kleines Rondo“
nahelegt.60
Als „Couplets“ erklingen weiche Einwürfe in Klarinette, Fagott und Posaune (T. 31-39), ein
Fagottsolo aufbauend auf Dreiklangsmotiven (T.60ff) sowie ein Trommelwirbel in Takt 92, der
auf den als Geigenvirtuosen verkleideten Teufel auf der Bühne aufmerksam macht.61
Das Stück endet mit einer wörtlichen Wiederholung der ersten zehn Takte.
57 Krützfeldt, S.26 58 Krützfeldt, S.27 59 Krützfeldt, S.28 60 Krützfeldt, S.28 61 Vgl. Krützfeldt, S.28f
16
2.7.4 3 Tänze
Die Szene spielt im Zimmer der kranken Prinzessin, die reglos auf ihrem Bett liegt. Der Soldat
nähert sich der Prinzessin und fängt an auf seiner Geige zu spielen, um die Schlafende zu
erwecken. Diese öffnet sogleich die Augen und lächelt dem Soldaten zu.62
Die Geige als Soloinstrument steht in den folgenden drei Tänzen natürlich im Vordergrund.
Der Soldat spielt zunächst einen Tango, der lediglich vom Schlagzeug (große, kleine Trommel
und Becken) und gelegentlichen Klarinetteneinwürfen untermalt wird. Der typische Tango-
Rhythmus bleibt in diesem Stück trotz der auch hier vorkommenden Taktwechsel immer
erkennbar.63
Als die Prinzessin aufsteht und zu tanzen beginnt, pausiert das Schlagzeug für acht Takte. Der
Anfangsteil mit Schlagzeug wird anschließend variiert wiederholt, bevor die Klarinette den
Abschnitt abschließt. Ein etwas bewegterer Teil (poco più mosso) leitet attacca zum nächsten
Tanz, dem Walzer, über.64
Beim Walzer orientiert sich Strawinsky recht streng am Vorbild des „schnellen Walzers“.
Kontrabass und Fagott lassen den charakteristischen Walzer-Takt (3/4) erkennen und die
Tonart ist „als C-Dur ziemlich klar auszumachen.“65
Abweichend vom typischen Formschema, besteht der erste Teil aus zwei Fünftaktgruppen, in
denen die Geige die Melodie spielt. In der Mitte deutet der Komponist vage eine Modulation
in die Dominanttonart G-Dur an, um in Takt 10 jedoch wieder nach C-Dur zurückzukehren.66
Der insgesamt 114 Takte lange Walzer lässt sich grob in vier Teile gliedern und folgt der Form
A – B – A‘ – C.
Erst ab Takt 80 bedient sich Strawinsky der Wechsel zwischen dem 3/4- und dem 6/8-Takt und
setzt hier eine Hemiole ein.67
62 Krützfeldt, S.38 63 Vgl. Krützfeldt, S.38 64 Vgl. Krützfeldt, S.39 65 Krützfeldt, S.39 66 Vgl. Krützfeldt, S.39 67 Vgl. Krützfeldt, S.40f
17
Auch der Walzer leitet zum Schluss nahtlos zum folgenden Tanz über.
Der letzte Tanz, der Ragtime, besteht aus 93 Takten und beginnt, „gleichsam regelrecht, in
einem mäßig schnellen 2/4-Takt.“68 Die Geige steht nach wie vor im Mittelpunkt, jedoch sind
bei diesem Stück alle weiteren Instrumente besetzt und setzen nach und nach ein.69
Der erste Abschnitt besteht aus einem Tonika-Dominant-Pendel, das mit einem synkopischen
Rhythmus verbunden wird. Die Geige erreicht ironischerweise den Dominantseptakkord einen
Takt zu früh, nämlich bereits in Takt 4 und der Kontrabass überrascht in Takt 8 mit einem
„falschen“ „dis“.70
In Takt 22 beginnt ein erstes Doppelgriff-Solo der Geige, das große technische Schwierigkeiten
sowie ständige Dynamikwechsel aufweist. Trotzdem wirkt der Part „außerordentlich
übermütig.“71
In Takt 56 beginnt ein Mittelteil, der durch einen Tonartwechsel nach B-Dur markiert wird. Ein
weiteres Doppelgriff-Solo der Violine, begleitet von Fagott und zwei Trommeln, leitet zur
Reprise in Takt 78 über.72
Kurz vor Schluss setzt auch die Trompete ein. Die Lautstärke steigert sich in einem großen
crescendo vom piano ins fortissimo und endet mit einem abwärts gerichteten Quartsprung in
den tiefen Instrumenten.73 Der Soldat und die Prinzessin fallen sich in die Arme.
2.7.5 Triumphmarsch des Teufels
Nachdem zuvor alles nach einem „Happy End“ für den Soldaten und die Prinzessin aussah,
schaltet sich der Teufel in der finalen Szene nochmals ein. Die beiden Liebenden sind auf dem
Weg zurück in das Heimatdorf des Soldaten. Kurz bevor der Soldat die Grenze überschreitet,
zögert die Prinzessin aber und geht die letzten Schritte nicht mit ihm. Der Teufel fällt vor den
Soldaten, bedient sich der Geige und spielt seinen Triumphmarsch, in dem er den Soldaten
68 Krützfeldt, S.41 69 Vgl. ebd. 70 Krützfeldt, S.42 71 Ebd. 72 Vgl. Krützfeldt, S.42f 73 Vgl. Krützfeldt, S.43
18
„geigend“ vor sich her treibt und in die Hölle jagt. Der Teufel begleitet sein Spiel mit
höhnischem Gelächter, während der Soldat sich mit hängendem Kopf seinem Schicksal
ergibt.74
Der Triumphmarsch beginnt im voll besetzten Tutti im Fortissimo. Vier zentrale Teile sind hier
zu benennen:
Zunächst erklingt ein Posaunenmotiv, das bereits im „kleinen Konzert“ und im „Königsmarsch“
angeklungen ist. Es besteht aus einem Wechsel von Tonrepetitionen und Achtelläufen
aufwärts und taucht im Verlauf des Stückes mehrmals wieder auf, so etwa in den Takten 1,
16, 28 und 42 sowie in Takt 96 als „Reminiszenz“ im pianissimo und in anderer Besetzung.75
Ein zweites markantes Thema stellen Violine und Schlagzeug in Takt 20 vor. Die Geigenstimme
enthält hier „höchst dissonante Doppelgriffpartien“ und wird von zwei Trommeln und dem
Tambourin unterstützt.76
In Takt 79 taucht mit „triumphierenden,“ meist dreiklangsgebundenen Einwürfen in Trompete
und Klarinette ein drittes Element auf, bis schließlich ein großes zwölftaktiges Schlagzeugsolo,
geprägt von vielen Taktwechseln (5/8, 6/8, 3/8, 7/8), als letzter Formteil den Abschluss des
Werkes bildet.77
74 Krützfeldt, S.52ff 75 Vgl. Krützfeldt, S.52 76 Krützfeldt, S.52f 77 Ebd.
19
3. Unterrichtsvorschläge
3.1 Methodische und didaktische Erläuterungen
Als Einstieg in die Thematik bietet sich eine Beschäftigung mit dem Komponisten des Stückes,
Igor Strawinsky sowie mit den historischen Vorkommnissen seiner Zeit an. Durch seine
vielfältigen Reiseaktivitäten bzw. verschiedenen Wohnorten lassen sich einzelne Stationen
seines Lebens gut voneinander abgrenzen.
Die Materialien M 1-4 sind als Gruppenpuzzle konzipiert. Die einzelnen Gruppen erhalten
Basistexte sowie ein Bild und den Verweis auf ein Werk aus dem jeweiligen Lebensabschnitt
des Komponisten. Sie fassen die Texte zusammen und gestalten eine kurze Präsentation (mit
Bild und Ton.) Nach allen Präsentationen bearbeiten alle Schüler abschließend als
Ergebnissicherung das zusammenfassende Arbeitsblatt (M 5).
Die folgenden Schülermaterialien zum Stück müssen nicht in der vorliegenden Reihenfolge
bearbeitet werden. Zunächst ermöglicht der rhythmische Mitspielsatz (M 6) zum „Marsch des
Soldaten“ eine erste Annäherung an die Kompositionsweise und den Stil von Strawinsky. Er
kann mit Rhythmus- oder Melodieinstrumenten musiziert werden. Zunächst fällt auf, dass der
regelmäßige Marschrhythmus trotz der vielen Taktwechsel bestehen bleibt. Zu
Schwierigkeiten und ersten „Stolperern“ kommt es erst, wenn versucht wird, die Takt-
Zählzeiten laut mitzuzählen. Dies kann auch nur von einem Teil der Gruppe erfolgen.78
Abschließend kann versucht werden, den Satz zu einer Aufnahme des Stückes zu musizieren.
Auf der Plattform YouTube finden sich dafür einige gute Beispiele auch in deutscher Sprache.
So bekommen die Schüler durch den Text des Erzählers auch eine Einführung in die Handlung
des Stückes.
Unter M 7 findet sich ein gekürzter Auszug aus dem Textbuch und beinhaltet den ersten Dialog
zwischen Soldat und Teufel, als dieser versucht, die Geige vom Soldaten zu bekommen. Es
empfiehlt sich anschließend die Musik zur 2. Szene zu hören und den Widerspruch bzw.
Kontrast zwischen der Stimmung des Dialoges und der Musik (trauriges, verzweifelndes
78 Weitere Materialien zur Vertiefung der Polyrhythmik finden sich im Schulbuch „Soundcheck“ für Sekundarstufe II, S. 198/199
20
Lamentieren) zu thematisieren. Die Schüler sollen überlegen, was im Anschluss an den
gelesenen Dialog wohl passiert ist, um einen derartigen Stimmungsumschwung auszulösen.
Die Spekulationen der Schüler können anschließend mit der Zusammenfassung der Handlung
(M 8) verglichen werden.
M 9 ist eine Bildfolie zum Vergleich der Ensemblebesetzung des Stückes und deren Aufstellung
mit einem Sinfonieorchester der Zeit bzw. aus Strawinskys früheren Schaffensphasen. Sie kann
auch mit dem Vergleich zwischen dem Königsmarsch und Verdis Triumphmarsch aus der Oper
Aida kombiniert werden.79
Da der formale Aufbau des Königsmarsches einem Rondo ähnelt und sich einzelne Teile immer
wiederholen, eignet sich das Stück gut für eine Höranalyse. Da die einzelnen Abschnitte oft
nur wenige Sekunden dauern, muss das Stück mehrere Male abgespielt werden. Evtl. kann die
Lehrkraft auch eine Hilfestellung zu den verschiedenen Instrumentierungen geben. (Vgl.
M 10).
M 12 ist nochmals ein gekürzter Dialog aus dem Textbuch, der allerdings in eine kreative
Aufgabe mündet. Die Schüler sollen den Dialog selbst und in ihrer eigenen Sprache fortführen
und eine Lösung dafür finden, wie der Soldat wieder an seine Geige kommt. In einem weiteren
Schritt machen sich die Schüler Gedanken, welche Art Musik zu dieser Szene passen könnte
(evtl. ein Trinklied?!) und unterlegen ihre vorgespielten Szenen mit Musikbeispielen ihrer
Wahl.
Erwähnt sei an dieser Stelle noch, dass aus rechtlichen Gründen auf Notenbeispiele oder
Partiturauszüge verzichtet wurde und der Fokus deshalb auf der auditiven Betrachtung des
Werkes liegt.
79 Idee zum Vergleich mit dem Triumphmarsch: Achim Fessler
21
3.2 Schülermaterialien
M 1: Strawinsky – Stationen seines Lebens – Russland (Basistext 1)
M 2: Strawinsky – Stationen seines Lebens – Paris (Basistext 2)
M 3: Strawinsky – Stationen seines Lebens – Schweiz (Basistext 3)
M 4: Strawinsky – Stationen seines Lebens - USA (Basistext 4)
M 5: Strawinsky – Stationen seines Lebens – Zusammenfassung (Arbeitsblatt)
M 6: Mitspielsatz zum Marsch des Soldaten (Arbeitsblatt oder OHP Folie)
M 7: Dialog zur 2. Szene (Arbeitsblatt)
M 8: Zusammenfassung der Handlung (Textblatt)
M 9: Die ungewöhnliche Besetzung des Stückes (Bildfolie)
M 10: Der Königsmarsch (Arbeitsblatt zur Höranalyse)
M 11: Vergleich zwischen Triumphmarsch und Königsmarsch (OHP Folie)
M 12: Dialog zur Kartenspiel-Szene (Arbeitsblatt)
22
M 1: Strawinsky – Stationen seines Lebens – Russland
Igor Fjodorowitsch Strawinsky wird am 17.6.1882 in Oranienbaum, dem
heutigen Städtchen Lomonossow, nahe bei St. Petersburg geboren. Er
wächst in einem musikalischen Umfeld auf - sein Vater ist Opernsänger
am Theater in St. Petersburg, seine Mutter Pianistin - und genießt schon
in seiner Kindheit eine musikalische Ausbildung. So erhält der junge
Strawinsky mit neun Jahren seinen ersten Klavierunterricht.
1902 begegnet Strawinsky dem damals schon bekannten Musiker und Komponisten Nikolaj
Rimski-Korsakow, der ihn als Privatschüler aufnimmt. In dieser Zeit schreibt er auch die ersten
eigenen Werke. Diese sind noch ganz am romantischen Stil der alten russischen Meister wie
Tschaikowsky orientiert. Ein Beispiel dafür ist etwa seine „Sonate für Klavier in fis-Moll“ aus
den Jahren 1903/04.
Rimski-Korsakow wird für Strawinsky zu einer prägenden
Bezugsperson. So lädt er Strawinsky ein, an kulturellen
Veranstaltungen in seinem Haus teilzunehmen, bei denen er
wichtige Künstlerpersönlichkeiten aus den Bereichen Malerei,
Literatur und Musik kennenlernt.
1906 heiratet Strawinsky seine Cousine Catherine Nossenko. Sie
stammt aus einem wohlhabenden Elternhaus, was es ihm
ermöglicht ohne finanzielle Sorgen an seinen Kompositionen zu
arbeiten. (B1: Strawinsky 1903)
(aus: Demmler, Martin: „Igor Strawinsky“. In: Komponisten des zwanzigsten Jahrhunderts.
Stuttgart 1999, Reclam-Verlag, S. 456ff.)
23
M 2: Strawinsky – Stationen seines Lebens – Paris
Igor Strawinsky lernt 1909 den international bekannten Ballettmeister Sergej
Diaghilew kennen. Dieser beauftragt ihn mit der Musik zum Ballett „Der
Feuervogel“ und Strawinsky macht sich umgehend an die Arbeit. Nach
der erfolgreichen Premiere in Paris im Juni 1910 wird Strawinsky von
einem Tag auf den anderen in der französischen Hauptstadt bekannt.
Er lässt sich zunächst in Paris nieder und komponiert kurz darauf „Petruschka“, den russischen
Harlekin, der 1911 uraufgeführt wird. Nachdem Strawinsky mit seinen ersten Balletten Erfolge
gefeiert hat, endet die Erstaufführung seines dritten großen Ballettes „Le sacre du printemps“
im Mai 1913 mit einem riesigen Skandal. Die Zuschauer verlassen scharenweise und laut
schimpfend den Saal und auf den Rängen kommt es sogar zu Handgreiflichkeiten. Strawinskys
neuartiger Kompositionsstil kommt nicht bei jedem gut an. Seine Pariser Ballette tragen
erstmals ganz charakteristische Merkmale, wie etwa „repetitive Figuren“, „Wechsel der
Klangfarben“ „unregelmäßige Taktgruppen und metrische Verschiebungen.“ Motive und
Themen entwickelt Strawinsky nicht weiter, sondern fügt sie mit harten Schnitten blockartig
aneinander.
(B2: Diaghilew und Strawinsky)
(aus: Demmler, Martin: „Igor Strawinsky“. In: Komponisten des zwanzigsten Jahrhunderts.
Stuttgart 1999, Reclam-Verlag, S.456ff.)
24
M 3: Strawinsky – Stationen seines Lebens – Schweiz
Nach der Uraufführung seines „Feuervogels“ 1910 verlegt
Strawinsky seinen Wohnsitz in den Schweizer Ort Clarens am
Genfer See und hält sich nur noch in den Sommermonaten in
Russland auf. Als Deutschland im August 1914 Russland den Krieg
erklärt und der Erste Weltkrieg ausbricht, wird diese
Reisetätigkeit aber stark eingeschränkt und spätestens nach
Ausbruch der russischen Revolution 1917 brechen Strawinskys Verbindungen zu seiner
Heimat ab. Da er nun auf alle Einnahmen, die er noch aus Russland zu erwarten hätte,
verzichten muss, beginnt er sich ernsthaft um seinen Lebensunterhalt zu sorgen.
Zwischen 1917 und 1918 plant Strawinsky deshalb mit seinen Freunden, dem Schriftsteller
Charles Ferdinand Ramuz, dem Dirigenten
Ernest Ansermet und dem Maler und
Bühnenbildner René Auberjonois im
Schweizer Exil die Gründung einer
Wanderbühne, die mit geringem
instrumentalem und darstellerischem
Aufwand - Musik, Schauspiel und Sprache -
auskommen soll. Als erstes Stück dieser
Wandertruppe schreibt Strawinsky die Musik
zu „L‘histoire du soldat“ – Die „Geschichte
vom Soldaten.“
(B3: Ramuz und Strawinsky)
(aus: Demmler, Martin: „Igor Strawinsky“. In: Komponisten des zwanzigsten Jahrhunderts.
Stuttgart 1999, Reclam-Verlag, S. 456ff.)
25
M 4: Strawinsky – Stationen seines Lebens – USA
Kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges reist Strawinsky im Herbst
1939 für eine Gastprofessur an der University Harvard nach Amerika. Er
findet in den Vereinigten Staaten eine neue Heimat und kehrt nicht mehr
nach Europa zurück. Mit seiner zweiten Frau Vera de Bosset, die er 1940
geheiratet hat, lässt er sich 1941 in der Nähe von Hollywood nieder.
In seiner Anfangszeit in Amerika ist Strawinsky aus finanziellen Gründen zunächst auf
Auftragskompositionen angewiesen und arbeitet später auch an diversen Filmmusik-
Projekten, die er allerdings selbst nur als Gelegenheitsmusik auffasst und nicht voll gelten
lässt. 1945 nimmt er die amerikanische Staatsbürgerschaft an und stellt dem Musikverlag
„Boosey & Hawkes“ seine früheren Werke zur Verfügung, was ihm seinen Lebensunterhalt in
Amerika sichert. Seine russische Heimat besucht Strawinsky erst im Jahr 1962, nach 48 Jahren
Abwesenheit wieder, wird dort aber wie ein Held gefeiert.
Strawinsky reist bis ins hohe Alter von 85 Jahren als Dirigent seiner eigenen Werke um die
Welt. Im Frühjahr 1967 betritt er zum letzten Mal die Bühne. Kurz darauf diagnostizieren die
Ärzte bei ihm eine schwere Blutkrankheit, der er schließlich am 6.4.1971 in New York erliegt.
Zur Jazzmusik, die Strawinsky in den USA kennenlernt, hat er ein gespaltenes Verhältnis.
Einerseits ist er davon beeindruckt, andererseits ist der Jazz seiner Meinung nach nicht mit
komponierter Musik zu vergleichen.
Trotzdem lassen sich auch in der
„Geschichte vom Soldaten“ Jazz-
Einflüsse, wie bestimmte
Instrumentalkombinationen oder
rhythmische Phänomene wiederfinden.
(B4: Strawinsky in Hollywood)
(aus: Demmler, Martin: „Igor Strawinsky“. In: Komponisten des zwanzigsten Jahrhunderts.
Stuttgart 1999, Reclam-Verlag, S. 456ff.)
26
M 5: Strawinsky – Stationen seines Lebens – Zusammenfassung
Seine Kindheit und Jugend verbringt Strawinsky in Russland in der Nähe von ________________. Er wächst in einem musikalischen Elternhaus auf. Besonders prägend ist seine Bekanntschaft mit dem Komponisten __________________________ ______________ Zu dieser Zeit entstehen Stücke wie seine Klaviersonate in fis-Moll, die er noch nach dem Vorbild der ___________________________ komponiert.
In Paris wird Strawinsky nach der Premiere des Ballettes ________________ über Nacht bekannt. In Zusammenarbeit mit dem russischen Ballettchoreographen Sergej Diaghilew entstehen weitere Ballette, wie „Petruschka“ oder „Le Sacre du Printemps.“ Typische musikalische Merkmale dieser Werke sind: ___________________________ ______________________________________
Als 1917 der Erste Weltkrieg ausbricht, lässt sich Strawinsky in der Schweiz nieder. Aufgrund finanzieller Sorgen gründet er mit Freunden eine ___________________, die mit geringem Aufwand die Elemente ____________, ___________ und ________________ kombinieren soll. Als erstes Stück für dieses Ensemble entsteht: _____________________ ________________________________
1939 reist Strawinsky für eine Gastprofessur an der Universität Harvard in die USA und findet dort eine neue Heimat. Zunächst ist er dort auf Auftragskompositionen angewiesen und schreibt sogar ______________________. Außerdem lernt er in Amerika den ____________ kennen, der viele seiner Werke beeinflusst. Strawinsky stirbt ________ in New York an den Folgen einer Blutkrankheit und wird schließlich in _______________ beerdigt.
27
M 6: Mitspielsatz zum „Marsch des Soldaten“
Aufgaben:
1. Musiziert den rhythmischen Mitspielsatz zunächst ohne Begleitung. Was stellt ihr fest?
2. Versucht nun laut den Takt mitzuzählen. Welche Erfahrung macht ihr dabei?
3. Der Soldat scheint in diesem Marsch scheinbar mehr zu „stolpern“ als zu wandern. Welche
„Stolpersteine“ könnten ihn auf seinem Weg beschäftigen?
28
M 7: Dialog zur Anfangsszene am Bach
Der Teufel: Gebt mir die Geige!
Der Soldat: Nein.
Der Teufel: In anderem Ton
Verkauft sie mir!
Der Soldat: Nein!
Der Teufel: Blättert in einem Buch, das er unterm Arm trug
Tauscht sie für dieses Buch!
Der Soldat: Ich kann nicht lesen.
Der Teufel: Ihr könnt nicht lesen? Ganz egal! Das ist ein Buch ….
Man braucht zu lesen nicht, um dieses Buch zu lesen
Das sich von selber liest, sich liest für euch.
Man schlägt es auf – und man ist informiert.
Das ist ein Buch, das wie ein Geldschrank funktioniert.
Ihr schlagt es auf – und was ihr wollt,
zieht ihr hervor: Wertschriften, Noten, Gold! (…)
Einmalig ist die Chance. Profitiert davon! Sagt ja!
Der Soldat: Wenn ihr so drauf besteht – nun gut, ich nehme an.
Er gibt die Geige dem Teufel und liest stumm.
Der Vorleser: Auf Termin. Auf Sicht. Devisenkurse. Börse vom Samstag, den 31. –
Welchen Tag haben wir denn heute?
Mittwoch, Mittwoch den 28.
Ein Buch, das vorgeht. Ein Buch, das alle
Dinge voraussagt. Sonderbar!
Der Teufel: Plötzlich, nachdem er vergeblich auf der Geige zu spielen versucht hat
Hör du – komm zu mir.
29
Der Soldat: Wozu?
Der Teufel: Du siehst doch hier:
Ich hab noch nicht den Dreh beim Geigen.
Musst zu mir kommen und mir’s zeigen. (…)
Logiert, verpflegt, verwöhnt, soigniert,
vornehm im Wagen dann nach Haus geführt,
zwei Tage, höchstens drei – und dann
auf Lebenszeit ein reicher Mann.
Der Vorleser: Ihn lockt der Wein, ihn reizt der Schmaus,
geht mit dem Alten gleich nach Haus,
findet’s so, wie er gesagt:
Speis und Trank, so viel er mag.
Zeigt dem Alten, wie man geigt,
dafür wird ihm das Buch gezeigt.
Zwei Tage sind vorbei – der Lohn fiel fürstlich aus.
Der dritte Morgen nun – er sehnt sich doch nach Haus. (…)
Aufgaben:
1. Lest den Dialog mit verteilten Rollen.
2. Hört nun die Musik der 2. Szene und beschreibt die Stimmung.
3. Spekuliert darüber, was dem Soldaten wohl nach dem Dialog passiert ist.
4. Lest anschließend das Ende der Geschichte.
(aus: Krützfeldt, Werner: Die Geschichte vom Soldaten. Analyse und Interpretation, S. 14f.)
30
M 8: Zusammenfassung der Handlung
Ein Soldat, der gerade Heimaturlaub hat, befindet sich auf dem Weg von Chur nach
Wallenstadt. Auf seiner einsamen Wanderung rastet er an einem kleinen Bach und spielt auf
seiner Geige. Dort trifft er den Teufel, der sich ihm in Gestalt eines alten Mannes nähert. Der
Teufel bringt den Soldaten dazu, ihm seine Geige gegen ein Buch mit Börseninformationen zu
verkaufen, was ihm eine Zukunft voll Reichtum versprechen soll. Er begleitet den alten Mann,
um ihm das Geigenspiel beizubringen.
Bei seiner Rückkehr in seinen Heimatort muss der Soldat feststellen, dass er nicht 3 Tage
sondern 3 Jahre unterwegs war. Weder seine Mutter noch seine Freunde erkennen ihn
wieder und seine Verlobte ist mit einem anderen verheiratet. Der Soldat ist nun zwar reich
aber sehr unglücklich. In einem Krämerladen entdeckt er seine Geige, scheint aber das
Geigenspiel verlernt zu haben und kann aus dem Instrument keinen Ton mehr hervorbringen.
In seiner Verzweiflung zerreißt der Soldat das Zauberbuch und wirft die Geige weg.
Er setzt seine Wanderung fort und hört schließlich von einer kranken Prinzessin: Derjenige,
der sie von ihrer Schwermut heilt, soll sie zur Frau bekommen. Das einzige Mittel, die
Prinzessin zu heilen, ist seine Geige, die sich nun allerdings wieder im Besitz des Teufels
befindet. In einer dritten Begegnung fordert der Soldat den Teufel zum Kartenspiel um die
Geige auf. Der Teufel gewinnt zwar, leert aber nach jeder Runde ein Glas und fällt schließlich
betrunken um, so dass ihm der Soldat die Geige doch noch abnehmen kann. Er schafft es mit
drei Tänzen die kranke Prinzessin zu heilen und zwingt den Teufel scheinbar zu Boden. Dieser
erhebt sich aber wieder und erscheint dem Soldaten, als er sich zusammen mit der Prinzessin
seinem Heimatort nähert. Da der Soldat gegen die Abmachung mit dem Teufel verstoßen hat,
jagt er ihn letztlich in die Hölle und wird zur finalen Triumphgestalt.
31
M 9: Die ungewöhnliche Besetzung des Stückes
Strawinsky gibt in den Erläuterungen zur Partitur der „Geschichte vom Soldaten“ genaue
Anweisungen zur Aufstellung der Instrumente.
Posaune Fagott Klarinette
Kontrabass Trompete
Violine Schlagzeug
Dirigent
Aufgabe: Vergleicht die Besetzung und die Anordnung der Instrumente mit der
Sitzordnung im spätromantischen Sinfonieorchester.
32
M 10: Der Königsmarsch - Höranalyse
Der Königsmarsch beinhaltet immer wiederkehrende Abschnitte, die sich vor allem in ihrer
Instrumentierung und dem Charakter unterscheiden. Vervollständigt die Tabelle und
orientiert Euch beim Hören an den Zeitangaben.
Zeit
(Haupt-)Instrument(e)
Beschreibung
Formteil
0.00-0.10
0.11-0.24
0.25-0.30
0.31-0.36
0.37-0.42
0.49-1.05
1.06-1.16 Rhythmische Überleitung
1.17-1.29
1.30-1.47
1.48-1.50 Überleitung
1.51-1.55
1.56-2.00
2.01-2.05
2.06-2.24
2.25-2.36
33
M 11: Vergleich mit Verdis „Triumphmarsch“ aus der Oper „Aida“
Übernehmt die Folgende Tabelle und notiert beim Hören
Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Stücken.
Triumphmarsch Königsmarsch
Besetzung/
Instrumentierung
Charakter
Metrum
34
M 12: Dialog zur Kartenspiel-Szene
Der Soldat wird auf eine kranke Prinzessin aufmerksam, die derjenige zur Frau bekommen soll,
der sie von ihrer Schwermut befreien kann. Da er seine Geige als einziges Mittel sieht, die
Prinzessin zu heilen, sich diese nun allerdings wieder im Besitz des Teufels befindet, fordert
der Soldat den Teufel zum Kartenspiel um die Geige auf.
Der Soldat: Spielt ihr?
Der Teufel: Erstaunt
Wie bitte?
Der Soldat: Spielt ihr um Geld?
Der Teufel: Und ob, mein Freund!
Er nimmt einen Stuhl
Von Herzen gern!
Er setzt sich
Der Vorleser: Zum Soldaten
Er wird gewinnen. Immer will er Sieger sein.
Du wirst verlieren. Doch er wird verloren sein.
Der Soldat: Nimmt Geld aus der Tasche
Hier Gold und Geld.
Der Teufel: Legt die Geige auf die Knie
Nicht schlecht.
Der Soldat: Wie viel?
Der Teufel: Der Punkt zehn Rappen.
Der Soldat: Nein! Das ist kein Spiel
Der Punkt zwei Franken!
Der Teufel: Ganz wie ihr wollt! Doch aufgepasst…
Der Soldat mischt die Karten. Der Teufel zieht
35
Kein Buch und keine Geige mehr. Ein bisschen Geld. Doch das Geld, das
schwindet sehr.
Sie spielen. Der Teufel gewinnt. Er leert ein Glas, das der Soldat immer wieder
füllt.
(…) LEERSTELLE (…)
Der Vorleser: Jetzt gehört sie wieder dir.
Aufgaben:
1. Lest Euch den Anfang und das Ende des Dialoges zur Kartenspielszene durch.
2. Füllt die Leerstelle in der Mitte, indem Ihr weitere Wortwechsel und Regieanweisungen
zur Szene schreibt.
3. Führt Euren Dialog szenisch auf und unterlegt ihn mit Musikausschnitten Eurer Wahl.
(aus: Krützfeldt, Werner: Die Geschichte vom Soldaten. Analyse und Interpretation, S. 32f.)
36
3.3 Lösungshinweise
Zu M 5: Strawinsky – Stationen seines Lebens – Zusammenfassung
Seine Kindheit und Jugend verbringt Strawinsky in Russland in der Nähe von St. Petersburg. Er wächst in einem musikalischen Elternhaus auf. Besonders prägend ist seine Bekanntschaft mit dem Komponisten Nikolai Rimski-Korsakow. Zu dieser Zeit entstehen Stücke wie seine Klaviersonate in fis-Moll, die er noch nach dem Vorbild der russischen Schule (Spätromantik) komponiert.
In Paris wird Strawinsky nach der Premiere des Ballettes „Der Feuervogel“ über Nacht bekannt. In Zusammenarbeit mit dem russischen Ballettchoreographen Sergej Diaghilew entstehen weitere Ballette, wie „Petruschka“ oder „Le Sacre du Printemps.“ Typische musikalische Merkmale dieser Werke sind: Repetitive Figuren, Wechsel der Klangfarben, unregelmäßige Taktgruppen und metrische Verschiebungen.
Als 1917 der Erste Weltkrieg ausbricht, lässt sich Strawinsky in der Schweiz nieder. Aufgrund finanzieller Sorgen gründet er mit Freunden eine Wanderbühne die mit geringem Aufwand die Elemente Musik, Schauspiel und Sprache kombinieren soll. Als erstes Stück für dieses Ensemble entsteht: „Die Geschichte vom Soldaten.“
1939 reist Strawinsky für eine Gastprofessur an der Universität Harvard in die USA und findet dort eine neue Heimat. Zunächst ist er dort auf Auftragskompositionen angewiesen und schreibt sogar Filmmusik. Außerdem lernt er in Amerika den Jazz kennen, der viele seiner Werke beeinflusst. Strawinsky stirbt 1971 in New York an den Folgen einer Blutkrankheit und wird schließlich in Venedig beerdigt.
37
Zu M 9: Die ungewöhnliche Besetzung des Stückes
- Strawinsky verwendet nur ein kleines Ensemble und einen Sprecher
- Aus jeder Instrumentengruppe wählt er zwei Vertreter: ein hohes- und ein tiefes
Instrument
o Holzbläser: Klarinette und Fagott
o Blechbläser: Trompete und Posaune
o Streicher: Geige und Kontrabass
- Das Schlagwerk wird in der ersten Reihe positioniert!
Zu M 10: Der Königsmarsch - Höranalyse
Zeit (Haupt-)Instrument(e) Beschreibung Formteil 0.00-0.10 Posaune Heitere Einleitung A
0.11-0.24 Trompete Art Paso Doble B
0.25-0.30 Melodieinstrumente im Wechsel
Kurze Einwürfe C
0.31-0.36 Trompete Paso Doble B‘
0.37-0.42 Melodieinstrumente im Wechsel
Ruhige Melodielinie D
0.49-1.05 Melodieinstrumente im Wechsel
Kurze Einwürfe C‘
1.06-1.16 Fagott, Trommel Rhythmische Überleitung
1.17-1.29 Trompete Paso Doble B‘‘
1.30-1.47 Melodieinstrumente im Wechsel
Kurze Einwürfe C‘‘
1.48-1.50 Tutti Überleitung
1.51-1.55 Geige, Klarinette Ruhige Melodielinie D‘
1.56-2.00 Posaune wie Einleitung A‘
2.01-2.05 Trompete Paso Doble B‘‘‘
2.06-2.24 Melodieinstrumente im Wechsel
Kurze Einwürfe C‘‘‘
2.25-2.36 Posaune wie Einleitung A‘‘
38
Zu M 11: Vergleich mit Verdis „Triumphmarsch“ aus der Oper „Aida“
Triumphmarsch Königsmarsch
Großes Sinfonieorchester,
Blechbläser
(Fanfareninstrumente)
stehen im Vordergrund
Besetzung/
Instrumentierung
Kleines Ensemble, Trompete
und Posaune stehen im
Vordergrund
Ruhig, majestätisch,
erhaben, gleichmäßig
Charakter Wild, virtuos, witzig, heiter
2/4 Takt, durchgängiges
Metrum klar erkennbar
Metrum Marschrhythmus ist zwar
erkennbar, Taktart variiert
aber, kein durchgehendes
Metrum erkennbar
39
Quellen- und Literaturverzeichnis
Nachschlagewerke und Sekundärliteratur:
➢ Demmler, Martin. Igor Strawinsky. In: Komponisten des zwanzigsten Jahrhunderts.
Stuttgart 1999, Reclam Verlag, S. 456ff.
➢ Krützfeldt, Werner. Die Geschichte vom Soldaten. Analyse und Interpretation. Oper &
Theater für alle. Bd. 8, Altenmedingen 2000, Hildegard-Junker Verlag.
➢ Rühle, Ulrich. Igor Strawinsky. In: Komponistenlexikon für junge Leute. Mainz 2007,
Schott Verlag, S. 548ff.
Internetquelle:
➢ Kilian, Dr. Gerald und Achim Fessler. Igor Strawinsky. „Histoire du soldat"
Werkeinführung und Unterrichtsanregungen:
https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=2&cad=rja&u
act=8&ved=2ahUKEwjFsMrGi6fhAhUksKQKHRwDDQkQFjABegQIBBAC&url=http%3A
%2F%2Fwww.rpkmusik.de%2Fdownload.php%3Fdoc%3D84&usg=AOvVaw0w0jMzCN
vPkxFIfgmMIE1m (29.03.2019)
Bilder:
➢ Länderflaggen zu M1-M5:
https://pixabay.com/de/vectors/fahnen-russland-vereinigte-staaten-1722052/
➢ B1: Strawinsky 1903:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/d/db/Stravinsky_Igor_Pos
tcard-1910.jpg/255px-Stravinsky_Igor_Postcard-1910.jpg
➢ B2: Strawinsky und Diaghilew:
https://secure.i.telegraph.co.uk/multimedia/archive/02564/rite-of-
spring_2564575b.jpg
➢ B3: Ramuz und Strawinsky:
https://cdn.website-
editor.net/9a9a387c855d4252ba07d91a45515098/dms3rep/multi/mobile/0627599c
-e679-428f-9975-1fca4476e77a.jpeg
40
➢ B4: Strawinsky in Hollywood:
http://www.musik-heute.de/wp-
content/uploads/musik_heute_de/2014/06/Strawinsky-in-Hollywood-
e1403159329822-200x115.jpg
➢ Bild Sinfonieorchester (M 9)
https://i.pinimg.com/originals/18/66/61/1866617a5d629eede4a93e7605864428.jpg
Notenausgabe und Hörbeispiele:
➢ Partitur: Verlag Chester Music CH55726 (mit englischen, französischem und
deutschem Text)
➢ Gesamtaufnahme in deutscher Sprache:
https://www.youtube.com/watch?v=fG6vRCb5PSM&list=OLAK5uy_ldA0E1QIDVnnW
xWT-ojperYZb8nHiGHMA
➢ Königsmarsch:
https://www.youtube.com/watch?v=hCZpo3wSDaE&list=OLAK5uy_ldA0E1QIDVnnW
xWT-ojperYZb8nHiGHMA&index=14
➢ Triumphmarsch:
https://www.youtube.com/watch?v=IDfptx0H2nY