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i m B i B e r l a n d S a c h S e n - a n h a l t
Der Elbebiber – so können wir gut mit ihm leben
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1|d e r e l B e B i B e r : i n h a l t S v e r z e i c h n i S
Das Biosphärenreservat Mittelelbe leistet einen wert-vollen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt. Unser Charakter- und Symboltier ist der Elbebiber, dessen Schutz wir verpflichtet sind.
Guido Puhlmann Leiter Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe
Rekordhalter Elbebiber 2
Biber-Geschichte 4• Verehrt,verspeist,verdrängt• ExportschlagerElbebiber
Biber-Leben 8• VegetarierimPelzmantel• RundumsBiber-Jahr• BrünetterBerufstaucher• Vorsicht,Verwechslungsgefahr!
Biber-Künste 14• DerLandschaftsgestalter• DesBibersMeisterhäuser• HerrderFluten• WasmachtderBiberaufdemDeich?• KleinerHügel,großeWirkung
Biber-Management 22• ExpertenanderMittelelbe• Vorbeugenistbesser• Schutzmaßnahmen• Sicherungsmaßnahmen
Biber-Hilfe 30• Ansprechpartner• Literaturempfehlung
Die Biberfreianlage 32
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Rekordhalter ElbebiberEin ganz besonderes Tier!
Rekord 6:Neben dem Menschen ist der Biber das
einzige Lebewesen auf der Erde, welches
seinen Lebensraum selbst gestaltet.
Rekord 3:In fünf Minuten eine acht Zentimeter dicke
Weide fällt nur der Biber. Der Beißdruck
seiner Schneidezähne liegt bei 120 Kilo-
gramm pro Quadratzentimeter und ist damit
sechs Mal so hoch wie beim Menschen.
Rekord 5:In Kanada steht der größte Biberdamm
der Welt. Das Bauwerk im Wood-Buffalo-
Nationalpark ist 850 Meter lang und damit
vier Mal länger als die Staumauer der Blei-
lochtalsperre in Thüringen.
Rekord 4:Im Mittelalter dachten die Menschen,
der Biber gehöre zu den Fischen. Kaum
verwunderlich, wenn er bis zu 20 Minuten
unter Wasser die Luft anhalten kann.
Die Vorderfüße haben
fünf kräftige Grabzehen
Die Zehen der Hinterfüße
sind durch Schwimmhäute
miteinander verbunden
Rekord 1:Der Biber ist das größte Nagetier Europas
und nach dem südamerikanischen Was-
serschwein das zweitgrößte auf der Welt.
Er kann bis zu 135 Zentimeter lang und 36
Kilogramm schwer werden.
Rekord 2:Der Biberpelz hat eine besonders hohe
Haardichte. Auf einer Fläche von einer
1-Cent-Münze wachsen etwa 23.000 Haare.
Auf einem menschlichen Kopf sind es gera-
de mal 300 Haare.
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5|d e r e l B e B i B e r : B i B e r - G e S c h i c h t e
Verehrt, verspeist, verdrängtEine kurze Biber-Chronik
DerUrbiberbevölkertebereitsvorrund38MillionenJahrendieErde.NurzweiArtenüberlebtenbisindasheutigeZeitalter:derEurasischeundderKanadischeBiber.DerBiberistsomiteinederältestenheutenochlebendenSäugetierformenderErde.DerElbebiber,eineUnterartdesEurasischenBibers,istvoralleminDeutschland,aberauchinDänemark,denNiederlandenundTschechienverbreitet.
InNordamerikawurdederBiberfrüheralsKultfigurverehrt,daerdieNaturmitseineneigenenKräftenumgestaltet.Indi-anischeKulturenglaubtensogar,dergroßeManituhabebeiderErschaffungderWeltdenBibermitdemAnlegenvonFlüssenbeauftragtundnanntenihnliebevollihren„BraunenBruder“.
SeitdemMittelalterjedochwurdeMeis-terPlattschwanzstarkverfolgt.DaslagzumeinenanseinemBibergeil,einestarkriechendeSubstanz,diedasTierzur
Reviermarkierungeinsetzt.Im18.und19.JahrhundertwurdedasmoschusartigeDrüsensekretinParfumsundalsHeil-mittelverwendet–ihmwurdesogareinepotenzstärkendeWirkungnachgesagt.ZudemgaltdasFleischdesBibersalsDeli-katesseundwareinebeliebteFastenspeise.DiekatholischeKirchebeschlossAnfangdes15.Jahrhunderts,dassderBiberauf-grundseinesbeschupptenSchwanzesundseineramphibischenLebensweisezudenFischengehörte.FortandurfteBiberfleischauchwährendderFastenzeitverspeistwerden.Dochnichtnurdas:Im17.JahrhundertkameineneueHutmodeauf–BiberfilzhütealsStatussymbolwohl-habenderLeute.Sowurdeder„KönigderPelztiere“nunauchnochaufgrundseinesbegehrtenFellsschonungslosgejagt.
DieBegradigungundderAusbauderFließgewässerdurchdenMenschentatenihrÜbriges–derBiberwurdefastvoll-ständigausseinemLebensraumvertrieben.Im19.JahrhundertwarderNagerfastvollständigausgerottet.InDeutschlandüberlebtenureinekleinePopulationvon190TiereninderRegionMittelelbe–derElbebiber.
Biber-GeschichteDer Biber galt bei den Indianern als Erbauer der Welt und ist das
Nationaltier Kanadas, wo sein Bild die 5-Cent-Münze ziert. Doch von
den einst 160 Millionen Bibern in Eurasien und Nordamerika überlebten
nur einige tausend das 19. Jahrhundert. Der Baumeister ist noch heute
stark gefährdet – was ist in den letzten Jahrhunderten geschehen?
Münze „Five Canadian Cents“
Russische Biberfellmütze, modern seit d. 17. Jh.
Zum Trocknen gespanntes Biberfell
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Vorkommen in Sachsen-Anhalt
Oderbruch
d e r e l B e B i B e r : B i B e r - G e S c h i c h t e6 | v e r B r e i t u n G d e S e l B e B i B e r S
InderRegionumdieMittlereElbesetztenEndedes19.JahrhundertsdieerstenBestrebungenzumSchutzdesBibersein:DasanhaltischePolizeistrafgesetzvon1855verbotdasFangen,SchießenundTötenderTiere.1890zähltederDessauerProfessorHermannFriedrichdenRest-bestanddesBibersumdieMittelelbe.DiealarmierendgeringeZahlvon190TierenlösteweitereAktivitätenzumBiberschutzaus.Vorallemdem„Bibervater“MaxBehr,einLandwirtundAmtmannausKöthen,istdieRettungdesheimischenNagerszuverdanken.Der1857geboreneBehrzählteundkatalogisierte1913denElbebiberundentwarfRettungshügel,diedenTierenbeiHochwasserZufluchtboten.InfolgeseinerArbeitwurde1915inAnhalteineganzjährigeSchonzeitfürBibererlassen.
NachdemZweitenWeltkrieggründetenmehrereNaturforscherund-fotografeninDessaudenArbeitskreisBiberfreunde,seitdemsteigtderBiberbestandinSachsen-Anhaltdeutlichan.DiesistvorallemderAusweisungvonNaturschutz-undBiber-schongebieten,derAnerkennungdesElbe-bibersalsvomAussterbenbedrohteTierartsowieintensiverBemühungenvielerehren-amtlicherBiberbetreuerzuverdanken.
Bereitsseit40JahrenwirdderElbebiberzurWiederansiedlungindieRegionenEuropasgeschickt,dieerursprünglichbesiedelte–mehrals500ExemplaregingenbisheuteaufdieReise.Undder„Export“istvonErfolggekrönt:DerBibererobertTerritorienwieder,indenenerseitJahrenalsausgestorbengalt.Seitdemver-mehrtundverbreitetersichohnemensch-lichesZutun.InSachsen-AnhaltlebennachaktuellerErfassungetwa3.300Tiere.
InzwischenavanciertederElbebibervomehemaligenSorgenkindzumbegehrtenMarkenartikel:DermeisterlicheBurgen-baueristdasCharakter-undSymboltierdesBiosphärenreservatsMittelelbeundziertalsLogodenNaturpark„DübenerHeide“sowiedievomLandesamtfürUmweltschutzherausgegebeneZeitschrift„NaturschutzimLandSachsen-Anhalt“.BisheutestehtderLandschaftsgestalterunterNaturschutzundzähltzudenstarkgefährdetenTierarten.
Exportschlager ElbebiberDer Biber in Sachsen-Anhalt
Seine Verbreitung in den letzten 500 Jahren
Vor noch wenigen 100 Jahren bevöl-
kerten etwa 100 Millionen Biber Eurasien.
Lediglich auf Irland und Island fühlte sich
der vierbeinige Ingenieur mit den mar-
kanten Schneidezähnen nicht so wohl.
Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts sank
die Zahl der Eurasischen Biber zwischen
Schottland und dem Mittelmeer rapide:
Es gab nur noch etwa 1.000 bis 2.000
Individuen. Mittlerweile stabilisierte sich
die Population auf etwa 700.000 Europä-
ische Biber. Davon leben aktuell etwa
29.500 Tiere in Deutschland.
„Bibervater“ Behr mit selbstgebauter Fotokanone
Elbebiber bereit für den Transport
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9|d e r e l B e B i B e r : B i B e r - l e B e n
Biber-LebenMeister Bockert, wie der Biber im Volksmund liebevoll genannt wird,
ist ein außergewöhnliches Säugetier: als eines der wenigen lebt es
sowohl im Wasser als auch an Land. Das größte Nagetier Europas
bleibt ein Leben lang mit demselben Partner zusammen und besitzt die
einmalige Fähigkeit, seinen Lebensraum aktiv zu gestalten.
Seine Leibspeisen: Weide, Seerose, Mais
Biberschnitt in „Sanduhr-Form“
Baumrinde: wichtig für den Winterspeck
Vegetarier im PelzmantelGestatten: der Europäische Biber
AufdemMenüplandesBibersfindetsichnurreinpflanzlicheKost.Diesegestal-teterauseinemAngebotvonetwa300krautigenPflanzenundGehölzen,dieimUferbereichderGewässerwachsen.Fast95ProzentderFraßspurenfindensichineinem20MeterbreitenUfersaumentlangdesGewässers.AberauchdortangebauteFeldfrüchte,wieMaisundRapsfrisstergern–zumLeidweseneinigerLandwirte.DerBiberistsehrwählerisch:IstdieEnt-fernungderNahrungvomUfersehrhoch,legterdieweiteStreckenurfürbevorzugteBaumartenzurück.
FallenimHerbstdieerstenBlätter,stelltderFeinschmeckerseinenSpeiseplanaufKnospenundRindeum.Erbevor-zugtGehölzemitdünnemStamm,amliebstenPappelundWeidemiteinemDurchmesserbisetwafünfZentimeter.ImHerbstwerdenauchdieBiberburgunddieDämmewinterfestgemachtsowieeinNahrungsvorratanÄstenundZweigen
nahedesBausimWasserangelegt.DassogenannteNahrungsfloßistüberlebens-wichtig,wenndermonogameGesellebeizugefrorenemGewässernichtmehrandieUfergehölzeherankommt.
AuchimFrühjahristderBibersehremsig.DieGroßreinigungderBiberwohnungstehtan,dabaldmitNachwuchszurech-nenist:EndeMaibisAnfangJuniwirftdasBiberweibchennacheinerTragezeitvonetwa105TagenbiszuvierJunge.DiePaarungerfolgteindenWintermonatenimeisigkaltenWasser,wobeidasMänn-chendasschwimmendeWeibchenseitlichumklammert.
MitzweibisdreiJahrenverlassendieJungtieredanndaselterlicheHeimundsuchensicheinneuesRevieramUfervonFließ-undStillgewässern.DieidealenBedingungenfürihreQuartieresind:eineangemesseneWassertiefe,damitderZugangzuihremBauimmerunterWas-serliegt,sowieeinausreichendesAngebotanregenerationsfähigerWinternahrung.BeiBedarfhebtderBibermithilfevonselbstgebautenDämmendenWasserspie-gelanundverändertsonachhaltigseinenLebensraum.
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Jan.
Febr.
März
Apr.
Mai
JuniJuli
Aug.
Sept.
Okt.
Nov.Dez.
TragezeitW
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Paarungszeit
Bibergewässer z. T. unter EisW
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ezeit
Biber leben im Familienverband von durchschnittlich vier Tieren.
Nach einer Tragezeit von 105 Tagen werden bis zu vier Jungtiere
geboren. Sie sind behaart und können sehen. Bis zu acht Wochen
nach der Geburt werden sie von ihrer Mutter gesäugt.
Im Alter von zwei bis drei Jahren wandern die Jungbiber
ab und suchen sich ihr eigenes Revier.
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Brünetter Berufstaucher Von Biberpelz und Biberschwanz
DerBaumeisteramWasseristvonNaturauseineherstämmigesundgedrungenesTier,welchesimDurchschnitt120Zen-timeterlangund25Kilogrammschwerwird.DamitistderBiberdaszweitgrößteNagetierderErdeundwirdnurvomsüd-amerikanischenWasserschweinüber-
troffen.VonseinerStatursolltensichBeobachterindesnichttäuschenlassen:DerBiberisteinflinkerSchwimmerundeinausdauernderTaucher,derimNotfallbiszu20MinutenunterWasserbleibenkann.
MitseinemstromlinienförmigenKörperundseinenSchwimmhäutenandenHin-terfüßenisteridealandieLebensweiseimWasserangepasst.ImtrübenWasserorientiertsichderhaarigeTauchermittelsTasthaareüberdenLippenundAugen.
SeinhellbraunesFellistsehrdichtundbieteteinenidealenSchutzvorKälte.AußerdemfettetderElbebibersein
Haarkleidmiteinemölhaltigen,was-serabweisendenSekretein,wodurcheinLuftpolsterunterdemFellentsteht,dasisoliert.
BesonderscharakteristischsindseinbeschuppterSchwanz,dieBiberkelle,undseinescharfenNagezähne,derenvordereSchmelzschichteineorange-brauneFär-bungaufweist.
MitderBiberkelleklatschtderNagerbeiGefahrlautaufsWasser–damitwillerseineFamilievormöglichenAngrei-fernwarnenunddieFriedensstörerver-schrecken.Derf lacheSchwanzdientdemElbebiberauchalsSteuerundzur
BeschleunigungunterWasser,FettreserveimWintersowieKlimaanlagebeiheißenTemperaturen.
DiemarkantenSchneidezähnebesitzenvorneeineharteSchmelzschicht,sodasssiedurchregelmäßigesWetzenstetsscharfbleiben.DieaußergewöhnlicheZahnfarbestammtvonEiseneinlagerungenimZahn-schmelz.
In den heimischen Gewässern gibt es zwei Säugetiere, die leicht mit dem Biber zu ver-
wechseln sind: Die Bisamratte sieht durch die kleine Statur einem Jungbiber ähnlich.
Wohingegen die Nutria mit älteren Bibern verwechselt werden kann. Beide Tiere glei-
chen dem Biber zwar im Aussehen und Verhalten, die Nutria besitzt jedoch im Gegen-
satz zum Elbebiber weiße Haare rund um die Nase und die Bisamratte einen seitlich
abgeflachten Schwanz.
Die beiden Doppelgänger sind – im Gegensatz zum Biber – keine heimischen Tiere und
wurden eingeschleppt. Die Nutria ist eigentlich in Südamerika zu Hause, wohingegen
die Bisamratte aus Nordamerika stammt. In Europa wurden die beiden Nagetiere im
19. und 20. Jahrhundert in Zuchtfarmen zur Pelzgewinnung gehalten. Tiere, die von
dort entflohen oder bewusst ausgewildert wurden, sind Ausgangspunkt für deren Ver-
breitung in Europa.
Vorsicht, Verwechslungsgefahr!Der Elbebiber und seine Doppelgänger
Biber
Nutria oder Biberratte
Bisamratte oder Bisam
Jungtier im Winter
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1 5|d e r e l B e B i B e r : B i B e r - K Ü n S t e
Erstaunlich, was der Biber mit seinen starken Zähnen und kleinen
Pfoten mit Greifkrallen alles bewerkstelligen kann: In fünf Minuten
fällt er eine acht Zentimeter dicke Weide und befördert die Äste im
Wasser, um stabile Dämme zu errichten. Damit erhöht der tierische
Baumeister den Wasserstand und beeinflusst die Natur nachhaltig.
Biber-Künste Biber beim großen Wasser-Transport
Biberschnitt am Elbufer
Biber, nachts, beim Fällen eines Baums
Neue Lebensräume dank Biberfleiß
DastypischeTierderAueschlägtseinQuartieramliebstendortauf,woerwildeFlussläufemitstillenSeitenarmenundeinemüppigenGehölzbestandvorfindet.ErbevorzugtvorallemlangsameFließge-wässermiteinerWassertiefevonmindes-tens60Zentimetern.FallsdasWasserzuflachist,stauterdasGewässermithilfevonDämmenundhebtsodenWasser-spiegel.DadurchkönnendieZugängezuseinerBurgimmerunterWasserliegenundFeindeferngehaltenwerden.
Da,woderBesiedlungspionierzuGangeist,entstehenTümpel,Teiche,Nasswie-senoderausgedehnteSumpflandschaf-ten.DavonprofitiertauchdieTier-undPflanzenwelt:IndenvomBibererschaf-fenenLebensräumenistdieArtenvielfaltundIndividuendichteüberproportionalhoch.Biberteichesindnatürliche,dyna-mischeundartenreicheBiotope.VieleseltengewordeneTiere,wieFischotter,SchwarzstorchundLibellen,fühlensich
inseinemRevierwohl.MitdemBiberisteineSchlüsselartfürLandschafteninundanGewässernzurückgekehrt.AlsSchlüsselartwerdenArtenbezeichnet,vondenendasÜberlebenvielerandererArtenabhängt–undsomitdieVielfaltdesLebens.DurchseineLebensweiseprägtundreguliertderBiberganzeLebensge-meinschaften.
DertierischeÖkologegestaltetseinenLebensraumnichtnurdurchWasser,son-dernauchüberLicht:Ergreiftunmittel-barindasKronendachdesAuwaldeseinundverändertdadurchdasLichtregimegrundlegend.DurchdieAuflichtungderUfersäumeentstehteinsonnigesRefugi-um,wasbesonderswärmeliebendeArtenschätzen.AuchandereOrganismenpro-fitierenvondemGestaltungseiferdesBibers:Nahrungsfloß,BurgbereichundÄsteimWassereignensichidealalsVer-steck-undBrutmöglichkeit.
AuchfürdenErholungsuchendenMen-schenhateineintakteAuenlandschaftmitlebendigenFlüsseneinengroßenWert–siesinddieLebensaderneinervielfältigenKulturlandschaft.
Der Landschaftsgestalter
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1 6 | 1 7|d e r e l B e B i B e r : B i B e r - K Ü n S t e d e r e l B e B i B e r : B i B e r - K Ü n S t e
DerBiberwohnthäufignichtnurineinemBau,sondernverfügtnebenseinemHauptbauauchübereinigeAusweich-quartiere.AbhängigvonderGegebenheitdesGewässerserrichtetMeisterPlatt-schwanzdabeiunterschiedlicheTypenseinerBehausung:BeiderReviersuchereichenihmkleineausgescharrteErdmul-denüberdemWasserspiegel,diesoge-nanntenSassen.BeiBedarflegterdieseRuhepunkteauchinseinemRevieran.FürdieAufzuchtdesNachwuchsesundzurÜberwinterungbenötigtderBiberfestereQuartiere.BeiallenseinenBautenliegtderZugangzumWohnkesselunterWasser.DafürgräbtderNagerinsUfereineErdröhre,diemehrereMeterlangwerdenkannundimWohnkesselendet.DieserdientalsWohn-undSchlafraum,dermitselbsterzeugtenHolzspänenaus-gekleidetist.
LiegtdieHöhedesUfersmindestensbei1,50MeterüberdemWasserspiegel,kannderBiberseinenWohnbereichtiefimErdreichanlegen.BeimErdbaubildeteinedickeErdschichtüberdemKesseldasDach.NuraneinerStellelegtereinkleinesLuftlochan.VonaußenistderErdbaunichterkennbar.
IstdasUferzuflach,kannespassieren,dassdieverbleibendeDeckeüberdemKesselzudünnistundeinbricht.DannhilftsichBaumeisterBockert,indemerdasentstandeneLochvonobenmitÄstenabdeckt.DerMittelbauwirdzusätzlichmitWurzelwerkundSchlammverstärkt,damitdieStubeimWinterschönwarmundtrockenbleibt.
BefindetsichderWohnkesselineinemvomBibererrichtetenAsthaufen,handeltessichumeinenHochbau.DietypischeBiberburgkannauchauseinemMittel-bauentstehen:Dannnämlich,wennderfleißigeBurgenbauerimmerweiternachobengräbt,sodassderKesselnichtmehrunterderErde,sondernimselbstgebautenHaufenausÄstenundZweigenliegt.DieseBauformkommtmeistinGewäs-serabschnittenvor,wodasWasserimVer-hältniszumUfersehrhochstehtunddertierischeFlussmeisterkeineMöglichkeithat,denKesselimErdreichanzulegen.
DerBiberwerkeltständiganseinemBau,dersichstetsverändertundniefertigwird.
So wohnt der tierische Architekt
Von außen kaum sichtbar: Der Erdbau
Häufigster Bautyp: Der Mittelbau
Aufwendig gebaut: Die Biberburg
Des Bibers Meisterhäuser
Der Biber zeichnet sich durch seine im Tierreich einmalige Fähigkeit zur aktiven Gestaltung seines Lebensraums sowie durch seine soziale, überaus menschenähnliche Lebensweise aus.
Dr. Dietrich Heidecke († 2011) Naturwissenschaftler und Biberforscher aus Köthen
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Nahrungsfloß Wohnkessel Damm
Der selbstgestaltete Lebensraum des Bibers – mit Nahrungsf loß, Wohnkessel und Damm
Herr der Fluten Einfluss des Bibers auf die Umwelt
NichtnurdieBurgen,auchdieDamm-bautensindbeeindruckendeKonstruk-tionendesgutenGeistsdesWassers.DieDämmesindmeistsoplatziert,dasssiemitgeringemAufwanddiegrößteWir-kungentfalten.ZuBeginnlegtderBiberverzweigteÄstekammartigzurFließrich-tungaus.DiesewirkenwieeinRechenundsammelnLaubundgrobesMaterial.AnschließendverkeilterweitereZweigeundkleineBäumchenineinander.
StabilisiertwirddiekomplizierteKon-struktiondurchSchlamm,denderBiberaufdieanströmendeSeitevordemDammfußschiebt.WieeinePlanierraupe
schaftbewahrtdieRegionflussabwärtsvorÜberschwemmungen,dadasWasserdurchdieDämmezurückgehaltenwirdundindenBiberseenlangsamversickertunddieGrundwasservorräteauffüllt.
BiberarbeitistalsoganzimSinneeinesnatürlichenHochwasserschutzes.DennWasser,dasimOberlaufeinesBachszurückgehaltenwird,stautsichnichtzugroßflächigenÜberschwemmungenimUnterlauf.DertierischeWildnisarchitekthatdemnacheinenregulierendenEinflussaufHochwasserspitzen.ZudemhabenseineBauteneinenpositivenEffektaufdenGrundwasserspiegelinseinerUmgebung,
dichtetderHausmeisterderNaturpein-lichgenaujedesLochab–regelmäßigwirdderDammkontrolliertundausgebessert.
SoerreichtderBiberdammschnelleineBreitevondreibisfünfMetern,jenachdem,wiedasProfildesBachbettesbeschaffenist.DerlängsteinDeutschlandgemesseneDammwarsogar120Meterlang!AberauchdieWirkungderkleinenDämmeistenorm:Durchdieentstan-denenBiberseensetzteinestarkland-schaftsveränderndeDynamikein.NocheinenKilometeroberhalbdesBiberdammskannderRückstaudesWasserswirksamsein.DievomBibergestalteteAuenland-
waswichtigfürdenWasserrückhaltist.UntersuchungeninBelgienzeigten,dasssichHochwasserspitzenumeinenTagver-zögertenunddieWahrscheinlichkeiteinesHochwasserereignissesum65Prozentabnahm,wennderBiberamWerkwar.
DerpositiveEinflussseinerBauwerkegiltjedochvorallembeiderVerminderungvonkleinenundmittlerenHochwassern.EinenSchutzvorExtrem-HochwasserkannderNagernatürlichnichtleisten.DerBibermachtsichmitseinemfleißigenEiferjedochnichtnurFreunde:WennerBächeundGräbensoaufstaut,dassandasGewässerangrenzendesKulturlandver-
nässtundsomitschlechterzubewirtschaf-tenistoderwenneinganzesWaldstückunterWassersteht,verärgerterLandwirteundWaldbesitzer.DieseKonfliktsituati-onenentstehenmeistdort,wointensivemenschlicheNutzungderUferaufdesBibersLebensweisetrifft:DieserbenötigtfürseineAktivitäteneinenetwa20MeterbreitenUferstreifenzwischenWasserundNutzfläche.SchädenverursachtderBibervorallemdort,woderMenschsehrnahamWasserwirtschaftetundbaut.DasNebeneinandervonMenschundBiberistinsbesonderedannmöglich,wenndenBächenundFlüsseneinangemessenerAuenbereichzugestandenoderwiedergeschaffenwird.
Dort,wodieseheimischeTierartlangeabwesendwar,hatderMenschverlerntmitdemBiberzuleben.Dieserf lutetzwarFelder,fälltBäumeoderuntergräbtmitunterdasUfer–derSchaden,deneranrichtetistabergeringimVerhältniszuseinenVerdienstenanderNaturunddemnatürlichenHochwasserschutz.
Artenvielfalt im Biberrevier
Dank der Gestaltungskraft des Bibers
entstehen an kleinen Fließgewässern
Lebensräume, die es ohne seine Aktivität
nicht geben würde.
Nicht wenige der dort lebenden Tiere
und Pflanzen stehen auf der Roten Liste.
Im Bibersee wimmelt es nur so von
Kaulquappen, Fischen und Libellenlar-
ven – für den Eisvogel ist der Tisch somit
reichlich gedeckt.
Der Eisvogel hat sich angesiedelt – im Biberland
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Was macht der Biber auf dem Deich?Meister Bockert und das Hochwasser
Kleiner Hügel, große WirkungWildrettungshügel zum Schutz für Deich und Biber
StattdemTierbeiDeichschädenaufdenPelzzurücken,istesratsam,vorbeugendzuhandelnundaufdasVerhaltendesBibersbeiHochwassereinzugehen.EinekünstlichangelegteFluchtburgmitRöh-renanderstromabgewandtenSeitedesRettungshügelsisteinidealerZufluchtsortfürdenNachbarvonFischundCo.
AlsGrundlageeignensichdafürbeson-dersschonvorhandenenatürlicheErhe-bungen.
DerBiberhatsichgutandieGegeben-heiteninseinerUmweltangepasst:InHochwassersituationenkannerinseinemRevierAusweichröhrenanlegen.DerBiberversucht,solangewiemöglich,inseinerBurgzubleiben.Erst,wennesnichtmehrgeht,suchtderBaumeisterfürsichunddieJungtiereeinentrockenenPlatz.ObwohlereinguterSchwimmerist,istdiestarkeStrömungbeiHochwassersehrkräftezeh-rendfürihnundsomusserZufluchtaufeinemerhöhtenRückzugsbereichsuchen.
HochwasserstelltfürdenwasserliebendenNagereineExtremsituationdar,inderersichoftausruhenundvielfressenmuss.DafürgräbterSasseninHochufer,da
seineigentlicherRuheplatzüberflutetundsomitnichtmehrverfügbarist.Biberbauebefindensichzuüber90Prozentinner-halbeines10MeterbreitenUferstreifens,derzuerstüberflutetwird.UmseineSas-senanzulegen,istderDeichoftmalsdieeinzigeErhöhung,diedemBiberbleibt.
IdealerweisegibteseinenausreichendbreitenUferstreifenzumDeichfuß.Diesersolltemindestens20Meterbreitsein.Istdiesnichtmöglich,helfenGittermattenausverzinktemStahl.DiesewerdenimDeichvorlandoderamDeichfußsenk-rechteingegraben,damitderBiberdortnichtweiterindenUntergrundvordrin-genkann.EineweitereMöglichkeitist
Die häufigsten Deichsicherungsmaßnahmen an der Mittelelbe – mit Metallgitter oder Steinschüttung
DeichVorland
10 m
3–4 m
Metallgitter
DeichVorland
Steinschüttung
3–4 m
Wildrettungshügel bieten auch zahlreichen anderen Tieren einen Schutz bei Hochwasser
dieBefestigungdesDeichfußesdurchBruchsteine.DurchdieerosionssichereDeckschickt,dersogenanntenSteinschüt-tung,wirdverhindert,dassderBiberRöh-rengräbt.DieWällekönnenauchdurchSpundwände,diesenkrechtindenDeicheingebautwerden,vorGrabaktivitätendesBibersgeschütztundstabilisiertwerden.
EineweitereMöglichkeitist,demBiberschonvorabeinealternativeErhebunginderAueanzubieten,damiternichtdenDeichalsRückzugsmöglichkeitnut-zenmuss.BewährthatsichvorallemdasAnlegenvonBiberrettungshügeln.
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Biber-ManagementFür Fragen rund um den Biber und im Konfliktfall helfen in Sachsen-
Anhalt die Landesreferenzstelle für Biberschutz und die Unteren
Naturschutzbehörden. Interessierte und betroffene Bürger können
sich über konkrete Schutz- und Sicherungsmaßnahmen sowie über
Möglichkeiten der Prävention informieren.
d e r e l B e B i B e r : B i B e r - m a n a G e m e n t
Mitarbeiter bei der Umsetzung eines Bibers
Experten an der MittelelbeMit dem Elbebiber konfliktarm leben
DerBibergehörtgemäßBundesnatur-schutzgesetzinVerbindungmitdereuro-päischenFauna-Flora-Habitat-RichtliniezudenstrenggeschütztenTierarten.AuchBiberbaueund-dämmeunterliegendemSchutzstatus.ErsterAnsprechpartnerfürdieMenschenvorOrtsinddieUnteren Naturschutzbehörden.DiesesindfürFragenrundumdenArtenschutzdesBibersverantwortlichundbewilligenmitderReferenzstellefürBiberschutzAusnahmeregelungen,wieregulierendeEingriffeandengeschütztenFortpflan-zungs-undRuhestättendesElbebibers.DiezuständigenBehördendesLandesundderLandkreisearbeitendabeigemeinsamHandinHand.
FürdielandesweiteKoordinierungistdieLandesreferenzstelle für Biberschutz in Sachsen-Anhaltzuständig.SeitNovem-ber2002wurdederBiosphärenreservats-verwaltungdieseAufgabeübertragenundseitdemistsiefürBeratung,Koordinie-rungbehördlicherundehrenamtlicherAufgabensowieWiederansiedlungspro-jektedesElbebiberszuständig.Außer-demführtdieReferenzstelleExkursionendurch,erstelltfachlicheGutachtenundStellungnahmen,arbeitetinProjekten
undForschungsvorhabenmitundhältVorträgezumBiberschutzundBiber-management.RegionaleAnsprechpartner,wiedieNaturparkverwaltungDrömling,beratenvorOrtundunterstützenbeikon-kretenProjekten.
AnderpraktischenUmsetzungvonMaß-nahmensowiederBeratungvonBehördenbeifachlichenFragensindzusätzlichderArbeitskreis Biberschutz im NABU Landesverband Sachsen-Anhalt e. V.sowieehrenamtlicheNaturschutzbeauf-tragtebeteiligt.DerArbeitskreisentwi-ckeltesichAnfangder1970erJahreundgehörtseitden1990erJahrenzumNABUSachsen-Anhalt.InZusammenarbeitmitderLandesreferenzstelleunddenUnterenNaturschutzbehördenkartierendieetwa160HelferdesArbeitskreisesjährlichdenBiberbestandimLandSachsen-Anhaltunddokumentierendiesen,inklusivederErfassungvonTotfunden.DieseDatenwerdendannfürPlanungenundBerichts-pflichtenbereitgestellt.
Mitarbeiter beim Baumschutz
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„Drahthose“ aus Estrichmatte
Vorbeugen ist besser
Schutzmaßnahmen
Selbsthilfe bei Biberschäden
WosichvomMenschengenutzterRaumunddieLebensweisedesBibersüberlappen,bleibenKonflikteoftmalsnichtaus:DerambitionierteLandschaftsgestalterstautWasserauf,überflutetFlächenundfrisstKulturpflanzen.DasgrößteKonfliktpoten-zialkonzentriertsichdabeiaufdieerstenfünfbiszehnMeternebendemGewässer.DiesesMindestmaßanRaum,wasderBiberbenötigt,fehltheutzutageandenmeistenFließgewässern.EinkonfliktarmesNebeneinanderistmöglich–abernur,wennderMenschlernt,mitdemBiberzuleben.AmbestenbegegnenBetroffenedenKonfliktendurchZusammenarbeitmitdenzuständigenBehördenundBiberfachleuten.Biber-managementistjedochnurderersteSchritt:FürdieZukunftisteinUmdenkennötig.
1. Schutz einzelner Gehölze – Einzelbaumschutz
DeremsigeVegetarierbenötigtrelativvielNahrung:Etwa1bis1,5KilogrammGrünmasseundRindefrisstertäglich.WennderBiberdavonnichtausreichendinderNähezumGewässerfindet,suchterdieseindenangrenzendenKulturen.ZumSchutzeinzelnerGehölzebietetessichan,dieBäumemitstabilemMetall-maschendrahtoderEstrichmattenzuumzäunen.DiesogenannteDrahthose mussdabeimindestens1,20MeterhochundmitdemBodenverankertsein,daderBiberdiesesonstanhebt.HolzpfostenfestigendieUmzäunungzusätzlichund
„Drahthose“ aus Maschendraht
schützensehrgroßeBäumemitausla-dendenWurzeln.
BeieinemflächigenGehölzbestandkön-neneinzelneBäumeauchmiteinemVer-biss-Schutzmitteleingestrichenwerden.DasQuarzsand-LeimgemischwirddirektaufdenBaumstammaufgetragenundistfürdenBibersehrunangenehm.DadieseMethodeverhältnismäßigkostenintensivist,eignetsiesichvorallemfürdenSchutzvongroßenBäumen,mitausladendenWurzeln,diesichnichtsogutmitDraht-gitterschützenlassen.
Maschendraht mit Holzpfosten
d e r e l B e B i B e r : B i B e r - m a n a G e m e n t
Das hat der Biber aus- gefressen
Der Baumeister der Natur muss Bäume
fällen: Da er nicht fliegen oder klettern
kann, kommt er nicht anders an die
dünnen und saftigen Rindenpartien
in den Baumkronen heran. Dabei ist
er sehr flexibel in der Nahrungsauf-
nahme und macht keinen Unterschied
zwischen natürlicher Vegetation oder
Nutzpflanzen. Außerdem benötigt der
Biber Baumaterial für seine Dämme und
Biberburgen.
2. Schutz von Gehölzbeständen
BeiBeständenvonForst-undObst-baumkulturenhatessichbewährt,denbetroffenenBestandmitMaschen- oder Wildschutzdrahteinzuzäunen.Idealer-weisewirddermindestens1,20MeterhoheZaunbiszu30ZentimeternachaußenumgelegtundindenBodenein-gelassen,sodassderBibernichtdrunterdurchgrabenkann.UmdenFraßdruckdeskleinenHolzfällerszuverringern,könnenFörsteroderLandwirtezusätzlicheinenbreitenGehölzgürtelmitvomBiberbevor-zugtenBaum-undStrauchartenanlegen.
Flächenhafter Gehölzschutz mit Maschendraht
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Gittermatten werden am Ufer eingebaut
Einungewöhnlicher,abernichtineffek-tiverTipp:DenBibergewährenlassen.WennderNagerBäumefällt,istesrat-sam,dieseimgewässernahenBereichein-fachliegenzulassen.DiefrischgefälltenWeidenoderPappelnkannerdannnochbiszumEndenutzenundfälltnichtgleichdenNachbarbaum,umanNahrungoderBaumaterialzugelangen.Nachhaltigistdasallemal–imFrühjahrkannderStammderGehölzevomEigentümeralsBrennholzgenutztwerden.
Meister Bockert muss graben
Damit der Eingang seines Baus unter
Wasser vor Feinden geschützt ist oder
um mehrere Meter lange Fluchtröhren
anzulegen – graben ist überlebenswich-
tig für den Biber. Dadurch sind insbe-
sondere land- und forstwirtschaftliche
Nutzflächen ohne Uferrandstreifen
gefährdet sowie Deiche mit fehlendem
Deichvorland, Dämme von Deichanlagen
oder gewässernahe Böschungen von
Verkehrswegen.
1. Gittermatten
DerBibergräbtindieUferböschungenseinenZugangzumBiberbau,eben-soFluchtgänge,welchedasErdreichunterhöhlen.DieGrabungensindpro-blematisch,wennNutzfahrzeugeinunter-grabeneWegeeinbrechen.
DieGittermattenandenwassernahenBöschungenhinderndenPelzträgerdaran,Uferwegezuuntergraben.BewährthabensichhierbeiverzinkteWellengitteroderLochbleche,dieauchzumSchutzvonDämmeninDeichanlagensowieHoch-wasserschutzeinrichtungeneingesetztwerdenkönnen.
Fallsesdabeinötigist,Biberbaueund-röhrenzuverfüllen,mussdiesaufjedenFallvorabvondenzuständigenUnterenNaturschutzbehördengenehmigtwerden.
Besonders effektiv: nichts tun
Sicherungsmaßnahmen DerBibernagtnichtnuranBäumenundSträuchern,sondernkannauchdurchseineanderenAktivitätenKonflikteindenKultur-landschaftenhervorrufen:EruntergräbtdenUferbereichoderüberschwemmtFelder.DiefolgendenMaßnahmenskizzieren,wieBetroffenesolcheBereicheabsichernkönnen.
Nichts tun – sehr wirkungsvoll bei Biberschäden
Elektrozaun
3. Schutz von Feldern und Gärten
WoFelderundGärtenbisnahandieGewässerheranreichenundlandwirt-schaftlicheKulturendienatürlicheVege-tationersetzen,frisstderBibergernnährstoffreicheFeldfrüchte.Einebeson-dersgroßeVorliebehaterfürZuckerrübeundMais.DiesekönnenmitElektrozäu-nengeschütztwerden.DerZaunwirdzwischenFeldrandundGewässerufererrichtetundsolltesolangsein,dassderBibernichtdrumherumläuft.
DurchderartigeMaßnahmenkannderBiberseinRevierweiternutzenundwirdnurdarangehindert,BöschungenmitDeichenoderVerkehrsstraßenzunut-zen.DieseaufwendigenMaßnahmensindbesondersbeiDeichennotwendig,dasichauchNutriaimBereichdesDeichfußes
eingraben.AlleindieSicherungdesDeich-fußesreichtbeiDachs,FuchsoderKanin-chennichtaus–dieseArtengrabenauchimoberenAbschnittdesDeiches.Dauerhafthilftes,wennFlurwegeundStraßenmindestens10MetervomGewäs-serentferntangelegtwerden.
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Ohne Uferrandstreifen Mit Uferrandstreifen (20–35 m breit)
Landwirtschaftliche Nutzung Natürliche Vegetation
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Hier war Baufirma Biber am Werk
Wenn der fleißige Flussmeister Dämme
baut, gestaltet und beeinflusst er die
Umwelt. Die Auswirkungen auf den Was-
serhaushalt bekommen auch Nutzer von
angrenzenden Wiesen, Feldern und Wäl-
dern zu spüren: Der Biber kann landwirt-
schaftliche Nutzflächen vernässen und
dadurch Ernteausfälle verursachen.
3. Drainagen
Eskommtvor,dassderBaumeisterderNaturmitseinemDammland-undforst-wirtschaftlicheFlächenüberflutet.DabeikannesaufzweiArtenzurVernässungdesKulturlandskommen:DasgestauteGewässertrittüberdieUferoderdasGrundwasserwirdangestaut.
UmsolcheSchädenzuvermindern,könnenbeigrößerenDämmenspezielleDrainagerohreausKunststoffoderfle-xibleDrainageschläucheAbhilfeschaf-fen.DerWasserspiegelwirdaufeinenfürdenMenschenerträglichenundfürdenBiberausreichendenStandgesenkt.DerEinlaufderRohrekannzusätzlichdurchDrahtgittergeschütztwerden.DerBiberdamm,derdenWohnraumsichert,
Breite Uferrandstreifen mit natürlicher Vegetation bieten den besten Schutz und sind eine gute Nahrungsquelle für den Biber
4. Uferrandstreifen
JeintensiverderMenschdenLebens-raumdesfleißigenBaumeistersentlangderGewässerbewirtschaftet,destogrößersindmeistauchdieKonflikte,diezwi-
Biberdamm mit eingebauter Drainage Uferrandstreifen
darfjedochnichtabgetragenwerdenundmussalswichtigesBauwerkfürdasBiber-reviererhaltenbleiben.HandeltessichnurumeinenDamm,derdenZugangzuNahrungsflächensichertoderalsTrans-portwegdient,kanndessenEntnahmeoderAbsenkenalsSchutzvorVernässunghilfreichsein.AlleMaßnahmenanBiber-bautenmüssenjedochvondenUnterenNaturschutzbehördenbewilligtwerden.BeiunsachgemäßemÖffnenderBiber-dämmekannespassieren,dassdasUferausgespültwirdoderabbricht.
WirddiebetroffeneFlächedauerhaftver-nässt,bietetessichalslangfristigeLösungan,diesealsFeucht-oderNasswiesenzunutzen.
Mitarbeiter beim Einbau eines Drainagerohres
schendenAktivitätendesBibersundderintensivenLandnutzungentstehen.DiewirksamsteMaßnahmeistdaher,einenausreichendenAbschnittzwischenUferundbewirtschafteterFlächeumzusetzen.EinbreiterUferrandstreifenvonmin-destens10MeternmithohemStrauch-anteilundstandortheimischenBäumen,wieWeidenundPappeln,verringertdenGroßteilderKonfliktemitdemBiber.IhmundauchdemGewässerbleibtgenügendRaumzurnatürlichenEntwicklung.Idea-lerweiseschließtsichdaraneinBereichextensiverNutzungunddannerstdieIntensivlandwirtschaftan.
Bewährthatsicheinetwa20MeterbreiterGewässerrandstreifen.Beiforstwirtschaft-
licherNutzungsolltehingegeneinmindes-tens50MeterbreiterStreifenbelassenwerden.WahlweisekönnenFörsterundHolzwirteaucheinen20MeterbreitenBuschstreifenvordemEinschlaganlegen.Dieserdient,ebensowieliegengelassenesSchnittgut,als„Ablenkfütterung“fürdenBiber.
DochnichtnurdieKonf liktemitdemBiberminimierensich,wennderNaturmehrRaumgelassenwird.Uferrandstrei-fendienenalsÜberflutungsflächenundhelfen,Hochwasserspitzenabzupuffern.NahedesGewässerskannsicheinSaum-undGehölzstreifenentwickeln,dereinenLebensraumfürvieleTier-undPflanzen-artendarstellt.
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3 1|d e r e l B e B i B e r : B i B e r - h i l F e
Biber-HilfeWer Beratung im Schadensfall benötigt oder die Lebensweise des
Elbebibers in natura kennenlernen will, dem helfen Ansprechpartner
der Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe, der Unteren
Naturschutzbehörden sowie des Arbeitskreises Biberschutz im NABU
Sachsen-Anhalt.
AnsprechpartnerZu allen Themen um den Biber und im Schadensfall
Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe •Mittelelbe-Süd Herr Beyer 034904421120 [email protected] •Mittelelbe-Nord Herr Berbig 03932151832 [email protected]
Untere Naturschutzbehörden •Altmkr.Salzwedel Herr Bierstedt 03901840661 [email protected] •Anhalt-Bitterfeld Herr Rößler 03496601310 [email protected] •Börde Herr Wölk 0390472404453 [email protected] •Burgenlandkreis Herr Krawetzke 03443372376 [email protected] •Dessau-Roßlau Herr Otto 03402042583 [email protected] •Halle Herr Hahn 03452214690 [email protected] •Harz Herr Dr. Schönborn 0394159705735 [email protected] •JerichowerLand Herr Bich 039219497304 [email protected] •Magdeburg Frau Lücke 03915402585 [email protected] •Mansfeld-Südharz Herr Luz 034645354522 [email protected] •Saalekreis Frau Zentrich 03461401427 [email protected] •Salzlandkreis Herr Maindok 034716841917 [email protected] •Stendal Herr Flechner 03931607257 [email protected] •Wittenberg Frau Westergom 03491479858 [email protected]
Naturparkverwaltungen •Drömling Herr Sender 03900285013 [email protected] •DübenerHeide Frau Meißner 01774261422 [email protected]
Arbeitskreis Biberschutz im NABU Landesverband Sachsen-Anhalt e. V. •NABU Geschäftsstelle 03915619350 [email protected] •AKBiberschutz Herr Ibe 015208545074 [email protected]
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Biberfamilie kann in ihrer Burg beobachtet werden Das geheimnisvolle Leben einer BiberfamilieEin Jungtier (2 Monate alt)
d e r e l B e B i B e r : B i B e r - h i l F e / B i B e r F r e i a n l a G e
Literaturempfehlung Zum Weiterlesen in Buch und Internet
•Der Biber – die Rückkehr der Burgherren Zahner,Volker;Schmidbauer,Markus&Schwab,Gerhard(2009), Buch-undKunstverlagOberpfalz,Amberg,2.Auflage.
•The beaver: its Life and its Impact Müller-Schwarze,Dietland(2011),IthacaandLondon,2.Auflage(engl.).
•Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe, Referenzstelle Biberschutz sieheWebunter:www.mittelelbe.com
•Arbeitskreis Biberschutz im NABU Landesverband Sachsen-Anhalt e. V. sieheWebunter:www.sachsen-anhalt.nabu.de
•Naturpark Dübener Heide – Bibermanagement sieheWebunter:www.naturpark-duebener-heide.com
•Die Biberburg – Die Website rund um den Biber sieheWebunter:www.bibermanagement.de
Die Biberfreianlage am renaturierten
Landeskulturgraben zwischen Dessau
und Oranienbaum ist eingebunden in
das Lehrpfadsystem des Biosphären-
reservats Mittelelbe.
Die BiberfreianlageWer den Hausmeister der Natur einmal hautnah erleben möchte, dem wird ein Besuch der
Biberfreianlage bei Dessau empfohlen. Die etwa 20.000 Quadratmeter große Anlage ermög-
licht direkte Einblicke in den Wohnkessel des Bibers, ohne dass der scheue und nachtaktive
Nager gestört wird. Möglich wird dies durch einen künstlich angelegten Biberbau, an dessen
Rückwand sich eine Beobachtungsblockhütte befindet. Das künstliche Biberrevier ist ganz
an seine Bedürfnisse angepasst: Das Gewässer ist ausreichend tief, damit der Eingang seiner
Behausung unter Wasser liegt und es wachsen genügend Bäume und Sträucher in seiner
Umgebung, deren Rinde im Winter als Nahrung dient. Die Biberfreianlage wird betrieben
vom Förder- und Landschaftspflegeverein Biosphärenreservat „Mittelelbe“ e. V.
Die Biberfreianlage in der Nähe des Kapenschlösschens bei Dessau
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h e r a u S G e B e r
Biosphärenreservatsverwaltung mittelelbe Kapenmühle PF 13 82
06813 Dessau-Roßlau
Tel.: 034904 421-0
Fax: 034904 421-21
Mail: [email protected]
www.mittelelbe.com | www.gartenreich.net
Gefördert durch:
r e d a K t i O n | i n h a l t | G e S t a l t u n G
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Mühlweg 42
06114 Halle (Saale)
www.oe-konzept.de
F O t O S
archiv Biosphärenreservat me (23,28); max Behr, Archiv Staatliche Vogelschutzwarte Steckby (6); Stefan eller-mann, Archiv LAU (0); Jörg herrmann, LHW Sa.-Anh. (27); thomas hinsche, naturfotografie-hinsche.de (14,15,17,19, 26,30); Peter ibe, wildnisfotos.de (Titel,2/3,8,12,15,21,22, 23,25,28,26,29,33,RS); mirko Pannach (6,9,25,32); ©asafe-liason/©heidiKadarik/©kletr/©roman4, fotolia.com (4,5,9); ©cascoly, iStock.com (5)