Universität Potsdam
Institut für Künste und Medien
Unidram 2011
Dr. Hans-Christian Stillmark
WS 2011/12
Immer wieder samstags
Eine Aufführungsanalyse zur Inszenierung von “Exotic Dreams” des OONA Projects
Vorgelegt am 18.01.2012
Luise Hausweiler
BA Kulturwissenschaft
3. Semester
Matr.-Nr.: 754605
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nämlich auch eine gewisse Verletzlichkeit. Der Zuschauer bekam kurze, gefühlvolle Einblicke
in das Seelenleben der Figuren, konnte beobachten, wie sich Beziehungen entspannen und
wieder zerrissen. Dass es dabei insbesondere um Einsamkeit ging und das Ganze zudem
als Kommentar auf unsere Medienwelt und die Unterhaltungsindustrie verstanden werden
kann, war so offensichtlich, dass man meiner Ansicht nach im Programmheft eine solche
Erklärung nicht so explizit hätte vorwegnehmen müssen. Im Gegenteil, ich fühlte mich
dadurch sogar gehindert, meine Assoziationen wirklich frei spielen zu lassen, ständig suchte
ich nach Parallelen zu bestimmten Unterhaltungsformaten. Dennoch glaube ich, in der
Performance eine weitere Dimension von Bedeutung auszumachen und etwas über die
Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen in unserer heutigen Gesellschaft erfahren zu
haben. Mehrmals ließ sich aus den wechselnden Tanz- und Figurenkonstellationen so etwas
wie eine Tendenz zur Vereinzelung des Menschen herauslesen als Kehrseite einer
Massenunterhaltungsindustrie, die v.a. einen Individualitätsanspruch propagiert. Dazu
gehören auch Exhibitionismus, Spott, Misstrauen und gescheiterte Kommunikation.
Insofern ist das „Exotische“ letztlich nur ein Spiegel unserer selbst. Kulturelle
Versatzstücke wie lateinamerikanische Melodien, US-amerikanische Revueshows und ur-
deutscher Schlager verschmelzen zu einer Projektionsfläche für unsere eigenen (geheimen)
Wünsche: einmal wieder so richtig jugendliche Leidenschaft und Verbundenheit auf der
Tanzfläche empfinden – dafür schenken sich viele Paare von Über-40-Jährigen Kurse in
Standard und Latein, um dem (vielleicht etwas eingeschlafenen) Beziehungsleben wieder die
richtige Würze zu verleihen. Daher sind die dargestellten Szenen auch sehr private
Momente, sie zu beobachten hat fast etwas Voyeuristisches und „Fremdschämen“ war
sicher eine verbreitete Reaktion im Zuschauerraum.
Choreografie der Emotionen Was man auf der Bühne zu sehen bekommt, ist folglich nicht individueller
körperbetonter sinnlicher Tanz, sondern eher konventionelle Bewegungen als Teil wenig
origineller Choreografien. Es werden sozusagen „Phrasen gedroschen“, die bei jedem
Mitteleuropäer, der mit unserem kulturellem „Entertainment-Erbe“ einigermaßen vertraut ist,
sofort die Schubladen öffnen dürften. Insofern ist es auch nicht entscheidend, ob man diese
Menschen dort vorn und ihre Bewegungen schön findet, sondern ob man sich in ihnen
wiederfindet. Die Figuren werden auf der Bühne mit ihren (Selbst-)Zweifeln nicht bloßgestellt.
Zwar wird viel mit Spots gearbeitet, die mal den einen, mal die andere mit ihren persönlichen
Problemen in den Fokus rücken. Meist ist aber alles in warmes gelbes Licht getaucht, das
den Hauttönen schmeichelt.
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Life Performance, ein Wunder, so so. Zuschauer und Schauspieler zur gleichen Zeit
am gleichen Ort für die Dauer einer Aufführung – das ist doch ein alter Hut, der sich Theater
nennt! Aber „life“ klingt irgendwie aufregender, eben wie im Fernsehen. Man sieht ja heute
große Künstler auch nicht mehr „in echt“ auf der Bühne oder im Konzert, sondern war „life
dabei“. Außerdem treten die dort auch nicht auf, sondern „performen“. Das ist wohl Teil
unserer Event-Kultur und deren Vokabulars. Insofern ist es ein interessanter Schachzug, ein
Theatererlebnis wie einen samstäglichen Fernsehabend zu gestalten. Das hält uns
wahrhaftig den Spiegel vor und testet unser Peinlichkeitsempfinden. Denn ein jeder spielt
bestimmte Rollen im sozialen Alltag und verbirgt dahinter möglicherweise auch gewisse
Sehnsüchte, die auszuleben er oder sie selten Gelegenheit bekommt. Medienkonsum ist
eine eher passive Variante, seinen Wunschvorstellungen nachzuhängen. Hobbies mit einem
gewissen Aspekt der Selbstdarstellung wie das Tanzen scheinen da schon eher geeignet,
Fantasien zu verwirklichen. Doch egal, welchen Weg man wählt, es bleibt wohl wichtig, die
eigene Würde nicht zu verlieren und trotzdem nicht das Träumen zu vergessen. Ich denke,
das konnte man von den Figuren aus „Exotic Dreams“ lernen.
Text: Luise Hausweiler Bilder: Göran Gnaudschun