In der Ablauforganisation ist die Reihenfolge der Tätigkeiten festgelegt, die zur
Erfüllung der Arbeitsaufgaben durch Arbeitspersonen notwendig sind. Eine Aufgabe
wird als die Zielsetzung zweckbezogener menschlicher Handlungen verstanden. Die
Ablauforganisation regelt somit die Aktivitäten zur Aufgabendurchführung. Damit
werden gleichzeitig die Tätigkeitsinhalte, -umfänge und -anforderungen beschrieben.
Die strikte Zweiteilung von Aufbau- und Ablauforganisation stellt eine gedankliche
Abstraktion dar, die die Auseinandersetzung mit organisatorischen Fragestellungen
erleichtern kann. In der Praxis können die Aufgaben der Gestaltung von Aufbau- und
Ablauforganisation jedoch nicht isoliert betrachtet werden. Vielmehr greifen sie
ineinander, so dass eine integrative Betrachtung und Optimierung von Aufbau- und
Ablauforganisation sinnvoll ist. Während früher die Ablauforganisation der
Aufbauorganisation in der Regel nachgeordnet war, ist im Rahmen der
prozessorientierten Organisation eine Umkehr dieser Reihenfolge zu beobachten. So
werden in vielen Betrieben zunächst die Abläufe festgelegt und die
Aufbauorganisation wird zur Führung und Überwachung der Ablauforganisation
angepasst.
Gemäß der übergeordneten Zielsetzung der Betriebs- und Arbeitsorganisation ist das
Ziel der Ablauforganisation, Arbeitsabläufe wirtschaftlich und gleichzeitig
menschengerecht zu gestalten.
Die oben genannten Zielkriterien sind nicht unabhängig voneinander. So steht z.B.
die Erhöhung der Termintreue häufig mit dem Ziel der Minimierung der Lager- und
Transportkosten in Konflikt. Ein weiterer Zielkonflikt besteht in der Regel zwischen der
Verringerung der Durchlaufzeit des Arbeitsobjekts und der Erhöhung der Auslastung
des Arbeitssystems.
Prozessmodelle werden in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen verwendet,
um die Ablauforganisation zu beschreiben oder vorzuschreiben. Die
Problemstellungen und Erkenntnisobjekte in der BWL, Informatik und Psychologie
sind andere als die in der Arbeitswissenschaft (Arbeitssystem). Dies hat zur Folge,
das zum Prozessbegriff kein einheitliches Begriffsverständnis vorliegt.
Dem Begriff Geschäftsprozess liegt das gleiche Grundverständnis wie dem
Prozessbegriff zugrunde. Er bezeichnet jedoch einen speziellen Prozess, der der
Erfüllung der Geschäftsziele eines Unternehmens dient. Ein Geschäftsprozess kann
auf unterschiedlichen Detaillierungsebenen und aus mehreren Sichten beschrieben
werden. Er zeichnet sich in erster Linie durch eine Orientierung an der Wertschöpfung
des Unternehmens, klar definierte In- und Outputwerte und einen bereichs- bzw.
abteilungsübergreifenden Ablauf aus (Schlick et al. 2010, Gadatsch 2010, Becker
2008). Der Arbeitsprozess ist zusätzlich durch humanorientierte Kriterien, wie bspw.
Ausführbarkeit, Schädigungslosigkeit, Zumutbarkeit und Möglichkeit zur
Persönlichkeitsentfaltung gekennzeichnet.
Im Unterschied zum Arbeitsprozess, der die Aktivitäten im Sinne gegebener
ablauforganisatorischer Ziele gestaltet, bezieht sich der Workflow auf die Ausführung
der Prozesse.
Drei Ausprägungen von Workflows können unterschieden werden: (1)
Generalisierbare Workflows beziehen sich auf gut strukturierte Arbeitsabläufe, die
Wiederholcharakter besitzen. Definierte Arbeitsschritte ermöglichen die
Automatisierung und Unterstützung durch Anwendungssysteme, (2) Fallbezogene
bzw. flexible Workflows bezeichnen Arbeitsabläufe, die nur teilweise standardisierbar
sind. Individuelle Entscheidungen der Arbeitspersonen beeinflussen diese
Arbeitsabläufe und führen gegebenenfalls zur Auslassung bestimmter Arbeitsschritte.
Der (3) schwach strukturierte Workflow beschreibt einen nicht vorhersehbaren Ablauf
mit unstrukturierten Prozessschritten, bspw. in der Produktentwicklung.
In Anlehnung an Stachowiak (1973) wird ein Modell eines Arbeitsprozesses
durch drei Merkmale beschrieben: 1.) Abbildungsmerkmal, 2.)
Verkürzungsmerkmal und 3.) pragmatisches Merkmal.
Das Abbildungsmerkmal impliziert, dass ein Arbeitsprozessmodell immer eine
anschauliche oder abstrakte Abbildung oder Repräsentation eines
Originalprozesses darstellt. Dabei kann das Original selbst auch ein Modell von
einem anderen Original sein. Daher wird ein Modell immer zusammen mit
seinem zugehörigen Original betrachtet.
Das Verkürzungsmerkmal postuliert, dass ein Modell das zugehörige Original
nicht vollständig abbilden kann. Vielmehr werden nur bestimmte, dem
Modellersteller essentiell erscheinende Attribute (Eigenschaften) und Relationen
(Beziehungen) im Modell erfasst. Die nicht dargestellten Attribute werden
präterierte Attribute genannt. Ein Modell kann jedoch auch Attribute aufweisen,
die dem Original abgehen, die aber notwendig oder sogar gerade Gegenstand
der Betrachtung sind. Diese Attribute werden als abundant (lat.: überladen)
bezeichnet.
Das pragmatische Merkmal ist der Oberbegriff für eine Gruppe von Merkmalen.
Hierunter fallen beispielsweise der Anwendungskontext, der
Modellierungszweck und die Modelladressaten. Somit ist nicht nur das
zugehörige Original des Modells zu berücksichtigen, sondern auch wann das
Modell wofür und für wen erstellt wird.
Modellierung ist ein Abstraktionsprozess und bezeichnet die Transformation
eines geplanten oder bereits existierenden Realweltausschnitts (Original) in ein
Modell. Abstraktion bezeichnet das Weglassen von nicht relevanten Details.
Die Modellierung von Arbeitsprozessen verfolgt die oben genannten Ziele.
Diese Ziele sind eng mit der Optimierung der Ablauforganisation verbunden.
Optimierung bedeutet die Verbesserung eines Vorganges oder Zustandes
hinsichtlich eines Aspekts wie beispielsweise Zeitverhalten, Kosten, Qualität,
Effizienz und Effektivität, gegebenenfalls auch zu Lasten anderer Zielkriterien.
Ein Arbeitsprozess ist so detailliert, dass er als Arbeitsanweisung für eine
Arbeitsperson dienen kann. Die elementaren Bestandteile eines
Arbeitsprozesses sind die Aktivitäten (oder: Funktionen). Diese entsprechen
Arbeitsschritten, die zur Erbringung einer Leistung durchgeführt werden
müssen. Eine hinreichende Detaillierung eines Arbeitsprozesses ist erreicht,
wenn die dargestellten Aktivitäten je in einem Zug von einer Arbeitsperson ohne
Wechsel des Arbeitsplatzes ausgeführt werden können.
Die Ablauforganisation lässt sich auf verschiedenen Abstraktionsebenen
modellieren. Auf der höchsten Abstraktionsebene werden typischerweise sog.
Wertschöpfungsketten beschrieben, die üblicherweise betriebliche
Arbeitsbeziehungen und Organisation umfassen.
Referenzmodelle werden oftmals als Ausgangspunkt für die Modellierung der
Ablauforganisation auf Betriebsebene verwendet werden. Als Referenzmodell
wird in diesem Zusammenhang ein Modell verstanden, dass Empfehlungen
für die Anwendungssystem- oder Organisationsgestaltung gibt.
Ein in der Literatur vielfach zitiertes Referenzmodell ist die sogenannte
Wertschöpfungskette nach Porter (Porter 2000). Sie beschreibt den
Wertschöpfungsprozess auf der Ebene der gesamten Organisation. Dem
Leitbild der Prozessorganisation folgend lassen sich die an der
Wertschöpfung beteiligten Aktivitäten in zwei Klassen einteilen: Aktivitäten, die
unmittelbar mit der Herstellung und dem Vertrieb von Produkten oder
Dienstleistungen verbunden sind, werden als primäre Aktivitäten bezeichnet.
Dieses sind die Eingangslogistik, Produktion, Marketing und Vertrieb,
Ausgangslogistik sowie der Service. Von diesen primären Aktivitäten grenzen
sich die sekundären ab, die der Unterstützung der primären Aktivitäten die
Die Wertschöpfungskette nach Porter kann dazu verwendet werden, eine
unternehmens- oder branchenspezifische Prozesslandkarte zu erstellen.
Eine Prozesslandkarte gibt einen Überblick über geplante oder bereits vorhandene
Prozesse eines Unternehmens. Sie wird häufig als Diskussionsgrundlage und zur
weiteren Detaillierung und Ausgestaltung von Unternehmensprozessen eingesetzt.
Üblicherweise wird bei der Erstellung einer Prozesslandkarte eine Unterteilung der
Prozesse in Kern- bzw. Primärprozesse, Unterstützungs- bzw. Supportprozesse und
Führungs- bzw. Steuerungsprozesse vorgenommen. Kernprozesse sind unmittelbar
an der Wertschöpfung des Unternehmens beteiligt und bilden die Leistungserstellung
vom Kundenwunsch (oder auch: Lieferanten) bis hin zur Leistungserbringung ab.
Kernprozesse werden durch Führungs- und Unter-stützungsprozesse gesteuert und
unterstützt. Unterstützungsprozesse weisen keinen oder nur einen geringen
Wertschöpfungsanteil auf und ermöglichen die Ausführung der Kernprozesse.
Typische Beispiele sind das Rechnungswesen, das Personalwesen und die
Informationstechnologie. Führungsprozesse, wie beispiels-weise die
Unternehmensplanung oder die Strategieentwicklung, ermöglichen das
Zusammenspiel sowie einen reibungslosen Ablauf von Kern- und Unterstützungs-
prozessen (vgl. Gadatsch 2010).
Eine Prozesslandkarte kann sowohl unternehmensinterne als auch
unternehmensübergreifende Prozesse abbilden.
Das dargestellte Beispiel zeigt eine stark vereinfachte unternehmensübergreifende
Prozesslandkarte eines fiktiven Unternehmens mit seinen Verbindungen zu
Lieferanten und Kunden. Die Prozesse des Unternehmens sind als Blockpfeile (z.B.
Produktion) dargestellt. Jeder Blockpfeil repräsentiert einen Prozess als Ganzes,
ohne weitere Prozessdetails abzubilden. Aufgrund dieser fehlenden Prozessdetails
kann eine Prozesslandkarte in der Regel nicht zur Prozessoptimierung verwendet
werden. Zudem wird eine Prozesslandkarte schnell unübersichtlich, wenn eine zu
große Anzahl an Prozessen erfasst wird.
Auf der Ebene von Abteilungen bzw. Arbeitsgruppen umfasst die
Ablauforganisation die Aufgaben bzw. Aktivitäten der Mitarbeiter im
Arbeitssystem. Dies ist die typische Ebene für die Modellierung und
Optimierung von Arbeitsprozessen oder Workflows.
Auf der Abteilungsebene umfasst die Ablauforganisation Regelungen zur
Präzisierung der Aufgabenerfüllung und Priorisierung der Tätigkeiten. Sie ist in
die fünfte und vierte Ebene des Sieben-Ebenen-Modells (Kooperationsformen
in Arbeitsgruppen bzw. Personales Handeln und Arbeitsformen) einzuordnen.
Zur Verdeutlichung der typischen Granularität von Aufgaben auf der
Abteilungsebene ist in der Abbildung beispielhaft ein in der
Modellierungssprache K3 modellierter Teilprozess zur Wareneingangskontrolle
in einem Unternehmen dargestellt. Trifft neue Ware ein, so wird diese von den
Mitarbeitern des Wareneingangs geprüft. Zur Überprüfung werden der
Bestellschein und der Lieferschein verwendet und als Ergebnis des
Prüfvorgangs ein Protokoll angefertigt. Anschließend können, je nach
Prüfergebnis, zwei Vorgehen unterschieden werden: (1) Die Ware wird
freigegeben und kann an die Fertigung weitergeleitet werden; (2) die Ware wird
zunächst gesperrt und einer weiteren Qualitätsprüfung durch die
Abteilungsleitung unterzogen. Wird die Qualität daraufhin als annehmbar
eingestuft, so ist sie freizugeben und ebenfalls an die Fertigung zu übergeben.
Ansonsten wird die Ware abgelehnt. Hiermit endet der Beispielprozess.
Auf der Individualebene umfasst die Ablauforganisation die detaillierte
Gestaltung der Arbeitstätigkeiten der Arbeitspersonen (Luczak 1997). Sie ist in
die dritte und zweite Ebene des Sieben-Ebenen-Modells (Arbeitstätigkeit und
Arbeitsplatz bzw. Operationen und Bewegungen mit Werkzeugen und an
Maschinen) einzuordnen. In der Tabelle ist eine genaue Zerlegung der
manuellen Tätigkeiten eines Montagemitarbeiters mit Hilfe des Methods-Time-
Measurement Verfahrens (MTM) dargestellt. Hierbei wird die Arbeitsaufgabe
einer Arbeitsperson in Bewegungselemente gegliedert (z.B. Hinlangen,
Greifen, Bringen, Fügen und Loslassen). Zu diesen Elementen können aus
Tabellen unter Berücksichtigung von Einflussfaktoren wie z.B. der Weglänge
die Zeitwerte abgelesen werden. Durch die Summierung der Einzelzeitwerte
ist der gesamte Zeitbedarf bestimmbar.
Auf der ersten Ebene des Sieben-Ebenen-Modells können sequentielle
Tätigkeitsstrukturen in energetische- und informatorische-Modellen abgebildet
werden, die im Ressourcenverzehr neben Zeit- auch Belastungs- und
Beanspruchungsstrukturen (Stressoren) betrachten und kritische
Aufgabenelemente identifizieren.
Die Modellierung eines Unternehmens mit ingenieurwissenschaftlichen Methoden
setzt die Analyse der betrieblichen Vorgänge in Form von Wertschöpfungsketten
sowie Geschäfts- und Arbeitsprozessen voraus.
Grafische Beschreibungssprachen lassen sich in funktionsorientierte
(datenflussorientierte), prozessorientierte (kontrollflussorientierte) und
objektorientierte Ansätze differenzieren.
Die SADT (Ross 1977) ist eine Methode für den Entwurf und die Analyse von
Systemen unterschiedlicher Art. IDEF ist der Oberbegriff für eine auf SADT
basierende Menge von Werkzeugen zur Modellierung von Prozessen.
Mit Datenflussdiagrammen (DFD) können Funktionalitäten eines Realsystems
durch Prozesse und Aktivitäten grafisch abgebildet werden. Die Ausdrucks-
und Anwendungsmöglichkeiten sind jedoch sehr beschränkt.
Insgesamt eignen sich funktionsorientierte Sprachen nur bedingt zur
Modellierung von Arbeitsprozessen. Sie sind meist spezialisiert und eigenen
sich hauptsächlich zur funktionalen Dekomposition von Systemkomponenten.
Die Modellierung von Elementen und deren Beziehungen sowie dynamisches
Prozessverhalten sind nur eingeschränkt oder gar nicht möglich. Diese
Sprachen haben daher für die Modellierung von Geschäfts- und
Arbeitsprozessen keine praktische Bedeutung erlangt (Gadatsch 2010).
Die Gruppe der prozessorientierten Ansätze hat in der Unternehmenspraxis
die größte Bedeutung. Hier ist insbesondere die eEPK (Scheer 2001) zu
nennen, die im deutschsprachigen Raum sehr starke Verbreitung gefunden
hat. Objektorientierte Ansätze eignen sich ebenfalls zur Modellierung von
Geschäfts- und Arbeitsprozessen. Auf der folgenden Folie werden daher die
wesentlichen prozess- und objektorientierten Ansätze kurz vorgestellt.
Petri-Netze (Petri 1962) stellen eine formale Methode zur mathematischen
Modellierung von Systemen dar, in denen mehrere Prozesse simultan bzw.
nebenläufig ablaufen können. Petri-Netze eignen sich aufgrund ihrer formalen
Beschreibung und geringen Anschaulichkeit eher zur theoretischen Analyse
und Simulation von Arbeitsprozessen.
Die ursprünglich aus der Informatik stammenden Programmablaufpläne der
DIN 66001 (1983) werden kaum noch für die Darstellung von
Arbeitsprozessen eingesetzt.
Die eEPK (Scheer 2001) dienen der Darstellung von Geschäfts- und
Arbeitsprozessen aus Sicht der Wirtschaftsinformatik. Sie werden häufig zur
Analyse von Abläufen auf Abteilungsebene sowie zur computergestützten
Optimierung eingesetzt.
Die UML (Booch et al. 1998) ist eine standardisierte Sprache zur Modellierung
von Softwaresystemen. Für die Modellierung von Geschäftsprozessen sind
die sogenannten Aktivitätsdiagramme vorgesehen.
Die am Institut für Arbeitswissenschaft der RWTH Aachen entwickelte K3-
Methode (Killich et al. 1999) wurde speziell für die Modellierung kooperativer,
schwach strukturierter Arbeitsprozesse entwickelt, findet aber auch
Verwendung in der Modellierung stark strukturierter Geschäftsprozesse. Der
Name K3 ergibt sich aus den Anfangsbuchstaben der Begriffe Koordination,
Kooperation und Kommunikation.
Die BPMN (OMG 2011) ist eine grafische Spezifikationssprache, die ihren
Ursprung in der Wirtschaftsinformatik hat. Sie stellt eine umfangreiche
grafische Notation zur Verfügung, mit denen Fach- und Software-Spezialisten
Geschäfts- und Arbeitsprozesse modellieren können.
Bei Betrachtung eines grafischen Prozessmodells sollen verschiedene Fragen zu
einem Realweltausschnitt beantwortet werden. Das K3-Modellbeispiel zeigt ein
vereinfachtes Prozessmodell, in dem ein Bezug zwischen diese Fragen und den
Modellelementen hergestellt wird. So ist beispielsweise ersichtlich, wer für die
Durchführung der dargestellten Aktivitäten verantwortlich oder daran beteiligt ist. Die
Durchführung einer Aktivität erfordert zudem oftmals Eingangsinformationen und
erzeugt Ausgangsinformationen. Ein Werkzeug kann zur Durchführung einer Aktivität
notwendig sein.
Zudem lässt sich bereits erkennen, welche Komplexität grafische Prozessmodelle
durch die Verwendung von Verzweigungen, Entscheidungen und Iterationen
erreichen können.
Im Folgenden werden die Begriffs- und Notationssysteme von eEPK und K3
vorgestellt. Anschließend erfolg eine Vergleich der Modellierung mit der eEPK und K3
anhand eines Modellierungsbeispiels.
Die K3 verwendet zur Modellierung von Organisationseinheiten sogenannte
Swimlanes. Eine Swimlane kann, abhängig von der gewünschten Detaillierung,
eine einzelne Person, eine Gruppe von Personen, eine Abteilung, einen
Unternehmensbereich oder ein ganzes Unternehmen repräsentieren und ordnet
eine Aktivität genau einer Organisationseinheit zu. Bei den eEPK hingegen
werden die durch ovale Elemente repräsentierten organisatorischen Einheiten
der jeweiligen Funktion direkt zugeordnet.
Die Elemente Aktivität (K3) bzw. Funktion (eEPK) stellen Tätigkeiten im
Prozessablauf dar. Die VDI Richtlinie 3633 definiert die Aktivität als einen Zeit
verbrauchendenden Vorgang, der von einem Anfangs- und einem Endergebnis
begrenzt wird und zu einem Zustandsübergang führt. Bei der eEPK wird der
Prozessablauf über einen ständigen Wechsel von Ereignissen und Funktionen
modelliert. Das Ereignis stellt einen eingetretenen Zustand dar, auf den eine
Funktion folgt.
Aktivitäten bzw. Funktionen sind mit einer Objekt-Verb-Beschriftung zu
versehen, z.B. „Auftrag erteilen“. Diese sogenannten Labels können zusätzlich
mit einem klassifizierendem Adjektiv erweitert werden, z.B. „Funktionale
Anforderungen definieren“.
Der Kontrollfluss legt die Reihenfolge der Aktivitäten respektive den
Prozessablauf fest. Der Prozessablauf wird durch Kontrollflüsse festgelegt. Der
Kontrollfluss verläuft sowohl bei der K3 als auch der eEPK ausschließlich
senkrecht oder waagerecht.
Sowohl bei der K3- Notation als auch der von eEPK wird eine Aktivität/Funktion
oftmals durch eine Information ergänzt. Eine Information kann entweder zum Start
einer Aktivität bzw. Funktion notwendig sein, während dessen Ausführung entstehen
oder aus dessen Beendigung folgen. Eine Information wird durch einen
Informationsfluss mit einer Aktivität/Funktion verbunden. Der Informationsfluss
verläuft diagonal und wird in K3, anders als bei der eEPK, als gestrichelter Pfeil mit
ausgefüllter Pfeilspitze gezeichnet.
Ein Werkzeug wird für die Ausführung einer Aktivität benötigt. Es unterliegt zwar dem
Verschleiß, wird aber nicht verarbeitet während der Ausführung einer Aktivität. Das
Element Werkzeug wird schräg an die entsprechende Aktivität gesetzt. Die eEPK
verwendet das Notationselement System.
Eine aggregierte Aktivität ist eine Aktivität, die sich weiter detaillieren lässt. Die
Verwendung des Symbols für eine aggregierte Aktivität erfüllt den Zweck auf diese
Tatsache speziell hinzuweisen, indem das Symbol Einblick in die darunter liegende
Detaillierungsebene gewährt.
Eine Schwachstelle in K3 kennzeichnet eine Stelle im Prozessablauf, an der es
häufig zu technischen, qualitätsrelevanten oder anderen Problemen kommt. Eine
Schwachstelle wir als Dreieck mit Ausrufezeichen dargestellt und bezieht sich auf die
Aktivität in unmittelbarer Nähe, wird jedoch mit keinem anderen K3 Element
verbunden. Die Beschreibung der Schwachstelle erfolgt als Freitext.
In K3 stellt eine Entscheidung eine Verzweigung des Kontrollflusses dar, die an bestimmte Bedingungen geknüpft ist. Die Bedingungen werden in eckige Klammern gesetzt und Prozessvarianten durch eine Raute eingeleitet und wieder zusammengeführt. Bei der eEPK wird eine Entscheidung durch ein Exklusives Oder eingeleitet und wieder zusammengeführt. Es kann, wie in K3 auch, nur einer der beiden Wege eingeschlagen werden. Die Bedingungen werden bei den eEPK als Ereignis in dem jeweiligen Zweig modelliert.
Ein Synchronisationsbalken in K3 verzweigt einen Kontrollfluss ggfs. auch über Grenzen von Organisationseinheiten hinweg und bewirkt eine Synchronisation von Aktivitäten. Ein Kontrollfluss wird durch einen Synchronisationsbalken verzweigt. Aktivitäten innerhalb von Synchronisationsbalken können parallel stattfinden. Die erste Aktivität nach dem zweiten Synchronisationsbalken kann erst beginnen, wenn die Kontrollflüsse innerhalb der Synchronisationsbalken beendet worden sind. Bei der eEPK hingegen wird zur Modellierung von parallel ablaufenden Vorgängen die Und- Verknüpfung verwendet.
Die Synchrone Zusammenarbeit bezeichnet die gemeinsame Ausführung einer Aktivität durch mehrere Organisationseinheiten. Die synchrone Aktivität wird von allen Beteiligten gleichzeitig aufgenommen, durchgeführt und beendet. Das Element Synchrone Zusammenarbeit besteht aus einem schwarzen Quadrat das vorzugsweise mittig auf die Verbindungslinie zwischen zwei Aktivitäten zu setzten ist.
Oftmals müssen Folgen von Aktivitäten mehrfach durchlaufen werden. Hierfür besteht die Möglichkeit die minimal oder maximal notwendigen Durchläufe durch eine Iteration darzustellen. Der Zusatz [max. n] oder [min. n] weist darauf hin, dass die Iteration maximal oder mindestens n mal durchlaufen wird. Das n steht für die Anzahl der Durchläufe. Auf diese Weise können „Endlosschleifen“ vermieden werden. Die unter einer bestimmten Bedingung mehrfach zu durchlaufende Folge von Aktivitäten wird durch Rauten begrenzt.
Bei der Prozessmodellierung bietet es sich oftmals an, Zusatzinformationen zu
einzelnen Notationselementen zu erfassen. Diese Zusatzinformationen werden als
Attribute bezeichnet und können entweder in einem ergänzenden Textdokument
abgelegt oder bei Verwendung eines rechnerbasierten
Prozessmodellierungswerkzeugs über ein Zusatzmenü eingebunden werden. Die
Abbildung zeigt beispielhafte Attribute für die K3-Elemente Aktivität und Information.
Je nach branchen- oder unternehmensspezifischer Anwendung können weitere
Attribute ergänzt und spezifiziert werden. Attribute werden als Ovale dargestellt und
sind mit einem Namen zu versehen.
Attribute, die ein Element sicher identifizieren, werden als Schlüssel bzw.
Schlüsselattribute bezeichnet (z.B. Identifikationsnummer). Ein Schlüssel kann aus
einem („einfacher Schlüssel“) oder mehreren (Schlüssel-) Attributen bestehen
(„zusammengesetzter“ Schlüssel).
Analog zur Attributierung von K3-Elementen können auch die Konnektoren der K3-
Methode attributiert werden.
Insbesondere für den Anwendungsbereich Simulation kommt der Attributierung von
Elementen und Konnektoren eine hohe Bedeutung zu. Beispielsweise ist festzulegen,
welche Kompetenzen zur Ausführung einer Aktivität erforderlich sind.
Mit prozessorientierten Modellierungssprachen wie bspw. K3 und eEPK
lassen sich die grundlegenden Flussprinzipien der Ablaufmodellierung
grafisch darstellen. Diese Flussprinzipien (hier am Beispiel von K3) legen den
möglichen Verlauf des Kontrollflusses im Prozessmodell fest. Die
dargestellten Prozessfragmente entsprechen den „prozeduralen Molekülen“
einer Ablauforganisation, aus denen beliebig komplexe Geschäfts- und
Arbeitsprozesse synthetisiert werden können.
Der vorliegende Text wird auf den nächsten Folien als Prozessmodell
grafisch dargestellt. Dabei wurden die Textabschnitte (1) bis (4) als
Teilprozesse modelliert und die Übergänge entsprechend gekennzeichnet.
Zudem wird die ereignisorientierte Modellierung mit der eEPK der
aktivitätsorientierten Modellierung mit K3 gegenübergestellt.
Der Vergleich von ereignis- (eEPK) und aktivitätsorientierter (K3) Modellierung zeigt,
dass bei Anwendung der eEPK deutlich mehr Modellierungselemente erforderlich
sind als bei der K3. Der höhere Modellierungsaufwand bei der eEPK ist auf die
Trennung einer Aktivität in Ereignis und Funktion zurückzuführen. Dennoch ist der
Platzbedarf für die Modellierung mit K3, bei einer vergleichbaren Größe der
Notationselemente, eher größer, da die Verwendung von Swimlanes insbesondere
bei der Erfassung vieler Rollen oder Organisationseinheiten mit ungenutzter Fläche
verbunden ist. Das K3 Modell ist hingegen als übersichtlicher zu bewerten, da
Verantwortlichkeiten, Beteiligungen und Schnittstellen, z.B. zwischen Abteilungen,
schneller erkannt werden können.
Insbesondere für die Darstellung schwach strukturierter Arbeitsprozesse sind weitere
Ausprägungen der K3-Grundelemente Aktivität und Information erforderlich. Das
Notations- und Begriffssystem der K3-Methode wurde daher um die dargestellten
Elemente erweitert. Neben der bereits vorgestellten aggregierten Aktivität (siehe Folie
16) lassen sich optionale und ausgeschlossene Aktivitäten bzw. Informationen
unterscheiden.
Die optionale Aktivität kann im Prozessverlauf ausgeführt werden, z.B. eine
zusätzliche Qualitätskontrolle. Hingegen sollte eine ausgeschlossene Aktivität
keinesfalls ausgeführt werden. Analog zu den aktivitätsbezogenen Ausprägungen
können im Prozessverlauf auch Informationen unter bestimmten Umständen
eingeholt oder per se ausgeschlossen werden.
Ein wesentliches Merkmal schwach strukturierten Arbeitsprozesse ist, dass nicht
immer angegeben werden kann, in welcher Reihenfolge Aufgaben auszuführen sind.
Für diese Fälle wird der sogenannte Blob eingesetzt. Er beinhaltet mindestens zwei
Aktivitäten, ohne diese durch einen Kontrollfluss zu verbinden. Die sich einem Blob
anschließenden Aktivitäten können erst ausgeführt werden, wenn alle Aktivitäten
innerhalb des Blobs abgeschlossen sind. Die Abbildung zeigt die vier möglichen
Ausprägungen des Blobs.
Der konventionelle Blob verzichtet auf den Kontrollfluss zwischen den Aktivitäten. Der
Auswahlblob schreibt die minimale oder maximale Anzahl auszuführender Aktivitäten
vor.
Der Sequenz-Blob schreibt eine sequentielle Ausführung der enthaltenen Aktivitäten
vor. Die Tätigkeiten müssen nacheinander ausgeführt werden und dürfen sich nicht
überlappen. Die Entscheidung der tatsächlichen Reihenfolge der Aktivitäten wird von
der zuständigen Organisationseinheit getroffen.
Der Parallel-Blob sieht eine parallele Ausführung der enthaltenen Aktivitäten vor.
Dabei können die Aktivitäten entweder vollständig parallel ablaufen oder sich
zeitweise überlappen.
Wie das Grundelement Aktivität, ist auch der Blob mit einem Namen zu versehen.
Die Abbildung zeigt, dass bei Verwendung des konventionellen Blobs nicht
ersichtlich ist, ob die darin enthaltenen Aktivitäten sequentiell oder (zumindest
teilweise) parallel durchgeführt werden können. Dieses Prinzip bezeichnet man als
Ablaufabstraktion. Dieser Sachverhalt wird auf der folgenden Folie dargestellt.
Im ersten Fall wird zunächst A1 durchgeführt und anschließend A2 - oder umgekehrt,
im zweiten Blob spielt die Reihenfolge eine untergeordnete Rolle, so dass es mehrere
Möglichkeiten gibt, wie die Aktivitäten zusammenhängen.
Unter anderem kann durch den Blob auch ausgedrückt werden, dass außer der
beliebigen Reihenfolge auch innerhalb der Aufgabe Start und Auslöseevent der
nächsten Aktivität frei definierbar ist.
Das Modellierungsbeispiel zeigt einen schwach strukturierten Arbeitsprozess bzw.
einen Ausschnitt aus einem Ablaufplan für ein Entwicklungsprojekt.