GERICHTSPLÄTZE UND RICHTSTÄTTEN
Institut für Ur- und FrühgeschichteReisen im MittelalterDozent: Donat WehnerReferenten: Julia Wiemers, Julian SchreiberWiSe 2012/1308.01.2013
GLIEDERUNG
Gerichtsplätze Richtstätten Richtstättenarchäologie Die Hinrichtung
Hinrichtungsarten Richtstättenstandorte Platzierung der Richtstätte
Nachweisbarkeit der Richtstätte Schriftliche- und Bildliche Quellen Beispiele
Nordhessen Salzhausen
Abbildungs- und Literaturverzeichnis
GERICHTSPLÄTZE
In vorkarolingischer Zeit Thingsversammlung der einzelnen Gaue
Häufig an markanten Stellen: Findlinge, Gerichtslinden, Grabhügel usw.
Später Entwicklung zu Grafengerichten
Zentgericht in Süddeutschland, Goding in Norddeutschland → teilweise nur niedere Gerichtsbarkeit
RICHTSTÄTTEN
Später Trennung von Gerichtsplatz und Richtstätte
Zeremonieller Gang vom Gerichtplatz zur Richtstätte
Instandhaltung durch Bevölkerung
Grabstätte in der Nähe
RICHTSTÄTTENARCHÄOLOGIE
Teil der Rechtsarchäologie (Beschäftigung mit den dinglichen Hinterlassenschaften der Strafrechtspfelge)
Europaweit
Chronologisch etwa vom 13. Jh. Bis zum Jahr 1800 herum
DIE HINRICHTUNG
Ausführung durch Schafrichter unter Anteilnahme der Bevölkerung
Hinrichtung als Reinigungsritual
Häufige Hinrichtungsarten:
ENTHAUPTUNG
Eine der Häufigsten Hinrichtungsarten des Mittelalters
Im deutschsprachigen Raum Enthauptung durch Schwert
Ehrenvolle Strafe
Häufig auf dem Schafott ausgeführt
Abb. 1: Eine Enthauptung
GALGEN
Zweithäufigste Art der Hinrichtung im Mittelalter
Unehrenhafte Strafe
Verschiedene Galgenbauweisen im Mittealter belegt
Abb.2: Einschläfriger Galgen
Abb. 3: Mehrschläfriger Galgen, Beerfeld
RÄDERN
Ehrloseste aller Strafen
Mords- und Majestätsverbrechen
Abb. 4: Rädern
VERBRENNEN
Bei Mordbrand, Ketzerei, Hexerei, Vergiftung, Münzfälschung, schwere Unzucht, Kirchendiebstahl und Sodomie
Feuer als Urelement zur Reinigung der Seele
Abb. 5: Scheiterhaufen (Sachsenspiegel)
ERTRÄNKEN
In der Regel nur bei Frauen
Hauptsächlich im deutschsprachigen Raum
Bei Kindsmord, Abtreibung und unzüchtigem Verhalten
Wasser als Urelemt besaß reinigende Wirkung
Abb. 6: Ertränken
WEITERE HINRICHTUNGSARTEN
Lebendig begraben, Pfählen, Sieden in diversen Flüssigkeiten, Vierteilen usw.
Abb. 7: Pfählen lebendig begrabener Ehebrecher
Abb. 8: Vierteilen
ÜBERSICHT
Schwert45%
Strick19%
Rad12%
Feuer11%
unbekannt10%
Wasser3%
Lebendig begraben0%
Todesstrafen zwischen 1503 und 1769 im Bernischen Aargau
RICHTSTÄTTENSTANDORTE
1. Standorte an zentraler Stelle innerhalb der Siedlungen: Auf Marktplätzen, an Rathäusern oder Kirchen.
2. Standorte in der Peripherie der Siedlung: Im Übergangsbereich zur ländlichen Siedlung, außerhalb des ersten Befestigungsringes.
3. Standorte außerhalb der Siedlungsgrenze: Außerhalb des Stadttores, Entfernung kann mehrere Kilometer betragen.
DIE PLATZIERUNG DER RICHTSTÄTTE
Möglichst gute Sichtbarkeit innerhalb des Gerichtsbezirkes: Vor dem Stadttor, auf Erhöhungen usw.
An hochfrequentierten Verkehrswegen: Weggabelungen, Entlang von Kanälen, innerhalb von Hafenanlagen
Demonstration der intakten Hochgerichtsbarkeit
NACHWEISBARKEIT DER RICHTSTÄTTE
Bildliche und schriftliche Quellen
Orts- und Flurnamen
Sonderfriedhöfe (anthropologische Untersuchung der Leichen)
Bauliche Elemente: Fundamente, Pfostenlöcher, Beichtmartern usw.
SCHRIFTLICHE UND BILDLICHE QUELLEN
Rechtstexte: Lex Salica, Der Sachsenspiegel, Die Carolina
Abb. 9: Auszug aus dem Sachenspiegel
Ab dem 15. Jahrhundert Veduten
Abb. 10: Vedut
BEISPIEL 1: NORDHESSEN
Spätmittelalterliches Grab eines enthaupteten Mannes
Hessisch-Lichtenau
Fundort unterhalb der Richtstätte, nahe der Flur „Galgenberg“ bzw. „Galgenhügel“
Bodeneingriff Mitte Juni 1983
Skelett: Nordost-Südwest Ausrichtung
Abgetrennter Schädel auf Höhe der Knie zwischen den Beinen
Keine genaue anthropologische Determination, aufgrund des Beckens wahrscheinlich männlich
Auf 1256-1388 datiert
Abb. 11: Mittelalterlicher Skelettbefund nach der Freilegung
BEISPIEL 2: SALZHAUSEN
Erste Ausgrabung 1970 am Gallerberg
Beobachtungen 1991 führten zur Neuentdeckung
Drei Grabungsschnitte, 18 Gräber
Unregelmäßige Ausrichtung der Gräber
Keine baulichen Elemente
Richtplatz war wohl 300 Jahre lang in Benutzung
Schriftliche Hinweise auf ein Gogericht
Bedeutendster Richtstättenfund im norddeutschen Raum
Abb. 12: Die Grabungsfunde von 1971
Abb. 13: Die Funde
ABBILDUNGS- & LITERATURVERZEICHNISAbb. 1: http://www.suehnekreuz.de/ikono/pic/SCHWER02.jpg (Stand 07.01.13)Abb. 2: http://www.elo-forum.org/attachments/news-diskussionen-tagespresse/50900d1348899334-hartz4-niveau-osterreich-galgen.jpg (Stand 07.01.13)Abb. 3: . http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Beerfelder-galgen-2007.jpg&filetimestamp=20080601142005 (Stand 04.01.13)Abb. 4: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/3/3e/Klassisches_Radern.png/290px-Klassisches_Radern.png (Stand 07.01.13)Abb. 5: http://www.furor-normannicus.de/images/historisch/sachsensp_feuer.jpg (Stand 04.01.13)Abb. 6: http://www.planet-schule.de/typo3temp/pics/aed8af7831.jpg (Stand 04.01.13)Abb. 7: http://www.lehnswesen.de/bilder/strafrecht/strafrecht9.jpg (Stand 04.01.13)Abb. 8: http://www.margaritari.de/wp-uploads/2011/05/vierteilen.jpg (Stand 07.01.13)Abb. 9: http://www.elo-forum.org/attachments/news-diskussionen-tagespresse/50900d1348899334-hartz4-niveau-osterreich-galgen.jpg (Stand 07.01.13)Abb. 10: http://www.wenner.net/suche/G/Bahrdorf_Oebisfelde_Bardorf_Ambthauss_Gesamtansicht_Galgen_Vordergrund_Kupferstich_Merian%3B00009768.jpg (Stand 07.01.13)Abb. 11: Jost Auler (Hrsg.): Richtstättenarchäologie (Dormagen 2008) S.73.Abb. 12: Jost Auler (Hrsg.): Richtstättenarchäologie (Dormagen 2008) S.100.Abb. 13: Jost Auler (Hrsg.): Richtstättenarchäologie (Dormagen 2008) S.104.http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/richtstaetten-archaeologie-grabungen-an-orten-des-grauens-a-370449.html (Stand 06.01.13)Jost Auler (Hrsg.): Richtstättenarchäologie (Dormagen 2008).