Interpersonelle Psychotherapieder Depression (IPT)
Interpersonelle Belastungen
Depression
Auslöser
Folge
AufrechterhaltendeBedingung
Interpersonelle Belastungen
Interpersonelle Belastungen
DepressionDepression
Auslöser
Folge
AufrechterhaltendeBedingung
Diplom-PsychologinAnne von Lucadou
Warum IPT? - Vorzüge des Ansatzes
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� Am Depressionsverlauf (Bedürfnisse / Ressourcen)
akut depressiver Patienten orientiert
� Plausibel und lebensnah für Patienten und Angehörige
� Strukturiert / fokussiert
� Begrenzte Dauer
� Manual-basiert, relativ einfach zu erlernen, auch für
andere Berufsgruppen anwendbar
� Empirisch belegte Grundlage und Wirksamkeit
� Vorteil gegenüber anderen Psychotherapien
Nach diesem Workshop werden Sie…� mit diesen 4 Modellen etwas anfangen können:
Interpersonelle Belastungen
Depression
Auslöser
Folge
AufrechterhaltendeBedingung
Interpersonelle Belastungen
Interpersonelle Belastungen
DepressionDepression
Auslöser
Folge
AufrechterhaltendeBedingung
Was ist die Interpersonelle Psychotherapie ?
� Störungsspezifische Kurzzeittherapie (12 - 16 Sitzungen)
� Unipolar-depressive Ambulanzpatienten
� Behandlungsfokus: gegenwärtige interpersonelleBelastungen im Hier und Jetzt
� Spezifisch auf die Entwicklungsaufgaben Jugendlicher zugeschnitten
� Behandlung fokussiert vor allem auf den Jugendlichen, aber bezieht häufig die Eltern mit ein
� Depressionsverursachung: multifaktoriell, aber stets psychosozialer und interpersoneller Kontext
� Krankheitsmodell: medizinisch (^ bio-psycho-sozial)
� Keiner Therapieschule zugeordnet
Merkmale der IPT(-A)
Für wen ist dieInterpersonelle Psychotherapie geeignet?
Voraussetzungen� die Depression tritt in einem interpersonellen Kontext auf� die Depression beeinträchtigt gegenwärtige Beziehungen
und interpersonelle Belastungen beeinflussen die Stimmung des Patienten
Indikation für IPT -A� Ursprünglich: ambulante, nicht-psychotische Patienten mit
leichten, unipolar depressiven Episoden� Patienten mit psychosozialen Problemen, schulischen oder
partnerschaftlichen Schwierigkeiten� Heute: auch mittelschwer depressive und stationär
behandlungsbedürftige Patienten
� Geeignet bei:� Depressiver Entwicklung im Rahmen von Rollenwechseln /
Rollen-Übergängen� Familien-Konflikte zwischen Eltern und Kindern� Konflikte mit Gleichaltrigen aufgrund sozialer Defizite� Identifizierte soziale Risikobedingungen� Trauer-Reaktionen
� behandelt interpersonelle Probleme bei depressiven Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren
� fokussiert auf diejenigen interpersonellen Problembereiche, die die größte Bedeutung haben und am meisten Besorgnis auslösen
� fokussiert auf gestörte zwischenmenschliche Beziehungen , vor allem zu Eltern und Geschwistern
� ist zugeschnitten auf die Entwicklungsaufgaben Jugendlicher
IPT - A (für Adoleszente)
Normale Entwicklung vs. Depressionen bei Jugendlichen
� Auch bei normalen Adoleszenzkrisen und Pubertätskonflikten:
− Stimmungsschwankungen− impulsives und antisoziales Verhalten− Angst− depressive Verhaltensweisen− Gefühl der Einsamkeit und Isolation von Gleichaltrigen− Konflikte mit Familien und Lehrern
� diese Phasen bleiben meist nicht lange bestehen� beeinträchtigen meist nicht die Funktionsfähigkeit
Normale Entwicklung vs. Depressionen bei Jugendlichen
� Psychiatrisch beeinträchtigte Jugendliche sind meist
− sozial zurückgezogen− haben dramatische Stimmungsschwankungen,− kognitive Einschränkungen− zunehmende Konflikte mit Eltern und Gleichaltrigen!
� Entscheidend ist das Funktionsniveau zur Unterscheidung zwischen Pubertätskrisen und Depression:
− Schulbesuch? − Interesse an Aktivitäten? − Antrieb?− Schwingungsfähigkeit?
� Hohes Suizidrisiko ist größte Gefahr!� Schullaufbahn wird gefährdet� Beeinträchtigungen der familiären und
Gleichaltrigen-Beziehungen� weniger häufig Paarbeziehungen� eingeschränktes allgemeines Funktionsniveau
(z.B. soziale Aktivitäten)� oft herabgesetzte Sozialkompetenz
(interpersonelle Defizite)� erhöhter Alkohol- und Drogenkonsum
Depressionen bei Jugendlichen:
Auswirkungen
� ADHS� Angststörungen� Oppositionelle und Verhaltensstörungen� Essstörungen� meist größere Funktionseinschränkungen� verschlechtern das Behandlungsergebnis vor
allem bei Kurzzeittherapien wie IPT-A
Depressionen bei Jugendlichen: Komorbiditäten
Basis der InterpersonellenPsychotherapie
Entwicklung der IPT
� Entwicklung Ende der 60er Jahre von Klerman & Weissman im Forschungskontext
� Manual von Klerman et al. 1984 in den USA publiziert
� Deutsche Übersetzung und Bearbeitung 1998 von Schramm; neue Auflage 2010
� Manual von Schramm & Klecha: Interperso-nelle Psychotherapie in der Gruppe 2010
� Zur Durchführung der IPT wird empfohlen, sich am Behandlungsmanual zu orientieren.
Adolf Meyer“Psychobiological
Approach“
John Bowlby“Attachment
Theory“Harry Stack Sullivan
“ InterpersonalSchool“
TheoretischerHintergrund
epidemiologischeStudien
Soziale Unterstützungs-
forschung
Studien zur Entwicklungvon Kindern
tierexperimentelleArbeiten
“ life-event“-Forschung
“expressed emotion”-Forschung
EmpirischeBasis
IPT-A stammt von Ph.D. Mufson et al. (1993)
• Höhere Wirksamkeit im Vergleich zur KVT, mit Responseraten von 82% in der IPT-Bedingung und 59% in der KVT-Bedingung (Roselló u. Bernal, 1999; Roselló et al. 2008)
• Signifikante Verbesserungen bei der depressiven Symptomatik, der sozialen Leistungsfähigkeit sowie der Problemlösefertigkeiten in einer 12-wöchigen kontrollierten IPT-Studie, auch zum Behandlungsende und zur Nachkontrolle (Mufson et al. 2004)
Empirische Wirksamkeit
1. Linderung der depressiven Symptomatik
2. Verbesserung der zwischenmenschlichenBeziehungen (durch Aufbau von Fertigkeitenzur Bewältigung des Problembereiches, der die Depression aufrechterhält)
� Nicht primäres Ziel: tiefgreifende Veränderung der
Persönlichkeitsstruktur (bei der Akutbehandlung)
Therapieziele der IPT
� Advokat des Patienten, nicht neutral (ermutigend, wohlwollend, optimistisch, unterstützend)
� aktive Grundhaltung (je nach Therapiephase variiert das Engagement)
� Keine Übertragungsinterpretation der Therapiebeziehung (Übertragungsphänomene nur thematisieren, wenn sie sich negativ auf den Therapieprozess auswirken: z.B. Stagnation)
� Th. bietet „sichere Basis“ und Modell für gelungene zwischenmenschliche Beziehung, aber keine Freundschaft (fungiert bei Bedarf als Modell, dannpersönliches Einbringen)
Rolle des IPT -Therapeuten
Komplementäre Beziehungsgestaltung…
� hilflos, hoffnungslos � vermittelt Hoffnung
� passiv, haltsuchend �ist aktiv, supportiv, gibt Orientierung
� pessimistisch �ist optimistisch
� submissiv, dependent �gewährt Autonomie, gibt Informationen
� ängstlich, verunsichert �tritt als Experte auf, gibt Sicherheit, vermittelt Vertrauen
� (an)klagend, passiv-aggressiv �bleibt freundlich, auf der Seite des Patienten
Patient zeigt sich…Patient zeigt sich… Therapeut… Therapeut…
IPT - Strategien
� Hauptproblembereich(e) identifizieren� auf Beziehungen im Hier und Jetzt fokussieren� auf zwischenmenschliche Ereignisse und den
Umgang damit eingehen� auf die mit der Problematik verbundenen
Gefühle (positive und negative) eingehen� bei der Bewältigung des interpersonellen
Kontextes der Depression unterstützen
Empfohlene Interventionen bei Anwendung der IPT
� unterstützende, ermutigende Therapeutenhaltung einnehmen
� durch Psychoedukation immer wieder für Entlastung des Patienten sorgen
� bei der Festlegung des Problembereichs Vermeidungsstrategien des Patienten berücksichtigen
� Behandlungsfokus (wie im Vertrag festgelegt) beibehalten
� irrelevante Themen eingrenzen
Empfohlene Interventionen bei Anwendung der IPT
� im Hier und Jetzt bleiben� Strategien in der Sitzung (z.B. im Rollenspiel)
entwickeln und ausprobieren� den Eindruck vermitteln, dass aktives Verhalten
und positive Veränderungen erwartet werden� die Sitzung am Ende zusammenfassen� den therapeutischen Fortschritt von Zeit zu Zeit
strukturiert erfassen
1. Balance finden zwischen aktivem Strukturieren (für einproduktives Arbeiten an den Zielen) und dem PatientenZeit lassen, sich auszudrücken (reflektiertes Zuhören istwichtig für die therapeutische Beziehung und das Ergründen von Emotionen)
2. Gefühlsausdruck bei Teenagern: a) “meine Gefühleliegen außerhalb meiner Kontrolle” b) mangelndeZuordnung / mangelnder Ausdruck von Gefühlen� Identifikation und Labeling von Gefühlen sowieErmutigung zum adäquaten Gefühlsausdruck
3. Kommunikationsanalyse
4. Motivationsaufbau zur Verhaltensänderung durchHerstellung des Zusammenhanges zur Depression
5. Rollenspiele
Gesprächsführung bei IPT -A
� Sorgfältige Anamnese� Diagnosestellung und Einschätzung des
psychosozialen Funktionsniveaus� Hilfen zum Symptommanagement� Indikationsstellung� Gute Voraussetzungen sind: 1. Beziehungsfähigkeit und Therapie-Motivation2. gemeinsames Problembewusstsein und
Krankheitseinsicht3. Familie unterstützt die Therapie� Unbedingt notwendig: normale Intelligenz und keine akute Suizidalität
VOR der IPT-A-Behandlung:
Behandlungsphasen
• Depressionsbewältigung durch Psychoedukation, Krankenrolle, Hoffnungsvermittlung, Beziehungsanalyse, Behandlungsvertrag
Initiale Phase (Sitzung 1-3)
• Bearbeitung der interpersonellen Belastungen, die mit der Depression in Zusammenhang stehen
Mittlere Phase (Sitzung 4-13)
• Abschiedsprozess, Vorbereitung auf das Therapieende und die Zeit danach
Beendigungsphase (Sitzung 14-16)
1. Auseinandersetzen mit der Depression; Psychoedukation
2. Beziehungsanalyse durchführen
3. Hauptproblembereich(e) identifizieren
4. Zusammenhang zwischen Depression
und interpersonellem Kontext herstellen
5. Rational und Ziel der IPT vermitteln
6. Rolle des Patienten in der Therapie
vermitteln
7. Behandlungsvertrag abschließen
Initiale Phase: Aufgaben des Therapeuten in den Anfangssitzungen (IPT)
„Was hat sich sonst noch in Deinem Leben in der Zeit abgespielt, als es anfing, Dir schlecht zu
gehen? In der Schule? In Deiner
Familie? Mit Deinen Freunden? Gab es
irgendwelche Veränderungen?“
Initiale Phase: Aufgaben des Therapeuten in den Anfangssitzungen (IPT-A)
� Psychoedukation des Jugendlichen und seiner Familie über Depressionen
� Hilfen zum Symptommanagement� Therapiemotivation stärken, Hoffnung vermitteln� kurze Vermittlung der IPT-A-Prinzipien� Vermittlung einer zeitbegrenzten „Krankenrolle“� Aufklärung über das Setting und die
Schweigepflicht gegenüber den Eltern� Betonung, wie wichtig die Informationen und die
Mithilfe der Eltern sind� Verbindliche Therapiezusage machen
BeziehungsanalyseInterpersonal Inventory
Ich möchte mit Dir ein bisschen über die wichtigen Personen in Deinem Leben reden, Menschen wie Deine Mutter und Dein Vater, Deine Geschwister, beste Freunde, Deinen Freund oder Deine Freundin und auch über
andere nahe Verwandte und Bekannte.
Lass uns als erstes eine Liste machen, wer diese wichtigen
Menschen für Dich sind.
Wer gehört zu den wichtigsten Menschen in Deinem Leben? Mit wem
lebst Du zusammen?
Wie häufig sind Eure Kontakte? Was macht Ihr
miteinander?
Was möchtest Du verändern?
Gab es Veränderungen, Beziehungsabbrüche oder
neue Beziehungen vor dem Auftreten der Depression?
Fokus hierbei: Zentrale interpersonelle Themen des Patienten erkennen
ICHICHICH
Thorsten (Partner)
Christine(beste Freundin)
Manuela
SonjaBruder
Papa
Mama
Klassenkameradinnen
Erhebung des sozialen Netzes
Kleingruppenübung (30 Minuten):
Closeness Circle / Soziales Netz:
� In welcher Beziehung steht diese Person zum Pat.?
� Häufigkeit der Kontakte?
� Gemeinsame Aktivitäten?
� Gegenseitige Erwartungen? Werden diese erfüllt?
� Befriedigende und unbefriedigende Aspekte der Beziehung?
� Veränderungswünsche?
Vier Problembereiche / Foki bei IPT(-A)
Isolation/Einsamkeit/ Interpersonelle Defizite
(mangelnde Beziehungsgestaltung, Kommunikationsdefizite)
Pathologische Trauer(gestörter Trauerprozess
nach einem Todesfall oder Verlust)
Interpersonelle Konflikte(z.B. mit den Eltern, Freunden, Lehrern)
Rollenwechsel(u.a. familiäre Strukturveränderungen,
Schulwechsel, Krankheit einesElternteils, Pubertätseintritt)
Problembereiche / Foki bei IPT(-A)
Interpersonelle DefiziteTrauer
Interpersonelle KonflikteRollenwechsel
Arbeitsstress /Schulstress ?
� Schriftlich� Allgemeine Ziele (z.B.
symptombezogen)� Einigung auf interpersonellen Fokus mit
2-3 konkreten Zielen� Organisatorische Aspekte:
Frequenz der Sitzungen, Dauer, Struktur, Urlaub etc.
IPT-Behandlungsvertrag
Weitere Informationen:
Internationale Gesellschaft IPThttp://www.interpersonalpsychotherapy.com
Deutsche Gesellschaft für Interpersonelle Psychotherapie (DGIPT)
http://www.dg-ipt.de