Jugendhilfesausschuss am 23. Juni 2010
Fraktionsübergreifende Anfrage zum Thema:
„Schutz von Kindern und Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Jugendlichen vor
Alkohol-, Nikotin- und Alkohol-, Nikotin- und Drogen-MißbrauchDrogen-Mißbrauch“
Fragestellungen:Fragestellungen:
1. Werden von der Stadt Ansbach alle ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten genutzt, Drogen-, Alkohol- und Nikotin-Mißbrauch von Kindern und Jugendlichen gezielt zu bekämpfen?
2. Gibt es eine Entwicklung zusätzlicher Strategien zum Schutz unserer Kinder und Jugendlichen und wie sieht ein solche Strategie aus?
3. Gibt es eine Planung zu Verbesserung der Attraktivität der Stadt für Jugendliche und junge Erwachsene und wie sieht diese aus?
Stichwort „Prävention“ Stichwort „Prävention“ • Unterscheidung in:
- Primar-- Sekundär-- Tertiär-Prävention
• Zeitgemäß:- Verhaltensorientierte Prävention (u.a. erzieherischer Kinder- u. Jugendschutz) im Zusammenwirken mit
- Verhältnisorientierter Prävention (u.a. ordnungsrechtlicher und gesetzlicher Jugendschutz)
Ausgangslage (1)Ausgangslage (1)
• Jugendschutzbestimmungen werden oft nicht eingehalten.
• „Vorglühen“, „Warm-Saufen“ und „Kampf-Trinken“ sind „in“.
• zunehmende Akzeptanz von Cannabis und Ecstasy.
• Einstiegsalter für Alkohol und Nikotin sinkt.• Anzahl der früher konsumierenden Mädchen steigt.
Ausgangslage (2)Ausgangslage (2)Alkoholverbrauch je Einwohner an reinem Alkohol
"9,9 Liter reiner Alkohol pro Kopf und Jahr, dasist weltweit der sechste Platz", sagte Raphael Gassmann von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS).
Fast jedes dritte Gewaltdelikt in Deutschland wird von Betrunkenen begangen, der Großteil der fremdenfeindlichen Übergriffe sowie 60 Prozent der Widerstandshandlungen gegen die Polizei geschehen unter Alkoholeinfluss.
1995 2000 2006 2007 200811,1 Liter 10,5 Liter 10,1 Liter 9,9 Liter
(-2,2 %)9,9 Liter (0,0 %)
* Veränderung in % gegenüber dem Vorjahr; Quelle: Gärtner, 2010
Ausgangslage (3)Ausgangslage (3)Raucht und trinkt sich die Jugend regelmäßig in die Bewusstlosigkeit? Der neue Drogenbericht der Bundesregierung zeichnet ein widersprüchliches Bild - doch Zahlen aus den Krankenhäusern machen klar, dass viele junge Deutsche ein problematisches Verhältnis zum Alkohol haben.
Wer der Bundesdrogenbeauftragten zuhörte, konnte fast den Eindruck gewinnen, dass die deutsche Jugend in Sachen Trinken und Rauchen auf dem besten Weg zur Vernunft sei. Noch 2001 hätten 28 Prozent der 12- bis 17-Jährigen geraucht, sagte Sabine Bätzing bei der Vorstellung des Drogen- und Suchtberichts 2008. 2008 seien es nur rund 15 %gewesen. "Unser Ziel waren 17 %. Das haben wir damit übererfüllt."
Ausgangslage (4)Ausgangslage (4)Problemgruppen bei Konsumenten:
- Kinder (Einstiegsalter ehemals 14, jetzt 12 Jahre)
- Senioren
- Mädchen
- Binge-Trinker/-innen
Wechselnde Trinkrituale:- z.B. „Kofferraumsaufen“
- aktuellstes Beispiele: Verabredung zu Trinkgelagen via facebook
Saufen unterm Eiffelturm via Facebook
Auf dem Social Network wurde zur Zechtour in die Pariser Innenstadt geladen. Die Polizei befürchtet das Schlimmste.
Die Pariser Polizei warnt vor einem geplanten "Riesenumtrunk" am Gelände des Eiffelturms, zu dem via Facebook geladen wird. Wer zu einer Massenveranstaltung aufrufe, müsse auch für die Sicherheit der Teilnehmer sorgen, erklärte die Hauptstadtpolizei am Donnerstagnachmittag. Eine Versammlung von mehreren tausend Menschen - wie die am Marsfeld geplante Trinkparty - trage "große Gefahren" in sich.
In der Stadt Nantes warnte die Polizei ebenfalls vor einem "Apero Geant"; beim bisher letzten Mal im November hätten sich 50 Menschen bewusstlos getrunken, 38 Teilnehmer seien ins Krankenhaus gebracht worden, etliche Betrunkene seien in die Loire gefallen und hätten gerettet werden müssen.Bisher mehr als 13.000 Zusagen
Bestandsaufnahme der bestehenden Präventions-Maßnahmen:
1) Auf Bundes- und Landesebene2) Auf lokaler Ebene3) Initiative „Frei ab 12?“
Weitere Planung1) Fortführung/ Weiterentwicklung von Maßnahmen2) Strukturierte Gesamtbestandsaufnahme/
begrenzte Sozialraumanalyse
Präventions-MaßnahmenPräventions-Maßnahmen auf Bundesebene, z.B.auf Bundesebene, z.B.
Keine Macht den Drogen
Don´t drink too much – stay gold
Präventions-MaßnahmenPräventions-Maßnahmen auf Bundes- und Landesebene, z.B.auf Bundes- und Landesebene, z.B.
Projekte der BZGA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung)
Die Aktion "NA TOLL!" soll Jugendliche zum Nachdenken über den eigenen Alkoholkonsum anregen. Ein zweiter wichtiger Bestandteil der Aktion sind "Peers".
Projekte der LZG
Be smart – don´t start Disco-Fieber www.mindzone.info
Präventions-MaßnahmenPräventions-Maßnahmen auf lokaler Ebeneauf lokaler Ebene
- Angebote der Psychosozialen Beratungs- und Behandlungsstelle – Suchtberatung – des Diakonischen Werkes Ansbach
- Angebote des Blauen Kreuzes e.V.
- Angebote des Gesundheitsamtes
- Angebote der Kammerspiele (Jugenddisko)
- Angebote der Präventionsstelle der Kriminalpolizeiinspektion
- Angebote des Amts für Familie, Jugend, Senioren & Integration (z.B. - „Saftladen“ in Kooperation mit dem Landkreis Ansbach, - Broschüre Alkholfreie Mixgetränke, - Broschüre „Jugendschutz und Alkohol – für Veranstalter Hrsg.: Kommunale Jugendarbeit in Mittelfranken)
Präventions-MaßnahmenPräventions-Maßnahmen auf lokaler Ebeneauf lokaler Ebene- konzertierte Aktionen -- konzertierte Aktionen -
www.partyzettel.de
Frei ab 12?
Halt-Projekt
Präventions-MaßnahmenPräventions-Maßnahmen auf lokaler Ebeneauf lokaler Ebene Bereich Verhältnisprävention/ ordnungsrechtlicher JugendschutzBereich Verhältnisprävention/ ordnungsrechtlicher Jugendschutz
Vereinbarung gegen den Alkoholmissbrauch durch junge
Menschen
der Gebietskörperschaften:
- Landkreis Ansbach- Stadt Ansbach
- Landkreis Neustadt a.d. Aisch/ Bad Windsheim
Ein AufrufEin Aufrufzu Suchtprävention, zu Suchtprävention, Jugendschutz und Jugendschutz und
Zivilcourage in Stadt und Zivilcourage in Stadt und Landkreis AnsbachLandkreis Ansbach
(Kampagne mit (Kampagne mit zusätzlichen zusätzlichen
Aktionselementen)Aktionselementen)
Träger der Initiative „Frei ab 12?“Träger der Initiative „Frei ab 12?“
Arbeitskreis Prävention in Stadt und Landkreis Ansbach • Amt für Familie, Jugend, Senioren und Integration
der Stadt Ansbach – KOJA –• Eltern-, Jugend- und Familienberatungsstelle• Gesundheitsamt Ansbach• Amt für Jugend und Familie des Landkreises
Ansbach – KOJA –• Kriminalpolizeiinspektion Ansbach - Präventionsstelle• Psychosoziale Beratungsstelle des Diakonischen
Werkes Ansbach
Arbeit mit verschiedenen Arbeit mit verschiedenen ZielgruppenZielgruppen
• Öffentlichkeit: Flyer, Plakate, Zeitungsartikel, „Kontakta“, „Brückencenter-Aktion“, Internetseite
• Eltern, Multiplikatoren: Infoabende, Elternabende an Schulen
• Schüler: Wandkalender für Schulklassen, „Townquake“, 164-seitiger Schülerkalender
• Gastronomie• Vereine und Veranstalter
Unsere wichtigsten BotschaftenUnsere wichtigsten Botschaften• Die zunehmende Gefährdung unserer Jugend
durch Alkohol und Nikotin betrifft uns alle.Wir sind gemeinsam verantwortlich und gefordert zu handeln – nicht nur bei den eigenen Kindern.
• Unsere Kinder brauchen klare Rahmen-bedingungen.
• Wir müssen Mut haben, diese Rahmen-bedingungen festzulegen, zu vertreten und durchzusetzen.
• Wir brauchen Allianzen - alleine geht es nicht!
Politiker/innen
Netzwerk Schule
Arbeitkreis
Prävention
PolizeiGesundheitsamt
Gastronomie-verband
KooperationenKooperationen
Öffentlichkeit
Medien
Vereine
Jugendarbeit
Projekt SchülerkalenderProjekt Schülerkalender
• 164 Seiten mit Beiträgen zu Jugendschutz & Suchtprävention, Sexualität & AIDS, Jugendkultur & Veranstaltungen und verschiedenes mehr
• Mittlerweile 3. Auflage (Schuljahr 2010/ 2011)
• Kostenlose Bestellung für Schulklassen über das Gesundheitsamt
Die Entwicklung von HaLTgefördert von BMG (Bundesministerium für Gesundheit)
und den beteiligten Ländern
• Pilotprojekt Villa Schöpflin 2003/ 2004
• Bundesmodellprojekt 11 Institutionen in 9 Bundesländern ab 2005
• Bundestransfer 2007 – 2009 Breite Umsetzung in Bayern, Baden–
Württemberg, Niedersachsen, Sachsen–Anhalt, Hamburg u. Berlin
10-20-Jährige: akute Alkoholintoxikation in KlinikenStatistisches Bundesamt 2007
9500
19400 1950023000
0
5000
10000
15000
20000
25000
2000 2005 2007 2008
Anzahl Jugendliche
Motive
• exzessives Trinken als Zeitvertreib
• Wetten und Trinkspiele
• Trinken, um Probleme zu verdrängen
• Naivität und Unwissenheit beim Umgang mit Alkohol
Prognos 2007
• Jugendliche mit schwerer Alkoholintoxikation im Krankenhaus systematisch zu erreichen,
• bei den Betroffenen Reflexion und Risikokompetenz zu fördern (Einzelberatung, Gruppenangebot) sowie bei Bedarf weitergehende Hilfen einzuleiten,
• kommunale Konzepte zur Reduzierung alkoholbedingter Schädigungen zu implementieren bzw. auszubauen,
• Erkenntnisse über die Häufigkeit und die Begleitumstände exzessiven Trinkens zu gewinnen.
Welche Ziele verfolgt HaLT?
Das HaLT-Konzept
auf individueller Ebene
Zielgruppe v.a. Jugendliche• Gruppen-/Einzelangebote für
Jugendliche nach schwerer Intoxikation, Elternberatung
• Ziele: Reflexion - Risikokompetenz - Bei Bedarf Vermittlung in umfassendere Angebote
auf kommunaler Ebene
Zielgruppe v.a. Erwachsene• Verantwortung und Vorbild der
Erwachsenen im Umgang mit Alkohol
• Konsequente Umsetzung der bestehenden gesetzlichen Möglichkeiten (z.B. JuschG)
• Kommunale Alkoholpolitik und Steuerung, Öffentlichkeitsarbeit (Imagewandel Alkohol, Sensibilisierung)
HaLT
Reaktiver Baustein Proaktiver Baustein
Jugendlicher trifft
in Krankenhaus ein
Benachrichtigung eines HALT
Mitarbeiters in Bereitschaft
Brückengespräch in der Klinik vor der
Entlassung
Elterngespräch
Einzelgespräch
Weitervermittlung
ja
ja
Weitere Intervention?
Alkoholintoxikation oderalkoholbedingte Schäden?
Gruppenangebot
Weitere Hilfen notwendig?
Fazit aus Erfahrungen mit HaLT-reaktiv (Prognos, Präventionstheorie und –Praxis) – 4 Thesen
• These 1: Jugendliche mit riskantem Alkoholkonsum zählen zu einer Risikogruppe. Es ist schwierig, diese Jugendlichen zu erreichen (Banalisierung von Alkoholkonsum, Legalität, Scham), weshalb es systematischer Zugangswege bedarf.
• These 2: Die Mehrzahl dieser Jugendlicher schadet sich durch ihr Risikoverhalten massiv, ist jedoch nicht suchtgefährdet; sozialpädagogische Intervention geeignet; „Sucht“-Beratung und –Therapie gehen bei der Mehrzahl am Kern der Problematik vorbei.
• These 3: Risikokompetenz ist ein geeignetes und realistisches Ziel einer Kurzintervention, um zukünftig riskanten Alkoholkonsum einzudämmen.
• These 4: Mit HaLT gelingt gleichzeitig die frühe Einbindung von eventuell suchtgefährdeten Jugendlichen in das Hilfesystem. Dies stellt eine große Chance dar.
Umsetzung des Haltprojektesin Stadt und Landkreis Ansbach: reaktiver Teil
Kooperationsparter• Bezirksjugendwerk der AWO Ober- und Mittelfranken• Krisendienst Mittelfranken
Zeitlicher Ablauf:Anfang 2008 - Treffen mit Interessierten des Projektes
(Gesundheitsämter aus: Ansbach, Fürth, Neustadt/Aisch, Roth; Suchtberatung des Diakonischen Werkes Gunzenhausen/Weißenburg) und Kooperationspartner
Ende 2008 - Antrag der FördermittelAnfang 2009 - Genehmigung der Fördermittel
- Kontaktaufnahme mit den Krankenhäusern- Schulung der Mitarbeiter des Krisendienstes für das Brückengespräch
Entwicklung in Ansbach Aktuelle Mitteilung der Projektleiterin Frau Gerda Blümlein:
Für die Intensivstation haben wir es durch ein Gespräch mit der Oberärztin Frau Dr. Mundt erreichen können, dass es seit Ende April 2010 nun einen Konsiliarvertrag gibt. Das heißt, dass das Brückengespräch Teil der Behandlung für eingelieferte Kinder und Jugendliche ist. Bei dem Gespräch mit Frau Dr. Mundt haben wir erfahren, dass auch gerade betrunkene Kinder auf die Kinderstation in Ansbach eingeliefert werden. Diese wird sich jetzt auch an dem Haltprojekt beteiligen (...) Wir hoffen mit diesen Schritten, dass wir jetzt auch die Strukturen geschaffen haben, um möglichst viele Kinder und Jugendliche im Klinikum Ansbach erreichen zu können.
HaLT – proaktiv in Stadt und Landkreis
Ansbach seit 2005 umgesetzt durch den
Arbeitskreis „Prävention“ mit der
Aktion „Frei ab 12?“
Frage 3Frage 3
Gibt es eine Planung zu Verbesserung der Attraktivität der Stadt für Jugendliche
und junge Erwachsene und wie sieht diese aus?
-> Differenzierte -> Differenzierte SozialraumanalyseSozialraumanalyse
Angebot des Instituts „Inwersa“:Kosten ca. 12.100,- €
bei einer Stichprobengroße von 750unter Einbeziehung der
Suchtmittelthematik
Für weitere Informationen:Für weitere Informationen:
www.bzga.dewww.bzga.dewww.suchtmittel.dewww.suchtmittel.dewww.frei-ab-12.infowww.frei-ab-12.info
Stadt Ansbach
Amt für Familie, Jugend, Senioren und Integration
Telefon (0981) 51-273