A piece of (pen) history
Special manufacture products 1924 to 1928
Photographed and recorded by Michael Gutberlet with the assistance of Wolfgang Klein
Ein Stück Geschichte aus der (Schreibgeräte-) Industrie
Sonderanfertigungen 1924 bis 1928
Fotografiert und dokumentiert von Michael Gutberlet mit Unterstützung von Wolfgang Klein
KAWECO
Einblicke
Die Schreibgeräteindustrie war 1924 in der Blüte ihrer Aktivitäten angekommen. Die KAWECO AG allerdings ist zu dieser Zeit bereits starkem Wettbewerb ausgesetzt und kämpft um die Marktposition. Die erste große Wirtschaftskrise stand kurz bevor und der finanzielle Spielraum wurde enger.
Die ProjektideeSammler kennen meist Produkte, Kataloge, Veröffentlichungen und Anzeigen, die ein Unternehmen unter eigenem Label oder über Nebenmarken verkauft hat. Über diese Unterlagen lassen sich ganze Produktzyklen und Programme nachvollziehen. Also ALLES, was beworben und direkt unter eigenem Namen der Firma vermarktet wurde, lässt sich herausarbeiten und ist weitgehend bekannt.
Was ist aber mit den Sonderanfertigungen für andere Schreibgerätefirmen bzw. Spezialaufträgen für andere Branchen oder Märkte?
Darüber wissen wir in der Regel wenig …
Insights
By 1924, the pen industry had reached its heyday. However, KAWECO AG already faced strong competition at that time and had to fight for its market position. The Great Depression was imminent, and the company’s financial scope became increasingly reduced.
The idea behind the projectCollectors are usually aware of the products which a company has sold under its own or under secondary labels, and of the respective catalogues, publications and advertisements. Entire product cycles and ranges can be traced with the help of these materials; i.e. EVERYTHING that was advertised and marketed directly under the company’s own name is in some way docu mented and is generally known about.
However, what about the special manu factures for other pen companies or the special editions for other industries or markets?
We usually know very little about these …
The respective records, which also exist for the products manufactured by Kaweco AG between 1924 and 1928, a fact that probably also applies to any other industrial company, usually disappear in the archive and are frequently discarded after a certain period of time.
The reasons for this are not only storage issues but also a lack of apprecia tion when it comes to the unique character of such records, the company ownership might also have changed, or there may have been different partners. On such occasions, companies usually had – and still have – a good cleanup.
That is why I found it so remarkable when I heard of the existence of an old (pre1929) Kaweco company “construction book”. I can’t say whether this was normal in the 1920s, but the production manager noted down each special order in this book, together with all of the respective calculations and a sketch of the construction or design. Although I have to admit I didn’t really know what to expect when Ms Liselotte Grube, the last owner of the Kaweco company before 1980, told me about the book and also described it to me.
Diese Aufzeichnungen, die es auch aus der Produktion der Kaweco AG aus den Jahren 1924 bis 1928 gab, so wie sicherlich in jedem Industriebetrieb, verschwinden in der Regel im Archiv und oft nach einer bestimmten Zeit in der Mülltonne.
Gründe dafür sind neben Lagerproblemen auch die fehlende Wertschätzung hinsichtlich der Qualität solcher Aufzeichnungen oder auch Inhaber und Gesellschafterwechsel. Bei solchen Gelegenheiten wurde und wird immer aufgeräumt – oder aber vernichtet.
Deshalb fand ich es bemerkenswert, als ich das erste Mal von einem existierenden „Kons truktionsbuch“ der alten Firma Kaweco (vor 1929) gehört hatte. Ob das für die 20er Jahre üblich war, kann ich nicht beurteilen. Der Meister der Produktion hat jeden Auftrag erfasst, kalkuliert und eine Konstruktions oder Entwurfsskizze angefertigt. Allerdings konnte ich mir nichts Genaues darunter vorstellen, als Frau Liselotte Grube, letzte Inhaberin der Firma Kaweco vor 1980, von dem Buch erzählte und es auch beschrieb.
Begeisternde Einblicke
Das Versteckte, das Interessante zeigte sich erst später. Es brauchte Zeit, es musste Seite für Seite und Produkt für Produkt “erlesen” werden. Wer aus der Branche kommt oder Sammler ist, oder wer sich auch nur mit Industriegeschichte beschäftigt, wird hier seine Freude haben.
In den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts war die Spritzgusstechnik noch nicht erfunden. Hartgummi und Zelluloid waren die wichtigsten Materialien für Füllhalter und Drehbleistifte. Dabei wurde noch spanabhebend auf Drechselmaschinen und Drehbänken gearbeitet. Diese waren zwar schon längst elektrisch, wurden aber in dieser Zeit über Lederbänder und Lederriemen angetrieben. Die Füllhalterindustrie war qualitativ und quantitativ im Drechselhandwerk sehr weit. Deshalb nutzten auch andere Industrien und Branchen die Schreibgeräteindustrie als Zulieferanten.
Sie finden in dem Buch nicht nur Produkte für Eberhard und Johann Faber oder Staedtler. Es gab auch intensive Kontakte nach Pforzheim zur Edelmetallverarbeitung. Es wurden Füllhalter und Bleistifttechnik geliefert und im Gegenzug erhielt man Silberbleistifte und Hülsen.
Fascinating insights
The hidden, the interesting aspects were not revealed until later. It took time; I had to read and “interpret” every single page and product. Everyone who works in the industry or is a collector, or even just someone who is interested in our industrial heritage will enjoy this book.
The injection moulding process had not been invented in the 1920s. Hard rubber and celluloid were the most important materials used in fountain pen and mechanical pencil production. They were still cut using metal turning machines and lathes. Granted, these had long since been motorised, but leather belts or straps were still used to drive them. The art of metal turning was comparatively advanced in the fountain pen industry, both in terms of quality and quantity. That is why other industries and industry sectors also used pen manufacturing companies as suppliers.
The book not only features products manufactured for Eberhard and Johann Faber or Staedtler; the company also had close links to the precious metal processing industry in Pforzheim. It supplied mechanical parts for fountain pens and pencils.