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Killing TimeChapter I & II
Dokumentation
„Denkt ans fünfte Gebot: schlagt eure Zeit nicht tot!“Erich Kästner (1899-1974). In: Kurz und Bundig. Epigramme. 1950
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Killing TimeChapter I: War
ca. 60 Schutzen und 400 Schuss,8 x 8 Uhrwerke auf 180 x 180 cm Holzfaserplatte
Dokumentation eines InteraktionskunstwerkprozessesIdee und Durchfuhrung: Stephan A. Schmidt
Am 8. Oktober 2011, während der Kunstnacht Kempten, waren die Besucher der artig‘11 in der Markthalle aufgefordert, Zeit effektiver totzuschlagen – sprich totzuschießen.
Nachdem sie mit einem sogenannten Gas-druckmarkierer bis zu funf Schuss Paint-balls, also mit Lebensmittelfarbe gefullte Gelatinekugeln, auf 64 Uhrwerke abgegeben hatten, konnten sie sich in ein Kondolenz-buch eintragen.
Aus dem Endprodukt dieser in sich geschlos-senen Kunstaktion mit seinen zer- und ab-geschossenen Uhrzeigern entstand 2012 das Werk Killing Time - Chapter II: After War.
Die „uberlebenden“ Uhren bilden ein ticken-des Orchester, die biologisch abbaubare Le-bensmittelfarbe der zerborstenen Paintballs unter dem weißen Lack ist bis heute nicht getrocknet.
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ZahlenZeit: 8.10.2011, 20:30 bis 0:30 Uhr•Ort: Kunst- & Kulturfestival artig‘11 in der Markthalle Kempten•Teilnehmer: ca. 60 Besucher der Kunstnacht Kempten•Material: - 64 Quartz-Uhrwerke (55 x 55 mm) mit AA-Batterie • - 180 x 180 cm Holzfaserplatte 4 mm auf 28 mm verstrebtem Holzrahmen - ca. 400 Paintballs / Gelatinekugeln Kaliber 17,3 mm, gefullt mit Lebensmittelfarbe - halbautomatischer Markierer mit Hochdruck-Pressluftf lasche
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Einträge der Schutzen in das ausliegende Kondolenzbuch
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Ihr habt die Uhren, wir haben die Zeit.“gegenuber Europäern geäußertes Sprichwort aus dem Orient und Afrika
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Schlaf 441.504.00 SekundenArbeit 441.504.00 “Nahrung 110.376.000 “Mutter 55.188.00 “Wellensittich 13.797.000 “Einkauf usw. 55.188.000 “Freunde, Singen usw. 165.564.000 “Geheimnis 27.594.000 “Fenster 13.797.000 “zusammen: = 1.324.512.000 Sekunden
„Diese Summe“, sagte der graue Herr und tippte mit dem Stift mehrmals so hart gegen den Spiegel, daß es wie Revolverschüsse klang, „diese Summe ist also die Zeit, die Sie bis jetzt bereits verloren haben.“
„Aber jetzt wollen wir einmal sehen, was Ihnen von Ihren zweiundvierzig Jahren eigentlich geblieben ist. Ein Jahr, das sind einunddreißigmillionen-fünfhundertsechsunddreißigtausend Sekunden. Und das mal zweiundvier-zig genommen...“Er schrieb die Zahl unter die Summe der verlorenen Zeit: 1.324.512.000 Sekunden - 1.324.512.000 “ = 0.000.000.000 Sekunden
„Das“, dachte er zerschmettert, „ist also die Bilanz meines ganzen bisheri-gen Lebens.“
„Hätten Sie beispielsweise“, klang die aschfarbene Stimme des Agenten der Zeit-Spar-Kasse an seinem Ohr, „schon vor zwanzig Jahren angefangen, täglich nur eine einzige Stunde einzusparen, dann besäßen Sie jetzt ein Guthaben von sechsundzwanzigmillionenzweihundertundachzigtausend Sekunden.“
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Auszuge aus: Michael Ende (1929 - 1995): Momo oder Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Men-schen die verlorene Zeit zuruckbrachte. 1973
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Endstand nach dem „Zeitschießen“ und einem halben Jahr Trocknung
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Killing TimeChapter II: After War
Stephan A. Schmidt, 2012
weiterverarbeitete Interaktionskunst. Uhrwerke auf Holzfaser-platte, ca. 60 Schutzen und 400 Schuss Paintballs, Acryllack, Firnis
185 x 185 (inkl. Rahmen)
Preis: pro eindeutiger Sekunde 1 Euro
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Tausend Dankall denen, die an die Durchfuhrbarkeit dieses Projektes geglaubt, mit mir das Waffengesetz analysiert und mich vielfältig unterstutzt haben auf dem Weg von der Idee bis zur Fertig-stellung des nun daraus erwachsenen Werkes Killing Time - Chapter II: After War
Stephan A. SchmidtKempten im August 2012
© 2012. Fotos: Katja Egli, Stephan A. Schmidt
Diese Dokumentation ist derzeit nur in der vorliegen-den Form als Einzeldruck fur 60 Euro erhältlich und kann gerne nachbestellt werden.
Kontakt: [email protected]/StephanASchmidt
To be continued...38
Wenn wir das Gebäude gefunden haben, dann gehen wir hinein. Jeder von uns hat in beiden Händen eine Pistole. ‚Gebt auf der Stelle alle gestohlene Zeit heraus!’ sage ich...“aus: Momo oder Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen die verlorene Zeit zuruckbrachte. Michael Ende
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