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© Oliver W. Schwarzmann - www.oliver-schwarzmann.de
Kopenhagen: Was nun, Darwin?Der Mensch im Klimawandel
Laut dem bri�schen Naturforscher und Begründer der Evolu�onstheorie, Charles Darwin, entwickelt sich
Leben auf Basis der herrschenden Rahmenbedingungen eines Lebensraumes und des sich darin abspie-
lenden Kampfes um seine Ressourcen. War die Entwicklung des Lebens in den letzten knapp 3,8 Milliar-
den Jahren auf die geheimnisvollen, willkürlichen, zufälligen, selek�ven und nicht zuletzt krea�ven Krä�e
der Natur angewiesen, ist dies seit der Massenindustrialisierung des Planeten durch den Menschen nicht
mehr so. Lärm, Gestank, Müll und ein expansives Bevölkerungswachstum sind neue Faktoren, die die
Rahmenbedingungen der Lebensräume nicht nur beeinflussen, sondern nunmehr dabei sind, sie radikal
zu verändern. Der massive Abbau natürlicher Ressourcen und ihre ungleiche ökonomische Verteilung
sind zwei weitere Ursachen für die zu beobachtenden, nega�ven Veränderungen auf unserem Globus.
Alle Einflüsse zusammen ergeben nach Darwins Evolu�onsformel eine konsequente Schlussfolgerung:
Die sich für den Menschen verschlechternden Lebensbedingungen und ein wachsender Kampf um im-
mer geringer werdende Ressourcen müssen zwangsläufig in ein Massensterben führen oder Menschen-
typen hervorbringen, die fähig sind, in einer verseuchten Atmosphäre zwischen Unkraut und Ungeziefer
gedeihen können. Die Frage ist, ob es der Evolu�on in rela�v kurzer Zeit gelingt, einen solchen Homo
futuris zu erschaffen. Und wenn ja, schließt sich die zweite Frage an: Wollen wir in solchen Bedingungen
überhaupt leben?
Diese Fragen sind extrem ungemütlich und werden, so das Resümee von Kopenhagen, verharmlost, ver-
kannt und verschoben. Es scheint, wir müssten unsere Zukun� woanders suchen.
Nun, es gibt ja noch einen Hoffnungsschimmer (abgesehen von der fantas�schen Meinung einiger Ster-
nenforscher, wir könnten in Kürze andere, der Erde vergleichbar lebensfreundliche Planeten irgendwo
in einem Nebenuniversum um die Ecke besiedeln): der technologische Fortschri�. Gewiss: Die größten
Errungenscha�en in Wissenscha� und Technologie entstehen in den ebenso seltenen wie wunderbaren
Momenten, in denen die menschliche Vorstellungskra� die Krea�vität der Natur zu umfassen versteht.
Und hierfür exis�eren durchaus Anzeichen, es gibt gar einen Trend zur Biologisierung der Technik, wie
etwa der Boom der Bionik eindrucksvoll belegt. Dazu gesellen sich eine Por�on Umweltschutz und ein
kleiner, aber medienwirksamer Hype der erneuerbaren Energien. Doch demgegenüber steht der berech-
�gte Wunsch Chinas, Indiens und von allen Schwellenländern den gleichen industriellen Aufschwung und
damit verbundenen persönlichen Wohlstand zu erleben, wie es den westlichen Industrieländern in den
letzten einhundert Jahren vergönnt war. Doch wir alle wissen: Tri� diese Entwicklung ein, ist es um den
Planeten geschehen. Oder es müsste umweltneutrale Kra�werke, Fabriken, Automobile und Konsum-
produkte geben. Gewiss, solche Errungenscha�en könnte der technologische Fortschri� möglicherweise
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hervorbringen, doch ist die vom Menschen ausgehende Evolu�onskra� tatsächlich so stark – und vor
allem: so schnell, wie es nö�g wäre, solche Einrichtungen und Produkte zu entwickeln? Und: Ließe der
industrielle Egoismus eine ökonomisch ausgeglichene Verteilung dieser Potenziale zu?
Eines ist sicher: So weitergehen wie bisher, wird es nicht – was ebenfalls eine zentrale Aussage von
Darwins Evolu�onsgedanken darstellt. Nichts bleibt wie es ist. Und ebenso sicher ist, dass wir der selbst
verursachten Verschlechterung unserer Evolu�onsbedingungen nicht länger mit besorgter Mimik, aber
handlungsloser Ges�k begegnen können. Wohin das führt, dazu gibt die Evolu�on ihre Antwort: Wäh-
rend über eine Milliarde Menschen hungern, werden die reichen Länder von Finanzkrisen heimgesucht.
Nun, je schlechter die Vorzeichen stehen, desto besser muss das Ergebnis werden – diese Maxime müs-
sen wir umsetzen, schon alleine deswegen, weil wir die Vorzeichen nicht mehr ändern können. Aber das
Resultat ist (noch) offen; um es posi�v zu gestalten, benö�gen wir die Kra�, die uns mit dem zentralen
Element der natürlichen Evolu�on eint – die Krea�vität. Und damit ist die gleiche lebensfördernde Inno-
va�onskra� gemeint, mit der es der Natur bisher gelang, trotz Katastrophen Schönheit und Artenvielfalt
hervorzubringen. Wenn wir schon in die Evolu�on eingreifen wollen, muss uns eines klar werden: Die
Zukun� ist nicht mit Geld zu kaufen, sondern sie ist mit neuem Leben zu füllen.
Doch - sind wir Menschen in unserer eigenen Entwicklung schon soweit gerei�, diese Erkenntnis ernst-
ha� anzunehmen?
Eigentlich schon.
Obwohl …
… wir können noch nicht erklären, wie Leben auf einem Planeten überhaupt entsteht. Wie es
auszulöschen ist, wissen wir allerdings längst.
Das macht mich nachdenklich.
Was hä�e wohl Darwin dazu gesagt?