Download - Kulturexpress 17 2014
Je Woche 10. Jahrgang ISSN 1862 - 1996
Kulturexpress unabhängiges Magazin
Ausgabe 17
20. – 27. April 2014
Zeitschrift für Kunst, Kultur, Philosophie, Wissenschaft und Wirtschaft Kulturexpress verpflichtet sich unabhängig über wirtschaftliche, politische und kulturelle
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Kulturexpress in gedruckter Form
erscheint wöchentlich
ISSN 1862-1996
Finanzamt IV Frankfurt a/M
St-Nr.: 148404880
USt-idNr.: DE249774430
E-Mail: [email protected]
Inhalt
Gesetz und Gewalt im Kino - Pathologien des Ausnahme-Rechts
Weiter... vom 26. April 2014
DAX-Konzerne wachsen im Ausland
Mathematikum Gießen bis 11. Mai 2014 - Ecken und Kanten - europäisch
Betriebs- und Regenwassernutzung verstärkt zur Energieeinsparung
und Reduzierung von CO2 Emissionen nutzen
Kunstklinik Martini 44
100 Räume für ein Wochenende in Hamburg
HUGO KOBLET - PÉDALEUR DE CHARME (CH 2014)
One Filmverleih Spieldauer: 96 Min. Kinostart: 17. Juli 2014
Aufstieg und Fall von Hugo Koblet, dem James Dean des Schweizer Radsports.
Der Schweizer Radrennfahrer Hugo Koblet gewinnt 1950 völlig unerwartet als erster Ausländer den Giro d’Italia. Der Bäckersohn aus dem Zürcher Kreis “Cheib“ wird schlagartig weltberühmt. Die Frauen liegen dem schönen und weltgewandten Koblet zu Füssen, die Radsportwelt bewundert ihn für seinen eleganten Fahrstil und die Presse reibt sich ob seiner zahlreichen Eskapaden die Hände. Nach dem Sieg der Tour de France ein Jahr später nimmt sein Höhenflug ein vorschnelles Ende – er ruiniert sich mit Dopingmissbrauch die Gesundheit. Zwar geniesst Koblet bis zum Ende seiner sportlichen Karriere noch einige glanzvolle Jahre an Sechstagerennen und etabliert sich durch seine Heirat mit dem Mannequin Sonja Bühl auch
auf gesellschaftlichem Parkett. Als der notorisch grosszügige Frauenheld jedoch bald darauf vor dem Ruin und der Scheidung steht, rast er mit seinem Sportwagen in einen Baum. Ob es sich dabei um einen Selbstmord oder einen Unfall handelt, ist bis heute ungeklärt. Regisseur Daniel von Aarburg erzählt das legendenumrankte Leben des “Pédaleur de Charme“ mit Originalaufnahmen aus den Nachkriegsjahren, nachgestellten Schlüsselszenen und Interviews mit Zeitzeugen wie Koblets grossem Kontrahenten Ferdy Kübler.
Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 17 - 2014
Gesetz und Gewalt im Kino - Pathologien des Ausnahme-RechtsMeldung: Goethe-Uni Frankfurt a/M, den 16. April 2014
Was haben Kinofilme mit der Herausbildung normativer Ordnungen zu tun? Eine ganze
Menge – zumindest manche, darunter Western, Krimis und Kriegsfilme. In rund 90 Minuten
sieht man, wie Vorstellungen von Recht und Unrecht tradiert, etabliert oder erschüttert
werden. In „Echtzeit“ kann das schon ein paar hundert Jahre oder länger dauern. Auch
deshalb schauen sich Wissenschaftler des Frankfurter Exzellenzclusters „Die Herausbildung
normativer Ordnungen“ bewegte Bilder ganz genau an.
Die erfolgreiche „Kinoreihe“ des Clusters findet in diesem Sommersemester unter dem Titel
„Gesetz und Gewalt im Kino“ ihre Fortsetzung. Und damit man auch sieht, wovon die Rede
ist, werden die jeweiligen Filme im Rahmen der Vorlesungsabende auch gezeigt – an fünf
Terminen im Frankfurter Museum für Moderne Kunst.
Die interessierte Öffentlichkeit ist bei freiem Eintritt herzlich willkommen. In diesem
Sommersemester gehören die wissenschaftlichen Filmbetrachtungen zum
Jubiläumsprogramm „100 Jahre Goethe-Universität“. Fachlich organisiert werden sie zum
einen von Angela Keppler, Professorin für Medien- und Kommunikationswissenschaft an der
Universität Mannheim und assoziiertes Mitglied des Frankfurter Forschungsverbundes. Die
Federführung auf Seiten des Clusters hat zum anderen Martin Seel, Philosophieprofessor
an der Goethe-Universität mit einem Schwerpunkt auf Ästhetik und Theorie der Künste.
Kooperationspartner ist das Kulturamt der Stadt Frankfurt.
Auch in diesem Semester lädt der Cluster renommierte Gäste hinzu, ihre Sicht auf
ausgewählte Filme darzulegen. Vortragende sind neben Angela Keppler (27. Juni) und
Martin Seel (9. Mai) auch Klaus Günther, Rechtswissenschaftler und Co-Sprecher des
Clusters (23. Mai), sowie – zum Abschluss der Reihe am 16. Juli und gleichsam als „Special
Guest“ – James Conant, Philosophieprofessor an der University of Chicago.
Die Veranstaltungen haben folgenden Ablauf: Zunächst steht der Fachvortrag auf dem
Programm, dann folgt der Film im Original mit Untertiteln, abschließend besteht die
Möglichkeit zur Diskussion.
Eine spezifische Beschäftigung mit dem Film und seiner Erzählstruktur gehört – unter
Leitung und maßgeblicher Beteiligung Martin Seels – schon von Anfang an zu den
Forschungsinhalten des Clusters. Untersucht wird dabei vor allem auch die Darstellung von
Gewalt, die ein traditionelles Leitmotiv des Kinos ist. Die Frage nach dem Recht der Gewalt
und der Gewalt des Rechts bildet seit jeher einen wichtigen Strang in den Erzählungen des
Kinos. Viele Spielfilme, die von Akten, Ereignissen und Zuständen offener oder latenter
Gewalt erzählen, stellen durch die Art ihrer Erzählung die Frage nach der Legitimität der
sozialen Ordnungen, in denen Gewalt entsteht und vergeht. In der Interpretation
exemplarischer Spielfilme wird die Vorlesungsreihe erkunden, wie die Verzahnung von
Recht, Gesetz und Gewalt im Kino dramatisiert wird. Das Kino erzählt sowohl von der
Genese normativer Ordnungen aus Erfahrungen von Gewalt und Unrecht als auch von den
unterschiedlichen Formen der Gewalt, die mit der Einsetzung und Durchsetzung dieser
Ordnungen verbunden sind.
Der Exzellenzcluster bietet eine Vorlesungsreihe mit diesem Themenschwerpunkt bereits
zum dritten Mal an. Bisher fanden die Reihen an der Goethe-Universität selbst statt. Der
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PricewaterhouseCoopers
DAX-Konzerne wachsen im Ausland
Gesamtumsatz der DAX-Industrieunternehmen ist seit 2008 um ein Viertel
gestiegen. Fast 80 Prozent der Erlöse werden im Ausland erwirtschaftet.
Volkswagen hält Auslands-UmsatzrekordMeldung: PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, in Frankfurt a/M, den 16. April 2014
Die großen deutschen Industrieunternehmen sind seit 2008 dank des guten Absatzes im
Ausland stark gewachsen: Der Gesamtumsatz der DAX-30-Unternehmen – ohne
Berücksichtigung der Finanzdienstleistungsbranche – legte zwischen 2008 und 2013 um 24
Prozent auf 1.116 Milliarden Euro zu (901 Milliarden im Jahr 2008). Dabei stiegen die im
Ausland erzielten Erlöse um 33 Prozent auf 855 Milliarden Euro, während der Umsatz in
Deutschland mit 261 Milliarden Euro lediglich um eine Milliarde über dem Wert von 2008
lag, wie aus einer Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC hervor
geht.
„Es ist beeindruckend, wie erfolgreich die deutschen Unternehmen die schweren Krisen der
letzten Jahre nicht nur überstanden haben, sondern meist sogar gestärkt aus ihnen
hervorgegangen sind. Ohne Auslandsgeschäft wäre das so nicht möglich gewesen“,
kommentiert PwC-Vorstandsmitglied Petra Justenhoven. Erwirtschafteten die analysierten
Unternehmen im Jahr 2008 noch 71 Prozent ihrer Umsätze im Ausland, waren es 2013
bereits 77 Prozent.
Automobilhersteller führen die Rangliste an
Das DAX-Industrieunternehmen mit dem höchsten Umsatz war 2013 Volkswagen mit 197
Milliarden Euro – im Vergleich zu 2008 stiegen die Erlöse um 73 Prozent. Auch im Ranking
der Unternehmen mit dem höchsten Auslandsumsatz liegt Volkswagen mit 159 Milliarden
Euro auf Platz eins (nach 86 Milliarden Euro im Jahr 2008 ein Zuwachs von 85 Prozent).
Mit Volkswagen, Daimler und BMW finden sich drei Automobilhersteller unter den fünf
umsatzstärksten DAX-Industrieunternehmen im Jahr 2013.
Den höchsten relativen Auslandsumsatzanteil hält Fresenius Medical Care mit einer
Auslandsumsatzquote von 97 Prozent. Insgesamt gab es im Jahr 2013 fünf DAX
Unternehmen, die mehr als 90 Prozent ihrer Umsatzerlöse außerhalb der heimischen
Grenzen erzielten.
Internationale Strategie ist entscheidend für weiteres Wachstum
Die absolute Höhe der von den Unternehmen in Deutschland erzielten Umsätze ist nach
wie vor beeindruckend. „Das erreichte wirtschaftliche Niveau in Kombination mit der
hiesigen demografischen Struktur bedeutet aber auch, dass der heimische Markt nur
langsam wächst“, betont Justenhoven. Demgegenüber bieten die Schwellenländer auch
dank der aufstrebenden Mittelschicht mit ihren gehobenen Konsumbedürfnissen ein
enormes Wachstumspotenzial. Zudem entstehen neue geografische Wachstumszentren,
insbesondere in Afrika. „Will ein Unternehmen wachsen, muss es im Ausland mit
funktionierenden Geschäftsmodellen vertreten sein. Eine internationale Strategie ist für
deutsche Großunternehmen also nicht etwa Luxus. Sie ist ein wesentlicher Faktor für
erfolgreiches Wachstum“, fasst Justenhoven zusammen.
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Kulturexpress ISSN 1862-1996 vom 26. April 2014
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aktuelle Veranstaltungsort, das im Herzen Frankfurts gelegene Museum für Moderne Kunst,
ist mit Bedacht gewählt: Das Forschungsnetzwerk wendet sich damit direkt an die
Frankfurter Stadtgesellschaft und kommt einem seiner Anliegen nach, Impulse aus der
Universität in den öffentlichen Raum zu tragen, um an der Schnittstelle zwischen
Wissenschaft und Öffentlichkeit in einen lebendigen Dialog zu treten.
Die Vortragsabende mit Filmvorführung im Museum für Moderne Kunst (Domstr. 10, 60311
Frankfurt) beginnen jeweils um 19.00 Uhr. – Das Programm im Überblick:
Freitag, 25.4.2014, Verena Lueken (Frankfurt/M.):
"Babes Behind Bars – Gesetz und Gewalt im Frauengefängnisfilm"
über Caged (John Cromwell, USA 1950)
Freitag, 9.5.2014, Martin Seel (Frankfurt/M.):
„Anonyme Ansichten verdeckter Gewalt“
über Caché (Michael Haneke, Frankreich et. al. 2005)
Freitag, 23.5.2014, Klaus Günther (Frankfurt/M.):
„Die Pathologien des Ausnahme-Rechts“
über Zero Dark Thirty (Kathryn Bigelow, USA 2012)
Freitag, 27.6.2014, Angela Keppler (Mannheim):
„Eine Travestie der Gewaltverhältnisse innerhalb und außerhalb des Kinos“
über Viva Maria! (Louis Malle, Frankreich-Italien 1965)
Mittwoch, 16.7.2014, James Conant (Chicago):
"Die Unsichtbarkeit einer perfekten Regie"
über Psycho (Alfred Hitchcock, USA 1960)
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Mathematikum Gießen bis 11. Mai 2014
Ecken und Kanten - europäisch 4 Künstler 150 mathematische Überraschungen Foto: © Kulturexpress
Aus Edelstahlblech „gestrahlte“ Würfel, aus Papier und
Kunststoff gefaltete Sterne oder 3D-gedruckte und
feingliedrig ausgestanzte Pyramiden haben eine
eigenartige Wirkung auf den Betrachter. Die
Faszination ist unbeschreiblich. Von mehreren Seiten
sind die Einzelstücke begehbar, immer wieder
entstehen neue Einsichten, einmal von vorne, von der
Seite wie von hinten und von oben. Vielleicht wäre die Wirkung noch deutlicher, wenn in der
Ausstellung an passender Stelle Spiegel angebracht wären, um die Brechung der Objekte
zu erzeugen oder diese durch ihr Abbild zu vervielfältigen. Zu viel der Serialität führt jedoch
zur Überforderung beim Betrachter. Hier fühlt sich das Mathematikum seinem jungen
Publikum verpflichtet, das lernbedürftig ist. Denn schnell werden Formen unbegreifbar
schwierig, entgleiten dem Erkenntnisgrad des jungen Bewußtseins und werden dadurch
unerreichbar für die Kognition.
Solche Objekte üben dann oftmals eine magische Kraft aus. Grund dafür ist die
innewohnende strenge Symmetrie. An sich perfekt geschlossene Systeme die in der Natur
nicht ohne weiteres vorkommen, sondern auf menschlicher Ideenvielfalt beruhen. Solche
Formen finden sich vielleicht in mikroskopisch kleinen Strukturen wieder, wo sie in
kristalliner Form wie Bausteine einer molekularen Verbindung herausgebildet sind. Ähnliche
Formen finden sich immer wieder auch in der Vielfalt von Weihnachtsschmuck. Andere
könnten Blütenformen aus der Natur sein. Ein Garten Eden symmetrischer Formen der sich
vor den Augen des Betrachters offenbart. Wandtafeln mit Leonardo da Vincis erhöhten
Polyedern finden sich an den Außenwänden zwischen den Fenstern im Ausstellungsraum.
Ebenso wird Bezug auf M. C. Eschers Metamorphosen genommen, die aus einem Quadrat
entwickelt unterschiedliche sogar organische Formen annehmen können. Begleitung
minimalistischer Musik von Mike Oldfield oder Werken der Minimal Music von Phil Glass,
Steve Reich oder John Cage ließen dieser Wirkung, einer ins hypnotische oder ins
psychedelische hinein reichenden Steigerung widerfahren.
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Doch mit alledem haben die Ausstellungsstücke im Mathematikum reichlich wenig zu tun.
Vier Künstler haben sich fachmännisch an die Arbeit gemacht, um streng geometrische
Figuren, Geflechte, Strukturen oder Objekte zu entwerfen und auszuarbeiten. Manche
scheinen industriell gefertigt, deren Machart ist nicht gleich erschließbar. Der Katalog zur
Ausstellung gibt Auskunft. Die Materialien sind unterschiedlich geartet. Dienen
unterschiedlichen Zwecken. Die Ergebnisse stehen jedoch in Bezug zueinander, was
vielleicht nur über die Mathematik erklärbar bleibt. Das käme dem didaktischen Anspruch
des Ausstellungs- und Projekthauses in der Bahnhofstraße in Gießen nur entgegen.
Aus dem Katalog heißt es: "Die ersten und höchstsymmetrischen uniformen Polyeder sind
die Platonischen Körper. Sie bestehen jeweils aus nur einer Art von Fläche nämlich aus
regelmäßigen Dreiecken, Quadraten oder Fünfecken. Die nächste Phase sind die
Archimedischen Körper, die jeweils aus zwei oder drei unterschiedlichen Flächenarten
aufgebaut sind." Die weitere Verfeinerung sind Dodekaeder wie Stern-Dodekaeder die
sogenannten Kepler-Poinsot-Körper, bei denen sich die Flächen gegenseitig durchdringen.
Es ist auch möglich, Dekagramme nur über Quadrate zu verknüpfen, wie im Großen
Rhombendodekaeder, der aus 12 Dekagrammen und 30 Quadraten besteht.
Rinus Roelofs (geb. 1954 in Sleen, Niederlande) einer der vier Künstler, hat Mathematik in
Twente studiert und gibt an, dass er für seine Skizzen überwiegend den Computer
verwendet. Danach entscheidet sich deren physische Realisierung. Vorlage ist zunächst ein
Rendering, eine Animation oder ein 3D-Modell. Roelofs Objekte sind die aus Papier
geformten Polyeder. www.rinusroelofs.nl
Friedhelm Kürpig (geb. 1942 in Düsseldorf) der Architekt und Modellbauer arbeitet dagegen
mit blanken Metallflächen aus Edelstahl oder Aluminium, die mit Zentimeter Abstand parallel
aneinandergesetzt eine Würfelform oder ein Polyeder ergeben. Diese Form der Bearbeitung
wirkt manchmal wegen der metallischen Oberfläche wie aus industriell gefertigter
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Produktion. Im Vordergrund Kürpigs stehen jedoch didaktische Beweggründe. Eine
ausgestellte Metallstele besteht aus sieben halben Oktaederstümpfen, zwölf Halbwürfeln
mit Sechseck als Schnittfigur und acht Kuboktaedern ebenfalls als Sechseck mit
Schnittfigur. Höhe der Skulptur ist 50 cm. www.kürpig.de
Ulrich Mikloweit (geb. 1954 in Haltern am See) ist Chemiker. www.polyedergarten.de
Ueli Wirtof (geb. 1943 in Zürich) Besuch der Waldorfschule ist ebenfalls Chemiker von
Beruf. Arbeitete aber auch als Entwurfsarchitekt und entwickelte ein System zum Bau von
geometrischen Körpern. www.geometricdesign.ch
Organisiert und kuratiert wird die Ausstellung von Laila Samuel aus Göttingen, Sabrina
Schneider sowie Albrecht Beutelspacher.
Kulturexpress ISSN 1862-1996 vom 22. April 2014
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Kunstklinik Martini 44100 Räume für ein Wochenende in Hamburg
Meldung: Kunstklinik Martini 44, Hamburg, 2014
Am 24. und 25. Mai finden in der Kunstklinik zum
zweiten und letzten Mal Teilnehmer und
Besucher zusammen. Das ehemalige
Krankenhaus Bethanien in Hamburg-Eppendorf
wird erneut Schauplatz für ein Kulturfest mit
vielfältigen Ausstellungen in besonderer
Atmosphäre.
In 100 Räumen gibt es Kunst, die man sich
leisten kann. Über 120 Hamburger Künstlerinnen
und Künstler mit und ohne Handicap stellen ihre
Werke aus. Workshops, Lesungen, Performances
und Musik bietet das Programm, das am
Samstag um 12 Uhr mit einführenden Worten
von Bezirksamtsleiter Harald Rösler und der
Musik von Frollein Sax startet.
Für das leibliche Wohl wird im KONFETTI-Café
und im Biergarten der Elbe-Werkstätten gesorgt.
Viel Neues entsteht auf dem Grundstück des
ehemaligen Krankenhauses Bethanien in
Hamburg-Eppendorf. Hinter der historischen
Fassade wird in den nächsten Jahren ein sozial-kulturelles Zentrum gebaut. Das
Kulturhaus und das Stadtteilarchiv Eppendorf, crazyartists, MARTINIerLEBEN
und Einrichtungen der Hamburgischen Brücke finden an der Martinistraße eine
neue Heimat.
Die Kunstklinik zeigt vorab, wie wichtig und wunderbar das Zusammenspiel von
Kunst, Gesundheit und Kommunikation sein kann, unwichtig, ob man jung, alt,
behindert oder nichtbehindert ist.
Sonnabend, 24. Mai 2014, 12:00 - 20:00 + Sonntag, 25. Mai 2014, 12:00 - 18:00
Programm und Informationen zu allen teilnehmenden Künstlern unter
www.kunstklinik-martini44.de
PROGRAMM-ÜBERSICHT
Kulturexpress ISSN 1862-1996 vom 20. April 2014
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Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 17 - 2014
HUGO KOBLET - PÉDALEUR DE CHARME (CH
2010)
One Filmverleih Spieldauer: 96 Min. Kinostart 17. Juli 2014
Zum Trailer: Hugo Koblet Regie:Daniel von Aarburg
Aufstieg und Fall von Hugo Koblet,dem James Dean des SchweizerRadsports.
Der Schweizer Radrennfahrer HugoKoblet gewinnt 1950 völligunerwartet als erster Ausländer denGiro d’Italia. Der Bäckersohn ausdem Zürcher Kreis “Cheib“ wirdschlagartig weltberühmt. Die Frauenliegen dem schönen undweltgewandten Koblet zu Füssen, dieRadsportwelt bewundert ihn fürseinen eleganten Fahrstil und diePresse reibt sich ob seinerzahlreichen Eskapaden die Hände.Nach dem Sieg der Tour de Franceein Jahr später nimmt seinHöhenflug ein vorschnelles Ende –er ruiniert sich mitDopingmissbrauch die Gesundheit. Zwar geniesst Koblet bis zum Endeseiner sportlichen Karriere noch einige glanzvolle Jahre anSechstagerennen und etabliert sich durch seine Heirat mit demMannequin Sonja Bühl auch auf gesellschaftlichem Parkett. Als dernotorisch grosszügige Frauenheld jedoch bald darauf vor dem Ruin undder Scheidung steht, rast er mit seinem Sportwagen in einen Baum. Obes sich dabei um einen Selbstmord oder einen Unfall handelt, ist bisheute ungeklärt. Regisseur Daniel von Aarburg erzählt daslegendenumrankte Leben des “Pédaleur de Charme“ mitOriginalaufnahmen aus den Nachkriegsjahren, nachgestelltenSchlüsselszenen und Interviews mit Zeitzeugen wie Koblets grossemKontrahenten Ferdy Kübler.
CastHugo Koblet Manuel LöwensbergSonja Koblet Bühl Sarah BühlmannPräsident Senn Hanspeter Müller-DrossaartMutter Koblet Chantal Le MoignTrainer Alex Max RüdlingerDölf Koblet Dominique MüllerGöpf Weilenmann Michael SchweizerAnlikerWaltraut Haas Katharina WinklerMajorette Cheryl GrafHugo als Bub Yannick FischerPöstler Stephan Witschi
Crew
Produzentinnen Cornelia Seitler
Brigitte Hofer
Regie-Assistenz Florian Engelhardt
Script Fabienne Helfer
2. Kamera Eric Stitzel
Kamera-Assistenz Orit Teply
Beleuchter Peter Rudolf
Silvia Fafa Fierz
Maschinist Yves Seger
1. Aussenrequisite Dominique Steine
Studinka
2. Aussenrequisite Sara B.Weingart
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Leibarzt Dr. Rupf Sebastian KrähenbühlFotograf Yves WüthrichZimmermädchen Viola von ScarpatettiTankstellenboy Samuel VetschSingende Fräuleins Valerie SchneiderManon SchlittlerJournalist Florian NussbaumerKrankenschwester Marie Anne NauerDr. Gossweiler Daniel FreiSynchronstimme Mutter Koblet AlexandraPrusaZeitzeugenFerdy Kübler (*1919)Sepp Renggli (*1924)Armin von Büren (*1928)Remo Pianezzi (*1927)Waltraut Haas (*1927)Walter Bucher (*1926)Göpf Weilenmann (*1920)
in weiteren Rollen:Paula Blaser, Deborah Ricca, JonathanSeitler, Jennifer Jaeggli, NoemiSolombrino,Núria Gysin, Kathrin Folie, Pius Epp,Michael Alborn, Reto Leupp, BernhardTschopp CrewRegie Daniel von AarburgBuch Daniel von AarburgDavid KellerMartin WitzKamera Pierre MennelSzenenbild Monica RottmeyerKostüme Pascale SuterCatherine SchneiderChef Maskenbildner Marc HollensteinOberbeleuchter David SatzTonmeister Hugo PolettiMartin WitzProduktionsleitung Florian NussbaumerSchnitt Stefan KälinMusik Konzept + Arrangements BalzBachmannSound Design Peter BräkerMischung + Tonschnitt Florian Eidenbenz,MagnetixPicture Design Patrick Lindenmeier,Andromeda
Ausstattungs-Assistenz Heike Pauke
Set-Requisite Corinne Dettwiler
Perche Jan Illing
Garderobe Stefania Tedesco
Maske Marina Aebi
Nicole Zingg
Baubühne Kurt Fritsche
Bau SLS Illusion + Construktion Gmb
Casting Corinna Glaus
Irene Ledermann
Coaching Giles Foreman
Liana Nyquist
Aufnahmeleitung Marc Daniel Gerber
Set-Aufnahmeleitung ChristianWehrli
Produktionsassistenz Sarah Bossard
Statisten Casting + Betreuung Núria
Gysin
Fahrer Florian Baumann
Thomas Kamer
Location Scout Lukas Piccolin
Stagiaire Aufnahmeleitung Cosima F
Stagiaire Kamera Fabian Gamper
Geraldine Zosso
HelferInnen
Thomas Bolli, Corinne Herrmann, Cih
Inan, Hannah Lichtenstein, Fabian
Niklaus,
Fabio Rämi, Fabian Reber, Matthias
Truninger, Luca Zuberbühler, Aldo
Zuberbühler
Rohschnitt Interviews + Archivmateria
Mirco Manetsch
Schnittassistenz Tirza Bosshardt
Helen Oertli
Nachsynchronisationen Florian Eiden
Peter Bräker
Filmtitel Paul Avondet, peakfein
Musikaufnahmen
Flügelhorn Christoph Flüeler
Piano Ephrem Lüchinger
Synthetische Streicher Jonas Zellweg
Catering Alexandra Freytag, Gusto M
Versicherung HDI Gerling
Produktionsautos Hertz
Kamera Eberle Filmequipment
Licht/Bühne FTK
Filmmaterial Kodak
Schnittplatz Vid
Interview mit dem Regisseur des Films
Was hat Sie dazu gebracht, einen Film über Hugo Koblet zumachen?
Ich stiess eines Tages auf einen Fotoband über Koblet, der mich gleich inseinen Bann zog. Was für Bilder, was für ein Leben, sagte ich mir. Einehochdramatische Geschichte eines gefallenen Götterlieblings und einillustres Stück Schweizer Sportgeschichte, dessen Potenzial bis anhinunverfilmt war. Ich interessiere mich seit jeher für Sport, bin persönlichaber durch Fussball sozialisiert worden und fahre seit ein paar Jahrenhobbymässig Mountainbike und Rennrad. Die sagenhafte "K&K"-Epoche
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Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 17 - 2014
im Schweizer Radsport kannte ich nur aus Erzählungen meines Vaters,der anhaltend davon schwärmte. Erfreulicherweise waren auch meineProduzentinnen Cornelia Seitler und Brigitte Hofer von maximage sehrangetan vom Stoff und somit war klar, dass wir vorwärts machen wollenund rasch an die noch lebenden Zeitzeugen heranzutreten haben. DieZeit eilte – die sind alle über 80. Insbesondere Ferdy Kübler, KobletsDauer-Kontrahent, war für mich von entscheidender Wichtigkeit. DieKonkurrenzsituation dieser beiden begnadeten Radrennfahrer interessiertemich besonders, waren doch beide so verschieden: Der disziplinierteSaubermann Kübler gegen den fidelen Lebemann Koblet, die typischschweizerischen Sekundärtugenden gegen die Nonchalance einesWeltbürgers.
Die Witwe von Hugo Koblet, das damalige Mannequin Sonja Bühlkommt nicht vor im Film. Warum?
Ich habe über ein Jahr lang versucht, Frau Koblet zu einer Mitarbeit zubewegen. Sie ist eine in jeder Hinsicht aussergewöhnliche Persönlichkeit,die ich unbedingt im Film haben wollte. Nach langem Drängen hat siemich dann schliesslich – sehr stilvoll – bei sich zuhause empfangen undmir dabei klar und auch nachvollziehbar gemacht, dass sie sich heutenicht mehr öffentlich über ihren Mann zu äussern wünsche. Etwas, wasich schliesslich wohl oder übel zu akzeptieren hatte. Allerdings durfte ichsie jederzeit anrufen, wenn ich Fragen hatte oder auf Widersprüchestiess. Ein Angebot, das ich dankend genutzt habe. Auch gegenüber dennachgestellten Schlüsselszenen im Film, die vor allem das private Lebenihres Mannes zeigen, hatte sie nichts einzuwenden.
Warum haben Sie sich für die Form des Doku-Dramasentschieden?
Ich hatte grossartiges Archivmaterial, um Koblet als legendärenRadrennfahrer zu zeigen. Jede Fiktionalisierung des Renngeschehenshätte gegen dieses Material den Kürzeren gezogen. Über seine grosseninternationalen Erfolge hat Koblet in Ich-Form auch eine ArtRenntagebuch geführt, das jeweils unmittelbar im Anschluss derRennfahrten in Heftform erschienen ist. Diese Renntagebücher bildetenInspiration und Grundlage seines inneren Monologs im Film. Ausserdemgab es ein Dutzend interessante und gesprächsbereite Zeitzeugen, diesein Handeln kommentieren und analysieren konnten, ähnlich dem Chorim antiken Drama. Doch wie konnte ich sein Privatleben zeigen?Notabene war das ein zentraler Bestandteil des Phänomens Koblet,welches die Gerüchteküche der rigiden Nachkriegsjahre regelmässig zumBrodeln brachte und den Boulevardblättern unzählige Schlagzeilenbescherte. Aber genau zu diesen "schwarzen Löchern" in KobletsBiographie – seinem Tod, seinem Verhältnis zu den Frauen, insbesondereauch zu seiner Mutter, den Dopinggerüchten 14– waren die Zeitzeugenentweder höflich schweigsam oder sehr widersprüchlich. So habe ich michdazu entschieden, Schlüsselszenen rund um jene dunklen Punkte inKoblets Biographie zu inszenieren. Meiner Meinung nach konnte ich nurso sowohl dem Glamour wie auch der Zwiespältigkeit seines Wesensgerecht werden und eine Selbstmythologisierung Koblets umgehen.
Wie sind Sie vorgegangen bei der Verknüpfung von Spielszenen,Archivmaterial und Zeitzeugeninterviews?
Ich habe – des hohen Alters der Zeitzeugen wegen – umgehend mit denInterviews begonnen. Ich wollte sie möglichst ungehemmt erzählenlassen und mir dann die besten Momente raussuchen und sie nicht zureinen Funktionsträgern in einer bereits vordefinierten Erzählung machen,wo sie dann jeweils auf Kommando jenen Satz abzusondern hätten, derfür die Narration unbedingt notwendig war. Nachdem ich dieumfangreichen Interviews auf die besten Aussagen hin visioniert undprotokolliert hatte, habe ich in italienischen, französischen undeidgenössischen Archiven alles Material gesichtet, das es über Koblet gab.
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Anschliessend habe ich die Spielszenen, von denen es einen erstenEntwurf gab, zusammen mit einem Drehbuchautor angepasst. Das idealeZusammenspiel der drei Ebenen zu finden, war jedoch kein linearerProzess, denn sie haben sich mit fortschreitender Arbeit dauerndverändert und so aufeinander eingewirkt. Es war eigentlich einandauerndes Austarieren der Ebenen vom Drehbuchentwurf bis zumSchnitt. Die grösste Herausforderung war es, den richtigen Rhythmuszwischen den drei Ebenen zu finden. Alle drei mussten immer im Spielbleiben und es galt die richtige Balance zu finden, wann was wie erzähltwerden sollte und wann Redundanzen dem Film zugute kamen und wannsie den Erzählrhythmus eher bremsten. Es ist der grosse Verdienstmeines Editors Stefan Kälin, dass wir schlussendlich das richtige"Feintuning" gefunden haben und ich mich in Würde von zahlreichen"Darlings" verabschieden konnte, die man als Autor und Regisseur auchnoch gerne im Film gehabt hätte.
Die Spielszenen wirken theatralisch, haben den Duktus derdamaligen Zeit. Ist das absichtlich so gemacht?
In der Tat, das ist gewollt. Damit diese Szenen mit denOriginalaufnahmen und den Zeitzeugeninterviews gut verwoben werdenkonnten, habe ich diese angelehnt an den Stil von Filmen der 50er Jahreinszeniert. Wir hatten uns vorgenommen, die Spielszenen so zugestalten, wie wenn sie aus einem bisher unveröffentlichten Spielfilm überHugo Koblet aus jener Zeit stammten. Sie sollten sich in die Epocheeinfügen, nicht als moderner Fremdkörper herausstechen. VomSchauspiel, der Découpage und Cadrage her, waren Kurt Frühs "BäckereiZürrer" und "Taxifahrer Bänz" Referenzfilme, im Subplot geht es beibeiden ja auch um Sport. Fürs Licht und die Farbgestaltung des Filmshaben Kameramann Pierre Mennel und ich uns ebenfalls von den(wenigen) Schweizer Farbfilmen aus jener Zeit inspirieren lassen. Wersich die Stilmittel einer bestimmten Zeit aneignen will, muss sich gutvorbereiten: epochengetreue Ausstattung (Monica Rottmeyer), damalsgängiges Filmmaterial, eine für heutige Verhältnisse theatralischanmutende Darstellung der Schauspieler. Ich muss allerdings einräumen,dass wir vor allem bei den Dialogen und dem Rhythmus der Szeneneinige Konzessionen machten und sie etwas temporeicher und pointierterausarbeiteten.
Hugo Koblet raste erst 39 Jahre jung in den Tod. Bis heute bleibtungeklärt, ob es sich dabei um einen Unfall oder einen Selbstmordhandelt. Präsentiert der Film diesbezüglich neue Fakten?
Nein, wird sind so klug wie zuvor. An der Faktenlage hat sich nichtsgeändert, es darf also weiter spekuliert werden. Den angeblichenAbschiedsbrief, den er geschrieben haben soll, haben auch wir nichtgefunden. Es gab mal die Idee, den Film kriminalistisch aufzuziehen,sprich anhand neuer Indizien oder gar Beweisen Licht in die mysteriösenUmstände seines Todes zu bringen – dieser journalistische ‘Scoop’ bliebjedoch aus. Es war schnell klar, dass seine schillernde Persönlichkeit mitall ihren Abgründen weit spannender ist, als die Umstände seines Todes.Koblets Leben ist die moderne Version des Ikarus-Dramas. DerGötterliebling, dem alles leichter fällt als allen anderen, will zu hochhinaus und stürzt ab. Dieses Scheitern, das dem sagenhaften Erfolginnewohnt, hat mich schliesslich weit mehr angezogen als der Anspruch,neue Beweise aufdecken zu wollen.
Was trieb Hugo Koblet zu solch phänomenalen Leistungen an?
Er wollte gefallen, wer will das nicht? Aber Koblet wollte allen gefallen –bis zur kompletten Selbstaufgabe. Er war süchtig nach Anerkennung undsuchte sie bisweilen verzweifelt, als er etwa als Tankstellenbesitzer allenauch nur halbwegs bekannten Kunden den Tank umsonst füllte. GegenEnde seiner Karriere litt auch seine Popularität, was er kaum ertrug undwas ihn wohl in den Tod trieb. Diese dunkle Seite des Strahlemannswollte damals aber niemand sehen, er war eine Projektionsfläche für
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Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 17 - 2014
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Erfolg. Erste Vermutungen über einen möglichen Suizid wurden in derÖffentlichkeit erst aufs Heftigste zurückgewiesen. Beim Schnitt des Filmsmachte ich diesbezüglich eine ähnliche Erfahrung. Wir hatten erst eineVersion in der die Kamera bei der Fahrt in den Baum bei ihm im Autobleibt und Grossaufnahmen von seinen letzten Momenten zeigt.Seltsamerweise stellte uns diese Szene nie zufrieden, bis wir bemerkten,dass auch wir es nicht ertragen konnten, den Goldjungen Koblet auf soprofane Weise aus dem Leben treten zu sehen. So wie dasVolksempfinden damals, war auch unseres im Schnitt: Ein Götterlieblingkonnte doch nicht einfach so sterben.
Der Anfang vom Ende Hugo Koblets war ein Dopingmissbrauch.Welche Rolle spielte damals Doping im Radsport?
Doping war zwar verboten, allerdings gab es weder Kontrollen nochNachweismethoden, sodass man die Sportler einfach gewähren liess. Weitentfernt von der heutigen Professionalität wurde damals ohne Systemund ärztliche Aufsicht gedopt. Einmal brachte der Masseur ein paar Pillenmit, dann kam der Arzt mal wieder mit einer neuen Substanz vorbei. Dasmutet im Vergleich zu heute stümperhaft und fahrlässig an. Koblet hieltsich anfangs wohl aus diesem Spiel raus, weil er es schlicht nicht nötighatte und den andern auch "sauber" überlegen war. Auch sonst war derRadrennsport weit entfernt vom sportwissenschaftlichen Niveau heutigerTage. Da man beispielsweise nur an offiziellen VerpflegungspunktenGetränke bekam, stürmten die Wasserträger schon mal Wirtshäuser aufder Strecke und behändigten sich Flüssigkeiten aller Art. Es gibt vonKoblet einen Eintrag in den Rennmemoiren des Giros von 1950, dass ersich mit einem Teamkollegen während der Etappe ein Gelati genehmigtund den Durst danach mit einem Bier heruntergespült habe. Man stellesich das heute bei einem Lance Armstrong vor.
MitManuel Löwensberg
Sarah BühlmannMax Rüdlinger
Chantal Le Moign&
Hanspeter Müller-DrossaartBuch:
Daniel von Aarburg, David Keller, Martin WitzRegie:
Daniel von AarburgLänge: 96 Minuten
35mm & Digital - Farbe + s/wDolby Digital 5.1
OV: Deutsch/Französisch/Italienisch
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