Kultur- und Religionssensibilität in
Krankenhaus und
Pflegeeinrichtungen
Workshop
Fachtag: Kultur- und Religionssensibilität in der Arbeit mit Menschen
29.11.2017
Mainz
g.zanier
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INHALT
1. Gesellschaftliche Entwicklungen und Herausforderungen für die Alten- u Krankenpflege
1.1 Gesellschaftliche Entwicklung
1.2 Auswirkungen der gesellschaftlichen Entwicklung auf die Pflege
1.3 Herausforderungen für die Pflege
2. Stellenwert von Kultur- u Religionssensibilität : Sicht der TeilnehmerInnen
3. Besonderheiten
3.1 Verschiedenheit menschlicher Bedürfnisse
3.2 Funktion von Kultur und Religion / Glaube
3.3. Bedeutung der kulturellen und religiösen Prägung in der Pflege
3.4. Spannungsfelder bei der Umsetzung der Kultur- u Religionssensibilität
4. Umsetzung - ein Weg: der kultursensible Ansatz u. IKÖ
4.1 Kultur- u Religionssensibilität in der PFLEGEBEZIEHUNG Grundbausteine - Schritte eines Lernprozesses
4.2 Interkulturelle Öffnung der EINRICHTUNG : Prozess nach Innen – Prozess nach Außen
5. GRUPPENARBEIT
Welche Leitlinien der kultursensiblen Ansatzes sind für Ihren Alltag sinnvoll und hilfreich ?
Welche würden Sie sie in eine konkrete typische Alltagssituation einsetzen ? (Beispiel ausarbeiten)
6. Fazit : Erkenntnisse in PLENUM
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1. Gesellschaftliche Entwicklungen und
Herausforderungen für die Alten- u Krankenpflege
1.1. Gesellschaftliche Entwicklung
1.2. Auswirkungen gesellschaftlicher Entwicklungen auf
die Pflege
1.3.Herausforderungen für die Pflege
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1.1. Gesellschaftliche Entwicklung
I. kulturelle Identität sowie religiöse Identität und Spiritualität sind Grundbedürfnissen menschlicher Existenz.
Sie tragen zur Entfaltung der Personalität, zur sozialen Anbindung und zur spirituellen Verankerung entscheidend bei
II. Im Alter und insb. für Menschen, die in einem „fremden„ Kontext Leben wird die Bedeutung dieser zwei Dimensionen immer wichtiger
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1.1 Gesellschaftliche Entwicklungen
III. Im Züge der Globalisierung und der demographischen Entwicklung
findet nicht nur
Pluralisierung durch verschiedene ethnonationaler Herkunft und verschiedene Konfessionelle Ausrichtung (> Zuwanderung ) statt,
sondern durch die
Differenzierung von Lebenslagen, -läufen
Ausdifferenzierung und gleichzeitig Etablierung individueller Lebensstile , z. B. Bei bestimmten Konsumgewohnheiten , Freizeitaktivitäten,
Kommunikationsmuster bemerkbar
Auch eine
Diversifizierung von individuellen Bedürfnissen
auch unter der einheimischen Bevölkerung !
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1.1. Gesellschaftliche Entwicklung
IV. Auch das Bedürfnis nach Transzendenz und Spiritualität nimmt differenziertere Erscheinungsformen an
löst sich immer mehr von den traditionellen religiösen Verankerung ab
sucht neue Sinnquellen nicht nur religiöser Natur , >> oft eine individuelle Mischung aus verschiedenen religiösen und nicht religiösen Sinnquellen
weniger verbindlichen und dogmatischen Charakters (andere spirituelle Gemeinschaften, höhere Stellenwert von Bioprodukten, veganer Ernährungsweise, Körperkult,…)
in der Westleichen Ländern auch am Selbstbestimmungs- und Individualisierungsbedürfnis entschlussfähig
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1.1. Gesellschaftliche Entwicklung
V. Im Züge der Durchsetzung von Gleichberechtigung
ist die zunehmende Offenlegung auch gleichgeschlechtlicher Orientierung
(> z.B. Anerkennung der gleichgeschlechtlicher Ehe)
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1.1. Auswirkungen der gesellschaftlichen Entwicklung
VI. Die Auseinandersetzung mit und „Integration“ einer solchen Pluralität
sind eine UNausweichliche Aufgabe der Zivilgesellschaft.
VII. Diese Auseinandersetzung mit dieser Aufgabe stellt
Komplexere Herausforderung an alle Berufsfelder,
somit auch an die Pflege
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1. Gesellschaftliche Entwicklungen und
Herausforderungen für die Alten- u Krankenpflege
1.1. Gesellschaftliche Entwicklung
1.2. Auswirkungen gesellschaftlicher
Entwicklungen auf die Pflege
1.3.Herausforderungen für die Pflege
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1.2 Auswirkungen gesellschaftlicher Entwicklungen
auf die Pflege
Die Diversifizierung der Gesellschaft hat Auswirkungen
a. Sowohl auf das Gesundheits- und Pflegesystem
im Hinblick auf dessen strukturelle Rahmenbedingungen und Finanzierung
b. Als auch auf die Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen
im Hinblick auf die Inhalte - Konzepte – Qualität - Angebote
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1.2 Auswirkungen gesellschaftlicher Entwicklungen
auf die Pflege
Auch die Gesundheits- u Pflegeeinrichtungen müssen sich also
konstruktiv und kreativ einstellen
sowohl auf die Heterogenität der Patienten, mit ihren unterschiedlichem kulturellen sozialen sprachlichen religiösen Hintergründen
als auch auf die Heterogenität der Professionell Pflegenden
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1.2 Auswirkungen der Gesellschaftliche Entwicklung
auf die Pflege
Pflege wird somit immer ANSPRUCHSVOLLER :
die Anbieter von Alten- u Krankenpflege wie psych. Betreuung und Behandlung werden bereits heute mit vielfältigen spezifischen Wünschen u. Bedürfnissen der Klientel konfrontiert,
z.B. hinsichtlich der Pflege- Betreuungs- Behandlungserwartungen, Körperpflege, Ernährung, spirituelle Bedürfnisse, Kommunikation und sozialer Umgang…
im Sinne der gesetzlich und ethisch gebotenen GLEICHBERECHTIGUNG und -behandlung ALLER hilfe- und pflegebedürftigen Menschen – muss die Pflege dieser Bedürfnis-Differenziertheit Rechnung tragen… (Grundgesetz Art. 2. + PVG § 1 abs. 5 SBG XI + §2 Abs. 2+3 )
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1.2 Auswirkungen gesellschaftlicher Entwicklungen
auf die Pflege
Pflege wird immer KOMPLEXER :
Das Gesundheits- u. Pflegepersonal ist bereits von Multikulturalität geprägt über 30 bis 40 % der professionell Pflegenden – je nach Pflegebereich und Einrichtung – haben einen Migrationshintergrund
Das Personal hat unterschiedlichen fachliche und sprachliche Voraussetzungen unterschiedliche kulturelle Verständnisse von Gesundheit + Pflege und unterschiedliche religiösen Prägung
Einheimische Patienten u. Pflegebedürftige sind immer mehr auf die Pflege durch nicht deutsches Pflegepersonal angewiesen
Die Passung der unterschiedlichen kulturellen und konfessionellen Hintergründe sowohl in der Pflegebeziehung als auch in den Pflege-Teams wird zur komplexen Herausforderung
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1. Gesellschaftliche Entwicklungen und
Herausforderungen für die Alten- u Krankenpflege
1.1. Gesellschaftliche Entwicklung
1.2. Auswirkungen gesellschaftlicher Entwicklungen auf
die Pflege
1.3. Herausforderungen für die Berufsfelder
Alten- u. Krankenpflege
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1.3 Herausforderungen für die Pflege
I. Kultur- und Religionssensibilität werden zu
Qualitätsmerkmal der Pflege
Querschnittsaufgabe für die Einrichtung u. Organisation
Auftrag der Alten- u Krankenhilfe ! …/ ?
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1.3 Herausforderungen für die Pflege
II. Kultur- und Religionssensibilität erfordert
die Bereitschaft und die Entscheidung,
a. sich anzupassen und zu verändern und
b. Kultursensibilität und Religionssensibilität
in das professionellen Selbstverständnis und Handeln zu integrieren (Rolle als professionell Pflegende überdenken u. weiterentwickeln)
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1.3 Herausforderungen für die Pflege
III. Kultur- und Religionssensibilität als Auftrag bedeutet auch:
neue Aufgaben und Kompetenzen
in fachgerechtes Handeln integrieren
Konzepte, Strukturen, Ressourcen überdenken und neu entwickeln …
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2. STELLENWERT von Kultur- u Religionssensibilität
Ihre MEINUNG !
Kultur- und Religionssensibilität : IHRE MEINUNG !
Welchen Stellenwert haben Kultur- u Religionssensibilität
Für Sie in Ihrem Alltag und
Für Ihrer Einrichtung / Arbeitgeber ?
Kultur- u Religionssensibilität als Auftrag der Pflege ?
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2. Fragen zur Umsetzung
Wie stehen die professionell Pflegenden und deren Einrichtungen zu dieser Herausforderung ? Stellenwert Haltung
Welchen Stellenwert haben Kultursensibilität und Religionssensibilität aus der Sicht der professionell Pflegenden ? Als Bestandteil überhaupt Auftrag der heutigen Alten- und Krankenpflege ??
Wenn JA : was bedeutet das für die eigene professionelles Handeln ?
Welche Kompetenzen sind für eine Kultursensibilität und für eine Religionssensibilität erforderlich ?
Welche Konzepte und Methoden sind gefragt ?
Was bedeutet für den Pflegealltag ?
Welche Rahmenbedingungen sind in der Eirichtung erforderlich ?
Was bedeutet Religionssensibilität für einen konfessionell gebundenen Arbeitgeber ?
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3. BESONDERHEITEN der Kultur- u Religionssensibilität
in der Alten- und Krankenpflege
3.1. VERSCHIEDENHEIT menschlicher Bedürfnisse
3.2. Funktion von KULTUR + RELIGION - GLAUBE: kulturelle Identität und religiöse Identität
3.3. BESONDERHEITEN der Kultur- u. Religionssensibilität in der Pflege
3.4. Spezifische SPANNUNGFELDER bei der Umsetzung
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3.1. Menschliche BEDÜRFNISSE
Die Entwicklung und Entfaltung
der Kulturellen und religiösen
Identität
sind Grundbedürfnisse des
Menschseins
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3.1. VERSCHIEDENHEIT menschlicher Bedürfnisse
Grundbedürfnisse habe eine
unterschiedliche Ausprägung je nach..
Biographie Verlauf
Alters- und Geschlechtsrollen
familiärem, sozialem Kontext
Kulturellem Kontext
religiösem Hintergrund
epochalem Kontext
…
Kultur– u Religionssensibilität bedeutet, diesen spezifischen Prägungen Rechnung zu tragen
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Was heißt KULTUR- und RELIGIONSSENSIBILITÄT
im Umgang mit der Verschiedenheit menschlicher Bedürfnisse ?
Kultur- und Religionssensibilität ist mehr als
die Berücksichtigung von Ethnie und Konfession !
Kultursensibilität > berücksichtigt nicht nur ethnisch-nationale Aspekte,
sondern auch Besonderheiten der sozialer Herkunft, Schicht , Milieu…
Religionssensibilität > berücksichtigt nicht nur formale Religionszugehörigkeit, sondern auch…
>>> die Besonderheiten der individuellen Auslegung des Glaubens und
>>> die spezifische Mischung aus Weltanschauung, „alternativer“ Sinnquellen
spiritueller oder säkularer Natur, damit auch die atheistische Ausrichtungen
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Was heißt KULTUR- und RELIGIONSSENSIBILITÄT
im Umgang mit der Verschiedenheit menschlicher Bedürfnisse ?
Kultursensibilität
Ist das Vermögen, in Wahrnehmung, Denken, Verhalten und Kommunikation im
Umgang mit Menschen aus anderen kulturellen Zusammenhängen und mit
spezifischen Prägungen – die z.B. in unterschiedlichen Sozialisation , Bildungs- und
Erwerbsverläufen, unterschiedlichen sozialen und gesellschaftlichen Status
verwurzelt sind (West- / Ostdeutsche) – sich achtsam auf diese einstellen zu können.
Sie bedeutet demnach
nicht nur Förderung der ethnokulturellen Identität,
sondern auch der soziokulturellen Identität
(Milieu - /sozialräumliche sowie geschlechtliche Identifikation…)
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Was heißt KULTUR- und RELIGIONSSENSIBILITÄT
im Umgang mit der Verschiedenheit menschlicher Bedürfnisse ?
Kultursensible Pflege ist darauf ausgerichtet, dass eine pflegebedürftige Person trotz einschränkender Bedingungen der Einrichtung entsprechend ihrer individuellen Werte, kulturellen und religiösen Prägungen und Bedürfnisse leben kann. (Memorandum für eine kultursensible Altenhilfe § 2: AG Charta für eine kultursensible Altenhilfe Hrsg. KDA 2002)
Sie geht auf die individuellen Bedürfnisse eines zu pflegenden Menschen ein (individuelle oder subjektorientierte Pflege).
Sie nimmt den zu pflegenden Menschen nicht in erster Linie als Pflegebedürftigen, sondern als Individuum in seiner spezifischen Identität und in seiner ganz eigenen Lebenswelt u Sozialraum zu dem auch seine Herkunft gehört (systemische Sicht) anerkennend wahr.
Sie orientiert sich in der pflegerischen Beziehung jedes Mal von Neuem an der aktuellen Situation und Bedürfnislage des Klienten.
Die Pflegekraft bringt sich selbst als Persönlichkeit in die Interaktion ein.
Sie reflektiert und respektiert ihre eigenen Grenzen und nimmt die des Gegenübers akzeptierend wahr.
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Was heißt KULTUR- und RELIGIONSSENSIBILITÄT im Umgang mit der Verschiedenheit menschlicher Bedürfnisse ?
Religionssensibilität bedeutet
Nicht nur sensibler Umgang und Unterstützung der konfessionellen
Bedürfnisse,
sondern auch der weltanschaulichen Orientierung und Identifikation der
Patienten, damit auch die atheistische Ausrichtung
das Paradigma der Kultur- und Religionssensibilität ist somit
nicht nur bei Patienten MMH, sondern FÜR JEDEN PATIENTEN anzuwenden
> eine ethische Qualität für ALLE
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3. BESONDERHEITEN der Kultur- u Religionssensibilität
in der Alten- und Krankenpflege
3.1. Verschiedenheit Menschlicher BEDÜRFNISSE :
3.2. Funktionen von KULTUR - RELIGION - GLAUBE:
kulturelle Identität und religiöse Identität
3.3. BESONDERHEITEN der Kultur- u. Religionssensibilität in der Pflege
3.4. Spezifische SPANNUNGFELDER bei der Umsetzung
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3.2. Funktion von KULTUR - RELIGION – GLAUBE
von kultureller Identität und religiöser Identität
ALLGEMEIN für Menschen / Patienten bieten kulturelle Identität und religiöse Identität
a) Sinnverankerung > Sinnquellen
b) „Identifikationsanker“
c) Spezifische Strategien für die Bewältigung von Alltagsfragen u. Lebensaufgaben
d) Religion fördert eine höhere Akzeptanz für unveränderbare Bedingungen (kritische Lebensereignisse, Krankheiten , Schicksalsschläge)
e) fördert die körperliche Gesundheit und das psychische Gleichgewicht , Ruhe u. Ausgeglichenheit
f) unterstützt den Behandlungs- /Heilungsprozess
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3.2. Funktion von KULTUR - RELIGION - GLAUBE
von kultureller Identität und religiöser Identität
SPEZIFISCH gerade für ÄLTERE Menschen / Patienten
a) die Bedeutung einer religiösen /spirituellen Verankerung und die Bestätigung der eigenen kulturellen Identität nehmen im Alter zu
b) kulturelle und religiöse Rituale bieten gerade älteren gläubigen Menschen Tages, Wochen- Jahres Orientierung/ Strukturierung
c) Sie bieten Stabilität und Kontinuität im Umgang mit den physischen, psychischen u. sozialen Veränderungsprozessen des Älterwerdens (z.B. der Verlust von gesellschaftl. relevante Rollen)
d) Kulturelle u. religiöse Verankerung bieten Halt und Ressourcen bei Bedürftigkeit und Krankheit
e) religiöse /spirituelle Verankerung hat eine besondere Bedeutung im Sterbeprozess ( z.B. Trost u. Perspektive am Lebensende in Bezug auf die Endlichkeit des Lebens (>Grundbedürfnis nach Transzendenz )
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3.2. Funktion von KULTUR - RELIGION - GLAUBE
von kultureller Identität und religiöser Identität
Spezifisch gerade für Menschen / Patienten MMH
religiöse /spirituelle Verankerung und kulturelle / ethno-nationale Identifikation
bieten
a) Orientierung u. Sicherheit in einer neuen oder fremd gebliebenen Lebenswelt
b) Zugehörigkeit
> zu einer Glaubensgemeinschaft
> zu der Herkunftscommunity
c) ein Stück „Heimat„…
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3. BESONDERHEITEN der Kultur- u Religionssensibilität
in der Alten- und Krankenpflege
3.1. Menschliche BEDÜRFNISSE : universelle, spezifische
3.2. Funktionen von KULTUR + RELIGION Glaube: kulturelle Identität
und religiöse Identität ?
3.3. das BESONDERE an der Kultur- u. Religionssensibilität
in der Pflege
3.4. Spezifische SPANNUNGFELDER bei der Umsetzung
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3.3 Das BESONDERE in der Alten- und Krankenpflege
hohes Maß an menschlicher NÄHE und INTIMITÄT in der Beziehung,
die in den verschiedenen Kulturen u. Religionen unterschiedlich definiert u. gelebt
werden
Zwangsläufige KÖRPERLICHE BERÜHRUNG, die je nach kulturellem und religiösem Hintergrund unterschiedlich hohes Ausmaß
an Unsicherheit und Scham auslöst, individuelle, kultur- und religiospezifische
Intimitäts- , Scham- , Würde-, und Tabugrenzen überschreitet
Pflege ist Arbeit entlang den Scham- Tabugrenzen !!
Größere FREMD-BESTIMMUNG für den hilfsbedürftigen/ kranken Menschen,
der sich den regegelten Abläufen u. Alltagsgestaltung einer für ihn in dreifacher
weise fremden Umgebung (deutsches Krankenhaus, Pflegeheim) fügen müssen
höhere ABHÄNGIGKEITSGRAD in der Erfüllung sowohl der basalen als auch der
spezifischen Bedürfnissen
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3.3 Das BESONDERE in der Alten- und Krankenpflege
Ausgeprägtere MACHTASYMMETRIE in der Hilfebeziehung
bei Patienten anderer soziokultureller Herkunft und Glaubensorientierung
a) persönliche Ebene:
Hilfsbedürftige versus Helfer, (fremde Definition der Hilfebeziehung im Institutionellen Kontext)
b) professionelle Ebene: Kranke als Laie versus Helfer als Professioneller – (fremde Definition der Hilfsbedürftigkeit, Krankheit und erforderlichen Hilfe + Pflege)
c) institutionelle Ebene : reglementierte Vorgaben der Einrichtung versus von Sozialisation, Herkunftsland und Migrationsgeschichte geprägte Lebensweise und Alltagsgestaltung des Patienten
d) gesellschaftliche Ebene: Einrichtung als Repräsentanz der Aufnahmegesellschaft versus Patient als Mitglied
einer Minderheit (Dominanz der Mehrheitskultur gegenüber der Minderheiten)
e) spirituelle Ebene: monokonfessionelle bzw. säkulare Prägung der Einrichtung versus spezifischen diversifizierte religiöse Prägung des Patienten
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3.3 Das BESONDERE in der Alten- und Krankenpflege
höherer sprachlicher und kultureller VERSTÄNDIGUNGSBEDARF bei UNgleichen Voraussetzungen der Patienten …
z.B. fehlende /unzureichende sprachliche Kenntnisse der jeweils anderen Sprache
z.B. unzureichendes Artikulationsvermögen und Durchsetzungskraft
Z.B. fehlendes Wissen über Kultur und Religion des Gegenübers
Als Hindernisse …
bei der Mitteilung der eigenen Symptome und Bedürfnisse
bei der Verständigung von Diagnosen und Behandlungsschritten
bei Vereinbarung der Pflegehandlungen
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3.3 Das BESONDERE in der Alten- und Krankenpflege
Umgang mit und Gestaltung von existenziellen GRENZSITUATIONEN
Auseinandersetzung und Umgang mit einer bedrohlichen Erkrankung
Auseinandersetzung mit Tod und Sterben
bei unzureichenden Kenntnisse der Sterbekultur und spiritueller Orientierung des Patienten
All diese Abhängigkeiten und Fremdeinwirkungen in der Pflegebeziehung
erfahren
durch die z.B. kulturelle und konfessionelle Prägung sowie
durch geschlechts- , generationsspezifischen Rollen des Patienten
eine neue Komplexität
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3.3. das BESONDERE in der Alten- und Krankenpflege
3.1. Menschliche BEDÜRFNISSE : universelle, spezifische
3.2. Funktionen von KULTUR + RELIGION Glaube: kulturelle Identität
und religiöse Identität ?
3.3. das BESONDERE an der Kultur- u. Religionssensibilität in der
Pflege
3.4. Spezifische SPANNUNGFELDER bei der Umsetzung
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3.4. Spezifische SPANNUNGFELDER bei der Umsetzung
SPANNUNGSFELD Kultur- u Religionssensibilität als Auftrag ?
Kultur- und Religionssensibel zu Handeln im Sinne der Patienten /Bewohner-
Bedürfnisse einerseits
und dem fehlenden Auftrag des Arbeitsgebers
sowie die einschränkenden gesetzlichen Rahmenbedingungen der Pflege
andererseits
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3.4. Spezifische SPANNUNGFELDER bei der Umsetzung
SPANNUNGSFELD: Professionelle Distanz -versus – Bedürfnis nach menschlicher Nähe u. (familiäre) Beziehung > Erweiterung der
professionellen Rolle
professionelle Distanz der Pflegenden und
Begrenzte Ressourcen und Vorgaben von Arbeitgeber und gesetzl.
Rahmenbedingungen (Zeit !) einerseits
und vom Patienten insb. MMH erwartet menschliche Nähe andererseits
> Anbindung als „Familienmitglied“
> Empathie + Zeit für Vertrauensaufbau, um „fremde“ Pflege akzeptieren zu
können
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3.4. Spezifische SPANNUNGFELDER bei der Umsetzung
SPANNUNGSFELD „Gute Pflege + Behandlung“ :
hohe Spezialisierung der Pflege-u. Gesundheitsleistungen versus generalisierte Pflegevorstellungen und ganzheitliche Krankheitskonzepte der Patienten
professionelles Verständnis von spezialisierter Pflege und Behandlung bei der Einrichtung einerseits
und von Sozialisation, Kultur u. Glaube geprägtem Verständnis einer weit umfassenden Pflege und ganzheitliche Krankheits- und Behandlungskonzepte bei dem Patienten MMH andererseits
> Andere Erwartungen an die professionell Pflegenden z.B. die Erledigung von Administrativen Angelegenheiten, die Hilfe im Schriftverkehr , und einfach Ansprechpartner zu sein für alle möglich Fragen …
> Andere Erwartungen an Krankenhauspersonal z.B. körperliche Krankheit ist Ausdruck für das Leiden der Seele, eine Heilung kann es nur geben, wenn beide zugleich behandelt werden. Dieses Verständnis kollidiert mit der hochspezialisierten und -technisierten Medizin der Aufnahmegesellschaft
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3.4. Spezifische SPANNUNGFELDER bei der Umsetzung
SPANNUNGSFELD: hygienische u. medizinische Notwendigkeit – versus Priorität der religiösen Pflichten
Standardisierte hygienische + medizinische Maßnahmen der Einrichtung, einerseits
und individuell geprägte hygienische Bedürfnissen und vom Glaube vorgegebene Gebote und Verbote bei dem Patienten MMH andererseits
z.B. bei streng gläubigen Muslimen
o Waschungen 5 mal am Tag vor dem Gebet, und nach jeder Ausscheidung und Verunreinigung durch Blut (auch Blutabnahme)
o Medikamente die Alkohol oder aus Schwein gewonnene Gelatine enthalten, vermeiden (Alternativen vorrätig halten)
o Fasten bei schwer oder Diabetes kranken Patienten Mahlzeiten („Erlaubnis“ durch Imam
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3.4. Spezifische SPANNUNGFELDER bei der Umsetzung
SPANNUNGSFELD: unterschiedlicher religiöser Kontext der Zupflegeden/ u./ des Pflegende
Glaube des Patienten - Glaube des Pflegenden – rel. Prägung der
Einrichtung
modern /säkular oder traditionell christlich sozialisierte Pflegekraft einerseits
und anders religiös verwurzelte Pflegebedürftige andererseits
Sowie umgekehrt
Traditionell religiös orientierte Pflegekraft MMH einerseits
und atheistisch orientierter einheimischer Patient andererseits
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3.4. Spezifische SPANNUNGFELDER bei der Umsetzung
SPANNUNGSFELD : Selbstbestimmung – Selbstverantwortung vs. Abgabe von Verantwortung an Hochrangige - Gott oder Schicksal
professionell Pflegenden erwarten vom Patienten selbstbestimmtes und
selbstverantwortliches Verhalten einerseits
Patient erwartet - aufgrund seiner der Herkunftskultur und Glaube geprägten
Wertvorstellungen - die Abnahme von Verantwortung und überlässt die
Entscheidung an den Hierarchie höher Gestellten oder an Gott andererseits
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4. Ein WEG zur Umsetzung von Kultur- und
Religionssensibilität in der Kranken- u Altenpflege
Der Ansatz kultursensible Pflege und IKÖ *
*ausgearbeitet aus der Grundlage vom
Memorandum und Handreichung für eine kultursensible Altenhilfe
vom Forum für eine kultursensible Altenhilfe Hrsg. KDA 2002, 2009
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4. Ein WEG zur Umsetzung von Kultur- und
Religionssensibilität in der Kranken- u Altenpflege
Der Ansatz kultursensible Pflege und IKÖ bietet
einen Handlungsorientierung
für die Umsetzung der Kultur- und Religionssensibilität
für den Umgang mit den Herausforderungen und Spannungsfeldern
deren Umsetzung
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4. Ein WEG zur Umsetzung von Kultur- und
Religionssensibilität in der Kranken- u Altenpflege
Was beinhaltet der Ansatz Kultursensibilität und IKÖ ?
Der kultursensible Ansatz setzt an der Biographiearbeit an und
entwickelt sie um die kulturelle, migrationsspezifische und religiöse
Dimension weiter
ist KEIN fertiges REZEPT oder STANDARD,
Ist KEINE Ansammlung von INFORMATIONEN über die jeweiligen
Kulturen und Religionen
Sondern…
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4. Ein WEG zur Umsetzung von Kultur- und
Religionssensibilität in der Kranken- u Altenpflege
Was beinhaltet der Ansatz der Kultursensibilität und IKÖ ?
Der kultursensible Ansatz…
ist die Entwicklung einer bewussten und sensiblen HALTUNG
im Umgang mit Unterschieden
Ist ein interkultureller LERN- u. ENTWICKLUNGSPROZESS aller Beteiligten: > der professionell Pflegenden,
> der Einrichtung
> und nicht zuletzt der Patienten selbst und deren Angehörigen,
der kontinuierlich fortgesetzt wird
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4. Ein WEG zur Umsetzung von Kultur- und
Religionssensibilität in der Kranken- u Altenpflege
Was impliziert der Ansatz „kultursensible Pflege und IKÖ“ ?
die Umsetzung erfordert Veränderung
sowohl auf der Ebene der Betreuungs- + Pflegebeziehung,
als auch auf der Ebene der Einrichtung (Interkulturelle Öffnung IKÖ)
und nicht zuletzt auch Veränderung der institutionellen und finanziellen
Rahmenbedingungen der Pflege (politisch)
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4. Ein WEG zur Umsetzung von Kultur- und
Religionssensibilität in der Kranken- u Altenpflege
4.1. ANSATZ für eine Kultur- u Religionssensibilität
in der PFLEGEBEZIEHUNG
Grundbausteine: Haltung – Kompetenzen – Werkzeuge
Schritte eines Lernprozesses
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4.1. ANSATZ für eine Kultur- u Religionssensibilität in der PFLEGEBEZIEHUNG
49
4.1. ANSATZ für eine Kultur- u Religionssensibilität
in der PFLEGEBEZIEHUNG
Grundbausteine:
Haltung –
Kompetenzen –
Werkzeuge
Diese Bausteine sind für jeden Schritt des interkulturellen Prozesses gefragt und
können nur durch Fortbildung und kontinuierliche Reflexion der
Praxiserfahrungen in Team angeeignet werden
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4.1. ANSATZ für eine Kultur- u Religionssensibilität
in der PFLEGEBEZIEHUNG
HALTUNG
Offenheit gegenüber Neuem / Fremden / andere Wertvorstellungen
aufrichtiges Interesse am Anderssein des Gegenübers
Wertschätzung trotz Unterschieden
Authentizität
Bereitschaft , sich auf komplexe Kommunikation u Situationen einzulassen ,
Bereitschaft vom Gegenüber zu lernen
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4.1. ANSATZ für eine Kultur- u Religionssensibilität
in der PFLEGEBEZIEHUNG
Soziale FÄHIGKEITEN
Differenzierte Wahrnehmung : > Gemeinsamkeiten / Unterschiede ; > Individuelle Ebene / gesellschaftlicher Kontext
Perspektivwechsel: die Perspektive des jeweils anderen einnehmen, sich in seine Lebenswelt hineindenken
Systemische Sicht : Das „Ordnungssystem“ des P., seine Rollen, Familie, Netzwerke, institutionelle Bindungen einbeziehen
Flexibilität & Kreativität mit neuen Situationen
Beziehungsfähigkeit im interkulturellen Kontext …
Konfliktfähigkeit im interkulturellen Kontext (entgegengesetzten Wertvorstellungen)
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4.1. ANSATZ für eine Kultur- u Religionssensibilität
in der PFLEGEBEZIEHUNG
KOMPETENZEN
interkulturelle Kompetenz als Schlüsselkompetenz
Beteiligungskompetenz, Beteiligung der P trotz sprachlicher, körperlicher u. emotionaler Barrieren
Mediationskompetenz: Vermittlung zwischen z.t. entgegengesetzten Positionen, Interessen, Bedürfnissen z.B. zwischen Bedürfnissen der P.
und Rahmenbedingungen oder Standards der Einrichtung (
Brückenfunktion, Beziehung aufrechterhalten)
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interkulturelle Kompetenz als Schlüsselkompetenz
o Selbstreflexion : eigene Persönlichkeit, kulturelle Identität, Gefühle, Denk- und Reaktionsmuster Vorurteile … die Wirkung der Fremde auf sich selbst und das Fremde in sich selbst aufdecken…
o Empathie + Nähe gegenüber Menschen anderer kulturellen + religiösen Hintergrund, sich emotional in ihre Lebenswelt hineinzufühlen
o Ambiguität- und Frustrationstoleranz trotz nicht Vollziehbarkeit von Verhalten, Widersprüchen und Misserfolgen und trotzdem in der Beziehung zu bleiben
o Stresstoleranz im Umgang mit unerwarteten Situationen
o Konfliktbereitschaft und Anwaltschaft 1(Bedürfnisse des P. gegenüber der Einrichtung vermitteln, / vertreten / durchsetzen )
o Flexibilität im sozialen Umgang wie in der Umsetzung von Standards
o Spezifisches Hintergrundwissen über andere Kulturen und Religionen
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WERKZEUGE
Spezifisches Hintergrundwissen über und Bewusstsein für andere Kulturen und Religionen
z. B. : Kommunikationsregel, Gepflogenheiten, Bedeutung von zwischenmenschlichen
Beziehungen und sozialen Hierarchien, Bedeutung von Familien, Bedeutung von Religion,
religiöse Rituale, kulturelle Tradition, Esskultur, Festen, … Wertvorstellungen,
Spezifisches Wissen über kulturell und religiös geprägte Vorstellungen und Umgang mit
Körper, Gesundheits- u. Krankheitskonzepte, Pflegekultur, Umgang mit Sterben und Tod,
Formen der Seelsorge
WICHTIG dabei ! > Überprüfung + Relativierung dieses Wissens
auf das Individuum und auf den situativen Kontext ! (> kultursensible Anamnese)
Differenzierte verbale und nonverbale Kommunikationsmittel Fremdsprachen-Kenntnisse > Schlüsselwörter in der jeweiligen Muttersprache > Nachschlagwerk
Mimik , Gestik, Pantomimische Darstellung Symbole, Piktogramm, Bildertafel, Videoklips Hilfsmittel für die Verständigung >>> siehe MATERIALIEN >>> Einsatz von professionellen Dolmetschern
55 4.1. ANSATZ für eine Kultur- u Religionssensibilität
in der PFLEGEBEZIEHUNG
4.1. ANSATZ für eine Kultur- u Religionssensibilität
in der PFLEGEBEZIEHUNG
SCHRITTE
eines LERNPROZESSES, um kultur- religionssensibel zu pflegen
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4.1. ANSATZ für eine Kultur- u Religionssensibilität
in der PFLEGEBEZIEHUNG
Im VORFELD
I. BEWUSSTSEIN über die eigene KULTUR- + RELIGIONGEBUNDENHEIT entwickeln in Bezug auf Eigenes Wahrnehmen, Fühlen, Denken, Bewerten und Handeln (> Relativität der eigenen Werte)
Eigene professionelle Standards Bewusstsein über die Asymmetrie der Machtverhältnisse in der Hilfebeziehung Bereitschaft entwickeln, eingefahrene Verhaltensmuster und Haltungen im Hinblick auf ihre
Kulturgebundenheit zu hinterfragen und routiniertes Handeln zu verändern
II. ANNÄHERUNG: Vertrauensbasis und Beziehung aufbauen > ANDOCKEN Beziehung wichtiger als Sachinformation und funktionelle Hilfe > Beziehung als Teil der
Therapie + Pflege
D.h. Professionalität in den Hintergrund stellen, Nähe zulassen,
Verlässlichkeit u. Kontinuität anbieten,
Begrüßung u. Kommunikationsregeln des Patienten beachten
III. Gegenseitige VERSTÄNDIGUNG ermöglichen und unterstützen
verbale + v.a. auch nonverbale Kommunikation
Begrüßung und Schlüsselwörter in der Muttersprache des Patienten
Visuelle Hilfsmittel >>> und nicht zuletzt EINSATZ von Dolmetschern !
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4.1. ANSATZ für eine Kultur- u Religionssensibilität
in der PFLEGEBEZIEHUNG
IV. ERKUNDUNG der LEBENSWELT des Patienten
die Kultursensible Anamnese
Ist mehrdimensional
(Biographie- Lebenswelt-
Sozialraum )
wird stufenweise,
in Tandem
mit Unterstützung v. Muttersprachler
durchgeführt
kontinuierlich überprüft u. ergänzt
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4.1. ANSATZ für eine Kultur- u Religionssensibilität
in der PFLEGEBEZIEHUNG
Kultursensible Anamnese
Das ZIEL einer solchen tiefgreifenden ERKUNDUNG (kultursensible Anamnese)
ist nicht nur ein tiefes Verständnis für die Kultur und Religion des Patienten,
sondern vor allem auch seine Lebenswelt zu verstehen (Perspektivwechsel),
nachzuempfinden (Empathie), seine Haltungen und Handlungen
nachvollziehbar zu machen und sie als Bestandteil seiner zu wahrenden
Identität zu akzeptieren und zu unterstützen
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4.1. ANSATZ für eine Kultur- u Religionssensibilität in
der PFLEGEBEZIEHUNG
SCHRITTE eines Lernprozesses
V. Eine gemeinsame KOMMUNIKATIONS-Ebene entwickeln,
welche DIALOG und BETEILIGUNG ermöglicht und unterstützt
z.B: o Unterschiede bewusst wahrnehmen, jedoch nicht als Trennende in den Mittelpunkt stellen
o Gemeinsamkeiten gemeinsam „entdecken“
o Unterschiedliche Glaubensauffassungen oder Weltanschauungen respektieren, möglichst
ohne zu bewerten, und in der Umsetzung unterstützen
o Die Asymmetrie in der Kommunikationssituation reduzieren
(untersch. Voraussetzung für die Fähigkeit die eigenen Bedürfnisse mitzuteilen,
oder Unsicherheit, Scham, Tabu)
o Vertrauenspersonen des Patienten, Familien einbeziehen als Vermittler u. Unterstützer
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4.1. ANSATZ für eine Kultur- u Religionssensibilität in
der PFLEGEBEZIEHUNG
SCHRITTE eines Lernprozesses
VI. VEREINBARUNGEN: Erwartungen u. Möglichkeiten aushandeln
Kulturelle, religiöse, weltanschauliche Prägung in ihrer RELEVANZ für medizinische Behandlung + Pflege erkunden und klären
Erwartungen und Möglichkeiten zwischen Patienten u. Pflegenden AUSHANDELN (Machbarkeit >< Zumutbarkeit)
Darauf hin routinierte Verfahren überprüfen und ANPASSEN
VEREINBARUNGEN für die Umsetzung treffen
Pflege- / Behandlungsarrangements dann kontinuierlich und situativ FEIN ABSTIMMEN
Kontinuierlicher AUSHANDLUNGSPROZESS als Bestandteil der Pflege
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VI. PFLEGE-VEREINBARUNGEN: AEDLS vor dem individuelle Hintergrund
der kulturellen und religiösen Prägung gemeinsam ausarbeiten
Kommunizieren können
Sich bewegen können
Vitale Funktionen des Lebens aufrecht erhalten können
Sich pflegen können
Essen und trinken können
Ausscheiden können
sich kleiden können
Ruhen, schlafen, entspannen können
Sich beschäftigen, lernen, sich entwickeln zu können
Die eigene Sexualität leben können
Für eine sichere/fördernde Umgebung sorgen können
Soziale Kontakte, Beziehungen und Bereiche sichern und gestalten können
Mit existentiellen Erfahrungen des Lebens umgehen können
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4.1. ANSATZ für eine Kultur- u Religionssensibilität in
der PFLEGEBEZIEHUNG
SCHRITTE eines Lernprozesses
VII. Pflege und Hilfebeziehung als ein gegenseitiger kontinuierlicher LERNPROZESS das ANPASSEN + FLEXIBILISIEREN bestehender und AUSPROBIEREN neuer Vorgehensweisen sind getragen von der Haltung „VONEINANDER LERNEN“,
VIII. INTEGRATION der ERKENNTNISSE in die Pflegeorganisation und -handlung, Behandlungsplan , Konzepte und Qualitätsstandards
o die Verantwortung des interkulturellen Prozesses zwischen Pflegenden und Patienten mit Migrationshintergrund wird in Tandem tragen,
o im Team weiterentwickelt und
o durch die Einrichtungsleitung strukturell verankert
IX. Durch kontinuierliche REFLEXION der interkulturellen Erfahrungen mit allen Beteiligten entwickelt Personal und Einrichtung neue Kultur- Religionssensibilität und Kompetenz
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4. Ein WEG für die Umsetzung:
ein ANSATZ für eine Kultur- u Religionssensibilität in der
Einrichtung
4.2. Interkulturelle Öffnung (IKÖ) der EINRICHTUNG
Als Voraussetzung für die Umsetzung
der kultursensiblen Pflege
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4.2. Kultursensibilität und IKÖ der EINRICHTUNG
Nach INNEN
Nach AUSSEN
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Der IKÖ Prozess erfolgt
• auf verschiedenen Ebenen der Einrichtung
• Intern sowie extern
• In mehreren Prozessschritten
Die Prozessschritte sind
• nicht streng in der Reihenfolge umzusetzen
• Vielmehr werden sie an die Gegebenheiten
der jeweiligen Organisation und Einrichtung angepasst
4.2. Kultursensibilität und IKÖ der EINRICHTUNG 66
4.2. Kultursensibilität und IKÖ der Einrichtung
Prozessschritte nach INNEN
I. Entscheidung der GF für den IKÖ Prozess und Beteiligung
II. Überprüfung, Erweiterung und Neudefinition des Leitbildes
III. Überprüfung, Erweiterung und Neudefinition von
Konzepten
Arbeitsansätzen und
Qualitätsstandards
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4.2. Kultursensibilität und IKÖ der Einrichtung
Prozessschritte nach INNEN
IV. Personalentwicklung:
systematische Fortbildung > interkulturelle Kompetenz + Kultursensibilität (Bausteine)
Förderung der Mehrsprachigkeit, > Sprachförderung
Gewinnung MitarbeiterInnen mit Migrationshintergrund und –erfahrung
Qualifizierung u. Förderung MitarbeiterInnen MMH
interdiszip.+ interkulturelle Teamentwicklung, ( Thematisierung von Diskriminierung,
Kompetenzenausgleich, Delegationsfalle …) > Reflexionsräume
Kompetenzen und Verantwortung des interkulturellen Prozesses in Tandem tragen
und im interkulturellen und interdisziplinären Team weiter entwickeln
Nationaler und Internationaler Austausch (z.B. Hospitationen)
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4.2 Kultursensibilität und IKÖ der Einrichtung
V. Anpassung und FLEXIBILISIERUNG von Strukturen und Abläufen
VI. Anpassung bestehender und ENTWICKLUNG neuer Angebote
VII.Erkennen und REDUZIERUNG interner Beteiligungsbarrieren
Die Implementierung braucht Moderation und Steuerung, dabei ist die Einbeziehung einer externen Fachberatung hilfreich.
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4.2. Kultursensibilität und IKÖ der EINRICHTUNG 70
4.2 IKÖ der EINRICHTUNG:
Prozessschritte nach AUSSEN
V. Erkennen und Reduzieren der Zugangsbarrieren
VI. Öffentlichkeitsarbeit: Sichtbarmachung der interkulturellen Orientierung nach
außen
VII. Vernetzung und Kooperation mit Akteuren und Strukturen der Ziel-Minderheiten,
durch Beteiligung Erweiterung der Kompetenzen und Ressourcen zur Bewältigung
der interkulturellen Komplexität
VIII.Systematische Reflexion der neuen Erfahrungen mit Nutzern+Schlüsselpersonen
Rückkopplung der Erkenntnisse im Entwicklungsprozess und Verankerung in den eigenen Standards und Strukturen
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4.2. IKÖ mögliche KOOPERATIONSPARTNER 72
4.2 IKÖ der Einrichtung: Prozessschritte nach
AUSSEN
Durch den Prozess der IKÖ
werden Einrichtung und Personal
flexibler, kreativer und sicherer damit fähiger,
mit neuen Unterschieden , Komplexitäten und
Spannungsfeldern umzugehen
und sich darauf einzustellen
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ARBEITSGRUPPEN
Beurteilung und Anwendung des Ansatzes anhand einer Alltagssituation im Krankenhaus oder Pflegeheim
Welche Aspekte des kultursensiblen Ansatzes sind für Sie sinnvoll und hilfreich, im Umgang mit Patienten unterschiedlicher kultureller und sozialer Herkunft und religiöser Orientierung ?
Bitte wählen Sie eine konkrete typische Alltagssituation aus und überlegen Sie, WIE Sie diese - mithilfe des illustrierten kultursensiblen Ansatzes – kultur- und religionssensibel gestalten können
Vgl. Anlage: Methodische Gestaltung
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ERKENNTNISSE
Welche ERKENNTNISSE haben sich bei der Erarbeitung des Beispiels ergeben ?
Was würde Ihnen bei der Anwendung helfen?
Zum Beispiel in Bezug auf
Auftrag des Arbeitsgebers
Qualität : Kompetenzen + Konzepte + Methoden
Rahmenbedingungen Zeit + Personal
Fortbildung…
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Herzlichen Dank
fürs Zuhören & Mitmachen !!
gabriella zanier
Anlaufbüro Seniorengruppen - präventive Altenhilfe
Caritasverband Frankfurt e.V. und
FORUM für eine kultursensible Altenhilfe
Alte Mainzer Gasse 10
60 311 Frankfurt a.M.
Tel: 069 / 2982 - 406
E-Mail: [email protected]
E-Mail : [email protected]
www.kultursensible-altenhilfe.de
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LITERATURHINWEISE Arbeitskreis für eine Kultursensible Altenhilfe: Handreichung für kultursensible Altenhilfe 2002 (Hrsg.) KDA Köln 2002
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration (Hrsg.): Das kultursensible Krankenhaus. Ansätze zur interkulturellen Öffnung. Praxisratgeber. Berlin 2015
CAREMI: Handreichung zur medizinischen und pflegerischen Versorgung von älteren MigrantInnen. Universität Tübingen, Institut für Soziologie. Tübingen 2013
Dömling, G. : Kennzeichen kultursensibler Pflege. Wiss. Forschungsarbeit im Rahmen des ESF-Projektes: Existenzielle Kommunikation, Spiritualität und Selbstsorge im Pflegeberuf - Fachhochschule der Diakonie Deutschland. Berlin 2010-2012
Domenig, D. (Hrsg.): Transkulturelle Kompetenz. Lehrbuch für Pflege-, Gesundheits- und Sozialberufe. Bern 2007
Gülal, F.: kultursensible Pflege bei muslimischen Patienten. 2012 http://www.pbs-hn.de/pbs_aktuelles_und_projekte/20120301_fachtag/Handout%20Kultursensible%20Pflege%20bei%20muslimische%20Patienten.pdf
Kulturkompetente Pflege in Ausbildung und Praxis (KAP): maxQ. Im bfw- Unternehmen für Bildung . RISP Uni Duisburg Essen. Duisburg 2010
Kultursensible Pflege – Wahlpflichtmodul im Rahmencurriculum zur Ausbildung zur AltenpflegerIN. (Hrsg.) LZG – RLP Mainz 2015
Ministerium für Arbeit Soziales, Gesundheit Familien Frauen RLP : Mehr als Tee und Baklava - Die Facetten der kultursensiblen Pflege . (Hrsg.) LZG –RLP Mainz 2006
Risch, R., Volkert, M.: Pflege für Muslime. Informationsverhalten u. Akzeptanz von Pflegearragements. i.A. BAMF – Islamische Konferenz WP 75 Berlin 2017
Schnepel, Ch. , Motzek-Öz, s.: Religionssensibilität als Teil diversitätsbewusster Sozialer Arbeit. Fachtag: Kultursensible Arbeit mit geflüchteten Familien Uni-Kassel 21.05.2015
Zanier, G.: Ein kultursensibler Zugang. CNE Thieme Stuttgart 2017
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