Download - Mehr Licht als Schatten September 2021
Berlin Konjunktur
Mehr Licht als Schatten
September 2021
www.ibb.de
Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur2
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Inhalt
Trendverläufe
Zusammenfassung Mehr Licht als Schatten
Unternehmensnahe Dienstleistungen Corona trifft die Branche hart Digitalwirtschaft als Impulsgeber
Industrie Berliner Industrie über dem Vorkrisenniveau
Exporte „Made in Berlin“ ist trotz Corona gefragt Die Welt kauft Pharmaprodukte aus Berlin
Bauhauptgewerbe Baugenehmigungen brechen um 22% ein Kapazitätsengpässe und Corona bremsen
Tourismus Internationale Gäste fehlen weiterhin Aussichten hellen sich nur langsam auf
Gastgewerbe Umsatz sinkt um 38%
Einzelhandel Umsätze steigen im ersten Halbjahr um 2,0%
Unternehmensgründungen und Insolvenzen 8,4% mehr Gewerbeanmeldungen bis Juli Kein Insolvenzschub trotz Insolvenzantragspflicht
Arbeitsmarkt Arbeitsmarkt zeigt sich wieder dynamisch
Steuern und Kredite Steuereinnahmen sinken wegen Corona Kreditbestand steigt um 7,4%
Fazit Die Wirtschaft nimmt Fahrt auf
Volkswirtschaft | September 2021 3
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2017 2018 2019 2020
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Quartalswerte Saison-/kalenderbereinigte Werte Trend
Unternehmensnahe Dienstleistungen - GesamtUmsatz/Einnahmen aus selbstständiger Tätigkeit; (2015 = 100)
1,6
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2017 2018 2019 2020 2021
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Monatswerte Saison-/kalenderbereinigte Monatswerte
Trend langfristiger Durchschnitt
Verarbeitendes GewerbeUmsätze - Gesamt (in Mrd. Euro)
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2016 2017 2018 2019 2020
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen IBB
QuartalswertePrognose
Saison-/kalenderbereinigte Werte Trend
Darunter freiberufliche, wissenschaftliche und technische DienstleistungenUmsatz/Einnahmen aus selbstständiger Tätigkeit; (2015 = 100)
Saison-und kalenderbereinigte Konjunkturdaten / Trendverläufe
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2017 2018 2019 2020 2021
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Monatswerte Saison-/kalenderbereinigte Monatswerte langfristiger Durchschnitt Trend
Verarbeitendes GewerbeAuftragseingänge - Gesamt (2015 = 100)
2017 2018 2019 2020 2021
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Monatswerte Saison-/kalenderbereinigte Monatswerte Trend langfristiger Durchschnitt
BauhauptgewerbeAuftragseingänge - Gesamt (in Mio. Euro)
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ende
Taus
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Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Monatswerte Saison-/kalenderbereinigte Monatswerte Trend langfristiger Durchschnitt
BauhauptgewerbeUmsätze (in Mio. EUR)
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2017 2018 2019 2020 2021
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Monatsswerte Saison-/kalenderbereinigte Werte Trend
EinzelhandelUmsatz (2015 = 100)
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2017 2018 2019 2020 2021
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Monatswerte Saison-/kalenderbereinigte Werte Trend
GastgewerbeUmsatz; (2015 = 100)
Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur4
Zusammenfassung
Mehr Licht als Schatten
Zwar bringt der Herbstanfang bereits spürbar kür-zere Tage, aber dank fortschreitender Impfkam-pagne und weiterer Lockerungen der Corona-Beschränkungen gibt es in der Berliner Wirtschaft deutlich mehr Licht als Schatten. Die aufgrund der ansteckenderen Corona-Delta-Variante noch ver-bliebenen Eindämmungsmaßnahmen sind weniger restriktiv als zum Jahresanfang. In der Industrie und beim Außenhandel konnte das Vorkrisenni-veau bereits wieder eingeholt werden und die Auf-tragsbestände in der Bauindustrie befinden sich auf einem 20-jährigen Rekordhoch. Auch die Kon-sumlaune steigt, nachdem in der Krise mehr ge-spart wurde. Die steigende Industrie-Nachfrage aus dem Ausland wird nur durch Lieferengpässe bei Vorleistungsgütern sowie zunehmenden Fach-kräftemangel gebremst. Das Berliner BIP wuchs im ersten Halbjahr deutlich um 2,1%. Das Wachstum blieb leicht unter dem deutschen Durchschnitt (+2,9%), da Bundesländer mit einem großen In-dustrieanteil im Vorjahr stärker eingebrochen wa-ren und so einen größeren Rückpralleffekt aufwie-sen. Das Wachstum wird sich im zweiten Halbjahr fortsetzen und für das Gesamtjahr 2021 kann mit 3,2% gerechnet werden (Deutschland: +3,6%), nach dem Coronadämpfer im Vorjahr (-3,3%). Die wirtschaftlichen Niveaus des Jahres 2019 dürften damit zum Jahreswechsel 2021/2022 wieder er-reicht werden. Im kommenden Jahr kann das Ber-liner Wachstum dann 4% übertreffen.
Gastgewerbe weiterhin betroffen
Die Gästezahlen in den Berliner Hotels sind in den ersten sieben Monaten um 54,4% im Vergleich zum bereits zum Teil von Corona geprägten Vor-jahreszeitraum gesunken. Auch Restaurants und Unterhaltungsbetriebe waren betroffen. Die Um-sätze im Gastgewerbe sanken in den ersten sie-ben Monaten um 37,7% im Vergleich zum Vorjah-reszeitraum und um 65% im Vergleich zum Vorkri-senjahr 2019. Durch neue Mutationen und einen langsamen Impfprozess in vielen Ländern ist eine Rückkehr zum Massentourismus noch in weiter Ferne. In 2022 könnten aber zumindest wieder langsam steigende Übernachtungszahlen ver-zeichnet werden.
Arbeitsmarkt äußerst dynamisch
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäf-tigten stieg im Juli im Jahresvergleich um 42.345 auf 1,58 Mio. Damit liegt Berlin mit einem Zuwachs von 2,8% an der ersten Stelle aller Bundesländer und doppelt so hoch wie der deutsche Schnitt. Seit dem Höchststand zu Jahresbeginn fallen die Ar-beitslosenzahlen wieder. Dennoch waren im Sep-tember 2021 noch 190.435 Arbeitslose gemeldet. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 9,4% (Deutschland: 5,4%) – 0,9 Prozentpunkt weniger als 2020, aber immer noch 1,6 Punkte mehr als
2019. Zuzüglich der Personen in beruflicher Ein-gliederung oder Weiterbildung sind es insgesamt 243.416 Unterbeschäftigte (11,8%). Die Anmeldun-gen zur Kurzarbeit sanken aufgrund der Lockerun-gen deutlich. So gab es im September 57 Meldun-gen für insgesamt nur noch 573 Personen.
Dienstleistungsgewerbe ausgebremst
Die unternehmensnahen Dienstleistungsbereiche sind mit knapp 30% (71 Mrd. EUR in 2020) der Berliner Umsätze ein wichtiger Pfeiler der Berliner Wirtschaft. In 2020 sanken die Umsätze noch um 5,0% gegenüber dem Vorjahr. Die Digitalwirtschaft baute dagegen ihre Rolle als Wachstumstreiber aus. So verzeichneten die Informationsdienstleis-tungen (+11,5%) und die Informationstechnologie (+3,0%) steigende Umsätze. Im zweiten Halbjahr 2021 dürfte sich auch das Dienstleistungsgewerbe wieder etwas erholen. Aufgrund einer Umstellung der Statistik fehlen noch aktuelle Zahlen für 2021.
Berliner Industrie übertrifft Vorkrisenniveau
Die hoch spezialisierten Berliner Industrieprodukte sind auch in der Krise stark gefragt, insbesondere die traditionell starke Pharmaindustrie und die Elekt-roindustrie. Trotz Lieferengpässen bei Vorleistungs-produkten stiegen die Berliner Industrieumsätze in den ersten sieben Monaten 2021 deutlich um 6,3% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (Deutschland: +13,7%). Die Aufträge stiegen ebenfalls deutlich um 8,4%. Gefüllt haben sich die Auftragsbücher der Hersteller von elektrischen Ausrüstungen (+28,6%), von Metallerzeugnissen (+25,7%), von Datenverar-beitungsgeräten (+21,1%), sowie von Maschinen (+17,6%). Einen Rückgang nach dem Vorjahres-Boom gab es bei Pharmaprodukten (-3,0%). Auch international ist „Made in Berlin“ gefragt: Die Berliner Exporte legten in den ersten sieben Monaten um13,8% auf 9,2 Mrd. EUR zu. Im Vergleich zu 2019 stiegen sie um 2,8%. Die stärkste Warengruppe sind pharmazeutische Erzeugnisse, deren Ausfuh-ren um 23% stiegen.
Materialmangel belastet Bauwirtschaft
Die Baugenehmigungen von Wohnungen brachen in den ersten sieben Monaten 2021 gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 10.884 ein (-22%). Auf den Baustellen machen sich der Fachkräftemangel und Lieferengpässe bei Baumaterialien bemerkbar. In den ersten sieben Monaten fielen die Umsätze im Bauhauptgewerbe um 11,3% auf 2,3 Mrd. EUR. Die Auftragseingänge stiegen dagegen deutlich um 23,1%. Der Auftragsbestand bleibt mit 2,0 Mrd. EUR auf dem höchsten Stand seit 20 Jahren. Auch wenn der Druck auf den Wohnungsmarkt aufgrund der Corona-Pandemie kurzzeitig sank, die aufge-laufene Bedarfslücke ist weiterhin nicht geschlos-sen und Neubau dringend notwendig.
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2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021
Quelle: Statistische Ämter der Länder, eigene Berechnungen IBB
BIP-Entwicklung in BerlinMrd. EUR in Preisen von 2015 (linke Skala), Wachstumsraten ggü.Vorjahr in % (rechte Skala)
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2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021
Quelle: Destatis, eigene Berechnungen
BIP-Entwicklung in DeutschlandMrd. Euro in Preisen von 2015 (linke Skala), Wachstumsraten ggü. Vorjahr in % (rechte Skala)
Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur6
Unternehmensnahe Dienstleistungen
Dienstleistungsgewerbe ausgebremst
Die unternehmensnahen Dienstleistungsbereiche sind mit gut 30% (71 Mrd. EUR in 2020) der Berli-ner Umsätze eine wichtige Stütze der Berliner Wirtschaft. Jedoch wird dieses Wirtschaftssegment hart von den Folgen der Corona-Pandemie getrof-fen. So sanken die Umsätze in 2020 um 5,0% gegenüber dem Vorjahr, etwas weniger als in Deutschland (-6,5%). Im zweiten Halbjahr 2021 dürfte sich auch das Dienstleistungsgewerbe dank der aufgehobenen Beschränkungen wieder etwas erholen. Aufgrund einer Umstellung der Statistik fehlen allerdings aktuelle Zahlen für 2021.
Der fast vollständige Einbruch des internationalen Personenverkehrs lastete 2020 auf den Umsätzen der Luftfahrt (-67,8%) sowie der Reisebüros (-68,6%). Auch die Umsätze der sonstigen Dienst-leistungen für Unternehmen, zu denen neben Sek-retariatsdiensten auch Messe- und Kongressver-anstalter zählen, sanken (-25,1%). Der Personen- und Güterverkehr (-15,5%) litt unter der Pandemie und die Arbeitskräftevermittler (-14,8%) spürten die Folge von Kurzarbeit und Nachfrageeinbrüchen. Vom boomenden Onlinehandel profitierten dage-gen die Post- und Kurierdienste (+14,8%).
Digitalwirtschaft als Impulsgeber
Vor allem die Digitalwirtschaft baute im Krisenjahr 2020 ihre Rolle als Wachstumstreiber aus. So verzeichneten die Informationsdienstleistungen (+11,5%) und die Informationstechnologie (+3,0%) steigende Umsätze. Auch die Unternehmensbera-ter (+7,8%) sowie Sicherheitsdienste (+3,5%) hat-ten in der Krise gut zu tun. Die Berliner Digitalwirt-schaft dürfte aber auch langfristig vom durch die Corona-Krise ausgelösten Digitalisierungsschub in allen Lebensbereichen profitieren.
Die unternehmensnahen Dienstleister haben in den letzten Jahren den Großteil der neuen Jobs in Berlin geschaffen. Insgesamt sind hier 662.800 Menschen beschäftigt. In 2020 wurden trotz der Krise sogar 0,9% mehr Beschäftigte gezählt als im Vorjahr. Das Beschäftigungswachstum entwickelt sich damit deutlich besser als bei den gesamtdeut-schen Dienstleistungsunternehmen (-1,3%) und besser als in Berlin insgesamt (+0,2%). Angetrie-ben wurde der Zuwachs von den Einstellungen in der Branchen Information und Kommunikation (+5,9%). Auch die Unternehmensberater (+10,9%) sowie Post- und Kurierdienste (+23,5%) stellten während der Pandemie kräftig ein.
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2016 2017 2018 2019 2020
Quelle: Amt für Statistik Berlin Brandenburg, Destatis, eigene Berechnungen
Berlin Deutschland
Umsatzentwicklung unternehmensnahe Dienstleistungen2015 = 100; saison-/kalenderbereinigte Quartalswerte
Volkswirtschaft | September 2021 7
3,0
2,3
-25,1
2,8
-15,5
-5,8
-2,6
-0,1
7,8
-3,1
11,5
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-68,6
3,5
-3,4
-67,8
14,8
-1,8
-62,9
-20 -15 -10 -5 0 5 10
Informationstechnologie (J)
Rechts-,Steuerberat., Wirtsch.prüf. (M)
sonst. Dienstl. für Unternehmen (N)
Architekt.-, Ing.-Büros, Labore (M)
Personen- u. Güterverkehr (H)
Lagerwesen u. Verkehrsdienstl. (H)
Verlagswesen (J)
Film, TV, Kino, Musik (J)
PR, Unternehmensberatung (M)
Werbung und Marktforschung (M)
Informationsdienstleistungen (J)
sonst. freiberufliche Tätigkeiten (M)
Überlassung v. Arbeitskräften (N)
Reisebüros (N)
Wach-, Sicherheitsdienste (N)
Telekommunikation (J)
Luftfahrt (H)
Post- und Kurierdienste (H)
Rundfunk (J)
Schifffahrt (H)
-80 -60 -40 -20 0 20 40
1. - 4. Quartal 2020 Umsatzanteil an allen Dienstleist. (obere Skala)
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Umsatztrends ausgewählter DienstleistungsbranchenVeränderung gegenüber Vorjahr in %; Umsatzanteil in %
10,0
0,5
-2,4
-2,3
3,5
-11,7
0,9
10,9
-1,3
-2,6
4,0
-0,8
-1,6
-0,4
23,5
-4,9
-0,9
-12,5
0,4
-20,8
-30 -20 -10 0 10 20 30
-30 -20 -10 0 10 20 30
Informationstechnologie (J)
Rechts-,Steuerberat., Wirtsch.prüf. (M)
sonst. Dienstl. für Unternehmen (N)
Personen- u. Güterverkehr (H)
Architekt.-, Ing.-Büros, Labore (M)
Überlassung v. Arbeitskräften (N)
Wach-, Sicherheitsdienste (N)
PR, Unternehmensberatung (M)
Lagerwesen u. Verkehrsdienstl. (H)
sonst. freiberufliche Tätigkeiten (M)
Informationsdienstleistungen (J)
Werbung und Marktforschung (M)
Film, TV, Kino, Musik (J)
Verlagswesen (J)
Post- und Kurierdienste (H)
Reisebüros (N)
Telekommunikation (J)
Luftfahrt (H)
Rundfunk (J)
Schifffahrt (H)
1. - 4. Quartal 2020 Beschäftigtenanteil an allen Dienstl. (obere Skala)
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Beschäftigungstrends ausgewählter DienstleistungsbranchenVeränderung gegenüber Vorjahr in %; Beschäftigungsanteil in %
-5,0
1,4
2,3
-23,6
-10,5
-30 -20 -10 0 10
unternehmensnahe Dienstleistungen(H, J, M, N)
freiberufl. u. wissenschaftl.Dienstleistungen (M)
Information undKommunikation (J)
Sonst. wirtschaftl.Dienstleistungen (N)
Verkehr undLagerwesen (H)
1. - 4. Quartal 2019 1. - 4. Quartal 2020
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Umsatztrends unternehmensnahe DienstleistungenVeränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %
71
29
21
11
11
Absolut in Mrd. EUR p.a.
Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur8
6,3
1,7
9,6
3,3
8,8
-3,4
0,4
0,9
14,2
7,9
35,2
-40 -20 0 20 40 60
Insgesamt
Inland
Ausland
Pharmazeut. Erzeugnisse
Datenverarbeitungsgeräte
Nahrungmittelherstellung
Elektrische Ausrüstungen
Maschinenbau
Reparatur u. Install.v.Maschinen
Metallerzeugnisse
Druckerzeugnisse
Januar - Juli 2020 Januar - Juli 2021
Umsatztrends der wichtigsten IndustriebranchenVeränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
41
59
0 20 40 60
Anteil in %
Industrie
Berliner Industrie übertrifft Vorkrisenniveau
Die hoch spezialisierten Berliner Industrieprodukte bleiben auch mit Abklingen Coronakrise gefragt, insbesondere Pharma- und Elektroprodukte. Trotz Lieferengpässen bei Vorleistungsprodukten stie-gen die Berliner Industrieumsätze in den ersten sieben Monaten 2021 deutlich um 6,3% im Ver-gleich zum Vorjahreszeitraum (Deutschland: +13,7%). Im Vergleich zu den ersten sieben Mona-ten 2019, vor Corona, stiegen die Umsätze um4,8%. Die 316 Berliner Industriebetriebe mit 50 undmehr Beschäftigten erzielten einen Umsatz von15,2 Mrd. EUR, davon 6,2 Mrd. EUR (+1,7%) imInland und 9,0 Mrd. EUR (+9,6%) im Ausland (An-teil: 59%). Die Pharmaindustrie, stärkste BerlinerIndustriebranche, verbuchte ein Plus von 160 Mio.EUR (+3,3%). Auch die Umsätze der Herstellervon Datenverarbeitungsgeräten (+134 Mio. EURbzw. +9%), von wahlkampfbedingt gefragtenDruckerzeugnissen (+122 Mio. EUR bzw. +35%),der Metallerzeuger und -bearbeiter (+97 Mio. EURbzw. +34%) sowie der Reparaturbetriebe (+62 Mio.EUR bzw. +14%) stiegen deutlich. Rückgängemeldeten dagegen Hersteller von Nahrungsmitten(-48 Mio. EUR bzw. -3%) und von Getränken (-28Mio. bzw. -20%).
Die Aufträge der Berliner Industrie stiegen in den ersten sieben Monaten 2021 ebenfalls deutlich um 8,4%. Dabei bremsten die Inlandsbestellungen mit -6,2%, während sie aus dem Ausland deutlich um+10,1% stiegen. Zuwächse meldeten die Herstellervon elektrischen Ausrüstungen (+28,6%), von Me-tallen (+25,7%), von Datenverarbeitungsgeräten(+21,1%), sowie von Maschinen (+17,6%). Rück-gänge verzeichneten dagegen die Hersteller vonpharmazeutischen Produkten (-3,0%) nach einempandemiebedingten Boom im Vorjahr. Die Be-schäftigtenzahl ging aufgrund von Konzernum-strukturierungen um 2.788 (-3,8%) zurück, vorallem bei den Herstellern von elektrischer Ausrüs-tung (-1.142) und im Maschinenbau (-534).
Die Berliner Industrie bewältigte die aktuellen Lie-ferengpässe bei Halbleiter und Stahl nach dem gleichzeitigen weltweiten Wiederanlaufen der Wirt-schaft recht gut. Gleichzeitig ist die Industrie durch den Strukturwandel gefordert. Dabei profitiert sie von einer starken Ausrichtung auf aktuell gefragte Bereiche wie Gesundheitswirtschaft und elektri-sche Ausrüstungen, die auch in Zukunft eine wich-tige Stütze der Berliner Wirtschaft bleiben.
Volkswirtschaft | September 2021 9
8,4
-6,2
10,1
-3,0
17,6
21,1
28,6
8,0
0,4
25,7
17,3
-30 -20 -10 0 10 20 30
Verarbeitendes Gewerbe insg.
Inland
Ausland
Pharmazeut. Erzeugnisse
Maschinenbau
Datenverarbeitungsgeräte
Elektrische Ausrüstungen
Metallerzeugnisse
Chemische Erzeugnissen
Metallerzeugung
Textilien
Januar - Juli 2020 Januar - Juli 2021
Auftragseingänge wichtiger IndustriebranchenVeränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
37
63
0 20 40 60 80
Anteil in %
-7-6-5-4-3-2-101234567
-300
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-100
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200
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2016 2017 2018 2019 2020 2021
Deutschland Berlin (rechte Skala)
Industriebeschäftigtegleitender 12-Monatsdurchschnitt, Veränderung ggü. Vorjahresmonat in Tsd.
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur 10
Exporte „Made in Berlin“ weiterhin gefragt Die exportorientierten Berliner Industrieunterneh-men profitieren vom guten Ruf spezialisierter Pro-dukte und der anziehenden internationalen Nach-frage. In den ersten sieben Monaten stiegen die Berliner Ausfuhren im Vergleich zum Vorjahreszeit-raum um 1,1 Mrd. EUR auf 9,2 Mrd. EUR (+13,8%). In Deutschland stiegen die Exporte mit 16,1% noch stärker, da sie im Vorjahr auch stärker eingebrochen waren. Das Vorkrisenniveau wurde bereits wieder erreicht: Im Vergleich zu den noch nicht von Corona geprägten ersten sieben Mona-ten 2019 stiegen die Berliner Exporte um 2,8% (D: +0,9%). In die USA wurden in den ersten sieben Monaten Waren im Wert von 808 Mio. EUR ausgeführt, 15,5% weniger als im Vorjahreszeitraum. Die USA sind seit über einer Dekade das wichtigste Berliner Exportland (Exportanteil 9%). Jedoch bremsten bereits vor der Corona-Krise zunehmende Han-delsquerelen. Die Nachfrage aus China zog mit Abflauen der Coronakrise stark an und das Land stieg mit einem Exportwert von 721 Mio. EUR auf den zweiten Platz auf (+26,4%). Damit überholte es wieder Frankreich (+12,5% auf 716 Mio. EUR). Die Exporte in das Vereinigte Königreich sanken
nach Ablauf der Brexit-Übergangsphase um 5,7% auf 476 Mio. EUR. Mit einem Anteil von 5,2% liegt das Land auf dem 5. Rang. Im Vergleich zu den ersten sieben Monaten 2019 stiegen die Exporte um 11,2%.
Die Welt kauft Pharmaprodukte aus Berlin Berlin hat als spezialisierter Standort für Pharma-zeutik und Medizintechnik international einen her-vorragenden Ruf. Während der Coronakrise stieg die weltweite Nachfrage nach pharmazeutischen und chemischen Produkten aus Berlin deutlich an. Die mit Abstand stärkste Warengruppe sind phar-mazeutische Erzeugnisse, deren Export in den ersten sieben Monaten 2021 um 350 Mio. EUR bzw. 23,0% zunahm. Ebenfalls deutlich nahm der Absatz von sonstigen Fahrzeugen, insbesondere Motorrädern, zu (+239 Mio. EUR bzw. +37,7%). Auch die Exporte von Kunststoffen (+151 Mio. EUR bzw. +515,8%) und von medizinischen Gerä-ten (+81 Mio. EUR bzw. +17,5%) stiegen kräftig. Stark gefragt sind auch Motoren (+68 Mio. EUR bzw. +27,7%), Schienenfahrzeuge (+54,4 Mio. EUR bzw. +86,4%) und Maschinen (+47 Mio. EUR bzw. + 17,0%) aus Berlin. Im Herbst dürfte die Nachfrage nach international wettbewerbsfähigen Berliner Produkten aus den Bereichen Gesund-heitswirtschaft, Maschinenbau und Elektrotechnik weiter anziehen.
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2016 2017 2018 2019 2020 2021
Eurozone USA Asien EU ohne Euroländer Naher Osten Insgesamt
Berliner Exportemonatliche Trendwerte, Veränderung ggü. Vorjahr in %
Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
Volkswirtschaft | September 2021 11
1.089,9
350,0
239,5
9,6
81,3
29,4
47,0
19,9
68,2
27,4
28,4
151,1
33,8
19,1
-4,5
15,4
19,9
-1,3
-780
-200-100 0 100 200 300 400 500 600
Insgesamt
Pharmazeutische Erzeugnisse
sonstige Fahrzeuge
Geräte z. Elektrizitätserz. u. -vert.
Medizinische Geräte
Kraftmaschinen
Maschinen, a.n.g.
Mess- u. steuerungstechn. Erzeugn.
Motoren u.a. Teile f. Kraftfahrzeuge
Chemische Enderzeugnisse, a.n.g.
Eisen-, und Metallwaren, a.n.g.
Kunststoffe
Kakao und Kakaoerzeugnisse
Lager, Getriebe, u. Antriebselem.
Enderzeugnisse, a.n.g.
Pumpen und Kompressoren
Elektrotechnische Erz., a.n.g.
Waren aus Kunststoffen
….
Januar - Juli 2021 Januar - Juli 2020
Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnung
Exporttrends: wichtigste WarengruppenVeränderung ggü. Vorjahr in Mio. EUR
1.089,9
-0,5
150,8
79,6
-5,1
-28,6
25,1
103,2
-16,6
39,2
66,3
18,6
39,0
17,9
82,2
57,7
98,8
30,8
-779,8
-300 -200 -100 0 100 200
Insgesamt
USA
China
Frankreich
Polen
Vereinigtes Königreich
Niederlande
Italien
Schweiz
Österreich
Spanien
Russische Förderation
Japan
Tschechische Republik
Kanada
Belgien
Australien
Schweden
…
Januar - Juli 2021 Januar - Juli 2020
Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnung
Exporttrends: wichtigste ExportländerVeränderung ggü. Vorjahr in Mio. EUR
31,7
20,4 19,1 18,0 17,9 17,7 16,8 16,4 16,1 15,7 13,8 11,8 10,08,1
6,9 6,1
-10
0
10
20
30
40
Sach
sen
Thür
inge
n
Saar
land
Bade
n-W
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Bran
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urg
Mec
klenb
urg-
Vorp
omm
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Ham
burg
Schl
esw
ig-
Hol
stei
n
Exporte Juli 2021Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %
Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
0
100
200
300
400
500
600
0
100
200
300
400
500
600
95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20Jul. 21
EU (alte Mitgliedsländer) EU (neue Mitgliedsländer) Amerika Asien
Exporte nach Ländergruppen 1995 = 100
Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
9.151
808
721
716
556
476
457
455
304
289
280
247
223
215
2.736
4.145
1.195
872
248
310
1.962
1.079
512
211
521
8.040
0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000
InsgesamtUSA
ChinaFrankreich
PolenVereinigtes Königreich
NiederlandeItalien
SchweizÖsterreich
SpanienRussische Förderation
JapanTschechische Republik
…Euroländer
EU-28Neue EU-Länder
GIIPS-StaatenNaher und Mittlerer Osten
ASEANAsien
BRICSNext Eleven
OPECÖlstaaten
Berliner Exportenach Hauptabnehmern in Mio. EUR
Januar - Juli 2021 Januar - Juli 2020
Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur12
3,9
-22,0
-23,4
-5,4
-30 -20 -10 0 10 20
Gebäude insgesamt
Wohnungen insgesamt
Neubau
Aus- und Umbau
BaugenehmigungenVeränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %
Januar - Juli 2020 Januar - Juli 2021
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Davon:
Bauhauptgewerbe
Baugenehmigungen brechen um 22% ein
Die Baugenehmigungen von Wohnungen sanken im Zeitraum Januar bis Juli 2021 gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 10.884 (-22%), darunter 88% Neubauten. Auch mit Abklingen der Corona-Krise konnte der Genehmigungsstau in den Äm-tern nicht aufgelöst werden. Der Nachfrageüber-hang der vergangenen Jahre nach Wohnraum ist weiter groß, obwohl in 2020 die Bevölkerungszahl erstmals seit 18 Jahren wieder etwas gesungen ist (-5.403). Das dürfte aber nur eine kurze pande-miebedingte Unterbrechung bleiben, zumal die Bevölkerungszahl in den ersten 5 Monaten 2021 schon wieder um gut 2.000 Personen gestiegen ist. Nötig wären pro Jahr rund 20.000 neue Woh-nungen. Doch die Zahl der Baufertigstellungen sank in 2020 sogar auf 16.337 neue Wohnungen (2019: 18.999). Gleichzeitig stagnierte der rekord-hohe Überhang an genehmigten, aber noch nicht fertiggestellten Wohnungen bei 65.661 (+0,9% gegenüber Vorjahr). In der Folge bleibt der Auf-tragsbestand im Bauhauptgewerbe trotz sinkender Aufträge in der Pandemie mit 2,0 Mrd. EUR im zweiten Quartal 2021 auf dem höchsten Stand seit 20 Jahren (+12,9% im Vergleich zum Vorjahres-quartal).
Kapazitätsengpässe und Corona bremsen
Zudem bremsen komplexere Bauvorschriften, schwieriger zu erschließenden Grundstücksflächen und steigende Baukosten. So stieg der Index für Baupreise bei neugebauten Wohnungen im zwei-ten Quartal 2021 um 6,4% im Vergleich zum Vor-jahresquartal. Auf den Baustellen machen sich neben dem Fachkräftemangel auch zunehmend Lieferengpässe bei Baumaterialen bemerkbar. In den ersten sieben Monaten fielen die Umsätze im Bauhauptgewerbe um 295 Mio. EUR (-11,3%) auf 2,3 Mrd. EUR. Dabei sank der Umsatz im Woh-nungsbau um 154 Mio. EUR (-12,3%), im Wirt-schaftsbau um 139 Mio. EUR (-15,5%) und im öffentlichen Bau um 2 Mio. EUR (-0,4%). Trotz des Wegfalls des Mietendeckels in Berlin besteht In-vestitionsunsicherheit aufgrund der Enteignungs-debatte. Zumindest im Ausbaugewerbe wurde im ersten Halbjahr aufgrund starker Nachfrage ein Umsatz von 1,1 Mrd. EUR erwirtschaftet, 121 Mio. EUR mehr als im Vorjahreszeitraum (+12,1%). Die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe ziehen deutlich an, mit 1,9 Mrd. EUR in den ersten sieben Monaten (+23,1%). Davon entfielen 810 Mio. EUR auf den Wohnungsbau, 641 Mio. EUR auf den Wirtschaftsbau und 401 Mio. EUR auf den öffentli-chen Bau.
Volkswirtschaft | September 2021 13
-11,3
-12,3
-15,5
-0,4
-20 -10 0 10 20 30 40
insgesamt
Wohnungsbau
Wirtschaftsbau
Öffentlicher Bau
Umsatztrends Bauhauptgewerbe Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %
Januar - Juli 2020 Januar - Juli 2021
Quelle: eigene Berechnungen •
0 20 40 60
Anteil in %
23,1
41,0
12,9
10,6
-30 -20 -10 0 10 20 30 40 50
insgesamt
Wohnungsbau
Wirtschaftsbau
Öffentlicher Bau
Trends der Auftragseingänge Bauhauptgewerbe Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %
Januar - Juli 2020 Januar - Juli 2021
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen •
0 20 40 60
Anteil in %
Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur14
Tourismus
Internationale Gäste fehlen weiterhin
Die vom Amt für Statistik gemeldeten Gästezahlen sind aufgrund fortbestehenden Einschränkungen im internationalen Reiseverkehr in den ersten sie-ben Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum – der bereits von Corona geprägt war – um 54,4%gesunken. Dies entspricht einem Rückgang um 1,8Mio. auf 1,5 Mio. Gäste. Im Vergleich zum gleichenZeitraum im Jahr 2019 – vor Corona – ging dieZahl sogar um 6,4 Mio. bzw. 81,2% zurück. Vorallem kamen mit nur 289.000 deutlich wenigerausländischen Gäste (-696.000 bzw. -70,7% imVergleich zum Vorjahreszeitraum und -90,7% imVergleich zu 2019). Auch die Zahl der inländischenGäste sank um fast die Hälfte (-1,12 Mio.; -47,3%).Am meisten Gäste (34.700) kamen aus dem direktangrenzenden Polen (-34,2% im Vergleich zumVorjahreszeitraum) sowie aus den nahen Nachbar-ländern Dänemark (30.454) und Niederlande(25.700). Gegenüber dem Vorjahreszeitraum brachdie Zahl der Gäste aus Japan und Brasilien (jew.-94,9%), Taiwan (-94,3%), Australien (-94,0%)sowie Großbritannien (-93,1%) am stärksten ein.Neben Corona belasten hier zusätzlich Erschwer-nisse aufgrund des Brexit. Mit den ausbleibendenGästen fiel auch die Zahl der Übernachtungen. Sowurden nur noch 4,2 Mio. Übernachtungen ver-
zeichnet, rund 3,6 Mio. weniger als im Vorjahres-zeitraum (-45,9%). Aufgrund der geringen Zahl der Übernachtungen sank auch die Bettenauslastung auf rekordtiefe 8,9% im Januar und 17,3% im Ge-samtzeitraum Januar bis Juli. 2019 waren es da-gegen gut 60%. Die Aufenthaltsdauer eines re-gistrierten Berlin-Gastes in den 697 geöffneten Beherbergungsbetrieben mit mindestens zehn Betten bei Beherbergungsstätten bzw. zehn Stell-plätzen bei Campingplätzen lag bei durchschnitt-lich 69 Stunden (2,9 Tage). Die touristischen Aus-gaben betrugen insgesamt 873 Mio. EUR. Gegen-über dem bereits zum Teil von Corona betroffenen Vorjahr war das ein weiterer Rückgang um 741 Mio. EUR (-45,9%).
Aussichten hellen sich nur langsam auf
Die Zahl der Fluggäste auf den Berliner Flughäfen ging in den ersten sieben Monaten um 3,4 Mio. (-52,5%) auf 3,1 Mio. zurück. Zeitweise war der Flugverkehr fast völlig zum Erliegen gekommen und zog zuletzt wieder an. Vor allem aber der in-ternationale Tourismus dürfte auch in 2021 von Reisebeschränkungen gebremst werden. Durch neue Mutationen und einen langsamen Impfpro-zess in vielen Ländern ist eine Rückkehr zum Massentourismus noch in weiter Ferne. In 2022 könnten aber zumindest wieder langsam steigende Übernachtungszahlen verzeichnet werden.
-70
-60
-50
-40
-30
-20
-10
0
10
20
30
0
5
10
15
20
25
30
35
40
05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Grafik und Berechnung
Veränderung ggü. Vj. in % (rechte Skala)Übernachtungen in Millionen (linke Skala)
Übernachtungen in Berlinin Millionen
12,3
Volkswirtschaft | September 2021 15
-45,9
-36,2
-63,7
-80 -60 -40 -20 0 20
Übernachtungen
davon Inland
davon Ausland
Januar - Juli 2019 Januar - Juli 2020 Januar - Juli 2021
ÜbernachtungenVeränderung zum Vorjahreszeitraum in %
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
-54,4
-47,3
-70,7
-80 -60 -40 -20 0 20
Gästeankünfte
davon Inland
davon Ausland
Januar - Juli 2019 Januar - Juli 2020 Januar - Juli 2021
GästeVeränderung zum Vorjahreszeitraum in %
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
1.486.274
34.688
30.454
25.743
17.020
16.407
15.057
15.017
13.060
11.518
9.533
7.539
6.987
6.727
4.659
4.328
3.965
0 20.000 40.000 60.000 80.000 100.000120.000
Insgesamt:
Polen
Dänemark
Niederlande
USA
Schweiz
Österreich
Frankreich
Italien
Spanien
Tschechien
Belgien
GB
Schweden
Rumänien
Israel
Russland
…
Gäste
Januar - Juli 2020 Januar - Juli 2021
Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
4.240.107
110.102
96.448
78.980
57.441
53.307
52.843
49.174
43.641
41.604
28.860
26.539
22.815
19.580
17.632
17.338
17.220
0 100.000 200.000 300.000
Insgesamt:
Polen
Dänemark
Niederlande
USA
Frankreich
Italien
Schweiz
Spanien
Österreich
GB
Tschechien
Belgien
Rumänien
Russland
Schweden
Israel
…
Übernachtungen
Januar - Juli 2020 Januar - Juli 2021
Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
-0,5
-0,7
-0,7
-0,7
-0,9
-1,7
-1,8
-1,9
-27,8
-35,5
-36,8
-38,2
-46,6
-48,0
-50,5
-94,1
-250 -200 -150 -100 -50 0
Island
Zypern
Malta
Slowakei
Slowenien
Neuseeland und Ozeanien
Südafrika
Bulgarien
…
Schweiz
Russland
Frankreich
Niederlande
USA
Italien
Spanien
GB
GästezahlenVeränderung gegenüber Vorjahreszeitraum in Tsd.
Januar - Juli 2020 Januar - Juli 2021
Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur16
Gastgewerbe
Umsatz sinkt um 38%
Das Berliner Gastgewerbe – bestehend aus Be-
herbergungsgewerbe und Gastronomie – wurde
von allen Branchen von der Corona-Krise am här-
testen getroffen. Nach vorläufigen Zahlen des Am-
tes für Statistik Berlin-Brandenburg sanken die
Umsätze in den ersten sieben Monaten um 37,7%
(Deutschland: -28,7%). Der Vergleichszeitraum in
2020 war durch den ab dem 22. März 2020 ange-
ordneten ersten Lockdown bereits teilweise von
Corona beeinträchtigt. Im Vergleich zum Vorkri-
senniveau im entsprechenden Zeitraum in 2019
sank der Umsatz sogar um 65%. Besonders be-
troffen waren die Berliner Hotels, Gasthöfe und
Pensionen mit einem Umsatzrückgang um 38,7%
(Deutschland: -38,5%). Durch die wiederholten
Schließungen und den Stopp des internationalen
Tourismus war der Betrieb der meisten Hotels und
Gasthöfen zwischenzeitlich unrentabel.
Die Berliner Gastronomie meldete trotz des Au-
ßerhausverkaufs und Lockerungen ebenfalls star-
ke Umsatzeinbußen von 36,9% (Deutschland:
-25,2%). Die Umsätze von Restaurants, Imbissstu-
ben, Cafés und Eissalons sanken dabei um 38,1%,
die Umsätze der Caterer um 27,7%.
Dementsprechend deutlich sank die Zahl der Be-
schäftigten im Gastgewerbe weiter, um 18,3%. In
den Hotels und Pensionen ging sie um 19,0%, in
den Restaurants um 19,8% und bei den Caterern
um 12,4% zurück. Auch nach den Lockerungen
suchen viele Betriebe noch vergeblich nach Per-
sonal und können daher nicht oder nur einge-
schränkt öffnen. Viele Mitarbeiter konnten mit ge-
ringerem Kurzarbeitergeld und dem Wegfall von
Trinkgeldern ihren Lebensunterhalt nicht mehr
finanzieren und haben sich umorientierten.
Die Jahre 2020 und 2021 werden für das Berliner
Gastgewerbe als die schwersten Krisenjahre in die
jüngere Geschichte eingehen. Der Einbruch des
internationalen Tourismus und der damit zusam-
menhängende Ausfall von Messen und Kongres-
sen werden noch lange nachwirken. Gestrichene
Reisen, Übernachtungen, Events und Verzehre
können nicht nachgeholt werden. Der Tourismus
dürfte noch länger eingeschränkt bleiben und vie-
len Menschen das Geld für Reisen fehlen. Gemäß
der aktuellen Corona-Umfrage der IHK berichten
92% der Betriebe im Gastgewerbe von schlechten
Geschäften. Trotz der staatlichen Hilfen beklagen
gut die Hälfte aller Betriebe daher Liquiditätsprob-
leme und 36% plagen Insolvenzängste.
10
90
80
70
60
50
40
30
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130
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110
100
2017 2018 2019 2020 2021
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Monatswerte Saison-/kalenderbereinigte Werte Trend
GastgewerbeUmsatz; (2015 = 100)
Volkswirtschaft | September 2021 17
-37,7
-39,8
-38,7
-36,9
-38,1
-27,7
-60 -40 -20 0 20
Gastgewerbe insges.darunter:
Beherbergungsgewerbe insg.
Hotels
Gastronomie insg.
Restaurants, Schankwirtschaft, etc.
Caterer, etc.
Januar - Juli 2019 Januar - Juli 2020 Januar - Juli 2021
Umsatztrends im GastgewerbeVeränderung zum Vorjahreszeitraum in %
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
10
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50
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100
110
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Mrz MaiJan Feb Apr Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
2019 2020 2021
Umsatz Gastgewerbe2015 = 100
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur18
80
90
EinzelhandelUmsatz (2015 = 100)
140
130
120
110
100
2017 2018 2019 2020 2021
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Monatsswerte Saison-/kalenderbereinigte Werte Trend
Einzelhandel
Umsätze steigen im ersten Halbjahr um 2,0%
Zwar belasteten die Schließungen zur Eindäm-
mung der Corona-Pandemie, der Nachfragerück-
gang durch ausbleibende Touristen sowie Ein-
kommenseinbußen die Einzelhandelsumsätze.
Jedoch stieg die Nachfrage pandemiebedingt in
einigen Bereichen wie Lebensmitteln, Home-
Office-Ausrüstung sowie im Onlinehandel. Der
Berliner Einzelhandel meldete nach vorläufigen
Berechnungen des Amtes für Statistik Berlin-
Brandenburg in den ersten sieben Monaten ein
Umsatzplus von 2,0% und entwickelte sich damit
stärker als der bundesdeutsche Durchschnitt
(+1,6%).
Im Handel mit Waren verschiedener Art und an
Tankstellen (+0,8%), mit Lebensmitteln (+1,2%)
und im Onlinehandel (+23,8%) stiegen die Umsät-
ze. In den vergangenen Jahren wurden in Berlin
innovative Start-ups im Bereich Internet- und Ver-
sandhandel aufgebaut, die nun von Berlin aus
international agieren. In Gesamtdeutschland
(+19,5%) nahm der Internethandel weniger stark
zu. Beim Kraftfahrzeughandel und –reparatur wur-
den trotz eines Einbruchs zu Jahresbeginn nach
Auslaufen der Mehrwertsteuersenkung im ersten
Halbjahr insgesamt deutlich steigende Umsätze
gemeldet (+20,2%). Durch die zeitweisen Schlie-
ßungen sank in den ersten sieben Monaten der
Umsatz im Berliner Facheinzelhandel mit Technik,
Haushalts- und Heimwerkerbedarf (-20,1%), sowie
bei Verlagsprodukten, Sport- und Spielgeräten
(-7,6%).
Die Zahl der Beschäftigten im Einzelhandel stieg
leicht (+1,7%). Beschäftigung aufgebaut wurde bei
den Händlern mit Waren verschiedener Art und an
Tankstellen (+3,3%), mit Nahrungsmittel und Ta-
bak (+0,7%), im Facheinzelhandel (+0,3%) sowie
besonders deutlich im Internethandel (+10,6%).
Dagegen sank die Beschäftigtenzahl bei Händlern
mit Verlagsprodukten und Sportwaren (-2,9%)
sowie mit Kraftfahrzeugen (-3,8%; letzter Stand
hier Juni).
Die Corona-Pandemie hat den Strukturwandel im
Einzelhandel spürbar beschleunigt. Vor allem spe-
zialisierte Fach- und Einzelhändler ohne Online-
Konzept wurden von den Schließungen während
der Krise und den ausbleibenden Touristen hart
getroffen. Insgesamt wurden aber mehr Lebens-
mittel eingekauft und der boomende Onlinehandel
konnte einen Teil der Ausfälle kompensieren.
Volkswirtschaft | September 2021 19
80
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100
110
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140
Mrz MaiJan Feb Apr Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
2019 2020 2021
Umsatz Einzelhandel insgesamt 2015 = 100
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
2,0
0,8
1,2
-20,1
-7,6
23,8
-40 -20 0 20 40
Einzelhandel (ohne Kfz) insg.darunter:
Kaufhäuser/Tankstellen
Supermärkte
Facheinzelhandel
sonstiger Einzelhandel
Versand-, Markt- und Internethandel
Umsatztrends im EinzelhandelVeränderung zum Vorjahreszeitraum in %
Januar - Juli 2019 Januar - Juli 2020 Januar - Juli 2021
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur20
1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
1 1
1 1
1 1
1 1
1 1
1 1
1 1
1 1
1 1
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1 1
1 1
1 1
1 1
1 1
1 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 1 1 1 1 1
Neugründung Rechtsform- w echsel
281 (119,5%)
Gewerbeanmeldungen Januar - Juli 2021 (Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum)
Gesellschafter-eintritt
Erbfolge, Kauf, Pacht
23.676 (8,5%) 101 (21,7%)
25.696 (8,4%)
Neuerrichtungen Zuzug Übernahme
23.777 (8,5%) 917 (6,8%) 1.002 (7,4%)
Umw andlung
4.501 (7,3%) 1.352 (24,5%) 8.783 (-0,2%) 9.040 (16,7%)
195 (48,9%) 526 (-22,0%)
Betriebsgründung sonstige Neugründung
Betriebsgründung Hauptniederlassung
Betriebsgründung Zw eigniederlassung
Gründung Kleingew erbetreibende Gründung Nebenerw erb
5.853 (10,8%) 17.823 (7,7%)
Unternehmensgründungen und Insolvenzen
8,4% mehr Gewerbeanmeldungen bis Juli
In den ersten sieben Monaten in 2021 wurden 25.696 Gewerbeanmeldungen bei den Gewerbe-ämtern in Berlin registriert. Das waren 8,4% mehr als im Vorjahreszeitraum (+1.995). Im Bundes-durchschnitt stiegen die Gewerbeanmeldungen bis Juli sogar um 11,3%. Dieser Trend begann bereits im Vorjahr und kann auf die seinerzeit gute Lage auf dem Berliner Arbeitsmarkt zurückgeführt wer-den. Auch während der Krise wurden Gründungs-willige stark unterstützt. Dennoch wurden einige Gründungen verschoben oder ganz überdacht. Gleichzeitig wurden 17.319 Gewerbe abgemeldet, so dass ein positiver Saldo von 8.377 Gewerbe-meldungen verbleibt. Im Bereich Handel und KfZ-Reparatur (1.912) sowie in den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistun-gen (1.379) war der Gründungssaldo besonders hoch. Im Informations- und Kommunikationsge-werbe war das Gründungsgeschehen ebenfalls dynamisch, der Saldo betrug 1.155 (+21,8%). Das wahre Ausmaß an krisenbedingten Schließungen wird sich jedoch erst mit Abstand nach Wiederein-führung der Insolvenzantragspflicht seit Mai 2021 und nach dem Auslaufen der Krisenhilfen zeigen. Der Saldo der wichtigen Betriebsgründungen sank dagegen um 6,9% auf 1.797. Zu 75% sind diese Betriebe Kapitalgesellschaften, die besonders viele Arbeitsplätze schaffen.
Kein Insolvenzschub trotz Wiedereinführung der Antragspflicht
Im ersten Halbjahr 2021 ist die Zahl der gemelde-ten Unternehmensinsolvenzen mit 640 im Ver-gleich zum Vorjahreszeitrum weiter krisenunty-pisch rückläufig (-6,6%). Von März 2020 bis Mai 2021 war die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt und die Zahl der Insolvenzen dadurch niedrig. Aber auch danach ist sie bisher nicht gestiegen. Zumindest die Höhe der Forderungen der Gläubi-ger ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 17,8% auf 327 Mio. EUR gestiegen. Die meisten Insolvenzen betrafen die Bereiche Handel und Kfz-Reparatur (101), Gastgewerbe (87) sowie das Baugewerbe (85). Im Bereich Information und Kommunikation mussten 44 Firmen aufgeben.
Seit Mai greift die Insolvenzantragspflicht wieder. Wie viele Unternehmen die Krise überstehen, wird sich erst mit Abstand zeigen und hängt von dem weiteren Verlauf der Pandemie ab. Lieferengpäs-se, Gesundheitsvorschriften und mangelnde Nach-frage bedrohten viele Geschäftsmodelle. Gleichzei-tig stützten Kurzarbeitergeld und staatliche Hilfen viele Betriebe kurzfristig und mit den aufhellenden Perspektiven dank Impffortschritten und Eindäm-mungsmaßnahmen kehrt langsam Optimismus zurück. Laut der Umfrage der Berliner IHK fürchtet knapp jedes 10. Berliner Unternehmen die Insol-venz – deutlich weniger als noch im Winter (25%).
Volkswirtschaft | September 2021 21
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16 17 18 19 20 21beantragte Unternehmensinsolvenzen (Anzahl pro Monat)
gleitender Durchschnitt (Anzahl pro Monat)Forderungen in Mio. EUR pro Monat (rechte Skala, Durchschnitt)
Unternehmensinsolvenzen
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
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16 17 18 19 20 21
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Anmeldungen Abmeldungen Saldo
Gewerbemeldungen monatliche Trendwerte, Veränderung gegenüber Vorjahresmonat
-20
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20
40
60
80
-80
-60
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0
20
40
16 17 18 19 20 21
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Gründungen Aufgaben Saldo
Betriebsgründungen und -aufgabenmonatliche Trendwerte, Veränderung gegenüber Vorjahresmonat
6.2367.537
92
721
1.801
365
68
1.023
245
201
2.059
919
0 500 1.000 1.500 2.000 2.500
Insgesamt
Verarbeitendes Gewerbe
Baugewerbe
Handel
Verkehr und Lagerei
Gastgewerbe
Informat.u.Kommunikat.
Finanz-,Vers.Dienstlstg.
Grundst.-u.Wohngs.wesen
Unternehmensnahe Dienstlstg.
öffentl.u.priv.Dienstlstg.
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Januar - Juni 2020 Januar - Juni 2021
Gründungsgeschehen - Saldo Gewerbean- und -abmeldungen16491492
-9
98
88
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0
307
94
127
517
194
-100 0 100 200 300 400 500 600 700
Insgesamt
Verarbeitendes Gewerbe
Baugewerbe
Handel
Verkehr und Lagerei
Gastgewerbe
Informat.u.Kommunikat.
Finanz-,Vers.Dienstlstg.
Grundst.-u.Wohngs.wesen
Unternehmensnahe Dienstlstg.
öffentl.u.priv.Dienstlstg.
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Januar - Juni 2020 Januar - Juni 2021
Gründungsgeschehen - Saldo Betriebsgründungen und -aufgaben
Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur22
Arbeitsmarkt
Arbeitsmarkt zeigt sich äußerst dynamisch
Seit einem Höchststand zu Jahresbeginn im Zuge
neuer Schließungen sinken die Arbeitslosenzahlen
dank der Lockerungen und dem wirtschaftlichen
Aufholprozess wieder. Im September 2021 waren
190.435 Arbeitslose gemeldet. Das entspricht einer
Arbeitslosenquote von 9,4% (Deutschland: 5,4%) –
0,3 Punkt weniger als im Vormonat und 0,9 Punkt
weniger als im schon von Corona geprägten Vor-
jahresmonat. In 2019 betrug sie noch 7,8%. Inklu-
sive der Personen, die eine berufliche Eingliede-
rung oder Weiterbildung durchlaufen, gibt es sogar
243.416 unterbeschäftigte Menschen in Berlin
(11,8%).
Trotz krisenbeding höherer Arbeitslosigkeit setzt
sich der Beschäftigungsaufbau in Berlin dynamisch
fort. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Be-
schäftigten stieg im Juli im Jahresvergleich um
42.345 auf 1,58 Mio. Damit liegt Berlin mit einem
Zuwachs von 2,8% an der ersten Stelle aller Bun-
desländer und doppelt so hoch wie der deutsche
Schnitt. Dies zeugt von widerstandsfähigen Wirt-
schaftsbereichen, wie der Digitalwirtschaft und
Gesundheitswirtschaft. Der Fachkräftebedarf in
diesen Unternehmen bleibt hoch. Im September
zählte die Bundesagentur für Arbeit 21.264 offene
Stellen (805 mehr als im August). In fast allen
Branchen wurden mehr offene Stellen gemeldet,
die meisten (3.605) meldeten die Industrie, der
Verkehr, Logistik und Sicherheitsberufe, (3.547)
sowie die Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialbe-
rufe (3.416).
Die Anmeldungen zur Kurzarbeit sanken aufgrund
der Lockerungen deutlich. In Berlin meldeten im
September 57 Unternehmen Kurzarbeit für insge-
samt nur noch 573 Personen an. Damit gab es von
März 2020 bis September 2021 insgesamt 53.500
Anzeigen für 526.000 Personen. Tatsächlich in
Anspruch genommen wurden im Juni (letzte ver-
fügbaren Daten) 11.974 Anmeldungen für 76.453
Kurzarbeiter. Dies entspricht einem Anteil an allen
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von
4,8%, leicht über Gesamtdeutschland (4,6%). Zu
Hochzeiten im April 2020 waren 15,5% der Be-
schäftigten in Berlin in Kurzarbeit, in Gesamt-
deutschland sogar 19,8%. Dies liegt auch an der
Struktur der Berliner Beschäftigung mit vielen nied-
rigqualifizierten Jobs und Selbstständigen, die in
der Krise unmittelbar von der Arbeitslosigkeit be-
droht sind. Die Aussichten hellen sich allmählich
auf. Laut der Umfrage der Berliner IHK fürchten
viele Berliner Firmen jedoch, dass der Fachkräfte-
mangel ihre Expansionspläne ausbremst.
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Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Berlin Deutschland
Sozialversicherungspflichtig BeschäftigteVeränderung ggü. Vorjahr in %
Volkswirtschaft | September 2021 23
-2,0
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-0,5
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1,5
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2,5
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Arbeitslose in Tausend (linke Skala)
Arbeitslosenquote in Prozentpunkten (rechte Skala)
Unterbeschäftigungsquote in Protzentpunkten (rechte Skala)
Veränderung der Arbeitslosigkeit(ggü. Vorjahresmonat)
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen
1.300
1.350
1.400
1.450
1.500
1.550
1.600
1.650
MaiJan Feb Mrz Apr Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen
2019 2020 2021
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigtein Tausend
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Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen
SV-Beschäftigte in Tausend in % zum Vorjahresmonat (rechte Skala)
Veränderung der Beschäftigung(ggü. Vorjahresmonat)
3,23,7
4,64,9
5,2 5,2 5,2 5,4 5,5 5,5
6,56,8 6,9 7 7
9,4
10,3
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2
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8
Arbeitslosenquoten September 2021in %
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Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen
0,5
0,80,9 1,0
1,11,1 1,2 1,2 1,3
1,4 1,4 1,5
1,7 1,82,0 2,0
2,8
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Quelle: Bund
M
esagentur für Arbeit, eigene Berechnungen
in %
Veränderung der Beschäftigten Juli 2021
21.264
3.605
3.547
3.416
3.266
2.608
2.150
1.161
1.075
316
0 1.000 2.000 3.000 4.000
Insgesamt
Industrie
Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit
Gesundheit, Soziales, Erziehung
Handel, Vertrieb, Tourismus
Buchhaltung, Recht, Verwaltung
Bau, Architektur, Gebäudetechnik
Naturwissenschaft, Informatik
Werbung, Marketing, Kultur
Land-, Forstwirtschaft, Gartenbau
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen
Offene Stellen September 2021
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140
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160
170
180
190
200
210
220
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
2019
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
2020 2021
Gemeldete Arbeitslosein Tausend
2,5
3,0
3,5
4,0
4,5
5,0
Arbeitslosenquote im VergleichVeränderung ggü. Vorjahr in Prozentpunkten / Abstand Berlin zu Deutschland
3,0
2,0
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Berlin Deutschland
20 21
Abstand Arbeitslosenquoten (rechte Skala)
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen
Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur24
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Quelle: Senatsvewaltung für Finanzen, eigene Berechnung
in Mio. EUR in Prozent (rechte Skala)
Steuereinnahmen Berlins vor Steuerverteilungmonatliche Trendwerte; Veränderung ggü. Vorjahresmonat
Steuern und Kredite
Steuereinnahmen sinken wegen Corona
Die Pandemiekosten belasten den Berliner Haus-halt, der 2020 zum ersten Mal seit acht Jahren wieder ein Defizit von 1,4 Mrd. EUR auswies. Die Steuereinnahmen profitieren von der robusten Beschäftigungs- und Lohnentwicklung sowie von der günstigen Stimmung auf den Aktienmärkten und steigen nach dem Coronaknick wieder. So verzeichneten die Steuereinnahmen vor Steuerver-teilung von Januar bis August 2021 gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Plus von 1,0 Mrd. EUR auf 21,3 Mrd. EUR (+5,2%). Zuwächse gab es bei der Einkommenssteuer (+17,2% auf 1,5 Mrd. EUR), der Lohnsteuer (+8,9% auf 9,8 Mrd. EUR), der Abgeltungssteuer (+91,2% auf 157,5 Mio. EUR), der Körperschaftssteuer (+20,5% auf 962,1 Mio. EUR) sowie aus der nicht veranlagten Er-tragssteuern auf Dividenden (+16,4% auf 594,8 Mio. EUR). Jedoch sanken die Einnahmen aus der Umsatzsteuer (-15,7% auf 4,9 Mrd. EUR) deutlich. Seit Jahresbeginn steigen die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt – zuletzt noch angefeuert durch den für ungültig erklärten Mietendeckel – und da-mit wieder die Einnahmen aus der Grunderwerbs-steuer (+27,5% auf 855,7 Mio. EUR).
Kreditbestand steigt um 7,4%
Der Kreditbestand bei den am Standort Berlin täti-gen Banken betrug nach dem ersten Halbjahr 2021 laut Auskunft der Bundesbank 145 Mrd. EUR. Gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht das einem Plus von 7,4%. Die Firmenkredite (71 Mrd. EUR) stiegen um 6,4%. Dies dürfte auch der Pandemie Rechnung tragen. Besonders die Kredi-te an Finanzierungsinstitute und Versicherungen (+830 Mio. EUR bzw. +9,1%), die Wasser- und Energieversorger (+421 Mio. EUR bzw. +11,5%), sowie die Bauindustrie (+164 Mio. EUR bzw. +13,0%) sowie wurden ausgeweitet. Kredite fürDienstleistungsunternehmen stiegen ebenfalls um6,2% auf 63,0 Mrd. EUR, darunter besonders anWohnungsunternehmen (+1,7 Mrd. EUR bzw.+5,8%). Die Nachfrage nach Immobilienkreditenblieb hoch. So verzeichneten Wohnungsbaukrediteeinen Anstieg um 7,8% auf 39,8 Mrd. EUR – vorallem bei großen Kreditpositionen von Wohnungs-bauunternehmen. Verbraucherkredite sanken auf-grund hoher Sparquoten leicht auf 9,7 Mrd. EUR(-0,7%). In den kommenden Monaten dürften dieBelastungen für die Banken am Standort aufgrundleicht anziehenden Insolvenzen steigen.
Volkswirtschaft | September 2021 25
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2016 2017 2018 2019 2020 2021
Veränd. zum Vorjahresquartal in % (rechte Skala)Kreditbestand in Mrd. EUR (linke Skala)
UnternehmenskrediteKreditbestand aller Bankniederlassungen in Berlin
Quelle: Deutsche Bundesbank, eigene Berechnungen
15,6
17,4
6,1
21,6
-20 0 20 40 60 80 100
Steuereinnahmen
dav. Umsatzsteuer
dav. Lohnsteuer
weitere Steuern
Januar - August 2020 Januar - August 2021
Steuereinnahmen nach SteuerartenVeränderung zum Vorjahreszeitraum in %
Quelle: Senatsverwaltung für Finanzen, eigene Berechnungen
5,2
15,6
15,0
34,7
14,8
7,1
-30 -20 -10 0 10 20 30 40
Steuereinnahmen vorSteuerverteilung
Steuereinnahmen
Darunter:
Landesanteil anGemeinschaftsteuern
Landessteuern
Gemeindesteuern
Gemeindeanteile anGemeinschaftsteuern
Januar - August 2020 Januar - August 2021
Steuereinnahmen BerlinVeränderung zum Vorjahreszeitraum in %
Quelle: Senatsverwaltung für Finanzen, eigene Berechnungen
6,5
6,2
9,1
11,5
0,9
4,2
0,5
13,0
5,0
-20 -10 0 10 20
Unternehmen insgesamt
Dienstleistungsgewerbe
Finanzierungsinstitutionen und Versicherungen
Energie- und Wasserversorgung
Verarbeitendes Gewerbe
Handel
Verkehr und Nachrichtenübermittlung
Baugewerbe
Land- und Forstwirtschaft
2. Quartal 2021 2. Quartal 2020
Kredite an UnternehmenKreditbestand aller Bankniederlassungen in Berlin, Veränderung ggü. Vorjahr in Prozent
Quelle: Deutsche Bundesbank, eigene Berechnungen
0,9
3,5
-6,0
10,2
-1,5
1,4
4,6
7,1
-24,0
-31,3
-40 -20 0 20 40 60
Insgesamt
Chemische Industrie
Druckgewerbe, Möbel, Recycling
Machinen-, Fahrzeugbau, Reparatur
Datenverarbeitungsgeräte, Optik
Ernährungsgewerbe, Tabakverarbeitung
Metallerzeugung und -bearbeitung
Gummi- u. Kunststoffwaren
Textil und Bekleidungsgew.
Glas, Keramik, Steine und Erden
2. Quartal 2021 2. Quartal 2020
Kredite an IndustrieunternehmenKreditbestand aller Bankniederlassungen in Berlin, Veränderung ggü. Vorjahr in Prozent
Quelle: Deutsche Bundesbank, eigene Berechnungen
Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur26
Die Wirtschaft nimmt Fahrt auf
Die Corona-Krise ist in Berlin noch nicht überwun-den und die 4. Ansteckungswelle schon in vollem Gange. Dennoch zeigte sich die Wirtschaft recht robust. Für einen kräftigen konjunkturellen Schwung sorgen steigende Impfquoten und wach-sende Bewegungsfreiheit, die zu einer Wiederbe-lebung der zuvor darbenden Dienstleistungszwei-ge geführt haben. Dagegen haben angespannte Lieferketten und der Mangel an kritischen Gütern – wie Computerchips, Stahl oder Kupfer – die Indust-rie aus der Rolle des konjunkturellen Treibers ge-drängt. Das betrifft auch die Berliner Bauwirtschaft, die aufgrund von Knappheit an Holz, Kunststoffen, Beton und Dämmstoffen ihr Potential nicht voll ausschöpfen kann.
Das liegt weniger an der Berliner Wirtschaft, son-dern vielmehr an überregionalen Zusammenhän-gen. Deshalb wird neben der Regionalwirtschaft immer auch die weltweite Konjunkturentwicklung und die Entwicklung an den internationalen Kapi-talmärkten betrachtet. Auch der weltweite Konjunk-turverlauf wird maßgeblich von der Covid 19-Pandemie beeinflusst. Die kräftige Erholung in China (BIP-Prognose 2021: 9,0%) und den USA (6,3%) wirken sich zwar mittelbar positiv auf die Berliner Exporte aus. Allerdings führt das gleichzei-tige Anlaufen dieser großen Volkswirtschaften zu weltweit hoher Nachfrage nach spezifischen Vor-leistungsgütern wie zum Beispiel Industrierohstof-fen und vor allem Halbleitern, die nun auch in Ber-lin fehlen. Hinzu kommen Kapazitätsengpässe im Seetransport, die sich zuletzt in stark gestiegenen Frachtraten widerspiegeln und die zu verzögerten Lieferungen führten. Dennoch sollte das Wachs-tum im zweiten Halbjahr deutlich anziehen, so dass in Berlin eine Jahresrate von 3,2% in 2021 erreicht werden kann. In Deutschland könnte das Wachstum sogar 3,6% erreichen.
In den vergangenen zehn Jahren vor der Corona-Krise ist die Berliner Wirtschaft gegenüber dem Bundesschnitt überdurchschnittlich stark gewach-sen. Sie konnte sich in der Pandemie aufgrund ihrer stark spezialisierten Standbeinen, insbeson-dere der Gesundheits- und Digitalwirtschaft, etwas besser gegen den Abschwung stemmen als die bundesdeutsche Wirtschaft. Auch der geringere Industrieanteil Berlins hat einen tieferen Absturz in 2020 verhindert. 2021 könnte sich das Berliner Wachstum genau deshalb etwas unterhalb des Bundesdurchschnitt entwickeln. Eine Rückkehr zu den wirtschaftlichen Niveaus auf Vorkrisenniveau ist voraussichtlich zum Jahreswesel 21/22 zu er-warten.
Nach einem äußerst verhaltenen Preisauftrieb im Vorjahr liegt die Inflation dieses Jahr deutlich hö-her. Sehr tiefe Vergleichswerte – insbesondere bei Energiekosten – sowie die temporäre Absenkung der deutschen Mehrwertsteuersätze im zweiten Halbjahr 2020 haben zu diesem Verlaufsmuster entscheidend beigetragen, erklären es aber nur teilweise. Gleichzeitig zogen die Notierungen für Industrierohstoffe im letzten Herbst stark an und auch Transportkosten und die Materialknappheit haben die Kosten steigen lassen. Verzögert schlägt sich dies in gedämpfter Form auch in den Herstellerpreisen und nochmals abgeschwächt auch in den Verbraucherpreisen nieder.
Im Euroraum ist die Inflation im August inzwischen auf 3,0% gestiegen, in Deutschland hat sie 3,4% und in Berlin sogar 3,7% erreicht. Gleichzeitig hat aber die sogenannte Kerninflation in den Eurolän-dern, also die Inflation ohne die volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise, erst 1,6% erreicht. Im nächsten Jahr werden allerdings die treibenden Basiseffekte entfallen, so dass die Inflation dann wieder mäßiger ausfallen wird. Somit ist weiterhin nicht von einer sich stetig beschleunigenden Preisentwicklung auszugehen, sondern von einem Inflationsplateau. Dafür spricht auch, dass seitens der Lohnentwicklung bisher noch keine Anhalts-punkte für einen kontinuierlich höheren Preisdruck auszumachen sind.
Aufgrund der umfangreichen Hilfsprogrammen dürften in diesem Jahr alle großen Industriestaaten und Regionen hohe Haushaltsdefizite aufbauen, deren Finanzierung nur durch die ausreichend flexibel ausgestalteten Ankaufprogramme der Zentralbanken sichergestellt werden können. Für den Berliner Haushalt endete in 2020 eine Phase von acht Jahren, in denen er mit einem positiven Finanzierungssaldo abschließen konnte. Im Kri-senjahr ist das Steueraufkommen coronabedingt um rund 1,1 Mrd. EUR eingebrochen. Der Schul-denstand stieg zum Jahresende 2020 um 6,2 auf 63,7 Mrd. EUR und mit der notfallbedingten Kredit-aufnahme ist die Verschuldung Berlins relativ zum gesunkenem BIP um 4,5 Prozentpunkte angestie-gen. Dieser Verlust und die gesunkenen Steuer-einnahmen sowie dauerhaft höhere Ausgabeni-veaus in staatlichen Aufgabenbereichen wie der öffentlichen Gesundheitsvorsorge und der Digitali-sierung könnten zudem dazu führen, dass künftig Ausgabeniveaus in anderen Bereichen beschränkt oder zurückgefahren werden müssen.
Fazit
Volkswirtschaft | September 2021 27
Investitionsbank Berlin | Berlin Konjunktur28
Herausgeberin:Investitionsbank Berlin Volkswirtschaft
Bundesallee 210 10719 Berlin [email protected]
Verfasser: Sarah Kopp Claus Pretzell Telefon 030/2125-4752
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